Politische Flüchtlinge - Soziologische Beratung und Public-Health-Ansätze in Sammelunterkünften - Bernhard Mann - E-Book

Politische Flüchtlinge - Soziologische Beratung und Public-Health-Ansätze in Sammelunterkünften E-Book

Bernhard Mann

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Beschreibung

Fachbuch aus dem Jahr 1983 im Fachbereich Gesundheit - Sonstiges, , Sprache: Deutsch, Abstract: "Die Asylgewährung ist immer eine Frage der Generosität, und wenn man generös sein will, muß man riskieren, sich gegebenenfalls in der Person geirrt zu haben. Das ist die andere Seite davon, und darin liegt vielleicht auch die Würde eines solchen Aktes" (CARLO SCHMIDT, Parlamentarischer Rat 1948). Die Weltflüchtlingsprobleme stehen nach wie vor auf der politischen Agenda. So ist die interdisziplinäre Flüchtlingsforschung - im Kontext der Ethnologie, Pädagogik, Politik, Public Health, Sozialarbeit, Sozialmedizin, Sozialpsychiatrie und Soziologie - ein wichtiger Beitrag um die Gesundheit, Lebensqualität und somit die "Würde" (sprich: Menschenrechte) der Asylbewerber/Innen zu fördern. In dem Beitrag werden soziale Prozesse im sozialen System der Sammelunterkünfte vorgestellt. Methodologisch handelt es sich um eine qualitative Studie; sie kann als "Realkontaktstudie" (Hendrik Kreutz) charakterisiert werden. Die Untersuchung wurde gefördert im Rahmen eines Modellprojektes der Bundesministeriums für Familie, Jugend und Gesundheit aus dem Jahr 1980 - 1983. Dr. Heiner Geißler war damals Gesundheitsminister. Mit der Umsetzung dieses Projektes ist das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit seinen Gliederungen beauftragt worden. Konkret war die Studie angesiedelt im "Sammellager für Ausländer" in Zirndorf in Verbindung mit dem Diakonischen Werk Bayern, dem Übernationalen YMCA/YWCA wie in Kooperation mit dem Hohen Flüchtlingskommissar (UNHCR) beim Bundesamt für die Anerkennung politischer Flüchtlinge in Zirndorf (Dr. Peter van Krieken). In dem Zirndorfern Sammellager sind ca. 500 Flüchtlinge versorgt worden. Belegt werden konnte, wie bedeutsam eine begleitende Sozialberatung für politische Flüchtlinge ist, um ihre Lebensqualität und Gesundheit zu fördern. Insofern ist diese soziologische Beratung und public-health-orientierte Betreuungsarbeit ein herausragender Eckpfeiler zur Unterstützung der Ziele der Weltgesundheitsorganisation (WHO) - "Health for all" - mit Blick auf die Gesundheitsförderung von Migranten. Durch ihren kommunikativen Ansatz trägt sie bei zur Gewaltprävention wie zum Schutz der Identität. Insofern liegen auch Befunde vor zur Theorie des kommunikativen Handelns, wie sie von Jürgen Habermas (1981) herausgearbeitet wurde. Ohne das Angebot dieser begleitenden Hilfen ist der Asylrechts-Artikel im Grundgesetz bedroht, wie schon Carlo Schmidt als Parlamentarischer Rat in dem obigen Zitat ausführte.

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Veröffentlichungsjahr: 2007

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Gliederung

 

Vorwort zur 1. Auflage

Vorwort zur Neuuflage „Sozialberatung in Sammelunterkünften“

EINLEITUNG

1 AUSGANGSLAGE

1.1 Politische Flüchtlinge als internationales und nationalstaatliches Problem

1.2 Formen der Flüchtlingsbetreuung

1.2.1  Zentrale und dezentrale Unterbringung - unter Berücksichtigung juristischer Aspekte

1.2.2. Zentrale und dezentrale Formen der Betreuung

1.2.3. Organisierte und professionelle Hilfen

1.3. Zur sozialpolitischen „Auffangrolle“ von Sammelunterkünften

1.4. Zur sozialen Lage von Asylbewerbern

1.5. Zur Situation in Sammelunterkünften aus soziologischer Sicht

1.5.1. Marginalisierung

1.5.2. Deprivation

1.5.3. Ghettoisierung

1.5.4. Institutionisierung

1.5.5. De-Personalisierung

1.6. Wahrung von Lebenszufriedenheit

1.7. Zusammenfassende Beurteilung

2. LEGITIMATIONSASPEKTE VON FLÜCHTLINGSBETREUUNG IN SAMMELUNTERKÜNFTEN

2.1. Ethischer Ansatz

2.2. Verfassungsrechtlich Ansatz

2.3. Sozialpolitischer Ansatz

2.4. Sozialpsychologischer Ansatz

2.4.1. Soziale Konflikte

2.4.2. Einstellungen

2.4.3. Zusammenfassung

2.5. Außenpolitische Aspekte

2.6. Innenpolitischer Aspekte

2.7. Zusammenfassende Beurteilung

3. PROFESSIONALISIERUNG DER FLÜCHTLINGSBETREUUNG

3.1. Tätigkeitsprofile

3.1.1. Informationsaufbereitung

3.1.2. Dolmetschen zwischen „Planern und Geplanten“

3.1.3. Stellvertretung der Interessen der Betroffenen

3.1.4. Anregung von Neuerungen und Freizeitgestaltung

3.1.5. Psychologischer und geistlich-seelsorgerlicher Beistand

3.1.6. Anleitung von Menschen

3.2. Eigenschaftsprofil des Betreuers

3.2.1. Empathie

3.2.2. Toleranz

3.2.3. Engagement

3.2.4. Vertrauenswürdigkeit

3.2.5. Kritikfähigkeit

3.2.6. Kreativität

3.3. Qualifikationsprofil des Beraters

3.3.1. Analytische und Fähigkeiten

3.3.2. Sprachliche Fähigkeiten

3.3.3. Lernbereitschaft

3.4. Zusammenfassende Beurteilung

4. Instrumente der Sozialberatung

4.1. Verhältnis Klient-Berater

4.1.1. Gespräch

4.1.2. Spiel

4.1.3. Verhaltensbeobachtung und Metakommunikation

4.1.4. Veranstaltungen

4.1.5. Koordination und Delegation

4.1.6. Atmosphäre

4.2. Organisatorisch-institutionelle Aspekte

4.2.1. Beratungszimmer

4.2.2. Arbeitsorganisation

4.2.3. Sozialpädagogisch konzipierte Räumlichkeiten

4.3. Zusammenfassende Beurteilung

5. ANSÄTZE EINER „KOSTEN-NUTZEN-ANALYSE“ ZUR DER BETREUNG AUSLÄNDISCHER FLUECHTLINGE IN SAMMELUNTERKÜNFTEN

5.1. Problemlage

5.2. Nutzen

5.3 Kosten

5.4. Nutzenmessung

5.5. Nutzenbewertung

5.6. Zusammenfassende Beurteilung

6. FALLSTUDIEN

6.1. Krisenintervention und Orientierungshilfe

6.2. Re-Integrationsberatung

6.3. Integrationsberatung

6.4. Zusammenfassende Beurteilung

7. AUSBLICK UND EMPFEHLUNGEN

7.1. Untersuchungsfragen

7.1.1. Die Relevanz von Sozialberatung

7.1.2. Die Relevanz von Sozialberatung in Sammelunterkünften

7.1.3. Grundlagen der Sozialberatung

7.1.4  Generalisierte Strategien

7.1.5. Die Kosten der Sozialberatung

7.2. Grenzen und Möglichkeiten der Sozialberatung in Sammelunterkünften

7.2.1. Grenzen

7.2.2. Möglichkeiten

7.3. Empfehlungen

Literaturverzeichnis

Vorwort zur 1. Auflage

 

Das Ziel der Untersuchung ist es, im Rahmen der Wissenschaftlichen Begleitung eines Modellprojekts des Bundesministeriums für Familie, Jugend und Gesundheit eine wissenschaftlich untermauerte Dokumentation zur Flüchtlingsberatung in Sammelunterkünften. Es geht um eine Handreichung für Praktiker, d.h. für Flüchtlingsberater, für Betroffene, für mit Flüchtlingsfragen beauftragte Verwaltungskräfte und für politische Entscheidungsträger, wie der Soziologe, Prof. Dr. Günther Büschges von der Universität Erlangen-Nürnberg das Werk kommentierte.

 

Dem Verfasser geht es in Anknüpfung an die Handlungsforschung, jener das Modellprojekt methodisch zuzurechnen ist, weitergehend darum, den oben angeführten Personenkreis zu erwärmen, Eingriffe und Entscheidungen in der Asylantenfrage nicht nur vom guten Willen, der zweifelsfrei von Bedeutung ist, oder von Meinungen, Stereotypen und tagespolitischer Aktualität leiten zu lassen, sondern fundiert und differenziert dem einzelnen Flüchtling zu begegnen. Dies kann auf der einen Seite bedeuten, die Lebenslage eines Asylbewerbers nicht zu beschönigen, sondern mit dem sozialen und rechtlichen Rahmen, der sein gegenwärtiges Leben mitbestimmt, zu konfrontieren. Auf der anderen Seite kann es aber auch bedeuten, die Ernsthaftigkeit des Asylgesuchs eines Flüchtlings oder die Integrationsprobleme eines anerkannten Flüchtlings nicht zu leugnen, sondern sich offen und intensiv seinen Fragen, unabhängig von der Nationalität, zu widmen. Zu solch einer differenzierten Sicht möchte die Studie beitragen, indem Zusammenhänge und Bedingungen einer Flüchtlingsberatung aufgezeigt und dargelegt werden.

 

Zunächst wird die soziale Arbeit mit Flüchtlingen in Sammelunterkünften –  Sozialberatung mit Flüchtlingen – untersucht. Es handelt sich um ein Thema, dessen Bedeutung durch das neue Gesetz über das Asylverfahren (Asylverfahrensgesetz vom 16. Juli 1982) zugenommen hat. So wird in der Bundesrepublik Deutschland während dem Asylanerkennungsverfahren als generelle Regelung die Gemeinschaftsunterbringung angestrebt.

 

Was die Flüchtlingsberatung in Sammelunterkünften anbelangt, kommt der Verfasser zu dem Ergebnis, dass jene Betreuungsarbeit „mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen“ kann. Dies beinhaltet, dass gewisse Nutzeneffekte in mehrfacher Hinsicht zu würdigen sind:

 

Beitrag zur Verwirklichung verfassungsrechtlicher Prinzipien der Asylgewährung unter dem Aspekt der Menschenwürde

 

Beitrag zur Wahrung der Lebenszufriedenheit Asylsuchender bei entsprechender Konfliktreduzierung

 

Beitrag zur Kostenreduzierung für den Sozialetat bei qualifizierter Beratung

 

Systematisch kann die Untersuchung der Rechtssoziologie zugerechnet.[1] Es  werden Konsequenzen der Gesetzgebung für die Betroffenen (Asylsuchende in Sammelunterkünften) dargelegt,  Instrument einer Sozialberatung in Sammelunterkünften ausgewertet und Empfehlungen ausgesprochen.

 

An dieser Stelle hat der Verfasser die angenehme Pflicht, der finanziellen und ideellen Förderung des Modellprojekts in Zirndorf zu danken. Dabei mögen einige, stellvertretend, erwähnt werden: Prof. Dr. Karl Gustav Specht, Universität Erlangen-Nürnberg, der Bundesminister für Familie, Jugend und Gesundheit, Bonn, der ehemalige Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen in Zirndorf und derzeitigen Direktor der holländischen Flüchtlingsstiftung, Dr. Peter van Krieken, der Leiter des Sammellagers in Zirndorf, Regierungsamtsrat Fischer, Frau Geschäftsführerin Baumann vom Übernationalen (YMCA / YWCA) und Pfarrer Steinhaeuser vom Diakonischen Werk der Evang.-Luth. Kirche in Bayern als auch die Verantwortlichen und Kollegen des Arbeitskreises "Wissenschaftliche Begleitung“ bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Ev. Jugendaufbaudienste und vor allem Pfarrer Dr. Johannes Friedrich von der Evangelischen Studentengemeinde Nürnberg.

 

Zirndorf, im Juni 1983

 

Bernhard Mann

 

Vorwort zur Neuuflage „Sozialberatung in Sammelunterkünften“

Der vorliegende Beitrag ist entnommen dem Buch:

Bernhard Mann, Politische Flüchtlinge. Sozialberatung in Sammelunterkünften und Fragen zur  gesellschaftlichen Integration. Mit einem Vorwort eines Vertreters des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen. Frankfurt am Main: Haag und Herchen 1982. ISBN 3-88129-725-1.

An dieser Stelle bedankt sich der Autor beim Verlag Haag+Herchen. Herr Verleger Herchen hat die Möglichkeit der Neuauflage der Texte begrüßt. Die Weltflüchtlingsproblematik steht nach wie vor auf der politischen Agenda. Die Flüchtlingsforschung im Kontext von Public Health, Politik, Sozialarbeit, Soziologie ist von großer Wichtigkeit.

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EINLEITUNG

 

Zusammengefasst geht es in der Studie um die Beantwortung folgender Fragen:

 

1. Weswegen ist Sozialberatung in Sammelunterkünften notwendig?

2. Was sind die Voraussetzungen (personell, instrumentiell und organisatorisch) der Beratung/Betreuung?

3. Welche "generalisierenden Strategien" lassen sich aufzeigen?

4. Welche Qualifikationen werden an Flüchtlingsbetreuer/Sozialberaters gestellt?

5. Welche Methoden und Instrumente werden diskutieren?

6. Welche Kosten entstehen und wie werden die Erfolge evaluiert?

7. Welche Grenzen und Möglichkeiten von sozialer Arbeit mit politischen Flüchtlingen in Sammelunterkünften können beobachtet werden?

 

Was die Methode anbelangt, so handelt es sich mit Blick auf den forschungsbezogenen Rahmen um eine qualitativ orientierte Wissenschaftliche Begleitung von Sozialberatung mit Flüchtlingen in Sammelunterkünften. Die Untersuchung ist angesiedelt in der Fachberatungsstelle für ausländische Flüchtlinge des Übernationalen YMCA/YWCA - Bund in Deutschland im Sammellager für Ausländer in Zirndorf in Verbindung mit dem Diakonischen Werk der Evang.-Luth. Kirche in Bayern. Gefördert wird die Studie vom Bundesminister für Familie, Jugend und Gesundheit im Rahmen eines Modellprojektes „Ausländische Flüchtlinge“ bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendaufbaudienste - Fachverband des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Wissenschaftliche Begleitung hat einen handlungstheoretisch orientierten Ansatz; sie wird definiert als "Element zwischen Handeln und Planen, Tun und Reflektieren“[2] und wird als "Forschung für und in der Praxis“[3] charakterisiert.

 

Methodisch kann Wissenschaftliche Begleitung, was die Informationssammlung von Daten anbelangt, der Feldforschung zugeordnet werden. Feldforschung ist dadurch gekennzeichnet, dass „(...) eine systematische Beobachtung von Geschehnissen in ihrer natürlichen Umwelt“[4], d.h. hier Sammelunterkünfte, gewährleistet ist. Dabei ist entscheidend, dass "(…) die Untersuchung sozialer Vorgänge im normalen Gemeinschaftsleben durch einen mitten unter den Beobachteten lebenden geschulten Forscher[5] vorgenommen wird, d.h., dass der Sozialforscher - wie im vorliegenden Fall – als Flüchtlingsberater engagiert ist. Die Feldforschung wird ursprünglich der Ethnologie und Sozialanthropologie zugerechnet, neuerdings aber auch in der Soziologie verwandt. So sind gewerbliche Einrichtungen, Gefängnisse und Krankenhäuser Gegenstandsbereiche von Feldforschungen gewesen.[6]  Grenzen jener Methode liegen

 

 "(...) in dem Mangel an objektiv verifizierbaren Daten und in dem Unvermögen, einen größeren Teil des Materials statistisch auszuwerten“.[7]

 

So ist unter diesen grundlagentheoretischen Aspekten zu berücksichtigen, dass die Untersuchung als Pilot-Studie konzipiert ist. D.h. mit anderen Worten, sie soll - was die Informationssammlung von Daten anbelangt - als Erkundungsstudie

 

 "(…) erste Einblicke in bisher empirisch noch wenig untersuchte

Problemgebiete vermitteln (…) (und) ein möglichst reichhaltiges und instrumentell möglichst wenig präformiertes Material liefern; („.)"[8],

 

wobei sie sich an qualitativen Methoden orientiert, d.h. freie Interviews mit Asylsuchenden in Sammelunterkünften, Gespräche mit „Schlüsselpersonen“ (MANGOLD), wie Sozialberatern, Lagerleitung und Experten sowohl in der Alltagspraxis als auch auf Fachtagungen und eine Auswertung der teilnehmenden Beobachtung vornimmt. So ist die Studie abzugrenzen von der quantitativ orientierten Sozialforschung, welche jedoch als weitergehenden Forschungsschritt auf die vorfindlichen Variablen und Arbeitshypothesen aufbauen kann.

 

Was die Evaluation anbelangt, handelt es sich um wissenschaftliche Praxisbegleitung im Sinne der Auftragsforschung. Dabei ist es Ziel, zwar zur "Qualifizierung von Praxis (BÜHMANN) der Sozialberatung in Sammelunterkünften für ausländische Flüchtlinge beizutragen. Es bleibt jedoch zu berücksichtigen, dass jene Ergebnisse unter dem grundlagentheoretischen Argument einer Allgemeingültigkeit als vorläufig zu bewerten sind, d.h. im wissenschaftstheoretischen Sinne, dass die Ergebnisse als "hypothetisch" zu charakterisieren sind. Somit sind die Folgerungen - in summa - für den Wissenschaftler als "Hypothesen zu qualifizieren bzw. für den Praktiker als "Empfehlungen“ zu gewichten. Methodisch resultieren jene Hypothesen bzw. Empfehlungen aus dem gesammelten Datenmaterial der Feldforschung, welches als Ergebnis, im Rahmen der Evaluation, analytisch "verarbeitet wird:

 

Anknüpfungspunkt jener analytischen Aussagen ist die logische Struktur der Nutzen-Kosten-Analyse, wozu die Daten von Nöten sind, um sozial-ökonomische Zusammenhänge über die sozialpolitische Bedeutung einer Flüchtlingsberatung in Sammelunterkünften aufzuzeigen

 

Anknüpfung jener analytischen Aussagen ist die Rechtssoziologie, indem

 

"(…) die funktionellen Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen  dem Regulator "Recht (d.h. hier Asylverfahrensgesetz,  Verf.) und dem zu regulierenden Gesellschaftsintegrat (d.h. hier Asylbewerber unter den Bedingungen einer Sammelunterkunft, d. Verf.) aufzufinden sind“[9].

 

Ferner wird darauf hingewiesen, dass es vor allem darauf ankommt,

 

„(…) festzustellen, wie das soziale Leben, soweit es rechtlich relevant ist (d.h.  unter den Bedingungen der Gemeinschaftsunterbringung, d. Verf.) tatsächlich abläuft. wie zwischenmenschliche Beziehungen tatsächlich gestaltet sind und auf das Verhalten der Menschen einwirken, ihr Tun und Lassen determinieren; (...)“.[10]

 

Übertragen auf die Praxis in einer Sammelunterkunft geht es darum, anknüpfend an das Programm der Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland für ausländische Flüchtlinge vom 29. August 1979, Empfehlungen aus dem beobachteten Sozialleben anzuregend. Das kann auch heißen, „funktionelle Zusammenhänge und Abhängigkeiten“[11], wie die Bedeutung und Rolle einer Flüchtlingsberatung aufzudecken. Demgemäß mögen jene Hinweise, in Anknüpfung an das Programm, in die Verwaltungspraxis und Gesetzgebung einfließen.

 

Im Ergebnis handelt es sich also weniger um Grundlagenforschung wie um anwendungsbezogene Forschung. D.h. es geht um einen Beitrag zur Gestaltung des Soziallebens in einer Sammelunterkunft für ausländische Flüchtlinge und zwar über das Instrument der Wissenschaftlichen Begleitung. Dabei ist es Ziel, aufzuzeigen, welche Bedeutung Flüchtlingsberatung in jenem Sozialleben einnehmen kann. Somit ist gemeint, einen Beitrag darzubringen zur Begründung, Legitimierung und Qualifizierung der Flüchtlingsberatung in Sammelunterkünften.

 

1 AUSGANGSLAGE

 

Im vorliegenden Kapitel geht es um Weltflüchtlingsfragen mit den Konsequenzen für die Flüchtlingsbetreuung/Sozialberatung in Sammelunterkünften. In Anknüpfung an den Bericht der "Bund-Länder-Arbeitsgruppe Asylwesen“ – gemäß Beschluss der Regierungschefs von Bund und Ländern vom 27. Juni 1980 – werden die Ziele sozialer Arbeit mit Flüchtlingen in Sammelunterkünften dargelegt. Insgesamt ist es Ziel, den Hintergrund sozialer Arbeit mit Flüchtlingen aufzuzeigen. Um nochmals darauf hinzuweisen, handelt es sich hier aus wissenschaftlicher Sicht um ein Hypothesenpapier mit praxisbezogener Fundierung und aus praktischer Sicht um Empfehlungen, indem wissenschaftlich untermauerte Anregungen für die Asylpolitik aufgezeigt werden.

 

1.1 Politische Flüchtlinge als internationales und nationalstaatliches Problem

 

Wenn Weltflüchtlingsfragen und die nationalstaatliche Konsequenzen besprochen werden, so geht es darum, den Stellenwert der Weltflüchtlingsproblematik darzulegen und mögliche Konsequenzen aufzuzeigen:

 

hinsichtlich der Formen der Flüchtlingsbetreuung

 

hinsichtlich der sozialpolitischen „Auffangrolle“ von Sammelunterkünften

 

hinsichtlich der sozialen Lage von Asylbewerbern

 

hinsichtlich der soziologischen Bedeutung von Sammelunterkünften