7,99 €
Anna und Luisa sind völlig aus dem Häuschen: Das Reitschulpferd Moritz und die alte Stute Rose sollen zu ihnen auf den Mühlental-Hof kommen. Damit geht für die Freundinnen ein lang ersehnter Traum in Erfüllung. Doch dann stoßen sie im Internet auf eine Vermisstenanzeige: Gesucht wird eine Haflingerstute, die Rose zum Verwechseln ähnlich sieht! Anna und Luisa können es nicht glauben und machen sich sofort daran, das Rätsel zu lösen. Als sie Roses angeblicher Vorbesitzerin einen Besuch abstatten, machen sie eine schlimme Entdeckung ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 69
Bereits erschienen:
Band 1
eISBN 978-3-649-63367-9
Band 2
eISBN 978-3-649-63368-6
eISBN 978-3-649-63646-5
© 2020 der neu illustrierten Ausgabe
Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,
Hafenweg 30, 48155 Münster
Alle Rechte vorbehalten, auch auszugsweise
© 2007 der Originalausgabe:
Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,
Text: Sarah Bosse
Illustrationen: Cathy Ionescu
Lektorat: Jutta Knollmann
Satz: FSM Premedia GmbH & Co. KG
www.coppenrath.de
Das Buch erscheint unter der ISBN 978-3-649-63167-5.
Sarah Bosse
Mit Illustrationen vonCathy Ionescu
Annas Fehler
Ein Schritt nach dem anderen
Aufregung um Rose
Luisas Plan
Alles nur geträumt?
Schweigegeld
Ende gut, alles gut!
Gnadenhöfe
„Das ist ja zum Verrücktwerden!“, maulte Rolf und schlug die Mappe zu.
Annas Mutter Isabel strubbelte ihrem Mann durchs Haar. „Ich habe dir schon vor Wochen gesagt, dass wir uns wegen des ganzen Bürokrams besser an Ann-Marie wenden“, sagte sie halb lachend, halb tadelnd.
„Ann-Marie macht das nicht zum Nulltarif“, erwiderte Rolf genervt.
„Natürlich nicht“, sagte Isabel und tippte mit dem Zeigefinger auf die Mappe. „Aber wenn du bedenkst, wie viel Zeit du schon damit verbracht hast und wie viele Nerven dich das gekostet hat …“ Rolf schürzte die Lippen. „Du hast ja recht. Bist du so lieb und machst mit ihr einen Termin aus?“
Isabel schnappte sich die Mappe. „Ich muss morgen früh ohnehin in die Stadt. Dann gehe ich direkt bei ihr vorbei.“
Anna hatte sich in einen Sessel gekuschelt, beobachtete ihre Eltern, die zusammen den Ponyhof im Mühlental betrieben, und blätterte im Landwirtschaftlichen Wochenblatt. Sie war froh, dass sie sich nicht mit so langweiligem Papierkram herumplagen musste. Anna seufzte. Es war ja nicht so, als müsste sie sich nicht auch über alles Mögliche den Kopf zerbrechen. Das Ende des Schuljahres rückte näher und die letzten Klassenarbeiten standen an. Und obwohl sie sich eigentlich keine Sorgen machen musste, da sie in allen Fächern gut war, bereitete sie sich immer gründlich vor. Heute allerdings fehlte ihr die Lust dazu. Marie aus ihrer Klasse hatte sich für den nächsten Tag zum Lernen angemeldet, denn sie hatte in Mathematik einiges nicht verstanden. Also entschied Anna, dass dieses Treffen mit Marie als Vorbereitung auf die Mathearbeit vollkommen ausreichte und dass sie den Nachmittag lieber mit den Ponys verbrachte.
Kurz entschlossen faltete sie die Zeitung zusammen und hüpfte aus dem Sessel. „Ich frag mal, ob Luisa Lust auf einen Ausritt hat, Papa“, verkündete sie. „Übrigens, warum sitzt du eigentlich hier und nicht im Büro?“
Ihr Vater schob sich die Lesebrille ins Haar und reckte sich. „Ich hab da schon mal das Feld geräumt, weil heute im Laufe des Tages der Ofenbauer kommt.“
Annas Eltern hatten die beiden Uppkammern, die sich im oberen Teil der ehemaligen Tenne befanden, zu einem Büro und einem Gästezimmer umgebaut. In diesem Teil des Hauses hatte ihr Onkel Martin früher sein Atelier gehabt, bevor er seiner Schwester Isabel den Hof überlassen hatte und nach Gran Canaria ausgewandert war. Einige seiner Malereien schmückten hier die Wände aus Backstein und Fachwerk.
Anna verzog den Mund. „Ist schon komisch. Draußen scheint die Sonne und wir kriegen einen neuen Ofen.“
Rolf legte den Kopf schief und lachte. „Tja, wenn es kalt wird, soll schließlich alles fertig sein. Außerdem weißt du ja, dass da ein bisschen was umgebaut werden muss, weil es in dem Teil des Gebäudes keinen Kamin gibt.“
Anna bekam eine Gänsehaut, als ihr klar wurde, dass in diesen Räumen früher die Stallknechte untergebracht waren. Sie hatten also gar keine Heizung gehabt! Wie schrecklich kalt musste das im Winter gewesen sein. Natürlich wurden damals in den Verschlägen darunter Tiere gehalten, die ein bisschen Wärme nach oben abgaben, aber dennoch … Sie schüttelte sich, damit die Gänsehaut verschwand, und kuschelte sich in ihren lilafarbenen Kapuzenpulli.
Eigentlich war es auch ohne den Pulli warm genug, aber er gehörte zu Annas Lieblingskleidungsstücken, da er jede Menge Taschen hatte, in denen man allerlei nützliche Dinge verstauen konnte. Nicht zuletzt kleine Karotten, die die Pferde oft als Belohnung bekamen.
Noch war es ruhig auf dem Ponyhof. Die Reitstunden begannen erst später am Tag, und die Kinder und Jugendlichen, die auf dem Hof ein Pflegepferd versorgten, kamen in der Regel nicht vor dem frühen Nachmittag.
Anna war schon auf dem Weg zum alten Speicher, in dem ihre Freundin Luisa zusammen mit ihrer Mutter Adelheid wohnte, als ihr einfiel, dass Luisa noch nicht zu Hause sein konnte. Sie war nach der Schule gleich in der Stadt geblieben, um am Nachmittag zur Volleyball-AG zu gehen.
Anna seufzte. Wie gern wäre sie jetzt mit ihrer Freundin zusammen ausgeritten. Aber Luisa machte sich in letzter Zeit ziemlich rar auf dem Ponyhof. Volleyball schien ihr im Moment wichtiger zu sein.
Als Anna mit Sattel und Zaumzeug beladen zur Weide ging, kam ihr ihre Ponystute Fee schon entgegengetrabt. Ihr Fell hatte die Farbe von schwarzem Kaffee, in den man einige Tropfen Milch gegeben hatte. In der Sonne schimmerte es ganz leicht wie Kupfer.
Anna wuchtete den Sattel auf die obere Stange des Gatters und kletterte durch den Zaun. Fee rieb schnaubend das Maul an ihrem Arm.
„Na, meine Schöne, Lust auf einen Ausflug?“ Aber zuerst wollte Fee eine Karotte! Sie wusste, in welcher Tasche Anna das leckere Gemüse versteckt hatte.
Lachend hielt Anna ihr die Möhre auf der flachen Hand hin und horchte auf das knurpsende Kaugeräusch, das sie immer wieder lustig fand. Dann klaubte Anna eine Kardätsche aus der Pullitasche und bürstete das Rückenfell, bevor sie die Stute sattelte und aufzäumte.
Isabels Wallach Digger und das Connemara-Pony Zorro sahen von Weitem zu. Sie hatten gleich verstanden, dass Anna nur Fee von der Weide holen wollte, und kamen nicht einmal herüber, um nach einem Leckerchen zu betteln.
Anna schlug den Feldweg ein, der sich hinter dem Ponyhof durch das sanfte Tal erstreckte, vorbei an dem kleinen Mühlteich. Auf der Rückseite eines der Nebengebäude war Robert, Annas älterer Bruder, dabei, Holz zu hacken. Dieses Hobby hatte er neuerdings für sich entdeckt. Und wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, im Probenraum im alten Schweinestall eine seiner Gitarren zu bearbeiten, machte er Brennholz klein.
Von den Feldern jenseits des Tals hörte Anna Landmaschinen brummen. Krähen jagten schimpfend durch die Luft, und der Mühlbach führte noch so viel Wasser, dass an manchen Stellen ein munteres Plätschern zu hören war.
Das dumpfe, rhythmische Stampfen der Hufe ließ Anna mehr und mehr entspannen. Sie versuchte sich vorzustellen, wie ihr Kopf auf der Spitze der Wirbelsäule balancierte, so wie sie es von Isabel bei den Übungen in Alexander-Technik gelernt hatte. Auf diese Weise konnte sie noch besser loslassen. Ja, das ist allemal besser, als Mathe zu lernen, dachte Anna und blinzelte in die Sonne.
Fee kannte Annas Lieblingsweg schon. Am Ende des kleinen Mühlentals steuerte sie ganz von selbst auf den Weg zu, der durch die Felder führte.
Anna entschied, dass es heute bei dem herrlichen Wetter ruhig die große Runde sein durfte, und vergaß über den schönen Ausritt die Zeit.
Als sie längst auf dem Rückweg war, musste sie an Luisa denken. Sie hatte keine Uhr mitgenommen, daher wusste sie nicht, wann ihre Freundin vom Sport zurück sein würde. Ob sie wohl neidisch ist, dass ich ohne sie einen Ausritt gemacht habe?, schoss es Anna durch den Kopf.
„Das würde ihr nur recht geschehen, der treulosen Tomate!“, sagte sie zu Fee, als sie plötzlich Luisa mit dem Fahrrad heransausen sah. „Wenn man vom Teufel spricht!“
Aber warum beeilte Luisa sich bloß so und winkte aufgeregt? Ob auf dem Hof etwas passiert war? Anna spürte, wie ihr Herz zu rasen begann. Sie trieb Fee an, um ihrer Freundin entgegenzureiten.
„Das hätte ich mir ja denken können, dass du hier steckst!“, rief Luisa vorwurfsvoll.
„Was dagegen?“, fragte Anna schnippisch, die Luisas Ton nicht einordnen konnte.
„Ich nicht“, antwortete Luisa. „Aber deine Mutter. Wenn du dir eine Standpauke ersparen willst, solltest du schleunigst zurückreiten! Sie hat wohl ein paarmal versucht, dich auf deinem Handy anzurufen, aber du bist nicht drangegangen.“
Erschrocken griff Anna nach der linken Brusttasche, in die sie das Handy immer steckte. Die Tasche war leer. Mit einem Mal spürte sie, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Sie hatte die Lektion total vergessen! „Wie spät ist es?“, rief sie.
„Gleich Viertel nach vier“, sagte Luisa. „Du solltest einen kleinen Galopp einlegen.“