Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Eingefahrene Wege verlassen und den Mut aufbringen, etwas auf den ersten Blick Unkonventionelles zu gestalten und die ethische Alltagsrelevanz von Wissenschaft in die menschliche Wahrnehmung zu bringen ist das Anliegen der künstlerischen Tätigkeiten und ästhetischen Projektarbeit im öffentlichen Raum von Frau Univ. Prof. Dr. Maria-Anna Bäuml-Roßnagl. Es sind wohl die fruchtbarsten Momente im Bildungsgeschehen, wenn theoretische Erkenntnisse auch zum Erlebnis werden und nachhaltig begeistern, weil Kognition und Emotion einander bestärken. In Gemälden und liturgischen Installationen verdeutlicht die Münchner Universitätsprofessorin ihre eigenen existentiellen Erfahrungen zur menschlichen Sinnsuche und schenkt in Ihrer Seelen-Kunst transzendierende Ausblicke auf die andere Seite der Wirklichkeit. Barbara Weber
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 63
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Strich - Farbe - Form:
ein Tanz mit dem Dasein
Lebendigkeit und Wehmut
Seeligkeit und Irdenes
Bewegung und Meditation
Professor Dr. Maria-Anna Baeuml-Rossnagls OEuvre gelingt es, extreme Gegensätze in einen lebendigen Dialog zu bringen.
Die leuchtenden Farben und klaren Formen laden zum Gespräch ein: jedoch nicht zu einem langweiligen, steifen Gespräch, sondern vielmehr ist es wie eine Einladung zum Tanz mit dem Dasein.
Die Bilder legen, in Verbindung mit Psalmen und anderen Gedichten, tiefe Schichten der Existenz frei.
Das Dasein trägt in den Gemälden ein „offenes Gesicht“ und blickt zum Betrachter zurück.
Schöpfung, Lebendigkeit, Freude gehen einher mit tiefer Spiritualität und Achtsamkeit gegenüber den göttlichen Gaben.
Vancouver 2016
Prof. Dr. Barbara Weber
Farbenpsalmen
wie david einst
umschrieb das
große geheimnis
wort um wort
durchschritten
den wortmöglichen raum
engelshöhen
und menschenuntiefen
ausmessend
um doch nur
zu schweigen
an der grenze des
unsagbaren
so fügen sich
rot und gelb und grün
ins blau
umzeichnen das leben
die suche den gehorsam
die verweigerung auch
sichtbar im licht der
sommersonne
um zeugnis zu geben
vom unerleuchteten licht
das leuchtet in uns
engelbert birkle
Wie auf einer Töpferscheibe hast Du
aus einer Wirbelwolke kosmischen Staubes
die Spiralen der Milchstrasse gezogen…
Äonen später entstanden die Meere
tauschten Gebirge auf
die Erde war schwanger
Und die Berge wuchsen wie grosse Tiere…
Im Mesozoikum gab es die ersten Säugetier
winzig und warmblütig
die ihre Jungen lebend gebaren und säugten
im Eozin erschienen Lemuren die auf Bäumen lebten
und die ersten Tarsier mit Stereoskop-Augen wie der Mensch.
Und zu Anfang des Quartärs erschufst du den Menschen…
Aller Augen harren auf Dich, Herr,
jedem gibst du seine Nahrung zu seiner Zeit.
Du öffnest Deine Hände
und schüttest deinen Segen
über alle Tiere aus.
Ich werde den Herrn preisen
solange ich lebe
ich werde ihm Psalmen schreiben
Halleluja
Ernesto Cardenal
Gott lebt in den Psalmen
Versteht es sich nicht von selbst, dass Menschen, die an Gott glauben, mit ihm leben und er mit ihnen?
Nein, auch hier versteht sich das Selbstverständliche nicht von selbst. Das Leben mit dem lebendigen Gott ist etwas Besonderes: das Besondere der Psalmen des alten Testaments.
Ich behaupte nun: Eben dies Besondere, Eigentmliche, Eigene kennt die Mehrzahl der sich zur Existenz Gottes bekennenden Menschen nicht.
Sie wissen nichts von dem ‚Sein zu Gott‘, in dem die Psalmen leben. (Ich bilde mir nicht ein, mich davon ausnehmen zu dürfen!).
Die Psalmen vertreten eine eigene Weise des Seins zu Gott - die den Menschen nicht erst des zwanzigsten Jahrhunderts verschlossen ist - Gott lebt in den Psalmen.
Fridolin Stier: Mit Psalmen beten. Hrsg. von Eleonore Beck. Verlag Katholisches Bibelwerk 2010, S. →
Nicht von Gott lasst uns reden
‚von‘ - ‚Gott‘, ‚von Gott‘ nicht.
Von den Dingen lasst uns reden,
Von den Dingen,
von den Dingen,
von den Dingen.
Gott lasst reden von sich,
Von sich selbst lasst reden Gott.
Die Dinge lasst reden von sich,
Von sich lasst reden die Dinge.
Lasst Gott von den Dingen reden,
Lasst von den Dingen Gott reden.
Lasst die Dinge reden von Gott,
Die Dinge lasst reden von Gott.
Hört ihr das Reden der Dinge?
Versteht ihr
die Sprache der Dinge?
Hört ihr? Horcht!
In der Lichtung des Waldes,
die Lauscher gehoben,
verhoffend das Reh.
Dein Bund ist mit des Feldes Wichteln,
dir friedet sich des Feldes Wild.
Du weisst, dass heil dein Zelt,
du waltest deines Hofs und fehlest nichts.
Du weisst sich mehrend deinen Samen,
wie Kraut der Erde dein Gespross.
Du kommst zu Grabe vollgereift,
der Garbe gleich, geheimst zur Zeit.
Sieh, dies erforschten wir, so ists!
Wir hörten es! Und du, erkenn es an!
Ijob 5,17-27, übers.v. Fridolin Stier
Ich erkannte, dass alle Lebewesen von der Existenz des Schöpfers
Zeugnis ablegen und dass jene, denen es nicht gegeben ist,
sich hörbar zu äussern, eben eine stille Form gefunden haben,
um ihren Empfindungen Ausdruck zu verleihen.
Ich bemühe mich aus diesen Zeichen zu lesen,
die durch alles Erschaffene hindurchschimmern,
sodass sie es zur Allegorie werden lassen.
Ich erkannte, dass in Wirklichkeit allem Erschaffenen die
Fähigkeit zu kommunizieren gegeben war, sei es über die Sinne
oder über den Verstand. Die sinnbildliche Sprache ist die Sprache
der Wahrheit und der Gewissheit. Die Sprache der Symbole
wird von denen gesprochen, die über eine
verfeinerte Wahrnehmung verfügen.
AL-MUQADDISI
Die Welterfahrung des Menschen hat seit jeher in Mythen und Märchen, Träumen und Gebeten eine mitteilbare Gestalt gefunden. Psalmen sind Gebete die Menschen aus ihrem je eigenen „erlebten Leben“ heraus sprechen. „Nichts, so sagte der Kirchenvater Athanasius, kann darüber hinaus im Menschen gefunden werden“. Die vielen Tiermotive symbolisieren auch animalische Grundsituationen des Menschen vor Gott. Menschen und Tiere gehen den Weg des Endlichen durch die Erdenzeit. Sie erfahren die Dynamik des Lebens zwischen Freude und Leid.
Durch alle Jahrhunderte hindurch haben Künstler und Dichter diese innere Verbundenheit aller Lebewesen vielgestaltig zur Sprache gebracht. ‚Wie sieht ein Pferd die Welt oder ein Adler, ein Reh oder ein Hund? Wie armselig, seelenlos ist unsere Konvention, Tiere in eine Landschaft zu setzen, die unsern Augen zugehört statt uns in die Seele des Tieres zu versenken…Die Kunst wird das zweite Gesicht der Dinge, die Dichtung den zweiten Klang der Worte hören und das Denken den zweiten Sinn der Geschehnisse erkennen“ Franz Marc
Mit animalischen Gesten lassen sich abstrakte gesellschaftliche Verhältnisse, Bedingungen, Zusammenhänge und Funktonen darstellen, die an sich nicht sichtbar sind, aber die an den ‚Tierleib‘ gebundene menschliche Realität bestimmen. Kulturelle, historische, ökonomische, religiöse, geografische und lebensweltliche Unterschiede einer Gesellschaft bestimmen ihr Verhältnis zur Natur und bedingen die vielfältige Interpretationen von Tierdarstellungen.
Maria-Anna Bäuml-Roßnagl
Prof. Dr. Maria-Anna Bäuml-Roßnagl
Wenn wir der All-Einheit aller Lebewesen im Sinne von Ken Wilber