Politeia. Eine politische Theorie in Polylogform - Kolja Mertz - E-Book

Politeia. Eine politische Theorie in Polylogform E-Book

Kolja Mertz

0,0

  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Die politische Theorie ist ein Schlachtfeld. Bollwerke der Ideologen haben sich in einem Jahrtausende andauernden Grabenkampf herausgebildet und stehen sich heute erbarmungsloser und unvereinbarer Gegenüber als je zuvor. In der Politik treffen sämtliche Dimensionen des Gesellschaftlichen aufeinander – die Soziale, die Wirtschaftliche, ja bisweilen auch die Theologische. In diesem Polylog treffen Menschen aufeinander, die sich in einem offenen Schlagabtausch begegnen und aneinander messen. Zugleich gehen sie dabei auf klassische Inhalte der Philosophie und Wirtschaftslehre ein – nicht ohne dabei alles bestehende grundsätzlich zu hinterfragen. Mit unklarem Ausgang. Bis zum Schluss.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 1004

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



POLITEIA

 

 

 

Eine politische Theorie in Polylogform

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich frage euch: Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt erst vorstellen können?

Joseph Goebbels

„Was wir brauchen ist Fair Trade. In den USA gibt es einen Haufen superreicher Milliardäre, die sich dafür einsetzen sollten, dass die armen Länder nicht mehr ausgebeutet werden. Diese Leute haben eine Verantwortung, der sie gerecht werden müssen.“ 

„Fair trade. Als ob das so einfach ginge! Der Freihandel ist doch ein einziges Ausbeutungssystem, dessen einzelne Komponenten, wie Banken, Geschäftsleute und Aktionärsgremien, so systemisch ineinander verwachsen sind, dass man entweder das gesamte System umstürzen muss oder wartet bis es zusammenbricht, bevor sich da was ändert.

Die Verkaufs- und Gewinnlogik des Kapitalismus hat jedes Gefühl für Verantwortung abgelöst und ist inzwischen sogar auf die Nationalstaaten übergegangen.

Selbst die EU macht ihre Ausbeuterverträge mit der dritten Welt, um dann schön billig Ressourcen importieren und teure Produkte daraus herstellen zu können – zum Beispiel Tierfutter für die Tonnen von Hühnern, deren Schenkelreste dann billig nach Afrika verkauft werden, wo sie den Bauern dort Konkurrenz machen.

Was glaubst du, warum Indien und China nach dem Angriff der Russen auf die Ukraine nicht sofort den Handel mit Russland beendet haben? Vielleicht weil sie insgeheim den Angriff aus das westliche Handelsimperium befürworten?“

„Als ob die besser wären als der Westen.“

„Das sei mal dahingestellt.“

„Die Chinesen wollen bloß eine Pipeline aus dem Ural um billiges Öl zubekommen. Darum geht es denen.“

„Für all diese Staaten, die in das, was derzeit geschieht, involviert sind, geht es ums Geschäft und um Handelsvorteile – der Krieg ist lediglich ein Instrument, um diesen Zweck zu erreichen. Niemals war das anders.“

Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt.

Peter Struck

„Für die Investoren geht es doch auch nur ums Geschäft. Für jeden geht es ums Geschäft.

Der Krieg ist Anlass zur Zockerei. Eine Spekulationsmöglichkeit. Einige international tätige Investoren haben schon wenige Tage nach dem Angriff Putins auf ansteigende Weizenpreise gewettet. Dadurch sind die Preise zusätzlich nach oben getrieben worden.“

„Alle hängen da mit drin und ein jeder bereichert sich schamlos daran. Das gilt unter anderen für Hunter Biden, den Sohn von Joe Biden – der hat da auch rumspekuliert, auch wenn man es gründlich vertuscht hat.“

„Eben. Das ist doch skandalös.“

„Wir werden sehen, welches Schicksal diese gerissenen Investoren erwartet.“

„Das ändert doch nichts an dem, was bereits geschehen ist.“

„Richtig, aber der Punkt ist doch: Die Industrienationen machen sich seit Jahrzehnten schuldig, durch ihre Art des globalen Wirtschaftens

Der Krieg in der Ukraine ist doch lediglich eine, der vielen logischen Konsequenzen unseres politischen Handelns (wie eben all die anderen Krisenherde es sind) – aber das darf man heute nicht mehr sagen, sonst wird einem gleich unterstellt, man mache sich mit Putin gemein. Als wollte ich damit irgendetwas relativieren.“

„Aber was tun wir dagegen? Was tun wir gegen dieses ausbeuterische Wirtschaften? Wir könnten doch als aufgeklärtere Verbraucher aktiv werden. Weil wir unsere billige, abgepackte Hühnerbrust vom Discounter kaufen, geht andernorts die Wirtschaft kaputt!

Das ist wirtschaftlicher Kolonialismus, den wir alle verursachen, schwarz, weiß, grün, blau, Mann, Frau, divers. Alle! Täglich aufs Neue. Und um das klarzustellen: Um die Arbeiterinnen und Arbeiter besser bezahlen zu können, müsste man mit einem erhöhten Stückpreis pro Paar Schuhe oder T-Shirt von 20 Cent kalkulieren – das ist durchaus überschaubar.

Dafür könnte man sich einsetzen. Da besteht kein Hindernis. Deswegen sage ich: Dafür müssten sich die Milliardäre der Welt einsetzen.“

„Die Marge muss 100% sein. Die Konkurrenz macht es genauso. So würde zumindest ein Investor argumentieren. Lieber ein Billigjob als gar kein Job. Der Arbeiter in Guatemala kann froh sein, dass er Arbeit hat – vor allem in einem Land ohne soziales Absicherungssystem. Wenn wir es nicht machen, machen es die Chinesen.“

„Es lebe die Demokratie! Außerdem geht das schon seit 20 Jahren so und nie hat sich jemand deswegen aufgeregt. Schon vor dem chinesischen Aufstieg war das das Standardmodell – nur dass man sich die Leute aus der Türkei oder Italien geholt hat, zumindest in Deutschland. In den USA waren es die Mexikaner.

Gestört hat das niemanden und die Mittelschicht hat sich selbst gefeiert, weil sie fair gehandelten Kaffee aus Guatemala gesoffen hat, um sich danach guten Gewissens weiter allen anderen moralisch überlegen zu fühlen.“

„Ja, ja. Die Sonntagskirchgänger und die Bioladenkunden. Aber sind das nicht gerade die, die als aufgeklärte Konsumenten auftreten und jedem Gast stolz ihre Bio-Hähnchenbrust präsentieren? Hinkt da nicht die Argumentation?“

„Ich bin mir nicht zu schade den Mittelstand zu kritisieren: Die Selbstgenügsamkeit des Einzelnen und der Traum vom Eigenheim sowie die naive Vorstellung sämtliche Probleme dieser Welt ließen sich ganz einfach mit deutschen Motoren, Heftpflastern, hochgekrempelten Ärmeln und Harald Leschs Erklärvideos zur Gama-Strahlung lösen, hat die Bürger der Bundesrepublik dermaßen eingelullt, dass sie völlig verkannt haben, wie ausbeuterisch und anmaßend diese Haltung eigentlich ist. Wir hatten die Verantwortung, jeder von uns, Jahrzehnte lang, und wir sind ihr nicht gerecht geworden.“

„Dieser Ansatz ist nur zur Hälfte richtig. Der Einzelne kann wenig tun – das muss man schon sagen.

Die Machtverhältnisse sind das eigentliche Problem: Wenn beispielsweise ein Konzern wie Nestle juristisch oder wirtschaftlich gegen ein afrikanisches Bauerndorf antritt, dann ist das so, als würde man einen Boxkampf veranstalten zwischen einem kleinen Schulmädchen und einem Panzer.“

„Deutschland ist kein afrikanisches Bauerndorf. Wir sind nicht die Opfer in dieser Gleichung.“

„Die Weltbank hat 2005 publiziert, dass 52% des Weltbruttosozialproduktes, also 52% des insgesamt auf der Welt erwirtschafteten Gewinns innerhalb des Kalenderjahres 2005, von fünfhundert Weltkonzernen erwirtschaftet wurde. Und diese Konzerne funktionieren nur mit sogenannter wertneutraler Profitmaximierung!

Die Frage für mich lautet daher: Schaffen wir es friedlich diese Leute loszuwerden, oder muss das kleine Mädchen die Panzerfaust aus der Schultüte holen?“

Reicher Mann und armer Mann standen da und sahn sich an, und der Arme sagte bleich: Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.

Berthold Brecht

„Da stimme ich dir sogar zu! Nur: Auf wen soll sie denn schießen? Der Punkt ist doch der: Wir sind alle viel reicher als wir glauben. Etwa 20% der Weltbevölkerung verfügen über genug Geld, um sich Kleider schön billig bei h&m kaufen zu können – oder lecker Nutella von Nestle, das natürlich jeden Sonntag auf dem Küchentisch steht, während man die zwanzig Euro für den Museumsbesuch im Griechenlandurlaub nicht zahlen will, weil einem das dann zu teuer ist und man noch zum Strand will, um schön braun zu werden und Vitamin D zu tanken.... Aber die leckere Dorade und den Cocktail im 3-Sterne-Hotel gönnt man sich für 30 Euro.

Auf die Kultur wird geschissen, auch wenn die Nutzung des fantastischen kulturellen Angebotes dem griechischen Staat gute Einnahmen bringen würde.... Würde man das wirklich durchrechnen, wären das hochgerechnet auf 26 Millionen Touristen pro Jahr, wenn diese im Schnitt sagen wir mal spaßeshalber 100 Euro mehr für Kultur ausgäben, nach Abzug für Personal und dergleichen, so in etwa eine Summe von mehr als eine Milliarden Euro – großzügig gerechnet.

In den Jahren 2013 bis 2017 betrug die Neuverschuldung Griechenlands in realen Zahlen ausgedrückt pro Jahr etwas weniger als eine Milliarde. Da könnte man mal drüber nachdenken.... Hier liegt die Konsumentenmacht.

Aber das ist halt schwierig umzusetzen, mit der Kultur, wenn man vollgefressen und besoffen ist und angeblich so wenig Geld hat, weil man ein kleiner Fisch ist, der nichts zu melden hat und sowieso nichts ändern kann.“

„Naja.... Also schau mal her: Donald Trump hat den Verteidigungshaushalt der USA im Jahr 2017 um 89 Milliarden Dollar pro Jahr erhöht, auf insgesamt 700 Milliarden Dollar.... Angesichts dieser Zahlen scheinen die Griechenland-Rechnereien, die du da aufstellst, wie Tropfen auf dem heißen Stein.“

„Die Frage ist nur: Warum hat Trump das getan? Wer hat denn Angst vor Terroristen? Ist das gerechtfertigt? Ist die Bedrohung so groß?“

„Dann sind wir beim Thema der irrationalen Ängste.“

„Aber genau auf diese Ängste reagiert die Politik doch – sie ist das Ergebnis des Wahnsinns der Bevölkerung. Von dorther leitet es sich doch alles ab. Politik ist eine psychotische Reaktionsbildung eines Kollektivs auf Urängste. Der kollektive Umgang der Menschheit mit dem hysterischen Urzustand des Daseins. Ergebnis: Donald Trump, Corona-Maßnahmen, Kriege und Videospiele. Alles psychotische Reaktionsbildung.“

„Das musst du mir begründen. Viele Ängste sind doch durchaus berechtigt. Gerade wenn es um Pandemien geht – das kann man doch nicht alles in einen Topf werfen.“

„Es sterben jedes Jahr in Deutschland ebenso viele Menschen an der Grippe wie weltweit Menschen an Ebola und Terroranschlägen zusammen.... Ebola: 8.000 Tote. Terror: 26.000 Tote.... Grippe in Deutschland: Mindestens 10.000, in harten Jahren 20.000, wobei das bloß die offiziellen Zahlen sind.

Seit Corona wissen wir ja, dass in Deutschland immer ein wenig anderes bzw. flexibler gezählt wird. Habe ich 10 Grippetote auf meiner Station und trage bei sieben stattdessen Altersschwäche oder Lungenversagen ein, macht mir niemand Ärger.... Von daher sind es vermutlich eher 40.000+ Grippetote pro Jahr.... Also ungefähr so viel wie an Corona 2020 in Deutschland gestorben sind, wobei ich dabei natürlich auf die richtigen Zahlen berufe, also die bereinigten, wenn man solche Kuriositäten herausrechnet, wie die Tatsache, dass Ärzte Corona als Todesursache aufschreiben, weil das Krankenhaus dann Zusatzzahlungen erhält.“

„Allein in der zweiten Welle sind 30.000 Personen gestorben.“

„Wir wissen nicht, woran Menschen sterben, lediglich womit. Es gibt Studien, die zeigen, dass durch Angst und Panikmache die Immunabwehr gesenkt wird und dass Menschen mit hoher Angst vor Corona auch schwerere Verläufe aufweisen. Vielleicht sind mehr Menschen gestorben, weil mehr Menschen Angst hatten, und später weniger, weil die Menschen gelassener waren. Wir konzentrieren uns viel zu wenig auf das Thema Stress, Rolle der Medien etc. Diese Dinge werden enorm unterschätzt.“

„Vielleicht sterben auch die Schwachen zuerst. Insgesamt sind in Deutschland bis Ende November 2021 beinahe 100.000 Menschen gestorben. Innerhalb von 2 Wintern, wenn man März bis April 2020 als Startpunkt nimmt und das überschlägt. 50.000 pro Winter. Grob gerechnet. Das ist härter als die normale Grippe in nominalen Werten.“

„Wie gesagt, ob mit oder an, das ist so eine Frage, und dass die sogenannte normale Grippe unterschätzt wird, sagte ich bereits. Die eigentliche Gefahr geht auch von der Verbreitungsgeschwindigkeit und der Überlastungsgefahr aus, nicht etwa von der Sterberate.“

„Da kommt es allerdings auch auf die Variante an.“

„Der Punkt ist: Ich will bloß die Dinge in Relation setzen und klarmachen, wie stark wir beeinflusst sind durch ein Konglomerat aus falschen Erwartungen, aufgeheizten medialen Diskursen, mangelnder Bildung und medizinischer Unkenntnis.

Nimm beispielsweise das Thema MRSA. Das ist eigentlich das viel größere Problem in Krankenhäusern, aber es gibt keine vernünftige Berichterstattung darüber. Kaum jemand weiß, was das überhaupt ist.

Die Menschen haben einen völlig undifferenzierten Blick auf das Thema Gesundheit und denken, es müsse für alles eine Lösung in Form einer Spritze geben. Man nimmt lieber dreimal am Tag hochpotente chemische Substanzen in Tablettenform zu sich, anstatt eine Diät zu machen. Noch schlimmer: Wenn dein Arzt dir rät abzunehmen, gehst du zum Anwalt und verklagst ihn wegen Diskriminierung.“

„Das Gesundheitssystem kann nur ansetzen, wenn die Bevölkerung mitmacht. Stimmt schon. Hypertonie, Übergewicht und Diabetes sind ausschlaggebendere Indikatoren gewesen für einen schweren Verlauf bei der Delta-Corona-Variante als ungeimpft zu sein.“

„Womit wir bei den Urängsten sind. Es scheint beinahe als wollten die Menschen sich selbst sabotieren und als sehnten sie sich nach dem Tod. Andernfalls ist nicht zu erklären, wieso sie so systematisch an ihrem schlechten Gesundheitszustand arbeiten.“

„Unbewusste Suizidalität. Jetzt wird es psychoanalytisch. Der mangelnde Lebensmut und Wille zum Dasein führen in die Egomanie und Verbitterung. Erinnert mich an Erich Fromms Anatomie der menschlichen Destruktivität.“

„Eben. Die Lösung ist allein, Teilhabe am Diskurs. Niemanden darf der Mund verboten werden, jeder darf mitmachen, innerhalb bestimmter Grenzen, aber ohne Maulkorb.“

„Hört sich erstmal gut an.“

„Mitmachen bedeutet auch Mitdenken, Mitgestalten, Mitdiskutieren. Deswegen finde ich den Diskurs um Corona herum auch so fruchtbar. In China, wo das nicht stattfindet, wird das alles noch hochkochen. Wo Misstrauen, Kritik und Unbehagen verschwiegen und verboten wird, kann und wird am Ende keine Kultur wachsen und gedeihen können.“

„Ich denke, das stimmt, und man sieht diesen soziokulturellen Abgrund in China auch immer stärker anwachsen. Das übersieht der Wirtschaftswissenschaftler, der nur auf seine Kennzahlen schaut.“

„Ich bevorzuge einen offenen Diskurs, der langfristig das Bewusstsein der Bevölkerung schärft, den Einzelnen dabei kritischer und reflektierter werden lässt und die Autorität zwingt sich genauer, vorsichtiger und verständlicher auszudrücken. Davon werden wir alle noch profitieren.“

„Mag ja alles sein. Aber egal wie sehr du die moderne Medizin kritisieren magst und auf die falschen Lösungen pochst, die sie anbietet – die Lebenserwartung ist in den letzten 100 Jahren erheblich gestiegen. Das ist nicht zu bestreiten.“

„Den allermeisten Menschen ist nicht bewusst, dass der Hauptgrund für die höhere Lebenserwartung heutzutage Hygiene ist. Durch die Einführung von Sanitär- und Kläranlagen sind die Arbeiter in den Fabriken seltener krank geworden und weil das gut für die Produktivität war, haben die Unternehmer zunehmend darin investiert. Da waren keine Samariter und studierte Ethikräte am Werk, oder gar politische Gremien, sondern Marktinteressen, die in diesem seltenen, glücklichen Fall, ausnahmsweise mit dem Interesse der Öffentlichkeit übereingestimmt haben.

Ein weiterer Grund ist das Fehlen von Kriegen und die bessere soziale Absicherung und Versorgung mit Nahrungsmitteln in den letzten 50 Jahren.

Impfungen und Prostatauntersuchungen leisten ihren Beitrag, ohne Zweifel, aber sie sind eher kleine Räder im Getriebe der modernen Medizin, was den Faktor Erhöhung der Lebenserwartung angeht.

All diese Dinge werden von breiten Teilen der Bevölkerung in erheblichem Maße fehleingeschätzt, oder besser gesagt, fehlempfunden, denn von einer Einschätzung und Abwägung kann da keine Rede sein. Dafür müsste irgendein Wissen vorhanden sein.

Hinzu kommen diese unsäglichen Fantasien über neue, wunderbare Gentherapien und Krebsheilung. Das ist an Naivität kaum zu übertreffen. Immer gab es diese Hypes in der Medizin wegen irgendwelcher neuen Verfahren. Heute ist es CRISPR. Morgen irgendein anderes Ding.“

„Du meinst also, dass unzureichende Hygiene, leutseliges Vertrauen in die Macht der Technologie, der Medikamente und der OP-Säle, sowie schlechte Ernährung und Mangel an Vitamin-D und dergleichen, unvergleichlich viel gefährlicher sind für die Volksgesundheit als irgendein Virus.“

„Von Zigaretten, Alkohol und Medikamentenmissbrauch will ich gar nicht anfangen....

Vor einigen Jahren hatten die Menschen noch diese wahnwitzige und völlig irrationale Angst vor Terroranschlägen. Das vergisst man heute schnell. Keiner hat sich mehr an einen Flughafen getraut, weil jeder Angst vor Bombenkoffern hatte…. Die Wahrheit ist: Das Gefährlichste an Flughäfen sind nicht die Terroristen, sondern die Keime. Heute wissen wir das besser denn je. 

Was aber tun die Leute? Leben sie gesünder, fasten sie, achten sie auf sich, verzichten sie auf ihre Haustiere aus Gründen der Hygiene, Stichwort: Zoonosen, waschen sie ihre Lebensmittel nach dem Einkaufen, gehen sie seltener zu McDonalds? Ändert sich da etwas?

Nein. Sie spritzen sich Testosteron, um geil auszusehen und wählen Parteien, die statt in Infrastruktur und bessere Bezahlung des Krankenhauspersonals in Pharmakonzerne und deren große Versprechen auf Krebsheilung und Gentherapien investieren, und halten es für verantwortungsbewusst, wegweisend, zukunftsorientiert und intelligent. Die Menschen saufen Bier und fressen Pommes und schlucken danach Vitamin-D-Pillen, weil irgendein Youtuber ihnen das empfohlen hat. 

Und Donald Trump. Na, der hat auf den falschen Panikherd gesetzt. Die Amerikaner hatten mehr Angst vor der Pandemie als vor Überfremdung, mehr Angst vor einer gespaltenen Gesellschaft als der Zerstörung christlicher Werte durch Transgender und Cancel Culture.... Gewinnen tut der, der erkennt, wovor sich die Menschen am meisten fürchten. Und das kann sich schnell ändern."

„Wie wäre es denn mal mit einer Investition in Bildung, könnte man fragen.“

„Stimmt.“

„Man tut das Gegenteil. In den USA haben sich die Gebühren für Universitäten in den Jahren vor der Krise 2008 erheblich erhöht, mehr Menschen haben Kredite aufnehmen müssen, dann kam die Krise und der Mittelstand hat alles verloren.

Fakt ist: Der durchschnittliche, 20 Jahre alte Amerikaner hat heute eine geringere Lebenserwartung und einen geringeren Bildungsstand als vor 30 Jahren.“

„Gerade eben hast du doch noch den Anstieg der Lebenserwartung gelobt.“

„Ja, aber da ging es um medizinische Innovation. Jetzt geht es um Politik.“

„Inwiefern?“

„Wie die Dokumentation Inside Job zeigt, war die Krise 2008 politisch forciert durch Zusammenschließung der großen Banken und Öffnung des Spekulationsmarktes hin in Richtung Handel mit Derivaten, also Bündelung von verschieden Hypotheken und Schuldscheinen zu CDOs, um sie an Investoren zu verkaufen, ohne das Wissen der Schuldner. Und so weiter.

Grob gesagt: Diese reichen Schweine haben alle mit Harvard und den großen Unis zusammengearbeitet, um sich die Taschen vollzumachen.“

„Und dann sind die auch noch stolz, dort studiert zu haben und halten sich für auserwählt und privilegiert.“

„Das hing und hängt ja alles zusammen. Von Busch, über Obama bis zu Hillary Clinton war das eine Liga, die allesamt auf das Kommando eines Alan Greenspan gehört haben. Die Ideologie vom deregulierten Finanzmarkt wurde, wortwörtlich, um jeden Preis aufrechterhalten, mithilfe der an den großen Unis ausgebildeten politischen Akteure." 

„So einfach ist es auch nicht. Das ist kein Kampf von Gut und Böse. Denn eigentlich ging es doch auch den sogenannten kleinen Leuten, die alles verloren haben in der Krise, nie um Bildung und Horizonterweiterung.

Dem ach so heiligen Mittelstand geht es doch nicht um die Entfaltung des geistigen Potentials und um die große innere Bildung und Seelentiefe. Der Sohn geht auf die Business School, um sich eines Tages mal ein noch dickeres Auto kaufen zu können, und nicht um das geistige Erbe der Menschheit zu verteidigen….

Der arme Mittelstand in den USA hat sich doch in den 40 Jahren seines Niedergangs, seit den 80ern, nicht hin zum Guten entwickelt. Wo war denn die Solidarität mit den Schwarzen? Wo war die Nachbarschaftshilfe? Wo die gemeinnützige Arbeit? Wo die Geste echter Wärme und Hingabe den Schwachen gegenüber? Wo war das Interesse an Literatur, Kunst und Philosophie?

Welche Filme, welche Bücher haben in dieser Zeit ihren Aufstieg erlebt? Wofür haben sich all die Menschen mit all den schönen, dicken Dollarnoten in den Taschen interessiert? Wie ist die Wahl ausgegangen, wenn man zwischen Museum und Basketball-Playoffs entscheiden musste? Wo waren Empathie und Demut? Wo war die Kritik am Irakkrieg? Wo war die Selbstreflektion? Wo die Solidarität?

Haben die, die ein wenig mehr hatten, sich mit denen, die noch unten waren, aufs Herzlichste zusammengeschlossen? Haben die Armen sich in ihrer Befreiung aus dem Elend als dankbar und vernünftig erwiesen?

Hat der Aufschwung im 20ten Jahrhundert, was Existenzsicherung, Wohlstand und Unterhaltungsangebot angeht, wie von einem Ludwig von Mises und anderen humanistischen Ökonomen erwartet, das Beste und Edelste in den vormals ärmlichen und nun zu Geld und Ansehen gekommenen Gesellschaftsschichten hervorgebracht? Hat der Wohlstand uns alle besser werden lassen? Sind wir reifer und edler geworden durch den Besitz?

Wonach strebt der Mensch?

Wenn das Haushaltsgeld für Nutella, Tattoos, Nagellack, Technomusik, Videospiele und Disco draufgeht, dann reicht es eben nicht mehr für Bildung.... Das muss man eben verstehen.

Wozu sollte man auch so viel nachdenken, studieren oder sich weiterbilden, schließlich lebt man nur einmal. Carpe Diem. YOLO!

Die etwas Ärmeren jedoch sind nicht besser als der Mittelstand. Sie sehen sich überdies noch als Opfer einer brutalen Gesellschaft und sagen sich: Wenn ich es nicht schaffe, dann nur weil mir nie jemand eine Chance gegeben hat. Wenn ich mehr Geld hätte, würde ich auch mehr machen.

Ach weh. Wenn ich vor 10 Jahren Bitcoin gekauft hätte, dann wäre ich jetzt reich und könnte den ganzen Tag WOW zocken und mit meiner Freundin bumsen. Mensch, wär das geil.“

„Ja. Das ist die verquere Logik der Armen: Die anderen sind schuld! Ich hatte einfach so viel Pech im Leben.

Genauso steht es mit dem fetten Arsch, den man nicht loswird, weil man so viel Nutella frisst. Die böse Werbeindustrie hat mich abhängig von Zucker gemacht.

Nach dem Motto: Der Chef von Nestle ist schuld an meinem fetten Hinterteil, weil er an der überzuckerten Scheiße, die ich mir zum Frühstück reinziehe, sein Geld verdient, dieser Ausbeuter! Obendrauf sagt man noch: Die tun da bestimmt irgendwas rein, was süchtig machen soll!“

„Und noch eins – dass nämlich die gerade erwähnte, fette Dorade auf dem Teller der Mittelmeer-Touristen, im 3-Sterne-Hotel in Griechenland, sich womöglich zuvor an den Überresten der Leichen in einem untergegangenen Flüchtlingsboot satt gefressen hat, daran denkt man ebenfalls nicht – und so eine makabre Situation ist angesichts der Zahlen gerade in Griechenland, wo so viele Flüchtlinge vor der Küste umkommen, durchaus im Bereich des Möglichen – auf 100 Doraden kommt da bestimmt eine, die wenig vorher den Augapfel irgendeines kleinen afrikanischen Negerjungen vertilgt hat, der am Meeresgrund zwischen den Schiffsresten, zusammen mit seinen ehemaligen Spielkameraden, langsam vom ewigen Circle of Life zersetzt und zerrieben wird.

Mufasa : Everything you see exists together in a delicate balance. As king, you need to understand that balance and respect all the creatures, from the crawling ant to the leaping antelope.

Young Simba : But, Dad, don't we eat the antelope?

Mufasa : Yes, Simba, but let me explain. When we die, our bodies become the grass, and the antelope eat the grass. And so we are all connected in the great Circle of Life.

The Lion King

Und das, worüber sich unsere Gesellschaft bei alledem aufregt, ist bestenfalls, dass ich das N-Wort gesagt habe. 'Pfui! Solche Worte gebraucht ein zivilisierter Mensch im 21ten Jahrhundert nicht!',heißt es dann, bevor man sich beim Mittagessen mit der Familie die nächste Portion Doraden-Filet reinschiebt und anfängt zu mampfen, wobei man es sich verbittet bei Tisch über solche unappetitlichen Themen zu sprechen, alles im Namen der Sitte, der Moral und des guten Tons.

Aber wie gesagt: Daran denkt man nicht.... So wie man nicht daran denkt, dass die Vitamin-D-Produktion des Körpers nach einer Stunde Sonnenbad abbricht und durch das Baden im Salzwasser komplett unterbunden wird – was bedeutet, dass die Menschen im Endeffekt im Urlaub zwar dreimal so braun werden wie daheim, aber weniger Vitamin D produzieren als wären sie nie fort gewesen. Kurzum: Man hat also bloß sein Hautkrebsrisiko erhöht und sonst nichts gewonnen.“

„Naja, immerhin ist der Arsch schön braun geworden.“ 

„Ja, genau, und das ist alles was zählt.“

„Worum ging es gleich?“

„Es ging um Doppelmoral.“

„Ja. Genau…. Der Punkt ist doch: Was gesund ist, das definiert eben nicht dein Bauch, und nur weil sich etwas richtig anfühlt, muss es das nicht gleich sein. Nur weil die Dorade voll tasty ist und sich das Schwimmen im salzigen Meer mega nice anfühlt, ebenso wie die drei Stunden Sonnenbad hinterher, bedeutet das nicht, dass gleich alles easy und tight ist.

Und nur weil Oma Angst hat vorm schwarzen Mann, muss diese Angst nicht okay sein. Nicht jeder, der Angst hat, hat Recht, nicht jeder der weint, ist ein Opfer, nicht jeder, der leidet, ist unschuldig.... Vielleicht ist die liebe Oma auch schlicht und ergreifend noch nicht in jenem einundzwanzigsten Jahrhundert angekommen, auf das man sich gerade noch so selbstherrlich berufen hat, als man so energisch dafür eingetreten ist das böse N-Wort nicht mehrzu gebrauchen.“

„Und Oma wählt bestimmt auch artig die Grünen.“

„Gerade wo die sich so solidarisch mit der Ukraine stellen.“

„Solange die Flüchtlinge weiß sind, haben sie unser Mitgefühl verdient, aber wenn sie schwarz sind, dann sind es Schmarotzer, die selbst die Schuld tragen, dass in ihrem Land kein Aufschwung passiert.“

„Und jetzt wollen die da in Afrika auch noch Kohle- und Ölkraftwerke bauen.“

„Und wie viele hungrige Mäuler da geboren werden – wer soll die alle füttern.“

„Genau das meine ich. Melinda Gates unterstützt Programme für Geburtenkontrollen in Afrika und nennt das Aufklärung. Die Grünen belehren die Afrikaner darüber, dass Kohle keine saubere Energie sei, und unterzeichnen die Laufzeitverlängerung für Deutschland. Europa inszeniert sich als großer Retter der Flüchtlinge aus Kriegsländern, afrikanisch-stämmige Ukrainer werden aber an der Grenze zu Polen nicht ins Land gelassen.“

„Es ist so widerlich verlogen, dass man wahnsinnig werden könnte.“  

„Das wird aber alles so nicht ausgesprochen, denn dann müsste man sich ja schämen und noch schlimmer, sich hinterfragen.... Dann müsste man zugeben und aussprechen, was Mama insgeheim über die Oma denkt, nämlich: Hoffentlich verreckt die Alte bald an Corona oder irgendeinem anderen Scheiß, dann wird endlich das Haus frei.... 

Denn eines ist ja sonnenklar: Solange Oma etwas zu vererben hat, darf sie auch das N-Wort sagen.

Plötzlich heißt es dann, wieder im Namen der Sitte und Moral: Da muss man auch mal ein klein wenig Rücksicht nehmen, wegen des Alters! Das ist doch eine ganz andere Generation. Man kann das nicht vergleichen. Da muss man menschlich sein und ein Auge zudrücken.Das ist es doch, was heute fehlt: Die christlichen Werte! Das ist das Problem! Die Menschen haben heutzutage einfach keine Empathie! Gut, dass wir nicht so sind. Bei uns wird jeder toleriert!

Das ist es eben. Das sind wir. Das alles. Diese Sprüche, die sich stromlinienförmig in den Alltag einbetten lassen, immer so wie es gerade in die Agenda passt. Wohlfühl-Moral für die Frau von heute, die auf ihren Bauch hört. Bedarfsgerechte, in Häppchen servierte, leicht bekömmliche Moral vom Discounter, ohne echtes Engagement.

Eine verlogene, selbstgefällige Bande von Heuchlern. Der Mittelstand in seiner ganzen Abgründigkeit. Das, genau das, sind wir. Europa, eine Kotzgrube der Ethik.

In der Wirtschaft auch bekannt als die globale Konsumentenklasse, deren geschätztes Vermögen sich auf einhundertfünfundachtzig Billionen Dollar beläuft – der Konsument auf Reisen, der seinen Überschuss an Geldmitteln loswerden will; anders gesagt, der Tourist....

Kein Milliardär der Welt kann da mithalten – obwohl er in der Regel mit genau dieser Klasse sein Vermögen macht. Denn die großen Besitzenden sind alles Leute, die genau diese Klientel bedienen.

Die richtig Reichen kommen alle aus denselben Branchen: Telekommunikation, Werbung, Einzelhandel, Unterhaltung, Agrarsektor, Logistik....

Wer kauft denn bei Amazon, wer googelt denn die neuesten Pornoclips, wer besorgt sich Beauty-Tipps bei YouTube? Zwingt irgendjemand all die Idioten den Reichen ihr Geld in den Hals zu stecken? Wer lädt sich die Songs von Madonna oder Tylor Swift runter, wer geht auf die Konzerte? Wer spielt die Online-Games? Wer sucht Sexkontakte auf Tinder? Wer gibt zu jedem Dreck auf Instagram oder Twitter seinen Senf ab? Wer bestellt das Sexspielzeug bei Amazon und träumt vom neuesten I-Phone? Wer wird feucht, wenn er an das Buffet im 5-Sterne-Hotel denkt und die Vorstellung mit Luxuslimousine vorgefahren zu werden? Sind nicht wir alle es, die diese verschissene, notgeile Welt durch unsere Gier und unsere perversen Wünsche jeden Tag aufs Neue heraufbeschwören?“

„Das ist wahr, Sokrates.“

„Diese fünfhundert großen Superfirmen, von denen immer alle reden, stellen allesamt Dinge für die breite Masse her – das gilt auch für Monsanto und Foxconn. Also muss sich erst die Masse bewegen. Wir müssen uns bewegen, nicht die anderen.

Nehmen wir Deutschland als Beispiel. Etwa fünfzig Millionen Deutsche verdienen eigenes Geld, ob nun schwarz oder legal oder staatlich unterstützt, sind also nicht Rentner oder Kinder. Abzüglich aller Kosten für Lebensmittel, Windeln, Gas, Strom, Miete und Steuern, bleiben pro Person im Schnitt um die 1.300 Euro zur freien Verfügung.... Gut.... Statistik ist immer so eine Sache. Das heißt: Bei vielen werden es auch nur vierhundert sein....

Scheiß drauf. Die Frage lautet: Wofür wird das Geld ausgegeben? Tattoos, Nagellack, Eyeliner, Coca-Cola, das neueste Smartphone, Zigaretten, Klamotten, Spielekonsolen und natürlich Schuhe! Niemand schaut auf das Etikett und ob die Schuhe aus Kambodscha und somit aus Kinderarbeit stammen, oder nicht.... Zwar kosten die Schuhe sonst, wenn fair gehandelt, statt zwanzig etwa fünfzig Euro, aber das ist ja – mal wieder – zu viel.... Für das Geld kann man dann lieber noch mal schön essen gehen – aber niemand fragt wie die Tiere, die für die Burger geschlachtet worden sind, gehalten wurden....

Zu teuer, zu viel, sei nicht dumm, jeder ist sich selbst der Nächste. So spricht das Ego der typischen Mama von heute. Und wenn Mama dann von Tochter konfrontiert und hinterfragt wird, dann schnaubt sie bloß: Das machen doch alle so. Sei nicht so undankbar. Außerdem haben wir als Familie eh schon so wenig.“ 

„Ja. Ja.... Da ist sie wieder: Die Moral der kleinen Leute. Seltsam wie ähnlich sich das Gerede des CEOs und das der liebenden Mutter sind, nicht wahr?“

„Die depressive, übergewichtige Tochter aber stopft sich vor lauter Frust das nächste Nutella-Brötchen rein....

Tja. Die Konzernchefs von Nestle reiben sich derweil die Hände und lachen sich einen bei dem Gedanken, dass die dummen Hühner vielleicht sogar noch zu McDonalds oder KFC oder Burger King watscheln und Schlange stehen, um sich für dreizehn Euro überteuerte, fettige Scheiße zu kaufen und sich einreden, es sei schon okay, wenn man den Salat zum Menü dazu nimmt....

Die depressive, übergewichtige Tochter kramt nochmal vor dem Rausgehen in der Tasche herum, findet zwanzig Cent und schmeißt sie in den Behälter, in dem das Geld für die Kinder in der dritten Welt gesammelt wird. Mama sagt nur: Das bringt sowieso nichts! Töchterchen schaut sich traurig um und spricht in sich hinein: Mein Herz tut weh, aber ich weiß nicht wieso.“

„Wie auch immer.... Zurück zu den Zahlen: Etwa 20% der Weltbevölkerung verfügen über genug Geld, um sich Kleider schön billig bei h&m kaufen zu können. Das waren deine Worte. Darum ging es dir.“

„Ja. Genau.... Das sind zusammengenommen über sechzig Milliarden Euro! Vielleicht sogar inzwischen noch mehr. In einem Monat! Soviel hat Bill Gates in seinem ganzen Leben verdient. Diese heftige Kapitalkraft fließt Monat für Monat in, oder besser gesagt durch unsere Wirtschaft. Das meine ich mit Masse. 

Diese Masse! Das sind wir – die Konsumenten, die Kunden. Wenn die Bedürfnisse dieser Masse sich verändern, dann müssen die Unternehmen darauf reagieren.“

„Ach nein.... Du hast es doch selbst gerade schon angesprochen: Die reichen Länder der EU zahlen ihren Bauern Subventionen in Höhe von mehr als 390 Milliarden Dollar, also mehr als eine Milliarde pro Tag. Das tun sie, damit die Bauern ihre Produkte weiter exportieren können. Der so generierte Überschuss geht vor allem in die südliche Hemisphäre, insbesondere nach Afrika. So kommt das fette Geld in die europäische Brieftasche. Das sind die dicken Moneten.“

„Ja und? Was hat das mit dem Thema zu tun?“

„Ich will damit sagen, der Fehler liegt im System! Egal wie die Masse sich verhält, die Unternehmen machen ihr Ding.

Dakar zum Beispiel, die Hauptstadt des Senegal, ist das Epi-Zentrum des Landwirtschaftsmarktes von Westafrika – auch bekannt als der Sandaga Markt.

Eben genau dort wird der von uns, hier in Europa durch Subvention produzierte, Überschuss verkauft – zu einem Drittel des Preises der einheimischen Produkte.“

„So krass?“

„Google es, Mann! Die Preise sind im Internet abrufbar! Das meine ich: Als ob nur die Superreichen ihre Interessen schützen!

Es hängt zusammen. Die Interessen der Reichen, der Bauern und des Mittelstandes – da besteht ein unausgesprochenes Bündnis. Wir alle sind Teil des Egoismus, und unsere Ignoranz macht uns schuldig. Wir sind schuldig, nicht weil wir nicht auf die Straße gehen, sondern, weil wir nicht darüber nachdenken, nicht darüber sprechen. Wir sind schuldig, weil wir schamlos sind.“

„Is ja gut. Mea Culpa.“

„Die Folge ist: Die Bauern gehen in Afrika reihenweise Pleite. Das Problem ist: Da unten gibt es so gut wie keine andere Berufsgruppe als verfickte Bauern und die können auch nichts anderes als verfickte Bauern zu sein, weil sie in ihrem verfickten Leben nichts gelernt haben, außer zu fressen und Felder zu bewirtschaften....

So, und jetzt geht die Scheiße erst richtig los.... Ich will es mal ganz verkürzt und vereinfacht zusammenfassen: Was macht Merkel, um Arbeitsplätze zu sichern und den deutschen Export zu steigern, weil Deutschland eben durch den Export seinen Wohlstand erhält? Natürlich! Die Subventionen in der Landwirtschaft erhöhen! Was machen die afrikanischen Bauern, die dann nicht mehr mithalten können?

Klar! Flüchten! Wohin: Nach Spanien! Warum? Weil es dort Landstriche mit Millionen von Gewächshäusern gibt auf denen Personal mit landwirtschaftlicher Erfahrung gesucht wird.... Wem gehören die Gewächshäuser? Nestle und Co! Was passiert mit dem Gemüse, das dort angebaut wird? Das wird nach Afrika verschifft und von Dakar aus weiterverkauft zu einem Drittel des dortigen Preises. Was macht Nestle mit dem Gewinn? Maschinen bauen, die dafür sorgen, dass weniger Arbeiter in den Gewächshäusern gebraucht werden. Was macht der Arbeiter, der so seinen Job verliert? Flüchten! Wohin? Deutschland! Und was macht der deutsche Bauer, wenn der Flüchtling vor seiner Tür steht? Er spuckt ihm ins Gesicht und schreit: Geh nach Hause, du Schnorrer!“

„Naja.... Das ist jetzt aber alles ziemlich verkürzt dargestellt. Die meisten Flüchtlinge kommen aus Syrien, über die Türkei. Oder neuerdings aus der Ukraine.“

„Natürlich spielt sich das so nicht ab! Ist doch völlig logisch. Das war eine satirische Überspitzung, um die Dynamik politischer Entscheidungen und ihrer Konsequenzen in einem Bild darzustellen. Selbstverständlich findet das so, in dieser Form, nicht statt.“

„Ja.... Ich verstehe deine Argumentation durchaus, aber du bist eigentlich nicht auf meinen Punkt eingegangen!

Ich setze eben genau bei dem deutschen Bauern an. Denn in jedem von uns steckt ein Stück von dem Bauern, der sagt: Geh nach Hause, du Schnorrer.

Wie gesagt: Im Schnitt bleiben tausenddreihundert Euro übrig.... Mir ist klar, dass du jetzt sagen wirst, das sei eine Milchmädchenrechnung.“

„Das ist ja auch eine Milchmädchenrechnung! Da hast du recht.... Dieser Betrag von tausenddreihundert Euro ist ein reiner Durchschnittswert. 1% der Unternehmen in Deutschland machten 67% des Umsatzes im Jahr 2020.

Außerdem schwindet die Kaufkraft derzeit so schnell durch die Inflation, dass alles, was gestern noch gegolten hat, heute schon hinfällig ist." 

„Von dem Umsatz der Unternehmen werden unter anderem Gehälter bezahlt und neue Industrieanlagen gebaut und glaube es oder nicht, viele Manager, die Millionendividenden erhalten, spenden einen nicht unerheblichen Teil, und die, die sich Jachten und Villen kaufen, müssen Wartung und Personal bezahlen.“

„Die Armen.“

„Lass diese Spinner doch in ihren überdimensionalen, plumpen Villen sitzen. Die Baufirma, die so ein Scheißding hochzieht, hat 10 Jahre gute Arbeit, einschließlich der Belegschaft, und der Makler, der die Dinger nach der Räumung weiterverkauft, wenn wieder ein One-Hit-Wonder, das vorschnell den Vertrag unterschrieben hat, Pleite geht, kann die Rechnungen für die Geigenstunden seiner Tochter bezahlen, die begabt genug ist, um auf der Musikhochschule aufgenommen zu werden.

Außerdem ist das meiste von dem Geld eh hinterzogen und auf Konten in der Schweiz, und würde es in die Wirtschaft gespült, so käme es zur Masseninflation durch die Geldflut. Aus einer Bestandsvariable wird eine Flussvariable.“

„Nur wenn es zum Fluss, also zur Ausgabe des Geldes, kommt. Stichwort: Viskosität.“

„Das ist schon richtig. Da gibt es ein paar Verzögerungen, aber das Prinzip stimmt.“

„Ja. Natürlich, aber wir werden sehen, ob das wirklich so dramatisch enden wird. Wenn man dem mit Übergewinnsteuern und Umverteilungsmaßnahmen entgegentritt, bekommt man es schon hin. Wir haben es doch erlebt, was alles an Maßnahmen möglich ist, wenn man es will.

Man muss nur verhindern, dass das Geld direkt in die Wirtschaft geht. Man muss es abschöpfen und dann für gezielte Infrastrukturprojekte nutzen – Aufbau von Schulen und Universitäten, in Combi mit einem funktionierenden Sozialstaat und einem Anreizsystem, um Menschen zu animieren sich weiterzubilden.

Denn wenn das Geld auf Staatskonten liegt, treibt es nicht die Inflation an und kann für sinnvolle Projekte genutzt werden. So entsteht nachhaltige Wertschöpfung.“

„Und dann? Die einen würden das Geschäft ihres Lebens machen, weil sie schnell rechnen und denken können und glücklicherweise gerade ein bisschen Geld in der Tasche haben und noch dazu Kontakt zur Hauptstadt, und die anderen würden Haus und Hof verlieren, infolge der notwendigen Enteignungsmaßnahmen. Alles im Auftrag des Staates und der Beamtenschaft.“

„Da muss man gegen Betrug halt härter vorgehen und den Staat stärker einschalten.“

„Ich bin nicht sicher, ob brutale Umverteilung das bewirken würde, was du dir wünscht. Ich befürchte da sind noch ein paar mehr Variablen in der Gleichung als du es in deinem neo-marxistisch angehauchtem Idealismus zugeben willst."

„Es wird doch gar nicht umverteilt, sondern entgangenes Steuergeld dem Fiskus wieder zugeführt! Es geht doch nur um das entzogene Steuergeld. Du nennst das Umverteilung, bist du bekloppt.“

„Stimmt. Das war neben der Spur. Du hast recht – was rede ich da für einen Blödsinn.““

„Es geht um Dinge wie Cum-Ex und Co. Der Staat soll mit den Reichen lediglich das machen, was Steuerbehörden mit den Armen seit jeher machen – mit Enteignung und Gefängnis drohen. Das Einzige, was ich will ist, dass nicht mehr mit zweierlei Maß gemessen wird.“

„Hm. Ja. Ich gebe zu, dass ist ein berechtigter Punkt. Wobei das nichts an den wirtschaftstechnischen Zusammenhängen ändert.“

„Es geht nur darum entgangenes Steuergeld abzuschöpfen. Das liegt dann eben nicht mehr auf Konten in der Schweiz, sondern steht uns zur Verfügung – damit könnten wir Europa sanieren.

Ob das Geld auf illegalen Konten liegt, oder auf denen der europäischen Behörden – wo macht das einen Unterschied für die Inflation?“

„Scheiße. Du könntest Recht haben. Zumindest in diesem Punkt. Die Summen, die da hinterzogen werden, sind schon hoch – damit könnte man einige Flughäfen bauen und die Konjunktur massiv ankurbeln. Es ist wahr. Und ein Extrazuschlag für die Bundeswehr und den Katastrophenschutz wären auch noch drin.“

„Und mit der dann steigenden Inflation – die verzögert kommt, weil die Preise sich im Nachhinein erhöhen, anders als bei einer kosten- und nicht konjunkturbedingten Inflation – kann man umgehen.“

„Und dann kann man auch wieder höhere Löhne zahlen.“

„Die Lohn-Preis-Spirale würde sich schnell einpendeln – in Kombination mit einem umfassenden, länderübergreifenden Sozialversicherungssystem, einer für die ganze Eurozone geltenden einheitlichen Krankenversicherung, Mindestlohn und negativer Einkommensteuer sowie Anreizstrukturen für Weiterbildung, wäre das eine absolute Aufschwungsgarantie.“

„Alles bezahlt von entgangenen Steuergeldern. Niemand muss sparen, es gibt keine Mehrkosten.“

„Die bestehende politische Elite müsste entsprechend entsorgt werden.“

„Das ist korrekt.“

„Es ist der Wahnsinn, was wir uns da für Politiker gewählt haben. Die sind an diesem Megabetrug auch noch beteiligt. Olaf Scholz hing mittendrin, im Cum-Ex-Skandal.“

„Daran sieht man wie illusorisch dieses Gerede vom bösen Einzelnen ist, der das System erst hervorbringt.

Genauso steht es mit der angeblichen Kaufkraft der Masse. Am Ende beschränkt sich die wirkliche Kapital- und Kaufkraft auf einen winzig kleinen Personenkreis von vielleicht fünf bis zehn Prozent, die im Übrigen immer mehr Vermögen anhäufen. Der kleine Mann kann sich dafür freuen, dass er durch die gesenkte Mehrwertsteuer ein paar Cent weniger für sein überteuertes Brötchen bezahlt und die verantwortlichen Politiker antworten, wenn man sie damit konfrontiert: Immer noch besser als gar nichts zu tun.“

„Im Moment ist das vielleicht so, aber…. Ach Fuck. Ja. Kann schon sein, dass die alten Theorien nicht mehr so weiterhelfen.“

„Das ist in den letzten Jahren unter unserer Bundesregierung immer schlimmer geworden, da nämlich die Reallöhne nicht gestiegen sind, dafür aber die Vermögen der Besserverdienenden, deren Geschäfte übrigens nicht komplett durch Corona verpulverisiert wurden, weil ganze Städte lahmgelegt worden sind – oder durch in die Höhe schießende Energiekosten infolge des Krieges in der Ukraine!

Ja genau, dieselben Besserverdienenden, die dann Bioprodukte kaufen und auf der Straße die Nase rümpfen, wenn dein gerade erwähntes Mädchen aus der Unterschicht mit ihrem Nutella Brötchen an ihnen vorbeigeht....

Diese fünf Prozent sind dann die umweltbewussten und selbstgefälligen Söhnchen und Töchterchen der Besserverdienenden, die ganz stolz sind, weil sie ihre ersten Aktien gekauft haben von dem Geld, das ihre Eltern ihnen vermacht haben – durch Schenkung versteht sich – um der neu eingeführten Erbschaftssteuer zu entgehen – zu allem Überfluss sind es dann auch noch Aktien von Gewächshäusern in Spanien.... Großartige Rendite! Bomben-Geschäft!

Davon kann man sich locker eine Wärmepumpe und eine Bodenheizung anschaffen, während die Armen weiter mit Gas heizen.

Ja, ja.... Früh übt sich.... Das System ist gerecht.... Manche haben eben mehr geleistet und sich den Goldbarren morgens auf dem Butterbrot redlich verdient – während die anderen sich das Brot schon nicht mehr leisten können. 

Nein. Ganz ehrlich: Das sind Leute, die schon am oberen Ende der Nahrungskette geboren worden sind und denen der Butler mit dem Seidentaschentuch als Säugling den Hintern abgewischt hat. Die sind gerade so lange sozial und grün, bis ihnen jemand ins Portemonnaie greift.

So lange es nur ein paar Euro sind, mag es ihnen recht sein, aber wenn sie sich die Gebühr für die Elite-Privatschule oder das Auslandssemester in den USA nicht mehr leisten können, hört der Spaß auf. Dann wird aus der ökobewussten Professorentochter innerhalb von drei Sekunden eine knallharte, neoliberale Kapitalistin, die von Leistungsgerechtigkeit und Fairness spricht und sich selbst als Opfer fühlt, da sie sich doch ihre Privilegien in all den Stunden der Arbeit an der Uni so redlich verdient habe, gerade sie als Frau sei doch, blablabla....

Dass andere diese Chance nie hatten, wird dann mal eben in einem Nebensatz weggewischt, plötzlich ist all das übliche Geschwafel von Empathie und Verständnis nicht mehr aktuell. Wieder setzt der Mechanismus der bedarfsgerechten Wohlfühl-Moral ein.

Moral hat man eben immer nur so lange, wie sie einem selbst nützt. Was gerade noch ethische Pflicht war, ist einen Moment später naives Geplärre. Je nach Situation, oder sagen wir lieber, nach Erfordernis, wird die Moral dem Bauch, oder nein, sagen wir, dem Empfinden, angepasst…. Wobei, angepasst ist auch wieder so ein unangenehmer Ausdruck…. Sagen wir lieber: Die Moral wird, je nach Erfordernis, mit dem Empfinden in Übereinstimmung gebracht. Darauf kann man dann stolz sein,obwohl nein, formulieren wir es so: Dafür ist man dankbar. Dankbar für die Fähigkeit sich selbst immer wieder neu zu reflektieren.

Und damit meine ich nicht Greta Thunberg. Die ist zwar ein bisschen naiv und blauäugig, aber immerhin zieht die es durch. Die brennt wenigstens. Das ist in meinen Augen zwar sinnlos, dafür aber authentisch. So viel gestehe ich zu.

Nein. Was ich meine sind diese halb-garen Hippster, die sagen, sie seien dabei, aber wenn es drauf ankommt, ziehen sie den Schwanz ein. 

Das ist der richtige Dreck. Diese Trittbrettfahrer auf Instagram. Das ganze schmutzige, perverse und schwanzlose Pack, das sich Partyscene schimpft. Der gesellschaftliche Unrat, diese moderne Melange aus aller Herren Länder ohne Profil, die alle vom einen Moment träumen und von der geilsten Nacht ihres Lebens und dass sie einmal einen Dreier mit zwei schwedischen Blondinen haben.

Analverkehr und kubanische Zigarren. Darum dreht sich die Fantasie dieser verkommenen Generation mit ihrer Heuchler-Moral, die ihre notgeile, seelen- und gefühllose Dauermasturbation zur großen Freiheit erklärt und statt politisch real aktiv zu werden, meint man könne seinen Beitrag leisten, indem man mit veganen und biologisch abbaubaren Kondomen vögelt.

Ekelhaft! Verlogen! Feige! Schwach! Peinlich! Wirkungslos! Weich! Impotent! Und vor allem: Richtig, richtig dumm! Sie lernen nicht, sie lesen nicht und sie denken nicht. Man lebt nur einmal!, schreien sie einem entgegen. Eben, kann ich da nur erwidern.“

„Ja schon, aber diese Söhnchen und Töchterchen mit ihrem aufgesetzten Umweltbewusstsein, ihrem Mode-Veganismus und ihrer Weltverbesserer-Moral werden doch von den Massen nicht verurteilt, wegen ihrer Vordergründigkeit, sondern sogar noch bejubelt und gefeiert.

Das ist doch das Kranke – dass alle sich daran orientieren und auch so sein wollen! Jeder will reich werden, sich einen Tesla kaufen und zwei Tage die Woche vegan leben und aller Welt seine tollen Veggie-Meals auf Instagramm zeigen, und alle sollen sagen: Ja. Das ist eine echte Alternative zum Mainstream! Total individual.... Richtig cool. Daumen hoch!“

„Das liegt aber am System, das den Menschen so konditioniert!“

„Nein! Das liegt am Einzelnen, der sich mit dem System ideologisch identifiziert!“

„Deshalb muss sich das System ändern!“

„Das tut es aber erst dann, wenn sich der Einzelne ändert!“

„Wir drehen uns im Kreis.“

„Das erste Hindernis ist das Zinssystem.“

„Das ist wahr. Da sind wir uns doch mal einig! Sag ich doch: Das Zins-Systeeeem muss sich ändern! Verstehst du? Das System!“

„Da sind wir dann wieder beim Thema Eigenverantwortung. Jeder muss sich dafür einsetzen und das begreifen und vielleicht sogar wie die Leute von Occupy Wallstreet dafür auf die Straße gehen!“ 

„Am besten abschaffen.“

„Das geht zu weit. Das kann man nicht einfach so abstellen, von heute auf morgen. Da kann man nicht einfach so auf den Notaus-Schalter drücken und alles ist wieder gut – vor allem, weil die Welt vor der Erfindung des Geldes und des Zinses auch nicht gerade ein Paradies war.... Aber selbst, wenn man sich dazu entscheidet etwas zu ändern, braucht man Zwischenschritte und die muss man diskutieren.“

„Wir müssen erstmal klären, wo Zinsen überhaupt überall in unserem System relevant sind. Ich stehe da auf der Seite Adornos, der sagte mit Blick auf Marcuse: Bevor wir das System ändern wollen, müssen wir es erst einmal richtig analysieren. Erst analysieren, dann bewerten und als letztes handeln.“

„Wir zahlen ständig Zinsen, denn bei allem, was wir kaufen sind etwa dreißig Prozent Zinsen draufgerechnet. Wir merken das gar nicht. Über diese Zinsen finanzieren die Verkäufer nämlich ihren Selbsterhalt. Sie sind dauernd gezwungen die Preise zu erhöhen, um ihre Bankschulden bezahlen zu können, die sie durch Kredite angehäuft haben, um sich dadurch ein Investitionskapital zu verschaffen, das es ihnen ermöglichen sollte sich eine Existenz aufzubauen – so wie Menschen ohne Kapital das eben machen.“ 

„Menschen beziehungsweise Unternehmen mit Kapital machen das auch so.... Wer zu viel Kapital hat, muss ja bekanntlich Schulden aufnehmen und investieren, denn sonst nutzt er sein Kapital nicht und es verliert an Wert – Stichwort Inflation.

Investmentzwang. Wenn die Eigenkapitalquote stimmt, gibt dir die Bank gerne den Kredit – und die Banken erwarten nicht viel Eigenkapital von Investoren.... Ist das schlecht? Ich weiß nicht.“ 

„Eben. So ist das System. Es ist auf Verschuldung regelrecht hin programmiert – bis hinein in die Kennzahlen der Banken und Kreditinstitute und die Bilanzierung am Jahresende.... Deshalb gibt es ja überhaupt Schwankungen auf dem Markt.

Dieses Gemauschel mit der Schuld und dem Risiko hat seinen Ursprung im Beginn der Neuzeit, als die großen Kapitalgesellschaften, wie die East Indian Company, ihre hochriskanten und ebenso aussichtreichen Expeditionen in die entlegensten Länder der Erde gemacht haben.“

„Und damals war es schon ein Glücksspiel, dessen Risiko auf die kleinen Leute, die in die Seereisen investiert haben, abgewälzt worden ist.“

„Aber innerhalb dieses Prozesses ist auch der Adel Stück für Stück enteignet worden und hat seine Privilegien verloren, weil er den gerissenen Kaufleuten einfach nicht gewachsen war. Bürgertum und Mittelstand kamen auf infolge der Städtebildung, und der Weg für große Revolutionen und ein neues Zeitalter der Republiken und Demokratien wurde geebnet.“

„Piraten, Könige, Kaufleute. Aktien, Wetten und Abenteuerlust. All das hat seit jeher zu all den Scharmützeln und Schlachten auf dem Feld der Ehre ebenso wie dem der Wirtschaft geführt, und all die Krisen, Schwankungen, all das Auf und Ab der Wirtschaftszyklen ist durch dieses elende Gemetzel bewirkt worden.“

„Business Cycle, Konjunktur, Rezession. All dies entsteht durch falsche Planung, Lüge, Betrug, Überschuldung und psychotische Gewinnsucht.“

„Ist ein Wachstum ohne all dies denkbar. Brauchen die Menschen das?“

„Wettbewerb soll das Geschäft beleben. Das ist richtig, solange der Wettbewerb fair bleibt – doch ist er das nicht mehr.“

„Und war es nie, und wenn dann nur für kurze Zeit, weil diejenigen, die im direkten Vergleich mit dem Konkurrenten den Kürzeren gezogen haben, nach anderen Mitteln zum Erfolg gesucht haben.“

„Den haben sie auch gefunden, in der Kriminalität, in den Casinos und Bordellen.“

„Die Schwankungen und Wirtschaftszirkel gibt es also nur deshalb, weil Menschen dumme Dinge tun.“

„Weil sie in Schuldenfallen geraten und in einem gestörten Steuersystem gefangen bleiben, das sie klein hält und mit Strafe und Sanktion agiert. Und dieses System erhält sich selbst durch diejenigen, die am meisten davon profitieren.“

„So kann man es natürlich auch sehen. Aber letztlich sind es die Fantasien und Gelüste, die die Menschen dazu treiben zum Bankberater zu gehen und Schulden aufzunehmen.“

„Fantasien? Gelüste? Die Menschen träumen vom Australienurlaub und der Gitarre für die Tochter.“

„Du alter Menschenfreund. Dieses ganze Opfer-Geschwafel. Sobald sie können, saugen sie ihre Nachbarn bis zum Mark aus.“

„Aber sie saugen sich auch gegenseitig aus – schon ihre Kinder müssen als kleine Clowns und Lückenbüßer herhalten. Erwartungen, Zwang, Missbrauch, psychische Gewalt, Vorwurf, Verbitterung, Neid und Völlerei. Die Todsünden sind es, die den ewigen Weltenbrand, in dem diese Welt lodert, auslösen.“

„Und genau dadurch kommt es zu all dem Auf und Ab, all dem Gemauschel und dem ewigen Verfall und Wiederaufstieg.“

„Das System perpetuiert sich und lässt sie alle glauben, man müsse so sein, und dies sei des Menschen Wesen. Wir haben ein Monster geschaffen, das uns nun versklavt.“

„Aber wie kann die Befreiung aussehen? Wenigstens ein erster Schritt?“

„Man könnte die Bilanzierungssysteme ändern und entsprechend andere Kennzahlen einführen. Wie messen wir Erfolg? Sollten Externalitäten (zum Beispiel Effekte auf das Klima) vom BIP abgezogen werden?“

„Die Kennzahlen zu ändern allerdings, kann ziemlich krasse Folgen haben, allein schon, weil geklärt werden muss was, wie, in welcher Höhe, wo abgezogen werden soll und wo nicht – und da hängt es wieder an Behörden.“

„Die Frage ist, für wen hat es Folgen und wer trifft die Entscheidung – und vor allem: Wer überwacht die Überwacher?“

„Man könnte den IFRS als alleinverbindlich in Deutschland einführen. Das gäbe nen ordentlichen Schub für die Steuern.“

„Und die Schwankungen von denen wir sprachen, würden dadurch noch größer.“

„Und der Markt noch unübersichtlicher für den Kleinanleger, ist schon richtig – und heute ist ja infolge der europäischen Zinspolitik jeder gezwungen Kleinanleger zu sein, wenn er nicht alles verlieren will, was er hat. Alles hat eben seinen Preis.“

„Das ist es doch gerade, Mann! Egal, was man tut, profitieren werden auf lange Sicht gesehen nur diejenigen, die diesen Scheiß verstehen und sich auf keinen Unsinn einlassen, weil sie die Dinge und Entwicklungen einordnen und prüfen können, da sie gelernt haben mit den Zahlen zu jonglieren.“

„Tja.“

„Dazu kommt, was ich vorhin gesagt habe: Wir zahlen ständig Zinsen, denn bei allem, was wir kaufen, sind etwa dreißig Prozent Zinsen draufgerechnet. Wir merken das gar nicht. Über diese Zinsen finanzieren die Verkäufer ihren Selbsterhalt. Sie sind dauernd gezwungen die Preise zu erhöhen, um ihre Bankschulden bezahlen zu können, die sie durch Kredite angehäuft haben, um sich dadurch ein Investitionskapital zu verschaffen, das es ihnen ermöglichen sollte sich eine Existenz aufzubauen.

Das ist ein Zinsen- und Schuldkreislauf zu Gunsten der Banken und auf Kosten des kleinen Mannes. Bankschulden sind Zinsschulden. Aber das müsste nicht so sein.“

„Wow! Du meinst das echt ernst, oder? Du willst wirklich die Zinsen abschaffen? Bist du wahnsinnig? Sollen die Banken etwa Geld verteilen ohne Risikoabsicherung? Wo soll das hinführen?“

„Das tun sie doch jetzt schon, du Hegel! Genau das ist es doch! Die EZB ist da doch das beste Beispiel. Fremd- und Eigenkapital stehen da bei 450:1 (Stand 2020 oder so). Keine Ahnung wie viele Nullen hinter dem Komma dabei rauskommen als Summe für das Fremdkapital, aber das ist krank. Diese Bank dürfte sich nach ihren eigenen Kriterien keinen Kredit mehr ausstellen!“

„Das ist wahr.... Scheiße! Das ist wahr!“

„Das wäre ja auch alles kein Problem, wenn sie beispielsweise Kleinkredite ausgeben würde, oder in große Infrastrukturprojekte, oder den Auf- und Ausbau von Hospizen investieren.... Doch das tut sie nicht – sie macht lieber Geschäfte mit Herstellern von Nuklearwaffen! Mehr als 3,5 Milliarden Euro, laut einer Studie von 2013.“

„Das weiß ich auch. Das ist scheiße, ohne Frage.... Aber deswegen muss man doch nicht gleich das ganze Zinssystem abschaffen.... Ich schaffe auch nicht die Autobahnen ab, nur weil der CO2-Ausstoß so hoch ist.... Stattdessen führe ich vielleicht ein Tempolimit ein, oder Umweltplaketten.

Oder IFRS! Banken und Unternehmen würden dadurch mehr in die Verantwortung gezogen werden.... Wie gesagt: Ich bin mehr so der Typ für die Zwischenschritte.... Eine kleine Forderung hier.... Dann noch eine da.... Und am Ende vielleicht ein in vielen Schritten eingeführtes Trennbankensystem. Stichwort: Glass-Steagall Act. Keine einzelne Maßnahme hat wirtschaftshistorisch betrachtet jemals nachweislich derartig viel Stabilität ins Geldsystem gebracht wie diese!

Die Politik der kleinen Schritte. Ganz altmodisch. Das reicht doch.... Es hängt alles miteinander zusammen und wenn ich solche radikalen Veränderungen umsetze, dann gefährdet das die Stabilität der Gesetze und Normen und damit die Planbarkeit für Investoren und Unternehmen. Deutschland gilt als stabil und der rechtliche Rahmen als sicher – das ist einer der Hauptgründe seines internationalen Erfolges.“

„Immer nur Erfolg, Rendite, Wachstum. Was ist denn mit der Umwelt. Es ist doch sensationell, dass jetzt so viele junge Menschen auf die Straße gehen und sich für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens einsetzen. Da müsste es doch hingehen! Und zwar besser in ganz, ganz großen Schritten!“

„Pass auf! Es ist im Grunde dieselbe Geschichte wie mit dem Finanzmarkt.... Diese ganze Klima-Kacke hat aus wirtschaftlicher Sicht ein großes Problem: Wenn Deutschland sich nicht mehr berechenbar verhält und plötzlich alles, wofür es steht, umwirft, dann hat niemand was davon.... Dann schwächst du Europa langfristig.“

„Nicht unbedingt. Hätten wir in den Achtzigern in erneuerbare Energien investiert anstatt in Atomkraft, wären wir heute Weltmarktführer und stünden besser da und nicht schlechter.“

„Das ist spekulativ. Wir wissen das nicht! Abgesehen davon, selbst wenn das so wäre, so würde das nicht bedeuten, dass es immer und für alle Zukunft so abläuft – es gibt keinen ethischen Automatismus in der Wirtschaft, der die Rechtschaffenden belohnt.“

„Und wenn doch?“

„Reden wir hier über Wirtschaft oder über dein persönliches Weltbild?“

„Der Preis von Lithium-Ionen-Batterien ist zwischen 1990 und 2018 um 97% gesunken, der Anteil an erneuerbaren Energien im Energiemix Australiens ist zwischen 2010 und 2021, innerhalb von 10 Jahren, von unter 10% auf über 35% gestiegen. Auch sind wesentlich mehr Solaranlagen aufgebaut worden als von den Experten erwartet worden ist.“

„Was eben beweist, dass es Ideologie ist. Man hofft auf den Innovationssprung, weil es sich richtig anfühlt. Der kommt allerdings ggf. mit großer Verzögerung.“

„Dann wird Europa halt wirtschaftlich etwas schwächer und wir müssen alle ein wenig kürzertreten. Das würde uns auch nicht schaden. Stichwort: Nachhaltigkeit!“

„Erzählt dir das deine Mama vorm Einschlafen.... Junge, das ist naiv ohne Ende. Sieh dir doch an wohin das in Deutschland geführt hat.“

„Das war nicht die Schuld der regierenden Parteien, der Grünen und Linken. Niemand hätte mit dem Angebotsschock rechnen können, der durch den russischen Überfall auf die Ukraine ausgelöst worden ist. Durch die gestiegenen Energiepreise hat Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit verspielt, mag sein, aber das hat etwas mit globaler Politik zu tun und lässt sich nicht in einer einfachen Formel von den bösen Gründen und Linken abtun.“ 

„Fakt ist: Wird Europa schwächer, hat niemand mehr einen Grund es zusammenzuhalten und wir zerfallen wieder in Nationalstaaten, die zwar eventuell ihre Grenzkontrollen und Konflikte effizienter managen können, aber das nützt ihnen dann auf strategischer Ebene nichts mehr, weil sie mit China, Russland oder den USA nicht mehr effektiv verhandeln können. Und ja, vielleicht haben Russland und seine Verbündeten genau diese Reaktion von Deutschland erwartet und darauf spekuliert, dass wir sokopflos und ideologisch mit alledem umgehen. Wir haben eben vergessen, dass wir Feinde haben.“

„Es ist wahr, dass wir zusammenhalten müssen, weil sonst unsere Verhandlungsposition gegenüber den Großmächten wie China geschwächt wird.“

"Die sagen dann einfach: Entweder ihr kauft unsere Scheiße zu dem Preis, den wir diktieren, oder wir gehen nach Italien, Polen, Schweden oder Frankreich und lassen euch einfach verrotten, ihr kleinen Ökopisser.

Das gilt auch für den Krisenfall. Wir haben gesehen, wie schwach die Einzelposition Deutschlands war in den Verhandlungen über Gaslieferungen mit Russland. Hätten wir eine gemeinsame Europäische Energiepolitik, wäre unsere externe Position im Ukraine-Konflikt viel stärker gewesen.“

„Da muss aber erst eine politische Einheit entsteht – und da ist die Sprache schon eine Barriere. In den USA, China oder Russland liegt der Vorteil der Verwaltungs- und Machtelite auch darin, dass über die Landessprache die Gesamtheit der Bevölkerung, auch emotional, effektiver adressiert werden kann. Das haben wir in Europa nicht.“

„Wenn wir keine Einheit herstellen, sind aller Klimaschutz und alle guten Absichten hinfällig. Dann kaufen die Chinesen, nachdem wir mit unserem Bioschwachsinn unsere Wirtschaft ins Mittelalter zurückbefördert haben, unsere Autobahnen und unsere Wälder und es wird hier chinesische Umweltpolitik betrieben – der Witz ist natürlich, chinesische Umweltpolitik ist genauso eine absurde Phrase wie chinesische Menschenrechte oder chinesische Meinungsfreiheit.

Mit dem Pariser Klimaabkommen kannste dir dann nach dem Essen die Sojasprossen aus den Zähnen puhlen.

Und mit der Menschenrechtscharta kannste dir anschließend den Arsch abwischen.“

„Das haben inzwischen sogar die Rechten ala Geert Wilders und Marine Le Pen begriffen, weshalb sie jetzt alle von der Europa-Reform sprechen, anstatt vom Abriss. Das sollte einem zeigen, wie heiß es hier gerade wirklich zugeht.“

„Die Chinesen kaufen weltweit über den Staatskonzern Cosco Shipping Häfen auf – vor allem, um die Seeroute über den indischen Ozean, das rote Meer und das Mittelmeer für den Handel zu stärken, wie der Kauf von 51% der Anteile am Hafen von Piräus im Jahr 2016 gezeigt hat. Auch bauen sie Bahnstrecken in Afrika und setzten überall ihre Kolonien ab. Das Gleiche tun sie in Südamerika.“ 

„Da wird eine Handelsinfrastruktur geschaffen.“

„Zugleich stellen sie ihren Handelspartnern Kredite, um sie wirtschaftlich abhängig und erpressbar zu machen.

Auch fördern sie nur Bau- und Strukturprojekte, die den An- und Verkauf von Waren aus und nach China fördern. Lokale Projekte werden nach Möglichkeit unterbunden.“

„Moment mal. Starke Handelspartner können von großem Vorteil für das Partnerland sein, Stichwort: Relativer Wettbewerbsvorteil infolge von Skalierungseffekten. Zu Deutsch: Wenn ich einen Handelspartner habe, der hervorragend Weizen produziert, wie die Ukraine, kann ich meine eigene, schwächere Weizenproduktion reduzieren, den Weizen im Ausland kaufen und meine Ressourcen, Mitarbeiter etc., in andere, stärkere Heimatindustrien fließen lassen.“

„Das ist Theorie. In der Praxis sieht es anders aus – Abhängigkeit kann für ein Land mit hegemonialem Selbstverständnis als zu großes Defizit erachtet werden.

Es besteht aus chinesischer Sicht nur dann ein Interesse am Wachstum eines Partnerlandes, wenn es sich vor allem für China lohnt.“

„Den Unterschied zum Westen sehe ich jetzt noch nicht.“

„Die glauben an den rationalen Egoismus und die Kraft des unbedingten Willens. China übernimmt dabei die Strategie eines Ameisenschwarms, der neue Stützpunkte aufbaut.

Es werden keine Tribute gefordert, stattdessen behält man sich das Privileg ein das Kleingedruckte der Verträge zu bestimmen. Das ist schlichtweg Kolonialismus der nächsten Generation.“

„Das hat Amerika seit 1945 nicht anders gemacht und es könnte sein, dass wir hier eine historische Zeitenwende erleben. So wie die USA das britische Empire abgelöst haben als Kolonialmacht, so löst nun China womöglich die USA ab.“ 

„Die Supply Chains der Zukunft, und somit auch die Versorgung und Logistik der globalisierten Welt, wird dadurch mittelfristig in den Händen Chinas liegen.

Die haben ihre 10 bis 20 Hauptrouten, mit militärischen Stützpunkten obendrauf, und definieren dann wie, wann und unter welchen Auflagen, wer mit wem weltweit handeln darf.... In diesem Zusammenhang finden sich dann sicherlich auch sehr innovative Lösungen für diverse Klimaprobleme. Das ohnehin vom Klimawandel stark betroffene Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise, wo eh kaum noch Menschen leben, könnte man doch hervorragend als Endlager für Atommüll nutzen.“

„Meinst du Chinesen werden das mit uns machen?“

„Die CIA untersucht gerade Hinweise, die andeuten, dass das Corona-Virus in einem chinesischen Labor entwickelt und bewusst freigesetzt worden sein könnte, um die globale Konkurrenz auszuschalten – was erklären würde, weshalb die Chinesen so erheblich viel besser auf die Pandemie vorbereitet waren als der Westen.“

„Das ist eine Theorie. Tatsache ist, dass es sich bei Corona, wie bei HIV, Affenpocken oder anderen großen Infektionskrankheiten der Moderne um eine Zoonose handelt – die wir einigermaßen in den Griff bekommen würden, wenn wir privaten Tierbesitz weltweit verbieten würden. Das wäre leicht und unkompliziert umzusetzen und hätte eine enorm große Wirkung.“

„Ja, das ist auch so ein Thema – was rational und sinnvoll wäre und was wir alles stattdessen tun und wie wir projizieren.“

„Eigentlich dürfte niemand, außer ein paar Bauern, ein Haustier haben, und Mensch- und Tierwelt müssten streng getrennt sein.

So etwas wäre das mit Abstand Beste, was wir tun können – aber da würden die Tierbesitzer auf die Straße gehen. Denen gefällt die Verschwörungstheorie mit der CIA wesentlich besser – dadurch müssen sie nichts ändern und können sich als die Guten fühlen.“

„Meine Güte, mit der Erwähnung von Corona löst man immer solche Diskussionen über Schuld aus.“

„Außerdem müssten wir die Abholzung des Regelwaldes zur Sojaherstellung und andere Dinge dieser Art deutlich eindämmen und den Fledermäusen und Affen ihren eigenen Lebensraum lassen, denn erst durch unsere Eingriffe in deren Lebensraum kommt es zur Expansion der Viren aus der Tier- in die Menschenwelt – doch es würde jetzt zu weit führen das alles im Detail zu erklären, und welche Rolle Haustiere dabei spielen (Affenpocken werden ja ausschließlich, laut Studien, sexuell übertragen… Das ist ein Tabuthema geworden, #jesuischarlie).“

„Alter. Mit solchen Sprüchen musst du vorsichtig sein. Das will keiner hören. Du sprichst zu Leuten, die ihre Toilettensitze in der Spülmaschine reinigen – und zwar im ECO-Modus, auf 40 Grad – um Energie zu sparen.“

„Wichtig ist: Man kann die Diskurse nicht voneinander trennen: Klimawandel, Corona, Steuern, Massentierhaltung, Wildtierimport, Hygienekonzepte in Krankenhäusern und Privathaushalten, Kapitalismus, privater Egoismus, überflüssiger Stromverbrauch, Intelligenzminderung der Bevölkerung, Anstieg seelischer Krankheiten, erhöhte Selbstmordraten und der Sittenverfall. Das muss im Grunde alles radikal ineinander gedacht werden. Das ist die Aufgabe eines modernen, pluralistischen Diskurses.“

„Ja, ist alles in Ordnung, danke für die Erinnerung, zurück zum Thema: Das mit der CIA und dem chinesischen Labor kann falsch sein. Das gebe ich gerne zu – ohne es ausschließen zu wollen – Zoonosen und Toilettensitze in Spülmaschinen hin oder her. Wir wissen es nicht!“

„Okay. Stimmt schon. Wir wissen es nicht.“