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What is happening in Poland? Where is Poland heading? Is Polish society as divided as it is often perceived? How did we get there? What do anti-pluralist tendencies and a gender-backlash mean for the everyday life in Poland? What are possible ways to cope with this? And what are the consequences for Europe? This anthology is the result of a conference which took place in Vienna in April 2018 and offers some insight into debates taking place in and around Poland today. The contributions are very different in expression and stand for themselves. In this respect, the book offers impressions, but no "solutions". It offers suggestions to reflect on Poland in a new or different way, which help to understand Poland and the complex social and political processes that are currently underway.
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Seitenzahl: 378
Veröffentlichungsjahr: 2019
Elma Cancelliere
L‘Osteria antica
und die geheime Tür
© 2019 Elma Cancelliere
Autor: Elma Cancelliere
Titelbild: Petra Streinik - Malerin - Salzburg
Lektorat/Korrektorat : Dr. Eva Gratz
Verlag: myMorawa von Morawa Lesezirkel GmbH
ISBN:
978-3-99084-351-2 (Paperback)
ISBN:
978-3-99084-352-9 (Hardcover)
ISBN:
978-3-99084-353-6 (e-Book)
Printed in Austria
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für sie elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung
Elma Cancelliere
In meinen Büchern steckt Italien drin!
Ich entführe dich mit meinen Geschichten nach Italien,
lasse dich mit allen Sinnen den Teller „pasta“ vor dir genießen
und das Gefühlsfurioso meiner Protagonisten miterleben.
Eine „Osteria“
ist ein Ort der Kultur,
jener der volkstümlichen,
jener irdisch erdverbundenen,
jener des schon gehört oder gesehen Habens,
jener des Erfundenen,
des Täglichen,
des Bekannten
und jener des Sagen Gehörten.
Eine „Osteria“
war und ist ein Ort der Politik,
jener der ewigen Kritik,
jener des Protestes gegen die Steuern,
jener, der Wächter und Diebe vereint,
jener, der alle zu Fußballtrainern macht,
jener, der alle an einen Tisch bringt,
jener, der Vertreter des Mannes von der Straße,
jener der Arbeiterrevolution,
jener des Intellektes,
jener der Arbeiter,
und jener der Bauern.
f
Kapitel 1
Laura
1
Es staubt ganz leicht auf, als die Eidotter in der Mehlmulde mit einem dumpfen Seufzer versinken. Die kleinen Salzkristalle, die nun darauf rieseln, glitzern an der Oberfläche. Sie beginnt mit einer Gabel die Dotter mit dem Mehl zu mischen. Zuerst noch vorsichtig, damit nichts über den Mehlrand schwappt, dann ein ordentlicher Schuss Olivenöl, jetzt rührt sie kräftiger, von innen beginnend nach außen, bis das Mehl die Eiermasse aufsaugt und die Hände mit ihrer Arbeit beginnen können. Kneten, kneten und kneten. Ihre Hände bewegen sich flink, biegen den Teig mit leichten Bewegungen immer wieder, drücken mit den Handballen fest dagegen bis er formbar ist, weich und elastisch, sich trocken anfühlt und eine glänzende, glatte Oberfläche hat. Ihre Zungenspitze streicht dabei unbewusst immer wieder leicht über die Unterlippe. Mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht formt sie den Teig nach einiger Zeit zu einer Kugel, umhüllt ihn mit einer Folie und gibt ihn anschließend zum Rasten in den Kühlschrank. Ein feines Lächeln huscht über ihren Mund, als ihr die Worte ihrer Großmutter in den Sinn kommen: „Nudelteig nie an einem Regentag machen und es braucht eine gut durchlüftete Küche ohne Zugluft. Gute Qualität der Zutaten und das Kneten, mein Engel, ist das Wichtigste, wenn er fein und zart werden soll. Er lässt sich dann ganz dünn auswalken, fast durchsichtig, und beim richtigen Kochen mit reichlich Wasser bleibt die Mitte, die Seele der Pasta, intakt. Ihr verdankt sie das leichte Knirschen, das al dente.“
Laura steckt sich eine vorwitzige Locke hinter das Ohr, was einen weißen Mehlfleck auf ihrer Wange hinterlässt und säubert nun sorgfältig die schwere Marmorplatte von den Mehlresten. Es ist Großmutters alter Tisch, groß und wuchtig, ein paar Schrammen da und dort, behauptet er noch immer seinen Ehrenplatz mitten in ihrer Küche. Für die Füllung ihrer Kräuterravioli holt sie dann eine Schüssel aus dem Schrank und zerbröckelt darin den ricotta, gibt die bereitgestellten Eidotter und Salz dazu, den frisch gemahlenen Parmesankäse und Pfeffer, hackt einen Bund Kräuter, den Knoblauch, die zuvor gerösteten Pinienkerne und vermischt alles zu einer geschmeidigen Masse.
Als sie gerade die frischen Steinpilze für den Risotto blättrig schneidet, stürzt Valentina aufgeregt und mit hochrotem Kopf in die Küche: „Laura, der Conte ist tot! Sie haben ihn heute früh in seinem Zimmer in der Pension Aldo‘ gefunden.“ Den Korb mit dem soeben am Markt gekauften Gemüse, wuchtet sie geräuschvoll und wie es scheint mit letzter Kraft auf den Tisch. Sie sackt schwer auf den neben ihr stehenden Stuhl und die vor Entsetzen geweiteten Augen in ihrem runden gutmütigen Gesicht sehen Laura verzweifelt an. Von dem sonst so wohl geordneten, schon etwas ergrautem Haar, hängt ihr eine Strähne tief in die Stirn, als sie fahrig nach einem Taschentuch sucht und sich geräuschvoll die Nase putzt. Betroffen fragt Laura: „Von wem weißt du das?“ Und nach ein paar Augenblicken: „Hast du Emelda getroffen?“ „Nein, aber ich bin ihrem Stubenmädchen Rosa begegnet. Er war in den letzten zwei Tagen dort der einzige Pensionsgast“, und mit leicht bebenden Lippen haucht sie dann, „dabei hat er doch gestern noch bei uns gegessen.“
Valentina ist Sizilianerin und auch nach den rund dreißig Jahren, die sie schon im Veneto lebt, ist ihr die viel weichere Sprachmelodie des Südens geblieben. Sie ist ein eher dunkler Typ, klein, etwas rundlich und ihr großmütiges Herz ist für alle da. So wie viele Menschen auf ihrer Insel zog sie, kurz nach der Hochzeit, hoffnungsvoll mit ihrem Mann Alfonso in den reicheren Norden, um dort Arbeit zu finden. Wenn ihr der Abschied auch nicht leicht fiel, so war es für Valentina auch eine Möglichkeit ihrer patriarchalischen Familie zu entfliehen, in der man sich nicht zu atmen traut, wenn der Vater im Hause ist. Aber ihre Ehe verlief schlecht und es brauchte viele Jahre bis sie den Mut findet, ihren Mann zu verlassen. Als die Zwillinge Pietro und Salvo zu jungen Männern herangewachsen waren und nach Deutschland gingen, trennte sie sich von Alfonso und zog in eine andere Stadt.
Valentina kocht schon seit vielen Jahren in der „Osteria antica“ und hat endlich nach so langer Abhängigkeit ihre wirtschaftliche Selbstständigkeit erreicht.
Laura ist wie paralysiert und erwidert nach einigen Augenblicken leise, wie zu sich selbst: „Sein Name ist Alessandro di Valpecca aus Venedig.“ Für ein paar Momente ist es so still, dass man das Ticken der Küchenuhr an der Wand hört. „Wir decken seinen Tisch wie immer, aber heute legen wir eine weiße Rose auf den Teller, als Zeichen unserer Trauer.“ Sie bemerkt, wie Valentina die Augenbrauen hochzieht und fragt nun mit wieder etwas festerer Stimme: „Hast du alles bekommen, auch die roten Paprika für die peperonata?“ Und als diese eifrig bejahend nickt:„Fang bitte schon das Gemüse zu schneiden an, ich bin gleich wieder da, aber mir ist jetzt nach einem starken Kaffee!“ Sie nimmt ihre Schürze ab, hängt sie auf einen der Haken neben der Tür, verlässt die Küche und geht auf direktem Weg zu Mario in den vorderen Gastraum. Der hat die traurige Nachricht schon erfahren und steht gerade hinter der Theke, um die Weingläser auf den Glasborden zu ordnen. Er hebt den Kopf, blickt in ihr blasses Gesicht und geht ohne zu fragen zur Kaffeemaschine, um ihr einen doppio zu machen, schwarz, stark und ohne Zucker. „Grazie Mario“, sie lächelt ihn an und steht dann, den Rücken ihm zugewandt und mit der Kaffeetasse in der Hand, lange am Fenster. Man kann von hier aus die ganze Piazza Grande überblicken bis zu der, dem heiligen Bischofsstab gewidmeten, Kirche gegenüber. Im Zentrum des Platzes steht ein Brunnen mit ausladendem Marmorbecken, aus dessen Mitte eine hohe Säule mit nach allen vier Himmelsrichtungen Wasser speienden Tierköpfen ragt. Obenauf thront ein imposanter venezianischer Löwe, die Pranke auf dem so genannten goldenen Buch, in das nur venezianische Patrizier damals die Ehre hatten, namentlich eingetragen zu werden. Die dafür notwendigen Geldmittel trieben aber dann so manchen in den Ruin.
Heute verstellen die vielen Marktstände mit ihren weißen Stoffdächern etwas die Aussicht und es herrscht reges Treiben. Es ist Donnerstag und Wochenmarkt. Neben Gemüse, Obst, Blumen, Käse und Wurst preisen die Händler mit lauter Stimme auch Stoffwaren, Schuhe und allerlei Nützliches für Küche und Garten mit lauter Stimme an. Die alte Tradition, nach der Kaufleute von Ort zu Ort fahren und ihre Waren statt in fixen Geschäftslokalen auf Märkten anbieten, stammt noch aus der hohen Zeit der Serenissima, als Venedig noch der Umschlagplatz für Waren aus aller Welt war.
Der Kaffeeduft belebt Laura und der erste schnelle Schluck zischt fast auf ihrer trockenen Zunge. Beim zweiten offenbaren sich dann seine ganzen Aromen und seine Wärme, der Rest explodiert auf ihrem Gaumen, um in Sekundenschnelle ihren Magen aufzuheizen. Sie findet, dass sie von der Intensität des Kaffees und seinem Nachgeschmack noch während des Tages für lange Zeit begleitet wird, wie von einem guten Freund, der sie nicht allein lässt. In ihr macht sich nun ein wohliges und wärmendes Gefühl breit, das sie mit neuer Energie versorgt.
Ihre Gedanken sind bei Alessandro di Valpecca, von allen nur der „Conte“ genannt und seit langem Stammgast in ihrer Osteria. Groß und schlank steht er vor ihrem geistigen Auge, mit seinem länglichen Gesicht, der hohen Stirn, der großen, leicht gebogene Nase und seinem kleinen, plötzlich aufblitzenden Lächeln in den wachen graublauen Augen. Der fast weiße, dichte Schnurrbart verdeckt etwas die obere Lippe und neigt sich seitlich zu den Mundfalten. Seine Haare sind länger, schon ein wenig schütter und er trägt Koteletten, die bis zu den Wangenknochen reichen. Ein gebildeter Mann von vornehmer, aristokratischer Erscheinung, sein Sakko aus feinem Tweed, das hellblaue Hemd zugeknöpft und statt einer Krawatte krönt eine Fliege den Hemdkragen. Die gepflegten Hände sind schlank und sehnig, gewohnt mit feinen Dingen umzugehen, den Ringfinger der linken Hand ziert ein Siegelring mit dem Wappen seiner Familie. Ein Mann ganz nach der venezianischen Lebensart, die Eleganz und Diplomatie bedeutet, nicht Kraft und Kampf. Eine braune kleine Ledertasche mit einem langen schmalen Riemen trägt er ständig über der Schulter und legt diese auch beim Essen nicht beiseite. Er sitzt immer am selben kleinen, für ihn reservierten Tisch, kommt jeden Tag pünktlich um zwölf Uhr Mittag zum Essen und trinkt dazu ein Glas Rotwein.
Mario Montinari nimmt hinter der Theke wieder seine unterbrochene Arbeit auf und betrachtet Laura, die in Gedanken versunken am Fenster steht. Ob sie weiß, wie sehr sie dem Bild im Speisezimmer gleicht? Das selbe, von Locken eingerahmte, fein geschnittene Gesicht mit großen dunklen Augen. Ihr helles Sommerkleid betont an den richtigen Stellen ihre perfekten Körperformen, von wo so mancher männliche Blick diskret zu ihren langen Beinen wandert. Er weiß, dass etliche Männerherzen in ihrem Viertel weiche Knie bekommen beim Anblick ihrer unaufdringlichen und entwaffnenden Schönheit. Aber Laura scheint das nicht zu bemerken oder sieht darüber hinweg. Sie ist eine junge, selbstbewusste Frau und eine würdige Nachfolgerin der Frauen in ihrer Familie und derer, die schon in den letzten Jahrhunderten für ihre beruflich in Venedig weilenden Ehemänner, die Geschäfte der Familienbetriebe leiteten. Die Rechnungen ausstellten, die Bücher führten und das volle Vertrauen ihrer Ehegatten in ihre unternehmerischen Fähigkeiten genossen.
Laura war noch ein Kind, als Mario sich bei ihrer Großmutter Arianna Galeotti vorstellte, um eine Arbeit als Kellner in der Osteria zu bekommen. Er erinnert sich, wie diese ihn überrascht ansah und dann fragte: „Hast du denn schon mal als Kellner gearbeitet?“ Als er verlegen verneinte, sagte sie nach einer kurzen Pause: „Unser Lokal ist nicht groß genug, um einen Kellner zu beschäftigen“, und lächelte ihn dann aufmunternd an, „aber Arbeit gibt es zur Genüge und wenn du tüchtig zuzupacken verstehst, kannst du bleiben!“ Für ihn, einen jungen Mann ohne Ausbildung, zählte dieser Tag zu den besonders glücklichen in seinem Leben. Aus seinem leidenschaftlichen: „Ich werde Sie bestimmt nicht enttäuschen, Signora“, wurde eine lebenslange Freundschaft, eine unbedingte Loyalität zu ihrer Familie und eine tiefe Verehrung für Signora Arianna.
Jetzt dreht sich Laura zu Mario um: „Weißt du, ob der Conte noch Familie hat?“ Er schüttelt verneinend den Kopf und meint: „Er war immer sehr wortkarg was seine Person betraf. Erzählt wird, dass er aus einer alten venezianischen Patrizierfamilie stammt. Bekannt ist eigentlich nur seine Passion für die Geschichte Italiens, im Besonderen für die des Veneto und seine Vorliebe für die Vergangenheit verlassener Villen, wie der von nebenan.“ Laura verlässt ihren Fensterplatz, geht die paar Schritte zu Mario, stellt die leere Kaffeetasse vor ihm auf die Theke und nickt leicht: „Der Espresso war wie immer wunderbar! Aber jetzt muss ich wieder in die Küche. Valentina wartet bestimmt schon auf mich“, um anschließend mit einem kleinen Seufzer zu sagen, „ich vermute, dass sich die traurige Neuigkeit schon wie ein Lauffeuer in unserem Stadtviertel verbreitet hat.“ Bei der Tür angelangt, fügt sie noch hinzu: „Glaube mir, die Neugierde unserer Gäste wird uns heute ein volles Lokal bescheren.“
Sie durchquert das Speisezimmer, das schon für das Mittagessen eingedeckt ist, richtet im Vorbeigehen da eine Serviette gerade, dort ein Weinglas zurecht und bleibt kurz an Valpeccas Stammtisch stehen. Von diesem Platz aus hat man das Bild ihrer Urgroßmutter genau im Blickfeld. Sie erinnert sich an seinen ersten Besuch in ihrer Osteria und ihr fällt sein sonderbarer Gesichtsausdruck wieder ein, als er das Bild zum ersten Mal sah. Wie er es dann aus der Nähe betrachtete, sich anschließend umsah und diesen Tisch, dem Gemälde gegenüber, aussuchte. Sie erfüllte ihm später seinen Wunsch, in Zukunft immer an diesem Tisch sitzen zu dürfen, wenn er zum Essen kommt.
Laura hatte damals die Osteria antica, bekannt für ihre traditionellen Gerichte, gerade übernommen und ihre eigene Version der Küche des Veneto daraus entwickelt. Sie ist stets auf der Suche nach dem Ursprung alter Rezepte oder erfindet die Rezepte aus Großmutters Kochbuch neu, um ihre Gäste mit Gaumenfreuden einer leichteren Küche zu überraschen. Jetzt schüttelt sie kurz den Kopf, gibt sich einen Ruck und geht zu Valentina in die Küche.
2
Das geschmiedete Schild über dem Eingang der Osteria von Laura Sabadini weist, mit den zwei gekreuzten Degen und der Jahreszahl 1722, auf ihre alten Wurzeln und eine bewegte Vergangenheit hin. Ihren Namen Osteria antica bekam sie wohl einst aus diesem Grund. Schon immer war sie eine aus dem Reich der regionalen Spezialitäten, mit einem besonderen Augenmerk auf die Weine der Region, im Sinne von gut und harmonisch. Sie präsentiert sich mit ihrer alten Seele einladend und ihre Gäste fühlen sich wohl und willkommen. Eine einfache Küche, ein unverfälschtes Ambiente, in dem man unvermutet mit bekannten Persönlichkeiten oder Künstlern, mit Studenten, Dichtern oder mit ganz normalen Arbeitern und Touristen, am Tisch sitzen kann.
Etwas trinken und sich Episoden erzählen, sich erfreuen an deren Phantasie und Wesensart. Sie war in ihrer jahrhundertealten Geschichte immer ein Ort der Gastlichkeit und ein Treffpunkt für alle. Einer für leidenschaftliche Kartenspiele und lebhafte Diskussionen, um ein paar angenehme, kurzweilige, geistreiche und glückliche Stunden zu erleben. Oder um nur ein Glas Wein still in einer Ecke zu trinken. Ein Schmelzpunkt, eine Mischung aus Aromen, Geschmäckern, Geschichten und Menschen.
Sobald man den ersten Gastraum betritt, fühlt man sich in die Vergangenheit zurückversetzt. Der alte venezianische Boden, die Tische aus Holz, an den Wänden und Konsolen ein Sammelsurium an ,wiedergefundenen‘ Gegenständen, die alleine schon von unzähligen Begebenheiten erzählen könnten. An der Rückseite eine wuchtige Theke mit einer glänzenden schweren Steinplatte und darauf immer ein frischer Blumenstrauß in einer großen, schön geformten Vase aus Muranoglas. Daneben eine silberne Zuckerdose aus der ein langstieliger Löffel ragt. An der rückwärtigen Wand befindet sich ein riesiger Spiegel mit dem eingeritzten Wort Campari, der als Hintergrund für eine Reihe von Flaschen dient, deren Etiketten Einblicke in die Welt von edlen Bränden und Likören geben. Dann einige Konsolen mit Gläsern ohne Stiel, aus denen noch immer ein Teil der Stammgäste ihren Wein genießen wollen. Elegante Gläser für Rotwein sowie Weißwein glänzen mit den Gläsern für Prosecco um die Wette. Mit halb so viel Platz müssen sich noch einige andere für Grappa und Liköre begnügen. Nicht zu übersehen ist die mächtige Kaffeemaschine in glänzendem Chrom mit ihren Hebeln und Knöpfen. Obenauf und nach Größe geordnet, Stöße von vorgewärmten weißen dickwandigen Kaffeetassen, die den schwungvollen Schriftzug der Kaffeemaschine tragen. Alles ist hier geprägt von viel Gespür für das Echte, Ursprüngliche und Wahre.
Der Platz hinter der Theke ist Marios Reich. Er ist für Laura der väterliche Freund und, wie er es ihrer Großmutter versprochen hatte, auch ein wenig ihr Beschützer. Als sie die Osteria von ihrer Großmutter Arianna übernahm und so manches renoviert werden musste, investierte er seine Ersparnisse und wurde ihr stiller Teilhaber. Er ist hier der Barista und eine Institution hinter der Bar. Ihn zeichnet sein Gespür für die jeweiligen Seelenzustände seiner Gäste aus, deren Wünsche er gelassen, aber immer aufmerksam erfüllt. Seine Arbeit verrichtet er schnell und unauffällig, wirkt immer zuvorkommend, aber nie vertraulich. Er respektiert seine Gäste und diese begegnen ihm mit Respekt. Ein von ihm gemachter Espresso rinnt langsam, dicht und schaumig in die vorgewärmte Tasse und seine dunkelbraune Farbe gleicht der von Mönchskutten. Er ist für ihn nur dann perfekt, wenn der Zucker darin ganz langsam versinkt und sich nach dem Umrühren wieder die crema bildet. Lächelnd reicht er ihn dann seinem Gast mit den Worten: „Trinken Sie bitte vorher einen Schluck Wasser, das ist die Zauberformel für höchsten Kaffeegenuss!“ Bekannt und beliebt sind auch seine kleinen Kunstwerke, mit denen er jede Milchschaumhaube des cappuccino krönt. Mal sind es Herzen, im Zentrum hell und nach außen dunkel, mal Blumen oder Ornamente in verschiedenen Varianten.
Seinen flinken dunklen Augen unter den buschigen Brauen entgeht so schnell nichts. Wenn nötig, begleitet er so manchen der über seinen Durst getrunken hat, höflich und ruhig, aber mit Nachdruck zur Tür. Immer mit weißem Hemd und schwarzer enger Weste gekleidet, umhüllt eine lange dunkelrote Schürze seine sportliche Statur. Sein dichtes schwarzes Haar ist an den Schläfen von feinen Silberfäden durchzogen, sein breites Lächeln hat auf Anhieb eine sympathische Wirkung auf sein Gegenüber und zeigt eine Reihe tadelloser Zähne.
Durch eine Tür mit mattierten Glasfenstern gelangt man dann in Lauras Reich, das Speisezimmer. Hier zieht eine wuchtige Kredenz an der Rückwand, bestückt mit altem schönem Geschirr sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Auf dem vorspringenden, tieferen Unterschrank stehen Schüsseln und große Teller mit Glashauben für die dolci, die süßen Nachspeisen, bereit. Daneben befindet sich ein Schrank mit einer großen Auswahl an Weinen in gekühlten Fächern. Die Tische hier sind aus verschiedenen Epochen und Stilen und werden für das Mittagessen, dem pranzo sowie am Abend für das cena, mit einfarbiger Tischwäsche in einem hellgelben Vanilleton einheitlich gedeckt. Diese Farben lassen nach Lauras Ansicht die Gesichter der Gäste in einem schönen Widerschein erstrahlen und den ganzen Raum aufleben.
Sie weiß, wie wichtig ein angenehmes Ambiente und ein gemütliches Speisezimmer für ihre Landsleute sind, denn in diesem Land wird fast alles bei Tisch entschieden, egal ob es ein privates oder ein geschäftliches Essen ist. Der Erfolg hängt größtenteils auch davon ab, was man gegessen und getrunken hat und in welcher Atmosphäre. Letztendlich steckt dahinter auch ein wenig Psychologie, denn man fühlt sich viel familiärer vor einem Teller guter pasta und hat die Illusion, seinem Gegenüber mehr vertrauen zu können. Auf der linken Seite, zwischen zwei hohen Fenstern mit Aussicht auf eine Reihe von Gartensträuchern, ein riesiger mit rotbraunem Marmor eingefasster Kamin, in dem sich zu bestimmten Anlässen große Fleischspieße vor dem Feuer drehen. Gegenüber, neben einigen Bildern mit Landschaften, dominiert das Porträt einer jungen Frau, ein auf Leinwand gemaltes Ölbild in einem breiten und reich verzierten, goldenen Rahmen. Ihr gewelltes blondes Haar ist in der Mitte gescheitelt und reicht ihr bis zu den Schultern. Auf einer Seite bändigt eine schmückende Spange etwas die Haarpracht und eng um den Hals trägt sie eine kurze Perlenkette. Der Ausschnitt des Kleides ist von feiner Spitze gesäumt und verläuft über dem zart angedeuteten Brustansatz zusammen. Ein ovales ebenmäßiges Gesicht mit einer hohen Stirn, einer zierlichen Nase und großen dunklen Augen, die oben von feinen Augenbrauenbögen begrenzt werden. Doch ihr Blick entzieht sich geschickt dem Betrachter und es vermittelt den Eindruck, als hätte der Künstler damals seine innersten Gefühle in dieser Arbeit offenbart, um sie so strahlend und lebendig für alle Ewigkeit erscheinen zu lassen. Ihr Name ist Marinella Lombardi und sie ist Lauras Urgroßmutter.
Das Gebäude der Osteria antica gehörte einmal, getrennt durch eine hohe Steinmauer, zu der in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gelegenen Villa. Die alte Mauer mit ihren runden Steinen in verschiedenen Größen ist an zwei Stellen mit roten flachen Ziegelsteinen der Länge nach unterbrochen und mit einem breiten Steinsims abgeschlossen. Ein großes, reich verziertes Eisentor zwischen zwei mit Pinienzapfen gekrönten runden Säulen, gibt den Blick auf das Anwesen und seinen verwilderten Garten frei. Vor langer Zeit bot es, durch seine in Symmetrie errichteten Nebengebäude, sicherlich einen herrlichen Anblick. Ein rustikaler Bau für die Gerätschaft auf der rechten und einem Getreidespeicher mit einem Taubenschlag auf der linken Seite.
Heute stehen vom Getreidespeicher nur mehr Mauerreste. Aus dem rustikalen Bau mit dem großen Eingangstor aber entstand im Jahre 1722 eine Locanda mit Gästezimmern und Pferdestallungen. In einem alten Dokument mit Positionsangabe und Namen wird sie lobend als „eine hervorragende und bequeme Gaststätte, nicht nur für Kaufleute und Reisende aus Deutschland und Italien, sondern auch für Übernachtungen der venezianischen Aristokraten bei ihren ständigen Reisen von Venedig zu ihren Landsitzen und wieder zurück“, erwähnt. Alessandro di Valpecca entdeckte dieses Schriftstück vor einigen Jahren in einem Archiv in Venedig durch Zufall und ließ sich eine Kopie davon machen. Mit einem Rahmen versehen, überreichte er sie dann eines Tages mit einer feierlichen Geste der überraschten Laura. Was er sonst noch entdeckte, verschwieg er aber.
Der Weg zur Villa ist heute nur mehr ein schmaler Pfad. Alles wächst wild durcheinander, als wollten die Pflanzen, Sträucher und Bäume das einst herrschaftliche Haus erobern. Sie breiten sich schon auf der Treppenanlage zur Loggia an der Frontfassade, Stufe für Stufe nach oben aus. In den beiderseitigen Feldern über den äußeren Öffnungen, der sogenannten Serliana, sind Reliefs eingelassen, die zwei Flussgötter darstellen und über dem Rundbogen des Eingangs blickt eine Maske auf den Besucher herunter. In der Mitte des Dreieckgiebels befindet sich ein Wappen, dessen Darstellungen aber nicht mehr zu erkennen sind. Ein doppelter Gesimsrand grenzt den piano nobile nach oben und unten ab. Alle Fenster sind fest mit Holzbalken verschlossen und mit dieser überbordenden Natur rundherum wirkt die Villa auf den Betrachter mystisch und verwunschen.
3
Es ist elf Uhr Vormittag. Eine Runde älterer Männer steht bei Mario an der Bar und sie bestellen, so wie jeden Tag, einen caffè coretto. Sie schlürfen ihren heißen Kaffee, verfeinert mit einem Schuss Grappa, und ihre Gespräche drehen sich diesmal ausschließlich um den Conte. Sie erwähnen lobend seine Freundlichkeit und seine ruhige, einnehmende Art, tauschen die verschiedenen Gerüchte über sein plötzliches Dahinscheiden aus und kommen am Ende zu der gemeinsamen Ansicht, dass er auch etwas Geheimnisvolles an sich hatte. Kam er doch mehrmals im Jahr für mehrere Wochen in ihre kleine Stadt, wohnte immer im selben Zimmer der Pension ‚Aldo‘, nahm seine Mahlzeiten stets in Lauras Osteria ein und saß zuweilen mit ihren Gästen als aufmerksamer Zuhörer bei einem Glas Wein am gemeinsamen Tisch. Wie ein Bürger ihrer Stadt besuchte er sonntags in der Kirche gegenüber die heilige Messe und wurde oft in der Bibliothek gesehen, die sich im Rathaus befindet. Ein Bürger auf Zeit in ihrem Viertel, um dann wieder für einige Wochen zu verschwinden.
„Er war, was man einen gentiluomo nennt“, wirft nun einer aus der Gruppe ein und erntet das zustimmende Nicken der anderen. „Man erzählt auch, er habe einiges über die Villa hier gewusst, Geschichten aus deren Vergangenheit“, raunt ein anderer bedeutungsvoll. „Vielleicht weiß ja der Professor mehr über seinen plötzlichen Tod“, meldet sich dann ein hagerer älterer Herr zu Wort und sich zu Mario hinter der Bar wendend, „war Professor Bolasco heute schon hier?“ Alle sehen den Barista jetzt erwartungsvoll an und als Mario verneinend den Kopf schüttelt, stellt ein auf seinen Gehstock gestützter und etwas korpulenter Herr fest: „Dann kommt er bestimmt noch vorbei.“
Professor Antonio Bolasco lässt dann auch nicht l ange auf sich warten. Er ist Chirurg und seit ein paar Jahren in Pension,
Mitglied des Rotary Clubs und eine angesehene Persönlichkeit. Ein gern gesehener Gast und auch im fortgeschrittenen Alter immer noch ein attraktiver Mann, der bei den Damen als charmanter Gesprächspartner sehr beliebt ist. Eine seiner vielen Qualitäten ist wohl, dass er nie müde wird, seine positive Einstellung zum Leben mit den Worten zu bekräftigen: „Ich bin fortunato! Denn ich liebe das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen und darum hat das Leben mich auch geliebt.“ Er ist mit Margarita verheiratet und wohnt in einem der alten Palazzi in der Via Roma. Wenn sich die Möglichkeit bietet, erklärt er gerne Interessierten die Baudenkmäler, erzählt Geschichten von deren einstigen Auftraggebern oder bekannten Persönlichkeiten aus der Vergangenheit.
Es ist diese Leidenschaft, die er mit Alessandro di Valpecca teilte und die diese beiden Männer mit den Jahren freundschaftlich verband. Sie lernten sich in Lauras Osteria durch Zufall kennen, denn wenn seine Frau in Modena bei der Tochter weilt und ihn daher kulinarisch nicht verwöhnen kann, gönnt er sich mit Vergnügen ein pranzo oder ein cena bei ihr. „Bei Frauen habe ich immer große Entdeckungsgelüste, denn sie erwecken mein Interesse grundsätzlich“, gibt er oft lachend zu. Ihm gefallen moderne Frauen, die klug und unabhängig sind. Das heißt nicht, dass er das Feminine nicht liebt, weil er auch Frauen, die gut kochen können, bewundert. Aber beide Komponenten in ein und derselben Person vereint, ist für ihn das Maß aller Dinge. Er versteht zu genießen, wählt immer einen guten Wein zum Essen und liebt es mit Freunden an einem schön gedeckten Tisch zu sitzen, wo man plaudert, sich Anekdoten erzählt oder diskutiert.
Einmal, als vor ihm gerade ein dampfender Teller hausgemachter tagliatelle con funghi stand, begleitete Mario zwei junge Frauen an seinen Tisch, an dem es noch freie Plätze gab. Um die Mittagszeit ist das Speisezimmer immer ziemlich voll, da viele Arbeiter und Angestellte der umliegenden Firmen ihr pranzo di lavoro hier einnehmen. Wochentags gibt es traditionell zu einem fixen Preis zwei komplette Mittagsmenüs zur Auswahl, pasta und secondo begleitet von vino della casa und Wasser. Die beiden jungen Damen sprechen Deutsch miteinander, sind also Touristinnen wie er für sich feststellt und ist dann überrascht, als sie sich in fließendem Italienisch bei Laura über die Speisenfolge informieren und anschließend bestellen. Jetzt lächelt er sie begeistert an, macht ihnen ein nettes Kompliment und es folgt eine angeregte Unterhaltung. Dabei erfährt er, dass sie aus Salzburg stammen und ihnen die Region des Veneto vertraut und auch ans Herz gewachsen ist. Inzwischen werden auch den beiden Frauen die primi in tiefen Tellern serviert, die jüngere mit den dunklen Haaren und intensiv blauen Augen hat sich für gnocchi al gorgonzola entschieden und die zierliche Blonde nimmt das Selbe wie er. Er prostet ihnen mit einem „salute“ zu und fragt anschließend neugierig: „Wo haben Sie unsere Sprache so gut gelernt?“ „Die ersten Jahre studierten wir in dieser Gegend und später an verschieden Orten in Italien. Nun machen wir jedes Jahr eine gemeinsame Studienreise mit viel Kultur, Literatur, gutem Essen und natürlich auch, um unsere Aussprache zu verbessern“, gibt lächelnd die Kleinere zur Antwort. Die Dunkelhaarige fragt ihn dann nach einer Weile: „Wissen Sie vielleicht, wie diese Villa von nebenan heißt?“ Worauf die mit den blonden Haaren hinzufügt: „Wir haben schon viele Anwesen dieser Art im ganzen Veneto besucht, ich besitze auch ein Buch über den berühmten Architekten Andrea Palladio und stilistisch könnte sie wirklich von ihm sein.“ Der Professor ist erfreut, das Gespräch läuft ganz nach seinem Geschmack, denn es gibt keinen zweiten Architekten der abendländischen Kunstgeschichte, der auch über Jahrhunderte hinweg eine so unvermindert fortlaufende Nachwirkung gehabt hat, wie Andrea Palladio. Er lächelt vergnügt:„Wir hier nennen sie nur die Malestra! So um 1600 baute Vincenzo Scamozzi nach Plänen von Palladio ein altes Landhaus für dessen Freund Girolamo Fornari zu dieser Villa um. Dieser war kein Aristokrat und hat seinen Reichtum als Händler von edlen Hölzern erwirtschaftet, war ein gefragter Lieferant für viele venezianische Patrizier und deren berühmte Architekten wie Palladio und Scamozzi.“ Während sie dann auf das secondo warten und einen Prosecco fermo des Hauses trinken, fährt Professor Bolasco mit seiner Erzählung fort: „Im Übrigen reiste Scamozzi im Jahre 1604 auch in ihre schöne Stadt, um mit dem Fürsterzbischof, Wolf Dietrich von Raitenau, die Pläne für einen neuen Dom in Salzburg zu besprechen“, und bemerkt zufrieden, wie er die beiden Frauen damit beeindruckt.
Nun wird pollo alla Veneta in einer großen Schüssel für alle drei serviert. Die geschmorten Hühnerbrüste mit Räucherspeck, Bohnen, Kräutern und frischen Tomatenstückchen verströmen einen herrlichen Duft. Der Professor lobt es als ein altes und typisch venezianisches Gericht und nach den ersten genussvollen Bissen erzählt er weiter: „Scamozzi hat bei Palladio gelernt und später nach dessen Tod seine unvollendeten Projekte fertiggestellt. Sein Leben lang widmete er sich der Architektur, für ihn war sie eine exakte Wissenschaft, deren Regeln man mit Hingabe und Leidenschaft studieren sollte.“ Nach einer kleinen Pause fragt er die beiden Frauen: „Waren sie auch einmal in Sabbioneta? Dort gibt es ein kleines Theater, ein besonderes Kleinod und eine Miniaturausgabe des Theaters Olympico in Vicenza“, und als beide bejahend nicken, fügt er hinzu, „auch das ist von ihm, neben vielen prächtigen Villen, Museen und Palazzi!“
Die jüngere Frau resümiert anschließend bedauernd: „Es ist wirklich schade, dass diese Villa von einem so berühmten Architekten derart dem Verfall preisgegeben ist!“ Der Professor wiegt leicht den Kopf und nach kurzem Zögern erwidert er: „Ja, das ist leider eine sehr unerfreuliche Geschichte, meine Damen“, und bemerkt, dass der Herr am Nachbartisch ihnen schon seit einer Weile überaus interessiert zuhört. Diese Erzählung bleibt er den hübschen Gesprächspartnerinnen dann aber schuldig, denn sie verabschieden sich nach dem Kaffee und versichern ihm, für sie sei dieses Zusammentreffen ein wirkliches piacere gewesen. Auch der aufmerksame Zuhörer von nebenan nickt den beiden Frauen freundlich grüßend zum Abschied zu, erhebt sich dann und stellt sich mit einer leichten Verbeugung beim Professor vor. Mit einer Geste weist er auf seinen Tisch und fragt: „Darf ich Sie noch auf ein Glas Wein einladen?“ Und als er in dessen überraschtes Gesicht blickt, beeilt er sich hinzuzufügen: „Sie würden mir wirklich eine große Freude bereiten!“
Später sitzt Professor Bolasco mit Alessandro di Valpecca noch lange im Barraum bei Mario und genießt es mit seinem kultivierten Gegenüber interessante Gespräche zu führen. Sie sind bei der Geschichte des Veneto angekommen, einem bevorzugten Thema von beiden Herrn, wie sich bald herausstellt: „Die Villa von nebenan wirkt ja eher klein, wenn man an jene Prachtbauten der adeligen Venezianer denkt, die ihren Reichtum am Festland in große, prächtige Villen mit Statuen, Springbrunnen, aber nicht in Unternehmen oder Landgüter investierten.“ „Ja“, erwidert der Conte, „der venezianische Patrizier von damals spazierte plaudernd mit seinen Partnern durch seine wunderschön angelegten Gärten und ihre Gesprächsthemen waren nicht die Landwirtschaft, sondern der Staat, der große Rat, der Senat und die Diplomatie. Das Land interessierte sie nicht, sie kauften es, weil es nichts anderes gab, in das sie ihr Geld investieren konnten.“ Er nimmt einen Schluck Rotwein und Professor Bolasco nutzt die Gelegenheit, das Gespräch weiterzuführen: „Dabei blieben sie ja i mmer nur ein paar Monate im Jahr, um dann ihre Villen den Pächtern und Verwaltern zu überlassen, die ihnen einen sicheren Mietpreis garantierten und sich um die dort arbeitenden Tagelöhner kümmerten. Das Resultat war eine Mischung aus desinteressierten Besitzern, oft raubgierigen Pächtern, ausgenutzten Tagelöhnern und ein Raubbau an der Landwirtschaft. Wussten Sie, dass im Jahre 1740 der venezianische Adel fünfzig Prozent des Festlandes aufgekauft hatte?“ Sein Gegenüber nickt zustimmend und setzt dann bedauernd fort:
„Ja, und nach dem Niedergang Venedigs als Handelsgroßmacht wurde aus dem furchtlosen venezianischen Handelsadmiral, der die Welt verblüffte mit seinem Mut, mit seiner Initiative, mit seiner Unternehmerlust, ein fauler und desinteressierter Einkommensbezieher.“ Das gemeinsame Resümee der beiden: „Je mehr sich das Einkommen verkleinert, umso mehr wächst der Postenschacher und die politische Macht, es steigt die Tendenz sie auszunutzen und die Klasse der Regierenden wird korrupt.“ Sie heben ihre Weingläser, prosten sich zu und am Ende sind sie übereinstimmend der Meinung, nun auch in der Gegenwart angekommen zu sein.
Es wird mit den Jahren für die beiden Männer zu einer lieben Gewohnheit, sich bei Mario auf ein Glas Wein zu treffen und sich auszutauschen. Ein Vergnügen, das sie zu schätzen wissen und mit Hingabe pflegen.
4
Zum privaten Bereich der Familie Sabadini, im rückwärtigen Gebäudeteil der Osteria, gehört ein mit einer hohen Mauer umgebener großer Garten, der nicht einsehbar ist. Es ist Nachmittag und Laura sitzt in ihrer Freizeit gerne hier, wenn sie sich nicht gerade um Kräuter und Blumen kümmert. Ein feiner Duft von Zitronenbäumen zieht durch den Garten und mischt sich mit den Blumendüften der großzügig angelegten Staudenbeete, deren purpurne, violette und fliederfarbige Töne mit einigen weißen Glanzpunkten einen schönen Kontrast zum dunkleren, schattigen Bereich dahinter ergeben. Die Sonnenstrahlen blinzeln durch das Blattwerk der Baumkrone und malen bizarre Bilder auf den kleinen Marmortisch der Sitzgruppe.
Heute wartet sie voll Ungeduld auf den angekündigten Besuch ihrer Freundin Emelda, die ihr von dem traurigen Geschehen in ihrem Hotel berichten will. Sie führt die Pension ‚Aldo‘, die sie und ihr jüngerer Bruder Stefano von ihrem Onkel geerbt haben, ist etwas älter als Laura, mollig, quirlig und die gute Seele des Hauses, die sich rührend um das Wohl ihrer Gäste kümmert. Meistens sitzt sie in einer Art Portierloge in etwas erhöhter Position mitten in der kleinen Eingangshalle, den Fernseher und die Eingangstür fest im Blick. Wenn Laura sie um ihre Mitarbeit ersucht, hilft sie abends und manchmal auch sonntags in der Osteria aus. Laura kennt niemanden in der Gegend, der eine so flammende Mähne roter Haare sein Eigen nennt wie Emelda. Als Kind war sie deshalb in der Schule manchmal das Ziel von kleinen Spottreimen, sann dann wütend auf Vergeltung und wurde dafür von ihrer Freundin bewundert.
Emelda ist für sie mehr als nur eine Freundin: „Sie ist meine Intimfreundin, denn es gibt manchmal Dinge, die kann oder will man nicht einmal der besten Großmutter der Welt erzählen.“
Einmal versäumte Laura in einem Nachbarort, nach der Geburtstagsfeier einer Mitschülerin, ihren Bus zur Heimfahrt, worauf ihr deren Vater anbot, sie mit dem Auto nach Hause zu bringen. Aber auf halber Fahrt hielt er plötzlich an, griff ihr unter den Rock und als seine fleischigen Finger in ihre Unterhose fuhren, fiel endlich die durch den Schock verursachte Starre von ihr ab. Sie begann sich heftig dagegen zu wehren, bekam den Türgriff zu fassen, stürzte mehr hinaus als sie sprang und rannte querfeldein davon. Versteckt in einem kleinen Waldstück beobachtete sie dann, wie das Auto wegfuhr. Sie zitterte am ganzen Körper und musste sich übergeben. Anschließend machte sie sich zu Fuß auf den Heimweg. Aber dann führte ihr Weg direkt zu Emelda, denn wie hätte sie ihren Großeltern erklären sollen, dass es nicht nur gefährlich war in das Auto von Fremden zu steigen, sondern auch in das von Vätern guter Freundinnen?
Emelda nahm damals ihre Freundin in die Arme, bis diese sich beruhigt hatte und begleitete sie dann nach Hause. Noch tagelang überlegten die beiden, ob Laura ihrer Mitschülerin die Wahrheit über deren Vater erzählen sollte. Diese würde es aber dann sicher nicht glauben und darüber auch unglücklich sein. Oder sollte sie doch ihre Großeltern über den Vorfall informieren? Schließlich entschloss sich Laura es zu verschweigen, denn ihre Freundin hat sie aufgefangen, sie konnte das schlimme Erlebnis loswerden und mit ihr verarbeiten.
Laura schenkt sich etwas Wasser in ihr Glas und als sie davon trinkt, fällt ihr Blick auf eine Sträuchergruppe, die den Hintergrund für eine kleine Gartenbank bildet. Für Emelda und sie hat diese Bank auch heute noch das Privileg, ein Lieblingsplatz der beiden zu sein. Das Haus im Blickfeld, aber weit genug davon entfernt, um nicht gehört zu werden, wenn man Geheimnisse austauscht. Unwillkürlich verzieht sich ihr Mund zu einem Schmunzeln, als sie an die geheimen Fluchtpläne ihrer Freundin mit ihrer großen Jugendliebe, Roberto Zuccari, denkt. Seine kleinen Briefchen mit selbst verfassten Gedichten, die er ihr immer heimlich zusteckte, hat sie bestimmt heute noch.
Emeldas unglücklichen Gesichtsausdruck kann sie sich auch jetzt noch vergegenwärtigen, als sie ihr damals kummervoll und mit bebenden Lippen erzählte: „Ich bin am Boden zerstört! Roberto träumt von einem Leben in Australien und ich überlege nun ernsthaft, ob ich mit ihm gehen soll. In ein paar Wochen will er sich schon in Genua einschiffen und spricht von nichts anderem mehr. Er hat da drüben einen Freund und gemeinsam mit dem möchte er auf einem großen Grundstück einen Vergnügungspark anlegen, mit Tischen und Bänken zwischen Wegen und Pfaden, die zu einem Fluss führen. Es sind Räumlichkeiten für Theater und Tanzabende geplant, wo sich an der Decke Kristallkugeln drehen, die glitzernde Lichter wie Schneeflocken an die Wände werfen. Seine Beschreibungen sind so lebendig und ausführlich, dass ich die Bilder förmlich vor mir sehen kann.“ Damals umarmte Laura ihre Freundin fest und hoffte inständig, dass ihre Freundin hier bleiben und sie nicht verlassen würde.
Einen Tag vor Robertos Abreise drückte er dann Emelda fest an sich, legte ihr zwischen langen, innigen Küssen eine schmale silberne Kette mit einem Herzanhänger um den Hals und Emelda betrachtete sich von da an als verlobt. Den ersten flammenden Liebesbrief an ihn entwarfen die beiden Freundinnen gemeinsam und steckten ihn dann mit einer zwischen Büchern gepressten Rose in ein Kuvert. Viele Briefe voll Sehnsucht und Liebesschwüren wurden dann in den darauffolgenden Monaten von Emelda auf die lange Reise von Kontinent zu Kontinent geschickt und von ihrem Liebsten im fernen Australien in gleicher Weise beantwortet.
Mit der Zeit wurden seine Briefe dann aber seltener, aus den früheren Liebesschwüren wurden immer mehr Arbeitsberichte. Emelda fragte sich immer öfter, ob sein Traum von diesem Paradies auch der ihre war? Letzten Endes entschied sie sich dann dagegen. Aber die Halskette mit dem Herz trägt sie noch immer, frei nach dem Motto: „Wenn eine Liebesgeschichte niemals aufhören soll, darf sie gar nicht erst beginnen.“
Es ist schon später Nachmittag, als Emelda endlich zu Laura in den Garten kommt und ihr gegenüber Platz nimmt. Sie sieht etwas mitgenommen aus und nimmt dankend die Tasse Kaffee entgegen, die ihr Laura mit einem Stück frisch gebackenen Kuchen reicht. Bekümmert sieht Emelda ihre Freundin an und streicht sich mit einer kleinen Geste eine rote Haarlocke aus dem Gesicht: „Der Conte wird uns fehlen, nach all den Jahren in unserem Haus gehörte er schon fast zur Familie.“ Dann erzählt sie mit tragischem Gesichtsausdruck und allen Details die Ereignisse der letzten Stunden. Laura reicht ihr ein zweites Stück Kuchen und kann ihr damit wieder ein Lächeln entlocken, das wie immer von zwei kleinen Grübchen auf ihren Wangen begleitet wird.
Die beiden Frauen erinnern sich gemeinsam an Valpeccas Besuche, erzählen sich noch einmal die vielen mit ihm erlebten Anekdoten und lassen so das Bild eines charmanten, galanten älteren Herrn aus einer anderen Zeit lebendig werden, der ihnen fehlen wird.
Die Strahlen der Sonne reichen inzwischen nicht mehr über die Mauern und es wird schattig im Garten. Laura schenkt Likör in zwei kleine geschliffene Gläser, mit denen die beiden Frauen nun zur Erinnerung an den Conte anstoßen. Später verabschiedet sich Emelda mit einer herzlichen Umarmung von ihre Freundin und ruft ihr beim Hinausgehen noch zu: „Das Rezept von diesem göttlichen Kuchen musst du mir unbedingt einmal verraten!“
Anschließend genießt Laura noch etwas die Ruhe im Garten, hört dem Zirpen der Grillen zu, die ihren Weibchen ein Ständchen bringen und hängt ihren Gedanken nach. Ihr Blick schweift zu der Mauer, auf deren anderer Seite sich die Villa befindet. Ein Dickicht von immergrünen Efeuranken und wilden Kletterrosen macht diese zum Anwesen nebenan so gut wie unsichtbar und verbirgt im rückwärtigen Teil, wo Bäume und Sträucher dicht nebeneinander stehen, geschickt ihr Geheimnis. Eine kleine vergessene Eisentür, die sie einmal als kleines Mädchen entdeckt und an die sie der Nachlass von Alessandro di Valpecca einige Monate später wieder erinnern wird.
5
Schon als kleines Kind verbringt Laura viel Zeit im Garten ihrer Großeltern und nennt ihn miracolo, er ist ihr Wundergarten mit seinen riesigen alten Bäumen, den vielen dufteten Rosen, Blütenstauden und Kräutern. In ihrer kindlichen Hoffnung, einmal eine Fee oder vielleicht einen Kobold in diesem magischen Irrgarten zu entdecken, durchsucht sie immer wieder versteckte Winkel, sieht hinter Sträucher, um schließlich eines Tages die von Pflanzen überwucherte alte Eisentür zu finden. Sie ist rostig, schmal, nicht sehr hoch, hat einen geschwungenen Griff und einen großen Riegel, der als Verschluss dient. Sie erzählt aber niemandem von ihrer Entdeckung und stellt sich die fantastischsten Dinge dahinter vor. Es vergeht einige Zeit bis sie es wagt, die Tür hinter der grünen Blätterwand genauer zu inspizieren, sie zu berühren und durch das große Schlüsselloch zu spähen. Enttäuscht stellt sie danach fest, dass es auch auf der anderen Seite nur grünes Blattwerk zu sehen gibt.
Erst einige Jahre später gibt Laura ihrer Neugierde endgültig nach und wagt das Abenteuer, diese Tür heimlich einen Spalt zu öffnen. Nach einer ziemlichen Kraftanstrengung über mehrere Tage, mit Hilfe einer alten Eisenstange und reichlich Schmieröl aus dem Geräteschuppen, gelingt es ihr, sie zumindest so weit aufzuschieben, dass sie durchschlüpfen kann. Dann kriecht sie durch das Gestrüpp, geht durch den wild wuchernden Park und steht vor der Villa.
Augenblicklich fühlt sie sich magisch von diesem Gebäude angezogen, wiederholt ihre heimlichen Besuche und dehnt sie mit der Zeit immer weiter aus. Bei einem dieser Streifzüge findet sie eine nur angelehnte Hintertür und betritt nach kurzem Zögern das Haus. Die Angst schnürt ihr die Kehle zu, aber gleichzeitig hat sie die Hoffnung, Zeuge von etwas Außergewöhnlichem zu werden, ein Gespenst zu treffen, vielleicht die Entdeckung eines Schatzes zu machen. Sie bemüht sich ganz leise aufzutreten und geht langsam von Zimmer zu Zimmer. In manchen befinden sich noch ein paar Möbelstücke, da ein Stuhl mit zerrissener Polsterung, dort ein alter Tisch, eine Bank, aber die meisten Räume sind leer.
Bei einem der späteren Besuche wagt sie dann vorsichtig, sich die Mauer entlang tastend, die breite Treppe nach oben zu steigen und erreicht einen großen Vorraum, von dem man in die einzelnen Zimmer gelangt. Immer wieder hält sie lauschend an, als alles still bleibt drückt sie den verzierten Griff nach unten, um die erste Tür zu öffnen in einen offensichtlich leeren Raum dahinter. Sie wendet sich der nächsten Tür zu, öffnet sie und hat ein großes Zimmer vor sich. Als sie eintritt, entdeckt sie ein großes Bett an der Rückwand. Bei näherer Betrachtung sieht sie am Kopfteil die Reste eines gemalten Bildes, das einen kleinen Jungen mit Pfeil darstellt. Sie blickt um sich, betrachtet dann den Plafond und kann auch an der Decke die Reste von Bildern mit sich umarmenden Körpern erkennen. Wer waren die Menschen, die hier in diesem Bett geschlafen, sich vielleicht auch geliebt haben? In ihrer Vorstellung entstehen Bilder, wie dieser Raum einmal ausgesehen haben könnte, mit Bettwäsche aus Seide, kleinen Kommoden, Spiegeln und langen Vorhängen. Schließlich kann sie sich losreißen, um die anderen Räume zu inspizieren, die aber wieder alle leer sind.
Laura fällt es nicht leicht, ihre geheimen Ausflüge in die verlassene Villa vor Großmutter Arianna zu verbergen und sie nimmt sich vor, es ihr irgendwann einmal zu beichten. Aber über das Wie und Wann muss sie noch nachdenken, vielleicht einmal beim gemeinsamen Kochen, kommt ihr dann in den Sinn. Sie liebt ihre nonna sehr und möchte sie auf gar keinen Fall verärgern.
Auch in späteren Jahren, sie ist schon längst kein Kind mehr und besucht eine höhere Schule in Treviso, kann sie bei ihren Besuchen zu Hause der Anziehungskraft, die diese Villa auf sie ausübt, nicht widerstehen. Es zieht sie immer wieder zu dem verlassenen Anwesen und sie denkt sich Geschichten darüber aus, sie ist ihre Bühne, wenn sie durch die Räume geht. Immer wieder entdeckt sie etwas Neues, wie eine kleine verzierte Vase, die sie versteckt in einer Ecke eines alten Küchenschranks findet. Laura hofft, irgendwo vielleicht auch auf ein Geheimfach mit vergessenen Briefen zu treffen, versteckt in einer Mauer oder unter einem lockeren Dielenbrett.
Wie schon so oft, steht sie eines Tages im großen Salon und stellt sich die Festlichkeit eines Balles darin vor. Laura kann fühlen, wie das Leben von damals darin pulsiert und lehnt sich an die Wand, hebt etwas ihren Kopf, wie um zu lauschen und schließt die Augen. In ihrer Fantasie stehen schöne Menschen in eleganten Kleidern in kleinen Gruppen plaudernd und lachend beieinander. Sie halten Gläser mit Champagner in der Hand und prosten sich lächelnd zu. Wundervolle Musik erfüllt den Raum und untermalt das Gemurmel der Gäste, prächtige Luster hängen von der Decke und verbreiten an den Wänden, mit ihren unzähligen Anhängern aus Kristallglas, tausendfachen Glanz. Die Dienerschaft schlängelt sich durch das Gedränge, um die leeren Gläser der Anwesenden immer wieder durch neu gefüllte auszutauschen. Etwas abseits in einer Ecke beugt sich ein eleganter Herr zu seiner schönen Begleitung und streift mit seinen Lippen leicht über ihre Schläfe. Als Laura die Augen wieder öffnet, stockt ihr Herz, denn es steht ein Schatten in der Tür, der sie beobachtet.
„Träumst du am helllichten Tag?“ Der Schatten hat eine junge männliche Stimme, löst sich von der Tür und tritt in den Salon. Laura atmet erleichtert auf, es ist einer der Burschen aus Emeldas Nachbarschaft. Sie versucht ihre momentane Panik zu unterdrücken und ruft ihm entgegen: „Paolo! Was fällt dir ein, mich so zu erschrecken!“ Er schlendert, sich umschauend, quer durch den großen Saal in ihre Richtung, um sie dann amüsiert von Kopf bis Fuß zu betrachten, als er vor ihr steht. Ihre zuvor