Nobelpreise: Brisante Affairen, umstrittene Entscheidungen - Heinrich Zankl - E-Book

Nobelpreise: Brisante Affairen, umstrittene Entscheidungen E-Book

Heinrich Zankl

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Beschreibung

Der Nobelpreis ist die wichtigste Ehrung weltweit. Dass bei der Auswahl und Vergabe vielleicht nicht immer alles mit richtigen Dingen zugeht, ist nur menschlich - und dazu kann man viele interessante, witzige und prekäre Geschichten erzählen.

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Erlebnis Wissenschaft bei WILEY-VCH

Audretsch, Jürgen (ed.) Verschränkte WeltFaszination der Quanten2002, ISBN 3-527-40318-3

Bartels, Cornelia / Göllner, Heike / Koolman, Jan / Maser, Edmund / Röhm, Klaus-Heinrich Tabletten, Tropfen und Tinkturen2005, ISBN 3-527-30263-8

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Froböse, Rolf Mein Auto repariert sich selbstUnd andere Technologien von übermorgen2004, ISBN 3-527-31168-8

Genz, Henning Nichts als das NichtsDie Physik des Vakuums2004, ISBN 3-527-40319-1

Häußler, Peter Donnerwetter – Physik!2001, ISBN 3-527-40327-2

Koolman, Jan / Moeller, Hans / Röhm, Klaus-Heinrich (eds.) Kaffee, Käse, Karies …Biochemie im Alltag1998, ISBN 3-527-29530-5

Morsch, Oliver Licht und MaterieEine physikalische Beziehungsgeschichte2003, ISBN 3-527-30627-7

Morsch, Oliver Sandburgen, Staus und Seifenblasen2005, ISBN 3-527-31093-2

Quadbeck-Seeger, Hans-Jürgen / Fischer, Axel (eds.) Die Babywindel und 34 andereChemiegeschichten2000, ISBN 3-527-30262-X

Reitz, Manfred Auf der Fährte der ZeitMit naturwissenschaftlichen Methodenvergangene Rätsel entschlüsseln2003, ISBN 3-527-30711-7

Renneberg, Reinhard / Reich, Jens Liebling, Du hast die Katze geklont!Biotechnologie im Alltag2004, ISBN 3-527-31075-4

Schneider, Martin Teflon, Post-it und ViagraGroße Entdeckungen durch kleine Zufälle2002, ISBN 3-527-29873-8

Unger, Ekkehard Auweia Chemie!2004, ISBN 3-527-31238-2

Voss – de Haan, Patrick Physik auf der SpurKriminaltechnik heute2005, ISBN 3-527-40516-X

Zankl, Heinrich Fälscher, Schwindler, ScharlataneBetrug in Forschung und Wissenschaft2003, ISBN 3-527-30710-9

Zankl, Heinrich NobelpreiseBrisante Affairen, umstritteneEntscheidungen2005, ISBN 3-527-31182-3

Autor

Professor Dr. Dr. Heinrich Zankl Universität Kaiserslautern Fachbereich Biologie Abt. Humanbiologie und Humangenetik Postfach 3049 67663 Kaiserslautern

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© 2005 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

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ISBN: 978-3-527-31182-8 ePDF ISBN: 978-3-527-64146-8 ePub ISBN: 978-3-527-64145-1 mobi ISBN: 978-3-527-64147-5

Inhaltsverzeichnis

titelseiteErlebnis Wissenschaft bei WILEY-VCHTitelImpressumEinleitungUmstrittene Nobelpreise in der PhysikQuerelen um Nobelpreise für ChemieStreitereien um Nobelpreise für Medizin und PhysiologieAuseinandersetzungen um Nobelpreise für LiteraturAffären um FriedensnobelpreiseLiteraturverzeichnisQuellennachweis der Abbildungen

Einleitung

Schwieriges Erbe

Alfred Nobels Vermächtnis

Alfred Nobel war nicht nur ein hoch begabter Wissenschaftler, sondern auch ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann. Ein glücklicher und zufriedener Mensch war er jedoch nicht. Als er im Alter von 54 Jahren einmal gebeten wurde, seinen Lebensweg zu beschreiben, brachte er die folgenden sarkastischen Sätze zu Papier: »Erbärmliches Halbleben, hätte von menschenfreundlichem Arzt erstickt werden sollen, als es schreiend in dieses Leben trat. Größte Verdienste: die Fingernägel rein zu halten und nie jemand zur Last zu liegen. Größte Fehler: keine Familie zu haben, keine frohe Laune, keinen guten Magen. Größter und einziger Anspruch: nicht lebendig begraben zu werden. Größte Sünde: nicht dem Mammon zu huldigen. Bedeutende Ereignisse in seinem Leben: keine.«

Wahrscheinlich wurde die Grundlage für dieses negative Lebensgefühl schon in seiner schwierigen Kindheit gelegt. Alfred Bernhard Nobel kam am 21. Oktober 1833 in Stockholm als drittes von acht Kindern zur Welt. Es überlebten jedoch nur er und drei Brüder. Die ersten Lebensjahre verbrachte Alfred in bitterer Armut. Sein Vater Immanuel Nobel musste kurz nach Alfreds Geburt Konkurs anmelden und floh vor seinen Gläubigern nach Russland. Die Mutter Andriette blieb mit ihren Kindern in Stockholm zurück und versuchte, mehr schlecht als recht, den Lebensunterhalt mit einem kleinen Milch- und Gemüsegeschäft zu verdienen. Da es oft sogar am Nötigsten fehlte, verkauften die Kinder auf der Straße Streichhölzer.

Die schwierige Situation änderte sich schlagartig, als der Vater die Familie nach St. Petersburg holte. Er hatte sich dort inzwischen eine neue Existenz aufgebaut, die in jeder Hinsicht einen durchaus großbürgerlichen Lebensstil ermöglichte. Die Söhne erhielten durch Hauslehrer eine sehr solide Bildung. Alfred beherrschte mit 16 Jahren bereits fünf Sprachen, sein besonderes Interesse galt aber der Chemie. Nach Studienaufenthalten in verschiedenen Ländern trat er schließlich in die sehr gut laufende Firma seines Vaters ein. Als der Krimkrieg beendet war, gingen aber die Aufträge drastisch zurück, da nicht mehr so viel Ausrüstung für das Militär benötigt wurde. Es kam wieder zum Konkurs, sodass die Familie nach Schweden zurückkehren und ihren Lebensstandard deutlich einschränken musste. Alfred arbeitete unter schwierigen Umständen weiter an der Entwicklung von neuen Sprengstoffen. Dabei kam es zu einer schweren Explosion, die einen seiner Brüder das Leben kostete. Trotzdem setzte Alfred seine Versuche fort, und es gelang ihm schließlich, »Dynamit« herzustellen, das allen damals bekannten Sprengstoffen überlegen war. Damit und mit vielen anderen Erfindungen legte er die Grundlage für ein schnell wachsendes Unternehmen, das ihm einen enormen Reichtum einbrachte.

Da er zeitlebens kränklich war und ein kinderloser Junggeselle blieb, machte Alfred Nobel sich schon relativ früh Gedanken über die Verwendung des angesammelten Vermögens nach seinem Tode. Er formulierte sein Testament mehrfach um, aber in der letzten Fassung bestimmte er, dass der größte Teil seines Vermögens in eine Stiftung eingehen sollte. Über den Zweck der Stiftung schrieb er: »Das Kapital ... soll einen Fonds bilden, dessen Zinsen jährlich als Preisbelohnung an diejenigen verteilt werden sollen, die im abgelaufenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erwiesen haben. Die Zinsen werden in fünf gleiche Teile geteilt, von denen ein Teil an den fällt, der auf dem Gebiet der Physik die wichtigste Erfindung oder Entdeckung gemacht hat; ein Teil an den, der die wichtigste chemische Entdeckung oder Verbesserung gemacht hat; ein Teil an den, der im Bereich der Physiologie oder Medizin die wichtigste Entdeckung gemacht hat; ein Teil an den, der in der Literatur das Ausgezeichnetste in idealer Richtung hervorgebracht hat und ein Teil an den, der am meisten oder am besten für die Verbrüderung der Völker und Abschaffung oder Verminderung der stehenden Heere, sowie die Anordnung und Förderung von Friedenskongressen gewirkt hat ...«

Neben dieser recht detaillierten Festlegung, für welche Leistungen Preise zu vergeben waren, bestimmte Nobel auch genau, wer die Preisträger auswählen sollte: Die Entscheidung über die Preise für Physik, Chemie, Physiologie/Medizin und Literatur legte er in die Hände schwedischer Gremien, für den Friedenspreis sollte dagegen das norwegische Parlament verantwortlich sein.

Erstaunlicherweise hatte sich Alfred Nobel bei der Abfassung seines Testaments nicht juristisch beraten lassen, sodass einige Unklarheiten nach seinem Tod im Dezember 1896 zu erheblichen Problemen führten. Es dauerte vier Jahre, bis Nobels letztem Wunsch entsprechend die Nobelstiftung etabliert werden konnte. Vor allem Ragnar Sohlman, dem ehemaligen Assistenten Nobels, war es zu verdanken, dass die Streitigkeiten, insbesondere mit der enttäuschten Familie, beigelegt wurden. In einer kühnen Blitzaktion hatte der von Nobel als Testamentsvollstrecker benannte Sohlman alle von ausländischen Banken verwahrten Vermögensteile nach Schweden transferieren lassen. Dadurch erreichte er, dass eine mögliche Anfechtung des Testaments, beispielsweise nach französischem Recht, nicht mehr durchführbar war. Am 29. Juni 1900 setzte König Oscar II von Schweden endlich die Statuten für die Stiftung und die Regeln für die Preisverleihungen in Kraft. Nobels Testament wurde erst durch diese zusätzlichen Bestimmungen einigermaßen handhabbar.

Als höchstes Organ der Nobelstiftung wurde ein Kuratorium gebildet, in dem Vertreter der vier für die Preisvergabe zuständigen Institutionen sitzen. Die meisten Kuratoriumsmitglieder stellt die Königliche Akademie der Wissenschaften, die für den Chemie- und Physikpreis und seit 1968 auch für den nachgestifteten Preis für Wirtschaftswissenschaften verantwortlich ist. Außerdem ist das Karolinska Institut vertreten, das den Preis für Physiologie und Medizin vergibt. Weitere Kuratoriumsmitglieder stammen aus der Schwedischen Akademie, die von Nobel für die Vergabe des Literaturpreises bestimmt wurde. Dazu kommen Vertreter des norwegischen Nobelkomitees, das mit der Verleihung des Friedensnobelpreises betraut ist und dessen Mitglieder vom norwegischen Parlament ausgewählt werden.

Für die Suche nach möglichen Nobelpreiskandidaten sind in den sechs Bereichen Komitees zuständig, die aus jeweils fünf gewählten Mitgliedern mit entsprechendem Sachverstand bestehen. Sie holen Vorschläge aus der ganzen Welt ein, wobei es allerdings in den skandinavischen Ländern besonders viele Nominierungsberechtigte gibt. Jährlich gehen mehrere hundert Kandidatenvorschläge ein, aus denen dann in einem langwierigen und geheimen Ausleseprozess die Preisträger ermittelt werden.

Dass dabei Nobels letzter Wille regelmäßig zum Tragen kommt, darf durchaus bezweifelt werden. Insbesondere die im Testament verankerte Bestimmung, dass diejenigen ausgezeichnet werden sollen, »die im abgelaufenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erwiesen haben«, wird so gut wie immer ignoriert. Vielmehr werden die Preise meist für Leistungen verliehen, die Jahre oder sogar Jahrzehnte zurückliegen. Die Bevorzugung älterer Herrschaften zeigt sich im Durchschnittsalter der Laureaten, das seit der ersten Preisverleihung im Jahre 1901 fast stets über 60 Jahren liegt.

Allerdings wäre eine strikte Anwendung der Zeitvorgabe Nobels auch recht problematisch, denn die Bedeutung insbesondere wissenschaftlicher Leistungen lässt sich oft erst nach einiger Zeit richtig einordnen. Ein schwer wiegender Fehlgriff erfolgte in dieser Hinsicht z. B. bei der Verleihung des Nobelpreises 1926: Der dänische Pathologe Grib Fibiger wurde für die Entdeckung eines Krebs erregenden Parasiten ausgezeichnet, die sich später als kompletter Irrtum erwies (siehe Seite 101 ff.). Trotz dieses Problems entspräche es vermutlich aber doch mehr den Vorstellungen Nobels, wenn häufiger junge aufstrebende Wissenschaftler bzw. Künstler ausgezeichnet würden, denn das hohe Preisgeld soll ja vor allem dazu dienen, dass die Arbeiten ohne materielle Probleme fortgesetzt werden können. Diese Zielsetzung führte auch zur Begrenzung der Preisverleihung auf noch lebende Personen, denn Alfred Nobel wollte mit dem Preisgeld gewiss nicht den Erben einer bedeutenden Persönlichkeit zu Reichtum verhelfen. Allerdings hat das hohe Durchschnittsalter der Laureaten die Folge, dass ihnen die ideellen und materiellen Vorzüge des Nobelpreises oft nur noch kurz zugute kommen. In vielen Fällen sind potenzielle Preisträger auch während der durchschnittlich 15-jährigen »Wartezeit« verstorben, weshalb ihnen die oft hochverdiente Auszeichnung nicht mehr zugesprochen werden konnte. Das gravierendste Beispiel in dieser Hinsicht war wohl Mahatma Gandhi (siehe Seite 217 ff.). Besonders problematisch ist die von der Nobelstiftung eingeführte Vorschrift, jeden Preis maximal auf drei Laureaten zu verteilen. Diese Abweichung von Nobels Testament erschien notwendig, weil die erfolgreichen »Einzelkämpfer« in der modernen Wissenschaft immer seltener werden. Die Begrenzung auf drei Personen führt aber nicht selten zu großen Ungerechtigkeiten, weil oft mehr als drei Wissenschaftler gleichwertig zu der preiswürdigen Leistung beigetragen haben. Im vorliegenden Buch werden etliche solcher Fälle geschildert, wobei vor allem junge Forscher benachteiligt wurden, die eigentlich die Hauptarbeit geleistet hatten (siehe Seite 21 ff., 27 ff., 48 ff., 99 ff.).

Die Verleihung des Nobelpreises für Literatur war von Anfang an durch die Bestimmung in Nobels Testament erschwert, wonach der Preisträger »das Ausgezeichnetste in idealer Richtung« hervorgebracht haben sollte. Da Alfred Nobel den Begriff »ideal« nie genauer definiert hat, blieb es der Schwedischen Akademie überlassen, sich darüber Gedanken zu machen. In den verschiedenen Epochen ergaben sich recht unterschiedliche Interpretationen. Während der ersten Jahrzehnte wurde ein konservativer Idealismusbegriff bevorzugt, der unter anderem eine positive Einstellung zu Nation, Staat und Kirche beinhaltete. Deshalb zeichnete man auch einige nationalistische und sogar rassistische Dichter aus, was sicher nicht im Sinne Alfred Nobels war und für uns heute auch kaum mehr nachvollziehbar ist (siehe Seite 171 ff., 179 ff.).

Danach folgten Perioden, in denen vor allem Dichter wegen ihres besonderen Schreibstils oder ihres allgemein menschlichen Interesses ausgezeichnet wurden. Etwa ab den 1970er Jahren begab sich die Schwedische Akademie vorrangig auf die Suche nach »unbekannten Meistern« und einige Jahre später begann man damit, die Literaturpreise möglichst gleichmäßig über alle Sprach- und Kulturkreise zu streuen.

Zwischendurch spielten manchmal auch politische Erwägungen eine wichtige Rolle (siehe Seite 201 ff.). Den oft wechselnden Zielrichtungen entsprechend gab es reichlich Kritik an der Auswahl der Preisträger, die darin gipfelte, dass zwei Laureaten die Annahme des Preises verweigerten (siehe Seite 175 ff., 192 ff.).

Auch die Auswahl der Friedensnobelpreisträger gestaltet sich durch unklare Vorgaben in Nobels Testament ziemlich schwierig. Anfangs zeichnete das Norwegische Nobelpreiskomitee vor allem »Friedenstheoretiker« aus, die sich beispielsweise um die Organisation von Friedenskongressen verdient gemacht hatten. Als man dazu überging, auch Politiker auszuzeichnen, die in konkreten Fällen den Frieden gefördert hatten, gab es zunehmend Proteste. Einer der ersten dieser Problemfälle war der keineswegs sehr friedfertige US-Präsident Theodore Roosevelt, der 1906 für seine Vermittlerrolle im Russisch-Japanischen Krieg ausgezeichnet wurde (siehe Seite 205 ff.). Die Problematik hat sich bis heute erhalten, denn auch die Nobelpreisträger von 1994 Yassir Arafat, Shimon Peres und Yitzak Rabin waren durchaus nicht zeitlebens Friedensapostel (siehe Seite 243 ff.). In anderen Fällen fühlten sich Regierungen durch die Verleihung des Friedensnobelpreises provoziert und setzten die Preisträger unter Druck (siehe Seite 225 ff.).

Trotz der manchmal heftigen Kritik haben sich die Nobelpreise bis heute durchaus zu Recht einen ganz besonderen Nimbus bewahrt. Daran kann und will auch der Autor des vorliegenden Buches nichts ändern. Er hat lediglich die seiner Meinung nach fünfzig wichtigsten Querelen und Affären dargestellt, die sich im Laufe der über hundertjährigen Geschichte der Nobelpreise ereignet haben. Angesichts einer Gesamtzahl von fast 800 bisher vergebenen Auszeichnungen waren also nur vergleichsweise wenige ernsthaft umstritten. Das spricht für eine insgesamt gute Arbeit der Nobelpreiskomitees. Einige Änderungen in den Auswahlverfahren erscheinen aber doch dringend erforderlich, um den hervorragenden Ruf der Nobelpreise auch in Zukunft aufrecht zu erhalten. Vielleicht kann die hier erfolgte Schilderung einiger Problemfälle ein wenig dazu beitragen, die Schwachstellen im Verleihungssystem etwas deutlicher sichtbar zu machen. Vorrangig hat das vorliegende Buch aber nur den Anspruch, dem Leser einen hoffentlich interessanten Blick hinter die Kulissen der überaus glänzenden »Nobelfassade« zu erlauben. Dass es dort auch manchmal »wenig nobel« zugeht, ist vielleicht ganz beruhigend, denn es zeigt, dass sowohl die Laureaten als auch die Komiteemitglieder keine unfehlbaren Heroen sind, sondern Menschen wie du und ich.

Die Auswahl der affärenbehafteten Preisverleihungen erfolgte zweifellos willkürlich und es ist deshalb durchaus möglich, dass einige erwähnenswerte Geschichten unberücksichtigt geblieben sind. Insbesondere wurde darauf verzichtet, die Nobelpreise für Wirtschaftswissenschaften einzubeziehen. Sie werden ja erst seit 1969 vergeben und scheinen nicht so oft in der Kritik zu stehen wie die Preise der anderen Sparten.

Da der Autor keineswegs auf allen angesprochenen Gebieten über ausreichenden Sachverstand verfügt, hat er Kollegen an der Universität Kaiserslautern um kritische Durchsicht der entsprechenden Kapitel gebeten. Der chemische Teil wurde von Prof. Wolfgang Trommer durchgesehen, der physikalische von Dr. Hans-Jochen Foth. Beiden sei dafür herzlich gedankt. Dem physiologisch-medizinischen Abschnitt hat sich meine Frau Dr. med. Merve Zankl intensiv gewidmet, wofür ich ihr ebenfalls sehr zu Dank verpflichtet bin. Bei der Formulierung des Artikels über Konrad Lorenz war mir Dr. Karl-Heinz Wellmann von der Wissenschaftsredaktion des Hessischen Rundfunks behilflich, dem ich dafür herzlich danke. Die umfangreichen Schreib- und Korrekturarbeiten hat in altbewährter Weise Frau Gabriele Seidel mit zeitweiliger Unterstützung durch Frau Vera Fritzinger erledigt. Auch ihnen bin ich für die wertvolle Hilfe sehr dankbar. Last but not least gilt mein besonderer Dank Frau Dr. Gudrun Walter, die das Buchprojekt beim Wiley-VCH-Verlag wieder vorbildlich betreut hat.

Umstrittene Nobelpreise in der Physik

Beneidete Entdeckung

Von den Röntgenstrahlen zur »Deutschen Physik«

Schon um die Verleihung des ersten Nobelpreises für Physik im Jahr 1901 gab es unerfreuliche Auseinandersetzungen. Der Preisträger war Wilhelm Conrad Röntgen (1845–1923), der für die Entdeckung einer neuen Art von Strahlen ausgezeichnet wurde. Er selbst nannte sie X-Strahlen und diese Bezeichnung blieb im englischen Sprachraum als »X-ray« auch erhalten. In Deutschland wurde der neue Strahlentyp zu Ehren des Entdeckers bald »Röntgenstrahlung« genannt.

Philipp Eduard Anton von Lenard

Der Weg Röntgens zu großem wissenschaftlichen Ruhm verlief keineswegs problemlos. In der Schule wurden seine Leistungen in Physik zunächst mit »sehr schlecht« bewertet. Auch sein Betragen ließ »zu wünschen übrig« und führte sogar zum Schulverweis, sodass er kein Abitur machen konnte. Da er auch das Zulassungsexamen an der Universität in Utrecht nicht bestand, konnte er dort zunächst nur als Gasthörer studieren. Es gelang ihm aber schließlich, am Polytechnikum in Zürich ein Maschinenbau-Studium zu beginnen, das er bereits nach drei Jahren mit sehr guten Noten abschloss. Schon ein Jahr später stellte er seine Doktorarbeit fertig und promovierte an der Universität Zürich. Danach wurde er Assistent bei dem berühmten Experimentalphysiker August Kundt, der bald darauf einen Ruf an die Universität Würzburg erhielt. Röntgen folgte ihm und versuchte sich dort zu habilitieren. Sein Antrag wurde aber abgelehnt, weil er kein Abiturzeugnis vorweisen konnte. Als Kundt einen Ruf an die Universität Straßburg annahm, folgte ihm Röntgen dorthin. In Straßburg konnte die Habilitation rasch erfolgreich abgeschlossen werden und wenig später erhielt Röntgen bereits einen Ruf an die Landwirtschaftliche Akademie in Hohenheim. Über mehrere Stationen führte ihn seine wissenschaftliche Laufbahn schließlich wieder nach Würzburg. Sicherlich war es für Röntgen eine große Genugtuung, dass ausgerechnet die Universität ihn zum Professor ernannte, die ihm zunächst die Habilitation verweigert hatte.

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