Pikanter Skandal um den Playboy-Prinzen - Susan Stephens - E-Book

Pikanter Skandal um den Playboy-Prinzen E-Book

Susan Stephens

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Beschreibung

Cesar di Ardente brodelt vor Wut! Nur widerwillig verschickt er die Einladung für das Benefizturnier an Sofia Acosta. Mit ihrem reißerischen Artikel in einer Boulevardzeitung hat sie ihn zwar als „Playboy-Prinz“ in Verruf gebracht, aber er braucht die talentierte Reiterin unbedingt in seinem Poloteam. Schnell stellt der erfolgsverwöhnte Adelige jedoch fest, dass Sofia nicht nur auf dem Pferd eine gute Figur macht, sondern auch im Ballkleid ein hinreißender Anblick ist. Darf Cesar die wilde Schönheit verführen, oder wird ihre Vergangenheit immer zwischen ihnen stehen?

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Seitenzahl: 193

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IMPRESSUM

JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2021 by Susan Stephens Originaltitel: „The Playboy Prince of Scandal“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2504 08/2021 Übersetzung: Nora Teludes

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 08/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733718916

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Sofia Acosta? Das kann nicht Ihr Ernst sein!“ Prinz Cesar di Ardente warf seinem treuen Reitmeister Domenico de Sufriente einen vernichtenden Blick zu. In wenigen Wochen sollte die Polosaison mit einem exklusiven Festakt auf dem königlichen Landsitz nahe Rom eröffnet werden, doch weder die Gästeliste noch Cesars Poloteam waren bislang komplett.

„Wenn Sie die Acosta-Brüder nicht brüskieren wollen, sollte die Signorina eingeladen werden“, riet sein Reitmeister.

Cesar runzelte die Stirn. Traditionell folgte auf den Festakt ein Benefizturnier, bei dem die vier Söhne der Acosta-Familie Cesars Team „Die Wölfe“ verstärkten. Ihr legendärer Kampfgeist hatte der Mannschaft bereits einige Jahre in Folge den Pokal gesichert, während ihr extravaganter Ruf die Reichen und Schönen in Scharen herbeiströmen ließ und somit stets großzügige Summen zugunsten des wohltätigen Turnierzwecks eingebracht hatte. Cesar konnte die Acosta-Brüder nicht vor den Kopf stoßen, so sehr er ihre Schwester Sofia auch hassen mochte.

Dom räusperte sich. „Sie haben den Wunsch geäußert, erstmals mit einem gemischten Team anzutreten. Sofia Acosta …“

„Nennen Sie diesen Namen in meiner Gegenwart nie wieder!“

„Sie ist eine der besten Reiterinnen der Welt.“

Natürlich wusste Prinz Cesar, dass Sofia Acosta eine begnadete Polospielerin war. Genau wie ihre Brüder wäre sie eine sportliche Bereicherung für das königliche Team. Doch damit nicht genug: Ihre bloße Anwesenheit würde zahlreiche Neugierige anlocken, war sie doch die Strippenzieherin im jüngsten Skandal, der nicht nur die europäische Poloszene, sondern auch den Königshof zutiefst erschüttert hatte. Keinem anderen als Prinz Cesar selbst war die unrühmliche Hauptrolle dieser überaus pikanten Geschichte zugefallen. Wer würde sich nicht darum reißen, ihn Seite an Seite mit seiner niederträchtigsten Widersacherin auf dem Polofeld spielen zu sehen?

„Ihre reiterlichen Fähigkeiten sind nicht zu leugnen“, knurrte Cesar. „Doch ich werde ihr nie verzeihen, was sie getan hat.“

„Sie sprechen von dem Zeitungsartikel?“, hakte Dom vorsichtig nach.

„Wenn man dieses Geschmiere so nennen kann …“

Erst vor wenigen Tagen hatte Sofia Acosta in einer groß aufgemachten Reportage für die bekannteste Tageszeitung des Landes mit dem europäischen Adel und der Poloszene abgerechnet. Der Artikel strotzte nur so von unsäglichem Klatsch und Tratsch. Prinz Cesar stand im Mittelpunkt der Tiraden, aber selbst vor ein paar gezielten Seitenhieben auf ihre eigenen Brüder war Sofia nicht zurückgeschreckt! Welcher Teufel mag diese Frau geritten haben? Cesar konnte sich keinen Reim darauf machen, warum sie diese haltlosen Lügenmärchen in alle Welt hinausposaunt hatte. Sie waren sich doch nie mehr als flüchtig auf einigen Poloturnieren begegnet! Welches Interesse konnte sie daran haben, seinen Ruf derart in den Schmutz zu ziehen?

Er sah die fettgedruckten Lettern der reißerischen Überschrift noch vor sich: „Ein Playboy als König?“ Der Artikel hatte ihn als verantwortungslosen Lebemann inszeniert, der seine Karriere den Spezialeinsatzkräften und seine Leidenschaft für Polo ausschließlich zu seiner persönlichen Bereicherung nutzte. Angeblich führte er ein ausschweifendes Luxusleben, das von zügellosen Eskapaden mit international bekannten Stars und Models gekrönt wurde. Uralte Schnappschüsse sollten diese Gerüchte untermauern: Man sah ihn mit nacktem Oberkörper beim Polospiel oder barfuß in zerrissenen Jeans mit einem Bandana am Strand; eine besonders anzügliche Aufnahme zeigte ihn sogar nackt unter einem Wasserfall!

Cesar knirschte mit den Zähnen. Als ob er nichts als belangloses Vergnügen im Kopf hätte! In Wahrheit hatte er nach dem plötzlichen Tod seines Vaters die Verantwortung für sein Land übernommen! Doch sogar die wenigen offiziellen Aufnahmen der reich illustrierten Reportage bildeten ihn ausschließlich in Begleitung wechselnder Frauen aus der internationalen Model- und Promi-Szene ab. Sind es wirklich so viele gewesen?

Unwillig schüttelte der Prinz den Kopf. Das war alles so lange her! Und selbst damals hatte die Pflicht für ihn immer an erster Stelle gestanden. Sofia Acostas Geschmiere war vom ersten bis zum letzten Wort erstunken und erlogen!

Doch sein verletzter Stolz war nebensächlich. Viel schlimmer war der Schaden, den sein politischer Ruf und das ganze Königshaus davongetragen hatten. Natürlich war der Artikel in den sozialen Medien viral gegangen. Seit Tagen überschlugen sich die Kommentatoren mit immer neuen Anekdoten. Was, wenn sein Volk sich von ihm abwendete? Die drohende Gefahr eines Aufstandes lastete schwer auf Prinz Cesars Schultern.

Hatte Sofia Acosta auch nur einen Gedanken an die Konsequenzen ihres Handelns verschwendet, bevor sie den Stift zur Hand nahm? Bevor sie die Tatsachen derart verdrehte? Bevor sie sogar ihre eigenen Brüder in den Schmutz gezogen und zum Gespött der Welt gemacht hatte?

Sie stammte doch selbst aus einer wohlhabenden spanischen Adelsfamilie! Geldsorgen scheiden als Rechtfertigung für ihr Handeln also aus, konstatierte Cesar. Wollte sie sich und der Welt irgendetwas beweisen? Als erstklassige Polospielerin und talentierte Malerin hatte sie es sicherlich nicht nötig, sich ein weiteres Standbein im Journalismus zu verschaffen.

Trotz seiner maßlosen Empörung schlichen sich bisweilen Zweifel in Cesars Gedanken. Schließlich war die Reportage in einem Blatt aus Howard Blakes Zeitungsimperium erschienen. Sollte Cesars alter Rivale seine Finger im Spiel haben? Schon zu ihren gemeinsamen Schulzeiten war Blake ein Unruhestifter gewesen, der jüngere und weniger selbstbewusste Mitschüler für seine hinterhältigen Machenschaften ausgenutzt hatte. Erst bei Cesar war er mit solchen Schikanen an den Falschen geraten. Ihm war es gelungen, den Widersacher in die Schranken zu weisen und seinem Vorgehen Einhalt zu gebieten. Seitdem sann Blake auf Rache.

In was für einer Beziehung standen Blake und Sofia? War sie ein weiteres Bauernopfer in einem seiner ausgeklügelten Schachzüge? Cesar erinnerte sich nur zu gut an Sofias bezauberndes Gesicht und ihre verführerischen Kurven. Trotz des Antlitzes eines Unschuldsengels schien ihr Körper wie gemacht für die Sünde! War sie auf Blakes teuflischen Charme hereingefallen? Oder stand sie seiner Boshaftigkeit in nichts nach?

Unwillig schüttelte Cesar diese Fragen ab. Im Moment konnte er keine dieser Möglichkeiten ausschließen. Statt seine Zeit mit sinnlosen Abwägungen zu vergeuden, sollte er sich lieber dringenderen Dingen zuwenden! Beispielsweise galt es, die beste Mannschaft in das anstehende Benefizturnier zu schicken.

„Setzen Sie Sofia Acosta auf die Mannschaftsliste“, wies er Dom knapp an. Der Reitmeister verneigte sich tief, wenngleich nicht tief genug, um seinen erfreuten Gesichtsausdruck zu verbergen. „Und sparen Sie sich Ihre süffisante Miene! Sie haben Glück, dass Sie noch einen Job haben! Vergessen Sie nicht, diese geldgierige Intrigantin hat versucht, uns alle in den Ruin zu treiben.“

„Sie reitet wie der Teufel.“ In Doms Stimme schwang unverhohlene Bewunderung mit.

„Das muss man ihr wohl zugestehen“, presste Cesar zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Weiß man denn, ob die Signorina in ihrer Hippie-Kommune überhaupt abkömmlich ist?“

„Sie leitet ein Wellnessresort“, korrigierte Dom. „In das sie übrigens ihr gesamtes Privatvermögen investiert hat.“

„Die Reiterin des Teufels hat also auch eine barmherzige Seite“, murmelte Cesar. Eine warme Brise wehte durch das offene Fenster herein. Jenseits der Mauern seines luxuriösen Palastes lockten die Weite des Meeres und des Himmels. Wie er sich danach sehnte, sich endlich frischen Wind ins Gesicht wehen zu lassen!

„Sie tragen die Verantwortung, dass Sofia Acosta mir während der Feierlichkeiten nicht zu nahe kommt.“ Cesar erhob sich. „Am besten platzieren Sie die Signorina zwischen meine Mutter und meine Schwester am untersten Ende der Festtafel.“ Der Anflug eines Lächelns umspielte seine Mundwinkel. „Mal sehen, was Fräulein Schmierfink ihnen über meine Fehltritte zu berichten hat.“

„Sofia Acosta wird nicht die letzte persona non grata in Ihrem Leben sein“, mahnte Dom. „Sie könnten den Festakt als Generalprobe für die vielen unangenehmen Pflichten sehen, die Ihnen in Ihrer künftigen Regentschaft noch bevorstehen werden.“ Dom blätterte eine Seite seines Notizbuchs um. „Nach dem Abendessen haben Sie ein Mannschaftstreffen mit Ihrer Schwester Olivia und den Acosta-Brüdern anberaumt. Ich denke, Signorina Acosta sollte auch diesem Termin beiwohnen.“

Seufzend hob Cesar die Hände, um sie sogleich wieder sinken zu lassen. „Wenn Sie es sagen. Laden Sie also die gesamte Acosta-Familie zum Festakt und zur Mannschaftsbesprechung ein.“

„Eine weise Entscheidung.“ Wieder neigte Dom sein Haupt. Wieder konnte die demütige Geste das selbstgefällige Lächeln auf seinen Lippen nicht rasch genug verbergen.

Cesar hob die Augenbrauen. Irgendetwas stimmte hier nicht. In letzter Zeit hatte sich sein treuer Reitmeister zunehmend rätselhaft verhalten. Was ging hier vor?

Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, drängte sich ein Paar funkelnd schwarzer Augen in seine Gedanken. Sofia Acosta. So flüchtig ihre Begegnungen stets gewesen waren, ihr glühender Blick hatte sich tief in Cesars Gedächtnis gebrannt. Ebenso wie ihr bezauberndes Lächeln, wie ihre verführerischen Kurven, wie ihre zauberhafte Ausstrahlung! Es ließ sich nicht leugnen: Jedes Mal, wenn ihre Wege sich kreuzten, hatte allein Sofias Anblick ein nie gekanntes Feuer in Cesars Innerem entfacht, dessen Flammen auch nun gefährlich aufloderten.

Widerwillig schüttelte Cesar den Kopf. Keinesfalls durfte er sich während des Turniers zu derart unpassenden Gefühlen hinreißen lassen! Sofia musste ein für alle Mal begreifen, dass er sich von ihren hanebüchenen Gerüchten und gestohlenen Schnappschüssen nicht beeindrucken ließ. Schließlich wusste sie rein gar nichts von ihm! Natürlich wusste er im Gegenzug noch weniger von ihr, aber das war nur gut so und sollte auch für immer so bleiben.

2. KAPITEL

„Jetzt leg wenigstens für einen Moment deinen Pinsel weg und rede mit mir!“, rief Xander Acosta vom Rücken seines übermannshohen Rappen Thor herab. „Ich hätte mich nie auf so eine dämliche Portraitsitzung einlassen sollen.“

„Hör auf zu meckern, und halt noch einen Augenblick still“, beschwichtigte Sofia ihren Bruder. Mit erhobenem Pinsel trat sie einen Schritt zurück, um ihr Werk in Augenschein zu nehmen. „Hier könnte ich vielleicht noch ein wenig nachbessern …“, murmelte sie.

Was für eine Herausforderung, die überwältigende Aura ihres ältesten Bruders einzufangen! Konzentriert kniff sie die Augen zusammen, als sie zu einigen letzten Pinselstrichen ansetzte. Sofia liebte Herausforderungen, und sie war wild entschlossen, Xanders enormen Glanz, der alles und jeden in seiner unmittelbaren Umgebung in den Schatten stellte, auf die Leinwand zu zaubern.

„So!“ Mit entschlossener Geste legte sie den Pinsel zur Seite. „Fertig.“ Sie drehte die Staffelei um. „Schau es dir an! Du strahlst heller als jeder Komet und thronst wie ein König auf deinem Hengst.“

„Ach, Sofia“, seufzte Xander, während er sich den Nacken massierte. „Musst du immer noch einen draufsetzen?“

„Falls du den Zeitungsartikel meinst …“ Sofias Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Xander war der einzige ihrer vier Brüder, der überhaupt noch mit ihr sprach, seit unter ihrem Namen eine skandalträchtige Reportage über den europäischen Adel und die Poloszene erschienen war, der die Acosta-Brüder und Prinz Cesar di Ardente aufs Übelste verleumdet hatte. Dabei stammte kein einziges Wort aus Sofias Feder! Wenn sie nur wüsste, wie sie ihre Unschuld beweisen sollte.

„Du leitest ein ausgebuchtes Achtsamkeitszentrum, du kannst teuflisch gut reiten, und du bist eine begnadete Künstlerin“, fasste Xander zusammen, während er die Leinwand eingehend studierte. „Was sollte dieser Ausflug in die Schreiberei? Kannst du dich nicht mit dem zufrieden geben, was du hast?“

„So wie du?“

Xander ignorierte Sofias Anspielung auf sein ewiges Junggesellendasein. Schließlich hatte er nach dem Tod ihrer Eltern die Verantwortung für seine Geschwister und das Familiengeschäft übernommen. Für ein Privatleben war ihm beim besten Willen keine Zeit geblieben.

„Hast du wenigstens gut daran verdient?“

Ebenso wie ihre anderen drei Brüder vermutete auch er, dass Sofia ihre Seele an den Teufel verkauft und ein ansehnliches Sümmchen dafür kassiert hatte. Die Wahrheit war wie immer ein wenig komplizierter.

In der Tat war Sofias Achtsamkeitszentrum mehr als ausgebucht. Die kleine Oase, die Sofia im Andenken an ihre geliebte Mutter geschaffen hatte, war rasch gewachsen. Bald hatten sich die Anfragen von Menschen in Not derart gehäuft, dass Sofia dringend expandieren musste. Doch sie hatte bereits ihr gesamtes Erbe in das Refugium und sein erlesenes Programm aus Achtsamkeitstraining, Meditation und Yoga investiert.

Unverhofft war das Angebot einer großen Tageszeitung auf ihren Tisch geflattert: ob sie wohl einen kurzen Gastbeitrag über die Zukunft des europäischen Adels und seine Verbindungen zur glamourösen Poloszene liefern könne? Natürlich sagte Sofia zu!

Nie im Leben hätte sie gedacht, dass man ihre Worte völlig verdrehen würde! Nicht genug, dass kein einziger Satz so gedruckt worden war, wie sie ihn niedergeschrieben hatte. Statt Sofias harmloser Anekdoten reihte sich nun eine schmierige Geschichte über das ausschweifende Luxusleben des vermeintlichen Vorzeigeprinzen und seiner Mannschaftskollegen an die nächste. Seitdem war die einst innige Beziehung zu ihren Brüdern eingefroren.

Sofia war verzweifelt. Doch sie konnte sich nicht gegen diese hinterhältigen Machenschaften wehren. Denn sollte sie rechtliche Schritte einleiten oder öffentlich Stellung beziehen – so war sie eindringlich gewarnt worden –, würden weitere Artikel unter ihrem Namen erscheinen, in denen noch mehr brisante Details und diffamierende Gerüchte verbreitet würden. Wollte sie ihre Familie schützen, war Sofia zum Schweigen verdammt.

Xander belohnte seinen Hengst mit einigen Leckerbissen, bevor er ihn mit einem herben Klaps an den Stallburschen übergab.

„Ich verstehe das nicht, Sofia. Warum hast du mich nicht um Geld gebeten, statt deine verqueren Meinungen an dieses Schmierblatt zu verkaufen?“

Sofia senkte den Blick. Sie hatte den Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben! Ihre Version enthielt doch nichts als ein paar harmlose und durchweg wohlwollende Anekdoten über die letztjährige Polosaison! Wie hätte sie ahnen können, was aus ihrem Text gemacht werden würde? Doch geschehen war geschehen. Die Zeitungsmacher schienen zu allem fähig, und angesichts ihrer Drohungen wagte es Sofia nicht, sich ihrem Bruder anzuvertrauen.

„Sag mir, wie viel du brauchst, dann überweise ich dir sofort etwas“, bot Xander an.

„Bitte nicht!“, flehte Sofia. Sie wusste, wie viel ihrem Bruder daran lag, Sofias dummen Fehler auszumerzen und den Familienfrieden wiederherzustellen. Doch diese Angelegenheit musste sie selbst in die Hand nehmen. Zuallererst musste sie beweisen, dass dieser Artikel nicht aus ihrer Feder stammte. Sie atmete tief durch.

„Verschweigst du mir etwas?“ Xander blickte sie an und runzelte die Stirn.

Doch Sofia ließ auch diese Gelegenheit verstreichen, ihrem Bruder die Wahrheit zu sagen. Schließlich war sie kein Kind mehr! Diesmal musste sie sich selbst helfen.

„Du hast schon so viel für mich getan, Xander. Ich muss endlich auf eigenen Beinen stehen.“

„Deine Sturheit wird dich noch ins Grab bringen.“ Natürlich war Xander eingeschnappt. „Sag mir wenigstens, warum du ausgerechnet Cesar so aufs Korn nehmen musstest. Deine wilden Gerüchte haben seine politische Autorität einmal mehr gründlich untergraben! Hast du nicht von den jüngsten Verwicklungen am königlichen Hof gehört? Was, wenn sein Volk sich nun endgültig von ihm abwendet? Oder schlimmer, wenn es zum Aufruhr kommt? Hast du dich auch nur einen Moment gefragt, was du mit deinen unbedachten Äußerungen anrichten könntest?“

Tief in Sofias Magengrube breitete sich ein nagender Schmerz aus. Wie konnte ihr eigener Bruder eine derart schlechte Meinung von ihr haben? Vielleicht war sie naiv gewesen, als sie den Auftrag angenommen hatte. Aber war ihre Entscheidung nicht verständlich? Wer würde sich die Gelegenheit entgehen lassen, einen Gastbeitrag für eine der meistgelesenen Zeitungen des Landes zu schreiben?

„Cesar ist ein durch und durch integrer Mensch!“, fuhr Xander in etwas gemäßigterem Ton fort. „Er hat in seinem Leben schon so viel Gutes getan, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren!“ Er warf Sofia einen prüfenden Blick zu. „Nun, wahrscheinlich werden nicht alle Leser deinen schmutzigen Gerüchten glauben. Die meisten werden wohl eher vermuten, dass er dich zurückgewiesen hat. Deine Tiraden legen nahe, dass da jemand aus enttäuschter Liebe auf Rache sinnt.“

Sofia presste die Lippen fest aufeinander. Enttäuschte Liebe? Rache? Sie erinnerte sich nur zu gut an Cesars geradezu atemberaubende Ausstrahlung. Doch ihre seltenen und flüchtigen Begegnungen hatten Sofia stets eindrücklich vor Augen geführt, dass sie mit einem derart hartgesottenen Mann niemals warm werden könnte.

Überhaupt wusste sie nicht einmal, wie sich enttäuschte Liebe anfühlen mochte. Wegen ihrer vier älteren Brüder, die jeden ihrer Schritte verfolgten, war sie noch nie zu einer Verabredung eingeladen worden. Ihre stillen Schwärmereien hatten eher den Liebesgeschichten geähnelt, die sie in ihrer Jugend gern gelesen hatte. Wahrhaftig verliebt war sie sicherlich noch nie gewesen, schon gar nicht in Cesar di Ardente! Sofia wischte ihre farbverschmierten Hände an ihrem Overall ab.

„Wir sind uns nie nahegekommen!“, wehrte sie ab. „Cesar hat sich in allen Begegnungen stets unnahbar und distanziert mir gegenüber verhalten.“

„Er musste sich bereits gegen so viele Intrigen und Angriffe auf seine Familie wehren“, gab Xander zu bedenken. „Es ist ein Wunder, dass er den Glauben an die Menschheit noch nicht verloren hat.“

Kurz vor dem Erscheinen von Sofias Reportage waren auch die jüngsten Ereignisse am königlichen Hof ausführlich von den Medien behandelt worden. Nachdem Cesars Vater vor einigen Jahren unerwartet verstorben war, hatte sich ein Fremder die Gunst der trauernden Königin erschlichen. In aller Stille hatte er sich daran gemacht, die Herrschaft über das Land an sich zu reißen. In letzter Minute hatte Cesar die hinterhältigen Machenschaften aufgedeckt. Der Verbrecher war verurteilt und aus dem Königreich verbannt worden. Infolgedessen hatte Cesar seinen Dienst bei den Spezialeinsatzkräften quittiert, um seiner verzweifelten und von Schuldgefühlen geplagten Mutter beizustehen. Sofia seufzte tief. Cesar mochte autokratisch, überheblich und unnahbar wirken, aber diese Geschichte bewies, dass unter seiner harten Schale ein weicher Kern steckte.

„Cesar hat auch dich zum festlichen Auftakt der Polosaison eingeladen“, erklärte Xander. Nur mit Mühe gelang es Sofia, sich wieder auf ihre gegenwärtige Lage zu besinnen. „Diese Einladung ist eine sehr großzügige Geste der Versöhnung. Du wirst sie annehmen. Außerdem werden ‚Die Wölfe‘ erstmals als gemischte Mannschaft antreten. Du bist in den Kader aufgenommen. Auch das solltest du als eine große Ehre begreifen! Vor allem solltest du ab sofort deine ganze Energie in dieses Turnier stecken. Das ist das Mindeste, was du tun kannst, um die Wogen zu glätten.“

Sofia nickte stumm.

„Und was unsere Familie angeht: Die Acostas halten zusammen! Vergiss das nicht.“ Xanders Ton ließ keine Widerrede zu. „Wir reisen morgen ab. Übermorgen ist der Festakt. Außerdem hat Cesar nach dem Dinner eine Teambesprechung mit uns und seiner Schwester Olivia anberaumt, die ebenfalls in der königlichen Mannschaft spielen wird.“

Die Vorstellung, Prinz Cesar di Ardente gegenüberzutreten, löste zwiespältige Gefühle in Sofia aus. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die sich von herrischen Alphamännern einschüchtern ließen. Das Leben mit ihren vier selbstbewussten Brüdern hatte sie gelehrt, für sich selbst einzustehen. Wenn Xander also erwartete, dass sie vor Prinz Cesar klein beigeben oder ihn um Verzeihung bitten würde, hatte er sich geirrt!

Trotzdem konnte sie Cesars Einladung nicht ausschlagen. Ihr Achtsamkeitszentrum war eine der wohltätigen Einrichtungen, die vom Erlös des Turniers profitieren sollten. Wenigstens würde sie ihre Brüder wiedersehen! Und sollte Cesar wirklich so wenig von ihr halten, wie zu befürchten war, konnte sie nicht tiefer fallen.

3. KAPITEL

Cesar di Ardentes Hofstaat hatte sich selbst übertroffen. Anlässlich des Auftakts der Polosaison erstrahlte der Festsaal des königlichen Landsitzes in prunkvollerem Glanz denn je. Das opulente Mahl für die mehr als einhundert geladenen Gäste war bereits in vollem Gange. Zahlreiche Kerzenleuchter ließen den üppigen Schmuck der Reichen, Mächtigen und Schönen, die eine gemeinsame Leidenschaft für den Pferdesport zusammengeführt hatte, in all seiner Pracht funkeln.

Nur der Prinz selbst wusste, dass er nicht zu ihnen gehörte. Als unehelicher Sohn des verstorbenen Königs hatte er es nur dem Wohlwollen und Mitgefühl der Königin zu verdanken, dass ihm überhaupt eine höfische Erziehung zuteilgeworden war. Nachdem seine leibliche Mutter sich unmittelbar nach seiner Geburt aus dem Staub gemacht hatte, hatte Julia di Ardente ihn unter ihre Fittiche genommen. Er war als Königssohn geboren, so hatte sie pragmatisch verfügt, also sollte er auch als solcher aufwachsen. Doch damit nicht genug. Von Kindesbeinen an hatte sie Cesar darauf vorbereitet, seinem Vater einst auf den Thron zu folgen. Wer hätte gedacht, dass dieser Moment so unvermittelt eintreten sollte?

„Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?“, unterbrach Cesars Reitmeister diese düsteren Erinnerungen.

„Wunderbar! Ich kann Ihnen nicht genug danken, Dom. Bitte sprechen Sie auch den übrigen Angestellten meine Wertschätzung aus.“

Cesar ließ den Blick über die kristallenen Weinkelche und das Silberbesteck schweifen, die sich glitzernd von der weißen Seide des Tischtuchs abhoben. Nur am unteren Ende der Tafel bot sich ein Schandfleck: Sofia Acosta. Cesars Miene verfinsterte sich.

Für seinen Geschmack amüsierte sich diese hinterhältige Intrigantin eindeutig zu gut! Nicht umsonst hatte er sie zwischen seine beiden loyalsten Vertrauten platziert. Er war sicher gewesen, dass seine Schwester Olivia und seine Mutter dem ungebetenen Gast die Flausen schon austreiben würden. Doch sein Plan ging ganz und gar nicht auf. Just in diesem Moment lachten die drei Frauen lauthals auf. Sofia warf sogar den Kopf in den Nacken!

Gleichwohl konnte Cesar nicht umhin, die Leichtigkeit zu bewundern, die Sofia umgab. Zwanglos plauderte sie mit seiner Schwester, und sie schien keine Scheu vor seiner Mutter, der Königin, zu haben. Nie hätte Cesar es für möglich gehalten, dass sich die mächtigste Frau des Landes während eines offiziellen Festakts und vor zahlreichen illustren Gästen zu lautem Lachen hinreißen ließe!

Kein Zweifel, Sofia Acosta war eine Sirene, von der er und jeder in seiner Familie unbedingt Abstand halten musste. Unwillkürlich schüttelte er sich. Selbst vom anderen Ende dieser langen Festtafel aus zog ihre Ausstrahlung ihn in den Bann.

„Du scheinst abgelenkt.“ Sofias Bruder Xander wandte sich besorgt an den Freund. „Ich hoffe, meine Schwester hat sich heute keinen weiteren Fehltritt geleistet?“

„Was geschehen ist, ist geschehen“, winkte Cesar ab. „Ansonsten gehen wir uns aus dem Weg.“ In der Tat hatte Cesar außer einem knappen Gruß kein Wort mit Sofia gewechselt.

„Hoffentlich wird euer Zwist die Stimmung in der Mannschaft nicht beeinträchtigen. Wir sind ein Team! Und ‚Die Wölfe‘ wollen den Titel verteidigen, selbst wenn es nur eine Wohltätigkeitsveranstaltung ist.“

„Ich weiß, was auf dem Spiel steht. Meine ganze Leidenschaft gilt dem Sport und dem guten Zweck. Alles andere interessiert mich nicht. Der Artikel ist für mich passé.“

„Das ist sehr großmütig von dir“, bemerkte Xander. „Ich weiß nicht, ob ich so verständnisvoll sein könnte.“

Die beiden Männer tauschten einen prüfenden Blick. Verständnisvoll würden sie sich von niemandem sonst nennen lassen. Sie waren Krieger!

„Du und ich, wir sind schon so lange Freunde“, erwiderte Cesar achselzuckend. „Eine belanglose Streiterei mit deiner Schwester soll keine Gräben zwischen uns reißen.“

„Ganz deiner Meinung.“ Xander hob eine Augenbraue. „Solange die Gräben zwischen Sofia und dir nicht unser Polofeld zerfurchen!“

„Auf die Länge eines Poloschlägers sollten wir uns doch gefahrlos nähern können, ohne dass irgendetwas explodiert.“