Piloten küsst man nicht - Marlene Toussaint - E-Book

Piloten küsst man nicht E-Book

Marlene Toussaint

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Beschreibung

Der Roman "Piloten küsst man nicht!" handelt von Liebe, Leidenschaft und Betrug. Er ist witzig, romantisch, traurig und spannend bis zur letzten Seite. Denn genauso lange dauert es, bis die attraktive Amerikanerin Jenny Smith, wieder in ruhigeres Fahrwasser gerät. Der Grund für die turbulenten Verwicklungen ihres Herzens ist der deutsche Pilot Jürgen Sommer, den sie auf recht ungewöhliche Weise in Los Angeles kennenlernt. Er wirbelt ihre (und nicht nur ihre) bis dahin wohlgeordnete Welt mächtig durcheinander und entfacht einen Sturm der Gefühle in ihr, die nach anfänglichen Schwierigkeiten mindestens ebenso leidenschaftlich erwidert werden. Aber warum sträubt sich Jürgen so gegen Jennys Besuch in Deutschland? Selbst nach der Hochzeit müssen noch ein paar Jahre vergehen, bis er einem Umzug zustimmt. Wenn Jenny geahnt hätte, von welch kurzer Dauer ihr Glück sein würde... Beinahe verzweifelt sie an ihrem Leben, bis ein mysteriöser Telefonanruf noch einmal eine neue Wende in ihr Leben bringt.

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PILOTEN KÜSSTMAN NICHT!

ROMANvonMarlene Toussaint

1. Auflage 2003

Mato-Verlag, Am Geisberg 6, 87779 TrunkelsbergTel. 08331-49 44 45, Handy 0170 942 9572,Fax 49 44 45www.mato-verlag.de

[email protected] by Marlene ToussaintUmschlaggestaltung Marlene ToussaintEpub ISBN 978-3-936795-38-7,

Diesen Roman widme ich allen Menschen die sich lieben und Liebe geben können. Liebe ist eine Macht, die zusammenführt und Kriege verhindern kann. Ohne Liebe kann kein Mensch leben, ob Kind, Mann oder Frau. Die Liebe zum Nächsten ist das Größte und Wichtigste, was es auf unserer Welt gibt. Liebe ist Licht das uns mit anderen verbindet, sie macht unser Leben hell und freundlich. Hass ist Dunkelheit, er trennt die Menschen voneinander und macht uns unglücklich und unzufrieden.

Wer Liebe sucht und gibt, wird auch Liebe finden.

Marlene Toussaint

Die Autorin Marlene Toussaint wurde am 13.07.1951 in Saarbrücken geboren. Sie verbrachte mehrere Jahre in der Schweiz, Belgien, England und Südafrika. Heute lebt sie im Allgäu. Nach ihren beiden “etwas anderen” Sachbüchern, Arbeitslosigkeit und Schönheitsoperationen, sowie den zwei Reiseführern über Südafrika und Namibia erscheint nun ihr erster Roman “Piloten küsst man nicht”. Sie schreibt, weil es ihr Freude macht. Ihr Traum war einmal Stewardess zu werden.

1. KAPITEL

Es ist ein grauer, verregneter Novembertag, genau das Wetter, das die Menschen traurig und depressiv macht. Jenny Sommer sieht aus dem Fenster und schaut dem Treiben auf der Straße zu. Seit dem Tod ihres geliebten Mannes kann sie sich an nichts mehr erfreuen. Heute müsste sie Blumen auf sein Grab legen, denn es ist Allerheiligen. Für ihn hatte sie Santa Barbara in den USA verlassen und war mit ihm nach Deutschland gegangen. In ein Land, das sie am Anfang gar nicht mochte. Ihr fehlten die Sonne Kaliforniens und die Menschen, die sie so sehr liebte. Sie hat sich in Deutschland nie so richtig wohl gefühlt. Die Menschen sind distanziert und lachen viel zu wenig. Für sie zählte nur die Arbeit und der Erfolg. Aber mittlerweile sind so viele Erinnerungen an ihr Leben mit Jürgen verknüpft, obwohl er sie so bitter enttäuscht hat.

Sie lernte Jürgen in Kalifornien kennen, als sie mit ihrer Mum ein paar Tage in Los Angeles verbrachte, um ein paar Einkäufe zu erledigen und Freunde zu besuchen. Außerdem wollten sie beide einfach nur ein wenig abschalten, denn ihr Vater hatte nur seine Ranch im Kopf und ihre Mum fühlte sich ständig von ihm vernachlässigt. Sie konnte sich einfach überhaupt nicht selbst beschäftigen, denn sie war es immer gewöhnt, nur für andere da zu sein. Und sie brauchte immer jemanden, den sie bemuttern konnte. Aber mit 25 Jahren will man nicht mehr bemuttert werden, man hat auch das Recht auf ein eigenständiges Leben. Ihr Bruder Kevin lebte bereits seit ein paar Jahren in New York. Ihm war es früh genug gelungen, sich von seiner Familie zu lösen. Aber auf der anderen Seite fühlte sich Jenny noch immer wohl zu Hause. Los Angeles war immer eine nette Abwechslung und Mutter und Tochter hatten so ein paar Tage Zeit füreinander. Zum Abschluss ihres Einkaufsbummels besuchten sie ein gemütliches Kaffee, denn morgen wollten sie wieder nach Santa Barbara zurückfahren.

Aber das Schicksal wollte es anders, in dem Moment, als sie die Türe zu diesem Wiener-Café aufmachten, sollte sich ihr Leben komplett verändern. Dort saß er an einem Tisch in seine Zeitung vertieft. Wie ein hypnotisiertes Kaninchen, das auf die Schlange starrt, musste sie ihn immer wieder anschauen. Sie kann sich noch gut daran erinnern wie ihre Mutter ständig mahnte, Kind wo bist du denn mit deinen Gedanken! Ich habe dich jetzt schon ein paar Mal gefragt, wo wir heute Abend essen gehen, aber du hast mir noch immer nicht geantwortet. Jenny hatte ihren Traummann gefunden. Wie konnte sie antworten! Endlich legte er seine Zeitung weg und schaute ihr genau in die Augen, als ob er es gespürt hätte. Vielleicht hatte er gar nicht gelesen? Sie waren beide wie magisch voneinander angezogen. Sie konnte es an seinem intensiven Blick spüren. Sollte sie ihn wieder aus ihrem Leben lassen? Sekunden können über ein ganzes Leben entscheiden. Dazu fiel ihr ganz spontan der Satz ein: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort!

In ihren Gedanken kann sie sich noch genau an diesen Moment erinnern. Er hatte so ein liebes Gesicht, große, blaue Augen und das schöne blonde Haar. Und schätzungsweise war er mindestens 1,90 Meter groß. Sie liebte große schlanke Männer. Wie konnte sie es anstellen, mit diesem Mann Kontakt aufzunehmen? Wenn sie nichts für ihn empfunden hätte, wäre das kein Problem, denn normalerweise hat sie keine Hemmungen, Menschen anzusprechen. Aber diesmal war sie wie gelähmt. Das musste Liebe auf den ersten Blick sein. Sie hatte schon viel darüber gehört oder gelesen, es aber noch nie selbst erfahren. Vor kurzem hätte sie noch behauptet, Liebe auf den ersten Blick ist ein Hirngespinst, denn man kann nur lieben was man kennt.

Mum ich kann nicht antworten, ich habe mich gerade verliebt! Ich muss diesen Mann kennenlernen! In wen verliebt? Der gutaussehende Mann dort drüben, der gerade Zeitung liest. Jenny bist du verrückt, das ist doch ein fremder Mann, du kennst ihn ja gar nicht und wie willst du das anstellen, ihn auf dich aufmerksam zu machen? Er könnte ja ein Gauner oder Killer sein und du willst ihn kennenlernen? Du kennst doch Los Angeles, da laufen doch genug schlechte Menschen herum. Aber Mum, sieht so ein Killer aus? Wenn du willst Kind, werde ich dir helfen, aber mach mich dann nicht für dein Unglück verantwortlich! Wo gehst du hin? Jenny sah noch, wie ihre Mutter wie vom Blitz getroffen aufsprang und geradewegs auf seinen Tisch zurannte. Sie konnte noch sehen, wie sie das Tischtuch an der Spitze zu fassen bekam, weiter lief und es mit sich riss. Alles was auf dem Tisch stand, lag nun auf der Erde. Oh Entschuldigung, bin ich ungeschickt, bitte verzeihen Sie mir, denn ich leide unter Gleichgewichtsstörungen und war gerade auf dem Weg zur Damentoilette. Wie kann ich das nur wieder gutmachen, hörte Jenny sie sagen. Und auf einmal saß sie an seinem Tisch, und wie Mütter nun mal sind, war sie bereits im Begriff ihn auszufragen. Der Kellnerin steckte sie 20 Dollar zu und bat sie höflich, den Kuchen aufzuheben und den Teppich gründlich zu reinigen. Diese war eher erfreut als verärgert. Denn zum Glück war kein Kaffee mehr in der Tasse und der Schaden hielt sich in Grenzen. Insgeheim musste Jenny grinsen, wie raffiniert so alte Damen doch sein können. Sie machen zwar immer einen so zerbrechlichen und unbeholfenen Eindruck, aber das ist scheinbar ihre Art, das zu bekommen was sie wollen. Einem armen Hascherl wird eben viel schneller geholfen, als einer forschen Emanze. Jenny sitzt nun bereits seit einer halben Stunde alleine am Tisch und ihre Mum schien sich köstlich mit dem schönen Fremden zu amüsieren. Wenn sie nicht glücklich verheiratet wäre, würde Jenny annehmen, sie wäre ebenfalls in diesen tollen Mann verliebt.

Jenny war noch ganz in Gedanken versunken, als er plötzlich an ihrem Tisch stand. Guten Tag schöne Frau, mein Name ist Jürgen Sommer. Ihre Mutter hat mir den Kuchen weggenommen, mich aber dafür heute Abend zum Essen eingeladen, als Ausgleich sozusagen. Kuchen soll ja auch ungesund sein mit dem hohen Zucker- und Fettgehalt. Außerdem macht er dick, Ihre Mum hat mir sogar einen Gefallen getan, lachte er verschmitzt. Ich hoffe es macht Ihnen nichts aus, wenn ich die beiden hübschen Damen heute Abend begleite. Als Mum diesen Satz hörte, war sie gleich von Jürgen fasziniert. Hübsch war sie noch immer und sie genoss es, wenn es ihr jemand sagte. Damit bekam er gleich 100 Bonuspunkte. Jennylein, sei mir nicht böse, aber nach diesem Malheur habe ich Herrn Sommer zum Essen eingeladen, du bist mir sicher nicht böse, aber du weißt ja, meine Schwindelanfälle haben mich mal wieder übermannt und ich habe mich versehentlich an dem Tischtuch festgehalten. Und den Rest hast du ja gesehen. Und stell dir vor, Herr Sommer ist noch ledig. Typisch, gleich wird sie mir berichten was für einen Beruf er ausübt und was er verdient. Herr Sommer hatte inzwischen an ihrem Tisch Platz genommen. Ich musste mich für meine Mum entschuldigen, obwohl sie ihre Sache ganz gut gemacht hatte, war das Ganze doch ein bisschen peinlich oder verrückt. Auf so eine hinterhältige Art einen Mann an den Tisch zu locken hätte sie selbst nie gewagt. Es war eine filmreife Vorstellung wie in den Universal Studios. Und der arme Herr Sommer fühlte sich noch schuldig, dass er Mums Schwindelanfälle nicht bereits vorhergesehen und sie ein wenig gestützt hätte. Jenny, stell dir vor, Herr Sommer ist Pilot bei einer deutschen Fluglinie, ist das nicht aufregend? Sie sind dann sicher öfter in Los Angeles, legte ihre Mutter gleich wieder los. Jenny hatte bis jetzt eigentlich wenig Gelegenheit, mit ihrem Traummann zu reden, denn ihre Mutter hatte das Kommando übernommen. Er schien ihr offensichtlich zu gefallen. Denn wenn sie ihr Kind schon an einen Mann verlieren sollte, musste er etwas ganz Besonderes sein, Arzt, Diplomat, Priester, Lehrer oder vielleicht auch ein Pilot. Obwohl ihr ein Arzt in der Familie am liebsten gewesen wäre. Aber sie hatte etwas gegen Cowboys, die stinken so nach Stall, sagt sie immer. Ein Cowboy in der Familie ist bereits genug. Jenny und Herr Sommer stellten im Laufe des Gesprächs erstaunt fest, dass sie viele Gemeinsamkeiten hatten. Beide reisten gerne, teilten eine Vorliebe für gutes Essen und gute Filme, liebten die gleichen Länder, schwammen gerne, sie liebten Tiere und die Natur, aber sie hassten Fahrräder, da beide schon in einen Unfall mit dem Fahrrad verwickelt waren. Er konnte sich auch vorstellen, auf einer Farm zu leben. Oh nein, rief Mum, bleiben Sie lieber bei Ihrer Fluglinie. Ihr Job ist krisensicher. Nicht wie der mit Rindviechern auf der Farm, die großen Konzerne machen die kleinen kaputt. Außerdem kommen die Kälber immer nachts zur Welt und mein Mann ist fast jede Nacht im Stall, anstatt im Bett neben mir, wo er normalerweise hingehört. Manchmal frage ich mich, wie ich überhaupt Kinder bekommen konnte, er war ja nie da. Aber vielleicht war ich deshalb gleich schwanger, mein Mann hat mir gleich eine Aufgabe zugeteilt, damit ich beschäftigt war. Als die Kellnerin kam, um die Rechnung zu kassieren, merkten sie erst, dass es draußen bereits dunkel war. Wir möchten unser Kaffeehaus gerne schließen, meinte die Bedienung freundlich. Also zahlten sie und machten noch einen Treffpunkt aus, wo sie sich am Abend wiedersehen wollten. Herr Sommer bestand darauf, sie in der Hotel-Lobby abzuholen. Denn für zwei so hübsche Damen kann ein nächtlicher Alleingang recht gefährlich sein, wenn der Treffpunkt auch nur ein paar Minuten vom Hotel entfernt ist. Mum war natürlich von dieser Idee ganz begeistert. Ach sind Sie ein höflicher junger Mann. Wie alt sind Sie eigentlich, denn so jung sind die Piloten doch gar nicht, weil die Ausbildung doch so lang und aufwendig ist? Ich bin 42 Jahre alt, sagte Herr Sommer. Was, Sie haben sich aber gut gehalten, waren sie konserviert, sagte sie, keine Falten und das über den Wolken, wo doch da die Luft so dünn und trocken ist und man so schnell faltig wird? Und außerdem ist die Fliegerei ungesund, man soll sogar verstrahlt werden! Aber dafür kommen Sie ja auch bald in Rente, denn die Piloten dürfen doch gar nicht so lange fliegen, so viel ich weiß. Da muss ich noch ein paar Jährchen warten, sagte Herr Sommer mit seinem Lächeln, das Jenny so faszinierte. Auf 42 hätte sie ihn auch nicht geschätzt. Und sie war darüber sehr überrascht. Er hatte sich für sein Alter tatsächlich gut gehalten. Waren sie noch nie verheiratet, fragte Mum? Natürlich, aber meine Frau hat es nicht lange mit mir ausgehalten, denn ich war immer viel zu lange weg. Als ich etwas früher von einem Flug nach Hause kam, lag mein Nachfolger bereits im Bett. Das ist ja grausam dieser Vertrauensbruch, rief Jenny empört. Das würde bei uns nie vorkommen, denn Dad interessiert sich nicht für Frauen, sondern nur für seine Rindviecher im Stall. Das hat dann auch wieder etwas Gutes. Vielleicht liegt er mal eines Tages mit einem Rindvieh im Bett. Mum muss nur auf die Tiere eifersüchtig sein und Dad lässt ihr ja schließlich alle Freiheiten. Jenny das muss ich Dad erzählen, vielleicht bekommt er dann Angst, er könnte mich auch einmal mit einem anderen Mann, vielleicht sogar mit einem jüngeren Mann, im Ehebett überraschen, weil er ja auch nie Zuhause ist. - Aber das ist doch ganz etwas anderes. Du bist doch schon 55 Jahre alt, da geht man nicht mehr fremd.- Sag das nicht Jenny, auch eine ältere Frau hat noch Gefühle. Im Herzen bin ich immer jung geblieben und fühle mich gar nicht alt.- Ich nehme an, Herr Sommer war tagelang unterwegs wegen der Fliegerei und dann kommt noch der Jetlag dazu, er war sicher jedes Mal gestresst und müde, wenn er nach Hause kam. Schließlich ist es nicht so einfach, den Organismus ständig der Zeitverschiebung anzupassen. - Ich wäre froh, wenn meine Ex-Frau auch so viel Verständnis gehabt hätte wie Sie, Jenny, sagte Herr Sommer. Aber es ist nicht einfach, eine Frau zu finden, die sich mit dieser etwas schwierigen Situation abfinden kann. - Bevor wir uns heute abend treffen, möchte ich noch wissen, ob Sie Kinder haben, fragte Mum, denn das könnte ich Jenny nicht zumuten, sie ist ja selbst noch ein Kind. Wie könnte sie die Kinder anderer Leute großziehen? Jetzt reicht es aber, meinte Jenny nun energisch! Herr Sommer und ich haben nicht beim ersten Treffen vor, einen Hochzeitstermin festzulegen. Außerdem ist er ein gebranntes Kind und wird sich nicht so schnell wieder verheiraten wollen. Das geht manchmal schneller als man denkt, antwortete sie mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht. Eigentlich war Jenny jetzt froh, dass sie sich verabschiedeten, denn die Fragen ihrer Mutter wurden immer peinlicher. Sie kam sich vor wie bei einem Ehean-bahnungsinstitut, mit ihrer Mutter als Vermittlerin. Es fehlte nur noch, dass sie von uns beiden eine Erfolgsprämie kassieren möchte.

Jenny und ihre Mutter wohnten wie immer im gleichen Hotel. Es war in einer einigermaßen sicheren Gegend, denn Los Angeles, die Stadt der Engel war mehr die Stadt der Bengel. Da war Santa Barbara ein richtig ruhiges, kleines, ungefährliches Städtchen, in dem sich Jenny so richtig geborgen fühlte. Nicht weit von ihnen entfernt lag die Farm der Reagans.

Nach ein paar Tagen Los Angeles war sie dann auch jedesmal wieder froh, wenn Sie wieder zu Hause war. Dort fühlte sie sich einfach am Wohlsten. Nur manchmal machten ihr die Voraussagen für das große Erdbeben, das irgendwann einmal kommen sollte große Sorgen, aber sie liebte dieses Fleckchen Erde über alles. Es war ihre Heimat und sie konnte es sich auch nicht vorstellen, sie jemals zu verlassen. Außerdem waren es die Kalifornier gewöhnt, dass ihre Erde öfters bebte. Man musste ganz einfach damit leben. Viele ihrer Bekannten hatten bereits ihren Wohnort verlegt, aber konnte man vor etwas weglaufen, was für einen bestimmt war? Es war wie im wirklichen Leben.

Als sie das Hotel betraten, hörte sie noch in Gedanken versunken ihre Mum den Empfangschef nach der Codekarte fragen. Haben wir eine Nachricht erhalten? Ja, Frau Smith, ihr Mann hat angerufen und sagte, er muss auf eine Viehauktion, sie dürfen gerne noch ein paar Tage bei uns bleiben, er würde die Kosten übernehmen. Ich muss Sie aber leider bitten, das Hotel zu wechseln, denn wir sind ab morgen ausgebucht.- Ach wie großzügig kann er doch sein, wenn er uns loshaben will, sagte sie zu Jenny. Sie ärgerte sich jedes Mal, wenn er tagelang verreiste und sie nicht mitnahm, dann fühlte sie sich regelrecht abgeschoben. Sonst ist er so geizig, aber wenn er mich loshaben will, hat er stets ein offenes Herz. Trotzdem liebte Sarah ihren Mann und konnte sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Vielleicht meckerst du einfach zu viel, sagte Jenny und er muss sich dann und wann von dir erholen. Männer sind anders als wir Frauen, sie wollen einfach nicht reden und Frauen wollen ständig reden. Und Mum, du redest ununterbrochen. - Aber was sind das denn für Beziehungen in denen nicht mehr gesprochen wird?- Man soll ja miteinander sprechen, sagte Jenny, aber nicht rund um die Uhr. Glaubst du nicht auch manchmal, er ist deshalb so viel bei seinen Rindviechern? Ich glaube ja, denn die reden nicht! -

Jenny hatte kein gutes Gefühl den Abend in Begleitung von Herrn Sommer und Mum zu verbringen, denn nach diesem Treffen würde es keine Geheimnisse mehr geben. Sie wird alles aus Herrn Sommer herausquetschen, was sie wissen will. Vielleicht hätte sie sich alleine mit ihm treffen sollen. Aber Mum war immerhin die Vermittlerin und sie hatte ihn schließlich zum Abendessen eingeladen. Deshalb konnte sie Mum unmöglich im Hotel lassen, denn sie war ja die Gastgeberin. Manchmal wäre es nicht schlecht, wenn ihr auch einmal jemand sagen würde, das geht Sie gar nichts an, aber sie hat so eine reizende Art Leute auszufragen, dass sie bis jetzt noch niemand in ihre Schranken verwiesen hat. Jenny liebte sie und musste sie deshalb so nehmen wie sie war. Wenn auch der Vater manchmal vor ihr davon lief. Aber sie passten irgendwie gut zusammen.

2. KAPITEL

Seit Jenny zurück im Hotelzimmer war, konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen, so aufgeregt war sie über das bevorstehende Rendezvous am Abend. Es blieben ihr noch ganze drei Stunden um sich zu beruhigen und für das Treffen wieder fit zu machen. Ihre Mutter ließ das Ganze scheinbar unberührt. Sie zog sich zu einem Schönheitsschlaf zurück. Jenny war das gerade recht, denn so konnte sie vor sich hin träumen und ihren Gedanken nachhängen. Die beste Beruhigung für Jenny war schon immer ein heißes Bad. Bereits als Kind konnte sie stundenlang im heißen Wasser in der Badewanne liegen und so vor sich hinträumen. Sie ließ Wasser in die Wanne einlaufen und fügte noch ein paar Tropfen von dem herrlich duftenden Wildrosenöl hinzu, was das Badezimmer sofort mit einem lieblichen Geruch durchflutete. Sie holte sich ein Gläschen Sekt, das sie auf den Stuhl neben der Badewanne plazierte und stellte das Radio an. Sie stieg gerade in den Schaum mit dem süßlichen Duft, als das Lied: „Run to me, whenever you `re lonely“ lief (lauf zu mir wenn du einsam bist). Das war ihr Lieblingslied und verursachte ihr immer eine Gänsehaut, wenn sie es hörte. Sie fühlte sich mit ihren Gefühlen bereits so zu diesem Mann hingezogen, dass es ihr schwerfallen würde, wenn er gar nicht an ihr interessiert wäre. Am liebsten würde sie gleich zu ihm laufen, denn sie fühlte sich manchmal ziemlich einsam. Bis jetzt hatte er aber noch keinerlei Anspielungen gemacht, dass er etwas für sie empfinden würde. Außer dem Blickkontakt im Café und dem kurzen Gespräch hatte sich ja noch nicht viel zwischen ihnen abgespielt. Er könnte genauso gut Interesse an ihrer Mutter haben, denn sie sah ja sehr gut aus und der Altersunterschied zu ihr war ja weitaus geringer, als zwischen ihm und ihr. Dazu kam noch, dass sich heute Frauen sehr oft in jüngere Männer verliebten. Es ist nicht mehr ausschließlich das Privileg des Mannes, sich eine jüngere Frau zu nehmen, Frauen stehen ihnen in nichts mehr nach. Und aus biologischer Sicht war ein jüngerer Mann sogar besser, als ein älterer, denn die Männer sterben in der Regel fast 10 Jahre früher als Frauen und sie sind länger sexuell einsatzfähig. Und Mum und Herr Sommer sahen wirklich sehr gut nebeneinander aus. Sie wären auch ein wunderbares Paar, das musste sie neidlos zugeben. Wie konnte Jenny so etwas passieren, sie, die immer nüchtern Denkende, die sich nun in einen 17 Jahre älteren Mann verliebte? Aber er sah ja auch so jung aus, er hatte einfach eine Aura, die jede Frau in seinen Bann zieht. Wenn eine ihrer Freundinnen ihr gesagt hätte, sie lerne einen Mann kennen, der 17 Jahre älter ist, hätte sie sicher ironisch gefragt, was sie mit so einem Opa anfangen sollte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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