Professionelles Verhandeln für Einkauf und Verkauf - Jörg Pfützenreuter - E-Book

Professionelles Verhandeln für Einkauf und Verkauf E-Book

Jörg Pfützenreuter

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  • Herausgeber: UVK
  • Kategorie: Fachliteratur
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2025
Beschreibung

Mithilfe von Strategie, Taktik und Psychologie richtig verhandeln Die Everest-Methode® von Jörg Pfützenreuter und Thomas D. Veitengruber ist bei Konzernen und Mittelständlern gefragt. Seit Jahren coachen sie Ein- und Verkäufer:innen gleichermaßen und lassen die eine Seite in die Karten der anderen schauen. Denn am Ende entscheidet die strategische, taktische und psychologische Raffinesse, wer als Sieger:in vom Verhandlungstisch aufsteht. Ein Buch für alle, die im Einkauf oder Vertrieb arbeiten und ihr Verhandlungsgeschick um den alles entscheidenden Gipfelmeter voranbringen wollen. Es eignet sich auch für Studierende der Betriebswirtschaftslehre.

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Seitenzahl: 360

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Jörg Pfützenreuter / Thomas D. Veitengruber

Professionelles Verhandeln für Einkauf und Verkauf

Die EVEREST-Methode® 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage

Umschlagabbildung: © skodonnell ∙ iStockphoto

 

Autorenbild Jörg Pfützenreuter: © privat

Autorenbild Thomas D. Veitengruber: © privat

 

2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2025

1. Auflage 2014 (unter dem Titel „Die Everest-Methode: Professionelles Verhandeln für Ein- und Verkäufer“)

 

DOI: https://doi.org/10.24053/9783381123728

 

© UVK Verlag 2025‒ Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

 

Internet: www.narr.deeMail: [email protected]

 

ISBN 978-3-381-12371-1 (Print)

ISBN 978-3-381-12373-5 (ePub)

Inhalt

Vorwort der zweiten AuflageVorwort der ersten AuflageDankeÜber die Autoren1 Professionelles Verhandeln für Ein- und Verkäufer1.1 Verhandeln – was bedeutet das überhaupt?1.2 Was passiert bei einer Verhandlung?1.3 Parameter 1: Ziele1.4 Parameter 2: Information1.5 Parameter 3: Teilnehmer1.6 Parameter 4: Strategie und Taktik2 Die EVEREST-Methode zur professionellen Verhandlungsvorbereitung3 Einstieg – Beschaffung der benötigten Informationen und Grobpositionierung3.1 Für Einkäufer ein Leichtes: Wettbewerbsinformationen sammeln3.2 Für den Einkäufer gut zu wissen: Das Unternehmen hinter dem Lieferanten3.3 Verkäufer sollten vor allem ihre Schlüsselkunden sehr gut kennen3.4 Das Produkt: Darüber sollten Verkäufer wie Einkäufer sehr gut informiert sein3.5 Die Teilnehmer: Verkäufer, Einkäufer, bekannte und unbekannte Größen3.6 Informationsbeschaffung: Was finde ich wo?3.7 Grobpositionierung4 Verhandlungsziele: Vorgaben und Zielsystem4.1 Warum Ziele festlegen?4.2 Das Zielsystem5 Einschätzung der Ausgangsposition und des Risikos5.1 Ausgangsposition realistisch bewerten5.2 Einschätzung der Machtverhältnisse im Vertrieb5.3. Einschätzung des Risikos im Einkauf5.4 Möglichkeiten, die Wahrnehmung des Gegenübers zu verändern6 Rhetorik – Das Argumentespiel6.1 Motive (Kauf-, Verkaufsmotive) des Gegenübers erkennen6.2 Schlagkräftige Argumente entwickeln6.3 Die Schuhe des anderen6.4 Argumentations- und Einwandtechniken erkennen und anwenden7 Empathie – Wie man Menschen für sich gewinnt!7.1 Wie man die Beziehungsebene in Verhandlungen nutzen kann7.2 Menschen richtig beobachten und „lesen“7.3 Menschen verstehen: Persönlichkeitstyp, Motivation und Antrieb7.3.1 Persönlichkeitstypen7.3.2. Motivation und Antrieb7.4 Eigene Ausstrahlung zielgerichtet einsetzen7.5 Wellenlänge aufbauen / Menschen abholen8 Strategie – der übergeordnete Plan8.1 Strategie und Taktik8.2 Strategie 1: Kooperative Lösung / Win-win8.3 Strategie 2: Durchsetzen8.4 Strategie 3: Kompromiss8.5 Strategie 4: Nachgeben8.6 Strategie 5: Abbruch9 Taktik – Der taktische Baukasten professioneller Verhandler9.1 Teilnehmer9.2 Organisation und Zeit9.3 Gesprächstaktik9.4 Taktik der Argumentation9.5 Die Trickkiste10 Online-Verhandlungen erfolgreich führen10.1 Die Wahl des richtigen Mediums für Verhandlungen10.2 Technik10.3 Ablauf10.4 Kommunikation10.5 Flexibel agieren in Online-Verhandlungen11 KI als Assistenz in Verhandlungen11.1 KI in Verhandlungen11.2. Einführung in Chatbots – ChatGPT11.3 Prompt Engineering11.3.1 Allgemeine Tipps zum Prompting11.3.2 Allgemeine Anweisungen11.3.3 Strategien für effektives Prompting11.4 Konkrete Anwendungsmöglichkeiten von ChatGPT in Verhandlungen11.4.1 Datenbasierte Recherche über den Verhandlungspartner11.4.2 Unterstützung bei der Verhandlungsvor- und Nachbereitung11.4.3 Automatisierte Vertragsanalyse11.4.4 Unterstützung in Echtzeit: Vorschläge und Informationen während der Verhandlung durch KI-gestützte Systeme11.4.5 Unterstützung in schwierigen Verhandlungssituationen: Monopole und übermächtige Verhandlungspartner11.4.6 Unterstützung als psychologischer Berater11.4.7 ChatGPT als Trainer und Coach12 „Expedition“ – Erfahrungen sammeln in der Praxis12.1 Phasen einer Verhandlung12.1.1 Gesprächseinstieg12.1.2 Präsentation der Unternehmen12.1.3 Verhandlungseinstieg12.1.4 Verhandlung12.1.5 Gesprächsausstieg12.2 Tipps und Tricks aus unserer persönlichen Praxiserfahrung12.2.1 Verhalten in kritischen Situationen12.2.2 Fragetechnik12.2.3 Praxistipps für überzeugendes Argumentieren12.2.4 Einwände12.3 Die Trickkiste der Einkäufer10.4 Praxistipps für VerkäuferLiteraturRegister

Vorwort der zweiten Auflage

Die Welt verändert sich rasant. Künstliche Intelligenz (KI) wird unser Leben nachhaltig verändern. Was KI alles leisten kann, erläutern wir im neuen Kapitel 11 – und gleich an dieser Stelle, denn das Vorwort der zweiten Auflage haben wir mithilfe der KI geschrieben. Den Prompt, also die formulierte Anweisung an die KI, finden Sie hier:

Prompt für ChatGPT |„Wir haben vor genau 10 Jahren ein Buch über Verhandlungsführung geschrieben mit dem Titel „die EVEREST-​Methode“. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Die Märkte sind noch volatiler geworden. Es gab einige Krisen. Es wird seit Corona sehr viel online verhandelt. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz wird bei Verhandlungen immer wichtiger. Ich gebe dir das Vorwort zur ersten Auflage als Datei. Bitte schreibe ein zusätzliches Vorwort zur zweiten, erweiterten Auflage. Der Text soll etwa eine DinA4-​Seite lang sein. Der Schreibstil soll sich an dem Vorwort zur ersten Auflage orientieren.“

Es ist erstaunlich, wie viel sich in den letzten zehn Jahren seit der Veröffentlichung der ersten Auflage dieses Buches verändert hat. Seit wir damals mit der EVEREST-​Methode® einen strukturierten und praxistauglichen Ansatz für erfolgreiche Verhandlungen vorstellten, hat sich unsere Welt in vielerlei Hinsicht verändert: Ungewissheiten prägen den Markt, und die globalen Krisen haben die Herausforderungen komplexer und dynamischer gemacht. Die Rahmenbedingungen für Verhandlungen sind unberechenbarer, was eine methodische Vorbereitung noch bedeutender macht. Mit dieser vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage der EVEREST-Methode® möchten wir Ihnen Werkzeuge an die Hand geben, um sich in dieser neuen Realität erfolgreich zu behaupten.

Durch die Pandemie bedingt hat die Online-Kommunikation rapide an Bedeutung gewonnen. Verhandlungen über Videokonferenzen sind nicht mehr die Ausnahme, sondern oftmals die Regel. Diese Verlagerung in die digitale Sphäre bringt neue Herausforderungen mit sich, von der Körpersprache, die nun durch eine Bildschirmfläche eingeschränkt wird, bis hin zur Notwendigkeit, Vertrauen und Beziehung über Distanz aufzubauen. Unser Buch ist auf diese Anforderungen angepasst und bietet in dieser vollständig überarbeiteten und erweiterten Auflage praxisnahe Ansätze, wie Verhandler sich in virtuellen Verhandlungsräumen erfolgreich behaupten können.

Ein weiterer, zunehmend wichtiger Aspekt ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz. Tools, die einst als Zukunftsmusik galten, sind nun integraler Bestandteil vieler Verhandlungen. Ob bei der Analyse von Verhandlungspartnern, der Vorhersage von Marktveränderungen oder der Optimierung von Entscheidungen: KI beeinflusst bereits heute den Ablauf und die Dynamik von Verhandlungen maßgeblich. In dieser überarbeiteten Ausgabe zeigen wir Ihnen, wie Sie diese Technologien im Rahmen der EVEREST-​Methode® sinnvoll einsetzen, um Ihre Verhandlungen noch zielgerichteter und effizienter zu gestalten.

Diese zweite Auflage soll Sie also nicht nur in bewährter Weise auf die Anforderungen Ihrer Verhandlungen vorbereiten, sondern Ihnen auch den Weg in eine veränderte Verhandlungswelt weisen. Unser Ziel bleibt das gleiche: Sie mit einem Werkzeug auszurüsten, das Sie souverän, systematisch und erfolgreich durch jede Verhandlung führt.

 

Jörg Pfützenreuter und Thomas Veitengruber

Vorwort der ersten Auflage

EVEREST ist eine Methode, nach der Einkäufer und Verkäufer gleichermaßen erfolgreich verhandeln. Doch kann das überhaupt funktionieren? Kann man Ein- und Verkäufer tatsächlich über einen Kamm scheren? Sicher nicht, werden Sie sagen, Verkäufer sind von Haus aus bis zu den Haarwurzeln aufs Verkaufen gepolt, haben das Verkaufen gewissermaßen im Blut, während Einkäufer oft nicht über vergleichbares Rüstzeug verfügen. Und auch thematisch sind sie doch so verschieden: der Einkäufer hat ein ganz anderes Ziel vor Augen als der Verkäufer.

Wäre es also nicht viel sinnvoller, zwei Verhandlungsratgeber zu schreiben: einen für die Verkäufer, damit sie noch gewiefter werden? Und einen für die Einkäufer, um sie mit einer soliden Basis auszustatten, diesem Gewieftsein souverän zu begegnen?

Wir sagen: Nein. Die Systematik, die hinter einer Verhandlung steckt, ist für alle gleich. In unseren vielen Seminaren, die wir über das erfolgreiche Verhandeln gehalten haben, im Kontakt mit den Einkäufern, Verkäufern, Personalern und Projektleitern, die uns in unseren Seminaren Einblick gaben in ihre tägliche Verhandlungsarbeit, finden wir bestätigt, was die EVEREST-​Methode im Kern ausmacht: wer erfolgreich verhandeln möchte, muss die Sache systematisch angehen. Und EVEREST bietet Ihnen genau dies: eine Systematik zur Vorbereitung und Durchführung von Verhandlungen. Wer Ordnung in die vielen, vielen Parameter einer Verhandlung bringt, die ihn erwartet, hat einen klaren Blick auf sein Ziel und verliert es nicht aus den Augen, so haarig die konkrete Verhandlung dann auch werden mag.

Systematik, Ordnung, Struktur: das hört sich nach viel trockener Arbeit an, werden Sie sagen. Wir wollen Ihnen darauf mit einem entschiedenen ‚Jein‘ antworten. Sie werden in der Planung und Strukturierung der Verhandlung Entscheidungen treffen, darüber, wie Sie die Verhandlung führen wollen. Und dafür müssen Sie eigene Stärken und Schwächen, Ihr Team und das Ihres Verhandlungsgegners berücksichtigen, die unterschiedlichen Ziele der verschiedenen Teilnehmer, deren Persönlichkeiten, deren Schwächen. Es geht um strategische, psychologische, rhetorische Aspekte, um Zahlen, Machtgefüge, Zielsysteme und Taktik.

Bei EVEREST schicken wir Sie maximal vorbereitet in die Verhandlung. Wir möchten, dass Sie das für Sie beste Ziel aushandeln können. Klar, das erfordert Vorbereitung. Aber schon beim zweiten Mal werden Sie feststellen: das geht mir gut von der Hand. Beim dritten Mal ist die Systematik von EVEREST bereits in Sie übergegangen und bei der vierten Vorbereitung ist es wie Fahrradfahren.

 

Wir versprechen Ihnen: mit EVEREST haben Sie ein Handwerkszeug an der Hand, mit dem Sie alle Verhandlungen erfolgreich bestehen. EVEREST wird Ihre ganz persönliche Kompetenz, Ihre Ziele zu erreichen.

 

Jörg Pfützenreuter und Thomas Veitengruber

Danke

Dieses Buch ist eine Herzensangelegenheit! Es steckt viel Zeit und Leidenschaft darin und es war ein langer und spannender Aufstieg zu unserem ganz persönlichen Ziel. Wir sind stolz darauf, es erreicht zu haben – und das mit einem fantastischen Team an unserer Seite! Zuerst unsere Frauen, die nicht müde wurden, uns auf unserem Weg zu bestärken: Astrid und Natascha, dieses Buch hätte es ohne Euch nicht mal zum Basislager geschafft! Dann unsere Kinder, denen wir tägliche Übungseinheiten im erfolgreichen Verhandeln verdanken: es gibt keinen besseren Sparringspartner als Euch! Jedes Team braucht einen Optimisten. Für unseren Lektor war das Ziel von Anfang an schon so gut wie in Sichtweite: vielen Dank für Ihre immer hilfreichen Vorschläge und Ihre Unterstützung, Herr Berger! Wir haben den Aufstieg geschafft und einen hilfreichen Ratgeber geschrieben für alle, die ihre Verhandlungsziele erfolgreich erreichen wollen. Dass es dazu ein besonders lesenswertes und kurzweiliges Buch geworden ist, ist Tina Huh und Annette Wenzel zu verdanken. Euch beiden, dem Wenzel und Huh Pressebüro, gilt unser letzter Dank: Euer Schreiben, Denken und Ideenliefern haben das Buch veredelt.

 

Über die Autoren

Thomas D. Veitengruber, geboren 1967, ist Unternehmensberater und Inhaber der VEITENGRUBER – Beratung für den Mittelstand.

Für seine Beratungstätigkeit greift der Diplom-​Wirtschaftsingenieur auf eine langjährige Erfahrung als Führungskraft und Mitglied der Geschäftsleitung internationaler Industrieunternehmen zurück. Er lebte und arbeitete unter anderem in den USA, der Schweiz, Italien und Südostasien. Seine Schwerpunkte lagen dabei in Vertriebsmanagement und -steuerung, Marketing, Produkt- und Prozessmanagement, sowie in Einkauf und Supply Chain Management. Heute ist er einer der Experten für Value-​Selling und Verhandlungsführung und berät sowohl namhafte Konzerne als auch mittelständische Unternehmen. Er ist Business-​Coach und zertifizierter Online-​Trainer.

Thomas Veitengruber ist verheiratet und hat zwei Kinder. Gemeinsam mit seiner Familie lebt er im Rhein-​Main-​Gebiet.

🔗 www.veitengruber-bm.de

 

 

Jörg Pfützenreuter, geboren 1962, ist selbständiger Trainer, Coach und Autor.

Der Diplom-​Ingenieur und Diplom-​Kaufmann arbeitete in seiner beruflichen Laufbahn über 15 Jahre als Führungskraft im Management und in der Geschäftsleitung internationaler Konzerne und mittelständischer Firmen. Seine Schwerpunkte lagen im globalen Einkauf, Supply Chain Management und Business Mana­gement für technische Produkte.

Er greift auf vielfältige internationale Erfahrungen aus verschiedenen Branchen und Funktionen zurück und hat viele Jahre im Ausland, u. a. Saudi-​Arabien, USA, Kanada, Europa gelebt oder gearbei­tet.

Heute leitet er sein eigenes Seminar-, Trainigs- und Coaching-​Unternehmen in Köln und ist einer der Top-​Trainer für Verhandlungsführung und persönliche Souveränität. Er ist NLP-​Master, Business – und Hypnose – Coach und hat eine Ausbildung zum Hypnose-​Therapeuten absolviert. Mittlerweile hat er in seinen Seminaren und Coachings mehr als 6.000 Teilnehmer geschult.

Jörg Pfützenreuter ist verheiratet und hat vier Kinder. Er lebt mit seiner Familie in Köln.

🔗 www.joerg-pfuetzenreuter.com

 

Gemeinsam haben die Autoren die Verhandlungswerkstatt® gegründet, in der sie Führungskräfte, Einkäufer und Verkäufer vieler namhafter Unternehmen mit dem nötigen Handwerkszeug ausstatten, um Verhandlungen zielorientiert und erfolgreich zu führen.

🔗 www.verhandlungswerkstatt.com

1Professionelles Verhandeln für Ein- und Verkäufer

SUMMARY

Erfolgreiches Verhandeln ist keine Frage von Talent, einer glücklichen Hand oder gar Zufall – es kann erlernt werden! Und in diesem Kapitel legen wir die Basis dafür. Wir sehen uns genau an, was Verhandeln eigentlich bedeutet und lernen hier bereits vier entscheidende Parameter kennen, die darüber entscheiden, ob wir unser Verhandlungsziel erreichen: Ziele, Informationen, Teilnehmer und zuletzt Strategie und Taktik. So mit Basiswissen ausgerüstet, können wir den Weg zum Gipfel beginnen!

1.1Verhandeln – was bedeutet das überhaupt?

Sie betreten den Verhandlungsraum und sehen nach rechts und links – mit Ihnen sind andere Bergsteiger am Start, die wie Sie ein Ziel haben: die VerhandlungVerhandlung erfolgreich abschließen, den Gipfel erreichen. Was tun Sie? Einfach mal losmarschieren und auf Ihr Glück, Ihre Kraft und Ausdauer setzen? Jeder erfahrene Bergsteiger wird Ihnen sagen: Dies ist der Weg, auf dem Sie den Gipfel ganz sicher nicht erreichen. Der Berg will nicht bezwungen, er will vorbereitet sein. Jeder erfolgreiche Verhandler wird Ihnen sagen: Einzelkämpfer haben selten Erfolg. Alles, was Sie erreichen wollen, hängt immer auch vom anderen ab. Ob Sie innerhalb der Familie das Ziel der nächsten Urlaubsreise besprechen oder mit einem Kunden über den Preis für eine Lieferung diskutieren – immer müssen verschiedene Interessen auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Wie dieser Nenner dann konkret aussieht, hängt ganz davon ab, wie die Gespräche verlaufen. Und das wiederum haben Sie in der Hand!

Beim Verhandeln stehen sich mindestens zwei Personen gegenüber, die beide das Gleiche wollen: ihr Ziel möglichst zu 100 Prozent erreichen. Zugleich wissen beide, dass keine Verhandlung zustande käme, beharrten beide Seiten auf ihren in der Regel konträren Standpunkten. KommunikationKommunikation Kommunikation als Schlüsselist das Schlüsselwort, ohne sie funktioniert es nicht; nicht umsonst heißen die gängigen Synonyme zum Wort „verhandeln“ erörtern, sich besprechen, unterhalten oder konferieren.

1.2Was passiert bei einer Verhandlung?

Gibt es einen Königsweg beim Verhandeln, der mich zielsicher­ zum Gipfel führt? Ganz so einfach ist es nicht, denn keine VerhandlungVerhandlung gleicht der anderen, und was einmal funktioniert hat, kann das nächste Mal genau der falsche Weg sein. Wetterbedingungen ändern sich, die Natur verändert die Route und jeder Einzelne im Team bringt andere Stärken und Schwächen mit ein. Aber es gibt verschiedene Mittel und Methoden, sozusagen die Ausrüstung, um Verhandlungen einzuschätzen und erfolgreich zu führen. Jeder wird außerdem mit der Zeit seinen eigenen StilStil entwickeln und die passenden Methoden für seine PersönlichkeitPersönlichkeit finden. Aus einem feinsinnigen Verhandler wird keine aggressive „Bulldogge“ und umgekehrt.

Je nach Verhandlung und Persönlichkeit argumentieren, feilschen, werben, handeln wir oder üben Druck aus, um den Verhandlungspartner in die Richtung unseres Wunschergebnisses zu bewegen. Dazu setzen wir rhetorische Fähigkeiten ein, spielen vielleicht, wenn vorhanden, mit unserem CharismaCharisma, bemühen uns, passende Soft Skills anzuwenden und die Gedankengänge unseres Gegenübers zu entschlüsseln.

Eine Verhandlung ist keine Terra incognita, für die man nur genügend Abenteuergeist braucht, um sie zu erforschen. Das Gegenteil ist der Fall. Es sind vier Parameter, die darüber bestimmen, wie eine Verhandlung verläuft:

ZieleZiele

InformationenInformationen

TeilnehmerTeilnehmer

StrategieStrategie und TaktikTaktik

Abb. 1:

Verhandlungs­rahmen

Über was verhandeln wir im Geschäftsleben? Da sind sicherlich als Erstes die Preisverhandlungen zu nennen. Sie haben einen hohen Stellenwert und werden oft sehr erbittert geführt, da das Ergebnis kaum transparenter sein könnte als die Zahl, die am Ende schwarz auf weiß auf dem Papier steht. Zudem müssen Einkäufer und Verkäufer gleichermaßen ein zweites Mal Geschick zeigen, wenn sie das erzielte Ergebnis intern vorstellen und eventuell rechtfertigen müssen. Wer sich hierbei keine Blöße geben will, kämpft in der Verhandlung allein schon deshalb besonders hart und entschlossen. Neben den prominenten Preisverhandlungen werden aber auch nicht minder wichtige Verhandlungen über Verträge, Reklamationen, technische Inhalte oder Zielvereinbarungen geführt. Gut zu wissen: Ganz gleich, welcher Inhalt verhandelt wird, die Parameter für den Erfolg der Verhandlung bleiben immer dieselben!

1.3Parameter 1: ZieleZiele

Mit welchem Ergebnis möchten Sie den Verhandlungstisch optimalerweise verlassen? Haben Sie eine genaue Vorstellung oder ist sie eher vage? Entscheidend für den erfolgreichen Verlauf jeder Verhandlung ist es, sein ZieleZiel genau zu kennen. Je genauer Sie es definieren, desto weniger werden Sie in die Verlegenheit kommen, plötzlich auf glattem Eis „herumzueiern“ und am Ende auszurutschen. Denken Sie immer daran: Ein gewieftes Gegenüber wird Ihre „So ungefähr“-Vorstellung ohne zu zögern schamlos ausnutzen und die eigenen Ziele durchdrücken – und das, ohne dass Ihnen wirklich bewusst ist, was geschieht.

BEISPIEL

Einkäufer Ernst Erhardt hat sich im Vorfeld der Verhandlung Gedanken gemacht, welchen Hebel er ansetzen kann, um bei der Verhandlung um die Verlängerung des Rahmenvertrags mit Lieferant Volker Vogt einen Rabatt herauszuschlagen. Zwar besteht die Geschäftsbeziehung schon lange, die Qualität der Produkte ist gleichbleibend hoch und die Zuverlässigkeit legendär, aber auf der anderen Seite ist das zu vergebende Auftragsvolumen sehr attraktiv und die Wettbewerber stehen schon Schlange. Trotzdem ist Erhardts Interesse an einem Lieferantenwechsel gering, da es einigen organisatorischen Aufwand mit sich bringt, den er vermeiden möchte. Sein klares Ziel also: Ich setze den Lieferanten mit dem umkämpften Wettbewerb unter Druck und erwirke so viel Rabatt wie möglich auf die bestehende Preisliste.

Ist das Ziel schlüssig? Stellen wir diese Frage in Seminaren, kommen die Anfänger meist anerkennend zu dem Ergebnis, der Einkäufer sei ein wirklich harter Knochen. Für die Profis hingegen ist das Problem offensichtlich: Dieser Einkäufer hat überhaupt kein Ziel! Er hat die Situation strategisch analysiert und den entsprechenden Hebel „Wettbewerb“ erkannt. So weit, so gut. Was er sich allerdings nicht überlegt hat, ist die genaue Definition des Ziels: Mit welcher Forderung steige ich ein, wie lautet mein WunschzielWunschziel, mit welchem Ergebnis gebe ich mich gerade noch zufrieden und wann steige ich aus?

1.4Parameter 2: InformationenInformation

Wer die Route und vor allem ihre Schwierigkeiten sowie die Engpässe der Route genau kennt, hat den Vorteil auf seiner Seite. Beschaffen Sie sich also alle relevanten Informationen vor der Verhandlung, um besser einschätzen zu können, welche ZieleZiele realistisch sind, welche Forderungen zum Scheitern der Verhandlung führen könnten und welches Vorgehen zum Ziel führt.

Oft entscheiden sich Verhandlungen zugunsten derjenigen, die besser über den Verhandlungspartner, sprich das Unternehmen, informiert sind. Wie groß ist es, wie hoch ist der Verhandlungswert im Vergleich zum Gesamtumsatz oder wie wichtig ist der Auftrag für die eine wie für die andere Seite? In Zahlen umgesetzt: Sind mehr als 2,5 Prozent Rabatt einfach nicht drin, sind 5,5 Prozent realistisch oder kann ich höher einsteigen und versuchen, die 9 Prozent zu erreichen?

Folgende drei Möglichkeiten führen zu einer Einschätzung von realistischen Zielen:

Einkäufer und Verkäufer können allein aufgrund ihrer Erfahrung Erfahrung eine realistische Einschätzung ihrer Verhandlungs­ziele vornehmen.

Der Einkäufer holt sich VergleichsangeboteVergleichsangebote Vergleichsangebot ein und verschafft sich einen Überblick über den aktuellen Wettbewerb. Für den Verkäufer ist es nicht ganz so einfach: Er weiß nicht, wie sich seine Wettbewerber positionieren, zumindest nicht auf offiziellem Weg. Ganz ohne Wissen muss aber auch der Verkäufer nicht dastehen: Er kann eine WettbewerbsanalyseWettbewerbsanalyse Wettbe-werbs-analyse durchführen und abbilden, wie sich das Unternehmen in der Vergangenheit verhalten hat, wie seine Ziele aussehen und wie sich die aktuelle Situation darstellt.

Ein für Einkäufer und bedingt auch für Verkäufer guter Weg ist eine detaillierte KostenanalyseKosten-analyse Kostenanalyse : Danach geht es in Verhandlungen häufig nicht mehr um den Preis an sich, sondern um die technische Erreichbarkeit des zuvor analysierten und berechneten Preises. Voraussetzung ist die Bereitschaft beider Seiten, die KalkulationKalkulation offenzulegen und den Cost-BreakdownCost-​Breakdown gemeinsam zu analysieren.

Informationen über das Umfeld Umfeld bzw. die Marktverhältnisse Marktverhältnisse , in denen sich Einkäufer und Verkäufer bewegen, spielen eine wichtige Rolle. Wie sieht etwa der Wettbewerb aus, wie stark ist die Konkurrenz, hat der Verkäufer AlleinstellungsmerkmalAlleinstellungsmerkmale oder sogar eine Monopolstellung? Informationen über die Wettbewerber bieten wichtige Hinweise zu ihrer preislichen und technischen Positionierung und die Stärken und Schwächen der einzelnen Anbieter.

Da sich der Verkäufer im Markt besser auskennt – schließlich geht es um sein Produkt in seinem Markt und seine direkten Wettbewerber Wettbewerber –, hat er hier meist einen Informationsvorsprung. Allerdings muss er sein Produkt zusätzlich klar positionieren, Kenntnis über den Nutzen des Produkts für den Kunden haben, Vor- und Nachteile gegenüber den Wettbewerbern und die Kostenstruktur kennen und die Anforderungen des Kunden verstehen (Produkt, Logistik, Service, Beratung, Information über Updates etc.). Kurzum: Er muss zur Verhandlungskompetenz seine Vertriebskompetenz Vertriebskompetenz durch Markt- und WettbewerbsanalyseWettbewerbsanalysen Markt- / Wettbewerbs-analysen untermauern.

Alle diese Informationen über Unternehmen und Marktumfeld bilden die MachtverhältnisMachtverhältnisse Machtverhältnisse ab. Dieses Bild zeigt sehr deutlich, wer stark ist und Druck ausüben kann und den längeren Atem hat oder wer etwa beim Scheitern der Verhandlung mehr zu verlieren hat.

In Sachen Information müssen Sie als Ein- oder Verkäufer aber auch an das Produkt selbst denken. Ein Verkäufer kennt in der Regel sein Produkt sehr gut und kann das Verhältnis von Rabatt, technischen Änderungen, Umsatz und Gewinn schon im Schlaf tanzen. Um den Kunden zu überzeugen, braucht es (aber) mehr: Es ist wichtig, Informationen zu sammeln, die die Anforderungen des Kunden Anforderungen des Kunden genau abbilden. Wie setzt er das Produkt ein, was erwartet er vom Dienstleister, welche Verbesserung soll die neue Lösung bewirken etc.? Spitzen Sie in den Verhandlungen stets die Ohren und merken Sie sich jede Information, jedes beiläufig geäußerte Wort genau. Halten Sie das schriftlich fest und legen Sie sich eine Art Factsheet zum Kunden an. Gerade die Nebensätze bergen oft wertvolle Hinweise, die man andernorts nicht herausfinden kann.

Nehmen Sie im Zweifelsfall Fachleute aus Ihrem Unternehmen mit zur Verhandlung, vor allem dann, wenn sich Kenntnisse über technische Lösungen oder Produktdetails auf den Preis auswirken und sich Ein- oder Verkäufer ohne diesen fachlichen Beistand alleine auf unsicheren Boden begeben würden. Wer sich nicht auskennt, wird leicht über den Tisch gezogen oder die Verhandlung kommt ins Stocken und wird eindimensional („… es ist eben einfach zu teuer!“).

Fazit: Vorbereitung macht den Meister! Generell sind alle Informationen wichtig, die Sie vom oder über den Kunden und das Marktumfeld sammeln können. Je mehr Sie wissen, desto besser können Sie Verhandlungsstrategie und -taktik anpassen und desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie Ihr Ziel erreichen.

1.5Parameter 3: TeilnehmerTeilnehmer

In Verhandlungen begegnet man einer Vielzahl von verschiedenen Persönlichkeiten. Die Lauten und Überheblichen, die an den Verhandlungstisch poltern und auf alles eine Antwort haben, sei sie noch so an den Haaren herbeigezogen, fallen durch ihr dominantes Auftreten besonders auf. Wir alle neigen dazu, uns von Arroganz und Aggressivität einschüchtern zu lassen. Das muss nicht sein, im Gegenteil. Wer sich von vornherein auf Überheblichkeit und Co. einstellt, lässt sich kaum von ihr beeindrucken. Doch wie macht man das? Überlegen Sie einmal, warum der andere so arrogant oder aggressiv auftritt. Man muss kein ausgebildeter Psychologe sein, um zu wissen, dass sich hinter diesem Verhalten oft Angst und Unsicherheit verbergen. Angst, zu versagen, Unsicherheit, dem Druck nicht standzuhalten, und so weiter. Sie wissen doch: Hunde, die bellen, beißen nicht. Wenn man sich das klarmacht, verliert der Furor des Gegenübers seinen Schrecken. Stellen Sie sich vor, da sitzt Ihnen jemand gegenüber, der unsicher ist und in Auftreten und Ton über das Ziel hinausschießt. Klopfen Sie ihm gedanklich verständnisvoll auf die Schulter und sagen Sie sich trotzdem: „Jetzt wird hier aber vernünftig verhandelt und Klartext geredet! Und zwar nach meinen Regeln!“

Es soll Verhandlungen geben, in denen sich zwei Partner gegenübersitzen, die nicht um den heißen Brei herumreden, sondern klar und verständlich sagen, was sie denken und was sie erreichen möchten, und die beide eine einvernehmliche Lösung herbeiführen möchten. Diese Verhandlungen sind in der Regel schnell und unkompliziert. Man kam als Partner zusammen und geht auch als Partner aus der Verhandlung wieder heraus. Die schlechte Nachricht: Solche Verhandlungen kommen in der Realität eher selten vor. Im Alltag traut die eine Seite der anderen nicht über den Weg. In der Annahme, die Gegenseite macht das ja genauso, wird taktiert, geblufft, die Ergebnisse verzögert, mitunter sogar gelogen. Schließlich will man ja nichts verschenken und sich nicht über den Tisch ziehen lassen. Am Verhandlungstisch regieren Taktik und Hintergedanken, Strategie und Geheimhaltung. Vertrauen­ und Ehrlichkeit? Die müssen leider draußen bleiben.

Und deshalb müssen Sie sich auf Ihr Gegenüber nicht im Hinblick auf ihn als Privatperson, sondern als Ihr Verhandlungspartner einstellen. Natürlich hilft es zu wissen, für welchen Fußballverein sein Herz schlägt oder ob derjenige frisch verheiratet ist. Das reicht für ein paar nette, warme Worte am Anfang der Verhandlung. Aber es bereitet nicht das Feld. Denn in Businessverhandlungen geht es nicht vertrauensvoll und unverstellt zu. Vielmehr werden bisweilen Arroganz, Überheblichkeit oder Aggressivität bewusst eingesetzt, um Ziele durchzusetzen. Denken Sie allein an den sogenannten „Eisenfresser“ – wie beinharte und sehr erfahrene Profis unter den Verkäufern salopp genannt werden. Er erkennt sofort, wenn die Gegenseite die falsche Ausrüstung dabei hat und sich trotzdem auf rutschigen Untergrund wagt. Ein kleiner Rempler genügt und die Gegenseite rutscht aus: Da werden Verhandlungen verschleppt, Gegenargumente wie Platzregen eingesetzt oder durch unbequemes Verhalten auf menschlicher Ebene verunsichert, um nur einige Tricks zu nennen. Nur eines wird nicht passieren: Der Eisenfresser verschenkt keinen einzigen Cent. Der unerfahrene Einkäufer gibt sich schließlich zu schnell mit einem Nachlass von 2,5 Prozent zufrieden. Was er nicht ahnt: Der Verkäufer hatte einen viel höheren Rabatt in der Tasche und den Einkäufer lediglich durch seine Hartnäckigkeit schon bei 2,5 Prozent ausgebremst.

Und deshalb steht der Parameter Ziele an oberster Stelle. Denn was passiert, wenn der Einkäufer mit der konkreten Zielformulierung – möglichst 9 Prozent, mindestens aber 7,5 Prozent Rabatt – in die Verhandlung geht? Er wird sich niemals mit 2,5 Prozent abspeisen lassen. Der Verkäufer erhält sehr schnell das Signal: Dieser Einkäufer weiß genau, was er will, und er meint es ernst! Und wenn uns nun der notorische Eisenfresser gegenübersitzt, der die gewünschten 9 Prozent einfach nicht herausrückt? Hier bleibt dem Einkäufer nur eine Option, die Ultima Ratio: Er bricht die Verhandlung ab. Abbrechen kann dabei auch Unterbrechen im Sinne einer Denkpause heißen, die dem Einkäufer Zeit gibt, seine Ziele eventuell in einem akzeptablen Rahmen zu korrigieren. Entscheidend dabei ist aber das Signal an den Verkäufer: Ich werde mich nicht mit 2,5 Prozent zufrieden geben, egal wie hartnäckig, grob oder psychologisch trickreich der Eisenfresser an meinem Willen auch nagen mag. Sprich: Ziele sind der beste Freund in Verhandlungen, ganz gleich, wie die Teilnehmer auch heißen mögen.

Bei der Betrachtung der Teilnehmer einer Verhandlung gibt es noch einen weiteren interessanten Punkt. Verhandlung und VerhandlungsführerJede Verhandlung, egal wie viele Leute auf der einen oder der anderen Seite am Tisch sitzen, braucht einen VerhandlungsführerVerhandlungsführer. Er gibt die Reihenfolge der zu besprechenden Punkte vor, steckt den zeitlichen Rahmen und achtet auf das Einhalten der Agenda. Der Verhandlungsführer dringt aber nicht nur auf die Forma­lien. Er trifft auch Entscheidungen oder bricht die Verhandlung, wenn nötig, ab. Alle diese wichtigen Aufgaben sollten in einer Person gebündelt sein. Die Funktion des Verhandlungsführers ist eine machtvolle Position und meistens wird ein erfahrener Einkäufer, da er nun mal der Kunde ist, diese Aufgabe an sich reißen. Keine Chance also für den Verkäufer, auch mal Verhandlungsführer zu sein? Mitnichten. Immer wieder gehen Einkäufer mit einer „Ich warte mal ab, was passiert“-Haltung in eine Verhandlung. Sie haben keine Agenda, keinen roten Faden, keinen konkreten Plan. Diese Unerfahrenheit gilt es sofort auszunutzen! Sobald Sie als Verkäufer merken, dass der Posten des Verhandlungsführers vakant beziehungsweise ihrem Gegenüber schlicht nicht bekannt ist, bieten Sie sich freundlich an, diese Aufgabe zu übernehmen.

1.6Parameter 4: Strategie und Taktik

StrategieStrategie

Wir haben bereits drei entscheidenden Punkte betrachtet, mit denen eine Verhandlung steht und fällt: Ziele, Informationen und Teilnehmer.

Mit diesen drei Parametern lässt sich eine Verhandlung schon sehr gut beschreiben. Ziele, Teilnehmer und Informationen sind die wichtigen Eckpunkte, aber wie führe ich sie zu einem stabilen Gebilde zusammen? Was noch fehlt, ist das Wichtigste: der Plan! Sprich: Wie genau will ich mir denn jetzt holen, was ich mir als Ziel formuliert habe? Es geht also um die geeignete VerhandlungsstrategieVerhandlungsstrategie.

Wenn wir in unseren Seminaren in die Runde fragen, welche Verhandlungsstrategien es denn so gibt, kommen meistens die Antworten, die wir alle kennen: „good cop / bad cop“ oder „möglichst hoch einsteigen“ oder „mit dem Wettbewerb drohen“. Doch das ist nicht Strategie, sondern Taktik, die handwerkliche Umsetzung einer Strategie.

Das folgende Schaubild verdeutlicht Strategien und die dazugehörigen Ergebnisse einer Verhandlung:

 

Abb. 2:

Mögliche Verhandlungsergebnisse

 

Bietet die Verhandlungssituation auch nur die geringste Chance, eigene Ziele zu erreichen, weil man über eine stärkere Verhandlungsposition und entsprechende Druckmittel verfügt, wird in der Praxis oft die Win-​lose-​Option bevorzugt. Dabei steht das Erreichen der eigenen Ziele ohne Kompromisse im Vordergrund, denn in der heutigen Zeit hat schließlich niemand etwas zu verschenken. Dieses Vorgehen bezeichnen wir als hartes Verhandeln.hartes Verhandeln Am Verhandlungstisch agiert man gegeneinander; das Ziel ist es zu gewinnen und die Niederlage des Gegenübers wird in Kauf genommen.

Im Gegensatz dazu zielen Win-​win-​Verhandlungen darauf ab, Ergebnisse zu erreichen, mit denen beide Seiten gut leben können. Solche Verhandlungen führen zu einem Konsens, der für alle Beteiligten zufriedenstellend ist. Bei angestrebten Win-​win-​ErgebnissenWin-Win-Ergebnis wird tendenziell weicher verhandelt. Es geht um einen Dialog und Austausch, um Geben und Nehmen. Die Beteiligten nutzen ihren Verhandlungsspielraum voll aus und kommen einander entgegen. Ein zu hartes Auftreten wäre hier kontraproduktiv. Diese weiche Verhandlungsmethode ist sinnvoll, wenn keine Seite die andere dominieren kann und die Machtverhältnisse sowie Verhandlungspositionen ausgeglichen sind. Oft ist die Beziehung zum Verhandlungspartner genauso bedeutend wie das Verhandlungsergebnis.

Doch was geschieht, wenn kein win-​win in Sicht ist und niemand die andere Seite zum Nachgeben zwingen kann? Oft wird dann notgedrungen ein Kompromiss, auch als Pain-​SharingPain-Sharing bekannt, gewählt. Hierbei sind beide Parteien nur mäßig zufrieden, nicht umsonst wird diese Lösung als lose-​lose bezeichnet. Man könnte nun sagen, besser als nichts.

Doch gute Verhandler geben sich hiermit nicht zufrieden. Sie brechen die Verhandlung nicht auf halber Strecke ab, akzeptieren kein lose-​lose und suchen weiterhin hartnäckig nach Lösungen. Hierbei sind die Verhandlungskompetenzen und die Kreativität der beteiligten Personen gefragt. Gelingt es ihnen, in dieser scheinbar ausweglosen Situation eine Win-​win-​Situation zu schaffen? Eine Möglichkeit besteht darin, einen sogenannten DealDeal zu vereinbaren, indem eine bisher unbedachte neue Route zum Gipfel gesucht wird. Möglicherweise sind neben dem Preis auch andere Aspekte für das jeweilige Gegenüber von Interesse. Zum Beispiel könnte der Verhandlungspartner entgegenkommen (oder man selbst), wenn verbesserte Zahlungsbedingungen, eine größere Menge oder eine langfristige Sicherung auf den Tisch kommen. Hier ist es umso wichtiger, im Gespräch herauszufinden, welche weiteren interessanten Ziele unter der Oberfläche schlummern könnten. Dazu ist es notwendig, miteinander zu kooperieren, eine gemeinsame Route zu finden und sich gegenseitig auf den Gipfel zu helfen.

hart verhandeln

weich verhandeln

Das harte Verhandeln ist ein rücksichtsloser Kampf für den eigenen Sieg bzw. die eigenen Ziele (win- ?).

 

Das weiche Verhandeln berücksichtigt die Interessen der Gegenseite. Beide Parteien sollen mit dem Ergebnis zufrieden sein.

Es geht nicht um Annäherung, Kooperation und Ausgleich der Interessen, sondern um Durchsetzung der eigenen Interessen.

Verhandlungsmethoden können Bedrohungen, Tricks, Manipulationstechniken, Bestechungen, Versprechen oder andere Kampfmittel sein.

Oft wird der Verhandlungspartner durch Zähigkeit und Beharrlichkeit sowie taktische Tricks und Spielchen „weichgekocht“.

Der Verhandlungspartner wird hier tendenziell als Gegenspieler betrachtet, den es zu bezwingen gilt – notfalls auch zum Schaden des anderen.

Nachgeben ist ein Rückschritt und keine Option.

Das angestrebte Ziel ist ein Ergebnis, das beiden Seiten nutzt (win-​win), auch wenn die „Gegner“ vollkommen unterschiedliche Vorstellungen haben.

Dies erfordert Entgegenkommen und einen entsprechenden Verhandlungsspielraum (zur Not muss sogar „lose-​win“ in Kauf genommen werden).

Unter Umständen muss man von seinen ursprünglichen Vorstellungen abweichen und einen Kompromiss bzw. eine Alterna­tive (Plan B) suchen.

Der Verhandlungspartner soll nicht vernichtet oder unterworfen werden.

Trotz „harter Wortgefechte“ wird die Beziehung zum Geschäftspartner berücksichtigt und gepflegt.

Tab. 1:

Hartes und weiches Verhandeln

TaktikTaktik

Die Strategie steht fest, nun geht es darum, sie praktisch umzusetzen: Die Taktik ist gefragt. Taktik, das sind sozusagen die Zutaten Ihres Proviants für den Aufstieg. Die einen versorgen sich mit Energieriegeln und Energydrinks, die anderen bevorzugen Quellwasser, Butterbrote und Obst. Und so, wie jeder eine andere Vorstellung vom perfekten Proviant hat, unterscheiden sich auch die Vorstellungen, wie eine harte oder weiche Verhandlung zu schmecken und auszusehen hat.

Taktische Zutaten für eine Verhandlung sind zum Beispiel FairnessFairness und StilStil. Gibt es eine Bewirtung, lässt man den anderen bei einem schalen Glas Wasser verhungern, argumentiert man mit falschen Versprechen, Unwahrheiten, ist man höflich oder lässt den anderen warten? Taktische Unhöflichkeiten mögen sehr schlechter Stil sein, in Branchen, die vorwiegend hart verhandeln, führen sie aber zu guten Verhandlungsergebnissen. Ein Verkäufer, der dem Druck der Unhöflichkeit nicht standhält, gerät schnell ins Hintertreffen. Der Verkäufer kann wiederum mit seiner Taktik versuchen, den Einkäufer zu irritieren, indem er ausgesucht freundlich zu ihm ist und sich nicht von dessen Unhöflichkeiten aus dem Konzept bringen lässt. In der Wahl der taktischen Mittel ist Ihr persönlicher Geschmack entscheidend – ein sanfter Charakter wird nie ein glaubwürdiges Brecheisen sein, jemandem mit polterndem Gemüt wird es schwerfallen, dem Gegenüber Honig um den Mund zu schmieren. Bleiben Sie in der Wahl Ihrer Taktik authentisch! Denn hartes Verhandeln geht durchaus auch höflich – auch wenn Sie bei dieser Taktik sehr gut argumentieren und willensstark auftreten können müssen.

Mit folgenden taktischen Zutaten setzt man eine Verhandlungsstrategie um:

StilStil

AuftretenAuftreten

GesprächsführungGesprächsführung

Argumentation

TeilnehmerTeilnehmer

OrtOrt und ZeitZeit

OrganisationOrganisation (beispielsweise Raum und die berühmten drei K: Kaffee, Kekse, Kaltgetränke)

Die Wahl der geeigneten Taktik wird von folgenden Faktoren beeinflusst:

Wirtschaftliche Situation Ihres Unternehmens

Zeitdruck

Persönliche und charakterliche Merkmale

Unternehmenskultur

Marktsituation

Wir meinen: Das Gebot der FairnessFairness sollte immer an erster Stelle stehen. Klar ist aber auch, dass Fairness eine Sache des Common Sense einer Gruppe ist. Im Eishockey gelten Body­checks nicht als unfaires Spiel, im Fußball hingegen schon. Ein Unternehmen, das mit dem Rücken an der Wand steht und um sein Überleben kämpft, wird das Fairnessgebot anders auslegen als ein Unternehmen, das am laufenden Band dicke Gewinne einfährt. Zudem hat jeder Mensch unterschiedliche Vorstellungen davon, was er ganz persönlich als fair empfindet. Dazu kommen die Gepflogenheiten im Unternehmen. Gibt Ihre Firma Ihnen Regeln für den Umgang mit Geschäftspartnern vor? Sieht man Geschäftspartner tatsächlich als Partner? Oder gilt die Devise: Geht raus und zieht die Kunden / Lieferanten über den Tisch?

ZieleZiele, TeilnehmerTeilnehmer, InformationenInformation, StrategieStrategie und TaktikTaktik – keine Frage, erfolgreich verhandeln ist eine komplexe Angelegenheit. Wer erfolgreich verhandeln will, muss diese Komplexität beherrschen, anstatt sich von ihr überrollen zu lassen. Mit Everest-MethodeEVEREST haben wir eine Methode entwickelt, mit der Sie souverän noch die letzte Facette dieser Komplexität nicht nur erkennen, sondern auch in Ihrem Sinne steuern. EVEREST funktioniert! Unsere Methode ist kein Papiertiger und existiert nicht nur auf dem Reißbrett, sondern wurde von unseren Seminarteilnehmern bereits tausendfach wirksam in ihrer Ein- und Verkaufspraxis umgesetzt. Willkommen in der Welt der erfolgreichen Verhandler!

 

2Die EVEREST-Methode zur professionellen Verhandlungsvorbereitung

SUMMARY

Willkommen in der Welt der Gipfelstürmer! In diesem Kapitel erhalten Sie einen ersten Überblick über EVEREST. Unsere Methode funktioniert branchenunabhängig und wird deutschlandweit von Ein- und Verkäufern gleichermaßen erfolgreich angewandt. Wir beginnen also unseren Weg nach oben und behandeln ein paar wesentliche Fragen. Was hat zum Beispiel Rhetorik mit gutem Verhandeln zu tun. Was Macht und Empathie? Gibt es auch für denkbar ungünstige Ausgangspositionen eine erfolgreiche Route ans Ziel? Und wie vermeiden Sie, dass Ihnen die besten Antworten immer erst nach der Verhandlung einfallen?

Keine leichte Zeit für professionelle Ein- und Verkäufer! Die Globalisierung hinterlässt nicht nur positive Spuren und hinzu kommt eine seit Jahren schwankende (volatile) Nachfrage, befeuert durch weltweite Krisen, wie Corona, Kriege, Inflation oder Umweltkatastrophen. Auch sie trägt nicht gerade dazu bei, die Situation zu entspannen. Kosten müssen gesenkt werden und der Kampf um knappe Rohstoffe wird immer härter– und so, wie der Einkäufer seinen Kostendruck auf den Verkäufer abzuwälzen versucht, spielt der Verkäufer ihm diesen Ball nicht minder unerbittlich zurück. Nicht zuletzt lässt sich eine generelle Professionalisierung der Verhandlungspartner beobachten, Ein- und Verkäufer sind heutzutage schlichtweg besser ausgebildet und nicht selten mit so einigen Wassern gewaschen. Um es salopp zu formulieren: Am Verhandlungstisch saß es sich in den letzten Jahren nicht gerade gemütlich und die Einflüsse auf Entscheidungen werden vielschichtiger und damit unüberschaubarer.

Wie kann ich mich als Verkäufer in einer Verhandlung trotzdem erfolgreich durchsetzen? Auf mein Produkt allein kann ich mich heutzutage nicht mehr verlassen – tatsächlich sind viele Produkte austauschbar geworden. Qualität und Service? Auch hier gleichen die Anbieter sich immer mehr an. Im Nacken sitzen einem zudem die vielen Konkurrenten, die mitunter eine sehr aggressive Preispolitik betreiben. Nicht anders geht es mir als Einkäufer. Ich bin gehalten, Kosten zu senken. Meine Kunden fordern immer mehr Sonderwünsche und Qualität und wollen zugleich Kosten einsparen. So oder so: Der Preiskampf wird für alle Verhandlungspartner immer härter.

 

Abb. 3:

Druck aus der Supply Chain

 

Wollen wir die Zustände beklagen? Oder sie vielleicht besser zu unserem Vorteil nutzen? Eben! Doch wie geht das, das erfolgreiche Verhandeln? Es geht mit einer professionellen und gründlichen Vorbereitung. Und hier liefert Ihnen die Everest-MethodeEVEREST-​Methode das nötige Rüstzeug. Wir versprechen Ihnen: Mit EVEREST lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen und bestehen auch im Eifer des Gefechts! Sie werden gute und tragfähige Verhandlungsergebnisse erzielen und Ihre Ziele erreichen.

Mittlerweile haben bereits mehrere Tausend Ein- und Verkäufer unsere Seminare besucht und wenden die EVEREST-​Methode in der Berufspraxis an. Die Methode funktioniert branchenübergreifend. Egal ob Sie aus der Pharma-, Elektronik-, Maschinenbau- oder Versicherungsbranche kommen: Ihre Verhandlungsergebnisse werden Sie mit der EVEREST-​Methode perfektionieren! Ein großer deutscher Automobilhersteller lässt zum Beispiel seine fast 5000 Einkäufer weltweit nach Everest-MethodeEVEREST trainieren. Und zwar, das sagen wir nun ganz unbescheiden, mit sehr, sehr großem Erfolg. Willkommen in der Welt der Gipfelstürmer!

 

Abb. 4:

Die EVEREST-​Methode

 

Was leistet EVEREST? Um es auf den Punkt zu bringen: eine gute Vorbereitung auf eine Verhandlung. Mit EVEREST liefern Sie sich nicht dem Zufall aus und können agierenagieren statt reagieren statt reagieren.

Ebenso eignet sich die EVEREST-​Methode zur retrospektiven Analyse einer Verhandlung. Wenn Sie sich verdeutlichen möchten, was tatsächlich während der geführten Verhandlung geschehen ist, bietet diese Methode wertvolle Einsichten. Sie hilft Ihnen, die Dynamiken und Schlüsselmomente zu erkennen und zu verstehen, warum bestimmte Entscheidungen getroffen wurden.

Den EinstiegEinstiegEinstieg Ihrer Route markiert die Beschaffung aller relevanten InformationenInformationen, die Sie für die Verhandlung benötigen. Auf Basis dieser Informationen erarbeiten Sie eine sinnvolle ZielsetzungZielsetzung, sozusagen Ihren ganz persönlichen Gipfelpunkt. Es gibt immer drei Hauptrouten, auf denen Sie Ihr Ziel erreichen können. Die erste und zentrale ist die Route der RhetorikRhetorikRhetorik. Auf diesem Weg arbeiten Sie mit kühlen Sachargumenten, die geschickt formuliert das Gegenüber von Ihrem Standpunkt überzeugen sollen. Hier geht es um die eigenen Argumente und die zu erwartenden ArgumenteArgumente Ihres Gegenübers, die Sie mit geschickt eingesetzten Einwandtechniken zu entkräften versuchen. Wir nennen diesen Weg gerne den Weg der Vernunft (was aber im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass die zwei anderen Routen unvernünftig sind).

Der zweite Weg führt über die MachtfrageMachtfrage und basiert auf einer präzisen EinschätzungEinschätzungEinschätzung Ihrer eigenen Position. Hier geht es nicht darum, zu überzeugen, sondern zu zwingen. Das kann ein ganz sanfter ZwangZwang sein, verpackt in einer angedeuteten Warnung, einen anderen Lieferanten zu wählen, oder der Zwang sogar als massive Drohung („Wenn nicht…, dann…“) daherkommen. Hier ist die große Frage: Wer hat in der Verhandlung mehr zu verlieren? Wer hat mehr MachtMacht und kann diese ausspielen? Denken Sie an den Einkäufer, der ohne große Mühe zu einem anderen Lieferanten wechseln kann. Da kann der Lieferant die Sachargumente noch so sehr auf seiner Seite haben, wenn er im Fall, dass die Verhandlungen scheitern, ein Werk schließen muss, gibt er nach.

Hat man weder Argumente noch die nötige MachtpositionMachtposition­, um sich durchzusetzen, bleibt der dritte Weg über die EmpathieEmpathieEmpathie. Auf dieser Route wird es persönlich und Sie können sie auf zwei Arten nutzen. Die erste Möglichkeit folgt dem chinesischen Sprichwort „Wenn Du Deinen Feind nicht besiegen kannst, dann umarme ihn“. Hier begleiten SympathieSympathie, RespektRespekt und gegenseitige Achtung die Bergsteiger auf dem gemeinsamen Weg zum Gipfel. Suchen Sie ein für alle verträgliches Verhandlungsergebnis, dann wollen auch alle miteinander verhandeln. Profis am Berg wissen: In haarigen Situationen muss man ein Teamplayer sein. Wenn man sich da auf den Tod nicht ausstehen kann und Hilfe verweigert, können alle abstürzen.

Die zweite Möglichkeit, Empathie einzusetzen, ist nicht ganz so freundlich. Statt Achtung und Teamgeist geben hier ganz andere Gefühle den Ton an, nämlich Angst vor der Höhe, den kräftezehrenden Anstrengungen, der Kälte und dem drohenden Absturz bzw. Scheitern. Wer den Gipfel alleine erreichen und in erster Linie seine eigenen Interessen durchsetzen will, verhandelt deshalb hart. Sie verunsichern Ihren Verhandlungspartner also gezielt und machen ihm weis, dass er gar nicht erst versuchen soll, den Berg zu besteigen, da er mit Ihrer Unerschrockenheit und übermenschlichen Kondition sowieso nicht mithalten kann. Schleppen Sie niemanden auf Ihren Gipfel, der den Aufstieg nicht schafft. Zugegeben: egoistisch, aber effektiv! Ob man das nun gut findet oder nicht, in der Praxis, an den Verhandlungstischen dieser Welt, wird dies täglich sehr oft beobachtet.

Drei Wege – ein Ziel. Nachdem Sie evaluiert haben, welche Route bzw. welche geschickte Kombination aus den drei Routen für die bevorstehende Verhandlung am erfolgversprechendsten ist, kümmern Sie sich um die StrategieStrategie. Die Strategie ist so etwas wie Ihr Masterplan für die gesamte Expedition zum Gipfel. Sie beschreibt im Wesentlichen, welche Route Sie für die Verhandlung nutzen wollen und können. Können Sie Ihre Ziele durchsetzen, weil die ArgumenteArgumente komplett auf Ihrer Seite sind? Oder schielen Sie besser auf einen Kompromiss, weil Sie sich ein Scheitern der Verhandlung nicht erlauben können? Wollen Sie den Gipfel im Team oder im Alleingang bezwingen? Auf welchem Weg wollen Sie in der Verhandlung Ihre Ziele erreichen und wie viel Verhandlungsspielraum brauchen Sie in Ihrer jeweiligen Situation.

Die EVEREST-​Route hat bislang also folgende Wegmarken:

 

E­ wie EinstiegEinstiegEinstieg. Die Basis einer sinnvollen Vorbereitung auf Verhandlungen ist Informationen