Perry Rhodan 3255: Das Imagonon - Robert Corvus - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 3255: Das Imagonon E-Book und Hörbuch

Robert Corvus

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Beschreibung

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Eines dieser Refugien befindet sich in der Kondor-Galaxis, wo ausgerechnet in diesen Tagen eine Eroberungsphase des baccunischen Reiches ausbricht. Perry Rhodan sucht kosmokratischen Rat auf der Heimatwelt der Sorgoren und befragt DAS IMAGONON ...

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Zeit:3 Std. 20 min

Sprecher:Jonas Baeck
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Nr. 3255

Das Imagonon

Krieg im Land der Sorgoren – der Terraner sucht kosmokratische Weisheit

Robert Corvus

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Empfang

2. Verteidiger

3. MEIN GEIST MEIN STERN

4. Streben

5. Berufung

6. Aufbruch

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung Oktagonraumer der Sman

Impressum

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen.

Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.

Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Eines dieser Refugien befindet sich in der Kondor-Galaxis, wo ausgerechnet in diesen Tagen eine Eroberungsphase des baccunischen Reiches ausbricht. Perry Rhodan sucht kosmokratischen Rat auf der Heimatwelt der Sorgoren und befragt DAS IMAGONON ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Sucher will Antworten.

Antanas Lato – Der Wissenschaftler will Rettung.

Poquandar – Der Dimensiologe will forschen.

Varsaisch – Die Reisende will reisen.

Telpecc

1.

Empfang

Perry Rhodan genoss es, die sorgorische Gondel MEIN GEIST MEIN STERN zu pilotieren. Ihre Steuerung erfolgte auf eine durchaus intuitive Art mittels Bewegung von Händen und Fingern. Er lächelte wegen der unerwarteten Sentimentalität, die diese Erfahrung in ihm weckte, 212 Millionen Lichtjahre von Nevada Fields entfernt, wo er als damaliger Risikopilot vor mehr als dreieinhalb Jahrtausenden zum ersten Mondflug abgehoben hatte.

Der Terraner saß auf einem Sattel in der Kanzel des 110 Meter langen Schiffs. Diese transparente Kugel krönte den Vordersteven und ergänzte die Instrumentenanzeigen, die in einem Dreiviertelkreis unter ihm auffächerten, um einen Rundumblick, den derzeit der immer größer werdende Planet Sorgorenland beherrschte.

Rhodans Hände waren vollständig in Steuergruben eingetaucht, die eine körnige Substanz füllte. Die Tastsensoren der SERUN-Handschuhe übermittelten ein Gefühl zwischen warmem Sand und wimmelndem Gewürm; je nachdem, welches Manöver er flog, dominierte mal das eine, dann wieder das andere. Gut möglich, dass ein sorgorischer Pilot ein sehr viel differenzierteres taktiles Feedback wahrgenommen hätte. Die Symbionten unter den Krallen der Sorgoren steigerten diesen Sinn in einem Maß, das Rhodan bei keiner anderen Spezies gefunden hatte.

Ihm war die gröbere Kontrolle angenehm. Mit Drehungen des Handgelenks und dem Krümmen der Finger zündete er Manöverdüsen und justierte den Photonenausstoß der mit Antimaterie-Materie-Annihilation gespeisten Triebwerke.

Jeder Impuls wirkte auf Rhodans Körper ein. Er wurde zu den Seiten gedrückt, rutschte auf dem Sattel, wo Magnete ihn hielten, ein wenig vor und zurück. Beschleunigung und Verzögerung wurden gedämpft, aber nicht neutralisiert.

Sie waren keine Angreifer. Deswegen näherten sie sich Sorgorenland nicht in einem schnellen Direktflug, sondern auf einem hyperbolischen Kurs. Das gab Rhodan Gelegenheit, diesen Ort des Lebens in der Leere des Alls zu bewundern.

Aus einer gewissen Entfernung, wenn die Kugelgestalt noch nicht so angewachsen war, dass sie das Blickfeld bedrohlich dominierte, sondern noch übersichtlich erschien, glichen die meisten Planeten Juwelen. Die Analogie durfte man nicht zu weit treiben, weil solche Himmelskörper oftmals vielfarbig waren, aber sie wirkten rein und zugleich geheimnisvoll wie Edelsteine. Gerade belebte Welten mit ihren zarten Atmosphärenhüllen und ihrem Gewand aus Vegetation lockten mit einer Vorahnung dessen, was auf ihnen zu entdecken war.

Die beiden Kontinente Sorgorenlands bedeckten gemeinsam etwa ein Drittel der Oberfläche. Ogora erinnerte Rhodan ein wenig an die Fassung eines Schmucksteins, weil es den südlichen Bereich bis weit über den vereisten Pol hinaus einnahm. Seine Form näherte sich einem Trapez an. Auch der Nordpol war von Land bedeckt, aber das sichelförmig gebogene Taidh war kleiner als sein Bruder, schmal und lang mit einer Spitzte, die über den Äquator reichte.

Abgesehen von den Polarregionen waren beide Landmassen dermaßen grün, dass Rhodan auf eine spärliche Besiedlung schloss – jedenfalls auf der Oberfläche. Von der enger werdenden Bahn der Raumgondel aus entdeckte er nur zwei Städte, jeweils eine auf jedem der Kontinente.

»Pannfash und Ghasird«, benannte sie Varsaisch auf seine Nachfrage hin. »Aber jedem Sorgoren steht es frei, die Roboter ein Trichterhaus außerhalb dieser Zentren graben zu lassen. Wird ein solcher Wohnsitz längere Zeit nicht genutzt, wird er renaturiert.«

Während sich Poquandar und Antanas Lato in der Maschinensektion im lang gezogenen Bauch der Raumgondel umsahen, schwebte Varsaisch neben Rhodan in der Kanzel. Sie hielt sich an einem verschnörkelten Griff aus dem Blaumetall fest, das auch den Rumpf der MEIN GEIST MEIN STERN formte. Dabei war ihre Körperachse schräg abfallend zu der von Rhodan ausgerichtet.

Die Sorgorin trug einen robust aussehenden, aber nicht uneleganten Raumanzug aus den Beständen des Schiffs. Die Handschuhe waren mit Schlaufen an den Ärmeln befestigt; Rhodan vermutete, dass selbst fortschrittliche Sensoren das Tasterlebnis, das die an den Krallen lebenden Symbionten vermittelten, nur unvollständig nachzubilden vermochten. Der Helm war eingefaltet. Der Kopf der Sorgorin hatte keine Nase; gazeähnliche Haut knisterte bei jedem Atemzug in einer Öffnung zentral im Gesicht. Die Augen, orangerote Halbkugeln, befanden sich weniger darüber als seitlich davon, was ein Sichtfeld von wenigstens 180 Grad öffnete. Der lippenlose Mund saß tief am breiten Kinn. Varsaischs gelbe Haut setzte sich aus achteckigen Plättchen zusammen.

Mehrere Raumgondeln begleiteten die MEIN GEIST MEIN STERN auf ihrem Flug, den Rhodan in eine Spirale mit dem Planeten im Zentrum lenkte. Künstliche Strukturen kreisten auf unterschiedlich weiten Orbits. Falls der Terraner die Sensoranzeigen korrekt deutete, ließen die Energieprofile eher auf Fabriken als auf Habitate schließen.

Von einer dieser Stationen löste sich eine blaumetallene Nadel von 120 Metern Länge und beschleunigte auf die MEIN GEIST MEIN STERN zu.

»Ist das nur eine Drohung?«, fragte Rhodan.

»Im linearen Zeitablauf wird das erst an späterer Stelle mit Gewissheit zu beantworten sein«, sagte Varsaisch schnippisch.

»Du meinst, wir müssen abwarten, ob uns dieser Torpedo trifft oder vorher verzögert?«

»Hast du einen besseren Vorschlag?«

»Ein Ausweichmanöver kommt mir in den Sinn.«

»Versuche gern unser Glück!«

Rhodan erinnerte sich an die vernichtende Wirkung, die ein solches Geschoss bei einem Krallenraumer gezeigt hatte. Das baccunische Schiff war vielmals größer gewesen als die Raumgondel, die eine vergleichbare Antimaterieexplosion schlicht aus der Existenz wischen könnte.

»Hat unser Schiff eigentlich Rettungskapseln an Bord?«, fragte Rhodan.

»Hast du Angst?«

Der Torpedo beschleunigte immer stärker. Er verbrannte einen signifikanten Anteil der mitgeführten Masse während des Prozesses.

»Ich halte es eher für eine sinnvolle Besorgnis vor dem Hintergrund meines Überlebensinstinkts.« Auf diese Antwort wäre Lato sicher stolz gewesen.

Rhodan öffnete den Funkkanal des Teams. »Poquandar, Antanas! Wir werden beschossen. Stellt euch auf Querbeschleunigungen ein, wenn ich ausweiche. Vielleicht werden wir aussteigen müssen, versiegelt also eure Anzüge!«

Auch bei einer relativen Nähe des Einschlags dürfte sich eine Antimaterieexplosion außerhalb einer Atmosphäre nicht allzu weit ausdehnen, weil die Reaktionsmasse fehlte.

Varsaisch rief ein neues Holo auf. Es zeigte den anfliegenden Torpedo, hob aber ein zweites Geschoss hervor, das von einer der begleitenden Gondeln startete. »Wir haben Freunde.«

Vorsichtshalber gab Rhodan der MEIN GEIST MEIN STERN einen leichten Impuls, den er in dem Moment neutralisierte, in dem das Haupttriebwerk auf den Torpedo wies. Falls dieser sich zu sehr näherte, würde Rhodan vollen Schub geben und gleichzeitig eine abrupte Kurve fliegen.

Er spürte seine Hände im Granulat der Steuergruben. In Gedanken ging er die Bewegungen der Finger durch, mit denen er die Düsen feuern würde. Die genaue Reihenfolge. Die Impulsdauer. Vor seinem geistigen Auge wurde das Flugmuster komplexer, er ergänzte kleine Überraschungen, plötzliche Wechsel. Die Passagiere würden kräftig umhergewirbelt werden, aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen.

Der Abfangtorpedo traf das auf sie zukommende Geschoss 40 Kilometer, bevor es die MEIN GEIST MEIN STERN erreicht hätte. Ein Lichtblitz begleitete die Explosion.

Rhodan nahm eine minimale Kurskorrektur vor, damit die Gondel nicht mit den Trümmern kollidierte.

Ein Holo zeigte drei von der Oberfläche Sorgorenlands startende Geschosse und kurz darauf doppelt so viele Abfangtorpedos.

»Lösen wir einen planetaren Krieg aus?«, fragte Rhodan.

»Wenn es so sein sollte, wird mir dennoch nichts zustoßen«, meinte Varsaisch. »Niemand kann mich derzeit töten. Meine Reise ist noch nicht beendet – ich erinnere mich an Dinge, die mir geschehen werden.«

»Was für Dinge?«

»Ich werde eine Mutter sein.« Sie machte eine wiegende Bewegung. »Manchmal spüre ich meine Tochter auf meinen Armen.«

Rhodan ahnte, dass Varsaisch nicht einfach ihr Wunschdenken artikulierte. In Sorgorenport zweifelte niemand daran, dass die Sorgorin gemeinsam mit dem Mond Sharund in ein anderes Universum gereist war. Das erhöhte die Wahrscheinlichkeit für dimensiologische Verwerfungen, die sich auch auf temporal geordnete Kausalketten und deren Wahrnehmung auswirken konnten.

In Spaphu kam so etwas wesentlich häufiger vor als in der Milchstraße. Poquandar hatte in einem langen Gespräch, von dem Rhodan nicht jedes Detail verstanden, bei dem Lato aber echte Begeisterung gezeigt hatte, erklärt, dass die Kondor-Galaxis ephemer-real perforiert sei. Oder, angeblich laienhaft ausgedrückt, partefakt.

Rhodan hatte den Austausch der Dimensiologen nicht mit Nachfragen bremsen wollen und sich damit zufriedengegeben, dass Spaphu eine besondere transuniversale Durchlässigkeit aufwies. Es gab also so etwas wie Poren, die gezielte oder auch zufällige Transfers ermöglichten.

Steuerbord detonierten die Torpedos in harmloser Entfernung.

»Bleib in meiner Nähe, Perry!«, empfahl Varsaisch. »Das erhöht deine Überlebenschance. Ich habe dich ein bisschen lieb gewonnen.«

»Mir wäre recht, wenn außer uns beiden noch möglichst viele weitere überleben würden.«

Sie sah hinaus auf Sorgorenland. »Ja, das wäre schön.«

Rhodan hoffte, dass die Sorgoren gegen die Baccunen eine einheitliche und entschlossene Verteidigung aufbieten würden. Der Umstand, dass sie dem Feind Sorgorenport nach einem kurzen Geplänkel überlassen hatten, stimmte jedoch pessimistisch.

Die nächsten Geschosse flogen an. Diesmal starteten auch von einer der Orbitalfabriken Abfangtorpedos.

Rhodan nahm einen Funkspruch entgegen.

»Ich lade die MEIN GEIST MEIN STERN ein, auf dem Raumhafen von Pannfash zu landen.«

Varsaisch zeigte auf die Siedlung, die sich etwa in der Mitte des schmalen Kontinents befand.

Rhodan nickte.

»Es wäre schön, ein gesittetes Gespräch mit dir zu führen, Varsaisch«, sagte der Sender.

»Gerne. Ich bringe Gäste mit.«

*

Telpecc umrundete Jurronn.

Der Baccune, der während des Gesprächs mit Perry draußen auf dem Landefeld eigenmächtig den Sorgoren Vincoulon getötet hatte, war auf ein Metallgeflecht geschnallt. Die drei Beine waren ebenso gespreizt fixiert wie die beiden Arme, in die er sich Klingen implantiert hatte. Das Gitter drückte in seinen Rücken, zwang ihn in eine unangenehme Wölbung. Fesseln hielten den Hals und die Stirn. Jurronns Blick konnte seinem Kommandanten nur eingeschränkt folgen.

Illustration: Swen Papenbrock

Telpecc blieb hinter ihm stehen, gab ihm Gelegenheit zu rätseln, was als Nächstes mit ihm geschähe. Atmete nur leise.

Wortlos verließ er die Zelle.

Im Raum nebenan, von wo aus man den Gefangenen über Kameras beobachten konnte, wartete Ussner, der Offensberater. Telpecc hatte ihn während der Kämpfe auf dem Mond Gyrund und der Jagd auf den Tellusier Perry kaltgestellt. Vielleicht war das voreilig gewesen. Mit dem Atomschlag südlich des Raumhafens hatte sich das Unternehmen vielversprechend angelassen, aber der Stand der Dinge enttäuschte.

Ussner zeigte auf den Gefesselten. »Womit genau hat er dich erzürnt?«

»Er wusste, dass ich den Sorgoren nicht tot sehen wollte. Aber er hat sich über meinen Wunsch hinweggesetzt.«

Zornig stampfte Telpecc auf, weil die Erinnerung daran, wie Jurronns Arm durch den Bauch seines Opfers stieß, so deutlich und gegenwärtig war.

»Hättest du ihn selbst töten wollen?«, fragte Ussner nach.

»Nein. Vincoulon war nur ein Schwächling, der bereut hat, seine Heimat verlassen zu haben. Das einzig Bemerkenswerte an ihm war seine Verbindung zu Perry.« Telpecc überlegte. »Ihn will ich töten. Das wird beweisen, dass ich gelernt haben werde, was er mir beibringen kann. Ich werde ihn übertreffen, ihn wehrlos machen, ihm alles nehmen. Erst das Leben seiner Gefährten, dann seines.«

»Seine Gefährten ... zu denen gehörte doch auch Vincoulon?«

»Schon.« Verärgert starrte Telpecc die Übertragung aus der Zelle an. »Aber meine Jagd auf Perry und die Seinen muss eine Komposition sein. Wie ein Feldzug im Kleinen. Jeder Ton muss zur richtigen Zeit gespielt werden, sonst entsteht keine Harmonie. Es war zu früh. Jurronn hat es verdorben.«

»Er hat gegen seinen Kommandanten rebelliert«, stellte Ussner fest. »Wie wirst du ihn bestrafen? Soll er in dieser Zelle bleiben, bis wir nach Bacc zurückkehren werden?«

»Das würde ihn daran hindern, weiteren Ruhm zu erwerben«, überlegte Telpecc.

Er sah in Ussners abwartendem Blick, dass dieser hoffte, Telpecc würde die Situation tiefer durchdenken.

Als Kommandant sollte er wohl nicht dem ersten Impuls nachgeben. Es war richtig, von einem Krieger wie Perry lernen zu wollen. Immerhin hatte der Tellusier einen weiteren Sieg errungen, indem er ein vergleichsweise großes Schiff der Sorgoren in einen gelandeten Krallenraumer gelenkt hatte. Der dritte Totalverlust seit der Ankunft der Baccunen in diesem System.

Es war auch richtig gewesen, sich zunächst darum zu kümmern, den Schaden zu begrenzen. Das hatte Soldaten und Ausrüstung von Bord gerettet.

Der Preis dafür lag darin, dass Perry mit dem Onquoren und wohl auch einigen weiteren Gefährten, insbesondere dem zweiten männlichen Tellusier, in einem kleineren Sorgorenschiff entkommen war.

Das System hatte er jedoch nicht verlassen. Im Gegenteil, er hatte Kurs auf den Planeten des Monds genommen, auf dem sich die Baccunen aufhielten. Sorgorenland, die beinahe mythische Heimat der Sorgoren.

Der Gedanke, der Baccunarchie einen solchen Schatz einzuverleiben, hob Telpeccs Stimmung.

»Wenn Jurronn eingesperrt ist, nützt er unserer Sache nicht«, stellte der Kommandant fest.

»Dann setz ihn wieder als Sensorspezialisten ein«, schlug Ussner vor. »Er wird zusehen müssen, wie andere in den Kampf ziehen und sich mit Ruhm bedecken, während er selbst nur Hilfsarbeiten wird beitragen dürfen.«

Telpecc betrachtete die Klingenimplantate in den Armen des Gefangenen. In Jurronns Brust brüllte der Krieger lauter als bei den meisten anderen Soldaten.

»Auch damit würden wir uns seines Potenzials berauben«, murmelte Telpecc.

»Was willst du dann mit ihm tun?«

»Seine Bestimmung liegt darin, sich auf den Feind zu stürzen. Unmittelbar, im direkten Kampf. Wenn es gelingt, seine Aggression in die richtige Bahn zu steuern ...« Er trippelte vor dem Holo auf und ab. »Es ist riskant, ich weiß. Aber gerade das mag die Aufgabe sein, an der ich als Kommandant wachsen kann. Jemand wie Jurronn gehört zu den Schocktruppen, dort wird sein Talent die reichste Frucht bringen. Ich muss nur ein geeignetes Ziel für ihn finden ... Ich darf ihn nicht zähmen, das wäre ein Verbrechen. Er muss seine Kraft bewahren und für unsere Sache einsetzen.«

»Es verlangt kühle Überlegung, ein Feuer so einzusetzen, dass man sich nicht daran verbrennt.«

»Wirst du mir dabei helfen?«

Ehrerbietig ging Ussner in die Hocke. »Selbstverständlich.«

»Ich danke dir.« Telpecc öffnete eine Kommunikationsverbindung zur Zentrale. »Ruft sämtliche Einheiten zu den Schiffen zurück! Wir verlassen diesen Mond. Ein Planet wartet darauf, erobert zu werden.«

Wieder wies Perry ihm den Weg. Sorgorenland würde brennen, und im Schein seiner Flammen würde Telpecc seine Beute zur Strecke bringen.

*

Inmitten eines Feuersturms ging die MEIN GEIST MEIN STERN nieder. Ringsum schlugen Flammen empor, zurückgeworfen vom beständigen Material des Landefelds. Weit oberhalb der Pilotenkanzel züngelten ihre Ausläufer, sodass an wenigen Stellen zwischen ihrem Gelb, Orange und Rot der ozonblaue Himmel zu sehen war. Ihr Ursprung waren die nach unten gerichteten Manövertriebwerke, die den Absturz der Raumgondel zu einer Landung machten.

Perry Rhodan wurde in den Pilotensattel gedrückt. Das Fauchen der Flammen drang durch die Kanzel, was jedes Gespräch übertönt hätte.

Dann, einige Zentimeter über Grund, desaktivierte Rhodan die Düsen. Mit einem Schlag erloschen die Flammen.

Knallend setzte die Gondel in einer Landemulde auf.

Dann: Stille.

Perry Rhodan zog die Hände aus den Steuergruben und schüttelte die Arme aus. Er sah sich um.

Jenseits der transparenten Pilotenkanzel erstreckte sich der Raumhafen von Pannfash. Im Westen endete das planierte Feld nach einem Kilometer, dahinter stand ein Wald aus riesenhaften Pilzen. Die Farbe ihrer Hüte variierte von Zartrosa bis zu einem dunklen, beinahe schwarzen Violett. Unterschiedliche Vegetation gedieh in ihrem Schatten und an den hellen Stellen zwischen ihnen.

Eine metallene Säule ragte auf, die sich an der Spitze verdickte. Aus Sorgorenport kannte Rhodan diese Architektur. Solche Säulen fingen das Tageslicht ein, um es über ein Spiegelsystem in die tiefen Ebenen der Trichterhäuser zu leiten, in deren Zentren sie sich erhoben. Möglicherweise lag das Stadtgebiet in dieser Richtung; zwar entdeckte Rhodan auf die Schnelle keine weitere Spiegelsäule, aber das mochte an der Vegetation liegen.

Im Norden beschleunigte eine pfeilförmige Sonde über eine Startbahn, die sich an ihrem Ende aufwärts bog, bis sie senkrecht in den Himmel zeigte. Die Sonde vollzog diese Biegung, getrieben vom Antriebsstrahl an ihrem Heck, nach und stieg auf.

Andere planierte Strecken mochten der Landung dienen, da sie in hintereinander gestaffelten Auffangnetzen endeten.

Die meisten der knapp vierzig gelandeten Raumgondeln standen südlich der MEIN GEIST MEIN STERN, die mit ihren 110 Metern Länge zu den kleinsten Modellen gehörte. Andere Ausführungen brachten es bis auf die vierfache Abmessung.

In einiger Entfernung zogen Tawane Kutschen mit integrierten Robotern. Die massigen Tiere mit dem giraffenartigen Hals und dem rot-weißen Fell zeigten keine Eile.

Rhodan schaltete die Magnetisierung ab und stieg vom Pilotensattel.

Varsaisch ließ den Arm sinken, den sie angewinkelt gehalten hatte. »Wir sind eingeladen.«

»Von wem?«

»Von einem Kreis, der an der Verteidigung des Planetensystems interessiert ist.« Sie zeigte nach Nordwesten, wo sich ein Fluggerät mit drei Rotoren näherte. Der größte war über dem Dach angebracht, zwei kleinere an Auslegern. Sie waren nach hinten gerichtet, dienten also wohl dem Vortrieb.

Rhodan konsultierte seinen SERUN, um trotz des Fehlens von Referenzobjekten in unmittelbarer Nähe die Abmessungen zu schätzen: zwölf Meter lang, vier Meter hoch und breit, die Ausleger jeweils zusätzliche fünf Meter.

»Ich vermute, Sorgoren, die ihre Welt verteidigen wollen, sind gute Ansprechpartner für uns.«