Notorious Devils MC Teil 1: Rough & Rowdy - Hayley Faiman - E-Book

Notorious Devils MC Teil 1: Rough & Rowdy E-Book

Hayley Faiman

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Beschreibung

Kentlee Johnson war schon immer ein braves und nettes Mädchen mit guten Absichten und einfachen Träumen. Pierce "Fury" Duhart ist der geborene Outlaw und er lebt und atmet für seinen Motorradclub, den Notorious Devils MC. Als sie sich zufällig begegnen, spürt Kentlee, dass es keine kluge Entscheidung ist, sich mit dem Präsidenten des in der ganzen Stadt gefürchteten Motorradclubs einzulassen. Aber Fury weiß, was er will, und Kentlee ist eine unwiderstehliche Süßigkeit, die er zu gerne vernaschen würde. Kentlee wirft ihre Bedenken für eine Nacht über Bord und lässt sich auf Furys Annäherungsversuche ein - aber eine Kostprobe des rauen und ungehobelten Mannes reicht aus, um ihre Welt, ihr Leben und ihre gesamte Zukunft auf den Kopf zu stellen ... Der Notorious Devils MC ist berüchtigt für seine Wildheit und die Loyalität der Clubbrüder. Mit fesselnden Charakteren, viel Spice und einer mitreißenden Handlung entführt euch Hayley Faiman in eine Welt voller Gefahren und Verlockungen. Taucht ein in die düstere Atmosphäre des Motorradclubs und macht euch bereit für eine wilde Fahrt mit dem Notorious Devils MC!

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Hayley Faiman

Notorious Devils MC Teil 1: Rough & Rowdy

Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von J.M. Meyer

© 2016 by Hayley Faiman unter dem Originaltitel „Rough & Rowdy (Notorious Devils Book 1)”

© 2024 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

(www.art-for-your-book.de)

ISBN Print: 978-3-86495-698-0

ISBN eBook: 978-3-86495-699-7

Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlung entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Epilog

Autorin

Kapitel 1

Kentlee

Als ich vor der Boutique stehe, seufze ich frustriert auf. Ich will da nicht reingehen. Ich weiß, was mich in dem Geschäft erwartet, und nichts davon wird mir guttun. Es ist schädlich für mein Gemüt und mein Selbstvertrauen – und später am Abend auch für meine Figur, wenn ich mich weinend über einen Becher Eiscreme der Marke Ben & Jerry in der Geschmacksrichtung Schokoladen-Brownie hermachen werde.

Trotzdem ist das hier etwas, das ich tun muss. Für Brentlee, meine einzige Schwester. Meine kleine Schwester. Sie ist vier Jahre jünger als ich, süße neunzehn, und wird bald heiraten. Neben ihr komme ich mir wie eine alte Jungfer vor, dabei bin ich doch gerade erst dreiundzwanzig Jahre alt.

Ich atme tief durch und öffne die schwere Eingangstür der Boutique. Dabei setze ich das süßeste Lächeln auf, das ich zu bieten habe. Sofort sehe ich, dass sämtliche anstrengende Frauenbilder beider Familien bereits anwesend sind.

„Du bist zu spät“, motzt meine Mom, sobald ich angekommen bin. Nun ja, sobald ich auch nur einen Fuß in den Laden gesetzt habe.

„Wir warten schon ewig auf dich. Brentlee hat darauf bestanden, dass wir nicht ohne dich anfangen“, betont Missy, die beste Freundin meiner Schwester und ihre künftige Schwägerin, mit verschränkten Armen vor der Brust.

„Ich habe gearbeitet“, entgegne ich mit einem Lächeln, das entschuldigend wirken soll. Dabei tut mir meine Verspätung nicht im Geringsten leid.

Alle wussten, dass ich arbeiten muss. Ich hatte großes Glück, dass ich überhaupt früher Feierabend machen konnte. Ich musste regelrecht darum betteln, eher gehen und meine niederen Tätigkeiten niederlegen zu dürfen.

Ich bin Empfangsdame und Mädchen für alles in einem lokalen Immobilienbüro. Ich bekomme die Aufgaben zugewiesen, die niemand anderes machen möchte – die Besichtigungen von Mietobjekten zum Beispiel. Termine dieser Art bringen dem Unternehmen zwar Geld ein, aber die Makler kassieren für Abschlüsse von Mietverträgen keine Provision. Deshalb zeige ich die Wohnungen den Interessenten in den Abendstunden und an den Wochenenden zum regulären Stundenlohn.

„Arbeiten? Du brauchst dringend einen Mann,“ sagt meine Mom, während sie sich mit der Hand Luft zufächert, woraufhin ich innerlich die Augen verdrehe.

„Ich werde mir niemals einen Job suchen. Das wäre sinnlos. Stattdessen will ich einen Mann, der sich um mich kümmert, so wie ich es verdiene“, sagt Missy.

Lächelnd tätschelt Mom ihr den Oberschenkel.

Wenn Missy einen Mann finden würde, der sie so behandelt, wie sie das verdient, würde er sie in einer Kiste auf dem Grund des Flusses versenken müssen.

Meine Mutter heiratete meinen Vater, einen Arzt, und kündigte gleich am nächsten Tag ihren Job. Etwa neun Monate später brachte sie meinen Bruder zur Welt. Vier Jahre danach wurde ich geboren und weitere vier Jahre später meine Schwester, was Mom die Rolle als liebevolle Hausfrau und Mutter sicherte.

Als wir in die Schule kamen, war mein Dad schon nicht mehr in der Lage eigenständig zu leben, wenn sie sich nicht um alles kümmerte – einschließlich ihm. Dass sie sich wieder eine Arbeit suchen könnte, war nie Thema zwischen den beiden. Von meiner Schwester und mir wird erwartet, dass wir dasselbe tun: Einen Mann heiraten, der für uns sorgt. Mein Bruder befindet sich aktuell in der Facharztausbildung, um in Dads Fußstapfen zu treten.

Um ganz ehrlich zu sein, ich hätte nichts gegen das Dasein als Hausfrau und Mutter einzuwenden, wenn sich mir die Gelegenheit dazu bieten würde. Allerdings würde ich meine Dates nie nach ihrem Kontostand aussuchen. Ich möchte einfach jemanden kennenlernen, mich verlieben und heiraten.

Leider bin ich eine exzellente Stubenhockerin. Meine letzten beiden Beziehungen waren große Misserfolge – in jeder Hinsicht. Die Wunden meiner letzten Partnerschaft lecke ich noch immer. Nach ihm konnte ich mich einfach noch nicht wieder ins Dating-Getümmel stürzen.

„Jason und ich haben uns gerade erst getrennt, Mom“, erinnere ich sie.

Sie schüttelt den Kopf. „Das ist doch schon Monate her, und außerdem war er ein Versager. Vielleicht solltest du Scotty mal fragen, ob er einen Cousin hat, der noch Single ist“, meint sie mit einem Augenzwinkern, woraufhin ich die Nase rümpfe.

„Wir haben viele erfolgreiche Geschäftsmänner in unserer Familie. Aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob du ihrem Typ entsprichst“, spottet Missy.

Scotty ist der Verlobte meiner Schwester, der regelmäßig einen Würgereiz in mir hervorruft. Auf den ersten Blick wirkt er perfekt – seine Haare, sein Lächeln, seine Manieren und die Tatsache, dass er sich aufs Staatsexamen vorbereitet, um Jurist zu werden.

Die Wahrheit ist, dass er bloß nach außen hin perfekt rüberkommen will. Er hält mich bei Umarmungen viel zu lange fest, starrt mir ständig auf die Brüste und macht Brentlee immerzu nieder – wirklich immer. Er putzt sie permanent herunter, sodass sie sich verbiegt und höllisch anstrengt, besser zu sein als eh und je. Vom ersten Tag an hat er mir eine Heidenangst eingejagt. Er ist manipulativ, und unter uns, bloß eine Marionette.

Scotty ist neun Jahre älter als sie. Nicht, dass mich der Altersunterschied stören würde. Es ist nur so, dass Brentlee noch so jung und schön ist und Spaß haben sollte, anstatt sich mit so einem Volltrottel zufrieden zu geben. Brentlee verkörpert für mich die absolute Perfektion. Zusammen wirken die beiden wie zwei Roboter, die in einem Labor erschaffen wurden oder so. Es fühlt sich falsch an. Das hat es schon immer.

„Kleid Nummer eins.“ Brentlees Stimme hallt durch den Laden, weshalb wir uns zu ihr umdrehen. Sie trägt ein Hochzeitskleid an ihrem schlanken, geschmeidigen Körper und schwebt regelrecht von der Umkleidekabine auf uns zu.

„Es ist wunderschön“, schwärmen alle synchron.

Ich muss gestehen, dass es wirklich sehr hübsch ist. Lange Spitzenärmel, eine herzförmige Korsage mit Spitzenbesatz, die in einen hohen Kragen übergeht. Es ist perfekt und zurückhaltend – ganz im Gegensatz zu meiner auffälligen Schwester.

„Kentlee, was hältst du davon?“, erkundigt sich meine Schwester und blickt mich durch ihre langen, schokoladenbraunen Wimpern hindurch an.

Was die Optik betrifft, sind Brentlee und ich wie Tag und Nacht. Brentlee hat langes, dunkles Haar. Sie ist groß und gertenschlank, ihre Haut hat einen fast olivfarbenen Teint, und sie hat schokoladenbraune Augen. Sie kommt ganz nach unserem Dad, der italienische Wurzeln hat.

Ich bin eher klein geraten und kurvig. Mit viel Arsch und Brüsten, die meiner Meinung nach viel zu groß sind. Leider kann ich nicht auf mein heißgeliebtes Eis verzichten, weshalb mein Po wohl immer üppig bleiben wird. Meine Haare sind zwar ebenfalls lang, sie reichen mir bis zu den Ellenbogen, ich bin jedoch blond, wie Mom. Von ihr habe ich auch meine blasse Haut geerbt. Meine Augen sind dunkelblau, beinahe schwarz.

Die meisten Leute glauben uns nicht, dass wir verwandt, geschweige denn Schwestern sind.

„Du siehst sehr elegant aus, Brent. Es ist wunderschön“, lasse ich sie wissen.

Das ist die Wahrheit, aber sie könnte auch einen Müllsack tragen und würde trotzdem noch hinreißend aussehen. Ich wünschte, sie würde sich ein etwas aufregenderes Kleid aussuchen. Sie ist immer super sexy angezogen, und ich finde nicht, dass das an ihrem Hochzeitstag anders sein sollte. Da es mir aber nicht zusteht, etwas dazu zu sagen, lasse ich es bleiben.

„Das ist mein Kleid. Scotty wird es lieben“, schwärmt sie.

Auch Mom und Missy sind ganz angetan von dem Dress. Ich lächle höflich und warte darauf, dass ich endlich von hier verschwinden kann. Ich lobe das Kleid nicht in den höchsten Tönen, denn das ist nicht meine Art. Schwärmereien sind mir zu viel des Guten. Ich bin nicht die Art von Mädchen, die vor Aufregung auf und ab springt.

„Okay, Kent, vergiss bitte nicht, dass am Samstag der Vorab-Junggesellinnenabschied stattfindet. Ein kleines Treffen der Brautjungfern mit Tanz und Cocktails, um den eigentlichen Junggesellinnenabschied zu planen. Außerdem müssen wir über meine Brautparty sprechen. O. Mein. Gott.“

Hat sie das gerade wirklich gesagt? Ich versuche, nicht zu sehr die Augen zu verdrehen.

Dafür, dass ich all den Wahnsinn aushalte, sollte ich eine verdammte Medaille erhalten.

„Samstagabend, stimmt. Ich werde da sein.“ Nickend speichere ich mir den Termin im Kalender meines Handys ein. Auch wenn ich mir nicht schlüssig bin, wieso ich das tue. Es ist nämlich nicht so, als hätte ich so etwas wie Freizeitstress.

„Versuch bitte, nicht wie eine Pennerin auszusehen“, mischt sich Missy ein. Ich bitte Jesus darum, mir Geduld zu schicken, bevor ich dieser kleinen Ziege eine runterhaue.

„Cool.“ Brentlee lächelt mir zu und ignoriert den Kommentar ihrer Arschlochfreundin. Ich grinse zurück.

Nachdem sie das weiße Brautkleid ausgezogen hat, kommt meine Schwester auf mich zugeeilt und richtet im leisen Ton das Wort an mich. „Ist es wirklich okay für dich, dass du nicht meine Trauzeugin bist?“ Diese Frage stellt sie mir nun schon zum fünfzehnten Mal.

Ehrlich gesagt war ich schon ziemlich überrascht, als Brentlee die Bombe platzen ließ, dass nicht ich, sondern Scottys Schwester ihre Trauzeugin sein würde. Es hat mich verletzt, dass sie mich bei der Planung ihres Junggesellinnenabschieds und ihrer Hochzeitsfeier nicht an ihrer Seite haben will. Aber ich verstehe es. Missy ist nicht nur ihre beste Freundin, sondern zudem ihre künftige Schwägerin.

Brentlee und ich waren einst beste Freundinnen. Irgendwann, während der Highschool, mutierte sie zu dem beliebtesten Mädchen der Schule und hatte plötzlich eine ganze Schar an neuen Freundinnen um sich, während ich eine Einzelgängerin blieb. Ich hatte zwar Dates und Freunde, zählte aber definitiv nicht zu den coolen Kids. Brentlee war ihre Anführerin, sogar noch im ersten Semester am College. Scottys Schwester ist seit ihrem vierzehnten Lebensjahr ihre Handlangerin, weshalb es mich nicht sonderlich schockierte, dass sie sie zu ihrer Trauzeugin gemacht hat. Dennoch tut es weh.

„Seitdem du vierzehn bist, bist du mit Missy befreundet. Außerdem heiratest du ihren Bruder. Alles ist gut, Brent“, entgegne ich und setze ein falsches Lächeln auf. Sie grinst zurück – aufrichtig, dessen bin ich mir sicher.

Nach einer Stunde Hochzeitsgetratsche und den Schikanen meiner Mutter, bin ich endlich wieder frei. Vor lauter Erleichterung könnte ich die Straße bis zu meinem Auto beinahe entlangspringen. Da ich aber noch mein Arbeitsoutfit trage – einen engen schwarzen Bleistiftrock, eine Satinbluse sowie zwölf Zentimeter hohe High Heels – entscheide ich mich sicherheitshalber gegen Gehüpfe.

In der Ferne vernehme ich lautes Gedröhne. Dann, plötzlich, kommt es mir so vor, als würden mich eine Million Hummeln umschwirren. Ich stoße einen Schrei aus, meine Augen weiten sich und ich halte in meiner Bewegung inne, da ich sehe, wie sich eine Gruppe von Motorrädern meinem kleinen, sportlichen schwarzen Cabrio-Camaro nähert.

Mein Camaro ist der Grund, weshalb ich auch an den Wochenenden für die Immobilienfirma tätig bin und an mehreren Abenden in der Woche potenziellen Kunden meines Chefs Mietobjekte zeige. Er hasst es, selbst die Besichtigungen durchzuführen, und ich möchte mir ein schönes Cabrio leisten können. Im Endeffekt ist es eine Win-Win-Situation für alle Parteien.

„Netter Schlitten.“ Eine tiefe Stimme ertönt neben mir, als ich dabei bin, die Tür meines Wagens zu öffnen.

„Danke“, murmle ich und blicke auf. Mir stockt der Atem.

Der Mann, zu dem die sexy Stimme gehört, ist … der heißeste Kerl, den ich je gesehen habe. Er ist riesig. Seine Arme hat er vor der Brust verschränkt. Die Größe seines Bizeps lässt mich fast wimmern. Es sind die dicksten Muskeln, die ich je im realen Leben zu sehen bekommen habe.

Ich lasse den Blick über seinen Körper schweifen. Als ich in sein hübsches Gesicht schaue, erröte ich. Er hat mich nämlich dabei ertappt, wie ich ihn gemustert habe. Ein selbstgefälliges Grinsen umspielt seine Mundwinkel. Er hat unordentliches, Straßenköter blondes Haar und hellgraue Augen. Seine Kieferpartie ist kräftig und markant. Seinem Lächeln nach zu urteilen, kann ich nur schlussfolgern, dass er sich selbst genauso sexy findet wie ich ihn.

Arroganter Mistkerl.

„Wie heißt du, Süße?“, erkundigt er sich mit tiefer, heiser klingender Stimme. Ich erschauere, woraufhin sein Grinsen bloß noch breiter wird.

„Kentlee“, teile ich ihm mit und steige ins Auto.

Ich versuche, die Fahrertür zu schließen, doch seine Hand schießt vor und unterbindet mein Vorhaben. Schnell hockt er sich zwischen Fahrertür und meinen Sitz. Nun ist er fast auf Augenhöhe mit mir.

„Hübscher Name für ein hübsches Mädchen“, sagt er. Mit einem Mal schnellt seine Hand vor und er legt sie um meinen Nacken. „Warum kommst du nicht mit mir ins Clubhaus, um den Abend mit mir zu feiern, Babe?“

Ich blinzle.

Nun weiß ich, wer er ist.

Er ist ein Notorious Devil.

Sie sind Legenden in dieser Stadt.

Die lokalen Outlaws.

Eltern erzählen ihren Kindern Horrorgeschichten, um sie vor der Gruppe zu warnen. Unter den Erwachsenen kursieren immer mal wieder Gerüchte über sie – über ihre Frauen und ihre Partys.

Unter gar keinen Umständen werde ich eins der unschuldigen Mädchen sein, das in die Höhle des Löwen gelockt und aufgefressen wird.

Ich habe ausreichend Berichte über sie und andere MCs gelesen und gehört, um zu wissen, was sie tun.

Niemals. Ich bin keins dieser Mädchen.

„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, entgegne ich freundlich, um ihn nicht zu verärgern.

Erst letzte Woche wurden drei ihrer Mitglieder nach einer Kneipenschlägerei verhaftet. Billy Smith, den ich aus der Schule kenne, landete im Krankenhaus.

Zugegeben, Billy ist ein riesiges Arschloch und hatte es wahrscheinlich verdient. Aber trotzdem.

„Und warum nicht, Süße?“, will er wissen.

Die Hand, die noch immer in meinem Nacken liegt, beginnt mich leicht zu massieren. Aufgrund seiner Berührung stöhne ich fast auf. Seine kräftigen Finger, die sich in meinen Nacken graben, in Kombination mit dem Geruch von Schmierfett, Öl und Männlichkeit bringen mich um den Verstand.

Ich hatte seit fast einem Jahr keinen Sex mehr und bin daher ziemlich geil.

„Ich bin nicht … Ich bin einfach nicht die Art von Mädchen, die auf eine eurer Partys gehen sollte“, antworte ich und bin wirklich bemüht, ihn nicht vor den Kopf zu stoßen. Gleichzeitig kämpfe ich dagegen an, ihn nicht anzuspringen, ihm meine Schenkel um den Körper zu legen und ihn anzuflehen, mich zu ficken. Genau an Ort und Stelle – jetzt.

„Was für Mädchen gehen denn auf unsere Partys, Babe?“

Mir entgeht der scharfe Tonfall in seiner Frage nicht. Mein Blick trifft auf seinen und ich entschließe mich dazu, ihm die Wahrheit zu sagen. „Ich bin ein anständiges Mädchen. Ich rauche nicht, ich trinke nicht und ich vögle mich nicht durch die Weltgeschichte. Niemals.“ Meine Wangen sind heiß und sicherlich knallrot.

Er grinst. „Mir war sofort klar, dass du keine Schlampe bist, Süße. Nichtsdestotrotz lass mich dir sagen, dass du verdammt sexy in deinem Sekretärinnen-Outfit aussiehst und ich mehr von dir sehen will.“

Verdammt, ich kann spüren, wie mein Höschen feucht wird.

Ich öffne den Mund, um ihm zu antworten, auch wenn ich eigentlich gar nicht weiß, was ich darauf erwidern soll, doch da taucht ein Mann hinter ihm auf und macht mein Vorhaben somit zunichte. Er ist ebenfalls hochgewachsen, hat einen runden Bauch und langes Haar, das zu einem Zopf zusammengebunden ist. Er starrt mich mit einem Blick an, den ich nur als hasserfüllt deuten kann.

Keine Ahnung, was ich ihm getan habe.

„Prez, wir müssen los“, knurrt der Stämmige.

Sein barscher Tonfall lässt mich zusammenzucken. Die Hand des Mannes, die um meinen Nacken liegt, drückt sanft zu, ehe er mich loslässt. Den Riesen hinter ihm ignoriert er.

„Wenn du Spaß haben willst, dann lass dich einfach gehen, Süße. Bei mir bist du in Sicherheit. Sag dem Türsteher einfach, dass Fury dich eingeladen hat, okay?“

Ich nicke, obwohl ich weiß, dass ich auf gar keinen Fall das Clubhaus dieses Kerls betreten werden.

Ich kenne die meisten Typen in der Stadt, doch dieser Mann scheint hier neu zu sein – er ist irgendwie anders. Er muss schätzungsweise um die zehn Jahre älter sein als ich. Gesehen habe ich ihn aber noch nie.

Unsere Stadt ist recht klein, weshalb jeder so ziemlich jeden kennt. Hin und wieder sehe ich ein paar Jungs aus der Highschool auf Motorrädern, die wohl nun zu seinem Club gehören. Aber dieser Mann ist mir völlig fremd. 

Als er sich von mir abwendet, um mit dem großen Kerl hinter ihm zu sprechen, sehe ich zu, dass ich Land gewinne und von hier verschwinde. Es wartet ein Eis auf mich, das gegessen werden will, sowie mein kleines Ein-Zimmer-Apartment, in dem ich ganz für mich allein ausflippen kann.

Bei meiner Wohnung angekommen, trete ich ein, schließe die Haustür hinter mir ab und hole mir das langherbeigesehnte Eis aus dem Froster. Als ich auf der Couch sitze, scheine ich regelrecht unter Schock zu stehen. Während ich mir das Schokoladeneis in den Mund schaufle und zu vergessen versuche, was vor wenigen Minuten bei meinem Auto passiert ist, sehe ich mich im Raum um.

Längst sind die Erinnerungen an den Brautkleidkauf meiner Schwester verblasst. In meinem Kopf dreht sich alles um diesen mysteriösen, sexy Biker.

Heilige Scheiße, er war wirklich heiß.

Ich wünschte, ich wäre etwas freizügiger, denn ich sehne mich danach, die sexuelle Durststrecke, die ich gerade durchleide, zu beenden und mich der wilden Seite des Lebens hinzugeben.

Ich glaube, ein Mann wie Fury weiß haargenau, was er mit dem anzustellen hat, was Gott ihm gegeben hat.

Ich stelle mir vor, wie er mich gegen die Wand presst und sich einfach nimmt, was er will. Bei dieser Vorstellung erschaudere ich. Jason konnte einen Kitzler noch nicht einmal von einem Nippel unterscheiden. Meine ersten sexuellen Erfahrungen, die ich während unserer Beziehung gesammelt habe, waren alles andere als berauschend.

Und als wäre das allein nicht schon schlimm genug, war er zudem ein notorischer Fremdgeher. Ich weiß nicht, wo er die ganzen Frauen zum Ficken gefunden hat. Er war nämlich echt mies im Bett. Ich hoffe, dass es für die Frauen genauso schlecht war, wie für mich. Jason war meine erste und einzige Erfahrung, und wenn es mit jedem Mann so läuft, wie mit ihm, werde ich ganz bestimmt als alte Jungfer, als einsame Katzenlady enden. 

Kapitel 2

Fury

Ich hätte Buck am liebsten erwürgt. Fuck, ich hatte ein verdammt süßes Mädchen am Wickel. In ihrem Röckchen und mit den hohen Hacken sah sie verflucht heiß aus. Sie war niedlich. Normalerweise begegnet mir in meinem Leben nichts Süßes. Und dabei mag ich es süß.

Ich habe die Schnauze von all den Huren gestrichen voll.

Ich bin fest entschlossen, nachdem die Übernahme des Clubs vollzogen ist, ein süßes Ding zu finden, in dem ich mich Nacht für Nacht verlieren kann. Wahrscheinlich werde ich weder sie noch sonst wen zu meiner Old Lady machen, aber es wäre echt eine Wucht, eine süße Pussy an meiner Seite zu wissen, wenn mir das Clubleben von Zeit zu Zeit zu viel wird. Als neuer Präsident wird das bestimmt oft der Fall sein.

„Du musst woanders auf Beutezug gehen, Bruder“, sagt Torch und wirft seine Kippe zu Boden.

„Was?“

Wir sind unterwegs, um ein paar leerstehende Lokalitäten für die Eröffnung eines Stripclubs unter die Lupe zu nehmen. Ich habe nur stimmberechtigte Brüder mitgenommen, damit sie sich eine Örtlichkeit am Ende des Downtown Strips ansehen. Torch ist mein Sergeant at Arms, mein Waffen- und Sicherheitsbeauftragter.

„Kentlee Johnson. Ihre Pussy ist besser abgeriegelt als Fort Knox, Bruder“, meint er lachend. Ich bin kurz davor, ihm die Scheiße aus dem Leib zu prügeln, kann mich aber gerade noch so zurückhalten.

Er scheint das Mädchen zu kennen.

„Was weißt du über sie?“, verlange ich zu wissen.

„Ich bin mit ihr zur Schule gegangen, Mann. Hab mit ihr zusammen Abschluss gemacht. Glaub mir, damals haben viele probiert, ihr an die Wäsche zu gehen, allerdings hat sie niemanden rangelassen. Sie war jahrelang mit einem Kerl zusammen und ich habe gehört, dass er nicht einmal ihre Titten zu sehen bekommen hat.“ Torch lacht auf, dann kommt er etwas dichter heran. „Ihre kleine Schwester Brentlee hat es hingegen etwas wilder getrieben “ Torch wackelt mit den Augenbrauen und abermals denke ich darüber nach, ihm eine zu knallen, weil er eben ein Idiot ist.

„Los, treffen wir uns mit diesem Arschloch von Immobilienmakler“, belle ich, ehe ich mich auf den Weg zum leerstehenden Gebäude am Ende der Straße mache.

Die Jungs werden mir schon folgen.

Das tun sie immer.

In der Sekunde, in der sie mitansahen, wie ich ihrem Präsidenten die Kehle aufgeschlitzt habe, weil er ein verräterischer Bastard war, wusste ich, dass sie sich mir anschließen würden. Ich hatte nie vor, der Präsident ihres Chapters zu werden. Ich war glücklich damit, dem Ursprungschapter anzugehören, in dem mein Dad der Präsident ist. Dort konnte ich nämlich nach Lust und Laune herumvögeln und hatte keinerlei Verpflichtungen. Zumindest so lange, bis wir herausgefunden haben, dass Geld fehlt und sich dieses Chapter auf moralischen Abwegen befindet.

Mein Vater hat mich hergeschickt, damit ich herausfinde, was hier so vor sich geht. Er wusste, dass ich für diesen Job der beste Mann bin, denn ich würde erst aufhören zu graben, bis ich die verdammte Wahrheit herausgefunden hätte. Genau das habe ich getan und mich anschließend um das Problem gekümmert. Jedoch hätte ich nie damit gerechnet, dass ich Gefallen an diesem Ort finden würde. Ich mag die meisten der Jungs, und sie respektieren mich.

Hier bin ich nicht bloß das hochnäsige Kind des Präsidenten. Mit meinen fünfunddreißig Jahren bin ich älter als die meisten Jungs vor Ort, und sie sehen verdammt noch mal zu mir auf. Vor etwa einem Jahr habe ich mit dem Aufräumen in diesem Drecksloch begonnen und bin geblieben.

„Tommy Walker“, stellt sich mir der Mann vor, der vor dem Eingang des Lokals wartet. Er trägt einen billigen Anzug und hat ein schelmisches Grinsen aufgesetzt.

„Fury“, entgegne ich, und er lächelt einfach weiter blöde vor sich hin.

„Der Mietpreis ist vollkommen angemessen. Die Bar befindet sich in gutem Zustand. Die Bühne eignet sich bestens für Live-Musik“, plappert er drauf los, kaum dass wir das Gebäude betreten haben.

„Keine Live-Mukke, Mann. Live-Mädels. Eine Tittenbar“, kläre ich ihn auf.

„Den Weibern in der Stadt wird das ganz und gar nicht gefallen, aber ich gebe zu, dass es schon schön wäre, einen Ort zu haben, an den ich nach Feierabend gehen kann“, sagt er.

Ich nicke, als würde mich seine Meinung interessieren.

Tut es aber nicht.

Meine Brüder laufen umher und nehmen alles genauestens unter die Lupe. Ich vertraue ihnen, denn sie wären schonungslos ehrlich zu mir, wenn der Laden scheiße ist. Ich glaube aber nicht, dass er das ist. Stattdessen habe ich das Gefühl, dass das hier ein geniale, kleine, legale Goldgrube werden könnte. Einer nach dem anderen nicken die Jungs allesamt und geben mir damit ihr finales Urteil zu verstehen.

Ich wende mich Tommy zu und nehme ihn zur Seite. „Wir nehmen den Laden. Zehn Jahre Pacht mit einer Kaufoption nach fünf Jahren“, biete ich ihm an. Plötzlich kann ich förmlich die Dollarzeichen in seinen Augen sehen.

„Klingt fair. Ich lasse den Papierkram von meiner Sekretärin aufsetzen. Sie wird am Montag alles weitere in die Wege leiten. Sie können jederzeit vorbeikommen und den Vertrag unterschreiben“, sagt er und schüttelt mir die Hand.

Ich gebe meinen Brüdern das Zeichen, dass es Zeit ist, zum Clubhaus aufzubrechen.

Das Clubhaus ist nichts Besonderes – ein großes Backsteingebäude mit einem Metallanbau an der Seite. Wir wohnen im hinteren Teil des Bauwerks. Der vordere Teil ist mit einer Bar mit ein paar Billardtischen und einer Tanzfläche ausgestattet. Ich marschiere direkt auf die Theke zu und bestelle mir ein kaltes Bier, dann mache ich mich auf den Weg in mein Zimmer.

Meine Räumlichkeit ist nicht sonderlich groß. Sie bietet gerade so Platz für ein kleines Bett, eine Kommode und einen Nachttisch. Ich bin der Einzige mit einem eigenen Bad. Die anderen Jungs müssen mit Gemeinschaftsduschen und -toiletten Vorlieb nehmen. Das ist der einzige Luxus, den ich mir als Präsident gönne, und dafür bin ich verdammt dankbar.

Ich war noch nie gut im Teilen und mag es, wenn meine Sachen ordentlich und sauber sind. Meine Mom, soweit ich mich an sie erinnere, litt unter einem Putzfimmel. Unser Haus glänzte buchstäblich immer. Deshalb kann ich vermutlich einfach nicht im Dreck leben.

„Hey, Süßer, Lust auf etwas Gesellschaft?“, erkundigt sich Kitty, die sich gegen meine Schlafzimmertür lehnt.

Kitty ist niedlich – nun ja, so süß man eben als billiges Clubmädchen, das hart durchgenommen wird, sein kann. Ich weiß, dass sie noch jung ist, aber das sieht man ihr leider nicht mehr an. Ihr Gesicht ist mit Make-up zugekleistert, was sie noch älter wirken lässt, und ihre Haare sind aufgrund der ganzen Blondierungen ziemlich im Arsch. Ihr Körper ist recht passabel. Sie hat große, gemachte Titten und sie bläst verdammt gut. Außerdem darf ich jedes Loch benutzen, wenn ich denn will.

Gerade als ich ihr sagen will, dass sie hereinkommen soll, taucht ein Bild vor meinem geistigen Auge auf: Kentlee. Mit ihren hübschen, naturbelassenen, langen blonden Haaren und ihren heißen Kurven, kann ich mir nicht länger vorstellen, das Klappergerüst vor mir zu vögeln. Aber ich brauche trotzdem dringend Erleichterung.

„Du kannst mir einen blasen, Kit“, entgegne ich. Als sie gierig nähertritt und vor mir auf die Knie sinkt, verdrehe ich gedanklich die Augen.

Ich stelle mir vor, dass es Kentlee ist, die vor mir kniet. Wie verdammt krank bin ich eigentlich?

Kitty holt meinen Schwanz aus der Hose und streichelt ihn so lange, bis er vollständig erigiert ist. Sie leckt über meine Eichel und nimmt mich schließlich gänzlich in den Mund. Sie ist wahrlich eine Expertin im Blasen. Für meinen Geschmack ist sie zu gut darin.

Ich stehe darauf, wenn ein Mädchen etwas zurückhaltender, nervöser oder gar ein wenig schüchtern ist. Es törnt mich an, wenn ich weiß, dass die Frau, die ich ficke, kein verfluchter Profi ist. Kitty ist eine Clubhure. Sie hat in ihrem jungen Leben mehr Schwänze gesehen als ein verfluchter Urologe.

Ich greife in ihr strohiges Haar und ficke ihren Mund so lange, bis ich in ihrer Kehle komme. Kitty sieht zu mir auf, ihre Augen sollen wohl Unschuld ausdrücken, und sie lächelt kokett. Ich beobachte, wie sie sich über die Lippen leckt. Diese Geste könnte tatsächlich heiß sein, wenn sie nicht so verdammt abgewrackt wäre.

„Was ist mit mir?“, fragt sie, als ich aufstehe, sie umrunde, meine Zimmertür öffne und ihr damit bedeute zu gehen.

„Was soll mit dir sein?“ Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe. Ich weiß genau, was sie will, aber sie wird es nicht bekommen – zumindest nicht von mir.

„Willst du dich denn gar nicht für den Gefallen revanchieren? Mich wenigstens einmal kommen lassen?“, erkundigt sie sich, woraufhin ich den Kopf schüttle.

„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es meine Pflicht ist, dich zu befriedigen.“

Überrascht verzieht sie das Gesicht, ehe ich sie hinausschiebe, die Tür hinter ihr zuknalle und sie verriegle.

Ich will mein Bier austrinken und anschließend ein verdammtes Nickerchen halten. Außerdem muss ich darüber nachdenken, wie ich die süße kleine Kentlee in mein Bett kriegen kann, auf ihren Knien, und wie ich sie so süchtig nach mir machen kann, dass ich sie immerzu haben kann. Wann immer ich will.

Ich bin die Sorte Mann, die bekommt, was sie will. Und was ich will, ist die süße Unschuld, die Kentlee Johnson zu bieten hat.

Eine süße Pussy, in die ich meinen Schwanz vergraben kann und die mich die Brutalität der Welt, in der ich lebe, vergessen lässt.

Kentlee

Den ganzen Sonntag über bleibe ich zuhause. Am Montagmorgen bin ich noch genauso durch den Wind, wie nach meinem Aufeinandertreffen mit Fury.

Was ist das überhaupt für ein Name? Fury?

Vielleicht sollte ich wirklich öfter ausgehen.

Für die Arbeit ziehe ich mir eine hellgraue Hose und ein weißes, biederes Oberteil an. Mein Outfit wird von schwarzen Pumps abgerundet. Obwohl es ein wunderschöner Morgen ist, öffne ich nicht das Verdeck meines Cabrios, damit meine Haare nach der Fahrt ins Büro nicht aussehen, als wäre ich in einen Hurrikan geraten.

„Später kommt ein Kunde von mir vorbei, um diesen Vertrag zu unterschreiben. Stell sicher, dass du ihm eine Kopie aushändigst. Ich nehme mir heute frei, da ich am Samstag deinen Job erledigen musste“, verkündet mein Chef, Tommy Walker.

Ich sehe ihm dabei zu, wie er das Büro verlässt und nach rechts in Richtung des Parkplatzes abbiegt. Er war nicht einmal dreißig Minuten hier, ehe er sich für den Rest des Tages verkrümelt hat.

„Er ist bloß gefrustet, weil er nie zum Stich kommt“, meint Marcy, eine der Maklerinnen, lachend.

Ich richte mich auf, nehme den Vertrag, den Tommy mir auf den Tisch gepfeffert hat, an mich und lege ihn zur Seite.

„Das sind mir zu viele Details am Morgen“, entgegne ich und schalte meinen PC ein.

„Seine Frau und ich sind Freundinnen. Ich kenne alle schmutzigen Details, Liebes“, flötet sie, woraufhin ich den Kopf schüttle.

Tommy ist attraktiv für einen Mann Mitte vierzig, und seine Ehefrau ist wunderschön. Allerdings haben die Zwei drei kleine Kinder, die in kurzen Abständen hintereinander geboren wurden. Ich glaube, dass seine Frau sehr erschöpft sein muss, da Tommy jeden Abend in der Woche bis spät in die Nacht im Büro bleibt … und arbeitet.

Keine Ahnung, was er hier in Wahrheit immer so lange tut. Vermutlich hat er eine Affäre. Sicher weiß ich das nicht, weil ich mich aus seinen Angelegenheiten raushalte. Er bezahlt mich pünktlich und solange keine konkreten Beweise vorliegen, bleiben meine Lippen versiegelt.

Ich weiß, wie es sich anfühlt, betrogen zu werden. Das wünsche ich niemandem. Außerdem ist es in der Regel so, dass die Opfer einem nicht glauben, solange man nichts vorzuweisen hat.

Ich selbst wollte auf keinen hören. Auch dann nicht, als Brentlee mir sagte, Jason sei ein Idiot und ich solle ihn verlassen. Erst als ich seinen Betrug mit eigenen Augen gesehen habe, konnte ich es glauben.

Er hielt sich in einer Bar in der Nähe des Büros auf, obwohl er eigentlich zu Hause sein sollte, um seiner kranken Mutter zu helfen. Ich glaubte ihm alles, was er sagte, weil ich eine vertrauensselige Idiotin war.

Ich verdrehe die Augen und habe postwendend ein schlechtes Gewissen, weil ich auch nur einen Gedanken an Jason verschwendet habe. Geliebt habe ich ihn nie, aber nichtsdestotrotz schmerzt der Verrat noch immer. Selbst Monate danach.

Als ich höre, dass unsere Tür bimmelt, schließe ich schnell den Facebook-Newsfeed auf meinem Rechner und hebe den Blick, um den Kunden zu begrüßen.

Mit einem Mal werde ich ganz blass und meine Atmung gerät ins Stocken.

„Na, wenn das nicht die kleine Kentlee Johnson ist“, höre ich eine raue Stimme sagen.

Gleichermaßen schockiert und ehrfürchtig sehe ich zu ihm auf. Ich beobachte ihn dabei, wie er auf mich zukommt. Ich starre ihn wie eine Diätmachende an, die einem Kellner dabei zusieht, wie er einen riesigen Schokoladenkuchen serviert.

Hungrig.

Nein, verzehrend.

Ausgehungert.

„Wie … wie hast du mich gefunden?“, stammle ich, worauf er erst grinst und mir dann zuzwinkert.

„Ich bin hier, um einen Vertrag zu unterschreiben. Du, Süße, bist bloß ein glücklicher Zufall“, entgegnet er.

Ich nehme die Dokumente, die Tommy mir auf den Tisch geknallt hat, in die Hand und durchsuche sie nach seinem Namen.

„Du bist Pierce Duhart?“, hake ich überrascht nach.

Er nickt. „Verrate aber niemandem meinen richtigen Namen“, brummt er und nimmt mir die Papiere aus der Hand, um sie sich durchzulesen.

„Wieso nicht? Würde das deinem guten Ruf schaden?“, erkundige ich mich unschuldig.

Er hält einen Moment lang inne, sieht mich an und lacht. Es ist ein echtes Lachen, aus dem Bauch heraus. Es ist unglaublich tief, sexy und schön. Mit leicht geöffnetem Mund starre ich ihn an.

„So in der Art, Darling.“ Noch immer vor sich hin grinsend, liest er sich den Vertrag durch, eher er ihn unterzeichnet.

„So, das hätten wir. Sonst noch etwas?“, will er wissen.

Lächelnd nehme ich ihm die Dokumente wieder ab. „Ich muss nur noch eine Kopie anfertigen. Ich bin gleich wieder da.“ Ich stehe auf und eile zum Kopierer, wo ich die Papiere in den Einzug lege und versuche, wieder zu Atem zu kommen.

Bevor ich ihm den Vertrag zurückgebe, probiere ich, mich zu beruhigen. Das ist gar nicht so leicht, während der rauste und zugleich attraktivste Mann, dem ich je begegnet bin, mich mit seinen Blicken verfolgt und mich eingehend mustert.

„Du bist am Samstag nicht mehr vorbeigekommen“, flüstert er fast und legt eine Hand um meine.

Ich möchte ihm die Dokumente übergeben, doch er zieht mich ganz plötzlich zu sich heran. Im Handumdrehen liegen die Finger seiner freien Hand auf meinem unteren Rücken und meine Brüste werden gegen seinen Oberkörper gedrückt – gegen seine steinharten Brustmuskeln.

Es war ein hinterlistiger Übergriff, von dem ich ganz benommen und verwirrt bin. Gleichzeitig bin ich so erregt, dass ich fast versucht bin, ihn genau hier und jetzt anzufassen.

„Ich … ich war beschäftigt?“, sage ich.

Es klingt eher wie eine Frage als eine Antwort, was meiner Ausrede völlig den Wind aus den Segeln nimmt.

„Du hattest Schiss, Baby“, sagt er leise.

Wie sexy.

„Nun … ja“, gebe ich zu.

Als er den Kopf zu mir herunter neigt, wird sein Grinsen noch eine Spur breiter. Für den Bruchteil einer Sekunde rechne ich damit, dass er mich küssen wird, doch er bringt seine Lippen bloß meinem Ohr ganz nah. Er lässt sie über meine Haut streifen, was mir einen Schauer über den Rücken jagt.

„Ich will dich, Kentlee“, raunt er mir zu.

Und so schmelze ich förmlich auf der Stelle dahin.

Er gibt mich frei, nimmt seine Papiere an sich, dreht sich um und verlässt das Büro, ohne sich noch einmal zu mir umzudrehen.

Wie angewurzelt bleibe ich auf meinem Platz stehen, völlig benommen und durcheinander, und beobachte, wie sein perfekter, wohlgeformter Hintern durch die Tür stolziert.

Ich starre ihm hinterher. Meine Lippen bilden ein stummes O. Ich bin überrascht, erregt und schockiert wegen dem, was gerade passiert ist.

„Das war verdammt heiß. Was läuft da zwischen euch beiden?“, will Marcy von ihrem Büro aus wissen.

„Er will mich“, wispere ich erstaunt.

„Dieser Kerl wird dich bei lebendigem Leib auffressen, Baby“, entgegnet sie lachend.

Ich versuche, mich wieder meiner Arbeit zu widmen, kann mich aber nicht konzentrieren. Immer wieder muss ich an seine Hand denken, die auf meinem Rücken lag, und wie er mich gegen sich gedrückt hat.

Als mein Telefon bimmelt, mache ich keinerlei Anstalten ranzugehen. Zum Glück ist Tommy nicht im Büro und Marcy nimmt das Gespräch entgegen. Meine Gedanken kreisen pausenlos um Fury.

Was ich bei ihm gefühlt habe.

Wie viel mehr ich von ihm will.

Was ich nicht tun sollte.

Wie egal mir das ist.

Auf dem Weg nach Hause ist er noch immer der Mittelpunkt meiner Gedanken. Seine Worte hallten in meinem Kopf wider, auf Dauerschleife: Ich will dich, Kentlee.

Noch nie hat ein Mann zu mir gesagt, dass er mich will. Zumindest nicht so, wie Fury es mich hat wissen lassen. Das sorgt dafür, dass ich ihn nur noch mehr will.

Am liebsten würde ich zu ihm fahren und ihn anflehen, mich zu nehmen, mich zu benutzen, auch wenn es nur für eine Nacht ist. Ich bin zwar nicht diese Art Mädchen, doch für Fury möchte ich es sein – nur ein einziges Mal.

Der Rest der Woche vergeht vergleichsweise langweilig. Wie jede andere Woche auch. Abends zeige ich unseren Kunden ein paar Wohnungen und Häuser. Und nun, da es Samstagabend ist, ist das Letzte, was ich tun will, mit Brentlee und ihren Freundinnen in einen Club zu gehen.

Wenn ich ehrlich bin, würde ich mich lieber in meinem Bett verkriechen und schlafen. Ich möchte von Fury träumen, von seinen geflüsterten Worten, und so tun, als würden sie real werden.

Ich habe ihn seither nicht wiedergesehen, also hat er sich wahrscheinlich nur einen dummen Scherz erlaubt, aber verdammt, es tat so gut, sich begehrt zu fühlen.

Nachdem ich mich geduscht und fertig gemacht habe, klopft es auch schon an meiner Wohnungstür. Als ich öffne, bin ich nicht überrascht, Brentlee und ihr Gefolgeauf meiner Veranda stehen zu sehen.

Sie sehen aus wie Vierlinge.

Ihre Haare sind allesamt lang, braun und geglättet. Ihr Make-up ist viel zu dick aufgetragen, um sie älter erscheinen zu lassen, und sie tragen allesamt knappe, rote Minikleider.

Mir muss die Nachricht zum Dresscode durch die Lappen gegangen sein.

Ich öffne die Tür etwas weiter, um sie hereinzulassen und gewähre damit der Bande Zutritt zu meinem Reich – sogar Missy.

„Sag nicht, du hast es vergessen“, mault Brentlee und zieht an mir vorbei.

„Nein. Ich komme gerade aus der Dusche. In zehn Minuten bin ich startklar.“

Missy schnappt nach Luft. „In zehn Minuten? Wie soll das gehen?“

„Ich bin eben schnell.“

„Wie willst du mit uns um die Häuser ziehen, wenn du wie eine Pennerin aussiehst? Ich hab es dir doch gesagt, Brent. Ich hab’s dir verdammt noch mal gesagt“, kreischt Missy.

Ich muss mir meine Fingernägel in die Handflächen bohren, um die Fassung zu wahren und ihr nicht in ihr magersüchtiges Gesicht zu schlagen.

Ich schalte Musik ein, die die Mädels hören können, während ich mich umziehe. Brentlee folgt mir in den Schlafbereich und beginnt damit, meinen Kleiderschrank zu durchforsten.

„Ich wusste, dass du nichts Passendes da hast“, sagt sie, eher zu sich selbst als zu mir, während ich meine Haare käme.

„Ich wollte das schwarze Kleid anziehen“, verkünde ich.

„Du solltest lieber das hier tragen“, entgegnet Brentlee und reicht mir einen Stofffetzen.

Ich erinnere mich nicht an das Teil. Ich nehme das Kleid an mich und halte es hoch, dann schnappe ich nach Luft. Der Stoff ist dehnbar, enganliegend und tiefblau. Das Kleid ist viel zu kurz, um überhaupt als solches durchzugehen. Es ist eher ein längeres Oberteil.

Außerdem ist es rückenfrei, und der Ausschnitt ist viel zu tief.

Das ganze verdammte Kleid besteht einzig und allein aus dehnbarem Elasthan und ist quasi durchsichtig. Ich schüttle den Kopf, doch Brentlee hebt eine Hand in die Höhe, um mich zum Schweigen zu verdonnern.

„Trägst du es mir zuliebe, bitte? Die anderen Mädels wollten unbedingt etwas Rotes anziehen, aber ich weiß, dass du die Farbe nicht ausstehen kannst. Das hier ist sozusagen eine Art Kompromiss. Komm schon, das wird lustig“, sagt sie, woraufhin ich seufzend in das hautenge Teil schlüpfe.

Der einzige Mensch, für den ich jemals ein enges, viel zu freizügiges Kleid anziehen würde, ist meine Schwester. Und ich hasse es.

Ich bin mir sicher, dass man jede Delle und Wölbung sehen kann, die ich habe. Und dann wäre da noch die Tatsache, dass ich nicht einmal einen BH tragen kann.

Da ich erst dreiundzwanzig Jahre alt bin, hängen meine Mädels noch nicht, aber weil sie groß und vor allem echt sind, hat die Schwerkraft dennoch einen Einfluss auf sie. Ich mag den Push-up-Effekt und die Unterstützung, die ein BH zu bieten hat und fühle mich nicht wohl damit, keinen in der Öffentlichkeit zu tragen.

„Ich liebe es. Du siehst fantastisch aus, Kent. Ich wünschte, ich hätte deinen Hintern“, meint meine Schwester lachend. Ich werfe einen Blick über meine Schulter und betrachte meinen kaum bedeckten Po.

Ich kann nicht fassen, dass ich so offenherzig das Haus verlassen werde. Was meine Klamotten betrifft, bin ich keineswegs prüde. Mir gefällt es nur nicht, zu viel Haut zu zeigen. Die Aufmerksamkeit, die so etwas mit sich ziehen kann, ist mir einfach nicht geheuer.

„Bringen wir es einfach hinter uns“, brumme ich, schnappe mir meine Handtasche und schlüpfe in meine High Heels.

Ich hätte mein eigenes Auto nehmen sollen, denke ich bei mir, als wir zu dem einzigen, winzigen Club der Stadt fahren.

Die Mädels grölen und bewegen sich zu der wohl widerlichsten Popmusik der Welt. Ich liebe Musik, aber das hier ist totaler Müll.

Wenn wir den Club erreicht haben, werden meine Ohren sicherlich bluten. Im Grunde ist es gar kein richtiger Club, so wie man sie aus Großstädten kennt, sondern eine Bar, in der Musik vom iPod des Barkeepers abgespielt wird.

Nachdem wir den Laden betreten haben, steuere ich direkt auf die Theke zu. Ich brauche einen Drink, und zwar schnell. Der Barmann heißt Anthony. Wir kennen uns, seitdem wir sechs sind, da wir zusammen zur Schule gegangen sind. Als er mir zuzwinkert, während er mir meinen Wodka mit Sprite reicht, zucke ich innerlich zusammen.

Anthony ist ein netter Kerl, aber wenn einen jemand von der Kindheit an bis ins Erwachsenenalter begleitet, fällt es schwer, ihn als etwas anderes als einen Freund zu sehen.

„Hübsch wie immer, Kentlee. Deine Schwester heiratet also?“, erkundigt er sich und deutet mit einem Nicken auf Brentlee.

Sie und Missy kippen einen Shot hinunter und schwingen die Hüften in ihren viel zu knappen Kleidern. Ich bin mir sicher, dass Scotty keine Ahnung davon hat, was sie heute trägt.

„Äh, ja. Wie ist sie eigentlich an Alkohol gekommen? Sie ist noch keine einundzwanzig“, sage ich.

Anthony zuckt mit den Schultern. „Brent ist etwas Besonderes, das weißt du doch. Außerdem ist sie schon bald eine verheiratete Frau. Lass sie doch wenigstens vorher ein bisschen Spaß haben“, meint er, weshalb ich ihm einen misstrauischen Blick zuwerfe.

Bevor ich dazu komme, ihn zu fragen, was so besonders an Brent sein soll, spüre ich, wie eine warme Hand meinen Hintern drückt. Ich drehe mich um und stehe einem Fremden gegenüber. Er muss ungefähr in meinem Alter sein, ist deutlich größer als ich, und so betrunken, dass er kaum noch stehen kann.

„Fuck, du hast aber einen großen Arsch, Baby. Wie wäre es, wenn du mit mir aufs Klo kommst und ihn mir zeigst?“, lallt er. Meine Augen weiten sich.

„Wie wäre es, wenn du dich verpisst, Arschloch?“, fordert die raue Stimme, von der ich in den letzten Tagen ununterbrochen geträumt habe.

Rechts neben dem Widerling erblicke ich Fury. Nun verstehe ich, wie er zu seinem Spitznamen gekommen ist – Wut. Er scheint irgendwie noch größer zu sein als noch vor ein paar Tagen.

Sein Brustkorb ist aufgebläht und er hat die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass seine Knöchel weiß hervortreten. Sein Kiefer ist angespannt und bärtiger als neulich.

Er ist verdammt heiß.

Noch heißer als ich ihn mir vorgestellt habe. Ich hätte nie gedacht, dass er noch anziehender auf mich wirken könnte, aber dem ist so. Sein Gesicht ist rot vor Wut. Er sieht aus, als würde er jeden Moment explodieren.

„Was geht dich das an, Mann? Sie steht hier herum, der fette Arsch lugt unter ihrem Kleid hervor, was soll ich tun?“, fragt der besoffene Idiot und wankt dabei.

Bevor ich überhaupt verstehe, was geschehen ist, fällt der Penner flach auf den Rücken. Ich blicke auf ihn herab und schließlich wieder zu Fury auf, dessen Gesichtsfarbe von Hellrot zu Dunkelrot gewechselt hat.

„Du hast ihn geschlagen“, stelle ich das Offensichtliche fest. Fury nickt einmal, dann richtet er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Arschloch. „Danke“, murmle ich.

Ich traue mich nicht, meinen Blick von seinen stahlgrauen Augen abzuwenden. Fury blinzelt einmal, dann zucken seine Lippen. Plötzlich schießt seine Hand vor und er zieht mich an seine Brust.

„Was zum Teufel machst du hier mit nichts weiter als so einem Fummel am Leib?“, keucht er, während sich seine Finger in meinen unteren Rücken graben. Direkt oberhalb meines Pos. Seine Berührung lässt mich erschauern.

„Wir feiern den Junggesellinnenabschied meiner Schwester. Sie hat mir dieses Kleid regelrecht aufgezwungen“, verteidige ich mich im Flüsterton.

Furys Augen ziehen mich in den Bann – ebenso wie sein kurzgeschorener Bart. Allein die Vorstellung, seine Gesichtsbehaarung über meine Haut streifen zu spüren, versetzt mich in Schockstarre.

Ich will ihn.

Ich will, dass er mit seinem Bart über meinen Körper streicht.

Ich sehe ihm dabei zu, wie er den Kopf dreht und meiner Schwester und ihren Freundinnen einen Blick zuwirft, bevor er wieder mich ansieht.

Ich rechne damit, dass er mich loslässt, um sich zu den Vierlingen zu gesellen, denn sie sind allesamt größer, schlanker und jünger als ich. Ganz zu schweigen davon, dass sie verdammt perfekt aussehen.

„Großer Gott, eins dieser Kinder heiratet?“, brummt er, weshalb ich lachen muss.

„Die Größte der Gruppe. Das ist meine Schwester. Sie ist neunzehn.“

Er nickt einmal, ehe er mit seinem Kinn kurz meine Nase berührt. Dann bringt er seine Lippen dicht an mein Ohr. „Lass die Mädels links liegen und häng heute Abend mit mir und meinen Jungs ab“, raunt er mir zu, wobei sein warmer Atem über mein Ohr streift.

Ich schlucke.

Ich schaue zum Tisch meiner Schwester hinüber. Die Gruppe merkt nicht einmal, dass ich nicht bei ihnen bin. Sie kichern und lachen und schütten sich einen hinter die Binde. Ich weiß, dass sie mich nur eingeladen haben, damit ich mich nicht außen vor fühle. Allerdings haben wir kaum Gemeinsamkeiten.

Ich liebe meine Schwester, aber sie ist momentan im Hochzeitswahn und alles dreht sich nur um Scotty. Da ist momentan wenig Platz für mich. Und Fury lässt mich wieder etwas fühlen.

Wahrscheinlich sollte ich mich nicht so sehr nach seiner Nähe sehnen. Mir ist klar, dass er mich vermutlich bloß ausnutzen wird, aber irgendetwas in mir schreit danach, diesen stählernen Augen und diesen köstlichen Lippen eine Chance zu geben.

„Okay, einverstanden“, erwidere ich.

Grinsend tritt er einen Schritt zurück, seine Hand liegt noch immer auf meinem Rücken. Ich wende mich dem Tisch meiner Schwester zu und bemerke, dass sich ihre Augen beim Anblick von Furys Fingern auf meinem Körper weiten. Sie lächelt mich an und reckt einen Daumen in die Höhe.

Ich verdrehe die Augen. Natürlich versteht sie es, dass ich die Gruppe für einen Kerl im Stich lasse. Schließlich hat sie so etwas schon eine Million Mal selbst getan. Als sie noch jünger war, wegen ihres ersten festen Freundes, und später unzählige Male für namenlose Jungs.

Ich sollte mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, meine Schwester sitzen zu lassen, und dennoch kann ich nicht anders.

Furys Anwesenheit lässt mich Dinge fühlen, die ich noch nie zuvor gespürt habe. Ich bin zu neugierig auf ihn, als dass ich mir Gedanken über etwas anderes machen könnte. Er ist gefährlich, älter als ich und verdammt sexy.

Ich möchte all meine Vorsicht in den Wind schlagen und meinem Verlangen nachgeben.

Ich will meinen Kopf ausschalten und einfach herausfinden, was passieren wird.

Kapitel 3

Kentlee

Fury führt mich in den hinteren Teil der Bar. Mir fällt auf, dass seine Truppe, die von neulich, auch jetzt zugegen ist. Sie hängen mit ein paar mir unbekannten Jungs sowie einer Handvoll Mädchen ab, die erschreckend ähnlich wie ich gekleidet sind – sie tragen viel zu knappe Outfits.

Während Fury mich zu einem freien Stuhl dirigiert, schweigt er. Nachdem er Platz genommen hat, zieht er mich auf seinen Schoß. Ich komme mir äußerst unbeholfen vor und versuche, den Großteil meines Gewichts von seinen breiten Oberschenkeln fernzuhalten.

Einen kurzen Moment lässt er das zu, doch dann sorgt er dafür, dass ich mich vollends auf seinen Beinen niederlasse. Als sich meine Hüfte gegen seinen Schritt schmiegt, schlingt er einen Arm um meine Taille und hält mich fest.

„Ich bin viel zu schwer“, beschwere ich mich.

Lachend knufft er mir in die Seite. „Du bist verdammt perfekt, Kentlee“, entgegnet er und knabbert an meinem Ohrläppchen.

Allmählich beginne ich, mich in seinem Griff zu entspannen.

Verdammt perfekt.

Das hat noch nie jemand zu mir gesagt, und es gefällt mir.

„Hey, Kentlee. Tritt deine Schwester wirklich vor den Traualtar?“, erkundigt sich ein Typ, den ich aus der Schule kenne.

Ich kann mich nicht mehr an seinen Namen erinnern, da wir nie in denselben Kreisen verkehrt haben. Er gehörte zu den beliebten Jungs. Das weiß ich noch. Er hing ständig mit Brentlees Freunden ab.

„Ja, in sechs Monaten.“

„Ich hätte nie gedacht, dass sie mal sesshaft werden würde“, meint er achselzuckend und widmet sich wieder der Frau, die eine Art Bralette als Oberteil und einen Minirock trägt.

„Bist du bereit dazu, dich wie deine Schwester niederzulassen?“, will Fury wissen, während er mit seinem Daumen feste Kreise auf meiner Hüfte malt. 

„Um sesshaft werden zu können, müsste ich erst einmal auf Dates gehen“, gestehe ich ihm.

Er lacht hinter mir auf, sein heißer Atem streicht dabei über meine empfindliche Haut. „Ich wette, die Männer rennen dir die Bude ein“, flüstert er mir zu und haucht mir anschließend einen Kuss auf den Hals. Seine Bartstoppeln kratzen dabei über meine Haut, und ich liebe es.

„Nein, tun sie nicht.“

„Lass mich dich heute Abend nach Hause bringen, damit ich dir zeigen kann, wie ich für dich empfinde“, murmelt er gegen meinen Hals. Mit seinen Lippen liebkost er mich dort, dann wandert er hinunter zu meiner Schulter.

Ich sollte das Angebot ausschlagen. Das sollte ich wirklich, wirklich. Ich hatte noch nie einen One-Night-Stand, und hätte auch nie geglaubt, dass das je eine Option sein würde … aber Fury weckt in mir die Lust, unanständig zu sein.

Er ist sexy und er will mich. Er hat es mir gesagt, und nun zeigt er es mir sogar.

Noch nie hat sich ein Mann mir gegenüber so verhalten – rührend und zärtlich. Fury liebkost mich vor seinen Jungs, und das imponiert mir.

Ich sollte mich nicht so geschmeichelt fühlen.

Wahrscheinlich spielt er bloß ein Spiel, es ist bloß ein Mittel zum Zweck, um in mein Höschen zu kommen – aber ich will es mitspielen, ich will ihn.

Ich möchte unartig sein, nur ein einziges Mal. Ich möchte von einem Mann begehrt werden. Eine Sekunde lang versuche ich, mir auszureden, ihm zu erlauben, mich nach Hause zu fahren. Schließlich ist er mir fremd. Er ist Mitglied in einem gefährlichen Bikerclub.

Er ist böse, sehr böse.

Und doch will ich ihn. Alles von ihm – ganz gleich, wie ich es bekommen kann.

„Einverstanden“, stimme ich zittrig zu.

Fury verliert keine Zeit. Er springt sofort auf und reckt seinen Leuten zum Abschied das Kinn entgegen. Ein paar von ihnen zwinkern ihm zu, und die Jungs, die ich aus der Schule kenne, blicken völlig entsetzt drein, als wir uns gemeinsam auf den Weg zum Ausgang machen.

Als wir uns meiner Schwester nähern, schaue ich zu ihr. Ich beobachte, wie sie sich zur Musik wiegt und mir lächelnd einen Daumen nach oben zeigt. Sie ist betrunken und offensichtlich glücklich darüber, dass ich gleich flachgelegt werde.

Draußen angekommen, eilt Fury zu seinem Motorrad und schwingt seinen kräftigen, breiten Oberschenkel über den Sitz der Maschine.

Entsetzt betrachte ich das Bike. Wie zum Teufel soll ich in diesem hautengen Fummel und den hohen Hacken bei ihm mitfahren?

Oh nein. Auf gar keinen Fall – das kommt gar nicht in die Tüte.

„Alles in Ordnung, Babe?“, erkundigt er sich.

„Nein. Ich kann nicht bei dir mitfahren. Und, brauchen wir gar keine Helme?“

„In Idaho herrscht keine Helmpflicht. Spring auf. Stell deine Füße auf die dafür vorgesehenen Rasten und halte dich an mir fest, Süße.“ Er grinst mir zu.

Vom Fleck weg beschließe ich, dass ich alles tun werde, was er von mir verlangt, wenn er mich nur weiter so anlächelt.

Er ist so unglaublich schön dabei.

Ich mache, was er gesagt hat, und probiere, meinen Hintern bedeckt zu halten, während ich meine Füße auf die Rasten des Motorrads stelle. Dann teile ich ihm den Weg zu meiner Wohnung mit. Kurz darauf fahren wir auch schon los.

Ich weiß, dass ich mich an seiner muskulösen Taille festklammere, als hinge mein Leben davon ab, aber ich kann einfach nicht anders. Es ist verdammt beängstigend, sich ohne den Schutz einer Karossiere an ihn zu schmiegen.

Allerdings ist es auch aufregend und spannend.

Auf seinem Bauch kann ich harte Wölbungen spüren – Muskeln über Muskeln. In freudiger Erwartung drücke ich meine Schenkel fester an ihn, da ich all das in wenigen Augenblicken ohne Klamotten sehen werde.

Viel zu schnell erreichen wir meine Einfahrt. Fury parkt seine Maschine neben meinem Camaro. Er steigt von seinem Bike, was ich ihm gleichtue und dabei mein Kleid herunterziehe.

„Hattest du Spaß?“, fragt er und zieht eine Augenbraue in die Höhe.

„Ja, den hatte ich.“ Als er seine Hand um meine Taille legt und mich zu sich zieht, lächle ich breit.

„Es hat sich gut angefühlt, dich hinter mir sitzen zu haben, Kleines.“ Sein Gesichtsausdruck wirkt ernst, sein Blick ist auf mich konzentriert.

Aufgrund des Kosenamens – Kleines – wird mir ganz warm ums Herz. Ich bin bestimmt knallrot und grinse dümmlich vor mich hin, da ich nicht weiß, was ich darauf erwidern soll.

„Komm doch mit rein“, biete ich ihm schließlich an.

Nickend folgt er mir in mein Apartment. „Nette Bude, Babe“, merkt er an und schließt die Haustür hinter uns ab.

„Ich habe so etwas noch nie gemacht“, gestehe ich ihm.

Blinzelnd mustert er mich. „Was genau? Sex?“

„Nein, ich meine, ich hatte schon Sex, aber noch nie mit jemandem, den ich kaum kenne. Nur wenn ich in einer Beziehung war. Eigentlich war es bloß ein Kerl, mit dem ich geschlafen habe, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er schlecht im Bett war, denn ich hatte keinen Spaß mit ihm“, plaudere ich munter drauf los und bin kaum dazu in der Lage, mein Geplapper zu stoppen.

Fury kommentiert meine Aussage nicht. Stattdessen tritt er zwei Schritte auf mich zu, legt eine Hand in meinen Nacken und küsst mich. Seine Lippen fühlen sich warm, weich und fest zugleich an.

Nach einem kurzen Moment verschmelzen wir miteinander.

Als er seine Zunge zwischen meine geöffneten Lippen gleiten lässt, stöhne ich auf und öffne meinen Mund noch etwas weiter für ihn. Zeitgleich lege ich meine Hände auf seine Brust und klammere mich an der weichen Baumwolle seines Shirts fest.

Ohne Zeit zu verlieren, lässt Fury seine Finger tiefer wandern. Er legt sie auf meine Pobacken, während seine Zunge tief in meinen Mund gleitet.

Stöhnend reibe ich meine schmerzenden Brüste an seiner Brust. Mir ist bewusst, dass er meine steifen Nippel spüren kann, aber das ist mir egal.

Ich brauche Erleichterung. Ich brauche ihn.

Ich habe mich noch nie so sehr nach etwas gesehnt, wie in diesem Augenblick.

Fury keucht ebenfalls auf und legt seine Hände, sobald er den Kuss beendet hat, um meine Oberschenkel.

„Verdammte Scheiße“, knurrt er.

„Bitte“, flehe ich.

Meine Lippen sind von unserem Kuss bereits geschwollen und mein Körper lechzt nach seinen Berührungen, verzehrt sich nach einem Höhepunkt.

Fury blickt auf mich herab und es kommt mir so vor, als würde etwas in ihm zerbrechen.

Wortlos hebt er mich hoch. Er trägt mich.

Überrascht schnappe ich nach Luft und bin zu schockiert, um ihm zu sagen, dass er aufhören und mich wieder herunterlassen soll. Alles, was ich in seinen Augen sehe, ist Verlangen, purer Hunger. Als ich die Arme um seinen Nacken lege, um an Halt zu gewinnen, fällt mir auf, dass ich zittere.

„Wo ist dein Schlafzimmer?“, verlangt er zu wissen.

Ich deute mit einem Nicken auf eine geschlossene Tür im hinteren Teil der Wohnung.

Fury geht mit mir auf den Armen zum Schlafbereich, stößt die Tür mit dem Fuß auf, tritt ein und setzt mich auf der Bettkante ab. Anschließend weicht er einen Schritt zurück.

Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe. Fury legt seine Finger auf meinen Mund, stoppt das Gebeiße und zeichnet mit den Fingerspitzen die Konturen meiner Lippen nach.

„Dieser Mund ist himmlisch, Kentlee“, brummt er. „Ich will deine Lippen um meinen Schwanz herum spüren, Baby. Ist das ein Problem für dich?“

Aufgrund seiner Worte werden meine Augen ganz groß. „Ich … ich … ich habe noch nie …“, stammle ich unbeholfen.

„Dann werden wir so lange damit warten, bis du mir vertraust.“ Er zuckt mit den Schultern.

Ich kann nicht glauben, dass er nicht versucht, mich zu überreden. Gott weiß, wie oft Jason es probiert hat, aber ich konnte es einfach nie für ihn tun. Es hat sich nicht richtig angefühlt.

Der Grund erschließt sich mir nicht, aber ich glaube, dass es mir bei Fury nichts ausmacht. Vielleicht, weil er rücksichtsvoller und geduldiger mit mir sein wird.

„Ich will dich, Kentlee, aber wir werden nichts tun, was dir Angst macht. Lass mich dir zeigen, wie gut das mit uns beiden sein kann“, sagt er und geht vor mir auf die Knie.

Ich nicke.

Ich bin nicht dazu in der Lage zu sprechen, da er seine Hände um meine Schenkel legt, um meine Beine sanft für ihn zu spreizen. Als ich seine Bartstoppeln über meinen Oberschenkel kratzen spüre und kurz darauf seine Lippen meine Haut liebkosen, zucke ich zusammen.

Da er seine Schultern zwischen meine Beine schiebt, damit ich sie noch weiter für ihn öffne, seufze ich auf. Stöhnend lasse ich zu, dass er seine Finger auf meinen Bauch legt, um mich nach hinten aufs Bett zu drücken.