Pflegebezogene Mikroschulungen - Martin Schieron - E-Book

Pflegebezogene Mikroschulungen E-Book

Martin Schieron

0,0
30,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Das Praxishandbuch zur Mikroschulung zeigt Pflegenden, wie sie Klient*innen kleine Wissensportionen auf handlungsorientierte Weise innerhalb der Patientenedukation vermitteln können. Der erfahrene Experte und Autor für Patientenedukation beschreibt die wichtigsten Merkmale der Mikroschulung benennt zentrale Elemente einer Mikroschulung, wie Sachanalyse, Schulungsmaterial und -ablauf skizziert den Schulungsablauf in zwölf Schritten beschreibt die Einsatzfelder der Mikroschulung bezüglich Settings, Zielgruppen und Themen nennt notwendige Kompetenzen von Schulenden und welche Anforderungen sich ihnen stellen beschreibt, wie Mikroschulungen von Anwendenden evaluiert werden können und welche Studien zu ihrer Wirksamkeit vorliegen erläutert wesentliche Aspekte der Anwendung von Mikroschulungen fasst Grundlagen der Mikroschulung aus pädagogisch-didaktischer, pflegewissenschaftlicher und lernpsychologischer Perspektive verständlich zusammen skizziert Grundlagen und Prinzipien des Erwachsenenlernens und differenziert Lernstile, -typen und -ziele unterscheidet Einzel- und Gruppenschulungen als Formen der Mikroschulung beschreibt detailliert, wie man Schulungsmaterialien beurteilt, erstellt und einsetzt stellt Mikroschulungsbeispiele zu den Themen Dekubitus- und Sturzprophylaxe sowie zur subkutanen Injektion vor. "Ich bin begeistert von dem Praxishandbuch. Der Aufbau ist logisch, die Texte sind klar und verständlich geschrieben, es ist fachlich topp, praxisnah und umfassend. Die vielen Beispiele sind vielfältig und nachvollziehbar, Praxis und Theorie werden gut verknüpft. Wirklich ein schönes und gut lesbares Fachbuch zur Patientenedukation und Mikroschulung." Detlef Kraut, Lehrer für Pflege, Patientenschuler

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 240

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Martin Schieron

Pflegebezogene Mikroschulungen

Handlungsorientierte Patientenedukation in kleinen Wissensportionen

Pflegebezogene Mikroschulungen

Martin Schieron

Wissenschaftlicher Beirat Programmbereich Pflege:

André Fringer, Winterthur; Jürgen Osterbrink, Salzburg; Doris Schaeffer, Bielefeld;

Christine Sowinski, Köln; Angelika Zegelin, Dortmund

Martin Schieron. Diplom-Pflegewissenschaftler/FH, Krankenpfleger/RbP, Entspannungspädagoge

Parkstr. 63

40477 Düsseldorf

E-Mail: [email protected]

Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat gemeinsam mit den Autoren bzw. den Herausgebern große Mühe darauf verwandt, dass alle in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen, Internetlinks etc.) entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abgedruckt oder in digitaler Form wiedergegeben wurden. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes und der digitalen Produkte können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Copyright-Hinweis:

Das E-Book einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar.

Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.

Anregungen und Zuschriften bitte an:

Hogrefe AG

Lektorat Pflege

z. Hd. Jürgen Georg

Länggass-Strasse 76

3012 Bern

Schweiz

Tel. +41 31 300 45 00

[email protected]

www.hogrefe.ch

Lektorat: Jürgen Georg, Martina Kasper, Detlef Kraut, Alissa Leuthold

Redaktionelle Bearbeitung: Thomas Sonntag

Herstellung: René Tschirren

Umschlagabbildung: Getty Images/Maskot

Satz: Claudia Wild, Konstanz

Format: EPUB

1. Auflage 2024

© 2024 Hogrefe Verlag, Bern

(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-95966-5)

(E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-75966-1)

ISBN 978-3-456-85966-8

https://doi.org/10.1024/85966-000

Nutzungsbedingungen

Der Erwerber erhält ein einfaches und nicht übertragbares Nutzungsrecht, das ihn zum privaten Gebrauch des E-Books und all der dazugehörigen Dateien berechtigt.

Der Inhalt dieses E-Books darf von dem Kunden vorbehaltlich abweichender zwingender gesetzlicher Regeln weder inhaltlich noch redaktionell verändert werden. Insbesondere darf er Urheberrechtsvermerke, Markenzeichen, digitale Wasserzeichen und andere Rechtsvorbehalte im abgerufenen Inhalt nicht entfernen.

Der Nutzer ist nicht berechtigt, das E-Book – auch nicht auszugsweise – anderen Personen zugänglich zu machen, insbesondere es weiterzuleiten, zu verleihen oder zu vermieten.

Das entgeltliche oder unentgeltliche Einstellen des E-Books ins Internet oder in andere Netzwerke, der Weiterverkauf und/oder jede Art der Nutzung zu kommerziellen Zwecken sind nicht zulässig.

Das Anfertigen von Vervielfältigungen, das Ausdrucken oder Speichern auf anderen Wiedergabegeräten ist nur für den persönlichen Gebrauch gestattet. Dritten darf dadurch kein Zugang ermöglicht werden. Davon ausgenommen sind Materialien, die eindeutig als Vervielfältigungsvorlage vorgesehen sind (z. B. Fragebögen, Arbeitsmaterialien).

Die Übernahme des gesamten E-Books in eine eigene Print- und/oder Online-Publikation ist nicht gestattet. Die Inhalte des E-Books dürfen nur zu privaten Zwecken und nur auszugsweise kopiert werden.

Diese Bestimmungen gelten gegebenenfalls auch für zum E-Book gehörende Download-Materialien.

Zitierfähigkeit: Dieses EPUB beinhaltet Seitenzahlen zwischen senkrechten Strichen (Beispiel: |1|), die den Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe und des E-Books im PDF-Format entsprechen.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Geleitwort

Teil I: Mikroschulungen

1 Einleitung

2 Merkmale

2.1 Konzeptbasierung

2.2 Kürze

2.3 Begrenzung der Teilnehmendenanzahl

2.4 Adressatenbezug

3 Das schriftliche Mikroschulungskonzept

3.1 Vorbemerkung

3.2 Allgemeines/Voraussetzungen

3.3 Sachanalyse (theoretischer Hintergrund)

3.3.1 Wo kann recherchiert werden?

3.3.2 Welche weiteren Informationsquellen stehen zur Verfügung?

3.3.3 Was soll recherchiert werden?

3.3.4 Was geschieht mit den Rechercheergebnissen?

3.4 Schulungsmaterial

3.4.1 Erarbeiten möglicher Schulungsziele

3.4.2 Arten von Schulungsmaterial

3.5 Schulungsablauf

3.6 Artikulationsvorschlag

3.7 Evaluation

3.8 Anhang/Dokumente

3.9 Literatur/Quellenangaben

4 Die zwölf Schritte des Schulungsablaufs

4.1 Vorwissen und Einstellung ermitteln

4.2 Richtziel überlegen

4.3 Feinziele aushandeln

4.4 Wissen ergänzen

4.5 Anschauungsmaterial einsetzen

4.6 Handlung vorführen

4.7 Motivation zum Üben

4.8 Fragen beantworten

4.9 Informationsmaterial anbieten

4.10 Wissen überprüfen

4.11 Feedback geben

4.12 Dokumentation erstellen

5 Einsatzfelder

5.1 Settings

5.2 Zielgruppen

5.3 Themen

6 Aktualisierung

7 Anforderungen an Schulende

7.1 Herausforderungen

7.2 Kompetenzen

8 Evaluation

8.1 Evaluation durch Anwendende

8.2 Studien zur Wirksamkeit von Mikroschulungen

9 Implementierung

9.1 Wesentliche Aspekte

9.2 Anknüpfungspunkte

Teil 2: Grundlagen

10 Einleitung

11 Theoretische Grundlagen

11.1 Beratungskonzepte

11.2 Cognitive Apprenticeship

11.3 Didaktik der Erwachsenenbildung

11.4 Empowerment

11.5 Familienorientierung

11.6 Gesundheitskompetenz

11.7 Pflegetheorien

11.7.1 Henderson – Modell der Grundbedürfnisse

11.7.2 Orem – Theorie des Selbstpflegedefizits

11.7.3 Roper, Logan und Tierney – Lebensaktivitäten

11.7.4 Peplau – Theorie der interpersonalen Beziehung

11.7.5 Benner – Stufenmodell zur Pflegekompetenz

11.7.6 Juchli – Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL)

11.7.7 Krohwinkel – Fördernde Prozesspflege und ABEDLs

11.7.8 Friedemann – Theorie des systemischen Gleichgewichts

11.8 Ressourcenorientierung

11.9 Salutogenese

11.10 Selbstmanagement/Selbstwirksamkeit

11.11 Soziale Unterstützung

11.12 Subjektive Gesundheits- und Krankheitstheorien

11.13 Themenzentrierte Interaktion

11.14 Trajekt-Modell

11.15 Transtheoretisches Modell

11.16 Es gibt noch mehr …

12 Einige Gedanken zum Lernen

12.1 Lernen als Interaktion

12.2 Lernziele

12.3 Lernklima

12.4 Lernstile und Lerntypen

12.5 Erwachsene und Kinder

13 Schulungen in der Pflege

13.1 Gruppenschulungen

13.2 Einzelschulungen

13.3 Schulungsprozessmodelle

13.4 Gestaltung von Schulungen

13.4.1 Gruppenschulungen

13.4.2 Einzelschulungen

14 Informationsmaterialien beurteilen, einsetzen und erstellen

14.1 Arten von Informationsmaterial

14.1.1 Schriftliche Informationsmaterialien

14.1.2 Bilder als Informationsmaterialien

14.1.3 Filme als Informationsmaterialien

14.1.4 Weitere Materialien

14.2 Beurteilung von Informationsmaterialien

14.2.1 Hamburger Verständlichkeitsmodell

14.2.2 Lesbarkeitsformeln

14.2.3 Leichte und einfache Sprache

14.2.4 Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen

14.2.5 Falsche oder schlechte Gesundheitsinformationen im Internet

14.2.6 Die Wittener Liste

14.2.7 Beurteilung von Bildmaterial – eine Erweiterung zur Wittener Liste

14.2.8 Beurteilung von Filmen

14.3 Informationsmaterialien selbst erstellen

14.3.1 Broschüren

14.3.2 Poster

14.3.3 Bilddokumentationen

14.3.4 Erstellen von individualisierten oder individuellen Materialien

Anhang

Mikroschulung Sturzvorbeugung

Nutzerevaluation des Konzepts zur Erstellung von Mikroschulungen

Übersicht möglicher Inhalte eines schriftlichen Mikroschulungskonzeptes

Hinweise zu den Zusatz-Materialien

Autorenverzeichnis

Sachwortverzeichnis

|9|Vorwort

Pflegebezogene Mikroschulungen wurden Anfang der 2000er Jahre von Angelika Zegelin geprägt und mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern entwickelt.

Aktuell stehen auf der Homepage des Netzwerks Patienten- und Familienedukation in der Pflege e. V. (www.patientenedukation.de) allgemeine Informationen zu Mikroschulungen sowie eine Auswahl an Mikroschulungskonzepten zum kostenlosen Download zur Verfügung. Darüber hinaus sind seit Mitte der Nullerjahre in Deutschland, Österreich und der Schweiz immer wieder Artikel zu Mikroschulungen in Fachzeitschriften erschienen. Diese Artikel weisen verschiedene Schwerpunkte auf (Informationen zum Konzept, Entwicklung von Mikroschulungen etc.). Insofern steht der Begriff Mikroschulung seit nunmehr fast 20 Jahren innerhalb der Pflege im deutschen Sprachraum für strukturierte, systematische und qualitätsgesicherte pädagogische Angebote durch Pflegefachpersonen.

Als erste Mikroschulung wurde ein Konzept zur Erstellung von „Mikroschulungen“ am Beispiel der „Subkutanen Injektion“ vom Netzwerk Patienten- und Familienedukation in der Pflege e. V. in Kooperation mit der Universität Witten/Herdecke entwickelt und 2005 veröffentlicht. Nach einer 2008 durchgeführten Nutzerevaluation wurde es noch einmal überarbeitet und ergänzt. Dieses Konzept beinhaltet nicht nur die erste Mikroschulung „Subkutane Injektion“, deren Inhalte auch heutzutage größtenteils noch als aktuell zu betrachten sind. Es verfügt vielmehr auch über grundsätzliche Hinweise zur Erstellung von Mikroschulungen. Dieser Teil ist jedoch in erster Linie von historischem Interesse. Immerhin wurde hier erstmals eine Handlungsanleitung zur wissensgestützten Konzeption von Mikroschulungen niedergeschrieben. Aus diesem Grund wird das Konzept zur Erstellung von „Mikroschulungen“ am Beispiel der „Subkutanen Injektion“ in der Originalversion aus dem Jahr 2008 in der das Buch begleitenden Mediathek zur Einsicht und zum Herunterladen zur Verfügung gestellt. Das vorliegende Buch orientiert sich an dieser Handlungshilfe. Dabei greift es einen großen Teil der im deutschen Sprachraum verfügbaren Informationen zu Mikroschulungen in der Pflege auf. So erfährt das ursprüngliche Konzept eine Aktualisierung und Erweiterung.

Im ersten Teil des Buches finden Leser und Leserinnen, die Mikroschulungen entwickeln möchten, praxisrelevante Hinweise. Mikroschulungen basieren immer auf einem schriftlichen Mikroschulungskonzept, das wesentliche Aspekte des jeweiligen Themas beinhaltet. Die Inhalte eines solchen Grundkonzepts werden in Kapitel 3 vorgestellt und erläutert. Aufgrund ihrer Bedeutung wird die Struktur der Schulungseinheiten in Kapitel 4 ausführlich vorgestellt. Dazu werden praktische Hinweise und Hintergrundinformationen gegeben. Diese beiden Kapitel beinhalten die wesentlichen Informationen zur Erstellung von Mikroschulungskonzepten und zur Durchführung der Schulungseinheiten.

Kapitel 5 beschreibt pflegerische Themen für Mikroschulungen, die entsprechend der zuvor beschriebenen Struktur bereits als Mikroschulung aufbereitet sind oder sich für eine sol|10|che Aufbereitung anbieten. Darüber hinaus werden mögliche Settings und Zielgruppen für Mikroschulungen benannt. In den Kapiteln 6 bis 8 werden weiterführende Informationen zu drei Aspekten eines schriftlichen Grundkonzeptes gegeben, die als Hintergrundinformationen zu verstehen sind. Zum Abschluss des ersten Buchteils werden in Kapitel 9 Hinweise zur Implementierung von Mikroschulungen aufgeführt. All dies soll beruflich Pflegende dazu ermutigen, Mikroschulungen zu entwickeln und weitreichend zu implementieren.

Der zweite Teil des Buches bietet vielerlei Informationen über weitere theoretische Hintergründe von Mikroschulungen. Dort sind zunächst Kurzinformationen zu den theoretischen Grundlagen der Patienten- und Familienedukation allgemein und speziell zur edukativen Intervention „Mikroschulung“ aufgeführt. Weitere Abschnitte befassen sich mit zentralen Aspekten des Lernens und von Schulungen in der Pflege. Abgeschlossen wird dieser Teil mit Praxishinweisen zur Beurteilung, dem Einsatz und der Erstellung von Informationsmaterialien.

Im Anhang des Buches ist das schriftliche Konzept zur Mikroschulung Sturzvorbeugung als Beispiel aufgeführt. Es ist mit der Mikroschulung Dekubitusprophylaxe für Menschen mit Querschnittlähmung auch in der Mediathek verfügbar und steht auf der Homepage des Netzwerks Patienten- und Familienedukation in der Pflege e. V. (www.patientenedukation.de) zum Download zur Verfügung. Daneben findet sich dort die Evaluation der Nutzerbefragung zur ersten Version des Konzeptes zur Erstellung von „Mikroschulungen“ am Beispiel der „Subkutanen Injektion“, die hier erstmals veröffentlicht wird. Ebenso ist dort eine zusammenfassende Übersicht der (möglichen) Inhalte eines Mikroschulungskonzeptes zu finden.

Nun noch zwei formelle Hinweise: Ich habe versucht, dieses Buch in gendergerechter Sprache zu verfassen. Bei einigen Begriffen (z. B. Patientenedukation, Patienten-Informations-Zentrum, Patientenschulungen) habe ich mich aus zwei Gründen dennoch entschlossen, nicht gegenderte Varianten der Begriffe zu verwenden. Einerseits werden bestimmte Begriffe in Gesetzen oder feststehenden Bezeichnungen (z. B. Vereinsnamen) verwendet und sollen daher so beibehalten werden. Andererseits sollten zusammengesetzte Worte zugunsten der besseren Lesbarkeit grundsätzlich nicht gegendert werden. Der Begriff Angehörige wird von mir in einem weitgefassten Sinn verwendet. In diesem Buch umfasst er nicht nur Familienangehörige, sondern auch sorgende Menschen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis oder aus der Nachbarschaft. Die Begriffe Patientinnen/Patienten und Pflegebedürftige stehen hier auch für weitere Personen, die pflegerische Dienstleistungen in Anspruch nehmen (z. B. Personen, die Einrichtungen zur Hilfe für Menschen mit Behinderung nutzen).

Bedanken möchte ich mich bei den Kolleginnen und Kollegen des Netzwerks Patienten- und Familienedukation in der Pflege e. V. für ihre Unterstützung und insbesondere für das Zur-Verfügung-Stellen der hier verwendeten Mikroschulungskonzepte. Ein spezieller Dank gilt dabei Marion Stein. Als Leitung des Patienten-Informationszentrums (PIZ) am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier unterstützte sie bereits mehrfach aktiv die Bereitstellung von Bildmaterial. Ebenso gilt mein Dank allen weiteren Personen und Institutionen, die Bildmaterial oder andere Abbildungen zur Verfügung gestellt haben.

Besonders danken möchte ich Angelika Zegelin für ihre wertvolle Unterstützung bei der Konzeption, die vielen hilfreichen Informationen und ihr Vertrauen in mich.

Nun wünsche ich allen Lesern und Leserinnen viel Freude bei der Beschäftigung mit diesem Buch – und beim Entwickeln von Mikroschulungen.

Martin Schieron

|11|Geleitwort

Patientinnen und Patienten, Pflegebedürftige und Angehörige müssen immer mehr Pflegemaßnahmen selbst lernen, um mit Krankheiten und pflegebedingten Einschränkungen zurechtzukommen – die professionelle Pflege reicht da künftig nicht mehr aus.

Mikroschulungen sind ein pflegespezifisches Konzept – abseits der diagnoseorientierten medizinischen Gruppenschulungen. Diese informieren in mehreren Sitzungen zur Krankheit, häufig durch die Pharma-Industrie entwickelt.

Entwicklungen

Die Idee zu Mikroschulungen kam mir kurze Zeit nach der Gründung des ersten Patienteninformationszentrums im heutigen Klinikum Lüdenscheid im Jahr 1999. Eine Arbeitsgruppe unter meiner Leitung, bestehend aus Praktikern und Praktikerinnen, Klinikleitung und Studierenden, hat alle ersten Entwicklungen begleitet. Damals nahm die Notwendigkeit zu, Patientinnen und Patienten zu einer Heparin-Selbstinjektion anzuleiten. Es kam die Anfrage, in welcher Form strukturiert vorgegangen werden kann. „Mal eben schnell zeigen“ hieß es bis dahin, und die Schulung blieb überall beliebig. Der Begriff Mikroschulung sollte deutlich machen, dass es um kurze Einheiten ging, etwa Blutzuckermessung, Augentropfen geben, Verbandwechsel oder sicheres Aufstehen. Die Schulung sollte sich auf diese Intervention konzentrieren und höchstens 15–20 Minuten dauern.

Nach der Entwicklung der ersten Mikroschulung zur Subkutan-Injektion fielen uns vielerlei Pflegemaßnahmen zur Vermittlung an Patientinnen und Patienten und Angehörige auf. Es gibt etliche übergreifende Themen, für jede chronische Krankheit verschiedene Themen und auch je Fachgebiet Spezialitäten. Zunächst dachte ich, dass in kurzer Zeit viele Mikroschulungen entwickelt werden könnten – dies stellte sich aber als Trugschluss heraus. Allein das Konzept für die erste Schulung zur Subkutan-Injektion brauchte fast ein Jahr Gruppendiskussionen – einschließlich der Grundlagenentwicklung zum Vorgehen in zwölf Schritten, Evaluationsvorschlägen usw.

Viel Zeit ging in die Sachanalyse, Recherchen und Fragen nach der Evidenz; zumindest Expertenmeinungen sollten die Themen stützen. Hinzu kamen neuzeitliche Vermittlungsformate, nach Zielen oder besser noch Kompetenzen. Im Grunde folgte das Vorgehen den Schritten: Voraussetzungen klären, Vormachen, Nachmachen, Üben, Begleitmaterial, Auswerten. So umfasste die erste Mikroschulung einen Text von 35 Seiten mit verschiedenen Einschätzungs- und Dokumentationsformularen sowie Ideen für „Materialkörbe“ im Anhang.

Kurze Zeit später entstand der Wunsch, eine Mikroschulung zum endotrachealen Absaugen für Kehlkopfoperierte zu entwickeln – schon in den ersten Diskussionen wurde deutlich, dass diese Personen mehrere Mikroschulungen wie Stomapflege, Kanülenwechsel u. a. m. brauchten. Dazu kamen Informationsgespräche, Beratungen, Broschüren u. a. m. Nach längerer ehrenamtlicher Arbeit entstand ein umfängliches Konzept „Anleitung zur Tracheostomapflege“. Es ist inzwischen veraltet, kann aber über eine Firma noch abgerufen werden (www.fahl.de). Immerhin wurde auf der HNO-Station des heu|12|tigen Klinikums Lüdenscheid dieses Programm jahrelang umgesetzt, es wurden Vorträge dazu gehalten. Schwierig war es, das Vorgehen bei einzelnen Patientinnen und Patienten im Nachgang zu evaluieren. Es war nur eine Einschätzung zur Entlassung vorgesehen. So war angedacht worden, während eines Besuches zur Krebs-Nachsorge in der Ambulanz nachzufragen – im klinischen Betrieb sind solche zusätzlichen Aktionen kaum zu realisieren. Ganz anders lief es im Universitätsspital Zürich. Dort wurden die Mikroschulungen mit wenigen Veränderungen umgesetzt. Eine eigens dafür eingestellte Pflegeexpertin kümmerte sich, machte sogar Hausbesuche. Insgesamt entstand der Eindruck, dass besser geschulte Patientinnen und Patienten weniger Hilfe brauchen, weniger Komplikationen erleiden. In Deutschland war es schwierig, weitere Kliniken zur Implementierung dieser Mikroschulungen zu finden. Ein Finanzierungsantrag bei der Stiftung Deutsche Krebshilfe wurde abgelehnt.

Die Idee der pflegebezogenen Mikroschulungen verbreitete sich in den letzten 20 Jahren rasch in den deutschsprachigen Ländern. So wurden etwa im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier viele Mikroschulungen entwickelt und auf den Stationen implementiert. Ich stellte mir eine Tauschbörse vor, mit hunderten von Schulungen nach gleichem Standard. Ich habe viele unterschiedliche Abschlussarbeiten dazu in den letzten 20 Jahren inoffiziell begleitet. Die meisten genügten aber nicht den Vorgaben, wurden auch nicht publiziert. Für eine Bachelor- oder Weiterbildungsarbeit ist die Erstellung einer Mikroschulung auch überdimensioniert.

Zu Beginn war sogar eine eigene Mikroschulungsfirma für mich vorstellbar oder ein Schwerpunkt dazu an einer Hochschule – alle diese Gespräche verliefen „im Sande“. Ebenso auch die ersten Gespräche mit großen Pflegekassen. Es ging darum, die Struktur auf Themen der „Individuellen häuslichen Schulungen“ (§ 45 SGB XI) zu übertragen. Dieser Aufwand war aber nicht gewünscht, jeder Pflegedienst sollte selbst Themen „erarbeiten“. Zur Dokumentation reichte ein Fragenkatalog analog zum Pflegeprozess. Dies war erstaunlich, zumal überall mehr Fachlichkeit und Evidenzbasierung gefordert wurden.

Auch meine Initiativen, Mikroschulungen als Gerüst für Patientenfilme zu nutzen, waren erfolglos, abgesehen davon, dass die Filmfirmen von mir jeweils eine Vorfinanzierung von 20 000 Euro erwarteten. Lange Zeit habe ich die Implementierung pflegerischer Entlassungsberichte unterstützt – mit Mitteilungen über durchgeführte Mikroschulungen. Aus Zeitmangel wurde dies nicht umgesetzt. Ich hatte mir sogar Mikroschulungen „auf Rezept“ vorgestellt.

Erfreulicherweise erging 2010 ein Auftrag der Firma Nutricia-Milupa GmbH an mich. Damals war ich im Department Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke beschäftigt. Es ging um den Homecare-Bereich und Fragen der Sondenkostgabe. Es wurde festgestellt, dass hunderte von Außendienstmitarbeitenden das Vorgehen völlig unterschiedlich vermittelten – durchaus mit diversen Fehlermeldungen oder Beschwerden in den ersten Monaten von den Patientinnen und Patienten daheim. Ich konnte eine Mitarbeiterin einstellen und wir beschäftigten uns über ein Jahr mit mehreren Mikroschulungen in diesem Feld, befragten Nutricia-Mitarbeitende und recherchierten. Es entstanden umfängliche Unterlagen, die in der Firma verbreitet wurden. Leider waren keine Mittel für eine Anwenderschulung oder eine Evaluation vorgesehen, auch ein Update fand nicht statt. Inzwischen sind die Konzepte von der Homepage der Nutricia-Milupa GmbH verschwunden – alle drei Jahre sollten die Inhalte geprüft werden. In dieser Form müssten eigentlich zahlreiche Konzepte entstehen, besonders auch im Homecare-Bereich.

Eine Mikroschulung ist eine „Pflege-Intervention“ – auch mit rechtlicher Verantwortung. Sie sollte nur eine spezifische Maßnahme fokussieren. Die Mikroschulung „Sturzvorbeugung“ des Netzwerkes Patienten- und Familien|13|edukation in der Pflege e. V. ist wegen ihrer Komplexität insofern als grenzwertig zu betrachten. Sturz kann ganz verschiedene Ursachen haben. Daher ist hier ein anderes Vorgehen wichtig als beim Üben einer Subkutan-Injektion. Auslöser für die Entwicklung war damals der „Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege“. In den Expertenstandards ist auch eine Kategorie zur Vermittlung der Inhalte an die Betroffenen vorgesehen. Gerne hätte ich gesehen, dass unser Mikroschulungskonzept ausdrücklich in den Expertenstandards empfohlen würde.

Entscheidender Hintergrund

Vielleicht fragen Sie sich: Warum der ganze Aufwand?

Eine professionelle Pflege zu verdeutlichen, Struktur zu geben, ist das Thema meiner gesamten beruflichen Arbeit in 50 Jahren. Für mich ist professionelle Pflege absolut hochwertig. Es ist unerträglich, dass wir vielfach als einfache „Handlanger“ gesehen werden. Die gesamte Person und ihre Lebensqualität im Alltag realisieren sich bei Pflegebedürftigen durch die Pflegearbeit. Dazu gehören meines Erachtens viele Kompetenzen. Mein Anliegen ist die „sprechende Pflege“, deswegen denke ich, dass die psycho-pädagogischen Anteile der Pflege ebenso wichtig sind wie die medizinischen Aspekte. Wenn dies klarer würde, käme es zu einer Aufwertung unseres Berufes. Durch den Pflegenotstand ist dies alles wieder abgebaut worden. Ja, wir haben etwas zu sagen, Patientinnen und Patienten, Pflegebedürftigen und Angehörigen etwas zu vermitteln – wir sind „dicht dran“.

Die Chancen werden oft nicht genutzt, es gibt keine Konzepte. Jeder und jede macht irgendetwas – nicht strukturiert und dokumentiert, nicht evaluiert, nicht finanziert. Erkrankte Personen haben mir immer wieder berichtet, wie wichtig gute Gespräche und Anleitungen für sie waren. Ich wünsche mir, dass unsere Arbeit sichtbarer, unser Vorgehen konturierter wird. Dazu tragen auch Didaktisierungen bei, Lehren und Lernen brauchen Grundlagen – das Mikroschulungskonzept bietet diese Folie. Grundlagen der Vermittlungsarbeit sollte jede Pflegefachperson beherrschen; nicht umsonst ist ja die Unterstützung der Selbstpflege sowohl historisch als auch international ein wichtiges Pflegeziel.

Es ist klar, dass solche Konzepte nicht nebenbei während der Versorgungsarbeit entstehen können. Suchen Sie Hilfe in Ihrem Arbeitsfeld, sprechen Sie über eine Teilfreistellung mit Ihren Vorgesetzten. Fragen Sie bei Bildungs- oder Pflegeentwicklungsabteilungen nach, bei Firmen oder Patientenzusammenschlüssen, auch in der Politik gibt es Mitstreiter und Mitstreiterinnen. Bringen Sie kleine Fortschritte in die Öffentlichkeit. Die (schriftlichen) Konzepte können auch kürzer gefasst werden, sie sollten sich aber an diesem Rahmen hier orientieren. Die Beliebigkeit und Zufälligkeit der Pflege muss aufhören.

Ermutigung

Martin Schieron hat hier in Breite und Tiefe alles Wissenswerte zu Mikroschulungen zusammengetragen. Er liefert zudem viele zusätzliche Hinweise. Das Werk ist schon lange geplant, es gibt viel Nachfrage. Wir möchten Sie ermutigen, sich an die Aufgabe „Mikroschulung“ zu machen – deswegen hoffe ich auf eine „Makro“-Verbreitung“ dieses Buches und irgendwann auf ein neues Buch mit vielen Mikroschulungen.

Dortmund, im Juli 2023

Prof. Dr. Angelika Zegelin

Krankenschwester und Pflegewissenschaftlerin

|15|Teil I: Mikroschulungen

|17|1  Einleitung

Der Begriff Mikroschulung und das damit gemeinte Konzept für die Pflege wurden erstmals von Angelika Zegelin als Abgrenzung von den umfänglichen, diagnoseorientierten Gruppenschulungen für Patientinnen und Patienten geprägt. Mikroschulungen sind Schulungssequenzen mit einem zeitlichen Umfang von bis zu maximal 30 Minuten, die sich an einen oder zwei Adressaten und Adressatinnen richten. Die Schulungssequenzen oder auch Lehr- oder Lerneinheiten fußen auf einem wissensbasierten, schriftlichen Mikroschulungskonzept, das auch Assessments und Hinweise zu Dokumentation und Evaluation enthält (Abt-Zegelin, 2006; Segmüller, 2015; Tolsdorf, 2010a; Zegelin, 2012).

Patientinnen und Patienten werden heutzutage nach einem stationären Aufenthalt in einem Krankenhaus früher entlassen als noch vor wenigen Jahren. Einige Eingriffe werden vollständig ambulant oder mit minimaler Liegezeit durchgeführt. In Deutschland werden mehr als 80 % der pflegebedürftigen Personen in häuslicher Umgebung versorgt – zumeist ausschließlich oder zumindest mit Unterstützung durch pflegende Angehörige (Statistisches Bundesamt, 2022). Daher müssen Patientinnen und Patienten, Pflegebedürftige und Angehörige immer mehr Aufgaben der Pflege und Krankenbehandlung selbst übernehmen. Damit sie dies leisten können, sind angepasste Lehrkonzepte sowie eine am individuellen Bedarf ausgerichtete Vermittlung von Informationen, Wissen und Kompetenzen notwendig (Jurkowitsch, 2017).

Internationale und nationale Studien beschreiben beispielsweise, dass sich die Lebensqualität pflegender Angehöriger von Schlaganfallpatientinnen und -patienten verbessert, wenn sie bereits während des stationären Aufenthalts der pflegebedürftigen Person individuell geschult werden (Kalra et al., 2004). Dies hängt jedoch nicht nur von den vermittelten Inhalten ab, sondern in besonderer Art und Weise auch davon, dass bestehendes Wissen und vorhandene Kompetenzen der Angehörigen eingesetzt und gewürdigt werden (Schlote, 2006). Insgesamt gilt bei pflegenden Angehörigen zudem zu berücksichtigen, dass es für sie oft leichter ist, an Schulungen teilzunehmen, wenn die pflegebedürftige Person noch stationär untergebracht ist. Hat die häusliche Versorgung bereits begonnen, fällt es den Angehörigen schwerer, Zeit für Schulungen aufzubringen (Gillespie & Campbell, 2011).

Der Sinn pflegebezogener Mikroschulungen ist, das Wissen und die Fähigkeiten Lernender zu ergänzen, ihre Autonomie zu fördern und ihnen zu helfen, zu Experten und Expertinnen in eigener Sache zu werden (Tolsdorf, 2010a). Ob es sich bei den Lernenden um Patientinnen und Patienten, Pflegebedürftige oder Angehörige handelt, ist dabei unerheblich. Auch sind nicht nur Wissen und Fähigkeiten von Bedeutung. Vielfach gelingt es durch Mikroschulungen, Ängste und Unsicherheiten aufseiten der betroffenen Personen zu verringern oder sogar ganz abzubauen. Es können gemeinsam mit ihnen Antworten auf offene Fragen erarbeitet oder neue Perspektiven entwickelt werden (Jurkowitsch & Schwaighofer, 2018).

Trotz Erkrankung oder Pflegebedürftigkeit, trotz der Sorge und des Kümmerns um eine an|18|dere Person Strategien und Wege zu entwickeln, sich bestehenden und zukünftigen Herausforderungen stellen zu können, ist zentraler Punkt des Selbstmanagements. Eigene Bedürfnisse, Wünsche oder Vorstellungen sollen zudem nicht aufgegeben werden. Mikroschulungen können ein wesentlicher Baustein dieses Prozesses sein. Sie ermöglichen Pflegefachpersonen eine systematische und qualitätsgesicherte pädagogische Begleitung von Patientinnen und Patienten, Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen (Riegraf, 2018). Mikroschulungen sind Pflegeinterventionen und liegen in der Verantwortung der beruflich Pflegenden. Die konzeptuelle Verankerung von Mikroschulungen stellt sicher, dass die Begleitung der zu schulenden Personen immer der gleichen Systematik folgt. So kann eine gleichbleibende Versorgungsqualität erreicht werden.

Microteaching versus Mikroschulung

Das hier vorgestellte Konzept pflegebezogener Mikroschulungen darf nicht mit ähnlich klingenden Konzepten wie dem Microteaching verwechselt werden. Beim Microteaching handelt es sich um eine Lehrmethode, die ursprünglich in der Lehrerbildung angewendet wurde (Allen & Ryan, 1974). Inzwischen kommt diese Lehrmethode aber auch in der Aus- und Weiterbildung von helfenden Berufen zum Einsatz (Dorrmann, 2011). Trotz der namentlichen Nähe handelt es sich um verschiedenartige Bildungskonzepte für unterschiedliche Zielgruppen.

Zudem werden Mikroschulungen als didaktisches Konzept zunehmend auch als Möglichkeit der Schulung von Beschäftigten im Gesundheitswesen beschrieben. So berichten beispielsweise Nydahl et al. (2023) über Mikroschulungen, in denen thematisch betroffene Mitarbeitende von Atemtherapeuten und -therapeutinnen geschult wurden. Im Modulhandbuch des Bachelor-Studiengangs Berufspädagogik im Gesundheitswesen der Fachhochschule Münster (2022) werden Mikroschulungen für Kollegen und Kolleginnen als Lerninhalt aufgeführt.

Diese Aspekte werden im Weiteren nicht aufgegriffen. Das vorliegende Buch konzentriert sich auf das Konzept pflegebezogener Mikroschulungen für Patientinnen und Patienten, Pflegebedürftige und Angehörige.

|19|2  Merkmale

In der Pflege sind kurze Einzelschulungen ein typischer Teil des Pflegeprozesses. Inhaltlich und zeitlich begrenzte Lerneinheiten haben sich insofern bereits als ideale Schulungsform in der Pflege bewährt (Zegelin, 2012). Zudem steht im Pflegealltag nicht viel Zeit für längere Schulungsformate zur Verfügung. Dies gilt sowohl für Krankenhäuser und die stationäre Langzeitpflege als auch für den ambulanten Bereich. Trotz der zeitlichen Begrenzung ist das zielorientierte, strukturierte und geplante Vermitteln von Wissen und Fertigkeiten notwendig. Gleichzeitig sollten pflegebezogene Einzelschulungen immer an der Individualität der Adressaten und Adressatinnen und somit auch an ihrer psychischen Lage und Befindlichkeit orientiert sein (Abt-Zegelin, 2003). Schließlich befinden sich Patientinnen und Patienten, Pflegebedürftige und Angehörige in Situationen, in denen sie sich und ihr Leben z. B. aufgrund einer Erkrankung neu ausrichten müssen. Vielleicht werden sie von krankheitsbedingten Schmerzen oder anderen Beeinträchtigungen geplagt. Gleichzeitig müssen oder wollen sie beispielsweise Fähigkeiten und Fertigkeiten für die Zeit nach einem Krankenhausaufenthalt erwerben, um Aufgaben der Nachbehandlung selber durchführen zu können.

Mikroschulungen begegnen diesen Aspekten mit einem durchdachten und pädagogischen Konzept, mit fachlich aktuellem Wissen und individueller Ausrichtung. Sie ermöglichen einen qualitätsgesicherten Wissenstransfer und beugen Versorgungsbrüchen vor. Mikroschulungen enthalten je nach Thema immer auch informierende und beratende Anteile (Tolsdorf, 2010a). Sie sollten von Pflegefachpersonen in ihrem jeweiligen Pflegealltag bei Bedarf durchgeführt werden und als regelhaftes Angebot in Pflegeeinrichtungen jeglicher Art breit implementiert sein (Zegelin, 2012).

Grundsätzlich sind Mikroschulungen durch mehrere Merkmale gekennzeichnet.

2.1  Konzeptbasierung

Jeder einzelnen Mikroschulung liegt ein schriftliches Konzept zum jeweiligen Schulungsthema, z. B. „Subkutane Injektion“ oder „Gabe von Augentropfen“, zugrunde. Das Konzept beinhaltet aktuelle und, soweit vorhanden, evidenzbasierte Informationen zu dem Thema. Es gibt Hinweise zu Informationsmaterial, das potenziell einzusetzen oder zu erstellen ist (Kap. 3.4), und beschreibt didaktisch planvolle und strukturierte Vorgehensweisen zu den einzelnen Schulungseinheiten (Kap. 3.5). Auch die Evaluation der Mikroschulung wird im Grundkonzept der Mikroschulung beschrieben (Kap. 3.7). Darüber hinaus beinhaltet das Konzept allgemeine Hinweise zu notwendigen Voraussetzungen für die Erstellung und Durchführung von Mikroschulungen, z. B. zu den Kompetenzen der Schulenden (Kap. 3.2) (Netzwerk Patienten- und Familienedukation in der Pflege, 2008a).

2.2  Kürze

Mikroschulungen sind kleine Lerneinheiten, in denen Wissensportionen, Fertigkeiten oder Verhaltensweisen vermittelt bzw. geübt werden |20|können. Die einzelnen Schulungseinheiten sind zeitlich auf zehn bis maximal 30 Minuten begrenzt (Abt-Zegelin, 2006). Die mit der Kürze einhergehende inhaltliche Begrenzung der einzelnen Schulungseinheiten ist einerseits der Situation der erkrankten oder pflegebedürftigen Person und ihrer Angehörigen geschuldet. Beispielsweise wirken während des stationären Aufenthaltes in einem Akutkrankenhaus viele Reize auf Patientinnen und Patienten und Angehörige ein. Es muss viel Neues und oft auch Negatives verarbeitet werden. Notwendige Schulungseinheiten sollen die Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen aber nicht zusätzlich überfordern. In der stationären oder ambulanten Langzeitpflege sind die Lebenssituationen vielfach bereits gut eingespielt, aber die zu schulenden Personen befinden sich zum großen Teil schon in einem fortgeschrittenen Alter. Durch ihre Pflegebedürftigkeit – egal ob physisch, psychisch oder mental bedingt – sind sie oft eingeschränkt. Auch hier sollen kurze Schulungseinheiten eine Überforderung verhindern und so den Lernerfolg vergrößern. Auf der anderen Seite sind Schulungseinheiten durch Pflegefachpersonen im Rahmen des Pflegeprozesses am besten durchzuführen, wenn sowohl die Vorbereitung als auch die Durchführung für die beruflich Pflegenden zeitlich leistbar ist. Die einzelnen Einheiten können beliebig oft wiederholt oder aufeinander aufbauend durchgeführt werden.

2.3  Begrenzung der Teilnehmendenanzahl

Mikroschulungen sind Einzelschulungen (vgl. auch Kap. 13.2), die sich in der Regel an ein bis zwei Personen richten. Dies kann z. B. eine erkrankte Person und ihre engste Bezugsperson (z. B. Partner oder Partnerin) sein. Es kann jedoch auch vorkommen, dass mehr Personen in die Versorgung einer erkrankten oder pflegebedürftigen Person einbezogen sind oder zukünftig einbezogen werden sollen. Daher ist es grundsätzlich auch möglich, Mikroschulungseinheiten für kleine Gruppen von Personen zu öffnen. Da eine Mikroschulungseinheit 30 Minuten nicht überschreiten soll, sollte die Anzahl der Teilnehmenden jedoch entsprechend des Themas begrenzt werden. Falls zu viele Personen einzubeziehen sind, ist es sinnvoller, mehrere inhaltsgleiche Einheiten anzubieten. So können alle zu berücksichtigenden Personen geschult werden, ohne dass der zeitliche Rahmen einer Schulungseinheit ausgedehnt werden muss. Zudem ist es so besser möglich, auf die Teilnehmenden individuell einzugehen.

2.4  Adressatenbezug

Die Flexibilität bezüglich der Anzahl der Teilnehmenden an einzelnen Schulungseinheiten verdeutlicht zudem ein weiteres Merkmal von Mikroschulungen: Sie werden individuell an die zu schulenden Personen angepasst. Das hinterlegte theoretische Grundkonzept wird möglichst maßgeschneidert auf die Teilnehmenden der Schulung umgesetzt (Abt-Zegelin, 2006). Dabei werden jedoch nicht die erarbeiteten Inhalte verändert. Stattdessen wird beispielsweise die Art und Weise der Vermittlung der Inhalte an die Teilnehmenden angepasst. So können vorhandene Fähigkeiten und Erfahrungen der zu schulenden Personen, aber auch ihre Wünsche berücksichtigt werden. Wesentliche Aspekte des Schulungsthemas können auf den Lebensalltag der Menschen bezogen und angepasst vermittelt werden (Tolsdorf, 2010a). Die regelhaft vorgesehene Individualisierung des jeweiligen Grundkonzeptes ist nicht nur ein wesentliches Merkmal, sondern zugleich auch der wertvollste Vorteil von Mikroschulungen.

|21|3  Das schriftliche Mikroschulungskonzept

Neue Mikroschulungskonzepte entstehen heutzutage in der Regel durch die Initiative einzelner Pflegefachpersonen oder kleiner Gruppen beruflich Pflegender. Die beteiligten Personen haben die Notwendigkeit oder Sinnhaftigkeit eines solchen Konzeptes erkannt und beginnen mit der Erarbeitung neuer Mikroschulungen. Dabei wenden sie sich Themen zu, die für ihren Arbeitsbereich bedeutsam sind. Vereinzelt werden Mikroschulungskonzepte auch im Rahmen von Studienabschlussarbeiten wie Bachelor- oder Masterarbeiten entwickelt. Die Erstellung solch komplexer Konzepte benötigt allerdings etwas Zeit (Rathwallner, 2015). Dies zeigte sich bereits bei der Erstellung der ersten Mikroschulung „Subkutane Injektion“ und war in erster Linie der Recherche zum Stand des Wissens geschuldet (Segmüller, 2015). Für die Erstellung eines Mikroschulungskonzeptes sollten etwa 14 Tage veranschlagt werden, wenn zusammenhängend am Konzept gearbeitet werden kann. Dies ist im Arbeitsalltag der meisten Pflegefachpersonen jedoch kaum möglich. Daher werden die Konzepte in der Regel nicht en bloc erstellt. Insofern verteilen sich die angegebenen 14 Tage zumeist auf mehrere Wochen oder sogar Monate (Zegelin, 2012).

Die ersten Mikroschulungskonzepte wurden im Umfeld des Netzwerks Patienten- und Familienedukation in der Pflege e. V. und des pflegewissenschaftlichen Departments der Universität Witten/Herdecke entwickelt. Zunächst wurde dort gemeinsam an der Mikroschulung zum Thema „Subkutane Injektion“ gearbeitet. Gleichzeitig sollten die Arbeitsergebnisse anderen interessierten Personen helfen, eigene Mikroschulungskonzepte zu erstellen. So entstand das Konzept zur Erstellung von „Mikroschulungen“ am Beispiel der „Subkutanen Injektion“ als Arbeitshilfe (Netzwerk Patienten- und Familienedukation in der Pflege, 2008a). Es kann in der Mediathek zum Buch und auch auf der Homepage des Netzwerks Patienten- und Familienedukation in der Pflege e. V. (https://patientenedukation.de/materialien/mikroschulungen) eingesehen und kostenlos heruntergeladen werden.

Orientiert an diesem Ursprungskonzept erfolgt an dieser Stelle im Folgenden eine aktualisierte und erweiterte Darstellung dessen, was ein theoretisches Grundkonzept für eine Mikroschulung beinhalten sollte. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um folgende Abschnitte:

Vorbemerkung

Allgemeines/Voraussetzungen

Sachanalyse (theoretischer Hintergrund)

Schulungsmaterial

Schulungsablauf

Artikulierungsvorschlag

Evaluation

Anhang/Dokumente

Literatur-/Quellenangaben.