Patrologie, Band 1 - Otto Bardenhewer - E-Book

Patrologie, Band 1 E-Book

Otto Bardenhewer

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Beschreibung

Nach einer längeren Einleitung, welche sich in drei Abschnitten über Begriff und Aufgabe, über die Geschichte und über die Literatur der Patriſtik verbreitet, von der lezteren indes an diesem Ort nur Sammelwerke berührend , die entweder das gesamte Gebiet der Patrologie oder doch einen größeren Abschnitt derselben umspannen, gliedert der Verfasser den reichen Inhalt dieses umfassenden Werkes in drei Zeiträume, von denen der erste bis zum beginnenden vierten, der zweite bis zum halben fünften Jahrhundert, der dritte endlich bis zum Ende der patristischen Zeit überhaupt herabreicht, ein Ende, das Bardenhewer für die griechischen Väter hergebrachtermaßen mit Johannes von Damaskus , für die Lateiner aber nicht wie gewöhnlich mit Gregor d . Gr ., sondern mit dem wenig jüngeren Zeitgenossen Isidor von Sevilla eintreten läßt. Innerhalb der gedachten drei Perioden werden stets zuerst die griechischen, dann die lateinischen Väter abgehandelt, zwischen beide Gruppen in der zweiten Periode die syrischen Väter um Ephrem, in der dritten und letzten die Armenier eingeschoben. Bardenhewers Werk und seine unglaubliche Vielfalt und akribisch recherchierten Literaturhinweise zählen bis heute zu den umfassendsten und detailreichsten patristischen Enzylopädien.

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Patrologie

 

Band 1

 

OTTO BARDENHEWER

 

 

 

 

 

 

 

Patrologie Band 1, Otto Bardenhewer

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849680877

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Einleitung.1

§ 1. Begriff und Aufgabe der Patrologie.1

§ 2. Geschichte der Patrologie.9

§ 3. Repertorien der Literatur über die Kirchenväter. Sammelausgaben von Kirchenväterschriften. Größere Übersetzungswerke.18

Erster Zeitraum. Vom Ausgang des ersten bis zum Beginn des vierten Jahrhunderts.25

Erster Teil. Griechische Schriftsteller.25

§ 4. Vorbemerkungen.25

§ 5. Pseudo-apostolische Schriften.28

§ 6. Die Apostolischen Väter.38

§ 7. Der sogenannte Barnabasbrief.41

§ 8. Clemens von Rom.47

§ 9. Der "Hirt" des Hermas.61

§ 10. Ignatius von Antiochien.72

§ 11. Polykarpus von Smyrna.85

§ 12. Papias von Hierapolis.91

§ 13. Der Brief an Diognet.94

§ 14. Die Apologeten des zweiten Jahrhunderts.100

§ 15. Quadratus und Aristides.103

§ 16. Justinus Martyr.106

§ 17. Tatian der Assyrer.120

§ 18. Athenagoras.127

§ 19. Theophilus von Antiochien.131

§ 20. Hermias.136

§ 21. Aristo. Miltiades. Melito. Apollinarius.137

§ 22. Bekämpfer der Häresie.140

§ 23. Hegesippus.142

§ 24. Irenäus von Lyon.145

§ 25. Hippolytus von Rom.154

§ 26. Märtyrerakten.167

§ 27. Die alexandrinische Katechetenschule.170

§ 28. Clemens von Alexandrien.171

§ 29. Origenes.180

§ 30. Spätere Vorsteher  der alexandrinischen Katechetenschule.197

§ 31. Gregor der Wundertäter.201

§ 32. Methodius von Olympus.205

§ 33. Andere Schriftsteller  des dritten Jahrhunderts.208

Zweiter Teil. Lateinische Schriftsteller.212

§ 34. Vorbemerkungen.212

§ 35. Minucius Felix.214

§36. Tertullian.220

§ 37. Cyprian.233

§ 38. Commodian.245

§ 39. Victorinus von Pettau.248

§ 40. Arnobius.249

§ 41. Lactantius.251

Zweiter Zeitraum. Vom Beginn des vierten bis zur Mitte des fünften Jahrhunderts.258

Erster Teil. Griechische Schriftsteller.258

§ 42. Allgemeine Übersicht.258

§ 43. Arianismus, Makedonianismus, Sabellianismus, Apollinarismus.263

§ 44. Eusebius von Cäsarea.270

§ 45. Athanasius.278

§ 46. Vertreter des ägyptischen Mönchtums.289

§ 47. Bekämpfer des Manichäismus.293

§ 48. Cyrillus von Jerusalem.296

§ 49. Basilius der Große.300

§ 50. Gregor von Nazianz, der Theologe.313

§ 51. Gregor von Nyssa.323

§ 52. Dionysius der sogen. Areopagit.336

§ 53. Didymus der Blinde.343

§ 54. Epiphanius.347

§ 55. Diodor von Tarsus.353

§ 56. Theodor von Mopsuestia.356

Einleitung.

§ 1. Begriff und Aufgabe der Patrologie.

 Der Name Kirchenvater. Das ins 17. Jahrhundert zurückreichende Wort Patrologie bezeichnete ursprünglich die Wissenschaft von dem Leben und den Schriften der Kirchenväter. „Kirchenväter“ aber oder schlechtweg „Väter" war der Ehrenname der kirchlichen Schriftsteller der Vorzeit. Die Erklärung dieses Namens, welcher sich bis ins 5. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, pflegte man in späterer Zeit, unter Verweisung auf biblische Parallelen (aus dem A. T. vgl. namentlich den Ausdruck „Prophetensöhne“ Prophetenschüler, aus dem N. T. 1 Kor. 4, 14-15 u. s. f.), in der Vergleichung des Verhältnisses zwischen Lehrer und Schüler mit dem Verhältnis zwischen Vater und Sohn zu suchen. Der geschichtlichen Entstehung des Namens wird jedoch eine solche Erklärung nicht gerecht. „Vater", „heiliger Vater" wurde seit den ältesten Zeiten, vermöge einer leicht verständlichen Metapher, der Bischof als Kirchenoberer angeredet; vgl. etwa Mart. S. Polycarpi c. 12 (Opp. Patr. apostol. ed. Funk I, 296), und aus dem Abendland Cypriano papae (papati), die Aufschrift mehrerer Briefe an den hl. Cyprian (Ep. 30. 31. 36: S. Cypr. Opp. ed. Hartel I, 549. 557. 572). Die Regierungsgewalt des Bischofs umfasste insbesondere auch die Lehrgewalt; er war der Träger des kirchlichen Lehramtes und hatte als solcher den Glauben der Kirche zu bezeugen und zu vertreten. Bei auftauchenden Zweifeln und Streitigkeiten wurden „die Väter“ zu Zeugen und Richtern aufgerufen, und begreiflicherweise durften bei solchen Anlässen die Väter der Vorzeit bzw. ihre Zeugnisse ein besonderes Ansehen und Gewicht beanspruchen. Es hatten auch manche dieser Väter in Schriften ihre Lehranschauung hinterlassen, ja es waren weitaus die meisten und die bedeutendsten der kirchlichen Schriftsteller des Altertums zugleich auch Bischöfe gewesen; wenn aber von den Bischöfen der Vorzeit bei späteren Verhandlungen eben nur mehr diejenigen, welche in Schriften ihre Lehre niedergelegt hatten, zu Worte kommen konnten, so konnten kirchliche Schriftsteller, auch wenn sie nicht Bischöfe gewesen waren, gleichwohl in durchaus zuverlässiger Weise dem Glauben der Kirche Zeugnis geben. Je häufiger nun in der Folge bei Glaubensstreitigkeiten an das ursprüngliche Glaubensbewusstsein der Kirche appelliert wurde, umso schneller musste der Sinn des fort und fort gebrauchten Ausdruckes die Väter" eine gewisse Wendung erfahren: man meinte die Zeugen des Glaubens der Kirche, als solche aber erschienen nicht sowohl die Bischöfe, als vielmehr die kirchlichen Schriftsteller der Vorzeit, und so ging der Name Väter von den ersteren auf die letzteren über.

Den angedeuteten Umschwung des Sprachgebrauches mögen folgende Nachweise veranschaulichen. Der hl. Athanasius (Ep. ad Afros c. 6: Migne, P. gr. XXVI, 1040) schreibt bezüglich der im Jahre 325 zu Nicäa versammelten Bischöfe: wenn dieselben den Sohn für wesensgleich mit dem Vater erklärt, so hätten sie nicht selbst sich ihre Ausdrücke erst ersonnen, sondern auf das Zeugnis von Vätern sich gestützt, und unter den „Vätern“ sind zunächst und hauptsächlich zwei alte Bischöfe verstanden, Dionysius von Rom und Dionysius von Alexandrien, welche auch schon die Homousie des Sohnes in Schutz genommen hatten. Sofort wendet sich der Heilige gegen die Arianer mit den Worten: „Wie können sie nur das Konzil von Nicäa zurückweisen, da doch auch ihre Väter dasselbe unterschrieben haben?" (kurz vorher war Eusebius von Cäsarea namhaft gemacht worden). . . „Wessen Erben und Nachfolger sind sie denn? Wie können sie diejenigen Väter nennen, deren Bekenntnis sie nicht annehmen?" Die Bischöfe sind eben die Inhaber des kirchlichen Lehramtes. Damit ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass auch Kirchenschriftsteller, welche nicht Bischöfe sind, als Zeugen des kirchlichen Glaubens dienen können. So führt der Hl. Augustinus (Contra Iulianum I, 34; vgl. II, 33. 36: Migne, P. lat. XLIV, 665; vgl. 697. 699) unter den Zeugen für die kirchliche Lehre von der Erbsünde auch den hl. Hieronymus auf. Dem zu erwartenden Einspruche Julians im Voraus schon begegnend, hebt er dabei mit Nachdruck hervor, wenn Hieronymus auch nicht Bischof gewesen, so müsse er gleichwohl mit Rücksicht auf seine außerordentliche Gelehrsamkeit und die Heiligkeit seines Lebens als zuverlässiger Dolmetsch des Glaubens der Kirche anerkannt werden. In der ersten Sitzung des Konzils zu Ephesus 431 werden Zeugnisse verlesen aus den „Schriften der heiligen und gottesfürchtigen Väter und Bischöfe und zum Teil auch Märtyrer." „Die Väter“ heißen hier offenbar diejenigen, welche in Schriften den kirchlichen Glauben der Vorzeit bezeugt und vertreten haben. Näheres über dieselben bei Vincentius von Lerinum in dem etwa drei Jahre" (c. 29) nach dem Ephesinum verfassten Commonitorium c. 29-31 (Migne 1. c. L, 678-683). Vincentius, welcher in der genannten Schrift das katholische Traditionsprinzip auf das angelegentlichste versieht, versteht gleichfalls unter dem stets wiederholten Ausdrucke patres oder sancti patres die älteren Zeugen des Glaubens der Kirche bzw. die Kirchenschriftsteller der Vorzeit. Die Väter des Konzils zu Chalcedon 451 rufen nach Verlesung des Schreibens Leos d. Gr. an Flavian von Konstantinopel: „Das ist der Glaube der Väter, das ist der Glaube der Apostel" (Conc. Chalc. Akt. II: Mansi 1. c. VI, 972); sie entscheiden über den wahren Glauben „im Anschluss an die heiligen Väter“ (Akt. V: Mansi 1. c. VII, 116); sie verurteilen denjenigen, welcher die Lehre der Väter verfälscht" (Alloc. ad Marcianum Imp.: Mansi 1. c. VII, 465).

2. Kirchenvater, Kirchenschriftsteller, Kirchenlehrer. Nicht allen Kirchenschriftstellern der Vorzeit hat die Nachwelt den Titel Kirchenvater zuerkannt. Schon Vincentius von Lerinum muss in seinem klassischen Commonitorium aus dem Jahre 434 der unablässigen Mahnung, an der Lehre „der heiligen Väter“ festzuhalten (c. 2. 24 u. s. f. Migne 1. c. L, 640. 672), eine Erläuterung bzw. Einschränkung beifügen. Gott, sagt er, hat auch schon große Lehrer der Kirche zur Prüfung der Christen (nach Deut. 13, 3) in Irrtum fallen lassen (c. 10). Am schlagendsten zeigt wohl der Fall des Origenes, dass der Katholik mit der Kirche den Lehrer als solchen anerkennen müsse, nicht aber mit dem Lehrer den Glauben der Kirche verlassen dürfe (omnes vere catholici noverint se cum ecclesia doctores recipere, non cum doctoribus ecclesiae fidem deserere debere c. 17). Bezüglich Tertullians hat schon der hl. Hilarius von Poitiers (Comm. in Matth. c. 5: Migne 1. c. IX, 943) treffend bemerkt, derselbe habe durch die spätere Irrlehre auch seine beifallswerten Schriften ihres Ansehens beraubt (sequenti errore detraxit scriptis probabilibus auctoritatem c. 18). Als maßgebende Norm des Glaubens und der Schriftauslegung kann demnach nur das übereinstimmende Zeugnis derjenigen Väter gelten, welche in ihrer Lehre dem Glauben der Kirche ihrer Zeit unverbrüchlich treu geblieben und in ihrem Leben bis ans Ende Vorbilder christlicher Tugend gewesen sind: Eorum dumtaxat patrum sententiae conferendae sunt qui in fide et communione catholica. sancte, sapienter, constanter viventes, docentes et permanentes vel mori in Christo fideliter vel occidi pro Christo feliciter meruerunt (c. 28); diximus [c. 3] . . . recurrendum ad sanctorum patrum sententias, eorum dumtaxat qui suis quisque temporibus et locis in unitate communionis et fidei permanentes magistri probabiles exstitissent (c. 29). In der Tat hat die Kirche selbst (in ihrer ordentlichen oder außerordentlichen Lehrtätigkeit) nur solche Schriftsteller mit dem Namen „Vater" ausgezeichnet, welche durch streng kirchlichen Lehrvortrag und heiligen Lebenswandel den von Vincentius gestellten Anforderungen entsprachen. Nachdem es üblich geworden, jenen Ehrennamen auf die Schriftsteller des christlichen Altertums zu beschränken (s. Abs. 3), pflegen die Patrologen vier zum Begriff eines Kirchenvaters gehörige Merkmale aufzuzählen: doctrina orthodoxa, sanctitas vitae, approbatio ecclesiae, antiquitas. Den übrigen theologischen Schriftstellern der Vorzeit, welche sich zu dem kirchlichen Glauben bekennen, verbleibt die Bezeichnung Kirchenschriftsteller (ecclesiastici scriptores, ecclesiae scriptores S. Hier., De vir. ill. prol.: Migne 1. c. XXIII, 601. 603). -- Einzelnen theologischen Schriftstellern, namentlich auch Kirchenvätern, welchen kirchliche Korrektheit der Lehre und Heiligkeit des Lebens in ausnehmend hohem Grad eignet und zugleich auch das Verdienst umfassender literarischer Tätigkeit zukommt, hat die Kirche (durch den Mund des Papstes oder eines allgemeinen Konziles) den Titel Kirchenlehrer (doctor ecclesiae) verliehen. Sie hat damit die Lehranschauung des betreffenden Theologen in besonderer Weise angenommen und gutgeheißen und zugleich den Willen bezeugt, dass die Schriften desselben bei dem theologischen Studium und dem. religiösen Unterrichte Berücksichtigung und Verwendung finden. So heißt es in Sirtus' V. Bulle Triumphantis Hierusalem vom 14. März 1588, betreffend die Erhebung des hl. Bonaventura zum doctor ecclesiae (§ 15): Illius libros, kommentarios, opuscula, opera denique omnia aliorum ecclesiae doctorum qui eximii sunt non modo privatim, sed publice in gymnasiis, academiis, scholis, collegiis, lectionibus, disputationibus, interpretationibus, concionibus, sermonibus omnibusque aliisecclesiasticis studiis christianisque exerzitationibus citari, proferri atque, cum res postulaverit, adhiberi volumus et decernimus (S. Bonav. Opp. I. Quaracchi 1882. Praef. p. LI). Dieser Ehre der Ernennung zum Kirchenlehrer erfreuen sich unter den Griechen: Athanasius († 373), Basilius d. Gr. († 379), Gregor von Nazianz († um 390), Cyrill von Jerusalem († 386), Johannes Chrysostomus († 407), Cyrill von Alexandrien († 444) und Johannes von Damaskus († vor 754); unter den Lateinern: Ambrosius († 397), Hieronymus († 420), Augustinus († 430) und Gregor d. Gr. († 604) schon seit dem Jahre 1298, seit späterer Zeit Hilarius von Poitiers († 366), Petrus Chrysologus († um 450), Leo d. Gr. († 461), Isidor von Sevilla († 636), Petrus Damiani († 1072), Anselm von Canterbury († 1109), Bernhard von Clairvaux († 1153), Thomas von Aquin († 1274), Bonaventura († 1274), Franz von Sales (1622) und Alfons Liguori († 1787). Als eigentümliche Kennzeichen eines Kirchenlehrers nennen die Patrologen meist doctrina orthodoxa, sanctitas vitae, eminens eruditio, expressa ecclesiae declaratio.

I. Fessler, Institutiones Patrologiae. Ed. B. Jungmann. T. I. Oeniponte 1890. p. 15-57: De notione et auctoritate SS. Patrum. Ambrosius, Hieronymus, Augustinus und Gregor d. Gr. werden schon im 8. Jahrhundert als die vier großen Kirchenlehrer des Abendlandes bezeichnet; s. C. Weyman, Die vier großen Kirchenlehrer: Historisches Jahrbuch. Bd. XV. 1894. S. 96-97.

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3. Die Zeit der Kirchenväter. Nach dem Sprachgebrauche des 5. Jahrhunderts waren die heiligen Väter" die Kirchenschriftsteller der Vorzeit (s. Abs. 1), aber auch der jüngsten Vorzeit: zu den heiligen und gottesfürchtigen Vätern", aus deren Schriften in der ersten Sitzung des Ephesinums vom 22. Juni 431 Zeugnisse verlesen werden (Mansi, SS. Conc. Coll. IV, 1184-1196), zählen Theophilus von Alexandrien († 412) und Atticus von Konstantinopel († 425), und in der Sammlung von „Väter-Aussprüchen“ (paternae auctoritates), welche Leo d. Gr. seinem Schreiben an Flavian von Konstantinopel vom 13. Juni 449 als Nachtrag folgen ließ (Mansi 1. c. VI, 961-972; vgl. S. Leo M., Ep. 71: Migne 1. c. LIV, 896), finden sich Zitate aus Schriften Augustins († 430) und Cyrills von Alexandrien († 444). Die späteren Jahrhunderte hingegen gewöhnten sich mehr und mehr daran, in dem Ehrennamen „Väter“ ein ausschließliches Attribut der Kirchenschriftsteller des Altertums zu erblicken. Auf sie fand ja auch dieser Name in vollerem Sinne oder doch in reicherem Maße Anwendung, nicht sowohl ihres höheren Alters als vielmehr ihrer größeren Autorität wegen, welch letztere freilich in ihrem Alter wurzelt. Die Väter der ersten Jahrhunderte sind und bleiben die frühesten und unmittelbarsten Zeugen der Lehre des Herrn und der Apostel, sie haben den apostolischen Glaubensschatz für alle Zukunft urkundlich festgestellt; mochten neuere christliche Konfessionen noch so entschieden gegen das katholische Traditionsprinzip auftreten, sie konnten gleichwohl, durch die Natur der Sache gedrängt, nicht umhin, für die widersprechendsten Aufstellungen in der kirchlichen Literatur des Altertums einen Ausgangspunkt oder Anknüpfungspunkt zu suchen. Dem Altertume konnte eine verschiedene Dauer zugeteilt werden, und ist die Abgrenzung der Zeit der Väter bis zur Gegenwart schwankend geblieben. Neuestens wird diese Zeit gewöhnlich mit dem Tode des hl. Johannes von Damaskus (um 754) für die griechische Kirche, und für die lateinische Kirche mit dem Tode des hl. Gregor d. Gr. (604) abgeschlossen. Es wird indessen entsprechender sein, in der lateinischen Kirche bis auf den hl. Isidor von Sevilla († 636) hinabzugehen, welcher, ganz ähnlich wie Johannes von Damaskus, nicht bloß eine sehr reiche schriftstellerische Tätigkeit entfaltet hat, sondern in dieser Tätigkeit sich auch selbst von dem Bewusstsein durchdrungen zeigt, auf der Grenze zweier Zeiten zu stehen.

Die Frage, inwiefern die Lehre der Kirchenväter als Erkenntnisquelle der apostolischen Überlieferung und des katholischen Dogmas gelten müsse, erörtert die Dogmatik. Vgl. übrigens Fessler-Jungmann 1. c. I, 41-57: De auctoritate SS. Patrum.

4. Patrologie, Patristik, Dogmengeschichte. So alt die Idee der Patrologie ist (s. unten § 2, 1), ihr Name taucht, so scheint es, erst im 17. Jahrhundert auf. Jedenfalls bezeichnete man im 17. Jahrhundert mit diesem Namen die Wissenschaft von dem Leben und den Schriften der Kirchenväter. Im Jahre 1653 ward aus dem Nachlasse des lutherischen Theologen Joh. Gerhard († 1637) eine bis ins Mittelalter sich erstreckende Übersicht über die Geschichte der christlich-theologischen Literatur herausgegeben unter dem Titel: Patrologia sive de primitivae ecclesiae christianae doctorum vita ac lucubrationibus. Aller Rücksichtnahme auf die Lehre der heiligen Väter konnte eine solche Patrologie sich natürlich nicht entschlagen. Die Schriften mussten in erster Linie durch eine Inhaltsangabe gekennzeichnet werden, und jede Würdigung der besonderen Bedeutung einzelner Väter war in der Regel vor allem auf eine Beleuchtung der Lehranschauung dieser Väter angewiesen. Eingehender jedoch als in den Bearbeitungen der Patrologie wurde die Lehre der Kirchenväter in manchen Darstellungen der dogmatischen Theologie behandelt. Auf katholischer Seite ward durch die großartigen Leistungen des Jesuiten Dion. Petavius († 1647) und des Oratorianers Ludw. Thomassin († 1695) eine Reihe dogmatischer Werke eröffnet, welche, im Unterschied von der früheren scholastischen Methode, den Traditionsbeweis für die kirchliche Lehre ausführlicher darzulegen und allseitiger sicherzustellen bemüht waren. Und in den protestantischen Lehrbüchern der Dogmatik ward vielfach der Doktrin der Väter oder dem kirchlichen Lehrbegriffe nach der Anschauung der Väter ein eigener Abschnitt gewidmet; die Aufschrift lautete Theologia historica und später, namentlich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts, Theologia patristica, im Gegensatze zu Theologia biblica und Theologia symbolica; Gegenstand und Zweck gibt der lutherische Theologe J. Fr. Buddeus (1729) in den Worten an: Per theologiam patristicam intelligimus complexum dogmatum sacrorum ex mente sententiaque patrum, inde ut cognoscatur, quo pacto veritas religionis christianae conservata semper sit in ecclesia ac propagata (Isagoge historico-theologica ad theologiam universam. Lips. 1727. 4°. p. 535). Aus dieser Patristik erwuchs in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Wissenschaft der Dogmengeschichte, welche im 19. Jahrhundert eine so eifrige Pflege finden sollte. Als ihren eigentümlichen Gegenstand betrachtet sie die fortschreitende Entwicklung, welche die kirchliche Glaubenslehre seit den Tagen der Apostel bis zur Gegenwart durchlaufen hat. Sie kann den Traditionsbeweis der katholischen Dogmatik nicht ersehen, sie leistet aber bei Aufbau dieses Beweises die wichtigsten Dienste. Die Patristik hingegen, in dem vorhin angegebenen Sinne, konnte sich neben der Dogmengeschichte, deren Same sie gewesen, nicht mehr als besondere Disziplin behaupten. Das Wort Patristik ward nunmehr gewöhnlich in dem Sinne von Patrologie gebraucht. Wenn jedoch Patrologie und Patristik voneinander unterschieden, aber als nahe verwandte Disziplinen gemeinsam behandelt wurden (wie noch in J. Nirschls Lehrbuch der Patrologie und Patristik, Mainz 1881-1885), so fielen der Patristik als ihr Anteil nur jene Ausführungen oder Andeutungen über die Lehre der heiligen Väter zu, auf welche auch die Patrologie, wie schon bemerkt, nicht hätte verzichten können.

Chr. Fr. D. Erdmann, Prolegomena in patristicen. I. De patristices notione et finibus (Progr.). Regiomonti 1857. 4°. (19 pp.) Fr. Nitsch, Geschichtliches und Methodologisches zur Patristik: Jahrbb. für deutsche Theologie Bd. X. Gotha 1865. S. 37–63. (Nitzsch sowohl wie Erdmann gebrauchen das Wort Patristik im Sinne von Patrologie.)

5. Nähere Umgrenzung des Gebietes der Patrologie. Nach dem Gesagten handelt die Patrologie von dem Leben, den Schriften und der Lehre der Kirchenväter. Die Kirchenschriftsteller des bezeichneten Zeitraums, welchen der Titel Kirchenvater" im engeren Sinne nicht zukommt, zieht sie gleichfalls (ohne deshalb auf ihren Namen verzichten zu müssen) in den Rahmen ihrer Aufgabe, um einen in sich abgeschlossenen Gegenstand der Behandlung zu gewinnen und die Entwicklung der kirchlichen Literatur im Zusammenhange vorführen zu können. Sie will also eine Geschichte der kirchlichen Literatur der fraglichen Zeitperiode sein. Als kirchlich aber erkennt sie, wie schon angedeutet, die theologische Literatur an, welche sich zu dem Glauben der Kirche bekennt, und die Berechtigung, einen eng umgrenzten Abschnitt der kirchlichen Literaturgeschichte als besonderes Ganzes zu behandeln, entnimmt sie der gleichfalls schon hervorgehobenen einzigartigen Bedeutung, welche gerade dieser Abschnitt für sich in Anspruch nehmen darf. Die (neuerdings mehrfach gebrauchte) Bezeichnung der Patrologie als altchristliche Literaturgeschichte ist insofern unzutreffend, als die christliche Literatur auch das profane Schrifttum christlichen Bekenntnisses in sich begreift und im Gegensatz zur heidnischen und jüdischen Literatur steht. Das antichristliche und antikirchliche (häretische) Schrifttum fällt an und für sich nicht in den Bereich der Patrologie, muss aber gleichwohl fort und fort Berücksichtigung finden. Erblickt ja doch jede Geschichtsschreibung ihre Aufgabe darin, zu zeigen, wie es gewesen und wie es geworden, und die kirchlichen Schriftsteller der älteren Zeit sind zum weitaus größeren Teil erst durch Angriffe herausgefordert auf den literarischen Schauplatz getreten. Eine zusammenhängende Besprechung der sogen. Apokryphen pflegt die Patrologie der biblischen Einleitungswissenschaft zu überlassen. Hier, in Verbindung mit den kanonischen Schriften, finden die Apokryphen allerdings eine besonders passende Stelle, insofern dieselben, trotz aller Verschiedenartigkeit im Einzelnen, im Allgemeinen darin zusammentreffen, dass sie kanonische Dignität für sich beanspruchen, sei es nun, dass sie den Verfassern kanonischer Schriften unterschoben sind, sei es, dass sie den Gegenstand kanonischer Schriften (in einer meist sagenhaften und unglaubwürdigen, mitunter auch häretisch gefärbten Weise) von neuem behandeln und weiter ausführen. Ein Grundriss der Patrologie kann der Übersichtlichkeit halber einer Periodisierung der zu behandelnden Geschichte nicht wohl entraten. In der Geschichte der griechischen und der lateinischen patristischen Literatur werden meist drei Zeiträume unterschieden. Der erste Zeitraum, vom Ausgange des 1. Jahrhunderts bis zum Beginne des 4. Jahrhunderts, umfasst die Entstehung und Entwicklung der patristischen Literatur; der zweite, bis in die Mitte des 5. Jahrhunderts reichend, die Blüte derselben, und der dritte, bis zum Abschluss der Zeit der Väter gehend, den Zurückgang und Verfall.

Fr. Overbeck, Über die Anfänge der patristischen Literatur: Historische Zeitschrift. N. F. Bb. XII. 1882. S. 417-472. Nach Overbeck liegen die Anfänge der patristischen Literatur in der ältesten christlichen Apologetik, der antignostischen Polemik und dem Hauptwerk des Clemens von Alexandrien vor; von dieser „patristischen Literatur" ist eine „christliche Urliteratur" zu unterscheiden, welch letztere auch die Schriften der apostolischen Väter umfasst und bald nach der Mitte des 2. Jahrhunderts ihren Abschluss erreicht mit der Aufstellung eines Kanons neutestamentlicher Schriften. Ganz ähnlich H. J. Holzmann, Lehrbuch der historisch-kritischen Einleitung in das Neue Testament. 2. Aufl. Freiburg i. B. 1886. S. 94-95. Über die biblischen Apokryphen im Allgemeinen s. Movers (Kaulen), Artt.,,Apokryphen“ und „Apokryphen-Literatur" in Wetzer und Weltes Kirchenlexikon. 2. Aufl. Bd. I. Freiburg i. B. 1882. Sp. 1036-1084. Über die neutestamentlichen Apokryphen im Besonderen s. Holzmann a. a. D. S. 534-554. Literatur zu den neutestamentlichen Apokryphen verzeichnet E. C. Richardson, Bibliographical Synopsis (The Ante-Nicene Fathers. Supplement. Buffalo 1887) p. 95-105. Nachzutragen ist vor allem Th. Zahn, Geschichte des neutestamentl. Kanons. Bd. II, 2. Erlangen 1892. S. 565-621: „Unechte Paulusbriefe“; 621-797: „Über apokryphe Evangelien"; 797-910: „Über apokryphe Apokalypsen und Apostelgeschichten.“

 

 

§ 2. Geschichte der Patrologie.

 

1. Hieronymus. Die Idee einer Patrologie bzw. einer christlichen Literaturgeschichte ward zuerst zur Ausführung gebracht durch den hl. Hieronymus. Seine Schrift De viris illustribus (Migne 1. c. XXIII, 601-720), 392 zu Bethlehem auf Anregung des praefectus praetorio Derter verfasst, nimmt sich laut den Eingangsworten das gleichnamige Werk des C. Suetonius Tranquillus (etwa 75–160 n. Chr.) zum Vorbilde und will „die Kirchenschriftsteller (ecclesiasticos scriptores, ecclesiae scriptores)" oder „alle diejenigen, welche von dem Leiden Christi an bis zum 14. Jahre des Kaisers Theodosius (392) über die heiligen Bücher etwas Schriftliches hinterlassen haben (de scripturis sanctis memoriae aliquid prodiderunt)“, in Kürze abhandeln. Die christliche Literatur scheint nach diesen Worten in die theologische Literatur aufzugehen, und die Aufgabe der Theologie scheint sich zu erschöpfen in der Bearbeitung der Heiligen Schrift. Die ersten Abschnitte gelten den Verfassern der Bücher des Neuen Testamentes; im Verlauf treten auch häretische Schriftsteller auf (Bardesanes c. 33, Novatian c. 70 u. a.); zum Schluss (c. 135) wird über das schriftstellerische Wirken des Verfassers selbst (bis 392) Bericht erstattet. Mag auch diese Schrift an manchen Mängeln leiden, so gebührt ihr doch im vollsten Maße der Ruhm einer grundlegenden und bahnbrechenden Leistung, und sie blieb für die Folgezeit eine in vieler Beziehung unersetzbare literargeschichtliche Quelle.

Die beste unter allen Ausgaben der Schrift De vir. ill. dürfte diejenige von D. Vallarsi sein: S. Hier. Opp. Ed. Vallarsi. Ven. 1766-1772. t. II, 2. col. 821-956. Dem lateinischen Text stellt Vallarsi die dem Mönche Sophronius, einem Freunde des hl. Hieronymus, zugeschriebene griechische Übersetzung zur Seite, und anhangsweise lässt er die Fortsetzung der Schrift De vir. ill. von Gennadius (f. Abs. 2) folgen (col. 965-1016). Der lateinische und griechische Text bei Migne (a. a. D.) ist ein Abdruck nach Vallarsi. Die genannte Fortsetzung des Gennadius pflegt schon in den Handschriften mit der Schrift des hl. Hieronymus verbunden zu sein (vgl. Cassiod. Institt. c. 17: Migne 1. c. LXX, 1134). Die neueste, aber recht mangelhafte Ausgabe dieser beiden Schriften besorgte W. Herding: Hieronymi de viris inlustribus liber. Accedit Gennadii catalogus virorum inlustrium. Ex rec. G. Herdingii. Lips. 1879. 8°. Über die Ausgabe beider Schriften von J. A. Fabricius s. Abs. 2.

 

2. Fortsetzer des Werkes des hl. Hieronymus. - Länger als ein Jahrtausend hindurch diente das Werk des hl. Hieronymus als die Grundlage, auf welcher die Bearbeiter der theologischen Literaturgeschichte nur fortbauten. In ausdrücklichem Anschluss an Hieronymus führen sie die theologischen Schriftsteller der späteren Zeit in chronologischer Reihenfolge vor, tragen auch wohl einzelne ältere Autoren, welche Hieronymus bzw. der jedesmalige Vorgänger übergangen hatte, nach, halten aber Tendenz und Anlage des Werkes De viris illustribus unverändert fest. Eine sehr wertvolle Ergänzung und Fortsetzung dieses Werkes lieferte der Presbyter Gennadius von Marseille gegen Ende des 5. Jahrhunderts (genauere Zeitangaben erscheinen nicht hinlänglich begründet). Doch liegt die Texteskritik seiner Schrift, welche gleichfalls De viris illustribus betitelt ist (Migne 1. c. LVIII, 1059-1120), noch im Argen. In der umlaufenden Fassung scheinen einige Artikel zu fehlen, andere hingegen erst von späterer Hand eingeschoben zu sein, wieder andere (wie derjenige über Augustinus, c. 38) sind ihrem Umfange und Wortlaute nach sehr zweifelhaft. Des Gennadius Arbeit ward von Bischof Isidor von Sevilla († 636) um ein beträchtliches Stück weiter gefördert (De viris illustribus: Migne 1. c. LXXXIII, 1081-1106), und Isidors Arbeit ward von Bischof Ildefons von Toledo, Isidors Schüler († 667), mit einem kleinen Nachtrag versehen (De viris illustribus: Migne 1. c. XCVI, 195–206); die eine wie die andere Fortsetzung ist vorzugsweise dem Andenken spanischer Theologen gewidmet. Jahrhunderte waren dahingegangen, als der Chronist Sigebert, Benediktinermönch zu Gemblour in Belgien († 1112), den Faden der literargeschichtlichen Berichterstattung wieder aufnahm und dieselbe bis in seine Tage hinein fortführte (De viris illustribus: Migne 1. c. CLX, 547-588). Imitatus Hieronymum et Gennadium, wie er selbst zum Schlusse (c. 171) sagt, stellt Sigebert zunächst über die Kirchenschriftsteller des Altertums, sodann aber namentlich über die lateinischen Theologen des früheren Mittelalters - die Griechen sind seinem Gesichtskreis entschwunden biographische und bibliographische Notizen zusammen, meist recht mager und dürftig, nicht selten schon in der Form eine gewisse Flüchtigkeit verratend. Mehr oder weniger ähnliche Kompendien der theologischen Literaturgeschichte verfassten der Presbyter Honorius von Augustodunum (Autun?) in den Jahren 1122-1125 (De luminaribus ecclesiae: Migne 1. c. CLXXII, 197-234), der sogen. Anonymus Mellicensis (nach dem Benediktinerstifte Melk in Nieder-Oesterreich, dem Fundort der zuerst bekannt gewordenen Handschrift), welcher auch im 12. Jahrhundert, vielleicht zu Regensburg, schrieb (De scriptoribus ecclesiasticis: Migne 1. c. CCXIII, 961-984), der Autor des fälschlich dem Scholastiker Heinrich von Gent († 1293) zugeschriebenen Buches De viris illustribus. Weit reicher an Umfang und Inhalt, 963 Schriftsteller, und zwar auch Nicht-Theologen, behandelnd, ist das Werk des gelehrten Abtes Joh. Trithemius († 1516): De scriptoribus ecclesiasticis, fertig gestellt im Jahre 1494. Der Wert desselben liegt aber ebenfalls in den Mitteilungen über Schriftsteller der jüngeren Vorzeit. Die Hauptfundgruben alles Wissens um die literarische Tätigkeit der Väter bleiben auch für Trithemius die oft genannten Schriften des Hieronymus und des Gennadius.

Die angeführten literarhistorischen Werke sind in Verbindung mit der Schrift des hl. Hieronymus (letztere lat. und griech.) unter dem Titel Bibliotheca ecclesiastica herausgegeben worden von J. A. Fabricius, Hamburg 1718. 2°. (Außerdem haben des Petrus Diaconus, nach 1140 als Archivar zu Monte Cassino, De viris illustribus monasterii Casinensis opusculum, cum supplemento Placidi Romani: Migne 1. c. CLXXIII, 1009–1062, sowie des Aubertus Miräus, 1640 als Domdechant zu Antwerpen, Auctarium de scriptoribus ecclesiasticis et a tempore, quo desinit Trithemius, de scriptoribus saeculi XVI. et XVII. libri duo bei Fabricius Aufnahme gefunden.) Die Texte des Gennadius, des Sigebert, des Honorius und des Anonymus Mellic. bei Migne (a. a. D.) sind dieser Ausgabe von Fabricius entnommen. Über die Schrift des Gennadius im Besonderen handelt E. Jungmann, Quaestiones Gennadianae (25 pp.): Programm der Thomasschule in Leipzig für 1880-1881. 4°; über Herdings Ausgabe dieser Schrift vgl. Abs. 1. Über Sigebert von Gembloux handelt W. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. 6. Aufl. (Berlin 1893-1894) II, 155-162; über die fragliche Schrift Sigeberts S. Hirsch, De vita et scriptis Sigiberti monachi Gemblacensis. Berolini 1841. 8°. p. 330-337. Über Honorius von Augustodunum s. den betr. Artikel in Wetzer und Weltes Kirchenlexikon. 2. Aufl. VI, 268-274, von Stanonik. Über eine Handschrift des Werkes des Anonymus Mellic. aus dem 12. Jahrhundert zu Admont in Steiermark s. W. Wattenbach im Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. Bd. II. Hannover 1876. S. 421-422. Über die unter dem Namen Heinrichs von Gent gehende Schrift s. B. Hauréau, Mémoire sur le ,Liber de viris illustribus' attribué à Henri de Gand: Mémoires de l'Institut Nat. de France, Académie des inscriptions et belles-lettres. T. XXX, 2e partie. Paris 1883. p. 349-357. Das Werk des Trithemius wird eingehend besprochen von J. Silbernagl, Johannes Trithemius. 2. Aufl. (Regensburg 1885) S. 59-65. Zwei erst kürzlich bekannt gewordene Schriften des Mittelalters, ein Dialogus super auctores sive Didascalon von ungenannter Hand und ein Gedicht Hugos von Trimberg unter dem Titel Registrum multorum auctorum aus dem Jahre 1280, behandeln die klassische Literatur und erwähnen von den alt: kirchlichen Schriftstellern nur einige Dichter. J. Huemer, Das Registrum multorum auctorum des Hugo von Trimberg. Ein Quellenbuch zur lateinischen Literaturgeschichte des Mittelalters: Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien. Philos.-hist. Klasse. Bd. CXVI. 1888. S. 145-192. Vgl. dazu A. Ebner im Hist. Jahrbuch XI (1890), 283-290. Conradi Hirsaugiensis Dialogus super auctores sive Didascalon. Eine Literaturgeschichte aus dem 12. Jahrhundert, erstmals herausgegeben von G. Scheptz. Würzburg 1889. 8°. Einen Schriftsteller Konrad von Hirschau scheint es nicht gegeben zu haben, und der Dialogus super auctores ist wohl ins 13. Jahrhundert zu verweisen; s. V. Rose, Verzeichnis der lateinischen Handschriften der königl. Bibliothek zu Berlin. Bd. I. Berlin 1893. (Die Handschriftenverzeichnisse der königl. Bibliothek zu Berlin. Bd. XII.) S. 137.

 

3. Die neuere Zeit. - Seit dem 15. Jahrhundert nahm das Studium der kirchlichen Literatur des Altertums einen früher nie geahnten Aufschwung. Die Humanisten förderten eine Menge unbekannter Werke lateinischer und insbesondere auch griechischer Kirchenschriftsteller zu Tage, die These der Reformatoren von einer allmählich immer weiter gegangenen Entstellung des Urchristentums musste dem bereits erwachten Interesse neue Nahrung geben, und im 17. und 18. Jahrhundert waren es namentlich die Gelehrten der Benediktiner-Kongregation von St. Maur, welche die eingeleitete Bewegung wenigstens in katholischen Kreisen ebenso mächtig wie nachhaltig förderten, indem sie in trefflichen, zum Teil mustergültigen Tertausgaben der gelehrten Welt ein Quellenmaterial unterbreiteten von geradezu unübersehbarer Fülle und Mannigfaltigkeit. Der theologischen Literaturgeschichte waren neue Ziele gesteckt. Die Kirchenväter verlangten umfassendere und eindringendere Nachforschungen, fast allenthalben war die geschichtliche Wirklichkeit der legendarischen Umhüllung zu entwinden, insbesondere mussten die unter dem Namen der einzelnen Väter umlaufenden Schriften auf ihre Echtheit und Unversehrtheit hin geprüft werden. Nach und nach wurden diese Aufgaben klarer erkannt und teilweise auch vollständiger gelöst. Hervorragendes leisteten die Katholiken Bellarmin († 1621), Dupin († 1719), Le Nourry († 1724), Ceillier († 1761), Schram († 1797), Lumper († 1800); die Lutheraner Joh. Gerhard († 1637), Hülsemann († 1661), J. Gottfr. Olearius († 1711) u. a.; die Reformierten Cave († 1713), Oudin († 1717; früher Prämonstratenser, seit 1690 Protestant) u. a. Durch die genannten Lutheraner hat das Wort Patrologie" Eingang und Verbreitung gefunden.

R. Card. Bellarminus S. J., De scriptoribus ecclesiasticis liber unus. Cum adiunctis indicibus undecim, et brevi chronologia ab orbe condito usque ad annum 1612. Romae 1613. 4o. Coloniae Agr. 1613. 8°. Die zahlreichen späteren Ausgaben verzeichnet A. de Backer, Bibliothèque des écrivains de la Compagnie de Jésus (nouv. éd.) I, 510. Bellarmin behandelt auch die biblischen Schriftsteller und geht bis zum Jahre 1500. Nachträge und Ergänzungen zu seinem Werk veröffentlichten Ph. Labbe S. J. (Paris 1660) und C. Dudin O. Praemonstr. (Paris 1686). Eine Fortsetzung von 1500-1600 schrieb A. du Saussay (Toul 1665). L. E. Dupin, Nouvelle Bibliothèque des auteurs ecclésiastiques. Paris 1686 ss. 8°. Die einzelnen Teile des umfangreichen Werkes, welches in seiner Vollendung eine Geschichte der christlich-theologischen Literatur bis auf die Tage des Verfassers darstellt, erschienen unter verschiedenen Titeln und füllen in verschiedenen Ausgaben eine verschiedene Anzahl von Bänden. Vgl. Niceron, Mémoires pour servir à l'histoire des hommes illustres (Paris 1727-1745) II, 31-37. Schon der erste Band vom Jahre 1686, welcher über die theologischen Schriftsteller der drei ersten Jahrhunderte handelt, erregte durch sehr unkirchliche Haltung vielen Anstoß, und am 10. Mai 1757 ward das ganze Werk auf den Index gesetzt. Vgl. Reusch, Der Inder der verbotenen Bücher (Bonn 1883-1885) II, 586. N. le Nourry O. S. B., Apparatus ad Bibliothecam maximam veterum Patrum et antiquorum scriptorum ecclesiasticorum Lugduni editam [5. unten § 3, 2]: in quo quicquid ad eorum scripta et doctrinam variosque scribendi et docendi modos pertinet, disser tationibus criticis examinatur et illustratur. Paris. 1703-1715. 2 tom. 2o. Der erste Band (auch schon 1694-1697 in Gestalt von zwei Oktavbänden ausgegeben) reicht von den Zeiten der Apostel bis zu Clemens von Alexandrien, der zweite behandelt die lateinischen Apologeten des 3. und 4. Jahrhunderts. Vgl. H. Hurter S. J., Nomenclator literarius recentioris theologiae catholicae. Ed. alt. II, 1117-1119. R. Ceillier O. S. B., Histoire générale des auteurs sacrés et ecclésiastiques. Paris 1729-1763. 23 tom. 4°. Ceillier beginnt mit Moses und schließt mit Wilhelm von Auvergne († 1248). Eine Table générale des matières zu seinem Werk lieferte Et. Rondet (Paris 1782). 2 Bde. 4o. Eine neue Ausgabe des ganzen Werkes erschien 1858-1869 zu Paris in 16 Bänden 4°. Vgl. Hurter 1. c. II, 1375-1376. D. Schram O. S. B., Analysis operum SS. Patrum et scriptorum eccl. Aug. Vind. 1780-1796. 18 tom. 8°. Die Bände XVI und XVII gelten dem hl. Ambrosius, Band XVIII dem Hl. Epiphanius. G. Lumper O. S. B., Historia theologico-critica de vita, scriptis atque doctrina SS. Patrum aliorumque scriptorum eccl. trium primorum saeculorum, ex virorum doctissimorum literariis monumentis collecta. Aug. Vind. 1783-1799. 13 tom. 8°.

Ioh. Gerhardi Patrologia, s. de primitivae ecclesiae christianae doctorum vita ac lucubrationibus opusculum posthumum. Accesserunt de scholasticis ac historiae ecclesiasticae scriptoribus, tum aliis quoque recentioribus nonnullis iudicia varia. Ienae 1653. 8°. Ed. 2 s. 1. 1668. Ed. 3 Gerae 1673. Das Buch beginnt mit Hermes (Hermas) und schließt mit Bellarmin. - In betreff der Patrologia J. Hülsemanns, welche durch J. A. Scherzer 1670 zu Leipzig herausgegeben wurde, muss auf Jttig (Schediasma de autoribus, qui de scriptoribus eccl. egerunt. Lips. 1711. p. 32-33) verwiesen werden. - I. Gottfr. Olearius, Abacus patrologicus, s. primitivae et succedaneae ... ecclesiae christianae patrum atque doctorum maioris minorisve autoritatis, historicorum item et scholasticorum eorumque aetatis, patriae, sortis etc. ut et, quae extant, scriptorum alphabetica enumeratio. Ienae 1673. 8°. Der Sohn des Verfassers, J. Gottl. Olearius, gab das Werk vermehrt und erweitert von neuem heraus unter dem Titel I. Gottfr. Olearii Bibliotheca scriptorum eccl. Ienae 1710-1711. 2 tom. 4o. Dasselbe erstreckt sich über die Jahrhunderte 1-16. Einzelne griechische Kirchenschriftsteller erfahren eine sehr eingehende Behandlung bei I. A. Fabricius, Bibliotheca Graeca s. notitia scriptorum veterum graecorum. Hamburgi 1705-1728. 14 voll. 4o. Neue, aber nicht vollendete Ausgabe von G. Chr. Harles. Hamb. 1790-1809. 12 voll. 4o. Index in I. A. Fabricii Bibliothecae Graecae editionem G. Chr. Harlesii. Lips. 1838. 4o. C. Tr. G. Schoenemann, Bibliotheca historico-literaria Patrum latinorum a Tertulliano prinzipe usque ad Gregorium M. et Isidorum Hispalensem. Lips. 1792-1794. 2 tom. 8°. Der im Vorworte des zweiten Bandes verheißene dritte Band ist nicht erschienen.

W. Cave, Scriptorum ecclesiasticorum historia literaria a Chr. n. usque ad saec. XIV. Lond. 1688. 2o. H. Wharton, Appendix ad historiam literariam Cl. V. Guil. Cave, in qua de scriptoribus eccl. ab a. 1300 ad a. 1517 pari methodo agitur. Lond. 1689. 2°. In Verbindung mit dieser Fortsetzung Whartons wurde Caves Werk noch oft gedruckt. Als die beste Ausgabe gilt die 1740-1743 zu Orford erschienene, 2 Bde. 2°. C. Oudin, Commentarius de scriptoribus ecclesiasticis. Lips. 1722. 3 tom. 2°. Der erste Band handelt de scriptoribus ecclesiae antiquis, der zweite umfasst die Jahrhunderte 9—12, der dritte bringt die Jahrhunderte 13-15 und die Indices.

Über andere patrologische Werke aus früherer Zeit j. Th. Ittig, Schediasma de autoribus qui de scriptoribus ecclesiasticis egerunt. Lips. 1711. 8°. Andere patrologische Werke des 18. Jahrhunderts sind verzeichnet bei Walch-Danz, Bibliotheca Patristica. Ienae 1834. p. 5-18; bei Engelmann-Preuß, Bibliotheca scriptorum classicorum. 8. Aufl. II, 23-25; bei Richardson, Bibliographical Synopsis (Buffalo 1887) p. 119-123. Vgl. über diese bibliographischen Schriften § 3, 1.

 

4. Das 19. Jahrhundert. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ward es mehr und mehr üblich, die Kirchenschriftsteller des Altertums, mit Ausschluss derjenigen der späteren Zeit, zum besonderen Gegenstande literargeschichtlicher Darstellung zu machen. Der Ehrenname „Väter“ war schon längst ausschließliches Eigentum der älteren Schriftsteller geworden. Die Zahl dieser letzteren aber blieb fortwährend im Wachsen begriffen. Es wurden nicht bloß neue griechische und lateinische Literaturwerke aufgefunden - als Entdecker und Herausgeber sind in erster Linie die Kardinäle A. Mai († 1854) und J. B. Pitra († 1889) zu nennen, es wurden auch ganz neue Literaturgebiete erschlossen: auf dem Boden der alten syrischen und der alten armenischen Kirche. Die bedeutendste Leistung auf patrologischem Gebiet stellen die Institutiones Patrologiae Feßlers († 1872 als Bischof von St. Pölten) dar, wegen des Reichtums und der Zuverlässigkeit der Einzelangaben von bleibendem werte. Den letzten Dezennien verdankt die Patrologie eine reiche Fülle wertvoller monographischer Untersuchungen. Die protestantische Theologie wendet sich mit erneutem Eifer der Erforschung der christlichen Urzeit zu, und die Philologie hat die frühere Geringschätzung der christlich-theologischen Literatur mehr und mehr überwunden.

Unter Verweisung auf die bibliographischen Schriften von Walch-Danz, Engelmann-Preuß, Richardson (s. Abs. 3 z. Schl.) mag es genügen, hier die nachstehenden patrologischen Werke namhaft zu machen. J. B. J. Busse, Grundriss der christlichen Literatur, von ihrem Ursprunge an bis zur Erfindung und Ausbreitung der Buchdruckerei. Ein notwendiges Handbuch zur Patrologie und Patristik für angehende Theologen. Münster 1828-1829. 2 Bde. 8°. J. A. Möhlers Patrologie oder christliche Literaturgeschichte. Aus dessen hinterlassenen Handschriften mit Ergänzungen herausgegeben von F. X. Reithmayr. Bd. I: Die ersten drei Jahrhunderte. Regensburg 1840. 8° (XVI u. 968 S.). Mehr ist nicht erschienen. Eine französische Übersetzung des ersten Bandes veröffentlichte J. Cohen (Löwen 1844. 8o). — I. Fessler, Institutiones Patrologiae, quas ad frequentiorem, utiliorem et faciliorem SS. Patrum lectionem promovendam concinnavit I. F. Oeniponte 1850-1851. 2 tom. 8°. Denuo rezensuit, auxit, edidit B. Jungmann. Tom. I 1890, tom. II, pars 1 1892. J. Alzog, Grundriss der Patrologie oder der älteren christlichen Literaturgeschichte. Freiburg i. B. 1866. 8°. Vierte, verbesserte Auflage 1888. J. Nirschl, Lehrbuch der Patrologie und Patristik. Mainz 1881-1885. 3 Bde. 8°. Es ist in diesem Lehrbuche mit der Patrologie auch die Patristik verbunden worden, indem wichtige patristische Texte für die Hauptpunkte der christlichen Lehre... mit den eigenen Worten der einzelnen Kirchenväter und Kirchenschriftsteller beigefügt wurden" (Bd. I, Vorw. S. iv).

Sehr brauchbar, relativ vollständig und meist zuverlässig ist ein die ersten acht Jahrhunderte umfassendes englisches Sammelwerk: A Dictionary of Christian Biography, Literature, Sects and Doktrines; during the first eight centuries. Edited by W. Smith and H. Wace. 8°. Vol. I: A-D. London 1877; vol. II: Eaba-Hermocrates, 1880; vol. III: Hermogenes-Myensis, 1882; vol. IV: N-Z, 1887. „This Work is designed to furnish, in the form of a Biographical Dictionary, a complete collection of materials for the History of the Christian Church from the time of the Apostles to the age of Charlemagne, in every branch of this great subject except that of Christian Antiquities" (vol. I. Pref. p. Ix). Die lateinischen Kirchenschriftsteller kommen auch in den Werken über römische Literaturgeschichte von Bähr und Teuffel zur Behandlung. J. Chr. F. Bähr, Geschichte der Römischen Literatur. Bd. IV (Supplementband): Die christlich-römische Literatur. 3 Abteilungen. Karlsruhe 1836-1840. 8°. Abt. 1: Die christlichen Dichter und Geschichtsschreiber Roms, erschien 1872 in 2. Auflage. W. S. Teuffel, Geschichte der Römischen Literatur. Leipzig 1870. 8°. Neu bearbeitet von L. Schwabe. 5. Aufl. 1890. 2 Bde. Berücksichtigung verdient auch Ad. Ebert, Allgemeine Geschichte der Literatur des Mittelalters im Abendlande bis zum Beginne des 11. Jahrhunderts. Bd. I: Geschichte der christlich- lateinischen Literatur von ihren Anfängen bis zum Zeitalter Karls d. Gr. Leipzig 1874. 8°. 2. Aufl. 1889. Viel weniger befriedigt M. Manitius, Geschichte der christlich-lateinischen Poesie bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts. Stuttgart 1891. 8°. Die späteren griechischen Kirchenschriftsteller bespricht auch K. Krumbacher, Geschichte der byzantinischen Literatur von Justinian bis zum Ende des oströmischen Reiches (527-1453). München 1891. 8°.

G. V. Lechler, Urkundenfunde zur Geschichte des christlichen Altertums. Leipzig 1886. 8o. — P. Savi, Delle scoperte e dei progressi realizzati nell' antica letteratura cristiana durante l'ultimo dezennio. Siena 1893. 8°. A. Ehrhard, Die altchristliche Literatur und ihre Erforschung seit 1880. Allgemeine Übersicht und erster Literaturbericht (1880-1884). Freiburg i. Br. 1894 (Straßburger theol. Studien. Herausgeg. von A. Ehrhard und E. Müller. Bd. I, Heft 4—5).

 

5. Rückblick und Ausblick. — Was die Patrologie bisher vermissen ließ und was sie in der Folge anzustreben hat, ist jedenfalls hauptsächlich eine geschichtswissenschaftliche Erfassung und Durchdringung ihres Gegenstandes. Auch die Literaturgeschichte sucht den pragmatischen Zusammenhang der historischen Einzelerscheinungen nach Möglichkeit zu verstehen und verständlich zu machen. Hat die Patrologie bisher mehr die Schriften der einzelnen Väter und wiederum die einzelnen Schriften derselben für sich betrachtet, so wird sie in der Folge mehr die gemeinsamen treibenden Kräfte aufzuzeigen und die jedesmaligen zeitgeschichtlichen Beziehungen bloßzulegen haben - ein Ziel, welchem sie allerdings nur auf dem schon beschrittenen Wege monographischer Untersuchung wird entgegengeführt werden können. Übrigens soll nicht übersehen werden, dass das Verständnis und die Würdigung mancher Kirchenschriftsteller im Einzelnen noch an großer Unsicherheit leidet und auch nicht wesentlich gefördert werden kann, solange nicht tüchtige, auf die Handschriften zurückgehende Ausgaben und gründliche Kommentare vorliegen. Die handschriftliche Überlieferung der Werke der lateinischen Kirchenväter ist in den letzten Jahrzehnten, aus Auslass des Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum, editum consilio et impensis Academiae Litterarum Caesareae Vindobonensis (f. unten § 3, 2), Gegenstand neuer und umfassender Nachforschungen geworden. Der umgehende Text der griechischen Kirchenväter ist im Allgemeinen viel verwahrloster und unzuverlässiger als derjenige der Lateiner, und würde eine Durchforschung des griechischen Handschriftenmaterials umso dringender not tun und umso reichere Ausbeute versprechen.

Das unmittelbare Ergebnis der von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien angeregten Untersuchungen ist in Verzeichnissen derjenigen Handschriften niedergelegt, welche ihres Alters oder ihrer Güte wegen bei den in Aussicht genommenen neuen Ausgaben Verwendung und Berücksichtigung zu fordern schienen. Diese Verzeichnisse wurden in den Sitzungsberichten der phil.-hist. Klasse der Wiener Akademie gedruckt und auch in Sonderabdrücken ausgegeben. K. Halm, Verzeichnis der älteren Handschriften lateinischer Kirchenväter in den Bibliotheken der Schweiz. Wien 1865. P. Gall Morel, Einsiedler-Handschriften der lateinischen Kirchenväter bis zum 9. Jahrhundert. Supplement zu K. Halm, Verzeichnis 2c. Wien 1867.-A. Reifferscheid, Bibliotheca Patrum latinorum Italica. Wien 1865-1872. 2 Bde. Bd. I besteht aus 6 Heften (1865. 1865. 1866. 1867. 1868. 1870), von welchen das erste die Kapitularbibliothek in Verona, die fünf weitern die römischen Bibliotheken behandeln; Bd. II umfasst 3 Hefte: die Ambrosianische Bibliothek in Mailand (1871), die Bibliotheken Piemonts (1871), die Bibliotheken von Venedig, Florenz, Neapel, La Cava und Monte Cassino (1872). Vgl. auch Neifferscheids De latinorum codicum subscriptionibus kommentariolum in dem Index scholarum in universitate litterarum Vratislaviensi per hiemem anni 1872-1873 habendarum. K. Zangemeister, Bericht über die im Auftrage der Kirchenväter-Kommission unternommene Durchforschung der Bibliotheken Englands. Wien 1877.-W. v. Hartel, Bibliotheca Patrum lat. Hispaniensis. Bd. I. Nach den Aufzeichnungen Dr. Gustav Loewes herausgegeben und bearbeitet. Wien 1887. Vgl. R. Beer, Handschriftenschätze Spaniens. Wien 1891. H. Schenkl, Bibliotheca Patrum lat. Britannica. Bd. I, Abth. 1: Die Bodleianische Bibliothek in Orford. Wien 1891. Abth. 2: Die Thomas Phillipssche Bibliothek in Cheltenham. Wien 1892. Die Überlieferung der christlichen Literatur der drei ersten Jahrhunderte wird im Zusammenhange dargelegt von A. Harnack, Geschichte der altchristlichen Literatur bis Eusebius. Th. 1: Die Überlieferung und der Bestand. Bearbeitet unter Mitwirkung von E. Preuschen. Leipzig 1893. 8°. Nachträge zu diesem Werk bei A. Harnack, Zur Überlieferungsgeschichte der altchristlichen Literatur. Leipzig 1894 (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristl. Literatur. Herausgeg. von D. v. Gebhardt und A. Harnack. Bd. XII, Heft 1).

 

 

§ 3. Repertorien der Literatur über die Kirchenväter. Sammelausgaben von Kirchenväterschriften. Größere Übersetzungswerke.

 

1. Repertorien der Literatur über die Kirchenväter. Ein umfassendes Repertorium der Literatur über die Kirchenväter liegt noch nicht vor. Dagegen sind für einzelne Gruppen von Kirchenvätern (vor-nicänische Väter, syrische Väter) sehr schätzenswerte Literaturverzeichnisse erschienen, und mehrfach können bibliographische Werke allgemeineren Charakters (Hoffmann, EngelmannPreuß, Chevalier) auch für Kirchenväter mit Erfolg zu Rate gezogen werden.

J. G. Walchs Bibliotheca Patristica, litterariis annotationibus instructa (Jena 1770; neu herausgegeben von J. Tr. L. Danz. Jena 1834) konnte schon den Anforderungen ihrer Zeit nicht wohl genügen. — Eine im Allgemeinen recht sorgfältige Bibliographical Synopsis (editions, translations, literature) zu den vor-nicänischen Vätern lieferte E. C. Richardson in dem Supplementbande der amerikanischen Ausgabe des großen Übersetzungswertes The Ante-Nicene Fathers (Buffalo 1887) p. 1-136 (vgl. unten Abs. 3). Die Verzeichnisse der gedruckten syrischen Literatur von Bickell und von Nestle werden S 62 namhaft gemacht. S. F. W. Hoffmanns Bibliographisches Lexikon der gesamten Literatur der Griechen (2. Ausg. Leipzig 1838-1845. 3 Bde. 8o) leistet bezüglich der griechischen Kirchenschriftsteller immer noch gute Dienste. Die von E. Preuß besorgte 8. Auflage der Bibliotheca scriptorum classicorum W. Engelmanns, die Literatur von 1700-1878 umfassend (Leipzig 1880-1882. 2 Bde. 8°), hat wenigstens in der zweiten Abteilung, Scriptores latini, den Kirchenschriftstellern eine viel eingehendere Berücksichtigung zu teil werden lassen als die früheren Ausgaben. — Endlich ist zu erwähnen Ul. Chevalier, Répertoire des sources historiques du moyen-âge. Bio-Bibliographie. Paris 1877-1886. 4° (2370 cols.); dazu ein Supplément. Paris 1888 (cols. 2373-2846). Chevalier will die Schriften über das Leben aller der Personen zusammenstellen, welche seit der Gründung der Kirche bis zum Jahre 1500 irgendwelche Berühmtheit erlangt haben.

 

2. Sammelausgaben von Kirchenväterschriften. Der erste, welcher eine größere Sammelausgabe von Kirchenväterschriften veranstaltete, war Marguerin de la Bigne, Doktor der Sorbonne und Canonicus von Bayeur († 1589). Seine Bibliotheca SS. Patrum (Paris 1575-1579) umfasst in 9 Foliobänden Schriften von mehr als 200 theologischen Autoren des Altertums und des Mittelalters, die griechischen Schriften jedoch nur in lateinischer Übersetzung. Diese Sammlung sollte zunächst zu leichterer Bekämpfung der Magdeburger Zenturiatoren dienen und brachte hauptsächlich Schriften, welche noch keine Sonderausgabe erfahren hatten oder nur schwer zugänglich waren. Das Werk fand großen Beifall, erlebte viele vermehrte und erweiterte Auflagen und wuchs schließlich zu der Maxima Bibliotheca veterum Patrum et antiquorum scriptorum ecclesiasticorum (Lyon 1677, in 27 Foliobänden) an. Der Oratorianer Andr. Gallandi († 1779) veröffentlichte eine Bibliotheca veterum Patrum antiquorumque scriptorum ecclesiasticorum, welche in 14 Bänden 2o bis zum Jahre 1200 reicht und 380 Schriftsteller von geringerem Umfange enthält. Die griechischen Schriften werden im Urtexte und in lateinischer Übersetzung mitgeteilt. Nicht selten werden Inedita geboten, meist jedoch frühere Ausgaben abgedruckt, in der Regel aber neue Einleitungen, Anmerkungen, Textemendationen beigefügt. Weitaus die größte aller Kirchenschriftsteller-Sammlungen ist J. P. Mignes Patrologiae cursus completus (Paris 1844-1866, in 4o), welcher freilich auch weit über die Zeit der Väter hinausgreift, indem die series latinae (221 Bände) bis zu Papst Innozenz III. († 1216), die series graecae (162 Bände) bis zum Konzile von Florenz (1438-1439) sich erstrecken. In den auf die patristische Periode entfallenden Bänden bietet diese Sammlung, von seltenen Ausnahmefällen abgesehen, nur Abdrücke älterer, allerdings mit Umsicht und Sorgfalt gewählter Editionen. Ein Hauptmitarbeiter war J. B. Pitra. So bequem und handlich das Format, so nachlässig ist nicht selten der Druck und die Korrektur. Ein wesentlich anderes Gepräge trägt das vorhin (§ 2, 5) bereits erwähnte Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien (Wien 1866 ff.). Nach dem Plane dieses großartigen Unternehmens sollen alle lateinischen Kirchenschriftsteller bis in das 7. Jahrhundert hinein nach streng philologischer Methode, auf Grund der ältesten und zuverlässigsten Handschriften, welche überhaupt zu erreichen sind, von neuem bearbeitet werden. Die bisher erschienenen Bände, welche vorwiegend historische oder poetische Schriften enthalten, weisen den jedesmaligen früheren Ausgaben gegenüber durchweg einen bedeutsamen Fortschritt auf, wiewohl sie mehrfach auch wieder zeigen, dass zur Kritik theologischer Texte philologische Schulung allein nicht ausreicht. Diesem Corpus lässt sich als nahe verwandtes, freilich auf viel engere Grenzen beschränktes Werk die Abteilung Auctores antiquissimi der Monumenta Germaniae historica zur Seite stellen; sie erscheint seit dem Jahre 1877 in rascher Folge und soll die in der Periode des Überganges aus der römischen in die germanische Zeit auftretenden Schriftsteller in sich vereinigen. Nur dem bequemen Handgebrauche wollen die Sammlungen von Caillau und Guillon (Collectio selecta SS. Ecclesiae Patrum. Paris. 1829-1842) und von Hurter (SS. Patrum opuscula selecta. Oeniponti 1868 sqq.) dienen; beide geben die griechischen Autoren in lateinischer Übersetzung; Hurters Ausgabe zeichnet sich durch ihre sacherklärenden Noten aus. Protestantischerseits erscheint seit 1891 zu Freiburg i. B. unter der Leitung von G. Krüger eine Sammlung kirchen- und dogmengeschichtlicher Quellenschriften als Grundlage für Seminarübungen.

In den bibliographischen Werken pflegen mit den Bibliothecae Patrum die Catenae Patrum verbunden zu werden, exegetische Sammlungen, in welchen die Schrifterklärungen einer mehr oder weniger großen Anzahl von Exegeten aus der Zeit der Väter fettenartig aneinandergereiht werden. Über die Bibliothecae und die Catenae handeln: Th. Ittig, De Bibliothecis et Catenis Patrum variisque veterum scriptorum ecclesiasticorum collectionibus ... tractatus. Lipsiae 1707. 8°. I. A. Fabricius, Bibliotheca Graeca. Vol. VIII ed. Harles. Hamb. 1802. p. 637-700: De Catenis Patrum graecorum in S. Scripturae libros; vol. XIII. Hamb. 1726. p. 457-849: De collectionibus omnis generis scriptorum graecorum iunctim excusorum. [Die von G. Chr. Harles besorgte Ausgabe der Bibl. Gr. reicht in 12 Bänden, 1790-1809, nur bis vol. XI, p. 544 der ersten Ausgabe, 1705-1728. 14 Bde. 4o.] I. Fr. S. Augustin, De Catenis Patrum graecorum in Novum Testamentum observationes. (Diss. inaug.) Halae 1762. 4o. (3 ff.; 48 pp.) Walch-Danz, Bibliotheca Patristica. Ienae 1834. p. 196-255: De bibliothecis, collectionibus, catenis et chrestomathiis Patrum et patristicis. I. G. Dowling, Notitia scriptorum SS. Patrum aliorumque veteris ecclesiae monumentorum, quae in collectionibus Anecdotorum post annum Christi MDCC in lucem editis continentur. Oxonii 1839. 8°.

Die wichtigeren Sammelausgaben von Kirchenväterschriften mögen hier in chronologischer Reihenfolge aufgeführt werden.

M. de la Bigne, Bibliotheca SS. Patrum supra ducentos, qua continentur illorum de rebus divinis opera omnia et fragmenta, quae partim numquam haktenus, partim ita ut raro iam extarent, excusa: vel ab Haereticis corrupta: nunc primum sacrae Facultatis Theologicae Parisiensis censura satis gravi, sine ullo novitatis aut erroris fuco in perfectissimum corpus coaluerunt. Distincta in Tomos octo, Epistolarum, Historiarum, Moralium, Liturgiarum, Disputationum contra haereses, Kommentariorum, Homiliarum Poëmatumque sacrorum mixtim et tractatuum in paene singula et fidei christianae et Scripturae sacrae loca. Paris. 1575. 8 voll. 2o.; dazu eine Appendix, ibid. 1579. 2o. Ed. secunda: ibid. 1589. 8 voll. 2o. Den Inhalt dieser beiden ersten Ausgaben im Einzelnen verzeichnet Ittig 1. c. p. 30-49. 49-81. Ed. tertia: ibid. 1609. 9 voll. 2o; dazu ein Auctarium, ibid. 1610. 2 voll. 2o. Ed. quarta: ibid. 1624. 10 voll. 2o; dazu ein Auctarium graecolatinum, hauptsächlich von Fronton du Duc besorgt, ibid. 1624. 2 voll. 2o, und ein Supplementum [latinum] von G. Morel, ibid. 1639. 2 voll. 2o. Über diese beiden Nachträge zu der vierten Ausgabe s. Ittig 1. c. p. 92-98. 98-106. Eine fünfte und eine sechste Ausgabe erschienen ebd. 1644 und 1654, 17 voll. 2o. Über die sechste Ausgabe f. Ittig 1. c. p. 106-145.

Magna Bibliotheca veterum Patrum et antiquorum Scriptorum Ecclesiasticorum: primo quidem a Margarino de la Bigne Sorbonico in Academia. Parisiensi Theologo collecta, et tertio in lucem edita. Nunc vero plus quam centum Autoribus, et opusculis plurimis locupletata, historica methodo per singula secula, quibus Scriptores quique vixerunt, disposita, et in XIV Tomos distributa; opera et studio doctissimorum in Alma Universitate Colon. Agripp. Theologorum ac Professorum. Colon. Agr. 1618. 14 voll. 2o; dazu ein Supplementum vel appendix, ibid. 1622. 2°. Über den Inhalt s. Ittig 1. c. p. 420–477.

Fr. Combefis, Graeco-Latinae Patrum Bibliothecae novum auctarium. Paris. 1648. 2 voll. 2o; Idem, Bibliothecae Graecorum Patrum auctarium novissimum. Ibid. 1672. 2 voll. 2°. Ein Inhaltsverzeichnis beider Sammlungen bei Ittig 1. c. p. 145–152. 152–154.

L. d'Achery, Veterum aliquot scriptorum qui in Galliae bibliothecis, maxime Benedictinorum, supersunt Spicilegium. Paris. 1655-1677. 13 voll. 4o; von neuem herausgegeben durch L. Fr. J. de la Barre. Ibid. 1723. 3 voll. 2o. Über die erste Ausgabe f. Ittig 1. c. p. 165-250, über die zweite Dowling 1. c. p. 39-80. In neuester Zeit wurde nachgewiesen, dass d'Achery in gutem Glauben mehrere Urkunden in seine Sammlung aufgenommen hat, welche von dem Oratorianer Hieronymus Vignier († 1661) gefälscht worden waren, und wurde dieser Beweis am schlagendsten bezüglich solcher Dokumente erbracht, welche bislang als die größten Zierden des Spicilegiums galten. S. namentlich J. Havet, Les découvertes de Jérome Vignier: Bibliothèque de l'École des Chartes. T. XLVI. Paris 1885. p. 205-271.

Maxima Bibliotheca veterum Patrum, et antiquorum Scriptorum Ecclesiasticorum, primo quidem a Margarino de la Bigne, in Academia Parisiensi Doctore Sorbonico, in lucem edita. Deinde celeberrimorum in Universitate Coloniensi Doctorum studio plurimis Autoribus, et opusculis aucta, ac historica methodo per singula secula, quibus Scriptores quique vixerunt, disposita. Hac tandem editione Lugdunensi ad eandem Coloniensem exacta, novis supra centum Autoribus et opusculis haktenus desideratis locupletata, et in Tomos XXVII distributa. Lugduni 1677. 27 voll. 2o. S. Ittig 1. c. p. 483-557.

I. B. Cotelier, Ecclesiae Graecae monumenta. Paris. 1677-1686. 3 voll. 4o. . Ittig 1. c. p. 402-412. Vierter Band der Sammlung Coteliers heißen in der Aufschrift einzelner Exemplare die von B. de Montfaucon herausgegebenen Analecta Graeca s. varia opuscula graeca haktenus non edita. Paris. 1688. 4o. S. Ittig 1. c. p. 412-413; Fabricius 1. c. XIII, 835–836. St. Baluze, Miscellaneorum libri 1-7. Paris. 1678-1715. 7 voll. 8°; von neuem herausgegeben durch J. D. Mansi. Lucae 1761-1764. 4 voll. 2o. Über die Bände I-V der ersten Ausgabe s. Ittig 1. c. p. 310-335, über die zweite Ausgabe Dowling 1. c. p. 158-189.

Iacobi Sirmondi S. I. Presb. Opera omnia nunc primum collecta, ex ipsius schedis emendatiora, notis posthumis, epistolis et opusculis aliquibus auctiora. Accedunt S. Theodori Studitae epistolae, aliaque scripta dogmatica, nunquam antea graece vulgata, pleraque Sirmondo interprete. Paris. 1696. 5 voll. 2o; von neuem herausgegeben durch J. de la Baune. Venet. 1728. 5 voll. 2°. Über die erste Ausgabe s. Ittig 1. c. p. 253-266, über beide Ausgaben A. de Backer, Bibliothèque des écrivains de la Compagnie de Jésus, nouv. éd. (1869-1876) s. v. Sirmond, Jacques.

L. A. Muratori, Anecdota quae ex Ambrosianae Bibliothecae codicibus nunc primum eruit, notis ac disquisitionibus auget L. A. M. Mediol 1697-1698 et Patav. 1713. 4 voll. 4°. Über die Bände I-II (1697-1698) f. Ittig 1. c. p. 662-664, über die Bände III-IV (1713) Dowling 1. c. p. 3. Idem, Anecdota Graeca quae ex mss. codicibus eruit, Latio donat, notis et disquisitionibus auget L. A. M. Patav. 1709. 4°. G. Fabricius 1. c. XIII, 781-782. Dowling 1. c. p. 2.

I. E. Grabe, Spicilegium SS. Patrum ut et Haereticorum seculi p. Chr. n. I, II et III. Tom. I s. seculum I. Oxon. 1698. 8°; seculi II tom. I, ibid. 1699. S. Ittig 1. c. p. 698-707.

B. de Montfaucon, Collectio nova Patrum et Scriptorum Graecorum, Eusebii Caesariensis, Athanasii, et Cosmae Ägyptii. Paris. 1706. 2 voll. 2o. S. Fabricius 1. c. XIII, 836-837. Dowling 1. c. p. 1-2.

A. Gallandi, Bibliotheca veterum Patrum antiquorumque Scriptorum Ecclesiasticorum, postrema Lugdunensi longe locupletior atque accuratior. Venet. 1765-1781 et 1788. 14 voll. 2°. (Unter der Bibl. postrema Lugdunensis ist die vorhin erwähnte Maxima Bibl. [Lugdun. 1677. 27 voll. 2o] verstanden.) S. Dowling 1. c. p. 191-209. Index alphabeticus Bibliothecae graeco-latinae veterum Patrum antiquorumque Scriptorum Eccl. cura et studio A. Gallandii. Bononiae 1863. 8° (34 pp.).

Fr. Oberthür, SS. Patrum opera polemica de veritate religionis Christianae contra Gentiles, et Iudaeos. Ad commodiorem usum edita. Opera Patrum graecorum graece et latine. Wirceburg. 1777-1794. 21 voll. 8°. S. Dowling 1. c. p. 215-217. Idem, Opera omnia SS. Patrum latinorum. Wirceburg. 1780-1791. 13 voll. 8°. S. Dowling 1. c. p. 217–218.

M. I. Routh, Reliquiae Sacrae: s. Auctorum fere jam perditorum secundi tertiique saeculi fragmenta, quae supersunt. Accedunt epistolae synodicae et kanonicae Nicaeno konzilio antiquiores. Ad codices mss. rezensuit, notisque illustravit M. I. R. Oxon. 1814-1818. 4 voll. 8°. Ed. altera, ibid. 1846—1848. 5 voll. Über die erste Ausgabe s. Dowling 1. c. p. 225–227. — Idem, Scriptorum Ecclesiasticorum opuscula praecipua quaedam. Rezensuit notasque suas et aliorum addidit M. I. R. Oxon. 1832. 2 voll. 8o. Ed. tertia, ibid. 1858.

A. Mai, Scriptorum veterum nova Collectio e Vaticanis codicibus edita. Romae 1825-1838. 10 voll. 4o. S. Dowling 1. c. p. 227-238. Eine Inhaltsangabe mehrerer Bände auch bei Engelmann-Preuß, Bibl. script. class. 8. Aufl. I, 42-44; II, 4. Idem, Classici Auctores e Vaticanis codicibus editi. Romae 1828-1838. 10 voll. 8°. Die in dieser Sammlung enthaltenen opera et fragmenta scriptorum ecclesiasticorum verzeichnet Dowling 1. c. p. 239-241. Im übrigen vgl. Engelmann-Preuß a. a. D. I, 44 (über Bd. IV); II, 4. Idem, Spicilegium Romanum. Romae 1839-1844. 10 voll. 8°. Über die Bände II. IV. V. VI vgl. Engelmann-Preuß a. a. D. I, 44. Idem, Nova Patrum Bibliotheca. Romae 1852-1854. 7 voll. 4o. Tom. VIII a Iosepho Cozza monacho Basiliano absolutus. Ibid. 1871. Tom. IX editus a Iosepho Cozza - Luzi. Ibid. 1888. Appendix ad opera edita ab Angelo Maio. Rom. 1871. 4°. Appendix altera, ibid. 1871.

Collectio selecta SS. Ecclesiae Patrum, complectens exquisitissima opera tum dogmatica et moralia, tum apologetica et oratoria; accurantibus D. A. B. Caillau nonnullisque cleri Gallicani presbyteris una cum D. M. N. S. Guillon. Paris. 1829-1842. 133 voll. 8°.

Patrologiae cursus completus, s. Bibliotheca universalis, integra, uniformis, commoda, oeconomica omnium SS. Patrum, Doctorum Scriptorumque eccl., qui ab aevo apostolico adusque Innocentii III. tempora floruerunt. Accurante I. P. Migne. Series Prima in qua prodeunt Patres, DoctoresScriptoresque Ecclesiae latinae a Tertulliano ad Gregorium M. Paris. 1844 ad 1849. 79 voll. 4°. Series Secunda in qua prodeunt Patres .. a Gregorio M. ad Innocentium III. Ibid. 1850-1855. Vol. LXXX-CCXVII. Indices, generales simul et speciales, Patrologiae latinae. Ibid. 1862-1864. Vol. CCXVIII-CCXXI. Series Graeca in qua prodeunt Patres, Doctores Scriptoresque Ecclesiae graecae a S. Barnaba ad Photium. Ibid. 1857-1860. 104 voll. Series Graeca posterior in qua prodeunt Patres . . . ab aevo Photiano ad Konzilii usque Florentini tempora. Ibid. 1862-1866. Vol. CV ad CLXII. — Viele Bände und Reihen von Bänden aus den lateinischen wie den griechischen Serien sind inzwischen von neuem aufgelegt worden. Leider haben mehrere solcher Nachdrucke eine von der ersten Ausgabe abweichende Paginierung erhalten. Indices wurden zu den griechischen Serien nicht ausgegeben. Dorotheos Scholarios veröffentlichte ein (griechisches) Verzeichnis der in den griechischen Serien (und in dem 1828-1855 zu Bonn in 48 Bänden 8° erschienenen Corpus scriptorum historiae Byzantinae) enthaltenen Schriften, Äthen 1879. 4o, und ein (griechisches) Sachregister zu diesen Serien, ebd. 1883. 4°. Der Index alphabeticus in Patrologiae cursus completi ab I. P. Migne editi seriem graecam. Composuit Al. Kreissberg. Petropoli 1881. 8° (8 pp.), ist sehr lückenhaft.

I. B. Pitra, Spicilegium Solesmense complectens SS. Patrum Scriptorumque eccl. anecdota haktenus opera, selecta e graecis orientalibusque et latinis codicibus, publici iuris facta curante D. I. B. Pitra O. S. B. mon. e congr. Gall., nonnullis ex abbatia Solesm. opem conferentibus. Paris. 1852-1858. 4 voll. 4o. Iuris ecclesiastici Graecorum historia et monumenta, iussu Pii IX. Pont. Max. curante I. B. Pitra S. R. E. Card. Tom. I a primo p. Chr. n. ad VI. saeculum. Romae 1864. 4°. Tom. II a VI. ad IX. saeculum, ibid. 1868. Analecta sacra Spicilegio Solesmensi parata, edidit I. B. Card. Pitra. Tom. I. Paris. 1876. 8°. Tom. VIII: Nova S. Hildegardis opera. Ibid. 1882. Tom. II-III: Patres Antenicaeni. Ibid. 1884. 1883. Tom. IV: Patres Antenicaeni orientales. Ibid. 1883. Über die Bde. II-IV s. F. Loofs in der Theol. Literaturzeitung vom Jahre 1884, Nr. 17. 19. 23. 24. — Analecta sacra et classica Spicil. Solesm. parata, edidit I. B. Card. Pitra. Paris. 1888. 4o. Die Analecta novissima Pitras (Paris. 1885-1888. 2 voll. 4o) enthalten, abgesehen von einigen Papstbriefen (Bd. 1), nur mittelalterliche Dokumente.

Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum, editum consilio et impensis Academiae Litterarum Caesareae Vindobonensis. Vindob. 1866 sqq. 8°.

SS. Patrum opuscula selecta ad usum praesertim studiosorum theologiae. Edidit et kommentariis auxit H. Hurter S. I. Oenip. 1868-1885. 48 voll. 16o. Die meisten Bändchen sind in mehreren Auflagen erschienen. — Series altera: ibid. 1884 sqq. 16°. Diese zweite Serie bringt umfangreichere Väterschriften.

Monumenta Germaniae historica. Inde ab anno Christi quingentesimo usque ad annum millesimum et quingentesimum. Edidit Societas aperiendis fontibus rerum Germanicarum medii aevi. Auctores antiquissimi. Berol. 1877 sqq. 4o.

Sammlung ausgewählter kirchen- und dogmengeschichtlicher Quellenschriften, als Grundlage für Seminarübungen herausgegeben unter Leitung von G. Krüger. Freiburg i. B. 1891 ff. 8°.

 

3. Größere Übersetzungswerke. - Die in den Jahren 1830-1854 zu Kempten unter dem Titel „Sämtliche Werke der Kirchenväter" erschienenen Übersetzungen umfassen in 39 Bänden 8o, abgesehen von mehreren kleineren Schriften und wenig umfangreichen Autoren, die Werke von Irenäus, Cyprian, Hilarius, Athanasius, Basilius, Ephräm und Gregor von Nyssa. Warme Empfehlung verdient im Allgemeinen die unter der Oberleitung von Fr. X. Reithmayr († 1872) und späterhin von V. Thalhofer ebenda 1869-1888 in 80 Bänden 12o erschienene „Bibliothek der Kirchenväter. Auswahl der vorzüglichsten patristischen Werke". Die amerikanische Select Library of the Nicene and Post-Nicene Fathers of the Christian Church (Buffalo 1886 ff.; New York 1890 ff.), von Ph. Schaff ins Leben gerufen, bringt außer englischen Übersetzungen vielfach auch eingehende Kommentare.

Sämtliche Werke der Kirchenväter. Aus dem Urtexte in das Teutsche übersetzt. Kempten 1830-1854. 39 Bde. 8°.

Bibliothek der Kirchenväter. Auswahl der vorzüglichsten patristischen Werke in deutscher Übersetzung, herausgegeben unter der Oberleitung von Fr. X. Reithmayr. Fortgesetzt von V. Thalhofer. Kempten 1869-1888. 420 Lieferungen in 80 Bdn. 12°. Das von U. Uhl gefertigte Generalregister füllt 15 Lieferungen oder 2 Bde. Der Schlussband enthält einen „Bericht über die Bibliothek der Kirchenväter".

Library of Fathers of the Holy Catholic Church, anterior to the division of the East and West, translated by members of the English Church (d. i. von Freunden E. B. Puseys [† 1882], welcher die Hauptredaktion führte). Oxford 1832 ff. 45 vols 8o.

The Ante-Nicene Christian Library. Translations of the writings of the Fathers down to a. D. 325. Edit. by A. Roberts and J. Donaldson. Edinburgh 1866-1872. 24 vols 8°. Ein Neudruck erschien zu Buffalo 1884 bis 1886, 8 Bbe. 8°; dazu ein Supplementband (The Ante-Nicene Fathers.. Original Supplement to the American Edition. Buffalo 1887) enthaltend: I. Bibliographical Synopsis. By E. C. Richardson; II. General Index. By B. Pick.

Ph. Schaff, A Select Library of the Nicene and Post-Nicene Fathers of the Christian Church. In connection with a number of patristic scholars of Europe and America. Buffalo 1886 ff. 8°. Second Series. New York 1890 ff.

Vidnesbyrd af Kirkefædrene (d. i. Zeugnis der Kirchenväter, eine Auswahl patristischer Schriften in dänischer Übersetzung). Christiania 1880 ff. 8o.

Erster Zeitraum. Vom Ausgang des ersten bis zum Beginn des vierten Jahrhunderts.

Erster Teil. Griechische Schriftsteller.

§ 4. Vorbemerkungen.

1. Die Sprache der griechischen Kirchenschriftsteller. — Die Schriftsprache der gebildeten Welt war zur Zeit Christi die sogen. xoiǹ diáλextos, jenes griechische Idiom, welches in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten hauptsächlich zu Alexandrien sich ausbildete und namentlich in dem Wortschatz und in der Syntax von dem Attischen mannigfach abwich. Auch im Abendlande, zu Rom und in Nordafrika, wurde dieses Idiom in den ersten christlichen Jahrhunderten als Schriftsprache benutzt. Die Sprache der Kirchenschriftsteller unterscheidet sich indessen von der Sprache der zeitgenössischen griechischen Profanliteratur von Anfang an durch mehr oder weniger weit gehende Konzessionen an die neben der Schriftsprache hergehende, nach Zeit und Ort verschieden gefärbte Redeweise des Volkes. Schon das Neue Testament redet nicht sowohl die xowǹ diáλextos als vielmehr die Sprache des Volkes. Und die Kirchenschriftsteller der Folgezeit haben im Allgemeinen die Sprache als bloßes Verständigungsmittel behandelt und der leichtern Verständlichkeit zuliebe mit Absicht die Vorschriften der Grammatiker beiseitegeschoben. Doch zeigen sich schon im 2. Jahrhundert einzelne Autoren mit Erfolg bemüht, ihre Sprache klassischen Mustern nachzubilden und zu der Reinheit und Eleganz des attischen Idioms zurückzukehren. Ähnliche Bestrebungen machen sich später bei den großen Lehrern des 4. Jahrhunderts, von Athanasius bis auf Chrysostomus, geltend. Im Einzelnen ist indessen die Sprache der griechischen Kirchenschriftsteller, ihrer Eigentümlichkeit wie ihrer Entwicklungsgeschichte nach, noch erst zu ermitteln und festzustellen.

Über Kenntnis und Gebrauch des Griechischen zu Rom s. C. P. Caspari, Ungedruckte, unbeachtete und wenig beachtete Quellen zur Geschichte des Taufsymbols und der Glaubensregel. III (Universitätsprogr.) Christiania 1875. S. 267-466: „Griechen und Griechisch in der römischen Gemeinde in den drei ersten Jahrhunderten ihres Bestandes." Für die Verbreitung des Griechischen in Nordafrika zeugen die griechischen Schriften Tertullians (§ 36, 9); dagegen ist die Originalität der griechischen Texte der Acta martyrum Scilitanorum und der Acta SS. Perpetuae et Felizitatis sehr zweifelhaft (§ 26, 2. 3). — Als lexikalisches Hilfsmittel zum Verständnis der griechischen Kirchenschriftsteller ist immer noch brauchbar I. Casp. Suiceri Thesaurus ecclesiasticus, e patribus graecis ordine alphab. exhibens: quaecunque phrases, ritus, dogmata, haereses et hujusmodi alia spectant. Amstelaedami 1682. 2 voll. 2o. Neue Ausgaben dieses Werkes erschienen 1728 zu Amsterdam und 1746 zu Utrecht. D. G. L. Nothnagel, Specimen supplementorum in Suiceri Thesaurum eccl. Norimb. 1821. 8°. Die spätere Gräzität im Allgemeinen behandeln die Werke von Ch. du Fresne Sieur du Cange († 1688) und von H. Etienne († 1598). C. du Fresne Dominus du Cange, Glossarium ad scriptores mediae et infimae graezitatis. Lugduni 1688. 2 voll. 2o. Ein Abdruck dieses Werkes erschien 1890-1891 zu Breslau (bei Köbner), 2 voll. 2o. Thesaurus Graecae linguae, ab H. Stephano constructus. Post editionem Anglicam novis additamentis auctum, ordineque alphab. digestum tertio ediderunt C. B. Hase, G. R. L. de Sinner et Th. Fix (Guil. et Lud. Dindorf). Paris. 1831-1865. 8 voll. 2°. Eine Ergänzung bildet das über die Zeit von 146 v. Chr. bis 1100 n. Chr. sich erstreckende Werk von E. A. Sophocles: Greek Lexicon of the Roman and Byzantine Periods. New York 1887. 4o.

2. Allgemeine Übersicht über die griechische Literatur des ersten Zeitraums. Über den ersten Anfängen der patristischen Literatur ruht Dunkel. Ein großer Teil der ältesten Denkmäler derselben ist zu Grunde gegangen. Vereinzelte Überbleibsel liegen in den Schriften der sogen. Apostolischen Väter vor. Sie pflegen seit dem 17. Jahrhundert als eine besondere Gruppe von Kirchenschriftstellern betrachtet und behandelt zu werden, wenngleich ein einigendes Band innerer Verwandtschaft fehlt. Anders verhält es sich mit den Apologeten des 2. Jahrhunderts. Sie verfolgen die gleichen Zwecke und gebrauchen im Allgemeinen auch die gleichen Mittel. Die apologetische Literatur erwächst aus dem Kampfe der Kirche mit dem Heidentum und dem Judentum. Dieselbe wendet sich zunächst an Nichtchristen, wenngleich sie tatsächlich von Anfang an weit mehr Leser unter den Christen gefunden haben wird. Im 3. Jahrhundert aber ist das Absehen der Apologetik vielfach auf Leserkreise gerichtet, welche sich selbst christlich nennen, in ihrem Glauben und Leben jedoch bald mehr bald weniger als unchristlich gelten müssen. Schon im 2. Jahrhundert sind die meisten Apologeten zugleich auch Polemiker: mit dem Kampfe der Kirche gegen Heidentum und Judentum geht Hand in Hand der Kampf gegen die Häresie. Das erste uns erhaltene polemische Werk ist des hl. Irenäus „Entlarvung und Widerlegung der fälschlich so genannten Gnosis". Doch ist dieses Werk durchaus nicht das älteste seiner Art. Von weittragender, ja grundlegender Bedeutung für die fernere Gestaltung und Ausbildung der kirchlichen Literatur ward die sogen. Alexandrinische Katechetenschule. Die Leiter dieser Schule, zuerst Clemens von Alexandrien, bedienen sich der Schriftstellertätigkeit zu Zwecken des theologischen Unterrichts, und damit erscheint die kirchliche Literatur, welche bis dahin wesentlich durch den Kampf mit nichtchristlichen oder nichtkirchlichen Gegensätzen bedingt und getragen war, auf die eigenen, inneren und bleibenden Bedürfnisse der Kirche selbst gegründet.

Eine nähere Ausführung der vorstehenden Andeutungen bringen die SS 6 (die Apostolischen Väter), 14 (die Apologeten des 2. Jahrh.), 22 (Bekämpfer der Häresie), 27 (die Alexandrinische Katechetenschule).

§ 5. Pseudo-apostolische Schriften.