Qualitäts- und Umweltmanagement - Lisa Hoffmann-Bäuml - E-Book

Qualitäts- und Umweltmanagement E-Book

Lisa Hoffmann-Bäuml

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Beschreibung

Anforderungen systematisch erfüllen

Qualitäts- und Umweltaspekte sind für jedes Unternehmen zentral! Doch die Umsetzung dieser Anforderungen ist nicht trivial. Managementsysteme geben hier Unterstützung und zeigen, worauf es ankommt.
Die ISO 9001 ist die zentrale Norm für die Umsetzung eines Qualitätsmanagementsystems und die ISO 14001 ist die wichtigste Norm für die Umsetzung eines Umweltmanagementsystems. Beide Normen verfügen über die gleiche Struktur und können sehr gut miteinander kombiniert werden.
Dieses Werk liefert die Basis für eine erfolgreiche Zertifizierung nach ISO 9001. Es führt Schritt für Schritt durch die Norm, erklärt diese in verständlicher Sprache und gibt konkrete Hinweise zur Umsetzung. Ergänzende Hinweise zur ISO 14001 ermöglichen dabei die kombinierte Umsetzung dieser beiden international anerkannten und etablierten Normen.

- ISO 9001 Schritt für Schritt umsetzen und die Basis für eine erfolgreiche Zertifizierung schaffen
- Anforderungen der ISO 14001 kennen und gemeinsam mit den Anforderungen der ISO 9001 erfüllen
- Ohne Vorwissen verständlich
- Mit vielen Beispielen und konkreten Umsetzungshinweisen
- Mit direkt einsetzbaren Arbeitshilfen zum Download

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Seitenzahl: 290

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Lisa Hoffmann-Bäuml

Qualitäts- und Umweltmanagement

Schritt für Schritt zur Zertifizierungsreifenach ISO 9001Mit Fokus auf Umweltstandards nach ISO 14001

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Print-ISBN:        978-3-446-47862-6E-Book-ISBN:   978-3-446-47880-0ePub-ISBN:       978-3-446-48118-3

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Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdruckes und der Vervielfältigung des Werkes, oder Teilen daraus, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Einwilligung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder einem anderen Verfahren), auch nicht für Zwecke der Unterrichtgestaltung – mit Ausnahme der in den §§ 53, 54 UrhG genannten Sonderfälle –, reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2024 Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, Münchenwww.hanser-fachbuch.deCopy Editing/Lektorat: Sophia ZschacheHerstellung: Carolin BenedixCovergestaltung: Max KostopoulosTitelmotiv: © Max Kostopoulos, unter Verwendung von Grafiken von © http://openai.com/dall-e-2Satz: Eberl & Koesel Studio, Kempten

Inhalt

Titelei

Impressum

Inhalt

In jeder Hinsicht gewinnbringend!

1 Was Sie wissen sollten

2 Normative Verweisungen: Welche Normen sind noch wichtig?

3 Begriffe

3.1 Begriffswelt der ISO 9001

3.2 Begriffswelt der ISO 14001

4 Kontext der Organisation: Die Rahmenbedingungen klären und Prozessmanagement implementieren

4.1 Organisation und Kontext verstehen

4.2 Erfordernisse und Erwartungen der Stakeholder verstehen

4.3 Anwendungsbereich festlegen

4.4 QMS aufbauen, umsetzen und verbessern

4.4.1. Prozessorientierung

4.4.2. Notwendige Dokumentation

4.5 Die Anforderungen der ISO 14001

5 Führung: Welche Rolle spielt die Führung und was sollte sie leisten?

5.1 Führung und Verpflichtung zeigen

5.1.1. Allgemeines

5.1.2. Kundenorientierung

5.2 Qualitätspolitik festlegen und bekanntmachen

5.2.1. Festlegung

5.2.2. Bekanntmachung

5.3 Rollen, Verantwortlichkeiten und Befugnisse klären und zuweisen

5.4 Die Anforderungen der ISO 14001

6 Planung: Was sollte wie getan werden?

6.1 Mit Risiken und Chancen umgehen

6.1.1. Definition

6.1.2. Maßnahmen und Umsetzung

6.2 Qualitätsziele definieren und umsetzen

6.2.1. Definition

6.2.2. Umsetzung

6.3 Änderungen planen

6.4 Die Anforderungen der ISO 14001

7 Unterstützung: Auch Nebenprozesse sind wichtig

7.1 Ressourcen definieren und sicherstellen

7.1.1. Allgemeines

7.1.2. Personen

7.1.3. Infrastruktur

7.1.4. Prozessumgebung

7.1.5. Ressourcen zur Überwachung und Messung

7.1.5.1. Allgemeines.

7.1.5.2. Messtechnische Rückführbarkeit.

7.2 Kompetenz definieren und sicherstellen

7.3 Qualitätsbewusstsein fördern

7.4 Richtig kommunizieren

7.5 Dokumentierte Information sicherstellen

7.5.1. Wissen

7.5.2. Allgemeines

7.5.3. Erstellung und Aktualisierung

7.5.4. Steuern

7.6 Die Anforderungen der ISO 14001

8 Betrieb: Wertschöpfung umsetzen

8.1 Planen und steuern

8.2 Anforderungen für Produkte und Dienstleistungen definieren

8.2.1. Kommunikation mit den Kunden

8.2.2. Bestimmung

8.2.3. Überprüfung

8.2.4. Änderungen

8.3 Produkte und Dienstleistungen entwickeln

8.3.1. Allgemeines

8.3.2. Entwicklungsplanung

8.3.3. Entwicklungseingaben

8.3.4. Steuerungsmaßnahmen

8.3.5. Entwicklungsergebnisse

8.3.6. Entwicklungsänderungen

8.4 Extern Bereitgestelltes steuern

8.4.1. Allgemeines

8.4.2. Art und Umfang der Steuerung

8.4.3. Informationen für externe Anbieter

8.5 Produktion und Dienstleistung realisieren

8.5.1. Steuerung

8.5.2. Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit

8.5.3. Eigentum der Kunden oder der externen Anbieter

8.5.4. Erhaltung

8.5.5. Tätigkeiten nach der Lieferung

8.5.6. Überwachung von Änderungen

8.6 Produkte und Dienstleistungen freigeben

8.7 Nichtkonformes steuern

8.8 Die Anforderungen der ISO 14001

9 Bewertung der Leistung: Ergebnisse bewerten und Konsequenzen daraus ziehen

9.1 Überwachen, messen, analysieren und bewerten

9.1.1. Allgemeines

9.1.2. Kundenzufriedenheit

9.1.3. Analyse und Bewertung

9.2 Intern auditieren

9.3 Das Management bewertet

9.3.1. Allgemeines

9.3.2. Eingaben

9.3.3. Ergebnisse

9.4 Die Anforderungen der ISO 14001

10 Verbesserung: Der alles antreibende Zyklus

10.1 Allgemeines

10.2 Mit Nichtkonformitäten umgehen

10.3 Fortlaufend verbessern

10.4 Die Anforderungen der ISO 14001

11 Anhang der ISO 9001

12 Die zentralen ISO-Begriffe im Verbesserungszyklus

12.1 Anforderung

12.2 Angemessenheit

12.3 Dokumentierte Information

12.4 Konformität

12.5 Kundenzufriedenheit

12.6 Leistungsindikatoren

12.7 Maßnahmen

12.8 Risikobasiertes Denken

12.9 Überwachen und Messen

12.10 Wirksamkeit und Leistung

12.11 Zutreffend und nicht zutreffend

13 Arbeitshilfen zum Download

14 Literatur

15 Die Autorin

Gewidmet Herrn Prof. Dr. Gerd F. Kamiske,dem großen Förderer des Qualitätsmanagements!

In jeder Hinsicht gewinnbringend!

Die DIN EN ISO 9001:2015 (ISO 9001) ist die wichtigste Norm für den Qualitätsbereich und legt die Anforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem (QMS) fest. Viele Unternehmen verlangen von ihren Lieferanten, Dienstleistern oder sonstigen Partnern die Umsetzung eines QMS nach ISO 9001, bevor sie eine Partnerschaft eingehen oder Aufträge vergeben. Aber die ISO 9001 gibt auch Orientierung, zeigt, worauf ein Unternehmen achten sollte, schafft Struktur und eröffnet breiten Raum für Verbesserungsmöglichkeiten. Im Zentrum stehen die Kunden: ihre Erwartungen sollen nicht nur erfüllt, sondern Kunden sollen begeistert werden!

Kundenerwartungen verändern sich. Immer wichtiger wird der Nachhaltigkeitsaspekt. Ob in Bezug auf Kundenerwartungen, in Bezug auf Klimaschutz generell oder in Bezug auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung: Kein Unternehmen kommt mehr am Thema „Nachhaltigkeit“ bzw. „Umweltschutz“ vorbei! Mithilfe eines Umweltmanagementsystems (UMS) nach DIN EN ISO 14001:2015 (ISO 14001) können dieser wichtige Themenkomplex systematisch angegangen und entsprechende Anforderungen erfolgreich erfüllt werden.

Die ISO 9001 und die ISO 14001 verfügen über die gleiche Struktur („Harmonized Structure“) und können sehr gut miteinander kombiniert werden. Daher haben wir die Normabschnitte der ISO 9001 mit Umsetzungshinweisen zur ISO 14001 ergänzt, so dass Sie bei der Umsetzung der ISO 9001 die Anforderungen der ISO 14001 gleich miterfüllen können – und so die zwei für jedes Unternehmen zentralen Aspekte, Qualität und Umwelt, unter einen Hut bringen.

Dieses Werk liefert die Basis für eine erfolgreiche Zertifizierung nach ISO 9001. Es führt Schritt für Schritt durch die Norm, erklärt diese in verständlicher Sprache, gibt konkrete Hinweise zur Umsetzung und liefert direkt einsetzbare Arbeitshilfen zum Download auf plus.hanser-fachbuch.de. Ergänzende Hinweise zur ISO 14001 ermöglichen dabei die kombinierte Umsetzung dieser beiden international anerkannten Normen.

1Was Sie wissen sollten

Die DIN EN ISO 9001:2015 (ISO 9001) ist eine internationale Norm und legt die Anforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem (QMS) fest. Diese Norm ist ein Rahmenwerk, an dem sich Organisationen bei der Umsetzung ihres QMS orientieren können und zum Teil orientieren müssen. Die Aspekte, die in der Norm erwähnt werden, müssen auch bei der Umsetzung des QMS berücksichtigt werden (es sei denn, sie werden begründend ausgeschlossen).

Im Sinne der ISO 9001 müssen Ihr QMS für Ihr Unternehmen angemessen und Ihre Prozesse für Ihr Unternehmen geeignet sein. Das bedeutet, dass ein Unternehmen mit zehn Beschäftigten kein ausgeklügeltes Prozessmanagementsystem oder 17 Ordner mit Verfahrensanweisungen braucht.

Die Dokumentation einschließlich der Prozessvisualisierung muss so sein, dass es für das jeweilige Unternehmen passt, die Prozesse wie geplant umgesetzt werden können und die Konformität gesichert ist. Die in der ISO 9001 festgelegten Anforderungen an ein QMS ergänzen die sonstigen Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen. Qualitätsmanagement (QM) ist dabei kein Selbstzweck, sondern es sollte immer darum gehen, die Leistung zu verbessern und die Wirksamkeit zu erhöhen. Ein QMS ist dann wirksam, wenn die gewünschten Ziele erreicht werden.

Häufig verwendete Abkürzungen:

       ISO 9001: DIN EN ISO 9001:2015

       ISO 9000: DIN EN ISO 9000:2015

       QM: Qualitätsmanagement

       QMS: Qualitätsmanagementsystem

       PDCA: Plan, Do, Check, Act (auch Deming-Zyklus genannt)

       UMS: Umweltmanagementsystem

Im Mittelpunkt stehen Prozesse und ihre Wechselwirkungen. Zentral dabei sind der PDCA-Zyklus (Plan, Do, Check, Act) sowie ein risikobasiertes Denken:

       Beim PDCA-Zyklus (Bild 1.1) geht es darum, dass die vorhandenen Ressourcen zu den Prozessen passen, die Prozesse gesteuert und Chancen zur Verbesserung erkannt und umgesetzt werden. Und zwar ohne zu einem wirklichen Ende zu kommen.

       Risikobasiertes Denken bedeutet, dass Risiken erkannt und Chancen genutzt werden. Das beinhaltet, dass diejenigen Faktoren bestimmt werden, die einen Einfluss darauf haben könnten, dass die gewünschten Ergebnisse nicht erreicht werden, die ein Risiko bilden (beispielsweise Engpässe bei den Zulieferern). Zu diesen Risikofaktoren sollten Maßnahmen definiert werden, die die negativen Auswirkungen minimieren oder verhindern. Zugleich sollten auch die Chancen, einschließlich des größtmöglich zu erreichenden Nutzen daraus, ermittelt werden.

Bild 1.1Endlosschleife PDCA: Plan (Planen: Ziele? Chancen/Risiken? Ressourcen? Etc.), Do (Umsetzen), Check (Prüfen: Passt’s?), Act (Handeln: Verbesserungsmöglichkeiten?)

Das Ziel beim PDCA-Zyklus ist, immer besser zu werden. Basis der ISO 9001 bilden die Grundsätze des Qualitätsmanagements (ISO 9000; Bild 1.2):

       Kundenorientierung

Jedes Unternehmen braucht Kunden. Zentral bei diesem Punkt ist, dass die Wünsche (Anforderungen) der Kunden verstanden werden. Und dass angestrebt werden sollte, die Kundenerwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern auch zu übertreffen.

       Führung

Es ist Aufgabe der Führungskräfte, dass die Ziele erreicht werden können. Dazu müssen sie die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen (notwendige Ressourcen bereitstellen, Motivation der Mitarbeitenden fördern etc.).

       Einbeziehung von Personen

Ein QMS muss „gelebt“ werden, d.h., es braucht für die Umsetzung kompetente und engagierte Personen auf allen Ebenen und allen Hierarchiestufen der Organisation.

       Prozessorientierter Ansatz

Es muss eine Prozessorientierung erfolgen und alle Tätigkeiten müssen im Zusammenhang betrachtet werden.

       Verbesserung

Ziel muss sein, immer besser zu werden. Stillstand darf es nicht geben.

       Faktengestützte Entscheidungsfindung

Es sollten in erster Linie Fakten, also Daten und Informationen sein, die zu Entscheidungen führen. Es sollten also Kennzahlen erhoben und ausgewertet werden. Qualität muss messbar gemacht werden.

       Beziehungsmanagement

Bei diesem Punkt geht es um die Beziehungen zu den Interessensgruppen (Stakeholder, interessierte Parteien). Dazu gehören beispielsweise die Zulieferer, die Gesellschaft, Belegschaft, Anteilseigner etc. Diese Beziehungen sollten so gestaltet werden, dass für alle ein Nutzen daraus entspringt.

Bild 1.2Grundsätze des Qualitätsmanagements; werden in der ISO 9000 definiert und bilden die Basis der ISO 9001

Bei der Umsetzung Ihres QMS müssen Sie bei allen Aspekten immer die Grundsätze des QM einschließlich des risikobasierten Denkens im Hinterkopf behalten (Bild 1.2). Diese Aspekte bilden die Basis und bringen Ihr Unternehmen voran!

Die ISO 9001 kombiniert die sieben Grundsätze des QM mit dem PDCA-Zyklus. Bild 1.3 zeigt, wie die ISO 9001 strukturiert ist und wie sich diese Abschnitte dem PDCA-Zyklus zuordnen lassen.

Bild 1.3Struktur der ISO 9001

Der PDCA-Zyklus bildet die Basis der ISO 9001 (Bild 1.4). Zentral ist die Rolle des Kunden: Die ISO 9001 beginnt beim Kunden und endet beim Kunden. Die Anforderungen des Kunden bestimmen die Produkte oder Dienstleistungen, die Steigerung der Kundenzufriedenheit wiederum wirkt sich im Verbesserungszyklus auf die Anforderungen aus.

Bild 1.4PDCA und die Rolle des Kunden

Die einzelnen Normabschnitte können nicht losgelöst voneinander betrachtet werden (Bild 1.5). Sie sind eng miteinander verknüpft und bedingen sich gegenseitig. Das Modell wirkt erstmal etwas abstrakt, aber wenn Sie die Abschnitte der ISO durchgearbeitet haben, dann werden Sie merken, welches Potenzial für Ihr Unternehmen hinter dieser systematischen Vorgehensweise steckt.

Die ISO 9001 fordert kein QM-Handbuch, sondern eine „dokumentierte Information“. Es müssen dokumentiert werden:

       Anwendungsbereich

       Prozesse (im erforderlichen Umfang)

       Qualitätspolitik

       Merkmale der Produkte und Dienstleistungen

       Die zu erzielenden Ergebnisse

Bild 1.5ISO 9001 und PDCA – Ein prozessorientiertes und zyklisches System

Dieses Buch ist wie die ISO 9001 aufgebaut (bis auf die ergänzenden Abschnitte zur ISO 14001). Die Nummerierung suggeriert zwar einen linearen Prozess, die Umsetzung und der Betrieb erfolgen allerdings zyklisch. Viele Normabschnitte sind eng miteinander verknüpft, überschneiden sich zum Teil. Alle Aspekte müssen überwacht, immer wieder überprüft und ggf. angepasst werden (PDCA-Zyklus). Dennoch liefert diese Gliederungsstruktur viele Vorteile:

       Sie liefert Orientierung, schließt alle Bereiche und Aspekte mit ein, verhindert, dass etwas vergessen wird.

       Bei einer Zertifizierung ist sofort klar, um was es geht. Jeder Auditor kennt die Struktur und kann damit arbeiten.

       Alle Managementsystemnormen verfügen über die gleiche Struktur („Harmonized Structure“). Dadurch können diese Normen relativ einfach miteinander kombiniert werden. Die Anmerkungen zur ISO 14001 lassen sich dadurch auch nahtlos einfügen.

Eine Organisation muss zwar ihre Aktivitäten nicht nach den Anforderungen der Norm ausrichten und sie muss auch nicht das eigene QMS nach den Kapiteln der Norm strukturieren oder die Reihenfolge der Abschnitte einhalten. Auch die Verwendung der ISO 9000er-Terminologie oder eine „Auditorensprache“ werden nicht vorgeschrieben. Allerdings empfehlen wir, sich dennoch an der Struktur der ISO 9001 zu orientieren. Diese Struktur liefert ein durchdachtes und in der Praxis erprobtes Rahmenwerk, und Sie wissen stets, was zu tun ist.

Starten Sie die Einführung idealerweise als Projekt. Machen Sie dabei die Betroffenen zu Beteiligten, und zwar indem Sie alle so weit wie möglich einbinden. Die Person, die bisher einen Prozess umgesetzt hat, kennt diesen Prozess am besten. Wertschätzen Sie das Bisherige und vermitteln Sie unbedingt den Sinn und den Nutzen der Einführung.

Anwendungsbereich: Wann gilt die ISO 9001?

Die ISO 9001 kann von jedem Unternehmen, unabhängig von Branche und Größe, der produzierten Produkte, angebotenen Dienstleistungen oder sonstigen Kategorisierungen angewendet werden. Sinnvoll oder notwendig ist die ISO 9001 dann, wenn ein Unternehmen

       nachweisen muss/will, dass beständig Produkte und Dienstleistungen bereitgestellt werden können, die den Kundenanforderungen entsprechen, und/oder

       die Kundenzufriedenheit erhöhen und Prozessorientierung implementieren will.

Dabei müssen auch die gesetzlichen (rechtlichen) sowie behördlichen Anforderungen erfüllt werden.

Der Kunde ist zentral! Die angebotenen Produkte und Dienstleistungen müssen für einen Kunden sein, wobei auch der eigene Vertrieb etc. als Kunde definiert werden kann.

„In erster Linie ein Werkzeug zur Prävention“ (ISO 14001)

Sie finden am Ende jedes Normabschnitts zur ISO 9001 jeweils einen Abschnitt zur DIN EN ISO 14001 (ISO 14001:2015). Werden die Anforderungen der ISO 14001 erfüllt, dann ist die Basis geschaffen für einen soliden Nachhaltigkeitsbericht. Mit der Umsetzung der ISO 14001 decken Sie die ökologischen Aspekte ab.

Die ISO 14001 hat die gleiche Struktur (Harmonized Structure) wie die ISO 9001, daher lassen sich beide Normen sehr gut kombinieren.

Ebenso wie die ISO 9001 kann die ISO 14001 auf alle Branchen, Bereiche und Unternehmensgrößen angewendet werden. Wie komplex oder detailliert die Umsetzung erfolgen muss, ist vom Umfeld des Unternehmens, vom Anwendungsbereich, den „bindenden Verpflichtungen“ (u.a. gesetzliche Vorgaben), der Art der Tätigkeiten, der Art der Produkte und/oder Dienstleistungen „einschließlich ihrer Umweltaspekte und verbundenen Umweltauswirkungen“ abhängig. Zu betrachten ist dabei der gesamte Lebenszyklus der Produkte und Dienstleistungen (ISO 14001).

Sinnvoll oder notwendig ist die ISO 14001 dann, wenn ein Unternehmen

       die Umweltleistung verbessern,

       bindende Verpflichtungen erfüllen und

       Umweltziele erreichen will.

Gesetzliche und behördliche Anforderungen müssen auch bei der ISO 14001 stets erfüllt werden.

Die Normentexte sind beim Beuth-Verlag (www.beuth.de) erhältlich:

       DIN EN ISO 9001:2015-11 Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen (ISO 9001:2015). Deutsche und Englische Fassung EN ISO 9001:2015. November 2015

       DIN EN ISO 14001:2015-11 Umweltmanagementsysteme – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung (ISO 14001:2015). Deutsche und Englische Fassung EN ISO 14001:2015. November 2015

2Normative Verweisungen: Welche Normen sind noch wichtig?

Hier verweist die ISO 9001 auf die ISO 9000:2015 (ISO 9000:2015, Qualitätsmanagement – Grundlagen und Begriffe). Das bedeutet, dass die ISO 9001 nur erfolgreich umgesetzt werden kann, wenn die ISO 9000 mitberücksichtigt wird.

ISO 9001 ist Teil einer umfangreichen Normenfamilie. Dazu gehören:

       ISO 9000 definiert die Grundlagen und Begriffe für das Qualitätsmanagement.

       ISO 9004 ist ein Leitfaden zur Weiterentwicklung des QMS, d.h. eine Art Selbstbewertungsnorm (nach der also nicht direkt zertifiziert werden kann).

       ISO 19011 legt die Auditprinzipien fest, leitet also an, nach welchen Vorgehensweisen ein QMS zu prüfen ist.

Bei der ISO 14001 liegen keine normativen Verweisungen vor. Die begriffliche Klärung übernimmt die ISO 14001 sozusagen selbst, da bei allen zentralen Begriffen eine Definition inkludiert ist.

3Begriffe
3.1Begriffswelt der ISO 9001

Die ISO 9000er-Welt hat eine eigene Terminologie, die nicht immer leicht zu verstehen ist. Das Ziel dabei ist, möglichst alle Bereiche abzudecken und keine Unklarheiten zuzulassen. Basis der verwendeten Begriffe in der ISO 9001 bildet die ISO 9000. Die Norm schreibt allerdings nicht vor, dass diese Begriffe verwendet werden müssen.

Unabhängig davon, ob Sie nun die Terminologie verwenden oder nicht, sollten Sie immer klären, ob alle das Gleiche verstehen (Kommunikation).

Nachfolgend einige zentrale Begriffe der Norm (ISO 9000):

       Anforderung: Erfordernis, Erwartung, Wunsch; im Sinne der Norm wird eine Anforderung üblicherweise vorausgesetzt oder ist verpflichtend (Anforderung: „Erfordernis oder Erwartung, das oder die festgelegt, üblicherweise vorausgesetzt oder verpflichtend ist“). In Kapitel 12 finden Sie diesen Begriff etwas ausführlicher erläutert.

       Audit: Systematischer, unabhängiger und dokumentierter Prozess, mittels dem bestimmt wird, inwieweit die Auditkriterien erfüllt werden. Der Begriff „überprüfen“ wird in der ISO-Terminologie vermieden, aber frei übersetzt ist ein Audit eine Überprüfung, ob alles so ist, wie es sein soll. Ein Audit kann intern oder extern durchgeführt werden.

       Auditkriterien: Politiken, Verfahren oder Anforderungen, die als Bezugsgrundlage (Referenz) verwendet werden, anhand derer ein Vergleich mit dem Auditnachweis erfolgt.

       Auditnachweis: Aufzeichnungen, Tatsachenfeststellungen oder andere Informationen, die für die Auditkriterien zutreffen und verifizierbar sind.

       Dokumentierte Information: Notwendige Dokumentation (früher QM-Handbuch).

       Fortlaufende Verbesserung: Wiederkehrende Tätigkeit zum Steigern der Leistung (PDCA-Zyklus).

       Inhärente Merkmale: Dem „Objekt innewohnend“ (z.B. Gewicht, Größe, Konsistenz). Zugeordnete Merkmale (z.B. Preisgestaltung) sind im Sinne der Norm nicht zu berücksichtigen. „Zugeordnet“ sind Merkmale, die verändert werden können, ohne dass das Produkt oder die Dienstleistung beeinflusst wird.

       Interessierte Parteien: Stakeholder, Interessensgruppen; das Ziel der ISO 9001 ist die Erfüllung der Kundenanforderungen, ansonsten müssen nur diejenigen Anforderungen der Stakeholder berücksichtigt werden, die Einfluss auf die Produkte und Dienstleistungen haben könnten.

       Konformität: Entspricht das IST dem SOLL? Ist das Produkt oder die Dienstleistung so wie geplant? Ist die Konformität in Bezug auf das QMS und die ISO 9001 sichergestellt? In Kapitel 12 finden Sie diesen Begriff etwas ausführlicher erläutert.

       Korrekturmaßnahme: Maßnahme zum Beseitigen der Ursache einer Nichtkonformität (Fehler) und zum Verhindern des erneuten Auftretens der Nichtkonformität.

       Leistung: Messbares Ergebnis.

       Maßnahmen: Aktivitäten, mit denen eine Anforderung umgesetzt werden kann (Aufgaben können als Aufteilung einer Maßnahme interpretiert werden; Aufgabe: konkrete Umsetzung mit Verantwortlichkeiten und Terminvorgabe). In Kapitel 12 finden Sie diesen Begriff etwas ausführlicher erläutert.

       Messbarkeit: Alle Maßnahmen oder Ziele, die Sie formulieren, müssen messbar sein. Sie müssen klar bewerten können, ob sie die gewünschten Ergebnisse erreicht haben oder nicht. Dazu gehört, dass Sie hierfür klare Indikatoren definieren (z.B. physikalische Größen oder qualitative Größen wie ja/nein).

       Oberste Leitung: „Person oder Personengruppe, die eine Organisation auf der obersten Ebene führt und steuert“. Bei kleineren und mittleren Unternehmensgrößen handelt es sich im Regelfall um die Geschäftsführung.

       Organisation: „Person oder Personengruppe, die eigene Funktionen mit Verantwortlichkeiten, Befugnissen und Beziehungen hat, um ihre Ziele zu erreichen“. Damit kann es sich im Sinne der Norm um die zweite Führungsebene handeln, da diese Ebene von der obersten Leitung geführt und gesteuert wird. Wichtig ist, dass alle Personen mit Verantwortlichkeiten in Bezug auf das QMS eingebunden werden.

       Produkt und Dienstleistung: Ein Produkt gelangt erst im fertigen Zustand zum Kunden, eine Dienstleistung hingegen wird mit oder am Kunden erbracht. Ist die Unterscheidung unklar, ist ausschlaggebend, welche Merkmale überwiegen.

       Qualität: „Grad, in dem ein Satz inhärenter Merkmale eines Objekts Anforderungen erfüllt“: Inhärente Qualitätsmerkmale der Produkte und Dienstleistungen, Erwartungen der Kunden, zutreffende gesetzliche und behördliche Anforderungen.

       Qualitätsmanagementsystem (QMS): Teil des Managementsystems der Organisation, welches sich mit Qualität befasst. Ein Managementsystem kann grob übersetzt werden als eine Checkliste, die alle relevanten Punkte eines Unternehmens zusammenhängend darstellt.

       Qualitätspolitik: Teil der Unternehmenspolitik, der sich mit Qualität beschäftigt.

       Risikobasiertes Denken: Vorausschauend denken; Chancen erkennen, analysieren und nutzen sowie Risiken erkennen, analysieren und negative Auswirkungen vermindern oder ganz verhindern. In Kapitel 12 finden Sie diesen Begriff etwas ausführlicher erläutert.

       Wirksamkeit: Effektivität (Werden die gewünschten Ergebnisse erreicht?). In Kapitel 12 finden Sie diesen Begriff etwas ausführlicher erläutert.

In Kapitel 12 dieses Buches finden Sie die folgenden zentralen Begriffe etwas ausführlicher erläutert:

       Anforderung

       Angemessenheit

       Dokumentierte Information

       Konformität

       Kundenzufriedenheit

       Leistungsindikatoren

       Maßnahmen

       Risikobasiertes Denken

       Überwachen und Messen

       Wirksamkeit und Leistung

       Zutreffend und nicht zutreffend

3.2Begriffswelt der ISO 14001

Die ISO 14001 liefert direkt eine Definition der verwendeten Begriffe. Auch diese Norm schreibt nicht vor, dass diese Begriffe verwendet werden müssen. Nachfolgend einige zentrale Begriffe der ISO 14001:

       Beabsichtigtes Ergebnis: Das, was mit der Umsetzung des UMS erreicht werden soll. Die ISO 14001 nennt dazu „Verbesserung der Umweltleistung, Erfüllung von bindenden Verpflichtungen und Erreichen von Umweltzielen“. Wie bei der ISO 9001 können hier zudem unternehmensspezifische Aspekte definiert werden.

       Bindende Verpflichtungen: Rechtliche Verpflichtungen, z.B. Gesetze und Vorschriften, sowie Anforderungen, für die sich ein Unternehmen entscheidet, diese zu erfüllen wie Branchenstandards, Freiwilliges in Bezug auf Nachhaltigkeit, besondere vertragliche Vereinbarungen, Vereinbarungen mit der Kommune etc. Diese erstmal freiwilligen Aspekte werden im Rahmen des UMS zu bindenden Verpflichtungen, die dann erfüllt werden müssen.

       Lebensweg: Aufeinanderfolgende und miteinander verknüpfte Phasen eines Produkts oder einer Dienstleistung (einschließlich Beschaffung und endgültige Beseitigung).

       Umwelt: Umgebung des Unternehmens. Umgebung kann sich dabei direkt auf das Unternehmen beziehen, aber auch globale Aspekte umfassen und mit „Begriffen wie Biodiversität, Ökosysteme, Klima oder anderen Merkmalen beschrieben werden“.

       Umweltaspekt: „Bestandteil der Tätigkeiten, Produkte oder Dienstleistungen einer Organisation, der in Wechselwirkung mit der Umwelt tritt oder treten kann.“ Ein Umweltaspekt wirkt sich „bedeutend“ auf die Umwelt aus und wird durch das Unternehmen anhand eines oder mehrerer definierter Kriterien bestimmt.

       Umweltauswirkung: Veränderung der Umwelt, die durch die Umweltaspekte bewirkt wird. Diese Auswirkung kann positiv oder negativ sein.

       Umweltleistung: Messbare Ergebnisse des Managements eines Unternehmens in Bezug auf Umweltaspekte („Ergebnisse in Bezug auf Umweltpolitik (. . .), Umweltziele (. . .) oder weitere Kriterien mit Kennzahlen“).

       Umweltmanagementsystem (UMS): Teil des Managementsystems, mit dem erfolgreich Umweltaspekte gehandhabt, bindende Verpflichtungen erfüllt sowie mit Risiken und Chancen umgegangen werden soll.

       Umweltpolitik: Absichten und Ausrichtung eines Unternehmens in Bezug auf die Umweltleistung.

       Umweltziel: In Übereinstimmung mit der Umweltpolitik festgelegtes Ziel.

       Umweltzustand: Status oder Merkmal der Umwelt zu einem bestimmten Zeitpunkt.

       Verhindern von Umweltbelastungen: Alle Maßnahmen, mit denen „die Entstehung, Emission oder Freisetzung jeglicher Art von umweltbelastendem Stoff oder Abfall“ vermieden, reduziert oder überwacht wird. Das Ziel dabei ist, negative Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern oder zu verhindern, z.B. „Reduzierung oder Beseitigung an der Quelle, Prozess-, Produkt- oder Dienstleistungsänderungen, effiziente Nutzung von Ressourcen, Material- und Energiesubstitution, Wiederverwendung, Rückgewinnung, Recycling, Sanierung oder Behandlung“.

Die ISO 14001 unterscheidet zwischen „angemessen“ und „zutreffend“ sowie zwischen „fortlaufend“ und „kontinuierlich“:

„‚Angemessen‘ bedeutet geeignet (für, zu) und impliziert einen gewissen Ermessensspielraum, während ‚erforderlich/zutreffend‘ relevant oder anzuwenden möglich bedeutet und impliziert, dass, wenn etwas getan werden kann, es getan werden muss. (. . .)

‚Fortlaufend‘ bezeichnet die Dauer über einen Zeitraum hinweg, jedoch mit Unterbrechungsintervallen (im Gegensatz zu ‚kontinuierlich‘, womit eine Dauer ohne Unterbrechung bezeichnet wird). ‚Fortlaufend‘ ist folglich das angemessene Wort zur Verwendung im Zusammenhang mit Verbesserung.“

4Kontext der Organisation: Die Rahmenbedingungen klären und Prozessmanagement implementieren

Jedes Unternehmen, jede Organisation muss wissen, welcher Zweck verfolgt wird, braucht eine Strategie, muss Ziele und gewünschte Ergebnisse definieren: Ein Bauunternehmen will beispielsweise Häuser für Familien bauen (Zweck), dabei vielleicht der ideale Partner für ökologische Bauweisen sein (Strategie), nur nachhaltige Materialien verwenden und wirtschaftlichen Erfolg haben (Ziele).

Beeinflusst wird dies durch das Umfeld (externe Themen): Nur wenn es beispielsweise Familien gibt, die ökologisch bauen wollen, ist das Angebot sinnvoll. Auch die eigenen Fähigkeiten sind zentral (interne Themen): Nur wenn das für die ökologische Bauweise notwendige Wissen vorhanden ist, kann diese Art des Bauens angeboten werden. Die ISO 9001 nennt diesen Punkt „Kontext der Organisation“ (Bild 4.1). Im Sinne der Norm geht es um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um alle Aspekte, die die Strategie betreffen und sich auf Produkte, Stakeholder (Interessensgruppen) etc. auswirken, um die Festlegung des Anwendungsbereichs und um die prozessorientierte Umsetzung des QMS.

Das QMS nach ISO 9001 sollte nicht von der allgemeinen Unternehmensstrategie losgelöst sein, sondern direkt daran anknüpfen.

Die zentralen Fragen in diesem Normabschnitt lauten:

       Welche Themen sind für die Strategie des Unternehmens relevant und wie wirken sie sich auf das QMS aus?

       Wer sind die Stakeholder (Interessensgruppen, interessierte Parteien) und welche Anforderungen haben diese?

       Was ist der Anwendungsbereich des QMS? Welche Bereiche, Aspekte sind von dem QMS betroffen bzw. sollten einbezogen werden? Welche Anforderungen der Stakeholder, welche Themen, welche Produkte und Dienstleistungen?

       Welche Prozesse gibt es? Sind die Wechselwirkungen klar? Können die Prozesse ohne Probleme umgesetzt werden? Wenn nein, wo hakt es? Gibt es entsprechende Messkriterien? Wird darauf geachtet, dass Fehler minimiert und die Leistung optimiert werden? Welche Chancen und Risiken sind mit den Prozessen verbunden?

       Wie wird gewährleistet, dass diese Aspekte laufend überwacht, überprüft und ggf. angepasst werden?

Bei einem Audit (Überprüfung) müssen Sie diese Fragen beantworten können. Es gibt keinen standardisierten Fragenkatalog, der bei allen Audits (intern und extern) eingesetzt wird. Jedes Unternehmen, das ISO 9001- bzw. ISO 14001-Zertifikate erteilt, nutzt ein eigenes Einschätzungs- und Bewertungssystem. Die Basis bildet bei allen entsprechenden Zertifizierungen die ISO 9001 bzw. die ISO 14001. Die Fragestellung ist bei Audits offen. Ein gutes Audit hat zur Folge, dass das Unternehmen lernt und besser wird.

Bild 4.1Die ISO 9001 im Überblick

4.1Organisation und Kontext verstehen

Bei diesem Normabschnitt (Bild 4.2) geht es darum, dass Sie Ihr eigenes Unternehmen (eigene Stärken, Schwächen, Möglichkeiten etc.) und das Umfeld Ihres Unternehmens (Wettbewerb, Gesellschaft etc.) kennen.

Es stehen folgende Fragen im Zentrum:

Welche Themen (externe oder interne) sind für die Strategie des Unternehmens wichtig? Wirken sich diese Themen auf das QMS aus? Wenn ja, wie sieht diese Auswirkung aus? Wie kann die Überwachung und Überprüfung sichergestellt werden?

Für das Bauunternehmen sind dies beispielsweise externe Themen wie staatliche Bauförderungen, Lieferengpässe, neue energetische Bestimmungen, die Einhaltung von Gesetzen oder Fachkräftemangel. Interne Themen sind beispielsweise die eigene Unternehmenskultur, die technologische Ausstattung oder die Belegschaft.

Bild 4.2Der Abschnitt 4.1 der ISO 9001 im Überblick

Sie müssen klären, welche Aspekte des Umfelds (externe Themen) und welche unternehmensspezifischen Aspekte (interne Themen) sich wie auf das QMS auswirken. Auch wenn es sich um sehr kleine Unternehmen handelt, es muss immer klar sein, wie sich das Umfeld auf das eigene Geschäftsmodell auswirkt, beispielsweise was steigende Energiepreise bedeuten oder ob Lieferengpässe entstehen könnten. Bei internen Themen geht es darum, ob beispielsweise Schulungen nötig sind, ob es eine Softwareunterstützung braucht, ob für geänderte Anforderungen die entsprechende Kompetenz vorhanden ist etc.

Die ermittelten internen und externen Einflussfaktoren müssen dabei überwacht werden, um so rechtzeitig auf Veränderungen reagieren zu können. Verändern sich die notwendigen Ressourcen, gehen Schlüsselpersonen in den Ruhestand? Etc.

Es bietet sich an, diese Analysen nicht nur in Bezug auf Ihr QMS durchzuführen, sondern die QMS-Aspekte in Ihre Planungen zur Unternehmensstrategie zu integrieren.

Unterstützende Werkzeuge (Auswahl)

       Unternehmenskulturanalyse

       Kompetenzanalysen

       SWOT-Analyse (SWOT: Strengths (Stärken), Weaknesses

(Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken))

       Umfeldanalysen

       Szenarioanalysen

       Benchmarking

       STEP-Analysen (STEP: Sociological (soziokulturell), Technological (technologisch), Economic (ökonomisch) und Political (politisch))

       Portfolio- oder Produktlebenszyklus-Analysen

       Analysen der strategischen Geschäftsfelder

Tabelle 4.1 fasst die wichtigen Aspekte zu diesem Normabschnitt zusammen.

Tabelle 4.1 Themen bestimmen – Normabschnitt 4.1 umsetzen

Leitfragen

       Welche Themen (Einflussfaktoren) sind für unsere strategische Ausrichtung wichtig? Wie wirken sich diese Themen auf unser QMS aus?

       Was sind unsere wichtigen internen Themen (Kultur, Leistung, Werte, Wissen)?

       Was sind unsere wichtigen externen Themen (Gesetze, Kultur/Gesellschaft, Markt, soziale und wirtschaftliche Faktoren, Technik, Wettbewerb)?

Ziel: Verstehen des Umfelds, Erkennen der eigenen Fähigkeiten

Umsetzungshinweis

Die ISO 9001 unterscheidet zwischen Themen, die sich aus dem „gesetzlichen, technischen, wettbewerblichen, marktbezogenen, kulturellen, sozialen oder wirtschaftlichen Umfeld ergeben.“ Sie sollten diese Bereiche berücksichtigen. Sie können beispielsweise sozial und kulturell zusammenfassen oder um weitere, für Sie relevante Bereiche ergänzen. Viele der externen Themen sind eng mit Ihren Stakeholdern verknüpft und ergeben sich auch aus der Stakeholderanalyse.

In sehr kleinen Organisationen oder in Organisationen mit wenig Komplexität lassen sich die Themen im Team mittels Brainstorming ermitteln, Chancen und Risiken ableiten, mit einer einfachen Punktebewertung priorisieren und mittels einer Tabelle dokumentieren.Bestimmen Sie im ersten Schritt Ihre Themen: Kombinieren Sie die Bestimmung Ihrer internen Themen mit einer SWOT-Analyse und organisationsspezifischen Analysen. Kombinieren Sie Ihre externen Themen mit Umfeld-/Umweltanalysen.

Nach der ISO ist die Reihenfolge zwar erst Themen, dann interessierte Parteien, aber Sie können erst interessierte Parteien, dann Themen oder beide gleichzeitig ermitteln. Zudem ist es nicht sinnvoll, nur für das QMS alleine eine Stakeholder- und Themenbestimmung zu machen. Aussagekräftige Ergebnisse bekommen Sie erst, wenn das gesamte Unternehmen mit allen Abteilungen, Produkten, Dienstleistungen etc. berücksichtigt wird.

Ermittelt werden können die externen und internen Themen auch im Rahmen des Managementreviews (Normabschnitt 9).

Mögliche Auditnachweise

Externe Themen:

       Liste der Gesetze

       Auflistung von Änderungen und geplanten Änderungen

       Auflistung der technischen Entwicklungen

       Marktanalysen

       Auflistung wirtschaftlicher Änderungen

       Strategiepapiere

Interne Themen:

       Leitbild

       Leistung, Kennzahlen

       Auflistung kultureller Themen (z.B. China) etc.

(Gietl/Lobinger 2022)

4.2Erfordernisse und Erwartungen der Stakeholder verstehen

Bei diesem Normabschnitt geht es um die Erfordernisse, Erwartungen, Wünsche der „interessierten Parteien“ bzw. der Stakeholder (Bild 4.3). Diese müssen Sie verstehen und stets im Auge behalten.

Es stehen folgende Fragen im Zentrum:

Wer sind die Stakeholder (Interessensgruppen, relevante interessierte Parteien), die unser QMS beeinflussen oder beeinflussen könnten? Welche Wünsche, Erwartungen (relevante Anforderungen) sind für das QMS bzw. Produkte und Dienstleistungen relevant? Wie kann die Überwachung und Überprüfung sichergestellt werden?

Stakeholder eines Unternehmens sind Personen, Gruppen, Organisationen, die das Unternehmen beeinflussen oder vom Unternehmen beeinflusst werden können. Zu den Stakeholdern des Bauunternehmens gehören beispielsweise die Menschen, die ein Haus bauen wollen, die Nachbarschaft, die erwartet, dass die Lärmschutzregeln eingehalten werden, die Kommune, die auf Gewerbesteuer hofft, die Belegschaft, die gut bezahlt werden und Entwicklungsmöglichkeiten haben möchte.

Erfordernisse und Erwartungen – Beispiele

Die ISO unterteilt Anforderungen in Erfordernisse und Erwartungen: Erwartungen sind beispielsweise, dass Umweltauflagen, rechtliche Vorschriften etc. eingehalten werden oder dass Mitarbeitende fair behandelt werden. Erfordernisse sind beispielsweise Schulungspläne, Dokumentationen, Angaben zu Schadstoffen etc.

Themen und Stakeholder sind im Regelfall eng miteinander verknüpft, beispielsweise handelt es sich bei der Belegschaft um Stakeholder, und Themen wie Unternehmenskultur oder Werte sind eng mit der Belegschaft verwoben. Die ISO 9001 spricht von „relevanten interessierten Parteien“. Eine Partei ist dann relevant, wenn sie QMS, Produkte oder Dienstleitungen beeinflussen kann oder selbst davon beeinflusst werden könnte und die Interessen (Anforderungen) dieser Partei von der Organisation als relevant eingestuft werden.

Bild 4.3Der Abschnitt 4.2 der ISO 9001 im Überblick

Sie müssen wissen, welche Erwartungen Ihrer Stakeholder sich wie auf das QMS auswirken; nicht alle Erwartungen wirken sich aus. Die Erwartung einer regelmäßigen Dividende der Gesellschafter wirkt sich beispielsweise nicht unmittelbar auf das QMS aus, allerdings müssen Sie diese Erwartung der Gesellschafter in Ihren Plänen berücksichtigen.

Grundsätzlich ist es sehr zu empfehlen, dass Sie stets wissen, was Ihre relevanten Stakeholder, vor allem die Kunden wollen. Gibt es vielleicht Veränderungen der Wertesysteme Ihrer Kunden oder steigen die Ansprüche an die Usability? Je näher Sie Ihren Kunden sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass Ihre Produkte/Ihre Dienstleistungen angenommen werden.

Unterstützende Werkzeuge (Auswahl)

       Stakeholderanalyse

       Trendanalysen

       Kundenbefragungen

       Mitarbeiterbefragungen

Tabelle 4.2 fasst die wichtigen Aspekte zu diesem Normabschnitt zusammen.

Tabelle 4.2 Erfordernisse und Erwartungen der interessierten Parteien verstehen – Normabschnitt 4.2 umsetzen

Leitfragen

       Welche Stakeholder (interessierte Parteien) sind für uns wichtig und welche Wünsche, Erwartungen oder Erfordernisse (Anforderungen) haben diese an uns?

       Wer sind unsere wichtigen Stakeholder (z.B. Kunden, Belegschaft)?

       Welche Anforderungen haben unsere wichtigen Stakeholder (z.B. Kunden wollen Produkte, die begeistern, Gesellschaft will Nachhaltigkeit, Kommune will Gewerbesteuer)?

Ziel: Verstehen, was die Stakeholder wünschen/erwarten/brauchen

Umsetzungshinweis

Bestimmen Sie Ihre relevanten Stakeholder und leiten Sie deren Anforderungen ab. Hier unterstützt Sie die Methode Stakeholderanalyse. Es empfiehlt sich, Ihre Stakeholder auch direkt zu befragen.

Mögliche Auditnachweise

       Ergebnisse Stakeholderanalyse

       Auflistung der Stakeholder mit ihren Erwartungen (Anforderungen)

Laut ISO müssen Sie sich „nur“ um diejenigen Stakeholder kümmern, die für das QMS relevant sind. Die wichtigsten Stakeholder sind die Kunden.

4.3Anwendungsbereich festlegen

Bei diesem Normabschnitt geht es darum, den Anwendungsbereich des QMS festzulegen, also für welche Bereiche das QMS gilt (Bild 4.4).

Es stehen folgende Fragen im Mittelpunkt:

Auf welche Bereiche soll das QMS angewendet werden? Und auf welche nicht? Welche Anforderungen der Norm treffen nicht zu? Und warum treffen diese Anforderungen nicht zu? Wie und wo wird dokumentiert und die Überprüfung/Überwachung sichergestellt?

Der Bauunternehmer hat vielleicht noch ein Architekturbüro, das vom QMS nicht berücksichtigt werden sollte. Oder es treffen bestimmte Normanforderungen nicht zu, wie es der Fall ist, wenn es beispielsweise außer dem Unternehmer selbst keine weiteren Führungskräfte gibt.

Die ISO 9001 verlangt, dass die Definition des Anwendungsbereichs an internen und externen Themen, an den Erwartungen/Anforderungen der Stakeholder sowie an den eigenen Produkten und Dienstleistungen ausgerichtet wird. Dieser Normenpunkt setzt also voraus, dass die relevanten Themen, die Stakeholder und die Anforderungen ermittelt wurden.

Dokumentierte Information

Der Anwendungsbereich muss schriftlich festgehalten werden. Wenn Anforderungen als „nicht zutreffend“ deklariert werden, dann muss hierfür jeweils eine nachvollziehbare Begründung vorliegen. Mit dieser Begründung soll auch nachgewiesen werden, dass das QMS trotz der Ausschlüsse erfolgreich umgesetzt werden kann.

Bei der Festlegung des Anwendungsbereichs des QMS müssen die in Abschnitt 4.1 ermittelten externen Einflussfaktoren (externe Themen) sowie die unter Abschnitt 4.2 ermittelten Erwartungen der Stakeholder berücksichtigt werden.

Wenn beispielsweise der Wettbewerb Produkte mit höchsten Qualitätsansprüchen anbietet, dann wirkt sich dies unmittelbar auf die vergleichbaren Eigenprodukte aus und muss daher berücksichtigt werden. Oder ein Kunde könnte die Umsetzung der ISO 9001 für seine Zulieferteile verlangen, das bedeutet, dass der Anwendungsbereich die Produktion dieser Zulieferteile umfassen muss.

Auch die angebotenen Produkte bzw. Dienstleistungen müssen berücksichtigt werden.

Bild 4.4Der Abschnitt 4.3 der ISO 9001 im Überblick

Dokumentierte Information

Sie müssen bei der Definition des Anwendungsbereichs des QMS die davon betroffenen Produkte/Dienstleistungen nennen und als dokumentierte Information aufbewahren und zur Verfügung stellen („vorhalten“).

Wenn Sie eine Anforderung der ISO 9001 als „nicht zutreffend“ bezeichnen, dann müssen Sie dies nachvollziehbar begründen und diese Begründung als dokumentierte Information aufbewahren und zur Verfügung stellen („vorhalten“).

Wenn Sie eine Anforderung der ISO 9001 als „nicht zutreffend“ bezeichnen, dann muss sichergestellt sein, dass dadurch die Konformität nicht beeinträchtigt wird. Also dass gewährleistet ist, dass die Produkte bzw. Dienstleistungen so sind, wie sie sein sollen, und die definierten Anforderungen erfüllen. Ebenso muss sichergestellt sein, dass das Streben nach einer Erhöhung der Kundenzufriedenheit nicht beeinträchtigt wird.

Unterstützende Werkzeuge (Auswahl)

       Stakeholderanalyse

       Überprüfen der Prozesskette und/oder der möglichen Wechselwirkungen

Tabelle 4.3 fasst die wichtigen Aspekte zu diesem Normabschnitt zusammen.

Tabelle 4.3 Anwendungsbereich festlegen – Normabschnitt 4.3 umsetzen

Leitfragen

       Was ist der Anwendungsbereich des QMS?

       Für welche Bereiche sollte das QMS gelten? Unter Berücksichtigung

       der internen und externen Themen, die wir als wichtig eingestuft haben,

       der Anforderungen der Stakeholder und

       unserer Produkte und Dienstleistungen.

       Für welche Standorte, Bereiche, Produktlinien etc. sollte das QMS gelten?

       Welche Anforderungen müssen wir nicht umsetzen, sind „nicht zutreffend“?

Ziel: Festlegen des Anwendungsbereichs des QMS

Umsetzungshinweis

Bestimmen Sie, für welchen Bereich das QMS gelten soll. Beim Anwendungsbereich werden auch die Anforderungen ausgeschlossen, die für Sie nicht relevant sind. Deklarieren Sie nicht zutreffende Anforderungen als „nicht zutreffend“. Wichtig hierbei ist eine nachvollziehbare Begründung.