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Sie planen einen Städtetrip nach Paris? Oder lieben Sie die bezaubernde Stadt an der Seine bereits und kennen sie wie Ihre Westentasche? Sie werden überrascht sein, was es in Paris (noch) alles zu entdecken gibt!
Wie könnte ein perfekter Tag in Paris aussehen?
Zum Beispiel so: Der Duft von frischen Butter-Croissants lockt Sie aus Ihrem Hotel hinaus auf die Straße. Nach einem Frühstück bei Café au lait und Orangensaft in einem der gemütlichen Cafés schlendern Sie in der Morgensonne hinüber zur Île de la Cité, vorbei an den Strebebögen des Chors von Notre-Dame. Sie besteigen den Batobus, einen Wasserbus, und drehen eine Runde auf der Seine bis zum Musée d'Orsay mit seinen Renoirs und Monets. Die Impressionen lassen Sie bei Meeresfrüchten und einem Glas Sancerre in der Austern-Bar Huitrerie Régis nachwirken. Paris, die Stadt der Liebe, erleben Sie am Nachmittag beim Bummel vom Pont Neuf zum Montmartre, vorbei an Louvre und Centre Pompidou. Über Arc de Triomphe und Eiffelturm geht es an der Seine entlang zum Panthéon. Den Abend genießen Sie auf einem der Konzertboote im Osten der Stadt, wo das junge Paris bei Techno-Musik feiert – aber auch Chanson-Liebhaber auf ihre Kosten kommen.
Unser Reiseführer führt Sie auf Ihrer Städtereise zu Orten, von denen viele bald zu Ihren Lieblingsorten werden und zu denen Sie immer wieder zurückkehren möchten. Erkunden Sie beliebte und außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten, genießen Sie die besten Cafés, Restaurants und Bars, flanieren Sie über die schönsten Märkte und entdecken Sie versteckte Plätze und Parks.
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Seitenzahl: 142
Sie planen einen Städtetrip nach Paris? Oder lieben Sie die bezaubernde Stadt an der Seine bereits und kennen sie wie Ihre Westentasche? Sie werden überrascht sein, was es in Paris (noch) alles zu entdecken gibt!
Wie könnte ein perfekter Tag in Paris aussehen?
Zum Beispiel so: Der Duft von frischen Butter-Croissants lockt Sie aus Ihrem Hotel hinaus auf die Straße. Nach einem Frühstück bei Café au lait und Orangensaft in einem der gemütlichen Cafés schlendern Sie in der Morgensonne hinüber zur Île de la Cité, vorbei an den Strebebögen des Chors von Notre-Dame. Sie besteigen den Batobus, einen Wasserbus, und drehen eine Runde auf der Seine bis zum Musée d'Orsay mit seinen Renoirs und Monets. Die Impressionen lassen Sie bei Meeresfrüchten und einem Glas Sancerre in der Austern-Bar Huitrerie Régis nachwirken. Paris, die Stadt der Liebe, erleben Sie am Nachmittag beim Bummel vom Pont Neuf zum Montmartre, vorbei an Louvre und Centre Pompidou. Über Arc de Triomphe und Eiffelturm geht es an der Seine entlang zum Panthéon. Den Abend genießen Sie auf einem der Konzertboote im Osten der Stadt, wo das junge Paris bei Techno-Musik feiert – aber auch Chanson-Liebhaber auf ihre Kosten kommen.
Unser Reiseführer führt Sie auf Ihrer Städtereise zu Orten, von denen viele bald zu Ihren Lieblingsorten werden und zu denen Sie immer wieder zurückkehren möchten. Erkunden Sie beliebte und außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten, genießen Sie die besten Cafés, Restaurants und Bars, flanieren Sie über die schönsten Märkte und entdecken Sie versteckte Plätze und Parks.
Stefan Ulrich wurde 1963 in Starnberg geboren. Nach Jurastudium und Referendarzeit ging er zur Süddeutschen Zeitung, für die er von 2005 bis 2009 als Rom-Korrespondent und von 2009 bis 2013 als Paris-Korrespondent arbeitete. Heute lebt und arbeitet er als freier Buchautor und Journalist in München.
INHALTSVERZEICHNIS
Zufall und Notwendigkeit
RUND UM DIE ÎLE DE LA CITÉ
Seine oder Nichtsein (Batobus)
Wände, die den Himmel stürmen (Notre-Dame)
Romantik im Dreieck (Place Dauphine)
Wo die Liebe hinführt
Wildschwein und Schokoladencreme (Chez René)
Dalís Uhren gehen anders (Sonnenuhr)
Wo die wilden Künstler hausen (Art Squat)
Die Insel des heiligen Ludwig
RIVE GAUCHE
Unternehmen Rückeroberung (Berges de Seine)
Bahnhof mit Renoir (Musée d’Orsay)
Im Flussbett (Péniche Johanna)
Kirchengeschichte (Saint-Julien-le-Pauvre)
Wo der Luxus Wellen schlägt (Hermès)
Allein unter Austern (Huîtrerie Régis)
Dame mit Einhorn (Musée National du Moyen Âge)
Schokoladen-Diät (Debauve & Gallais)
Kaffee und Calamari (Coutume Café)
Schlaraffenland für Schaufensterlecker (Bon Marché)
UM DEN JARDIN DES PLANTES
Garten der Wunder (Jardin des Plantes)
Westöstlicher Diwan (Große Moschee)
Straße der Leckerbissen (Rue Mouffetard)
Römer und Gallier (Arènes de Lutèce)
Gotteshaus der guten Laune (Saint-Étienne-du-Mont)
Letzter Tango in Paris (Jardin Tino Rossi)
RIVE DROITE
Philosophie mit Curry (Les Philosophes)
Im Palast der Republik (Élysée)
Im Palast der Marine (Hôtel de la Marine)
Auf einen Drink mit Hemingway (Bar Hemingway)
Suppe der Könige – und Bettler (Rezept Zwiebelsuppe)
Eine Mall für Flaneure (Galerie Vivienne)
Laufsteg in den Lüften (Promenade plantée)
Kunst und Kommerz (Pinault Collection)
Wo man sich die Kugel gibt (Glace à Paris)
Ein Königsplatz fürs Volk (Place des Vosges)
Pablos Palais (Musée National Picasso)
AN DEN GROSSEN BOULEVARDS
Oper mit Phantom (Opéra Garnier)
Das Paris des Präfekten (Haussmann)
Im Garten des Glücks (Parc Monceau)
König des Kinos (Le Grand Rex)
Unter dem Hammer (Drouot)
Die grüne Wand (Oasis D’Aboukir)
Augenschmaus und Gaumenfreuden (Brasserie Bouillon Julien)
IM WILDEN OSTEN
Cirque d’Hiver
»Wir vergessen sie nicht!« (Bataclan)
Marianne weint (Street-Art)
Die Dame aus Canton (Partyboot)
Die tönerne Brücke (Philharmonie)
DER WESTEN
Schlicht und gut (Fondation le Corbusier)
Besuch bei Balzac (Maison de Balzac)
Cherchez la femme (Trocadéro/Eiffelturm)
Haute Couture für alle (Musée Galliera)
Erotik mit Stil (Immeuble Lavirotte)
Mit allen Wassern gewaschen (Straßenreinigung)
Kunststück (Musée du Quai Branly)
Triumph und Tragik (Arc de Triomphe)
Traum aus Glas (Fondation Louis Vuitton)
Manhattan an der Seine (La Défense)
MONTMARTRE UND DER NORDEN
Romantisches Leben (Musée de la Vie Romantique)
Eine Rose für die Kameliendame (Cimetière de Montmartre)
Das Leben der Bohème (Spaziergang Montmartre)
Ruf der Wildnis (Restaurant Jungle Palace)
Eingang zur Unterwelt (Metro-Station Abbesses)
Magie der Dinge (Marché aux Puces de Paris Saint Ouen)
AUSFLÜGE
Wenn Architekten Käse machen (Noisy-le-Grand)
Die Gesichter von Saint-Denis
Im Garten des Monsieur Monet
BILDNACHWEIS
REGISTER
Zufall und Notwendigkeit
TIPPS
DIE WEBSEITE WWW.RATP.FR SOWIE DIE APP BONJOUR RATP BIETEN EINEN SCHNELLEN UND PRÄZISEN ROUTENPLANER FÜR DIE VERKEHRSMITTEL IN DER STADT. UMFANGREICHE, AKTUELLE INFORMATIONEN – AUCH AUF DEUTSCH – ZU SEHENSWÜRDIGKEITEN, VERANSTALTUNGEN UND RESTAURANTS IN PARIS BRINGEN DIE WEBSITE DES FREMDENVERKEHRSAMTS DER STADT
PARISJETAIME.COM/GER/
SOWIE DIE KOMMERZIELLE WEBSITE
WWW.SORTIRAPARIS.COM/DE/
HINWEIS
HAUSNUMMERN WERDEN IN DIESEM BUCH, ANDERS ALS IN FRANKREICH ÜBLICH, NACH DEM STRASSENNAMEN AUFGEFÜHRT, ALSO Z. B. RUE DE CASTIGLIONE 4
Paris zu preisen, ist nicht besonders originell. Unzählige haben dies getan, in Romanen, Gedichten, Chansons, auf Gemälden, Fotografien, in Filmen, Tweets und auf Postkarten. Für viele Menschen in aller Welt ist die Stadt an der Seine der Sehnsuchtsort schlechthin. Und es ist kein Wunder, dass Paris 2024 – nach 1900 und 1924 – bereits zum dritten Mal die Olympischen Spiele ausrichten darf, was bislang noch keiner anderen Metropole gelungen ist. Die Stadt hat dies zu einem Großreinemachen genutzt, um sich nun noch strahlender, vielseitiger und besucherfreundlicher zu präsentieren.
Die vielleicht schönste Hommage an die französische Hauptstadt stammt von einem Amerikaner, von Ernest Hemingway, der Paris »ein Fest fürs Leben« nannte. Sein Lieblingsort an der Seine war die Bar des Ritz, über die der Nobelpreisträger schrieb: »Wenn ich vom Leben nach dem Tod im Himmel träume, dann spielt die Handlung im Ritz.«
Natürlich darf die Bar des Hotels, die heute »Bar Hemingway« heißt, in diesem Buch nicht fehlen. Und da beginnen die Probleme. Denn 66 Lieblingsorte auszuwählen, grenzt bei dieser Stadt an Willkür. Paris ist so reich an Sehenswürdigem und Liebenswertem, dass es 666 Kapitel verdienen würde – mindestens. Was also gehört hinein in diese Essenz? Was muss weggelassen werden? Paris ohne Louvre, Champs-Élysées und Sacré Cœur? Darf das sein?
Es darf. Es muss. Denn Lieblingsorte sind nicht unbedingt die wichtigsten oder meistbesuchten Plätze. Sie formen sich, geheimen Gesetzen folgend, im Herzen des Betrachters, und manchmal genügt ein Geruch, Lichtstrahl oder Augenblick im Ozean der Sinneseindrücke, um einen Lieblingsort zu schaffen.
Sie gehen über den Pont Neuf und summen unwillkürlich ein Chanson. Sie durchstreifen die Boutiquen in der Rue de Rivoli und stehen plötzlich vor einem offenen Atelierhaus wilder, junger Künstler. Sie suchen nach dem Café de Flore und landen in einer Austern-Bar. Sie heben den Blick und sehen diese sonderbare Sonnenuhr, von der Sie wissen möchten, wer sie geschaffen hat.
So entstehen Lieblingsorte – und dennoch folgt dieser Band nicht nur dem Zufall, sondern auch der Notwendigkeit. Spaziergänge, Clubs, Plätze, Ausstellungen, Geschäfte, Theater, Bilder und Monumente sollen nicht wahllos wie verstreute Konfetti sein, sondern wie Puzzle-Teile ineinandergreifen, so dass sie ein Bild dieser grandiosen, romantischen, eleganten, lebens- und liebenswerten Weltstadt ergeben, ein Bild, dem Sie auf einer Parisreise oder in der Erinnerung zu Hause viele weitere Facetten hinzufügen werden.
Rund um die Île de la Cité
METRO 4 STATION SAINT-MICHEL; METRO 10 STATION MAUBERT–MUTUALITÉ
Seine oder Nichtsein
INFOS UNTER WWW.BATOBUS.COM
STATIONEN: NOTRE-DAME, JARDIN DES PLANTES, HÔTEL DE VILLE, LOUVRE, PLACE DE LA CONCORDE,
TOUR EIFFEL, MUSÉE D’ORSAY,
SAINT-GERMAIN-DES-PRÉS
Seine und Sein sind für die Pariser miteinander verquickt. Ohne den Fluss würde es ihre Stadt so nicht geben. Er bot dem keltischen Stamm der Parisii, der einst auf der Île de la Cité die Siedlung Lutetia baute, Schutz, Trinkwasser und Nahrung. Außerdem diente er als Transportweg. Zudem war die Seine an dieser Stelle, wegen der Inseln, leicht überbrückbar. Bis heute erinnert das Stadtwappen an die Bedeutung des Flusses. Es zeigt ein Schiff mit geblähtem Segel auf bewegtem Wasser. Der Wahlspruch von Paris lautet auf Lateinisch: »Fluctuat nec mergitur« – »Es schwankt, aber es geht nicht unter.«
So schwankend wie das Schicksal der Stadt, die sich immer wieder aus den Fluten der Geschichte – und verheerender Hochwasser – erhoben hat, war auch die Wasserqualität der Seine. In früheren Jahrhunderten liebten es die Pariser, an heißen Sommertagen darin zu baden. Historische Postkarten zeugen noch davon. Doch dann verschmutzten die Abwässer von Fabriken und Haushalten den Fluss immer mehr. 1923 musste das Schwimmen verboten werden. Bis in die 1970er Jahre nahmen auch immer mehr Fischarten Reißaus.
Doch seitdem hat sich die Lage deutlich gebessert. Kläranlagen wurden gebaut, Auflagen für die Industrie verschärft. Während Stickstoff, Phosphate und Kolibakterien im Wasser abnahmen, stieg der Sauerstoffgehalt. Die Fische kehrten zurück. Heute leben wieder 32 Arten im Stadtgebiet von Paris, darunter sogar Forellen. Und die Stadtregierung hat noch ehrgeizigere Ziele. Bald sollen die Pariser wieder gefahrlos in ihrer Seine schwimmen können. Die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele im Sommer 2024 gab diesen Bemühungen einen weiteren Schub. Nun will die Stadt bis 2025 drei Orte an der Seine mit Stegen, Umkleidekabinen und Duschen als Badestellen herrichten.
Auch wenn einige Unerschrockene schon heute im Fluss schwimmen: Noch sollte man sich damit begnügen, die Seine vom Boot aus zu erkunden. Zahlreiche Varianten stehen dafür zur Verfügung, vom Miet-Motorboot samt Chauffeur bis hin zum Ausflugsschiff, auf dem getafelt und getanzt wird. Besonders praktisch sind die Linienboote, Batobus genannt, die acht Stationen zwischen Eiffelturm und Jardin des Plantes anfahren. Mit Tages-, Zwei-Tages- oder gar Jahrespass lassen sich etliche Sehenswürdigkeiten bequem und vergnüglich ansteuern und Brücken wie der Pont Neuf oder der Pont Alexandre III aus der Wasserperspektive betrachten. Selbst wenn der Wind häufig kräftig über die Seine bläst, gilt auch für den Batobus: Er schwankt, aber er geht nicht unter.
METRO 4 STATION CITÉ
Wände, die den Himmel stürmen
SQUARE JEAN XXIII
WWW.NOTREDAMEDEPARIS.FR
TIPP
DIE ARCHÄOLOGISCHE KRYPTA VON NOTRE-DAME IST WIEDER FÜR BESUCHER GEÖFFNET. SIE BIETET EINBLICK IN ZWEI JAHRTAUSENDE PARISER GESCHICHTE.
WWW.CRYPTE.PARIS.FR
DI – SO 10–18 UHR
»Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt«, mahnte der altgriechische Dichter Hesiod. Er meinte damit: Ohne Fleiß kein Preis. Das gilt auch für die Wiedereröffnung von Notre-Dame. Am 15. April 2019 wurde die Kathedrale durch einen Brand im Dachaufbau schwer beschädigt. Seitdem ist sie für Besucher geschlossen. Doch die Aufbauarbeiten gehen zügig voran. Im Dezember 2024 sollen die Portale des Pariser Wahrzeichens wieder öffnen. Der Vorplatz und die weitere Umgebung von Notre-Dame werden bis 2027 von einem Team aus Architekten und Landschaftsgestaltern neu angelegt. Schon bald werden sich, wie vor der Brandkatastrophe, vor den Portalen der Kathedrale wieder lange Besucherschlangen bilden.
Angenehmer ist es da, sich dem weltberühmten Bauwerk erst einmal von einer anderen Seite zu nähern. Vom Quai d'Orléans der Nachbarinsel Saint-Louis aus lässt sich der stupende, nach der Renovierung im alten Glanz erstrahlende Außenbau in Ruhe betrachten und seine Architektur studieren.
Chor und Apsis streben so filigran und luftig empor, als wollten sie sich aus der Materie lösen und gen Himmel fliegen. Über drei Etagen wachsen die Spitzbogen-Fenster in die Höhe, so dass nur wenig Raum für die Wände bleibt. Um den Druck nach außen abzufangen, der auf den Wänden lastet, wurde der Bau mit einem Kranz von Strebepfeilern umgeben. Von diesen aus ziehen elegante, 15 Meter weite Strebebögen stützend zu den Wänden. Das vermittelt ein Bild verwegener Leichtigkeit, wie es für die Hochgotik typisch ist.
Dabei soll es die Strebebögen und Strebepfeiler ursprünglich gar nicht gegeben haben. Als Bischof Maurice de Sully 1163 mit dem Bau beginnen ließ, war die damals revolutionäre Stilrichtung der Gotik gerade erst entstanden. Die Technik der Strebebögen und -pfeiler für den Außenbau stand noch nicht zur Verfügung. Diese wurden erst später, als der Bau fortschritt, hinzugefügt. Seither trägt das feingliedrige Kirchenkorsett dazu bei, dass Notre-Dame in der ganzen Welt als gotische Kathedrale par excellence gilt, die aus der Asche auferstanden ist.
METRO 7 STATION PONT NEUF
Romantik im Dreieck
PLACE DAUPHINE
TIPP
WENIGE SCHRITTE VON DER PLACE DAUPHINE ENTFERNT LIEGT DER ZAUBERHAFTE SQUARE DU VERT-GALANT AN DER SPITZE DER INSEL. ER IST EIN IDEALER ORT FÜR EIN PICKNICK.
Kein Zweifel, es ist Ernstes im Gange: Die Herren mittleren Alters mustern den Sandboden mit grimmigem Blick. Einer geht in die Hocke und legt den Kopf schräg, um noch die kleinste Unebenheit auszumachen. Dann steht er auf, streckt den Rücken durch, reckt den rechten Arm waagrecht nach vorne und wirft eine Metallkugel sieben, acht Meter weit. Eine bereits dort liegende Kugel wird mit einem dumpfen Knall getroffen und springt zur Seite. Sofort gehen zwei andere Männer zur Einschlagstelle, um die Lage zu diskutieren.
Und die Lage ist ernst. Denn es geht hier nicht um irgendein Ballspiel, sondern um einen Präzisionssport namens Pétanque. Die in ganz Frankreich populäre Variante des Boule-Spiels wurde in der Gegend von Marseille erfunden. An Wochenenden kann man die in zwei Mannschaften eingeteilten Spieler auf unzähligen Plätzen beobachten, wie sie das cochonnet (die Schweinchen genannte Zielkugel) »legen«, um dann ihre eigenen Kugeln möglichst nah heran zu werfen und gegnerische wegzuschießen.
Wer zuschauen möchte, sollte in Paris zum Beispiel die Place Dauphine auf der Île de la Cité aufsuchen. Hier, unter den im Frühjahr rot blühenden Kastanienbäumen, finden sich oft Spieler ein. So vertieft sind sie in ihren Sport, dass sie die Neugierigen auszublenden scheinen, die sich um sie scharen.
Das Pétanque-Spiel ist nur ein guter Grund, hierherzukommen. Der andere: Der lauschige, dreieckige Sandplatz zwischen Justizpalast und Pont Neuf, der von Sträßchen mit Kopfsteinpflaster umgeben ist, gehört zu den romantischsten Orten von Paris. Die dicken Mauern der umstehenden Häuser halten den Lärm der Stadt fern. Abends tauchen die Laternen die Place Dauphine in ein magisches Licht.
König Heinrich IV., dessen Reiterstandbild auf dem nahen Pont Neuf steht, schenkte das Gelände 1607 seinem Vertrauten Achille de Harlay. Dieser ließ den Dreiecksplatz anlegen und mit 32 gleichförmigen, eleganten Stadthäusern samt Arkaden im Erdgeschoss umbauen. Benannt wurde der Platz nach dem Thronfolger (dauphin), der später als Ludwig XIII. über Frankreich herrschen sollte.
Heute sind von den Originalhäusern nur noch die beiden erhalten, die auf den Pont Neuf hinaus schauen. Dennoch hat der Platz viel von seiner harmonischen Geschlossenheit bewahrt. Bei einem Aperitif und einer Käseplatte vor einem der Cafés und Restaurants lässt sich das gemächliche Treiben hier betrachten. Und mit etwas Glück und guten Worten verleiht der Wirt dem Gast ein Set Kugeln, damit er sich beim Pétanque versuchen kann.
METRO 4 STATION SAINT-GERMAIN-DES-PRÉS
Wo die Liebe hinführt
CAFÉ RESTAURANT LES DEUX MAGOTS
PLACE SAINT-GERMAIN-DES-PRÉS 6
WWW.LESDEUXMAGOTS.FR
TGL. 7.30–1 UHR
CAFÉ DE FLORE
BOULEVARD SAINT-GERMAIN 172
WWW.CAFEDEFLORE.FR
TGL. 7.30–1.30 UHR
LE MUR DES JE T’AIME
SQUARE JEHAN-RICTUS/PLACE DES ABBESSES
TIPP
DAS MUSÉE NATIONAL EUGÈNE DELACROIX AN DER PLACE DE FURSTENBERG ZEIGT WOHNUNG UND ATELIER DES BEDEUTENDEN MALERS DER ROMANTIK.
WWW.MUSEE-DELACROIX.FR/FR
TGL. AUSSER DIENSTAG 9.30-17.30 UHR
»Und der Himmel über Paris, verrät sein Geheimnis nie«, singt Édith Piaf. Zu diesem Geheimnis gehört, warum Paris die »Stadt der Liebe« genannt wird. Liegt es an der grandiosen Kulisse, die sie verliebten Paaren bietet? An den romantischen Ecken, dem Lichterkleid bei Nacht oder am Charme der Pariserinnen und Pariser? Wer weiß. Womöglich ist das Paris der Liebe ohnehin keine reale Stadt, sondern ein von Künstlern, Romanciers und Chansonniers ersonnener Ort – fast zu schön, um wahr zu sein.
Dennoch lässt sich dem Mythos auf die Spur kommen: bei einem Spaziergang immer der Liebe nach. Er beginnt im Viertel Saint-Germain-des-Prés. Hier liegen zwei Cafés, die den Mythos nähren und nach Woody Allens Film MidnightinParis duften: Les Deux Magots und das Café de Flore. Dort philosophierten, stritten, arbeiteten und liebten sie, die Kinder des Olymp, die Dichter, Denker und Maler, Apollinaire, Rimbaud, Picasso, Hemingway, Sartre, Simone de Beauvoir. »Wir fragten nicht nach Geld, die Liebe und der Ruhm, das war für uns die Welt«, sang später Charles Aznavour in seinem Chanson LaBohème.
Weiter geht es zur lauschigen Place de Furstenberg. Im Sommer blühen hier die Catalpa-Bäume so blau wie die Blumen der Romantik. Kurz darauf endet das romantische Paris, und es beginnt das grandiose mit seinen Boulevards, Quais und Brücken. Auf dem Pont Neuf spielt der Film DieLiebendenvonPont-Neuf, in dem Juliette Binoche eine obdachlose Malerin mimt, die sich in einen Clochard verguckt.
Legendär ist die Geschichte von Heloise und Abaelard. Heloise, um 1095 geboren, lebte bei ihrem Onkel auf der Île de la Cité, im Haus Nummer 9 des Quai aux Fleurs. Hier verliebte sich die 18-Jährige in ihren 39 Jahre alten Hauslehrer Abaelard. Als sie schwanger wurde und einen Sohn gebar, ließ ihr erzürnter Onkel Abaelard überfallen und entmannen. Abaelard wurde Mönch, Heloise Nonne. Sie sahen sich nie wieder, begannen aber einen Briefwechsel, der berühmt werden sollte. Heute liegen sie vereint auf dem Friedhof Père Lachaise.
Auf dem rechten Seine-Ufer drehen im Winter die Paare ihre Kreise auf der Eisbahn vor dem Rathaus. Auf diesem Platz entstand das Bild Der Kuss des Fotografen Robert Doisneau. Lange hielt man es für einen Schnappschuss. Doch es war gestellt. Schein und Sein an der Seine liegen dicht beieinander. Die Sex-Kinos und Eros-Center am Boulevard de Clichy sind nur noch der schäbige Rest des alten Revue- und Rotlichtviertels. Gewiss, im Moulin Rouge schwingen noch immer die Tänzerinnen ihre Beine vor den Gästen, ein Spektakel, das einst Henri de Toulouse-Lautrec verewigte. Wobei die Damen damals zwar bekleideter, aber anzüglicher waren.
Ein paar Gehminuten später ist Le mur des je t’aime