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Dieses Buch füllt eine Lücke: Es beantwortet erstmals die Frage, wozu die Einheit der Kirchen und Gemeinden in Deutschland und der Welt überhaupt dienen soll. Tausende engagieren sich in vor Ort und in der theologischen Diskussion, um dem Ziel – der Versöhnung unter den Christen – näher zu kommen. Doch wer stellt schon die Frage, wem das Ganze Bemühen eigentlich nützt. Prominente Amtsträger und engagierte Theologen, Mitglieder der Großkirchen, der Freikirchen und Kirchenferne beziehen leidenschaftlich Stellung zu den Grundfragen kirchlicher Gemeinschaft: Warum suchen wir die Einheit, wem und wozu soll sie dienen und wie können wir versöhnt miteinander als Christen leben? Herausgekommen ist ein Plädoyer für Annäherung und Versöhnung im Dienst der ganzen Menschheit, um so dem biblischen Auftrag gerecht werden zu können. Warum ist die Ökumene-Bewegung für Kirchen und Gemeinden von entscheidender Bedeutung? Fachleute aus Theologie und Kirche sowie engagierte Laien beantworten die gleiche Frage: persönlich, leidenschaftlich und sogar kämpferisch. Mit Beiträgen von Walter Kardinal Kasper, Norbert Roth, Athanasios Vletsis, Kim Strübind u. v. a.
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Seitenzahl: 282
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Jutta Koslowski (Hrsg.)
Ökumene – wozu?
Antworten auf eine Frage, die noch keiner gestellt hat
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 9783865066558
© 2010 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelfoto: shutterstock
Satz: Brendow PrintMedien, Moers
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
www.brendow-verlag.de
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Jutta Koslowski
Einführung
Von 1910 bis 2010: Hundert Jahre Ökumene – eine Erfolgsgeschichte? Annemarie C. Mayer
Anmerkungen
I. Ökumene – wie? Oder: Was bedeutet die ökumenische Bewegung?
A. Konfessionelle Perspektiven
1. Aus evangelischer Sicht - Michael Weinrich
2. Aus katholischer Sicht - Walter Kasper
3. Aus orthodoxer Sicht - Athanasios Vletsis
Anmerkungen
4. Aus freikirchlicher Sicht - Kim Strübind
Anmerkungen
5. Aus kirchenkritischer Sicht - Dieter Beckmann
B. Regionale Perspektiven
1. In Frankreich - Frère Alois
Anmerkungen
2. In Russland - Florian Schuppe
Anmerkungen
3. In den USA - Josef Freitag
Anmerkungen
4. In Brasilien - Silfredo Dalferth
Anmerkungen
5. In Indien - Gudrun Löwner
Anmerkungen
II. Ökumene – wozu? Oder: Was bewirkt die ökumenische Bewegung?
Gemeinschaft in Taufe und Abendmahl: (K)eine Selbstverständlichkeit - Gotthold Hasenhüttl
Anmerkungen
Konfessionsverbindende Ehe und Familie: Unterschiedliche Meinungen
»Für uns ist das Schnee von gestern.« Ein Erfahrungsbericht aus dem Leben eines konfessionsverbindenden Ehepaars - Gabriele Schenk
»Für uns versteht sich nichts von selbst.« Ein Erfahrungsbericht aus dem Leben einer konfessionsverbindenden Familie - Jutta Koslowski
Anmerkung
Ökumene auf Gemeinde-Ebene: Unterschiedliche Situationen
Die Zusammenarbeit zwischen katholischer und evangelischer Ortsgemeinde: Ein Beispiel aus dem evangelischen Württemberg - Gabriele Storz
Die Zusammenarbeit zwischen evangelischer und katholischer Ortsgemeinde: Ein Beispiel vom katholischen Niederrhein - Silke Kallweit
Ökumenische Gemeindezentren: Lust und Frust eines Modellprojekts - Joachim Feldes
Anmerkungen
Praktische Ökumene: Die Kinder- und Jugendarbeit der »Arche« in Hamburg - Thies Hagge
Anmerkung
Ökumene in der früheren DDR: Ihr Beitrag zur Deutschen Einheit - Michael Ulrich
Vom Ökumenischen Kirchentag in Berlin zum Ökumenischen Kirchentag in München: Erwartungen, Enttäuschungen, Hoffnungen - Dorothea Sattler
Epilog Ein himmlisches Interview - Norbert Roth
Über die Autorinnen und Autoren
Jutta Koslowski
»Ökumene – wozu? Antworten auf eine Frage, die noch keiner gestellt hat« lautet der Titel dieses Buches. Ist dies ein leeres Versprechen, eine Anmaßung? Gibt es in der Ökumene tatsächlich noch Fragen, die nicht beantwortet, ja noch nicht einmal gestellt worden sind? Oder ist schon längst alles gesagt, was gesagt werden kann? Geht es nicht vielmehr um Taten als um Worte, wenn wir in der Zusammenarbeit zwischen den Kirchen einen Schritt vorankommen wollen?
Tatsächlich glaube ich, dass die Frage nach dem Wozu in der ökumenischen Bewegung nur selten gestellt worden ist. Sie gilt in theologischen Kreisen als nicht opportun. Zu klar scheint zu sein, warum wir dazu verpflichtet sind, uns um die sichtbare Einheit der Kirche(n) zu bemühen. Hat Jesus nicht im Hohepriesterlichen Gebet das Vermächtnis hinterlassen, dass die Gläubigen »alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast« (Joh 17, 21)? Ist dies nicht die magna charta der ökumenischen Bewegung? Auch wenn die Frage nach dem Warum durch einen Hinweis auf den göttlichen Auftrag beantwortet sein mag, auch wenn die ursprüngliche Motivation der ökumenischen Bewegung damit erklärt werden kann – das Thema Wozu ist hiervon zu unterscheiden. Und darum geht es in diesem Buch.
Ich bin davon überzeugt, dass der vorliegende Band trotz der Flut von Veröffentlichungen zur Ökumene (gerade in Zusammenhang mit dem Zweiten Ökumenischen Kirchentag in München) seine Berechtigung hat, weil er etwas wirklich Neues bietet. Wozu dient eigentlich der ganze Aufwand, der um die Ökumene betrieben wird? Was wird damit konkret beabsichtigt? Und wird dieses Ziel auch erreicht? Mit diesen Fragen ist eine Verzweckung des Handelns angesprochen, die uns Theologen im Allgemeinen suspekt ist. Wir lassen uns nicht gerne an den Maßstäben einer Kosten-Nutzen-Rechnung messen, wie sie in der Betriebswirtschaftslehre üblich ist. Und doch können wir uns dem Anspruch der Effizienz nicht völlig entziehen.
So ist es ist kein Wunder, dass die Anregung zu diesem Buch von einem Nicht-Theologen an mich herangetragen worden ist – vom Leiter des Brendow Verlags, der das ökumenische Treiben im Hinblick auf die dabei leitenden Interessen kritisch verfolgt. Inwieweit die verschiedenen FachtheologInnen, welche einen Beitrag zu diesem Buch geleistet haben, der Themenstellung gerecht geworden sind, mögen die Leserinnen und Leser selbst beurteilen. Für Herausgeberin und Verlag war es wichtig, dass nicht nur TheologInnen zu Wort kommen, sondern auch diejenigen, für welche dieses Buch geschrieben worden ist: »Interessierte Laien«; Menschen aus dem »Kirchenvolk«, die sich tagtäglich für die Ökumene engagieren und sie am Leben erhalten; die Besucherinnen des Ökumenischen Kirchentags… Deshalb finden sich neben so prominenten (und gegensätzlichen!) Autoren wie Kardinal WALTER KASPER und GOTTHOLD HASENHÜTTL auch Texte von Menschen, die zum ersten Mal in ihrem Leben etwas veröffentlicht haben. Auch in dieser Hinsicht ist das Buch ein Experiment.
Wir haben versucht, die Ökumene in der Vielfalt ihrer Aspekte zur Sprache zu bringen. Nach einer Einführung, welche den LeserInnen die wichtigsten Entwicklungen im »Jahrhundert der Ökumene« vor Augen führt, wird im ersten Teil des Buches das Wesen der Ökumene in ihrer Doppelgestalt entfaltet: Sie hat einen (überregionalen) konfessionellen Aspekt – und zugleich eine (konfessionsübergreifende) regionale Ausprägung. Beides kommt in abwechslungs- und aufschlussreichen Artikeln exemplarisch zum Ausdruck. Diese Grundlegung führt im zweiten Teil zu der Suche nach dem Wozu. Dabei ergibt sich eine Fülle von Hinweisen: Ökumene bietet umfassende Betätigungsmöglichkeiten im Leben von Ehepaaren und Familien sowie auf der Ebene der konkreten Ortsgemeinde; sie macht Sinn, weil sie Zusammenarbeit im sozialdiakonischen Bereich ermöglicht; und nicht zuletzt hat sie auch eine politische Dimension. Auch wenn die Annäherung zwischen den Kirchen schon seit Jahrzehnten stagniert, können diese Beispiele Mut machen. Wie die einzelnen Steinchen eines Mosaiks setzen sie sich zu einem Bild zusammen, das eine Antwort gibt auf die Frage »Ökumene – wozu?«
Von 1910 bis 2010: Hundert Jahre Ökumene – eine Erfolgsgeschichte?
Annemarie C.Mayer
2010 jährt sich die Weltmissionskonferenz in Edinburgh zum hundertsten Mal. Oft begegnet man der Auffassung, mit ihr sei der Startschuss zur ökumenischen Bewegung gefallen. War Edinburgh 1910 wirklich ein so markantes Ereignis oder nur einer von vielen Schritten auf dem ökumenischen Weg? Was ist Sinn und Zweck der ökumenischen Bewegung im 20. und 21.Jahrhundert? Kann man im Rückblick auf die letzten hundert Jahre von einer »Erfolgsgeschichte der Ökumene« sprechen?
Eines steht jedenfalls fest: Die Ökumene gibt es nicht erst seit 1910, sondern schon viel länger. Sie ist im Grunde so alt wie die Konflikte in der Kirche selbst. So gesehen war das Jerusalemer Apostelkonzil, von dem Apostelgeschichte 15 berichtet, ein erstes ökumenisches Bemühen, denn es sollte den urkirchlichen Konflikt zwischen Juden- und Heidenchristen beilegen. Später kam es nach der Spaltung von Ost- und Westkirche zu mehreren Versuchen, die Kircheneinheit wiederherzustellen – aber mit der Eroberung von Konstantinopel durch die Kreuzfahrer im Jahr 1204 rückte dieses Ziel in weite Ferne. Auch nach der Reformation fehlte es nicht an Einigungsbestrebungen. Obwohl es keine offiziellen Unionsgespräche mehr gab, entwickelten sich in der Folgezeit drei für die Ökumene bis heute wichtige Denkrichtungen, auf welche sich die Kirchen als Grundlage für ihre Einigung stützen können.
Die erste dieser Denkrichtungen setzt darauf, durch Anerkennung der Lehrentscheidungen der ersten fünf Jahrhunderte oder der ersten sieben ökumenischen Konzilien die Einheit der Kirche wiederherzustellen. Dahinter steht die Idee, man könne sich auch heute wieder auf das einigen, was in früheren Jahrhunderten einmal die gemeinsame Grundlage gebildet hat. Eine zweite Richtung will die Kirchen durch die Einigung auf die heilsnotwendigen versöhnen. Auf diese Art, ökumenisch zu argumentieren, kann sich die Methode des sogenannten »differenzierten Konsenses« berufen, welche eine Grundübereinstimmung in fundamentalen Glaubensfragen festhält und gleichzeitig noch bestehende, aber nicht mehr kirchentrennende Differenzen zwischen den Konfessionen ernst nimmt. Eine dritte Richtung sieht die Einheit der Kirche bereits durch die Einigung auf erreicht. Sie findet ihren Widerhall in der »Bewegung für Praktisches Christentum«, auf die später noch zurückzukommen ist.
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