Perry Rhodan 3119: Gemeinsam für Ghuurdad - Robert Corvus - E-Book

Perry Rhodan 3119: Gemeinsam für Ghuurdad E-Book

Robert Corvus

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Beschreibung

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem 6. Jahrtausend nach Christus, genauer dem Jahr 5658. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Terraner, Arkoniden, Gataser, Haluter, Posbis und all die anderen Sternenvölker stehen gemeinsam für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, womöglich umso stärker, seit ES, die ordnende Superintelligenz dieser kosmischen Region, verschollen ist. Als die Liga Freier Galaktiker durch drei Deserteure erfährt, dass in der Nachbarschaft der Milchstraße ein sogenannter Chaoporter gestrandet sei, entsendet sie unverzüglich ihr größtes Fernraumschiff, die RAS TSCHUBAI. Denn von FENERIK geht wahrscheinlich eine ungeheure Gefahr für die Galaxis aus. Perry Rhodan begibt sich in Cassiopeia, einer Andromeda vorgelagerten Kleingalaxis, auf die Suche nach dem Chaoporter. Doch dessen Agenten sind bereits aktiv. Als eine Meute der Munuam eine friedliche Welt angreift, kämpfen deren Bewohner GEMEINSAM FÜR GHUURDAD ...

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Nr. 3119

Gemeinsam für Ghuurdad

Die Schlacht gegen den Riesenraumer – und der Kampf um das Archiv

Robert Corvus

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Sternenruf

1. Besucher

2. Status

3. Delegation

4. Abspaltung

5. Missionschronik

6. Beschuss

7. Protest

8. Verwischen

9. Unbekannte

10. Missionschronik

11. Bündnis

12. Unterschlupf

13. Archiv

14. Schlachtplan

15. Ansprache

16. Ultimatum

17. Bedrohung

18. Eröffnung

19. Objekt

20. Blender

21. Flucht

22. Brecher

23. Sänfte

24. Gravitation

25. Punkt

26. Zerstörung

27. Gefangen

28. Befehl

29. Tentakel

30. Evakuierung

31. Verlassen

32. Pflicht

33. Anführer

34. Kommunikation

35. Lohn

36. Missionschronik

37. Dank

38. Licht

Leserkontaktseite

Risszeichnung Trikubus der Munuam

Impressum

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem 6. Jahrtausend nach Christus, genauer dem Jahr 5658. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat.

Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen.

Terraner, Arkoniden, Gataser, Haluter, Posbis und all die anderen Sternenvölker stehen gemeinsam für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, womöglich umso stärker, seit ES, die ordnende Superintelligenz dieser kosmischen Region, verschollen ist.

Als die Liga Freier Galaktiker durch drei Deserteure erfährt, dass in der Nachbarschaft der Milchstraße ein sogenannter Chaoporter gestrandet sei, entsendet sie unverzüglich ihr größtes Fernraumschiff, die RAS TSCHUBAI. Denn von FENERIK geht wahrscheinlich eine ungeheure Gefahr für die Galaxis aus.

Perry Rhodan begibt sich in Cassiopeia, einer Andromeda vorgelagerten Kleingalaxis, auf die Suche nach dem Chaoporter. Doch dessen Agenten sind bereits aktiv. Als eine Meute der Munuam eine friedliche Welt angreift, kämpfen deren Bewohner GEMEINSAM FÜR GHUURDAD ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Unsterbliche wird zum Beschützer.

Paro Lashnar – Der Soldat wird zum Oberkommandierenden.

Grek-2 – Der Logiker wird zum Berater.

Axelle Tschubai – Die Missionschronistin wird zur Kämpferin.

Gucky

Prolog

Sternenruf

Es war Nacht am Ufer des Goshun-Sees. Reginald Bull genoss seinen einsamen Spaziergang. Das ungeheure Lichtermeer der Metropole Terrania City spiegelte sich im Wasser, als wäre die Milchstraße hineingestürzt und löste sich darin auf wie leuchtendes Pulver.

Die Stimme, die sonst in fernen Regionen seines Bewusstseins raunte, klang plötzlich ganz klar, ganz nah, als beugte sich jemand über ihn. »Ich warte auf dich.«

Bull lachte bitter auf. »Du wartest auf mich? Was willst du von mir?«

1.

Besucher

Mit weiten Schritten betrat Kommandant Paro Lashnar die Zentrale der ALPAR THATIN. Der 450 Meter durchmessende Kugelraumer der NAIX-Klasse bezog einen stabilen Orbit um Pakkarar, einen der beiden Monde des Planeten Ghuurdad, die Heimatwelt der Ghutawen.

Die Ghutawen waren ein gastfreundliches Volk, die Hauptstadt Akkudpar war eine Vielvölkermetropole. Dort lebten Komeuk, Gaids, Tefroder und sogar Maahks in signifikanter Anzahl friedlich mit den Ghutawen zusammen. Ein für alle Seiten lohnendes Arrangement, wie der rege Handelsverkehr im System bewies. Auch nach der nahezu vollkommenen Erschöpfung der örtlichen Metallvorkommen entwickelte sich Ghuurdads Ökonomie stabil.

Militärstrategisch war dieses System unbedeutend. Keine Großmacht unterhielt im Schwerefeld der Sonne Ghuurd einen nennenswerten Stützpunkt, und die Ghutawen selbst waren ein vergleichsweise neues Volk auf der Bühne Valotios. Ihre Schiffe flogen mit schlichten Lineartriebwerken, die sie mithilfe der Gaids entwickelt hatten. Überhaupt hatten die Gaids die Ghutawen unter ihre Fittiche genommen.

Vor 20 Jahren, als Privatmann, hatte sich Lashnar seine Meriten damit verdient, ihnen klarzumachen, dass sie daraus besser kein Exklusivrecht an den Eisenvorräten des Planeten ableiteten. Seit er dieses Gefecht im Sinne der Tefroder entschieden hatte, war die Lage geklärt. Das hatte damals auch das Militär auf Lashnar aufmerksam gemacht, und seit 15 Jahren nannte ihn niemand mehr einen Piraten. Inzwischen herrschte nicht nur mit den Ghutawen, sondern unter allen vertretenen Parteien ein nahezu freundschaftliches Miteinander.

Umso überraschender war der Alarm. »Meldung!«

Lashnar schloss die letzten Magnete an seiner Bordjacke. Früher hatte er sich über Uniformen lustig gemacht. Dabei war es praktisch, immer blind zu wissen, wo sich Verschlüsse und Taschen befanden.

»Wir bekommen ungebetenen Besuch.« Arida Nessat, Lashnars Stellvertreterin, stand vor der runden Holoprojektion, die die Zentrale beherrschte. Darin war ein auf den ersten Blick als ghutawisch zu erkennendes Schiff zu sehen: eine Walze mit einem breiten Ringwulst in der Hecksektion. »Klein, aber frech.«

»Soll das eine ordentliche Meldung sein?« Lashnar ließ sich in den Kommandantensessel fallen, streckte ein Bein aus und massierte mit der rechten Hand den Hals. So konnte er am besten nachdenken.

Arida grinste schief. Sie balancierte gerne am Rand der Subordination. Jeder wusste, dass sie Lashnar beerben wollte. Das Kommando über die ALPAR THATIN und damit über die – überschaubare – Präsenz der Tefroder im System der Ghutawen betrachtete sie dabei offensichtlich nur als die nächste Stufe von vielen, die sie noch zu nehmen gedachte. Sie wollte sich nicht mit dem zufriedengeben, was Lashnar erreicht hatte.

»Die Einheit ist achtundzwanzig Meter lang und zehn Meter dick.« Arida sah älter aus als die sechsundzwanzig Jahre, die in ihrer Personalakte standen. Das lag nicht nur daran, dass sie den Kopf kahl rasiert hatte. Ihre Einstellung, sich nicht mit Nutzlosem – wie Haaren – abzugeben, passte schlecht zu ihrer Jugend. »Ein moppeliger Zwerg, aber ein unverschämter. Man will an Bord kommen, weigert sich jedoch, uns zu sagen, wieso. Angeblich befördert man wichtige Passagiere.«

»Welcher Art?«, fragte Lashnar.

»Auch darüber schweigt man sich aus. Ich habe unsere Schirme aktivieren lassen, deswegen kommen sie nicht weiter. Die Zielerfassung hat sie im Visier.«

Lashnar atmete durch. »Etwas übertrieben, findest du nicht?«

»Und wenn das eine fliegende Bombe ist? Denk an den Vorfall in der Wasserstoffzitadelle.«

Diese Mahnung war nicht von der Hand zu weisen. Lashnar kratzte sein Kinn. In dem riesigen Bauwerk, das sich im Zentrum von Akkudpar erhob, war es zu Explosionen gekommen. »Wie steht es dort?«

»Die Maahks sind verschwiegen wie immer. Sie haben ihre Festung abgeriegelt. Es ist schwierig, herauszufinden, was im Innern passiert. Immerhin können wir keine weiteren Detonationen oder sonstigen erratischen Energiespitzen anmessen.«

»Finde heraus, was dort los ist!«, befahl Lashnar.

Seine Stellvertreterin ging zu jenem Winkelabschnitt des Kommandokreises, in dem sich die Funkstation befand. Die durch den Alarm herbeigerufene Verstärkung nahm gerade Platz, sodass dort zwei Spezialisten und ein Offizier Dienst taten. Arida sprach leise mit ihnen. Das machte sie gut, sie erwarb sich Rückhalt in der mittleren Ebene der Hierarchie. Ihre Arroganz verwendete sie ausschließlich auf den Kommandanten, den sie ersetzen wollte.

Nachdenklich betrachtete Lashnar das wartende Kleinraumschiff. Die Hüllenbeleuchtung zeigte einen grauen Anstrich mit blauen Längsstreifen, Akzente leuchteten goldfarben.

»Wir sind Gäste der Ghutawen«, überlegte er laut. »Fragen wir sie, was sie von diesem Gesuch halten. Ich will eine Verbindung zum Regierungspalast.«

Mit einer Schadenfreude, die er selbst als unangebracht erkannte, beobachtete Lashnar, wie dieser Auftrag einen der Funkspezialisten aus Aridas Einflussbereich abzog. Sie musste sich mit den beiden anderen zufriedengeben, um mehr über die Wasserstoffzitadelle herauszufinden.

»Unsere Anfrage wird durchgestellt«, meldete der Funker. »Offenbar zum Büro des Obwalters.«

»Gleich zum Regierungschef?«, fragte Lashnar überrascht. »Steckt in der Walze etwa sein Sohn, der ausgerissen ist, um bei uns der elterlichen Obhut zu entkommen?«

Vereinzelte Lacher antworteten ihm.

»Ernsthaft – was wissen wir über dieses Schiff?«

»Vielleicht reichen die Daten, die wir inzwischen gesammelt haben, für eine Identifizierung aus«, meldete die Ortungsstation. »Ja ... Wir haben etwas in den Speichern. Der Name ist unaussprechlich, aber es ist eine ghutawische Jacht. Ein ziviles Schiff, optimiert für Intrasystemflüge. Der Besitzer ist ein Geschäftsmann, er handelt mit ...«

»Prioritätsspruch aus dem Regierungspalast«, unterbrach der Funker.

»Leg ihn ins Zentralholo!«, verlangte Lashnar.

»Es ist keine Bildverbindung.« Die Überraschung war dem Spezialisten anzuhören. »Ein kurzer Funkspruch, verschlüsselt mit einem Vorrangcode. Man bittet uns höflichst, diese Gäste sofort zu empfangen. Ende der Nachricht.«

»Ich bin wirklich gespannt.« Lashnar stand auf und zog seine Uniform zurecht. »Arida – deine Meinung?«

»Die Sache gefällt mir immer noch nicht.« Das hätte sie nicht auszusprechen brauchen, ihr Gesicht sah aus, als hätte sie in sauren Kaschellum gebissen. »Aber wenn der Code echt ist, sollten wir uns wohl anhören, was sie zu sagen haben.«

»Der Code ist echt«, behauptete der Funker. »Kein Zweifel.«

»Prüf das nach!«, blaffte Arida. »Fordere eine Bestätigung an – ebenfalls codiert!«

Lashnar unterdrückte ein Grinsen. Mit Stresssituationen hatte sie bisher nur wenig Erfahrung gesammelt.

Der Spezialist brauchte fünf Sekunden. »Alles in Ordnung. Ich habe einen alternativen Code verwendet, auch auf höchster Sicherheitsstufe. Die Antwort ist sofort gekommen. Sie enthält keine der Phrasen, die wir für den Fall ausgemacht haben, dass jemand mit vorgehaltener Waffe gezwungen wird, eine Nachricht zu senden. Nur wieder die Bitte, die Passagiere zu empfangen.«

Lashnar sah Arida an. »Also?«

»Ich empfehle die robuste Vorsicht. Kampfroboter, Soldaten, allgemeine Alarmbereitschaft, alles.«

2.

Status

Das Bordchronometer der BJO BREISKOLL wechselte auf den 15 Juli 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Kommandantin Oona Zocalo versah die Nachtschicht in der Zentrale persönlich. Ihr gefiel es, zu wachen, während der Großteil der gut eineinhalbtausendköpfigen Besatzung schlief. Die Raumlandesoldaten hatten sich das redlich verdient; Oberstleutnant Blaise Carrera triezte sie mit der Umsetzung der neuen Organisationsstruktur.

Sie selbst fand keine Ruhe. Obwohl sie sich sagte, dass Perry Rhodan von wesentlich gefährlicheren Einsätzen heil zurückgekehrt war, regte sich beim Gedanken an Ghuurdad ein ungutes Gefühl in ihr. Die Funküberwachungssonden, die als Spione für den an der Peripherie des Sonnensystems treibenden Schlachtkreuzer dienten, fingen Nachrichten auf, die sich mit Explosionen in der Wasserstoffzitadelle der Maahks beschäftigten.

Befand sich der Einsatztrupp noch in diesem riesigen Gebäude? Axelle Tschubai hatte vor etwa einem Tag gemeldet, dass sie sich dort einquartieren würden.

Die Absprache war eindeutig: Das Einsatzteam schickte kurze, verschlüsselte Funksprüche, sofern das risikolos möglich war. Die BJO BREISKOLL nahm nur Kontakt auf, falls es etwas gab, das die Erfolgschancen der Mission oder die Sicherheit ihrer Teilnehmer betraf. Ansonsten verhielt man sich ruhig, um das Risiko einer Entdeckung zu minimieren.

In der Zentrale war das Licht gedämpft, wenn auch nicht so sehr wie in den Korridoren und Gemeinschaftsbereichen des Schiffs. Ein zumindest angedeuteter Tag-Nacht-Wechsel wirkte sich positiv auf die Psyche aus. Nur eine Rumpfbesatzung tat Dienst, die Stationen waren lediglich einfach besetzt, die nicht sicherheitsrelevanten Bereiche blieben sogar bis zum Morgen leer. Ein Posbi, der das Putzen liebte, surrte umher. An Füßen und Händen konnte er rotierende Bürsten, Lappen und Gebläse anbringen, die er je nach zu reinigender Oberfläche aus einem Magazin in seinem Bauch entnahm.

Oonas Finger klopften auf die Armlehne ihres Kommandosessels. Geschah in diesem System etwas, das für die Mission relevant war, ohne dass sie es erkannt hätte?

Dieses aus drei miteinander verschmolzenen Würfeln von 900, 990 und 1800 Metern Kantenlänge zusammengesetzte Großraumschiff – der Trikubus, der sich als JOZZVAR identifiziert hatte – zog die Aufmerksamkeit auf sich. Es fiel in einen weiten Orbit um Ghuurdad, ein kleines Beiboot war auf dem Planeten gelandet. Dem Funkverkehr nach zu urteilen wusste niemand, woher diese Fremden kamen.

Illustration: Swen Papenbrock

Aber die Ortungsstation beobachtete ja noch weitere Einheiten.

»BJO«, wandte sich Oona an die Positronik des Schlachtkreuzers, »gib mir eine Übersicht zu den Schiffen im System mit taktischer Analyse. Alles ab der Größe einer Korvette.«

Die Anzeige im Zentralholo wechselte. An die Stelle von Leistungs- und Verbrauchsdaten des Schlachtkreuzers trat eine Schemadarstellung des Planetensystems. Etwa drei Dutzend unterschiedlich gefärbte Punkte fanden sich darin. Fünf repräsentative Raumschifftypen rahmten die Darstellung ein.

»Zweiundzwanzig Schiffe der Ghutawen.« BJO versah eine walzenförmige Einheit mit einem Ringwulst am Heck mit einem Halo. »Kampfkraft unklar, vermutlich gering. Wir haben Desintegratoren und Hochenergie-Überladungsschirme beobachtet.«

Der Halo wechselte zu einer Walze mit spitz zulaufendem Bug. »Drei Einheiten der Gaids. Zwei davon zweihundert Meter lang, eine sechshundert Meter. Unsere alten Aufzeichnungen lassen vermuten, dass sie erhebliche Mengen an Kampfsonden ausschleusen können.«

Im Vergleich zu den vorigen Modellen wirkte die Walze, die BJO als Nächstes hervorhob, ausgesprochen schlicht. Von kleineren Aufbauten abgesehen war sie ein simpler Zylinder. »Vier Einheiten der Maahks. Eine davon befindet sich auf dem Raumhafen des Planeten. Die Kampfkraft dürfte erheblich sein.«

Die Positronik hob einen Kugelraumer hervor, dessen Design jenem der BJO BREISKOLL am nächsten kam. »Sechs Einheiten der Tefroder, davon drei 450-Meter-Kreuzer. Kampfkraft ebenfalls erheblich.«

Zuletzt kam die Reihe an die Darstellung eines Kugelraumers, den zwei einander gegenüberliegende Halbkugeln erweiterten. »Zwei Einheiten der Komeuk. Perihan Leko hat sie als Frachter klassifiziert, sie hält die Bewaffnung für gering.«

»Wie verhalten sie sich?«, fragte Oona. »Geben die Flugmuster der vergangenen Tage etwas her? Sind sie misstrauisch?«

»Eine Vorsicht gegenüber dem Trikubus ist festzustellen«, sagte BJO. »Ansonsten keine Auffälligkeiten.«

Frustriert lehnte sich Oona zurück. Keine Auffälligkeiten. Wieder tippte sie auf der Armlehne herum.

Vielleicht ... hoffentlich ... ging ihr nur die Untätigkeit auf die Nerven.

3.

Delegation

»Es wäre gut, wenn wir uns die Überraschung nicht anmerken ließen.« Paro Lashnar fragte sich, ob er diese Ermahnung eher an seine Stellvertreterin oder an sich selbst richtete.

Im Besprechungsraum, vor dessen Tür zwei kugelförmige Kampfroboter wachten, wartete die höchstrangige Delegation, die sich jemals auf der ALPAR THATIN eingefunden hatte.

Arida Nessat nickte ihm zu. Ihre Miene war entschlossen wie immer. Eine zielstrebige Offizierin, die ausschließlich ihr Vorankommen im Blick hatte. Dafür konnten solche Begegnungen nur von Vorteil sein.

Sie gingen hinein.

Niemand saß, niemand bediente sich an den Snacks oder den Getränken. Die fünf Besucher standen schweigend zusammen und blickten ihnen entgegen.

»Willkommen an Bord«, sagte Lashnar.

Zwei der Ghutawen kannte er nicht, den dritten dagegen kannte jeder: Tronkoil, der Obwalter der Planetaren Ghutawischen Republik persönlich. Das machte die Geheimniskrämerei verständlich. Den Regierungschef musste man selbstverständlich vor Anschlägen schützen. Er wirkte kleiner, als Lashnar ihn in Erinnerung hatte, weil er die beiden Knie in jedem Bein weiter gebeugt hatte. Der faustgroße Kugelkopf mit dem roten Facettenauge gab nicht genug Mimik her, um Lashnar zu gestatten, seine Stimmung zu deuten. Fühlte er sich in Gegenwart der beiden nicht-ghutawischen Begleiter unterlegen?

Bei dem Maahk hätte Lashnar das verstanden. Grek-2 zählte zu den Neunvätern der Wasserstoffzitadelle. Die vier auf dem Sichelkopf angeordneten Augen schillerten grün unter einem geschlossenen Helm. Der Schutzanzug gab dem deutlich über zwei Meter großen Honoratioren eine noch wuchtigere Gestalt. Lashnar wusste, dass er seinem Träger eine Atmosphäre aus Wasserstoff, Methan und Ammoniak bereitstellte – bei einer Temperatur von etwa 80 Grad und einem Schwerkraftsog, der dem Dreifachen des an Bord eines tefrodischen Raumschiffs Üblichen entsprach.

Der letzte Gast war ein Gaid, den Lashnar zwar nicht mehr als Feind, aber noch immer als Gegner betrachtete. Kokkla Tad hatte vor 20 Jahren die Schlacht um den Zugang zu Ghuurdad gegen die tefrodischen Raumpiraten verloren – nicht, ohne viele von ihnen in den Tod zu schicken. Physisch ähnelte er mit seinem Teleskophals und dem einäugigen Kugelkopf entfernt den Ghutawen, bloß dass er wie die Tefroder nur je ein Kniegelenk in jedem Bein hatte. Seine Kleidung war eine streng geschnittene Uniform, und in der Schärpe erkannte Lashnar ein Ehrenzeichen, das die Gaids für die Vernichtung mehrerer Feindeinheiten verliehen.

»Was verschafft uns die Ehre eures Besuchs?«, fragte der Kommandant.

»Kokkla Tad hat dich empfohlen«, sagte Tronkoil.

»Das ...« Überrascht blickte Lashnar zwischen dem Regierungschef der Ghutawen und dem Gaid hin und her. »Aus welchem Grund?«

»Bringen wir es hinter uns«, sagte Tad schroff. »Du hast uns damals besiegt, obwohl unsere Flotte euch Freischärlern an Zahl und Schlagkraft überlegen war. Dein taktisches Geschick ist unbestreitbar.«

»Daher ist es logisch, dir das Kommando über eine militärische Operation anzutragen«, ergänzte Grek-2.

Lashnar begriff, dass es um eine große Sache ging. Bis auf die Komeuk, die militärisch nicht ins Gewicht fielen, war jede der Spezies, die auf Ghuurdad Einfluss ausübte, in dieser Besprechung vertreten. Offensichtlich hatten sich die anderen bereits abgesprochen. »Es geht um den Trikubus«, vermutete Lashnar. »Den fremden Großraumer.«

»Die Eindringlinge, die die Verwüstung in der Wasserstoffzitadelle angerichtet haben, stammen von diesem Schiff«, erklärte Grek-2. »Sie sind uns entkommen, aber wir besitzen Bildaufzeichnungen der Fluggeräte, die sie benutzt haben. Das Hüllenmaterial ist identisch mit jenem des Trikubus und des Beiboots, das auf dem Raumhafen gelandet ist.«

Das glänzende, schwarze Metall, über das erratisch Ölflecken zu wandern schienen, stand vor Lashnars geistigem Auge. »Die Kampfkraft der Fremden ist uns unbekannt. Sie könnte erheblich sein.«

»Deswegen das koordinierte Vorgehen«, versetzte Tad. »Es sei denn, die Tefroder sind zu feige, um mitzumachen.«

»Davon kann keine Rede sein!«, rief Arida.

Lashnar hob eine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. »Sind wir sicher, dass der Angriff von diesem Raumschiff ausgeht? Können wir ausschließen, dass es sich um eine unautorisierte Aktion Einzelner handelt?«

Tad setzte zu einer Erwiderung an, aber Grek-2 ergriff das Wort. »Nicht mit letzter Gewissheit. Deswegen wollen wir den Fremden Gelegenheit geben, sich zurückzuziehen. Zumindest, bis die Lage geklärt ist. Dennoch ist es logisch, sich auf eine Eskalation vorzubereiten.«

»Werden die Tefroder an unserer Seite stehen?«, wollte Obwalter Tronkoil wissen.

Lashnar war sich bewusst, dass dies eine politische Frage war, keine militärische. »Ich muss mit Avol Rücksprache halten«, wich er aus.

»Der tefrodische Oberkommandierende für die Ghuurdad-Flotte will uns aber nicht weismachen, dass sich keine gesicherte Hyperfunkverbindung zur tefrodischen Hauptwelt in Valotio aufbauen ließe?«, provozierte Tad.

»Das wird kein Problem sein«, sagte Arida kühl.