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Enemies to Lovers an der University of Arizona Mit nichts als ein paar Dollar in der Tasche möchte die begabte Ally an der University of Arizona neu anfangen. Die Briefe, die sie jede Woche bekommt, sind die letzte Verbindung zu ihrem alten Leben, von dem niemand etwas wissen soll. Doch dann landet ihre Post ausgerechnet im Briefkasten des selbstverliebten Jax ... Jax genießt das Partyleben auf dem Campus in vollen Zügen, um den Leistungsdruck zu vergessen. Er muss doppelt so hart wie seine Freunde pauken, trotzdem weiß fast niemand von seiner Legasthenie – und das aus gutem Grund. Bis nach einer verpatzen Prüfung sein Abschluss auf dem Spiel steht und er andere Sorgen hat, als sich um die Nachrichten in seinem Briefkasten zu kümmern. Aber dann taucht Ally auf, die empört ihre Post zurückwill – und Gefühle in Jax weckt, die er längst verlernt geglaubt hat … Die schönsten Worte schreibt das Herz
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Seitenzahl: 554
Veröffentlichungsjahr: 2024
Nothing Like You
Julia Pelzer wurde 1982 in der Nähe von Hannover geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Schon als Teenager mochte sie am liebsten Geschichten, in denen die Liebe eine große Rolle spielt. Bis heute hat sich das nicht geändert - genau wie ihr Hang zu Tagträumen. Nicht selten entstehen so neue Ideen zu Love Storys, die dann unbedingt niedergeschrieben werden müssen. Wenn sie nicht gerade einen Stift in der Hand hält, steckt ihre Nase in einem Buch oder sie lebt ihre Sammelleidenschaft für Tassen aus, auf denen sich mit Vorliebe Disney-Motive befinden.
Enemies to Lovers an der University of Arizona
Mit nichts als ein paar Dollar in der Tasche möchte die begabte Ally an der University of Arizona neu anfangen. Die Briefe, die sie jede Woche bekommt, sind die letzte Verbindung zu ihrem alten Leben, von dem niemand etwas wissen soll. Doch dann landet ihre Post ausgerechnet im Briefkasten des selbstverliebten Jax ...
Jax genießt das Partyleben auf dem Campus in vollen Zügen, um den Leistungsdruck zu vergessen. Er muss doppelt so hart wie seine Freunde pauken, trotzdem weiß fast niemand von seiner Legasthenie – und das aus gutem Grund. Bis nach einer verpatzen Prüfung sein Abschluss auf dem Spiel steht und er andere Sorgen hat, als sich um die Nachrichten in seinem Briefkasten zu kümmern. Aber dann taucht Ally auf, die empört ihre Post zurückwill – und Gefühle in Jax weckt, die er längst verlernt geglaubt hat …
Die schönsten Worte schreibt das Herz
Julia Pelzer
Roman
Forever by Ullsteinforever.ullstein.de
Originalausgabe bei ForeverForever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin1. Auflage Februar 2024© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2024
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Umschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®, MünchenE-Book powered by pepyrus
ISBN 978-3-95818-733-7
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Das Buch
Titelseite
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
EpilogSieben Monate später
Danksagung
Leseprobe: Hook me up
Social Media
Vorablesen.de
Cover
Titelseite
Inhalt
Kapitel 1
Für Sue
Second star to the right, and straight on till morningJ. M. Barrie, Peter Pan
Ally
Die erste Nacht am College war voll von Partys, großen Erwartungen und dem Gefühl von grenzenloser Freiheit – nichts von dem traf auf mich zu. Meine erste Nacht bestand aus einer halb vollen Flasche Wasser, die ich mir an einem Automaten am Busbahnhof gekauft hatte, und einer Menge Fotos, die auf dem Boden meines Studentenzimmers ausgebreitet lagen. Ein Haufen verblasster Erinnerungen, die in einen alten Schuhkarton gepasst hatten. Vorsichtig strich ich über die ausgefransten Kanten einer Postkarte, bevor ich sie an meine Nase hob. Chanel Nº5. Ich schloss die Augen und atmete den schwachen Duft des Parfums ein. Sie war bei Moms persönlichen Sachen dabei gewesen, die uns jemand vom Krankenhaus übergeben hatte – in einer kleinen, durchsichtigen Plastiktüte. Als würde das, was vom Leben eines Menschen übrig blieb, tatsächlich in eine Tüte passen. Ich konnte mich nicht mehr genau erinnern, was alles darin gewesen war. Bis auf diese Karte. Und dass sie damals noch nicht nach dem Lieblingsduft meiner Mutter gerochen hatte. Nur nach dem ganz eigenen Geruch von Papier, Druckerfarbe und Kugelschreiber. Umständlich rappelte ich mich vom Boden auf und kramte in meiner Reisetasche nach dem kleinen Parfumfläschchen und sprühte etwas davon auf die Postkarte. Ich hatte das schon unzählige Male getan. Die krakelige Handschrift meiner Mutter war deswegen an einigen Stellen stark verlaufen. Nur der letzte Satz ganz unten am Rand war noch gut lesbar. Mit jeder Sekunde, in der sich der frische Duft in meinem Zimmer verteilte, wurde auch der Druck in meiner Brust stärker. Wir sehen uns in Nimmerland. Es gab Dinge, die prägten dein Leben für immer. Für mich war es dieser Satz auf einer Postkarte, der aus einem Kindermärchen stammte. Mein Blick ging zur Wand über meinem Schreibtisch, an der ich schon einige der Fotos aufgehängt hatte. Bilder von Tagen am Meer, an die ich mich kaum noch erinnern konnte, weil ich damals noch so klein gewesen war. Von meinen Eltern, lange bevor es meinen Bruder und mich überhaupt gegeben hatte. Von Weihnachtsfesten, Geburtstagen und von den Ferien in den kanadischen Rocky Mountains, die wir jedes Jahr dort verbracht hatten. Erinnerungen auf glänzendem Papier, die alles waren, was von damals noch übrig geblieben war. Alles, was mich an mein altes Leben in Kalifornien erinnerte. An ein Leben mit verregneten Nachmittagen vor dem Fernseher, dem Duft von frisch gebackenen Pancakes und den kleinen Klebezetteln an der Tür, die meine Mutter immer geschrieben hatte. Und bei denen sie immer noch einzelne Wörter mit verschiedenfarbigen Textmarkern gekennzeichnet hatte, damit auch niemand sie übersehen konnte.
Das Vibrieren meines Handys holte mich augenblicklich aus der Vergangenheit – und irgendwie auch nicht. Denn es gab nur eine Person, die sich um diese Uhrzeit noch bei mir melden würde. »Du sollst mich doch nicht anrufen.«
Die Antwort auf diese vorwurfsvolle Begrüßung war ein amüsiertes Lachen. »Ich wusste, dass du das sagen würdest. Aber darf ein Bruder nicht einmal mehr fragen, wie es seiner Schwester geht?«
»Natürlich darf er das. Aber du solltest deine Anrufe lieber für deinen Anwalt aufheben.«
»Du hattest heute deinen ersten Tag am College. Wenn das nicht wichtig ist, was dann?« Eric machte eine kleine Pause. »Außerdem ist das hier kein offizieller Anruf. Jemand hat mir noch einen Gefallen geschuldet.«
Hörbar atmete ich aus. Ich mochte diese Art von Gefallen nicht. In den letzten Monaten hatte ich mehr als nur ein Mal mitbekommen, dass sie unter Inhaftierten selten eine nette Geste waren, sondern eher ein Druckmittel.
»Ally …« Mein Bruder klang, als wollte er ein aufgeschrecktes Tier beruhigen. »Das geht schon klar. Lass uns nicht über den Mist hier drin reden, okay? Meine kleine Schwester studiert jetzt Jura. Dein Leben ist ganz sicher aufregender als meins. Also, wie läuft es so, Miss Law and Order? Wie viele Professoren hast du schon beeindruckt?«
Er wollte mich nur ablenken, aber das würde nicht funktionieren. »Heute ist noch nicht viel passiert. Meine Kurse beginnen erst am Montag.«
»Dann hast du ja Zeit, um es richtig krachen zu lassen. Ich wette, an jeder Ecke der Uni steigt heute irgendeine Party.«
»Kann schon sein.«
Jetzt war es Eric, der hörbar ausatmete. »Soll ich raten? Du sitzt gerade bei offenem Fenster in deinem Zimmer und guckst dir lieber alte Fotos an, anstatt feiern zu gehen.«
Draußen auf dem Flur grölten irgendwelche Leute so lautstark, dass selbst Eric es durchs Telefon hören konnte. Nur eine Wand weiter musste die Party des Jahrhunderts steigen. Wohl wissend räusperte er sich. »Habe ich recht?«
Er kannte mich einfach zu gut. Ich klemmte mein Smartphone zwischen Ohr und Schulter ein, um meine Haare mit einem Bleistift, den ich mir vom Schreibtisch schnappte, hochzustecken. Augenblicklich löste sich eine dunkle Strähne aus dem Knoten und klebte sofort wieder auf meiner Haut. Es war Anfang September und immer noch unglaublich warm, aber trotz der drückenden Hitze würde ich das Fenster nicht wieder schließen – nicht nachts. Und natürlich hatte er auch mit den alten Fotos recht, aber auch das würde ich auf keinen Fall zugeben. Vielleicht sollte ich mir wirklich ein Beispiel an meinen Kommilitonen nehmen und meinen Einstieg hier an der University of Arizona genauso gebührend feiern wie alle anderen. Und für einen Abend einfach alle Zweifel beiseiteschieben und mich freuen, dass ich es endlich hierhergeschafft hatte. Dass ich aus dem riesigen Berg an Bewerbern für ein Stipendium ausgewählt worden war. Dieses Privileg war mein größtes Glück. Ich wollte Anwältin werden. Für Eric, für Mom und für mein eigenes Recht. Und allein darauf würde ich mich konzentrieren. »Mir ist nicht nach Feiern zumute.« Schon vor einer Weile hatte ich mich fürs Bett umgezogen und wollte zumindest versuchen, ein bisschen zu schlafen. Eine siebenstündige Fahrt in einem überfüllten Reisebus, der zeitintensive Verwaltungskram, um mich an der Uni einzuschreiben, und die erfolglose Suche nach einem Job waren extrem anstrengend gewesen. Und obwohl ich es unmöglich sehen konnte, wusste ich, dass Eric mit den Augen rollte. »Und allein auf eine Collegeparty zu gehen, wenn man noch niemanden kennt, ist irgendwie komisch«, ergänzte ich. Auch wenn das nur eine weitere Ausrede war, die er sicherlich sofort durchschauen würde.
»Du musst nicht mittrinken, wenn du nicht willst. Aber du wirst auf dem College nicht ständig einen Bogen um Alkohol machen können.«
»Ich weiß«, unterbrach ich ihn. Ich war alt genug, um mich deswegen nicht unter Druck setzen zu lassen. Trotzdem runzelten die meisten Leute verständnislos die Stirn, wenn ich ablehnte. Als wäre es eine Art Gesetz, das man brach, wenn man nicht mittrank. Aber Alkohol ließ einen Dinge vergessen – wichtige Dinge. Und ich wollte nicht vergessen.
»Auf Studentenpartys sind immer viele Menschen. Ich habe da schon wirklich nette … Leute getroffen.«
»Leute?« Ich zog eine Braue hoch und musste schmunzeln. »Du meinst wohl eher Frauen, und was du unter Treffen verstehst, kann ich mir vorstellen.«
Er lachte. »Also, da waren …«
»Stopp. Deine Bettgeschichten will ich erst gar nicht hören.« Mein entsetzter Ausruf ließ Eric nur weiter lachen. Für ihn war das noch nie ein Problem gewesen. Er fand überall schnell Anschluss. Selbst in der Warteschlange an der Supermarktkasse. Während ich eher der Typ war, der sich die Kapuze seines Hoodies noch ein bisschen weiter ins Gesicht zog, um so unauffällig wie möglich zu sein.
»Was ist mit deiner Mitbewohnerin?«, hakte er nach. »Hast du sie schon kennengelernt?«
»Ich habe ein Einzelzimmer – ohne Mitbewohnerin.« Die Tatsache, dass ich diesen Umstand einem Verwaltungsfehler zu verdanken hatte, war nur für einen Moment enttäuschend gewesen. Eine Mitbewohnerin wäre wirklich toll gewesen, aber dieses Zimmer, in dem tatsächlich nur Platz für ein Bett, einen Schreibtisch und eine Kommode war, bedeutete mir alles. Und dass mir der Vormieter einen kleinen Kühlschrank, eine Mikrowelle und diese antik wirkende Stehlampe hinterlassen hatte, die ein wenig für Gemütlichkeit sorgte, war zusätzlich wie ein Sechser im Lotto gewesen. »Es ist okay für mich, wirklich.«
»Hm.« Er klang nicht begeistert. »Du solltest nicht allein sein. Auf dem Campus gibt es sicher auch andere Möglichkeiten, um an einem Freitagabend etwas zu unternehmen.«
Ich warf einen Blick auf die Uhr meines Handys. Es war schon nach ein Uhr nachts, was meinen Bruder offensichtlich nicht daran hindern würde, noch auszugehen, wenn er hier wäre.
»Hat sich Renata bei dir gemeldet?«
Als Eric unsere Nachbarin erwähnte, die sich unser vor so vielen Jahren angenommen hatte, musste ich unwillkürlich über den willkommenen Themenwechsel lächeln. »Ich habe mit ihr telefoniert. Vorhin, nachdem ich mein Zimmer bezogen hatte. Sie kommt dich nächste Woche besuchen und bringt dir etwas Vernünftiges zu essen mit. Ich glaube, sie befürchtet, du könntest verhungern.«
Wieder lachte Eric leise. »Ja, auf Renata ist Verlass.« Dann lenkte er das Thema erneut auf mich. »Du solltest wirklich nicht allein sein, an deinem ersten Abend.«
»Das macht mir nichts aus«, versicherte ich ihm noch einmal. »Außerdem habe ich gerade kein Geld, um zuckerhaltige Softgetränke in überteuerten Bars zu bezahlen.«
»Brauchst du welches? Ich kann was besorgen und …«
»Nein!«, unterbrach ich ihn. »Es ist alles in Ordnung. Du musst nichts für mich auftreiben. Wirklich nicht.«
Aber Eric ließ nicht locker. »Wie viel Geld hast du noch?«
Kurz dachte ich an die zwanzig Dollar in meiner Tasche, die eigentlich auch keine zwanzig Dollar mehr waren, weil ich mir die Flasche Wasser gekauft hatte. Der andere Teil meiner Ersparnisse war bereits für Fachbücher, das Busticket hierher und die Kaution für das Zimmer draufgegangen. »Genug. Ich brauche nichts. Mein Stipendium deckt die Studiengebühren und das Mensaessen ab. Und den Großteil der Miete«, erklärte ich ihm. »Für den Rest finde ich morgen einen Job. Du musst dir wirklich keine Sorgen machen.«
Für einen Augenblick blieb es still am anderen Ende der Leitung. »Eric? Versprich mir, dass du dir bei niemandem Geld leihst. Wenn du dir jetzt noch mehr zuschulden kommen lässt …« Ich sprach nicht weiter. Er wusste auch so, was ich meinte.
»Ich mache mir aber Sorgen um dich.«
»Das weiß ich.« Meine Brust wurde eng. »Aber das musst du nicht. Ich komme klar, das bin ich doch immer.« Er hatte genug eigene Probleme, um die er sich kümmern musste. Da sollte er sich auf keinen Fall auch noch Gedanken um mich machen.
»Ich«, setzte Eric an. »Es tut mir leid, dass ich dich heute noch nicht einmal fahren konnte.«
»Das ist okay, wirklich. Mit einundzwanzig Jahren von seinem Bruder zum College gebracht zu werden ist auch ein bisschen merkwürdig, findest du nicht?«
Wieder lachte er leise. »Du weißt, was ich meine.«
Ja, das wusste ich. Trotzdem sollte er nicht das Gefühl haben, sich immer noch um mich kümmern zu müssen. Mein Blick wanderte erneut über die Bilder an der Wand und blieb an einem Foto hängen, das unsere Mutter gemacht hatte. Mein Bruder und ich saßen zusammen an einem Lagerfeuer. Ich musste sechs oder sieben Jahre alt gewesen sein. Eric hatte seinen linken Daumen, der in einem dicken Verband steckte, nach oben gestreckt, und ich hielt einen Stock mit einem verbrannten Marshmallow daran in der Hand. Wir sahen unglaublich müde aus, aber trotzdem grinsten wir zufrieden in die Kamera. »Weißt du noch, wie Dad uns damals zum Nacht-Angeln mitgenommen hat?«
»Mom war total dagegen, weil sie Angst hatte, dass sich einer von uns verletzen könnte.«
»Was du dann auch getan hast«, stellte ich nüchtern fest.
»Der Haken in meinem Daumen war doch keine große Sache.«
»Wir haben deswegen die halbe Nacht in der Notaufnahme verbracht.«
In Erics Stimme schwang ein Hauch Belustigung mit. »Mom war so wütend, als wir endlich wieder zu Hause waren. Sie wollte sich überhaupt nicht mehr beruhigen. Und dann ist Dad in den Garten gegangen und hat ein kleines Lagerfeuer angezündet. Mitten in der Nacht.«
»Anstatt zu angeln, haben wir Marshmallows geröstet«, sagte ich leise.
»Ja. Das war Dads Art, sich bei Mom zu entschuldigen. Kurz darauf kam sie zu uns raus. Mit Schokolade und Keksen, damit wir S’mores machen konnten.«
Ich schloss die Augen. Nichts ging über ein Stück Schokolade, das unter einem gerösteten Marshmallow langsam schmolz und zwischen zwei Keksen steckte.
»Wir sind erst ins Haus gegangen, als es schon wieder hell draußen wurde.« Seit dieser Nacht war das zu unserem Familienritual geworden. Ganz egal, ob wir Streit hatten oder es etwas zu feiern gab. Jedes noch so große Problem wurde bedeutungslos, wenn wir zusammen am Lagerfeuer saßen und S’mores aßen. Blinzelnd öffnete ich die Augen, und all diese Erinnerungen verwandelten sich zurück in die alten Bilder an meiner Wand. »Ich habe das so geliebt.«
»Du stehst immer noch auf dieses Zuckerzeug.«
»Du etwa nicht?«
»Tonnenweise klebrige Marshmallows essen? Eher nicht.«
»Marshmallows haben magische Kräfte, sie machen unglaublich glücklich. Wusstest du das nicht?«
»Nein, das muss mir entgangen sein. Aber wie ich dich kenne, wirst du ganz sicher versuchen, mich zu überzeugen.«
»Worauf du dich verlassen kannst. Aus dieser Nummer kommst du nicht mehr raus.«
»Solange ich sie nicht essen muss.« Erics amüsierter Tonfall ließ auch mich grinsen. »Du weißt gar nicht, was dir da entgeht.« Dann wurde ich wieder ernst. »Außerdem schuldest du mir noch eine Antwort.«
»Du gibst keine Ruhe, oder?«
»Nope. Nicht, bevor du mir versprochen hast, dich von Ärger fernzuhalten.«
»Bist du dir sicher, dass du noch keine Anwältin bist? Du klingst schon so.«
»Das ist auch ein ernstes Thema.«
»Okay, du hast gewonnen. Ich werde dir kein Geld schicken, wenn du nicht willst.«
»Das ist zwar nicht die Antwort auf alle meine Forderungen, aber ich lasse sie durchgehen.«
»Dann habe ich ja noch mal Glück gehabt.« Gespielt erleichtert stieß Eric die Luft aus.
»Ich meine es wirklich ernst. Und dein Anwalt sieht das ganz sicher genauso.«
»Ja, ihr würdet euch super verstehen.«
Ich unterdrückte ein Grinsen.
»Er hat dir da ein paar Unterlagen geschickt. An deine neue Adresse am College. Es fehlen noch einige Angaben zu deiner Aussage. Er meinte, das könnte meine Entlassung vielleicht beschleunigen.«
»Und das erzählst du mir erst jetzt? Das ist großartig.«
Offensichtlich war ich mit meiner Euphorie allein, denn Eric schnalzte nur mit der Zunge.
»Was ist?«
»Ally, ich habe Mist gebaut. Das ist Fakt. Und das sieht auch der Richter so.«
»Du warst es aber nicht. Sie haben dich nur benutzt.«
»So einfach ist das nicht. Und außerdem wird der Richter das Verfahren sicher nicht beschleunigen, nur weil mein Anwalt alle Unterlagen überpünktlich vorlegen kann.«
»Und was, wenn doch?«
Er stutzte. »Seit wann bist du denn so optimistisch?«
War ich das wirklich? Normalerweise war Eric derjenige von uns beiden, der immer gewusst hatte, wie es weitergehen sollte. »Vielleicht fällt es mir leichter, an jemand anderen zu glauben als an mich selbst.« Mit der freien Hand nahm ich die Postkarte vom Schreibtisch und heftete sie ebenfalls an die Wand zu den Fotos.
»Wenn du immer noch an die Macht von Marshmallows und so ein Zeug glaubst, dann solltest du auch an dich selbst glauben. Meinst du nicht?«
Ich nickte kaum merklich, ohne den Blick von der Postkarte zu nehmen. Der Kloß in meinem Hals machte es mir unmöglich, ein Wort zu sagen.
»Okay, ich werde dich ab jetzt nicht mehr anrufen und mich, so gut es geht, aus Ärger raushalten. Aber du musst mir auch etwas versprechen.«
»Und was?« Meine Stimme klang immer noch brüchig.
»Dass du nicht die ganze Zeit allein in deinem Zimmer oder in einer der stickigen Unibibliotheken hockst, bis du mit dem Studium durch bist. Geh raus, lern ein paar Leute kennen und denk nicht so viel nach, hörst du?«
»Du kennst mich einfach zu gut, hm?«
»Viel zu gut.«
»Okay, ich verspreche dir, mich mit ein paar nerdigen Jurastudenten über langweilige Gesetze und Paragrafen zu unterhalten.«
Eric stöhnte. »Genau so was wollte ich hören.«
Jetzt konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen, denn auch ich wusste ganz genau, wie ich ihn ärgern konnte. »Tja, ich kenne dich eben auch sehr gut, Bruderherz.«
»Ich weiß. Aber ich gebe dir einen kleinen Tipp: Nimm dich vor den bösen Jungs in Acht. Vor allem vor den gut aussehenden, die bedeuten immer Ärger.«
Ich verzog das Gesicht »Wieso machen gerade die gut aussehenden Ärger?«
»Guck mich an.«
»Haha.«
Erics Lachen ging in einem schrillen Pfiff unter.
»Ich muss jetzt Schluss machen. Melde dich, okay? Ich will alles über dein wildes Collegeleben wissen.«
»Ich schreibe dir«, versprach ich.
»Ach, und, Ally?«
»Hm?«
»Du kannst wirklich stolz auf dich sein, auf alles. Mom wäre es.« Er machte eine kurze Pause. »Und Dad auch. Ganz sicher.« Dann wurde das Gespräch beendet. Ich legte das Handy zurück auf den Schreibtisch und löste den Blick von meiner Fotowand – von all den Marshmallow- und Lagerfeuermomenten. Es hatte sich so viel verändert. Die kleinen Dinge, die mir so viel bedeutet hatten, waren schleichend immer seltener geworden. Sie hatten etwas anderem Platz gemacht: Narben – vielen Narben. Instinktiv tastete ich nach meinem rechten Schlüsselbein – einige davon waren unsichtbar, andere nicht.
Warmer Wind wurde durch das offene Fenster geweht und sorgte augenblicklich für eine Gänsehaut auf meinen Armen. Mein Zimmer lag im zweiten Stock, trotzdem konnte man von hier sogar die Berge sehen. Aber jetzt waren sie wie von der Dunkelheit verschluckt. In einer der Collegebroschüren hatte gestanden, dass es in den Wüstenregionen von Arizona so dunkel war, dass man dort noch mit bloßem Auge die Milchstraße sehen konnte. Selbst hier in der Stadt wirkte der Himmel so viel klarer. Ich legte den Kopf in den Nacken und ließ dieses unglaubliche Bild aus Tausenden von Lichtpunkten auf mich wirken. Wir sehen uns in Nimmerland. Noch nie hatte sich dieser Satz mehr wie ein Versprechen angefühlt als in diesem Moment. Ich atmete tief durch, bevor ich mich wieder vom Fenster abwandte, um die restlichen Fotos zurück in den Schuhkarton zu legen. Das hier war ein Neuanfang, der mir auf einem silbernen Tablett serviert wurde. Auf keinen Fall durfte ich diese Chance verspielen. Sie war so viel mehr als ein Wunsch, der zu groß war, um ihn aufzugeben. Trotzdem war da dieser eine winzige Gedanke, der sich immer wieder wie ein Holzwurm durch mein Mindset fraß. Der nicht aufhörte, daran zu zweifeln, ob ich das alles hier verdient hatte.
Ein lautes Rumpeln draußen auf dem Flur ließ mich aufschrecken. War da gerade jemand gegen meine Zimmertür gefallen? Mehrere Sekunden versuchte ich, über das Stimmengewirr von nebenan hinweg zu lauschen. Aber auf dem Flur schien alles ruhig zu sein. Vielleicht hatte ich mich verhört, und das Geräusch war aus einer ganz anderen Richtung gekommen. Müde fuhr ich mir über das Gesicht. Es war spät, und ich sollte wirklich schlafen gehen. Noch bevor ich alle Bilder zurück in den Schuhkarton geräumt hatte, rumpelte es wieder. Diesmal sehr viel länger und lauter. Das eben war kein Versehen, da hämmerte jemand an meine Tür und hatte offenbar auch nicht vor, damit aufzuhören. Den Karton vor meine Brust gepresst, schlich ich auf Zehenspitzen zur Tür und wartete. Niemand kannte mich hier – außer vielleicht der netten Dame aus dem Verwaltungsbüro. Wobei »kennen« das falsche Wort war, nur weil sie heute mehrmals meinen Namen in ein Formular eingetragen hatte. Vorsichtshalber stellte ich den Karton auf dem Boden ab, um im Notfall nach dem spitzen Bleistift in meinen Haaren greifen zu können, und öffnete mit der anderen Hand langsam die Tür. Vor mir schob sich eine Flasche in mein Sichtfeld. Eine Bierflasche, die von einer Hand festgehalten wurde, und Finger, die ungeduldig gegen den Flaschenhals trommelten. Finger, die zu einem Typen gehörten. Ich hob den Blick. Noch bevor ich realisieren konnte, was das zu bedeuten hatte, tippte er sich mit der freien Hand zum Gruß an die Stirn und versuchte sich im nächsten Moment an mir vorbeizuschieben – in mein Zimmer. »Was …?«
Er stoppte und taumelte einen Schritt zurück. »Was?«, wiederholte er irritiert.
Für einen kurzen Augenblick kratzte der Geruch von herbem Bier in meiner Nase – unerwartet – überwältigend – und vermischte sich mit einem dumpfen Pochen unter der Narbe meines Schlüsselbeins. Mir wurde schlecht. Ein Geruch kann keine Schmerzen auslösen. Er ist nicht echt. Das Mantra hallte wie der Glockenschlag einer großen Turmuhr in meinem Kopf. Eric hatte recht. Solange ich hier war, würde ich immer auf irgendeine Weise mit Alkohol konfrontiert werden. Ich musste versuchen, den Bierdunst auszublenden, und mich auf etwas anderes konzentrieren. Irgendeinen anderen Geruch in diesem stickigen Flur. Ich zwang mich, Luft zu holen – langsam und ruhig. Es roch leicht metallisch von den warm gewordenen Lampenabdeckungen an den Wänden, und der Linoleumfußboden musste erst vor Kurzem frisch versiegelt worden sein. Der feine Wachsgeruch war immer noch deutlich wahrnehmbar. Von irgendwoher kam der Duft einer asiatischen Gewürzmischung für Instant-Nudelgerichte, der von einem frischen, holzigen Duft abgelöst wurde und augenblicklich Erinnerungen an einen von Wäldern umringten Bergsee in den Rockies in mir wachrief. Erneut atmete ich tief ein und versuchte, mich an diesem neuen Duft festzuhalten. »Was sollte das?«, beendete ich endlich meinen angefangenen Satz, als sich meine Sinne wieder beruhigt hatten.
Erst jetzt sah der Typ mich richtig an. Nein, er scannte mich geradezu. Im spärlichen Licht des Flurs konnte ich seine Augen nicht gut erkennen, aber sein Blick wanderte langsam von meinen nackten Füßen über meine dünnen Schlafshorts bis zu meinem weißen Spaghettitop, das ich vorhin wegen der Hitze zu einem bauchfreien Shirt umfunktioniert hatte. Dabei konnte ich förmlich zusehen, wie eine seiner Augenbrauen in Zeitlupe nach oben wanderte.
»Ist das hier dein Zimmer?«
»Ja?« Was sollte diese Frage?
Er gab ein genervtes Zischen von sich und schüttelte dann den Kopf. »Ernsthaft? Wer denkt sich so einen Scheiß aus? Ich bringe die Jungs um.«
Mit einem Gesichtsausdruck, der »Ich verstehe kein einziges Wort« sagen sollte, stand ich in meinem Türrahmen und konnte nur dabei zusehen, wie der Kerl seelenruhig einen Schluck Bier aus seiner Flasche nahm, sie auf dem Boden abstellte und dann in einer trägen Bewegung sein T-Shirt über den Kopf zog. Wobei er irgendetwas Unverständliches fluchte. Das Shirt landete auf dem Boden neben der Bierflasche, und im nächsten Moment starrte ich nur noch auf nackte Haut, definierte Muskeln und eine viel zu tief sitzende Jeans.
»Reicht das?«
Ich löste den Blick. »Was?«
»Reicht das, oder muss ich noch mehr ausziehen?« Augenblicklich begann er, am Knopf seiner Hose herumzunesteln, bis er sie geöffnet hatte. Lieber Gott im Himmel. Passierte das gerade wirklich? Das war mein erster Tag an einem der renommiertesten Colleges in Arizona, und vor meinen Augen zog sich gerade ein wildfremder Typ aus. Einfach so. »Was wird das? Bist du ein Flitzer oder so was?
Er hielt in der Bewegung inne. »Ein Flitzer?«, wiederholte er, als wüsste er tatsächlich nicht, was ich damit meinte.
Das konnte nur ein blöder Scherz sein. So einer von der Art, mit der man neue Studenten zur Begrüßung schockieren wollte. Gleich würde eine Horde Leute »Verarscht!« brüllen und mich mit einer Konfettikanone beschießen. »Na so ein Typ, der sich die Klamotten vom Leib reißt und dann durch die Gegend läuft. Meistens über ein Sportfeld während eines Spiels – wegen des Nervenkitzels«, erklärte ich kleinlaut.
Seine Miene wechselte von total verwirrt zu lauernd und sah definitiv nicht so aus, als würde gleich eine Konfettikanone gezündet werden. »Moment, du denkst dir dieses beschissene Thema für deine Mottoparty aus, aber ich bin ein Spinner, der ständig blankzieht?«
»Ich habe was?« Er meinte es tatsächlich ernst. Das war kein schlechter Studentenscherz. Vor meiner Tür stand ein fast nackter Kerl, der auf irgendeine Party wollte, die definitiv nicht in meinem Zimmer stattfand. »Bist du total betrunken?«
»Das sollte ich wohl lieber dich fragen.« Er verschränkte die Arme so vor der Brust, dass sich unweigerlich seine Muskeln anspannten. Für mehrere Augenblicke wusste ich nicht, wo ich hinsehen sollte, ohne den Eindruck zu erwecken, ihn anzustarren. Jetzt wäre ein super Zeitpunkt ihm zu sagen, dass er sich vielleicht wieder anziehen sollte. »Hier steigt keine Party, und erst recht keine Mottoparty. Zu welchem Thema denn? Komm in deinem Pyjama?«
Der Typ schüttelte genervt den Kopf und fuhr sich durch seine dunkelblonden Haare, die ihm wirr in die Stirn gefallen waren. Dann zeigte er in einer vagen Handbewegung auf mein Shirt. »Ja?«
Ich stöhnte auf. Mein Bruder hatte sich ganz umsonst Sorgen gemacht, dass ich vor lauter Lernen nichts erleben würde. Offensichtlich musste ich dafür nicht einmal mein Zimmer verlassen. »Auch wenn du es dir kaum vorstellen kannst, es gibt Leute, die schlafen tatsächlich so.«
»Es ist der letzte Freitag vor Semesterbeginn. Niemand schläft heute. Außer …«
»Außer?«
»Außer den Leuten, die auf der Highschool schon lieber im Debattierklub waren.«
»Und du warst wohl nie in einem, sonst wäre deine Argumentation nicht so schwach.«
Er lachte kurz. »Ja, daran wird’s liegen. Zum Glück kann ich mit anderen Qualitäten überzeugen.«
Ich verdrehte die Augen. »Dann hast du mehr als deine Magic-Mike-Nummer von eben nicht zu bieten?«
Lässig schob er die Hände in die Hosentaschen seiner geöffneten Jeans und sah mich mit einem belustigten Gesichtsausdruck an. »Das war nicht meine beste Leistung, aber …« Er machte eine bedeutsame Pause und lehnte sich gegen den Türrahmen. » … ich hoffe, sie hat dir trotzdem gefallen.«
Wie charmant, er litt nicht nur unter Wahrnehmungsstörungen, er war auch noch total überheblich.
»Erwartest du, dass ich dir dafür jetzt auch noch Eindollarscheine in die Boxershorts schiebe?«
Bevor er darauf antworten konnte, öffnete sich nebenan polternd die Tür. Ein Typ stolperte auf den Flur und grölte den Songtext zu Satellite von Rise Against mit, der ebenfalls lautstark aus der Wohnung dröhnte. Als er sich zu uns drehte, grinste er breit und sah dann zwischen uns hin und her. Immer noch stand Magic Mike viel zu nah mit offener Hose und ohne Shirt an meinen Türrahmen gelehnt. Was der andere Typ davon hielt, verriet sein immer breiter werdendes Grinsen nur zu deutlich.
»Alter, was läuft denn bei dir?« Seine lallenden Worte gingen in ein dümmlich klingendes Glucksen über, was auch Magic Mike zum Grinsen brachte und mich nur mit den Augen rollen ließ.
»Wir warten auf dich. Hedgehog hat die Bierpong-Regeln verschärft, und wir sind hart im Rückstand.«
»Bin gleich da.« Magic Mike hob den Arm, um seinem Kumpel ein Zeichen zu geben, der den Gruß erwiderte und in der Wohnung verschwand.
»Und ich habe mich schon immer gefragt, was aus all den Leuten geworden ist, die es nicht in den Debattierklub geschafft haben.« Hatte ich das gerade laut gesagt?
Er stieß sich vom Türrahmen ab, und seine Lippen verzogen sich zu einem halben Lächeln, das ohne Zweifel die nächste Runde unseres Schlagabtauschs einläutete. »Ja, wir zeigen eben sehr viel lieber ganzen Körpereinsatz.« Mit einem Augenzwinkern knöpfte er seine Hose wieder zu. »Die Show war übrigens gratis. Du kannst deine Eindollarscheine behalten.«
War das sein Ernst? Irgendjemand sollte seinem aufgeblasenen Ego dringend einen Dämpfer verpassen. »Und ich dachte echt, ihr seid nur ein Mythos. Aber es gibt euch wirklich. Die Typen, die aus Spaß studieren, weil sie eigentlich nur hier sind, um permanenten Körpereinsatz zu zeigen.« Die Anführungszeichen, die ich bei dem Wort »zeigen« in die Luft machte, trieften geradezu vor Sarkasmus.
An seinem markanten Kinn zuckte ein Muskel, bevor sich dort ein tiefes Grübchen bildete. Er lehnte sich kaum merklich vor, und für einen Moment blieb sein Blick auf meinem Schlüsselbein liegen, bevor er mir direkt ins Gesicht sah und mich aufmerksam musterte. »Na, dann erfüllen wir ja beide unsere Klischees. Und ich dachte schon, wir hätten überhaupt nichts gemeinsam.« Dann bückte er sich, um sein T-Shirt aufzuheben. Es war nur ein kleiner, unachtsamer Stoß mit dem Fuß, der die Bierflasche beinahe lautlos zu Fall brachte. Meine Hoffnung, sie wäre leer gewesen, löste sich in Luft auf, als sich die helle Flüssigkeit unaufhaltsam auf dem Boden verteilte. Der intensive Biergeruch legte sich wie zwei unsichtbare Hände um meinen Hals und verschlang alles andere, an das ich mich bis eben noch klammern konnte. Wie hypnotisiert starrte ich auf den immer breiter werdenden See direkt vor meiner Tür. »Scheiße!«
»Entspann dich, es ist nur Bier.«
Energisch schüttelte ich den Kopf. »Das ist eine Katastrophe.«
»Glaub mir, wenn die Veganer in der Mensa eine Diskussion an der Essensausgabe anfangen, das ist eine Katastrophe.«
Für einen Moment löste ich den Blick von der Pfütze, als er nach der Flasche griff und das Unglück endlich stoppte. Ich wollte etwas auf diesen absolut dämlichen Vergleich erwidern, aber das plötzliche Rauschen in meinen Ohren machte es mir unmöglich. Es war nur einer dieser kurzen Blicke aus dem Augenwinkel gewesen, die alle meine Instinkte in Alarmbereitschaft versetzt hatten, noch bevor mein Verstand in der Lage gewesen war, alles richtig zu begreifen. Der alte, ausgebeulte Schuhkarton mit den kaputten Ecken, in dem ich meine Fotos aufbewahrte, stand mitten in einer Lache aus Schaum und Bier. Warum hatte ich ihn dort abgestellt? Warum hatte ich die Bilder nicht schon längst zu den anderen an die Wand gehängt? Meine Hände zitterten, als ich ihn aus der Pfütze zog und Bier auf meine Füße tropfte und mir unangenehm und kalt die Beine hinunterlief. Ein Foto war nur die Projektion eines Moments, von dem man normalerweise unendlich viele Kopien machen konnte. Aber von diesen hier existierten nur noch diese Abzüge. Wenn sie verloren waren, hatte ich nichts mehr. Mein Herzschlag beschleunigte sich erneut, als ich die Fotos aus dem nassen Karton nahm, von denen eines bereits angefangen hatte, sich an den Seiten stark zu wellen. Vorsichtig versuchte ich, es an meinen Shorts abzuwischen, um den Schaden, so gut es ging, einzugrenzen.
»Was tust du da?«
Ich reagierte nicht auf seine Frage. Alles an mir funktionierte nur noch wie auf Autopilot. Erst als er meine Hand einfing, stoppte ich.
»Wenn du versuchst, sie so zu trocknen, dann reibst du die Oberfläche kaputt.« Sein Blick lag auf dem Bild, während er immer noch locker mein Handgelenk festhielt. Erst jetzt erlaubte ich mir selbst, das Foto genauer anzusehen. Es war ein Foto von Mom. Sie saß auf der Rücklehne eines alten Sportwagens. Das Verdeck war offen, und sie trug dieses mintgrüne Sommerkleid mit den vielen bunten Blumen darauf und lächelte in die Kamera wie eine der Hollywoodikonen der Fünfzigerjahre. Ich konnte mich noch ganz genau an den Tag erinnern. Es war auf einem Oldtimertreffen entstanden, zu denen die beiden immer so gerne gegangen waren. Und die Eric und ich todlangweilig gefunden hatten. Mom ging es an dem Tag nicht so gut, deswegen waren wir nicht lange geblieben. Später hatte Dad sie dann ins Krankenhaus gebracht. Mir blieb die Luft weg, und ein schmerzhaftes Brennen breitete sich in meinem Magen aus, als ich die Stellen entdeckte, an denen jetzt die weiße Unterschicht des Fotopapieres durchschimmerte.
Meine Gedanken gingen in ohrenbetäubender Musik unter, als sich die Nachbartür erneut öffnete und irgendwer »Bro, wo bleibst du?« brüllte. Aber Magic Mike bewegte sich nicht einen Zentimeter, als würde er auf eine Reaktion von mir warten. Für einen Moment bildete ich mir wieder ein, den schwachen Duft von Wäldern und Bergseen wahrzunehmen, bevor ich meine Hand aus seiner riss. »Geh einfach.« Egal, was er sagen oder tun wollte, ich hatte genug. Sein Blick bohrte sich noch einmal in meinen, bevor er sich abwandte und wortlos im Zimmer nebenan verschwand.
Ally
Samstagfrüh planlos über das weitläufige Unigelände zu laufen, war nicht besonders spaßig. Aber Samstagfrüh planlos über das weitläufige Unigelände zu laufen, wenn man kaum geschlafen hatte, war grausam.
Am liebsten hätte ich die letzte Nacht einfach aus meinem Gedächtnis gelöscht. Jede einzelne Sekunde, die mich dieser Albtraum gekostet hatte. Es wäre definitiv besser gewesen, einfach zurück in mein Zimmer zu gehen, um ein paar Stunden Schlaf nachzuholen und erst mal einen klaren Kopf zu bekommen. Aber das konnte ich mir nicht leisten. Ich brauchte so schnell wie möglich Arbeit. Wie schwer das so kurz vor Semesterbeginn tatsächlich war, hatte ich gestern schon erfahren müssen. Auf dem Campus waren alle freien Stellen schon vergeben, und auch in den umliegenden Cafés wurde sofort mit dem Kopf geschüttelt, noch bevor ich überhaupt fragen konnte. Entweder waren die Jobs schon weg, oder es wurde überhaupt niemand eingestellt, weil sich die Besitzer im Moment einfach keine Aushilfen leisten konnten. Und genau aus dem Grund durfte ich keine Chance ungenutzt lassen. Mein Blick glitt über die Häuserfronten, auf der Suche nach einem Straßennamen oder einem anderen Anhaltspunkt, der mir verriet, wo ich mich gerade befand. Ganz offensichtlich funktionierte mein Orientierungssinn im übermüdeten Zustand noch schlechter als sonst schon. Verdammt, hier sah alles gleich aus. Ich atmete tief durch, versuchte, das Gefühl, gerade absolut verloren zu sein, abzuschütteln und faltete das kleine Stück Papier auseinander, um erneut die Anzeige zu lesen.
Aushilfe gesucht. Ab sofort. El Saguaro Supermarket. Bei Ernesto Montoya melden.
Mehr stand da nicht. Keine Telefonnummer und auch keine Adresse. Die Stellenausschreibung hatte im Wartebereich der Univerwaltung gehangen – als einzige. Und ich hatte sie, ohne zu zögern, mitgenommen. Zum Glück konnte mir Google eine genaue Anschrift nennen und den Hinweis geben, dass es sich um einen Lebensmittelsupermarkt handelte und nicht, wie der Name vermuten ließ, um eine Gärtnerei, die auf Kakteen spezialisiert war. Ich drehte den Zettel um, auf dessen Rückseite ich vorhin noch schnell eine grobe Wegbeschreibung gekritzelt hatte, um das Datenvolumen meines Handys unterwegs nicht unnötig strapazieren zu müssen. Dann verglich ich den Straßennamen mit dem auf einem Bürogebäude vor mir und setzte mich wieder in Bewegung. Hier irgendwo musste der Laden sein. Meine ganze Hoffnung lag auf dieser Anzeige und meinen Erfahrungswerten aus mehreren Jobs, die ich mitbrachte. Eine Zeit lang hatte ich nach Schulschluss bei einem Zustelldienst als Fahrradkurier gearbeitet. Bis wir umziehen mussten. In dem neuen Stadtviertel wurde mir schon in der ersten Woche mein Fahrrad buchstäblich unter dem Hintern weggeklaut. An diesem Tag hatte ich zwei Dinge gelernt: dass ein Kurierdienst niemanden beschäftigte, der kein Fahrrad besaß, und dass man für nicht beendete Touren auch nicht bezahlt wurde. Danach war ich als Aushilfe bei einer Cateringfirma untergekommen, die neben der sicheren Bezahlung auch den Vorteil bot, dass sich die Kellner nach den Veranstaltungen die übrig gebliebenen Kanapees einpacken durften. Weil im Kühlschrank wie so oft nichts Essbares mehr zu finden gewesen war, hatten Eric und ich uns dann über Lachshäppchen mit Feigensenf und gefüllte Kirschtomaten hergemacht – allein. Damals hatte ich noch nicht gewusst, dass das alles nur die Spitze eines gigantischen Eisbergs sein würde. Doch je öfter unser Vater die Nächte weg gewesen war und am nächsten Tag seinen Rausch ausschlief, desto größer wurde auch das Loch in der Haushaltskasse. Und dann hatten irgendwann auch die Reste des Caterers nicht mehr ausgereicht, um wenigstens zwei Mahlzeiten zu ersetzen. Mit dem Vollzeitjob im Supermarkt musste ich den Traum vom Studium nach meinem Schulabschluss endgültig begraben. Um ihn gegen einen halbwegs vollen Kühlschrank und eine bezahlte Stromrechnung einzutauschen. Zumindest für einige Zeit. Aber der Traum vom Studium, der sich in mir festgebissen hatte, ließ sich nicht einfach so begraben oder abschütteln. Er war so hartnäckig wie Unkraut gewesen, das sich selbst durch festen Asphalt einen Weg an die Oberfläche bohren konnte.
Entschlossen drückte ich das Stück Papier in meiner Hand und ließ es erst wieder zurück in meine Tasche gleiten, als ich am Ende der Straße vor dem Eingang des Supermarkts stehen blieb. Das unscheinbare Backsteinhaus fiel zwischen den sehr viel moderner wirkenden Bürogebäuden kaum auf. Nur das große runde Schild mit der Aufschrift El Saguaro Supermarket, in dessen Mitte ein riesiger dreiarmiger Kaktus abgebildet war, wies auf den Laden hin. Entschlossen strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor ich die kleine, gläserne Eingangstür aufschob. Vielleicht war ich doch nicht ganz so verloren, wie ich dachte. Das blecherne Geräusch einer elektrischen Türklingel ertönte, aber im Laden rührte sich nichts. Selbst die Kasse war nicht besetzt. Ein feiner Vanilleduft lag in der Luft und mischte sich mit dem künstlichen Zitronenaroma eines Reinigers, als hätte gerade jemand den Fußboden frisch gewischt. War ich zu früh? Vielleicht rechnete man hier um diese Uhrzeit auch noch nicht mit Kundschaft. Ich ging um einen großen Dr Pepper-Pappaufsteller herum, vor dem ein imposanter Turm der roten Getränkedosen aufgestapelt war. Direkt daneben befanden sich eine größere Auswahl an verschiedenen Snacks, Energyriegel und einige Sorten Pop Tarts – süß gefüllte Weißbrottaschen, die man einfach im Toaster aufbacken konnte und die ohne Zweifel ein schnelles Frühstück ersetzen konnten. Der ganze Laden war komplett auf die Bedürfnisse von Studenten ausgerichtet. »Hallo?« Wieder blieb es still. Ich ging ein paar Gänge ab, bis ich aus dem hinteren Teil des Supermarkts jemanden laut fluchen hörte.
»Ernie, ich könnte hier wirklich ein bisschen Hilfe brauchen. Es ist arschkalt in dieser verdammten Truhe.«
Als ich den Gang erreichte, aus dem die Stimme kam, zog gerade eine Frau ihren Kopf aus einem der Tiefkühler. Sie musste in meinem Alter sein und war ganz sicher auch eine Studentin hier an der Uni. Sie wischte sich die feuchten Hände an ihrer grünen Schürze ab, auf deren Mitte ebenfalls ein dreiarmiger Kaktus gedruckt war. Bei jeder ihrer Bewegungen klimperten die vielen silbernen Armreife an ihren Handgelenken. Ihre dunklen Haare waren zu kleinen Schnecken dicht an ihrem Kopf geflochten, was mich augenblicklich an Lupita Nyong’o aus dem Marvel-Film Black Panther erinnerte. Das Septum-Piercing in ihrer Nase verlieh ihr dazu eine leicht verwegene Note.
»Entschuldigung, ich suche Ernesto Montoya. Ich bin hier wegen der Stellenanzeige.«
Erstaunt sah sie mich an. War ich doch zu spät? Vielleicht hatte sie den Job bekommen. Als sie immer noch nichts sagte, wurde ich unsicher. »Oder ist er schon weg?«
»Himmel, nein. Sorry, ich bin nur total überrascht, dass überhaupt jemand hierhergefunden hat.« Sie schloss die Gefriertruhe. »Ernie! Hier ist jemand wegen des Jobs.«
Nur Sekunden später waren schwerfällige Schritte zu hören, und ein großer, breitschultriger Mann kam aus dem Lager. Zu einem weißen Unterhemd trug er eine zerschlissene Jeans und Cowboystiefel aus Leder. Seine von der Sonne gegerbte Stirn war in tiefe Falten gelegt, und seine dunklen Augen musterten mich argwöhnisch.
»Sind Sie Ernesto Montoya?«, fragte ich überflüssigerweise.
Er nickte knapp, wobei sein dichter Oberlippenbart einmal zuckte. »Ich wollte einen Mann. Fürs Lager.«
»Das stand nicht in der Anzeige«, antwortete ich perplex. Kurz machte sich Enttäuschung in mir breit. Aber so schnell wollte ich nicht aufgeben. Entschieden straffte ich die Schultern. »Wenn es Ihnen darum geht, schwere Sachen zu tragen, ich kann …«
Abwehrend hob er den Arm, und ich stoppte, nur um sofort wieder anzusetzen. »Aber ich habe Erfahrung im Verkauf. Kasse, Bestellungen und auch Lagerarbeiten sind kein Problem für mich. Ich bin immer pünktlich, und die Frühschichten übernehme ich freiwillig.«
Er warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. »Du bist wirklich früh und hartnäckig.«
»Und sie hat hergefunden, obwohl keine Adresse in der Anzeige stand. Das hat in den letzten zwei Wochen sonst niemand geschafft.« Die Armreife der jungen Frau klimperten erneut, als sie ihre Hände in die Hüften stemmte und ihren Boss erwartungsvoll ansah.
»Ich brauche den Job wirklich dringend.«
»Und du kannst es dir nicht leisten, noch länger zu warten, bis sich vielleicht doch noch jemand anders hierherverirrt. Ich schaffe die Arbeit einfach nicht allein. Vor allem, wenn ich mich auch noch ständig um diese blöde Truhe kümmern muss.«
»Am allerwenigsten kann ich es mir leisten, hier herumzustehen.« Ernesto Montoya sah zwischen uns beiden Frauen hin und her. Dann fuhr er sich durch seine langen schwarzen Haare, um sie im Nacken zusammenzubinden. »Also gut«, sagte er an mich gewandt. »Zwölf Stunden die Woche. Mehr ist nicht drin. Mona wird dir alles zeigen. Sie trägt auch die volle Verantwortung, wenn das hier schiefläuft.« Ohne weitere Erklärungen schlurfte er zurück ins Lager.
»Das ging jetzt aber schneller als gedacht. Ernie hat wohl einen guten Tag.«
Immer noch starrte ich in die Richtung, in die Ernesto Montoya gerade verschwunden war. »Einen guten Tag?«, wiederholte ich ungläubig.
»Sonst dauert es definitiv länger, ihn zu überzeugen.«
Ich war immer noch skeptisch. »Aber vielleicht überlegt er es sich später noch anders, und er stellt doch lieber einen Mann ein.«
Sie schüttelte den Kopf. »Solange ich hier bin, hat Ernie noch nie seine Meinung geändert. Ich glaube, er ist es einfach leid, den ganzen Tag nur von Frauen umgeben zu sein.«
»Aber …« Kurz stutzte ich. » … hier sind doch nur wir beide.«
Sie warf mir einen verschwörerischen Blick zu. »Er hat fünf Kinder – alles Töchter. Und vermutlich nur ein Badezimmer. Zumindest denke ich, dass dies der Grund für seine ewige schlechte Laune sein muss.«
»Ist es wirklich so schlimm?«
Sie sah kurz in Richtung Lager, als wollte sie sichergehen, dass er uns nicht hörte. »Man gewöhnt sich dran.« Sie zuckte mit den Schultern. »Und heute ist er wirklich gut drauf. Zumindest bis jetzt, und das will ich besser nicht aufs Spiel setzen.« In einer geschmeidigen Bewegung stieß sie sich von der Gefriertruhe ab und legte nachdenklich ihren Zeigefinger an die Lippen. »Okay, was musst du fürs Erste wissen? Die Schichten gehen immer sechs Stunden, außer am Wochenende. Da kann es schon mal länger werden. Dafür passiert vor zwölf Uhr nicht viel, aber dann wird es stressig. Die Dienstpläne hängen im Büro, und der Laden öffnet offiziell um acht. Bis dahin müssen auch die Lieferungen weggeräumt sein, weil sonst …«
»Die Kunden die Sachen von den Paletten reißen«, beendete ich ihren Satz.
»Das ist wohl nicht dein erster Job im Einzelhandel.«
»Nein, ich habe nach der Highschool schon in einem Supermarkt gearbeitet.«
Ein unüberhörbares Piepen, das von der Gefriertruhe kam, unterbrach uns.
»Ich bin übrigens Mona und habe offensichtlich die ganze Verantwortung für diesen Laden.« Sie rollte mit den Augen und wandte sich der Truhe zu, um ein paar Knöpfe neben dem Display zu drücken.
»Ich bin Ally und gestern erst hier in Tucson angekommen.«
»Du hast die Uni gewechselt?«
»Nicht ganz. Das ist mein erstes Studium.« Ich machte eine kurze Pause. »Es ging nicht eher. Aus finanziellen Gründen.« In gewisser Weise stimmte das auch.
»Es ist echt frustrierend, wie schwer es geworden ist, ein Studium zu bezahlen. Good old America möchte ausgebildete Fachkräfte, aber die Regierung will keinen Cent dafür ausgeben. Selbst ein Stipendium deckt längst nicht mehr alle Kosten ab, und die Wirtschaftslage macht es einem auch nicht gerade einfacher. Und dann muss man sich auch noch mit diesem dämlichen Ding rumschlagen.« Sie hämmerte weiter auf den Tasten herum, was dem Gerät erneut ein resigniertes Piepen entlockte. »Du kennst dich nicht zufällig mit eigenwilligen Gefriertruhen aus?«
»Kommt darauf an, wie eigenwillig sie sind«, gab ich scherzhaft zu. »Was ist denn das Problem?«
»Seit letzter Nacht zeigt sie ständig eine Störung an, obwohl sie eigentlich ganz normal läuft. Ich bin echt schon alle Fehlercodes durchgegangen und habe sie mehrmals aus- und wieder eingeschaltet, aber sie zickt weiter rum.«
»Vielleicht liegt es am Strom.«
»Wie meinst du das?«
»In der Gegend, aus der ich komme, ist die Stromleistung eine Katastrophe. In dem Laden, in dem ich früher gejobbt habe, ist deswegen ständig die Sicherung rausgeflogen. Danach haben immer alle elektrischen Geräte verrücktgespielt. Vor allem die Kasse. Hilf mir mal bitte.« Wir begannen, die schwerfällige Truhe ein bisschen vorzurücken, bis ich das Kabel zu fassen bekam und daran zog. »Dann hat nur noch ein kompletter Reset geholfen.« Ein leises Brummen setzte ein, als ich den Stecker wieder in die Steckdose steckte. »Und?«
Mona starrte gespannt auf das kleine Display der Gefriertruhe. »Sie läuft wieder. Die gefrorenen Mikrowellen-Burritos sind dir auf ewig dankbar«, sagte sie schmunzelnd.
Ich lachte. »Das war nur Glück.«
»Und wo genau lernt man solche Tricks? Hier in Tucson wohl eher nicht.«
»Ich komme aus Chino, Kalifornien.«
»Und dann hat es dich aus dem goldenen Staat ins trocken-heiße Arizona verschlagen? Weg vom Meer und heißen Hollywoodstars?«
»Auch in Kalifornien ist nicht alles Gold, was glänzt, glaub mir.«
»Ich bin aus Indianapolis, überall ist es schöner als in dieser Stadt.«
»Aber dann bist du ganz schön weit weg von zu Hause.«
»Nicht wirklich. Mein Bruder ist auch hier und erinnert mich täglich daran, warum ich eigentlich so viel Abstand wie möglich von meiner Familie haben wollte.«
»Das klingt furchtbar.«
»Ist es auch. Ich liebe meine Familie, wirklich. Aber wenn man auch noch mit einer Handvoll Tanten und Onkel unter einem Dach leben muss, mischt sich einfach immer irgendwer in dein Leben ein oder hat einen gut gemeinten Rat für dich. Ganz davon abgesehen, dass sie dich und deine Bedürfnisse erst gar nicht ernst nehmen.« Sie machte eine theatralische Bewegung mit ihrer Hand. »Sag mir bitte, dass ich damit nicht allein bin.«
»Ich habe einen älteren Bruder, aber er studiert nicht hier.« Ich räusperte mich. »Er ist in Chino geblieben. Und ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber ich vermisse ihn sehr.«
»Wirklich? Ich bin schon froh, dass ich mit Jacob nicht im selben Wohnheim leben muss.«
»Mischt sich dein Bruder genauso in dein Leben ein wie deine Tanten und Onkel?«
»Nein. Der ist einfach nur nervig.« Sie lachte. »Und warum hast du dich dann für ein Studium in Arizona entschieden und nicht für eine Uni in Kalifornien?«
Für einen Moment überlegte ich, was ich bereit war, preiszugeben. »Man kann hier sehr gut Rechtswissenschaften studieren«, antwortete ich dann. Und das war noch nicht einmal gelogen.
»Sag bloß, du hast dich für ein Jurastudium eingeschrieben?« Ihre Augen wurden groß. »Ich bin im dritten Jahr. Welche Kurse hast du belegt?«
»Ich habe Rechtsgeschichte bei Professor Win…« Angestrengt überlegte ich, aber der Name wollte mir nicht einfallen.
»Winbush«, warf Mona ein. »Ihn hatte ich auch im ersten Jahr.«
»Verhandlungsmanagement und Gesprächsführung bei Professor Bristow.«
»Bristows Vorlesungen sind staubtrocken, aber leider auch unverzichtbar. Du kannst sie allerdings im dritten Jahr abwählen«, erklärte sie mir.
»Zivilrecht bei Dr. Montgomery. Genau wie Strafrecht.«
Sie nickte.
»Oh, und öffentliches Recht bei Professor Wallace.«
Mona klappte buchstäblich die Kinnlade herunter. »Du hast es echt geschafft, im ersten Jahr einen Platz bei Wallace zu bekommen?«
»Ist das so außergewöhnlich?«
»Das ist der absolute Jackpot. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um reinzukommen. Sein Kurs ist unglaublich beliebt, vor allem, weil man die Möglichkeit hat, stundenweise in seiner Kanzlei an echten Fällen mitzuarbeiten. Das hat schon einigen Absolventen geholfen, in der Flut von Harvard- und Yale-Bewerbungen trotzdem in erstklassigen Kanzleien unterzukommen. Leider vergibt Wallace immer nur ein paar Plätze, aber diese Chance werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Ich würde meine Seele dafür verkaufen und mich tagelang in der Unibibliothek zum Lernen verschanzen, wenn es sein muss.« Sie setzte einen gespielt verzweifelten Gesichtsausdruck auf. »Ich weiß, das klingt total verrückt. Verrückt und nerdig.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich überhaupt nicht. Für mich klingt das absolut toll.« Es tat gut, zu wissen, dass ich nicht die Einzige war, die sich obsessiv aufs Lernen freute.
»Hättest du vielleicht Lust, dich meiner kleinen spießigen Lerngruppe anzuschließen? Wir wären dann zwar nur zu zweit und streng genommen auch keine Gruppe, aber es macht so viel mehr Spaß, nicht stundenlang total isoliert über dicken Gesetzesbüchern zu brüten.«
Ihre Einladung ließ mich schmunzeln, weil mir sofort mein Versprechen an Eric in den Sinn kam. Und weil die Vorstellung, nicht ganz allein hier zu sein, tatsächlich toll war. »Ich wäre sehr gern dabei.«
Mona ging auf eines der Regale neben dem Lagereingang zu, und ein breites Lächeln lag auf ihren Lippen. »Dann herzlich willkommen an der University of Arizona!« Im nächsten Moment warf sie eine grüne Schürze in meine Richtung, die ich mit beiden Händen auffing.
»Und willkommen bei El Saguaro!«
Mona hatte recht gehabt. Ab zwölf Uhr wurde der Laden richtig voll, und wir hatten nicht einmal Zeit, um kurz durchzuatmen. Stellenweise war so viel los, dass es so aussah, als würde die Schlange an der Kasse nie enden. Bis eben hatten wir noch einige Regale aufgefüllt und den Dienstplan für die nächsten Tage besprochen. Es war knapp eine Woche her, dass ich meinen alten Job gekündigt hatte, um meinen Umzug nach Arizona zu organisieren. Trotzdem spürte ich jeden Knochen in meinem Körper, als ich die schwere Tür meines Wohnheims aufschob und in den Flur trat. Aber daran würde ich mich schnell wieder gewöhnen. Am wichtigsten war, dass ich diesen Job bekommen und, so wie Mona sagte, verdammt Schwein mit dem Kurs bei Professor Wallace hatte. Vielleicht würde mir Tucson doch so viel mehr Glück bringen als Chino. Ich hielt vor der Wand mit den Briefkästen an. Vielleicht hatte ich ja einen Lauf, und der Brief von Erics Anwalt war schon da. Dann würde endlich wieder alles gut werden. Ungeduldig zog ich meine Schlüssel aus der Tasche und öffnete das kleine Fach. Enttäuscht ließ ich die Schultern hängen, als ich nicht wie erhofft einen Umschlag vorfand. Stattdessen zog ich eine Postkarte heraus, auf der viele bunte Luftballons abgebildet waren.
Mein lieber Jax,herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag!Komm mich doch mal wieder besuchen.Grüße aus KanadaTante Ruth
Irritiert verglich ich die Nummer auf meinem Schlüssel mit der auf dem Briefkasten – alles stimmte. Trotzdem war das definitiv nicht meine Post. Erneut warf ich einen Blick auf die Karte und nahm diesmal die Adresse näher in Augenschein. Jax Hoover 723. Das war der Briefkasten direkt neben meinem mit der Nummer 123. Ganz offensichtlich lag hier eine Verwechslung vor. Ich wollte gerade die Postkarte in den richtigen Briefkasten einwerfen, als mir durch den Schlitz ein großer weißer Umschlag ins Auge fiel, der gerade noch so in den überfüllten Briefkasten gepasst hatte. War das …? Angestrengt versuchte ich, die Adresse durch die schmale Öffnung zu entziffern. Konnte das wirklich sein? Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas tatsächlich passierte? Ich nahm die Taschenlampenfunktion meines Handys zu Hilfe und bemühte mich erneut, die Anschrift zu entziffern. Das konnte nicht wahr sein. Auf dem Umschlag stand ganz eindeutig mein Name! Mit spitzen Fingern begann ich, danach zu angeln. Himmel, hoffentlich kam jetzt niemand hier vorbei und erwischte mich, wie ich versuchte, Post aus fremden Briefkästen zu klauen. Immer wieder streiften meine Finger den Umschlag, bekamen ihn aber einfach nicht zu fassen. Scheiße! Ich musste wohl oder übel warten. Aber wem machte ich hier etwas vor? So überfüllt, wie dieser Briefkasten war, hatte sich schon länger keiner mehr für die Post dadrin interessiert. Ich ließ die Klappe los und pustete mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wenn ich so schnell wie möglich meinen Brief haben wollte, blieb mir wohl nichts anderes übrig, als mit diesem Jax Hoover persönlich zu sprechen.
Jax
Der pelzige Geschmack auf meiner Zunge ließ mich beinahe würgen. Mein Mund war staubtrocken, und mein Kopf dröhnte, als hätte ich in einem U-Bahn-Schacht geschlafen. Irgendwo zwischen dem letzten Bier und Hedgehogs legendären Cocktails hatte ich es letzte Nacht übertrieben. Ich konnte nur hoffen, dass noch irgendwo Kopfschmerztabletten zu finden waren. Kurz überlegte ich, ob es besser war, erst im Bad nach den Tabletten zu suchen, oder ob ich als Erstes versuchen sollte, meine Übelkeit mit einem Glas Wasser in den Griff zu bekommen. Scheiß drauf. Schwerfällig schleppte ich mich im Halbdunkeln und nur in Boxershorts in die Küche. Ich drehte den Hahn auf und ließ das kalte Wasser über meinen Kopf bis in den Nacken laufen. Das Rauschen übertönte das Dröhnen in meinem Kopf, und ich stöhnte. Wenn es sein musste, würde ich heute den ganzen Tag hier stehen bleiben. Alles ausblenden und mich nur auf das Rauschen des Wassers konzentrieren.
»Hey, Alter!«
Schnaubend drehte ich den Hahn zu und sah hoch. Im nächsten Moment flog eine kleine weiße Dose auf mich zu, die ich reflexartig auffing.
Hedgehog stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Nice. Das Reaktionsvermögen hätte ich dir nach letzter Nacht überhaupt nicht zugetraut.«
»Ich auch nicht.« Grinsend warf ich gleich zwei von den Kopfschmerztabletten auf einmal ein und schluckte sie trocken hinunter.
»Guter Mann.«
Ich warf die Dose zu ihm zurück, die er ohne Mühe auffing und dann auf der Küchenzeile abstellte. »Ich glaube, du brauchst sie heute mehr als ich.«
»Ist das so offensichtlich?«
»Jep, du siehst aus, als hättest du letzte Nacht ziemlich einen draufgemacht. Und das in jeder Hinsicht. Genau wie die Kleine auf deinem Schoß.«
Ich zog die Augenbrauen hoch. »Die Kleine auf meinem Schoß?«
»Du kannst dich echt nicht erinnern, was? Das nenne ich mal einen Totalabsturz.« Mit der Hand fuhr er sich durch seine wirren schwarzen Haare, die sofort noch mehr in alle Richtungen abstanden und seinem Namen alle Ehre machten. Dann grinste er breit. Und dieses Grinsen kannte ich.
»Alter, du verarschst mich gerade.«
Sein tiefes Lachen verriet ihn endgültig.
»Im Ernst, Bro. Du hast es echt hart übertrieben. Olly meinte, er hätte dich halb nackt auf dem Flur gefunden. Du warst so dicht, du hättest nicht einmal mehr gemerkt, wenn meine Granny auf deinem Schoß gesessen hätte.«
»Das hast du jetzt nicht wirklich gesagt.«
»Ich schwöre, meine Granny ist echt noch ein heißer Feger für ihr Alter«, sagte er immer noch grinsend und drehte sich dabei tanzend um sich selbst.
»Bist du dir sicher, dass ich derjenige von uns beiden bin, der zu viel getrunken hat?«
»Also ich kann mich noch ganz genau erinnern, wer auf meinem Schoß gesessen hat.«
»Hedge? Komm wieder ins Bett.« Die gedämpfte Frauenstimme aus Hedgehogs Zimmer ließ meine Mundwinkel zucken. Ganz offensichtlich hatte er sich wirklich nicht ganz so hart abgeschossen wie ich.
Er unterbrach sein Tänzchen. »Sekunde, Babe.« Dann wurde seine Miene ernst. »Laura und ich haben dich gestern kaum hierhergekriegt. Bist du sicher, dass bei dir alles klar ist?« Er ging zum Kühlschrank und nahm zwei Flaschen Wasser heraus. Eine davon reichte er mir.
Wir gingen ständig zusammen feiern. Durch seinen Barkeeper-Job im Chesterfield kannte er eine Menge Leute, und irgendwo stieg immer eine Party. Aber Hedge kannte mich zu gut. »Ich habe gestern meinen Stundenplan bekommen und ein wenig Ablenkung gebraucht.«
»Und?«
Ich schnaubte. »Zwei Kurse bei Bromberg.«
»Shit! Die Alte ist ’ne Hexe.«
Ich nickte. »Und so wie es aussieht, hat sie auch meinen Abschluss in der Hand.«
»Kannst du nicht wenigstens einen Kurs abwählen?«
»Keine Chance.«
»Jungs, könnt ihr nicht später weiterquatschen?« Das Drängeln von Hedgehogs Freundin erinnerte mich daran, dass auch ich wieder ins Bett gehörte.
»Ich glaube, du solltest dich ganz dringend um deine Kleine kümmern.«
»Bist du sicher?«
Nickend hob ich die Wasserflasche und hielt sie mir kühlend an die Stirn. »Das wird schon, kein Grund, sich das Wochenende versauen zu lassen.«
»Wie du meinst. Aber wenn ich irgendwas für dich tun kann, lass es mich wissen.« Er tippte sich an die Schläfe und war dann wieder hinter seiner Zimmertür verschwunden.
Ich lehnte mich gegen die Küchenzeile, öffnete die Flasche und trank das Wasser beinahe in einem Zug aus. Den Rest schüttete ich mir über den Kopf und warf die leere Plastikflasche treffsicher in den Mülleimer. Das war alles kein Grund, das ganze Wochenende schlechte Laune zu haben. Meine eigene Stimme dröhnte in meinem Kopf, als ich, ohne mich abzutrocknen, zurück in mein Zimmer ging. Im Dunkeln schaltete ich die Klimaanlage noch weiter runter. Die kühle Luft sorgte augenblicklich dafür, dass sich eine Gänsehaut auf meinem noch feuchten Oberkörper bildete. Ich stolperte über meine Klamotten auf dem Boden, ohne mich daran zu erinnern, dass ich sie überhaupt ausgezogen hatte, und ließ mich wieder auf mein Bett fallen. Es musste sicher schon früher Abend sein. Tief sog ich die kühle Luft ein, schloss die Augen und wartete darauf, dass die Tabletten endlich zu wirken begannen. Bis morgen früh würde ich mich ganz sicher nicht mehr hier wegbewegen. Vor allem nicht über den Uni-Mist nachdenken und ganz sicher nicht … Das Vibrieren meines Smartphones machte meinen Plan augenblicklich zunichte. Es gab nur eine Person, die mich an einem Samstag anrufen würde. Stöhnend wühlte ich in dem nach Bier stinkenden Klamottenhaufen am Boden und angelte mein Handy aus der Jeans. Ohne vorher auf das Display zu sehen, nahm ich das Gespräch entgegen. »Mom, hey.«
»Störe ich dich?«
»Du störst nie.«
Meine Mutter lachte. »Du lügst. So wie du dich anhörst, habe ich dich geweckt. Ich kann auch später noch mal anrufen, wenn es dir dann besser passt.«
»Nein. Das geht schon klar. Ich war schon wach.« Meine Mutter war der netteste Mensch, den ich kannte, wenn nicht sogar der netteste Mensch auf der ganzen Welt, trotzdem wusste ich, dass sie nicht einfach nur anrief, um zu fragen, wie es mir ging. Und egal, was es war, ich wollte es hinter mich bringen. »Was gibt’s denn?« Ich verließ das Bett und zog die Vorhänge auf, was ich sofort bereute. Offensichtlich war es doch noch nicht so spät, wie ich vermutet hatte, denn die Sonne stand immer noch so hoch, dass sie jetzt direkt in mein Zimmer schien.
»Ich wollte dich nur fragen, ob du etwas brauchst. Geld oder irgendetwas anderes. Wir haben uns den ganzen Sommer kaum gesehen. Nur kurz an deinem Geburtstag. Und das ist auch schon wieder drei Wochen her.« Der Vorwurf in ihrer Stimme traf mich – zu Recht.
»Nein, ich brauche nichts, danke.«