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Im Spätsommer 2036 brechen Perry Rhodan und seine Begleiter zum ersten interstellaren Flug der Menschheit auf - doch dieser führt ins Chaos eines Krieges. Die Menschen erreichen das System der blauen Sonne Wega, wo die echsenartigen Topsider die Welten der Ferronen angreifen. Rhodans Raumschiff wird abgeschossen, seine Gruppe getrennt. Rhodan und seine Begleiter müssen auf dem Planeten Ferrol ums Überleben kämpfen, andere Menschen werden gefangen genommen. Bei ihrer Flucht über verschiedene Planeten lernen sie das System der Transmitter kennen: geheimnisvolle Geräte, mit denen man praktisch ohne Zeitverlust riesige Entfernungen zurücklegen kann. Auf der Erde wiederum spitzt sich die Lage weiter zu. Die fremdartigen Fantan stehlen rücksichtslos, was sie interessiert. Widerstand gegen ihre Technik scheint zwecklos. Doch drei junge Terraner wagen das Unmögliche und setzen dabei alles aufs Spiel ...
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Band 13
Schatten über Ferrol
von Hermann Ritter
Im Spätsommer 2036 brechen Perry Rhodan und seine Begleiter zum ersten interstellaren Flug der Menschheit auf – doch dieser führt ins Chaos eines Krieges. Die Menschen erreichen das System der blauen Sonne Wega, wo die echsenartigen Topsider die Welten der Ferronen angreifen. Rhodans Raumschiff wird abgeschossen, seine Gruppe getrennt.
Rhodan und seine Begleiter müssen auf dem Planeten Ferrol ums Überleben kämpfen, andere Menschen werden gefangen genommen. Bei ihrer Flucht über verschiedene Planeten lernen sie das System der Transmitter kennen: geheimnisvolle Geräte, mit denen man praktisch ohne Zeitverlust riesige Entfernungen zurücklegen kann.
1.
Thorta brennt
Ferrol, Thorta
Die vier Männer überwanden den letzten Hügel. Sie hatten nun das erste Mal einen ungehinderten Blick über das Land, das sich vor ihnen ausbreitete. Doch was sich ihnen im Licht der Morgensonne bot, war eher ernüchternd.
Drei von ihnen waren Lichtjahre geflogen und viele Kilometer gereist, um hier zu sein. Alle drei hatten die Kälte und die Luftlosigkeit des Weltraums überstanden, ebenso die erhöhte Gravitation und die oftmals beklemmende Luftfeuchtigkeit dieser Welt.
Jeder der drei Erdgeborenen hatte andere Träume von fremden Welten.
Die Träume des einen mochten so ausgesehen haben wie die Bilder in den frühen Science-Fiction-Fernsehsendungen der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Da hatten Männer in unterschiedlich farbigen Overalls Planet nach Planet besucht, auf denen menschenähnliche Außerirdische wohnten, deren Frauen hübsch und deren Stiefel immer sauber waren.
Die Träume des Zweiten mochten von Monstern erzählt haben, die nach den Atombombenabwürfen in den 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts auf Japan aus Vulkanen oder dem Meer gekommen waren, um Japan und besonders Tokio dem Erdboden gleichzumachen. Hätten die japanischen Regisseure damals geahnt, dass ihr Heimatland nicht einmal 60 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki Opfer einer von ihnen selbst durch Fahrlässigkeit verursachten atomaren Katastrophe werden würde, sie hätten sich nicht getraut, in ihren Filmen mit der Atomenergie und ihren Folgen herumzuspielen.
Die Träume des Dritten mochten von technisch weit überlegenen fliegenden Untertassen gehandelt haben, aus denen wunderschöne Bewohner einer spirituell viel weiterentwickelten Kultur gestiegen waren, um den Menschen den Weg zu einem Kosmos der Brüderlichkeit, der Liebe und der reinen Energieerzeugung zu zeigen.
In den letzten Tagen hatte jeder von ihnen einiges über diese fremde Welt erfahren. Sie hatten einen Planeten unter fremder Sonne betreten. Sie hatten dort Wesen kennen gelernt, die vom Aussehen her nur wenig von dem Aussehen der Menschen abwichen. Ihre Träume, ihre Wünsche schienen aber denen der Menschen zu gleichen.
Alle drei Erdgeborenen hatten im Moment dieselben Bilder vor Augen, wenn sie auf die Ebene hinunterschauten. Wie in einem jener Computerspiele, in denen man eine Zivilisation aufbauen und zu den Sternen führen musste, spielte sich das historische Geschehen vor ihrem inneren Auge ab.
Ferronische Jagdgruppen wurden zu Stämmen, die nach Bauplätzen für ihre Siedlung suchten. Die ersten Siedler mussten diese Stelle hier mit Bedacht ausgewählt haben. Aus der Vereinigung zweier kleiner Flüsse entsprang ein großer Fluss, der sich am Horizont im Nebel des frühen Morgens verlor. Die ersten Siedler waren sicher vor Urzeiten dem Fluss landeinwärts gefolgt, um Platz für eine erste Niederlassung zu finden. Die Hügelketten im Norden und Osten beschirmten das Tiefland, sodass es vor der Witterung ein wenig geschützt war. Wahrscheinlich hatten die Siedler das Gebiet zwischen den beiden Flüssen gewählt, da es fruchtbar und leicht zu verteidigen war.
Die Hügelketten sorgten dafür, dass Vorposten, die auf ihnen stationiert waren, weit in das Land hinausspähen und jede Bedrohung erkennen konnten, bevor sie sich der Stadt zu weit genähert hatte.
Im Laufe der Zeit war die Siedlung weiter gewachsen. Später hatte es hier eine kleine Stadt gegeben, dann Stadtmauern, Befestigungsanlagen, einen Regierungssitz. Noch später war der Einfluss der Stadt immer größer geworden. Vielleicht hatte sie erst über ein kleines Stammesgebiet geherrscht, dann über ein größeres Königreich, schließlich über den ganzen Kontinent.
Doch die Entwicklung war auf Ferrol weiter gegangen als auf der Erde. Hier weitete sich der Herrschaftsbereich der Stadt später über den Planeten und noch später über das ganze System aus. Von hier aus wurde jetzt ein ganzes Sonnensystem beherrscht. In Friedenstagen starteten hier Raumschiffe zu anderen Welten.
Ein langer Weg, dachte Rhodan. Ein verdammt langer Weg.
»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Tschubai Chaktor, ihren verbleibenden ferronischen Begleiter. Welch Glück, dass wir wenigstens Translatoren haben – sonst wären wir völlig auf uns gestellt, dachte Rhodan.
Bis vor wenigen Minuten waren sie noch zu fünft gewesen. Der ferronische Widerstand hatte sie bis hierher eskortiert – und dann keinen Schritt weiter, wie der sie begleitende Ferrone es formuliert hatte. Er hatte sich immer größere Sorgen um seine Familie gemacht, um seinen Stamm. Die Menschen konnten ihn verstehen. Die Angriffe der Topsider waren in den letzten Stunden immer heftiger geworden. Je näher die kleine Gruppe der Hauptstadt kam, desto häufiger musste sie die Straße verlassen, da der Weg durch schwelende Trümmer oder Löcher im asphaltartigen Straßenbelag versperrt wurde. Mehrere Male mussten sie in Einfahrten oder unter Brücken Zuflucht nehmen, um topsidischen Patrouillen zu entgehen, die tief über den Straßen flogen und nach ferronischen Widerstandsnestern suchten.
Die Zahl der verlassenen Wohnhäuser, welche den Weg säumten, wurde immer größer. Offene Fenster, die von hastiger Flucht kündeten, Haustüren, die im Wind klapperten ... Bilder, wie wir sie von der Erde zur Genüge kennen, dachte Rhodan.
Ein Fahrzeug für die Fahrt nach Thorta aufzutreiben hatte sich als unmöglich erwiesen. Alle Fahrzeuge, denen sie begegneten, kamen aus Thorta, nicht ein einziges war auf dem Weg in die Stadt.
»Zum Roten Palast müssen wir, zum Thort.« Chaktor hatte sich Zeit gelassen, Tschubais Frage zu beantworten.
»Und wie stellen Sie sich das vor?«
Chaktor schaute überrascht zu Rhodan. »Sie werden es wissen, wenn es so weit ist.«
Wieder einmal war Rhodan von den fast religiösen Gefühlen überrascht, welche die Ferronen den Menschen entgegenbrachten. Er schaute die Gesichter seiner Begleiter der Reihe nach an. Chaktor, der Ferrone, war als eingeborener Führer unersetzlich, doch er schien zu erwarten, dass die Menschen auf seinem Planeten die Initiative ergriffen.
Es war für Rhodan immer noch eine Überraschung, wie schnell er sich an den Anblick von Außerirdischen gewöhnt hatte. Chaktors blaue Haut, seine tief liegenden Augen, sein gedrungener Körperbau, seine so menschlichen Gesichtszüge und die in vielen Dingen unterschiedliche Mimik und Gestik, das alles war nur Oberfläche, unter der Rhodan schnell das Gemeinsame zu erkennen suchte, nicht das Trennende.
Ras Tschubai war ein Teleporter, doch reichte seine Gabe bei Weitem nicht aus, um auch nur einen von ihnen blind in das Kilometer entfernte Herz der Stadt zu transportieren. Wuriu Sengu, der stämmige Japaner, war ein Späher, der durch feste Materie sehen konnte. Im Moment war seine Gabe für sie nutzlos. Aber immerhin besaßen beide Gaben, die weit über das hinausgingen, was ein normaler Mensch leisten konnte. Eine Frage kreiste immer wieder durch Rhodans Gedanken: Was konnte er selbst zu dieser Mission beitragen – er, Rhodan, der Pilot?
Ein Geräusch kam näher. Rhodan schaute auf. Wieder einmal fuhr ein Fahrzeug an ihnen vorbei. Es sah entfernt wie ein irdischer Linienbus aus. Das Fahrzeug war bis auf den letzten Sitz beladen; angefüllt war es mit Eltern und ihren kleinen Kindern, dazu Reisetaschen mit Hausrat und eilig zusammengepackten Gegenständen.
»Vier Erwachsene, Roter Palast, ohne Umsteigen«, kommentierte Tschubai trocken.
Rhodan warf erneut einen Blick auf das Fahrzeug. Es wirkte kleiner und gedrungener als vergleichbare Fahrzeuge auf der Erde. Dies war der Körpergröße der Ferronen geschuldet, die einem Menschen oft nur bis zur Schulter reichten. Dazu kam, dass die Ferronen offensichtlich weniger persönlichen Platz für sich beanspruchten. In seiner amerikanischen Heimat war es undenkbar, dass Menschen so eng aufeinandergepackt in einem öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs waren.
Sengu konnte Tschubais Kommentar nicht stehen lassen: »Passen wir denn alle in diese Büchse für Sardinen? In meiner Heimat ist man es gewohnt, eng zusammenzurücken, aber nicht sooo eng!«
»Ich wäre froh, wenn ich eng zusammengepfercht sitzen dürfte, anstatt mit viel Platz gehen zu müssen.« Tschubai seufzte theatralisch. »Und dazu noch andauernd dieses Gefühl, als wäre ich gezwungen, einen Sack mit Pflastersteinen zu transportieren!« Er streckte sich, wie um zu zeigen, dass die erhöhte Gravitation ihn niederdrückte.
Rhodan war froh, dass seine Begleiter die Gelegenheit nutzten, um ein wenig Dampf abzulassen. Das Geplänkel zwischen Tschubai und Sengu lenkte von dem Problem ab, dass sie nicht wussten, wie sie in das Herz des ferronischen Reiches vordringen sollten.
Rhodan beschirmte die Augen und ließ nachdenklich seinen Blick über die vor ihm liegende Stadt schweifen. Terrania könnte einmal so groß werden, dachte er. Irgendwann ... wenn die Erde die Zeit bekommt, auch eine solche Entwicklung durchzumachen. Aber wie alt ist diese Stadt wohl? Älter als Athen? Älter als die Pyramiden?
Er hörte hinter sich ein Räuspern. Rhodan drehte sich um. Es war Chaktor. Für Rhodan hatte es sich wie ein menschliches Räuspern angehört. Chaktors Blick hing über Thorta, doch merkte man seinem Gesichtsausdruck an, dass das für ihn nicht irgendeine Stadt, sondern die Stadt war. Thorta, Zentrum des ferronischen Reiches. Einst sicher eine stolze Stadt, wunderschön und uralt. Doch nun war ...
»Ich hatte nicht gedacht, dass ich das je erleben muss.« Chaktor stockte. Mit einer fahrigen Geste deutete er auf die Stadt, die sich vor ihnen erstreckte. »Sehen Sie selbst! Rauch erhebt sich über Thorta. Die moderne Stadt, die Millionenstadt, sie brennt – doch so tragisch das ist, so können wir diese Gebäude wieder errichten. Aber in der Millionenstadt verbirgt sich auch das alte Thorta, die historische Stadt. Und diese alte Stadt mit ihren winkligen Gassen, ihren filigranen Häuserfronten und ihren vielen Gaststätten und Kneipen – sie ist unwiederbringlich. Und sie brennt!« Er machte eine Pause. Keiner der drei Menschen ergriff das Wort. »Seit fast 7000 Jahren hat es keine Kämpfe mehr um Thorta gegeben – Auseinandersetzungen, ja. Es hat immer wieder Fraktionen gegeben, die versucht haben, mit Schwertern oder Pistolen die Kontrolle über die Stadt und damit das ganze Sonnensystem zu erlangen. Aber Ferronen haben sich nie dazu herabgelassen, Feuer an die alten Gebäude zu legen.« Er drehte sich zu den drei Menschen um. »Fremde haben damit angefangen. Und Fremde werden es beenden.«
In einer typisch menschlichen Geste kreuzte Chaktor die Arme vor der Brust. Er sieht ein wenig aus wie die geschnitzten Indianerfiguren, die man heute noch im amerikanischen Mittelwesten vor Andenkenläden sehen kann!, dachte Rhodan. Wie ähnlich und wie fremd sie uns doch sind. »Wir werden eine Lösung finden!«, versicherte er Chaktor.
Rhodan, Tschubai und Sengu beugten sich über eine Skizze von Thorta, die Chaktor auf einem großen Bogen einer papierartigen Substanz für sich erzeugt hatte. Rhodan war überrascht, wie einfach er mittlerweile solche Dinge hinnahm. Hätte man ihm vor wenigen Monaten erklärt, dass er außerhalb des Sonnensystems mit humanoiden Außerirdischen zusammenarbeiten würde – er hätte nur gelacht. Nun musste er jeden Tag neue Dinge lernen, jeden Tag daran denken, dass seine seiner Heimat und Vergangenheit geschuldeten Erfahrungen und Kenntnisse immer neu zu überdenken und infrage zu stellen waren. Aber ist das nicht genau das, was ich will?
Die anderen schauten zu ihm; sie erwarteten, dass er die Initiative ergriff. »Wo genau müssen wir hin?«, fragte er den Ferronen.
Chaktor deutete auf das Zentrum der Stadt. »Dort, wo sich die fünf großen Einfahrtsstraßen kreuzen, schlägt das Herz von Thorta.« Er beschrieb einen Kreis um die Mitte der Karte. »Die Mitte der Stadt Thorta ist eigentlich eine Stadt in der Stadt – der Rote Palast ist das Zentrum der ferronischen Macht.«
»Das alles hier ist der Rote Palast?« Tschubai war von der Ausdehnung des Regierungsbezirks überrascht.
Rhodan allein hatte einen Blick dafür bewahrt, wie sehr sich die ferronische Geschichte von jener der Menschheit unterschied. »Ich habe mich schon gewundert, warum Chaktor meinte, dass es nicht mehr weit bis zum Roten Palast sei ... Wir haben unterschätzt, wie riesig dieses Gebilde ist. Vergesst nicht: Die Ferronen hatten Jahrtausende Zeit, um ihre Stadt auszubauen! Wir müssen uns von den terranischen Maßstäben verabschieden, wenn wir andere Völker verstehen wollen.«
»Ein weganischer Vatikan ...«, sinnierte Tschubai nachdenklich.
»Ein Vatikan blauhäutiger Menschen, der von Echsen angegriffen wird, die aus einem anderen Sonnensystem kommen«, mischte sich Sengu ein.
»Eine Gruppe von Menschen von der Erde möchte in eine Art Vatikan blauhäutiger Menschen unter dem Licht der Wega eindringen, der von Echsen angegriffen wird, die aus einem anderen Sonnensystem kommen.« Tschubai hatte offensichtlich Spaß an diesem Spiel.
»Schluss jetzt!« So lustig Rhodan dieses Spiel zwischen Sengu und Tschubai manches Mal fand, so unpassend erschien es ihm jetzt. »Wir haben eine Aufgabe zu erledigen. Die Topsider greifen die Stadt weiterhin an. Der ferronische Widerstand ist hier praktisch zusammengebrochen, nur noch der Rote Palast scheint sich organisiert zu verteidigen. Bis wir zu den Verteidigern Kontakt aufgenommen haben, dürfen wir nicht darauf hoffen, dass uns die Ferronen zu Hilfe kommen können.« Rhodan schaute fragend zu Chaktor.
»Richtig«, antwortete dieser. »Mein Volk verteidigt sich nur noch; versucht zu retten, was zu retten ist. Von einem echten, aktiven Widerstand ist nicht zu reden ... schon deshalb nicht, da wir den topsidischen Waffen haushoch unterlegen sind.«
»Der Luftraum ist in den Händen der Topsider, die Straßen sind unsicher, Ras kann uns nicht alle in die Innenstadt bringen ...« Rhodan überlegte einen Moment. Dann wandte er sich dem Ferronen zu. »Ich weiß nicht, inwieweit die technische Entwicklung auf Ferrol Parallelen zur Entwicklung der Erde hat. Aber wenn ich an Wurius Kommentar von vorhin denke, was die Fahrzeuge betrifft – Chaktor, wie sieht es mit dem Massentransport in der Hauptstadt aus?«
»Es gibt in Thorta ein weitverzweigtes System von Untergrundbahnen, aber ...«
»Meinen Sie, dass die Untergrundlinien die Luftangriffe unbeschadet überstanden haben?«
»Die meisten dieser Linien sind mehr als fünfzig Meter tief im Erdboden verlegt worden, damit die Gebäude der Hauptstadt nicht beschädigt werden.«
»Also sollten die Verbindungen intakt sein?«
Chaktor überlegte einen Moment. »Ich kann nicht für die Umgebung des Roten Palastes sprechen.« Er deutete auf einige Punkte auf seiner Skizze. »Hier und hier befinden sich Ausgänge nahe am Regierungspalast. Ich vermute, dass dort die Luftangriffe heftiger und daher deutliche Schäden wahrscheinlicher sind. Es kann sein, dass wir ankommen und die Station nicht verlassen können.«
»Und wer stellt sicher«, mischte sich Tschubai ein, »dass nicht alle Untergrundzüge aus der Stadt rausgefahren sind, um Flüchtlinge zu transportieren?«
Rhodan hatte sich diese Frage auch überlegt – und eine Antwort gefunden: »Wenn man die Untergrundlinien weiterhin benutzen kann, dann wird es garantiert Transporte geben, die mehrfach fahren – beladen aus Thorta hinaus, doch unbeladen nach Thorta zurück, um mit der nächsten Fuhre die Stadt erneut zu verlassen.«
»Ah.« Tschubai schaute nachdenklich auf die Skizze. »Und wenn am Zielort der Untergrundlinie die Station verschüttet oder nur schwer zugänglich ist ...«
»... dann greifen wir auf Wuriu und notfalls auf dich zurück!«, entgegnete Rhodan. »Chaktor, wie weit ist es von hier bis zum nächsten Zugang der Untergrundlinie?«
»Zu Fuß? Zwanzig Minuten, höchstens eine halbe Stunde Ihrer Zeitrechnung.«
»Na, dann auf.«
»Vier Erwachsene, Roter Palast, ohne Umsteigen, bitte!«, warf dieses Mal Sengu ein. Tschubai musterte ihn entgeistert.
»Kann man nicht Japaner sein und trotzdem Humor haben?«, sagte Sengu. Tschubai schwieg und nahm sein Marschgepäck auf.
Rhodan schaute erneut auf seine Uhr. Chaktor hatte in seiner Schätzung nicht einkalkuliert, dass die Menschen unter der erhöhten Schwerkraft langsamer vorankamen als der Ferrone. Dazu kam, dass sie zweimal Schutz suchen mussten, weil topsidische Gleiter niedrig über sie hinweggeflogen waren. Über ihnen konnte man immer wieder topsidische Raumschiffe sehen, die den Gleitern Feuerschutz gaben oder diese mit ihren Ortungsgeräten bei der Suche unterstützten.
»Sie suchen Widerstandsnester, um sie von oben zu zerbomben«, kommentierte Chaktor.
Auch das kommt mir aus unserer Geschichte bekannt vor. Werden wir Menschen es schaffen, dieses Muster zu durchbrechen, das anscheinend Ferronen wie Menschen bindet? Rhodan straffte sich. »Chaktor, wir werden tun, was in unserer Macht steht, um Ihrem Volk zu helfen!« Er wusste zwar selbst nicht, wie er das erreichen wollte – doch er hätte auch nie erwartet, dass er jemals hinter die Mondbahn gelangen würde. Ein Schritt nach dem anderen ...
»Dort!« Chaktor deutete auf einen von niedrigen Betonmauern eingefassten Treppenschacht, der nach unten führte.
»Auf der Erde hätte ich jetzt rechts einen Kiosk und links eine Gruppe singender Buddhisten erwartet.«
»Ras, das ist nicht die Erde.« Komisch. War es das Adrenalin – eine Kombination aus der höheren körperlichen Anforderung durch die erhöhte Gravitation, die Angst vor Angriffen der Topsider? Rhodan hatte davon gelesen, dass Bergsteiger oder Polarforscher mit eigenartigem Humor auf Situationen schlimmster Belastung reagierten.
»Einverstanden, Perry, ich streiche die Buddhisten ...«
Ein Lächeln ging über Rhodans Züge. »Ich hoffe nur, dass die Ferronen nicht unsere Fahrkarten sehen wollen.«
Chaktor schien den Witz nicht verstanden zu haben. »Unser Nahverkehr ist seit Jahrhunderten kostenlos – seit es uns gelungen ist, das Energieproblem in den Griff zu bekommen, sahen unsere Vorfahren keine Notwendigkeit mehr dafür, den Massentransport künstlich teuer zu machen.«
Die Menschen schwiegen betreten. Wortlos führte Chaktor sie hinab in den Untergrund Thortas. Sie mussten die Treppe hinabsteigen, denn das an beiden Seiten befindliche Transportband stand still. Eine Folge der topsidischen Angriffe? Rhodan schaute sich um. Etwas anderes störte ihn ... es war nicht der Baustil, der in seiner Grundstruktur dieselben logischen Regeln wie die irdische Architektur befolgte. Dann fiel es ihm auf: Die Beleuchtung war anders als die an entsprechenden Orten auf der Erde. Das andere Sonnenlicht ... Wir Menschen versuchen, tagsüber das Licht unserer Sonne zu reproduzieren, die Ferronen versuchen das Gleiche auf ihrem Planeten mit ihrem Sonnenlicht.
Es ging weiter hinunter. 50 Stufen. 100 Stufen. Was unterscheidet uns? Was verbindet uns? Rhodan stellte erneut fest, dass er sich mit diesen Fremden verbunden fühlte. Was hatte er erwartet? Uralte Götzenbilder oder Figuren der Todsünden an den Wänden, die den Eingang zu einem U-Bahn-Schacht bewachten? Eine Technik, die einen nach einem Knopfdruck sofort ans Ziel beförderte? Verkaufsstände, voll mit Zwiebeln und Kartoffeln, wo alte Ferroninnen in bunten Trachten Gemüse verkauften, bevor sie in ihre Heimatdörfer weit außerhalb der Hauptstadt zurückreisten?
Vor nicht allzu langer Zeit war er ein überzeugter Amerikaner gewesen. Auf dem Mond wurde er zu einem Menschen. Was war er jetzt – ein Bürger des Kosmos?
150 Stufen. 200 Stufen. Sie erreichten eine Halle. Ferronische Leuchtschrift hing als Hologramm in der Luft; ein Teil waren kurze Worte, anscheinend Hinweise auf die Zielbahnhöfe der entsprechenden Verbindungen. Größere Flächen waren mit bunten Linien, Kreisen und schwebenden Beschriftungen gefüllt. Anscheinend handelte es sich um eine Übersicht der unterirdischen Verbindungen Thortas.
Rhodan musterte die Ansicht einen Augenblick, bis er das System verstanden hatte. Einige bunte Lichter bewegten sich ... Rhodan atmete auf. Also waren wirklich noch Linien unterwegs. »Wohin nun?«
Ohne ein Wort steuerte Chaktor auf eines der Hologramme zu, um es aus der Nähe zu studieren. »Es fahren wirklich noch Züge.« Sein Blick, der nun auf Rhodan fiel, war anerkennend. »Wenn wir Glück haben, hält in wenigen Minuten zwei Ebenen unter uns eine Linie, die in die Umgebung des Roten Palastes führt. – Was suchen Sie?«, fragte er Rhodan, der sich umschaute.
»Wenn die Untergrundlinien Flüchtlinge nach außen transportieren, dann werden sie auf dem Weg zurück nicht an jeder Station haltmachen. Ich suche ein Notsignal, eine Warnlampe, ein Zeichen, dass der Zug hier halten muss.«
»Sie haben recht.« Jetzt schaute sich auch Chaktor um. Dann ging er zielsicher auf eines der Hologramme zu, das auf eine der Kopfseiten des Raumes projiziert war. Er berührte gleichzeitig zwei blaue Stellen mit den gespreizten Fingern der rechten Hand. Sofort veränderte sich die Darstellung.
Eine beeindruckende Technik, und anscheinend weiß jeder, wie man damit umgeht. Rhodan beobachtete jede von Chaktors Bewegungen.
Dieser berührte schnell nacheinander drei oder vier andere Stellen, dann begann einer der sich bewegenden Punkte zu blinken. Chaktor wandte sich den Menschen zu. »Ich habe der Zentrale der Untergrundbahn mitgeteilt, dass ein medizinischer Notfall vorliegt. Die nächste Linie wird ohne vorherigen Halt hierherkommen ... Zeit für Erklärungen haben wir später.«
»Wir können behaupten, wir hätten unsere blaue Hautfarbe unterwegs verloren ... und müssten deswegen dringend zum Roten Palast.«
»Ras!« Doch Rhodan konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
2.
Vor dem Roten Palast
Ferrol, Thorta
Die schlichte Kabine der Untergrundbahn umgab sie. Sie waren auf der Fahrt nach Thorta ganz allein in dem Wagen.
»Wie lange wird die Fahrt dauern?«
»Zehn Minuten, vielleicht zwölf«, antwortete Chaktor Rhodan. »Da wir die einzelnen Stationen überspringen, dürften wir deutlich schneller als der Fahrplan sein.«
Nichts war vom Kampf um Thorta zu spüren. Die fünfzig Meter Erdreich über ihnen verhinderten, dass Lärm oder Erschütterungen durchdrangen.
»Warum greifen die Topsider immer noch an?«, fragte Tschubai den Ferronen.
Der Ferrone musste nicht lange überlegen. »Wenn sie Thorta und den Roten Palast nicht erobern, erobern sie das Reich der Ferronen nicht. Egal, ob sie die Planeten besetzen, die Raumfahrt verhindern und unsere Truppen bei jeder Gelegenheit schlagen – nur wer den Roten Palast kontrolliert, der kontrolliert das System. Denn im Roten Palast residiert der Thort.«
»Der Thort ...«
»... ist unser unumstrittener Herrscher«, vervollständigte Chaktor Tschubais Satz. »Der Frieden kam vor vielen tausend Jahren, als der Thort die Herrschaft übernahm. Solange der Thort in Freiheit ist, glänzt das Licht ... umso mehr, als ihr jetzt bei uns seid!« Chaktor seufzte. »Ich wünschte, ich könnte euch Thorta unter besseren Vorzeichen nahebringen. Wie gerne hätte ich die Fremden von den Sternen empfangen und ihnen die Wahrzeichen und Wunder unserer Hauptstadt gezeigt. Wir hätten die Restaurants besuchen können, die Museen, das Farbentheater oder den Zoo der Schätze; wir hätten den Diskussionen an den Universitäten lauschen oder uns im Nachtleben der Stadt bewegen können. Doch jetzt ...«
Rhodan legte den neben ihm sitzenden Chaktor die Hand auf den Unterarm. »All das wird passieren. Nicht heute, nicht morgen ... aber es wird passieren.«
»So gebe es der Thort!«, war die enigmatische Antwort Chaktors.
Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend, bis Chaktor aufstand und mit einem »Unser Halt!« die Menschen aufforderte, es ihm gleichzutun. Der Zug verschwand, kaum dass sie ausgestiegen waren. Rhodan vermutete, dass er möglichst schnell wenden würde, um in der Gegenrichtung weitere Flüchtlinge aufzunehmen, welche die Stadt so schnell wie möglich verlassen wollten.
Chaktor inspizierte sofort die nach oben führenden Gänge. Alles frei!, signalisierte er den Menschen. Rhodan war erleichtert darüber, dass er Sengu und Tschubai nicht einsetzen musste, um einen Weg nach oben zu suchen. Es wäre ihm schwergefallen, Tschubai blind in die Mitte eines Kampfgebietes springen zu lassen. Und Sengus Gabe war nicht stark genug, um durch Meter um Meter von Geröll zu blicken, damit sie einen sicheren Ausgang finden konnten.
Auch in dieser Station waren die automatischen Bänder ausgefallen. Diese Station war deutlich größer als jene an der Peripherie der Stadt, von der aus sie hierher gefahren waren. Man merkte, dass man sich dem Zentrum der Hauptstadt näherte. Mehr Passagiere verlangten mehr Umsteigemöglichkeiten, mehr Transport-Ressourcen.
Sie hatten die Treppe nach oben mehr als halb hinter sich gebracht, als sie das gedämpfte Wummern von Explosionen hörten. Also stand der Rote Palast noch immer unter Beschuss. Warum kämpfen diese Wahnsinnigen noch? Doch während Rhodan diesen Gedanken im Kopf bewegte, war ihm die Antwort klar: Das hier ist ihre letzte Verteidigungslinie. Die Ferronen können keinen Schritt weiter zurückweichen, denn hinter ihnen steht der Rote Palast.
Chaktor blieb stehen. »Und nun?«
»Der Treppenschacht wirkt wie ein Schalltrichter«, erklärte Rhodan. »Die Explosionen müssen nicht in der Nähe des Ausgangs sein, obwohl wir sie so laut hören. Wuriu?« Rhodan wandte sich dem Späher zu. »Kannst du etwas erkennen?«
Sengu schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, wirkten sie so, als wäre sein Blick nicht länger fokussiert. Der Mutant sah durch den Treppenschacht nach oben, um Dinge zu erkennen, die sich außerhalb, für sie von den Wänden des Ganges verborgen, zutrugen.»Es ist noch zu weit. Ich kann nur erahnen, dass die Keller irgendwelcher Gebäude hinter diesen Wänden sind.«
»Solange die Keller nicht eingestürzt sind, besteht die Hoffnung, dass auch oberirdisch einiges stehen geblieben ist, was uns Deckung bieten kann. Also: Weiter!«
Vorsichtig folgten die anderen Rhodan nach oben. Die Geräusche von Explosionen wurden lauter und lauter, bis sie sich nur noch mit erhobenen Stimmen unterhalten konnten. Als das Tageslicht durch die Öffnung des Ausgangs klar zu sehen war, befahl Rhodan einen weiteren Halt. »Wuriu?«
Der Mutant konzentrierte sich. Sein Blick wanderte die Wand entlang. Nach einigen Atemzügen schüttelte er kurz den Kopf, wie um seinen Blick zu klären. »Neben dem Ausgang ist ein Hochhaus, das unbeschädigt aussieht.«
Rhodan wog ihre Chancen ab. »Wie weit ist es vom Ausgang des Treppenhauses bis zum Eingang des Hauses?«
»Zwölf, vielleicht fünfzehn Meter«, antwortete Sengu.
»Das schaffen wir.« Er schaute seine Begleiter an. »Wir schleichen bis zum Ausgang der Untergrundbahn. Mit Wurius Hilfe werfen wir einen Blick in die nähere Umgebung, bevor wir zu dem Haus vordringen. Ich glaube nicht, dass dort Bewohner sind. Also verschaffen wir uns Zugang ... und nutzen die Gelegenheit, um uns oberirdisch einen Überblick über die Situation zu verschaffen.«
»Und die Topsider?«, warf Chaktor ein.
»Das Gebäude hat die ganzen Angriffe bis jetzt überstanden. Ich hoffe darauf, dass es weitere zehn Minuten überstehen wird.« Er warf einen Blick in die Runde. »Weitere Vorschläge?«
Es kamen keine.
Wenig später hatte sich die Gruppe langsam bis zum Ausgang bewegt. Das Gebäude, das Sengu ausgemacht hatte, schien ein reines Wohnhaus zu sein. Chaktor erklärte auf Rückfrage, dass es nicht ungewöhnlich sei. Hohe Regierungsbeamte bewohnten sündhaft teure Wohnungen in der Nähe des Regierungssitzes. Mit etwas Glück hatten sie gerade so eines ausgemacht.
Tschubai meldete sich zu Wort. »Ich könnte mit euch da rüberspringen ...«
»Das wären drei Sprünge mit jeweils einem Begleiter, Distanz zwanzig oder dreißig Meter. Wärst du danach noch einsetzbar?«
Der Teleporter warf einen kritischen Blick zu dem Gebäude hinüber. »Eine schnelle Serie kurzer Sprünge, das sollte ich mit euch hinbekommen. Aber danach ... wird das für längere Zeit der letzte Sprung gewesen sein.«
Rhodan überlegte einen Moment. »Nein, ich glaube, wir heben uns diese Gabe als Faustpfand für einen Zeitpunkt auf, an dem wir sie dringend brauchen. Wichtig ist, dass wir nicht von oben gesehen werden. Ich gehe davon aus, dass die Topsider die Umgebung aus der Luft überwachen. Selbst wenn sie nicht andauernd bombardieren – es kann nicht in ihrem Interesse liegen, dass die Truppen des Thort Verstärkung von außen erhalten. Aber ob sie ein paar Männer verfolgen werden, die offensichtlich auf der Flucht sind? Das glaube ich eigentlich nicht.«
»Wer macht den Anfang?«, fragte Sengu knapp.
»Ras und ich bilden den ersten Trupp. Wenn alles gut gegangen ist und wir die Tür geöffnet haben, dann folgen Wuriu und Chaktor. Einverstanden?«
Er schaute in die Runde. Tschubai und Sengu nickten. Chaktor schien diese Geste immer noch nicht vertraut zu sein. »Sie sind einverstanden«, erklärte ihm Rhodan.
»Dann bin ich es auch«, sagte der Ferrone. Zur Bestätigung versuchte er ein Nicken, das aber eher grotesk aussah.
Rhodan und Tschubai schlichen zum Ausgang. Sie vergewisserten sich, dass niemand in Sicht war. Dann sprinteten sie beide über die kurze Strecke. Als sie ankamen, atmete Tschubai sichtlich schwer. »Die höhere Gravitation ... man unterschätzt, wie schwer es ist, aus dem Stand mal einfach so loszurennen.«
Rhodan lächelte. Als Pilot war er es gewohnt, seinen Körper kurzfristig hohen Belastungen auszusetzen.
Die Gebäudetür öffnete sich automatisch, als sie den Erfassungsbereich der Tür erreichten. Rhodan warf einen schnellen Blick nach oben. Er konnte keine Türkamera sehen. Wahrscheinlich waren diese Geräte wie auf der Erde längst so weit miniaturisiert, dass sie dem normalen Betrachter nicht ins Auge fielen.
Tschubai und Rhodan standen im Eingangsbereich des Hauses. Fremdartige Blumen welkten in einer Vase vor sich hin, auf einem Tisch lag ein aufgeschlagenes Buch. Beide lauschten kurz, doch im Gebäude waren keine Geräusche zu hören. Entweder war es normal, dass man einfach in das Haus eindringen konnte, oder die Bewohner hatten das Haus überhastet verlassen und die Schließanlage nicht eingeschaltet.
Rhodan winkte zu den beiden anderen hinüber, die kurz darauf zu ihnen kamen. »Wir müssen ganz nach oben, um einen besseren Überblick zu haben.«
Chaktor ging an ihnen vorbei. Er warf einen Blick auf die Steuerung des Aufzugs. »Das Gerät scheint noch zu funktionieren.«
»Alles – nur keine zehn Treppen bei dieser Schwerkraft!«, Tschubai seufzte theatralisch auf.
In diesem Moment öffneten sich die Türen des Aufzugs.
»Das wird nicht nötig sein«, hoffte Sengu. Er bewegte sich als Erster in den Aufzug. »Meine Herren – zehnter Stock, ferronische Mode.«
Chaktor war der Einzige, der nicht lächelte, als die anderen gemeinsam den Aufzug betraten.
Sie wählten eine Wohnung aus, von der man einen Blick auf den Roten Palast haben müsste. Die Tür brachen sie wenig fachmännisch auf; Tschubai trat zweimal in Höhe des Schlosses gegen die Tür.
»Wo hast du das gelernt?«, fragte ihn Sengu.
»Im Sudan mussten wir manchmal in Häuser eindringen, um Leuten Hilfe zu leisten, die nicht mehr in der Lage waren, die Tür selbst zu öffnen. Da lernt man so etwas.«
»Wann war das?«
»In einem anderen Leben, Wuriu. In einem anderen Leben ...«
Die dahinter liegende Wohnung erschien leer. Trotzdem ließ Rhodan die anderen ausschwärmen, um die Räume zu durchsuchen. Wenig später trafen sie sich zu dritt im Flur wieder.
»Ein Bad und eine Art Andachtsraum, beide ohne Fenster, aber leer«, berichtete Tschubai.
»Schlafzimmer, Schlafzimmer, Arbeitszimmer, Küche. Kein Lebewesen, Fenster, aber eindeutig in die falsche Richtung«, kam die kurze Meldung von Sengu.