Otto der Schütz - Heiko Rammenstein - E-Book

Otto der Schütz E-Book

Heiko Rammenstein

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Beschreibung

Otto, Landgrafensohn, soll nach dem Willen des Vaters Mönch werden. Auf dem Weg zur Abtei flieht er jedoch mit zwei Knappen und schließt sich einer Gruppe von Schützen an, um mit ihnen zum Klever Schützenfest zu ziehen. Der Weg nach Kleve ist abenteuerlich, das Schützenfest selbst atemberaubend und der Aufenthalt auf dem Klever Schloss birgt Geheimnisse, die bis zum Kreuzzug nach Jerusalem zurückreichen. Als würden die historischen Figuren wieder lebendig, verbinden sich ferne Vergangenheit und jene Epoche, in der die Erzählung angesiedelt ist.

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Seitenzahl: 74

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Otto der Schütz -

eine Gedichte-Geschichte aus dem Mittelalter

Vorbemerkung:

Als Vorlage dient der von Alexandre Dumas dem Älteren verfasste historische Roman "Otto der Schütz", der im Jahr 1840 veröffentlicht wurde.

Allerdings nahm ich mir die Freiheit, den Ausgangspunkt des Geschehens von Godesberg nach Spangenberg zu verlagern und den Landgrafen Ludwig durch den Landgrafen Heinrich zu ersetzen.

Heiko Rammenstein,

im Februar 2025

Euch widme ich dieses Büchlein

von einem Helden alter Zeit.

Es soll Euch zum Gedenken sein,

dass Liebe Kraft und Mut verleiht.

Seit ich im Oktober begann,

schrieb ich drei Monate daran.

Teil 1

Der Aussicht, einst ein Mönch zu sein,

pflichtet Otto bei nur zum Schein

Landgraf Heinrich ist den Hessen

als willensstarker Mann bekannt.

Stur folgt er den Interessen,

er wird "der Eiserne" genannt.

Offiziell "Heinrich der Zweite",

Erbnachfolger seiner Ahnen,

Herrscher über Hessens Weite,

strenger Herr der Untertanen.

Mitte vierzehnten Jahrhunderts

kann Heinrich die Chance wittern,

Spangenberg samt Schloss, wen wundert’s,

erwirbt er von Treffurts Rittern.

Denn diese Herren sind verschrie'n

als Raubritter in Geldesnot,

das Volk ist froh, als sie fortzieh'n

aus Spangenberg im Abendrot.

So wird Spangenberg Hessenland

und das Schloss auf der Bergspitze,

in annehmbarem Bauzustand,

zu dem zweiten Herrschaftssitze.

Heinrich, Vater zweier Söhne,

der Ältere nach ihm benannt,

wünscht, dass der sich dran gewöhne,

zu werden Vaters Erbgarant.

Denn nur wer zuerst geboren,

hat den Anspruch auf das Erbe,

Kraft Nachfolge auserkoren,

wenn der Vorgänger versterbe.

Otto, des Vaters zweitem Spross,

sind die Wälder Jagdreviere.

Rund um das Spangenberger Schloss

schießt er auf die wilden Tiere.

Schon in seinen Knabenjahren

übt er sich an Pfeil und Bogen,

hat in Waidmannes Gebaren

wahre Schießkunst aufgesogen.

Ottos Jagdtrieb ist dem Vater

ein ungeliebtes Amüsement.

Langsam reicht ihm das Theater,

Heinrich beschließt ein Arrangement.

Auf dass Otto ein Mönch werde,

Bibelschriften zu zitieren,

schickt er Otto mit dem Pferde

nach Paris, um zu studieren.

Widerspruch wird nicht geduldet,

Otto zieht mit einem Trosse,

dem Gehorsam ist’s geschuldet,

er verlässt des Vaters Schlosse.

Entfernt von Vaters strenger Hand,

fasst Otto einen andern Plan.

Das Studium im fremden Land

hat er im Geiste abgetan.

Schriften in verstaubten Stuben,

lesen bei getrübtem Lichte,

in Gesellschaft blasser Buben:

„Nein, mein Vater, ich verzichte!“

Jagend durch die Wälder streifen,

waidmännisch die Armbrust führen,

Pfeil und Bogen forsch ergreifen,

sich zum besten Schützen küren!

Danach allein steht ihm der Sinn,

kühn muss er den Mut bewahren.

Endlich, im Rheinland mittendrin,

fliehet er trotz der Gefahren.

Seine beiden liebsten Knappen

bleiben treu an seiner Seite,

und in mehreren Etappen

suchen sie zu dritt das Weite.

Sein Gefolge sucht vergebens

tagelang in dem Gebiete,

ohne eine Spur des Lebens,

die ihren Verbleib verriete!

Aussichtslos, die drei zu finden,

kehren die andern traurig um,

und sie melden das Verschwinden,

für alle ein Mysterium.

Heinrich traut kaum seinen Ohren,

was ist Otto widerfahren?

Schon glaubt er den Sohn verloren,

Tränen rinnen ihm in Scharen.

Ein zweites Unglück schließt sich an,

als Ottos Bruder rafft dahin

die Pest, der grausame Tyrann,

binnen zehn Tagen seit Beginn.

Der hoffnungsvolle Erbe tot,

auch sein Bruder offensichtlich!

Der Landgraf leidet Seelennot,

der arme Mann ist untröstlich.

Teil 2

Otto stellt es unter Beweis,

dass er gehört zum Schützenkreis

Otto aber geht es prächtig,

zieht mit seinen Adjutanten

ein nach Köln, ganz unverdächtig,

unerkannt von den Passanten.

Von dem kunterbunten Treiben

lassen sie sich faszinieren.

Erstmal wollen sie dort bleiben,

um sich gut zu amüsieren.

Als sie in ein Wirtshaus gehen,

treffen sie auf Bogenschützen.

Feine Bögen sind zu sehen,

Federschmuck an Jägersmützen.

"Wohin zieht es euch Gesellen?",

so fragt Otto in die Runde.

Um sein Wissen zu erhellen,

kommt als Antwort aus dem Bunde:

"Der Weg führt uns zum Schützenfest,

langjährig ist die Tradition.

Der Fürst von Kleve in Nordwest

verspricht den Besten edlen Lohn."

Die Gesellschaft dieser Mannen

weckt Ottos alte Leidenschaft.

Wie gern zöge er von dannen

nach Kleve, das wär' fabelhaft.

Ottos frohsinniges Wesen

findet bei den Herrn Gefallen.

Und sie sitzen an dem Tresen,

lassen Trinksprüche erschallen.

Längst ist es beschloss'ne Sache,

dass Otto mit den zwei Knappen

sich mit auf die Reise mache.

Niemandem zeigt er sein Wappen.

Weil sie nicht erfahren sollen,

dass Otto Landgrafensohn ist,

dass er, statt sich rumzutrollen,

vom hohen Hause wird vermisst.

In der Stadt, glücklicherweise,

kauft er nicht nur Hut und Weste,

unerlässlich für die Reise

ist ein Bogen zu dem Feste.

Aus Eibe oder Zedernholz,

vielfältig und in großer Zahl,

so präsentiert man ihm ganz stolz

die besten Bögen zur Auswahl.

Die Ausrüstung ist fast komplett,

noch zwei Dutzend gute Pfeile.

Der Jüngling ist famos adrett,

Einigkeit herrscht im Urteile.

Tags drauf sieht man sie marschieren

aus Köln, der großen Stadt heraus.

Zwanzig Schützen, die's riskieren,

rheinabwärts ziehen sie hinaus.

Otto liegt es fern, zu prahlen,

dass er ein guter Schütze ist,

einer von den genialen,

ein treffsicherer Spezialist,

berichten eifrig seine Knappen,

die zwar auch gern jagen gehen,

die sich aber selbst ertappen,

eitlem Glanz nicht widerstehen.

Bei der ersten großen Pause

auf der Lichtung einer Aue,

beim Verzehren von dem Schmause,

da spricht einer rein ins Blaue:

"Sieh nur, Otto, unsre Mützen

tragen Federn unsrer Beute,

Jagdtrophäen von uns Schützen,

wir sind wahre Jägersleute!

Willst du ganz zu uns gehören,

beweise uns, was in dir steckt!

Wie die Knappen auf dich schwören,

das ist uns allen höchst suspekt."

Wie gerufen, fliegt ein Rabe

auf den Zweige einer Eiche.

Otto stellt sich die Aufgabe,

dass sein Pfeil ihn dort erreiche.

"Nein!", sagt Otto, "nicht den Raben.

Die schwarzen Federn will ich nicht.

Bunte Federn will ich haben,

der Rabenvogel ist zu schlicht."

Die Gefährten sind's zufrieden.

Auf einem Felsen kurz darauf,

er liegt etwas abgeschieden,

da sitzt ein Sperber obenauf.

Und die Schützen fordern derber,

seine Schießkunst nun zu zeigen.

'Nein!", spricht Otto, "nicht der Sperber,

tut mir leid, da bin ich eigen.

Der Sperber ist ein Adelstier,

das ich nicht zu schießen wage.

Der Graf von Worringen hat hier

selbst das Recht, dass er ihn jage."

Die Gefährten sind's zufrieden,

doch es beschleicht sie der Verdacht,

Otto, der den Schuss vermieden,

hat ihnen wohl was vorgemacht.

Wenig später fliegt ein Reiher

in die Luft mit breiten Schwingen.

Eben noch an einem Weiher,

ein paar Frösche zu verschlingen.

"Seht nur, Freunde, das Gefieder

will ich als Schmuck für meinen Hut",

spricht Otto, doch ihm zuwider,

misstraut man seinem kühnen Mut.

Es gilt, den Reiher in dem Flug

mit dem Pfeil niederzustrecken!

Zuerst jedoch kommen zum Zug

die zwei besten Schützenrecken.

Robert als der Allerbeste

steht an Ottos rechter Seite.

Schnell zieht er die Sehne feste

und der Pfeil fliegt in die Weite.

Auf dessen Luftzug folgt ein Schrei

des Reihers, wie vor Schreck erstarrt,

aber der Pfeil fliegt knapp vorbei,

der Schütze fühlt sich bös vernarrt.

Nun ist Hermann an der Reihe,

der links von Otto steht bereit.

Dass er dem Pfeil Wucht verleihe,

tut Not, der Reiher ist schon weit.

Erneut hört man des Vogels Schrei,

der im Fluge leicht erzittert,

entkommt dem Pfeile trefferfrei,

er hat die Gefahr gewittert.

Otto kann es kaum erwarten,

seine Schießkunst nun zu zeigen.

Er muss schnell zum Schusse starten,

hoch sieht man den Vogel steigen.

Zweihundert Klafter mögen's sein,

die den Reiher von ihm scheiden.

Er muss ein Meisterschütze sein

und die Trödelei vermeiden.

Gebannt sehen die Gesellen

Otto weit die Sehne spannen.

Und im Fluge, dem blitzschnellen,

zieht der lange Pfeil von dannen.

Kaum dass er ihn abgeschossen,

endet des Reihers Flügelschlag.

Sein Schicksal ist jäh beschlossen,

weil Otto es gekonnt vermag,

ihn mit seinem Pfeil zu schießen.

Senkrecht fällt er leblos herab,

Otto sieht das Blut hinfließen,

als er reißt ein paar Federn ab.

Um den Kadaver zu finden,

muss er dreihundert Schritte geh'n.

Niemand muss sich überwinden,

ihn als den Meister anzuseh'n.

Den schönen Hut trägt er mit Stolz,

der Federschmuck ist ein Beweis,

und seit der Wanderung im Holz

gehört er fest zum Schützenkreis.

Teil 3

Die Felsenkirche der Wallfahrt

hat ein Geheimnis offenbart

Nach dem kleinen Abenteuer

marschieren die Burschen weiter.

Auch beim nächsten Lagerfeuer

ist die Stimmung äußerst heiter.

Tags drauf wird in Neuß gegessen,

erst nach der mittäglichen Zeit.

Abends wird es nicht vergessen,

geh’n sie zur Wallfahrt, gar nicht weit.

Von der Stadt sind es drei Meilen

bis zu der Felsenkirche nur.

Um die Seelen sich zu heilen,

beten sie still in der Natur.

Der Felsen, einer Kirche gleich,

ist als ein Heiligtum bekannt.

Erbaut im spätrömischen Reich,

ist dieser Wallfahrtsort markant.

Man erzählt sich die Geschichte

von der Zeit der Hunnenstürme.

Erschreckt über dessen Dichte,

wand der Rhein sich als Gewürme.

Der Mann, der die Kirche baute,

hinterließ nach dem Ableben

sieben Töchter, denen graute

vor dem wilden Hunnenbeben.

Die Kirche stand jenseits vom Rhein.

Um den Fluss zu überwinden,

fällten die Hunnen einen Hain,

um Flöße aus Holz zu binden.

Furcht vor diesen wilden Horden

hatte schier jedermann im Land:

Plünderungen, Rauben, Morden,