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Brentlee Johnson-Corbin hat immer die Regeln ihrer Mutter befolgt, selbst als sie einen Mann heiraten musste, von dem sie wusste, dass er sie unglücklich machen würde. Traumatisiert kehrt Bates "Sniper" Lukin von seinen Kriegseinsätzen in die Heimat zurück und schließt sich dem Notorious Devils MC an. Seinen Clubnamen "Sniper", Scharfschütze, hat er sich in der Wüsten-Hölle verdient. Jahrelang erduldet Brentlee die Grausamkeit und Gewalt ihres Mannes, aber als er auch die gemeinsame kleine Tochter bedroht, flieht sie an den einzigen sicheren Ort, den sie kennt. Doch als sie bei ihrer Schwester Kentlee und deren Mann Fury Schutz sucht, mischt sich auch ihre Jugendliebe Sniper ein - und er ist entschlossen, Brentlee und ihre Tochter um jeden Preis zu beschützen. Einst verließ Sniper Brentlee, um zu den Marines zu gehen, doch nun will Sniper das Unrecht seiner Vergangenheit wiedergutmachen und Brentlee zurückerobern. Das Leben war grausam zu ihnen beiden, und Brentlee ist sich sicher, dass die einstige große Liebe für immer verloren ist. Aber unter Snipers Schutz erwacht in ihr die Hoffnung auf eine zweite Chance mit diesem rauen und rohen Biker, der sie auf auf seinem Motorrad auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mitnimmt. Der Notorious Devils MC ist berüchtigt für seine Ungezähmtheit und die Loyalität der Clubbrüder untereinander. Hayley Faiman entführt euch zum zweiten Mal in eine Welt voller Spice, Gefahren und Verlockungen. Taucht ein in die düstere Atmosphäre des Motorradclubs und macht euch bereit für eine wilde Fahrt mit dem Notorious Devils MC! Hinweis und Triggerwarnung: Sniper ist ein waschechtes "Alphahole", das man wahlweise entweder küssen (und mehr) oder ihm mit Hochgenuss die gusseiserne Bratpfanne über den Schädel hauen möchte. Sanftmütige Gentlebiker sucht man im Notorious Devils MC vergeblich.
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Seitenzahl: 490
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Hayley Faiman
Notorious Devils MC Teil 2: Rough & Raw
Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von Franziska Dinkelacker
© 2016 by Hayley Faiman unter dem Originaltitel „Rough & Raw (Notorious Devils Book 2)”
© 2024 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels
www.plaisirdamour.de
© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg
(www.art-for-your-book.de)
ISBN Print: 978-3-86495-704-8
ISBN eBook: 978-3-86495-705-5
Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlung entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Epilog
Autorin
Fünf Jahre zuvor
Brentlee
Ich vergewissere mich, dass die Badezimmertür auch wirklich abgeschlossen ist. Nicht, dass ein Schloss Scotty davon abhalten würde, es aufzubrechen.
Er hat das schon einmal getan.
Ich lasse mich auf dem geschlossenen Toilettensitz nieder und halte mir die Hände vors Gesicht. Es ist erneut passiert. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft Scotty mich nun schon geohrfeigt, geschlagen, getreten oder vergewaltigt hat.
Meine Beziehung ist eine Farce.
Obwohl ich ihn hasse, habe ich ihn geheiratet. Und das nur, weil meine Eltern mich dazu gebracht haben. Sie lieben es, dass ich einem Mann mit einer vielversprechenden Karriere das Ja-Wort gegeben habe. Ich hasse mich selbst dafür, dass ich so schwach bin.
Als mein Dad die mittlerweile gelben, hellblauen Flecken in meinem Gesicht sieht, runzelt er die Stirn, sagt aber kein Wort. Meine Mom tut so, als ob sie die Hölle, in der ich lebe, nicht wahrnimmt.
Ich lasse meine Gedanken in die Vergangenheit schweifen. Und das nicht zum ersten Mal. Ich denke an den einzigen Mann, den ich je geliebt habe.
Bates Lukin.
Als ich gerade mal in der Highschool war, habe ich mich in Bates verliebt. Er war etwas älter als ich, ein Bad Boy, und ich liebte alles an ihm – den Nervenkitzel sowie die Gefahr, die ihn umgab.
Ich lief ihm hinterher, unermüdlich, und schließlich trugen meine Bemühungen Früchte. Wir waren lang ein Paar, ehe er ins Marines-Bootcamp ging.
Es war eine wunderschöne Zeit, in der ich ihm alles gab. Meine Liebe und meine Jungfräulichkeit.
„Ich werde dich nicht bitten, auf mich zu warten, Brent. Ich weiß, dass du noch auf der Highschool bist und es verdienst, deinen Spaß zu haben“, murmelt Bates und legt eine Hand an meine Wange.
Ich schlinge meine Finger um sein Handgelenk und halte mich an ihm fest.
„Aber ich liebe dich“, entgegne ich. Meine Stimme zittert vor Emotionen.
„Das bezweifle ich auch nicht, Brent. Ich liebe dich auch, doch ich werde nie mehr hierher zurück kommen. Ich habe keine Ahnung, wo man mich stationieren wird, aber ich möchte nicht länger in der Nähe meines Dads sein. Du sollst Spaß in der Highschool haben. Freitagabends allein herumzusitzen, passt nicht zu dir. Ich würde dich nie bitten, so etwas für mich zu tun“, sagt er. Mit seinen dunklen Augen mustert er mein Gesicht, speichert jedes Detail von mir ab. Vielleicht zum allerletzten Mal.
„Ich kann dir treu bleiben. Glaubst du, du kannst es nicht?“, frage ich herausfordernd und wütend.
„Für dich könnte ich alles schaffen, Brent. Für dich würde ich alles tun. Aber du bist noch so jung und ich kann dich nicht an die kurze Leine legen.“ Seufzend legt er seine Stirn gegen meine.
„Du brichst mir das Herz, Bates“, wispere ich, unfähig, die Tränen zurückzuhalten.
„Ich weiß. Wenigstens hast du ein Herz. Ich habe dir meins geschenkt“, entgegnet er und lässt seine Nasenspitze über meine gleiten, bevor er mir einen Kuss auf die Lippen drückt.
„Du wirst es nicht von mir zurückbekommen, denn ich werde auf dich warten“, lasse ich ihn weinend wissen.
Mein jugendliches Herz wurde an dem Tag gebrochen, als Bates ins Bootcamp ging.
Ich hätte auf ihn gewartet.
Ich hätte ein Leben lang gewartet.
Es vergingen Monate ohne eine Nachricht von ihm.
Er ließ mich im Stich.
Ich bettelte seine Schwester um Informationen an.
Anfangs war sie sehr entgegenkommend und zeigte mir die Briefe, die er ihr geschickt hatte. Doch irgendwann wollte sie das nicht mehr.
Ich wusste, dass er ihr gesagt hatte, sie solle mich ziehen lassen. Er zwang mich dazu, weiterzumachen.
In meiner Wut auf Bates wurde ich zu jemandem, den ich nicht wiedererkannte. Ich begann zu trinken und wechselte häufig die Partner. Das ging eine kurze Zeit lang so, bis der Bruder meiner besten Freundin vom College zurückkam – von der juristischen Fakultät.
Er sah mich als Frau, und er wollte mich.
Scotty und ich verlobten uns nur wenige Monate, nachdem wir angefangen hatten, miteinander auszugehen. Wir gingen viel zu überhastet die Ehe ein.
Ich war erst neunzehn Jahre jung, und er begann gerade erst seine Karriere. Wir würden das perfekte Paar abgeben. Auch wenn ich ihn nicht liebte, so glaubte ich, dass ich es irgendwann lernen könnte.
Unser Status als das perfekte Paar hielt bloß bis zu unseren Flitterwochen. Die Wahrheit ließ meine kleine Blase mit voller Wucht zerplatzen.
Es war die erste Nacht, in der er mich schlug.
Ich hatte ihn in Verlegenheit gebracht, weil ich bei unserem Empfang zu viel getrunken hatte.
In seinen Augen war ich eine dumme Hure, eine Schlampe, die von Glück sagen konnte, dass er mich aus Mitleid geheiratet hatte.
Damals kam ich mir so dumm vor.
Ich kam mir so dämlich vor, weil ich auf den ganzen Scheiß hereingefallen war – weil ich nicht auf meine Schwester Kentlee gehört hatte, die mir geraten hatte, mich von diesem Mann fernzuhalten.
Er brauchte mir nicht vorwerfen, dass ich früher nuttig gewesen war. Im tiefsten Inneren wusste ich das und war es gerne, aber ich war schon lange nicht mehr dieses Mädchen.
Ich war nun eine Ehefrau und bereit, mein Leben einem neuen Mann zu widmen.
Ich habe mich mit der Hölle abgefunden, in die ich mich selbst begeben, auf die ich mich eingelassen habe.
Zumindest war dem so, bis ich Kentlee und ihren Mann im Supermarkt getroffen habe. Ich war im achten Monat schwanger und hatte soeben erst einen weiteren Angriff meines Ehemannes überlebt.
Ich habe mich nicht selbst belogen. Ich glaubte ihm kein Wort, als er sich, wie jedes Mal, bei mir entschuldigte, nachdem er mich verprügelt hatte. Aber ich hatte Angst.
Kentlee sah glücklich aus. Ihr Mann wirkte wie ein furchterregendes Monster. Doch als er meine Schwester anblickte, sah ich, wie er direkt vor meinen Augen weicher wurde.
„Beweg deinen nutzlosen Hurenarsch hier heraus“, brüllt mein Mann von der anderen Seite der Badezimmertür aus.
Ich hole tief Luft, greife nach dem Türgriff und öffne die Tür, um mich meiner persönlichen Hölle zu stellen. Meinem Albtraum. Meinem Ehemann.
Sniper
Ich liege allein im Dunkeln.
Ich hasse es, allein zu schlafen.
Die Albträume kehren zurück.
Albträume über die Monate, die ich in der sengenden, trockenen Wüste verbracht habe, während meiner Zeit bei den Marines. Gefolgt von den schlimmen Träumen, das einzige Mädchen verlassen zu haben, das ich je liebte – Brentlee Johnson.
Sie war zu jung, um sich an mich zu binden. Sie hatte es verdient, ihr Leben zu leben. Als ich zurückkehrte, war es zu spät: Sie war verlobt.
Ich beobachtete sie aus der Ferne und ärgerte mich darüber, wie sich ihr Verhalten mit ihrer Heirat veränderte. Allerdings weiß ich genau, wieso sie so anders wurde.
Mein Vater hat meine Mutter, solange ich denken kann, missbraucht. Sie hat sich geweigert, ihn zu verlassen. Aus diesem Grund war ich gezwungen, zuzusehen, wie er sie verletzte, mich verletzte, meiner Schwester wehtat – immer wieder.
Ich schiebe die Bettdecke von mir, schnappe mir meine Hose und ziehe sie über, ohne mir die Mühe zu machen, sie zuzuknöpfen. Ich werde sie ohnehin nicht lange anhaben. Das Leben im Clubhaus hat seine Vorteile.
Rund um die Uhr stehen einem Pussys zur Verfügung.
Ich brauche eine Ablenkung, die mich für ein paar Stunden auslaugt. Ich will mir nichts vormachen, eine ganze Nacht werde ich nicht schlafen können, aber ein paar Stunden wären schön.
Ich gehe in den Raum, in dem die Clubhuren rumhängen und schlafen, und stelle fest, dass er ziemlich verwaist ist. Abgesehen von einem süßen, jungen Ding, das vor ein paar Wochen zu uns gestoßen ist.
Ihren Namen kenne ich nicht.
Das macht aber auch nichts, da ich ihn sowieso nie benutzen werde. Sie hat langes, braunes Haar und braune Augen. Ihr Körper ist schlank, aber kurvenreich. Sie könnte wie Brentlee aussehen – vorausgesetzt ich schiele, bin betrunken und high.
Ich nicke ihr mit dem Kinn zu und strecke meine Hand aus. Schnell kommt sie auf mich zu. Sie trägt nur einen BH, kurze Shorts und Plateau-Flip-Flops. Nichtsdestotrotz ist sie besser angezogen als die meisten Mädchen hier, die meistens nur einen Tanga tragen.
„Was kann ich für dich tun?“, erkundigt sie sich mit der Stimme eines kleinen Mädchens, als wir in meinem Zimmer angekommen sind.
Ich hasse diesen Scheiß. Ich schätze, die Mädels glauben, dass es sexy klingt, aber ich kann es nicht ausstehen. Brentlee hatte immerzu ein tiefes Raspeln in der Stimme. Ein einziges Wort von ihr und mein Schwanz würde hart wie Beton werden – jedes Mal.
„Nicht reden“, stoße ich mit zusammengepresstem Kiefer hervor. „Geh auf die Knie und lutsch meinen Schwanz.“ Ich grinse, als sie tut, was ich ihr befohlen habe.
Ich sehe ihr dabei zu, wie sie sich hinkniet und mit ihren kleinen Händen meine Jeans nach unten schiebt. Sofort darauf nimmt sie mich in ihrem süßen Mund auf. Sie lutscht meinen Schwanz wie ein verdammter Vollprofi, und es fühlt sich verflucht fantastisch an.
Ich vergrabe meine Hände in ihren Haaren und halte sie fest. Dann beginne ich damit, ihren Mund zu vögeln. Ich will kommen, aber nicht auf diese Weise.
Ich muss sie ficken, sonst kann ich nicht schlafen.
Ich ziehe mich aus ihrem Mund zurück und sage ihr, dass sie sich ausziehen soll. Sie tut es. Langsam und verführerisch, aber das ist mir scheißegal. Sie ist dünn und hat große, gemachte Titten.
Ich bevorzuge es, wenn sie kleiner sind.
Ich bevorzuge Brentlee.
Das Mädchen hakt nicht noch einmal nach, was sie für mich tun kann. Sie krabbelt in die Mitte meines Bettes – Kopf nach unten, Arsch in die Luft.
Ich ziehe mir ein Kondom über, dann packe ich ihre knochigen Hüften und stoße meinen Schwanz in sie.
Sie ist zwar ein wenig feucht, schreit aber trotzdem auf. Das stoppt mich jedoch nicht. Sie ist dafür da, um gefickt zu werden. Ich vögele sie nicht zu ihrem Vergnügen.
„Wenn du kommen willst, musst du dich selbst zum Höhepunkt bringen“, sage ich und klinge gelangweilt, weil ich genau das bin. Diese Schlampe lässt es einfach über sich ergehen und gibt Keuchgeräusche von sich, die verdammt falsch klingen.
Als sie damit beginnt, ihre Klitoris zu reiben, wird ihre Stimme etwas tiefer. Ich spüre, wie sie unter mir zittert und sich ihre Pussy um meinen Schwanz herum zusammenzieht.
Ich schließe die Augen und stelle mir vor, ich würde Brentlee ficken. Es ist schon fast acht Jahre her, seit ich zuletzt in ihr war, aber ich werde nie vergessen, wie es sich angefühlt hat. Nichts ist mit ihr vergleichbar.
Immer härter stoße ich in sie hinein. Ich weiß, dass ich ihr blaue Flecken zufügen werde, doch ich kann sie nicht anders nehmen. Plötzlich fühle ich, wie sich meine Eier zusammenziehen.
Endlich komme ich. Nachdem ich meinen Orgasmus erlebt habe, bleibe ich keine Sekunde länger in ihr. Ich ziehe mich aus ihr zurück, entferne den Gummi von meinem Schwanz, verknote ihn und werfe ihn in den Mülleimer.
„Ich bin kurz im Bad. Wenn ich zurückkomme, will ich, dass du weg bist“, belle ich und verlasse den Raum.
Als ich mein Schlafzimmer wieder betrete, ist die Schlampe gegangen. Ich steige ins Bett und schließe die Augen. Endlich nimmt mich der Schlaf gefangen, doch ich träume. Von Brentlee.
„Ich liebe dich so sehr, Bates“, wispert sie und küsst meinen Hals. Sie lässt ihre Lippen meine Brust hinab gleiten, bis zum Bund meiner Jeans.
Fuck, ich könnte direkt hier und jetzt abspritzen.
„Ich liebe dich auch, Baby“, entgegne ich und bete, dass ich meinen Höhepunkt noch ein paar Minuten hinauszögern kann.
„Ich will dir einen blasen“, murmelt sie und beginnt bereits damit, meine Hose zu öffnen. Ich schwöre bei Gott, meine Gebete werden in dieser Sekunde endlich erhört.
Schweißgebadet wache ich auf und denke an das erste Mal zurück, als Brentlee mich mit dem Mund verwöhnt hat.
Es war mir peinlich, denn ich kam binnen Sekunden. Allerdings nahm sie alles von mir auf und lächelte, als ich sie in meine Arme schloss.
Brentlee war nicht meine erste sexuelle Erfahrung, aber die beste. Selbst jetzt, ein Jahrzehnt später, kann niemand mit ihr mithalten.
Ich habe ihr einst gesagt, dass ich kein Herz hätte, da ich es ihr geschenkt habe. Nach all den Jahren gehört es noch immer ihr.
Das hat es und wird es immer.
Drei Jahre später
Sniper
Es ist noch nicht lange her, seit ich Brentlee das letzte Mal gesehen habe.
Mein Herz schlägt jedes Mal höher, wenn ich sie erblicke, und aus irgendeinem dummen Grund will ich mehr von ihr sehen.
Manchmal glaube ich, ich will mich selbst bestrafen, aber es ist nun mal Brentlee. Ich werde nie eine Gelegenheit ausschlagen, sie anzuschauen.
Im Vergleich zu damals habe ich mich sehr verändert. Ich bin anders als der Junge, den sie einst kannte. Aus diesem Grund überquere ich die Straße und folge ihr in das Geschäft, in dem sie soeben verschwunden ist. Ich bleibe ihr dicht auf den Fersen, dicht, aber nicht zu nah.
Ich beobachte sie dabei, wie sie das hässlichste, kotzgrüne Kleid von der Stange nimmt, das ich je in meinem Leben gesehen habe.
Als sie aufseufzt, wirkt das direkt auf meinen Schwanz ein.
Scheiße, ich erinnere mich daran, wie sie geseufzt hat, sobald ich meinen Schwanz in ihre enge Pussy geschoben habe.
Verdammt schön.
„Hallo“, wispert sie in ihr Handy. Ihre Stimme ist tief und heiser, und auch das macht mich hart. „Ja, Scotty, ich habe verstanden. Nein, nein, alles wird pünktlich fertig sein. Ja, ich werde vorzeigbar sein-“ Sie ist leise. Zu leise. Als hätte sie Angst.
Angst.
Dieses Gefühl kenne ich nur zu gut. In diesem Zustand befinde ich mich schon mein ganzes Leben lang, und Brentlee nun so zu erleben, macht mich verdammt noch mal krank.
Ich positioniere mich so, dass ich sie von vorne sehen kann, und als ich das tue, spüre ich, wie mich die Wut von Kopf bis Fuß durchströmt.
Sie hat sich bemüht, es zu verbergen, doch ich sehe ihr blaues Auge. Die Verletzung scheint nicht frisch zu sein, wahrscheinlich ist sie ein oder zwei Tage alt.
Ich kann das so genau abschätzen, weil ich bei meiner Mom während meiner gesamten Kindheit genau dieselben blauen Flecken gesehen habe.
Ich würge die bittere Galle wieder herunter, die mir die Speiseröhre hochkommt. Vor etlichen Jahren habe ich sie verlassen und ihr gesagt, sie solle leben. Ich hätte nie damit gerechnet, dass sie das nicht tun und nicht glücklich werden würde.
Ich will mich umdrehen und gehen, doch ich bin wie erstarrt und beobachte jede ihrer Regungen – jede zaghafte Bewegung. Sie ist nur noch eine verdammte Hülle eines Menschen. Sie ist nicht mehr das Mädchen, das sie einst war, das ich einst liebte.
Ich sehe ihr dabei zu, wie sie eine Kreditkarte zückt und das grässliche Kleid bezahlt. Dann geht sie.
Nach ein paar Minuten folge ich ihr und verlasse ebenfalls den Laden. Ich schwinge mein Bein über mein Bike und fahre in Richtung Clubhaus, zu meinen Brüdern, zu meiner Familie.
Ich brauche einen guten Fick und Alkohol.
Wie konnte sie sich nur auf dieses verdammte Stück Scheiße einlassen? Diesen Hurensohn. Sie hat so viel mehr als ihn verdient, als das, was er offensichtlich mit ihr anstellt.
Für einen Moment schließe ich die Augen.
Ich sollte nicht daran denken, wie ich Brentlees Leben versaut habe. Denn das habe ich. Es war allein meine Schuld. Sie hätte noch immer mir gehört, sie hätte eine verdammte Ewigkeit auf mich gewartet, wenn ich sie nicht von mir gestoßen hätte. Ich habe uns entzweit und dafür gesorgt, dass Mary-Anne sie ignoriert hat.
Ich dachte, es sei das Beste für sie, doch nun lebt sie in Angst mit einem Stück Scheiße zusammen, und ich bin derjenige, der das zu verantworten hat.
Wenn ich sie behalten hätte, hätte sie sich nicht für ihn entschieden. Sie wäre für immer – für immer und ewig – die meine gewesen.
„Wow, langsam, Bruder“, ruft Fury lachend, als ich regelrecht auf die Bar zugestürmt komme, nachdem ich das Clubhaus betreten habe.
Ich schalte keinen Gang zurück. Ich zische dem Prospect hinter dem Tresen zu, dass ich eine Flasche Jack Daniels will, und zwar verdammt noch mal sofort.
„Was zum Teufel geht bei dir ab?“, will Fury wissen, der sich zu mir gesellt.
„Ich hatte ja keine Ahnung“, sage ich bestürzt.
„Wovon? Du musst mich schon aufklären.“
Ich schraube die Flasche auf, führe sie an meinen Mund und beginne damit, die Flüssigkeit in mich hineinzuschütten. Ich genieße das brennende Gefühl in meiner Kehle, ehe ich mich Fury zuwende, meinem Freund und Bruder.
Er weiß nicht sonderlich viel über mich. Ich halte meinen Scheiß für gewöhnlich gut unter Verschluss, aber diese eine Sache muss ich loswerden.
„Ich habe Brentlee gesehen“, gestehe ich ihm.
„Kents Schwester? Okay …“, kommentiert Fury.
Die Verwirrung steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Wie sollte es auch anders sein? Ich wäre auch durcheinander, zumal ich ihm gegenüber Brentlee nie erwähnt habe.
Genau genommen, habe ich ihren Namen seit fünf Jahren nicht mehr ausgesprochen. Seit ich diese Stadt verlassen habe. Es tat einfach zu sehr weh.
„Ich habe sie geliebt. Ich liebe sie. Fuck, ich weiß nicht“, brumme ich. „Ich habe sie heute gesehen und glaube, dass ihr Mann sie schlägt.“
Die Worte hinterlassen einen bitteren Beigeschmack in meinem Mund. Ich hasse es, sie laut auszusprechen.
„Wirst du sie dir holen?“, erkundigt er sich.
Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe, doch ihn tangiert das nicht. Der verrückte Wichser meinte die Frage ernst, was mich mutmaßen lässt, dass ihm die Sache mit LeeLee, Brentlees Schwester, todernst ist.
„Nope“, entgegne ich, schüttle den Kopf und nehme noch einen kräftigen Schluck vom Fusel.
„Wir haben Muskelkraft, Bruder.“
„Das spielt keine Rolle. Ich kenne Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. Sie verlassen ihre Männer nie“, lautet meine Antwort.
„Du schreibst sie also ab? Die Frau, die du liebst?“
„Wirst du denn deine Frau für dich beanspruchen?“, kontere ich, was dieses Weichei-Arschloch zum Schweigen bringt.
Ich wende mich ab und gehe. Fury ruft mich beim Namen, aber ich kann mich nicht wieder zu ihm umdrehen und ihm recht geben.
Ich muss meine verdammten Gefühle unter Kontrolle bekommen, denn sonst werde ich die ganze Nacht bloß von Albträumen heimgesucht werden. Ich spüre bereits die Panik in meiner Brust aufsteigen.
Ich sehe ein paar der Huren an den Billardtischen rumhängen und recke zweien das Kinn entgegen. Schnell und vor allem ohne Fragen zu stellen, kommen sie mit schwingenden Hüften auf ihren High Heels auf mich zu, um mir zu folgen.
Ich öffne die Tür und lasse sie in mein Zimmer eintreten, ohne die Tür hinter mir wieder zu verschließen. Es ist mir scheißegal, wenn mich jemand mit diesen zwei Schlampen sieht.
„Ausziehen“, belle ich und nehme einen weiteren Schluck vom Jack Daniels.
Ich sehe ihnen dabei zu, wie sie ihre Klamotten loswerden. Ich mustere die beiden. Die Blondine hat kaum Titten, was mich an Brentlee und ihren langen, schlanken Körper denken lässt.
Ich probiere, ihr Bild aus meinem Kopf zu verdrängen und ziehe mich dabei aus, doch es gelingt mir nicht.
Ich gehe auf die Flachbrüstige zu und schaue ihr in ihre blauen Augen, die noch nicht leblos wirken, dafür aber abgestumpft. Eines Tages wird sie tote Augen haben. Vor allem, wenn sie noch länger bei uns bleibt.
„Wurdest schon mal in den Arsch gefickt, Süße?“, erkundige ich mich.
„Einmal“, wispert sie und leckt sich nervös über die Unterlippe.
„Wir sorgen dafür, dass es dir gefallen wird. Sie und ich“, verspreche ich ihr, während ich mit dem Daumen über ihre schmale Unterlippe streiche.
„Wie?“ Ihre Stimme zittert leicht.
„Das wirst du schon sehen.“ Ich grinse.
Die nächsten Stunden bringe ich damit zu, mich und die beiden Huren völlig auszupowern.
Ich entscheide mich dazu, sie noch nicht rauszuschmeißen, denn vielleicht will ich später eine der zwei oder gar beide noch einmal ficken.
Normalerweise werde ich sie direkt los, nachdem ich gekommen bin, aber heute Abend könnte ich etwas mehr körperliche Nähe vertragen. Ich schließe die Augen und zwinge mich dazu, einzuschlafen. Ich brauche nur ein paar Stunden Schlaf.
Nach gefühlt wenigen Minuten reiße ich die Augen wieder auf und spüre Arme auf mir.
Einer liegt quer über meiner Brust, der andere auf meinem Bauch. Sie gehören zu zwei verschiedenen Frauen, und ich erschaudere bei dem Gedanken, sie bis zum Morgen in meinem Bett liegen zu haben.
So etwas tue ich normalerweise nie.
Letzte Nacht war ich mehr als nur besoffen. Ich kann mich nicht einmal mehr an alles erinnern, was zwischen uns passiert ist. Nachdem ich die süße, kleine Blondine in den Arsch gefickt hatte, hatte ich einen Blackout.
„Raus hier.“ Ich schiebe ihre Arme von mir, wofür ich Stöhnen und Ächzen ernte. „Bewegt eure Ärsche“, sage ich nun etwas lauter. Ich klatsche jeder von ihnen mit der Hand auf den nackten Hintern, hart, und kann beobachten, wie sich sofort Abdrücke auf ihrer Haut bilden.
„Was zum Teufel?“, kreischt Blondie und reibt sich über den Po.
„Aufstehen und Abfahrt“, belle ich und bereue es sofort. Mein Kopf dröhnt.
Die Mädchen grummeln und brummen, lassen mich aber schließlich in Frieden. Ich sitze nackt auf der Bettkante und stütze den Kopf in meine Hände – nicht wegen des Katers, sondern weil die Erinnerungen zurückkehren.
Brentlee – verprügelt. Meine Schuldgefühle lasten schwer wie Ziegelsteine in meinem Bauch. Es ist alles meine Schuld. Wegen mir wird sie verletzt.
Weil ich gegangen bin. Weil ich sie von mir gestoßen habe.
Sie wird ihn nicht verlassen. Frauen, die solchen Situationen ausgesetzt sind, tun das nie. Das weiß ich. Immer wieder habe ich versucht, meine Mom dazu zu bringen, ihn zu verlassen. Sie hat sich jedes Mal geweigert.
Egal, wie oft sie mir zustimmte, dass das, was er getan hat, nicht richtig ist, dass er nicht der Richtige für sie ist. Bei Brentlee wird das nicht anders sein. Entweder wird sie gerade so überleben oder durch seine Hand sterben. Und ich kann nichts tun, um sie zu retten.
Ich kann niemanden retten.
Alles, was ich tue, ist zu zerstören.
Ich hebe die leere Jack Daniels-Flasche vom Fußboden auf und schleudere sie quer durch den Raum. Ich sehe dabei zu, wie sie an der Wand zerschellt – und fühle absolut nichts.
Gegenwart
Brentlee
Es ist so weit.
Ich komme nicht mehr drum herum. Ich kann nicht länger leugnen, dass meine Beziehung toxisch ist und mein Mann mich misshandelt. Daran wird sich nie etwas ändern.
Gestern war das letzte Mal. Scotty hat die Hand gegen unsere Tochter erhoben und das wird nie wieder passieren.
Hastig werfe ich ein paar Klamotten in eine Tasche und achte darauf, auch Stellas Lieblingsspielzeug und ihre Kuscheldecke einzupacken.
Stella, mein dreijähriges, unschuldiges Mädchen, schaut Mickey Mouse. Sie ahnt nicht, was gleich geschehen wird.
Kaum rufe ich nach ihr und schalte den Fernseher aus, springt sie auf und rennt zu mir, als hätte sie mich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ich nehme sie an der Hand und zucke zusammen, als ich den blauen Fleck an ihrem Arm bemerke.
Dieses Arschloch hat sie gepackt und so fest geschüttelt, dass ich schon Angst hatte, sie würde ein Schütteltrauma davontragen. Ich bin die ganze Nacht nicht von ihrer Seite gewichen und habe beobachtet, ob sie Symptome zeigt.
„Wohin gehen wir, Mommy?“, piepst sie, als sie unser Gepäck entdeckt.
Ein Rollkoffer für mich und eine Reisetasche für sie. Sechs Jahre meines Lebens passen dort hinein.
Doch ich könnte nicht zufriedener damit sein. Ich will nichts von dem, was er mir gekauft hat.
Die wenigen Scheine in meinem Geldbeutel sind das einzig Wertvolle, was ich mitnehme, und das auch nur, weil es nun mal nicht ohne geht.
„Wir besuchen Tante Kentlee“, verkünde ich. Sie reißt die Augen auf.
Ich habe meiner Tochter schon viel von ihrer wunderschönen Tante und ihrem großen, starken Onkel erzählt.
Hand in Hand laufen wir bis zur Bushaltestelle. Ich weigere mich, mehr mitzunehmen, als wirklich nötig ist.
Ein Auto ist reiner Luxus und es ist sowieso auf seinen Namen eingetragen. Unsere Tochter ist alles, was ich von ihm will.
Noch nie zuvor habe ich öffentliche Verkehrsmittel benutzt, aber ich würde liebend gerne den Rest meines Lebens den Bus nehmen, wenn ich Scotty dafür nie wieder sehen muss.
Stella zappelt auf dem Sitz neben mir. Der Bus fährt langsam und bleibt an jeder Haltestelle stehen, egal, ob dort jemand einsteigen will oder nicht.
Ich sehe zu, wie wir unsere kleine Stadt allmählich hinter uns lassen. Am Stadtrand steigen wir aus.
Die letzte Bushaltestelle.
Es ist einsam hier draußen, doch ich weiß genau, was uns am Ende dieses gewundenen, unbefestigten Weges erwartet.
Unsere Rettung.
Mit einer Hand ziehe ich meinen Koffer hinter mir her, an der anderen halte ich Stella und so laufen wir langsam auf unser Ziel zu.
Sie wirkt ernst.
Vermutlich spürt sie, dass sich etwas verändern wird. Ich hoffe nur, sie nicht für den Rest ihres Lebens zu verängstigen.
Mit ihren drei Jahren hat sie sowieso schon Schlimmeres gesehen, als ein Kind ihres Alters sollte.
Als vor uns ein Tor auftaucht, weiß ich, dass wir an unserem Ziel angekommen sind. Ich kann nur hoffen, dass Kentlee es ernst gemeint hat, als sie mir versichert hat, dass ihr Mann, Fury, uns helfen und beschützen würde.
Irgendetwas sagt mir, dass wir jeden Schutz brauchen werden, den er und sein Club uns bieten können.
„Kann ich dir helfen?“, ruft ein Mann und kommt zu uns ans Tor.
„Ich suche nach Kentlee“, sage ich und starre ihn mit weit geöffneten Augen an.
Der Kerl ist einfach riesig, wie eine Mauer steht er vor uns. Er hat lange, dunkle Haare und einen dichten Bart. Er wirkt furchterregend und ich spüre, wie Stella meine Hand drückt. Vermutlich hat sie Angst.
„Weiß sie, dass ihr kommt?“, erkundigt er sich und mustert mich mit zusammengekniffenen Augen. Er macht keine Anstalten, das Tor zu öffnen.
Das Misstrauen steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Vor sechs Jahren hätte ich ihm irgendeine schlagfertige Antwort gegeben, doch das wurde mir mittlerweile ausgeprügelt.
„Nein. Ich bin ihre Schwester.“
Seine Augenbrauen schießen in die Höhe.
Ich beobachte, wie er sein Handy aus der Tasche fischt und darauf herumtippt, bevor er es sich ans Ohr hält.
Da Stella an meinem Arm zieht und meine Aufmerksamkeit einfordert, kann ich leider nicht verstehen, was er sagt. Ich beuge mich vor, um auf einer Augenhöhe mit meiner Tochter zu sein.
„Wo sind wir, Mommy?“, wispert sie mit ihrer süßen Stimme.
„Wir besuchen Tante Kentlee.“
Mir ist bewusst, dass ich ihr das bereits gesagt habe, doch das alles ist völlig neu für sie. Vermutlich erlebt sie gerade eine Art Kulturschock. Staubige Landstraßen und muskulöse Biker hat sie bislang nicht zu Gesicht bekommen.
„Wer ist der Mann?“ Sie rümpft die Nase.
„Ein Freund von Tante Kentlee“, erwidere ich und hoffe, dass sie nichts Peinliches von sich gibt. Sie ist drei Jahre alt und sagt geradeheraus, was sie denkt.
„Er sieht aus wie ein großer Grizzlybär“, sprudelt es prompt aus ihr heraus. Ich muss mir ein Grinsen verkneifen.
„Darum werde ich auch Grizz genannt, Kleine“, mischt der Mann sich ein.
Ich drehe den Kopf und sehe ihn an. Er grinst uns breit an und ich bin unglaublich dankbar, dass er meiner kleinen Stella die Bemerkung nicht übelgenommen hat.
„Danke.“
„Ich nehme dein Gepäck, ja?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, nimmt er mir den Koffer und Stellas Tasche aus der Hand, als wären sie federleicht.
Ich nehme einen tiefen Atemzug, um mich zu beruhigen, und folge diesem Berg von einem Mann zu dem Gebäude. Mir ist klar, dass es sich hierbei um das Clubhaus der Notorious Devils handelt; ein Ort, über den ich bereits einige Horrorgeschichten gehört habe.
Andererseits ist meine Schwester tief in dieses Leben eingetaucht, und wenn sie damit klarkommt, dann werde ich das auch. Sie ist viel feinfühliger und liebenswürdiger als ich, das war sie schon immer.
Eingesperrt in einem wunderschönen Haus habe ich die Hölle auf Erden erlebt. Nichts kann schlimmer sein als das, was ich bereits durchgemacht habe.
„Er wird dich an der Bar treffen, warte einfach dort auf ihn“, weist Grizz mich an und stellt meinen Koffer neben der Eingangstür ab.
„Was wird aus unserem Gepäck?“, erkundige ich mich.
„Das kannst du ruhig hier stehen lassen, Babe. Dem passiert nichts“, grunzt er.
„Kommst du nicht mit rein?“, frage ich weiter und trockne mir die schweißnassen Hände an der Jeans ab.
Ich trage Jeansleggins und ein Tanktop mit Rundhalsausschnitt.
Ein ziemlich legeres Outfit, das ich vor Scotty versteckt hatte, denn als seine Frau war mir dieser Stil untersagt.
Ich durfte nur Kleider und Kostüme anziehen.
Dabei hasse ich sie über alles.
Ich bin gerade einmal fünfundzwanzig Jahre alt und liebe es einfach, eine figurbetonte Jeans zu tragen.
„Nein, ich muss zurück ans Tor. Aber mach dir keinen Kopf, tagsüber ist hier tote Hose.“ Er zwinkert mir zu und schlendert scheinbar unbekümmert davon.
Ich nehme noch einen tiefen Atemzug, dann lege ich die Hand an den Türgriff und ziehe daran.
Es ist so weit.
Ich verlasse meinen Ehemann. Bis jetzt hat es sich unwirklich angefühlt. Es war wie in einem Traum, als ich unsere Koffer gepackt, den Bus genommen und durch dieses Tor getreten bin.
Doch nun, während ich in diese schwach beleuchtete Bar trete, wird mir mit einem Schlag bewusst: Es ist wahr.
Es gibt kein Zurück. Scotty würde mich, ohne mit der Wimper zu zucken, umbringen.
Jetzt habe ich vielleicht die Chance, zu leben, anstatt nur zu überleben.
„Brentlee“, ertönt harsch eine tiefe Stimme an einem der Tische.
Der Raum ist unheimlich leer, er ist der Einzige hier. Sein Haar ist zu einem Man Bun hochgebunden und sein Gesicht ist von dichten Bartstoppeln bedeckt. Zwar ist seine Gesichtsbehaarung nicht so lang wie bei Grizz, kann sich jedoch durchaus sehen lassen.
„Fury“, antworte ich und gehe mit zitternden Beinen in seine Richtung.
„Nimm Platz“, weist er mich knapp an.
Ich ziehe Stella hinter mir her. Sobald ich sitze, hebe ich sie mir auf den Schoß. Ich will nicht, dass sie auf diesem Boden sitzt. Ich will gar nicht daran denken, was dort schon alles gelandet ist.
Doch ich kann es mir vorstellen. Ich ahne, was für ekelerregende Dinge auf dem Boden des Clubhauses der Notorious Devils gelandet oder passiert sind, und genau deshalb will ich nicht, dass meine süße Kleine damit in Berührung kommt.
„Ich habe ihn verlassen. Kentlee hat mir gesagt, ihr könntet mir helfen, wenn ich mich je von ihm trennen sollte“, fasele ich.
„Beruhige dich erstmal, Babe“, beschwichtigt er mich.
Ich sehe ihm in die Augen. Er wirkt ernst, doch sein Blick ist sanft und auf Stella gerichtet.
„Warum genau jetzt?“, will er wissen. Ich muss schlucken.
„Er hat Stella verletzt“, flüstere ich. Er knirscht mit den Zähnen und spannt die Kiefermuskeln an.
„Dann werden ich und der Club dich beschützen“, verspricht er mir.
„Ich habe nichts, Fury. Wir haben nichts als eine Tasche für jede von uns mitgebracht. Außerdem habe ich keinerlei Kenntnisse, keinen Beruf.“ Meine Stimme bebt und Tränen strömen mir über die Wangen.
„Wir werden schon etwas für dich finden, Brentlee. Ich werde nicht zulassen, dass die Schwester meiner Frau und meine Nichte eine Sekunde länger leiden müssen.“
Ich blinzle die Tränen weg und sehe ihn bewundernd an.
„Ich werde tun, was nötig ist, Fury. Was auch immer ihr von mir verlangt, ich bin bereit, es zu tun.“ Das meine ich ernst.
„Würdest du tanzen?“, erkundigt er sich mit gespitzten Lippen.
Ich weiß, was er damit meint: den Stripclub, den sie besitzen. The Devils Club.
„Wenn du mich und Stella vor ihm beschützt, werde ich euer Star sein“, bestätige ich.
„Darauf werde ich eventuell zurückkommen. Das würde euch ein ordentliches Einkommen verschaffen, aber darüber musst du dir jetzt gerade keine Gedanken machen. Ich werde Kent anrufen, damit sie euch abholt. Ihr könnt bei uns bleiben, bis wir eine Unterkunft für euch gefunden haben.“ Er fischt das Handy aus der Tasche.
Als ich meine Hand auf seine lege, erstarrt er und schaut überrascht zu mir auf.
„Danke, Fury. Ich war nicht für Kent da, als sie mich gebraucht hat, und dennoch seid ihr bereit, mir zu helfen. Das habe ich nicht verdient. Vielen Dank. Ich will euch nicht in Gefahr bringen, deshalb glaube ich, es ist besser, wenn wir nicht bei euch bleiben. Garantiert wird er mich dort zuerst suchen.“
„Die einzige Alternative wäre, bei einem anderen Clubmitglied oder hier unterzukommen. Stella kann unmöglich hierbleiben, also ist einer der Brüder die einzige Option. Obwohl du dich bei einem Unbekannten sicher nicht sonderlich wohl fühlen würdest“, überlegt er.
Mir ist der Gedanke auch nicht gerade behaglich, doch ich kann nicht bei ihm und Kentlee einziehen. Ich kann ihren Sohn Bear und ihre kleine Tochter nicht in Gefahr bringen.
„Sie können bei mir bleiben“, ertönt eine tiefe Stimme im Dunkeln.
Ich drehe mich in die Richtung, aus der sie gekommen ist. Als ich den Mann erblicke, der vor mir steht, fällt mir die Kinnlade herunter und ich kann nicht anders, als ihn schockiert anzustarren. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihn je wiedersehen würde.
Das kann nicht wahr sein.
Unmöglich.
Bates Lukin.
„Bates“, hauche ich, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen.
Er sieht völlig verändert aus. Wenn ich ihm auf der Straße begegnet wäre, hätte ich ihn vermutlich nicht wiedererkannt. Vielleicht bin ich ihm sogar schon über den Weg gelaufen und habe es nicht einmal bemerkt. Doch seine Stimme ist dieselbe. Sie klingt zwar schroffer, aber gleichzeitig auch vertraut.
Von seinen jungenhaften Zügen ist keine Spur mehr. Ein dunkler Bart bedeckt seine Wangen und sein Kinn; die Haare sind an der Seite kurz rasiert und oben etwas länger.
Er ist riesig.
Mindestens doppelt so breit wie damals, als wir zusammen gewesen waren. Er ist nicht mehr der achtzehnjährige Junge meiner Träume. Er ist ein erwachsener Mann.
Kurz schaut er zu Stella, dann wieder zurück zu mir. Er kommt ein paar Schritte auf mich zu und ich erschrecke, als ich bemerke, wie schroff seine Gesichtszüge sind. Sein Blick wirkt gequält, so sehr, dass es schon unheimlich ist.
Ich frage mich, was er alles gesehen hat. Was er getan hat.
Der süße Junge, der mich damals im Arm gehalten und mir versichert hat, dass er mich liebt, ist nur noch eine ferne Erinnerung. Vor mir steht ein hartgesottener Mann, von dem ich die Augen nicht losreißen kann.
Während ich ihn beobachte, zieht ein Kribbeln durch meinen Körper. Ich habe nicht vergessen, welche Gefühle Bates vor all den Jahren in mir ausgelöst hat. Vermutlich müsste er mich nur berühren, und ich würde explodieren.
Beim Gedanken an seine Lippen auf meiner Haut wird mir glühend heiß. Selbst wenn tausend Jahre vergangen wären, würde Bates Lukin mein Herz immer noch zum Rasen bringen. Meine Pussy zieht sich bei der Erinnerung an ihn zusammen.
Verdammt.
Ich kann unmöglich bei ihm wohnen.
Mein letzter Orgasmus liegt Jahre zurück und Bates sieht aus wie eine wandelnde Reklame für gute Höhepunkte.
Nein.
Das darf nicht passieren.
„Ich glaube nicht …“, beginne ich, fahre jedoch nicht fort, weil Bates die Hand hebt.
„Das tut nichts zur Sache. Du bleibst bei mir. Ich werde dich vor diesem Stück Scheiße beschützen.“ Mir stellen sich alle Nackenhärchen auf.
Wut strömt ihm regelrecht aus jeder Pore und ich kann mir ein innerliches Lächeln nicht verkneifen. Es gibt keinen Zweifel daran, dass Bates mit Scotty fertig werden würde. Er könnte dem Arschloch von meinem Mann mehrere Kilo geballte Muskeln entgegenstellen.
„Okay“, krächze ich.
Sniper
Ich gehe einen Schritt zurück und lehne mich an die Wand.
Ich lausche.
Beobachte.
Und warte.
Sie sieht einfach umwerfend aus. Obwohl sie verdammt nervös ist, raubt ihr Anblick mir den Atem.
Ein Teil von mir will sie mit auf mein Zimmer nehmen, den Schwanz in sie schieben und vögeln, bis sie meinen Namen schreit und jede Erinnerung an den Mann, den sie geheiratet hat, ausgelöscht ist.
Brentlee Johnson.
Für mich wird sie immer so heißen. Scheiß auf den Nachnamen, den sie von diesem Hurensohn bekommen hat. Nein. Sie wird immer meine kleine Brentlee Johnson sein.
Mit rauchiger Stimme erklärt sie Fury, dass sie ihren Mann verlassen hat. Sie ist fertig mit ihm und braucht Hilfe.
Er hat ihr so viele Jahre lang Leid zugefügt, aber jetzt ist er auch noch so weit gegangen, die Hand gegen dieses wunderschöne kleine Mädchen auf ihrem Schoß zu erheben. Er ist ein Monster und hat es verdient, erledigt zu werden.
Ich muss grinsen, denn ich werde dafür sorgen, dass er von der Bildfläche verschwindet. Ich werde ihn eigenhändig kaltmachen. Doch zuerst werde ich seine Frau für mich beanspruchen. Er wird mit eigenen Augen sehen, dass sie mir und nicht ihm gehört. Das war schon immer so.
Meine Augenbrauen schießen in die Höhe, als sie sich bereiterklärt, im Club zu tanzen. Mein Schwanz zuckt bei der Vorstellung.
Das sollte er nicht.
Eigentlich sollte es mich wütend machen, dass sie bereit ist, der Welt ihren fantastischen Körper zu zeigen. Aber eine nackte Brentlee auf einer Bühne? Das wäre verdammt sexy.
Beim Gedanken daran, wie sie sich in einem Raum voller Männer entblößt, in der Gewissheit, dass das Objekt ihrer Begierde mir allein gehört, wallt heiße Lust in mir auf.
Sie gehört mir.
Von nun an wird sie in meinem Haus, in meinem Bett und an meiner Seite sein. Ich werde sie nicht noch einmal verlieren, und erst recht nicht jetzt, da sie beschlossen hat, endlich zu leben.
Ich trete einen Schritt vor und biete ihr an, bei mir zu wohnen. Als sie Zweifel an den Tag legt, unterbreche ich sie, bevor sie ihren Gedanken beenden kann.
Sie bleibt bei mir.
Das muss sie einfach.
Ich muss wissen, dass sie in Sicherheit ist, und das kann ich nur zu hundert Prozent garantieren, wenn sie unter meinem Dach lebt.
„Bist du dir da sicher, Bruder?“, hakt Fury mit einem wissenden Grinsen nach. Ich würde ihm gern den Mittelfinger zeigen, verkneife es mir allerdings.
„Absolut“, knurre ich und schaue erneut zu Brentlee hinüber.
Sie starrt mich mit offenem Mund und geweiteten Augen an.
„Na los, meine Hübschen, lasst uns gehen“, sage ich.
Ohne zu zögern, springt Stella vom Schoß ihrer Mutter und kommt zu mir.
Sie sieht mich eingehend an und ich habe das Gefühl, als würde dieser kleine Mensch durch meine Fassade hindurchschauen und meine Seele erforschen. Als würde sie abschätzen, was sie von mir hält.
Ich hoffe, dass sie nicht zu tief in mich hineinblicken kann, denn dort drinnen ist es alles andere als schön. Ich bin voller Monster und Dämonen.
Nach einer Weile streckt sie ihre winzige Hand aus und greift nach meiner. Ich starre auf ihre kleine Mädchenhand in meiner großen, schwieligen Handfläche.
Aus Reflex drücke ich sie sanft und sie strahlt mich glücklich an. Wie ähnlich sie Brent sieht.
Sie hätte meine Tochter sein sollen.
Ich werde sie beschützen. Das hat sie verdient; weil sie Brents kleines Mädchen ist und weil sie ebenso meines hätte sein können, wenn ich damals nicht so verdammt verkopft gewesen wäre.
„Was ist mit deiner Mom?“, frage ich die Kleine und wende mich Brent zu. Als unsere Blicke sich treffen, schließt sie schnell den Mund.
Sie steht auf, gibt mir jedoch nicht die Hand. Doch das macht mir nichts aus. Bevor ihr klar wird, was passiert, wird sie unter mir liegen und meinen Schwanz in ihrer Hand, ihrem Mund und ihrer Pussy spüren.
Ich führe die beiden zu dem schmutzigen Pick-up, den ich normalerweise nur im Winter benutze.
Wie auch die meisten anderen Brüder lasse ich den Wagen normalerweise im Frühling und Sommer auf dem Clubgelände stehen und nehme ihn erst wieder, wenn es schneit und ich nicht mehr Motorrad fahren kann.
Die Strecke bis zu meinem Haus verläuft ruhig. Ich spüre Brentlees Nervosität, finde jedoch nicht die passenden Worte.
Ich will ihr versichern, dass alles gut werden wird, doch das kann ich nicht. Nichts von dem, was mir einfällt, klingt angebracht, also halte ich einfach die Klappe und fahre.
Als wir wenige Minuten später die Einfahrt vor meinem Haus erreichen, schnappt Brentlee neben mir nach Luft.
„Das ist dein Haus?“, staunt sie und dreht sich zu mir um.
Ich betrachte ihr Gesicht, und als unsere Blicke sich treffen, wird mir warm ums Herz.
Diese honigfarbenen Augen lassen mich einfach nicht los.
Ich bin ihnen vor langer Zeit verfallen und daran wird sich nie etwas ändern.
„So ist es.“ Ich öffne die Fahrertür.
Als ich ihre Hand auf meinem Unterarm spüre, erstarre ich.
„Danke, Bates. Vielen, vielen Dank“, sagt sie mit ihrer tiefen, rauen Stimme. Sie klingt genauso, wie ich sie in Erinnerung habe, und erweckt meinen Schwanz zum Leben.
„Komm rein, Baby“, fordere ich sie auf, steige aus und gehe zur Veranda.
Das Haus. Mein Haus. Ich habe es gekauft, nachdem ich mich mit Fury wegen LeeLee gestritten habe, während er im Knast war.
Als ich mit ihr zusammengelebt habe, wurde mir bewusst, wie gut es mir tat, einen Platz zum Entspannen zu haben. Weit weg vom Clubhaus und dem ganzen Drama, das damit verbunden ist.
Dieses kleine Landhaus ist abgelegen, außerhalb der Stadt. Es steht auf einem großen Grundstück von etwa vier Hektar, hat drei Schlafzimmer und ist von einer Veranda umgeben. Mir fehlen nur noch ein paar gemütliche Schaukelstühle, dann ist die Stimmung perfekt.
„Es ist genau das, wovon ich immer geträumt habe“, flüstert Brentlee atemlos neben mir.
Wir hatten oft darüber gesprochen, uns ein Haus zu kaufen, das weit weg von der Stadt und den Leuten liegt.
Ein Ort, an dem wir uns in unsere eigene kleine Welt zurückziehen könnten. Ich weiß, dass sie an unseren Traum von damals denkt, während sie die Umgebung in sich aufnimmt.
„Innen habe ich noch nicht viel gemacht“, gebe ich zu. „Wir werden ein Bett für die kleine Prinzessin und solche Dinge besorgen müssen. Ich habe nicht gerade viele Möbel. Du hast freie Hand, Brent.“
Während sie schweigend das Wohnzimmer betritt, laufen ihr Tränen über die Wangen. Ich gehe zu ihr und lege meine Hände an ihre Wangen.
„Brentlee“, sage ich sanft. Sie nagt an ihrer Unterlippe.
„Es ist so perfekt, Bates. Es ist genau das, worüber wir immer gesprochen haben. Ich habe mein Leben ruiniert, während du unseren Traum lebst“, schluchzt sie.
Ich verspüre das Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen, tue es jedoch nicht. Seit sie aus meinem Leben verschwunden ist, habe ich meine Zuneigung nicht oft zum Ausdruck gebracht. Stattdessen sehe ich ihr tief in die Augen.
„Es hat mich an dich erinnert, Brent. Deshalb habe ich es gekauft. Alles, was ich mache, tue ich für dich“, gebe ich zu.
„Nicht weinen, Mommy“, ertönt eine leise Stimme neben mir.
„Es geht mir gut, meine Süße. Das sind Freudentränen.“ Sie tritt einen Schritt zurück, wischt sich mit dem Handrücken über die Wange und beugt sich zu Stella hinunter.
„Was sagst du Mr. Bates dafür, dass er uns bei sich wohnen lässt?“
Das Mädchen sieht zu mir auf und rümpft die Nase. „Bekomme ich mein eigenes Zimmer?“, will Stella wissen.
Ich verkneife mir ein Lachen und nicke.
„Mit Bettwäsche von Elsa?“, fügt sie hinzu.
„Stella!“, schimpft Brentlee.
„Du möchtest Elsa-Bettwäsche, Prinzessin? Ich habe keine Ahnung, was das sein soll, aber natürlich bekommst du welche“, entgegne ich. Sie belohnt meine Antwort mit einem strahlenden, wunderschönen Lächeln. Brents Lächeln.
„Bates“, widerspricht Brentlee leise. Ich gehe einen Schritt auf sie zu, bis wir uns beinahe berühren.
„Ich glaube, dass sie noch genug durchmachen muss, Brent. Wenn sie also eine verdammte Bettwäsche von Elsa haben will, dann soll sie sie bekommen“, sage ich nachdrücklich.
Brent saugt an ihrer Unterlippe. Verdammt, ich will diese Lippe in meinem Mund spüren. Ich muss Distanz zwischen uns bringen, bevor ich sie vor den Augen ihrer Tochter flachlege.
Anstatt also meinem Instinkt nachzukommen, zeige ich ihnen ihr neues Zuhause. Es gibt nicht viel zu sehen, da es nur spärlich eingerichtet ist, aber immerhin gehört es mir. Ich hoffe, dass das genug für Brentlee ist.
Einmal bin ich an dem Haus vorbeigefahren, in dem sie mit ihrem Ehemann gelebt hat. Es war ziemlich groß und sah von außen absolut perfekt aus.
Dieser kleine Ort hier ist nicht perfekt, wird es auch nie sein, dennoch hoffe ich, dass sie hier mit mir glücklich werden kann.
„Es ist sauber, ordentlich und besser als alles, was ich mir je hätte erträumen können“, urteilt Brentlee schließlich sanft und legt die Hand auf meinen Unterarm. „Es fühlt sich wie ein Zuhause an.“
Ich bitte die Mädels, sich eine Weile auszuruhen, während ich mich um ein Bett für Stella kümmere. Ehrlich gesagt brauche ich dringend ein bisschen Zeit für mich.
Sie haben Schreckliches durchgemacht, allerdings kann ich nicht leugnen, dass ein Teil von mir verflucht froh darüber ist, sie nun hier bei mir zu haben.
Bald werden die beiden zu mir gehören.
Brentlee
Das kann nicht wahr sein.
Bestimmt ist das nur ein Traum.
Ich halte Stella in den Armen, bis sie in Bates’ Bett einschläft. Ich schließe die Augen und stelle mir vor, wie es wäre, ihn hier bei mir zu haben. Er müsste sich eng an mich drücken und quasi auf mir liegen, um mit hineinzupassen. Ein Schauder läuft mir über den Rücken, doch ich kämpfe dagegen an.
Er sieht gut aus. Verdammt gut.
Die Liebe meines Lebens ist plötzlich aufgetaucht und hat mich gerettet.
Bates Lukin. Der Mann meiner Träume.
Ich habe gerade eine Hundertachtziggradwende in meinem Leben vollbracht. Ich habe alles, was ich kenne und mit dem ich vertraut bin, zurückgelassen. Ich bin auf der Flucht vor meinem Ehemann und sogar vor meinen Eltern; ich bin weggelaufen und verstecke mich. Außerdem habe ich unglaubliche Angst.
Ich stelle meine Entscheidung, Scotty zu verlassen, nicht infrage und ich werde sie garantiert nie bereuen, doch ich weiß nicht, wie ich in Zukunft für meine Tochter sorgen soll. Ich habe keine Ahnung, was innerhalb der nächsten Stunde passieren wird, von der kommenden Woche oder dem folgenden Jahr ganz zu schweigen.
Mein Herz rast und dann ist da auch noch Bates.
O mein Gott, Bates.
Gerade, als ich auf dem Tiefpunkt bin, steht die Liebe meines Lebens plötzlich vor mir und will mir helfen, die Scherben aufzusammeln.
Ich kann mir nicht gestatten, mich erneut auf ihn einzulassen.
Es würde mich umbringen, ihn zurückzugewinnen und dann wieder zu verlieren.
Das wäre mein Ende.
Ich werde seine Hilfe annehmen, denn ich wäre bescheuert, wenn ich das nicht tun würde. Ich bin zu verzweifelt und meine Tochter bedeutet mir zu viel, um sein Angebot auszuschlagen. Außerdem will ich meine Schwester und ihre Kinder nicht in Gefahr bringen. Ich werde mir helfen lassen, aber das ist auch schon alles.
An seinen kräftigen Körper, seine muskulösen Arme, die feste Brust und durchtrainierten Beine darf ich gar nicht erst denken. Geschweige denn an seinen knackigen Hintern und daran, wie sich sein Bart auf meiner Haut anfühlen würde.
Auf gar keinen Fall darf ich mir ausmalen, wie seine Lippen meinen Körper liebkosen, weil ich nur zu gut weiß, wie ich darauf reagiere.
Nein.
Ich darf überhaupt nicht an ihn denken.
Nicht auf diese Art.
Nie wieder.
„Babe.“ Eine sanfte Stimme reißt mich aus dem Schlaf und ich fahre hoch. Einen Moment lang weiß ich nicht, wo ich bin, doch dann treffen sich unsere Blicke.
Ich schaue schnell zu Stella, die quer im Bett liegt und tief schläft. Leise stehe ich auf, gehe zur Tür und schiebe mich an Bates vorbei, der sie vorsichtig hinter mir schließt.
„Was ist los?“, erkundige ich mich mit kratziger Stimme.
„Ich, ähm, ich habe eine kleine Matratze und ein Bettgestell besorgt, die sind schon unterwegs. Es gab auch eine passende Kommode und einen Nachttisch, also habe ich die auch genommen. In etwa einer halben Stunde wird alles hier sein. Dann können wir los und ihr Bettwäsche und solches Zeug holen“, fasst er zusammen. Ich blinzle ihn an.
„Wo werde ich schlafen? Ich dachte, ich würde ein Bett mit ihr teilen?“, frage ich verwirrt. Die Information über die Kommode und den Nachttisch habe ich noch gar nicht verarbeitet.
„Du wirst in meinem Bett schlafen, Brent. Wo du hingehörst“, verkündet Bates. Ich starre ihn mit offenem Mund an.
„Sag mal, spinnst du?“, zische ich.
„Du bist wieder in meinem Leben aufgetaucht, und ich werde nicht zulassen, dass du noch einmal verschwindest, Brentlee. Du gehörst zu mir. Das tust du schon, seit du vierzehn Jahre alt warst.“ Ich bin sprachlos.
Was zum Teufel?
„Du hast wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ich werde doch nicht von einem Verrückten zum nächsten gehen!“
Bates knurrt und legt mir die Hand an den Nacken. Seine plötzliche Bewegung lässt mich zusammenzucken und automatisch senke ich den Blick.
„Schau mich an“, fordert er.
Seine Stimme klingt tief und er spricht die Worte leise aus. Er löst die Hand nicht von meinem Hals und drückt seine Brust an meine. Ich spüre, wie sein kräftiger Körper meinen berührt.
„Du gehörst zu mir. Ich werde nie die Hand gegen dich erheben. Ich werde dir nie Leid zufügen, wie er es getan hat. Nie. Ich werde für dich sorgen, das hätte ich schon immer tun sollen. Heute Abend werde ich dich nicht vögeln, auch morgen nicht, aber du solltest wissen, dass ich dich früher oder später flachlegen werde. Irgendwann werden wir wieder zusammen sein und ein glückliches Leben führen. Du brauchst nur ein wenig Zeit, um wieder du selbst zu werden, Tigritsa“, sagt er mit leiser, tiefer Stimme, während er mir sanft den Nacken massiert.
Tigerin.
Ich bin schon seit Jahren keine Tigerin mehr. Seit zu vielen Jahren.
„Das bin ich nicht mehr.“ Ich hauche die Worte beinahe lautlos. An das Mädchen, das er einst Tigritsa genannt hat, kann ich mich kaum noch erinnern.
„Aber das wirst du wieder, Brent. Garantiert. Und wenn ich mein Leben geben müsste, damit du wieder die starke Frau wirst, die du einmal warst, dann würde ich das tun. Du wirst immer meine Tigritsa sein. Immer“, beteuert er und sieht mir dabei tief in die Augen, seine Lippen nur wenige Zentimeter von meinem Mund entfernt.
Ich sehne mich danach, dass er mich wieder küsst, berührt und besitzt. Doch das kann ich nicht zulassen. Das wäre eine Katastrophe und ich will nicht noch mehr verletzt werden. Ich habe es satt. Ich habe die Schnauze voll von Männern und davon, zu leiden.
Ein Klopfen an der Tür lässt mich zusammenfahren und ich löse mich aus seinen Armen. Wortlos lächelnd geht Bates zur Tür, wirft einen Blick durch den Spion und öffnet sie. Ich reiße überrascht die Augen auf, als ich drei Männer in gleichen Lederwesten auf der Veranda erblicke.
„Hey, Brentlee“, grüßt Johnny Williams grinsend.
Jahre sind vergangen, seit ich ihm das letzte Mal begegnet bin. Er sieht gut aus, sehr gut sogar. Ich habe einmal mit ihm geschlafen, als ich noch die Highschool besucht habe. Seinem Ausdruck nach zu urteilen hat er das nicht vergessen. Sein Blick wandert an mir hinunter und er fährt sich mit der Zunge über die Unterlippe. Bates tritt vor ihn.
„Werden wir ein Problem miteinander haben, Bruder?“, wendet er sich an Johnny.
„Beanspruchst du sie etwa für dich?“, will er wissen.
Ich wünschte, ich könnte ihre Gesichter sehen, doch Bates steht mit dem Rücken zu mir und verdeckt Johnny mit seinem riesigen Körper.
„Ja, sie gehört mir, also behalte deine Augen gefälligst bei dir“, faucht Bates. Ich schnappe nach Luft. Was genau bedeuten seine Worte eigentlich? Ich gehöre ihm nicht und werde das auch nie.
„Dann verpass ihrem Arsch besser ein Patch. Ein Haufen Brüder würden sonst sicher gerne mal reiten“, erwidert Johnny lachend. Ich kneife die Augen zusammen.
Seine Worte sollten mich anekeln; ich sollte empört sein, doch das bin ich nicht. Er hat mich so in Erinnerung, wie ich damals war, nachdem Bates mich verlassen hatte: eine Schlampe.
„Lade einfach den scheiß Wagen aus, ja?“, schnaubt Bates und dreht sich zu mir um. „Und du hältst dich von ihm fern“, warnt er mich und sieht mir dabei direkt in die Augen.
Ich sage ihm nicht die Wahrheit. Ich erzähle ihm nicht, dass ich jahrelang mit allen und jedem ins Bett gestiegen bin, nachdem er gegangen war. Bis Scotty aufgetaucht ist, war ich die Hure von Bonners Ferry High.
Wortlos gehe ich in eine Ecke des Wohnzimmers und sehe zu, wie die Männer die Möbel hereintragen. Beim Anblick des weiß lackierten Betts, Nachttischs und der Kommode klappt mir die Kinnlade herunter. Sie sind wunderschön und genau richtig für meine kleine Stella. Außerdem sieht alles nagelneu aus.
Dieser Mann ist einfach unglaublich.
Ich kämpfe gegen die Tränen an, während die Männer leise die Möbel montieren und dann verschwinden. Bates hatte ihnen erklärt, dass Stella schläft, und tatsächlich haben sie keinen Laut gemacht. Ich wusste gar nicht, dass vier ausgewachsene Biker so geräuschlos sein können.
Sobald sie gegangen sind, folge ich Bates ins neue Kinderzimmer.
Es sieht elegant und mädchenhaft aus, genau richtig für meine Kleine.
„Bates“, keuche ich und wende mich ihm zu. „Es ist wunderschön.“
„Für euch ist mir kein Aufwand zu groß. Was auch immer ich euch geben kann, ich werde es tun.“ Er kommt einen Schritt auf mich zu.
Als seine Finger zärtlich die Tränenspuren auf meinen Wangen nachfahren, halte ich den Atem an. Ich kann nicht aufhören, zu weinen. Es ist zu viel. Das Haus meiner Träume, der Mann meiner Träume und nun hat er meiner Tochter auch noch dieses unglaubliche Geschenk gemacht: ihr eigenes Zimmer, etwas Schönes inmitten der Schwierigkeiten, die uns umgeben.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, hauche ich. Unsere Blicke treffen sich und ich sehe in seinen Augen nichts als Anbetung, die ich nicht verdient habe.
„Ist auch gar nicht nötig.“ Er winkt ab.
„Bates, du tust so viel für uns. Das musst du nicht.“
„Du bist LeeLees Schwester und somit die Schwägerin meines Präsidenten. Und außerdem gehörst du zu mir“, verkündet er grinsend, als ob das erklären würde, was er heute für Stella und mich getan hat.
„Das werde ich dir zurückbezahlen“, biete ich an.
„Ich will kein Geld“, lehnt er ab.
„Was denn dann?“
„Sag einfach, dass du irgendwann wieder die Frau an meiner Seite sein wirst. Nicht heute, nicht morgen, aber eines Tages. Schreibe uns nicht einfach ab, nur weil du dieses Arschloch geheiratet hast“, sagt er sanft.
Von seiner Schroffheit ist keine Spur mehr, stattdessen hüllen seine süßen, leisen Worte mich ein. Nur zu gerne würde ich alles vergessen und diese Frau für ihn sein, das Mädchen, das ich einst war, doch das ist schlicht unmöglich.
„Es ist nicht so, dass ich uns abschreibe. Aber ich will gerade niemanden in meinem Leben. Und es ist gut möglich, dass das lange Zeit so bleiben wird. Ich muss lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, auch Stella zuliebe“, erläutere ich.
Bates nickt einmal, dann beugt er sich vor und drückt mir seine Lippen auf die Stirn. Ich spüre die wohltuende Wärme der Berührung auf meiner Haut.
„Mama?“ Stellas Stimme unterbricht unsere zärtliche Zweisamkeit. Als ich mich einen Schritt von Bates entferne, sehe ich, wie sie augenreibend auf mich zukommt. Ich nehme sie fest in die Arme und genieße es, mit meiner süßen Tochter zu kuscheln.
„Hast du gut geschlafen?“, will ich wissen, während sie ihr Gesicht an meinem Hals vergräbt. Das macht sie schon, seit sie ein winziges Baby war, und ich liebe diese Geste.
„Ja und lang“, nuschelt sie und ich muss leise lachen.
„Hast du dein neues Zimmer schon gesehen?“, frage ich. Sofort hebt sie den Kopf und ihre blonden Locken hüpfen auf und ab, während sie sich neugierig umsieht.
„Schön! Elsa-Decke“, quietscht sie dann. Ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken und drehe mich zu Bates um, der angesichts Stellas Aufregung ebenfalls grinst.
„Na dann lasst uns losfahren und dir deine Bettwäsche kaufen, Malyshka“, schlägt er amüsiert vor.
Meine Tochter wirft ihm einen strahlenden Blick zu. Mit seinem einfachen Versprechen hat er sie schon für sich gewonnen.
„Was bedeutet dieses Wort?“, erkundige ich mich, nachdem ich Stella ins Bad geschickt habe und beginne, meine Sachen zu packen.
„Kleines Mädchen“, übersetzt er und schnappt sich Handy und Schlüssel.
Ich hatte völlig vergessen, dass Bates’ Vater Russe ist. Obwohl er selbst nicht fließend Russisch spricht, hat er öfters einzelne Wörter benutzt. Mich hat er immer Tigritsa, seine Tigerin, genannt, und meine Tochter heißt nun Malyshka. Mir wird warm ums Herz. Das möchte ich zwar vermeiden, doch er weiß genau, dass es mich berührt.
Ihm ist bewusst, was seine geflüsterten Worte auf Russisch mit mir anstellen. Keine Frau, die bei klarem Verstand ist, könnten sie kaltlassen.
Sobald Stella im Bad fertig ist, verlassen wir das Haus. Ich fürchte mich davor, in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Unsere Stadt ist winzig, und wenn Scotty mich nicht selbst entdeckt, dann wird es ein Bekannter von ihm tun.
Während der Fahrt kann ich nicht verhindern, dass mir die Beine zittern und ich nervös mit den Händen spiele. Ich will nicht, dass er mich findet. Nicht so bald und, ehrlich gesagt, am besten überhaupt nie. Obwohl mir natürlich klar ist, dass das eine Utopie ist. Früher oder später werde ich die Scheidung beantragen müssen, und von da an wird er wissen, wo ich mich aufhalte.
Ich habe mich bereits über den Ablauf informiert. Er ist ziemlich beängstigend, aber andererseits will ich keinen Cent von diesem Mann. Keinerlei Unterhalt, nichts.
Das Einzige, was mir Kopfzerbrechen bereitet, ist das Sorgerecht für Stella. Das wird er auf jeden Fall beantragen und höchstwahrscheinlich auch erhalten. Der Arsch. Verdammter reicher Anwalt.
„Du kannst aufhören, dir Sorgen zu machen. Wir fahren in den Nachbarort“, verkündet Bates ruhig.
„Wirklich?“, erwidere ich und drehe mich zu ihm um.
„Wenn er bemerkt hat, dass du abgehauen bist, dann ist er auf der Jagd“, folgert er. Ich nicke.
Dieser Ausdruck trifft es tatsächlich sehr gut, denn er hat es darauf abgesehen, mich zurück nach Hause zu holen und umzubringen. Er denkt, ich wäre sein Besitz. Sein Box-Sack. Seine Frau, die Hure.
„Ja, er wird uns verfolgen“, flüstere ich, wende mich von ihm ab und starre aus dem Fenster.
„Er wird dich nicht bekommen. Und Stella auch nicht.“