Philosophie für Dummies - Tom Morris - E-Book

Philosophie für Dummies E-Book

Tom Morris

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Beschreibung

Fanden Sie Philosophie eigentlich schon immer interessant, aber haben sich nie so recht herangetraut? Dann ist dies das Buch für Sie! »Philosophie für Dummies« ist eine Einführung in die Gedanken großer Denker und die verschiedenen Disziplinen, aber vor allem auch eine Ermunterung, sich selbst Gedanken zu machen - über den Sinn des Lebens, ethische Vorstellungen, oder die Frage, was wir überhaupt wissen können ...

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Philosophie für Eltern

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GRUNDLEGENDE BEGRIFFE

Philosophie: Liebe zur Weisheit. (Teil I)Weisheit: Praktische Einsicht in die vernünftigste Art der Lebensführung. (Teil I)Epistemologie/Erkenntnistheorie: Die Lehre von Voraussetzungen für Erkenntnis, Überzeugungen, Wahrheit, Wissen und Vernunft. (Teil III)Metaphysik: Die Lehre vom »Sein« beziehungsweise davon, was wirklich existiert. Die Metaphysik betrifft all die Fragen, bei denen es um die »letzten Dinge«, um grundsätzliche Prinzipien und Strukturen geht; meta bedeutet so viel wie »nach« oder »hinter« (den Dingen). (Teil IV, V und VI)Ethik: Die Lehre davon, was moralisch gut und was schlecht, was falsch und was richtig ist. Außerdem geht es in der Ethik um Regeln und Tugenden, Charaktereigenschaften und Laster (das heißt Untugenden) sowie um Erfolg und Glück (Teil III). Die Ethik ist darüber hinaus noch unterteilt in so unterschiedliche Bereiche wie: Berufsethik: Was darf man ruhigen Gewissens tun?Rechtsethik: Wen darf man ruhigen Gewissens verklagen?Medizinische Ethik: Wann darf man ruhigen Gewissens klonen?Technologische Ethik: Warum ist es in Ordnung, ein Telefon anzuzapfen?Ästhetik: Die Lehre vom Schönen, vom Hässlichen und vom Erhabenen. Was ist Kunst? (Ein metaästhetischer Rat: Sollte Ihnen einmal ein akademisch ausgebildeter Ästhetiker begegnen, der noch nicht einmal eine passende Krawatte zu seinem Anzug aussuchen kann, so sollten Sie nicht unbedingt alles für bare Münze nehmen, was er sagt. (Kapitel 8)

EINIGE WICHTIGE DENKER DER ANTIKE

Vorsokratiker: Anaximenes, Anaximander, Anaxagoras. Ihre Namen klingen in gleichem Maße seltsam wie sie berühmt sind. Sie gehören zu den frühesten Philosophen, deren Werk wenigstens in Fragmenten bis in unsere Tage überliefert worden ist. Ein weiterer Vorsokratiker war Thales, ein Philosoph, der daran glaubte, dass das Wasser der Ursprung aller Dinge sei, derselbe, der auch selbst einmal beinahe ertrunken wäre und der schließlich reich wurde, als es ihm gelang, einen Stand auf dem Olivenmarkt zu ergattern. Die Vorsokratiker waren aber nicht nur Philosophen, sondern sie erfanden auch etwas, das man als spekulative Protowissenschaft bezeichnen könnte, das heißt, sie versuchten auf spekulativem Wege, wissenschaftliche Erkenntnisse über die Natur zu gewinnen.Sokrates: Erfand einen nach ihm benannten philosophischen Stil – die sokratische Methode. Er begab sich auf die Straßen Athens, befragte die Menschen und suchte auf diesem Weg nach der Weisheit. Er wurde schließlich durch die Bürger seiner Stadt zum Tode verurteilt und musste den Schierlingsbecher trinken. Sokrates war der Lehrer von Plato.Plato: Der bekannteste Schüler von Sokrates. Er schrieb zahlreiche berühmte Dialoge, in denen immer wieder sein Lehrer auftaucht. Plato ist vielleicht der bedeutendste Philosoph überhaupt. Der einzige, der ihm diesen Rang noch streitig machen könnte, ist sein Schüler Aristoteles.Aristoteles: Schüler von Plato. Er war derjenige, der die Logik als Disziplin begründete und ihr einen systematischen Rahmen gab. Aristoteles zufolge strebt jeder Mensch nach Glück. Eine Zeit lang war er Lehrer Alexanders des Großen. Während Plato in seiner Philosophie den Schwerpunkt auf das Jenseits legte, war Aristoteles mehr dem Diesseits zugewandt.Die Stoiker: Seneca, Epiktet sowie Marcus Aurelius sind die bekanntesten Vertreter der römischen Stoa. Ihr wichtigster Rat, wie man im Leben Schwierigkeiten begegnen sollte: Betrachte die Dinge nicht isoliert und versuche, sie zu überwinden.

Philosophie für Dummies

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

3. Auflage 2021

© 2021 Wiley-VCH GmbH, Weinheim

Original English language edition © 2000 by Wiley Publishing, Inc.All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This translation published by arrangement with John Wiley and Sons, Inc.

Copyright der englischsprachigen Originalausgabe © 2000 Wiley Publishing, Inc.Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Diese Übersetzung wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert.

Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.

Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.

Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autor und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.

Coverfoto: © Nice / stock.adobe.comKorrektur: Johanna Rupp, Walldorf

Print ISBN: 978-3-527-71789-7ePub ISBN: 978-3-527-83120-3

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelseite

Impressum

Einführung

Über dieses Buch

Konventionen in diesem Buch

Was Sie nicht lesen müssen

Törichte Annahmen über den Leser

Wie dieses Buch aufgebaut ist

Symbole, die in diesem Buch verwendet werden

Wie es weitergeht

Teil I: Was ist überhaupt Philosophie?

Kapitel 1: Große Denker, tiefe Gedanken

Einige wenige Nüsse geben dem Kuchen Biss

Sokrates über die alles entscheidende Untersuchung

Die Fragen, die wir uns stellen werden

Kapitel 2: Philosophie als eine Aktivität

Das Abenteuer des Geistes

Wir erkunden unseren Weg

Die große Kraft der eigenen Überzeugungen

Kapitel 3: Die Liebe zur Weisheit

Drei unverzichtbare Fähigkeiten eines Philosophen

Weisheitsregeln

Die sokratische Suche nach Weisheit

Teil II: Woher wissen wir überhaupt etwas?

Kapitel 4: Überzeugungen, Wahrheit und Wissen

Unsere Überzeugungen als Überzeugungen

Die Bedeutung von Überzeugungen

Wissen als Ideal

Kapitel 5: Die Herausforderung des Skeptizismus

Die alte Kunst des Zweifelns

Unglaubliche, unbeantwortbare Fragen

Die eigenen Zweifel bezweifeln

Was kommt als Nächstes?

Kapitel 6: Die erstaunliche Wirklichkeit von grundlegenden Annahmen

Die Grundlagen des Wissens

Das Prinzip, Überzeugungen beizubehalten

William James über den vorläufigen Glauben

Glaubenssprünge

Teil III: Was ist das Gute?

Kapitel 7: Was ist gut?

Eine erste Annäherung an die Fragen der Ethik und der Moral

Die Definition des Guten im Zusammenhang mit unserem Leben

Drei Ansichten zur bewertenden Sprache

Teleologische Zielpraxis

Kapitel 8: Glück, Sittlichkeit und das gute Leben

Memo an die moderne Welt

Eine kurze Einführung in die Vorstellungen vom Ursprung des Guten

Vier Dimensionen menschlicher Erfahrung

Die Grundlage des Guten

Kapitel 9: Ethische Regeln und (moralischer) Charakter

Gebote, Regeln und Schlupflöcher

Charakter, Weisheit und Tugend

Kann das Gute gelehrt werden?

Teil IV: Sind wir jemals wirklich frei?

Kapitel 10: Schicksal, Bestimmung und das Du

Die Bedeutung des freien Willens

Die Zukunft vorhersagen: Die theologische Herausforderung an die Freiheit

Der Satz vom ausgeschlossenen Dritten

Die Herausforderung des wissenschaftlichen Determinismus an die Freiheit

Kapitel 11: Klassische Auffassungen der Freiheit

Gott, Logik und der freie Wille

Die moderne wissenschaftliche Herausforderung

Kapitel 12: Tu es einfach: Menschliches Handeln

Einige Erkenntnisse über die Freiheit

Das Bild im Ganzen

Was heißt es, Handelnder zu sein?

Teil V: Das unglaubliche, unsichtbare Du

Kapitel 13: Was ist eine Person?

Philosophische Theorien über den Menschen

Theorien zum Körper-Geist-Problem

Einengung der Wahlmöglichkeiten

Kapitel 14: Argumente für den Materialismus

Die positiven Argumente

Die negativen Argumente

Der Urteilsspruch zum Materialismusproblem

Kapitel 15: Argumente für den Dualismus

Die natürliche Überzeugung von der Richtigkeit des Dualismus

Der Mensch als beseeltes Wesen

Teil VI: Was ist dran am Tod?

Kapitel 16: Der Tod und der Trost der Philosophie

Das endgültige Ableben und die vier Ängste

Don't worry, be happy

Materialistische Vorstellungen von der »Unsterblichkeit«

Kapitel 17: Gibt es ein Leben nach dem Tod?

Argumente gegen das Leben nach dem Tod

Argumente für ein Leben nach dem Tod

Kapitel 18: Existiert Gott?

Theismus oder Atheismus, das ist hier die Frage

Das ontologische Argument

Teil VII: Der Top-Ten-Teil

Kapitel 19: Zehn große Philosophen

Sokrates

Plato

Aristoteles

Thomas von Aquin

Wilhelm von Ockham

René Descartes

Immanuel Kant

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Sören Kierkegaard

Bertrand Russell

Kapitel 20: Zehn große Fragen

Ist die Philosophie praktisch?

Kann der Mensch überhaupt jemals wirklich etwas wissen?

Kann die Ethik prinzipiell auf ein objektives Fundament gestellt werden?

Wer bin ich?

Kann man Glück in dieser Welt wirklich erreichen?

Existiert ein Gott?

Worin besteht ein gutes Leben?

Warum gibt es so viel Leid auf der Welt?

Wenn ein Baum im Wald umfällt …, macht er dann ein Geräusch?

Welche Kraft spielt im Leben die größere Rolle: Rationalität oder Irrationalität?

Stichwortverzeichnis

End User License Agreement

Tabellenverzeichnis

Kapitel 5

Tabelle 5.1: Beispiele für die drei Kategorien von Überzeugungen

Kapitel 8

Tabelle 8.1: Unsere Beziehung zur Wahrheit

Tabelle 8.2: Zwei Arten, Schönheit zu erfahren

Kapitel 12

Tabelle 12.1: Philosophische Theorien zur Willensfreiheit

Tabelle 12.2: Philosophische Theorien zur Frage der Willensfreiheit

Orientierungspunkte

Cover

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Einführung

Philosophie für Dummies? Was für eine Idee! Ist es das perfekte Oxymoron, ein Widerspruch in sich; ist es ein unmögliches Konzept, eine vergebliche Übung, die sich messen könnte mit Infinitesimalrechnung II für Kleinkinder oder auch Neurochirurgie für Dummköpfe?

Nein. Ganz und gar nicht. Schon der antike Philosoph Sokrates (fünftes Jahrhundert v. Chr.) war der Ansicht, dass wir alle als Dummies beginnen, wenn wir anfangen, uns mit philosophischen Fragen zu beschäftigen. Würden wir uns aber erst einmal in aller Bescheidenheit eingestehen, dass wir alle Dummies sind, dann könnten wir mit dem Lernen wirklich beginnen.

Plato (circa 428–347 v. Chr.), Sokrates' berühmter Schüler, hat uns eine interessante Geschichte darüber überliefert: Er berichtet, dass Sokrates erfahren hat, dass das Orakel von Delphi ihn als den weisesten Mann in ganz Athen ausgerufen hätte. Bestürzt über diese Bekanntmachung ging er los und suchte die für ihre Weisheit berühmten Männer in Athen auf. Nachdem er sie befragt hatte, wurde ihm schnell klar, dass es nicht viel auf sich hatte mit ihrem angeblichen Wissen über die wirklich bedeutenden Dinge. Diese Erfahrung half ihm dabei, nach und nach zu begreifen, dass seine eigene Weisheit darin bestehen müsse einzusehen, wie wenig er wirklich über die Dinge wisse, auf die es am meisten ankomme. Am wichtigsten sei es deshalb, so viel wie möglich über diese herauszufinden. Nicht der selbstzufriedene und selbstsichere Gelehrte verkörpere die Weisheit, sondern nur der wirklich neugierige und aufgeschlossene Sucher nach der Wahrheit. Ein guter Anfang für philosophisches Denken ist also die sokratische Einsicht: »Ich weiß, dass ich nichts weiß!«

Das Wort Philosophie bedeutet schlicht und einfach »Liebe zur Weisheit«. Dies kann man leicht verstehen, wenn man sich klarmacht, dass Liebe nichts anderes ist als Hingabe und dass Weisheit lediglich darin besteht, Einsichten in das Leben zu gewinnen. Die Philosophie ist dann am stärksten und überzeugendsten, wenn sie mit leidenschaftlicher Hingabe versucht, sich den grundlegendsten Einsichten und Wahrheiten über das Leben anzunähern.

Auch Aristoteles (384–322 v. Chr.) hatte einst eine Eingebung, die uns hier nützen kann. Der große Denker, der lange Zeit Platos Student gewesen war und später Lehrer Alexander des Großen wurde, sagte einst: »Die Philosophie beginnt mit dem Staunen.« Mit diesem Satz hatte er vollkommen recht. Wenn wir damit anfangen, wirklich über unser Leben ins Staunen zu geraten, über die Dinge, die wir als selbstverständlich erachten, und über all die großen Fragen, die wir normalerweise während unseres gehetzten Tagesablaufs ignorieren, dann ist der erste Schritt auf dem Weg zur Philosophie getan. Wenn wir noch dazu hartnäckig über diese Dinge nachdenken und unser logisches Denken so schulen, dass es uns gelingt, immer besser darin zu werden, dann beginnen wir, als gute Philosophen zu handeln. Die Philosophie können wir aber nicht wirklich leben, solange wir nicht in Übereinstimmung mit unseren Einsichten handeln. Um Philosophen im eigentlichen Sinne des Wortes zu werden, müssen wir unser Wissen in die Tat umsetzen.

Über dieses Buch

Ich habe den größten Teil meines Lebens damit zugebracht, mich mit den Fragen herumzuschlagen, die ich in diesem Buch behandeln werde. Mein Studium begann ich an der Universität von North Carolina und belegte Religion als Hauptfach; nebenher beschäftigte ich mich aber doppelt so viel mit Philosophie. Meine Doktorarbeit über Religionsphilosophie wurde schließlich meine erste Buchveröffentlichung. In Yale verbrachte ich sechs Jahre und schloss mein Studium mit zwei Magistergraden sowie einem Doktorhut in Philosophie und Religionswissenschaften ab, etwas, das nur ein anderer vor mir geschafft hatte. Mein Ziel war es, keinen Grundbaustein der Philosophie auf dem anderen zu lassen. Meine Doktorarbeit bildete dabei die Basis für meine nächsten beiden Bücher. Mit ihr begann für mich das Abenteuer des Fragens und Verstehens, das der eigentliche dem Buch zugrunde liegende Ansporn ist und das hinter allem steht, was das Buch zu vermitteln versucht.

Die vielen anderen Bücher über Philosophie, die ich geschrieben habe, stellen die akademische Seite meiner Vorbereitungen für dieses Buch dar. Was mich und meine philosophischen Studien jedoch so richtig vorangebracht und mir den praktischen Einfluss großer Ideen auf eine gute Lebensführung gezeigt hat, war das intellektuelle Klima in den Hörsälen und Seminarräumen der Universität von Notre-Dame, wo ich fünfzehn Jahre lang Studenten unterrichtet habe.

Als Professor der Philosophie habe ich Studenten unterrichtet. Mein populärstes Seminar war: »Philosophie für Erstsemester – Einführung in die Philosophie«. Dieser Kurs war alles andere als eine Trockenübung in Philosophiegeschichte mit Namen und Theorien, Daten und Buchtiteln, ohne auf deren Bedeutung für das heutige moderne Leben zu achten. Stattdessen haben meine Studenten und ich gemeinsam mit einer angemessenen Prise Lebendigkeit und Humor einen Blick auf jene grundlegenden Probleme der Philosophie geworfen, ohne die wir die wesentlichen Dinge des Lebens nicht verstehen könnten.

Philosophische Fragen beschäftigen sich oft mit ernsten Themen. Diese müssen jedoch nicht unbedingt mit akademischem Ernst behandelt werden. Es sollte möglich sein, Spaß dabei zu haben, wenn man über Dinge nachdenkt, auf die es in unserem Leben ankommt. Persönliche Geschichten aus meinem eigenen stürmischen Leben beflügelten die Vorstellungskraft der Erstsemesterstudenten im Fach Philosophie oft in genau dem richtigen Maße, um sie so weit zu bringen, die Bedeutung von bestimmten philosophischen Fragen über das Leben zu begreifen und manchmal sogar den besten Weg zu deren Beantwortung zu erahnen.

Seit jener Zeit an der Universität ist mir das unglaubliche Abenteuer vergönnt gewesen, als öffentlich tätiger Philosoph leben zu können. Ich konnte meine Zeit mit der Prüfung meines eigenen Gewissens und der Errichtung eines Weltbildes, zusammen mit Menschen aus der ganzen Welt und aus beinahe allen gesellschaftlichen Schichten, verbringen. Ich habe mit Tausenden von Firmenchefs, Militärangehörigen, Erziehern sowie mit Zehntausenden von Managern, Inhabern von Handwerksbetrieben und einfachen Arbeitern gesprochen. Von all diesen habe ich mehr erfahren, als ich mir je hätte vorstellen können.

Besonders meine Arbeit in der Welt der Geschäftsleute hat mir gezeigt, wie viele kluge Menschen es gibt. Diejenigen, die sich in ihrem Beruf durch Klugheit und manchmal durch außerordentliche Intelligenz auszeichnen, wollen sich aber im Umgang mit den sogenannten »letzten Fragen« des Lebens nicht wie Dummies fühlen, selbst wenn sie niemals dazu kommen, über solche Fragen ausführlicher oder systematischer nachzudenken. In diesem Buch habe ich versucht, all das zu verwenden, was ich in der Vergangenheit gelernt habe, um Ihnen dabei zu helfen, einige der großen Abgründe zu überbrücken, die häufig zwischen der akademischen Philosophie und den praktischen Belangen des alltäglichen Lebens eines jeden Menschen bestehen.

Die größten Philosophen haben immer versucht, das Leben des Menschen zu verstehen. Sie haben sich bemüht, tiefstmögliche Einsichten in diese Welt zu erlangen. Sie haben nichts für selbstverständlich genommen, sondern Fragen gestellt und Dinge ergründet auf der Suche nach Erleuchtung, Einsicht und dem, was manche »Aufklärung« nennen. Wir alle wollen den Zusammenhang, den Kontext verstehen, in dem wir leben, handeln und existieren. Der Leserin und dem Leser zumindest eine Starthilfe auf dem Weg dahin bieten zu können, ist das Ziel dieses Buches.

Man muss keine überragenden Talente besitzen, um von einem genaueren Blick auf die grundlegenden Fragen seines Lebens profitieren zu können. Ein ehrliches Interesse und Offenheit sind ein Schritt in die richtige Richtung.

Bei unserer Betrachtung der großen philosophischen Fragen werden wir uns umfassend damit beschäftigen müssen, was die wichtigsten Dinge des Lebens sind, worin Menschsein in der Welt besteht, worum es im Leben überhaupt geht und wie wir so leben können, dass sich ein Maximum an Zufriedenheit einstellt. Wir werden geradewegs einige von denjenigen Fragen elementarster Art angehen, vor denen wir uns zu oft drücken und die wir nie wirklich zu beantworten versuchen.

Ich liebe es, ein Vollzeitphilosoph zu sein. Die Leute kommen auf mich zu und fragen mich die erstaunlichsten Dinge. Manchmal erzählen sie mir sogar unglaubliche Geschichten. Es sind genau diese Fragen und Geschichten, die uns auf unserem Weg helfen werden, die großen Fragen zu beantworten, indem sie uns nämlich einen intellektuellen und gefühlsmäßigen Zugang zu ihnen verschaffen.

Alle philosophischen Probleme sind auf interessante Weise miteinander verwoben. Sie können daher an jeder beliebigen Stelle des Buches zu lesen beginnen. Wenn Sie aber von hier aus Kapitel um Kapitel weiterlesen, so werden Sie natürlich genau entsprechend meiner Gedankengänge voranschreiten. Jedoch ist das Buch, das Sie in Händen halten, durchaus auch zum Nachschlagen geeignet. Das Buch will es Ihnen bequem machen und versucht, möglichst viele Ihrer Fragen zur Philosophie und deren Problembereichen zu beantworten.

Konventionen in diesem Buch

Sie können das Buch auf fast jeder beliebigen Seite aufschlagen und auf Erkenntnisse stoßen, die zwar nicht von mir stammen, die ich Ihnen aber mit größtem Vergnügen präsentiere. Wenn Sie wollen, können Sie auch die grau unterlegten Textkästen überspringen, da sie nur zusätzliche Informationen oder Sichtweisen zu dem liefern, was gerade im Text behandelt wird. Es macht zwar Spaß, sie zu lesen, aber es ist nicht unbedingt erforderlich. Achten Sie vor allem auf die Symbole, die Sie auf Geschichten, tolle Ideen und Dinge hinweisen, mit denen Sie sich vielleicht besonders beschäftigen möchten.

Anders als in anderen … für Dummies-Büchern benutze ich das Wort »wir« sehr häufig in diesem Buch. Dies geschieht aus einem bestimmten Grund: Im Bereich der Philosophie gibt es letzten Endes keine maßgebenden Experten. Ihre Fragen gehen uns alle gleichermaßen an. Ich werde Sie häufig darum bitten, sich intuitiv auf bestimmte Fragen einzulassen und manchmal andeuten, zu welchem Ergebnis wir normalerweise kommen, wenn wir sie zu beantworten versuchen. Ich werde versuchen, die Tiefenstruktur der Erfahrungen, die wir alle in unserem Leben machen, zu skizzieren. Ich werde Sie außerdem darum bitten, über viele der Fragen selbst einmal nachzudenken. Wir befinden uns zusammen auf einer Reise des Verstehens.

Was Sie nicht lesen müssen

Die Zusammenfassungen und Aufzählungen stellen keine wesentlichen Bestandteile des Buches dar, sondern liefern lediglich hilfreiche Zusatzinformationen. Wenn Sie nicht genug Zeit haben sollten, überschlagen Sie sie einfach. Selbst wenn Ihnen dabei interessante Dinge entgehen, werden Sie die wichtigsten Ideen dennoch mitbekommen.

Für den Fall, dass Sie sich dabei ertappen, dass Sie gebannt und mit glasigem Blick für längere Zeit auf eine Seite des Buches starren, versuchen Sie sich einfach wieder zu fangen. Die Philosophie hat manchmal diese Wirkung. Und versuchen Sie bitte nie, mit dem Buch in der Hand einzuschlafen. Es könnte andere Menschen zu der Annahme verleiten, dass die Philosophie nicht aufregend, erhebend und mitreißend ist.

Törichte Annahmen über den Leser

Ich vermute, dass Sie mit der Philosophie im Wesentlichen noch nicht vertraut sind. Die Fragen, die die Philosophie stellt, sind Ihnen sicher bekannt; einige von ihnen kennen Sie bestimmt schon seit Ihrer Kindheit. Was Ihnen aber vermutlich noch unbekannt ist, ist das systematische philosophische Denken. Ich setze natürlich nicht voraus, dass Sie schon einmal in einem Philosophieseminar gesessen oder gar eine Toga getragen haben. Was ich annehme, ist, dass Sie vielleicht gelegentlich über das Leben und die Welt nachdenken und versuchen, sich ein wenig besser darin zurechtzufinden.

In der Philosophie ist es gefährlich, sich zu einem Sachverhalt eine Meinung zu bilden. Folgen Sie mir hier also ein Stückchen weiter. Lassen Sie nicht von Ihren Fragen ab; benutzen Sie sie, um den Inhalt des Buches zu hinterfragen, und seien Sie darauf vorbereitet, Ihre eigenen Erfahrungen und Einsichten in das Leben einzusetzen. Falls Sie aber zu den seltenen Lesern gehören, die schon einmal in einem Philosophiekurs gesessen haben oder sogar einen akademischen Grad in Philosophie haben, so stellen Sie einmal für eine Weile alles, was Sie zu wissen glauben, zurück und versuchen Sie, mit unverstelltem Blick erneut an die Sache heranzugehen. Sollten Sie jedoch alles aus Ihrem Kurs wieder vergessen haben, so wird es ein Leichtes sein, neu zu beginnen. Willkommen in meiner Welt der Philosophie.

Wie dieses Buch aufgebaut ist

Dieses Buch ist in sieben Teile unterteilt. Jeder Teil führt Sie in einen wichtigen Bereich des philosophischen Denkens ein.

Teil I: Was ist überhaupt Philosophie?

Dieser Teil liefert Ihnen eine erste Orientierung darüber, was Philosophie ist und was Philosophen tun. Wer waren die großen Philosophen, und warum waren viele von ihnen ebenso umstritten wie einflussreich? Wir werden uns damit beschäftigen, warum es so wichtig ist, philosophische Fragen über das Leben zu stellen und zu verstehen suchen, inwiefern unsere Überzeugungen bestimmend für unsere Wahrnehmung der Welt sind. Der erste Teil stimmt uns auf die philosophische Suche nach Weisheit und Wissen ein.

Teil II: Woher wissen wir überhaupt etwas?

Was ist eine Überzeugung oder Annahme? Was ist Wissen? Wie können wir sicher sein, in unserem Leben die echte und einzige Wahrheit über die Dinge zu erfahren? Unsere Überzeugungen sind Wegweiser, die uns durch das Leben geleiten. Es ist sehr wichtig, dass sie stimmen und uns sicher leiten.

In diesem Teil werde ich Sie mit einigen der wichtigsten Fragen im Bereich der Erkenntnistheorie bekannt machen. Wir werden nach der Rolle der Vernunft im Leben fragen und danach, wann man eine Annahme vernünftig nennen darf. Wir werden einige der seltsamsten und tiefgründigsten Fragen, die jemals gestellt worden sind, untersuchen. Diese Fragen gehen zurück bis zu den alten stoischen Philosophen Griechenlands. Schließlich werden wir einen Blick auf das Wesen von Beweisen werfen und uns fragen, ob es jemals vernünftig sein kann, etwas ohne gute Gründe anzunehmen.

In diesem Teil werden wir darüber hinaus verschiedene Werkzeuge entwickeln, die uns dabei behilflich sein werden, einige der umstrittensten der großen Fragen der Philosophie anzugehen.

Teil III: Was ist das Gute?

Wie ist es um die Moral in unserer Welt bestellt? Sind falsch und richtig bloß subjektiv, oder gibt es objektive Maßstäbe für das menschliche Verhalten? In diesem Teil werden wir uns einigen grundlegenden Fragen zuwenden, die uns erlauben, die Rolle von Ethik und Moral im Leben zu verstehen.

Falls Sie nicht sicher sind, wie moralische Fragen mit anderen Aspekten unseres Lebens zusammenhängen, so hoffe ich, dass Sie dieser Teil schlauer machen wird. Wir werden fragen, was Charakter ist, und die Bedeutung der goldenen Regel für ein gutes Leben kennenlernen.

Teil IV: Sind wir jemals wirklich frei?

Moralisches Handeln setzt Freiheit voraus. Man kann nicht ernsthaft gelobt oder getadelt werden für etwas, was man nicht aus freien Stücken getan hat. Viele unserer Einstellungen und Gefühle verleiten uns dazu anzunehmen, dass wir unser eigenes Geschick selbst in der Hand haben. Können wir das wirklich? Oder ist unser freier Wille nicht vielmehr eine Illusion?

In diesem Teil werden wir einige der interessantesten Argumente gegen die gängige Vorstellung untersuchen, dass wir auf einer tieferen Ebene frei seien. Wir werden uns verschiedene philosophische Ansichten über die Freiheit anschauen und versuchen, zu einer vernünftigen Sichtweise zu gelangen, die den Begriff der Freiheit mit unserer Erfahrung versöhnen kann.

Teil V: Das unglaubliche, unsichtbare Du

Sind wir bloß komplizierte organische Körper, oder haben wir außerdem eine nicht körperliche Seele? Ist am Menschen mehr dran als nur das, was man mit bloßem Auge oder unterstützt von Mikroskopen und Kernspintomografen sehen kann?

In Teil V werden wir versuchen, die uralte Frage zu beantworten, ob der Mensch eine Seele besitzt oder nicht. Wir werden die philosophischen Argumente sowohl dafür als auch dagegen betrachten und das bisher zu diesem Thema Gesagte bewerten. Bin ich ein beseelter Mensch oder nicht? Und was ist mit Ihnen? Dieser Teil kann Ihnen dabei helfen, sich ein Urteil zu bilden.

Teil VI: Was ist dran am Tod?

In Teil VI werden wir uns mit einem der schwierigsten Themen überhaupt auseinandersetzen. Wir werden die vielfältigen Formen der Angst vor dem Tode untersuchen und uns dann anschauen, womit uns die Philosophen der Vergangenheit getröstet haben, um uns die Furcht vor dem endgültigen Abschied vom Leben zu nehmen.

In diesem Teil werde ich Sie mit den Argumenten für und gegen ein Leben nach dem Tode bekannt machen. Bestehen wir nach dem Tod unseres Körpers weiter, oder ist er das absolute Ende?

Außerdem werden wir uns mit der Frage auseinandersetzen: Was ist die höchste Form der Realität? Ist sie materiell oder könnte sie geistiger Art sein? Wir werden uns mit dem großen Streit über dieses Thema beschäftigen und die wichtigsten Argumente dafür und dagegen untersuchen.

Teil VI wird uns zeigen, wie alle Hauptthemen der Philosophie miteinander in Verbindung stehen. Jeder von uns formt sich sein Weltbild. Ist dieses von Vernunft und Einsicht geprägt oder nicht? Dieser Teil kann Ihnen dabei helfen, darüber nachzudenken, was die Eckpfeiler Ihres Weltbildes sein sollten.

Zum Schluss werde ich kurz eines der wichtigsten Argumente für die Existenz Gottes vorstellen. Wir werden uns außerdem der Frage widmen, worin sich die theistische von der atheistischen Weltsicht unterscheidet.

Teil VII: Der Top-Ten-Teil

Dieser Teil des Buches wird Sie in die Lage versetzen, Ihre Freunde mit Ihrem philosophischen Wissen zu beeindrucken. Wenn Sie für das Wochenende auf Partys kleine Portionen philosophischen Wissens und geschichtlicher Details über die großen Philosophen benötigen, so lesen Sie Teil VII. Nachdem Sie Ihr Wissen bei Ihren Freunden losgeworden sind, sollten Sie jedoch Ihre Gesprächspartner für einige Zeit allein lassen und sich schnell ein weiteres Getränk besorgen, um ihnen so Zeit zu geben, Ihre Belesenheit zu bewundern.

Symbole, die in diesem Buch verwendet werden

Über das ganze Buch verteilt habe ich Symbole gesetzt, um die Aufmerksamkeit des Lesers auf bestimmte interessante Punkte zu lenken.

Neben diesem Symbol finden Sie Informationen zu großen Denkern.

Dieses Symbol weist auf eine tolle Idee oder einen Geistesblitz hin, die Ihnen dabei helfen können, ein Problem zu verstehen oder dieses von einer anderen Seite aus zu betrachten.

Neben diesem Symbol findet sich eine Geschichte aus meinem Leben oder aus einem der Bücher, die ich bisher gelesen habe. Erwarten Sie lebhafte Anregungen zum Nachdenken. Vielleicht auch die Sorge um meine geistige Gesundheit, schließlich bin ja auch ich ein Philosoph.

Dieses Symbol führt Sie zu einem Hinweis, wie Sie ein schwieriges Problem besser verstehen können.

Das ist das Symbol für Gefahr. Wenn Sie es sehen, seien Sie vorsichtig mit vorschnellen Urteilen. Dieses Symbol warnt Sie vor philosophischen Fehlschlüssen.

Wie es weitergeht

Dieses Buch ist voller Fragen, über die Sie sicher schon lange einmal nachdenken oder sich mit jemandem unterhalten wollten, wozu Sie aber aus Mangel an Zeit oder Gelegenheit nie gekommen sind. Der beste Weg, all das zu verstehen, womit ich Sie vertraut machen werde, ist, mit Ihrem Freund oder Ehepartner darüber zu diskutieren. Sprechen Sie miteinander über die Dinge, die Ihnen auf diesen Seiten begegnen werden, unterhalten Sie sich über die verschiedenen Sichtweisen und vergleichen Sie Ihre Gedanken und Gefühle. Wir müssen alle in dieser Welt zurechtkommen, wobei niemand alle Antworten besitzt. Wenn wir uns jedoch gegenseitig dabei helfen, intensiv über die grundsätzlichsten Fragen, die sich uns stellen, nachzudenken, so werden wir in der Lage sein, unser Leben in neuem, hellerem Licht zu sehen.

Teil I

Was ist überhaupt Philosophie?

IN DIESEM TEIL …

… werden wir uns ansehen, was Philosophie ist. Was haben die bärtigen, in Togas gekleideten Männer eigentlich seinerzeit begonnen? Und wie sollen wir die heutige Suche nach philosophischem Wissen bewerten?

Kapitel 1

Große Denker, tiefe Gedanken

IN DIESEM KAPITEL

Missverständnisse der Philosophie, die wir den glänzenden Denkern der Vergangenheit verdankenBetrachtung über die Bedeutung des reflektierten LebensFragen auf der Suche nach Verständnis

Eine untypische Unterhaltung für das 20. Jahrhundert:

Er: »Hey, Liebling, was willst du heute Abend machen?«

Sie: »Wie wär's mit etwas Philosophie?«

Er: »Das hört sich toll an.«

Sie: »Lad‘ mal die Nachbarn ein.«

Seien wir mal ehrlich: Seit mindestens hundert Jahren genießt die Philosophie in unseren Breiten nicht mehr den Zuspruch, der ihr eigentlich gebührt. Diese Situation ändert sich jedoch langsam. Die Philosophie als die tiefste, aufregendste und letztendlich praktischste Aktivität des menschlichen Geistes ist lange genug missverstanden worden. Damit muss nun Schluss sein. Wir werden in diesem Buch gemeinsam etwas dagegen unternehmen.

Einige wenige Nüsse geben dem Kuchen Biss

Es gibt vielleicht keine andere Tätigkeit des menschlichen Geistes, die so sehr missverstanden und zu Unrecht schlechtgemacht worden ist wie die Philosophie. Der große amerikanische Historiker Henry Adams beschrieb einmal die Philosophie als ein Unternehmen, das aus nichts weiter bestünde als aus »unverständlichen Antworten auf unlösbare Probleme«. Schon im 16. Jahrhundert erklärte der französische Essayist Michel de Montaigne, dass Philosophieren zweifeln bedeute. Und wem macht der Zweifel schon Spaß. Der Zweifel ist oft unangenehm. Er kann sogar beängstigend sein.

Friedrich Nietzsche, der Querdenker unter den Philosophen des 19. Jahrhunderts, ging sogar noch einen Schritt weiter und behauptete, die Philosophie sei »ein Explosivstoff, in dessen Gegenwart alles in Gefahr gerate«. In der Antike beschwerte sich der römische Staatsmann und Schriftsteller Cicero über die Philosophen und sagte, es gebe nichts, was nicht absurd genug sei, als dass es nicht schon irgendein Philosoph gesagt hätte.« Natürlich war er selbst auch »eine Art Philosoph«. Was ist aber mit den anderen Philosophen, die diese Bezeichnung tragen? Was denken wir über sie?

Philosophen? Verrückte! Philosophen? Nicht von dieser Welt! Philosophen? Schwarzseher! Wenn wir das Wort Philosoph hören, so kommt uns gleich das Bild von schlecht gepflegten Akademikern in den Sinn, die, nachlässig bekleidet mit Sakkos aus Tweed, ungebügelten Hemden und knitterigen Hosen, durch das Leben mit Kreidestaub auf ihren Kleidern wandeln, sich ihre Bärte streichen und finsteren Blickes ihre obskuren Ideen im Kopfe wälzen, während sie gleichzeitig die ganze Zeit so gewichtige Worte wie »Tod« und »Verzweiflung« in Großbuchstaben an die Tafel schreiben.

Aber die Philosophie, wenn sie nur richtig betrieben wird, sollte eigentlich genau das Gegenteil sein von all dem düsteren und pessimistischen Gerede, das ihr gemeinhin nachgesagt wird. Sie sollte aufregend, befreiend, provozierend, erhellend und hilfreich sein und außerdem Spaß machen. Die Philosophen selbst sollten eine großartige Begleitung auf jeder Party abgeben und zum Schreien komisch sein. (Okay, vielleicht gehe ich hier ein bisschen weit.)

Die Philosophie an sich als ursprüngliche Tätigkeit des menschlichen Geistes kann und sollte erhebend sein. Obendrein können die Philosophen auch zu unseren ständigen Begleitern werden.

Derselbe Cicero, der seine Stimme gegen schlechte Philosophen erhob, scheute nicht davor zurück, gute zu preisen. Er beschrieb Sokrates einmal als den »ersten Menschen, der die Philosophie auf den Marktplatz getragen hat«. In vielerlei Hinsicht folgen wir in diesem Buch Sokrates' Vorbild. Ich möchte die Philosophie wieder zurück auf den Marktplatz der ernsthaft um unsere Aufmerksamkeit wetteifernden Ideen bringen. Ich beabsichtige, einige ziemlich abgehobene Ideen wieder auf die Erde zurückzubringen und ihre Relevanz für unser tägliches Leben zu überprüfen. Mein Ziel ist es, Ihnen mehr Klarheit über die Fragen zu verschaffen, auf die es am meisten ankommt, über die wir aber normalerweise am wenigsten nachdenken. Ich hoffe, dass es uns gelingen wird, gemeinsam den menschlichen Geist zu erforschen und uns dabei im Fortschreiten selbst unseren Weg zu bahnen. Genauer ansehen werden wir uns eine Reihe von aufregenden Ideen sowie eine Vielzahl erstaunlicher Fragen und neuer Sichtweisen auf das, was wir tun. Wir werden wohl nicht in der Lage sein, auf jede aufkommende Frage eine definitive Antwort zu geben. Wenn Sie mir jedoch auf meinem Weg folgen, so werden Sie sicherlich größere Fortschritte als Sie je für möglich gehalten hätten dabei machen, die Fragen und Themen dieses Buches sowohl schätzen zu lernen als auch zu verstehen. Ich werde vielleicht manchmal verrückt klingende Fragen stellen; ich verspreche Ihnen aber, dass das Nachdenken über diese Fragen Ihnen neue und erstaunliche Sichtweisen auf unser Leben ermöglichen wird. Das Ziel des Buches ist nicht mehr und nicht weniger als die Suche nach Erkenntnis selbst.

Sokrates über die alles entscheidende Untersuchung

Sokrates liebte es, die Straßen entlangzuschlendern oder auf Feste zu gehen und dabei jeden, den er traf oder dem er begegnete, in philosophische Diskussionen zu verwickeln. Für ihn war die Philosophie keine trockene, den Verstand herausfordernde Disziplin und auch kein Spiel für Pedanten und Gelehrte, sondern etwas, das für ein gutes Leben unabdingbar ist. Er ging sogar so weit zu sagen, dass ein ungeprüftes Leben nicht lebenswert sein.

Wie haben wir diesen Satz zu verstehen? Jeder glaubt zu wissen, was er bedeutet: »Dieses Auto ist keine 20.000 Euro wert« oder: »Dieses T-Shirt ist keine 75 Euro wert« oder auch: »Die Tickets für dieses Konzert sind keine 80 Euro pro Person wert.« Aber was genau bedeutet es zu behaupten, dass eine bestimmte Art zu leben, ein bestimmter Lebensstil, das heißt das, was Sokrates das »ungeprüfte Leben« nannte, es nicht wert sei, gelebt zu werden?

Grundsätzlich gilt, dass ein Gegenstand dann seinen Preis wert ist, wenn sein Gegenwert mindestens so hoch ist, wie der Preis, den man für ihn bezahlt hat. Dieser Preis entspricht dem gleichen Wert wie die Anstrengung oder die Energie, die man in die Beschaffung der Ressourcen, die zur Begleichung des Preises notwendig waren, gesteckt hat. Wenn ich mir etwas kaufen möchte, so überlege ich mir immer, ob der Wert des Artikels auch wirklich der Höhe des geforderten Preises entspricht. Ist er wirklich diese Menge an Geldwert? Entspricht sein Wert wirklich der Arbeit, die ich investiere, um das für seinen Erwerb nötige Geld zu verdienen?

Der Preis für ein Paar Schuhe, den eine wohlhabende Person noch als günstig einstufen würde, mag einer weniger begüterten Person schon viel zu hoch erscheinen. Der über ein geringeres Einkommen verfügende Käufer muss vielleicht viel zu hart oder zu lange arbeiten, um dieselbe Menge Geld zu verdienen. Ihm erscheint daher der Preis für die Schuhe ihrem Wert überhaupt nicht angemessen.

Was aber hat dieser urteilsmäßige Allgemeinplatz mit Sokrates' berühmtem Spruch zu tun? Was eigentlich sind die Kosten – der Wert – des »ungeprüften Lebens«? Um das zu beantworten, müssen wir verstehen, was Sokrates mit seinem Satz meinte.

Was ist das »ungeprüfte Leben«? Leider ist es genau die Art Leben, das viel zu viele Menschen leben: aufstehen, anziehen, essen, zur Arbeit fahren, Mittagspause einlegen, noch etwas mehr arbeiten, nach Hause fahren, wieder essen, fernsehen, Zeitschriften durchblättern, sich mit Familienmitgliedern oder Freunden am Telefon unterhalten, Schlafanzug anziehen und schließlich einschlafen – nur, um dann dasselbe immer und immer wieder und Tag für Tag zu wiederholen, ohne jemals darüber nachzudenken, was das Ganze soll oder wie das Leben eigentlich gelebt werden sollte.

Solange wir noch Kinder sind, entscheiden andere, was wir anziehen und essen sollen und wann wir spielen können. Selbst wenn wir älter sind, bestimmen noch viel zu oft andere darüber, was wir tagsüber tun. Wir treffen viele Entscheidungen; oft jedoch können wir dabei nur aus einer eingeschränkten Anzahl von Möglichkeiten auswählen, die uns durch unsere Umwelt, unsere Familien, unsere Vorgesetzten bei der Arbeit und schließlich auch durch unsere Gewohnheiten vorgegeben sind. Fast nie halten wir inne und besinnen uns auf das, was wir wirklich im Leben wollen, wer wir sind oder was wir werden wollen, was wir in der Welt bewirken möchten und damit auf das, was wirklich das Richtige für uns ist. Genau das aber meint Sokrates mit »ungeprüftem Leben«, das Leben, das wir beinahe als Schlafwandler durchlaufen, den Stunden, Tagen und Jahren bewusstlos anheimgegeben. Es ist ein Leben, das automatisch abläuft und das auf Werten und Überzeugungen aufgebaut ist, die niemals wirklich überprüft oder auf ihren Gehalt hin getestet worden sind.

Viele Leute scheinen die Selbstbefragung zu fürchten, so als wenn die Bewertung und der Blick auf ihre eigenen Glaubensüberzeugungen und Werte irgendeine Bedrohung für sie darstellen würde. Eine philosophisch reflektierende Betrachtung unserer grundlegendsten Überzeugungen und der Dinge, für die wir uns engagieren, muss nicht unbedingt eine unterminierende Wirkung haben. Sie könnte sogar im Gegenteil einen reinigenden Effekt haben. Das fundamentale Ziel philosophischen Nachdenkens ist nicht negativ verstandene Kritik oder sonst irgendeine Form von Verneinung oder Ablehnung; ihr wahres Ziel ist Verstehen. Ein tieferes Verstehen mündet nämlich oft in ein Sich-wieder-Besinnen, in einen Verzicht auf unnötige und unwichtige Handlungsweisen sowie die anschließende Übernahme von vernünftigeren. Auf diese Weise können wir die Balance unseres Lebens in eine positive Richtung verschieben.

Das ungeprüfte Leben ist hingegen ein Leben ohne tiefer gehendes Verstehen. Es ist kein Leben, das in selbstbestimmter positiver Veränderung ruht.

Das Schlimme ist, dass Sie einen hohen Preis dafür zahlen müssen, ein solches Leben zu leben. Worin besteht dieser Preis? Was sind die Kosten eines solchen Lebens? Sokrates benennt diese Kosten, wenn er sagt, dass das ungeprüfte Leben nicht den Preis wert ist, den man für es bezahlen muss; es sei einfach ein Leben, das es nicht wert ist, gelebt zu werden.

Den Preis, den man für ein ungeprüftes Leben zu zahlen hat, ist daher genau das – das ganze Leben. Man kann schlechterdings keinen höheren Preis zahlen. Sokrates sagt jedoch nicht, dass das ungeprüfte Lebenüberhaupt nichts wert sei. Klug wie er ist, hat er die Möglichkeit offengehalten zu glauben, dass jedes Leben einen Wert besitzt, egal wie unreflektiert das Leben auch sein mag. Dieser große Philosoph betonte bloß, dass das ungeprüfte Leben, in das man alle seine Energien hineinsteckt, ohne die Richtung, die es nimmt, selber bestimmen zu können, nicht den zu zahlenden hohen Preis wert sei.

Die Philosophie als ein reflektierendes Tun, das den Menschen ein sinnvolleres Leben bescheren kann, erfordert hingegen den Einsatz unserer Lebensenergien für etwas, das vielleicht die Mühen wert ist. Ist daher das geprüfte Leben immer per se eines, das es wert wäre, gelebt zu werden? Sokrates hat dies so nie behauptet. Seine Aussagen über das ungeprüfte Leben scheinen jedoch eine solche Schlussfolgerung nahezulegen. In seiner Weisheit überließ er es aber einem jeden Menschen, nach Prüfung seines eigenen Lebens diese Folgerung selbst zu ziehen. Ich hoffe, dass das, was Sie in diesem Buch finden können, Ihnen dabei hilft, den Weg zu einer solchen Prüfung Ihres eigenen Lebens zu finden.

Die Fragen, die wir uns stellen werden

In diesem Buch werden wir uns genauso wie in meinem Philosophieseminar mit Fragen zu den folgenden Bereichen beschäftigen: Glauben, Zweifel und Wissen; das Gute; der freie Wille und der Determinismus; der Tod, das Leben nach dem Tod sowie die Existenz Gottes.

Wir werden die meisten wichtigen Theoriebereiche der Philosophie streifen: Logik, Epistemologie, Ethik, Metaphysik und Religionsphilosophie. Außerdem werden wir viele der wichtigsten Denker der Geschichte zurate ziehen. Während des ganzen Buches werde ich versuchen, die Diskussion gleichermaßen praktisch wie theoretisch zu halten, weil ich denke, dass der beste Gebrauch, den man von der Theorie machen kann, in der Verbesserung der eigenen Lebenspraxis liegt. Bei jedem aufkommenden Problem werden wir uns fragen, welchen Bezug es zu unserem Leben hat und wie es uns dabei helfen kann, in dieser Welt unseren Weg weiter voranzuschreiten.

Hier einige der Fragen, die in diesem Buch behandelt werden:

Wie können wir überhaupt etwas wissen?Warum ist Vernunft für ein gutes Leben so wichtig?Was bedeutet das Wort gut wirklich?Ist die Moral bloß eine persönliche Angelegenheit oder existieren objektive moralische Regeln, die für jeden Menschen verpflichtend sind?Warum sollten wir moralisch handeln?Warum stimmen die Menschen in Moralfragen so wenig überein?Ist der Mensch wirklich frei oder sind all unsere Handlungen bestimmt durch die Gene und unsere Umgebung?Ist es prinzipiell möglich, die Zukunft detailgenau vorherzusagen?Was unterscheidet einen Menschen von einem Roboter?Hat der Mensch eine Seele oder ist er bloß ein komplexer biologischer Organismus?Was ist der Tod?Warum haben so viele Menschen Angst vor dem Tod?Gibt es ein Leben nach dem Tod?Woher kommt die Vorstellung, dass ein Gott existieren müsse?Gibt es Gott wirklich?Warum gibt es so viel Böses in der Welt?Lassen sich diese Fragen endgültig beantworten oder bleibt uns nichts anderes übrig, als sie zu glauben?Was

Kapitel 2

Philosophie als eine Aktivität

IN DIESEM KAPITEL

Philosophieren als AktivitätWie man selbst philosophiertEin Blick in Platos Höhle

Die Philosophie im eigentlichen Sinne ist mehr eine Aktivität des Geistes als ein Wissensgebäude. Praktiziert man sie so wie in der Antike, ist sie sogar eine Heilkunst. Sie ist darüber hinaus eine Übung in geistiger Selbstverteidigung sowie eine Form der Therapie. Sie ist jedoch noch viel mehr, sie ist so etwas wie der Atlas der Seele, der Kartograf der menschlichen Reise durch das Leben, auf den heutzutage zu viele Menschen verzichten.

In diesem Kapitel werden wir erfahren, worin diese Aktivität des Geistes besteht und wie man sie gut ausübt. Ich werde Ihnen die Kraft, die der menschliche Glauben in unserem Leben hat, zeigen und mache Sie mit einem Gleichnis Platos vertraut, das aufgrund seiner Anschaulichkeit bis heute wirkt und den Menschen dabei hilft, (Sinnes-)Täuschung und Wahrheit zu unterscheiden.

Das Abenteuer des Geistes

Die Philosophie kann mitunter ein Abenteuer des Geistes sein – geistiges Höhlenforschen, mentales Felsenklettern, kognitives Wildwasserfahren oder auch das Auskundschaften unbekannten Geländes. Sie scheint manchmal nichts anderes zu sein als eine Art Extremsport mit Begriffen und Ideen.

Wir werden bei unseren philosophischen Untersuchungen bisweilen an die Grenzen unserer gewohnten Weltanschauung geraten. Mitunter werden wir sie zeitweise ganz fallen lassen müssen. Unser Geist befindet sich dann sozusagen im freien Fall, und uns bleibt nur zu hoffen übrig, dass sich unser Fallschirm bei Bedarf wieder öffnen werde. Wenn wir so weit gehen, dann aus dem Grund, die äußersten Grenzen unserer alltäglichen Annahmen über die Welt erfahrbar zu machen. Wir wollen wissen, welchen Status diese Annahmen und Überzeugungen haben, die die Grundlage für unsere tagtäglichen Entscheidungen im Leben bilden und die uns normalerweise selbstverständlich erscheinen.

Wir werden die Dinge so gründlich wie möglich infrage stellen, um sie so tiefgehend wie möglich zu verstehen. Das Hauptziel hierbei ist, die Frage, wer wir sind und welchen Platz wir wirklich in der Welt einnehmen, besser beantworten zu können.

Die Philosophie ist weder ein Spiel noch ein Sport des Geistes. Sie ist vielmehr die Aktivität unseres Geistes, die für ein Zurechtkommen im Leben unerlässlich ist.

Wir erkunden unseren Weg

Bei unserer gegenwärtigen wie zukünftigen philosophischen Kursbestimmung ist die Befragung der großen Denker der Vergangenheit damit vergleichbar, einen ortskundigen Polizisten oder Taxifahrer nach der Richtung zu fragen, anstatt in der Gegend herumzuirren. Es wird zwar nicht zu vermeiden sein, dass wir ein wenig auf eigene Faust Erkundigungen anstellen; jeder gute Ratschlag und jede brauchbare Richtungsauskunft können jedoch nur hilfreich sein.

Bei allen Expeditionen in fremdes Gebiet zahlt es sich aus, einen einheimischen Führer zu engagieren, auch wenn wir am Ende selbst den Berg hinaufklettern müssen. Die großen Denker, die vor uns den Weg gegangen sind, können uns auf unserem Weg hin zu einer eigenen Sicht der Dinge jederzeit behilflich sein.

Jeder von uns ist versucht zu sagen: »Wer bin ich schon, dass gerade ich über diese Dinge nachdenken soll?« Genauso kann man fragen, wer zum Teufel Sokrates schon war, dass er anfing, über diese Dinge nachzudenken? Wer war schon Plato? Um 100 n. Chr. schrieb Seneca, dass er nicht von Beginn an der erhabene Philosoph gewesen sei und erst die Philosophie ihn dazu gemacht habe.

Uns gehen die Fragen der Philosophie genauso und in gleichem Maße an wie die Menschen früherer Zeiten. Da es aber das Verdienst der Alten ist, den Prozess des Denkens schon begonnen zu haben, können wir von ihrem Denken natürlich auch profitieren.

Wir befragen die Schriften der großen Philosophen der Vergangenheit nicht aus dem Grund, um auf unsere Fragen nach den letzten Dingen der Philosophie eine endgültige Antwort zu bekommen, sondern deswegen, weil sie uns dabei helfen können, überhaupt mit dem Philosophieren anzufangen. Darüber hinaus können wir uns die philosophischen Irrwege, die sie schon gegangen sind, auf diesem Wege ersparen.

Wenn wir philosophieren, dienen uns die Texte der großen Philosophen aber nicht in erster Linie dazu, ihre Ideen noch einmal zu rekapitulieren oder bei ihnen Antworten auf unsere Fragen zu finden, sondern dazu, bei ihnen Unterstützung und Anregung für unser eigenes philosophisches Bemühen zu finden.

Ich hoffe, dass ich Sie mit diesem Buch genauso inspirieren kann, wie ich selbst durch die Bücher anderer inspiriert worden bin, und dass es Ihnen dabei hilft, sich mit der Philosophie näher zu beschäftigen und aus ihr ein wenig Lebensklugheit zu ziehen. Erlauben Sie mir, Ihnen als »Ortskundiger« auf diesem Weg ins Reich der Philosophie zu dienen, genauso wie auch ich viele Führer auf diesem Weg nutzen werde.

Die große Kraft der eigenen Überzeugungen

Der Geist ist in der Tat ein machtvolles Instrument. Falsche, das heißt, unzutreffende Überzeugungen können einen großen Einfluss auf uns haben wie Platons Höhlenbeispiel zeigt.

Platos Höhlengleichnis

Plato erfand ein eindrückliches Gleichnis für diese falschen Überzeugungen und Annahmen, denen wir nur zu oft Glauben schenken: Er schrieb, dass alle Menschen wie angekettet in einer Höhle leben würden. Ihre Blicke sind dabei auf die Höhlenwand gerichtet, auf der sie Schatten von Objekten sehen, die durch ein hinter ihnen liegendes Feuer auf die Höhlenwand projiziert werden. Die Objekte selbst, die diese Schatten erzeugen, können die Menschen in der Höhle nicht sehen, da sie ihre Köpfe nicht drehen können. So halten die Menschen die Schatten an der Höhlenwand für die gesamte Wirklichkeit und damit für wahr.

Platos Höhlengleichnis war wirklich sehr ausgefeilt. Man müsse sich vorstellen, so fuhr er fort, was passierte, wenn nun einer von diesen Höhlenmenschen seine Fesseln abstreifte, wenn er seine Lage in der Höhle zum ersten Mal so sähe, wie sie in Wirklichkeit ist und sich daranmachte, die Höhle zu verlassen und ins helle Tageslicht zu treten. So würde er zuerst geblendet werden von den grellen Sonnenstrahlen, wovon das Feuer in der Höhle im Vergleich nur ein allerschwächster Abglanz wäre. Eine Weile darauf aber würden seine Augen aber beginnen, sich an das helle Licht zu gewöhnen. Er begänne, einzelne Gegenstände zu erkennen, wie zum Beispiel Tiere, Felsen oder Bäume. Des Unterschieds gewahr werdend zwischen der äußeren Welt und der armseligen dämmerigen Schattenwelt, in der er so lange gefangen war, würde er in die Höhle zurückkehren, um seine Kameraden dazu zu überreden, ihre Fesseln ebenso wie er abzustreifen und mit ihm in das Licht der Wirklichkeit hinauszutreten.

Der philosophische Houdini

Der Mensch, der zuerst der Höhle entkam, in der wir nach Plato leben, war ein Philosoph. Er erkannte, dass unser aller Leben in gewisser Weise durch lauter Illusionen bestimmt wird, dass wir gefangen gehalten werden von Ketten, die wir uns nicht selbst angelegt haben, und dass wir durch diese nur gleichsam die Schatten der Dinge wahrnehmen und erkennen können, nicht aber die Dinge an sich.