Ponyhof Mühlental (Bd. 4) - Sarah Bosse - E-Book

Ponyhof Mühlental (Bd. 4) E-Book

Sarah Bosse

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Beschreibung

Wie ein Heuschreckenschwarm fallen die Jugendlichen eines Ferienzeltlagers auf dem Ponyhof im Mühlental ein. Annas Hilfe ist gefragt. Sie soll sich zusammen mit ihrer besten Freundin Luisa um die Reitanfänger kümmern. Gerade als die Sache anfängt, ihr Spaß zu machen, stürzt jedoch eines der Mädchen von dem Schulpferd Zorro, das dabei schwer verletzt wird. Anna macht sich schreckliche Sorgen um den Connemara-Schimmel. Wird er jemals wieder gesund werden?

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Seitenzahl: 64

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Bereits erschienen:

Band 1

eISBN 978-3-649-63367-9

Band 2

eISBN 978-3-649-63368-6

Band 3

eISBN 978-3-649-63646-5

Die Hörspiele zu den Büchern erscheinen im Coppenrath Verlag.

eISBN 978-3-649-63766-0

© 2020 der neu illustrierten Ausgabe

Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,

Hafenweg 30, 48155 Münster

Alle Rechte vorbehalten, auch auszugsweise

© 2008 der Originalausgabe:

Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,

Text: Sarah Bosse

Illustrationen: Cathy Ionescu

Lektorat: Jutta Knollmann

Satz: FSM Premedia GmbH & Co. KG

www.coppenrath.de

Sarah Bosse

Ein Freund für Anna

Mit Illustrationen von Cathy Ionescu

Inhalt

Willkommen im Chaos!

Das Zeltlager

Heuschreckenplage

Was für ein Tag!

Sorgenkind

Das Leben ist anders

Grillwurst und Schweißfüße

Abschied

Erste Hilfe

Als Anna nach der Schule ins Büro des Ponyhofs im Mühlental kam, stand ihre Mutter Isabel mit sorgenvoller Miene vor dem großen Terminplaner, der mit bunten Heftzwecken an die Wand gepinnt war.

Robert, Annas großer Bruder, legte Isabel den Arm um die Schultern. „Mach dir nicht zu viele Sorgen, Mama. Freu dich auf die Chaostage. Mit so was werden wir doch spielend fertig, darin haben wir Übung.“

„Dein Wort in Gottes Ohr.“ Isabel seufzte. „Da müssen wir eben durch.“

„Übrigens möchte ich mit ein paar Freunden nachher ins Kino“, sagte Robert. „Und anschließend eine Pommes essen.“

„Na, dann viel Spaß“, erwiderte seine Mutter.

Robert grinste, hielt ihr die flache Hand entgegen und legte den Kopf schief.

Isabel wusste natürlich genau, was er von ihr wollte. „Aber nur einen Fünfer“, sagte sie und nahm einen Geldschein aus der Kassette, die in einer der Schreibtischschubladen aufbewahrt wurde.

„Schnorrer!“, zischte Anna, als Robert an ihr vorbeihuschte, und streckte ihm die Zunge raus. „Was meinte Robert gerade mit Chaostagen?“, fragte sie dann. Ihre Mutter tippte auf den großen Kalender. „Pfingsten. Die Terminplanung ist völlig durcheinander. Wir waren davon ausgegangen, dass mit den Ferienwohnungen alles in trockenen Tüchern ist, wenn die Jugendlichen kommen.“

Das Zeltlager!

Anna wurde schlagartig klar, wovon die Rede war. Ihre Eltern ließen auf dem Mühlental-Hof eines der alten Stallgebäude ausbauen. Hier sollten Ferienwohnungen entstehen, die für den Ponyhof eine weitere Einnahmequelle waren. Allerdings hatte es wegen der Baugenehmigung Probleme gegeben und die Baustelle war zunächst stillgelegt worden.

„Diese verdammte Bürokratie“, hatte Annas Vater Rolf mehr als einmal geflucht und Papiere über Papiere zum Amt schleppen müssen.

„Wenn man auf dem Land bauen will, sind die Auflagen halt besonders hoch“, hatte Adelheid gesagt. „Man braucht viel Geduld.“ Adelheid betrieb eine Tierarztpraxis auf dem Ponyhof im Mühlental und war nicht nur Isabels engste Vertraute, sondern auch die Mutter von Annas bester Freundin Luisa.

Alle waren erleichtert gewesen, als es dann endlich weiterging, aber der Zeitplan war dahin. Eigentlich sollten die Wohnungen bereits zu Pfingsten das erste Mal vermietet werden, doch Isabel und Rolf mussten den Feriengästen absagen.

Nun standen die neuen Möbel immer noch verpackt in der Scheune. Ans Einrichten war nicht zu denken. Noch fuhren Baustellenfahrzeuge auf dem Hof herum, und immer wieder kamen Lastwagen, um Baumaterial zu bringen. Und die Installateure, Trockenbauer und Fliesenleger hatten mit ihrer Arbeit noch gar nicht angefangen. Wie lange sie brauchen würden, stand in den Sternen, denn Anna wusste inzwischen, dass man bei solch alten Gebäuden nie vor einer Überraschung sicher war.

Aber das Ferien-Reitlager konnten sie deshalb nicht verschieben!

„Wie viele kommen denn jetzt?“, fragte Anna.

„Elf. Neun Kinder und zwei Betreuer“, antwortete Isabel. „Die meisten von ihnen haben schon einige Erfahrung im Reiten, aber es sind auch ein paar Anfänger dabei. Drei Zelte zum Schlafen plus ein Küchenzelt wollen sie aufbauen.“ Isabel wies mit dem Daumen über die Schulter. „Wir werden ihnen dafür lieber auf der anderen Seite des Hofs eine Wiese zuteilen, so können wir das Ganze besser trennen. Baustelle und Zeltlager meine ich.“

„Wird schon klappen“, sagte Anna zuversichtlich und schnippte mit den Fingern. „Gibt es eigentlich was zu essen?“

Isabel strich Anna über den Kopf. „Sei so lieb und nimm dir Cornflakes oder Müsli. Wir kochen heute Abend, okay?“

„Okay“, sagte Anna und hüpfte aus dem Büro. Draußen vor der Tür lief sie direkt ihrer Freundin Luisa in die Arme. „Lust auf einen Ausritt?“, fragte diese.

Anna hob den Daumen. „Klar, immer. Aber erst muss ich mich ein bisschen stärken. Möchtest du auch Müsli oder so was?“

Luisa zupfte Anna am Ärmel. „Komm mit zu uns rüber. Wir haben noch Minestrone von gestern. Mit viel Knoblauch!“ Als die beiden nach dem Essen mit Annas Pony Fee und dem Reitschulpferd Zorro, einem Connemara-Schimmel, zu ihrem Ausritt durch das Mühlental aufbrachen, ließ Anna ihren Blick über die Weiden hinter dem Hof schweifen. Die Maisonne brannte heiß auf sie herab. Es war schon seit Tagen sehr warm und das Gras raschelte trocken unter den Hufen der Ponys. Die Mädchen schwitzten bereits jetzt tüchtig unter ihren Reitkappen und lästige Fliegen schwirrten den Ponys um die Köpfe.

„Da drüben werden sie nächstes Wochenende das Zeltlager aufbauen.“ Anna wies mit ausgestrecktem Arm zu den Weiden jenseits des Mühlenhofs. „Hoffentlich ist das Wetter dann genauso schön.“

„Und vor allem hoffe ich, dass das nette Kinder sein werden“, fügte Luisa hinzu und rümpfte die Nase. „Ich habe keinen Bock auf Zicken.“

„Mama sagt, dass auch ein paar Reitanfänger dabei sind“, erklärte Anna. „Denen können wir bestimmt noch einiges beibringen.“

Luisa, die ein kleines Stück vorwegritt, drehte sich im Sattel um. „Sag mal, findest du es nicht auch immer komisch, wenn plötzlich so viele Leutchen auf dem Hof rumlaufen? Du gehst in den Stall, zack, da kommt dir ein fremdes Mädchen entgegen. Du willst das Zaumzeug in die Sattelkammer bringen, peng, da steht schon wieder eins, das du noch nie gesehen hast, und grinst dich an. Du holst dein Fahrrad aus dem Schuppen, wupps, da tummelt sich wie selbstverständlich so ein Trüppchen vor der Tür.“

Anna seufzte innerlich und nickte. Sie wusste, was Luisa meinte. Für sie war der Besuch solcher Gruppen auch immer mit gemischten Gefühlen verbunden. Tagtäglich kamen Jugendliche auf den Hof, um zu reiten oder die Ponys zu versorgen. Aber wenn so eine Gruppe dann mehrere Tage am Stück da war, hatte sie das Gefühl, dass der Hof von einer Heuschreckenplage heimgesucht wurde. „Genießen wir die Ruhe vor dem Sturm!“, rief sie lachend und drückte Fee die Fersen in die Flanken. Im munteren Trab zog die schlanke Ponystute an Zorro vorbei. Ihre übliche Runde kannte sie genau!

Eine Weile ritten die Freundinnen schweigend nebeneinanderher. Sie ließen die Ponys am langen Zügel gehen und hingen ihren Gedanken nach.

„Schade, dass wir nach Pfingsten nur einen Tag zusätzlich freihaben“, seufzte Luisa. „Ich bin jetzt schon wieder reif für die Ferien.“

Anna zog die Mundwinkel herunter. „Kann ich verstehen. An Urlaub gewöhne ich mich auch immer schneller als an die Schulzeit. Aber wir sollten uns nicht beklagen. Wir haben durch die Feiertage so oft ein langes Wochenende. Übrigens ist an Fronleichnam ein Turnier in der Reithalle in Hellern.“

„Cool!“, rief Luisa. „Und? Hast du dich und Fee denn schon angemeldet?“

Anna lächelte zufrieden. „Klar, Papa hat mir fest versprochen, dass er uns fährt. Wo er es doch beim letzten Mal vermurkst hat. Aber was ist mir dir?“

Luisa wäre beinahe vom Pony gefallen. „Mit mir? Was soll mit mir sein?“

Anna zuckte die Schultern und grinste vielsagend. „Na, ich meine, du könntest es doch jetzt auch mal versuchen, oder? Gut genug bist du.“

Luisa winkte entschieden ab. „Nee, lass mal. Ich schau dir gern zu beim Turnier. Aber selber daran teilnehmen? Nein, das ist nicht mein Ding.“

Anna warf lachend den Kopf in den Nacken. „Das sagst du jetzt! Kleiner Galopp gefällig?“

Sie waren zu der Stelle gekommen, an der sich ein ebener Feldweg geradeaus Richtung Wald erstreckte und sich ideal zum Galoppieren anbot.