Omas Erinnerungen - Lia Abuladze - E-Book

Omas Erinnerungen E-Book

Lia Abuladze

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Beschreibung

Das Buch Omas Erinnerungen von Lia Abuladze enthält Geschichten aus dem Leben dreier Kinder, drei Schwestern, die ursprünglich Georgierinnen sind, aber in Frankfurt am Main geboren wurden und dort auch leben.

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Das Buch „Omas Erinnerungen“ von Lia Abuladze enthält 54 Geschichten aus dem Leben dreier Kinder, drei Schwestern, die ursprünglich Georgier sind, aber in Frankfurt am Main geboren wurden und dort auch leben.

Danksagung: Ich danke meinen drei Freundinnen in Münster – Prof. Dr. Edeltraud Bülow, Hannelore Sensen und Hiltrud Fischer, die die ersten Zuhörerinnen dieser Geschichten waren und mich ermutigt haben, weiter zu schreiben. Besonderer Dank gilt Hannelore, die sogar nach Frankfurt kam, um meine Enkelinnen persönlich kennenzulernen. Zuletzt vielen Dank an meine Familie für ihre vielfältige liebevolle Hilfe.

Einen ganz besonderen Dank möchte ich an eine Freundin unserer Familie, Saskia Hennig von Lange aussprechen, die meine Texte sprachlich verbessert und mir stets wunderbare Ratschläge gegeben hat.

Omas Erinnerungen

Inhalt

(Die mit * Sternchen markierten Geschichten sind bereits im „Georgisches Lesebuch“ herausgegeben von Lia Abuladze und Jonas Löffler, Hamburg 2018, veröffentlicht worden)

Vorwort

Lia

Die Katze

Das Müllauto

Lia denkt

Lia verteidigt Nina

Lia verschwindet

Das Märchen

Nina

In Bad Homburg

Nina bekommt einen neuen Puppenwagen

Wie aus der großen Schwester Lata wird

Lia verteidigt Oma

„Wie heißt dein Mann?“

Vorbereitung zum Geburtstag

Lias vierter Geburtstag

*David und Goliath

*Der Hund spricht georgisch, bellt aber deutsch

Mathematikstunde

Nina Abuladze

*Nina, die Realistin

Nina will ein armes Kind sein

„… und Liebe“

Die Kinder malen

Prinz aus ganz Swanetien

Nina spioniert

„Eifersüchtig“?

Eine knauserige Nina

Welcher Zwilling lügt?!

Wer bin ich?

„Ohne Fehler“ schlafen?!

Ferien in Georgien

„… aber Nina weint“

Ballettstunde

Lia spricht mit Gott

„Bye-bye“

*„Papa hat geholfen“

Anna lächelt

*Schicke Biene

„Anna arbeitet“

Flohmarkt

*„Wir begraben dich“

Die Kinder schreiben

Der Tod

Das Glück

Die Welt

Anna will Geld kaufen

„Erlkönig“

Lia ist mit der Grundschule fertig

Anna T und Anna C

Wie weise die Kinder sind

Anna – Babysitterin?

Heilige Nino

Wir spielen Schach

Anna interessiert sich für Politik

Schluss

Anhang

Nachwort

Vorwort

Ich stamme aus Georgien. Seit 1999 wohne ich in Münster und unterrichte Georgisch an der Universität (WWU). Mein Sohn hat Jura in Münster studiert. Zurzeit wohnt er mit seiner Familie in Frankfurt am Main. Seine Frau ist auch aus Georgien. Sie haben drei Töchter. Meine erste Enkelin wurde 2006 geboren, die zweite nach anderthalb Jahren (2008), und die dritte 2014.

Ich besuchte meine Enkelinnen zweimal im Monat. Für mich als Sprachwissenschaftlerin war es sehr interessant, ihre sprachliche Entwicklung zu beobachten. Besonders deshalb, weil die Kinder in der Krabbelstube von den Erzieherinnen Deutsch lernten, bei der Familie aber hörten und sprachen sie Georgisch.

Die Kindersprache, vor allem im Fall des Bilingualismus, ist für die Linguistik ein interessantes Thema, das nicht ganz gründlich erforscht ist. „Jetzt ergibt sich für mich eine gute Möglichkeit, Bilingualismus zu studieren“, dachte ich. „Es wäre sehr interessant, die Entwicklung der sprachlichen Kompetenz meiner Enkelinnen zu notieren.“

Um die Probleme der Zweisprachigkeit der Kinder zu verstehen, braucht man natürlich das Erfahrungsmaterial. Für die Sammlung des Materials über die Bildung einer doppelten Sprachkompetenz, muss man das Verhalten der Kinder, die einer zweifachen sprachlichen Herausforderung unterworfen sind, Tag für Tag beobachten.

Aber nur zweimal im Monat am Wochenende meine Enkelinnen zu beobachten – das reichte nicht für die Realisierung meiner Idee. Ich habe auf mein wissenschaftliches Ziel verzichtet und mich nur auf das Schreiben der hier vorliegenden Aufzeichnungen beschränkt. Auch das war nicht einfach, weil fast die ganze Zeit, die ich zusammen mit den Kindern verbrachte, mit Spielen erfüllt war und ich nach unseren Spielen meistens so erschöpft war, dass ich nur mit großer Mühe schreiben konnte. Bei jedem neuen Treffen mit meinen Enkelinnen sah ich, wie schnell sie sich veränderten. Auch deshalb wollte ich aufschreiben, was ich mit ihnen erlebte, um ihre Kindheit nicht völlig aus meinem Gedächtnis zu verlieren.

Was am Ende daraus geworden ist, sehen Sie hier.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Meine Enkelinnen sind: Lia, geb. am 22.08.2006, Nina, geb. am 9.04.2008 und Anna, geb. am 18.05.2014.

Ihre Eltern heißen Lata und Nick.

Lia Abuladze

11. März 2008

Lia

Der Wortschatz der anderthalbjährigen Lia besteht aus zwei Silben „an…an“ und „da…da“, die verschiedene Bedeutungen haben. Wenn ich nach Frankfurt komme und die Wohnung meines Sohnes betrete, streckt die kleine Lia mir ihre Hände entgegen und ruft: “an…an!” Das bedeutet, dass ich sie auf meine Arme nehmen soll.

Im Zimmer zeigt sie auf den Sessel: „Da…da“, ich soll mich setzen. Der Sessel steht neben dem Fenster. Lia mag es, dort auf meinen Knien zu sitzen, hinaus zu schauen oder mit mir „Hoppe, hoppe, Reiter“ zu spielen.

Auch an diesem Abend im März haben wir dagesessen und aus dem Fenster geschaut als es klingelte. „Ah, Lias Papa ist gekommen!“, frohlockte ich, sprang auf und lief zur Tür. Doch ich stolperte, verlor das Gleichgewicht, erst im letzten Moment gelang es mir, mich zu fangen. Ich stieß mich nur an der Wand, nicht weiter schlimm. Ich öffnete die Wohnungstür und ging ins Zimmer zurück; doch was sah ich da? Meine kleine Enkelin tapste zur Wand und schlug mit der flachen Hand dagegen, genauso, wie wir es machen, wenn Lia sich an etwas stößt: Wir schlagen die Gegenstände, die sie verletzt haben.

Dann ging Lia in den Flur und brachte mir meine Straßenschuhe, sie stellte die Schuhe vor mich hin und verlangte „an…an“. Bestimmt wollte Lia sagen, dass meine Pantoffeln schuld daran waren, dass ich über die Teppichkante gestolpert bin und ich deshalb besser die Straßenschuhe anziehen sollte.

Schließlich setzte sich Lia auf den Teppich und sagte: „Da…da.“ Ich verstand meine kleine kluge Enkelin richtig und hockte mich neben sie.

15. August 2008

Die Katze

„Wau, wau, wau, wau!“, ruft Lia wenn sie einen Hund sieht. Sie liebt alle Hunde, egal ob kleine oder große, Rassehunde oder Mischlinge. Aber ich habe Angst, wenn meine Enkelin einen Hund streichelt. Es gibt so viele Gefahren, die mit Hunden verbunden sind, doch ich versuche, ruhig zu bleiben, mich nicht einzumischen, nicht daran zu denken, was passieren kann, wenn Lia den Hund küsst oder die Hand nach dem Streicheln in den Mund steckt.

Einmal waren wir auf dem Spielplatz, Lia schaukelte. Plötzlich sprang sie ab und rannte zum Zaun, ich folgte ihr. Hinter dem Zaun war eine große, gelbe Katze. Lia wollte sie fangen, aber natürlich schaffte sie das nicht. Ich lockte: „Katze, kiss-kiss, Katze!“ – „Nein, Oma, miau-miau“, korrigierte Lia. Also miaute ich, aber die Katze verstand mein Rufen nicht, und statt zu uns zu kommen, ging sie ruhig weg. Lia war enttäuscht, sie konnte nicht über den Zaun springen und rief: „Miau, miau.“ Ich wiederholte ihren Ruf. Heimlich hoffte ich, dass die Katze uns nicht richtig verstehen würde und verschwände, weil ich Angst hatte, diese große Katze könnte Lia angreifen und ihr das Gesicht zerkratzen. Und wirklich guckte uns die Katze aus ihren grünen Augen verächtlich an und machte sich schließlich davon. Lia fing an zu weinen, ich tröstete sie: „Die Katze will schlafen und ist nach Hause gegangen, morgen kommt sie wieder.“

11. Februar 2009

Das Müllauto

Nicht nur Hunde und Katzen wecken Lias Neugier, sondern auch vorbeikommende Autos und Fußgänger. Wir wohnen im Erdgeschoss. Lia mag es, zusammen mit mir im Sessel zu sitzen und vom Fenster aus die Straße zu beobachten. Unsere Straße ist sehr ruhig und Autos fahren selten vorbei. Deshalb freut sich Lia besonders, wenn das Müllauto vor dem Fenster anhält. Die Arbeiter in ihren orangenen Uniformen leeren die Mülltonnen in Container, Lia klopft ans Fenster und winkt ihnen mit beiden Händen zu. Die Müllwerker winken zurück, einer, der älter aussieht als die anderen, kommt zum Fenster, klopft und schickt Lia Luftküsschen. Lia ist begeistert.

Weil Nina schon so groß geworden war, dass sie auch aus dem Fenster schauen und draußen Dinge beobachten konnte, habe ich sie einmal zu uns in den Sessel genommen. Das Müllauto kam und „unser“ Arbeiter, der immer an die Scheibe klopft und Lia ein Küsschen schickt, erblickte Nina und schenkte ihr sofort die Aufmerksamkeit, klopfte ans Fenster und gab ihr einen Luftkuss.

Ich war nicht sicher, ob Lia seinen Verrat bemerkt hatte, aber ich selbst empfand plötzlich einen schon sehr lange vergessenen Stich ins Herz.

4. März 2009

Lia denkt

Am Samstag war die ganze Familie im Schwimmbad. Nach dem Schwimmen war Lia ziemlich müde. Im Auto saß sie schweigend hinter ihrer Mutter Lata, die sie nicht sehen konnte. „Lia, was machst Du? Schläfst Du?“, fragte die Mama.

„Lia denkt“, war die Antwort.

1. April 2009

Lia verteidigt Nina