Praxisleitfaden Hund und Katze - Dr. Jan-Peter Bach - E-Book

Praxisleitfaden Hund und Katze E-Book

Dr. Jan-Peter Bach

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Beschreibung

Kompakt und übersichtlich – Der ideale Begleiter für Studium und Praxis! Sie sind Student der Veterinärmedizin, müssen sich auf eine Prüfung vorbereiten oder schätzen kompakte Hilfestellung für den Praxisalltag? Die von namhaften Autoren komplett überarbeitete und aktualisierte Neuauflage dieses Praxisleitfadens bietet Ihnen einen schnellen Überblick über die verschiedenen Fachgebiete in der Kleintierpraxis. Symptomatik, klinische Untersuchung, Diagnostik und Therapie aller relevanten Erkrankungen von Hund und Katze werden beschrieben, ergänzt durch fundierte Tipps und Hinweise auf Stolperfallen. Ein Muss für jede Praxisbibliothek!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 1284

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Ingo Nolte (Hrsg.)

Praxisleitfaden Hund und Katze

 

 

 

 

 

 

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

ISBN 978-3-8426-0022-5 (print)ISBN 978-3-8426-0023-2 (PDF)ISBN 978-3-8426-0075-1 (epub)

© 2023 Schlütersche Fachmedien GmbH, Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover

Originalausgabe: Sophia Yin (†): The Small Animal Veterinary Nerdbook, 3rd ed. 2010, CattleDog Publishing, Davis, USA.

Die englische Originalausgabe wurde von Dr. Elinor Switzer und Dr. Dr. Christiane Fetzer ins Deutsche übertragen und vom Herausgeber und den Autoren über viele Jahre hinweg konzeptionell weiterentwickelt und aktualisiert.

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte liegen beim Verlag.

Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt auch für jede Reproduktion von Teilen des Buches. Produkt- und Unternehmensbezeichnungen können markenrechtlich geschützt sein, ohne dass diese im Buch besonders gekennzeichnet sind. Die beschriebenen Eigenschaften und Wirkungsweisen der genannten pharmakologischen Präparate basieren auf den Erfahrungen der Autoren, die größte Sorgfalt darauf verwendet haben, dass alle therapeutischen Angaben dem Wissens- und Forschungsstand zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buches entsprechen. Ungeachtet dessen sind bei der Auswahl, Anwendung und Dosierung von Therapien, Medikamenten und anderen Produkten in jedem Fall die den Produkten beigefügten Informationen sowie Fachinformationen der Hersteller zu beachten; im Zweifelsfall ist ein geeigneter Spezialist zu konsultieren. Der Verlag und die Autoren übernehmen keine Haftung für Produkteigenschaften, Lieferhindernisse, fehlerhafte Anwendung oder bei eventuell auftretenden Unfällen und Schadensfällen. Jeder Benutzer ist zur sorgfältigen Prüfung der durchzuführenden Medikation verpflichtet. Für jede Medikation, Dosierung oder Applikation ist der Benutzer verantwortlich.

Projektleitung: Sabine Poppe, Hannover

Lektorat: Dr. rer. nat. Christina Hardt, Stuttgart

Umschlaggestaltung: Sandra Knauer Satz · Layout · Service, Garbsen

Umschlagabbildungen: Kerker + Baum GbR, Büro für Gestaltung, Hannover

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Herausgeber

Autorinnen und Autoren

Vorwort zur 4. deutschen Auflage

Vorwort zur 1. deutschen Auflage

1Anästhesie

Julia Tünsmeyer

1.1Anästhesie-Dosierungsempfehlungen

1.2Voruntersuchung und Vorbereitung des Patienten

1.3Prämedikation

1.4Narkoseprämedikation

1.5Narkoseinduktion

1.6Inhalationsanästhetika

1.7Anästhetische Überlegungen bei spezifischen Indikationen

1.8Analgesie

1.9Überwachung der Narkosetiefe

1.10Herz-Kreislauf-Überwachung beim anästhesierten Patient

1.11Ventilation und Blutgasanalyse

1.12Narkosegeräte

1.13Flüssigkeitszufuhr

2Erkrankungen des Atmungsapparates

Ingo Nolte

2.1Nasenausfluss

2.2Obstruktion der oberen Atemwege

2.3Brachyzephales Syndrom/Brachyzephales Obstruktives Syndrom (BOS)

2.4Felines Asthma

2.5Husten

3Dermatologie

Ingo Nolte

3.1Diagnostik bei Hauterkrankungen

3.2Allergie

3.3Milben bei Hund und Katze

3.4Immunvermittelte, autoimmune und immunmediierte Hauterkrankungen

3.5Otitis externa

3.6Otitis media

3.7Pyodermien bei Hunden

3.8Dermatophytose/-mykose

3.9Alopezie

3.10Seborrhoe-Komplex

3.11Kortikosteroide

4Endokrinologie

Johanna Rieder

4.1Diabetes mellitus

4.2Hyperadrenokortizismus (Morbus Cushing)

4.3Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison)

4.4Hyperthyreose bei Katzen

4.5Hypothyreose bei Hunden

4.6Kalzium und Phosphor

5Ernährung

Jürgen Zentek

5.1Futtermittel

5.2Diätetische Anwendungen

6Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes

Jan-Peter Bach

6.1Regurgitation

6.2Erbrechen (Vomitus)

6.3Durchfall

6.4Spezifische Magen-Darm-Erkrankungen

6.5Erkrankungen der Leber

6.6Pankreatitis

7Infektionskrankheiten

Ingo Nolte

7.1Fading-Puppy-/Kitten-Syndrom

7.2Durchfall bei Welpen

7.3Zwingerhusten

7.4Borreliose (Lyme disease)

7.5Rickettsiose bei Hunden

7.6Bakterielle Erkrankungen

7.7Mykosen

7.8Wichtige Zoonosen: Tollwut und Leptospirose

7.9Erkrankungen der oberen Atemwege bei Katzen

7.10Feline Panleukopenie (Katzenstaupe, Katzenseuche)

7.11FIV/FeLV

7.12Feline infektiöse Peritonitis (FIP)

7.13Vogelgrippe, Geflügelpest, Infektion der Katze mit dem aviären Influenza-Virus (HPAIV)

7.14Mykoplasmen-Infektion (früher: Hämobartonellose) bei Katzen

7.15Leishmaniose

7.16Babesiose (Piroplasmose)

7.17Impfungen

8Kardiologie

Jan-Peter Bach

8.1Physiologie des Herzens

8.2Untersuchung des Herzens

8.3EKG

8.4Herzarrhythmien

8.5Erkrankung der Herzklappen

8.6Angeborene Shunts

8.7Canine dilatative Kardiomyopathie (DKM)

8.8Feline Kardiomyopathien

8.9Vorgehen bei Herzversagen

9Klinische Pathologie/Labordiagnostik (und ausgewählte hämatologische Erkrankungen)

Reinhard Mischke

9.1Referenzbereiche Blutbild

9.2Referenzbereiche klinische Chemie und Blutgerinnung

9.3Interpretation des weißen Blutbildes

9.4Interpretation des roten Blutbildes

9.5Klinische Chemie

9.6Hämostatische Veränderungen

9.7Harnanalyse

10Neurologie

Veronika M. Stein

10.1Neurologische Untersuchung

10.2Gehirn

10.3Krampfanfälle

10.4Pupillengröße und Pupillarreflexe bei intrakraniellen Verletzungen

10.5Anisokorie

10.6Erkrankung des Vestibularapparates

10.7Myelopathie

10.8Neuromuskuläre Erkrankungen

11Notfall- und Intensivmedizin

Alexandra Schütter

11.1Grundlegende Notfalluntersuchung und Protokoll bei Herzstillstand

11.2Kreislaufschock

11.3Infusionstherapie

11.4Blut-Plasma-Transfusion

11.5Atemnot

11.7Magendrehung

12Onkologie

Daniela Simon Betz

12.1Abklärung onkologischer Fälle

12.2Mammatumoren bei Hunden

12.3Mastzelltumoren (MZT) des Hundes

12.4Ausgewählte Tumoren

12.5Umrechnung des Körpergewichts in Körperoberfläche

12.6Chemotherapie/Antineoplastische Medikamente

13Ophthalmologie

Elena de Ferrari

13.1Augenuntersuchung

13.2Ausgewählte Erkrankungen

13.3Ophthalmologische Notfälle

14Orthopädie

Leo Brunnberg

14.1Orthopädische Untersuchung

14.2Arthrose

14.3Ellenbogengelenksdysplasie (ED)

14.4Hüftgelenksdysplasie (HD)

14.5Ruptur des kranialen Kreuzbandes (KBR)

14.6Frakturen

14.7Ernährungsbedingte und metabolische Knochenerkrankungen

14.8Pädiatrische Knochenerkrankungen, Knochen-/Knorpelwachstumsstörungen

15Parasitologie

Christina Strube

15.1Häufig eingesetzte Antiparasitika

15.2Organlokalisationen wichtiger Parasiten

15.3Wichtige Infektionen mit Würmern

15.4Wichtige Infestationen mit Ektoparasiten

15.5Wichtige Infektionen mit Protozoen

15.6Zoonosen

15.7Diagnostische Untersuchungen

16Reproduktionsmedizin

Sandra Goericke-Pesch

16.1Klinische Untersuchung von Zuchthunden

16.2Reproduktionszyklus und Zucht

16.3Trächtigkeit und Geburt

16.4Pyometra

16.5Stickersarkom

16.6Abklärung von Fertilitätsstörungen der Hündin

16.7Kastration und medikamentöse Alternativen

17Toxikologie

Manfred Kietzmann

17.1Differenzialdiagnosen bei Vergiftungen

17.2Ausscheidung von Substanzen aus dem Körper

17.3Behandlungsprinzipien bei Vergiftungen

17.4Toxizität von Nahrungsmitteln

17.5Toxizität und Unverträglichkeit von Medikamenten

17.6Vergiftung mit Ethylenglykol

17.7Ektoparasitika

17.8Rodentizide/Molluskizide

17.9Metalltoxizität

18Urologie

Ingo Nolte

18.1Harnwegsinfektionen

18.2Erkrankungen der Prostata

18.3Harnsteine

18.4Harninkontinenz

18.5Feline Lower Urinary Tract Disease (FLUTD), feline idiopathische Zystitis (FIZ)

18.6Polyurie und Polydipsie

18.7Niereninsuffizienz

18.8Glomerulonephropathie

19Zahnheilkunde

Martina van Suntum

19.1Antibiotika und Analgetika

19.2Milchzähne, Zahnwechsel

19.3Untersuchung des Patienten

19.4Häufige Zahnerkrankungen

19.5Maulhöhlentumoren

19.6Indikationen für Zahnextraktion

19.7Prophylaxe und häusliche Zahnpflege

20Zytologie

Reinhard Mischke

20.1Zytologie der Entzündung

20.2Zytologie maligner Umfangsvermehrungen

20.3Lymphknotenzytologie

20.4Analyse von Ergussflüssigkeit

20.5Bronchialzytologie

20.6Liquoranalyse

20.7Analyse der Synovialflüssigkeit

Wirkstoffverzeichnis

Sachverzeichnis

ZUSATZMATERIAL ONLINE

Das von den Autoren zusammengestellte Downloadmaterial zu diesem Buch finden Sie auf vetline.de unter folgendem Link: www.vetline.de/download_0225_nolte

Abkürzungsverzeichnis

ACE

angiotensin-converting enzyme

ACT

activated clotting time

ACTH

adrenokortikotropes Hormon

ADH

antidiuretisches Hormon

AF

Atemfrequenz

AI

Aorteninsuffizienz

AIHA

autoimmunhämolytische Anämie

AMP

Adenosinmonophosphat

AMV

Atemminutenvolumen

ANS

autonomes Nervensystem

AP

alkalische Phosphatase

ASD

Atriumseptumdefekt

BCS

Brachyzephalensyndrom

BD

Blutdruck

BE

Base Excess

BG

Blutglukose

BIS

Bispectral-Index

BO

Beckenosteotomie

BTM

Betäubungsmittel

cAMP

cyclisches Adenosinmonophosphat

COX

Cyclooxygenase

CPAP

konstanter Druck auf die Atemwege

CrCL

Ligamentum cruciatum craniale

CRTZ

Chemorezeptortriggerzone

CT

Computertomographie

CUE

canine unicompartmental elbow

DC

Distractio cubiti

DCM

dilatative Kardiomyopathie

DES

Diethylstilbestrol

DIC

disseminierte intravasale Koagulopathie

DKM

dilatative Kardiomyopathie

DLE

diskoider Lupus erythematodes

DSH

Deutscher Schäferhund

DTI

Dauertropfinfusion

EDTA

Ethylendiamintetraessigsäure

EDV

Enddiastolisches Volumen

EEG

Elektroenzephalogramm

EFK

extrazelluläres Flüssigkeits-Kompartiment

EKG

Elektrokardiogramm

ELISA

enzyme-linked immunosorbent assay

ER

Endoplasmatisches Retikulum

ESV

endsystolisches Volumen

etCO

2

endexspiratorische CO

2

EZK

extrazelluläres Kompartiment

FKHR

Femur-Kopf-Hals-Resektion

FLUTD

feline lower urinary tract disease

FPC

fragmentierter Processus coronoideus

FUS

felines urologisches Syndrom

GABA

Gammaaminobuttersäure

GFR

glomeruläre Filtrationsrate

ggr.

geringgradig

GIT

Gastrointestinaltrakt

Hb

Hämoglobin

HCM

hypertrophische Kardiomyopathie

HD

Hüftgelenksdysplasie

Hd

Hund

HES

Hydroxyethylstärke

HF

Herzfrequenz

Hkt

Hämatokrit

HMV

Herzminutenvolumen

HN

Hirnnerv

HOD

hypertrophe Osteodystrophie

IBD

Inflammatory Bowel Disease

IFA

indirekter Immunfluoreszenzantikörpertest

i. m.

intramuskulär

i. v.

intravenös

ICR

Interkostalraum

IGR

insect growth regulator

IOCH

inkomplette Condylus-Ossifikation

IOD

intraokulärer Druck

IPA

isolierter Processus anconaeus

ITPF

Insertionstendopathie der Flexoren medial am Epicondylus humeri

IU

international unit

JPS

juvenile pubische Symphysiodese

KBR

kraniales Kreuzband

KCS

Keratokonjunktivitis sicca

KFZ

kapilläre Füllungszeit

KGW

Körpergewicht

Ktz

Katze

LA

Lokalanästhetikum

LDL

low density lipoprotein

LSB

Links-Schenkel-Block

LW

Lendenwirbel

M.

Morbus

MAC

maximale alveoläre Konzentration

MI

Mitralklappeninsuffizienz

MIC

minimale inhibitorische Konzentration

MLV

modifizierte Lebendvakzine

MMS

Monozyten-Makrophagen-System

MRT

Magnetresonanztomografie

mgr.

mittelgradig

MZT

Mastzelltumor

NaCl

Natriumchlorid (Kochsalz)

NSAID

Nicht steroidale Antiphlogistika

OA

Osteoarthrose

OCD

Osteochondrosis dissecans

OHE

Ovariohysterektomie

paCO

2

artieller Kohlendioxidpartialdruck

p. o.

per os

PEEP

positiver endexpiratorischer Druck

PEG

perkutane endoskopische Gastrostomie

PIE

Pulmonale Infiltration mit Eosinophilen

PL

Patellaluxation

PNS

peripheres Nervensystem

pp.

pages

ppm

parts per million

Proc.

Processus

PT

Prothrombinzeit, Thromboplastinzeit

PTT

partielle Thromboplastinzeit

RAAS

Renin-Angiotensin-Aldosteron-System

RSB

Rechtsschenkelblock

s. c.

subkutan

SD

Standard Deviation (Standardabweichung)

SLE

Systemischer Lupus erythematodes

STT

Schirmer Tränentest

Supp.

Suppositorium

TEP

Totalendoprothese

tgl.

täglich

TI

Trikuspidalklappeninsuffizienz

TIVA

totale intravenöse Anästhesie

TLI

Trypsin-like immunoreactivity

TPLO

Tibia-Plateau-Levelling-Osteotomie

TRH

Thyreotropin Releasing Hormone

TSH

thyreoideastimulierendes Hormon (Thyreotropin)

TTA

tibial tuberosity advancement

TZ

Thrombinzeit

U

unit

VES

ventrikuläre Extrasystolen

VLDL

very low density lipoprotein

VSD

Ventrikelseptumdefekt

VWF

Von-Willebrand-Faktor

WPW

Wolff-Parkinson-White-Syndrom

ZNS

zentrales Nervensystem

Herausgeber

Prof. Dr. med. vet. Ingo Nolte

ehem. Direktor der Klinik für Kleintiere i. R.

Dipl. ECVIM-CA (Internal Medicine), Dipl. ECVIM-CA (Oncology)

Fachtierarzt für Chirurgie, Fachtierarzt für Innere Medizin

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

Klinik für Kleintiere

Bünteweg 9

30559 Hannover

[email protected]

Autorinnen und Autoren

Dr. med. vet. Jan-Peter BachFachreferent für Tierschutz und TiergesundheitVerband für das Deutsche HundewesenWestfalendamm 17444141 [email protected]

Prof. Dr. med. vet. Leo BrunnbergFachtierarzt für Chirurgie, Fachtierarzt für RadiologieFreie Universität BerlinFachbereich VeterinärmedizinKlinik und Poliklinik für Kleine HaustiereOertzenweg 19b14163 [email protected]

Dr. med. vet. Elena de FerrariZusatzbezeichnung Augenheilkunde beim [email protected]

Prof. Dr. med. vet. Sandra Goericke-PeschDipl. ECARFachtierärztin für Zuchthygiene und Biotechnologie der FortpflanzungStiftung Tierärztliche Hochschule HannoverReproduktionsmedizinische Einheit der KlinikenBünteweg 1530559 [email protected]

Prof. Dr. med. vet. Manfred KietzmannEBVS® European Specialist in Veterinary Pharmacology and ToxicologyStiftung Tierärztliche Hochschule HannoverInstitut für Pharmakologie, Toxikologie und PharmazieBünteweg 1730559 [email protected]

Prof. Dr. med. vet. Reinhard MischkeDipl. ECVIM-CA (Internal Medicine)Fachtierarzt für klinische Laboratoriumsdiagnostik, Fachtierarzt für InnereMedizinStiftung Tierärztliche Hochschule HannoverKlinik für KleintiereBünteweg 930559 [email protected]

Prof. Dr. med. vet. Ingo Nolteehem. Direktor der Klinik für Kleintiere i.R.Dipl. ECVIM-CA (Internal Medicine), Dipl. ECVIM-CA (Oncology)Fachtierarzt für Chirurgie, Fachtierarzt für Innere MedizinStiftung Tierärztliche Hochschule HannoverKlinik für KleintiereBünteweg 930559 [email protected]

Dr. med. vet. Johanna RiederDipl. ECVIM-CA (Internal Medicine)Stiftung Tierärztliche Hochschule HannoverKlinik für KleintiereBünteweg 930559 [email protected]

Dr. med. vet. Alexandra SchütterDipl. ECVAAEBVS® and RCVS Specialist in Veterinary Anaesthesie and AnalgesiaFachtierärztin für Anästhesie, Intensivmedizin und SchmerztherapieStiftung Tierärztliche Hochschule HannoverKlinik für KleintiereBünteweg 930559 [email protected]

apl. Prof. Dr. med. vet. Dr. habil. Daniela Simon BetzDipl. ECVIM-CA (Oncology), Dipl. ECVIM-CA (Internal Medicine)EBVS® European Veterinary Specialist in Small Animal OncologyScientific Author & Translator, Oncology SpecialistUntergasse 755288 [email protected]

Prof. Dr. med. vet. Veronika Stein, PhDDipl. ECVNEBVS® European Specialist in Veterinary NeurologyHead of Clinical NeurologyPast President of the ECVN / ESVNVetsuisse-Fakultät Universität BernDepartment für klinische VeterinärmedizinLänggassstrasse 128CH-3012 [email protected]

Prof. Dr. med. vet. Christina Strube, PhDFachtierärztin für ParasitologieStiftung Tierärztliche Hochschule HannoverInstitut für ParasitologieZentrum für InfektionsmedizinBünteweg 1730559 [email protected]

Dr. med. vet. Julia TünsmeyerDipl. ECVAAStiftung Tierärztliche Hochschule HannoverKlinik für KleintiereBünteweg 930559 [email protected]

Dr. med. vet. Martina van SuntumFachtierärztin für KleintiereFachtierärztin für Zahnheilkunde (Kleintiere)Tierklinik GermersheimAn der Hexenbrücke 276726 [email protected]

Prof. Dr. med. vet. Jürgen ZentekDipl. ECVCNFachtierarzt für Tierernährung und DiätetikEBVS® European Specialist in Veterinary and Comparative NutritionFreie Universität BerlinFachbereich VeterinärmedizinInstitut für TierernährungKönigin-Luise-Straße 4914195 [email protected]

Vorwort zur 4. deutschen Aufage

Es liegt im Wesen der Medizin wie der Kleintiermedizin, dass wichtige neue Erkenntnisse gewonnen werden und die zur Verfügung stehenden Arzneimittel sich ändern oder erweitert werden. Der Umfang der fachlichen Entwicklung ist so umfassend, dass eine Bearbeitung der verschiedenen Disziplinen nur noch von einzelnen kompetenten Fachvertretern angemessen geleistet werden kann. So freue ich mich, dass es gelungen ist, für die Neuauflage der verschiedenen Kapitel der 4. Auflage des Praxisleitfadens engagierte und hochqualifizierte Fachleute zu gewinnen, die eine umfängliche Neuauflage ermöglicht haben. Das Konzept des Praxisleitfadens, als schnelles Nachschlagewerk für die Kleintierpraxis noch in die Kitteltasche zu passen, wurde beibehalten.

Man mag sich in der heutigen Zeit fragen, ob nicht digitale Angebote weitaus besser dem Zeitgeist entsprechen und das Bedürfnis nach rascher Orientierung ausreichend erfüllen. Der große Anklang, den der „Praxisleitfaden” in den vorangegangenen Auflagen gefunden hat und der zur jetzt vorliegenden geführt hat, bestätigt mich jedoch in der Überzeugung, dass gerade die vertraute Form des handlichen Büchleins ein nützlicher Begleiter im Praxisalltag wie auch im Studium ist. In der gebotenen Kürze soll der Leitfaden dennoch alles Wesentliche umreißen und so eine verlässliche Grundlage für die tägliche Anwendung wie auch für das intensivere Vertiefen in weiterführende Literatur bilden.

Vor allem auch für die Studierenden bietet das Buch Einblicke in die jeweilige Pathogenese und eine auf Fakten hin strukturierte Übersicht der wichtigsten Kleintierkrankheiten. Weitere Informationen über aktuelle Übersichtsliteratur, Medikamente, Tabellen und ein Wirkstoffverzeichnis u. a. erweitern den Informationsanspruch dieses Taschenbuches.

Dass dieses Konzept so fortgesetzt werden konnte, ist der Schlütersche Fachmedien GmbH, insbesondere in der Person von Frau Sabine Poppe, zu verdanken. Besonders für mich als Herausgeber war die Mitarbeit von Frau Gabriele Bante und Frau Dr. Martina Nolte wesentlich, wofür ich mich hier bedanken möchte.

Hannover, im Frühjahr 2023

Ingo Nolte

Vorwort zur 1. deutschen Auflage

In der heutigen Zeit, in der die Tiermedizin, speziell die Kleintiermedizin, aufgrund des enormen Wissenszuwachses durch eine zunehmende Spezialisierung gekennzeichnet ist, ist es nicht leicht, einen Überblick über das Wesentliche des Fachgebietes zu behalten. Eine schnelle Referenz, die in den alltäglichen Praxissituationen zur Hand ist, wenn die Zeit fehlt, ein umfassendes Lehrbuch zu Rate zu ziehen, gibt es bislang nicht auf dem deutschen Markt.

Der Praxisleitfaden Hund und Katze ist ein kompaktes „Taschen“-Buch im wahrsten Sinne des Wortes. Es entspricht am ehesten einem „Skript“, also einer komprimierten Auflistung dessen, was ein Student der Kleintiermedizin als wirklich essentiell aus seiner Ausbildung mitnehmen sollte. Die deutsche Ausgabe berücksichtigt die Besonderheiten der deutschen bzw. europäischen Verhältnisse in Bezug auf Medikamente und deren Dosierungen sowie die gesetzlichen Vorschriften.

Entstanden ist ein Extrakt der aktuellen Kleintiermedizin, der sowohl dem Studenten eine rasche Orientierung in allen Wissensgebieten ermöglicht, als auch dem Praktiker relevante und unmittelbar umsetzbare Hinweise für Probleme der täglichen Praxis bietet.

Das Kompendium erhebt nicht den Anspruch der Vollständigkeit und ist nicht vergleichbar mit einem herkömmlichen Lehrbuch, als dessen Konkurrenz es ausdrücklich nicht verstanden sein will. Für die wirkliche Einarbeitung in ein bestimmtes Gebiet ist das Studium von Fachliteratur in Form von Lehrbüchern oder wissenschaftlichen Artikeln unerlässlich. Auf entsprechende relevante und auch leicht zugängliche Literatur wird jeweils zu Beginn eines Kapitels hingewiesen. Es ist das Anliegen des Praxisleitfadens, den roten Faden durch die Kleintiermedizin zu spinnen und damit eine echte Hilfestellung zu sein.

Das Buch ist in insgesamt 21 Kapitel gegliedert, die jedes für sich ein Teilgebiet der Kleintiermedizin behandeln. Darin enthalten sind unter anderem auch die Bereiche klinische Pathologie, Bakteriologie, Zytologie, Ernährung und Notfallmedizin.

Zu Beginn eines jeden Kapitels steht ein Inhaltsverzeichnis, das das rasche Auffinden eines Themas erleichtert. Es schließt sich eine Auflistung der gängigen Arzneimittel und ihrer Dosierungen in Tabellenform an, gefolgt von kurzen Darstellungen der Physiologie und Pathophysiologie des jeweiligen Organsystems. Anschließend werden die relevanten Erkrankungen in übersichtlicher und prägnanter Weise abgehandelt. Die tabellarische Darstellung erlaubt es, jedes Thema quasi auf einen Blickzu erfassen, u. a. anhand von Pathogenese, klinischer Symptomatik, Diagnostik, Therapie und weiteren wichtigen Aspekten – etwa einer möglichen Prophylaxe, Langzeitmanagement usw.

Die Formulierungen sind kurz und knapp, aber treffend, auch komplizierte Sachverhalte werden gut verständlich dargestellt, und das obwohl nur wenige, einfache Abbildungen enthalten sind. Trotz des wirklich handlichen Formates hat man nicht das Gefühl, dass etwas Wesentliches fehlt und ist beim Studium des Buches erstaunt, wie viel Information enthalten ist.

Der große Erfolg des Praxisleitfadens in den Vereinigten Staaten zeigt, dass er mit seiner Konzeption eine Lücke schließt, die sicherlich auch in der veterinärmedizinischen Literatur des deutschen Sprachraums noch klafft. Es ist zu wünschen, dass der Praxisleitfaden Hund und Katze bald in der Kitteltasche eines jeden praktischen Tierarztes und jedes Studenten steckt, und sich dort zum unentbehrlichen täglichen Helfer entwickelt.

An dieser Stelle sei der Schlüterschen Verlagsgesellschaft besonders gedankt, die durch die ansprechende und übersichtliche Gestaltung wesentlich zur leichten Orientierung beigetragen hat, wodurch sich die komprimierte Auflistung zügig und verständlich erschließen lässt.

Hannover, im Mai 2004

Ingo NolteElinor Switzer

1Anästhesie

Julia Tünsmeyer

1.1Anästhesie-Dosierungsempfehlungen

1.1.1Prämedikation

1.1.2Induktion

1.1.3Erhaltung

1.1.4Analgetika

1.2Voruntersuchung und Vorbereitung des Patienten

1.2.1Präanästhetische Untersuchung

1.2.2Vorbereitung des Patienten

1.3Prämedikation

1.3.1Zweck der Prämedikation

1.3.2Arten der Prämedikation

1.4Narkoseprämedikation

1.5Narkoseinduktion

1.6Inhalationsanästhetika

1.7Anästhetische Überlegungen bei spezifischen Indikationen

1.8Analgesie

1.8.1Präoperative Schmerztherapie

1.8.2Intraoperative Schmerztherapie

1.8.3Lokalanästhesie-Techniken

1.9Überwachung der Narkosetiefe

1.10Herz-Kreislauf-Überwachung beim anästhesierten Patient

1.10.1Herzfrequenz und -rhythmus

1.10.2Gewebeperfusion

1.10.3Arterieller Blutdruck

1.11Ventilation und Blutgasanalyse

1.11.1Gasaustausch und Säure-Basen-Regulation

1.11.2Blutgasanalyse

1.11.3Pulsoxymetrie

1.11.4Endexspiratorisches CO2 (Kapnografie)

1.12Narkosegeräte

1.13Flüssigkeitszufuhr

1.13.1Kristalloide Lösungen

1.1Anästhesie-Dosierungsempfehlungen

Bei den angegebenen Medikamentenmengen handelt es sich um die durchschnittliche Dosierung für allgemein gesunde, normalgewichtige Tiere. Die Dosierungen müssen eventuell bei älteren oder geschwächten Patienten reduziert werden.

Weiterhin handelt es sich bei den Dosierungen um Expertenempfehlungen, die teilweise von den jeweiligen Zulassungen abweichen können. Die Verantwortung für die Entscheidung, ob im Einzelfall ein Therapienotstand vorliegt bzw. für die Anwendung im Rahmen des aktuellen Tierarzneimittelrechts, liegt weiterhin ausschließlich beim anwendenden Tierarzt (Impressum).

1.1.1 Prämedikation

Die Prämedikation sollte je nach Wirkstoffgruppe und Applikationsroute mindestens 10 Minuten vor Legen der Braunüle und Induktion verabreicht werden. Acepromazin ist besser mindestens 20–30 Minuten vorher zu geben. Bei der Auswahl der Prämedikation (Tab. 1-1) müssen neben den verschiedenen Nebenwirkungen auch die unterschiedliche Wirkungsdauer und eine eventuelle Antagonisierbarkeit beachtet werden.

Tab. 1-1 Dosierungen zur Prämedikation

1.1.2 Induktion

1.1.2.1 Intravenöse Induktion

Zur intravenösen Induktion werden häufig schnell wirksame Injektionsanästhetika eingesetzt, um ein sichtbares Exzitationsstadium zu vermeiden (Tab. 1-2). Statt diese Präparate in einem raschen Bolus zu injizieren, was zu einer deutlichen Herz-Kreislauf-Depression führen kann, sollten die schnell wirksamen Induktionsmittel wie Propofol oder Alfaxalon (Etomidat) nach Wirkung titriert werden. Es wird das erste ¼ der ungefähren Zieldosis injiziert, gefolgt von einer Injektion jedes weiteren ¼ über ca. 1 Minute (bei eingeschränktem Herzauswurf noch langsamer). Eine schnellere Applikation bewirkt eine schnellere Induktion, aber auch eine hochgradige Herz-Kreislauf- und Atemdepression bzw. ein höheres Apnoe-Risiko. Im Gegensatz dazu wird bei den etwas langsamer wirkenden dissoziativen Anästhetika Ketamin und Telazol die berechnete Dosierung komplett appliziert und danach 1–2 Minuten gewartet, bis beurteilt werden kann, ob eine Intubationsfähigkeit bzw. ausreichende Anästhesietiefe erreicht wurde. Während Propofol und Alfaxalon Herzauswurf und Blutdruck senken, wirkt Ketamin indirekt sympathomimetisch, also Blutdruck und Herzfrequenz steigernd. Das nicht für die Veterinärmedizin zugelassene Etomidat zeichnet sich dagegen besonders durch eine ausgeprägte kardiovaskuläre Stabilität aus. Um die beschriebene Dosierung nach Wirkung bei den schnellwirksamen Medikamenten zu ermöglichen, wird während der gesamten Applikationsphase die Anästhesietiefe anhand von Atemfrequenz, Kieferspannung, Herzfrequenz und Reflexantwort beurteilt. Sobald der Kiefertonus deutlich reduziert und der Bulbus nach mediodorsal rotiert ist, kann in der Regel intubiert werden. Wenn das Tier apnoeisch oder zyanotisch wird, sollte rasch Sauerstoff substituiert bzw. intubiert und beatmet werden. Bei der Katze sollte ein geeignetes Lokalanästhetikumspray bereitgehalten werden, um den Larynxeingang vor der Intubation zu betäuben. Lidocain beispielsweise ist zugelassen und wirkt am Larynx bereits ab ca. 60 Sekunden nach dem Aufbringen. Die toxischen Höchstmengen von Lokalanästhetika sind auch hier stets zu beachten.

Präoxygenierung: Brachyzephale Tiere und Patienten mit geringer Sauerstoffreservekapazität sollten nach Möglichkeit mithilfe einer gut sitzenden Maske für 4 Minuten bei einer Flussrate von 2–4 l/min präoxygeniert werden.

Außerdem sollte es während der Induktionsphase möglichst still im Raum sein, da die Tiere währenddessen geräuschempfindlich sind. Nach der Induktion sinkt häufig die Sauerstoffsättigung, sodass möglichst kontinuierlich Sauerstoff während der Anästhesie substituiert werden sollte.

Tab. 1-2 Induktion (i. v., Titration nach Wirkung)

Wirkstoff

Dosierung

Tierart

Alfaxalon

Nach Wirkung; 2 mg/kg 5 mg/kg

Hd Ktz

Etomidat

(nicht zugelassen)

Nach Wirkung; 1 mg/kg + Diazepam 0,2–0,5 mg/kg

Hd/Ktz

Fentanyl

(Opioid)

10(–20) µg/kg + Diazepam 0,2–0,5 mg/ kg

Hd

Ketamin

5–7 mg/kg(i.m. Ktz 10,0 mg/kg)

Hd/Ktz

Propofol

Nach Wirkung; je nach Prämedikation ca. 1–6 mg/kg

Hd/Ktz

Thiopental

(nicht zugelassen)

8–15 mg/kg

Hd/Ktz

1.1.2.2 Induktion mit Inhalationsanästhetika

Bei Induktion mit Inhalationsanästhetika (Tab. 1-3) muss die Intubation schneller durchgeführt werden als bei intravenöser Induktion. Bei der Katze wird eine 2%ige Lidocainlösung oder ein tetracainhaltiges Spray (Gingicain®) auf den Arytenoidknorpel appliziert und dann die Maske wieder aufgesetzt. Beides sollte 1 Minute einwirken, dann wird intubiert.

Tab. 1-3 Induktion mit Inhalationsanästhetika

Flussrate

Tierart

Isofluran-Käfig

4–5 Vol.-% + O

2

6,0–8,0 l/min (± N

2

O)

Hd/Ktz

Isofluran-Maske

3–5 Vol.-% + O

2

(± N

2

O)

Hd/Ktz

Sevofluran-Maske

8 Vol.-% + O

2

; nach Bewusstseinsverlust 3–5 %, anschließend intubieren

Hd/Ktz

1.1.2.3 Hinweise zur Intubation

Die Intubation sollte unter guter Sichtkontrolle und Verwendung eines Laryngoskops durchgeführt werden. Es sollte der Endotrachealtubus mit dem größten für das Tier bequem passenden Durchmesser zum Einsatz kommen – je größer der Tubusdurchmesser ist, umso geringer ist der Widerstand. Die Tubuslänge muss so an die Größe des Patienten angepasst werden, dass die Tubusmanschette sicher caudal des Kehlkopfs zu liegen kommt und die Tubusspitze nicht weiter als bis vor den Brusteingang reicht. Ein tiefer eingeführter Tubus kann über die Bifurkation der Trachea hinaus in einen Bronchus vorgeschoben werden, was zu einer einseitigen Lungenbelüftung führen würde. Der Tubus sollte gut fixiert werden, z.B. mithilfe von Gazestreifen, die um den Tubus herumgebunden und dann über dem Oberkiefer oder hinter den Ohren festgeknotet werden. Bei Endotrachealtuben mit Druckmanschette („Cuff“) wird diese vorsichtig, bei Low-pressure-high-volume-Cuffs idealerweise unter Verwendung eines Tubusmanometers aufgeblasen, bis außerhalb der Manschette keine Luftbewegungen mehr hörbar sind bzw. ein Druck von 30 cmH2O (max. 50 cm H2O für kurze Zeit) erreicht ist. Nach Befüllen des Cuffs sollte der Tubus nicht mehr bewegt werden bzw. das Tier vor Drehungen vom Anästhesiegerät wieder entkoppelt werden. Neben Schleimhautläsionen kann es sonst besonders bei älteren Katzen bis hin zur Trachealruptur kommen. Nach erfolgreicher Intubation wird die Narkosetiefe erneut überprüft, der Gasfluss eingestellt, das Tier mit dem Anästhesiegerät verbunden und der Verdampfer eingeschaltet.

Anästhesie-Monitoring: Herzkreislauf-System, Ventilation, Oxygenierung, Körpertemperatur und ZNS-Depression sollten regelmäßig überwacht werden durch Überprüfung klinischer Parameter (Schleimhautfarbe, kapilläre Rückfüllungszeit, Pulsqualität, Muskeltonus, Reflexaktivität), eine kontinuierliche Überwachung von Oxygenierung und Ventilation, (idealerweise Pulsoxymeter und Kapnograph), sowie des Herzrhythmus und der -frequenz mittels Elektrokardiogramm. Ein Doppler-Sonografiegerät oder oszillometrisches Blutdruckmessgerät können zur nicht-invasiven Blutdruckmessung verwendet werden.

1.1.3 Erhaltung

1.1.3.1 Inhalationsanästhetika

Eine genaue Kenntnis und regelmäßige Überprüfungen des Anästhesiegeräts sind essentiell für die Sicherheit des Patienten, siehe hierzu den Abschnitt Narkosegeräte (Kap. 1.12). Die modernen Inhalationsanästhetika (Tab. 1-4) müssen über einen sogenannten Präzisionsverdampfer verabreicht werden, um kritische Überdosierungen zu vermeiden. Die Wirkstärke eines Inhalationsanästhetikums wird in Form der Minimalen Alveolären Konzentration (MAC) angegeben; hierbei handelt es sich um die Konzentration, bei der 50 % innerhalb einer Spezies keine Bewegungsreaktion auf einen supramaximalen Reiz hin zeigen.

Tab. 1-4 Inhalationsanästhetika und Trägergasflüsse zur Erhaltung

Wirkstoff bzw. Trägergas

Anflutung

Erhaltung

Kreis-System

Ohne Rückatmung

Kreis-System

Ohne Rückatmung

Isofluran

2,5–4 %

1,0–2,5 %

1,0–2,5 %

1,0–2,5 %

Sauerstoff

50–100 ml/kg/min(Minimum 1 l/min)

wie Erhaltung

20–30 ml/kg/min(Minimum 1 l/min) Für ein Low-Flow-System wird die Flussrate auf ca. 10 ml/kg/min reduziert.

200 ml/kg/min(Minimum 1 l/min)

Sevofluran

(abhängig von der Prämedikation)

5–7 %

3–5 %

2–5 %

1–1,5 %

Lachgas

50–70 %(minimale O

2

-Flussrate 30 ml/kg/min)

50–70 %(minimale Gesamt-Flussrate 0,5 l/kg/min)

Low-Flow-Technik

• Nachdem die Narkose eingeleitet und der Patient stabil ist, wird die Flussrate auf 5–10 ml/kg/min reduziert und der Verdampfer entsprechend dem verwendeten Narkosegas eingestellt. Über einen Kapnografen und idealerweise eine Anästhesiegas- und Sauerstoffmessung sollte das Monitoring ergänzt werden.

• Überprüfung der Flussrate: Beobachtung des Atembeutels; wenn Größe abnimmt, Flussrate erhöhen, wenn Größe zunimmt, Flussrate reduzieren. Grundsätzlich sollte vor jeder Benutzung des Anästhesiegeräts ein Lecktest durchgeführt werden.

• Das Überdruckventil sollte bei spontaner Atmung nicht geschlossen werden.

Verwendung von Lachgas (N2O)

Der Sauerstofffluss muss bei der berechneten Flussrate bleiben und das Verhältnis von O2/N2O zwischen 50/50 und 30/70 liegen (der eingeatmete Sauerstoff-Anteil muss ≥ 30 % betragen). Lachgas wird nicht durch Aktivkohlekanister aufgenommen; daher muss bei Verwendung von Lachgas ein Auffangsystem vorhanden sein, welches das Gas nach außen ableitet.

1.1.3.2 Injektionsanästhetika

Injizierbare Anästhetika und Analgetika zur Erhaltung der Narkose sowie Gegenmittel für Opiode sind in Tab. 1-5 und Tab. 1-6 aufgeführt.

Tab. 1-5 Injizierbare Anästhetika/Analgetika zur Erhaltung

Klassifikation

Wirkstoff

Dosierung

Opioide

Methadon

0,2–1,0 mg/kg alle 2–4 h Hd0,2–0,5 mg/kg alle 2–4 h Ktz(DTI 0,1–0,2 mg/kg/h Hd/Ktz)

Fentanyl

10-60 µg/kg/h

Neuroaktives Steroid

Alfaxalon

Nach Prämedikation i. v.: 6–8 mg/kg/h DTI Hd/Ktz1,0–1,2 mg/kg alle 10 min Hd1,1–1,3 mg/kg alle 10 min Ktz

Phenolderivat

Propofol

Nach Prämedikation i. v.: 6–30 mg/kg/h1–4 mg/kg alle 10 min Hd/Ktz

Cave: Ktz nicht > 1 h (oxidative Schäden)

Zur Erhaltung längerer Anästhesien keine Präparate mit Konservierungsstoffen verwenden.

Benzodiazepine

Diazepam (5 mg/ml)

0,2–0,5 mg/kg Bolus Hd/Ktz0,1–0,5 mg/kg/h DTI Hd

Cave: Propylenglycol

Midazolam

0,1–0,3 mg/kg Bolus Hd/Ktz0,1–0,3 mg/kg/h Hd/Ktz

Tab. 1-6 Gegenmittel für Opioide

Gegenmittel

Dosierung

Naloxon

(0,4 mg/ml)

0,01 mg/kg : ½ Dosis i.v. und ½ Dosis i.m. 0,02–0,04 mg/kg i.m.

Cave: Wirkungsdauer z.T. kürzer als bei Opioiden, ggf. nachdosieren

Nalbuphin

(10 mg/ ml)

0,03–0,10 mg/kg i.v.

Cave: Wirkungsdauer z.T. kürzer als bei Opioiden, ggf. nachdosieren

Butorphanol

(4 mg/ ml)

µ-Rezeptor-Antagonist/κ-Rezeptor-Agonist 0,1–0,4 mg/kg i. v., i.m. Hd/Ktz

1.1.3.3 Neuromuskuläre Blocker

Gängige muskelrelaxierende Wirkstoffe sind in Tab. 1-7 aufgeführt.

Tab. 1-7 Neuromuskuläre Blocker

Wirkstoff

Dosierung

Atracurium

(10 mg/ml)

Initial 0,1–0,25 mg/kg; 0,05–0,1 mg/kg Nachdosierung

Cave: Histaminausschüttung, langsame Injektion oder 3,0–8,0 µg/kg/min Infusion

Pancuronium

(2 mg/ml)

Initial 0,06 mg/kg; 0,03 mg/kg Nachdosierung

Vecuronium

50–100 µg/kg Anfangsdosis; 33 µg/kg Nachdosierung

50–100 µg/kg Anfangsdosis plus 1,0–1,7 µg/kg/min (60–100 µg/kg/h)

Neuromuskuläre Gegenmittel

Edrophonium (10 mg/ml)Neostigmin (1 mg/ml)

Atropin 0,01–0,02 mg/kg, anschließend Edrophonium 0,5 mg/kg i. v.Atropin 0,04 mg/kg, anschließend Neostigmin 0,06 mg/kg i. v.

Diese Präparate werden in der Kleintiermedizin unter anderem für Eingriffe am Auge genutzt, um eine vollständige Immobilisierung und Zentralisierung des Augapfels sicherzustellen. Da die Wirkstoffe dosisabhängig auch die Atemmuskulatur lähmen, ist eine Beatmung sowie neuromuskuläres Monitoring erforderlich.

Titration nach Wirkung: Zur Überprüfung der Wirkung von neuromuskulären Blockern sollte ein Neurostimulator verwendet werden, wie z. B. eine TOF-Watch® (Train-of-four-Watch). Die Elektroden können beim Kleintier am proximalen Ende der Außenseite der Tibia über dem N. peroneus befestigt werden, sodass eine durch den Stimulator induzierte Bewegung das Hinterbein betrifft, ohne dass der Rest des Körpers sich bewegt.

1.1.4 Analgetika

Bei schmerzhaften Eingriffen sollte eine akut wirksame antinozizeptive Prämedikation zum Einsatz kommen (meist ein Opioid) (Tab. 1-8). Je nach Dauer des Eingriffs sollte intraoperativ bzw. vor dem Aufwachen eine zusätzliche Dosis Opioid-Analgetikum injiziert werden. Wann immer es möglich ist, sollten lokalanästhetische Techniken in Erwägung gezogen werden. Auch können während des Eingriffs noch zusätzliche Analgetika wie Ketamin oder α2-Agonisten verabreicht werden, falls das Tier Schmerzen erkennen lässt. Indikatoren hierfür sind gesteigerte Herzfrequenz, Blutdruck und Atemfrequenz, wenn keine Hinweise auf eine zu oberflächliche Narkose wie Palpebralreflex, zentrale Pupillenstellung und Spontanbewegungen vorliegen. Nicht steroidale Antiphlogistika werden in Verbindung mit Opioiden zur postoperativen Analgesie eingesetzt und wirken bis zu 24 Stunden. Kontraindiziert sind diese Medikamente bei Patienten, die mit Kortikosteroiden behandelt wurden, die einen gestörten Volumenstatus oder eine eingeschränkte Nierenfunktion haben.

Tab. 1-8 Häufig eingesetzte postoperative Analgetika

Wirkstoff

Dosierung

Applikationsweg

Fentanyl

1–3 (5) µg/kg/h

i.v. DTI Hd/Ktz

Fentanyl

(0,5 mg/ml)

+ Lidocain

2 %

+ Ketamin

10 %

0,125 mg Fentanyl+ 75 mg Lidocain+ 15 mg Ketamin auf 250 ml Infusionslösung2 ml/kg/h

i.v. DTI Hd

Ktz ohne Lidocain!

Methadon

0,2–0,5 mg/kg

s.c., i.m., i.v. Hd/Ktz

Buprenorphin

(10)–20 µg/kg

i.v., i.m., (s.c.) Hd/ Ktz, p.o. Ktz

Butorphanol

0,2–0,4 mg/kg (Wirkung nur 1–2 h)0,1 mg/kg/h

s.c., i.m., i.v. Hd/Ktzi.v. DTI Hd/Ktz

Tramadol

1–4 mg/kg

p.o. Ktz

Metamizol

20–50 mg/kg

i.v., Supp.

Robenacoxib

2 mg/kg, ab 2. Tag 1 mg/kg

s.c., p.o. Hd/Ktz

Carprofen

4 mg/kg

i.v., s.c., p.o. Hd

Meloxicam

0,2 mg/kg, ab 2. Tag 0,1 mg/kg0,1 mg/kg, ab 2. Tag 0,05 mg/kg

p.o., s.c., i.v. Hdp.o., s.c. Ktz

Firocoxib

5,0 mg/kg 1 × tgl.

p.o. Hd

Zu Informationen über Leitungsanästhesien und Epiduralanästhesien: Kap. 1.8.3.

1.2Voruntersuchung und Vorbereitung des Patienten

1.2.1 Präanästhetische Untersuchung

1.2.1.1 Anamnese

Wichtig bei Signalement und Anamneseerhebung sind vor allem Spezies, Rasse, Alter, Geschlecht (ggf. Trächtigkeit), Futter- und Wasseraufnahme, Kot- und Urinabsatz, Impf- und Entwurmungsstatus, bisherige Erkrankungen und Behandlungen/Dauermedikationen sowie bekannte Unverträglichkeiten.

Bei jungen Tieren ist zu beachten:

• Hypothermie

• Verminderte Medikamentenverstoffwechselung: Bei jungen Patienten sind die Enzym-Systeme, Leber- und Nierenfunktion noch ungenügend ausgereift, daher sollten vorzugsweise kurzwirksame oder antagonisierbare Anästhetika eingesetzt werden.

• Jungtiere sind zur Erhaltung des HMV auf die HF angewiesen, deshalb sollten Tiere < 3 Monate keine α2-Agonisten erhalten.

• Höherer Flüssigkeitsbedarf

• Hypoglykämie: Es ist empfehlenswert, Vollelektrolyt-Lsg. +2,5–5 % Dextrose zu infundieren. Hypoglykämie tritt am häufigsten bei Toy-Rassen < 10–12 Wochen auf.

Bei alten Patienten ist zu beachten:

• Geringere Muskelmasse, geringerer Körperwassergehalt

• Eingeschränkte Organfunktionen: z. B. Nieren, Leber und Herz

• Veränderungen im Gehirn: Es kann eine erhöhte zerebrale Sensibilität für Benzodiazepine und Opioide vorliegen, was zu einer stärkeren Wirkung dieser Medikamente führt.

Rassebesonderheiten:

• Windhunde: Thiobarbiturate nicht anwenden, da es zu verlängerter Aufwachphase und höherem Toxizitätsrisiko kommen kann. Propofol, Alfaxalon oder Dissoziativa können zur Einleitung eingesetzt werden (Cave: nicht zur Erhaltung über > 1h).

• Britische Hütehunde und deren Mischlinge: Eventuell kann ein Defekt im MDR-1-Gen vorliegen. Im Zweifel sollte auf Acepromazin und hohe Dosen vor allem langwirksamer Opioide verzichtet werden (Opiode im Notfall antagonisierbar).

• Boxer: Bei einigen Boxerlinien wurde eine Überempfindlichkeit auf Acepromazin beobachtet (Bradykardie und Hypotension; symptomatische Therapie).

Vorerkrankungen

Vorerkrankungen wie z. B. Herz-, Nieren-, Leber-, Lungen- sowie neurologische und endokrinologische Erkrankungen sind bei der Risikobewertung, ggf. präanästhetischer Stabilisierung und Erstellung des Anästhesieplans zu beachten. Für spezielle Informationen Kap. 1.7.

Begleitmedikation

•Enzyminduktoren oder -inhibitoren, z. B. Phenobarbital oder Phenytoin, induzieren Teile des Cytochrom-P450-Systems, das bei der Verstoffwechselung verschiedener Anästhetika wie Opioide oder Barbiturate eine wichtige Rolle spielt, während Medikamente wie Cimetidin es eher hemmen.

•Herzmedikamente können den Patienten teilweise für Hypotonie und Arrhythmien prädisponieren (z. B. Vasodilatatoren, β-Blocker, Digoxin).

•Diuretika: Elektrolytveränderungen (z. B. Hypokaliämie durch Schleifendiuretika) und Dehydratation können als Folge von Diuretika auftreten und in Kombination mit der Anästhesie zu Hypotonie führen.

•Medikamente, die Wechselwirkungen mit Muskelrelaxanzien haben: Verschiedene Medikamente wie Gentamycin bewirken eine verlängerte Wirkungsdauer peripherer Muskelrelaxantien wie Vecuronium. Atracurium wird nur minimal durch andere Medikamente beeinträchtigt.

•Carboanhydrasehemmer werden z. B. in der Glaukomtherapie verwendet. Sie bewirken eine metabolische Azidose, die eventuell klinisch relevant sein kann vor der Anästhesie. Daher sollte bei solchen Patienten eine Blutgasanalyse gemacht werden.

•Kortikosteroide: Durch Hemmung der Prostaglandinsynthese ist es bei Patienten, die Kortikosteroide erhalten, ähnlich wie bei NSAIDs besonders wichtig, dass der Blutdruck während der Anästhesie im Normalbereich gehalten wird, um eine Nierenschädigung zu vermeiden. Patienten, die Kortikosteroide erhalten, sind außerdem immunsupprimiert. Sie können bei akutem Absetzen möglicherweise den Stress einer Operation nicht kompensieren. Ähnlich benötigen Morbus-Addison-Patienten bei perioperativem Stress eine Dosisanpassung der Glucokortikoidtherapie.

Trauma

•Pneumothorax: Patienten mit Pneumothorax sollten möglichst spontan in Anästhesie atmen. Falls sie doch beatmungspflichtig werden, sollten ein niedriger inspiratorischer Druck und eine eher hohe Atemfrequenz gewählt werden. Je nach Schweregrad sollte vor einer Anästhesie ein Thoraxventil gelegt werden oder zumindest alles dafür vorbereitet sein, falls es zu einer akuten Verschlechterung während der Operation kommt. Die Verwendung von Lachgas (N2O) ist bei einem Pneumothorax kontraindiziert.

•Lungenkontusionen: Bei Patienten mit Lungenkontusionen sollte eine Atelektasenbildung in Anästhesie möglichst vermieden werden, um eine weitere Reduktion der Gasaustauschfläche zu verhindern. Eine Ventilation sollte vorsichtig mit niedrigen Spitzendrücken erfolgen, um weitere Einblutungen in die Lunge zu verhindern. Unter der Beatmung muss damit gerechnet werden, dass ein klinisch relevanter Pneumothorax entstehen kann. Generell sind Thoraxtraumata häufig sehr schmerzhaft, was bei unzureichender analgetischer Therapie zu einer Hypoventilation führen kann.

•Myokardtrauma: Nach einem bekannten Thoraxtrauma sollte vor und während der Anästhesie eine EKG-Überwachung zum Ausschluss von Arrhythmien erfolgen.

•Schädel-Hirn-Trauma: Bei Schädel-Hirn-Trauma-Patienten sind verschiedene Faktoren in der Anästhesie besonders wichtig:

– Einen weiteren Anstieg des intrakraniellen Drucks (ICD) verhindern durch leichte Hyperventilation (ETCO2 30–35 mmHg), leichtes Hochlagern des Kopfs (ca. 30°) und Vermeidung von Jugularvenenkompression; Vermeidung von Hustenreflex und Vomitus; ggf. Gabe von Mannitol oder in hypertoner NaCl-Lösung

– Aufrechterhaltung des zerebralen Perfusionsdrucks durch Aufrechterhaltung des mittleren arteriellen Blutdrucks > 75–80 mmHg

– Vermeidung von Hypoxämien

– Ausgleichen von Elektrolytimbalanzen und Erhaltung von Euglykämie

1.2.1.2 Anästhesie-Voruntersuchung

Neben der gründlichen Allgemeinuntersuchung mit Betonung des Herz-Kreislauf-Systems, Respirationstrakts, Verhaltens und Bewusstseins wird außerdem auf das Temperament der Tiere geachtet, um z. B. zu entscheiden, wie stark die sedative Komponente der Prämedikation und welche Applikationsroute gewählt werden.

Reicht bei sehr aggressiven Tieren eine Sedierung nicht aus, kann ein Injektionsanästhetikum, z. B. ein Dissoziativum, in Kombination auch intramuskulär gegeben werden.

Weiterhin sollte neben dem Körpergewicht auch der Ernährungszustand miterfasst werden, um Dosisanpassungen der Injektionsanästhetika und Sedativa zu ermöglichen. Wenn aus Praktikabilitätsgründen keine Umrechnung auf Körperoberfläche erfolgt, sollte bei übergewichtigen Tieren auf jeden Fall eine Dosisreduktion entsprechend ihres Normal(Ideal)gewichts erfolgen.

1.2.1.3 Laborwerte und weitere Diagnostik

• Bei jüngeren Tieren mit unauffälliger Anamnese und Allgemeinuntersuchung ist fraglich, ob eine präanästhetische Screening-Laboruntersuchung gerechtfertigt ist. Die bisher veterinärmedizinisch gering vorliegende Evidenz konnte keinen Vorteil zeigen.

• Bei älteren Hunden: Laut einer Studie führte bei Hunden > 7 Jahren bei 30 % eine präanästhetische Laboruntersuchung zu einer Managementveränderung oder einem Verschieben der Anästhesie. Bei älteren, scheinbar gesunden Tieren wird sie daher empfohlen (Tab. 1-9).

Tab. 1-9 Narkosevoruntersuchung – Laborbefunde

Laborbefund

Bedeutung

Harnstoff- und Kreatininerhöhung

Indikatoren für eine Nierenerkrankung. Blutdruck und Nierenperfusion aufrechterhalten. Kumulation renal metabolisierter Wirkstoffe beachten, z. B. wiederholte Ketamingaben Katze.

Dehydratation

Die meisten Anästhetika führen zu einer Reduktion des Herzminutenvolumens (HMV). In Kombination mit einer Dehydratation kann dies zum Kreislaufkollaps führen. Sobald eine Dehydratation erkannt wird, sollte sofort eine Flüssigkeitssubstitution eingeleitet und die Anästhesie, falls möglich, verschoben werden. Das Flüssigkeitsdefizit wird hierfür berechnet und zusammen mit dem Erhaltungsbedarf und fortbestehenden Verlusten innerhalb von 24 (–48) h ersetzt. Handelt es sich um einen Notfall, sollten vor der Einleitung der Flüssigkeitshaushalt und vor allem eine Hypovolämie so gut es geht ausgeglichen werden.

Anämie

Ob ein Tier vor einer Anästhesie transfusionspflichtig ist, hängt stark davon ab, ob es sich um eine akute oder chronische Anämie handelt, und zu welchem Anteil bei einer akuten Blutung das Blutvolumen durch Infusion bereits wieder aufgefüllt wurde.

Cave: Der Hkt ist bei einer akuten Blutung nicht aussagekräftig als alleiniger Transfusionstrigger.

Eine Anämie ist präanästhetisch zu beachten, weil

• Anästhetika allgemein den Hämatokrit senken (Sequestrierung in der Milz),

• eine Anämie durch Steigerung des HMVs und der Atemfrequenz kompensiert wird. Jede Anästhesie senkt mehr oder weniger das HMV und wirkt atemdepressiv, sodass die Kompensationsmöglichkeit eingeschränkt wird.

• Idealerweise sollten „individuelle Transfusionstrigger“ gelten. Unter Beachtung von physiologischem Blutvolumen und Vorerkrankungen (z. B. eingeschränkte Kompensationsfähigkeit durch Herzerkrankung) werden globale Indices unzureichender O2-Versorgung (z. B. Laktat, zentralvenöse O2-Sättigung) sowie HF, Blutdruck und AF in die Beurteilung miteinbezogen.

• Als grober Richtwert gilt ein präanästhetischer Hkt von 20–25 %.

Hypoproteinämie: Gesamtprotein < 5 g/dl Albumin < 2 g/dl

Diese Tiere haben einen verringerten kolloidonkotischen Druck und daher ein erhöhtes Hypotonie-Risiko.

Ggf. sind Kolloidgaben, wie z. B. humanes Albumin, oder, abhängig von der Grunderkrankung und Begleitproblematik, Plasmatransfusionen notwendig.

Erniedrigte Thrombozyten oder Gerinnungsfaktoren

(z.B. Von-Willebrand-Syndrom)

Abhängig vom vorliegenden Mangel sind Gaben von Frischgefrierplasma bzw. thrombozytenreichem Plasma oder Vollbluttransfusionen zu erwägen bzw. in Einzelfällen auch die Gabe von Gerinnungsfaktoren.

Bei einer Von-Willebrand-Erkrankung kann die Plasmaaktivität von vWF durch eine präoperative Desmopressin-Injektion signifikant erhöht werden.

Kalium

< 3 oder

> 5,5 mEq/l

Kaliumwerte außerhalb der Normgrenzen können zu Herzrhythmusstörungen und reduzierter Kontraktilität führen. Hochgradige Hyperkaliämien können durch Störung der Erregungsbildung/-leitung tödlich sein. Akut sollte mithilfe kaliumarmer Infusionslösungen Kalium extrazellulär gesenkt und mit langsamer Kalziumglukonatgabe das Membranpotential stabilisiert werden. Eine Glukoseinfusion sowie eine Alkalisierung des Extrazellularraums fördern die Kaliumaufnahme in die Zelle. Ersteres kann durch die gleichzeitige vorsichtige Insulingabe noch verstärkt werden.

Hyperkalzämie

Verschiedene Ursachen können zu einer Hyperkalzämie führen, welche Nierenschäden verursachen kann. Falls möglich, sollte das ionisierte Kalzium vor einer Anästhesie durch eine Infusion mit Kochsalzlösung und ggf. Diuretika gesenkt werden. In ausgeprägten Fällen kann eine Bisphosphonat-Therapie sinnvoll sein.

Hypokalzämie

Eine Hypokalzämie kann neuromuskuläre Störungen verursachen (z. B. Muskelzuckungen, Krämpfe). Sie kann z. B. infolge großer Mengen zitrathaltiger Blut- oder Plasmatransfusionen entstehen. Kalzium sollte i. v. immer langsam, idealerweise als Infusion, oder unter EKG-Kontrolle substituiert werden. Nach rascher Bolusgabe kann es zu extremer Bradykardie und einem Herzstillstand kommen.

Bei diagnostizierter Arrhythmie bzw. einem Pulsdefizit sollte präanästhetisch ein EKG geschrieben werden. Wenn außerdem ein Herzgeräusch zu hören ist, ist eine Echokardiografie anzuraten, um das Herz und ggf. notwendige Therapieoptionen genau zu beurteilen. Liegt eine kompensierte Herzerkrankung vor, kann es durch die Anästhesie zu einer Dekompensation des Herzens und zu Herzversagen kommen. Außerdem kann der Patient, wenn nötig, vor der Anästhesie durch Medikamente in eine bessere Ausgangssituation gebracht werden, und während der Anästhesie kann gezielt agiert werden. Bei Verdacht auf eine Dekompensation kann ein Thoraxröntgen beispielsweise zur Beurteilung der Gefäße und der Lunge sehr sinnvoll sein.

1.2.1.4 Ausgewählte Indikationen

Bronchoskopie: Bei kleineren Tieren mit einer möglichen Tubusgröße von 7 oder kleiner kann nicht durch den Tubus endoskopiert werden. Die Anästhesie muss deshalb mit Injektionsanästhetika erhalten werden, idealerweise in Form einer DTI für konstantere Plasmaspiegel oder Dissoziativa. Sauerstoff kann z. B. über eine Sonde über das Bronchoskop substituiert werden. Bei Tubusgrößen > 7 kann mithilfe spezieller Adapter durch den Tubus bronchoskopiert werden. Zur Prämedikation eignet sich Butorphanol aufgrund seiner antitussiven, aber geringen atemdepressiven Wirkung.

Gastroduodenoskopie: Opioide können evtl. Pylorusspasmen verursachen, einige neuere Studien zeigen tendenziell einen nachteiligeren Effekt durch µ-Agonisten wie Methadon im Vergleich zu Butorphanol. Ultraschall: Zur Sedation verwendete µ-agonistische Opioide können dosisabhängig Hecheln bei Hunden verursachen.

Myelogramm: Ketamin und Acepromazin sollten nicht verwendet werden, da sie evtl. die Krampfschwelle senken.

Schmerzen: Bei schmerzhaften Operationen müssen ausreichend akut antinozizeptiv wirksame Analgetika verabreicht werden (Kap. 1.8). Idealerweise wird eine multimodale Analgesie angewandt und lokalanästhetische Techniken kombiniert, wo möglich.

Eingriffe, die zu starken Blutverlusten führen: Beispielsweise Rhinotomien und invasive Gefäßtumoren können zu erheblichen Blutverlusten führen. Vor der Narkose sollte eine Kreuzprobe, besser Blutgruppenbestimmung (bei Katzen zwingend vor Transfusion), durchgeführt werden.

1.2.1.5 Narkoserisiko

ASA (American Society of Anesthesiologists)-Klassifikation

Auch bei Kleintieren konnte gezeigt werden, dass das Narkoserisiko signifikant steigt, sobald eine Störung des Allgemeinbefindens mit Leistungsoder Funktionseinschränkung vorliegt. Die ASA-Klassifikation dient der präanästhetischen Einschätzung des Gesundheitsstatus des Patienten und korreliert mit dem Narkoserisiko (Tab. 1-10). Bei Tieren ab den ASA-Klassen 3–5 steigt es deutlich an, deshalb sollte vor einer Anästhesie immer versucht werden, diesen Status, falls möglich, zu verbessern.

Tab. 1-10 ASA-Klassifizierung

ASA-Klasse

Allgemeinzustand

Risiko

1

Normaler, gesunder Patient

1-fach

2

Patient mit ggr. gestörtem Allgemeinbefinden, ohne funktionelle Beeinträchtigung

1-fach

3

Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung, die die Leistung einschränkt

3-fach

4

Patient mit schwerer, lebensbedrohlicher Allgemeinerkrankung

6-fach

5

Moribunder Patient, der voraussichtlich die nächsten 24 Stunden ohne Operation nicht überleben wird

9–10-fach

E

Notfall

Der Buchstabe E wird bei Notfällen der sonstigen ASA-Stufe angehängt, da es einen Einfluss hat, ob es sich um einen elektiven Eingriff oder einen Notfall handelt.

Weitere risikobestimmende Faktoren

Extremes Alter (sehr jung oder rassespezifisch sehr alt) sowie Art und Dauer des Eingriffs haben einen Einfluss auf das Anästhesierisiko. Zwar muss zwischen Anästhesie- und Operationsrisiko unterschieden werden, aber je länger und komplexer bzw. invasiver ein Eingriff ist, umso höher ist auch das Anästhesierisiko.

1.2.2 Vorbereitung des Patienten

Empfohlene Flüssigkeitsmengen sind in Tab. 1-11 aufgeführt.

Tab. 1-11 Flüssigkeitssubstitutionsrate

Situation

Substitutionsrate

Gesunde Tiere

5 ml/kg/h Hd3 ml/kg/h Ktz

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

(bei Gefahr eines Lungenödems)

1 ml/kg/h Ktz1–2 ml/kg/h Hd

• Für einen normalen, elektiven Eingriff an einem gesunden, adulten Tier wird das Futter 6–12 Stunden vor dem Eingriff entzogen, Wasser kann ad libitum zur Verfügung gestellt werden. Welpen sollten gar nicht fasten. Bei metabolischen Erkrankungen sollte die Dauer der Nahrungskarenz ebenfalls an die Situation angepasst werden.

•Dehydratation und Elektrolytimbalancen sowie Blutglukose-Entgleisungen sollten, falls möglich, vor der Anästhesie ausgeglichen werden.

• Bei Diabetikern sollte die Anästhesie möglichst früh geplant werden, damit die Tiere schnell wieder in ihren normalen Fütterungs-Insulin-Rhythmus kommen. Die Tiere erhalten am Tag der Anästhesie zunächst kein Insulin durch den Besitzer, sondern nach Kontrolle eine an den Blutzuckerwert angepasste, reduzierte Menge. Bei zu niedrigen Werten sollte Glukose 5 % in Vollelektrolytlösung infundiert werden.

1.3Prämedikation

In der Regel benötigen alle Patienten eine Prämedikation. Meist erfolgt die Gabe einer Kombination aus Sedativum und Analgetikum intramuskulär oder subkutan, bevor stressfrei ein Venenkatheter gelegt werden kann. Wenn der Patient eine spezielle Erkrankung hat, die beispielsweise eine schnelle intravenöse Einleitung erfordert, er sehr ruhig ist und schon einen venösen Zugang hat, ist nicht unbedingt eine Prämedikation notwendig.

1.3.1 Zweck der Prämedikation

• Verminderung von Angst und Stress und daher leichteres Handling

•Verminderung parasympathischer Effekte: z. B. Speicheln, Bronchosekretion, Bradykardie, Erbrechen. In der Regel ist Erbrechen kein Problem, da das Tier vor der Operation gefastet hat. Bei gesunden Hunden und Katzen, die in den letzten Stunden gefressen haben, kann notfalls mit Xylazin (0,4–1,0 mg/kg i. m. bei der Katze) oder Apomorphin (0,08 mg/kg s. c. beim Hund) das Erbrechen induziert werden.

•Analgesie: Opioidanalgetika verstärken den sedativen Effekt verschiedener Sedativa. Die analgetische Wirkung hilft bereits beim Legen eines venösen Zugangs. Für schmerzhafte Eingriffe ist eine ausreichende und ausreichend lang wirksame Analgesie essenziell, um eine Sensibilisierung zu verhindern.

•Reduktion der Anästhetika-Dosis (für Induktion und Erhaltung): Zum Beispiel kann durch die Gabe von Acepromazin oder α2-Agonisten plus Opioid als Prämedikation der Bedarf an Injektionsanästhetika zur Einleitung und z. B. Inhalationsanästhetika zur Erhaltung um 50–60 % gesenkt werden.

•Verbesserung der Qualität der Aufwachphase: Die Qualität der Aufwachphase korreliert meist eng mit der Qualität der Einleitungsphase. Eine ausreichende Analgesie trägt nach schmerzhaften Eingriffen außerdem dazu bei, ebenso wie die Reduktion von Stress durch eine teilweise noch in die Aufwachphase hinein andauernde sedative Wirkung.

1.3.2 Arten der Prämedikation

• Parasympatholytika

• Benzodiazepine

• Opioide

• α2-Agonisten

• Neuroleptika(Dissoziativa)

1.4Narkoseprämedikation

In der folgenden Tabelle sind Wirkstoffe für die Narkoseprämedikation gelistet (Tab. 1-12).

Tab. 1-12 Verschiedene Wirkstoffe zur Prämedikation

1.5Narkoseinduktion

Die für die Induktion der Narkose gebräuchlichen Injektionsanästhetika sind in Tab. 1-13 aufgeführt.

Tab. 1-13 Injektionsanästhetika

Wirkstoff

Wirkung

Kardiovaskuläre und respiratorische Effekte

Indikationen

Nachteile

Kontraindikationen

Alfaxalon

Formulierung in Cyclodextrin, zugelassen für Hd/Ktz i.v. (i.m. nach Umwidmung)

GABA

A

-Rezeptor wirksames Neurosteroid, ultraschnelles Injektionsanästhetikum

Muskelrelaxation Keine Antinozizeption

Reduktion BD

und

Herzauswurf

(HF häufig ↑)

Dosisabhängige Atemdepression, bei zu schneller Injektion Apnoe möglich

Schnelle i. v.-Induktion (bei Therapienotstand auch i. m.)

Erhaltung durch wiederholte Bolusgaben/DTI, vorteilhaft für wiederholt aufeinanderfolgende Anästhesien/TIVA Ktz

Induktion beim Kaiserschnitt: Vorteilhaft für initiale Welpenvitalität gegenüber Propofol

Ohne Prämedikation unruhige Aufwachphase, Myoklonien häufig

Kombination nur mit Benzodiazepinen, kann Myoklonien verstärken

Ketamin

Induktion 2–5 mg/ kg i. v.

(Hd eher niedriger, Ktz eher höher dosiert)

Wirkungsdauer: ca. 10 min

Dissoziativum,

wird zur Induktion meist direkt mit Benzodiazepin kombiniert Weiteres Prämedikation

Prämedikation

Mit Benzodiazepin geeignet für

Patienten mit distributivem/hypovolämischem Schock,

wenn noch nicht sympathisch erschöpft.

Weiteres Prämedikation

Prämedikation

Prämedikation

Propofol Phenolderivat:

Als Emulsion zum Direktverbrauch/mit Lösungsvermittler/ Konservierungsmittel in Durchstechflasche zugelassen

6–30 mg/kg/h

1–4 mg/kg alle 10 min i. v.

Ein über den GABAA-Rezeptor schnell wirksames Injektionsanästhetikum mit kurzer Wirkungsdauer durch Umverteilung, beim Hund keine relevante

Kumulation (Cave: Windhunde und Katzen).

Bei langsamer Injektion nach Prämedikation Dosierung nach Wirkung ideal (¼ ungefährer Dosis über 30 s injizieren)

Muskelrelaxation Keine Antinozizeption

Senkt BD

durch

Reduktion HMV

und

Gefäßweitstellung

Dosisabhängig Atemdepression, bei zu schneller Injektion/Überdosierung Atemstillstand

Sedation

(dosisabhängig,

Cave: Atemdepression

)

i. v.-Induktion Hd/Ktz Erhaltung kurzer Anästhesien

(< 1 h) Hd/Ktz

Erhaltung > 1 h (TIVA) Hd

statt Inhalation bei z. B. Bronchoskopien

Hirnoperationen, SHT-Patienten (vorteilhaft für zerebralen Stoffwechsel und intrakraniellen Druck)

Lungenlappenresektionen

Maligne Hyperthermie Induktion Kaiserschnitt trotz Atemdepression und Nicht-Reversierbarkeitgut möglich, da rasche Umverteilung nach 10 min, bevor Welpen entwickelt

Katzen:

oxidative Schäden bei häufig wiederholter Anwendung, starke Kumulation bei > 1 h Anästhesie, dann lange Aufwachphase

Emulsion ist guter Nährboden für bakterielles Wachstum, streng hygienischer Umgang und Verbrauch direkt nach Anbruch

Einleitung/Aufwachphase ohne Prämedikation oft unruhig

Hgr. Herz-Kreislauf-instabile Patienten

Etomidat

Nicht tiermed. zugelassen, ggf. umwidmen. Formulierung als Emulsion oder mit Propylenglykol

nur i. v.

Imidazolderivat, schnell über GABAA-Rezeptor wirksames Hypnotikum

Keine Antinozizeption

Schlechte Muskelrelaxation, daher meist Prämedikation mit Benzodiazepin und Opioid

Senkt zerebralen O2-Bedarf und ICD

Kaum kardiovaskuläre Depression; Blutdruck sehr stabil

Dosis- und injektionsgeschwindigkeitsabhängige

Atemdepression

Induktion bei Hd/Ktz mit hgr. kardiovaskulärer Instabilität

Vorteilhaft bei Patienten mit erhöhtem ICD, z. B. bei SH-Trauma

Hemmung adrenaler Steroidsynthese

(Unterdrückung der Stressantwort), daher keine Erhaltung per DTI, Gefahr einer Addison-Krise

Exzitatorisch: Häufig Muskeltremor bei Induktion, daher meist in Kombination mit Benzodiazepin

Emulsion ist guter Nährboden für bakterielles Wachstum, streng hygienischer Umgang und Verbrauch direkt nach Anbruch

Patienten mit bekannter

Nebennierenrindeninsuffizienz

Thiopental z. Zt. in D nicht zugelassen, ggf. umwidmen

8–12,5 mg/kg zur Induktion, ohne Prämedikation 20–25 mg/kg

Thiobarbiturat

, sehr fettlöslich, überquert sehr schnell die Blut-Hirn-Schranke, führt damit zu extrem schneller Induktion. Die Induktion ist in der Regel ruhig (je ¼ der Dosis im Bolus, dazwischen 30 s warten).

Nicht länger warten, da sonst die Wirkung abflauen kann.

Bei relativer Unterdosierung kann es zu Exzitation kommen.

Vagolytisch, zunächst HF ↑ bei gesunden Tieren, danach Abfall.

Vermindert Kontraktilität des Herzens

Herzrhythmusstörungen möglich (ventrikulärer Bigeminus)

Atemdepression (vergleichbar zu Propofol)

Beim Kleintier in D kaum noch eingesetzt, da Umwidmung nötig

Ultraschnelle Einleitung (z. B. für Patienten mit hohem Aspirationsrisiko)

Starke Kumulationsneigung bei wiederholter Gabe (sehr lipophil, Wirkungsende durch schnelle Umverteilung)

Cave: Sehr gewebereizend, muss streng i. v. appliziert werden

Kardiovaskuläre Wirkung

Cave: Erhöhtes Toxizitätsrisiko und stark verlängerte Aufwachphase bei Windhunden

Windhunde Kardiovaskulär instabile Patienten, Tachyarrhythmien

1.6Inhalationsanästhetika

Inhalationsanästhetika und ihre Eigenschaften sind in Tab. 1-14 aufgeführt.

Tab. 1-14 Inhalationsanästhetika

Wirkstoff

Vorteile

Nachteile

Indikationen

Kontraindikationen

MAC

Lachgas (N

2

O)

Geringer Blut-Gas-Verteilungskoeffizient (0,47) führt zu sehr schneller Anund Abflutung.

Analgetischer Effekt: Milder Effekt durch NMDA-Antagonismus (ähnlich Ketamin)

Anästhetikum sparender Effekt (Anästhesie beim Kleintier aufgrund hohem MAC allein nicht möglich)

Second-gas-Effekt: Beschleunigt die Induktion mit anderen Inhalationsanästhetika

Herz-Kreislauf-Stimulation durch leichten sympathomimetischen Effekt

Diffusionshypoxie:

Nach Beendigung der Lachgasapplikation muss noch mindestens 5 min reiner O

2

appliziert werden.

Diffusion/Expansion: Diffundiert in abgeschlossene gasgefüllte Räume und expandiert sie, dadurch erhöhte Gefahr einer

Luftembolie

Maximal applizierbare 50–70 % (mind. 30 % O2) reichen nicht aus für Anästhesie

Chronische Exposition: Risiko für neurologische/hämatopoetische Veränderungen

(Arbeitsschutz!)

Treibhausgas

Zur Beschleunigung der Induktion mit anderen Inhalationsanästhetika (bei modernen nicht mehr so relevant)

Zusatzbaustein intraoperativer Analgesie

Anästhetikum sparend bei Kreislauf-instabilen Patienten

Pneumothorax

Erhöhter ICD, Neurochirurgie Magentorsion

Ileus/Volvulus

Ophtalmologische Eingriffe (Alle Erkrankungen mit abgeschlossenen, Gas gefüllten Räumen)

MAC Hd/Ktz: 180–250 %

Isofluran

Relativ schnelle Induktion und Aufwachphase

durch relativ niedrigen Blut-Gas-Verteilungskoeffizienten (1,4) Gute Steuerbarkeit

Muss kaum verstoffwechselt werden, keine Kumulation

Dosisabhängige

Herz-Kreislaufsupression

(Gefäßweitstellung und Myokardsuppression) und

Atemdepression

Nicht antinozizeptiv

Atemwegsreizend

Treibhausgas

Erhaltung für alle längeren Operationen

Dosisreduktion durch Balancieren v. a. bei kreislaufinstabilen Patienten beachten

Maligne Hyperthermie

Nicht in hohen Konzentrationen bei intrakraniellen Pathologien verwenden

Hd 1,3 Vol.-%

Ktz 1,7 Vol.-%

Sevofluran

Sehr schnelle Induktion

und Aufwachphase aufgrund niedrigem Blut-Gas-Verteilungskoeffizienten (0,67)

Weniger atemwegsreizend, angenehmerer Geruch als Isofluran

Kardiovaskulär marginal günstiger als Isofluran

Teurer als Isofluran

Spezifischer Präzisionsverdampfer muss benutzt werden.

Etwas höherer Anteil (ca. 3 %) wird metabolisiert.

Vorteilhaft für Maskeneinleitung oder Induktionsbox

Weitere Indikationen Isofluran

Maligne Hyperthermie

Hd 2,3 Vol.-%

Ktz 3,0 Vol.-%

1.7Anästhetische Überlegungen bei spezifischen Indikationen

In der folgenden Tabelle werden für die jeweilige Indikation geeignete Anästhetika und Vorgehensweisen beschrieben (Tab. 1-15).

Tab. 1-15 Spezifische Indikationen

Indikation

Überlegungen

Geeignete Medikamente/Narkoseprotokolle

Ungeeignete Medikamente

Kaiserschnitt

Physiologische Veränderungen:

Erhöhtes HMV (bis 40 %) benötigt, v. a. durch erhöhte HF Ein gravider Uterus kann in Rückenlage den venösen Rückfluss behindern (Position ändern, leichte Seitenlage, kranial höher lagern).

Erhöhtes Plasmavolumen, niedrigerer Hkt

Erhöhtes Aspirationsrisikio: Schnelle Einleitung und Intubation (mit Cuff) in Brust-Bauch-Lage, Kopf hoch halten

Erhöhter Sauerstoffbedarf, reduzierte funktionale Residualkapazität: präoxygenieren!

Ca. 50 % erhöhtes Atemminutenvolumen, leichte Hypokapnie; aber erhöhter abdominaler Druck durch graviden Uterus führt zu Lungenvolumen↓ und fördert Atelektasen, ggf. Ventilation/ Rekrutierung nötig

Wohlbefinden der Föten: Gewebeperfusion und Gasaustausch bei den Föten sind vollständig abhängig vom maternalen Herz-Kreislauf-System, Ventilation und Oxygenierung (und Plazentafunktion). In utero erfolgt fötale Wirkstoffelimination über maternale Organe.

Anästhetika überwinden die Blut-Hirn-Schranke und damit auch die Plazentaschranke. Basische Medikamente wie Opioide können im aziden Fötus kumulieren (ion trapping).

Erste Hilfe für Neugeborene: Die Atemwege werden durch Auswischen mit einem Tuch oder durch vorsichtiges Absaugen freigemacht. Kräftiges Reiben mit dem Strich wirkt anregend. Wurden Opioide verwendet, kann mit Naloxon (0,05–0,1 ml) antagonisiert werden. Sauerstoff kann mittels kleiner Masken substituiert werden, im Notfall kann auch intubiert und vorsichtig beatmet werden. Wärmezufuhr und ggf. vorsichtige Glukosesubstitution beachten.

Vor der Anästhesie bereits scheren und waschen, um Anästhesiezeit und Rückenlage möglichst kurz zu halten

Einleitung ohne Prämedikation mit Alfaxalon (oder Propofol) i. v. nach Effekt bis Intubation möglich

Erhaltung mit Sevofluran (oder Isofluran) so niedrige Konzentration wie möglich für Hypnose (ca. 0,7–0,8 Vol.-%)

Epiduralanästhesie mit kurzwirksamem LA (z. B. Lidocain), außer bei Hündin mit Hypotension/ Schockgeschehen, dann ein Opioid wie Fentanyl 1 (–5) µg/kg i. v. und Naloxon für Welpen bereit halten. Nach Entwicklung der Welpen kann normal nachdosiert werden.

Schnittlinieninfiltration mit Lokalanästhetikum oder splash block (vor Hautverschluss LA auf Wundbereich träufeln)

Gesamtdosis z. B. Lidocain 4 mg/kg beachten

Folgende Medikamente führen zu signifikanter Depression bei den Welpen:

Xylazin

(Ketamin)

Barbiturate

Herzerkrankungen

Immer die individuelle Situation und Medikation berücksichtigen Allgemein: Hypovolämie und Hypotonie vermeiden (Blutdrucküberwachung)

Verminderter Herzauswurf und Medikamente wie β-Blocker und ACE-Hemmer können in Verbindung mit Anästhetika zu ausgeprägter Hypotonie führen.

Flüssigkeitsüberladung verhindern

HF möglichst stabil halten (Abweichungen < ± 20 % vom Basalwert)

Anstieg der Herzarbeit und des myokardialen O2-Bedarfs vermeiden

Stress vermeiden!

Bei Herzinsuffizienz und reduziertem HMV Einleitung mit Injektionsanästhetika langsamer (besonders langsam injizieren), mit Inhalationsanästhetika schneller

Hohe Dosen Injektions-/Inhalationsanästhetika vermeiden durch Prämedikation, balancierte Anästhesie, Lokalanästhesien wo möglich

Prämedikation:

Benzodiazepin + Opioid: Kaum kardiovaskuläre Nebenwirkungen, dosisabhängig Vagotonus ↑, HF ↓

Acepromazin: Nachlastsenkung durch Vasodilatation z. B. bei Mitral-/Trikuspidalinsuffizienz vorteilhaft, wenn keine anderen Vor-/Nachlastsenker gegeben werden; nicht geeignet bei Pulmonalstenose

α2-Agonisten erhöhen initial stark die Nachlast und senken die HF, in zweiter Phase Sympathikolyse, HMV ↓, BD ↓, daher für die meisten Herzerkrankungen ungeeignet

Einleitung:

Nach Anästhetikum sparender Prämedikation langsame i. v.-Einleitung mit Alfaxalon oder Propofol nach Effekt

Bei hgr. hämodynamischer Instabilität Etomidat vorziehen (Umwidmung nötig)

Ketamin/Diazepam: Kann z. B. bei Mitral-/Trikuspidal-Insuffizienz verwendet werden

Dissoziativa wie Ketamin kontraindiziert bei HCM

α2-Agonisten kontraindiziert bei MI, TI, DCM, Bradyarrhythmien