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Romanhafter Bericht über die Entdeckung und Eroberung Perus – Ereignisse, Erlebnisse und fremde Kulturen – spannend und unterhaltend, vielschichtig und tiefgründig, informativ und faszinierend sind die E-Books großer Schriftsteller, Philosophen und Autoren der einzigartigen Reihe "Weltliteratur erleben!".
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Seitenzahl: 464
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Francisco de Xerez
Pizarro's Geheimschreiber
Nebst Ergänzung aus Augustins de Zarate und Gareilasso's de la Vega Berichten.
Kaum waren drei Jahrzehnte nach der Landung Cristoforo Colombo's auf der Insel Guanahani, dem zuerst (am 12. October 1492) entdeckten Punkte Amerika's, vorübergegangen, als man sich schon ein deutlicheres Bild von dem Umfange der neuen Welt zu entwerfen vermochte und an dieses Bild neue, immer großartiger sich gestaltende Plane zu knüpfen anfing. Die Ostküste der beiden großen Hälften dieses Erdtheiles war bereits, wenigstens theilweise, von spanischen, portugiesischen, englischen und französischen Seefahrern entdeckt und an vielen Punkten besucht, Colonien waren sowohl auf mehreren Inseln als auch auf dem Festlande angelegt, Hernando Cortes hatte Mexico erobert und Vasco Nuñez de Balboa zuerst den Theil des Weltmeeres, welcher die westliche Küste Amerika's bespült, gesehen. Die Entdeckung dieses Meeres, welches gewöhnlich noch mit dem ihm von den Spaniern beigelegten Namen Südsee bezeichnet wird, eröffnete weiteren Wagnissen einen unüberschaubaren Tummelplatz, und da sie auch die Auffindung und Eroberung Perus zur Folge hatte, so müssen hier zur Herstellung des nöthigen Zusammenhanges der Thatsachen einige Worte über Vasco Nuñez und seine Abenteuer vorangeschickt werden.
Vasco Nuñez de Balboa, zu Xerez de los Caballeros in der Provinz Estremadura um das Jahr 1475 geboren, hatte bereits als Jüngling, um seinen leichtsinnig zerrütteten Vermögensumständen wieder aufzuhelfen, an der Reise des berühmten Seefahrers Rodrigo de Bastides nach Südamerika (1500 – 1502), auf welcher die Küstenstrecke vom Cabo de la Vela bis nach Puerto del Retrete unter dem zehnten Grade nördlicher Breite entdeckt und der Golf von Darien näher untersucht wurde, Theil genommen und nicht unbeträchtliche Schätze erworben. Auch diese vergeudete er auf Hispaniola, wo er sich als Pächter niederließ, und stürzte sich wieder so tief in Schulden, daß er seinen Gläubigern auf keine andere Weise zu entgehen wußte, als daß er sich in einem Fasse auf das Fahrzeug des Licentiaten Martin Fernandez de Enciso, welches nach der neu angelegten Pflanzstadt St. Sebastian auf der östlichen Spitze des Golfs von Darien mit einer Ladung Lebensmittel unter Segel ging (1510), bringen ließ. Da er in Folge der strengen Gesetze, die man auf Hispaniola zum Schutze der Gläubiger eingeführt hatte, der Todesstrafe verfallen war, so wagte er erst auf der hohen See aus seinem Verstecke hervorzukriechen und sich dem Enciso vorzustellen. Dieser, über den Betrug entrüstet, wollte ihn auf eine wüste Insel aussetzen, ließ sich aber doch endlich durch seine Bitten bewegen, ihn nach St. Sebastian mitzunehmen.
Über diese von dem kühnen Abenteurer Alonzo de Ojeda im Jahr 1509 gegründete Colonie war unterdessen großes Unheil hereingebrochen. Mangel an Lebensmitteln und die beständigen Angriffe der Eingeborenen bewogen endlich den Befehlshaber Francisco Pizarro, dessen Name später durch die Eroberung Perus eine so große Berühmtheit erhielt, sich mit dem Reste der Mannschaft auf zwei Brigantinen einzuschiffen. Die eine derselben versank auf der hohen See mit allen darauf befindlichen Leuten, die andere von Pizarro geführte begegnete dem Schiffe Enciso's, welcher sie zwang mit nach St. Sebastian zurückzukehren. Beim Einlaufen in den Golf von Darien scheiterte das eine mit Lebensmitteln beladene Schiff, und als man endlich die Colonie erreichte, waren die Verschanzungen zerstört und die Wohnungen niedergebrannt. Ohne Obdach, ohne hinreichende Nahrung und in beständiger Furcht vor den vergifteten Pfeilen der Wilden verloren die unglücklichen Abenteurer bald den Muth und verzweifelten schon an der Möglichkeit ihrer Rettung aus diesem Elend, als Vasco Nuñez de Balboa hervortrat und sie durch die Nachricht frisch belebte, daß er schon früher mit Rodrigo de Bastides diesen Meerbusen besucht und an der Mündung eines großen Flusses ein schönes Dorf, wo Lebensmittel im Überfluß und die Pfeile der Bewohner nicht vergiftet gewesen, gesehen habe. Man setzte ohne Verzug über den Meerbusen, dessen Breite hier nur sechs Meilen betrug, und lief in den Fluß Darien ein, wo man alles so, wie es Vasco Nuñez beschrieben, aber auch die kriegerischen Bewohner schon in Schlachtordnung aufgestellt fand. Enciso, welchem jetzt nur die Wahl zwischen einem verzweifelten Kampfe und einer schmachvollen Heimkehr blieb, gelobte der heil. Jungfrau Maria del Antigua von Sevilla, wenn er durch ihren Beistand siege, die zu gründende Colonie nach ihr zu benennen, und ließ seine Leute schwören, lieber zu sterben als dem Feinde den Rücken zu wenden. Darauf griff er mit verzweifeltem Muthe die Indianer an, welche aber erst nach tapferer Gegenwehr die Flucht ergriffen und ihr Dorf preisgaben, wo man eine Menge Lebensmittel und eine ansehnliche Beute an Gold fand. Man erfüllte nun das Gelübde, nannte die neue Colonie Santa Maria del Antigua und erholte sich von den ausgestandenen Mühseligkeiten.
Die Eintracht dauerte aber unter den habgierigen Abenteurer nur sehr kurze Zeit; der erste Befehl Enciso's, welcher allen seinen Leuten verbot auf eigene Rechnung Goldhandel mit den Eingeborenen zu treiben, brachte alle gegen ihn auf. Vasco Nuñez, welcher schlau dieses Mißvergnügen zu benützen wußte, rastete nicht eher, bis Enciso im Gefängniß lag und er seine Stelle einnahm. Enciso brachte es zwar später dahin, daß man ihn nach Spanien entließ, wo er Klage über seine unwürdige Behandlung führte und, wie wir sehen werden, später den Untergang seines Nebenbuhlers veranlaßte.
Vasco Nuñez, welcher übrigens sehr wohl wußte, daß reiche Goldsendungen nach Spanien jede Ungerechtigkeit und Schandthat zudeckten, war vor allem eifrig bemüht den Reichthum des Landes zu erforschen und auszubeuten. Auf einem seiner zu diesem Zwecke unternommenen Streifzüge in der Umgegend kam er auch zu dem Caziken Comagre, der ihn freundlich aufnahm und ihm ein Geschenk von viertausend Unzen Gold machte. Als bei der Vertheilung desselben an Ort und Stelle unter den Spaniern ein heftiger Streit entstand, trat der älteste Sohn des Caziken, staunend daß ein so schnödes Metall Ursache des Haders werden könne, hervor, schlug mit der Faust auf die Wage, daß das Gold auf dem Boden umherflog und rief unwillig: »Wie könnt ihr, Männer, dieses elende Gold so hoch achten, da ihr doch die schönsten Kunstwerke in grobe Klumpen umschmelzet? Ist übrigens euer Heißhunger nach diesem Metalle so groß, wagt ihr nur deßwegen eine so weite und gefährliche Reise und stört ihr aus keiner andern Ursache glückliche Völker aus ihrer Ruhe auf, so will ich euch ein Land zeigen, das so reich an Gold ist, daß es eure Habgierde sicher befriedigen wird. Wollt ihr aber dieses Land erobern, so muß eure Anzahl bei weitem größer seyn, denn es wohnen daselbst tapfere Leute, die ihr Besitzthum mit ihrem letzten Blutstropfen vertheidigen werden. Besonders wird euch der mächtige Tumanama, der Beherrscher der sechs Tagreisen von hier gelegenen Berge, wo man das Gold findet, hartnäckigen Widerstand leisten, und ehe ihr zu diesem gelangt, müßt ihr durch das Gebiet der grausamen Cariben, deren liebste Speise Menschenfleisch ist. Habt ihr dann diese Berge dort (wobei er mit dem Finger nach Süden hin deutete) überschritten, so werdet ihr an ein großes Meer kommen und auf demselben viele Schiffe, die nicht viel kleiner als die eurigen und mit Ruder und Segel versehen sind, erblicken.«
Die Rede des jungen Caziken machte auf Vasco Nuñez einen ungewöhnlichen Eindruck; die Aussicht auf einen unerschöpflichen Goldvorrath beschäftigte in diesem Augenblicke seinen Geist wirklich weniger, als die überraschende Hindeutung auf ein großes Meer. Er schloß mit Recht, dieses könne kein anderes Meer seyn, als das so lange von Colombo vergebens gesuchte. Der Gedanke, eine Entdeckung zu machen, die diesem großen Manne nicht gelungen war, und dadurch alle seine begangenen Fehler in Vergessenheit zu begraben, ließ ihm jetzt keine Ruhe mehr und er setzte, um zur Erreichung seines Zieles nähere Erkundigungen einzuziehen, seine Streifereien in die Umgegend der Colonie fort. – Zuerst fiel er (im Jahr 1512) in das nahe liegende Gebiet des Caziken Dabayda ein, unter dessen Schätzen sich auch ein ganz mit Gold angefüllter Tempel befinden sollte. Dieser Zug war aber mit unendlichen Beschwerden verbunden, und die ganze Expedition war einigemal dem Untergange nahe. Sümpfe und Seen dehnten sich allenthalben, so weit der Blick reichte, aus, und beinahe die ganze Gegend stand fast fortwährend so tief unter Wasser, daß die Wohnungen der Eingeborenen aus den dicksten Bäumen eingerichtet und fast ganz unter dem Laube versteckt waren. Zu jedem Hause führten zwei Leitern, die eine bis zur Hälfte des Baumes, die andere von da bis zur Hausthüre. Sie waren aus Rohr gefertigt und so leicht, daß sie des Abends ohne Mühe auf den Baum gezogen werden konnten. Die Einwohner waren also des Nachts gegen die Angriffe der Tiger und anderer reißenden Thiere, deren es in diesem Lande eine Menge gab, vollkommen sicher. Die Vorräthe an Lebensmitteln waren ebenfalls in diesen Häusern aufgespeichert, das Getränk aber am Fuße des Baumes in irdenen Gefäßen. – Der Cazike Dabayda, welcher sich in seinem Palaste auf einem Baume befand, ließ bei der Annäherung der Spanier die Leitern aufziehen und erwiederte, als diese ihn aufforderten furchtlos herabzukommen, er habe den Fremdlingen weder ein Leid zugefügt noch Geschäfte mit ihnen abzumachen, sie möchten ihn also in Ruhe lassen. Als man aber Anstalten traf den Baum umzuhauen und er die Splitter davonfliegen sah, zog er es doch vor mit seinem Weibe und seinen beiden Söhnen herabzusteigen. Man verlangte Gold von ihm, erhielt aber die Antwort, daß er an dieser Stelle keines habe, weil er dessen zu seinem Unterhalte nicht bedürfe; trügen sie aber so großes Verlangen nach diesem Metalle, so wolle er ihnen eine hinreichende Menge aus einem nahen Gebirge holen und sein Weib und seine Söhne als Geiseln zurücklassen. Die Spanier gingen bereitwillig auf dieses Anerbieten ein und ließen ihn ziehen; als sie aber mehrere Tage auf seine Rückkehr vergebens gewartet hatten, sahen sie erst ein, daß sie von dem Wilden, dessen Weib und Söhne sich ebenfalls durchzuschleichen gewußt hatten, überlistet waren. Sie zogen darauf noch einige Zeit in der von den Einwohnern verlassenen Gegend umher und kehrten dann nach der Colonie zurück. So endete die Expedition nach dem Goldtempel.
Die Caziken des ganzen Landes hatten sich unterdessen zur Vertilgung der Colonie, von welcher aus alles Unheil über sie kam, verschworen und ein großes Heer versammelt; Vasco Nuñez erspähte aber den rechten Augenblick, überfiel sie unversehens und richtete ein furchtbares Blutbad unter ihren Leuten an. Nachdem er sie auf diese Weise gezüchtigt und die Colonie wenigstens auf einige Zeit gesichert hatte, entschloß er sich endlich den vielversprechenden Zug nach Süden, über welchen er Tag und Nacht nachsann, zu unternehmen. Nachdem er die nöthigen Vorbereitungen getroffen und seine Mannschaft, welche aus hundert und sechzig gutbewaffneten Leuten bestand, durch die Aussicht auf großen Gewinn angefeuert hatte, schiffte er sich am 1 September 1513 mit dem jungen Caziken Comagre, der ihm als Führer dienen sollte, ein und begab sich zur See in das Land des Caziken Careta. mit welchem er ein Bündniß geschlossen hatte. Von hier aus nahm er seinen Weg nach den Bergen hin und kam in das Gebiet des Caziken Ronca, welcher sich bei der Annäherung der Spanier verbarg, aber endlich auf die gütliche Vorstellung des Vasco Nuñez aus seinem Schlupfwinkel hervorkam und sich die Freundschaft desselben durch reiche Geschenke an Gold erwarb. Mehr Muth zeigte im Gebirge, in welches die Abenteurer bereits eingerückt waren, der Cazike Quaraqua, erlitt aber eine furchtbare Niederlage und mußte die Schätze seines Landes preisgeben. Nach einem Marsche von fünfundzwanzig Tagen langte man endlich an dem Fuße des hohen Berges an, von wo aus das große Meer sichtbar seyn sollte. Als man beinahe den Gipfel des Berges erreicht hatte, befahl Vasco Nunez allen seinen Begleitern zurückzubleiben und ging allein voran, um zuerst den lang ersehnten Anblick zu genießen. Als er nun wirklich den unermeßlichen Ocean zu seinen Füßen sich ausdehnen sah, fiel er auf die Knie, erhob die Hände zum Himmel und dankte Gott für die ihm geworbene große Gnade. Seine Leute eilten auf dieses Zeichen freudetrunken herbei und wiederholten zum Erstaunen der Indianer das Dankgebet ihres Anführers auf dieselbe Weise. Sodann fällten sie einen schönen Baum, bildeten daraus ein Kreuz, richteten es an der Stelle, wo Vasco Nunez zuerst das Südmeer erblickt hatte, in der Mitte eines großen Steinhaufens auf, und schnitten in die Rinde der nächsten Bäume den Namen des Königs Ferdinand von Spanien. Noch an demselben Tage rückte Vasco Nuñez bis zum Gestade vor, ging, das Schwert in der einen und das Schild in der andern Hand, bis zum Gürtel in das Meer und sprach zu den am Ufer stehenden Spaniern und Indianern: »Ihr seyd Zeugen, daß ich für die Krone von Castilien Besitz von diesem Theile der Welt nehme; ich werde ihr mit diesem Schwert diese Erwerbung zu erhalten wissen.« Diese Besitznahme der Südsee und der an ihr liegenden Länder für Spanien fand am 26 Sept. 1513 statt.
Nachdem Vasco Nunez einige Caziken, welche sich ihm feindlich entgegenstellten, gezüchtigt und unterworfen hatte, schiffte er sich mit seinen Leuten auf neun Canots ein, um die Küste des großen Golfs, an welchem er sich befand und dem er den Namen St. Miguel beilegte, näher in Augenschein zu nehmen. Kaum hatte er aber das Ufer verlassen, als ein furchtbarer Sturm sich erhob und ihn in die größte Gefahr brachte. Nur die Geschicklichkeit der Indianer, welche die Canots je zwei und zwei aneinander befestigten und sie zwischen vielen kleinen Inseln hindurch an den Ankerplatz eines größern Eilandes zu führen wußten, rettete die nichts anderes als ihren Untergang erwartenden Spanier. In der Nacht trat zwar besseres Wetter ein, aber am Morgen sah man außer den Felsen, worauf man sich gerettet hatte, nichts mehr von der durchaus überschwemmten Insel, und die Canots waren zum Theil durch den Sturm zertrümmert oder mit Sand und Steinen gefüllt; Lebensmittel und Gepäck hatten die Fluthen hinweggespült. Man fand in dieser Noth kein anderes Rettungsmittel als Baumrinden mit Kräutern vermischt zu kauen und damit die Lecke der nicht völlig unbrauchbar gewordenen Canols auszustopfen. Auf diesen zerbrechlichen Fahrzeugen steuerte man dem Lande zu und die Indianer schwammen voraus. Abgemattet und vom Hunger geplagt erreichten die Spanier glücklich die Küste, wurden aber hier von einer Menge bewaffneter Indianer unter ihrem Caziken Tomaco angegriffen. Ihre Wuth über diese Frechheit war gränzenlos, und sie richteten in kurzer Zeit ein solches Blutbad unter den Feinden an, daß der Cazike verzweiflungsvoll um Frieden bat und seinen Sohn mit einer Menge Lebensmittel und einem reichen Geschenke an Gold und Perlen zu Vasco Nuñez schickte. Bei dem Anblick so großer Schätze vergaß dieser sogleich allen Groll und wußte alsbald durch freundschaftliches Benehmen und einnehmende Behandlung völlig zu gewinnen. Die Perlen, zweihundert und vierzig an der Zahl, waren von ungewöhnlicher Größe, aber nur etwas matt, weil die Indianer die Muscheln ans Feuer brachten, um sie zu öffnen. Als Tomaco bemerkte, mit welcher Bewunderung die Spanier diese ihm so gleichgültigen Dinge betrachteten, ließ er ihnen in nicht mehr als vier Tagen an zwölf Mark Perlen fischen, und betheuerte ihnen, daß der Cazike einer fünf Meilen entfernten Insel deren noch weit größere besitze, und daß man an der ganzen Küste, welche sich sehr weit nach Süden hin erstrecke, Gold und andere Schätze in großem Ueberflusse finde, daß er ihnen aber rathe, zu dieser Fahrt eine Jahreszeit abzuwarten, in der das Meer weniger ungestüm sey. Vasco Nuñez, durch die glücklich überstandene Gefahr klüger gemacht, folgte diesem guten Rathe und kehrte nach der Colonie zurück. Um das Land näher kennen zu lernen, schlug er einen andern Weg ein, der ihn aber ebenfalls durch unwirthliche Berge und wilde Völkerstämme führte, auf welchem sich seine Leute gewöhnlich mit den Waffen in der Hand Bahn machen und unsägliche Mühseligkeiten erdulden mußten. Am 29 Januar 15l4 traf das kleine Häuflein glücklicher Abenteurer mit einer Beute von mehr als vierzig tausend Pesos Gold in Santa Maria ein.
Vasco Nuñez schickte nun sogleich einen seiner Freunde nach Spanien, um dem Könige Nachricht von der wichtigen Entdeckung zu geben und ihm eine große Summe Gold und die schönsten Perlen zu überbringen. Der Hof erkannte die Verdienste Vasco's freudig an und hätte sie vielleicht auch belohnt, wenn nicht bereits zwei Monate früher, als die Kunde von dem schlimmen Betragen Vasco's durch die Klagen des von ihm vertriebenen Enciso nach Spanien gelangte, zur Rettung der Colonie Pedrarias de Avila, ein am Hofe sehr beliebter Edelmann, zum Statthalter von Darien ernannt und eiligst dorthin gesendet worden wäre. Bei ihm befand sich Enciso als Oberrichter. Als der Statthalter mit seiner Flotte, welche zweitausend Mann Kriegsvolk an Bord hatte, bei Santa Maria landete und von Seiten Vasco's Nuñez einen hartnäckigen Widerstand erwartete, war er nicht wenig überrascht, als dieser ihm alsbald entgegenkam und erklärte, daß er sich in allem den Befehlen des Königs unterwerfe. Nicht weniger war er erstaunt über die Einfachheit des berühmten Mannes, welcher in einem Wamse von Baumwolle, schlechten Beinkleidern und Schuhen aus Binsen einherging und in einer elenden, mit Baumblättern bedeckten Hütte wohnte. Aber grade diese schlichte Lebensart und sein gerades Benehmen hatten ihm sowohl die Liebe der Colonisten als auch der Indianer im höchsten Grade erworben, und es wäre ihm ein leichtes gewesen dem Statthalter die Landung und den Eintritt in seine glückliche Colonie zu verwehren. Pedrarias war nun zwar überaus froh, so leicht zum wirklichen Besitze der ihm übertragenen Stelle zu gelangen, sah aber mit unverkennbarem Neid die hohe Achtung, welche Vasco Nuñez genoß und beschloß seinen Untergang. Man klagte ihn des Hochverrathes und vieler anderer Verbrechen an und verurtheilte ihn zum Tode. So fiel das Haupt eines der tapfersten Männer, welche Spanien in der neuen Welt zählte, und der sicher Peru entdeckt und erobert und vielleicht auch glücklich gemacht hätte, im Jahr 1517.
Noch unter Pedrarias bot der unglückliche Vasco Nuñez alle seine Kräfte auf, um seine Entdeckungen in der Südsee fortzusetzen und ersprießlich zu machen, brachte europäische Schiffe stückweise über das Gebirge von Darien, kreuzte zuerst auf dem Südmeere, besuchte die Perleninseln und segelte jenseits des Golfs San Miguel zwanzig Seemeilen weit an der Küste hin; aber ein anderer sollte die Früchte seiner Bemühungen ernten. Pedrarias, welcher die Wichtigkeit der Entdeckungen in der Südsee recht gut einsah und wohl auch gern von den übrigen Statthaltern der westindischen Colonien und somit von der spanischen Regierung selbst weniger abhängig seyn mochte, gab sich alle Mühe, die schlechte Lage der Colonie Santa Maria dem Hofe darzuthun, und erhielt auch endlich die Erlaubniß, sie an die Küste der Südsee zu versetzen. So entstand im Jahr 1518 Panama. Von hier aus schickte er mehrere Abenteurer auf Entdeckungen aus, keinen aber mit besonderem Erfolge, bis endlich drei entschlossene Männer, welche sich in Panama niedergelassen hatten, sich mit Ernst und größerer Umsicht zur Entdeckung und Eroberung des weiter südlich gelegenen Landes vereinigten und von Pedrarias die Erlaubniß dazu erhielten.
Diese Männer waren Francisco Pizarro, Diego de Almagro und Hernando de Lucca. Sie schlossen und beschworen auf eine unter sie zu vertheilende Hostie einen Vertrag, nach welchem sie das Unternehmen in der Weise wagen wollten, daß Pizarro die Expedition anführen, Almagro die Bedürfnisse herbeischaffen und Hernando de Lucca bestimmte Geldzuschüsse leisten solle. Hernando de Lucca, ein reicher Priester, kommt bei dem ganzen Unternehmen nicht mehr in Betracht, und wir können uns daher auf die Mittheilung einiger Nachrichten über Herkunft und Charakter der beiden eigentlichen Entdecker und Eroberer beschränken.
Francisco Pizarro, im Jahr 1475 zu Truxillo in der Provinz Estremadura geboren, war der natürliche Sohn eines spanischen Edelmannes und hütete in seiner Jugend auf den Gütern seines Vaters die Schweine. Irgend ein nicht näher bezeichnetes Vergehen bewog ihn das väterliche Haus, in welches er nicht mehr zurückzukehren wagte, zu verlassen und sich nach Amerika, welches damals alle Abenteurer unwiderstehlich anlockte, einzuschiffen. Er diente hier mit Auszeichnung unter Vasco Nuñez, machte den ersten Zug über das Gebirge, auf welchem die Südsee entdeckt wurde, mit, besuchte später die Perleninseln und einen großen Theil der nahen Küste und war also zum Anführer einer Entdeckungsexpedition vollkommen geeignet. – Diego de Almagro war von so niedriger Herkunft, daß man seine Familie nicht einmal kennt; seinen Namen führte er von dem spanischen Orte Almagro in der Provinz Cuenca, wo er um das Jahr 1463 geboren wurde. Er widmete sich dem Kriegsdienste und ging, um sein Glück zu machen, frühzeitig nach der neuen Welt, wo er sich bald durch seine Tapferkeit, Ausdauer in den größten Gefahren und Klugheit einen Namen erwarb und mit Pizarro bekannt wurde. Die späteren Schicksale dieser beiden Männer bilden zum Theil den Inhalt der vorliegenden Schrift, und wir theilen hier nur noch die gelungene Charakterschilderung derselben, welche den gleichzeitigen spanischen Historiker Augustin de Zarate zum Verfasser hat, mit. »Beide, sagt dieser seiner Unparteilichkeit wegen geachtete Schriftsteller, waren kühne, tapfere Männer von entschiedenem Charakter, von starkem Körperbau und geeignet die größten Mühseligkeiten zu ertragen, dabei gut und bereit jedem gefällig zu seyn, und wenn es auch zu ihrem eigenen Nachtheil geschehen mußte. In ihren Neigungen hatten sie große Aehnlichkeit miteinander, ganz besonders aber in ihrer Lebensweise; beide waren nicht verheurathet, obschon der von ihnen, welcher am jüngsten starb, fünfundsechzig Jahre alt wurde. Beide fanden großen Geschmack am Kriegführen, obschon sich der Präsident (Diego de Almagro), wenn keine Gelegenheit zum Kampfe vorhanden war, auch gern mit Handelsspeculationen beschäftigte. Beide begannen im vorgerückten Alter die Eroberung Peru's und erduldeten viele Mühseligkeiten, obschon der Marquese (Pizarro) deren weit mehr ertragen mußte als der Präsident, denn während der erstere meistens auf der Entdeckungsreise begriffen war, hielt sich der letztere zu Panama auf, um für die Bedürfnisse zu sorgen. Beide hatten einen hohen Sinn, der stets weiter strebte und fortwährend an großen Plänen arbeitete, dabei waren sie dem Mitleid sehr zugänglich und gegen ihre Leute sehr freundlich. Sie waren beide in der That gleich freigebig, obschon der Präsident in dieser Beziehung den Vorrang zu behaupten schien, denn er liebte es wenn man über seine Gaben sprach und sie rühmte, während der Marquese das Ausposaunen seiner Freigebigkeit verschmähte, indem er bei seinen Wohlthaten mehr die Bedürftigkeit des Empfängers als den Ruhm den er dadurch gewinnen konnte, im Auge hatte, wie am klarsten aus einem Beispiele hervorgehen mag. Einem Reiter war das Pferd gefallen; Pizarro ging in den Ballsaal, wo er diesen anzutreffen glaubte, und steckte eine Goldplatte, welche fünfhundert Pesos wog, in den Busen, um sie ihm mit eigener Hand zu geben. Er fand ihn noch nicht daselbst und ließ sich unterdessen auf eine Partie Ball ein, welche er, ohne sein Wamms auszuziehen, spielte, weil er die Goldplatte weder sehen lassen noch aus dem Busen ziehen wollte. Er spielte so über drei Stunden, bis der Reiter kam; er nahm nun diesen auf die Seite und gab ihm die Goldplatte mit dem Bemerken, daß er ihm gern dreimal so viel gegeben hätte, wenn er nicht die durch sein Ausbleiben verursachte Pein hätte ertragen müssen. Man könnte noch viele ähnliche Fälle, wo er seine Wohlthaten verheimlichte, anführen; wie er denn diese überhaupt fast immer mit eigener Hand spendete, um sie nicht bekannt werden zu lassen. Daher kam es denn auch, daß der Präsident stets als freigebiger galt, weil er es trefflich verstand seine Gaben in ein vortheilhaftes Licht zu stellen. Jedenfalls war aber ihre Freigebigkeit gleich, denn da nach ihrem Gesellschaftsvertrag alles Erworbene gemeinschaftliches Eigenthum war, so gab ja jeder von allem was der andere gab, sobald er es wußte, die Hälfte. Wie wenig geizig sie beide waren, beweist schon zur Genüge die Thatsache, daß sie, obschon ihr Erwerb während ihres Lebens das Besitzthum manches Königs weit überstieg, doch so arm starben, daß von ihrem Vermögen kaum die Bestattungskosten bestritten werden konnten. Beide hatten ein weit größeres Vergnügen daran, ihren Dienern und Leuten Gutes zu erweisen, sie zu erheben und zu bereichern und sie aus der Gefahr zu retten. Besonders ging der Marquese in dieser Beziehung fast etwas zu weit, wie folgender Vorfall darthun mag. Als er eines Tages über den Fluß, welcher den Namen La Baranca führt, setzte, wurde einer seiner indianischen Diener von dem Stamme der Yanaconas von dem reißenden Strome mit fortgerissen, der Marquese schwamm ihm sogleich nach, ergriff ihn an den Haaren und rettete ihn glücklich, aber nur mit großer Lebensgefahr, denn die Fluthen stürzten so wüthend dahin, daß nicht leicht einer der tapfersten Leute seines Heeres dieses Wagstück unternommen hätte. Als einige Hauptleute diese Verwegenheit tadelten, erwiederte er ihnen, sie wüßten nicht, wie sehr man auch einen Diener lieb gewinnen könne. Der Marquese regierte länger und ruhiger, Don Diego war ehrgeiziger und strebte stets nach Macht und Oberherrschaft; beide waren nicht eitel und hielten fest an ihren alten Gewohnheiten; die Art und Weise sich zu kleiden war bei ihnen stets dieselbe, in der Jugend wie im Alter, besonders sah man den Marquesen nie anders als in einem langen Rocke von schwarzem Tuche, der ihm bis auf die Knöchel herabreichte und über den Hüften geschlossen anlag, in weißen Stiefeln von starkem Leder, mit einem weißen Hute und einem Schwert und Dolch nach alter Art. Manchmal legte er an Festtagen auf das Zureden seiner Diener ein Kleid von Marderpelz an, welches ihm der Marquese del Valle (Hernando Cortez) aus Neuspanien geschickt hatte, warf es aber, sobald er aus der Messe kam, wieder ab und blieb im Unterkleide. Am Halse trug er gewöhnlich ein Tuch, um sich den Schweiß vom Gesichte zu trocknen, weil er zur Friedenszeit den größten Theil des Tages mit dem Kugel- oder Ballspiele hinbrachte. Beide Feldherren wußten mit der größten Geduld Mühseligkeiten und Hunger zu ertragen; besonders zeigte der Marquese in allem eine merkwürdige Ausdauer, sogar bei den erwähnten Spielen, so daß es ihm wenige junge Männer gleich thaten. Ueberhaupt fand er am Spiele größeres Gefallen als der Präsident, und beschäftigte sich oft ganze Tage mit dem Ballspiele, ohne sich darum zu bekümmern, wer der Mitspielende war; und mochte dieß nun ein Matrose oder ein Pächter seyn, so verlangte er von diesem doch nie andere Rücksichten als solche, die ihm als Statthalter gebührten. Nicht leicht war irgend ein Geschäft vermögend ihn vom Spiele abzurufen, besonders wenn er verlor; nur wenn ihm ein Aufstand der Indianer angezeigt wurde, eilte er davon, legte seine Rüstung an, ergriff Speer und Schild und eilte durch die Stadt an die Stelle, wo die Unruhen waren, mit solcher Hast, daß seine Leute die größte Mühe hatten ihm zu folgen. Beide Feldherren waren so tapfer und gewandt im Kriegführen gegen die Indianer, daß jeder von ihnen sich nicht scheute allein hundert indianische Kriegsleute anzugreifen. Beide zeigten auch in allen Angelegenheiten, sie mochten den Krieg oder die Verwaltung betreffen, viel Einsicht und ein richtiges Urtheil, was wirklich zu bewundern ist, da sie ohne alle gelehrte Bildung waren und nicht einmal lesen oder ihren Namen unterzeichnen konnten, was ihnen übrigens bei ihrer Geschäftsführung hinderlich und oft auch nachtheilig war. Obschon sie nun beide ihren vielen guten Eigenschaften und ihrem Benehmen nach als wahrhafte Edelleute betrachtet werden müssen, so hätte doch bei den Alten dieser Mangel an Bildung als Zeichen einer niedrigen Herkunft gegolten. Der Marquese hatte übrigens ein so großes Vertrauen auf seine Diener und Freunde, daß er unter alle Berichte und Ausfertigungen, sie mochten nun seine Statthalterschaft oder die Tribute der Indianer betreffen, nur zwei Zeichen setzte, zwischen welche sein Secretär Antonio Picado den Namen Francisco Pizarro schrieb. Beide waren so zugänglich und freundlich gegen ihre Leute und die Bürger, daß sie oft allein von Haus zu Haus gingen, um die Einwohner zu besuchen, und bei dem ersten besten der sie einlud speisten. Beide waren auch gleich enthaltsam und mäßig im Essen und Trinken und im Umgang mit dem andern Geschlechte, besonders mit den Spanierinnen, denn sie hielten dieß nicht für thunlich, ohne ihre Bürger, deren Weiber oder Töchter sie waren, beleidigen zu müssen. Im Umgange mit den Peruanerinnen war der Präsident zurückhaltender, denn es ist nicht bekannt, daß er mit einer oder der andern ein Kind erzeugt hätte; der Marquese hingegen lebte in sehr vertraulichem Umgange mit einer Schwester Atabaliba's, welche ihm einen Sohn, der den Namen Gonzalo führte und in seinem vierzehnten Jahre starb, und eine Tochter, welche Francisca hieß, gebar; mit einer andern Indianerin aus Cuzco erzeugte er ebenfalls einen Sohn, der den Namen Francisco erhielt. Der Präsident hatte zwar ebenfalls einen Sohn (welcher Diego hieß und den Marquese ermorden ließ), aber von einer Indianerin von Panama. Beide wurden für ihre Verdienste von Sr. Majestät belohnt, denn Don Francisco Pizarro erhielt den Titel Marquese, die Statthalterschaft von Neucastilien und den Santiago-Orden, Don Diego de Almagro die Statthalterschaft von Neutoledo und den Titel Präsident. Besonders hatte der Marquese eine solche Achtung und Ehrfurcht vor dem Namen Ihrer Majestäten, daß er in vielen Dingen, wo er ohne weiteres aus eigner Machtvollkommenheit hätte handeln können, sich zurückhielt, indem er sagte, Se. Majestät solle ihm nicht nachsagen, daß er zu weit gegangen sey. Öfter stand er bei der Einschmelzung des Goldes und Silbers von seinem Sitze auf, um kleine Stückchen, welche beim Zerschlagen des königlichen Antheils davonsprangen, aufzuheben, wobei er bemerkte, er würde das königliche Eigenthum mit dem Munde aufsammeln, wenn er nicht anders könne. Selbst in der Todesart hatten beide Männer gleiches Schicksal, denn der Präsident wurde von einem Bruder des Marquesen und der Marquese von dem Sohne des Präsidenten ermordet. Der Marquese war fortwährend eifrigst darauf bedacht, seine Eroberungen zu erweitern und das erworbene Land durch Anbau zu heben. In der Stadt Los Reyes (Lima) baute er sehr schöne Häuser und an dem an ihr vorüberströmenden Flusse zwei Mühlen. Zur Aufführung dieser Bauten benützte er jede freie Stunde und gab den Bauleuten alles an, wie er es zu haben wünschte. Auch verwandte er große Sorgfalt auf die Erbauung der Hauptkirche dieser Stadt, so wie der beiden Klöster des heil. Dominicus und von der Gnade, welchen er auch hinreichende Existenzmittel anwies.«
So viel über die Herkunft und den Charakter der Eroberer Perus! Einige Worte über die Verhältnisse dieses Landes zur Zeit der Eroberung, welche diese so sehr erleichterten, werden hier an ihrer Stelle seyn. – Huayna Capac, der zwölfte Inca Perus, hatte mit Einwilligung des Thronerben Huascar einem seiner andern Söhne, dem von ihm besonders bevorzugten Atabaliba, das Land Quito, den nördlichsten Theil des Reiches Peru, vermacht. Beide Brüder lebten mehrere Jahre nach dem Tode ihres Vaters in dem besten Einverständnisse, bis es Huascar einfiel seinem Bruder, der ihm in jeder Beziehung überlegen war und den er deßhalb fürchtete, zu melden, er könne ihm das durch seinen Vater unkluger Weise von dem Reiche getrennte Land nur unter der Bedingung lassen, daß er verspreche nach keiner Richtung hin Eroberungen zu machen und ihm als Landesherrn huldige. Atabaliba, welcher nicht gern seine Unabhängigkeit aufgeben wollte, aber auch nicht so mächtig war um seinem Bruder offen entgegentreten zu können, nahm seine Zuflucht zur List und ließ diesem sagen, er habe ihn stets im Herzen als seinen Gebieter anerkannt und wolle dieß auch vor aller Welt thun; er möge ihm nur erlauben zur Zeit der Leichenfeierlichkeiten seines Vaters nach der Hauptstadt zu kommen um ihm zu huldigen, aber auch zur Erhöhung der Feierlichkeit die Häuptlinge seines Landes mit zubringen gestatten. Huascar, welcher nichts Arges ahnte, ertheilte ihm freudig diese Erlaubniß. Atabaliba bot nun seine Häuptlinge und besten Krieger auf und ließ sie in einzelnen kleinen Abtheilungen und in festlicher Kleidung, unter welcher sie aber ihre Waffen verborgen hatten, nach Cuzco ziehen. In der Nähe der Stadt vereinigten sie sich und bildeten ein Heer von dreißig tausend Mann. Huascar erwachte nun, aber zu spät, aus seiner Sorglosigkeit und sammelte ein Heer. Es kam zu einem hartnäckigen Treffen, in welchem Huascar geschlagen und gefangen wurde. Atabaliba war jetzt Gebieter des ganzen Reichs, nahm aber, um, was er durch List und Treulosigkeit gewonnen hatte nicht wieder zu verlieren, zu den abscheulichsten Mitteln seine Zuflucht. So ließ er alle Prinzen und Leute von königlichen Geblüte, wie auch die Feldherren und Statthalter Huascars unter allerlei Vorwänden nach Cuzco kommen und ihnen die Köpfe abschlagen, um so eine Empörung gegen ihn unmöglich zu machen. In Peru bestand nämlich seit uralten Zeiten ein immer streng beobachtetes Gesetz, in Folge dessen der Beherrscher dieses Lande ein rechtmäßiger Sohn eines Inca und seiner rechtmäßigen Gemahlin, nämlich seiner Schwester, oder ein Nachkomme eines solchen, rechtmäßigen Sohnes seyn mußte. Atabaliba war aber der Sohn einer Beischläferin; um sich also in seinem die alten Gewohnheiten streng beobachtenden Lande sicher zu stellen, suchte er alle Kronprätendenten aus dem Wege zu räumen. Uebrigens verschonte er nicht einmal die unrechtmäßigen Prinzen, weil ja vielleicht einer oder der andere derselben Lust bekommen könnte seinem bösen Beispiel zu folgen. Diese Hinrichtungen und Verfolgungen dauerten einige Jahre; Huascar selbst wurde verschont, um sich seiner in einem etwaigen dringenden Falle als Rettungsmittel zu bedienen. Während Atabaliba mit seinem Heere zu Caxamalca stand, um von hier aus seine Befehle zu ertheilen und durch seine Feldherren Chilicuchima und Quizquiz das ganze Reich vollständig unter seine Botmäßigkeit zu bringen, landeten die Spanier, rückten ungehindert durch das bestürzte und unvertheidigte Land bis nach Caxamalca vor, wo, wie wir sehen werden, Atabaliba für seine Grausamkeiten büßen mußte. Wäre damals Peru nicht durch diese innern Unruhen zerrüttet gewesen und hätte sich die ganze Bevölkerung auf Befehl des rechtmäßigen Beherrschers gegen die eindringenden Fremdlinge erhoben, so wäre Pizarro wahrscheinlich nicht so kühn in das ihm völlig unbekannte Innere des Landes vorgedrungen und gewiß nicht so schnell zum Ziele gelangt, als es gegen sein eigenes Erwarten wirklich der Fall war.
Auf daß zum Ruhme Gottes, unsers höchsten Herrn, zur Ehre und zum Frommen der kaiserlichen katholischen Majestät sich Frohlocken unter den Gläubigen und Schrecken unter den Ungläubigen verbreite, auf daß endlich alle Menschen die göttliche Vorsehung, das Glück des Kaisers, die Klugheit, die Tapferkeit, die Kriegskunst, die mühseligen und gefahrvollen Schifffahrten und Kämpfe der Spanier, der Unterthanen des unüberwindlichen römischen Kaisers Karl, unseres angestammten Königs und Herrn, bewundern mögen, habe ich mir vorgenommen diesen Bericht niederzuschreiben und ihn Sr. Majestät zu übergeben. Auf diese Weise soll Jedermann kund werden, wie die Spanier diese Thaten vollbrachten und zwar, wie schon gesagt, zum Ruhme Gottes, weil sie, von seinem göttlichen Beistande unterstützt, so zahlreiche Heiden überwunden und zu unserm heiligen katholischen Glauben bekehrt haben, – zur Ehre unseres Kaisers, weil durch seine große Macht, durch sein gutes Glück und zu seiner Zeit so herrliche Dinge gelangen, – zum Frohlocken der Gläubigen, weil für sie so viele und so gewaltige Schlachten gewonnen, so viele Provinzen entdeckt und erobert wurden, weil dadurch ihren Königen, ihrem Vaterlande und ihnen selbst so große Reichthümer zuflossen, und endlich weil man sagen wird, daß die Christen den Ungläubigen Furcht und allen Menschen Bewunderung eingeflößt haben; denn wann sah man je bei den Alten oder bei den Neuern so glanzvolle Unternehmungen von so wenigen Leuten gegen eine so weit überlegene Menge, unter solchen Himmelsstrichen, an solchen Meeresenden und in so entfernten Gegenden vollbringen, um Länder, die man früher nie gesehen und von welchen man noch nie gehört hatte, zu erobern? Wer könnte sich in dieser Hinsicht dem spanischen Volke vergleichen? Gewiß weder die Juden noch die Griechen, noch die Römer, obschon von den letzteren mehr geschrieben ist als von allen übrigen Völkern; denn wenn die Römer so viele Provinzen unterjochten, so geschah dieses doch immer nur mit einer gleichen oder doch nicht viel geringeren Anzahl von Kriegsleuten, in bekannten und mit den gewöhnlichen Lebensmitteln versehenen Ländern und mit bezahlten Anführern und Heeren; die Anzahl der Spanier aber war immer nur gering, ihrer waren gewöhnlich nur zweihundert oder dreihundert, zuweilen auch nur hundert oder noch weniger, und nur ein einzigesmal war eine größere Menge beisammen, nämlich vor zwanzig Jahren, als der Hauptmann Pedrarias dreizehnhundert Mann befehligte. Alle diese Leute, welche zu verschiedenen Zeiten abreisten, thaten dieß weder für Bezahlung noch gezwungen, sondern sie gingen aus freiem Willen und auf ihre eigene Kosten; und doch eroberten sie zu unserer Zeit mehr Land, als vor ihnen bekannt war und als alle christlichen und heidnischen Fürsten besaßen; dabei hatten sie bei jenen Völkern, die weder Brod noch Wein kennen, keine anderen Lebensmittel als solche, die auch die Thiere genießen, und nur dadurch daß sie ihr Leben mit Kräutern, Wurzeln und Baumfrüchten fristeten, haben sie alle jene Eroberungen gemacht, die bereits jetzt aller Welt bekannt sind. Ich will deßhalb auch, um nicht weitläufig zu werden, hier nur die Geschichte der Eroberung Neucastiliens erzählen.
Zu der Zeit, als bereits das Südmeer entdeckt und die Bevölkerung des Festlandes besiegt und zur Ruhe gebracht war, als bereits der Statthalter Pedrarias de Avila die Städte Panama und Nata so wie den Flecken Nombre de Dios angelegt hatte, wohnte in der Stadt Panama der Hauptmann Francisco Pizarro, der Sohn des Hauptmanns Gonzalo Pizarro, eines Ritters aus der Stadt Truxillo. Er besaß daselbst ein Haus, Güter und den ihm zukommenden Antheil an Indiern, denn er hatte stets zu den Vornehmsten des Landes gehört und sich bei der Eroberung und Bevölkerung desselben in den Dienstgeschäften Sr. Majestät ausgezeichnet. Er lebte hier ruhig und still, dachte aber fortwährend nach über die Ausführung seines herrlichen Vorhabens und wie er der königlichen Krone noch weitere ausgezeichnete Dienste leisten könne, und bat endlich Pedrarias um die Erlaubniß an der Küste der Südsee nach Osten hin Entdeckungen machen zu dürfen. Er verwendete darauf einen bedeutenden Theil seines Vermögens zur Erbauung eines großen Schiffes und zur Anschaffung der für seine Reise nöthigen Vorräthe und verließ am 14 November des Jahres 1524 mit einer Schaar von 112 Spaniern, die noch einige Indianer zu ihrer Bedienung mitnahmen, die Stadt Panama. Schon beim Beginne der Fahrt hatten sie des Winters und der ungünstigen Witterung wegen viel Ungemach zu dulden; ich will aber, um nicht zu weitläufig zu werden, vieles, was ihnen begegnete, mit Stillschweigen übergehen und nur die merkwürdigen Thatsachen, die unmittelbar auf meinen Gegenstand Bezug haben, mittheilen.
Siebenzig Tage nach ihrer Abreise von Panama gingen sie in einem Hafen, der später den Namen Puerto de la Hambre (Hungerhafen) erhielt, ans Land. Vorher waren sie schon in viele Häfen eingelaufen, hatten sie aber, da sie die Küste menschenleer fanden, wieder verlassen. In dem Hungerhafen blieb der Hauptmann mit achtzig Leuten, denn die übrigen waren bereits gestorben, und schickte, da die Lebensmittel aufgezehrt waren und auch diese Gegend keine darbot, das Schiff mit den Matrosen und einem Hauptmanne nach der Perleninsel, welche an der Gränze von Panama liegt, um sich dort damit zu versehen, in der festen Hoffnung, daß diese Zufuhr in zehn bis zwölf Tagen eintreffen würde. Das Glück war aber, wie immer oder doch meistens, ungünstig und das Schiff brauchte zu seiner Hin- und Herreise siebenundvierzig Tage. Während dieser Zeit fristeten der Hauptmann und seine Gefährten ihr Leben mit einer Seemuschel, welche sie am Strande mit vieler Mühe aufsammelten und mit sehr bittern Palmsprossen. Manche waren so elend, daß sie über dem Aufsuchen ihrer Nahrung erlagen; überhaupt starben, während das Schiff auf dem Wege war, über zwanzig Leute. Als dieses mit der Zufuhr von Mundvorrath ankam, erzählte der Hauptmann und die Matrosen, daß sie auf dem Hinwege aus Mangel an Lebensmitteln eine gegerbte Kuhhaut, welche sie von den Schläuchen der Schiffspumpe ablösten, kochten und unter sich vertheilten, gegessen hätten. Als sich die Mannschaft, die noch am Leben war, mit den Vorräthen, welche das Schiff mitbrachte und die in Mais und Schweinen bestand, wieder hergestellt hatte, setzte der Hauptmann seine Reise fort und kam an einen hochgelegenen festen und mit Palissaden umgebenen Ort, den sie mit Lebensmitteln reichlich versehen, aber von den Einwohnern verlassen fanden. Am folgenden Tage erschienen zahlreiche Krieger, und da sie sehr beherzt und gut bewaffnet waren, so wurden die Christen, welche der Hunger und die überstandenen Mühseligkeiten geschwächt hatten, geschlagen; der Hauptmann empfing sieben Wunden, von denen die geringste lebensgefährlich war; die Indier, welche ihn verwundet hatten, hielten ihn für todt und ließen ihn liegen. Außer ihm wurden siebenzehn Leute verwundet und fünf wurden getödtet. Als der Hauptmann diese Niederlage und kein Mittel sah wie er hier seine Wunden heilen und seine Mannschaft ergänzen könne, schiffte er sich ein und steuerte nach dem Gebiete von Panama zurück, wo er bei einem indischen Orte in der Nähe der Perleninsel, welcher Chuchama heißt, ans Land ging. Von hier aus schickte er das Schiff, weil es der vielen Würmer wegen, die sich in ihm eingenistet hatten, nicht mehr die See halten konnte, nach Panama und ließ den Pedrarias von allem, was ihm begegnet war, in Kenntniß setzen; er selbst blieb zurück, um für seine und seiner Gefährten Heilung zu sorgen.
Einige Tage vor der Ankunft des Fahrzeuges in Panama war der Hauptmann Diego de Almagro, welcher sich ebenfalls bei dem Unternehmen betheiligt hatte, mit einem andern Schiffe und mit siebenzig Leuten abgereist, um dem Hauptmanne Pizarro zu folgen und ihn aufzusuchen. Er kam bis zu dem Orte, wo Pizarro eine Niederlage erlitten hatte, und bestand ebenfalls einen Kampf mit den Indiern, in welchem er den Kürzeren zog; obschon er aber dabei ein Auge verlor und viele Christen verwundet wurden, so gelang es doch die Indier aus dem Orte zu vertreiben und ihn in Brand zu stecken. Sie schifften sich darauf wieder ein und folgten der Küste bis zu einem großen Flusse, welchem sie den Namen San Juan beilegten, weil sie ihn am Tage dieses Heiligen (24 Junius) erreichten. Sie bekamen daselbst einige Stücke Gold; da aber keine Spur des Hauptmanns Pizarro zu finden war, segelte Almagro nach Chuchama, wo er ihn antraf. Sie kamen überein, daß Almagro nach Panama gehen, zur Fortsetzung ihres Unternehmens Schiffe ausrüsten, mehr Mannschaft anwerben und zu diesen Zwecken den Rest ihres Vermögens verwenden solle, denn bereits schuldeten sie über zehntausend Castellanos. Zu Panama fanden sie von Seiten des Pedrarias und anderer großen Widerspruch, indem diese bemerkten, man solle eine Reise, von der die kaiserliche Majestät keinen Vortheil habe, nicht fortsetzen. Der Hauptmann Almagro, mit der Vollmacht seines Gefährten versehen, bewies indessen große Beharrlichkeit in dem, was sie beide einmal begonnen hatten, und bedeutete dem Statthalter Pedrarias, er mögt ihnen keine Hindernisse in den Weg legen, denn sie hofften, daß mit Gottes Hülfe Se. Majestät allerdings Vortheil von dieser Reise ziehen werde. Pedrarias war dadurch gezwungen seine Einwilligung zur Anwerbung von Mannschaft zu geben. Almagro verließ Panama mit 110 Mann und landete an dem Orte, wo sich Pizarro mit den andern fünfzig befand, die von den 110 die mit ihm abgesegelt, und den siebenzig welche Almagro, um ihn aufzusuchen, mitgenommen hatte, noch übrig waren. Der Tod hatte also bereits 130 hinweggerafft. Die beiden Hauptleute segelten nun mit ihren beiden Schiffen und 160 Mann wieder ab und folgten stets der Küste. Wo sie Wohnungen vermutheten, gingen sie mit drei Canots, die mit sechzig Ruderern bemannt waren, ans Land und versahen sich so mit Lebensmitteln. Auf diese Weise fuhren sie drei Jahre und erduldeten große Mühseligkeiten, Hunger und Kälte; der größte Theil von ihnen starb vor Hunger und nur fünfzig blieben am Leben; dabei hatten sie am Ende der drei Jahre noch kein gutes Land entdeckt, alles war Sumpf und unbewohnbarer, der Überschwemmung ausgesetzter Schlammboden. Das erste gute Land, welches sie entdeckten, lag jenseits des Flusses San Juan. Pizarro blieb hier mit dem geringen Reste der Mannschaft und schickte einen Hauptmann mit dem kleinsten Schiffe ab, um weiterhin an der Küste ein gutes Land aufzusuchen, Diego de Almagro aber sendete er mit dem andern Schiffe nach Panama, um frische Mannschaft zu holen, denn mit den wenigen Leuten, von denen fortwährend noch viele starben, konnten sie auf den beiden Schiffen zugleich nicht auf weitere Entdeckungen ausgehen. Das auf Entdeckungen ausgelaufene Fahrzeug kam nach siebenzig Tagen zum Flusse San Juan, wo sich Pizarro mit seinen Leuten aushielt, zurück und stattete Bericht ab über das was es ausgerichtet hatte. Es war bis zu dem Orte Cancebi, der an jener Küste liegt, vorgerückt, und die Schiffsmannschaft hatte schon, ehe sie diesen Ort erreichte, andere an Gold und Silber reiche Dörfer gefunden, deren Bewohner mehr Lebensart besaßen als alle übrigen Indianer, die ihr bis jetzt vorgekommen waren. Sie brachten sechs Leute mit, um sie die spanische Sprache erlernen zu lassen, so wie auch Gold, Silber und Zeuge. Der Hauptmann und seine Gefährten empfanden darüber so große Freude, daß sie alle erduldeten Mühseligkeiten und die Verluste, welche sie erlitten hatten, vergaßen und schon in dem Lande, welches so viel von sich versprach, zu seyn wünschten. Als Almagro mit dem mit Kriegsvolk und Pferden befrachteten Schiffe zurückkam, verließen beide Fahrzeuge mit den Hauptleuten und der ganzen Mannschaft den Fluß San Juan, um nach dem neuentdeckten Lande zu gehen. Da die Fahrt an jener Küste sehr mühevoll war, so verging darüber so viel Zeit, daß der Mundvorrath nicht ausreichte und man sich gezwungen sah die Mannschaft ans Land gehen zu lassen. Hier setzten sie ihren Weg fort und verschafften sich Lebensmittel, wo sie deren habhaft werden konnten. Die Schiffe gingen in der Bai San Mateo, bei einem Orte, den die Spanier Santiago nannten, und bei den Oertern von Tacamez, welche alle weiterhin an der Küste liegen, vor Anker. Die Christen bemerkten, daß diese Wohnplätze groß und von zahlreichen, kriegerischen Leuten bevölkert waren, und als neunzig Spanier eine Meile von einem derselben landeten, brachen sogleich mehr als zehntausend indische Krieger auf, um sie zu empfangen. Als die Indianer aber sahen, daß die Christen ihnen kein Leid zufügen oder an ihrem Eigenthum kränken wollten, sondern mit vieler Freundlichkeit den Frieden anboten, dachten sie nicht mehr daran sie zu bekämpfen, was anfänglich ihre Absicht gewesen war. In diesem Lande gab es eine Menge Lebensmittel und die Bevölkerung zeigte eine ziemlich gute Gesittung; die Oerter hatten ihre Straßen und Plätze; einer derselben zählte mehr als dreitausend Häuser, andere waren kleiner.
Die Hauptleute und die andern Spanier sahen wohl ein, daß bei ihrer geringen Anzahl den Indianern kein Widerstand zu leisten und kein Vortheil aus diesem Lande zu ziehen sey; sie kamen also überein die Schiffe mit den Lebensmitteln, welche es in den erwähnten Oertern gab, zu beladen und nach einer Insel, welche die Hahneninsel (Isla del Gallo) heißt, zurückzusteuern, weil sie daselbst sicher bleiben konnten, während die Fahrzeuge nach Panama segelten, um dem Statthalter die Nachricht von der gemachten Entdeckung zu bringen und von ihm mehr Mannschaft zu verlangen, damit die Hauptleute ihr Unternehmen verfolgen und Besitz von dem Lande ergreifen könnten. Der Hauptmann Almagro ging mit den Schiffen ab. Von einigen Leuten war an den Statthalter geschrieben worden, er möge die Mannschaft nach Panama zurückkommen lassen, weil sie nach den Mühseligkeiten, die sie während der drei Jahre seitdem sie auf Entdeckungen ausgelaufen, erduldet hätten, keine weitem mehr zu ertragen vermöchten, worauf der Statthalter den Bescheid gab, daß alle, welche nach Panama zurückzukehren wünschten, es thun könnten, daß aber die, welche bleiben wollten, um weitere Entdeckungen zu machen, dazu die Erlaubniß haben sollten. Es blieben auf diese Weise sechzehn Leute bei dem Hauptmann Pizarro, die ganze übrige Mannschaft ging auf den beiden Schiffen nach Panama. Pizarro hielt sich fünf Monate auf der erwähnten Insel auf, bis eines der Schiffe zurückkam, welches er mit seinen Leuten bestieg und seine Entdeckungen hundert Meilen weiter, als sie vorher gekommen waren, fortsetzte. Sie fanden viele bewohnte Plätze und großen Reichthum und brachten noch mehr Proben von Gold, Silber und Stoffen mit, als sie vorher erhalten hatten und welche ihnen die Indianer ganz gern gaben. Der Hauptmann kehrte damit zurück, weil die Frist, welche ihm der Statthalter gesetzt hatte, zu Ende ging, und lief gerade am letzten Tage derselben in den Hafen von Panama ein.
Da nun die beiden Hauptleute so sehr heruntergekommen und eine so große Geldsumme schuldig waren, daß sie sich nicht mehr helfen konnten, ging Francisco Pizarro mit etwas mehr als tausend Castellanos, welche ihm seine Freunde vorschossen, nach Castilien und stattete Sr. Majestät über die ausgezeichneten und wichtigen Dienste, die er im Solde Sr. Majestät geleistet hatte, Bericht ab. Als Belohnung derselben erhielt er die Statthalterschaft und Gerichtsbarkeit in dem entdeckten Lande, den Orden des heil. Jacob, mehrere Ehrenämter, die Würde eines Großalguazil und andere Gunstbezeugungen. Auch erhielt er Geldunterstützung von Sr. Majestät, als einem Kaiser und Könige, der alle die in seinem Dienste stehen reichlich belohnt, wie er immer gethan hat, weßhalb auch viele bereitwillig ihr Hab und Gut im königlichen Dienste opferten, um im Südmeere und auf dem ganzen Ocean Länder und Provinzen zu entdecken, welche so weit von den Reichen Castiliens entlegen sind. – Nachdem der Statthalter und Adelantado (Gerichtsherr) Francisco Pizarro von Sr. Majestät entlassen worden war, segelte er aus dem Hafen von San Lucar mit einer Flotte ab und erreichte bei günstigem Winde und ohne einen widrigen Zufall den Hafen von Nombre de Dios, von wo er sich mit seiner Mannschaft nach der Stadt Panama begab, daselbst aber viel Widerspruch und Hindernisse fand, weil man ihn nicht ziehen lassen wollte, um das von ihm entdeckte Land zu colonisiren, wie ihm Se. Majestät befohlen hatte; durch die unerschütterliche Festigkeit aber, die er bei der Verfolgung seines Vorsatzes bewies, brachte er es endlich dahin, daß er (im Februar 1531) mit so viel Mannschaft als er zusammenbringen konnte, nämlich 180 Leuten und 37 Pferden auf drei Schiffen den Hafen von Panama verließ. Die Fahrt war so glücklich, daß sie nach dreizehn Tagen in der Bai San Mateo landeten, welche Gegend sie anfangs, als sie auf Entdeckungen ausliefen, erst nach mehr als zwei Jahren erreichen konnten. Mannschaft und Pferde wurden hier ausgeschifft und folgten der Küste, wo sie an allen Orten die Bevölkerung in vollem Aufstande fanden. Auf diesem Marsche kamen sie (am 14 April) an einen Ort, welcher Coaque heißt und den sie überfielen, damit er nicht in Aufruhr gerathen konnte, wie die andern Orte. Sie erbeuteten daselbst 15.000 Pesos an Gold und 1500 Mark Silber, so wie viele Smaragden, welche man damals noch nicht kannte und nicht für werthvolle Steine hielt, weßhalb sie die Spanier bei den Indianern gegen Zeuge und andere Dinge, welche sie ihnen, dafür gaben, austauschten. Sie erhaschten in diesem Orte auch den Caziken, welcher der Gebieter desselben war, nebst einigen seiner Leute, und fanden viele Stoffe verschiedener Art und so viele Lebensmittel, daß sie drei bis vier Jahre zum Unterhalte der Spanier ausreichen konnten.