Optionen handeln mit Köpfchen - Profitable Tipps aus der Praxis für fortgeschrittene Optionstrader - Benjamin Friedenheim - E-Book

Optionen handeln mit Köpfchen - Profitable Tipps aus der Praxis für fortgeschrittene Optionstrader E-Book

Benjamin Friedenheim

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Beschreibung

Nach den ersten Schritten im Optionshandel stellt sich die Frage, wie sich erlerntes Wissen ausbauen und profitabel umsetzen lässt. Hierbei ist ein tieferer Einstieg in Themen wie Volatilität, Riskiomanagement, Optionspreistheorie und die Bedeutung unterschiedlicher Kennzahlen unerlässlich. Der Leser wird auf praktische Art an diese für Anfänger oft sehr theoretisch wirkende Materie herangeführt. Ohne in wissenschaftliche Abhandlungen abzugleiten geht der Autor in die Tiefe, behält dabei aber immer die praktische Anwendung im Auge. Dem Leser werden Zusammenhänge aufgezeigt und erläutert, die im täglichen Handel sofort umsetzbar sind.

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Benjamin Friedenheim

OPTIONEN HANDELNMIT KÖPFCHEN

PASSIVES EINKOMMEN

MIT FORTGESCHRITTENEN STRATEGIEN

© 2021 Benjamin Friedenheim

https://www.börsenstrategen.com

Lektorat: Anna Wagner

ISBN Softcover 978-3-347-54566-3

ISBN Hardcover 978-3-347-54571-7

ISBN E-Book 978-3-347-54578-6

ISBN Großschrift 978-3-347-54581-6

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Halenreie 40–44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter:

tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice",

Halenreie 40–44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Einleitung

Für wen ist dieses Buch gedacht?

Und für wen ist es nicht gedacht?

Gehandelte Märkte

Vokabular

1 Börsengehandelte Optionen zu Zertifikaten und Optionsscheinen

Emittentenrisiko

Standardisierung

Preisstellung

Handelbarkeit

2 Option Basics Review

Optionen long und short

Options Greeks

Die Dauerbrenner – Short Put und Covered Call

Die ungeliebten Zwillinge – Short Call und Covered Put

Werteauswahl

Risikomanagement

3 Der Weg zu konstanten Ergebnissen

Trading Organisation

Marktanalyse

Trading-Plan

Trading Journal

4 Neue Optionsmärkte

ETF Basics

Vorteile

Nachteile

Index ETFs

Sektor ETFs

Futures und Optionen

5 Volatilität verstehen und handeln

VIX

Exkurs Black-Scholes-Formel

IV vs. HV

Option Skew

Veränderungen der Skew

Skew bei Credit-Spreads

Skew messen

Zeitwert und Verfall

Vola und Zeit

Gewichtetes Vega

6 Credit-Spreads

Bull Put Credit-Spread

Bear Call Credit-Spread

Verfallsrate

Hedge Ratio

Spread-Weite

Exkurs Reg-T-Margin

Margin Betrachtung

CRV Betrachtung

Abstand zum Geld

7 Debit-Spreads

Bear Put Debit-Spread

Bull Call Debit-Spread

Regeln

Spread-Weite je nach IV

Iron Condor

8 Strangles und Straddles

Strangles

Short Strangle

Long Strangle

Straddles

Short Straddle

Long Straddle

Fazit

9 Reparaturen und Rollen bei Credit-Spreads

Abwarten

Stop Loss für kompletten Spread

Komplettes Rollen

Horizontales Rollen

Schräges Rollen

Vertikales Rollen

Stop Buy/Sell Basiswert für Short, Long halten/verkaufen

Short schließen (zurückkaufen), Long halten

Short rollen, Long schräg rollen (weiter OTM)

Short ausüben lassen, Long verkaufen, Covered Strategie fahren

Short rollen, Long ausüben

LEAPS Basiswert, Short rollen, Long halten/verkaufen

Fazit

10 Hedging

Einordnung von Crashes

Rücksetzer

Marktkorrekturen

Echter Bärenmarkt

Crash und Black Swan Event

Depotversicherung für Black Swan Events

Long Puts und Teenies

Back Ratio Spreads

Black Swan Hedge

Start

Finanzierung

Erträge ernten

Positionsgröße der Hedges

Hoch Vola Umfeld

Aktives Hedging

Put Debit-Spreads

Back Ratio ATM

Verdienen im Bärenmarkt

11 Trademanagement und Portfoliomanagement

Trademanagement

Portfoliomanagement

CRV Betrachtung

Margin Auslastung

Drawdown

Aufbau und Einteilung

Risikoneigung

12 Mythen im Optionshandel

Schneller Zeitwertverfall

Zeitwert ATM

Rabatt und Vermietung

Schnell und risikolos

Fast alle Optionen verfallen wertlos

Arbitrage mit Optionen

13 Software und Hilfsmittel

Internet Quellen

Optionen handeln mit Köpfchen - Profitable Tipps aus der Praxis für fortgeschrittene Optionstrader

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Titelblatt

Urheberrechte

Einleitung

Internet Quellen

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Einleitung

Für wen ist dieses Buch gedacht?

Dieses Buch richtet sich nicht an blutige Anfänger im Optionshandel, sondern an alle, die schon die ersten Erfahrungen mit diesen spannenden Derivaten gemacht haben. Der Handel mit börsennotierten Optionen hat sich in Deutschland und im deutschsprachigen Raum allgemein in den vergangenen Jahren zwar etwas weiterentwickelt und nimmt eine erfreuliche Entwicklung, steckt aber im internationalen Vergleich betrachtet immer noch in den Kinderschuhen. Zu stark ist im deutschsprachigen Raum die Lobby der Banken, die bevorzugt ihre hauseigenen Produkte, wie Optionsscheine und Zertifikate vertreiben und erfolgreich an die Kunden bringen. Man mag diesen Umstand kritisch sehen (auf die Kritikpunkte dieser Bankenprodukte wird im Folgenden noch eingegangen), die positive Seite der Medaille bleibt allerdings, dass durch die starke Öffentlichkeitsarbeit in Richtung Zertifikate und Optionsscheine eine immer breitere Öffentlichkeit die Vorzüge von derivativen Finanzinstrumenten für sich entdeckt hat.

Auch an diese Gruppe von Tradern richtet sich dieses Buch, denn durch den Umgang mit diversen Arten von Zertifikaten und Optionsscheinen ist ihnen die Funktionsweise von Calls und Puts (egal ob in Form der long oder short Variante) bereits grundsätzlich bekannt. Denn bei all den auf dem Zertifikate- und Optionsscheinmarkt verfügbaren Produkten handelt es sich um Kombinationen von Optionspositionen mit oder ohne Einbeziehung des jeweiligen Basiswertes. So komplex viele Optionsstrategien auch wirken mögen, die Grundlage bilden immer Calls und Puts, die ge- oder verkauft werden. Schlussendlich ist alles, was der deutsche Zertifikate- und Optionsschein-Markt hergibt, im Grunde nichts anderes als eine Kombination aus ebendiesen vier Basispositionen, manchmal kombiniert mit einer long oder Short-Position im jeweiligen Basiswert. Dieses wird zwar in den Verkaufsprospekten der Zertifikat-Herausgeber niemals klar erwähnt, aber durch die Beschreibung und die abgebildeten Risiko-Diagramme lässt sich leicht auf die zugrundeliegende Idee, welche aus dem Optionsmarkt stammt, schließen. Nach der Lektüre dieses Buches und entsprechender Anwendung unter Zuhilfenahme geeigneter Options-Software wird dem geneigten Leser die Einordnung der Strategien und das Erkennen der zugrundeliegenden Optionsstrategien ein Leichtes sein.

Wer sich neben Zertifikaten und Knock-outs auch mit von Banken herausgegebenen Optionsscheinen befasst hat, dem sind die Begriffe Call und Put in ihrer jeweiligen long und short Variante bereits ein Begriff. Warum nun also über die börsengehandelte Variante von Optionen nachdenken? Dieser Frage werden wir im nächsten Kapitel nachgehen und die Unterschiede zu den im deutschsprachigen Raum verbreiteten Produkten herausarbeiten.

Da sich dieses Buch an bereits erfahrenere Optionshändler richtet, wird auf eine einleitende ausführliche Erklärung verzichtet, die die grundsätzlichen Funktionen darstellt und die jeweiligen Vorteile gegenüber dem reinen Handel mit Aktien darstellt. Hierzu ist zum einen ausreichend Literatur vorhanden, wobei in vielen dieser an noch völlig unbedarfte Anleger gerichteten Bücher, nach Meinung des Verfassers, zu stark vereinfacht erklärt wird, wodurch auch fachfremde Leser zum Handel mit derivativen Finanzinstrumenten verleitet werden sollen. Verleiten ist in diesem Zusammenhang keinesfalls negativ gemeint, es ließe sich auch eher als Motivation auffassen, was im Grunde nicht zu verurteilen ist.

Die mitunter erheblichen Risiken dürfen selbstverständlich nicht unerwähnt bleiben, allerdings muss die Tatsache akzeptiert werden, dass wir in einem Land leben, in dem die Aktienkultur unter Privatanlegern nur sehr wenig ausgeprägt ist. Denken wir zurück an die Zeit der großen Technologie- und Dotcom-Blase Ende der 90er-Jahre, in deren Zuge für einige Aktien (Stichwort T-Aktie, „Volksaktie“) die Werbetrommel in großem Maße gerührt wurde. Viele Anleger, die damals ihre ersten Aktien erworben haben, sitzen noch heute auf den Verlusten von damals und dürften auf lange Sicht dem Aktienmarkt eher wenig wohlgesonnen sein. Insofern hat eine im positiven Sinne motivierende und vereinfachende Darstellung der Zusammenhänge – auch von gehebelten Finanzinstrumenten wie Optionen – durchaus ihre Berechtigung.

Nachdem viele Jahre selbst Discountbroker nur zögerlich den Zugang zu börsengehandelten Optionen möglich gemacht haben, sind zuletzt deutsche Ableger ausländischer Broker (vor allem amerikanischer großer Broker) auf den deutschen Markt gekommen, die unter Vermeidung der sprachlichen Hürden auf Anlegermessen und über das Internet für sich werben und sich mit ihrem Angebot klar an den privaten Endkunden richten. Nach den öffentlich verfügbaren Zahlen über die Entwicklung der Kundenbasis dieser sogenannten Frontend- oder auch Introducing-Broker, wächst der Anteil derer, die sich zumindest mit den Basisstrategien Put und Call in ihrer long und short Variante auskennen oder diese schon einmal gehandelt haben, ständig. Damit sich trotzdem ein rundes Bild ergibt und jeder Leser vor der Lektüre der fortgeschrittenen Optionsstrategien und Überlegungen zu diesen auf dem gleichen Stand ist, wird im 1. Kapitel eine Wiederholung der Basics stattfinden. Dies allerdings wirklich in verkürzter Form, da ein Grundlagenwissen, wie zuvor bereits angesprochen, vorausgesetzt wird.

Und für wen ist es nicht gedacht?

Für wen ist dieses Buch nicht gedacht? Es richtet sich zwar an private Optionshändler, die bereits über einige Erfahrungen verfügen, stellt allerdings ausdrücklich keine wissenschaftliche Abhandlung dar, die Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Vielmehr soll tatsächlich angewandtes Optionswissen „hands on“, also für den tatsächlichen Gebrauch und die direkte Umsetzung vermittelt werden. Insofern wurde auf eine allzu wissenschaftliche Darstellung und Herleitung verzichtet, zugunsten einer allgemeinverständlichen Formulierungsweise. Ebenso werden zwar theoretische Konzepte angesprochen, dabei aber jeweils erwähnt, dass diese zwar in der Theorie vorstellbar sind und deren Darstellung sowie gedankliche Berücksichtigung auch Ihre Berechtigung haben, aber im praktischen täglichen Handel im eigenen Depot eine, wenn überhaupt, untergeordnete Rolle spielen.

Strategien, die für größere Fonds und Institutionen, die große Positionen an Kundengeldern verwalten, interessant sein können, werden in diesem Buch ebenfalls nur am Rande erwähnt. Einige fortgeschrittene Strategien wurden bewusst ausgeklammert, denn Komplexität ist im Optionshandel nicht gleichbedeutend mit mehr Rendite oder weniger Risiko. Beispielsweise stellt der Bereich der Calendar-Spreads, auch Time-Spreads genannt, ein kleines Optionsuniversum für sich dar, welches eine Vielzahl möglicher Trades für die unterschiedlichsten Situationen bietet. Mit einer einfachen Darstellung wäre niemandem gedient. Vielmehr verleitet eine oberflächliche Darstellung komplexer Strategien nur zu gerne zu unvorsichtigem Vorgehen und falschen Schlussfolgerungen, häufig basierend auf mangelndem Verständnis.

Dem Verfasser geht es primär darum, die vielfältigen Möglichkeiten aufzuzeigen, auf der Klaviatur der Optionsstrategien erfolgreich spielen zu können. Und zwar für den privaten Anleger, der eigenes Geld einsetzt und damit risikobewusst regelmäßige Einkünfte erzielen möchte. So vielfältig die Möglichkeiten mit Optionen auch sein können, oft sind es die simplen und einfach umsetzbaren Strategien, die die stetigsten und besten Erfolge erzielen. Wie heißt es so schön, „etwas kompliziert machen kann jeder Idiot, Genie zeigt sich in der Einfachheit“.

Gehandelte Märkte

Schließlich noch ein Wort zu den gehandelten Märkten. Der etablierteste und nach wie vor mit Abstand liquideste Optionsmarkt ist der US-amerikanische Markt. Die Optionsbörse CBOE, Chicago Board of Options Exchange, wurde 1973 gegründet und hat im Jahr 2020 den Handel von 1,35 Milliarden Optionskontrakten abgewickelt. Als größte Optionsbörse der USA beträgt dieser Anteil trotzdem nur 18 % am gesamten Handelsvolumen aller 16 Börsenplätze von fast 7,5 Milliarden Kontrakten im selben Jahr. Die europäische Optionsbörse EUREX ist 1998 als Nachfolgerin der vormaligen deutschen und schweizer Optionsbörsen entstanden. Im Jahr 2020 wurden rund 2 Milliarden Optionskontrakte gehandelt.

Dieser Unterschied der Handelsvolumina mag zunächst nicht so groß erscheinen. Allerdings muss dabei die unterschiedliche Kontraktgröße beachtet werden. Während auf dem US-amerikanischen Markt fast durchgängig Kontraktgrößen von 100 Stück gehandelt werden, gehören an der EUREX auch deutlich kleinere Kontrakte von 5 oder 10 Stück zum Standard. Das hinter den Kontraktzahlen stehende Handelsvolumen auf dem europäischen Markt ist folglich nochmals deutlich geringer anzusetzen. Im praktischen Handel zeigt sich, dass an der EUREX bislang nur Indexoptionen, hier vorwiegend auf den Euro Stoxx und den Dax, in puncto Liquidität mit dem US-Markt mithalten können. Die Volumina steigen zwar auch in namhaften Einzelwerten kontinuierlich an, liegen aber immer noch weit hinter der Konkurrenz aus Übersee. Die positive Entwicklung des europäischen Derivatemarktes sollte daher gut im Auge behalten werden. Derzeit bietet der US-Markt aber in so vielen Bereichen Vorteile, dass der Handel mit US-Optionen unbedingt empfohlen werden muss.

Auch wenn Sie sich als bereits erfahrender Optionshändler mit diesen Themen schon befasst haben, sollen nochmals kurz die Vorteile von US-Optionen aufgezählt werden. Zum einen ist die bereits erwähnte Liquidität zu nennen. Mehr Angebot und Nachfrage führt zu einer faireren Preisfindung, was für Sie als Trader weniger Slippage bedeutet – bei einem geringeren Preisabstand zwischen An- und Verkaufspreis zahlen Sie ganz einfach weniger drauf. Außerdem wird der Preis eher auf einem „echten“ Markt gebildet, da Marktteilnehmer auf beiden Seiten auftreten, als Käufer und als Verkäufer. Bei weniger liquiden Werten steht als Handelspartner oftmals kein unabhängiger Marktteilnehmer auf der anderen Seite, sondern der Market-Maker. Dieser wird Ihnen einen Preis bieten, da dies seine Aufgabe ist – aber wie schätzen Sie Ihre Verhandlungsposition in diesem Fall ein?

Ein weiterer Punkt ist die Auswahl möglicher Basiswerte, verfügbarer Strikes und Laufzeiten. In allen Bereichen ist Ihre Auswahlmöglichkeit auf dem US-Markt weitaus größer als in Europa. Dies bedeutet mehr Flexibilität bei der Auswahl der Werte und auch der möglichen Handelsstrategien. Durch die Tatsache, dass der US-Markt immer noch der größte Aktienmarkt weltweit ist, schaut auch die „ganze Welt“ auf diesen Markt. Was verfügbares Research, Software, Tools und Screener, Newsletter und Börsenbriefe angeht, Sie werden sich um ein Vielfaches leichter tun, zu US-amerikanischen Werten etwas zu finden, als dies bei europäischen Werten der Fall ist.

Schließlich sei noch der Punkt der Diversifikation genannt. Mit großer Wahrscheinlichkeit haben Sie als Leser dieses Buches Ihren Wohnsitz im deutschsprachigen Raum. Sie leben dort, ggf. mit einer Familie, Sie konsumieren dort, wahrscheinlich gehen Sie auch noch einer Arbeit an Ihrem Wohnort nach. Vielleicht besitzen Sie eine oder mehrere Immobilien im Land Ihres Wohnortes, haben dort Konten, Depots, Sparvermögen. Man könnte sagen, Sie sind so ziemlich „all-in“ Deutschland, Österreich oder Schweiz. Warum also beim Thema Diversifikation nur an Aktien aus den Bereichen Maschinenbau oder Chemie, Lebensmittel oder IT denken? Warum nicht regional diversifizieren, und zwar mit dem am einfachsten zu diversifizierenden Mittel der Wahl? Kapital kennt nämlich keine Grenzen. Ob Ihr Wohnsitz, der Arbeitsplatz oder eine Immobilie, das alles lässt sich nicht so schnell auf die andere Seite des großen Teichs transferieren. Ihr investiertes Kapital dagegen schon.

Vokabular

Im Folgenden eine Liste mit in diesem Buch verwendeten Begrifflichkeiten mit kurzer Erläuterung. Ausführlichere Erklärungen folgen in den jeweiligen Kapiteln. Durch die Verwendung des optionsspezifischen Vokabulars soll der Lesefluss erleichtert werden.

ATM – am Geld – at the money Eine Option ist ATM, wenn der Strikepreis genau dem aktuellen Kurs des Basiswertes entspricht. Die genannten Bezeichnungen sind austauschbar und werden im Buch als Alternativen verwendet.

Bearisch Bezeichnung für fallende Märkte oder Kurse des Basiswertes. Kann auch die Erwartung fallender Kurse bezeichnen (bearische Marktmeinung) oder Trades, die davon profitieren würden (bearische Position).

Bullisch Bezeichnung für steigende Märkte oder Kurse des Basiswertes. Kann auch die Erwartung steigender Kurse bezeichnen (bullische Marktmeinung) oder Trades, die davon profitieren würden (bullische Position).

Bid-Ask Bid und Ask stellen das Pendant dar zum deutschsprachigen Geld und Brief Preis, dem jeweiligen An- und Verkaufspreis einer Option oder eines Basiswertes. Dies ist immer aus Sicht des Marktes gedacht. Den günstigeren Bid/Geld/Ankaufspreis bekommen wir bezahlt, wenn wir das jeweilige Produkt über den Markt verkaufen, den höheren Ask/Brief/Verkaufspreis müssen wir bezahlen, wenn wir das Produkt über den Markt kaufen.

Call Credit-Spread – CCS – Bear Call Credit-Spread Kombinierte Stillhalterposition mit Prämieneinnahme und begrenztem Risiko, bestehend auch Short Call und Long Call. Bezeichnungen werden alternativ verwendet.

Call Debit-Spread – CDS – Bull Call Debit-Spread Kombinierte Position mit direktional bullischer Ausrichtung, bestehend auch Long Call und Short Call. Bezeichnungen werden alternativ verwendet.

DIT – DTE Days in trade und days to expiration bezeichnen die Zeit, die sich ein Trader bereits in einer Optionsposition befindet (DIT) oder die Zeit, die eine Option bis zu ihrem Verfall noch läuft (DTE).

Expiration – Verfall – Laufzeit Jede Option hat einen von vornherein festgelegten Ablaufzeitpunkt. Ursprünglich war der dritte Freitag im jeweils dritten Kalendermonat üblich. Inzwischen haben sich die dritten Freitage jedes Monats eingebürgert, oft sind auch bereits wöchentliche und tägliche Expirations verfügbar. Hier spricht man von der Laufzeit, der Expiration oder dem Verfall.

Griechen – Greeks Eine Bezeichnung, die sich für gewisse Optionskennzahlen eingebürgert hat. Geht auf die Verwendung griechischer Buchstaben für diese Kennzahlen zurück (Kapitel 2)

ITM – im Geld – in the money Ein Call ist ITM, wenn der Käufer den Basiswert über den Call günstiger erwerben kann als über den freien Markt. Gleiches gilt für einen Put umgekehrt. Die genannten Bezeichnungen sind austauschbar und werden im Buch als Alternativen verwendet.

Long Long bezeichnet keine bullische Marktausrichtung, sondern jeweils den Kauf einer Position (die vorher nicht short war). Wird für das Eröffnen einer Position Geld (einen Debit) bezahlt, so ist man diese long. Buy-to-open, Kaufen zum Eröffnen. Bei der Position handelt es sich um einen Long. Long-Positionen sind in Optionen genauso möglich wie in Basiswerten (Long Call, Long Put, Long Stock). Das Schließen einer Long-Position ist ein Short, sondern ein sell-to-close, ein Verkauf zum Schließen.

Margin Bezeichnet eine Sicherheitsleistung, welche beim Broker für das Halten einer Position hinterlegt wird. Im deutschsprachigen Raum ist vielleicht der Begriff „Wertpapierkredit“ geläufig. Dieser entspricht zwar nicht exakt der Margin, aber die Funktionsweise ist eine ähnliche. Im Ergebnis können größere Positionen gehandelt werden, als in einem reinen Cash-Konto. Auf den Exkurs zur Margin in Kapitel 6 sei an dieser Stelle verwiesen.

Optionskette – Option chain Eine Laufzeit/Expiration von Optionen wird dargestellt in ihrer Optionskette oder option chain. Alle verfügbaren Strikes in dieser Laufzeit mit jeweiligem Preis der Puts und Calls sind enthalten.

Overnight Gaps Der Kurs eröffnet entweder oberhalb oder unterhalb der Handelsspanne des Vortages. Im Kerzenchart ist eine Lücke zum Vortag zu erkennen, ein Gap, das über Nacht entstanden ist. Der Preisbereich dazwischen wurde zur Börsenöffnungszeit nicht gehandelt. Sollte eine Stop-Order genau in diesem Bereich gelegen haben, so wird sie zu einem ungünstigeren Preis ausgeführt, als beabsichtigt und führt zu höheren Verlusten, als kalkuliert (Slippage).

OTM – aus dem Geld – out of the money Ein Put ist OTM, wenn der Käufer den Basiswert über den Put nicht zu einem höheren Preis verkaufen kann als über den freien Markt. Gleiches gilt für einen Call umgekehrt. Die genannten Bezeichnungen sind austauschbar und werden im Buch als Alternativen verwendet.

Put Credit-Spread – PCS – Bull Put Credit-Spread Kombinierte Stillhalterposition mit Prämieneinnahme und begrenztem Risiko, bestehend auch Short Put und Long Put. Bezeichnungen werden alternativ verwendet.

Put Debit-Spread – PDS – Bear Put Debit-Spread Kombinierte Position mit direktional bearischer Ausrichtung, bestehend auch Long Put und Short Put. Bezeichnungen werden alternativ verwendet.

Settlement Der exakte Zeitpunkt des Ablaufs einer Option sowie deren Abwicklung. Nicht gleichbedeutend mit dem letztmöglichen Handel, dieser kann abweichen – dazu im Einzelfall unbedingt die jeweiligen Spezifikationen der gehandelten Option kontrollieren (option specs, option specifications). Beim Settlement wird der gültige settlement price festgelegt. Optionen, die anhand dieses settlement Preises aus dem Geld notieren, verfallen wertlos. Im Geld befindliche Optionen werden zugeteilt/ausgeübt/exercized/assigned.

Short Short bezeichnet keine bearische Marktausrichtung, sondern jeweils den Verkauf einer Position (die vorher nicht long war). Erhält man für das Eröffnen einer Position Geld (einen Credit), so ist man diese short. Sell-to-open, Verkaufen zum Eröffnen. Bei der Position handelt sich um einen Short. Short-Positionen sind in Optionen genauso möglich wie in Basiswerten (Short Call, Short Put, Short Stock). Das Schließen einer Short-Position ist kein Long, sondern ein buy-to-close, ein Kauf zum Schließen.

Strike Der Basispreis einer Option, zu dem der Basiswert ge- (Call) oder verkauft (Put) werden kann.

Slippage Bezeichnet den Verlust, der bei Kauf oder Verkauf einer Position entstehen kann. Zum einen kann dies durch den Unterschied zwischen bid und ask Preis entstehen. Es wird mehr Geld bezahlt, also für den Verkauf eingenommen wird. Zum anderen kann Slippage entstehen, wenn eine Stop-Loss-Order in einem sich schnell bewegenden Markt ausgelöst wird. Der Stop Loss bei dem eingegebenen Preis löst nur die Order aus, garantiert aber keine Ausführung zu genau diesem Preis. Der zusätzliche Verlust durch eine ungünstigere Ausführung wird dabei auch als Slippage bezeichnet.

1 Börsengehandelte Optionen zu Zertifikaten und Optionsscheinen

Wo liegt nun also der Unterschied zwischen börsengehandelten Optionen und den Optionsscheinen und Zertifikaten, die von Banken herausgegeben werden? Zusammengefasst sind dies:

• Emittentenrisiko

• Handelbarkeit

• Preisstellung

• und Standardisierung

Emittentenrisiko

Was bedeutet nun das für viele nicht greifbare Schlagwort Emittentenrisiko? Jedes Zertifikat und jeder Optionsschein wird von einem bestimmten Emittenten herausgegeben. Falls Sie diese Instrumente schon einmal selbst gehandelt haben, so ist Ihnen der jeweilige Zusatz geläufig, der auf die herausgebende Bank oder ein Handelshaus hinweist. Im Prinzip bedeutet das, dass Sie zwar ein Zertifikat auf einen gewissen Basiswert handeln, tatsächlich stellt dieses Zertifikat aber eine Schuldverschreibung gegenüber dem Emittenten dar. Das ist so lange kein Problem, wie dieser Emittent liquide ist und noch existiert.

Das mag sich immer etwas weit hergeholt anhören, aber wenn Sie einmal zurückdenken an die große Bankenkrise der Jahre 2008 und 2009, dann hat uns diese eines eindrücklich vor Augen geführt: Ja, auch Banken können pleitegehen. Auch große Investmentbanken wie Lehman Brothers oder Bear Stearns, die damals zu den größten Investmenthäusern weltweit gehört hatten.

Hätten Sie nun in der damaligen Zeit ein Zertifikat oder einen Optionsschein von einem dieser beiden genannten Emittenten besessen, so hätten Sie nach deren Pleite einen Totalausfall zu beklagen gehabt.

Das Emittentenrisiko ist somit kein abstrakter Gedanke, sondern ein tatsächlich vorhandenes und zu berücksichtigendes Risiko. Wie sieht dies jedoch bei börsengehandelten Optionen aus? Wie der Name schon sagt, werden diese an der Börse gehandelt. Eine Option – die Unterscheidung zum Optionsschein ist hier wichtig, weil „Schein“ eben aussagt, dass es sich um ein Produkt von einem Emissionshaus handelt – hat keinen Herausgeber, sondern wird ausschließlich direkt an der Börse gehandelt. Die Börse, genauer gesagt, die hinter allen Börsen stehende zuständige Stelle für das Clearing der Optionen (in Amerika ist das die OCC – Options Clearing Corporation) stellt sicher, dass Ihr Recht beziehungsweise Ihre Pflicht aus einer Optionsposition auch umgesetzt wird. Der Fortbestand eines einzelnen Geldhauses hat keine Auswirkung auf die von ihnen gehaltenen Optionen zu einem bestimmten Basiswert.

Standardisierung

Welchen Vorteil bringt Ihnen die Standardisierung der börsennotierten Optionen? Nehmen wir das Beispiel, dass Sie einen Call auf einen Index kaufen möchten. Handelt es sich dabei um einen börsengehandelten Call, so können Sie bei jedem Broker, der Ihnen Zugang zu börsengehandelten Optionen gewährt, exakt die gleichen Finanzinstrumente kaufen. Diese sind in der Form standardisiert, als dass sie jeweils feste gleiche Laufzeiten haben (grundsätzlich ist dies jeweils der dritte Freitag im Monat, allerdings werden inzwischen auch wöchentliche und zum Teil tägliche Optionen auf Indizes gehandelt), sowie feste Strike Abstände, zum Beispiel alle $5. Bei den in Deutschland üblichen Optionsscheinen tun Sie sich bei der Auswahl des geeigneten Instrumentes schon deutlich schwerer.

Jeder Emittent kocht hier sein eigenes Süppchen, bietet unterschiedliche Strikes zu unterschiedlichen Laufzeiten an und macht somit einen Vergleich der verschiedenen verfügbaren Instrumente sehr schwierig. Nun argumentiert die Zertifikate- und Optionsschein-Branche gerne damit, dass diese Vielfalt einen Vorteil für den Kunden darstelle, da sich ja Vorteile einzelner Produkte gegenüber anderen Produkten ergeben könnten. Tatsächlich mögen einzelne Scheine gegenüber annähernd vergleichbaren Produkten im Vorteil sein, vergleicht man diese allerdings mit den börsengehandelten Optionen, so sind diese grundsätzlich im Nachteil. Es wäre auch mehr als verwunderlich, wenn dem anders wäre, da schließlich die Emittenten am Verkauf dieser Produkte etwas verdienen möchten. Wozu sonst werden Produktpakete gepackt und beworben (nichts anderes sind Optionsscheine und Zertifikate mit hübschen Namen wie „Bonuszertifikate“ oder „Garantiezertifikat“), wenn nicht um damit Geld zu verdienen? In Bezug auf die Standardisierung ergibt sich allerdings der Vorteil börsengehandelter Optionen gerade in dem Fehlen möglicher ähnlicher Produkte. Egal bei welchem Broker und an welchem Börsenplatz, es handelt sich immer um dieselben Optionen. Dabei besteht die Auswahlmöglichkeit zwischen diversen Laufzeiten und fixen Strikes auf glatten Preisen, die sich auch nicht während der Laufzeit verändern (wie das bei Optionsscheinen der Fall sein kann).

Preisstellung

Im letzten Abschnitt wurde bereits der Grund erwähnt, warum Sie gegenüber börsennotierten Produkten keinen wirtschaftlichen Vorteil mit dem Kauf von Zertifikaten und Optionsscheinen erwarten können. Natürlich ist es ein legitimes Interesse der Banken, mit Ihren Eigenprodukten Gewinne machen zu wollen. Aber warum sollten Sie als fortgeschrittener Trader von Ihrem möglichen Gewinn freiwillig etwas abgeben, wenn es auch eine andere Möglichkeit gibt? Als Faustregel können Sie sich merken, dass ein mit einer börsengehandelten Option vergleichbarer Optionsschein zwischen 30 und 70 % des Gewinns an den Kunden weitergibt oder ausgedrückt, die Handelsspanne des Emittenten liegt zwischen 30 % und im Extremfall sogar 70 %.

Die Preisstellung betrifft aber noch einen anderen Umstand, und zwar tatsächlich den fairen Preis an sich. An der Börse findet diese Preisfindung statt zwischen allen Marktteilnehmern, die in diesem Moment an der Börse, die von Ihnen gehaltene beziehungsweise von Ihnen ins Auge gefasste Option handeln möchten und mit Ihren Kauf- und Verkauf-Orders Einfluss auf die Preisgestaltung nehmen. Die Preisstellung eines Zertifikats oder Optionsscheines findet eben nicht neutral an der Börse statt, sondern diese wird gewissermaßen autokratisch vom Emittenten bestimmt. Natürlich orientiert dieser sich auch am Markt und dabei vor allem an den Preisstellungen der unmittelbaren Konkurrenten mit Ihren annähernd vergleichbaren Produkten. Aber da diese eben nicht exakt vergleichbar sind, bleibt es immer eine Grauzone. Und im Zweifel wird diese nicht zu dem Vorteil der Privatanleger und Erwerber der Optionsscheine und Zertifikate ausgelegt werden.

Überspitzt dargestellt ließe sich feststellen, dass Sie als Halter eines Zertifikats, die auf Gedeih und Verderb dem guten Willen des Emittenten ausgeliefert sind, der Ihnen einen Preis vor die Nase setzt, den Sie entweder akzeptieren müssen oder eben nicht. Selbstverständlich verdienen die jeweiligen Marketmaker auch bei börsengehandelten Optionen mit, und zwar über den Bid-Ask-Spread. Die Ihnen angebotenen Verkaufskurse sind dabei regelmäßig niedriger als die Kurse, zu denen Sie kaufen können. Allerdings macht hier die Masse den Unterschied, das heißt die Vielzahl an gehandelten Optionen und die Handelsfrequenz der gehandelten Option, wobei der Marketmaker jeweils der Bid-Ask-Spread verdient.

Einschränkend soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass es auch bei börsengehandelten Optionen mitunter extreme weite Bid-Ask-Spreads anzutreffen sind. Dies betrifft vorwiegend sehr illiquide Basiswerte, lange Laufzeiten und Strikes, die sich weit vom aktuellen Kurs entfernt befinden. Allerdings bieten börsengehandelte Optionen den Vorteil der absoluten Transparenz. Sie können sich nicht nur ein Bild darüber machen, wie viele Optionen gerade jetzt auf der jeweiligen bid- und ask-Seite angeboten oder nachgefragt werden. Auch das tägliche Handelsvolumen aller Optionen pro Basiswert, heruntergebrochen auf die Laufzeiten und sogar die einzelnen Strikes lässt sich transparent ablesen. Das Gleiche gilt für die aktuell offenen Positionen (open interest) bis herunter je Put und Call pro Strike und Laufzeit. So lässt sich bereits vor dem Eingehen einer Optionsposition abschätzen, wie fair die Preisfindung auf dem gewünschten Strike wahrscheinlich vonstattengeht.

Handelbarkeit

Wie dargestellt werden Optionen also gehandelt unter klar definierten Bedingungen und zu klar definierten Handelszeiten. Sie haben die Gewissheit, dass Sie innerhalb der offiziellen Handelszeiten jederzeit Ihre Optionen kaufen und verkaufen können. Für alle Optionen werden hierfür Marketmaker eingesetzt, die sich der jeweiligen Börse gegenüber verpflichtet haben, in der jeweiligen Option einen liquiden Optionsmarkt zu stellen. Selbstverständlich gibt es auch hier Werte (wie im vorigen Abschnitt bereits erwähnt), die deutlich weniger liquide sind als andere. Sie werden für diese höchstwahrscheinlich auch keine für Sie vorteilhaften Preise mehr finden oder die Preisstellung als unfair empfinden. Allerdings obliegt es Ihnen dies zu beobachten und für sich zu beurteilen, bevor sie überhaupt eine Optionsposition eingehen.

In der Handelsplattform Ihres Brokers sehen Sie, wie viele Kontrakte auf den jeweiligen Strikes offen sind (open interest) und wie auf dem jeweiligen bid und ask gerade gehandelt wird. Die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis sollte nicht zu groß sein, dies kann als erster Hinweis auf die Liquidität der Option auf diesem Strike deuten. Sie können auch sehen, wie viele Orders im Moment auf dem jeweiligen Preis liegen und hieraus für sich ableiten, ob Sie hier tatsächlich eine Position eingehen möchten.

All das können Sie bei Zertifikaten und Optionsscheinen nicht. Auch hier gibt es Preise, die gestellt werden, aber ob Sie im Moment der Einzige sind, der für diesen Schein in dieser Laufzeit bei diesem Strike einen Kauf erwägt oder nicht (und folglich der gestellte Verkaufspreis als fair anzunehmen ist oder nicht), das werden Sie niemals erfahren. Denn der Handel findet direkt mit dem Emittenten statt, der das alleinige Recht hat, darüber zu entscheiden, zu welchen Bedingungen dieser Schein oder dieses Zertifikat gehandelt wird.

2 Option Basics Review

Auch wenn sich dieses Buch ausdrücklich an eine Leserschaft richtet, die ihre ersten Schritte im Optionshandel bereits unternommen hat, soll an dieser Stelle ein kurzer Überblick über die Basics im Optionshandel gegeben werden. Auf die sonst üblichen motivierenden Abschnitte, die sich häufig in einführender Literatur finden, wird hierbei bewusst verzichtet. Die vielen Vorzüge, die sich durch die Einbeziehung von Optionen in den Börsenhandel ergeben, sollten dem Leser bereits grundsätzlich klar geworden sein. Neben einer erhöhten Flexibilität (was das Aufsetzen diverser Positionen angeht), seien an dieser Stelle nochmals Möglichkeiten zur Risikominimierung und zusätzlichen Einnahmen mit vergleichsweise geringem Risiko besonders hervorgehoben.

Vor Aussagen wie „kein Risiko“, „leicht und schnell, mit wenig Zeiteinsatz“ und „hohe Renditen“ sei allerdings ausdrücklich gewarnt. Mehr dazu findet sich im Kapitel zu Mythen im Optionshandel. Im Übrigen wurde darauf geachtet, den Überblick möglichst kurz und knapp zu halten, um so auch den etwas erfahreneren Leser zu animieren, diese Abschnitte zumindest zu überfliegen und dabei vielleicht für sich den einen oder anderen Aspekt nochmals ins Gedächtnis zu rufen. In den übrigen Kapiteln dieses Buches wird die Kenntnis der hier behandelten Themen vorausgesetzt.

Optionen long und short

Die absolute Grundlage im Optionshandel bilden die vier Basispositionen, die sich über Optionen abbilden lassen. Zum einen handelt es sich dabei um Long-Positionen, die durch ein begrenztes Risiko bei zugleich theoretisch unbegrenztem Gewinnpotential gekennzeichnet sind. Bei dieser Art von Positionen werden Optionen gekauft, es findet somit ein Kapitaleinsatz statt. Dieser Kapitaleinsatz bedingt das Recht, den Basiswert, auf den sich die jeweilige Option bezieht, innerhalb eines bestimmten definierten Zeitraumes kaufen oder verkaufen zu dürfen, und zwar zu dem jeweils festgelegten Strikepreis. Die andere grundsätzliche Position im Optionshandel stellt die Gegenseite des eben erwähnten Geschäftes dar. Short-Optionen sind Positionen mit einem begrenzten Einnahmepotential bei zugleich theoretisch unlimitiertem Risiko. Da hier Optionen verkauft werden, befindet sich der Verkäufer in der Rolle des Stillhalters, er geht somit eine potenzielle Verpflichtung ein. Und zwar den jeweiligen Basiswert innerhalb einer definierten Zeitspanne zu einem ebenfalls definierten Strikepreis zu liefern oder abzunehmen.

Die beiden möglichen Optionsarten, auf die sich die jeweilige Long oder Short-Position beziehen kann, bilden hierbei Calls und Puts. Eine Call-Option berechtigt im Falle Ihres Kaufes dazu, den jeweiligen Basiswert zum definierten Strikepreis innerhalb der gewählten Laufzeit (Expiration) zu kaufen. Für den Käufer der Option ergibt sich ein ökonomischer Vorteil grundsätzlich nur dann, wenn der Preis des Basiswertes über dem Strike Preis der Call-Option liegt. Die eingangs bezahlte Prämie für diese Call-Option muss hierbei selbstverständlich berücksichtigt werden. Der Verkäufer der Call Option auf der Gegenseite erhofft sich, dass der Kurs des Basiswertes bis zum Ende der Laufzeit der Option unterhalb des Strikepreises liegen wird. In diesem Fall bietet die Call-Option dem Käufer keinen ökonomischen Vorteil, da er den Basiswert an der Börse günstiger erwerben könnte als über die Ausübung seines Rechtes aus der Option. Die Option verfällt in diesem Fall wertlos und der Verkäufer der Call-Option kann die bereits vereinnahmte Prämie behalten, ohne dafür eine Gegenleistung erbringen zu müssen.

Im Falle einer Put-Option berechtigt diese den Käufer dazu, den jeweiligen Basiswert zu einem bestimmten Strikepreis innerhalb der festgelegten Laufzeit (Expiration) zu verkaufen. Ein ökonomischer Vorteil ergibt sich für den Verkäufer dann, wenn der Kurs des Basiswertes unterhalb des vereinbarten Strikepreises der Option liegt. Hier muss ebenfalls die eingangs bezahlte Prämie berücksichtigt werden, um zu beurteilen, ob sich der ökonomische Vorteil auch tatsächlich ergibt. Der Verkäufer des Puts übt dagegen die Rolle des Stillhalters aus. Er erhofft sich, dass der Kurs des Basiswertes bis zum Ablauf der Option nicht unter den vereinbarten Strikepreis fallen wird. Da sich in diesem Fall kein ökonomischer Vorteil für den Käufer des Puts ergibt (da er den Basiswert an der Börse zu einem höheren Preis verkaufen konnte als über die Ausführung seines Rechtes aus dem gekauften Put), wird die Put-Option ungenutzt verfallen. Die bereits eingenommene Prämie kann der Stillhalter vereinnahmen, ohne dafür eine Gegenleistung erbringen zu müssen.

In obiger Abbildung sind noch einmal die vier möglichen Basispositionen im Optionshandel dargestellt. Die beiden Long-Positionen, egal ob Long Call oder Long Put, könnten dabei bildlich veranschaulichend als Wette auf steigende Kurse und als Kauf eine Absicherung gegen fallende Kurse dargestellt werden. Dies ist selbstverständlich nicht in jedem Fall korrekt und stellt nur eine mögliche Annahme der Beweggründe zum Eingehen dieser beiden Positionen dar. Gemeinsam haben sie allerdings die Grundannahme eines Optionskäufers, der mit einer Kursbewegung in die jeweilige Richtung rechnet. Eine gekaufte Call-Option gewinnt grundsätzlich nur an Wert, wenn der Kurs auch wie angenommen steigt, eine gekaufte Put-Option bringt dagegen nur einen Gewinn, wenn der jeweilige Basiswert auch fällt.

Die beiden Short-Positionen dienen sowohl auf der Call- als auch auf der Put-Seite dagegen ausschließlich der Prämieneinnahme. Der Verkäufer dieser Optionen geht gerade nicht von einer direktionalen Bewegung des Basiswertes in die jeweils aufgesetzte Richtung aus. Bei einem Short Put wird gerade nicht mit einem fallenden Basiswert gerechnet, bei einem Short Call wird ein Ansteigen des Basiswertes für unwahrscheinlich gehalten. Die Short-Positionen sind dabei im Gewinnfall auf die Prämieneinnahme beschränkt. Die Long-Positionen können im Gewinnfall, zumindest theoretisch, unlimitiert profitieren.

Je nachdem, ob der Kurs des Basiswertes oberhalb, unterhalb oder genau am Strike Preis einer Option steht, spricht man von einer unterschiedlichen moneyness der Option. Befindet sich der Kurs des Basiswertes exakt am Strikepreis, so wird dies als am Geld, at the money oder abgekürzt ATM bezeichnet. Hat eine Option keinen inneren Wert (eine Ausübung zu diesem Zeitpunkt würde keinen ökonomischen Vorteil erbringen), so nennt sich dies aus dem Geld, out of the money oder abgekürzt OTM.

Ein Call beispielsweise, der einen Strike Preis hat, der höher ist als der aktuelle Kursstand des Basiswertes, befindet sich out of the money. Er hat keinen inneren Wert, da die Ausübung des Calls derzeit keinen ökonomischen Vorteil bieten würde, denn der Kauf über Ausübung der Option wäre teurer, als sich der Basiswert derzeit am Markt kaufen ließe. Ein Put, dessen Strikepreis unterhalb des aktuellen Kurses des Basiswertes liegt, ist ebenfalls out of the money, also aus dem Geld. Dieser Put besitzt aktuell keinen inneren Wert, da sich der Basiswert an der Börse zu einem höheren Preis verkaufen ließe, als dies über die Ausübung der Put Option möglich wäre.

Die gegenteilige moneyness weisen die beiden dargestellten Optionen auf, wenn jeweils ein innerer Wert vorhanden ist. Liegt der Strikepreis des Calls unterhalb des aktuellen Kurses des Basiswertes, so ergibt sich für den Moment ein ökonomischer Vorteil. Der Erwerb des Basiswertes über Ausübung der Option wäre zu einem günstigeren Preis möglich, als dies über einen Kauf an der Börse der Fall wäre.

Dieses Vorhandensein eines inneren Wertes bedeutet, dass sich der Call derzeit in the money, im Geld oder abgekürzt ITM befindet. Ein Put dagegen, der einen Strike Preis hat, der oberhalb des derzeitigen Kurses des Basiswertes liegt, weist ebenfalls einen inneren Wert auf. Denn bei einem Verkauf des Basiswertes über Ausübung des Rechtes aus der Put-Option ergibt sich ein höherer Verkaufspreis als bei einem Verkauf direkt über die Börse zu diesem Zeitpunkt. Der derzeit vorhandene ökonomische Vorteil bedeutet, dass sich die Option in the money befindet.

Trotz der Vielzahl möglicher Optionsstrategien und zum Teil sehr ausgefeilter Kombinationen basieren alle Strategien aus Kombinationen dieser vier grundsätzlichen Basispositionen. Es gibt nur Calls und Puts, die entweder Long oder Short gehandelt werden können. Dies allerdings in unterschiedlicher Anzahl, zu unterschiedlichen Strikes und in diversen Laufzeiten. Je sicherer der Umgang mit den vier Basispositionen und je besser das grundsätzliche Verständnis für Aufbau, Rechte und Pflichten, moneyness und Reaktion auf unterschiedliche Veränderungen der Marktgegebenheiten, umso leichter fällt später das Erlernen fortgeschrittener Optionsstrategien. Deshalb sei ausdrücklich empfohlen, sich im Zweifel lieber zu viel mit den Basispositionen zu beschäftigen, als zu schnell auf vermeintlich einfache, weil spannend und simpel aussehende, fortgeschrittene Strategien zu stürzen.

Options Greeks

Um die Vergleichbarkeit verschiedener Optionen zu veranschaulichen und einfacher darzustellen, wurden verschiedene Kennzahlen errechnet, die sich in jeder Handelsplattform in den Options Ketten leicht darstellen lassen. Bei der Verwendung dieser Optionskennzahlen wurden griechische Buchstaben verwendet, weshalb landläufig von den Griechen oder Option Greeks gesprochen wird. Rein mathematisch betrachtet, handelt es sich bei den Options Griechen um Ableitungen des Optionspreises. Die Ableitungen erster Ordnung werden bezeichnet als Delta, Theta, Vega und Rho.

Das Delta stellt die Änderung des jeweiligen Optionspreises in Abhängigkeit von einer Preisänderung des Basiswertes dar. So bedeutet ein Delta von 0,32, dass sich der Preis einer Option um $0,32 verändern würde, wenn sich der Basiswert um einen Dollar bewegt. Das Theta bildet die Änderung des Optionspreises in Abhängigkeit von der Zeit ab. Ein Theta von 0,08 bedeutet, dass sich der Preis der Option um $0,08 verändert, wenn der Basiswert einen Tag älter geworden ist. Da die Zeit, zumindest in dem uns bekannten Universum, linear verläuft, kann Theta somit als täglicher Zeitwertverlust betrachtet werden. Das beispielhafte Theta von 0,08 bedeutet also, dass der jeweilige Optionspreis täglich um $0,08 sinkt.

Bei dem Vega handelt es sich streng genommen um keinen griechischen Buchstaben, allerdings wird dieser trotzdem als Optionsgrieche bezeichnet. Vega stellt dabei die Änderung des Optionspreises in Abhängigkeit von der Volatilität dar. Ein Vega von 0,19 bedeutet, dass sich der Preis der Option um $0,19 verändert, wenn die implizite Volatilität um ein Prozent ansteigt oder abnimmt. An der Kennzahl Rho lässt sich die Preisänderung einer Option in Abhängigkeit von der Zinsänderung des Marktumfeldes ablesen. Über die Optionspreis-Formel hat das allgemeine Zinsumfeld des Marktes grundsätzlich einen Einfluss auf die Preisbildung der Optionen. Da sich der Markt allerdings seit Jahren in einem Nullzins- bzw. im Niedrigzinsumfeld befindet, kann der Einfluss der Zinsen, dargestellt über das Rho, derzeitig vernachlässigt werden. Oftmals findet Rho in der Optionsliteratur überhaupt keine Erwähnung mehr, vor allem, wenn diese im Laufe der letzten Jahre erschienen ist. Da aber zukünftig auch wieder andere Zinsumfelder denkbar sind, sollte für diesen Fall die mögliche Auswirkung auf die Optionspreise, abgebildet über den Buchstaben Rho, im Hinterkopf behalten werden.

Die Optionsgriechen zweiter Ordnung stellen mathematisch betrachtet die zweite Ableitung der Entwicklung des Optionspreises dar. Die bekannteste dieser Optionskennzahlen zweiter Ordnung ist sicherlich das Gamma. Das Gamma gibt die Änderung des Deltas in Abhängigkeit von der Kursänderung des Basiswertes an. Ein Gamma von 0, 11 bedeutet, dass sich das Delta um 0,11 Punkte verändert, wenn sich der Basiswert um einen Dollar bewegt. Anhand der Existenz des Gammas wird schon eine wichtige Eigenschaft der Optionsgriechen klar. Es handelt sich bei allen Werten um keine statischen Angaben, vielmehr sind diese einer ständigen Veränderung unterworfen. Dies sowohl in Abhängigkeit von der Kursbewegung des Basiswertes (siehe das Beispiel des Gammas), als auch in Abhängigkeit der Veränderungen der impliziten Volatilität, des Zeitablaufs und der Veränderung des Zinsumfeldes.

Neben dem Gamma existieren in der Optionstheorie tatsächlich weitere zweite und dritte Ableitungen des Optionspreises, die unter anderem die Veränderung des Vegas in Abhängigkeit von der Veränderung der impliziten Volatilität (Vomma oder Vanna, abgeleitet von Volatilitäts-Gamma) oder auch des Gammas bei Kursveränderung des Basiswertes (Speed) darstellen. Eine Darstellung dieser weiteren Ableitungen der Optionskennzahlen würde an dieser Stelle zu weit führen. Wichtig ist im Gedächtnis zu behalten, dass sowohl Delta als auch Theta, Vega und Gamma keine fixen unveränderbaren Werte darstellen, sondern ausdrücklich Änderungen unterliegen, die insbesondere durch Preisbewegungen und Änderungen der impliziten Volatilität mitunter heftig ausfallen können. Die Griechen ausschließlich beim Aufsetzen einer Optionsposition zu betrachten, greift deshalb deutlich zu kurz.

Auch wenn zu Beginn des Erlernens des Optionshandels die Griechen häufig verwirrend erscheinen mögen und für den noch ungeübten Trader nichtssagend erscheinen, so kann deren Wichtigkeit für einen dauerhaft erfolgreichen Handel mit Optionen nicht stark genug betont werden. Es mag am Anfang sinnvoll sein, sich zunächst z. B. nur auf das Delta oder das Theta zu konzentrieren, um die Aussagekraft des jeweiligen Wertes zu verinnerlichen. Danach gilt es nicht aufzuhören, sondern sich die nächste Kennzahl vorzunehmen und diese zu verstehen. Zunächst für sich genommen, dann auch im Zusammenspiel mit den jeweils anderen Kennzahlen.

In der Abbildung ist eine Übersicht der vier gängigsten Griechen dargestellt. Die Darstellung soll dem Verständnis der jeweiligen Veränderungen der Kennzahlen in Bezug auf die eingenommenen Optionspositionen dienen. Versuchen Sie sich jeweils vor Augen zu führen, was die eingenommene Basisposition grundsätzlich bedeutet. Dann denken Sie an die Bedeutung jeder Optionskennzahl und kommen so schließlich zu dem Ergebnis, ob die jeweilige Veränderung für Ihre Position von Vorteil oder von Nachteil wäre.

Beginnen wir mit einem Long Call. Mit dieser Position setzen Sie auf steigende Kurse. Das Delta gibt die Veränderung des Optionspreises in Abhängigkeit von der Änderung des Basiskurses an. Steigt der Kurs des Basiswertes, so profitieren Sie über Ihren Long Call davon. Somit haben Sie hier ein Delta positive Position. Steigender Kurs des Basiswertes führt zu steigendem Preis der Option, das spielt Ihnen in die Hände. Genau andersherum verhält es sich bei der Position des Long Puts. Hierbei setzen sie auf fallende Kurse. Ein steigender Kurs entwickelt sich genau in die unerwünschte Richtung, wenn sie mit einem Long Put auf fallende Kurse gesetzt haben. Deshalb sind Sie in diesem Fall Delta negativ unterwegs. Zu sehen ist dies direkt in den Optionsketten, da die jeweilige Put-Option einen negativen Deltawert aufweist. Ein Kursanstieg des Basiswertes heißt, Ihr Long Put verliert. Denken Sie bei einem fallenden Kurs jetzt einmal um die Ecke. Der Basiswert entwickelt sich also negativ – genau das, was Sie sehen möchten, wenn Sie einen Put gekauft haben. Basiswert negativ, das Delta Ihrer Optionsposition negativ, minus mal minus ist gleich plus – Ihre gekaufte Put-Option gewinnt somit an Wert bei fallenden Kursen.

Genau entgegengesetzt verhalten sich die Positionen Short Call und Short Put. Wenn Sie die eben dargestellten Beispiele weiterdenken, wird daraus schnell ein Schuh. Mit dem Short Put wollen sie von steigenden Kursen profitieren, genauer gesagt rechnen Sie nicht mit fallenden Kursen. Da der Put ein negatives Delta hat, Sie diesen aber shorten, landet die daraus resultierende Position wieder bei minus mal minus ist gleich plus. Die Option verliert mit steigendem Kurs des Basiswertes an Wert, was für Sie gut ist, da Sie diese Option ja short sind. Sie haben zu einem höheren Preis die Option verkauft und freuen sich über einen Wertverlust dieser short gehaltenen Position. Genau umgekehrt verhält es sich bei dem Short Call. Dieser ist anfällig für einen Anstieg des Kurses, da Sie ja gerade mit nicht zu stark steigenden Preisen rechnen. Das Delta eines Calls ist grundsätzlich positiv, aber da Sie diese Option verkauft haben, sind sie mit Ihrer Position in diesem Fall Delta negativ. Steigt der Kurs des Basiswertes, gewinnt auch der Preis der Call Option dazu, was für Sie in diesem Fall negativ ist, da Sie die Option ja zu einem geringeren Preis verkauft haben.

Die anderen drei Optionskennzahlen Vega, Theta und Gamma dürften sich anhand dieser Matrix einfacher erklären lassen. Denn bei diesen drei Kennzahlen spielt es jeweils ausschließlich eine Rolle, ob Sie Optionskäufer oder -verkäufer sind. Als Optionskäufer profitieren Sie, egal ob es sich um einen Call oder um einen Put handelt, von einem Anstieg der impliziten Volatilität. Ein Anstieg der impliziten Volatilität führt, abgebildet über die Kennzahl des Vega, zu einem Anstieg der Prämien der Optionen. Als Optionskäufer spielt Ihnen das in die Karten. Sind Sie dagegen Optionsverkäufer, so ist ein Volatilitätsanstieg für Sie negativ. In genau der gleichen Situation sind Sie beim Gamma. Als Optionskäufer profitieren Sie über Ihre jeweilige Position von einem Anstieg des Deltas, welcher über das Gamma abgebildet wird. Als Stillhalter sind Sie genau auf der anderen Seite und wünschen sich keine weitere Zunahme des Deltas, die über das Gamma abgebildet wird. Stillhaltergeschäfte werden häufig auch als Gamma-Short-Positionen bezeichnet, falls Ihnen dieser Ausdruck einmal begegnet. Übrig bleibt die für passionierte Stillhalter sicherlich am einfachsten zu greifende Kennzahl des Thetas. Theta stellt genau den Grund dar, warum sich die allermeisten Händler überhaupt mit dem Optionshandel und Stillhaltergeschäften befassen. Sie wollen mit dem Ablauf der Zeit regelmäßig Geld verdienen. Folglich sind die Verkäufer von Optionen Theta positiv aufgestellt, durch den täglich stattfindenden Verfall des Zeitwertes profitieren Ihre Positionen. Als Käufer von Optionen ist es der Zeitwert, der täglich einen Teil der Prämie erodiert, was über ein negatives Theta ausgedrückt wird.

Die Dauerbrenner – Short Put und Covered Call

Gehen wir in diesem Abschnitt auf die beiden beliebtesten Basis Optionspositionen ein. Jeder angehende Optionshändler lernt wahrscheinlich zunächst die Vorzüge von Short Puts und Covered Calls kennen. Nicht wenige Trader bleiben bei diesen beiden Positionen auch hängen – und dies ist gar nicht despektierlich gemeint. Short Puts und Covered Calls bieten aufgrund Ihrer relativ einfachen Struktur nicht nur viele Vorteile, vielmehr sind sie auch für Trader geeignet, die grundsätzlich überhaupt keine Optionsgeschäfte handeln wollen. Selbst für passionierte Aktientrader und Halter von Langfrist-Depots bietet der Einstieg über Short Put und das gelegentliche Schreiben von Calls auf vorhandene Positionen unbestreitbare Vorteile. Zum einen der über die Prämieneinnahme günstigere Einstieg in eine Aktie, zum anderen eine zusätzliche Prämieneinnahme während des Haltens der Position.

Der Short Put wird grundsätzlich empfohlen für Basiswerte, die sich in einem Aufwärtstrend befinden, als moderat bullisch eingeordnet werden oder auch seitwärts tendieren und sich in einer Handelsrange ohne klare Richtung befinden. Die einzige ungünstige Kursentwicklung, die einen Short Put in Gefahr bringen kann, ist eine starke Abwärtsbewegung. Da sich statistisch gesehen die Märkte die meiste Zeit in einer Seitwärtsphase befinden und sich im Falle trendartiger Bewegungen eher nach oben alles nach unten bewegen, stellt das kontinuierliche Aufsetzen von Short Puts eine logische daraus abgeleitete Handelsstrategie dar.

Wenn die Rede von Short Puts als Stillhaltergeschäft ist, so sind vorwiegend Short Puts out of the money gemeint. Hierbei häufig mit Laufzeiten von 4 - 6 Wochen und nicht zu nah am Geld, sodass einer möglichen Bewegung des Basiswertes noch ein wenig Spielraum eingeräumt wird. Dabei gibt es verschiedene Varianten der Strike Auswahl, zum Beispiel anhand des Deltas, der abgeschätzten Standardabweichung oder auch anhand charttechnisch identifizierter möglicher Unterstützungslevel. Je nachdem, ob die gehandelten Short Puts rein der Prämieneinnahme dienen sollen oder ob der Einstieg in den Basiswert beabsichtigt ist, werden Short Puts auch deutlich aggressiver aufgesetzt. Nah am Geld oder sogar ITM und mit recht kurzen Laufzeiten aufgesetzt, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Optionsausübung, was für den Fall der beabsichtigten Einbuchung des Basiswertes zur Strategie passen kann.

Der Covered Call wird gemeinsam mit dem zuvor gehandelten Short Put gerne als Trading System des Wheels of Fortune dargestellt. Lassen Sie sich einen fundamental starken Basiswert über einen Short Put einbuchen, schreiben Sie dann darauf einen Call, lassen Sie sich den Basiswert über den Call wieder ausbuchen und fangen dann erneut mit dem Schreiben eines Puts an. Das so bezeichnete „Glücksrad“ sorgt dabei kontinuierlich für Prämieneinnahmen und im Falle eines jeweils aus dem Geld aufgesetzten Covered Calls (der schließlich in die Ausbuchung der Aktie mündet) auch für einen kleinen Wertgewinn im Basiswert. Der Covered Call an sich bezeichnet dabei einen Short Call, also die zum Short Put passende zweite Basisstrategie, die auf Seiten der Stillhalter im Optionshandel möglich ist.

Häufig wird ein Short Call auch als naked Short Call bezeichnet und als gänzlich andere Strategie betrachtet als der Covered Call. Im Grunde handelt es sich allerdings bei beiden um die exakt gleichen Positionen, nämlich einen verkauften Call. Im Falle des so bezeichneten nackten Short Calls hält der Trader allerdings den zugehörigen Basiswert nicht im Depot. Befindet sich dieser Basiswert im Depot, so spricht man von einem Covered Call, da dieser Call eben durch eine Aktie gedeckt ist. Im Falle einer möglichen Ausübung der Call Option durch die Gegenseite müsste der Stillhalter den jeweiligen Basiswert schließlich liefern. Wenn er diesen nicht in seinem Depot hält, so müsste er diesen theoretisch an der Börse zu einem höheren als dem gelieferten Preis erwerben. Tatsächlich geschieht dies bei den allermeisten Basiswerten automatisch und wird durch den Broker veranlasst. Nach Ausübung des Calls befindet sich eine Leerverkaufsposition im Basiswert im Depot des Stillhalters. Da dies zwar bei den meisten Brokern möglich ist, aber eben nicht bei allen, und außerdem für noch unerfahrene Trader häufig bereits im Vorfeld für Kopfzerbrechen sorgt – wie denn nun eine Position im Depot sein kann, die vorher gar nicht da war und die sich ja eigentlich dadurch kennzeichnet, dass sie nicht vorhanden ist (Leerverkauf bzw. Aktie short) – wird diese als unangenehm empfundene Situation gerne schon im Vorfeld vermieden. Die einfachste Möglichkeit dazu ist, die Aktie im Depot zu halten, die einem möglicherweise „weggecallt“ werden könnte. Damit bleiben lediglich zwei Möglichkeiten: Entweder, der Call verfällt wertlos und die Aktie bleibt im Depot, oder der Call wird von der Gegenseite exekutiert und sowohl Call also Aktie verschwinden durch diese Aktion aus dem Depot.

Die ungeliebten Zwillinge – Short Call und Covered Put

Oft vernachlässigt werden die beiden exakt gegensätzlichen Positionen zu den eben beschriebenen Short Puts und Covered Calls. Hierbei handelt es sich um den schon angesprochenen Short Call und den Covered Put. Streng genommen sind es keine gegensätzlichen Positionen, sondern exakt die gleichen Positionen, die wir soeben beschrieben haben. Wenn wir uns zunächst den Short Call vornehmen, so ist hier der nackte Short Call gemeint, zu dem sich eben nicht gleichzeitig eine Long Basisposition im Depot befindet. Im Falle der Optionsausübung (die meist nur stattfindet, wenn sich der Basiswert entsprechend entwickelt hat, in diesem Fall also über den Strike Preis gestiegen ist) macht der Käufer der Call-Option von seinem Recht Gebrauch, den Basiswert zu einem günstigeren Preis kaufen zu wollen, als er derzeit am Markt gehandelt wird. Da wir nicht im Besitz dieses Basiswertes sind, würde uns der Basiswert entsprechend Short ausgebucht werden.

Im Grunde entspricht dies genau der gegenteiligen Position eines nackten Short Puts, bei dem der Basiswert eingebucht wird, falls sich die Option im Geld befindet. Genauso, wie dies im Fall des Short Puts durchaus beabsichtigt sein kann, weil mit einem weiteren Anstieg des Basiswertes gerechnet wird, könnte man sich folglich einen Basiswert bewusst ausbuchen lassen, weil von einem folgenden Abverkauf dieses Wertes ausgegangen wird. Alle Überlegungen, die es zum Für und Wider von nackten Short Puts gibt, gelten bei der Beurteilung von nackten Short Calls mit umgekehrten Vorzeichen. Wo wir in dem einen Fall Long gehen möchten, weil mit einer Aufwärtsbewegung gerechnet wird, soll in diesem Fall Short gegangen werden, weil mit einer Abwärtsbewegung gerechnet wird. Der einzige Unterschied ergibt sich bei der Beurteilung des theoretischen absoluten Risikos. Während eine Long-Position im Basiswert tatsächlich nicht unlimitiert gegen den Halter fallen kann (denn bei null ist nun einmal Schluss), so kann ein short gehaltener Basiswert zumindest theoretisch unendlich steigen, da der Preisanstieg nach oben grundsätzlich nicht begrenzt ist.

Der Covered Put stellt das Gegenexemplar zum Covered Call dar. Beim Covered Call soll durch das zusätzliche Halten der Basisposition erreicht werden, dass für den Fall der Ausübung des Calls keine neue Position (Leerverkaufsposition) im Depot entsteht. Vielmehr verschwinden Call und zusätzlich gehaltener Basiswert aus dem Depot und die Gesamtposition ist somit beendet. Genau die gleiche Vorgehensweise lässt sich beim Covered Put wie folgt abbilden: Zusätzlich zum gehaltenen Short Put wird der jeweilige Basiswert leer verkauft. Sollte der Put somit ausgeübt und der Basiswert eingebucht werden, würde in diesem Fall die schon short gehaltene Position ganz einfach aufgelöst werden. Nach dieser Aktion sind sowohl Put als auch Basiswert Position nicht mehr im Depot vorhanden. Die beim Covered Call diskutierten Gründe und Gedanken gelten an sich genauso für einen möglichen Covered Put, allerdings auch hier mit umgekehrten Vorzeichen. Das mögliche größere Risiko eines steigenden Basiswertes, der sich als Leerverkaufsposition im Depot befindet, sei hier analog zu den Ausführungen im vorherigen Abschnitt erwähnt.

Werteauswahl

In Bezug auf die Auswahl möglicher geeigneter Basiswerte existieren die unterschiedlichsten Ansätze und Empfehlungen. Grundsätzlich gemeinsam ist diesen Empfehlungen sicherlich, dass auf einen liquiden Optionsmarkt zu achten ist, eine generell erhöhte implizite Volatilität (im Vergleich zur üblichen Bewegungsbandbreite der jeweiligen Basiswerte) vorliegen soll und die Preisstellung der Optionen fair sein soll, was sich vor allem über den jeweiligen Bid-Ask-Spread feststellen lässt.

Diverse Finanzseiten im Internet bieten Aktienscreener mit den unterschiedlichsten Einstellungsmöglichkeiten an. Bei diesen gilt es sich vor Augen zu führen, was die Eingabe der jeweiligen Werte für Auswirkungen hat. Nicht selten werden über ein fehlendes Verständnis oder eine falsche Bedienung der verschiedenen Screener Listen von Basiswerten gefiltert, die nicht den vom Trader eigentlich beabsichtigten Kriterien entsprechen. So kann eine hohe Marktkapitalisierung der gefilterten Werte sicherlich als Hinweis darauf gedeutet werden, ob denn ein liquider Optionsmarkt in den gefilterten Aktien vorzufinden sein könnte.

Gleiches gilt für ein möglichst hohes durchschnittliches Handelsvolumen der Aktien. Allerdings ist es nicht gesagt, dass eine stark kapitalisierte Aktie auch tatsächlich über liquide Optionen verfügt, im Gegenzug werden auf diese Art und Weise etliche Aktien herausgefiltert, die zwar weniger stark kapitalisiert sind, aber trotzdem über liquide Optionen verfügen können.

Weitere vorgenommene Einstellungen betreffen gerne das KGV, das PEG, das Gewinnwachstum und die Dividendenrendite. Während eine hoch angesetzte Dividendenrendite auf eine Value-Aktie, die verlässlich Dividenden bezahlt, schließen lässt, so sind über diese Einstellung des Filters allerdings auch Aktien zu finden, die zuletzt im Kurs stark eingebrochen sind, wodurch sich die absolut gezahlte Dividende nun im Vergleich zu einem extrem niedrigen Kurs als optisch und prozentual sehr hoch darstellt. Es ist also Vorsicht geboten vor zu großem blindem Vertrauen in die Screeningergebnisse. Zudem dürfte klar sein, dass bei einer entsprechenden Dividendenrendite etliche Wachstumswerte automatisch ausgeschlossen werden. Auch das Zusammenspiel von Kursgewinnverhältnis (KGV) mit Gewinnwachstum und dem PEG erfordert Mitdenken. Hinter dem PEG versteckt sich das price-earnings-to-growth Ratio. Das bedeutet, dass das Kursgewinnverhältnis ins Verhältnis zum Gewinnwachstum gesetzt wird.