Rom Reiseführer LIEBLINGSORTE - Stefan Ulrich - E-Book

Rom Reiseführer LIEBLINGSORTE E-Book

Stefan Ulrich

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Beschreibung

Sie planen einen Städtetrip nach Rom? Oder lieben Sie die Ewige Stadt am Tiber bereits und kennen sie wie Ihre Westentasche? Sie werden überrascht sein, was es in Rom (noch) alles zu entdecken gibt!

Wie könnte ein perfekter Tag in Rom aussehen?
Zum Beispiel so: Sie frühstücken auf einem der stimmungsvollsten Plätze der Stadt, der Piazza Santa Maria in Trastevere, mit Cappuccino und Cornetto. Dann bummeln Sie über den Gianicolo-Hügel, mit Blick auf die Città eterna und die Abruzzen-Gipfel, hinüber zum Vatikan und entdecken unterwegs zwei Heldinnen des römischen Freiheitskampfes. Nach einem Besuch im kleinsten Staat der Welt erholen Sie sich auf der bezaubernden Piazza Navona bei einer Grattachecca, einem Wassereis mit Fruchtsirup. Am Nachmittag erleben Sie die geheimnisvolle Welt der Etrusker in der Villa Giulia, bevor es zum Abendessen ins Testaccio-Viertel geht. Hier genießen Sie römische Spezialitäten wie eine Coda alla Vaccinara oder Carciofi alla romana. Anschließend wartet die Bar auf der Dachterrasse des Hotels Atlante Star auf Sie, mit einem späten Caffè oder einem Drink mit Blick auf den Petersdom.

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Sie planen einen Städtetrip nach Rom? Oder lieben Sie die Ewige Stadt am Tiber bereits und kennen sie wie Ihre Westentasche? Sie werden überrascht sein, was es in Rom (noch) alles zu entdecken gibt!

Wie könnte ein perfekter Tag in Rom aussehen?

Zum Beispiel so: Sie frühstücken auf einem der stimmungsvollsten Plätze der Stadt, der Piazza Santa Maria in Trastevere, mit Cappuccino und Cornetto. Dann bummeln Sie über den Gianicolo-Hügel, mit Blick auf die Città eterna und die Abruzzen-Gipfel, hinüber zum Vatikan und entdecken unterwegs zwei Heldinnen des römischen Freiheitskampfes. Nach einem Besuch im kleinsten Staat der Welt erholen Sie sich auf der bezaubernden Piazza Navona bei einer Grattachecca, einem Wassereis mit Fruchtsirup. Am Nachmittag erleben Sie die geheimnisvolle Welt der Etrusker in der Villa Giulia, bevor es zum Abendessen ins Testaccio-Viertel geht. Hier genießen Sie römische Spezialitäten wie eine Coda alla Vaccinara oder Carciofi alla romana. Anschließend wartet die Bar auf der Dachterrasse des Hotels Atlante Star auf Sie, mit einem späten Caffè oder einem Drink mit Blick auf den Petersdom.

Stefan Ulrich wurde 1963 in Starnberg geboren. Nach Jurastudium und Referendarzeit ging er zur Süddeutschen Zeitung, für die er von 2005 bis 2009 als Rom-Korrespondent und von 2009 bis 2013 als Paris-Korrespondent arbeitete. Heute lebt und arbeitet er als freier Buchautor und Journalist in München.

Reise nach Rom

TIPPS

DIE ANFAHRTSINFORMATIONEN VOR JEDEM KAPITEL HABEN DEN BAHNHOF ROMA TERMINI BZW. DIE DAVORLIEGENDE PIAZZA DEI CINQUECENTO ZUM AUSGANGSPUNKT. ANGEFÜHRT SIND DIE BESTEN/SCHNELLSTEN VERBINDUNGEN. IN VIELEN FÄLLEN FÜHREN DARÜBER HINAUS NOCH WEITERE BUSLINIEN ZUM ZIEL.

DIEWEB-SEITEVIAGGIACON.ATTAC.ROMA.IT DER STÄDTISCHEN VERKEHRSBETRIEBE ENTHÄLT EINEN GUTEN ROUTENPLANER FÜR DIE ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTEL IN ROM UND UMGEBUNG.

BEI DER PLANUNG VON AUSFLÜGEN MIT DEM BUS IN DIE GEGEND UM ROM HILFT DER ROUTENPLANER WWW.ROME2RIO/DE

DER ROUTENPLANER DER ITALIENISCHEN EISENBAHN TRENITALIA STEHT UNTER WWW.TRENITALIA.COM

ZAHLREICHE INFORMATIONEN UND TIPPS ZU ROM UND LATIUM ENTHÄLT DAS VON DER REGION LATIUM MITFINANZIERTE DEUTSCHSPRACHIGE PORTAL WWW.ROMEHR.COM

Natürlich führen nicht alle Wege nach Rom. Aber es gibt viele gute Wege dorthin. Wer will, kann sich, wie über Jahrhunderte die Pilger, zu Fuß der Stadt nähern, auf der Via Francigena oder dem Franziskus-Weg. Andere kommen mit dem Fahrrad entlang gewundener, verwunschener Sträßchen der Toskana und Latiums, oder mit dem Auto auf der schnellen, durch schöne Landschaften verlaufenden Autostrada. Mit dem Zug geht es von Deutschland aus noch immer recht langsam gegen Süden, was den Vorteil hat, dass ein Gespür für die Entfernung entsteht und genug Zeit bleibt, das eine oder andere Buch über Rom zu lesen.

Am prosaischsten scheint die Reise nach Rom per Flugzeug zu sein. Dabei bietet auch sie besondere Erlebnisse: erst den Blick auf die weiß gleißenden Gipfel der Hochalpen, dann die dunstverhangene Poebene, die Hügel und Berge des Apennin und schließlich, schon im Sinkflug, die Küste der Maremma mit ihren Inseln sowie geheimnisvolle Kraterseen erloschener Vulkane inmitten stiller Landschaften.

Plötzlich taucht die »Urbs« auf, die »Stadt« schlechthin, wie sie die alten Römer nannten. Das blaugrüne Band des Tibers und die dunkelgrünen Parks unterteilen die Flächen gelbrötlicher Palazzi, die sich bis zu den Abruzzen und Albanerbergen erstrecken. Dann scheint, wie eine steinerne Krone, die marmorweiße Kuppel des Petersdoms auf.

Rom ist der Nabel der Welt, so sehen es jedenfalls viele Römer. Heimat der Cäsaren, Bühne der Päpste, Metropole Italiens, mal quirlig, mal beschaulich, stolz und romantisch, nobel und derb, tausend Mal totgesagt und doch immer aufs Neue aus den eigenen Ruinen auferstehend. Wie gerade wieder, zum Heiligen Jahr 2025, das der Papst als Pilgerjahr ausgerufen hat. Dafür hat sich Rom mal wieder herausgeputzt, zum Beispiel mit einer neuen Fußgängerzone zwischen der Engelsburg und der Via della Conciliazione, die zum Petersdom führt.

Für viele Deutsche ist die italienische Hauptstadt, mehr als 200 Jahre nach Goethes italienischer Reise, weiterhin ein Sehnsuchtsziel. Etliche Besucher empfinden Rom als schönste Stadt der Welt – vor Paris, London oder New York. Sie werfen eine Münze in den Trevi-Brunnen, um ganz bestimmt zurückzukommen.

Wer länger in Rom bleibt, gar Jahre dort lebt, wird es in seiner Grandezza und seiner Schäbigkeit entweder lieben oder hassen lernen. Das römische Alltagsleben mit Schule, Beruf, Verpflichtungen fühlt sich ganz anders an als eine Urlaubsreise. Manche wollen nicht wieder von hier weg, andere geben entnervt auf. Eines aber ist gewiss: Kalt lässt Rom keinen. Und wer sich einmal in die Stadt am Tiber verliebt hat, kommt nie mehr von ihr los.

Rund um die Piazza Navona

BUS 64 BIS C.SO VITTORIO EMANUELE/NAVONA ODER 70 BIS RINASCIMENTO

Die sprechende Statue

PIAZZA DI SAN PANTALEO

TIPP

EINE WEITERE FRÜHER SPRECHENDE STATUE IST DER BABUINO IN DER VIA DEL BABUINO.

Rom ist voller steinerner Skulpturen. Als stille Zeugen der Geschichte stehen sie im Großstadt-Getümmel. Doch was heißt hier still: Anfang des 16. Jahrhunderts begannen einige Statuen zu sprechen. Die Römer hängten ihnen nachts Schilder um den Hals oder klebten Zettel an die Sockel, auf denen sie ihren Ärger und ihren Spott über »die da oben« kundtaten. Sie lästerten, gern in Versen, über die Verschwendungssucht der Päpste oder verulkten die Arroganz von Adeligen.

»Statue parlanti«, sprechende Statuen, wurden diese Skulpturen genannt. Das Volk gab ihnen phantasievolle Namen wie »Abate Luigi« oder »Madama Lucrezia«. Mancher Pontifex war über diese Lästermäuler so erbost, dass er sie in den Tiber werfen wollte. Doch dazu kam es nie.

Heute sprechen diese Statuen nicht mehr. Bis auf eine – Pasquino genannt. Er steht vor einem Palazzo an der Piazza Pantaleo. Pasquino ist ein Torso, ihm fehlen Arme und Beine. Doch sein bärtiges Gesicht ist gut erhalten.

Die Skulptur aus dem 3. Jahrhundert vor Christus soll einen griechischen Krieger darstellen oder Menelaos, den König von Sparta. Der Torso wurde in der Renaissance gefunden und aufgestellt. Bald wurde er zur ersten sprechenden Statue. Die Römer nannten sie Pasquino, nach einem Handwerker, Wirt oder Barbier, der ein loses Mundwerk hatte. Der steinerne Pasquino wurde mit Sprüchen wie »Quod non fecerunt barbari fecerunt Barberini« berühmt – »Was die Barbaren nicht getan haben, haben die Barberini getan.« Der Spott galt Papst Urban VIII. aus der Barberini-Familie, der Bronzeteile des Pantheons einschmelzen ließ, um daraus Kanonen zu gießen. Auch der Borgia-Papst Alexander VI. wurde zum Ziel Pasquinos. Über ihn hieß es: »Hier ruht Alexander VI. Und mit ihm liegt begraben, was er verehrte: Luxus, Zwietracht, Betrug, Gewalt, Verbrechen.«

Nach einer gewissen Pause begann Pasquino wieder zu reden, als Adolf Hitler 1938 nach Rom fuhr. Danach ging es mit mokanten Sprüchen weiter. Vor einigen Jahren wurde die Statue restauriert. Seither wünscht die Stadtverwaltung, dass Pasquino nicht mehr beklebt wird. Vergeblich. Am Sockel sind bis heute immer wieder Verse zu finden, die sich etwa über den Korruptionsskandal Mafia Capitale lustig machen. Als Pasquinade oder Pasquill wird noch heute allgemein eine Spottschrift bezeichnet. Vielleicht versuchen Sie sich in Rom ja mal an einer. Aber lassen Sie sich nicht erwischen.

BUS 64 BIS C.SO VITTORIO EMANUELE/S.A. DELLA VALLE ODER 70 BIS RINASCIMENTO

Auf der schönsten Piazza der Welt

PIAZZA NAVONA

TIPP

DAS BERÜHMTE TARTUFO-EIS DES CAFFÈ TRE SCALINI GIBT ES AUCH ZUM MITNEHMEN

WWW.TRESCALINI.IT

Italien besitzt etliche Orte, die sich um den Titel der schönsten Piazza der Welt bewerben könnten: die Piazza San Marco in Venedig, die Piazza del Campo in Siena oder die Piazza San Pietro in Rom. Unter all diesen Schönheiten aber sticht eine als prima inter pares heraus: die Piazza Navona. Vormittags oder gegen Abend, wenn das schräg einfallende Sonnenlicht die feuerfarbenen Palazzi aufflammen lässt und die barocke Fassade der Kirche Sant’Agnese ins Schwingen versetzt, zeigt sich der Platz in fast überirdischer Schönheit. Der Spaziergänger, der aus den Gassen der Altstadt heraustritt in diesen lichten Raum mit seinen plätschernden Brunnen, wird bezaubert sein, egal, wie oft er schon hier war.

Ein Problem aber gibt es, das den Zauber zerreißt und die Brunnen übertönt: der Rummel, der hier herrscht. Der Platz wimmelt von Menschen, die in babylonischer Sprachenvielfalt durcheinanderrufen. Wimpelbewehrte Reiseführer bugsieren ihre Gruppen durchs Getümmel, Schulklassen umlagern den Vierströmebrunnen, um Arme und Füße im Wasser zu kühlen. Überall haben Künstler oder Menschen, die sich als solche ausgeben, ihre Staffeleien aufgestellt. Sie verkaufen Gemälde mit Ansichten aus Rom und ganz Italien, gern in psychedelischen Farben. Dann sind da noch Porträtisten und Karikaturisten, fliegende Händler, Bettler, Taschendiebe, Musiker, Jongleure und lebende Statuen.

Das gilt für gewöhnliche Zeiten. Im Dezember und Anfang Januar kommt der Weihnachtsmarkt hinzu, der hier »Mercatino di Natale della Befana« heißt. Die Hexe Befana fliegt in der Nacht zum 6. Januar auf dem Besen herum und tut, was in Deutschland an Heiligabend das Christkind macht: Sie bringt Geschenke.

An den Ständen werden Hexenpuppen feilgeboten, Krippenfiguren aus Neapel, blinkende Christbaumkugeln, Luftballons und Kriegsspielzeug. Ein Karussell dreht sich, ein Puppentheater wirbt um Aufmerksamkeit, die Kinder zupfen von ihrer Zuckerwatte ab, während sich ihre Eltern einen Glühwein holen, der hier, wie in Frankreich, »vin brulé« heißt.

Dem kunstsinnigen Reisenden mag das alles zu bunt werden. Doch dieser Platz war schon immer ein Ort des Spektakels. Kaiser Domitian ließ hier im Jahr 86 nach Christus ein Stadion bauen, das gut 30 000 Zuschauer fasste. Auf den Fundamenten der Zuschauerränge wurden später Palazzi gebaut. Daher hat die einem langgestreckten Oval ähnelnde Piazza Navona noch immer die Form des antiken Stadions. Im 18. und 19. Jahrhundert fluteten die Römer gern den Platz, um ihn für Seefeste, Wasserspiele und als Freibad zu nutzen. Wie das aussah, zeigen Gemälde und Stiche, zum Beispiel von Giovanni Paolo Pannini und Giuseppe Vasi.

Der Platz sorgte und sorgt also immer für Unterhaltung. Schwierig wird es nur, wenn man ihn für sich haben möchte. Doch unmöglich ist es nicht. Es gilt, früh, sehr früh, aufzustehen und gleich loszulaufen. Da liegt sie, die pittoreske Piazza, menschenleer im klaren Licht. Na gut, ein paar Damen mit ihren Hunden und ein Radler sind schon unterwegs. Doch die stören nicht. In aller Ruhe lassen sich die beiden erstaunlichsten Kunstwerke der Piazza bewundern: die Kirche Sant’Agnese des Architekten Francesco Borromini und der Vierströmebrunnen seines Kollegen Gian Lorenzo Bernini. Die beiden fast gleich alten Barock-Genies wetteiferten im Rom des 17. Jahrhunderts darum, wer der größere Künstler sei. Die Konkurrenz artete in Feindschaft aus. Der Stadt kam das zugute, denn beide gaben ihr Bestes.

Die Römer erzählen gern, das Duell sei auf der Piazza Navona sozusagen in Stein gemeißelt. Tatsächlich reckt einer von Berninis Flussgöttern am Brunnen, der Rio de la Plata, die linke Hand abwehrend gegen die Kirche, als werde diese gleich einstürzen. Borromini soll deswegen die Statue der Heiligen Agnes auf die Balustrade seiner Kirchenfassade gestellt haben. Sie hält sich die rechte Hand vor die Brust, als wolle sie beteuern: Diese Kirche bleibt stehen.

BUS 70 BIS PLEBISCITO

Wo die Sünde süß ist

VIA DEL PIE’ DI MARMO 21/22

MORIONDOEGARIGLIO.COM

TGL. 9–19.30 UHR

Es waren einmal zwei Cousins, Agostino Moriondo und Francesco Gariglio. Die gründeten 1850 in Turin eine Schokoladen-Manufaktur. Da sie sehr tüchtig waren, durften sie den König aus dem Haus Savoyen beliefern, der in Turin residierte. Durch die Einigung Italiens im Jahr 1861 wurden die Savoyer Könige des ganzen Landes und zogen nach Rom. Ihre Chocolatiers folgten ihnen nach. Und obwohl sie längst gestorben sind, lebt ihr Werk weiter, in einem Sträßchen unweit des Pantheons.

In der Schokoladenhandlung Moriondo e Gariglio in der Via del Pie’ di Marmo nehmen die Sinne als Erstes den feinen Kakaogeruch wahr. Dann schweift der Blick über Glasvitrinen, in denen im gedämpften Licht Kostbarkeiten locken, als seien es Juwelen. Es sind Pralinen in allen Varianten, Torrone-Barren, Nougat-Stücke, Bonbons und glasierte Maronen, Stück für Stück handgemacht, nach alten Rezepten des Hauses. Schnell sind die anderen Verlockungen Roms vergessen. Jetzt heißt es probieren.

»Es wird alles hier zubereitet«, sagt Attilo Proietti, der Chef des Hauses. »Wir verwenden nur natürliche Zutaten wie Kakao, Früchte und Zucker. Keine Glucose. Keine Farbstoffe.« Schon der Volksdichter Trilussa – dem in Trastevere ein Platz und ein Denkmal gewidmet sind – habe hier eingekauft und der Schokoladenhandlung Gedichte gewidmet. Und Giorgio Napolitano habe, als er italienischer Präsident war, hier im Laden Pralinen für seine Frau Clio ausgewählt.

Sie sind auf Diät? Ausgerechnet in Rom? Hier brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Denn im Moriondo e Gariglio wird gern auf einen italienischen Ernährungswissenschaftler verwiesen, der fordert, bei einer strengen Diät täglich 30 Gramm Zartbitter-Schokolade zu essen. Wobei hinzuzufügen wäre: mindestens.

METRO A BIS BARBERINI, DANN BUS 63, 83 ODER 160 BIS CORSO/MINGHETTI

Das Wunder von Sant’Ignazio

VIA DEL CARAVITA 8A

WWW.SANTIGNAZIO.GESUITI.IT

MO – DO 9–20 UHR, FR – SO 9–23.30 UHR

TIPP

DIE NAHE PIAZZA DI PIETRA MIT IHREN BARS UND RESTAURANTS SAMT BLICK AUF DIE TEMPELRESTE DES HADRIANEUMS EIGNET SICH GUT FÜR EINE PAUSE.

Keine andere Stadt der Welt rühmt sich so vieler Kirchen wie Rom. Mehr als tausend sollen es sein, wenigstens 300 von ihnen sind absolut sehenswert. Der Besucher könnte sich monatelang mit ihnen beschäftigen. Wer wenig Zeit hat – oder diese nicht nur mit Kirchen verbringen will –, dem stellt sich das Problem: Was besichtigen? Und was weglassen?

Die Antwort ist natürlich eine Frage der Perspektive. Wer dem Papst nahekommen will, eilt nach Sankt Peter. Wer die Gotik liebt, schaut sich Santa Maria sopra Minerva an. Auch wer moderne Kunst bevorzugt, wird in der Ewigen Stadt fündig, zum Beispiel im Viertel Tor Tre Teste, wo der 2003 eingeweihte Sakralbau Dio Padre Misericordioso des amerikanischen Architekten Richard Meier steht.

Auch für Menschen, die sich gern ein bisschen reinlegen lassen, hält Rom eine Überraschung bereit: Sant’Ignazio. Schon die gleichnamige Rokoko-Piazza mit den konkaven Fassaden der Palazzi, die wie eine Theaterkulisse wirken, verblüfft. Das künstlerische Hauptstück aber wird drinnen in der einschiffigen Barockkirche aufgeführt. Sie entstand zu Ehren von Ignatius von Loyola, des Gründers des Jesuitenordens, im 17. Jahrhundert. Es war die Zeit der Gegenreformation. Die katholische Kirche versuchte auch mit den Mitteln der Kunst, die Menschen so zu beeindrucken, dass sie zu ihr zurückkehren sollten. Daher wurde das Kircheninnere Sankt Ignazios derart sinnenfreudig ausgestattet, dass einem schwindelig wird.

Wer sich auf eine Marmorscheibe im Langhaus stellt und nach oben blickt, glaubt, in den Himmel zu sehen. Architektur, Skulptur und Malerei gehen so geschickt ineinander über, dass die Illusion eines nach oben offenen Raums entsteht, durch den Wolken ziehen und Engel flattern. Sobald man jedoch die Marmorplatte verlässt, beginnen sich die Proportionen zu verzerren. Der »Betrug« wird sichtbar. Verantwortlich dafür ist der Jesuit und Maler Andrea Pozzo, der bis 1685 in Sant’Ignazio gearbeitet hat. In seinem zweibändigen Werk Perspectiva pictorum et architectorum hat er die Kunst der architektonischen Perspektivmalerei dargelegt.

Wer noch ein bisschen weiter vor zur Vierung geht und wieder nach oben schaut, blickt in eine gewaltige Barockkuppel, ein weiteres Wunderwerk Pozzos. Noch ein paar Schritte, und es wird klar: Auch die Kuppel ist nur gemalt.

Der Grund: Beim Bau der Kirche wurde den Jesuiten das Geld knapp. Außerdem erhob ein anderer Orden in Rom Einspruch gegen die Errichtung einer Kuppel, weil sie ihm Licht nehmen würde. Daher mussten die Jesuiten über der Vierung eine flache Decke einziehen. Pozzo löste das Problem mit seiner Trompe-l’œil-Malerei. So lehrt er den Betrachter, dass alles eine Frage der Perspektive ist.

BUS 70 BIS SENATO

Madonna mia

PIAZZA DELLA ROTONDA

TIPPS

DER PLATZ VOR DEM PANTHEON IST ABENDS BESONDERS STIMMUNGSVOLL.

GEPFLEGT RÖMISCH IST DIE KÜCHE IM RISTORANTE ARMANDO AL PANTHEON UM DIE ECKE.

SALITA DEI CRESCENZI 31

WWW.ARMANDOALPANTHEON.IT

TGL. 12.30–15 UND 19–23 UHR

»Wenn ich etwas verliere, rufe ich die Madonna an. Und dann finde ich es«, erläutert Sara, eine Zimmerwirtin im Stadtteil Prati, als handele es sich um ein Naturgesetz. Und die Madonna findet sich in Rom keineswegs nur in den Kirchen, sondern auch an allen Straßen und Plätzen – na gut, an fast allen.

»Madonnelle« oder »Madonnine« nennen die Römer die Bildnisse Marias an den Häusern ihrer Stadt. Manchmal sind es ganz bescheidene Figürchen in dunklen Gassen, mit Plastikblumen und elektrischem Rotlicht geschmückt. Dann wieder präsentieren sie sich als prächtige, von Stuckengeln eingerahmte Fresken oder Reliefbilder an den Fassaden der Palazzi, oft von einem Baldachin geschützt. Allen gemeinsam ist, dass Touristen sie kaum wahrnehmen, weil es so viel anderes in Rom zu sehen gibt.