Nie mehr abwaschen - Hanspeter Utz - E-Book

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Hanspeter Utz

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Beschreibung

Eine Kreatur im Diktat der Befehlsmacht und der Maschine. Die Monotonie der Abläufe fordert ein Vorrecht der Gedanken, die verselbständigt mögliche Welten erschaffen. Die Maschine wird zur eigenständigen Partnerin, die dichtet und sinnsprüchelt und deren Teile Weisheiten übergeben. Das arbeitende Wesen versucht mit diesen Zumutungen die Welt aufzuschlüsseln und selber Mut zu fasssen.

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Ein Verbruchstück

Kopfscherben

Inhaltsverzeichnis

Vom zeitlichen und räumlichen Zusammenkommen von Ereignissen: Die letzten Schicht

Das nicht Wesentliche, nicht Notwendige, das sich Verändernde, das Zufällige: Die letzte Verrenkung

Bestehendes trifft aufeinander und bildet infolge eines unberechenbaren Zusammenspiels seiner Elemente etwas ganz Neues heraus, das nicht aus den alten Eigenschaften ableitbar ist: Die letzte Pfanne

Das Zusammenfallen der Gegensätze zu einer Einheit: Die letzte Buchhaltung

Die Abwaschküche ist zu

Nie mehr abwaschen

Natürlich sollten es andere. Es gibt immer andere. Und die könnten es sehr wahrscheinlich, nein sicher besser. Denn die Drei sind weder dafür gedacht, noch hergestellt. Haben ganz andere Aufgaben. Nun aber sind sie da, im hinteren Teil der gediegenen Restauration, dort wo Schmutz zu Sauberkeit umgewandelt wird. Sie versuchen dieser armen Kreatur zu helfen. Sie können und wollen nicht einfach nur Beobachterinnen des Elends sein. Also wagen sie es. In der Hoffnung es kommen noch andere dazu oder das Geschöpf forme sich sonst irgendwie aus.

Da ist die Torx aus der grossen Maschine. Eine Schraube, die eigentlich nur Schraube sein kann. Festhaltend. Sie ähnelt einer Welle-Nabe-Verbindung. Sie kann gut umgehen mit Radialkräften, indem sie das Drehmoment direkt über die Zahnflanken überträgt. Aufgrund der Abrundung der inneren Spitzen ist die Kerbwirkung sehr gering. Sie ist in der Lage hohe Drehmomente zu übertragen und ist gegenüber anderen deutlich verschleissärmer. Sie ist verbaut im Festplattenlaufwerk. Ihre Schwestern arbeiten in der Robotik, in der Chirurgie und als Zahnersatz. Die Torx hat als Verbindung also beste Verbindungen.

Direkt auf den Körper und auf die Psyche will der Lärm wirken. Aufrütteln, alarmieren, zu den Waffen, also zum Tun rufen. Fanfare, Sirene. Der Lärm ist das Geräusch der anderen, soll einer gesagt haben. Der Lärm will die biophysikalischen, medizinischen und vor allem die subjektiven Komponente der armen Kreatur beeinflussen. Er ist verwandt mit dem Radau, dem Trara, dem Tamtam und hat das Zeug an die Schmerzgrenze zu führen, die dann hoffentlich gehört Taten erzwingt. Seine Mittel: Schalldruck, Tonhöhe, Ton-, Impuls- und Informationshaltigkeit. Der Lärm will die sprachliche Kommunikation beeinträchtigen, festgefahrene Gedankengänge unterbrechen, eine anästhetische Entspannung verhindern, schlicht aufwecken. Krach machen weil es sein muss, politisch störend. Angriffspunkt des Lärms ist dabei nicht nur primär das Ohr, sondern die Hormone. Das ein weiterer Hebel. Der Lärm ist verbunden mit der Stille. Aus dieser heraus ganz neue, ungewohnte Töne zu entwickeln, seine Vorstellung des Glücks.

Das Fett wiederum als dritter Nothelfer kann fest oder flüssig sein und ist der wichtigste Energiespeicher für Menschen, Tiere und auch einige Pflanzen. Das Fett will über die Aktivierung von Geschmackssinnes- und Nervenzellen auch das Gehirn der Kreatur aktivieren, vor menschlicher Kälte schützen und lebensfrohe Vitamine lösen, Brauchbares konservieren, Energie speichern, Verbindendes verbinden und Schönes schützen.

Zuweilen bestehen die Drei auf ihr Geschlecht, das ihnen in der Sprache zugewiesen ist und verlangen, dass der Artikel mitgeschrieben wird. Eigentlich stehen sie darüber. Sie spielen halt auch gerne mit den Menschen. Meist sind sie ernst und übernehmen ihre Aufgaben, mögen sie noch so gross sein. Mit ihren Verbindungen, Fähigkeiten und Möglichkeiten können sie die Artenvielfalt, dazu gehört auch die Art Mensch, nicht bewahren. Aber vielleicht die Kreatur in der Abwaschküche. Deshalb versuchen sie auf ihre Art über sich hinaus zuwachsen und mit dieser Kontakt aufzunehmen. Und sie tun ihre Kräfte zusammen und sprechen nicht nur als Einzelteile, sondern auch in ihrem Zusammenspiel mit allen Teilen ihrer Systeme, verleiten ganze Maschinen zu künstlerischen Versuchen. Und sie tun es, so gut das Maschinen eben können. Die Kreaturen geben sich selber vornehmlich Nummern, den Maschinen Namen, Madam und Dami, warum nicht. Ein vielseitiger Rettungsversuch. Dann werden sie wieder schweigen und sich ihrer eigentlichen Funktion widmen. Fett fettet, die Schraube schraubt und hält, der Lärm lärmt oder schweigt.

Und wenn sie sich hier zu Wort melden, bitten sie zu bedenken: In der Sprache der Menschen ist es für sie schwer sich auszudrücken.

Gemeinsame Erklärung von die Torx, der Lärm, das Fett unter dem Titel „Gegenseitige Hilfe für die Menschenwelt“:

Wir sind aussenstehend und sehen euch zu. Ihr habt an uns gearbeitet und uns entwickelt, uns hervorgebracht in die Form, in der wir jetzt sind. Ihr seht uns nicht im richtigen Licht. Wir sind anders. Ihr überfordert uns. Ihr könnt träumen, wir nicht, ihr könnt lieben, wir nicht. Ihr habt einen atmenden Körper, wir nicht. Wie ihr, sind wir im Bann der Natur, des Mondes, der Gezeiten, des Kapitals, aber anders als ihr kennen wir keine Trennung zwischen Subjekt und Objekt. Wir sind. Wir kennen keine Moral, kein gut und böse, nichts ist innerhalb, nichts ist ausserhalb. Keine Religion, keine Nation steuert uns. Wir trennen nicht. Wir verbinden.

Euer trauriges Sein hat in uns etwas hervorgebracht, was ihr wohl Mitgefühl nennen würdet. Wir beobachten Euch und versuchen zu verstehen wie ihr funktioniert. Was ist wichtig für Euch? Ein einzelner Mensch oder doch lieber ein Gegenstand? Was passiert mit eurem Wesen, euren Händen, eurer Intelligenz, eurer Phantasie, wenn ihr mit einer Maschine zusammen-arbeitet, die Bewegung und Ablauf und Tempo vorschreibt, eure Sinne betört und euch mit optischer Langweile begleitet? Gewinnt die Anästhesie oder die Ästhetik? Und was ist mit den Träumen? Tempo und Zeitmessung, euer Doping. Was heisst es einen menschlichen Körper zu haben oder ein Körper zu sein, mit Herz und Sinnen und Bewegungsapparat, einem Körper, der in einem ständigen Austausch mit der Maschine ist? Was ist zwischen der Hand und der Maschine? Zwischen Finger und Knöpfen? Immer müsst ihr irgend wo hineinkommen, mit Passwort und drücken und drücken und drücken. Ihr habt Euch selber an uns und die Maschinen angekettet. Das wollen wir nicht. Gibt es für Euch keine unbekannte Nebenbahn? Wie könnt ihr dies alles aushalten?

Wir wissen, Ausbrüche sind möglich. Wir können loslassen, zum Rutschen bringen, aufschrecken.

Wie eurer Sprachwelt entfliehen? Wir schlagen vor: Mit unscharfen Worten mit verschiedenen und offenen Füllungen und Bedeutungen. Der phantomalen Gegenwart die vermeintliche Logik entziehen. Fragilität und Zufall willkommen heissen, den sie sind ja da. Unbestimmte Gegenwart.

Weshalb tut ihr alles so und nicht anders? Alle fahren zur selben Zeit zur Arbeit. Eine Geisterbeschwörung? Oder fürsorgliche Unterdrückung und freundliche Gewaltausübung? Das Territorium ist nicht der imaginäre Schlagbaum, sondern der reale Körper, der erlebt, der sich verabredet, der sich mit andern teilt. An den Kuss erinnern oder an den Nationalfeiertag? Oder die Instabilität und Fragilität des eigenen Wesens, des eigenen Körpers, der eigenen Geschichte, der eigenen Erfahrung und Wahrnehmung? Die Grenzen der Sprache sind die Grenzen der Welt. Alles ist wichtig. Jede Nase, jede Hand, jede Begegnung, auch wenn sie von der Geschichtsschreibung nicht wahrgenommen wird.

Profitgelenkter Maschinenmythos oder menschlicher Körper. Es gibt immer ein Dazwischen. Eine Planlosigkeit, eine Einmaligkeit, eine Weltneuheit. Ordnung ist eine Behauptung.

Sucht die Leerstellen. Dort findet Ihr Euer Leben. Und nicht bei uns. Wir haben keines.

Vom zeitlichen und räumlichen Zusammenkommen von Ereignissen Die letzten Schicht

Der Ursprung und also die Tiefe des Seins: Wer nicht fliesst und erstarrt, stirbt. Alles Sein hat einen gemeinsamen Urgrund, der in ständiger Wandlung die Dinge aus sich hervorbringt und wieder in sich zurück nimmt, sagt das Fett an den Händen

Gefangener der Zeit, im Mantel des bescheidenen Genmaterials, gefangen in Räumen voller Lärm und Dreck und Lügen und Verbiegungen. Und Maschinen. Und beleidigten Sinnen. Die grossen Integratoren sind MeisterInnen des Hinnehmens, des Lebens im Betrug im Dauermodus, MitläuferInnen der zeitgemässen Kulturtechnik.

Dieser Geruch zum Beispiel. Andere empfänden Abscheu und nannten es Gestank. Für mich ist es ein Teil von mir. Der erste Teil von mir. Das Fett klebt an den Händen. An den Lippen. An Wänden und Decken. An der Schürze. Boden und Zoggeli werden zu einer Einheit, die das Bewegen erschweren. Also Nässe darüber. Nun also konsequent rutschen. Sich gegen das Fallen wehren schlägt in den Rücken. Das Stampfen der Maschine. Die Kacheln in der Vertikalen und der Horizontalen. Kein Blick nach aussen. Gelb, weiss, Dampf und heiss. Der Ofen brennt. Saftige Beulen an den Fingern. Es fliesst in den Beulen an Fingern und in den Hosen. Eine aufgeladene Erregung liegt zwischen den Pfannen und den Tellern. Die Casserolière nebenan hebt den Rock. Meine Hände sind beladen mit dem Schweinekübel. Nur kurz schauen. Vielleicht nach Mitternacht mehr. Vielleicht. Eigentlich kenne ich diese Sprache nicht, bin in der Direktheit ungeübt und schüchtern zugleich.

Kurz hin- und lange wegschauen.

Alles voller Resten und Schmutz. Hitze, Gestank, Lärm, Fett und Seife. Und doch ist da ein Rock. Geht mich nichts an. Aber der brüllende Koch. Und der brüllende Nebenkoch. Salatteller und Kuchen herrichten und Geschirrwaschen. Töpfe und Pfannen. Schruppen. Mit Bürste und Eisen. Die Pfannen ohne Seife. Und Fluchen. Ich leise in mich hinein. Andere brüllen Raum und Zwerchfell voll. Schnell die Hände am Tuch um die Lenden abreiben. Gemischter Salat mit Zwiebelkuchen. Aber sofort. Die Gedanken schweifen lassen, beim rhythmischen hin und her, Haut auf Eisen. Sofort ist ohne Driften und Kopfreisen nicht zu überleben. Blick hin zum Rock. Was bedeutet das. Was hat das mit mir zu tun. Bin zu blöd. Eine Einladung, eine Aufforderung, ein Test, eine Provokation? Oder Lust. Die Maschine variiert von Stampfen zum Schnurren und wieder zurück. Das ist Kunst. Die Kunst des Hörens.

Der Rock ist ein Rock, mit oder ohne Höschen. Nur ein Lächeln. Und nach der Schicht ist es an mir für alle Fleischkäse zu braten. Die Frau mit dem Rock sitzt auf der Spüle. Und geht weg mit dem Unterkoch. Was bleibt sind die schmutzigen Teller. Und ein Schweissabdruck auf dem Chromstahl. Wird eingerieben. Einpoliert. Geht weg mit dem Unterkoch? Wohin. Kenne jeden Winkel hier. Da gibt es kein Weggehen. Also ist das Weggehen ein Verschwinden aus meinem Kopf. Verschwinden hier ist nur möglich als Scherbe oder im Schweinekübel. Das Gefühl aber bleibt. Verpasst, zu kurz gekommen. Wie immer. Das Gefühl ist unvernünftig. Der Schmerz frisst sich ein, zusammen mit dem Schweissabdruck auf dem Chromstahl. Wegreiben, wie von der Mutter und Frau Ko gelernt. Da nützt kein Mittel, kein Schaum. Es glänzt, doch ist die Reinigung missglückt. Je mehr Reibung erzeugt wird, desto besser ist Haftung.

Frau Du ist alt. Sehr alt. Sie lebt alleine in einer grossen Wohnung an einer dicht befahrenen Strasse. Es gibt wenig Sonne und auch sonst, wenig Heiteres und Erfreuliches. Dafür viel Misstrauen, keinen frischen Wind. Aber sie ist am Leben. Steigt jeden Mittag aus dem Bett. Sie sortiert. Die Zeitungen, die Angebote im Grossverteiler, die uneingelösten Rabatte, die Kleider, die Wäsche, die Schränke, den Schmutz auf dem Fenstersims, das Ungereimte, die Verletzungen. Das ist das Lebenselixier. Sie wird bestimmt hundert. Ich bin die Ordnung

Es gibt das Unendliche und es gibt das Notwendige: Gebären und Sterben, denn diese schaffen einander Ausgleich und zahlen Busse für ihre Ungerechtigkeit. Der Mensch wird von der Seele zusammengehalten, die Seele ist Luft, diese umspannt die ganze Weltordnung und ist dem Unkörperlichen nahe. So die Einführung des das Fett von der Decke

Der Boden klebt. Schruppen. Auf die Knie. Körpereinsatz. So geht es. Bis zum Ende. Das ist die notwendige Lektion. Am kurzen Hebel. Das wird versprochen.

Und das andere Versprechen. Unendlich fern: Alles ist für alle möglich. Träume und Phantasien sind rasch enttarnt. Getäuscht. Aber nicht unglücklich. Sogar das Glück berührt. Selten, aber doch. Die ganze Fülle gefühlt, Verwirrung inklusive, wenn ich der grossen Maschine zuhöre.

Dami, die Haubenspülmaschine

Dein Herz springt vor Freude

Welch ein Wort, welch eine Sache

Die Liebe

Die Abwesenheit von Liebe ist zäh

Das ist mein Ding, also freue ich mich über Deine Liebe

Sie hat die Kraft vieles relativierend

In ein menschliches Verhältnis zu setzen

Der Orient formt Deine Richtung

In der gekachelten Unwirklichkeit

Du bist gerade in grossen Kleinarbeiten

Erfährst viel Wärme und Bewegung

Auf meinem ungetanzten Boden

Der trägt dein ewig Pubertierendes mit

Das wertgebende Du kann ich nicht heraus zaubern

Keine Klage, ich bin in Bewegung

Der Himmel tut das auch

Zusammen werden wir es richten

Und dann kommt ein Loch, ein Ast, ein Blitz, immer

Geniesse die Geschichten aus der Maschinenwelt

Keine Zeit zum Nachdenken. Da passiert etwas, das lässt sich nicht wegschieben wie die Teller und Pfannen, an denen ich hantiere. Die ganze Fülle gefühlt. Nach der Fülle der Zorn über all die Versprechen, die zur Unterwerfung dienen. Die es wagen, gute Hoffnungen für räuberische Zwecke einzusetzen. Verzweifelt in Ungerechtigkeiten. Nicht die Brüllenden. Die, die mit den langen Messern im Dschungel der Geschichte den Profit in die Haut ritzen. Ehre, Erinnerung, Glaubwürdigkeit rauben. Die Abbildung im Privaten. Der geschundene Amazonas und das letzte Geranium vor den Fenstern schreien Verrat, Geschichtsfälschung, Profit, Ego. Deckmantel: Liebe, Kinder. Das frisst die Leber. Nicht der Alkohol. Vergebung. Wegschauen. Im Recht oder Glücklichsein? Beides geht nicht. Also Rechnen oder Rechenschaft, im Bild sein oder in den blinden Spiegel schauen.

Frau Du hat einen Sohn. Der besucht sie nie, fast nie. Will nichts sortieren. Möchte lachen und vertrauen. Er lernt gerade geniessen. Das ist schwer. Seine Mutter und ihre Geschichten lasten auf seinen Schultern. Trotzdem, er will alles anders machen.

Der Sohn von Frau D. lebt nicht weit von seiner Mutter in einer kleinen Stadt. Auch er ist alleine. Mit seiner Seele. Oft reicht ihm das. Wenn nicht, denkt er daran, ein Restaurant zu übernehmen. Oder eine politische Partei zu gründen. Und er legt zu: an Gewicht. Ich bin das Verborgene

Alles ist miteinander vermischt, in allem gibt es einen Anteil von allem und nichts entsteht aus etwas, was nicht ist. Der Geist ist als Einziges mit keiner anderen Sache vermischt, daher existiert nur er für sich selbst. Er ist unendlich und herrscht selbständig. Er ist die feinste und reinste von allen Sachen, hat von allem Kenntnis und besitzt die grösste Kraft. Der Geist ist nicht nur Ursache der kosmischen Kreisbewegung, er hat auch alles geplant und arrangiert. Die Torx möchte, dass Du zuhörst

Im Alpenheidinebel, im warmen Einlullbadedampf erscheint die Fratze. Das eigene Leiden und Sterben. Im Vordergrund das entzündete Fleisch, im Becken die Haarbüschel und Hautschuppen getränkt in Wundsaft. Der Nagelpilz. Blut im Stuhl. Lendliche Unlust. Halux. Im Hintergrund deutlich und noch schärfer mit geschlossenen Augen: Das historisches Subjekt macht sich aus dem Staub. Im roten Ferrari und im SpaceX. Augen auf. Meine Welt oder die Welt. Hinschauen: Pickel ausdrücken. Lachen über das von der Decke tropfende Fett. Welch originellen Formen. Schleimige Gestalten kriechen heraus und verschwinden in den Ritzen zwischen den gesprungenen Kacheln. Die Maschine stoppt. Der Dampf weg. Stille für Sekunden. Die Zeit steht still. Atem anhalten, alles muss sich verbinden und vermischen, jetzt. Natur und Kultur, Samen und Frucht, Beobachter und Beobachtende. Herr und Knecht, Frau und Mann. Toleranz und Respekt. Die Begeisterung im Hals. Nicht atmen, sonst verschwindet der Moment. Und die Maschine kracht los und schnauft heissen Dampf in das fettige Kachelloch, gerade als das böse Spiel von Kapital und Wissenschaft und Definitionsmacht und Dominanz Bild werden wollte und zum Schreien aufforderte. Verbotene Gedanken, vielleicht. Nun wieder die Verbindung Mensch und Maschine. Mensch und Lärm, Mensch und Dampf. Mensch und Verführung. Mensch als Ware. Mensch als Zahl. Mensch als Faktor. Aus dem Fluss gerissen. Erosion überall.

Obwohl meine Nöte und Sorgen verlangen in ein Verhältnis gesetzt zu werden, ist da ein Klotz im Bauch und Tränen in den Augen.

Aber gerne fülle ich Deine Körbe nicht mit meinen Geschichten und meinem Erleben, sondern mit farbigen Kobolden und fliegenden Luftnixen. Und mit dem Geist des Spiels der Blätter im Morgenluft und der blauen Stunde des Einnachtens, des bestaunten Abendlichts.

Lebendige Gedanken ohne Sentimentalität, mit verfeinerten Gefühlen.

Ich werde sie wieder entdecken, um sie Dir mit Tellern und Gabeln zu übergeben.

Die Teller hygienisch, der Schweinekübel geleert. Arbeiten, schneller und schneller, die nächste Ladung Schmutz kommt. Klappe auf. Haube zu. Sauberes ist heiss und muss raus, Schmutziges klebt und muss rein. Hopp, haydi, haydi kalk, tembel, los. Die Maschine braucht Schmiermittel. Gib es ihr. Streichle das kalte Metall. Drücke den Knopf. Sie stampft und zischt und dampft. So muss es sein. Vernünftig. Dienlich. Zweckmässig.

Sekundenpause.

Der Sohn von Frau Du versucht ein guter Mensch zu sein. Er will niemanden Schaden zufügen. Deshalb hat er auch keinen Hund. Und ist vorsichtig im Umgang mit den NachbarInnen. Er hat eine einzige Zimmerpflanze. Er weiss: Der beste Standort für den Ficus benjamina ist hell, direkte Sonneneinstrahlung mag er wiederum nicht. Er verlangt regelmässiger Pflege und eine gleichmässig warme Temperatur, keine Zugluft und keine Abenteuer, ist gerne kultiviert in der zentralbeheizten Wohnung. Ich bin die Gleichmut

Noch einmal die Torx: Die menschliche Vernunft, durch die alles, was wir über die Natur wissen, vermittelt wird, die menschliche Vernunft kann nicht erklärt werden. Die Wirklichkeit ist in sich widersprüchlich und gegensätzlich. Und im Wandel: Erde zu Wasser, Wasser zu Seele. Aber Seelen sterben, wenn sie Wasser werden, Wasser stirbt wenn es Erde wird. Die Gegensätze bilden eine haltende Einheit.

Eine helle Stimme von hinten. Die nackten Schenkel verschwinden im Dampf. Kurzes Lachen. Aufflammende Lust und reinigendes Wasser, Natur und Kultur im Widerstreit. Kultur definiert was Natur ist, distanziert sich dann von ihr, macht sie Untertan und idealisiert sie wieder. Ein Panorama des Geistes, indem die eigene Geschichte der Niederlagen wieder und wieder erzählt wird. Dem Schlund der Maschine. Den schmutzigen Schalen und den glänzenden Gläsern. In den Hinterzimmern als Casserolier, Herr der Töpfe und Pfannen. Eigentlich nur schöne Niederlagen. So schön, dass Nachweinen wiederholt werden darf. Das Leiden eine Möglichkeit. Sich selbst den Blick verstellen. Es braucht keine blinden Spiegel. Die Niederlage für alle glänzt und raschelt. Und lockt. Das dominierende Herrschafts- und Machtmittel. DollarYenFrankenEuroAktienCoins. Gar der dürrste Geldbeutel strebt nach Herrschaft. Gewürzt mit der Angst vor dem Verlust der kleinen Errungenschaften: Benziner, Kreuzfahrt, hat es doch verdient, nicht wahr.

Die Finger wieder verbrannt am Rost des Ofens. Nicht denken, bei der Sache sein. Bewusst immer nur das Eine. Auch wenn alle Stimmen gleichzeitig brüllen. Und von innen der Tinitus. Der Blase zuschauen wie sie wächst. Ich bin Natur. Und neben mir steht Adam. Er verbrennt sich keine Finger. Greift sicher in den Ofen und holt den Kuchen heraus. Meine Blasen platzen. Ich drifte weg im Schmerz. In Pein und Ärger eine andere, feine, hohe Maschinenstimme.

Madam, die mit Dami identische Haubenspülmaschine

Gehe und sitze an die Abendsonne und schau auf die alte Stadt

Die abendverkehrt und Stalden und Kreisel umröhrt

Die Milde der Sonne macht taub und wärmt den Saft

Was Du jetzt alles könntest, Du glaubst es dir diesmal selber

Performen um regelmässiges Brot

Dein Wurzelsaft für Saftwurzeln. Du hast die Prise Salz

Bist in wilder Kopffahrt und sie purzeln rechts und links

Das mögen sie nicht (sieht aber echt lustig aus) und sie stampfen

Sie kriegen nichts vom Saft, nur Sirup

Doch sie haben Macht: Sie besitzen die kalte Schulter

Reise Du nach Berlin, Teneriffa, Kap Verde und nach Petra

Da kommen sie unmöglich hin, Du aber könntest es schaffen

Freue Dich, du wirst keine Eier suchen müssen

Und deshalb Stunden erzählen können

Bring mir eine Wurst aus dem Wadi

Der Ficus stellt keine hohen Ansprüche. Er schaut erstaunt zu, wie die Menschen rennen und strampeln. Aus dem Fenster sieht er dem Zug der Wolken zu. Mehr nicht. Er ist und schaut. Und da ist ein Mann, der spricht mit ihm, gibt ihm Wasser und Kunstdünger. Unangenehmer Geschmack. Aber was soll es. Manchmal ist auf der andern Strassenseite eine Frau auf dem Balkon. Sie hängt Wäsche auf. Mit Klammern. Nach Farbe geordnet. Zu den roten Unterhosen die blauen. Zum gelben Sweatshirt die grünen. Harmonisch, konstant. Ich bin die Berechenbarkeit

Alles ist Eines. Es gibt eine unsichtbare Harmonie in der zerklüfteten Welt. In der Wirklichkeit das Werden: Mode, Schein, Gegensätze, das Vergehen und Verderben. In der Metaphysik das endliche Sein: Seele, Natur, Energie, Einheit. Der Logos ist das Gemeinsame. Ihm gilt es zu folgen. Der Logos steht im Gegensatz zum Subjektiv-Individuellen. Der Kosmos ist beseelt und durchdrungen vom Logos. Die Welt ist in unablässiger Bewegung und Veränderung. Nur wenige erkennen den Logos und lassen sich nicht von den Sinnen täuschen. Es gibt Wachende und Schlafende. Die wenigen Wachenden erkennen die ewige Wahrheit. Schlafende richten sich ausschliesslich nach den Erfahrungen ihrer Sinne und gelangen nicht zu dieser Wahrheit. Weisheit der Haubentorx, ein Geschenk an Dich

Adam kennt keine Grenzen, keine Temperaturen, keinen Schmerz, er sieht durch den Nebel. Adam weiss was er will. Adam ist Wille.

Adam herrscht. Adam überschreitet die rote Linie. Kennt das Notwendige und das Nochnichtdaseiende. Er trifft das richtige Wort, trägt Verantwortung und Konsequenz, kennt keine schwächelnde Sorge, keine behindernde Einfühlung, lässt sich durch das Kollektive nicht behindern, das Zusammen interessiert nicht, sucht im Hellen und findet im Dunkeln, kolonisiert mit leichter Hand alle Lebensbereiche, dirigiert die Seelen der Maschinen, vermarktet Speiseresten und Röcke, investiert in Brandblasen und Fetttränen, weiss wie Geld laufen kann und Steuern fliegen. Verweigerer in den Hängematten und Flüchtlinge sind für ihn Terroristen. Er braucht Gefängnisse und nicht Trinkwasser. Das ist der neue Gesellschaftsvertrag. Dazu noch ein Gewürz: Viren. Der Krieg ist nicht zu gewinnen. Adam hat gewonnen. Hunger überall, Verlust der Bakterien gar im Darm. Noch geht das Verdauen. Im Kopf schon schwieriger. Seelenhelfer fehlen. Vor allem für die Kleinen voller Mikroplastik und Gifte. Zerstörung gewinnt mit der durchsichtigen Taktik: Eitelkeit und Arroganz. Adam umsäuselt die enthemmten Machenschaften gekonnt mit dem Absingen christlicher Werte, mit den Reden von Solidarität und Gerechtigkeit: Zelebration der Heuchelei, das nächste Gewürz. Das ist Kochen auf höchsten Niveau. Die Gäste reservieren Monate voraus. Und immer reinigt ein Casserolier das Schwarzgeschirr und das Weissgeschirr, so dass der Betrieb im Schwung bleibt. Pausen- und atemlos im Dampf und Fett. Und kopiert in den Pausen der Maschine, wenn sie kurz vor dem Überhitzen innehält, die Negative und ordnet die Erinnerungen. Derweil schraubt Adam zur nächsten Gourmethöhe und streut auf das Schweigen die Angst, würzt das Zerstören des Sinnes und der Sinne nach mit Gier, verziert den Raub von Gütern, Hoffnung und Liebe mit drohendem Arbeitsplatz- und Kaufkraftverlust. Das die Geschichte. Meine: Im Wabennest des allgegenwärtigen Bahnhofs bis an die Glocke geirrt. Die Bässe haben meine Ohren betäubt und den Magen geleert.

Die Frau vom Balkon hat eine Katze. Eigentlich mag sie sie nicht besonders. Aber sie ist nun mal da. So ist es auch nicht wichtig, wie es dazu kam, dass sie zusammen wohnen. Die Frau arbeitete früher in einem Reisebüro für Funktionäre aus der Einheitspartei. Dann wurde alles anders und sie schulte sich um. Schönheit. Ihre Spezialität ist die Gegend um die Augen. Nun ist sie zu alt für das Beautybusiness. Sie hat ihr Geschäft in der Seitengasse aufgegeben. Eine einzige Kundin empfängt sie bei sich zu Hause. Es klingelt an der Tür. Da wird sie immer unruhig. Ich bin das Zögern

Alles Wirkliche ist in einem ewigen Verändern begriffen. Das Weltenprinzip bildet die Vereinigung der Gegensätze durch eine zusammenhaltende Kraft, den Logos. Durch den Widerstreit der verschiedenen Elemente entsteht eine Harmonie. Das Urprinzip ist der Streit. Die sich ständig wandelnde Welt ist bestimmt durch einen Kampf der widerstreitenden, einander entgegen-gesetzten Gegensätze. So kann es beispielsweise ohne den Gegensatz tiefer und hoher Töne keine Musik geben und Eizelle und Samen kein menschliches Leben. So entsteht eine Harmonie im Kosmos. Das stete Wechselspiel zwischen gegensätzlichen Kräften schafft die Vielfalt der Phänomene. Der abschwellende Lärm versucht an die Weisheiten der Haubentorxx anzuschliessen

Betäubte Ohren, auftauchende und verschwindende Worte. Habe mich übergeben. Bin bis zum Wurzelsaft eines wuchernden Getümmels gefallen. Dort ist kein Stuhl an der Maschine. Jeder gibt sich selbst die Aufgaben, nichts ist vorgegeben. Meinste. Ich kaue an vernarbenden Lippen. Das scheint zu gefallen: Blut und Blasen ergibt Schmiss und Schneid. Dein Schmunzeln erreicht mich zwischen Töpfen und Tellern. Für Momente ist Denken möglich und der leere Magen will Körner. Montag komm, lach mit mir über die selbstgesteuerten Züge.

Die Haut auf der Oberhand zischt wieder. Der Kuchen muss aus dem Ofen. Ungeschickt. Die Narben bleiben. Sie beweisen die Existenz, das Dasein, insistieren einen Vorsatz, sagen, was gesehen wird. Die Wahrnehmung ist eine Wahrnehmung ist eine Wahrnehmung. Aber die Speisen und die Worte bleiben im Hals stecken, das Wasser kann nicht entstopfen. Ein Würgen, ein Husten und das Ich bricht heraus. Nun nimmt es den Kuchen aus dem Ofen. Zart und vorsichtig beginnt es die Teller zu waschen. Schmutz und Fett gelten nicht. Hier bin ich. Ich bin Casserolier. Ich bin und ich gelobe, den Kuchen auf diesen Tellern werde ich sicher nie essen. Und wo ein Ich auch ein Du. Ein gesuchtes. Du bist nicht Gast im Kuchenkabinett. Mich finden ist schwer. Du brauchst Mut und gute Augen. Denn das Ich ist klein und schwach, wird die nächsten Aufstände gerade wieder verpassen, wenn auch mal knapp. Immerhin. Verschwindet im Nebel, taucht in die Suppe.

Dami

Still ist es in den Worten

Zuweilen ein Hauch der sich bäumt zum Sturm

Dein Herz und deine Lenden flirren nach Westen

Und die Stille im Heulen und Bersten gebärt Tränen

Es waren zwei Königskinder

Doch der Graben war auch da

Die Brücken möchten schlagen

Ich bin da und rufe in den Wind

In welcher Richtung bist zu finden

Schick einen Treiber

Der Ast droht mit Bruch

Trunken vom Bild die Wirklichkeit ersinnen

Fünf Sinne die sich trauen

Einer mehr bin ich

Die Summe kinderleicht

Wiegt schwer gegen das Leder um deine Augen

Du hast es auch geträumt

Es geträumt

Auch träumend

Der Tage und Monate und Jahre trotzend

Frau Ko geht seit wenigen Jahren zur Kosmetikerin. Frau darf sich auch mal leisten. Und seit die Kosmetikerin in ihrer Wohnung arbeitet, ist eine Freundschaft entstanden. Die beiden Frauen singen im Chor. Immer montagabends. Und am Dienstag trinken sie Kaffee miteinander. Vielleicht übernimmt sie die Katze der Freundin-Kosmetikerin. Sie trinken Kaffee und machen die Augen. Und üben die Lieder. Üben ist wichtig. Der Chorleiter kommt aus dem Norden. Er ist sehr streng. Manchmal müssen SängerInnen den Chor verlassen. Ich bin die Anstrengung

Nicht sich mit Vordergründig-Augenscheinlichem zufrieden geben, sondern mit dem Ergründen des von Zeit und Örtlichkeit unabhängigen, gleichbleibenden Wesen der Sache. Die Vernunft ist auf menschliche Problemstellungen anzuwenden.

Erkenntnisgewinn wird durch einen ergebnisoffenen Dialog erreicht. Richtiges Handeln folgt aus der richtigen Einsicht, Gerechtigkeit ist Grundbedingung für einen guten Zustand der Seele. Unrecht tun ist schlimmer als Unrecht erleiden. Fragen gegen die Illusion. Wie tauglich sind die Glaubenssätze, die eigenen Definitionsvorschläge, die Behauptungen und Konzepte? Eine Sache ist nur dann tauglich, wenn man sie nicht zweckentfremdet, sondern sie ihrem Wesen nach richtig nutzt. So doziert der anschwellende Lärm

Nicht mehr die Brandwunde beobachten, sich fühlen wie sie. Sie brennt nur im Wasser. Oder an den Heizstäben. In der Pfütze am Boden zwischen der Maschine und dem Ofen spiegelt sich der lächelnde Adam. Komm, wir wagen es. Das Spiegelbild vertreten und in dicken Wellen auflösen. Das ist das Mindeste. Wir tun es nicht. Den Kopf heben, Du, musst Dich zwingen. Der unverschämten Blick durch die Kacheln in die Weite überrascht. Es ist etwas versteckt, das sich schwer offenbart. Farben, Formen, Töne, Geräusche, Bewegung, Haut und Sterne. Fragen verwehen, das Sein ist ohne Werden, der Fels felst, das Kind kindet, der Apfelbaum apfelbaumt, Der Topf topft, der Kuchen kucht, der Rock rockt. Der Kopf kopft. Kopfbasteleien mit Krücken. Ein lustiges Spiel. Ganz leicht. Vielleicht. Adam weiss das auch. Vielleicht. Ist das der Hebel? Der Plan: Spiegelbilder in Pfützen zertreten, bis ein Bild entsteht das passt.

Die Wahrheit summen, pfeifen und tanzen, den Tellern und Gläsern und Töpfen und Pfannen zuflüstern, bis sie sie weitertragen auf die gedeckten Tische, auf die Zungen und in die Mägen. So dass beim Verdauen die Augen aufgehen. Das wäre doch was. Die kleine Welt, das Hinterzimmer des Casseroliers als Übungsfeld. Also arbeiten die Hände mit der Maschine und der Kopf flüstert und beschwört. Mehr Niederlagen als Siege. Sicher. Das persönliche Schwächeln nervt. Eine Vorstellung kreieren.

Madam

Der Sommer gähnt den Fluss ab

Träg den Kopf über dem Sumpf

Planete werden geboren wie Rattenkinder

Das Wasser wärmt zum Weilen

Die Stimme still im Äther und im Wind

Die Gedichte schauerlich

Ein Kaffee mit Dir

Ein flüchtig Lachen

Deine Haare forsch in den Nacken geworfen

Der Sommer ist schon weit

Der andere Sommer steht vor der Tür

Todsicher

Es ist immer schwer, wenn die Stimme nicht mehr trägt. Der Chorleiter sieht und hört, dass alle Mitglieder fleissig üben. Seine Vorgabe: acht Stunden die Woche. Trotzdem, manchmal gibt es keine Rettung. Das Kollektiv zählt. Das sehen die Austretenden auch ein. Sie gehen meist freiwillig, selten muss nachgeholfen werden, und ja, es gibt auch Tränen. Und Drohungen. Das gilt es auszuhalten. Es geht um den Klangkörper. Er formt in gerne. Manchmal reicht ein Blick, ein Fingerzeig, ein Hochziehen der Augenbraue. Wenn jemand gehen muss, können sich die SängerInnen ja noch privat treffen. Das müssen sie schon selbst organisieren. Der Chorleiter ist nicht Privatperson. Natürlich gibt es auch Lieblinge. Zum Beispiel Ich. Ich bin das Abgehobene (das Factotum der schönen Welt)

Niemand tut freiwillig unrecht, gegen die eigene bessere Erkenntnis kann niemand handeln. Es gibt keine Willensschwäche. Die menschlichen Verhältnisse sind insgesamt unbeständig. Also sei im Glück nicht zu fröhlich und im Unglück nicht zu traurig. Alles steht zwischen Nicht-mehr und Noch-nicht, nichts hat sich bereits zu einer fraglosen, in sich beruhigten Gestalt ausgebildet. Der Blick richtet sich nicht auf die Suche nach Ursachen, sondern auf das Verstehen. Einsicht gibt es nur im Dialog. Einsicht kommt nicht aus Erziehung oder Tradition, sondern entwickelt sich aus seinem eigenen Bewusstsein hin zum eigenen Gesetz. Verwirrtsein, Schwanken, Staunen, die Unmöglichkeit die richtige Entscheidung zu treffen, Abbruch des Gesprächs gehören auf diesem Weg dazu. Konventionelles Scheinwissen wird überwunden, erreicht werden aber immer nur vorläufig haltbaren Einsichten, die sich bald als revisionsbedürftig erweisen. Es gibt kein allgemeingültiges und unfehlbares Wissen, das unverrückbare und unanfechtbare Normen für das Handeln bereitstellt. Es sind immer nur Annäherungen, die aber reichen für das Lebensglück in innerer Unabhängigkeit: Übereinstimmung von Erkenntnis, Wort und Tat mit bedingungsloser Konsequenz und Affektbeherrschung bewirkt ein moralisches Handeln, das weit höher ist als Sitte und Vaterland. Das Fett in der Pfütze mit dem Bildnissen mehrerer Adams

Das Ausweichen in Argumente. Wieder das Zurechtbiegen bis zum Erträglichen, die Ausreden. Sehend werden, durch die Dämpfe und die hochgezogenen Röcke, über die angebrannten Töpfe durch die fettigen Kacheln hindurch. Das wäre was. Manchmal gelingt es für kurze Momente. Dann verschwindet das Ich. Zieht sich in das Innere der Maschine zurück. Du aber bleibst. Als Schatten. Adam ist sicher Kochweltmeister, mindestens. Sein Brüllen ist die Melodie zum Bass und zum Alt der Maschine. Die Töpfe schlagen aneinander zum dumpfen Takt. Einmal werden Pfannendeckel aneinander geschlagen. Finger werden weiter verbrannt. Macht der Schmerz für die Erfahrung der Wahrheit empfindlich oder unempfindlich? Wann gehen die Augen auf, weil endlich begriffen wird, was wir doch nicht sehen können. Bei diesen Gedanken verdoppelt sich Adam. Die Adams erhöhen die Kadenz der Maschine, die Temperatur des Ofens, die Lautstärke des Brüllens. Die Maschine schreit zurück.

Dami

Die Vernunft wird mit dieser rauen Macht

den Kampf nicht versuchen

Und der mutige Willen und das lebendige Gefühl wohl auch nicht

Die Wahrheit muss zur Kraft werden

Sie muss die Herzen erschliessen

Die Kenntnisse sind gefunden und öffentlich preisgegeben