Nimm dir die Freiheit, du selbst zu sein - Eva Wlodarek - E-Book

Nimm dir die Freiheit, du selbst zu sein E-Book

Eva Wlodarek

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  • Herausgeber: dtv
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Die große Inspiration zur Selbstentfaltung Ihr wahres Selbst zu entdecken und es in allen Bereichen, die ihnen wichtig sind, auszuleben, ist vielen Frauen ein Anliegen. Für Lebensglück und Erfolg ist entscheidend, dass sie ihre Talente entfalten, ihre individuelle Schönheit erkennen, wissen, was sie wirklich wollen. Und das dann auch mutig umsetzen. Gerade Frauen neigen aber nach wie vor dazu, sich anzupassen und zurückzunehmen. Was genau hält Frauen zurück? Wie können sie ihre Angst vor Scheitern und Liebesverlust überwinden? Die erfahrene Psychologin und Coachin Eva Wlodarek legt überzeugend und lebendig dar, wie Frauen ihre inneren Bremsen lösen und Wünsche, Neigungen, Stärken selbstbewusst leben können.

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Seitenzahl: 250

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Über das Buch

Spüren Sie auch manchmal dieses leise nagende Gefühl, dass noch mehr möglich wäre, dass das Leben nicht so voller Energie, Freude und Sinn ist, wie es eigentlich sein könnte? Achtung, es ist Ihr Selbst, Ihr wahres Wesen, das sich da meldet. Weibliche Erziehung, äußere Umstände, Bequemlichkeit oder Ängste haben es oft verschüttet. Es gilt, wieder ein Bewusstsein für die eigenen Motive, Begabungen und Neigungen zu bekommen. Und dann mutig die Erkenntnisse umzusetzen. Die erfolgreiche Psychologin Eva Wlodarek gibt dazu umfassend und praktisch Anleitung: Wie man überholte Glaubenssätze loslässt, Ängste überwindet, sein Talent entdeckt und auch beruflich anwendet, individuelle Schönheit entfaltet und positive Beziehungen pflegt. So werden Sie zur aktiven Gestalterin Ihres Lebens, anstatt sich nur den Gegebenheiten anzupassen. Wann, wenn nicht jetzt?

INHALT

Einführung: Sei ganz du selbst

Was ist denn überhaupt das »Selbst«?

Das Selbst entdecken und entfalten

Was haben Sie davon?

TEIL I: Hindernisse des Selbst

Frühe Einflüsse prägen fürs Leben

Sie lernen, was Sie (sein) dürfen – Anpassung hat eine negative Seite

Überzeugungen bestimmen Ihre Erfahrung

Checkliste negativer Glaubenssätze – Nach welchen Vorstellungen leben Sie?

Hinderliche Überzeugungen auflösen

Protokollieren Sie, welche Auslöser Ihre Glaubenssätze aktivieren – Bieten Sie einer schädlichen Einstellung Paroli – Stoppen Sie Ihre negativen Gedanken

Verzeihen – ein Schlüssel zur Freiheit

Lingos Methode des Verzeihens – So trainieren Sie Verzeihen à la Lingo – Das Vergebungsprogramm – Der leere Stuhl – Und wenn Sie nicht verzeihen können? – Feiern Sie Ihre Befreiung

TEIL II: Innere Wege zum Selbst

100 Fragen an Ihr Selbst

Wünsche zeigen den Weg zum Selbst

Das duale System der Wünsche – Verführung von außen – Das »Summen« kommt von innen – Sortieren Sie Ihre Wünsche – So wirken sich winkende Wünsche aus – So wirken sich summende Wünsche aus – Auf welche Art Wunsch wollen Sie setzen?

Psycho-Test: Was ist Ihnen wirklich wichtig im Leben?

Gefühle und Körperwissen – Navigationssystem zum Selbst

Ihr Körper zeigt Gefühl – Entdecken Sie Ihr Körperwissen mit Focusing – Muskeltest und Schwankmethode – Ihr Selbst verrät, was es will

Nutzen Sie Ihre Intuition

Wo wollen Sie denn hin? Eine Vision Ihrer selbst

Setzen Sie Ihre Vorstellungskraft ein – Moodboards – Zielsetzung mit Bildern – Nutzen Sie die visuelle Wirkung – So bereiten Sie Ihre Wunschcollage vor – Stellen Sie Ihr Moodboard her

TEIL III: Freiheit in den Lebensbereichen

Finden Sie sich schön!

Wie schön finden Sie sich? – Stellen Sie sich Ihrer inneren Kritikerin – Löschen Sie Ihr überholtes Selbstbild – Betrachten Sie »Mängel« liebevoll – Die Zeit ist auf unserer Seite – Hallo Beauty! – Attraktivität hat kein Verfallsdatum – Kleiner Kurs für reife Frauen: So bleiben Sie sichtbar – Weibliche Attraktivität forever! – Ein überzeugendes Role Model

Drücken Sie Ihr Selbst durch Kleidung aus

Ihr Outfit muss Ihrem Selbst entsprechen – Glück ist ein Wegweiser zum eigenen Stil – Setzen Sie Ihr Selbst in Mode um

Gestalten Sie Ihre Beziehungen

Ihr Umfeld beeinflusst Sie – Überprüfen Sie Ihre fünf nächsten Menschen – Sortieren Sie Ihre Kontakte – Beziehungen zeigen, wo Sie stehen – Sage mir, mit wem du umgehst … – Ihre Kontakte spiegeln Sie – Distanzieren Sie sich von Menschen, die Ihnen nicht guttun

Tun Sie, was Sie lieben

Sie haben garantiert Talent – Begabung zeigt sich früh – Hinweise auf Ihre Fähigkeiten – Finden Sie Ihr Talent – Sie haben keine Ahnung, wo Ihre Begabung liegt?

Finden Sie die passende Tätigkeit

Der vermeintliche Zwang der Realität – Warum Sie in der Arbeit Ihrem Selbst folgen sollten – Es muss nicht immer der große Wechsel sein – Manchmal muss es radikal sein – Meine eigene Erfahrung – »Tun, was man liebt« – wie geht das?

TEIL IV: Die Bremsen Lösen

Bitte keine Ausreden mehr!

Liste der Lieblingsausreden

Überwinden Sie Ihre Ängste

Angst ist ein Warnsignal – Ihr Vorhaben ist gefährlich – Ihre Furcht ist überflüssig – Tipps gegen Panik – Träumen Sie mit 50 Prozent Risiko – Mindern Sie Ihre Besorgnis mit der Anti-Angstformel – Sicherheit versus Veränderung – Sie gewinnen in jedem Fall – Das ultimative Mittel gegen die Angst

Schluss mit der Bequemlichkeit!

Ihre innere Wellnessberaterin meint es gut – Nutzen Sie die Roboter-Methode – Entwickeln Sie Routine

TEIL V: Kraft fürs Selbst tanken

Motivieren Sie sich selbst

Machen Sie den Motivations-Check – Schmerz ist ein Motivations-Turbo – Motivation durch positive Erwartungen – Motivations-Espresso: Ermutigende Sprüche

Suchen Sie sich Vorbilder

Holen Sie sich Tipps – Zwerginnen stehen auf den Schultern von Riesinnen

Setzen Sie Ihr Selbst durch

Die Lieben sorgen sich um Sie – Die Bösen wollen Sie bremsen – Lassen Sie sich nicht manipulieren – Trauen Sie sich, Nein zu sagen – Nein sagen auf die sanfte Tour – Nein sagen auf die harte Tour – Durchsetzen ohne schlechtes Gewissen – Suchen Sie sich Verbündete

Ausklang: Die Macht ist mit Ihnen

Wunder – aber ohne Garantie

Einfach nur dem Leben vertrauen?

Literatur- und Quellenverzeichnis

EINFÜHRUNG: SEI GANZ DU SELBST

»Die größte Freiheit ist, man selbst zu sein.«

Jeanne Moreau

Lassen Sie mich raten, warum Sie gerade dieses Buch in der Hand halten. Ich vermute, aus dem gleichen Grund, aus dem auch mich dieses Thema gepackt hat: Sie haben eine tiefe Sehnsucht danach, sich endlich einmal selbst innerlich in den Mittelpunkt zu stellen. Sich damit zu befassen, was Sie wollen, was Sie glücklich macht. Frei zu entscheiden, wie Sie Ihre Zeit und Ihre Kraft investieren und welche Menschen Sie um sich haben möchten. Ihre Talente und Fähigkeiten ernsthaft einzusetzen, nicht nur nebenbei und als Hobby. Authentisch zu sein und Ihre Meinung klar zu äußern. Ihre Träume und Herzenswünsche zu realisieren.

Wahrhaftig ein anspruchsvolles Programm! Aber auch wenn Sie vielleicht nur einen Teil davon verwirklichen wollen, wäre das bereits ein Riesenschritt, der meist auch noch mit Schuldgefühlen belastet ist. Wir Frauen sind es nämlich gewohnt, uns eher für das Wohlergehen der Menschen um uns herum verantwortlich zu fühlen, in der Partnerschaft, in der Familie, im Freundeskreis und im Beruf. Unsere eigenen Bedürfnisse stellen wir weitgehend zurück. Mir ist bewusst, dass das sehr nach gestern klingt. Man sollte meinen, wir seien dank der Emanzipation heute doch schon viel weiter. Doch auch wenn es von außen oft anders aussieht, lassen Sie sich bitte nicht täuschen. Die historisch gewachsene weibliche Neigung zur Anpassung hat sich zwar im Laufe der Zeit abgeschwächt, ist aber noch längst nicht aus unserem Denken und Fühlen verschwunden. So schrieb mir auf meinem Youtube-Kanal »Dr. Wlodarek Life Coaching« eine Frau diesen Kommentar: »Bedürfnisse total hintanstellen und das Leben der anderen führen, habe ich (wie viele, sehr viele andere Frauen auch) viel zu lange erlebt.« Doch seien wir ehrlich, nicht nur edles Verantwortungsgefühl führt dazu, es ist uns auch wichtig, geliebt, gemocht oder akzeptiert zu werden. Der Preis ist, dass wir uns weitgehend den Vorstellungen unserer Umgebung anpassen. Zu einem Video zum Thema Anpassung kommentierte eine Frau: »Ist Everybody’s Darling sein zu wollen eher ein weiblicher Wunsch? Ich stelle oft fest, dass Männer im Allgemeinen anders mit den Wünschen anderer umgehen.« Ich kann ihre Beobachtung nur bestätigen. Die amerikanische Soziolinguistin Deborah Tannen bringt diese wie eine Kompassnadel auf andere Menschen ausgerichtete Einstellung auf den Punkt und sieht dabei einen fundamentalen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Männer leben in einer »Statuswelt«, Frauen in einer »Beziehungswelt«. In der Statuswelt kämpft man darum, sich günstig zu positionieren, in der Beziehungswelt geht es vor allem um Gemeinsamkeit. Als Bewohnerin der Beziehungswelt sind gewiss auch Sie darauf gepolt, die anderen im Blick zu haben und für gute Verbindungen zu sorgen. Dagegen ist im Prinzip gar nichts einzuwenden, emotionale Intelligenz und Empathie sind ja erwiesenermaßen unsere besonderen weiblichen Fähigkeiten. Nur geraten Sie dadurch auch verstärkt in Gefahr, sich selbst aus den Augen zu verlieren.

Es sollte mich nicht wundern, wenn es auch Ihnen schwerfiele, Grenzen zu setzen, Nein zu sagen und konsequent Ihren Weg zu gehen. Ein Vorwurf, der uns schon bei der kleinsten Rebellion besonders trifft, lautet: »Du bist so egoistisch.« Sicher, die meisten von uns sind keine verhuschten Mäuschen, wir treten selbstbewusst auf, sind tüchtig und durchaus erfolgreich. Aber wer von uns wagt es schon, wirklich das auszuleben, was glücklich macht? Wir fürchten, dann Wohlwollen und Liebe zu verlieren und am Ende einsam zu sein. Oder in existenzielle Nöte zu geraten, mit unseren Träumen kein Geld zu verdienen. Oft ist das Bewusstsein für unsere eigenen Wünsche auch so verschüttet, dass wir gar nicht mehr so genau wissen, wohin der Weg denn eigentlich führen soll. Immerhin gibt es in uns eine mehr oder minder laute Stimme, die fordert: »Pass dich nicht so an. Sei endlich du selbst!« Ich glaube, es ist genau diese Stimme, die Sie gehört haben und die Sie zu diesem Buch geführt hat.

Was ist denn überhaupt das »Selbst«?

Gehen wir es gründlich an. Deshalb erst einmal ein wenig Kopffutter, bevor wir uns um die Praxis kümmern. Die große Frage lautet: Was ist denn überhaupt dieses »Selbst«, das Sie und ich gerne befreien wollen? Offenbar ist es schwer zu fassen. Auf der Suche danach kann es einem ähnlich wie dem berühmten Arzt Rudolf Virchow ergehen, der gesagt hat: »Ich habe so viele Leichen seziert, aber keine Seele gefunden.« Ihr Selbst ist keine im Körper nachweisbare Substanz und auch kein unveränderlicher Zustand. Am besten definiert es meiner Ansicht nach der Psychoanalytiker C. G. Jung. Er versteht darunter »ein der Person innewohnendes Entwicklungsprinzip, das auf persönliche Ganzheit ausgerichtet ist«. Was besagt: Ihre individuellen Eigenschaften sind bereits in Ihnen angelegt und wollen zur Entfaltung gebracht werden. Als passendes Bild dafür wird gerne eine Eichel genommen. In ihr steckt als Konzept bereits der ganze Eichenbaum mit Wurzeln, Stamm und Krone. Aber er muss erst noch wachsen.

Allerdings haben wir Menschen in unserer Entwicklung mehr Spielraum als eine Eiche. Wir können unsere Anlagen in unterschiedliche Richtungen entfalten – oder auch gar nicht. Für uns ist das Selbst eine Art psychisches Navigationssystem, dem wir im günstigen Fall folgen. Doch zwingend ist das nicht. Unterwegs gibt es vieles, was gerade uns Frauen davon abhalten kann: Unsere weibliche Erziehung, der Einfluss unserer Umgebung, komplizierte Lebensbedingungen, Bequemlichkeit, Angst, eine falsche Partnerwahl oder Ziele, die eigentlich nicht unsere eigenen sind.

Um darüber hinauszuwachsen, brauchen Sie den festen Willen, sich statt mit anderen mit sich selbst zu beschäftigen. Damit Sie Ihr Selbst befreien können, müssen Sie es nämlich erst einmal entdecken. Das ist keine einmalige Angelegenheit, sondern ein lebenslanger Prozess.

Damit wird die Betrachtung des Selbst ziemlich verzwickt. Ihr Selbst ist einerseits eine feste Größe. Sie bringen Ihre Gene, Ihr angeborenes Talent, Ihr Temperament und Ihre physischen Gegebenheiten mit. Andererseits entwickelt sich Ihr Selbst aber auch erst im Laufe der Zeit und kann dabei sehr unterschiedliche Formen annehmen. Der Philosoph Friedrich Nietzsche bringt diese zweifache Beschaffenheit kurz auf die Formel: »Werde, der du bist«.

Das Selbst entdecken und entfalten

Wahrscheinlich haben Sie zumindest eine ungefähre Vorstellung davon, wie Ihr Selbst aussieht, wer Sie »eigentlich« sind. Sie können Ihre Stärken aufzählen und kennen die meisten Ihrer Schwächen. Sie haben auch einen Überblick über Ihre Vorlieben und Abneigungen. So machen Sie etwa gerne Urlaub im Süden, lesen mit Begeisterung Krimis, hassen es, zu spät zu kommen oder Ihr Konto zu überziehen.

Doch um Ihr wahres Selbst zu finden, ist es notwendig, mehr in die Tiefe zu gehen. Sie müssen ein Bewusstsein für Ihre Motive, Gefühle und Wünsche bekommen, Ihre ursprünglichen Begabungen und Neigungen herausfinden. Dazu stellen sich existenzielle Fragen: Wer bin ich? Warum bin ich hier? Was ist meine Lebensaufgabe? Was habe ich, was in dieser Kombination kein anderer hat? Was macht mich glücklich? Was möchte ich als Persönlichkeit anderen geben?

Dann geht es darum, dass Sie Ihr Leben entsprechend ausrichten. Allerdings verlaufen Erkennen und Umsetzen nicht schön geregelt nacheinander – erst entdecken Sie Ihr Selbst und dann leben Sie entsprechend –, sondern beides ist miteinander verquickt wie eine Doppelhelix. Es funktioniert als »Learning by doing«. Ihr Selbst finden Sie immer mehr, während Sie aufmerksam leben, handeln, entscheiden und Neues wagen. Sie müssen die Antworten auf die Frage »Wer bin ich?« immer wieder konkret in Ihrem Alltag umsetzen. Hier liegt meist die größere Schwierigkeit, denn dabei erwarten Sie einige Hürden. Zum einen gibt es da innere Barrieren, etwa die Angst, zu missfallen und als egoistisch zu gelten, zum anderen äußere Hindernisse. Dazu zählen Verbindlichkeiten, die sich nicht einfach so aufkündigen lassen, wie zum Beispiel die Sorge für die Familie oder die Notwendigkeit, Geld zu verdienen. Nicht zuletzt bremst Sie der Gegenwind, der Ihnen garantiert entgegenweht, wenn Sie sich nicht länger anpassen, sondern Ihren eigenen Weg gehen. Das führt leicht zu Zweifeln, ob eine Veränderung wirklich richtig ist.

Herauszufinden, wer Sie sind, und sich dann danach auszurichten – das ist zweifellos anstrengend und manchmal in der Konsequenz recht schmerzhaft. Es bedingt ein ständiges Reflektieren, In-sich-Hineinspüren, Neujustieren sowie den inneren und äußeren Kampf, um das Selbst im Alltag umzusetzen. Warum also sollten Sie das tun?

Was haben Sie davon?

Vielleicht geht es Ihnen wie den meisten von uns: Sie leben auch ohne diese permanente Nabelschau und ihre aufwendige Umsetzung ganz gut. Normalerweise ist der Job okay, die Partnerschaft und das Familienleben sind so weit intakt, einen netten Freundeskreis haben wir auch. Nur manchmal spüren wir dieses leise, nagende Gefühl, dass noch mehr möglich wäre, dass das Leben nicht so aufregend, voller Energie und Freude ist, wie es eigentlich sein könnte. Aber dann beschwichtigen wir uns. »Lieber nichts verändern«, flüstert unsere Angst, »Erspare dir den Stress«, rät uns die Bequemlichkeit. Schließlich halten wir es resigniert mit dem Schriftsteller Ödön von Horváth, der gesagt hat, er sei eigentlich ganz anders, er käme nur so selten dazu.

Oft bedarf es erst einer großen Krise, wie einer Kündigung, einer schweren Krankheit, einer Trennung oder dem Tod eines lieben Menschen, um uns zur Veränderung in Richtung Selbst zu zwingen. Das zeigen Aussagen wie die einer Freundin von mir, der erst durch ihren Brustkrebs klar wurde, welches Leben sie wirklich führen möchte. Aber manchmal ist es auch ein scheinbar unspektakulärer Moment, der dazu anregt, unser bisheriges Leben infrage zu stellen. Wie dieser, von dem ich kürzlich las: Eine Frau, die in der IT-Branche tätig ist, sieht zufällig in einer Zeitung ein Foto. Darauf ist eine frühere Klassenkameradin zu sehen, die sich bei »Ärzte ohne Grenzen« engagiert. Das Bild macht die Frau nachdenklich: »Welche Bedeutung hat eigentlich mein Leben? Ich sortiere Einsen und Nullen auf der Festplatte, und sie rettet Leben in Afrika.« Ein harmloses Foto inspiriert sie dazu, sich einmal grundsätzlich zu fragen, ob sie auf dem richtigen Weg ist.

Auf ein gewaltsames Wachrütteln sollten Sie jedenfalls nicht warten. Machen Sie sich auch ohne Druck klar, welchen großen Nutzen es hat, das eigene Selbst zu entdecken und auszuleben. Sich diese Freiheit zu nehmen, ist entscheidend für mehr Glück in allen Lebensbereichen. Stephen Joseph, Psychologieprofessor an der Universität Nottingham, hat in zahlreichen Studien herausgefunden: Menschen, die ihr Leben als sinnvoll und authentisch beurteilen – also gemäß ihrem Selbst leben –, haben ein höheres Selbstwertgefühl, sind zufriedener, führen erfülltere Beziehungen und haben weniger Ängste. Sogar körperlich profitieren sie, da sie gesünder sind und länger leben. Bleiben unsere Möglichkeiten hingegen ungenutzt, erzeugt das eine innerseelische Spannung und verursacht Stress. Wir fühlen uns zunehmend niedergeschlagen und wertlos. Am Ende bleibt vielleicht gar das bittere Gefühl, das wahre Leben verfehlt zu haben, selbst wenn es nach außen hin glänzend ausgesehen hat. Das bestätigt auch Bronnie Ware in ihrem Buch Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen. Als Palliativpflegerin in Australien begegneten ihr zahlreiche PatientInnen, die voller Bedauern auf ihr Leben blickten. Am häufigsten litten sie darunter, nicht den Mut aufgebracht zu haben, sich selbst treu zu sein. Sie hatten versäumt, ihrem Selbst zu folgen. Die Vorstellung, am Ende auf dem Totenbett zu liegen und zu erkennen »Mein Leben hat allen gefallen, nur mir nicht«, ist doch ziemlich erschreckend. Von daher sollten Sie sich unbedingt um Ihr Selbst kümmern und sich die Freiheit nehmen, Sie selbst zu sein. Werden Sie eine aktive Gestalterin Ihres eigenen Lebens, anstatt sich den Gegebenheiten anzupassen. Auf Sie wartet das Abenteuer. Dazu ist es zum Glück nie zu spät. Wann also, wenn nicht jetzt?

Frühe Einflüsse prägen fürs Leben

Auch wenn Sie vielleicht glauben, das wäre Schnee von gestern – die meisten Hindernisse für die Entfaltung Ihres Selbst liegen in Ihrer Kindheit. Einfach schon deshalb, weil diese Zeit besonders prägend ist. Viele negative Einstellungen uns selbst gegenüber haben in frühen Jahren ihren Ursprung und wirken bis heute nach. Deshalb lohnt es sich, eine Zeitreise in Ihre Vergangenheit zu machen, um herauszufinden, was Sie möglicherweise gegenwärtig blockiert.

Gehen wir dazu zunächst an den Anfang. Ihr Start in puncto Selbst ist noch recht einfach: Als Säugling muss Ihnen niemand beibringen, ganz Sie selbst zu sein. Sie sind völlig im Einklang mit dem, was in Ihnen vorgeht, und drücken das auch ungefiltert aus. Auf Hunger, Schmerzen, Langeweile oder eine volle Windel reagieren Sie prompt mit Gebrüll. Geht es Ihnen gut, gönnen Sie anderen ein zahnloses Lächeln, glucksen oder strampeln fröhlich. Sind Sie müde, schlafen Sie auf der Stelle ein, und wenn Sie satt sind, machen Sie zufrieden ein Bäuerchen, Sie sind noch im wahrsten Sinne des Wortes selbstbewusst und Authentizität pur.

Doch schon in dieser Phase nehmen Sie bereits unterschiedliche Einflüsse von außen auf, die sich auf Ihr Selbst auswirken – und zwar weitgehend unabhängig von Ihrer genetischen Ausstattung.

Ileana Hanganu-Opatz, Hamburger Professorin für Entwicklungsneurophysiologie, sagt über Einflüsse in den ersten Jahren: »Der genetische Code errichtet nur den Rohbau, aber das Haus ist nicht fertig. Dieser Rohbau lässt viele Möglichkeiten offen, von einer kleinen Hütte bis zum Schloss.« Was entsteht, hängt von den Menschen in Ihrer Umgebung ab. Zwischen diesen und Ihnen findet ein emotionaler Austausch statt. Sie spüren, ob man Sie liebevoll anfasst, streichelt und anlächelt oder ob man Sie grob behandelt, schreien lässt oder vernachlässigt. Diese Erfahrungen wirken auf Ihr Gehirn und steuern sogar, ob bestimmte Gene aktiv werden. Es ist also von Anfang an viel los zwischen Ihnen und der Außenwelt, und das wirkt sich dauerhaft aus. Allerdings sind diese Erfahrungen später nicht präsent. Dass die meisten Erwachsenen sich kaum an Ereignisse erinnern können, die sich vor ihrem dritten Lebensjahr abgespielt haben, bezeichnet man als infantile Amnesie, als frühkindliche Gedächtnislücke. Die Gründe dafür sind nicht vollständig geklärt, hängen aber offenbar mit noch nicht ausreichend entwickelten Hirnarealen zusammen. Die unbewussten Erfahrungen lassen sich später nur über einen Umweg erschließen. Sie spiegeln sich vor allem in Ihrem Wertgefühl wider, in der Art, wie Sie mit sich selbst umgehen und wie Sie sich von anderen behandeln lassen. Sie kommen ihnen auf die Spur, indem Sie sich fragen: »Habe ich das Gefühl, wichtig zu sein? Fühle ich mich wertvoll? Oder bin ich unsicher, ängstlich und habe wenig Vertrauen in meine Mitmenschen?« Die Antworten weisen eventuell darauf hin, dass Sie schon sehr früh Verlustängste, Ablehnung oder andere gravierende Einflüsse erlebt haben. Es lohnt sich deshalb, in der eigenen Familiengeschichte gründlich nachzuforschen, wie Ihre ersten Lebensjahre verlaufen sind. Das erklärt möglicherweise einiges, was Ihnen an Ihrem gegenwärtigen Verhalten rätselhaft erscheint, weil Ihnen keine konkrete Ursache dafür bekannt ist.

Sie lernen, was Sie (sein) dürfen

Das Bewusstsein für das eigene Selbst setzt etwa im Alter von 18 bis 24 Monaten ein. Ab da begreift sich ein Kind als eigenständiges Wesen. Das hat man mit einem trickreichen Experiment herausgefunden: Man malte Kindern dieser Altersstufe einen Farbfleck auf die Nase und setzte sie dann vor einen Spiegel. Die kleinen Versuchspersonen tippten nicht etwa auf ihr Spiegelbild, sondern fassten sich an die eigene Nase – ein Zeichen dafür, dass sie sich erkannten und bereits ein Bewusstsein ihrer selbst hatten.

Von Ihrer Entwicklung her haben Sie in diesem Alter also die Fähigkeit, sich selbst bewusst wahrzunehmen und die Reaktionen Ihrer Umwelt einzuordnen. Damit kommt eines der stärksten menschlichen Bedürfnisse zum Zuge: Der Wunsch nach Zugehörigkeit. Um die Zuneigung und Anerkennung Ihrer Umgebung zu gewinnen, müssen Sie sich anpassen. Ein lautes »Nein!«, ein trauriger Blick von Mama, vielleicht sogar ein Klaps auf die Hand wirken sich auf Ihr Verhalten aus. Ebenso wie ein Kuss, ein Stück Schokolade, ein begeistertes »Das hast du aber fein gemacht!«. Immer wenn es Ihnen gelingt, sich so zu verhalten, dass Sie Strafe vermeiden oder eine Belohnung erhalten, kommt es in Ihrem Gehirn zur Ausschüttung von Botenstoffen, die neuronale Verknüpfungen und synaptische Verschaltungen aktivieren. Auf diese Weise lernen Sie nachhaltig, was akzeptabel ist und was nicht. Je öfter Sie diese Erfahrungen machen, desto intensiver prägen sie sich ein. Ihr ursprüngliches Selbst wird von den Vorstellungen, Meinungen und Weltbildern Ihrer Umgebung beeinflusst und geformt.

Dabei spielt auch das Geschlecht eine Rolle. Zwar hat die Emanzipation durchaus Früchte getragen, längst legen fortschrittliche Eltern Wert darauf, ihr kleines Mädchen stark und selbstbewusst zu machen und es nicht nur pretty in Pink aufzuziehen. Aber trotzdem ist es gar nicht so einfach, sich von traditionellen Rollen und Prägungen zu befreien. Schließlich hat ja auch das weitere Umfeld Einfluss.

Das bekam ich kürzlich bei meinen Nachbarn mit, denen man sicher keine spezifisch weibliche Erziehung bei ihrer Tochter unterstellen kann. Die kleine Marlene, fünf Jahre alt, wird genauso erzogen wie ihr siebenjähriger Bruder Moritz. Marlene wollte unbedingt ein Video von Prinzessin Lillifee sehen, wie neulich bei ihrer Freundin Pauline aus der Kita. Ihre Mutter verdrehte nur die Augen, aber Kinder orientieren sich nun mal auch an ihresgleichen, sie möchten mitspielen und dazugehören. Dabei nehmen sie unbewusst auf, was für ein Mädchen passend ist. Die kleine Wilde in der Latzhose, die auf Bäume klettert und bestimmen will, wird da schnell zur Außenseiterin. Pippi Langstrumpf macht sich meist nur im Kinderbuch gut.

Auch die Erwachsenen spielen als Vorbilder in puncto Geschlechtererziehung eine Rolle, denn Nachahmung ist ein wichtiger Erziehungsfaktor. Selbst bei Familien, in denen generell Gleichberechtigung herrscht, gibt es im Alltag eine traditionelle Verteilung: Mama schminkt sich zum Ausgehen, füllt die Waschmaschine und kümmert sich um die kranke Oma. Papa schleppt die Kiste mit den Wasserflaschen, repariert das Fahrrad und brüllt begeistert bei der Liveübertragung eines Fußballspiels. Nur Klischees? Machen wir uns nichts vor, die Geschlechterstereotypen haben bis auf Weiteres immer noch Macht und beeinflussen uns schon im frühen Alter. Und da geht es für kleine Mädchen nicht nur um einen rosa Rucksack, sondern um Liebsein und Einüben von Verständnis. Erkennen Sie da vielleicht etwas aus Ihrer eigenen Kindheit wieder?

Anpassung hat eine negative Seite

Im Sinne von Sozialisation ist Anpassung zweifellos notwendig. Wir lernen, uns zivilisiert zu verhalten. Doch die Einpassung in die Gesellschaft, so nützlich sie auch ist, hat eine Kehrseite, die sich fatal auf unser wahres Selbst auswirkt. Unsere Bezugspersonen vermitteln uns nämlich nicht nur gesellschaftlich notwendige Verhaltensweisen, sondern versuchen außerdem, uns nach ihren Vorstellungen und Überzeugungen zu formen. Die decken sich nicht unbedingt mit dem, was unserem Wesen entspricht.

Stellen Sie sich nur einmal vor, wie sich ein stilles, introvertiertes Mädchen in einer lauten Familie fühlt. Oder wie es einem lebhaften Kind in einer Umgebung ergeht, in der Selbstbeherrschung als höchste Tugend gilt. Davon kann Susanne, eine 54-jährige Apothekerin, ein Lied singen. Sie wächst in einer vornehmen Hamburger Reederfamilie an der Elbchaussee auf. Schon früh lernt sie, dass man sich ruhig und gesittet verhält. Wird sie als kleines Mädchen laut oder wütend, schickt man sie in ihr Zimmer. Sie darf erst wieder herauskommen, wenn sie – wie ihre Mutter es nennt – »sich abgekühlt« hat. Die erwachsene Susanne wird oft für arrogant gehalten, dabei hat sie nur gelernt, ihre Gefühle zu verbergen.

Den intensiven Einfluss der elterlichen Einstellung kann ich auch bei mir selbst gut nachverfolgen. Mein Vater war Pastor. Das bedingte so sicher wie das Amen in der Kirche eine Erziehung gemäß den christlichen Idealen. An erster Stelle stand das Gebot »Liebe deinen Nächsten«, wobei der zweite Teil »… wie dich selbst« gerne ignoriert wurde. Meine Eltern lebten nach diesem Prinzip und sorgten dafür, dass ich mich ebenso altruistisch verhielt und meine eigenen Bedürfnisse zurückstellte. Als Erwachsene fiel es mir lange schwer, Nein zu sagen und Grenzen zu setzen, wenn mich jemand um Unterstützung bat.

Wie stark bei der sozialen Anpassung tatsächlich eigene Impulse, Bedürfnisse und Gefühle unterdrückt werden, hängt davon ab, wie viel Freiheit zur Selbstentfaltung wir trotz der gesellschaftlich notwendigen Reglementierung erhalten. Das sieht auch der Psychotherapeut und Sozialwissenschaftler Erich Fromm so: »Die Beschränkungen, die eine derartige Erziehung dem heranwachsenden Kind vielleicht zumuten muss, sind lediglich vorübergehende Maßnahmen, welche dem Wachstums- und Entfaltungsprozess nur nützen. In unserer Kultur jedoch führt die Erziehung nur allzu oft zur Ausrottung der Spontaneität. Dann werden die ursprünglich psychischen Akte durch andersartige Gefühle, Gedanken und Wünsche überlagert.«

Ob es gut oder schlecht ist, was Sie als Kind von Ihrer Umgebung übernehmen, können Sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht beurteilen. Sie glauben einfach, dass die mächtigen Erwachsenen recht haben mit dem, was sie Ihnen vermitteln. Als kluges Kind wissen Sie jedenfalls schon bald sehr genau, was in Ihrer Umgebung gefragt ist und wie Sie sich verhalten müssen, um Wohlwollen zu erreichen. Das gilt sogar, wenn die Erwachsenen Ihr Verhalten nicht überwachen. Dazu hat die Natur eine geniale Möglichkeit eingerichtet: Wir nehmen die Werte und Normen unserer Umgebung als unsere eigenen auf. Indem wir sie verinnerlichen, sind wir in der Lage, sie jederzeit eigenständig abzurufen. Von diesem Zeitpunkt an benötigen wir keine Anweisung von außen mehr, sondern erzählen uns in einem inneren Dialog selbst, was akzeptabel ist und was nicht. Wir speichern auch, wie wir uns einschätzen sollen, etwa als hübsch, lieb und schlau oder als dumm, ungeschickt und hässlich.

Außerdem filtern wir unbewusste Regeln aus dem, was wir erleben. Wenn Sie als Kind wenig Unterstützung bekommen haben, wird daraus etwa, dass Sie allein mit allem fertigwerden müssen. Wenn Sie in einer Umgebung aufgewachsen sind, in der Sie als fremd abgelehnt wurden, kann zurückbleiben, dass Sie nirgendwo dazugehören.

Der Psychologieprofessor Stephen Joseph drückt es so aus: »Das Ichgefühl entwickelt sich, während das Kind mit den Menschen seiner Umgebung interagiert. Je mehr Erfahrungen das Kind macht, desto komplexer wird sein Selbstbild. Kinder lernen, eine Geschichte darum zu spinnen, wer sie sind. Diese Geschichte ist die Landkarte, nach der sie ihr Leben führen.«

Fatal ist es, wenn diese Geschichte nicht mit Ihrem wahren Selbst übereinstimmt. Dann hindert sie Sie daran, authentisch zu sein. Deshalb ist es wichtig herauszufinden, was Sie bis heute beeinträchtigt, damit Sie Ihr wahres Selbst entdecken.

Überzeugungen bestimmen Ihre Erfahrung

Was Sie frühzeitig von Ihrer Umgebung aufgenommen haben, verdichtet sich zu festen Überzeugungen. Es handelt sich um Meinungen und Urteile, die Sie ungeprüft als wahr annehmen. Man spricht deshalb auch von »Glaubenssätzen«. Sie bestimmen Ihr Denken und Verhalten. Im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung passiert dann meist genau das, was Sie gemäß Ihrer inneren Einstellung erwarten. Das ist kein Problem, solange es sich um eine positive Überzeugung handelt, wie etwa »Wenn ich es wirklich will, dann schaffe ich es auch« oder »Ich bin liebenswert«. Anders wirkt es sich aus, wenn Sie einschränkende Urteile aufgenommen haben. Dann hindert Sie Ihr eigenes Bewertungssystem daran, Ihr Potenzial zu erkennen, Chancen wahrzunehmen und eine erfolgreiche Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen. Das Perfide ist, dass Ihnen die negativen Glaubenssätze oft nicht einmal bewusst sind und sich keineswegs mit Ihren Wünschen decken müssen. Deshalb können Sie sich oft nicht erklären, warum Sie scheinbar nicht weiterkommen.

Daniela, 39, Malerin, sabotiert ihren Erfolg entsprechend ihrem unbewussten Glaubenssatz »Ich bin es nicht wert«. Von der Qualität ihrer Bilder her könnte sie längst bekannt sein, würde sie nicht ständig Galeristen und potenzielle Kunden mit provokanten Bemerkungen verprellen. So wirft sie einem Mäzen an den Kopf, er habe zwar Geld, aber in Sachen Kunstverstand sei er leider nicht die hellste Kerze im Kronleuchter. Sie findet das witzig, der Sammler ist beleidigt. Fragt man sie, was sie auf künstlerischem Gebiet erreichen möchte, dann sagt sie: »Na was wohl? Warte mal ab, bald hängen meine Bilder in der Gagosian Gallery in New York.« Das werden sie unter diesen Bedingungen wohl eher nicht.

Eines ist sicher: Das Unterbewusstsein, Ort unserer Glaubenssätze, gewinnt immer. Es findet kreative Wege, sich durchzusetzen. Schon der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung sagte: »Solange Unbewusstes nicht bewusst gemacht wird, lenkt es dein Leben und du nennst es Schicksal.«

Checkliste negativer Glaubenssätze

Die folgenden hinderlichen Überzeugungen kommen aufgrund der weiblichen Sozialisation besonders häufig bei uns Frauen vor. Achten Sie darauf, welche Aussage Sie besonders berührt – die könnte Sie bisher daran gehindert haben, Ihr wahres Selbst zu erkennen und zu entfalten.

Ich bin es nicht wert

Das Gefühl, wertlos zu sein, sitzt tief und kann sich auf jeden beliebigen Bereich Ihres Lebens beziehen. Sie glauben, Sie hätten kein Recht darauf, von anderen respektvoll behandelt zu werden. Deshalb lassen Sie es mit eingezogenem Kopf zu, dass Sie ein cholerischer Vorgesetzter anschreit. Sie bleiben in einer Wohnung, in der Sie sich nicht wohlfühlen, und verrichten eine Tätigkeit, die Sie unterfordert. Oder Sie halten es nicht für möglich, dass Sie für einen guten Mann attraktiv sind.

So geht es Hella, einer 29-jährigen Krankenschwester. Ihre Mutter hat ihr vermittelt: »Jemand wie dich will doch keiner. Du kannst froh sein, wenn du überhaupt einen Mann abbekommst.« Als sich Ralf, ein älterer Witwer, für Hella interessiert, geht sie auf sein Werben ein und heiratet ihn, obwohl sie ihn nicht liebt.

Wenn Sie sich wertlos fühlen, geben Sie sich mit dem Minimum zufrieden und wagen nicht, mehr zu verlangen. Bei dieser Einstellung hat Ihr strahlendes, wertvolles Selbst kaum die Möglichkeit, sich zu entfalten.

Ich bin nicht wichtig

Dieses Gefühl entwickeln vor allem Kinder, deren Eltern wenig Zeit für sie haben. Auch wenn es sich dabei oft um äußere Zwänge handelt, unter denen die Eltern selbst leiden, interpretieren Kinder die Abwesenheit auf ihre Weise: »Wenn ich Papa und Mama wichtig wäre, würden sie sich um mich kümmern.«

Die kleine Elsa erlebt es so. Ihre Eltern haben ein Möbelgeschäft. Weil sie auch eine Beratung für Inneneinrichtungen anbieten, sind sie oft noch nach Feierabend zu Kunden unterwegs. Elsa bleibt meist sich selbst überlassen oder wird von einer Haushälterin betreut. Sie bekommt jedes Spielzeug, das sie sich wünscht, aber sie ist ein einsames kleines Mädchen. Noch als erwachsene Frau ist sie der Ansicht, dass sich niemand wirklich für sie interessiert.

Das Fatale ist: Wenn Sie glauben, nicht wichtig zu sein, setzen Sie sich auch nicht für Ihre eigenen Bedürfnisse ein, sondern halten die der anderen für bedeutender.

Ich muss gefallen

Dieser Glaubenssatz zählt zu den für Frauen typischen und besonders gefährlichen Saboteuren des Selbst. Er verlangt nämlich, dass Sie sich ständig verleugnen. Wenn Sie diese Einstellung schon als kleines Mädchen verinnerlicht haben, besitzen Sie feine Antennen dafür, was andere sich wünschen und passen sich wie ein Chamäleon an.