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Erste Hilfe für die gekränkte Seele
Eine Kränkung ist wie ein Schlag ins Gesicht, eine Ohrfeige für die Seele. Sie trifft direkt unser Selbstwertgefühl. Wir fühlen uns nicht respektiert, nicht wertgeschätzt und nicht verstanden. Die erfahrene Psychotherapeutin und Bestsellerautorin Bärbel Wardetzki zeigt, dass wir Kränkungen nicht hilflos ausgeliefert sind. Denn ob wir etwas als Kränkung erleben und wie stark wir uns verletzt fühlen, haben wir zu einem guten Teil selbst in der Hand. Je mehr wir wissen, was uns kränkt, welche alten Wunden durch aktuelle Verletzungen aufgerissen werden und welche Möglichkeiten wir haben, uns zu schützen, umso weniger müssen wir unter Kränkungsgefühlen leiden.
In der überarbeiteten und erweiterten Neuausgabe dieser kompakten Einführung in das Thema nimmt Bärbel Wardetzki die digitale Kränkung und die gekränkte Gesellschaft mit in den Blick. Außerdem beleuchtet sie die Kränkung noch stärker in Bezug auf nicht erfüllte Bedürfnisse und Erwartungen und gibt neue Tipps zum Umgang mit Grenzen.
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2012
Das Buch
Eine Kränkung ist wie ein Schlag ins Gesicht, eine Ohrfeige für die Seele. Sie trifft direkt unser Selbstwertgefühl. Wir fühlen uns nicht respektiert, nicht wertgeschätzt und nicht verstanden. Die erfahrene Psychotherapeutin und Bestsellerautorin Bärbel Wardetzki zeigt, dass wir Kränkungen nicht hilflos ausgeliefert sind. Denn ob wir etwas als Kränkung erleben und wie stark wir uns verletzt fühlen, haben wir zu einem guten Stück selbst in der Hand. Je mehr wir wissen, was uns kränkt, welche alten Wunden durch aktuelle Verletzungen aufgerissen werden und welche Möglichkeiten wir haben, uns zu schützen, umso weniger müssen wir unter Kränkungsgefühlen leiden.
In der überarbeiteten und erweiterten Neuausgabe dieser kompakten Einführung in das Thema nimmt die bekannte Psychologin Bärbel Wardetzki die digitale Kränkung und die gereizte Gesellschaft mit in den Blick. Außerdem beleuchtet sie die Kränkung noch stärker in Bezug auf nicht erfüllte Bedürfnisse und Erwartungen und gibt neue Tipps zum Umgang mit Grenzen.
Die Autorin
Dr. Bärbel Wardetzki, geb. 1952, ist Diplom-Psychologin. Sie ist in München als Psychotherapeutin, Supervisorin und Coach tätig. Darüber hinaus ist sie eine viel gefragte Referentin im In- und Ausland, häufiger Gast bei Funk und Fernsehen sowie erfolgreiche Autorin zahlreicher Bestseller.
www.baerbel-wardetzki.de
BÄRBEL WARDETZKI
NIMM’S BITTENICHTPERSÖNLICH
Der gelassene Umgang mit Kränkungen
Der Verlag behält sich die Verwertung des urheberrechtlich geschützten Inhalts dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.
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Dieses Buch erschien erstmals 2003 unter dem Titel Erste Hilfe für die Seele. So schützen Sie sich gegen Kränkungen. 2012 erschien eine vollständig überarbeitete, erweiterte und aktualisierte Fassung mit dem Titel Nimm’s bitte nicht persönlich. Der gelassene Umgang mit Kränkungen.
Die hier vorliegende Ausgabe von 2025 mit demselben Titel wurde erneut komplett aktualisiert und abermals erweitert.
11., aktualisierte und erweiterte Auflage 2025
Copyright © 2012, 2025 Kösel-Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlaggestaltung: FAVORITBUERO, München, nach einem Entwurf von Weiss Werkstatt München
Umschlagmotiv: © Harald Braun / plainpicture.com
Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN 978-3-641-08794-4V005
www.koesel.de
INHALT
Einleitung
WASISTEINEKRÄNKUNG?
Im Teufelskreis des Gekränktseins
Was passiert bei Kränkungen?
Kränkung hat eine doppelte Bedeutung
Wir entscheiden, was uns kränkt
Kränkungen schwächen das Selbstwertgefühl
Wenn Anerkennung und Bedürfnisse unerfüllt bleiben
Lieber sind wir wütend, als zu spüren, wie weh es tut
Schreck lass nach
Wenn wir gekränkt sind
Die Kränkung trifft den wunden Punkt
Verletzte Ich-Anteile – Ego States
Die Verletzung unserer Werte
Ich nehme alles persönlich
Wie es ist, ist es falsch
Die posttraumatische Verbitterungsstörung
Ich bin gekränkt, weil du …
Du kommst mir zu nahe
Unsere Liebe wird zurückgewiesen
Die andere wird mit ihm glücklich
Kränkungsleichen leben lange
Süchte – Schutz vor neuen Kränkungen
Vorurteile können kränken
Cybermobbing und Hassreden
Die »gekränkte Gesellschaft« oder kollektive Kränkungen
Meine Meinung bin ich
Wenn andere sich gekränkt fühlen
Nimm’s bitte nicht persönlich
Die Erfahrung, jemanden gekränkt zu haben
Kränkungsfallen
Ich lege jedes Wort auf die Goldwaage
Die Macht der Gekränkten
Kränkendes Verhalten
Der »Täter« trifft auf sein »Opfer«
Rache als Ausgleich
Kränkung als Provokation
Destruktive Reaktionen bei Kränkungen
DERGELASSENEUMGANGMITKRÄNKUNGEN
Welcher Kränkungstyp sind Sie?
Weiterführende und zitierte Literatur
EINLEITUNG
Nimm’s bitte nicht persönlich ist ein Buch, das Ihnen eine schnelle Orientierung bietet, wie Sie mit Kränkungen gelassener umgehen können. Anhand konkreter Beispiele werden eine Reihe wesentlicher Kränkungsthemen und -situationen aufgeführt, bei denen es im Alltag zu heftigen Verwicklungen bis hin zu handfesten oder sogar handgreiflichen Auseinandersetzungen kommen kann. Daher ist es so wichtig, diese Dynamik zu erkennen und zu verstehen, um konstruktive Lösungswege zu finden. Je mehr wir wissen, was uns kränkt, welche alten Wunden durch aktuelle Verletzungen aufgerissen werden und welche Möglichkeiten wir haben, sie zu schützen und zu heilen, umso weniger müssen wir unter Kränkungsgefühlen leiden. Denn in der Regel führen die Kränkungsgefühle wie Beleidigtsein, Trotz, Empörung, destruktive Wut und Verzweiflung nur zu einer Verschärfung des Konflikts, zu Beziehungsabbruch, Einsamkeit und Unfrieden, aber nicht zu einer Lösung.
Eingeteilt ist das Buch in vier Abschnitte: Der erste erklärt, was Kränkungen sind. Im zweiten geht es um die Situation der Gekränkten: Was fühlen sie, wie reagieren sie, was können sie in der aktuellen Situation tun? Im dritten Abschnitt beschreibe ich das Kränkungsgeschehen aus der Sicht derer, die sich durch andere gekränkt fühlen: Was veranlasst uns, andere Menschen zu entwerten, wie rutschen wir in Kränkungsfallen und wie kommen wir wieder raus? Der vierte Abschnitt zeigt Lösungen auf für den gelasseneren Umgang mit Kränkungen. Er fasst alle wichtigen Schritte zusammen, die nötig sind, um Kränkungskonflikte zu beenden oder gar nicht erst entstehen zu lassen.
Danken möchte ich an dieser Stelle meinen Lektorinnen Dagmar Olzog und Claudia Bitz sowie dem Lektor Gerhard Plachta. Die Zusammenarbeit mit ihnen war leicht und konstruktiv. Sie war getragen von gegenseitiger Verantwortung und daher wunderbar kränkungsfrei.
Ich wünsche mir, dass viele Leser und Leserinnen durch dieses Buch eine Hilfe für ihre konkreten Kränkungskonflikte bekommen und die Tipps und Vorschläge erfolgreich anwenden können.
Am Ende des Buches finden Sie einen kleinen Test, mit dem Sie erfahren, welcher Kränkungstyp Sie sind.
Wir haben es in der Hand, ob wir gekränkt reagieren oder ein Problem konstruktiv und ohne Beziehungsabbruch lösen.
WAS
IST EINE
KRÄNKUNG?
IM TEUFELSKREIS DES GEKRÄNKTSEINS
Was passiert bei Kränkungen?
Je länger ich mich mit dem Thema Kränkungen beschäftige, umso deutlicher wird mir deren weitreichende und häufig auch schicksalhafte Bedeutung für unser Leben. Ob gewollt oder ungewollt, ob bewusst oder unbewusst, wir werden immer wieder gekränkt oder tun etwas, das andere kränkt.
Die Kränkungsdynamik zieht sich durch alle Lebensbereiche. Sie betrifft unsere Freundschafts- und Liebesbeziehungen, unsere Berufssituation, gesellschaftliche Ungleichheiten, weltpolitische Auseinandersetzungen und unser persönliches Wohlbefinden. Wo immer Missverständnisse, Konflikte, Leid, Hass, Gewalt und Zerstrittenheit auftreten, können wir damit rechnen, dass dahinter unaufgelöste Kränkungskonflikte stehen, die einer konstruktiven Auseinandersetzung im Wege stehen.
Gegenseitige Kränkungen können verheerende Folgen haben. Sie führen im schlimmsten Fall zu Kriegen und Mordtaten, häufig zum Abbruch einer Beziehung, gefolgt von Rache und Zerstörungsgedanken. Innerlich sind wir getrieben von Hass und Wut, von Unversöhnlichkeit, Bitterkeit und Ablehnung. Wir sind empört, wie jemand es wagt, auf eine so verletzende Weise mit uns umzugehen. Weiß unser Gegenüber denn nicht, wen er oder sie vor sich hat?
Was bleibt uns zu tun? Eine Möglichkeit ist, wir schlagen zurück, verbal oder handgreiflich. Von unserer Ohnmacht und Hilflosigkeit können wir uns aber durch Gewalt nicht befreien, auch nicht von dem Schmerz der erlebten Verachtung, Demütigung und Entwertung. Im Gegenteil. Oft sind wir umso gewalttätiger, je machtloser wir uns fühlen. Die Befriedigung der Vernichtung des »Gegners« oder der »Gegnerin«, ihn oder sie k. o. am Boden zu sehen oder wenigstens ebenso verletzt zu haben, wie wir es wurden, löst weder das zugrundeliegende Problem, noch heilt sie unsere Wunden. Die heilen wir aber auch nicht dadurch, dass wir uns deprimiert zurückziehen, uns in unser Leid vergraben, uns für minderwertig, schlecht, ablehnungswürdig und verloren definieren.
Wenn wir nichts tun, außer unsere Wunden zu lecken und in Selbstmitleid zu zerfließen, ändern wir gar nichts, da auch diese Haltung am Ende wieder Hassgefühle und Rachegedanken auf diejenigen produziert, die uns das angetan haben. Wir bleiben in Unfrieden mit den anderen und dadurch auch mit uns. Unfrieden führt jedoch automatisch wieder in den nächsten Konflikt und damit in die nächste Kränkungssituation. Denn wenn wir mit uns und den anderen nicht in Frieden sind, signalisieren wir Ablehnung und Aggression und ernten zwangsläufig dasselbe. Ein Teufelskreis, der in einer Spirale der Gewalt enden kann.
Ein aktueller Beziehungskonflikt ist oft das Ergebnis einer langen Kette gegenseitiger Kränkungen, die sich beispielsweise im Laufe einer Partnerschaft oder Ehe angesammelt haben und mit Trennung oder Scheidung enden. Oft liegt die zentrale Kränkung schon lange zurück. Die Beispiele sind vielfältig:
Der Partner hat nie ausdrücklich um ihre Hand angehalten, was sie bis heute nicht verschmerzt hat. Sie wollte nie Kinder mit ihm, was er als Abwertung seiner Person interpretierte. Er ging fremd und verletzte dadurch ihr Vertrauen. Sie fuhr allein in Urlaub, als er in einer beruflichen Krise war, wodurch er sich von ihr fallen gelassen fühlte. Werden diese und andere Kränkungen nicht angesprochen und die emotionalen Folgen nicht mitgeteilt, kann dies zur Trennung oder Gewalt gegen den Partner oder die Partnerin führen. Nicht umsonst liegt die Tötungsrate von Ehepartnern bei ca. 370 Fällen im Jahr. »Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann, seine Partnerin zu töten; an jedem dritten Tag gelingt es.« So steht es in der Statistik »Partnerschaftsgewalt – Kriminalstatistische Gewalt« des Bundeskriminalamtes aus dem Jahr 2021.
Daher ist es so wichtig, die Kränkungsdynamik besser zu verstehen. Wenn wir erkennen, welche Prozesse in uns selbst ablaufen und was unser Gegenüber bewegt, kränkend mit uns umzugehen, schaffen wir die Voraussetzung, diesen Konflikt zu lösen oder wenigstens abzuschwächen.
Was passiert bei Kränkungen?
Die Kränkungsdynamik durchzieht alle Lebensbereiche: unser persönliches Wohlbefinden, unsere Freundschafts- und Liebesbeziehungen, unsere Berufssituation, gesellschaftliche Ungleichheiten und weltpolitische Auseinandersetzungen.Kränkungen besitzen eine weitreichende und häufig auch schicksalhafte Bedeutung für unser Leben, weil sie verheerende Folgen haben können. Sie führen im schlimmsten Fall zu Kriegen und Mordtaten, häufig zum Abbruch einer Beziehung gefolgt von Rache und Zerstörungsgedanken.Weder die zerstörerische Rache gegen unsere »Feindin« noch der depressive Rückzug ins Selbstmitleid lösen den Kränkungskonflikt, weil wir in beiden Fällen in Unfrieden mit uns und dem anderen sind. Unfrieden führt jedoch unweigerlich in den nächsten Konflikt und damit in die nächste Kränkungssituation.Wird die erlittene Kränkung nicht aufgelöst, kann es zu einem Teufelskreis der Gewalt kommen.Kränkung hat eine doppelte Bedeutung
Wenn wir von Kränkung sprechen, differenzieren wir nie zwischen der erlittenen Kränkung, die Menschen erleben und der erteilten Kränkung, die anderen zugefügt wird. Es mag müßig sein, eine solche Unterscheidung zu treffen, aber bei meiner Arbeit spüre ich immer mehr Unbehagen, wenn ein und derselbe Begriff für Unterschiedliches verwendet wird. Daher schlage ich vor, von Kränkungsreaktion und Kränkungshandlung beziehungsweise von erlittener und erteilter Kränkung zu sprechen.
Die Kränkungsreaktion, also die erlittene Kränkung, ist das, was Menschen erleben, wenn sie sich zurückgewiesen, abgelehnt, ausgeschlossen oder verachtet fühlen. Sie umschreibt alle emotionalen, körperlichen und geistigen Prozesse, die als Reaktion auf das Kränkungsereignis in der jeweiligen Person stattfinden.
Die Kränkungshandlung oder das Kränkungsereignis dagegen ist das, was Menschen tun, wodurch sich andere verletzt fühlen. Das kann eine Kritik sein, ein falsches Wort zum falschen Zeitpunkt, eine ausgebliebene Einladung oder das Verlassenwerden von einem bisher geliebten Menschen. Aber auch Demütigung, Diskriminierung, gewollte Entwertung, Ablehnung, Zurückweisung oder Ausschluss sind Kränkungsereignisse. Die Liste der Beispiele könnte ich endlos erweitern, denn im Grunde kann fast alles kränkend erlebt werden, weil jeder durch andere Ereignisse gekränkt werden kann. Somit ist eine Kränkung im Sinne einer Kränkungshandlung nichts Objektives: Wir können nicht sagen, dass beispielsweise eine Ablehnung automatisch eine Kränkungsreaktion beim Gegenüber auslöst. Das tut sie nur dann, wenn der andere sich dadurch entwertet und in seinem Selbstwertgefühl gemindert fühlt.
Nehmen wir an, eine Kritik hat uns gekränkt. Die Arbeit, die wir mit großem Eifer und viel Mühe dem Chef vorlegen, wird auseinandergenommen und mit den Worten »Ist Ihnen nichts Besseres eingefallen?« kommentiert. Diese Bemerkung führt in dem Moment zu einer Kränkungsreaktion, wenn wir uns abgewertet fühlen und glauben, versagt zu haben. In diesem Fall lehnen wir unser Produkt selber ab, werfen uns mangelnde Kreativität vor und stellen uns möglicherweise völlig infrage. Schlimmstenfalls meinen wir, für diesen Job nicht geeignet zu sein, unabhängig von früheren Erfolgen. Stehen wir allerdings zu unserer Arbeit, haben wir es nicht nötig, uns abzuwerten. Wir sind dann vermutlich wütend wegen der negativen Rückmeldung, aber nicht in unserem Selbstwert getroffen und daher nicht gekränkt.
Ob die Kritik für uns zur erlittenen Kränkung wird, hängt einerseits davon ab, wie wir sie verarbeiten, andererseits von ihrer Form. Wird unsere Arbeit beispielsweise sowohl auf ihre Stärken als auch auf ihre Schwächen hin beurteilt, sind wir vielleicht weniger oder gar nicht gekränkt, als wenn sie pauschal abgelehnt wird. Doch auch dann müssen wir nicht gekränkt reagieren. Denn wenn wir von der guten Qualität unserer Arbeit überzeugt sind, werden wir die Entwertung nicht annehmen. Oder wir sind nur kurzzeitig gekränkt, finden aber schnell wieder in unser inneres Gleichgewicht zurück.
Kränkung hat eine doppelte Bedeutung
Die erlittene Kränkung oder Kränkungsreaktion ist das, was Menschen erleben, wenn sie sich gekränkt fühlen.Die erteilte Kränkung oder Kränkungshandlung ist das, was Menschen tun, wodurch andere sich von ihnen gekränkt fühlen.Die Kränkungshandlung ist nichts Objektives: Ob sie als Kränkung erlebt wird, hängt unter anderem davon ab, ob sich das Gegenüber verletzt oder entwertet fühlt.Im Grunde kann fast alles kränkend erlebt werden, denn jeder ist durch andere Ereignisse kränkbar.Wir entscheiden, was uns kränkt
Die Tatsache, dass wir durch fast alles gekränkt werden können, führt automatisch zur Frage unserer persönlichen Verantwortung. Denn ob wir uns gekränkt fühlen oder nicht, hat mehr mit uns zu tun als mit der Kränkungstat an sich. Was heißt das? Wir sind Kränkungen nicht hilflos ausgeliefert, sondern wir gestalten sie aktiv mit, indem wir Ereignisse oder Reaktionen von anderen als persönliche Entwertung interpretieren. Ereignisse werden zur Zurückweisung, wenn der Gekränkte sie als gegen sich gerichtet und als Minderung seines eigenen persönlichen Wertes erlebt. Am Beispiel der Kritik durch den Chef wurde das schon deutlich.
Die Auslöser für die Kränkung erfolgen in der Regel nicht absichtsvoll. Meist sind es beiläufige Bemerkungen und Gesten, die gar nicht auf uns bezogen sein müssen. Es können auch Kleinigkeiten sein, die unsere Seele erschüttern. Auf diese Weise kann jedwede Reaktion aus der Umwelt Kränkungsreaktionen auslösen. Das macht die Situation nicht einfacher, zeigt aber deutlich, wie viel Verantwortung auf Seiten des Gekränkten liegt. Er hat in vielen Fällen die Wahl, die Entwertung anzunehmen oder abzuwehren.
Bei unbeabsichtigten Kränkungen, bei denen der Gekränkte die Signale missversteht oder als gegen sich gerichtet fehlinterpretiert, ist es leichter, von der Verantwortung des Gekränkten zu sprechen. Bei offensichtlichen Angriffen, Demütigungen, direkten Abwertungen und Beschimpfungen oder Diskriminierungen oder entwertender Kritik ist das schon etwas schwieriger. Diese Ereignisse gehen so tief, dass sie die Würde und den Wert des Menschen verletzen oder ihm sogar das Existenzrecht absprechen. In diesen Fällen müssen die Menschen umso mehr auf ihre innere Kraft und Ressourcen zurückgreifen, um nicht innerlich zu zerbrechen. Das geschieht, wenn sie sich auf ihr Recht besinnen, da sein zu dürfen und würdevoll behandelt zu werden.
In welchem Ausmaß sich jemand gekränkt fühlt, ist daher im Wesentlichen abhängig
von der Art der Kränkungshandlung,von der Bedeutung, die jemand dem Ereignis gibt,von der Bedeutung, die die Personen für den/die Gekränkte/n hat.Die Kränkungsverarbeitung ihrerseits hängt ab von der inneren Sicherheit und von früheren Erfahrungen. Je mehr Zurückweisungen und Entwertungen man bisher erlebt hat, umso größer und länger anhaltend wird die Kränkungsreaktion.
Für die einen bedeutet daher eine Absage eine persönliche Kränkung, in dem Sinne, dass sie sich unwichtig fühlen und die Absage gegen sich richten. Für andere ist es nur eine bedauerliche Begebenheit. Auch kann die Bedeutung einer Absage für jemand wechseln, je nachdem, welche Wichtigkeit das Ereignis und die Person hat, die absagt. Deshalb kann eine Absage einmal wie eine Kränkung erlebt werden, ein anderes Mal nur Bedauern hervorrufen und ein drittes Mal Gleichgültigkeit auslösen.
Kränkbarkeit bedeutet aus dieser Sicht, viele Ereignisse persönlich zu nehmen, sie auf sich zu beziehen und ihnen eine entwertende Bedeutung zuzuschreiben. Fühlt der Betroffene sich dadurch nicht angesprochen, dann lässt er die Verantwortung bei dem Kränkenden und sucht nicht die Gründe für die Ablehnung bei sich.