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Seit einigen Jahren holen Hirnforscher auch religiöse Tätigkeiten unter die Scanner: Sie beobachten, was bei Gebet, Meditation und Schriftlesung in menschlichen Gehirnen geschieht. Entstehen religiöse Erfahrungen aus Fehlfunktionen? Oder werden reale Wahrnehmungen verarbeitet? Können unsere Gehirne Gott erkennen? Der Religionswissenschaftler Dr. Michael Blume führt in die Beobachtungen und Thesen der "Neurotheologen" ein und zeigt, was sich jetzt schon gesichert aussagen lässt.
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Seitenzahl: 312
Veröffentlichungsjahr: 2013
Michael Blume
Neurotheologie – Hirnforscher erkunden den Glauben
Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag. Theologie, Bd. 6
© Tectum Verlag Marburg, 2009
ISSN 1861-6836
ISBN 978-3-8288-5634-9
Bildnachweis Cover: istockphoto.com © simfo
(Dieser Titel ist zugleich als gedrucktes Buch unter der ISBN 978-3-8288-9933-9 im Tectum Verlag erschienen.)
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Vorwort zur Neuausgabe
Wenn eine Promotion abgegeben wurde, den kritischen Blicken der Gutachter erfreulich bestanden hat und veröffentlicht wurde, so setzt gewöhnlich beim Verfasser baldiges Verdrängen ein. Neue Projekte warten und die Anforderungen an eine Doktorarbeit sind gewöhnlich völlig andere als die, eine Publikation zu schreiben, die man zum Beispiel auch im Freundeskreis verschenken würde.
Umso überraschter war ich, als der Tectum Verlag mit der Idee einer um neue Entwicklungen erweiterten Neuauflage der Dissertation „Neurotheologie“ aus religionswissenschaftlicher Perspektive auf mich zutrat. Die Hartnäckigkeit des Tectum-Geschäftsführers Dr. Heinz-Werner Kubitza, die Qualitätsarbeit seines Teams und besonders Norman Rinkenberger beispielsweise bei Vorschlägen zu Layout und Konzeption und schließlich die erfreuliche Resonanz auf „Gott, Gene und Gehirn“ gaben schließlich den Ausschlag.
So interessieren sich offenkundig sehr viel mehr Menschen, als zunächst zu erwarten war, für die naturwissenschaftliche Erforschung menschlicher Religiosität. Aus den Leserzuschriften konnte ich entnehmen, dass viele die Hirnforschung besonders bewegte, manchen die Evolutionspsychologie, Soziobiologie oder Genetik. Aber ein gemeinsames und immer wiederkehrendes Interesse gerade auch der aktivsten Leser bündelte sich immer wieder in den Fragen: Was sagt dies alles im Bezug auf die Gottesfrage aus? Welche Art von Realität bearbeitet und rekonstruiert unser Gehirn?
Mir wurde bewusst, dass ich ohne den eigenen Zugang über die so genannte „Neurotheologie“ viele der gestellten Fragen nicht hätte sinnvoll bearbeiten können. Nach den oft überzogenen Meldungen zu den ersten Studien von Hirnforschern zur Religiosität, die „Gottmodule“ oder „Hirngespinste“ meinten geortet zu haben, wieder und wieder das Haltbare vom Täuschenden zu trennen, hatte sich im Rückblick als nützliche und, ja unterhaltsame, Übung erwiesen. Wer sich durch diesen Wald einen Pfad gebahnt hat, hat sowohl Faszination wie Übertreibung erlebt und zu unterscheiden gelernt.
Mit der Neuauflage der Dissertation möchte ich Sie also einladen, auf diesem Weg mit zu gehen. Bewusst wurde der Originaltext dabei stehen gelassen, aber um ein neues Kapitel über die neuesten Entwicklungen ergänzt. Denn das dynamisch wachsende Feld der Religionsbiologie (der Erforschung religiösen Verhaltens und religiöser Erfahrung auf Grundlage der Evolutions- und Neurobiologie) ist derzeit noch kein Bereich, in dem die Beteiligten angeblich schon immer alles gewusst haben. Es ist eine Geschichte fortwährender, auch überraschender Entdeckungen, die derzeit in hohem Tempo andauern und die noch dringend auf Mitentdecker angewiesen bleibt.
Und so danke ich dem Tectum-Team für Hartnäckigkeit, Geduld und Qualität, meiner Frau Zehra und unseren Kindern für Ermutigung und Verständnis sowie meinem Arbeitgeber, dem Staatsministerium Baden-Württemberg, das seine Mitarbeiter zum aktiven Dialog mit der Wissenschaft nicht nur theoretisch ermuntert, sondern diesen in der Praxis auch ermöglicht, ja fördert.
Filderstadt, im Mai 2009 Michael Blume
Vorwort
Nach einer stark an religionssoziologischen Fragen und am Zeitgeschehen orientierten Magisterarbeit sowie Berufstätigkeit sollte diese Arbeit zur „Neurotheologie“ gezielt auch der religionswissenschaftlichen Erforschung und Neugewinnung naturwissenschaftlichen und erkenntnistheoretischen Terrains dienen. Ich hoffe, auch den Leser in den folgenden Kapiteln davon überzeugen zu können, warum der Dialog zwischen Neurobiologie und Religion zunehmend praxisnah und ergiebig sein kann.
Einigen Menschen möchte ich besonders danken, in erster Linie meiner Frau Zehra, aber auch unseren Familien, die mir mit unendlich viel Geduld und Verständnis den Rücken frei hielten. Dazu gehörte auch das Einverständnis für den Erwerb zahlreicher Bücher der verschiedensten Disziplinen, die zu neu oder zu speziell waren, um sie in den Bibliotheken ausreichend anzutreffen – für ein halbes Familieneinkommen mit Kind keine Selbstverständlichkeit.
Ohne die beständigen Ermutigungen meines Doktorvaters, Herrn Prof. Günther Kehrer, immer wieder auch bekannte Pfade zu verlassen und Neues auszutesten, wäre diese Arbeit nicht entstanden. Ihm und dem Zweitkorrektor, Herrn Prof. Burkhard Gladigow, verdanke ich daneben die nicht weniger wichtige Erfahrung, dass ein gesundes Maß an Humor und sanfter Selbstironie den Erkenntnisprozess nicht hemmt, sondern fördert. Ich hoffe, davon möge ein wenig in diese Arbeit eingeflossen sein.
Vom Freundeskreis möchte ich besonders Murat Aslanoĝlu sowie der Familie Alber für vielfältige Entlastung im Ehrenamt herzlich danken.
Wichtig waren auch die Diskussionen in der Internetcommunity Dol2Day sowie Anregungen aus Wikipedia. Auch wegen dieser positiver Erfahrungen möchte ich die Arbeit gerne frei im Internet veröffentlichen.
Mein letzter – und nicht kleinster – Dank gehört Dir, Melissa. Du bist jetzt zweieinhalb Jahre alt. Manchmal hatte ich während der Dissertation doch Gelegenheit, den einen oder anderen Tag nur für Dich da zu sein und dafür mit Deinem Lachen und Deiner Freude an Geschichten, Bildern und Musik belohnt zu werden.
Und wenn ich heute selbstbewusster über uns Menschen und unsere Entwicklungen, über das Wachsen unseres Denkens und Fühlens nachdenken und schreiben kann, dann auch, weil Du mich bereits jetzt so vieles über das Leben gelehrt hast.
Filderstadt, den 20.06.2007 Michael Blume
Inhalt & Gliederung
1 Erkenntnistheorie: Hirnforschung und ewige Wahrheiten
1.1 Kleine Geschichte der Hirnforschung
1.1.1 Biologie und Theologie
1.1.2 Neurobiologische Verheißungen
1.1.3 Dekaden des Gehirns
1.1.4 Revolution im und durch den Kopf
1.2 Die Neurotheologie
1.3 Neurotheologische Volksreligiosität: Von Cyberpunk zu Cyberspace
1.4 Kino & die Fraglichkeit aller Wirklichkeit
1.5 Neuere Entwicklungen und sieben Merkmale der Neurotheologie
1.6 Eine neurotheol. Religionsgemeinschaft: Die Church of Virus
1.7 Kritik an der Neurotheologie
1.8 Religionswissenschaft und Neurotheologie
1.8.1 Neurotheologie und methodologischer Agnostizismus
1.8.2 Erkenntnistheoretisches Gleichgewicht nach Catherine Z. Elgin
2 Andrew Newberg. Ein neurotheologischer Entwurf
2.1 Neurobiologie und Realitätswahrnehmung (Ontogenese)
2.2 Newbergs Realität des ,Absoluten Einsseins‘ (Ontologie)
2.3 Auch Wissenschaft als Mythologie
2.4 Religion und Evolution
2.5 Transzendenz- bzw. Mystische Erfahrungen
2.6 Transzendierungsmittel: Mythos, Ritual, Mystik
2.7 Musik und Transzendenz
3 Eine Diskussion von Newbergs Neurotheologie
3.1 Newbergs normativer Konstruktivismus
3.2 Newbergs Ontologie als religiöses Bekenntnis
3.3 Wie religiös ist Wissenschaft? Wie wissenschaftlich Religion?
3.4 Was ist ,viabel‘? Evolutionsbiologische Mythen
3.5 Alles eins? Auf der Suche nach der Transzendenzerfahrung
3.6 Mythos, Ritual, Mystik und das Glück
3.7 Musik – Die kleine Schwester der Religion
4 Neurotheologen zwischen Religionskritik und -affirmation
4.1 Persingers Gott-Modul
4.1.1 Persingers Gotteserfahrung als wissenschaftlicher Entwurf
4.1.2 Persingers Gotteserfahrung als religiöser Entwurf
4.2 Richard Dawkins Egoistisches Gen und die Mem-Theorie
4.2.1 Dawkins Memtheorie als wissenschaftlicher Entwurf
4.2.2 Dawkins Memtheorie als religiöser Entwurf
4.3 Susan Blackmores „Macht der Meme“
4.3.1 Blackmores Memtheorie als wissenschaftlicher Entwurf
4.3.2 Blackmores Memtheorie als religiöser Entwurf
4.4 Pascal Boyers „Und Mensch schuf Gott“
4.4.1 Boyers Gehirnsysteme als wissenschaftlicher Entwurf
4.4.2 Boyers unsichtbare Hände als religiöser Entwurf
4.5 H. Maturanas und F. Varelas „Baum der Erkenntnis“
4.5.1 Die (neuro-)biologische Erkenntnistheorie als wissenschaftlicher Entwurf
4.5.2 Die (neuro-)biologische Erkenntnistheorie als religiöser Entwurf
4.6 Laurence O. McKinneys „Neurotheology“
4.6.1 McKinneys „Neurotheology“ als wissenschaftlicher Entwurf
4.6.2 McKinneys „Neurotheologie“ als religiöser Entwurf
4.7 Matt Ridleys „Biologie der Tugend“
4.7.1 Ridleys biologische Tugend als wissenschaftlicher Entwurf
4.7.2 Ridleys „Tugend des Marktes“ als weltanschaulicher Entwurf
4.8 Loyal Rues naturalistische Religionstheorie
4.8.1 Loyal Rues Theorie als wissenschaftlicher Entwurf
4.8.2 Loyal Rues Theorie als religiöser Entwurf
5 Fazit: Von der „Neurotheologie“ zur neurologischen Erweiterung der Religionswissenschaft?
6 Neuland: Gott zwischen den Gehirnen
6.1 Glauben stärkt Kooperation
6.2 Gretchenfrage Reproduktionsvorteil
6.3 Die Religionsgemeinschaften im evolutionären Wettbewerb
7 Entdecken wir Gott? „Neurotheologie“ und Erkenntnistheorie
7.1 Evolutionärer Atheismus
7.2 Evolutionärer Agnostizismus
7.3 Evolutionärer Theismus
7.4 Zum Schluss: Auf dem Weg zur Religionsbiologie
8 Literaturliste
Einleitung
Gerade auch im Vergleich zu Lebensbereichen wie Wirtschaft oder Kunst scheint die Religion bisweilen eine geradezu der Zeit entrückte Landschaft, dominiert von Institutionen, die seit Jahrtausenden oder doch wenigstens Jahrhunderten Menschen an sich binden. Sicher, innerhalb der Kirchen, Moscheen, Synagogen und Tempel mag es mancherlei Wandel geben, auch hört man immer mal wieder von neuen Bewegungen, die sich aufmachen, der Welt ihre Botschaft zu verkünden; doch insbesondere wenn man die Wechselwirkung mit der Politik aus dem Spiel lässt, scheint es doch ein hohes Maß an Stabilität zu geben.
Vor einigen Jahren begannen immer mal wieder kleinere Eruptionen insbesondere die westliche Berichterstattung über Religion zu bewegen, bevor doch wieder Tagesordnung einkehrte. Glaube sei als Form der Schläfenlappenepilepsie entlarvt, hieß es dann. Oder ein Helm sei entwickelt worden, mit dem sich nach Belieben religiöse Empfindungen wecken ließen. Und vor etwas über drei Jahren rauschte ein amerikanischer Neurobiologe namens Andrew Newberg mit einer These und einem Buch auch durch die deutsche Medienlandschaft, der vorgab, Religion entschlüsselt zu haben (und inzwischen auch Dozent für Religionswissenschaften in Pennsylvania ist).
Für Religionswissenschaftler war unschwer festzustellen, dass auch diese naturwissenschaftlich legitimierte Theorie zwar gut vermarktet worden war, Religion in seiner Breite aber nicht wirklich erfassen konnte. Anstatt achselzuckend weiter zu gehen, entschloss ich mich jedoch – ermutigt auch durch Prof. Kehrer –, die Sache etwas näher in Augenschein zu nehmen. Und zu meiner Überraschung hatte ich es eben nicht mit einer isolierten Begebenheit zu tun, sondern traf vielmehr auf ein weit verzweigtes und noch wenig erforschtes Netz von Entwicklungen und Gedankengängen, die die Erforschung der Religion mit so unterschiedlichen Feldern wie der Naturwissenschaft, der populären Film- und Buchkultur, der Musik und immer wieder auch der Philosophie verknüpften. Die „Neurotheologie“ erwies sich nicht als eine nur neue Mode, sondern als Aktualisierung von Deutungsfragen, die schon in der Antike diskutiert worden waren. Um in diesem Labyrinth mich nicht in wissenschaftlicher Beliebigkeit oder letztlich religiöser Deutung zu verlieren, wurde die Erkenntnistheorie in ihren philosophischen wie neuerdings auch biologisch-konstruktivistischen Zweigen zu einer unverzichtbaren Richtschnur. Kapitel für Kapitel ist diese Arbeit in einer Wechselwirkung von Religionswissenschaft, Erkenntnistheorie und Neurotheologie gewachsen. Ich hoffe, dass auch der Leser auf diesen Pfaden voller Überraschungen Neues und Interessantes für sich findet.
Ein Hinweis noch zu Beginn: ein gewichtiger Teil „neurotheologischer“ Literatur ist erst in den letzten Jahren erschienen und noch nicht ins Deutsche übersetzt worden. Wo immer jedoch aus englischen Texten zitiert wird, habe ich eine Übersetzung vorgenommen, damit Lesefluss und Freude am Nachvollziehen auch bei diesem nicht ganz einfachen Thema gewahrt bleiben.
1 Erkenntnistheorie: Hirnforschung und ewige Wahrheiten
„Ideologien, Philosophien, religiöse Lehren, Weltbilder, Wertesysteme und so weiter werden stehen oder fallen, je nach der Art der Antworten, die die Hirnforschung schließlich enthüllt. Es kommt alles im Gehirn zusammen.“ – Roger Sperry (1913-1994), Nobelpreisträger Medizin1
1.1 Kleine Geschichte der Hirnforschung
Das Gehirn des Menschen beschäftigte schon Naturvölker. Vom bisher ältesten, diesbezüglichen Schädelfund, der auf etwa 5000 v.Chr. datiert bis in die Neuzeit sind ,Trepanationen‘ bekannt – scheibenförmige Öffnungen des Schädeldachs. Viele Operierte überlebten den Eingriff um viele Jahre, die Knochenränder vernarbten. Die Trepanationen werden heute meist als religiöse Heilungshandlungen interpretiert, die etwa das Entweichen böser Mächte erlauben sollten.2
Als (bisher) älteste medizinische Abhandlung über Kopfverletzungen gilt ein ägyptischer Papyrus von ca. 1550 v.Chr., dem möglicherweise ein noch älteres Original des Imhotep (ca. 2600 v.Chr.) zugrunde lag. Pythagoras (570-496 v.Chr.), Hippokrates (460-370 v. Chr.) und auch Platon (427-347 v.Chr.) vertraten bereits die Ansicht, beim Gehirn handele es sich um den „edelsten Teil“ des Menschen und Sitz seines Verstandes. Aristoteles (384-322 v.Chr.) bevorzugte das Herz und stufte das Gehirn zum ,Kühlorgan‘ des Körpers ab. Der alexandrinische Anatom Galen (130-200 n.Chr.) widersprach, entdeckte Seh- und Hörnerven und ortete in Tierversuchen in den Hohlräumen des Gehirns – den Ventrikeln – den Bezug zur Seele. Diese Ansicht sollte sich Jahrhunderte halten, zumal die Kirchen anatomische Untersuchungen am Menschen unterbanden. Immerhin entwickelte sich langsam die mittelalterliche „Kammerdoktrin“, nach der Spiritus animalis des Menschen wasserähnlich durch dessen Gehirnventrikel fließe.
In der Renaissance erwachte neues Interesse mit neuen Möglichkeiten und auch beispielsweise Leonardo da Vinci (1452-1519) versuchte sich an einer realistischen Darstellung der Hirnventrikel.
In Rene Descartes (1596-1650) ,Meditationes‘ findet sich keinesfalls das ihm am häufigsten zugeschriebene Zitat „Cogito ergo sum; Ich denke also bin ich“ (das eher eine griffige Interpretation seiner Aussagen darstellt) – dafür trifft der Leser auf ausführliche Erörterungen über den Zusammenhang von Körper und Gehirn sowie die Rolle der Zirbeldrüse als Sitz der Seele. Der bezeichnende Grund, warum nicht nur Descartes sie in diesem Teil des Gehirns vermutete: die Zirbeldrüse tritt nicht paarweise auf und entsprach also, im Gegensatz zu vielen anderen Gehirnregionen, den Vorannahmen über die Einheit und Unteilbarkeit der Seele.3 Die Entdeckungen seines Zeitgenossen Galilei Gallilei inspirierten ihn dabei zu einem ,mechanistischen‘ Verständnis: in der Zirbeldrüse begegnen sich der maschinenartige Körper (Res extensa) und die nichtmaterielle Seele (Res cogitans). Für das komplexe Zusammenspiel von Leib und Seele wählte er das Bild der musizierenden Orgel.
Isaac Newton (1643-1727) dachte demgegenüber über die Leitfähigkeit der Nerven nach. Luigi Galvani (1737-1798) schlug dafür erstmals die Elektrizität vor. Auch Immanuel Kant pflegte einen regen und bisher wenig rezipierten Austausch über die Funktionen des Gehirns mit dem Anatomen Samuel Sömmering.4 Dieser hatte 1799 über das „Organ der Seele“ veröffentlicht, dass er in den Hirnventrikeln vermutete und dieses Buch Kant gewidmet, der es auch – allerdings skeptisch – kommentierte.5
Zu Beginn des 19.Jahrhunderts wurde der Wiener Arzt Franz Josef Gall mit einem Redeverbot belegt, als er mit einer neuen ,Wissenschaft‘ für Aufsehen, Verwirrung und Empörung sorgte. Die ,Phrenologie‘ meinte bis ins 20.Jahrhundert, die Fähigkeiten des Gehirns an der Schädelform festmachen zu können und wurde auch rassistisch missbraucht.6
1848 kam es nicht nur zu politischen Explosionen. Durch einen Unfall bei Sprengarbeiten wurde dem englischen Stall- und Landarbeiter Phineas Gage eine Eisenstange durch die linke Wange und den vorderen Teil des linken Gehirns getrieben. Zum großen Erstaunen der Ärzte überlebte der 25jährige. Allerdings veränderte sich seine Persönlichkeit: statt der zuvor als zuverlässig, liebenswert und pflichtbewusst beschriebenen Person erlebten seine Mitmenschen ihn in seinen verbleibenden Jahren als haltlos, reizbar und orientierungslos. Der gut dokumentierte Fall Gage wurde zu einem Meilenstein der Läsionenanalyse, der Gehirnforschung über Schadenssypmthome. Über ein Jahrhundert später haben bildgebende Verfahren die Vermutung bestätigt, dass ,moralisches Nachsinnen‘ und entsprechende Selbststeuerung im bei Gage tragisch zerstörten, vorderen Scheitellappen ihren Platz haben.7
Die deutschen Anatomen Otto Deiters und Wilhelm von Waldeyer-Hartz prägten 1891 den Begriff des „Neurons“ für die leitenden Nervenzellen.8 Wichtige Impulsgeber der erwachenden Religionswissenschaft wie Wilhelm Wundt, William James und Edmund Husserl setzten sich ebenfalls intensiv mit Hirnforschung auseinander.
1.1.1 Biologie und Theologie
„Früher wurden Priester, Magier oder Medizinmänner unterstützt, um sich mit den Fragen nach unserer Herkunft und Zukunft zu befassen. Wir leben eben in einer Gesellschaft, die dafür Wissenschaftler beschäftigt.“ – Svante Paabo, Max-Planck-Inst. für evolutionäre Anthropologie, Leipzig9
Mehr noch als die Hirnforschung im speziellen wirkte ab dem 19.Jahrhundert die „Biologie“ insgesamt, die „Wissenschaft vom Leben“, zunehmend in die Bereiche der Religion, Theologie und Religionswissenschaft ein. Ihre Erkenntnisse – vor allem die Evolutionstheorie nach Darwin – ermöglichen neue Erklärungen, Deutungen, Welt- und Selbsterzählungen. Die ,wissenschaftliche‘ Stammesgeschichte wurde zu einem neuen, quasi-mythologischen Erzählraum, über den sich Wissenschaftler, aber auch weltanschauliche Strömungen und Institutionen legitimieren konnten, gerne auch im Gegensatz zu den in die Defensive geratenen Kirchen. Auch das junge Feld der Religionswissenschaft bediente sich dieser Gelegenheit reichlich. So bezog sich etwa Emile Durkheim in seinem Hauptwerk „Les formes élémentaires de la vie religieuse“ nicht nur fundierend auf die evolutionsbiologischen Annahme, wonach alles Komplexe aus dem Einfachen hervorgegangen sei. Seine Beschreibungen des ,australischen Totemismus‘ als der vermeintlich stammesgeschichtlich ältesten Form von Religion erwies sich als gut erzählt, hatte nach Ansicht kundiger Kritiker aber weit mehr mit dem zeitgenössischen Frankreich als je mit den religiösen Vorstellungen australischer Stämme zu tun.10 Der (zivil)religiöse Gehalt seiner Deutung wird gerade auch dort deutlich, wo Durkheim die Transzendenz sozialen und auch individuellen Lebens gegenüber einem rein materialistischen Biologismus zu wahren versucht, etwa mit der metaphysischen Annahme, nach der „das kollektive Bewusstsein etwas mehr als ein bloßer Ausdruck seiner morphologischen Basis ist, wie auch das individuelle Bewusstsein etwas mehr ist als eine simple Hervorbringung des Nervensystems.“11
Hier scheint schon die „Bedrohung“ der (doch auch von Durkheim als Nachfolgerin der Theologie gedachten) Soziologie durch die Biologie auf, deren wachsender Einfluss auch auf religiöse Deutungen dem Boden für die Popularität der heutigen „Neurotheologie“ vorbereitete.
1.1.2 Neurobiologische Verheißungen
Mit der Erfindung und Anwendung der bildgebenden Verfahren wie der Positronen-Emissionstomographie (PET), der Magnetresonanztomografie (MRT) setzte ab den 70er Jahren schließlich eine große Menge an Untersuchungen des menschlichen Gehirns ein, die dazu auch über bunte Bilder der Öffentlichkeit symbolisch zugänglich wurden. Die bis dahin vorherrschende Forschung an Läsionen (Schäden am Gehirn, aus denen oft aufschlussreiche Beeinträchtigungen hervorgingen) bei Menschen und Tieren wurde nun durch neue Möglichkeiten ergänzt. In der Folge setzte geradezu eine neurowissenschaftliche Euphorie ein, die in wiederholten Ausrufungen „neurowissenschaftlicher Revolutionen“12 gipfelte und ohne die auch die schließlich gar religiösen Ansprüche und Erwartungen an die Neurobiologie nicht nachzuvollziehen sind.
Der Begriff der „Neurotheologie“ wurde 1984 von dem evangelikalen Kommentator James B. Ashbrook geprägt und rückwirkend auch auf frühere Studien angewandt. Zwischenzeitlich haben ihn auch Wissenschaftszeitschriften und Wissenschaftler selbst als außerordentlich eingängig übernommen.
Nie ganz trennscharf gelungen ist dabei die Abgrenzung zwischen jenen Wissenschaftlern, die eben auch religiöse Erfahrungen und Verhaltensweisen mit den Mitteln der Neurobiologie untersuchten und denjenigen, die aus neuro- und evolutionsbiologischen Theorien religiöse Deutungsansprüche ableiteten. Erschwert wurde und wird eine solche Unterscheidung auch durch eine bisweilen „wilde Rezeption“ neurobiologischer Theorien, die eigentlich differenziertere Aussagen der Wissenschaftler zu medial eingängigen Schlagworten umformulierten („Gottmodul – Wo Gott wohnt – Sitzt Gott im Schläfenlappen? – Ist der Mensch von Natur aus gut? etc.). Diese verkürzten Rezeptionen erfolgten jedoch nicht selten unter Duldung oder sogar mit Hilfe der Zitierten, die häufig ebenfalls an hoher Aufmerksamkeit interessiert waren. Auch hatte die mediale Aufmerksamkeit viel mit einer neurowissenschaftlichen Euphorie in den 80er und vor allem 90er Jahren zu tun, die erst langsam wieder abzuklingen beginnt. In den USA fand sie ihren bisherigen Höhepunkt in der „Dekade des Gehirns“ von 1990 bis 2000.
1.1.3 Dekaden des Gehirns
Am 17.Juli 1990 trat der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, George Bush sen., vor die Öffentlichkeit und verkündete, beauftragt durch eine parteiübergreifende Resolution des Kongresses, die Proklamation 6158 (Library of Congress, 1990). Schon die ersten beiden Sätze gaben den Ton an:
„Das menschliche Gehirn, eine 3-Pfund-Masse ineinander verwobener Nervenzellen, die unsere Aktivitäten kontrollieren, ist eines der wundervollsten – und mysteriösesten – Wunder der Schöpfung. Sitz menschlicher Intelligenz, Interpret unserer Sinne und Kontrolleur unserer Bewegungen fährt dieses unglaubliche Organ fort, Wissenschaftler und Laien gleichermaßen zu begeistern.“ (Übers. Blume)
Das Wissen um das Gehirn habe, so der Präsident weiter, in den letzten Jahren enorm zugenommen und gebe Anlass zu der Hoffnung, bald Mittel gegen Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson, Epilepsie, Hirnschlag, Schizophrenie, Autismus, vielleicht gar AIDS und gegen Beeinträchtigungen von Sprache und Gehör zu finden. Auch in „unserem Krieg gegen die Drogen“ könnten die Erkenntnisse hilfreich sein und auch Schaden von ungeborenen Kindern abwenden helfen, deren Mütter Alkohol oder Drogen missbrauchten. Rückwirkend zum 01.Januar 1990 verkündete der Präsident daher die „Dekade des Gehirns“ und forderte alle staatlichen Stellen und das amerikanische Volk auf, diese mit „geeigneten Programmen, Zeremonien und Aktivitäten“ zu begleiten.
Angesprochen fühlten sich von diesem Appell an das amerikanische Volk prompt auch die Europäische Union und ihre Mitgliedsnationen, die den Aufruf übernahmen und entsprechende Förderprogramme auflegten. In Deutschland wurde dazu beispielsweise 1993 die „Gesellschaft für Neurowissenschaften“ gegründet, die die bisher auf viele Fakultäten verteilten Forschungen sichten, vernetzen und fördern sollte. Und inzwischen, ein Jahrzehnt nach den USA, hat auch Deutschland seine eigene „Dekade des Gehirns“.
Drei Jahre nach Ende der US-amerikanischen und nach Beginn der deutschen Gehirn-Dekade mangelt es nicht an ersten Bilanzen. Unbestreitbar ist eine enorme Menge Wissen produziert und publiziert worden – zeitweise hatten sich über die Hälfte der Artikel in den Wissenschaftsmagazinen ,Nature‘ und ,Science‘ allein mit Erkenntnissen der Neurobiologie beschäftigt. Bei allen Teilerfolgen und Hoffnungen für die nahe Zukunft ist es bisher jedoch nicht gelungen, gegen Krankheiten und Leiden der oben genannten Liste substantielle Fortschritte zu machen. Auch die Fragen des sog. Binding-Problems, wie aus neuronalen Impulsen einerseits ein beobachtendes und fühlendes Bewusstsein mit der Gabe gar zu bildlichen Vorstellungen werden kann, ist noch nicht überzeugend gelöst worden13. Ein guter Hinweis auf die, gelinde gesagt, nicht vollständig erfüllten Erwartungen darf darin gesehen werden, dass der inzwischen selbst zum Präsidenten gewordene Sohn des Initiators, George W. Bush jun., nicht ein feierliches Endes oder gar eine Verlängerung der ,Dekade des Gehirns‘ verkündete, sondern stattdessen kommentarlos in ganz andere Gefilde überging und ,bis 2010‘ (also in dieser Dekade) die bemannte Landung auf dem Mars ankündigte. Der rote Planet scheint leichter zu erreichen als ein umfassendes Verständnis unseres Gehirns.
Und Aussagen über Gott und die großen Fragen des Menschseins erwiesen sich als bisher weit leichter herstell- und vermarktbar als die erhofften Heilverfahren.
1.1.4 Revolution im und durch den Kopf
„Revolution im Kopf“ titelte Bas Kast 2003 sein Buch über die Erkenntnisse der Neurowissenschaft in der Reihe „Gebrauchsanweisungen für das 21. Jahrhundert“14. Gleich das erste Kapitel trägt den Titel „Die Wirklichkeit – Ein Hirngespinst“15.
Der gleiche Begriff findet sich auch in der Untersuchung anderer Themen aus Sicht der Neurowissenschaften. „Ist Gott also nichtsweiter als ein Hirngespinst?“ wird so in der Sonderausgabe 1/2003 des auf Gehirnforschung spezialisierten Magazins „Gehirn und Geist“ gefragt. Es titelt „Angriff auf das Menschenbild – Hirnforscher suchen neue Antworten auf alte philosophische Fragen“ und bietet Artikel in den Sparten ,Neurotheologie‘ , Neurobiologie‘ ,Neurophilosophie‘ ,Neuroethik‘ ,Neurocomputer‘ und schließlich ,Neurotheorie‘.
Unter ,Neuroethik‘ konstatiert dabei Thomas Metzinger, Leiter des Arbeitsbereiches Theoretische Philosophie am philosophischen Seminar der Universität Mainz:
„Die Hirnforschung verändert in dramatischer Weise unser Menschenbild und damit die Grundlage unserer Kultur, die Basis unserer ethischen wie politischen Entscheidungen.“16
Sein Diskussionspartner Wolf Singer, Direktor des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in Frankfurt am Main, nennt als konkretes Beispiel religiöse Überzeugungen: „Das Konstrukt einer immateriellen Seele ist wissenschaftlich nicht haltbar.“17
Und in der Folge, so Metzinger
„engt sich jetzt auch für die allgemeine Öffentlichkeit, der Spielraum dessen zunehmend ein, woran er als Privatmensch noch glauben kann – ohne vom Rest der Gesellschaft belächelt zu werden. Wer dem wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt offen begegnet, kann bald nicht mehr an so etwas wie ein personales Überleben nach dem Tod glauben.“18
Direkt sei beispielsweise auch die Justiz betroffen, so Singer. Da „Willensfreiheit neurobiologisch betrachtet gar nicht existiert“ müsse das gesamte Strafsystem auf den Prüfstand.
Nur: Buchstäblich vor den höchsten Richterstühlen der Bundesrepublik Deutschland haben diese Erkenntnisse keinen Alarm ausgelöst – zur Verwunderung des Neurobiologen.
„Ich bin erstaunt, wie wenig beeindruckt sich juristische Kreise davon zeigen. Ich habe in Karlsruhe mit Verfassungsrichtern über das Thema ,freier Wille‘ diskutiert. Die Juristen behandeln die Frage der Schuldfähigkeit ganz pragmatisch: Einer tat, was er tat, weil es sich so fügte. Sonst hätte er es nicht getan.“19
Haben sich die höchsten Juristen Deutschlands etwa ungerechtfertigt der wissenschaftlichen ,Wahrheit‘ verweigert? Oder überziehen Metzinger und Singer mit ihren Ansprüchen? Und wie kommt es, dass bereits vor Singers Vortrag vor den Verfassungsrichtern ein erfolgreicher Kinofilm (Minority Report, 2002, S. 29) genau die von ihm angesprochene ,Pointe‘ diskutiert?
Keinesfalls nur die Religion sieht sich zu Anfang des 21. Jahrhunderts weitgehenden und gerne auch normativen Ansprüchen der Neurowissenschaften ausgesetzt, die letztlich metaphysische Debatten vergangener Jahrhunderte neu beleben, aktualisieren und popularisieren.
1.2 Die Neurotheologie
Den Beginn von „Neurotheologie“ sehen einige Kommentatoren schon bei William James, dessen 1902 erschienenes Buch „Varieties of Religious Experience. A Study in Human Nature“ bereits Zusammenhänge zwischen religiöser Erfahrung und biologischer Basis des Menschen thematisierte und sich darüber hinaus ebenfalls evolutionsbiologischer Argumentationen bediente. Geprägt wurde der Begriff „Neurotheologie“ 1984 von James B. Ashbrook vom Garret-Evangelical Theological Seminary in Evanston, der sich in einem Wissenschaftsjournal mit den bereits formulierten Ansprüchen von Neurobiologen auf religiöse Deutung auseinandersetzte.20 Als außerordentlich eingängig ist die Bezeichnung inzwischen zu einiger Popularität gelangt und von vielen Neurowissenschaftlern selbst übernommen worden. Die folgende Übersicht über neurobiologisch legitimierte Ausführungen zu Religion seit den 80er Jahren kann aber auch schon deswegen keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, da durchweg fließende Grenzen zu benachbarten Disziplinen (wie der Evolutionsbiologie, Bewusstseinsforschung, Ökonomie) und Themen (wie der Konstitution von Geist und Identität, der Definition rationalen Verhaltens) bestehen.
- 1981 diagnostizierte Gregory Holmes, Nervenarzt an der Dartmouth Medical School, bezüglich der 1915 verstorbenen Ellen Gould White – der Stifterin der Kirche der Siebententagsadventisten: deren Visionen seien als gewöhnlich epileptische Anfälle zu betrachten. Die Theorie wurde flugs auch im Zusammenhang mit religiösen Persönlichkeiten wie Jesus, Muhammad oder Buddha diskutiert.21
- Die chilenischen Neurobiologen Humberto R. Maturana und Francisco J. Varela legten 1984 ihr Buch „El arbol del concocimiento“ (deutsche Übersetzung, Goldmann 1987: „Der Baum der Erkenntnis“) vor. Unter diesem biblisch angelehnten Titel bearbeite ten sie unter neuro- und evolutionsbiologischen Aspekten vor allem die Erkenntnisfähigkeit von Organismen, hinterfragten die analytische Trennung von Subjekt und Objekt und entwickelten Begriffe der Systemtheorie wie die später auch etwa von Luhmann aufgegriffene „Autopoiesis“. Ihre Anstöße sind über Biologie und Systemtheorie hinaus in den Grundzügen von „evolutionären Erkenntnistheorien“, des Konstruktivismus, aber auch in „ganzheitlich-ökologischen Weltbildern“ rezipiert worden22, im Klappentext der deutschen Ausgabe heißt es dabei:
„Die in der Menschheitsgeschichte vor allem von Weisen, Mystikern und Philosophen behauptete Einheit von Subjekt und Objekt, die untrennbare Ganzheitlichkeit des Seins, wird hier nun auch mit naturwissenschaftlichen Forschungsergebnissen belegt.“23
- 1989 sorgte der an der kanadischen Laurentian University lehren de Neuropsychologe Michael A. Persinger für mediales Aufsehen mit einem gelben ,Religionsempfangshelm‘, der mittels Magnetspulen Gehirnregionen der Probanden stimulierte. In einigen
Fällen sorgte die Stimulanz für religiöse Erfahrungen, was Persinger zu der medial eingängigen Theorie führte, das „Gottmodul“ im menschlichen Gehirn gefunden zu haben.24 (siehe Kap. 4.1)
- Zu Popularität gelangt 1993 auch der Soziobiologe Richard Dawkins. In „Das egoistische Gen“ stellte er jeden Organismus – auch den Menschen – als Apparat vor, der ausschließlich der Verbreitung und Reproduktion der ihn begründenden Gensequenzen diene. Auch stellte er dem biochemischen Gen die Theorie des kulturellen „Mem“ gegenüber – neuronale Informationskomplexe, die sich per Vermehrung und Mutation ebenfalls evolutiv durchsetzen müssten und aus denen der Mensch die Realität konstruierte. Religionen erscheinen Dawkins dabei als Mem-Komplexe. So formuliert er:
„Der Glaube ist ein derart erfolgreicher Gehirnwäscher in eigener Sache, dass es schwer ist, seinen Griff zu lockern. Bei Kindern wirkt die Gehirnwäsche besonders gut. Doch was ist der Glaube eigentlich? Er ist ein Gemütszustand, der Menschen dazu bringt, etwas zu glauben – es kommt nicht darauf an, was –, dass durch keinerlei Beweise gestützt wird.“25Der Glaube sei „in der Lage, Menschen zu derart gefährlichem Wahnsinn zu treiben, dass er sich in meinen Augen als eine Art ,Geisteskrankheit‘ darstellt.“26
Dawkins Thesen haben inzwischen sogar zur Gründung einer „memetischen“ Internet-Kirche (der „Church of Virus“) geführt. 2002 rief Dawkins gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern die „Brights“-Bewegung ins Leben, deren Anhänger sich als aufgeklärte und daher religionslose und -kritische Avantgarde verstehen. (siehe Kap. 4.2)
- 1996 veröffentlichte der britische Soziobiologe Matt Ridley auch als direkte Antwort auf Dawkins „egoistisches Gen“ „The Origins of Virtue“ (deutsche Übersetzung: „Die Biologie der Tugend“).
Darin leitet er vor allem spieltheoretisch her, warum sich in der Evolution von Organismus und Gehirn „Tugenden“ wie Hilfsbereitschaft und Empathie immer wieder durchgesetzt hätten und auch heute „die menschliche Psyche einem spezifischen Sozialinstinkt gehorcht“27. Nebenbei analysiert und kritisiert er darin auch die „Ökologie als Religion“. Das Buch wurde 1998 in Deutschland zum „Wissenschaftsbuch des Jahres“ gekürt. Und das auch im Cover abgebildete Gleichnis vom barmherzigen Samariter wurde zu einem eigenen Themenzweig von Spiel- und Gruppentheorien, Evolutions- und Neurobiologie. (Kap. 4.7)
- Ebenfalls 1996 präsentierten die Ärchaologen Jean Clottes (Frankreich) und David Lewis-Williams (Südafrika) ihre „Trance-Hypothese“ zur Erklärung der altsteinzeitlichen Höhlenmalereien. Demnach entspreche es den Erkenntnissen der Neuropsychologie, dass das menschliche Gehirn heute wie vor 30.000 Jahren in Trance je drei Stufen durchlaufe: eine Phase geometrischer Muster, dann eine Phase schlangen- oder röhrenartiger Strukturen und schließlich einen Tunnel, an dessen Ende bizarre Gestalten, Flug- und Verwandlungserfahrungen stünden. Die Bilder seien also von „steinzeitlichen Schamanen“ als Dokumentationen ihrer TranceZustände geschaffen worden.28
- 1997 erschien von Stuart A. Vyse, Professor für Psychologie in Harvard, „Believing in Magic. The Psychology of Superstition“ (deutsch „Die Psychologie des Aberglaubens“, Birkhäuser 1999). Darin erklärte er „abergläubische“ und „magische“ Glaubensannahmen aus der Konditionierung durch die neurobiologische Verknüpfung der Nervenzellen. Das Buch erhielt den William James Book Award der American Psychological Society.
- 1998 legte James H. Austin, Professor für Neurologie an der University of Colorado, mit „Zen and the Brain“ die bisher vielleicht umfassendste neurobiologische Arbeit zu einer spezifischen religiösen Erfahrung vor. Der enorme Umfang (knapp 850 Seiten) und das eher ernüchternde Fazit, nach dem neurobiologische Wissenschaft derzeit religiöse Erfahrung eben nicht abschließend klären könne, bewahrten das Buch freilich vor überbordender Popularität. In westlich-buddhistischen Kreisen wird es jedoch gerne als Beleg für die Vereinbarkeit des Zen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen empfohlen.29
- Ebenfalls 1998 formulierte Vilayanur Ramachandran von der University of California in San Diego die These, dass von Schläfenlappenepilepsie befallene Patienten auf religiös konnotierte Wörter sehr viel intensiver reagierten als auf sexuelle Signale und stellte daher ebenfalls einen Bezug von Schläfenlappenepilepsie und Religiosität her.30 Dass Ramachandran nicht nur Gott, sondern auch die Ich-Individualität als reines Gehirnkonstrukt „entlarvte“, wurde in der Öffentlichkeit weit weniger rezipiert und diskutiert.31
- 2000 verglich die Neurobiologin Nina Azari an der Universität Düsseldorf die Gehirnaktivitäten von Atheisten und Christen bei der Rezitierung des Psalm 23 und stellte fest, dass die gleiche Tätigkeit hierbei ganz unterschiedliche Gehirnregionen aktivierte. So wurde bei den Christen stärker der vordere Scheitellappen aktiviert, was laut Azari Religion vor allem auch als Denkakt erscheinen lasse.32
- 2001 veröffentlichte der Radiologe Andrew Newberg an der Universität Pennsylvania gemeinsam mit dem Journalisten Vince Rause „Why God Won’t Go away. Science and the Biology of Belief“ (Random House, New York). Die deutsche Übersetzung mit der merkwürdigen Titelverschiebung „Der gedachte Gott. Wie Glaube im Gehirn entsteht.“ erschien 2003 bei Piper. Newbergs vergleichsweise einfach formuliertes, sehr eingängig zu lesendes und geschickt vermarktetes Buch wurde und ist ein großer Verkaufserfolg, wurde breit rezensiert und diskutiert und trug maßgeblich zur Popularisierung der „Neurotheologie“ bei. (siehe Kap. 2 und 3)
- 2002 legte der Soziobiologe Caspar Sölling an der Universität Gießen seine Dissertation „Der Gottesinstinkt – Bausteine für eine Evolutionäre Religionstheorie“33 vor, in der er bereits je verschiedene, biologische Theoreme zu den ,religiösen Universalien‘34 Mystik, Ethik, Moral, Mythos und Rituale prüft und kombiniert.
- Ebenfalls 2002, nach dem sog. „PISA-Schock“, veröffentlichte Manfred Spitzer, Professor für Psychatrie an der Universität Ulm, sein Buch „Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens“.
Neben ,neuropädagogischen‘ Unterkapiteln über Moral, Werte und Mythen ist ein ganzes Kapitel dabei Gott (der als Gedanke und höchstes Ziel nützlich sei) und dem Religionsunterricht gewidmet. Letzterer sollte, so Spitzer, in seiner bisherigen Form abgeschafft werden, da der kirchliche Unterricht die jungen Menschen verfehle, vor allem aber, da islamischer Religionsunterricht drohe.
„Wie wahrscheinlich ist es jedoch, dass eine Weltreligion (die nicht zuletzt aufgrund ihrer Radikalität viele Menschen anspricht und derzeit expandiert) in sich die Aufklärung vollzieht, um in einem kleinen Land der Welt in den Genuss staatlich geförderten Religionsunterrichts zu kommen? […] Somit sollte es im Sinne des Grundgesetzes (Artikel 1 und 4) sein, das Grundgesetz (Artikel 7.3) zu ändern. Die Gründe hierfür sind einerseits die geänderten gesellschaftlichhistorischen Randbedingungen und andererseits die Einsichten zur Neurobiologie der Moralentwicklung des Menschen. So weit aus meiner Sicht der Beitrag der Natur- und Geisteswissenschaften zum Thema Religionsunterricht. Der Rest ist Sache der Politik und des engagierten Philosophierens.“35
,Die Politik‘ hat Spitzer inzwischen mit einem jährlichen Millionenetat ein eigenes Transferzentrum finanziert, in dem seine Erkenntnisse der Neurobiologie des Lernens in die Pädagogik vermittelt werden sollen.
- 2003 präsentierte Ernst Fehr, Direktor des Institus für Empirische Wirtschaftsforschung in Zürich, einen ökonomisch-soziobiologischen Aufsatz über die „Natur des menschlichen Altruismus“36. Anhand von spieltheoretischen Versuchen mit insgesamt 240 Studentinnen und Studenten verwies er auf ,altruistisches‘ Verhalten sowohl in der Belohnung wie auch Bestrafung innerhalb von Gruppen. Insbesondere in der Formierung von abgegrenzten „Altruistenclubs“ (Clans, Religionsgemeinschaft u.ä.) liege gerade auch für den Einzelnen und dessen Nachwuchs ein klarer, evolutiver Vorteil, was die menschlich angeborenen Fähigkeiten zu „Toleranz, Großzügigkeit und Altruismus“ erkläre. Diese Fähigkeiten kämen jedoch auch dann zur Anwendung, wenn es keine Gruppe im engeren Sinn gebe – so nähmen Probanden laut der Studie auch Belohnungs- und Bestrafungskosten gegenüber Individuen auf sich, denen sie nicht mehr wieder begegneten. Einen Artikel zu seinen Erkenntnissen (Titel: „Das Samariter-Paradox“) schließt Fehr wie folgt:
„Im Zeitalter der Aufklärung und Säkularisierung schockierten Wissenschaftler wie Charles Darwin ihre Zeitgenossen, als sie die Sonderstellung des Menschen in Frage stellten und ihn in ein Kontinuum mit allen anderen Lebewesen einordneten. Alles Gottgleiche wurde ihm genommen. Wie Pflanzen und Tiere galt auch er nicht länger als Produkt eines gewollten Schöpfungsaktes, sondern als eines vom Zufall bestimmten Entwicklungsprozesses. Heute, rund anderthalb Jahrhunderte später, erhält er ausgerechnet von der Biologie seine Sonderstellung zurück: Der Mensch ist vermutlich die einzige Spezies, die eine Genetik besitzt, die selbstloses, echtes altruistisches Verhalten fördert.“37
Zu den Ergebnissen dieser spieltheoretisch-ökonomischen Beobachtungen werden in der jungen, neurowissenschaftlichen Disziplin der Social Cognitive Neuroscience Theorien eines „sozialen Gehirns“ entwickelt und überprüft.38
- Mit Gerhard Roth, Neurobiologe an der Universität Bremen und Wolf Singer, Direktor des Max-Planck-Institues für Hinrforschung in Frankfurt am Main, propagieren seit einigen Jahren gleich zwei deutsche Neurowissenschaftler unabhängig voneinander den (neuro-)biologischen Monismus auch in Fragen etwa von Geist, Seele, Bewusstsein, freier Wille und Glaube (Roth z.B. „Aus Sicht des Gehirns. Wie unser Selbst entsteht.“, Suhrkamp 2003, Singer „Ein neues Menschenbild?“, Suhrkamp 2003). Während Roth differenzierter auch Erkenntnisgrenzen in seine Argumentationen einbezieht39, formuliert Singer provokant und werbewirksam auch normative Forderungen an Justiz, Politik und auch Religion, die beispielsweise ihre Lehren von der Seele oder einem Weiterleben nach dem Tod aufgeben müsse. Für ein Rauschen im Blätterwald und eigene Debatten um Neurophilosophie und -theologie sorgte daher auch die Entscheidung der CDU-Bundesvorsitzenden Angela Merkel, im Juli 2004 ausgerechnet Wolf Singer als Festredner zu ihrem 50.Geburtstag zu laden.40
- 1995 trug der Neurophysiologe Detlef Linke von der Universität Bonn vor einem Kongress über Identität eine Theorie über die Auswirkungen religiöser Schriftlichkeit und Rezitation vor und formulierte dabei selbstbewusst als „Neurotheologe.41 1999 präsentierte er eine neurowissenschaftliche Theorie zu Nahtodeserfahrungen42 und 2003 veröffentlichte er mit „Religion als Risiko. Geist, Glaube und Gehirn.“ (Rowohlt 2003) ein Buch zu religiösem Terrorismus, in dem er u.a. die kulturelle Unterdrückung von Linkshändigkeit mit Terrorismus in Verbindung brachte.
1.3 Neurotheologische Volksreligiosität: Von Cyberpunk zu Cyberspace43
Insofern die ,Neurotheologie‘ aber als sowohl wissenschaftliche wie auch religiöse Strömung beschrieben wird, wäre es äußerst erklärungsbedürftig, neben den Beiträgen der wissenschaftlich religiösen „Spezialisten“ nicht auch eine begleitende oder gar vorausgehende „Laienreligiosität“ mindestens ebenso großer Vielfalt zu finden. Und tatsächlich: im gleichen Jahr (1984), in dem der Begriff der „Neurotheologie“ erstmals geprägt wurde, veröffentlichte William Gibson seinen Roman „Neuromancer“, der Millionen begeisterte, eine Reihe namhafter Literaturpreise errang und unsere moderne Alltags- und hier vor allem Buch- und Filmkultur indirekt enorm prägte. Gibson habe dabei, so ein Vorwort zu einem Sammelband von ihm, die bereits vagabundierenden Versprechungen und Implikationen der Neurowissenschaften aufgegriffen, jene „,unsichtbare Literatur‘, wie J.G. Ballard das Phänomen bezeichnenderweise nannte: die alles durchdringende Flut wissenschaftlicher Berichte, amtlicher Meldungen und spezieller Werbung, die unsere Kultur bis zur Unkenntlichkeit ummodelt.“44
Die Folie der von ihm formulierten und bald als „Cyberpunk“ bezeichneten Szenarien bildete dabei die Verknüpfung von Nervensystem und Technologie (sog. Cyberware) – und die Folgen für Welt-, Selbst- und Sinnfragen. Meist in naher Zukunft angesiedelt, ringen die „Helden“ des Cyberpunk um ihre Identität, ihr Leben und ihre Erfüllung. Ihnen stehen mächtige Megakonzerne und künstliche Intelligenzen gegenüber, die den Großteil der Menschen in einer Konsum- und Scheinwelt gefangen halten und hinter den Kulissen Hacker (Konsolen-Cowboys, Decker) anheuern, um einander Informationen abzujagen. Diese Hacker sitzen jedoch längst nicht mehr vor Bildschirmen: sie erleben das heutige Internet als virtuelle Realität (Cyberspace, Matrix), die ihnen via Stirnbuchse direkt ins Gehirn geliefert wird. Dies mit einem so hohen Realitätsgrad, dass man in diesen Realitäten problemlos auch verloren gehen, wahnsinnig werden oder sterben kann. Auch Unterhaltungssoftware zum ,Durchleben‘ beliebiger Realitäten (SimSinn, Better Than Life [!]-Chips), ja sogar die Annahme beliebiger Identitäten (z.B. als „Gottes Engel“) lassen sich über diese neurobiologisch verdrahtete Gehirn-Cyberware (Headware) problemlos bewerkstelligen.
Die problematisierte Haltung zur Realität, die sich angesichts dessen auch bei den Romanhelden entwickelt, dürfte manchem Religionswissenschaftler bekannt vorkommen:
„Entweder nahm er jede Art von Welt, die sich seiner Wahrnehmung anbot, als Ausformung einer universellen Realität, oder er begann jeder Art von Realität zu misstrauen. Oder er entwickelte zur Realität ein ambivalentes Verhältnis, wie es Pandur getan hatte. Er respektierte jede der verschiedenen Realitäten als gültig im Rahmen der für sie definierten Gesetze, ohne sie als letztgültige Ausformung zu akzeptieren.“45
Ein hübscher Kommentar zu ,evolutionären Erkenntnistheorien‘ liegt auch in der Aufrüstung der ,Erkenntniswerkzeuge‘ etwa durch leistungsfähigere und z.B. infrarottaugliche Cyber-Augen (Werbespruch: „Gott war ganz gut, aber Zeiss ist besser!“46) und schließlich in der Verschmelzung von Mensch und Fahrzeug. Sogenannte „Rigger“ stöpseln sich via Stirnbuchse eben nicht in die virtuelle Realität des Cyberspace ein, sondern in speziell ausgerüstete Fahrzeuge, zu deren Bewusstsein sie durch die neurobiologische Verdrahtung dann werden: die Daten der Fahrzeugsensoren aufnehmend, die Rückmeldungen (Tankfüllung, Schäden, Kommunikation) direkt ins Gehirn erhaltend, die Steuerung des Fahrzeug/Körpers ebenfalls direkt und damit in nie gekannter Präzision durch Gedankenkontrolle vornehmend.
Wo aber die neurobiologischen Funktionen des Gehirns als Basis jeder Wahrnehmung und auch Identität technologisiert worden sind, bleiben ,Relativierungen des menschlichen Neuronennetzes‘ nicht aus: etwa der Vergleich menschlicher und künstlicher Intelligenz (die im Cyberpunk gerne Unentschieden ausgeht – schließlich sind beides Konstrukte auf der Basis von Informationen) oder die tragische Heldenfigur eines kommunizierenden und computerhackenden Delfins, dessen Gehirn für militärische Zwecke technologisch „aufgerüstet“ wurde.47 Auch dass Menschen Teile ihres Neuronennetzes als (gerne auch unbewusste) „Festplatte“ für Informationenkomplexe zahlungskräftiger Kunden anbieten, gehört zu den Cyberpunk-Ideen.48
1.4 Kino & die Fraglichkeit aller Wirklichkeit
Längst haben diese ,neurotheologischen‘ Elemente über die Literatur hinaus auch die Musik und den Film erreicht. Noch kaum erfasst ist etwa die starke Prägung der Manga- und Anime-Filme (und Literatur, Computerspiele etc.), die gerade aus Japan und über die USA nach Europa schwappen.
Die folgende Liste beschränkt sich auf wenige populäre ,Blockbuster‘, die jeweils Millionenpublikum erreichten:
- In Bladerunner muss eine Frau erfahren, eigentlich ein Roboter (Replikant) zu sein – mit einer neurologisch künstlichen Identität, einschließlich ,künstlicher‘ Kindheitserinnerungen. In sie verliebt sich ausgerechnet ein menschlich-einsamer Replikantenjäger.
- Im Anime Lain erhält das gleichnamige Mädchen aus dem virtuellen Netz u.a. folgendes E-Mail einer Schulkameradin, die Selbstmord begangen hat: