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Sie träumen davon, an der Börse ein Vermögen zu verdienen? Unzählige Bücher versprechen Ihnen die Erfüllung des Traumes. Dieses Buch ist anders! Die Autoren versuchen erst gar nicht, die Story vom schnellen Reichtum zu erzählen. Stattdessen zeigen sie auf, wie man mithilfe einer durchdachten und praxiserprobten Strategie ein regelmäßiges Einkommen an der Börse erzielen kann. Jens Rabe und Kai Skoruppa führen den Leser in die für Außenstehende auf den ersten Blick undurchschaubare Welt der Optionen ein und zeigen, wie dieses Instrument von Profis genutzt wird. Sie geben dem Leser sowohl das theoretische als auch das praktische Rüstzeug an die Hand, damit dieser anschließend selbst erfolgreich agieren kann. Beide Autoren vereint das Wissen und die Erfahrung aus vielen Jahren Eigenhandel und dem Management institutioneller Konten. Dieses Buch ist ein Muss für alle Leser, für die Börse mehr als nur ein Hobby ist und die ernsthaft an einer Professionalisierung ihrer Handelstätigkeit interessiert sind.
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Seitenzahl: 349
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© Copyright der deutschen Ausgabe 2011:
Börsenmedien AG, Kulmbach
Gestaltung: Jürgen Hetz, denksportler Grafikmanufaktur Gestaltung, Satz und Herstellung: Martina Köhler, Börsenbuchverlag Lektorat: Claus Rosenkranz Druck: Bercker Graphischer Betrieb GmbH & Co. KG
9783942888585
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Nirgendwo liegen Freud und Leid so eng beieinander wie bei der Spekulation an der Börse. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt erliegen tagtäglich dem Reiz der sich ständig bewegenden Kurse, der millionenfach auf sie einstürzenden Nachrichten über Unternehmen und Märkte und der rasanten Veränderung von Guthaben auf Konten, welche die Besitzer zwischen Euphorie und Frustration schwanken lassen. Seit Jahrhunderten gehört das „Spiel der Spiele“ zu einem der letzten Refugien, in denen sich Männer (und Frauen) miteinander messen im Kampf um die beste Performance. Karrieren, Vermögen und Hoffnungen wurden und werden an Millionen von Bildschirmen tagein, tagaus erschaffen und zerstört. Obwohl die Börsen und der Börsenhandel in den letzten Jahrzehnten eine dramatische Veränderung erfahren und technische Neuerungen komplette Berufsbilder vieler Börsenhändler verändert haben, bestimmen auch heute noch die gleichen Emotionen das Handeln der Börsenteilnehmer wie zu den Zeiten der Südseeblase oder der Tulpenmanie. Und obwohl die Verbreitung der Technik den Informationsvorsprung der Börsenhändler, welchen diese noch vor wenigen Jahren besaßen, fast gänzlich eliminiert zu haben schien, gehört nach wie vor die große Masse der Mitspieler zu den Verlierern im Kampf um den monetären Börsenerfolg. Tausende von Büchern über Handelssysteme, technische Indikatoren, Handelsinstrumente, Gewinner, Märkte und Strategien wurden geschrieben und von einem großen Publikum gelesen. Während die einen auf der Suche nach dem vermeintlichen Erfolgsgeheimnis sind, suchen andere Leser nach praktischen Antworten zur Verbesserung ihrer Ergebnisse und auch die Fraktion derer, die möglichst schnell und ohne viel Aufwand mit Hilfe der Börse reich werden will, wird bedient.
Das vorliegende Buch möchte Ihnen eine in der Praxis bewährte Strategie aufzeigen, welche sich dem Börsenhandel auf einem anderen als dem sonst üblichen Weg nähert. Nicht die Frage „Wohin werden sich die Preise zukünftig entwickeln“ steht dabei an erster Stelle, sondern ein Ansatz, der diese schwierige Fragestellung umkehrt. Gibt es eine Möglichkeit, unter Ausnutzung statistischer Wahrscheinlichkeiten dauerhaft und konstant Börsengewinne zu erzielen? Ist die Antwort auf die Frage „Wohin werden sich die Preise voraussichtlich nicht mehr hinbewegen?“ vielleicht der elegantere Weg, um den Wunsch nach Börsengewinnen zu befriedigen? Dieser Fragestellung werden wir in diesem Buch auf den Grund gehen. Somit ist dieses Buch auch kein klassisches Buch über den Optionshandel, denn die hier vorgestellte Strategie nutzt Optionen lediglich als Instrument, um einen statistisch nachgewiesenen positiven Erwartungswert in die Praxis umzusetzen.
Im Börsenhandel gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, um vom Auf und Ab der Preise zu profitieren. Keine dieser Methoden und Strategien darf für sich in Anspruch nehmen, die einzig glückselig machende zu sein. Jede Methode, und sei sie noch so ausgefeilt, hat ihre Pro- und Contra-Seiten. Wir können dies nicht für alle jemals entwickelten Strategien bewerten oder aufzeigen, sondern lediglich für die in diesem Buch vorgestellte und von uns seit Jahren praktizierte Methode. Wir werden dies in aller Ausf ührlichkeit in den nachfolgenden Kapiteln tun. Wunderdinge versprechen wir Ihnen keine! Die aufgezeigte Methode des Verkaufs von Optionen ist weder unfehlbar noch für jeden Börsenteilnehmer geeignet. Wer auf der Suche nach einer Strategie ist, die schnelle und außergewöhnlich hohe Renditen von mehreren Hundert Prozent pro Handelsaktivität aufweist, wird hier nicht fündig werden. Wer dagegen eine Strategie sucht, die es ihm ermöglicht, unter Inanspruchnahme eines überschaubaren Zeitaufwandes konstante und statistisch wahrscheinliche Gewinne zu erzielen, für den ist dieses Buch sicherlich ein guter Einstieg in die Materie. Dabei werden wir versuchen, das Thema Optionshandel weniger von der mathematischen beziehungsweise akademischen Sicht aus zu betrachten, sondern stattdessen lieber von einer in der Realität umsetzbaren Seite. Denn bei aller Begeisterung für statistische Wahrscheinlichkeiten sollte es das Ziel einer jeden Börsenstrategie und somit auch dieser sein, dass die Umsetzung in der praktischen Arbeit möglich ist und positive Ergebnisse auch real erzielbar sind. Die in diesem Buch beschriebene Strategie ist weder neu noch trägt sie das Stigma, irgendwann einmal aus der Mode zu kommen. Diese seit Jahrzehnten im professionellen Börsenhandel angewandte Methodik unterliegt zwar auch den üblichen und notwendigen Anpassungen an das jeweilige Börsenumfeld. Solange es aber den Handel mit Optionen an einer Börse gibt, wird sich das Grundkonzept, welches wir hier beschreiben, nicht ändern.
Der weltweite Börsenhandel bietet jedem Interessierten, der bereit ist, hinter die Kulissen zu schauen und die grundsätzlichen Funktionen des Handels zu erforschen und zu erlernen, beinahe unbegrenzte finanzielle Möglichkeiten. Als Leser haben Sie es in der Hand, mit der in diesem Buch dargestellten Methodik ein weiteres Puzzlesteinchen im großen Gesamtbild Börse zu finden und an der richtigen Stelle zu platzieren. Dafür wünschen wir Ihnen viel Erfolg!
Jens Rabe & Kai Skoruppa
Dezember 2010
Was kann dieses Buch und was soll es leisten? In dieser Einführung wollen wir Ihnen einen Überblick geben, wie das vor Ihnen liegende Buch aufgebaut ist und wie Sie als Leser den größten Nutzen daraus ziehen können.
Wir haben im Vorfeld der Niederschrift des vor Ihnen liegenden Buches darüber diskutiert, ob wir weitgehend auf englischsprachige Ausdrücke verzichten wollen oder nicht. Nach reiflicher Überlegung haben wir einen hoffentlich für alle Leser annehmbaren Kompromiss getroffen. Jene englischsprachigen Wörter, die sich leicht in die deutsche Sprache übersetzen lassen und dann auch noch einen Sinn ergeben, haben wir übersetzt. Es gibt allerdings Begriffe im Börsenhandel, bei denen es einfach keinen Sinn macht, diese zu übersetzen. So kann man das Wort „short“ – welches im Börsenhandel als Synonym eines Verkaufs oder einer Verkaufsposition gilt – zwar mit dem deutschen Wort „kurz“ übersetzen, aber die Aussage „Ich bin ‚kurz‘ im FDAX“ erscheint uns nicht sonderlich sinnvoll zu sein. Ebenso könnte man das Wort „Trade“ jedes Mal mit „Handel“ übersetzen, aber auch dies ist unserer Meinung nach nicht sinnvoll. Und so haben wir versucht, eine Mischung aus absolut unumgänglichen Börsenbegriffen in der Originalsprache Englisch und deutschen Wörtern zu finden. Sollten wir dennoch einige Wörter oder Passagen zu stark in der Börsenumgangssprache Englisch niedergeschrieben haben und sollten diese deshalb für Börseneinsteiger etwas schwerer zu verstehen sein, dann ist dies unser Fehler uns keinesfalls dem Nichtwissen unserer Leser geschuldet. Wir bitten in diesem Fall um Nachsicht und um das Wohlwollen unserer Leser.
Das Buch gliedert sich in vier Teile, die aufeinander auf bauen. Ausgehend von einer Analyse der Zwickmühle, in der sich viele private Händler und Börseneinsteiger befinden, spannen wir den Bogen hin zu einer praxiserprobten Methode, die es gerade dieser Gruppe ermöglichen soll, ein regelmäßiges Einkommen an der Börse zu erzielen. Dies macht es allerdings erforderlich, dass der Leser über gewisse Grundkenntnisse im Börsenhandel verfügt. Das hat zur Folge, dass auf Fragen nach dem Erstellen eines Charts, den vielen Möglichkeiten, einen Preisverlauf im Chart darzustellen, oder dem Unterschied zwischen Candlestick oder Barchart nicht eingegangen wird. Sollten Sie als Leser in diesen Bereichen noch Nachholbedarf haben, dann empfehlen wir Ihnen vor Lektüre dieses Buches, sich mit diesen Dingen vertraut zu machen. Die Auswahl an guten Büchern zu Grundlagen des Börsenhandels ist für jeden Kenntnisstand nahezu unerschöpflich.
Alle Bücher, welche Erläuterungen oder Hilfestellungen zu Fragen des Börsenhandels geben möchten, verbindet ein gemeinsamer Nachteil, nämlich die Eindimensionalität der Darstellung. Man kann als Autor noch so viele Tabellen, Bilder oder Chartdarstellungen in ein Buch abdrucken lassen, und doch werden immer wieder Fragen aufkommen oder Details unverstanden bleiben.
Die Frage nach der optischen Qualität der gedruckten Abbildungen ist ebenfalls ein nicht unwesentlicher Punkt, den es zu berücksichtigen gilt. Wir haben uns daher entschlossen, dieses Buch als Arbeitsbuch mit einem interaktiven Anteil zu konzipieren. Am Schluss der meisten Kapitel finden Sie eine Reihe von Fragen die sie beantworten können, um zu überprüfen, ob das im jeweiligen Kapitel dargelegte Wissen von Ihnen verstanden wurde. Unter der Internetadresse www.optionsstrategien.comfinden Sie zu allen Teilen des Buches weiterführendes Informationen und Details. So können Sie als Leser auf dieser Seite zahlreiche Videos zu den einzelnen Kapiteln abrufen sowie die Lösungen zu den Fragestellungen am Ende eines Kapitels finden. Zusätzlich sind auf der Seite alle Charts, Tabellen und Abbildungen noch einmal hinterlegt. Die Nutzung dieser Seite ist für alle Leser des Buches kostenfrei. Über dieses Webangebot besteht auch die Möglichkeit, mit anderen Lesern in Kontakt zu treten oder die Autoren bei auftretenden Fragen anzusprechen. Wir möchten Sie ermutigen, dieses Angebot zu nutzen, da wir glauben, dass es Ihnen so möglich sein wird, eine Menge zusätzlicher und nützlicher Informationen zu der dargestellten Methodik des Optionshandels zu erhalten.
Der erste Teil des Buches mit den Kapiteln 1 bis 3 ist eine Heranführung an das jedem Buch, welches sich mit der Börse beschäftigt, übergeordnete Thema, nämlich der Frage nach dem Warum des Börsenhandels. Wir wollen aufzeigen, mit welcher Einstellung man an das Thema „Regelmäßiges Einkommen durch Börsenhandel“ gehen sollte und aufzeigen, wo man sich mental befinden muss, um langfristig erfolgreich sein zu können. Es ist der esoterische Teil des Buches, wobei wir keinen Hokuspokus veranstalten wollen, sondern uns lediglich mit der Frage beschäftigen: „WIE sollte mein Börsenalltag aussehen und WARUM möchte ich mich überhaupt an der Börse engagieren?“ Wenn Sie gleich zum Wesentlichen des Buches kommen wollen, können Sie diesen Teil ruhig überspringen.
Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit den Grundlagen des Optionshandels und ist vor allem für diejenigen Leser geschrieben, welche bislang keine oder nur sehr wenige Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit Optionen besitzen. Für erfahrene Optionshändler oder Trader, welche schon erste Erfahrungen mit Optionen gemacht haben, stellt dieser Teil eine gute Auffrischung der Optionsgrundkenntnisse dar und sicherlich wird auch der eine oder andere Gedanke zu finden sein, der einen neuen Blick auf Delta, Optionspreismodell und Co wirft. Gerade für Einsteiger in das Thema Optionen ist dieser Teil sehr wichtig, da erst durch das Verständnis für die Grundlagen ein späteres erfolgreiches Handeln mit Optionen möglich wird. Wie das komplette Buch ist auch Teil 2 aus der Sicht zweier Händler geschrieben, die tagtäglich in der Praxis tätig sind. Wir als Autoren haben weder den Anspruch, mit diesem Buch einen allumfassenden Almanach des Optionshandels vorzulegen noch eine Arbeit abzuliefern, die wissenschaftlichen Ansprüchen zu 100 Prozent genügen soll. Es ist ein Buch für Praktiker von Praktikern. Sollten daher Optionsprofis das eine oder andere Detail vermissen, dann bitten wir dies zu entschuldigen.
Im Teil 3 steigen wir dann in den praktischen Handel ein und erläutern einfache und nachvollziehbare Strategien, die man zur Erzielung eines regelmäßigen Einkommens an den Börsen anwenden kann. Wir geben Ihnen als Leser hier ein Grundkonzept an die Hand, welches erwiesenermaßen funktioniert. Allerdings verhält es sich mit Tradingkonzepten so wie mit Kochrezepten. Man kann ein Kochrezept einfach übernehmen, aber ein großer Koch wird man erst, wenn man dieses Rezept an seine eigene Persönlichkeit anpasst und daraus einen eigenen, selbstständigen Stil kreiert. Und so macht es auch Sinn, das in diesem Buch vorgestellte Konzept nicht als Ziel, sondern als Start zum Aufbau eigener Strategien und Ideen zu nutzen. Erfolgreicher Börsenhandel lebt von ständiger Anpassung und der Neugier auf neue Ideen und Innovationen.
Im letzten Teil des Buches zeigen wir auf, wie die vorgestellten Ideen und Strategien mit Hilfe von Regeln, Risiko- und Money-Management und darauf auf bauenden Strategien in die Praxis umgesetzt werden können. Wir zeigen einen praxiserprobten Ansatz, der grundsätzlich 1:1 übernommen werden kann, um erste Schritte im eigenen Handel zu gehen. Natürlich soll dieser Ansatz aber auch als Anregung zur Entwicklung eigener Ideen und Strategien dienen. Wichtig dabei ist, dass alle Elemente des Konzeptes von der Auswahl des geeigneten Marktes über die Auswahl der Strategie bis hin zur Verwaltung bestehender Positionen systematisch und kontinuierlich umgesetzt werden.
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre des Buches und würden uns freuen, wenn Sie uns über die Website www.optionsstrategien.com ein Feedback sowie Ideen und Anregungen zukommen lassen würden.
„Das darf doch nicht wahr sein“, denkt sich Manfred Klein! Bloß weil dieser amerikanische Finanzminister irgendetwas zu den Reportern auf CNBC sagt, drehen die Preise für Erdöl plötzlich wie aus dem Stand nach unten und verlieren über einen Dollar innerhalb von 15 Minuten. Wieder ausgestoppt. Das vierte Mal in dieser Woche und wir haben erst Mittwoch! 2.500 Dollar futsch, weg, auf Nimmerwiedersehen im Börsennirwana verschwunden. Dabei hatte sich Manfred Klein das doch alles ganz anders vorgestellt. Das ganze Wochenende hindurch hatte er Charts in verschiedenen Zeiteinheiten verglichen, Fundamentaldaten wie die Lagerbestände ausgewertet und dazu noch diverse Börsennewsletter und Fachmagazine gelesen. Die Situation war ganz eindeutig: Der Ölmarkt befand sich in einem intakten Aufwärtstrend, das letzte Hoch war am Ende der Woche überschritten worden und neue Hochs sollten und mussten in diesen Tagen markiert werden. Das hatte schließlich auch der Analyst eines großen Brokerhauses geschrieben. Manfred Klein hatte alle 20 Seiten dieser Analyse aus dem Internet ausgedruckt und Wort für Wort studiert. Den kompletten Samstag und den halben Sonntag hatte er mit seiner Vorbereitung auf die neue Börsenwoche verbracht. Natürlich war seine Frau nicht begeistert und verdrehte nur noch die Augen, weil er seit diesem Börsenseminar jede freie Minute vor seiner neu gekauften Handelsstation verbrachte. Aber dies ist nun mal der Preis, den es zu bezahlen gilt, wenn man erfolgreich sein will. Das war beim Aufbau seines Architekturbüros vor 15 Jahren ja auch nicht anders gewesen. Man muss den Ofen erst einheizen, bevor er Wärme spendet, predigte er seiner Frau immer dann, wenn sie ihn wie so oft in letzter Zeit vorwurfsvoll ansah, weil er wieder einmal bis kurz vor Mitternacht in seinem Heimbüro saß und die Charts betrachtete. Er würde es ihr schon noch zeigen! Schließlich war er immer noch ein intelligenter, erfolgreicher Architekt und Unternehmer, der sich darüber im Klaren war, dass man einfach nur etwas mehr Gas geben musste, wenn es mal nicht so lief wie geplant. Und dass er in den letzten zwölf Wochen den Gegenwert eines Kleinwagens an der Börse verloren hatte, musste man einfach unter Lehrgeld verbuchen. Das war nun einmal so.
Der 15-Minuten-Chart tickte weiter nach unten und Öl hatte jetzt schon 1,50 Dollar verloren. Manfred Klein schaltete den Chart in eine kleinere Zeiteinheit und stutzte. Im 5-Minuten-Chart hatte sich ein leichter Abwärtstrend gebildet. Sollte er eventuell auffallende Preise setzen? Im 1-Minuten-Chart war die Sache dann eindeutig, es hatten sich mehrere fallende Hoch-und Tiefpunkte gebildet. Das war es, ein reinrassiger Abwärtstrend lag da vor ihm. Wenn das keine Chance für einen schnellen Handel auf fallende Preise war! In Windeseile huschten seine Finger über die Tastatur und platzierten einen Verkaufsauftrag für einige Erdöl-Kontrakte. Klick, und die Order war am Markt, und in Sekundenbruchteilen erhielt er die Ausführungsbestätigung. Der Preis tickte weiter nach unten und Manfred Klein wusste in diesem Augenblick, dass er den Beginn eines längeren Trends erwischt hatte.… „Der Trade braucht Luft …“ hatte er sich auf ein DIN-A4-Blatt geschrieben und oberhalb seines Bildschirmes an die Wand geheftet. Also den Stopp nicht zu nah am aktuellen Preis platzieren. Das Tageshoch bot sich da geradezu an und so setzte Manfred Klein den Stopp für seine verkauften Kontrakte oberhalb dieses Punktes. Er war ein disziplinierter Händler, niemand sollte etwas anderes über ihn sagen können. Zufrieden saß Manfred vor seinem Bildschirm und betrachtete das Geschehen. Vergessen waren die Verluste der letzten Tage, jetzt war seine Zeit gekommen. Kurz vor 16 Uhr klingelte das Telefon und seine Sekretärin erinnerte ihn an die Besprechung mit den neuen Bauherren. In letzter Zeit musste sie dies öfter als früher tun, da Manfred Klein oft stundenlang gebannt auf seine Bildschirme starrte und dabei auch hin und wieder seine eigentliche Arbeit vergas. Aber egal, schließlich baute er sich hier gerade ein zweites Standbein auf und da gehörte auch der zeitliche Einsatz dazu!
Als Manfred Klein gegen 21 Uhr wieder in sein Büro kam und auf seinen Bildschirm schaute, traute er seinen Augen kaum. Der Ölpreis notierte gerade auf einem neuen Tageshoch. Und seine Positionen? Ausgestoppt, Verlust 2.000 Dollar. Verwirrt betrachtete er das kleine Fenster, welches ihm die Ausführung seiner Order anzeigte. 16:35 Uhr, nur rund eine halbe Stunde, nachdem er sein Büro verlassen hatte. Verdammt, das gibt es doch nicht. „Wieso, weshalb und warum ausgerechnet ich“, dachte sich Herr Klein. Er öffnete die Seite eines großen Internetbörsenportals und klickte sich durch die Rohstoffmeldungen des Tages. Und da stand es plötzlich: … die heutige Veröffentlichung der Lagerbestände von Öl der Sorte Texas West Light (9:30 Uhr CST) bestätigte die Erwartungen der meisten Analysten und sollte den intakten Auf wärtstrend der Preise weiter unterstützen. Wie schon in der Vorwoche hatten die Bestände weiter abgenommen und notieren jetzt auf dem tiefsten Stand der letzten 16 Monate. Analysten erwarten für die kommenden Wochen einen weiteren Preisschub aufgrund der beginnenden Reisesaison in den Vereinigten Staaten … Manfred Klein fühlte, wie sich sein Magen verkrampfte und sich eine bleierne Schwere in seinem Körper ausbreitete. „Dieser ganze Börsenhandel ist doch ein einziges Tollhaus“, dachte er und bemerkte, dass sich Gefühle wie Zorn, Frustration und Wut in ihm ausbreiteten, Gefühle, die er sonst in seiner Arbeit als Architekt nie verspürt hatte. Aber er war ein Kämpfer! „Die kriegen mich nicht“, murmelte er vor sich hin. „Den Verlust hole ich mir wieder zurück, denen zeige ich es.“ Schnell zückte er sein iPhone und schrieb seiner Frau eine kurze SMS: „Hallo Schatz, muss noch mal was für den Börsenhandel tun. Komme später. Kuss Manfred“.
Kommt Ihnen diese Situation bekannt vor? Spielen sich solche Szenen in ähnlicher Art und Weise vielleicht sogar bei Ihnen ab? Falls ja, dann gehören Sie zu einer stark gefährdeten Gruppe von Börsenhändlern und sind auf dem besten Wege, ihr Konto, aber auch ihre körperliche und mentale Gesundheit zu ruinieren. Viele Neueinsteiger glauben, dass allein das Erlernen einer Strategie ausreicht, um erfolgreich an der Börse agieren zu können. Dabei wird allerdings oft vernachlässigt, dass eine Strategie allein, und sei diese noch so gut, niemals ausreicht, um ein erfolgreicher Händler zu werden. Damit jetzt keine Missverständnisse aufkommen: Es geht nicht darum, ob man eine oder zwei, drei oder vier verschiedene Strategien anwendet. Dies ist nicht der Punkt. Viel wichtiger ist es, dass die erlernte Strategie in eine umfassende, ausgeklügelte Arbeitsweise integriert wird, die den Händler befähigt, das vorhandene Wissen letztendlich auch profitabel anwenden zu können. Angeblich scheitert ein Großteil der Neueinsteiger ins Börsengeschäft innerhalb der ersten Monate. Es wäre töricht zu glauben, dass es sich dabei nur um dumme oder unwissende Menschen handelt. Das Gegenteil ist der Fall. Unter denjenigen, die scheitern, sind eine Vielzahl hochgebildeter Unternehmer, Freiberufler und Akademiker. Diesen Menschen Unwissenheit zu unterstellen, wäre ebenso falsch wie die Annahme, dass diese Menschen keine ausgefeilten und durchdachten Strategien und Pläne für Ihren Börsengeschäfte hätten. Warum gelingt es aber dann doch so wenigen Neueinsteigern, Erfolge zu erzielen? Liegt es an „falschen Strategien“, „falschen Märkten“ oder „falschen Produkten“? Oder ist der durchschnittliche Mensch einfach nicht dazu geschaffen, an der Börse erfolgreich zu agieren. Sind es die uns allen innewohnenden Emotionen, die uns behindern und uns vom Erfolg abhalten? Gibt es unter den Börsenprofis doch so eine Art Geheimnis, welches die Amateure nicht kennen und was Ihnen vorenthalten wird? Unzählige Bücher wurden über alle Aspekte des Börsenhandels geschrieben, und somit sollte es für einen halbwegs intelligenten Menschen doch eigentlich kein Problem darstellen, an der Börse erfolgreich zu sein. Wir wissen aber, dass dies in der Realität leider nicht so ist. Fakt ist, die Masse der Börsenteilnehmer verliert über kurz oder lang Geld an den Börsen und einige wenige gewinnen. Was ist also das Erfolgsrezept dieser Gewinner? Ist es die richtige Einstellung oder das sprichwörtliche positive Denken? Ist es das Glück des Anfängers, der in einer einsteigerfreundlichen Börsenphase (gibt es so etwas überhaupt?) beginnt und dadurch so lange vor größeren Verlusten verschont bleibt, bis er die nötigen Erfahrungswerte gesammelt hat? Bevor wir dieser Frage auf den Grund gehen, betrachten wir noch einmal unseren fiktiven Helden Manfred Klein und wie ein Handelstag bei ihm auch ablaufen könnte.
Manfred Klein sitzt entspannt an seinem Schreibtisch und betrachtet seine Terminplanung der aktuellen Woche. Um 16 Uhr wird der neue Bauherr ins Büro kommen, um mit ihm die Pläne für das neue Einfamilienhaus zu besprechen. Die Unterlagen liegen in mehrfacher Ausfertigung bereits kopiert im Besprechungsraum und Manfred Klein geht noch einmal gedanklich die zuletzt vorgenommenen Veränderungen an den Plänen durch. Der Bauherr wird sicherlich angetan sein von der räumlichen Aufteilung des oberen Stockwerkes. Noch 15 Minuten bis zum Termin, genug Zeit, um noch einen schnellen Blick auf die Börse zu werfen. Seit er vor einigen Monaten begonnen hat, einen Teil seiner Ersparnisse selbst zu managen, ist Manfred Klein fasziniert von den Möglichkeiten, die sich ihm an der Börse bieten. Wer weiß, wäre er als Student schon darauf aufmerksam geworden, dann wäre er heute vielleicht nicht Architekt, sondern einer dieser überbezahlten Hedgefondsmanager, von denen man jetzt immer wieder liest. Manfred Klein muss schmunzeln bei dem Gedanken.
Am Wochenende hat er sich eine Stunde Zeit genommen und die Tagescharts verschiedener Rohstoffe analysiert. Wobei „analysieren“ sicherlich ein etwas zu hoch gegriffener Ausdruck für das ist, was er gemacht hat. Er hat sich Wochen- und Tagescharts angesehen und die Märkte mit den deutlichsten Trends angestrichen. Danach hat er Dinge wie Delta, Open Interest, Strikes und einige andere Kennzahlen aus einer Internetseite herausgesucht, notiert und mit einem einfachen Softwareprogramm ausgewertet. Diese Begriffe hat er vor einigen Monaten noch nicht einmal gekannt und jetzt geht er damit schon um, als wäre er ein alter Hase. Wie hatte ihm sein Mentor zuletzt erst gesagt: „… um an der Börse zu gewinnen, musst Du keine Raketenwissenschaft studiert haben“, und scheinbar hat er damit Recht. Manchmal erschien ihm das Ganze fast schon zu simpel. Besonders waren Manfred Klein die Charts von Erdöl ins Auge gestochen. Nach dem Einbruch von 150 Dollar auf 35 Dollar innerhalb von wenigen Monaten hatte sich hier ein neuer Aufwärtstrend gebildet. Ihm war zwar nicht entgangen, dass dieser regelmäßig von Rücksetzern begleitet war, aber selbst auf dem Wochenchart war der Aufwärtstrend zu erkennen. Schon in Physikunterricht während seiner Schulzeit hatte er gelernt, dass sich eine Bewegung mit größerer Wahrscheinlichkeit fortsetzt, als dass sich diese umkehrt. Und so war auch er zu dem Schluss gekommen, dass dieser Aufwärtstrend mit großer Wahrscheinlichkeit sich eher fortsetzen als umkehren sollte. Am Montag hatte er dann eine Wette mithilfe von Optionen platziert, die ihm einen Gewinn einbringen würde, sollte der Preis von Erdöl in den kommenden 85 Tagen nicht um 37 Prozent fallen. Der Begriff Wette gefiel ihm zwar nicht so recht und auch sein Mentor nannte dies immer ein Geschäft mit der Wahrscheinlichkeit, aber als er vor einigen Wochen seiner Frau innerhalb von zwei Minuten erklären sollte, was er da eigentlich macht, war ihm das Wort Wette in den Sinn gekommen. Wie sie ihn anschaute, nachdem er dieses Wort ausgesprochen hatte. Doch bevor sie ihm eine Standpauke halten konnte über den Unsinn von Lotto und Sportwetten, hatte er ihr schnell noch erklärt, dass er jetzt quasi selbst eine Lottogesellschaft sei. Im ersten Moment hatte Sie geglaubt, dass er nun wohl vollkommen durchdrehen würde, aber schon nach einigen Erklärungen hatte sie das Grundprinzip verstanden. Börse muss einfach sein, dass hatte sein Mentor ihm gesagt, und Manfred Klein hatte dieser Ausspruch an eine Weisheit seines alten Architekturprofessors erinnert. Die großartigsten Bauwerke können mit wenigen Strichen skizziert werden. Der Eiffelturm, die Golden Gate Bridge, die Türme des World Trade Centers, die Pyramiden, das Burj El Arab als Wahrzeichen von Dubai, jedes dieser Bauwerke kann auch ein begabtes Kind zeichnen. Als Architekt war er dieser Idee treu geblieben. Halte die Dinge einfach, das war sein Credo.
Der Erdölpreis war leicht zurückgefallen, am ursprünglichen Trend hatte sich aber nichts geändert. Heute gab es für ihn an der Börse nichts zu tun. Manfred Klein schaltete den PC aus und ging in den Besprechungsraum. Sein „Börsenhandel“ hatte gerade einmal fünf Minuten in Anspruch genommen und außer einer leichten Erregung, die er immer noch spürte, wenn er die Charts betrachtete, hinterließ der heutige Börsentag keinerlei Spuren bei ihm. Er wusste, die Zeit und die Wahrscheinlichkeit arbeiteten für ihn.
Emotionsloses Handeln ist einer der Wünsche vieler Börsenhändler. Weg von Gier, Angst und der Furcht, etwas zu verpassen, möchten wir doch alle die Börse als Mittel zum Zweck nutzen, um mit Hilfe des Handels unsere Wünsche und Ziele im Leben zu verwirklichen. Obwohl viele Neueinsteiger auf die Frage „Was willst du mit dem Börsenhandel erreichen? “ pauschal antworten: „Viel Geld verdienen“, ist dies bei genauerem Nachdenken nur in den seltensten Fällen der tatsächliche Grund, um mit dem Börsenhandel zu beginnen. Vielmehr ist es eher der Wunsch nach finanzieller und persönlicher Freiheit, der Wunsch nach mehr Freizeit für Hobbys, Familie oder Reisen oder auch nach der Erfüllung materieller Träume. Der reine Gedanke an Geld ist es meist nicht, der einen Nichtbörsianer in einen Börsianer verwandelt. Wäre es dann aber nicht großartig, wenn sich unser Handeln an der Börse so gestalten würde wie in dem obigen fiktiven Beispiel unseres Protagonisten Manfred Klein? In beiden Geschichten hat unser Held die gleichen Voraussetzungen. Gleicher Beruf, gleiche Zeitkapazität, gleiche Intelligenz, alles stimmt zu einhundert Prozent überein. Dennoch erleben wir in unserem ersten Beispiel einen Mann, der sich zum Sklaven der Preise und des Geschehens an der Börse macht. Er ist ein Getriebener auf der Jagd nach ein paar Gewinnen innerhalb von Minuten, und er versucht permanent, ein paar Cent aus der kleinsten Bewegung des Marktes zu generieren. Wir kennen seine Wünsche und Ziele nicht, aber kann es das Ziel eines erfolgreichen Börsianers sein, sich die Wochenenden und die Nächte um die Ohren zu schlagen für ein paar kleine Gewinne? Würde eines seiner vielen Handelsgeschäfte, die er tagein, tagaus tätigt, zu einem Ergebnis führen, welches sein Leben komplett verändern würde? Hat er mit dieser Art des Handelns, des permanenten Kaufens und Verkaufens, die Chance auf den großen „Coup“, den „Jackpot“ den „Trade, der mein Leben komplett verändert“? Nein! Falls diese Chance aber von vornherein nicht besteht, welche andere Möglichkeit besteht dann überhaupt, mit Hilfe der Börse die eigenen Ziele und Wünsche zu verwirklichen? Untersuchen wir dies im nächsten Kapitel.
Die beiden Geschichten um unseren fiktiven Helden Manfred Klein zeigen, dass der Börsenhandel mit völlig unterschiedlichen Emotionen angegangen wird. Während die eine Gruppe stetig durch Gefühle wie Gier, Angst oder Furcht einem enormen Druck ausgesetzt scheint, agiert eine andere Gruppe von Börsenhändlern weit weniger emotional. Emotionslos agiert diese Gruppe zwar auch nicht, denn alle unsere Handlungen, egal ob sie im Zusammenhang mit der Börse stehen oder nicht, sind immer mit den verschiedensten Emotionen verbunden. Wichtig ist aber, dass wir uns in einem Zustand versetzen, der uns hilft, kraftvolle, positive Emotionen hervorzubringen anstatt Emotionen, die sich kraftraubend und negativ auf uns auswirken. Nun soll dies kein Buch über NLP oder positives Denken werden, dennoch ist es notwendig, dass wir, bevor wir uns dem eigentlichen Thema zuwenden, die Frage stellen, warum wir überhaupt eine bestimmten Form des Börsenhandels betreiben sollten. Wie schon ganz am Anfang dieses Buches ausgeführt, stellt die hier vorgestellte Methode nicht den Heiligen Gral zur Erzielung von Börsengewinnen dar. Die Börse bietet eine große Auswahl an Möglichkeiten, um aus ihr Profit zu ziehen. Man kann sich der Börse von der fundamentalen Seite nähern, und einige der größten Investoren der Welt haben damit außergewöhnliche Gewinne erzielt. Viele Börsianer nutzen die technische Analyse der Märkte, um auf den verschiedensten Zeitebenen des Handels zu agieren. All diesen Herangehensweisen an den Markt ist gemein, dass es immer Gewinner und Verlierer gibt, wobei letztere Gruppe häufig überwiegt. Wenn es aber auch in allen Methoden und Strategien Gewinner gibt, was ist es, das diese Menschen von der überwiegenderen Masse der Verlierer unterscheidet?
Auch wenn es immer wieder von reißerischen Börsenbriefen behauptet wird, Geheimnisse gibt es heute an den Börsen kaum noch. Es mag die illegale Form des Insiderhandels geben oder aber die milliardenschweren Softwarelösungen einer Handvoll Wall-Street-Akteure, aber diese Möglichkeiten kommen für die Masse der Börsenteilnehmer nicht in Betracht. Es muss also etwas anderes sein, was den einen Händler befähigt, mit Hilfe einer Strategie profitabel zu agieren, und den anderen nicht. Aus unserer persönlichen Erfahrung als Händler wissen wir, dass die Gewinner an der Börse immer diejenigen Händler sind, die absolut davon überzeugt sind, dass sie Gewinner sind und an der Börse gewinnen werden. Das mag jetzt klingen wie eine Weisheit aus einem drittklassigen „Denke positiv“-Buch, aber wenn wir etwas tiefer einsteigen in das Thema, wird hoffentlich deutlich, was wir damit meinen.
Wir haben in den letzten Jahren sehr viele überaus erfolgreiche Börsenhändler kennengelernt. In ihrem Handelsstil haben sich all diese Händler unterschieden. Darunter waren Pit-Händler aus Chicago, die Hunderte von Trades am Tag mit einer Haltedauer von wenigen Sekunden ausführten. Es gab Aktienhändler, die ausschließlich Aktien aus dem DAX und dem MDAX auf Tagesbasis handelten, Daytrader, die anhand von Elliott-Wellen agierten, markttechnisch handelnde Börsianer, die erfolgreich zwischen Tickcharts und Tagescharts wechselten, millionenschwere Hedgefondsmanager, die mit marktneutralen Strategien agierten, und viele mehr. Trotz der Unterschiede in ihren jeweiligen Handelsstilen haben wir bei all diesen Händlern eine Gemeinsamkeit feststellen können. Jeder Händler war von der Nachhaltigkeit und dem Potenzial der von ihm angewandten Strategie zutiefst überzeugt. Gleichzeitig wussten alle diese Händler auch, dass der Börsenhandel einem Spiel gleicht, bei dem es ganz normal ist, dass man auch Rückschläge einstecken muss. Aufgrund dieser Überzeugung handelten alle diese Händler in einem Zustand, in dem weder Gewinne noch Verluste bei ihnen starke emotionale Reaktionen hervorriefen. Bildlich gesprochen befanden sich diese Händler alle im Fluss und agierten scheinbar schwerelos. Verluste wurden als Teil des Spiels ebenso akzeptiert wie Gewinne. Und noch etwas schien uns bei all diesen Händlern gleich zu sein. Egal in welchem Zeitrahmen sich die jeweils gehandelte Strategie bewegte, die Erwartungshaltung dieser Händler war immer weit über den Zeitraum eines einzelnen Trades hinaus gerichtet. Selbst die im Sekundentakt handelnden Scalper bewerteten ihre Ergebnisse nicht auf Stunden- oder Tagesbasis, sondern auf Sicht von Wochen und Monaten. Und da sie wussten, dass ihre jeweilige Strategie langfristig betrachtet einen positiven Ertrag erwarten ließ, handelten sie diese Strategie mehr oder weniger automatisch und ließen sich in ihrer Handlungsweise nicht von den Ergebnissen einzelner Trades beeinflussen.
Nun könnte man aufgrund dieser Beobachtungen zu dem Schluss kommen, dass ein Neueinsteiger ins Börsengeschäft nur an seiner Erwartungshaltung und Überzeugung arbeiten muss, um langfristig ein erfolgreicher Händler zu werden. Diese Idee erscheint auch uns sinnvoll, allerdings wollen wir noch einen Punkt davor ansetzen, um dann auch hier den Kreis zum eigentlichen Kern dieses Buches zu schließen. Ein erfahrener Börsenhändler wird oftmals in der Lage sein, von einer Strategie auf eine andere umzusteigen, da er über die psychischen Fähigkeiten wie Selbstüberzeugung und langfristiges Denken bereits verfügt. Ein routinierter Händler könnte beispielsweise von einer Strategie, die eine hohe Trefferquote (eine prozentual hohe Anzahl von Gewinnern) aufweist, auf eine Strategie umsteigen, die eine niedrige Trefferquote (eine prozentual geringe Anzahl an Gewinnern) verspricht. Der Börsenprofi weiß aufgrund seiner Erfahrungen und den Trades, die er schon tausendfach ausgeführt hat, dass er auch mit dieser neuen Methode über kurz oder lang zu den Gewinnern zählen wird. Da er die mentalen Voraussetzungen eines Gewinners bereits verinnerlicht hat, kann er sich völlig auf die Perfektionierung der neuen Strategie konzentrieren und wird dadurch letztendlich profitabel werden.
Für den Neueinsteiger stellt sich dies allerdings ganz anders dar. Er muss im Gegensatz zum Profi gleich zwei Aufgaben gleichzeitig lösen. Erstens muss er natürlich die mentalen Fähigkeiten erlangen, die es ihm ermöglichen, dauerhaft als Gewinner im Börsenhandel zu bestehen. Das bedeutet, er muss zu der festen Überzeugung gelangen, dass er durch sein Tun und Handeln einen Gewinn an der Börse erzielen wird. Und wir sprechen hier nicht über die Hoffnung auf Gewinne, sondern tatsächlich über die tiefe und felsenfeste Überzeugung, dass sie sich automatisch einstellen werden. Und zweitens muss er an der Perfektionierung seiner Strategie arbeiten und diese auf seine ganz speziellen Wünsche und Bedürfnisse zuschneiden. Eine Strategie ist immer nur ein Grundprinzip, aus dem der Händler seine individuell auf ihn angepasste Methodik formt. Um es noch einmal zu wiederholen: Nur wenn ein Händler sowohl technisch (die Strategie) als auch mental (die innere Überzeugung, dass es funktioniert) in der Lage ist, an der Börse zu agieren, wird er Gewinne einfahren. Dem Neueinsteiger fehlt allerdings ein ganz entscheidender Punkt: die Erfahrung. Dieser Punkt lässt sich aber für kein Geld der Welt kaufen, da Erfahrung immer nur aus dem Durchleben bestimmter Situationen entstehen kann. Und um möglichst viel Erfahrung zu besitzen, braucht es zwangsläufig eine Menge an durchlebten Situationen. Da ein Neueinsteiger aber logischerweise keine oder nur eine geringe Anzahl an Erlebnissen vorweisen kann, fehlt ihm die notwendige Erfahrung, um die am Anfang erwähnten mentalen Fähigkeiten zu besitzen, um im Börsenhandel als Gewinner zu agieren. Die Katze beißt sich in den Schwanz, weil jeder Neueinsteiger sich in einem Teufelskreis wiederfindet.
Keine Erfahrungen g keine Gewinne g keine Erfolgserlebnisse → viele Verluste g überwiegend Misserfolge g keine mentale Überzeugung, ein Sieger zu sein g keine Gewinneg…
Was kann ein Neueinsteiger dagegen tun, will er dennoch zu den Gewinnern an der Börse gehören? Unserer Überzeugung nach ist es einer der möglichen Wege, nur solche Strategien zu handeln, die von Beginn an eine statistisch belegbare hohe Gewinnwahrscheinlichkeit haben und gleichzeitig für den Händler nicht zu hohe psychische Hürden aufbauen. Viele Strategien kann man mit Hilfe historischer Tests untersuchen und auf ihre Gewinnwahrscheinlichkeit hin überprüfen. Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass einige sehr erfolgsversprechende Strategien das Manko aufweisen, dass sie für den Händler mit psychischen Belastungen verbunden sind. Anhand der den meisten Lesern vermutlich bekannten Strategie der Trendfolge wollen wir dies kurz erläutern.
Trendfolgemodelle basieren darauf, dass sie anhand von Preismustern oder der Auswertung von Indikatoren (aus dem Preis abgeleitete Berechnung) Käufe oder Verkäufe in Richtung eines bestehenden Trends eingehen in der Erwartung, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Es gibt eine Vielzahl solcher Trendfolgemodelle die eine langfristig hohe Gewinnwahrscheinlichkeit haben. So weit, so gut. Allerdings stellen diese Modelle einen Neueinsteiger vor das Problem, dass sie nur über geringe Trefferquoten (eine prozentual geringe Anzahl an Gewinnern) verfügen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass solche Modelle lediglich in 20 bis 30 Prozent der getätigten Handelsentscheidungen einen Gewinn abwerfen. Dieser Gewinn ist dann im Verhältnis zu den Verlierern außergewöhnlich hoch und verhilft so der gesamten Methode letztendlich zu einer positiven Gewinnwahrscheinlichkeit. Dennoch bleibt ein unerfahrener Händler mit dem mentalen Problem konfrontiert, dass er eine Vielzahl von aufeinanderfolgenden Verlusten hinnehmen muss. Nun könnte man zwar meinen, dass der automatisch über kurz oder lang eintretende Gewinn dafür sorgen sollte, dass sich der Händler wieder gut fühlt. In der Praxis ist dies aber nicht der Fall, da der Mensch und ganz speziell der Börsianer die Wertigkeit eines Verlustes viel höher einschätzt als die Wertigkeit eines Gewinns. Und so kommt es häufig vor, dass Händler nach einer Reihe von Verlusten ihre Strategie ändern oder verwerfen, obwohl sie wissen, dass ihnen diese Strategie letztendlich einen Gewinn gebracht hätte. Die mentalen Hürden sind aber einfach zu hoch. Der Weg zum Gewinn ist zu hart und zu schwer.
Die in diesem Buch vorgestellte Methodik des Verkaufs von Optionen verfügt über eine Struktur, die es unserer Meinung nach auch Börseneinsteigern ermöglicht, über einen längeren Zeitraum Erfahrungen zu sammeln, um damit die mentalen Fähigkeiten so weit aufzubauen, dass dauerhaft an der Börse erfolgreich agiert werden kann. Wer diese Methode anwendet, wird dabei keinesfalls vor Verlusttrades verschont bleiben, da diese auch hier eine unvermeidliche Begleiterscheinung der Strategie sind. Aufgrund zweier Punkte glauben wir aber, dass diese Methodik dennoch einen Vorteil gegenüber vielen anderen Methoden besitzt. Zum einen weist diese Methode eine hohe Trefferquote auf, was es dem Anwender ermöglicht, viele positive Erfahrungen zu sammeln, um damit seine mentalen Fähigkeiten aufzubauen und dadurch zur absolut notwendigen inneren Überzeugung, dass sein Handeln richtig ist, zu gelangen. Zweitens ist die Höhe der einzelnen Gewinne innerhalb der Systematik von Beginn an begrenzt, was dazu führt, dass der Händler nicht der Versuchung unterliegt, der Emotion Gier zu folgen und einen einzelnen Trade über das gesunde Maß hinaus auszureizen. Stattdessen kann ein Händler sich komplett dem Thema Vermeidung beziehungsweise Verringerung von Verlusten zuwenden. Durch diese beiden Punkte wird erreicht, dass so wenig Emotionen wie möglich Einfluss auf das Handelsergebnis haben. Somit kann sich ein Neueinsteiger, der sich mit der Methode erstmals beschäftigt, deutlich mehr Augenmerk auf die Anpassung der Methodik an seine eigene Persönlichkeit und den Aufbau mentaler Stärke richten. Dadurch ist es unserer Meinung nach möglich, die ersten schwierigen Monate zu überstehen, ohne nach den ersten Rückschlägen das Handtuch zu werfen und sich einer neuen Strategie zuzuwenden.
Ein erfolgreiches Geschäft kann nur derjenige führen, der mit Spaß und Freude dabei ist. Wer permanent Kopfschmerzen beim Gedanken an sein Geschäft hat, dem wird es schwerfallen, die notwendige Energie und Kreativität aufzubringen, die notwendig ist, um erfolgreich zu sein. Die in diesem Buch ausführlich dargestellte Methode des Verkaufs von Optionen soll Ihnen als Leser die Möglichkeit geben, dauerhaft und konstant an der Börse zu agieren und Ihren persönlichen Stil zu finden. Ob Sie diese Methode zu einem Teil Ihrer Gesamtstrategie machen oder wie die Autoren zum Hauptbestandteil des gesamten Handels, bleibt dabei selbstverständlich Ihnen überlassen. In den sich anschließenden Kapiteln werden wir Ihnen alle notwendigen Informationen liefern, damit Sie im Anschluss mit Ihrem eigenen Handel beginnen und somit Ihre ersten eigenen Erfahrungen sammeln können. Ein altes Sprichwort besagt, dass auch eine Reise über 1.000 Meilen mit dem ersten Schritt beginnt. Lassen Sie uns in den folgenden Kapiteln diesen ersten Schritt gehen.
Muss man als Händler über die Ursprünge des Optionshandels Bescheid wissen? Zum erfolgreichen Handel ist es sicherlich nicht notwendig. Wer dieses Buch also ausschließlich zum Zwecke der Verbesserung seiner Handelsergebnisse gekauft hat, kann die folgenden Seiten getrost überspringen. Wer allerdings etwas für seine Allgemeinbildung tun möchte und dazu noch auf der nächsten Party mit seinem neuen Wissen die Damen beeindrucken will, der dürfte hier einige interessante Informationen finden. Spaß beiseite, viele Dinge, die sich vor langer Zeit abspielten, sind heute immer noch aktuell und man kann (und muss) gerade auch im Börsenhandel aus der Geschichte lernen. Denn Geschichte wiederholt sich zwar nie exakt, aber viele Parallelen sind schon erstaunlich und vor allem lehrreich! Und so zeigt die Geschichte des Optionshandels auch, dass der Handel mit Derivaten keineswegs eine Erfindung der Neuzeit ist.
Glaubt man den Geschichtsschreibern, dann wurden die ersten Optionen bereits von den alten Griechen gehandelt. Der Geschichtsschreiber, der darüber berichtete war kein Geringerer als Aristoteles, der in seinem Werk „Politik“, welches 332 vor Christus erschien, eine Art Optionshandel des griechischen Gelehrten Thales von Milet beschreibt. Aristoteles war scheinbar ein großer Fan von Thales, denn seit Aristoteles’ Zeiten gilt Thales als Begründer der Philosophie und der Wissenschaft. Thales von Milet war aber nicht nur ein schlauer Theoretiker, sondern auch ein praktisch veranlagter Zeitgenosse. Aufgrund seiner Forschungen und Arbeiten, unter anderem der Beobachtung der Sterne und des Wetters, schlussfolgerte er in einem Winter, dass die Olivenernte im darauffolgenden Jahr besonders gut ausfallen dürfte. Daraufhin kaufte er alle Rechte zur Nutzung der verfügbaren Olivenpressen in Chios und Milet in der Hoffnung, diese später bei einer entsprechend großen Nachfrage nach solchen Mühlen teuer weiterverkaufen zu können. Die Olivenernte fiel dann tatsächlich sehr üppig aus, die Nachfrage nach den Diensten der Ölmühlen explodierte und Thales von Milet vervielfachte seinen Einsatz. Damit bewies er, dass man mit angewandtem Wissen durchaus ein Vermögen machen kann. Gleichzeitig hatte er das vermutlich erste Optionsgeschäft der Menschheit getätigt – ein klassischer Ölmühlen-Call! Die Besitzer der Mühlen dagegen hatten einen Ölmühlen-Covered-Call gehandelt.
Nach diesem ersten Optionshandel dauerte es ein paar Jahrhunderte bis zur Tulpenmanie der Holländer um 1636/37, bei der erneut Optionen zum Einsatz kamen. Tulpen, auch damals schon nichts anderes als heute – nämlich Blumen –, wurden zu einem solchen Objekt der Begierde, dass für einzelne Pflanzen der Gegenwert eines Hauses verlangt und auch bezahlt wurde. Um sich solche Exemplare langfristig zu sichern, waren natürlich die Tulpenzwiebeln besonders begehrt. Die Händler dieser Tulpenzwiebeln ersannen dann auch schnell den Handel mit Optionen, welche dem Käufer das Recht einräumten, Tulpenzwiebeln zu einem festgelegten Preis in der Zukunft kaufen zu dürfen. Damit waren die Händler klassische Stillhalter und die Käufer Inhaber von Call-Optionen. Als im Februar 1637 die Leute plötzlich merkten, dass es sich bei Tulpen tatsächlich nur um Blumen handelte, brach die ganze Spekulation zusammen und wie noch so viele Male in den kommenden Jahrhunderten verlor die Masse der Spekulanten ihr letztes Hemd. Gewinner gab es wenige, allerdings waren unter ihnen die Stillhalter der Tulpenzwiebel-Calls.