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Die meisten muskulären Beschwerden und Schmerzen werden durch nicht behandelte Triggerpunkte verursacht oder beeinflusst. Dies sind lokalisierte empfindliche Stellen in den Muskeln bzw. im Fasziensystem. Werden diese Triggerpunkte richtig verstanden und behandelt, kann eine rasche und anhaltende Schmerzlinderung erreicht werden. Die aktualisierte dritte Auflage umfasst für jeden besprochenen Muskel neue Behandlungsrichtlinien zur Selbsthilfe und für den Therapeuten. Dabei wird die topaktuelle Theorie und Praxis zu den Triggerpunkten abgedeckt. Das Einleitungskapitel beschreibt die Grundlagen der Triggerpunkte und enthält detaillierte Therapie-protokolle. Die Kapitel Sieben bis Zwölf sind nach Muskelgruppen geordnet mit detaillierten farbigen Illustrationen jedes wichtigen Skelettmuskels. Zusätzlich bespricht der angesehene Osteopath Simeon Niel-Asher die physiologischen Auswirkungen der Triggerpunkte auf jeden Muskel - einschließlich entsprechender Behandlungs-methoden - und nennt die häufigsten Schmerzen wie Kopfschmerz, Nackenschmerz, Schulterschmerz sowie Beschwerden im unteren Rücken.
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Seitenzahl: 377
Veröffentlichungsjahr: 2017
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TRIGGERPUNKT
BEHANDLUNG
HILFE UND SELBSTHILFE
REFERENZBUCH
TRIGGERPUNKT
BEHANDLUNG
HILFE UND SELBSTHILFE
REFERENZBUCH
SIMEON NIEL-ASHER
COPRESS
Vollständige E-Book-Ausgabe der im Copress Verlag
erschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-7679-1105-5)
Copyright © 2005, 2008, 2014 by Simeon Niel-Asher.
First published in 2005 by Lotus Publishing, Berkeley, California
Titel der Originalausgabe:
The concise book of trigger points :
a professional and self-help manual
HINWEISE
Die Methoden, die in diesem Buch erläutert werden, ersetzen keine
geeignete Therapie durch einen zugelassenen Manualtherapeuten.
Zwar sind Beschwerden und Schmerzen durch Triggerpunkte ver-
breitet, dennoch kann manchmal eine tieferliegende Erkrankung
dafür ursächlich sein. Es ist ratsam, immer eine Diagnose durch
einen qualifizierten Arzt einzuholen und sich mit diesem abzustim-
men, ehe Sie den Behandlungsmethoden in diesem Buch folgen.
Das
Referenzbuch Triggerpunktbehandlung
wird unterstützt durch
die
Society for the Study of Native Arts and Sciences
, eine gemein-
nützige Bildungsinstitution mit dem Ziel, interkulturelle Bildungs-
perspektiven zu entwickeln, die verschiedene wissenschaftliche,
soziale und künstlerische Bereiche vernetzt, um eine ganzheitliche
Sicht von Kunst, Wissenschaft, Geisteswissenschaft und Heil-
methoden zu fördern sowie um Fachliteratur zum Verhältnis von
Geist, Körper und Natur zu veröffentlichen und zu vertreiben.
WIDMUNG
Für meine Frau, meine Söhne, meine Mutter, meine Freunde, meine
Familie und meine wunderbaren Patienten.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin
der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet (http://dnb.dnb.de) abrufbar.
Deutsche Ausgabe © 2017
Copress Verlag in der Stiebner Verlag GmbH, Grünwald
Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur
mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages.
Übersetzung aus dem Englischen: Christa Trautner-Suder,
Dr. Iris Klofat (Fachberatung)
Satz (Printausgabe) und Redaktion der deutschen Ausgabe: Ver-
lags- und Redaktionsbüro München, www.vrb-muenchen.de
ISBN 978-3-7679-2040-8
www.copress.de
5
Inhalt
Zu diesem Buch7
Liste der Abkürzungen8
Einleitung9
Kapitel 1 Sich selbst heilen mit
Selbsthilfetechniken13
Eine wahre Geschichte13
Ein paar Worte vorab14
Selbstbehandlung16
Was ist mein Triggerpunkt?19
Triggerpunkt-Releasetechniken zur Selbsthilfe22
Kapitel 2 Skelettmuskulatur, Muskel-
biomechanik und Beweglichkeit23
Die Skelettmuskulatur23
Die Physiologie der Muskelkontraktion26
Muskuloskelettale Biomechanik27
Beweglichkeit30
Die embryologische Entwicklung der Faszie 30
Kapitel 3 Triggerpunkte und Trigger-
punktbildung33
Definition eines Triggerpunkts33
Akupunktur- oder Akupressurpunkte und
Triggerpunkte35
Fibromyalgie35
Die Reflexpunkte (Tenderpoints) nach Chapman
versus Triggerpunkte36
Ernährungsfaktoren und biochemische Faktoren36
Der Einfluss des Autonomen Nervensystems (ANS)36
Differentialdiagnose 37
Triggerpunkte und Muskelfasertyp37
Triggerpunktbildung und Körperhaltung38
Posturale Triggerpunkte und »gekreuzte Syndrome« 38
Triggerpunkte innerhalb der Sarkomere39
Pathophysiologie der Triggerpunkte39
Periphere und zentrale Sensitivierung41
Klassifikation der Triggerpunkte42
Symptome der Triggerpunkte43
Untersuchungsbefunde44
Rat an den Patienten45
Kapitel 4 Therapie-Protokolle 47
Palpation 47
Injektionen und trockenes Nadeln 48
Trockenes Nadeln (Dry Needling) 49
Sprühen und Dehnen (Spray and Stretch) 53
Protokolle für die manuelle Triggerpunkt-
Releasetherapie (TRP) 54
Manuelle Techniken: Die Details55
Dehn- und Löse-(Release-)Techniken56
Häufig gestellte Fragen (FAQs) der Therapeuten61
Kapitel 5 Dehnen und Übungen/Sport63
Fitness und Beweglichkeit63
Dehnen64
Kräftigen66
Kapitel 6 Jenseits des Triggerpunkts67
Das Puzzle zusammensetzen 67
Chaos und Komplexität69
Seltsame Attraktoren70
Super-Triggerpunkte (STPs) 71
Myofasziale Meridiane72
Die Niel-Asher-Technik (NAT)76
3-D-NAT-Release77
Kapitel 7 Muskeln von Gesicht, Kopf
und Nacken79
M. occipitofrontalis (M. epicranius)80
M. orbicularis oculi82
M. masseter 84
M. temporalis86
M. pterygoideus lateralis88
M. pterygoideus medialis 90
M. digastricus92
Mm. scalenus anterior, medius, posterior94
M. sternocleidomastoideus (SCM)96
Das Kiefergelenk (Temporomandibulargelenk, TMG)98
Syndrom des Temporomandibulargelenks 99
Kopfschmerzen 100
Nackenschmerzen101
Kapitel 8 Muskeln von Rumpf
und Wirbelsäule103
M. erector spinae (M. sacrospinalis)104
Hintere zervikale Muskulatur106
M. multifidus/Rotatoren108
M. splenius capitis/M. splenius cervicis110
M. obliquus externus112
M. transversus abdominis 114
M. rectus abdominis116
M. quadratus lumborum 118
M. iliopsoas (M. psoas major/M. iliacus) 120
Diaphragma (Zwerchfell)122
Schmerzen im unteren Rücken124
Referenzbuch Triggerpunktbehandlung: Hilfe und Selbsthilfe
6
Kapitel 9 Muskeln von Schulter
und Oberarm125
M. trapezius126
M. levator scapulae128
M. rhomboideus (minor und major)130
M. serratus anterior132
M. pectoralis major134
M. latissimus dorsi136
M. deltoideus138
M. supraspinatus140
M. infraspinatus142
M. teres minor144
M. subscapularis146
M. teres major148
M. biceps brachii150
M. triceps brachii152
Schulterschmerzen154
Kapitel 10 Muskeln von Unterarm
und Hand155
M. pronator teres156
M. palmaris longus158
Handgelenksflexoren160
M. brachioradialis162
Handgelenksextensoren164
M. extensor digitorum166
M. supinator168
M. opponens pollicis/M. adductor pollicis170
Kleine Handmuskeln172
Schmerzen im Handgelenk174
Kapitel 11 Muskeln von Hüfte und
Oberschenkel175
M. gluteus maximus176
M. tensor fasciae latae (TFL)178
M. gluteus medius180
M. gluteus minimus182
M. piriformis184
Hamstrings (hintere Oberschenkelmuskulatur)186
Adduktoren188
M. pectineus190
M. sartorius192
M. quadriceps194
Beckenschmerzen196
Knieschmerzen197
Kapitel 12 Muskeln von Bein und Fuß199
M. tibialis anterior200
M. extensor digitorum longus/
M. extensor hallucis longus202
Mm. fibularis (peroneus) longus, brevis, tertius204
M. gastrocnemius206
M. plantaris208
M. Soleus210
M. popliteus212
M. flexor digitorum longus/
M. flexor hallucis longus214
M. tibialis posterior216
Oberflächliche Fußmuskulatur218
Tiefe Fußmuskulatur220
Schmerzen im Sprunggelenk222
Schmerzen im Fuß223
Glossar: anatomische Lage-/Richtungs-
bezeichnungen225
Bibliographie227
Register231
7
Zu diesem Buch
Herzlich willkommen zu einer spannenden Lese-Reise. Im Jahr 2003 bat man mich, die erste Ausgabe des hier vorliegenden Buches zu schreiben. Seitdem entwickelte sich das Referenzbuch Triggerpunktbehandlung zu einem bis heute weltweit in mehr als 20 Sprachen übersetzten Bestseller. Dieser enorme Erfolg und neueste Forschungsergebnisse spornten mich nun dazu an, mein Buch komplett zu überarbeiten und umzugestalten. Das Ergebnis halten Sie hier in Ihren Händen.
Ich weiß aus meiner langjährigen Erfahrung, dass viele Leserinnen und Leser dieses Buches völlig unnötigerweise unter Schmerzen und Einschränkungen leiden. Denn für viele Beschwerden gibt es rasche und wirksame Abhilfe durch die einfache Triggerpunktbehandlung. Deshalb freue ich mich sehr, Ihnen hiermit den aktuellen Stand der Forschung auf diesem Gebiet sowie moderne Methoden für Manualtherapeuten und einfache Selbsthilfeanleitungen für zu Hause vorstellen zu können. Und ich hoffe natürlich, dass auch Sie auf den folgenden Seiten individuelle Hilfestellung finden werden.
Simeon Niel-Asher
www.nielasher.com
Referenzbuch Triggerpunktbehandlung: Hilfe und Selbsthilfe
Liste der Abkürzungen
AChAcetylcholin
ANSAutonomes/Automatisches Nervensystem
ASCAnterior sagital chain (Vordere sagittale Kette)
ATPAdenosintriphosphat
BKBradykinin
COPDChronisch obstruktive Lungenerkrankung
CRACContract-Relax/Antagonist Contract (Kontra-
hieren-Ent spannen/Antagonisten-
Kontraktionstechnik
CRHRContract-Relax/Hold-Relax (Kontrahieren-
Entspannen/Halten-Entspannen)
EMGElektromyographie
GIGastrointestinal
GSOGolgi-Sehnenorgan
HLAHumanes Leukozyten-Antigen
HNOHals, Nase, Ohren
ICT(Inhibitions-)Kompressionstechnik
ITIliotibial
ITHP Integrierte Triggerpunkthypothese
LDManuelle Lymphdrainage
MEPMotorische Endplatte
METMuskelenergietechniken
MTP Myofasziale Triggerpunkte
NATNiel-Asher-Technik
NLPNeurolinguistische Programmierung
NMDAN-Methyl-D-Aspartat
PIRPostisometrische Relaxationstechnik
PMR Polymodale Rezeptoren
PNFPropriozeptive neuromuskuläre Fazilitation
PNSPeripheres Nervensystem
RARiesenzellarteriitis
RIReziproke Inhibition
SCSStrain-Counterstrain
SCMSternocleidomastoideus
SLESystemischer Lupus erythematosis
SPIAISpina iliaca anterior inferior
SPIAPSSpina iliaca anterior superior
SRSarkoplasmatisches Retikulum
STPSuper-Triggerpunkt
TCMTraditionelle Chinesische Medizin
TFLM. tensor fasciae latae
TMGTemporomandibulargelenk
TPTriggerpunkt
ZNSZentralnervensystem
8
9
Einleitung
Über mich
Als ich 14 Jahre alt war, hörte ich durch meinen Großonkel Sidney Roseneil erstmals etwas über Osteopathie. Er war in den 1960er-Jahren Osteopath, Akupunkteur und Naturheilkundler, in einer Zeit, in der es in der modernen Medizin zu großen Veränderungen kam. Bereits damals empfand ich die Aussage, der Körper solle zur Selbstheilung ermutigt werden, als schlüssig. Die Osteopathische Manipulative Therapie (OMT) hebt die angeborene Fähigkeit des Körpers zur Selbstheilung hervor und lehrt Methoden, wie diese »halb-automatische« Reaktion ausgelöst werden kann. Der Körper verfügt über Selbstregulations- und Selbstheilungsmechanismen, die auch heute noch der modernen Medizin vielfach überlegen sind. Durch meine Arbeit als Osteopath habe ich gelernt, die kraftvolle »Sprache der Berührung« zu spüren und zu verstehen, die ganz ohne Worte auskommt. Als in meinem zweiten Studienjahr die Triggerpunkte (TP) auf dem Lehrplan standen, wurde mir schnell klar, dass es dabei um etwas ganz Besonderes geht. Die nächsten zweieinhalb Jahre verbrachte ich mit ein paar Freunden jedes Wochenende damit, den »Meister« David Warren zu besuchen, um bei ihm zu lernen und ihm bei der Arbeit zuzuschauen.
Seit dem Abschluss meiner Ausbildung im Jahr 1992 arbeite ich als vielbeschäftigter Osteopath, Forscher, Studierender und Lehrer. Seit über 22 Jahren durfte ich vielen tausend Patienten begegnen und ihnen helfen. Ich wurde vom Leben reich beschenkt: mit einer großartigen Familie, großartigen Freunden und einer wunderbaren internationalen Karriere. Ich bin erstaunlichen Menschen begegnet und habe sie auf ihrem Weg zur Heilung begleitet. Ich bin um die ganze Welt geflogen und habe mit Popstars, Hollywood-Schauspielern, Gurus, Politikern und Olympiasportlern gearbeitet. 1999 entwickelte ich eine moderne Triggerpunktmethode, die ich »Niel-Asher-Technik (NAT)« nannte. Der Auslöser dafür war, dass ich eines der am besten gehüteten Geheimnisse der Schmerzmedizin kennen- und verstehen lernte – die Triggerpunkttherapie.
Über Sie
Akute und chronische Schmerzen sind höchst motivierende Signale. Wenn wir unter Schmerzen leiden, sind wir verletzlich und greifen nach jedem Strohhalm. Sie waren vielleicht beim Arzt, haben eine Kernspinuntersuchung hinter sich, Bluttests gemacht und wurden dann mit einem Rezept nach Hause geschickt oder bekamen gesagt, es sei doch alles in Ordnung! Ja, vielleicht hat man Ihnen sogar gesagt, Sie würden sich den Schmerz nur einbilden. Danach haben Sie womöglich mit physikalischer Therapie, mit Ernährungsumstellung, Diäten, Akupunktur, Chiropraktik, Osteopathie, Massage, Bowen-Technik, Pilates und vielem mehr probiert, Ihren (keineswegs nur eingebildeten) Schmerz zu lindern: alles ohne Erfolg.
Hier sollte nun endlich die Triggerpunktbehandlung zum Einsatz kommen: Sie wirkt schnell, ist mit geringen Kosten verbunden, kann reproduziert werden, ist evidenzbasiert und leicht zu beherrschen.
Warum wird sie dann nicht von allen Ärzten und Manualtherapeuten praktiziert? Oder warum wissen manche gar nicht, was sie da tun? Denn tatsächlich nutzen viele Therapeuten in ihrer täglichen Praxis auf die eine oder andere Weise Triggerpunkte, ohne genau darüber Bescheid zu wissen. Doch je mehr sie darüber erfahren, desto höher die Effizienz, das Tempo und die Wirksamkeit der Behandlung.
Über den Schmerz
Muskuläre (myogene) Schmerzen und Dysfunktionen können durch viele Faktoren hervorgerufen werden wie Trauma, chronische Fehlhaltungen, Sportverletzungen und systemische Erkrankungen. Muskelschmerzen sind ein Schlüsselelement unseres Schutz- und Verteidigungsmechanismusses. Schmerz ist eine wertvolle Alarmglocke, die uns mitteilt, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Zudem spielen Triggerpunkte bei einer ganzen Reihe von Krankheitszuständen eine Rolle und können andere Erkrankungen auch häufig »nachahmen«. Beschwerden, die von Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen über Zahnschmerzen bis zu Rückenschmerzen, Tennisellenbogen (Epicondylitis lateralis) und sogar Schwindelgefühlen reichen, können von einem Triggerpunkt ausgehen.
In diesem Buch werden Sie lernen, wie Sie die Quelle Ihres Schmerzes herausfinden und zu Hause wirksam und einfach Abhilfe schaffen können.
Ich hoffe, dass die Therapeuten unter den Lesern, die bereits mit Triggerpunkten arbeiten, das Buch prägnant, praxisbezogen, klinisch relevant und hilfreich finden werden. In den Kapiteln 4 und 5 bespreche ich auch moderne Techniken an wie trockenes Nadeln, Spray-and Stretch-Technik (Sprühen und Dehnen), propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation (PNF), moderne manuelle Positional Releasetechniken (PRT), und grundlegende NAT-Protokolle.
Referenzbuch Triggerpunktbehandlung: Hilfe und Selbsthilfe
10
Über dieses Buch
Dieses Buch ist als Kurzreferenz-Handbuch aufgebaut und vermittelt nützliche Informationen über Triggerpunkte in den Hauptmuskeln des Skelettsystems. Diese Triggerpunkte sind entscheidend für Massage, Körperarbeit und physikalische Therapie. Die Informationen über jeden Muskel werden im gesamten Buch in einheitlicher Form präsentiert. Ein Beispiel wird in Abbildung 1 gegeben. Die Bedeutung der Überschriften ist fett gedruckt erklärt (für einige Muskeln wird nur eine gekürzte Version angegeben).
Myofaszien
Stellen Sie sich vor, Sie wären eine Orange. Ihre Haut ist die mit Haaren und Rezeptoren ausgestattete oberflächliche Faszie, deren Entsprechung bei der Orange die weiße feste Haut unter der Schale ist. Die Trennhäute um jede Orangenspalte sind die tiefen Faszien, und wenn Sie genau hinschauen, sehen Sie, dass sich der Saft in noch kleineren Faszientaschen befindet. Bis zu einem gewissen Grad sind wir alle einander ähnlich: Unsere Faszien sind überall – sie umwickeln und stützen Organe, Knochen und Sehnen. Dort, wo die Faszie den Muskel »einwickelt«, wird sie als Myofaszie bezeichnet. Die Faszie ist ein lebendes Gewebe und hat ein Gedächtnis. Sie wirkt außerdem beim Transport chemischer und anderer Substanzen im Körper mit. Wenn wir uns auf »myofasziale Triggerpunkte« beziehen, sprechen wir über einen Triggerpunkt in einem spezifischen Muskel und seine fasziale Hülle. Myofaszien verbinden viele Bereiche des Körpers miteinander, daher wird die Faszie manchmal auch als Bindegewebe bezeichnet.
X markiert den Hotspot
In den Bereichen der häufigsten Triggerpunkte habe ich Markierungen eingefügt, die aber keine exakten Lokalisationen, sondern Annäherungen sind. Geringfügige Veränderungen in Anatomie, Haltung oder gewichttragenden Strukturen beeinflussen die Lokalisation und Ausbildung von Triggerpunkten. In der Praxis werden Sie deshalb vielleicht feststellen, dass die tatsächliche Lokalisation der Triggerpunkte von den Punkten auf den Muskeln in den Kapiteln 7–12 leicht abweicht. Auch Unterschiede bei der Richtung, Amplitude und Druck (therapeutisch) beeinflussen die Lokalisation des Triggerpunktes.
Abbildung 1: Musterseite für einen Muskel
Die wichtigsten Methoden für die Behand-
lung von Triggerpunkten (siehe Kapitel 4)
13
Sich selbst heilen mit
Selbsthilfetechniken
1
Eine wahre Geschichte ...................................13
Ein paar Worte vorab .....................................14
Selbstbehandlung ..........................................16
Was ist mein Triggerpunkt? ...........................19
Triggerpunkt-Releasetechniken zur
Selbsthilfe ..................................................22
Eine wahre Geschichte
Fangen wir mit einer wahren Geschichte über John an, der nach Aussage seiner Mutter ein »sehr, sehr kranker kleiner Junge« war. Kurz vor seinem dritten Geburtstag wäre er beinahe an Scharlach gestorben. Mit fünf hatte er Keuchhusten und Windpocken, seine Gesundheit blieb sehr labil. Als Teenager bekam er Verdauungsprobleme und wog mit 14 Jahren 43 kg. Irgendwann wurden bei ihm schließlich Colitis und Zöliakie diagnostiziert. Außerdem litt er unter Rückenschmerzen. Als John 17 Jahre alt war, war sein Vater so beunruhigt, dass er ihn in die Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, schickte, wo die Addisonsche Krankheit der Nebennierenrinden diagnostiziert wurde.
Mit der Zeit entwickelte John Muskelschmerzen. Seine Probleme begannen nach einem Unfall während des Militärdienstes, der eine größere Rückenoperation zur Folge hatte. Diese war nur teilweise erfolgreich, deshalb wurde er medikamentös weiterbehandelt und erhielt eine Rückenbandage. Doch seine Schmerzen wurden schlimmer und schlimmer. Mit der Zeit konnte John seine Zehen nicht mehr berühren und nicht einmal seine Schuhe zubinden. Manchmal musste er an Krücken gehen, er nahm permanent Medikamente ein. Diese halfen ihm vorübergehend, hatten aber unerwünschte Nebenwirkungen wie Depressionen, Osteoporose, chronische dauerhafte Muskelschmerzen und Muskelspasmen.
Janet and John
Als John Ende dreißig war, stellte ein Freund ihn der Ärztin Dr. Janet Travell vor, die Pionierarbeit für eine neue Behandlungsmethode leistete, die myofasziale Triggerpunkttherapie. Sie behandelte ihn regelmäßig, empfahl ihm Absatzerhöhungen und einen Schaukelstuhl, um seine Schmerzen zu lindern. Nach nur wenigen Wochen ging es John allmählich besser. Endlich konnte er seine Schmerzen in Schach halten, und diese gingen sogar zurück. Die Behandlungen von Dr. Travell waren so außerordentlich erfolgreich, dass sie John ermöglichten, eine wunderbare Karriere zu verfolgen – eine Karriere, die die Welt verändern sollte!
Johns Probleme waren biomechanischer Natur – seine Muskeln hatten Triggerpunkte entwickelt. Die
Referenzbuch Triggerpunktbehandlung: Hilfe und Selbsthilfe
14
Behandlung von Dr. Travell war eine »natürliche«, und sie war einfach. Sie hatte einen Weg gefunden, die verborgenen Schmerzcodes, die in seinem muskuloskelettalen System eingeschlossen waren, zu lösen. John würdigte die Arbeit von Dr. Travell öffentlich, und bald nachdem er Präsident der Vereinigten Staaten wurde, ernannte er Janet zu seiner »Leibärztin« – die erste Frau und einige der wenigen Zivilpersonen, die diesen Posten je innehatten.
Dr. Travell setzte ihre Forschungen noch bis zu ihrem Tod 1997 im Alter von 95 Jahren fort und entwickelte ihre Theorien und wissenschaftlichen Modelle zu den Triggerpunkten. Mit der Zeit wurde ihr Erbe umfassend erforscht, ausgeweitet und validiert. Nun können auch Sie von ihren einfachen, aber sehr wirkungsvollen Techniken profitieren.
Abbildung 1.1: John F. Kennedys vermutliches Schmerz-
Verteilungsmuster
Unterer Anteil des M. erector spinae bilateral, Mm. glu-
teus maximus, minimus und medius bilateral, M. tensor
fasciae latae bilateral, M. gastrocnemius bilateral.
Abbildung 1.2: Foto von Janet Travell und John
F. Kennedy. Ihre berühmteste Erfolgsgeschichte.
Ein paar Worte vorab
Es gibt viele Gründe, warum Sie Triggerpunkte haben können, daher ist es wichtig, Triggerpunktschmerzen immer im Zusammenhang mit Ihrem ganzen Körper zu betrachten. Es muss betont werden, dass die Techniken, die in diesem Buch angeboten werden, kein Ersatz für eine Therapie durch einen qualifizierten Therapeuten sind. Selbst wenn Schmerzen und Beschwerden aus Triggerpunkten sehr häufig sind, kann sich dahinter manchmal eine Erkrankung verbergen.Es ist ratsam, immer eine genaue Diagnose durch einen qualifizierten Arzt oder durch einen sehr erfahrenen Manualtherapeuten stellen zu lassen.
Akuter und chronischer Schmerz
Statistiken zufolge sind myofasziale Triggerpunkte in 75 bis 95 % der Fälle von Muskelschmerzen die primäre Ursache! Daher ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es Ihnen helfen wird, Ihre Schmerzen zu überwinden, wenn Sie verstehen, was Triggerpunkte sind, und wenn Sie lernen, wie man diese »ausschalten« kann.
Triggerpunkte können verschiedene Ursachen haben. Einige von den häufigsten Faktoren, die man in Betracht ziehen sollte, sind die folgenden:
•Kopfvorhalte (oberes gekreuztes Syndrom)
•Gerundete Schultern (unteres gekreuztes
Syndrom)
•Kopfneigung auf eine Seite (Telefonhaltung)
•
Berufliche/ergonomische Stressoren
•Krummes Stehen (unteres gekreuztes Syndrom)
•Krummes Sitzen (z.B. Arbeiten am Computer-
bildschirm/Ergonomie)
•Sitzen mit übergeschlagenen Beinen
•
Gewohnheitshaltungen und/oder Gewohnheiten
•Sitzen am Steuer
•Seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule (Sko-
liose)
•Überbeweglichkeit der Gelenke
•
Schweres Heben/Tragen
•Temporomandibulargelenkssyndrom
•Schleudertrauma
•Primär kürzere untere Extremität
•Repetitive Aktivitäten oder Sport
•
Chronischer Vitamin- und/oder Mineralstoff-
mangel
•Eisenmangel und Schilddrüsenunterfunktion
•Durch Medikamente induziert (iatrogen)
Bei allen langanhaltenden oder chronischen Schmerzen werden Kompensationsmuster und Adaptationen in zahlreichen lokalen und sogar vom Schmerzgebiet entfernten Muskeln auftreten.
Triggerpunkte können aktiv (schmerzhaft) oder inaktiv (latent) sein; sie können sich auch in Sekundärmuskeln oder als Satelliten in der Nachbarschaft des primären Schmerzes manifestieren. Sie können zudem die folgenden Erkrankungen imitieren: Angina pectoris, Bursitis,
Sich selbst heilen mit Selbsthilfetechniken
15
Prostatitis, Appendizitis, Zystitis und Arthritis, Ösophagitis, Karpaltunnelsyndrom, eine entzündliche Beckenerkrankung, Divertikulosis, Tietze-Syndrom (Costochondritis), Ischias, Schmerzen durch einen Herzanfall oder e ine Gallenblasenkolik.
Die Grundlagen der Triggerpunkte
Der Begriff Triggerpunkt wurde im Jahr 1942 von Dr. Janet Travell geprägt, um schmerzhafte Knoten oder Knötchen zu beschreiben, die innerhalb von festen Muskelbändern gefühlt werden können. Alle Triggerpunkte scheinen folgende Merkmale zu besitzen:
•
Häufig sehr starker Schmerz an einem bestimm-
ten Punkt
•
Ein Knötchen befindet sich in einem
Hartspannstrang (Taut Band)
•Druck reproduziert die Schmerzsymptome, mit
Ausstrahlungen in einem spezifischen und repro-
duzierbaren Verteilungsmuster (Schmerzkarte)
•Schmerzen können durch Ergebnisse neurolo-
gischer Untersuchungen nicht erklärt werden
Eines der wichtigsten Merkmale von Triggerpunkten ist, dass sie in Muskeln eingebettet sein können, die weit von dem Punkt der Schmerzempfindung entfernt sind. Zum Teil gelingt es vielen Therapien aus diesem Grunde nicht, Abhilfe zu schaffen. In den meisten Fällen konzentrieren sich Therapeuten und Ärzte auf die schmerzhafte Stelle, statt nach der Quelle des Schmerzes zu suchen. Ein Triggerpunkt führt zur Verkürzung und Verdickung des Gastmuskels, was zu Druck auf Nerven und Blutgefäße führen kann und seine Funktion reduziert. Wenn Sie Triggerpunkte und ihre Verteilungsmuster verstehen, wird Ihnen dies helfen, zur Quelle Ihrer Schmerzen zu finden.
Was sind die Eigenschaften von Triggerpunkten?
Unsere Sprache zur Beschreibung von Empfindungen ist nicht sehr hoch entwickelt: Leider haben wir noch kein passendes Vokabular entwickelt, um in Worte zu fassen, was wir mit unseren Händen spüren. Dennoch will ich zu beschreiben versuchen, wie sich Triggerpunkte anfühlen:
•Kleine Knötchen in der Größe eines
Stecknadelkopfes
•Erbsengroße Knötchen
•Große Knoten
•Mehrere große Knoten nebeneinander
•
Schmerzempfindliche Stellen, eingebettet in
feste Bänder von halbharten Muskeln, die sich
wie eine Schnur anfühlen
•Seilähnliche Bänder nebeneinander, wie halb
gekochte Spaghetti
•Erhöhte Hauttemperatur am Triggerpunkt im
Vergleich zur Umgebung (wegen der erhöhten
metabolischen/autonomen Aktivität)
Was ist die Triggerpunkttherapie?
Die Triggerpunktherapie umfasst verschiedene Techniken, die zum Ziel haben, diese schmerzhaften Knoten zu deaktivieren. Viele Behandlungsansätze sind praktisch durchführbar, sie »gehen über die Hände« und können zu Hause mit einem Partner oder alleine mit Behandlungshilfen für Triggerpunkte durchgeführt werden. Kombiniert mit einigen einfachen Veränderungen des Lebensstils kann die Triggerpunkttherapie zu dramatischen, sofortigen und anhaltenden Ergebnissen führen.
Die Therapieziele sind einfach:
•Den oder die korrekten Triggerpunkt(e) iden-
tifizieren
•
Herausfinden, wie oder warum sie sich mani-
festiert haben
•Geeignete Techniken anwenden, um den
Punkt/die Punkte zu deaktivieren
•Strategien entwickeln, um zu verhindern, dass
sie wiederkommen
Druck auf die Triggerpunkte …
•… betäubt und reduziert die Schmerzen in der
behandelten Region und in der Region, in der
die Schmerzen wahrgenommen werden,
•… schwächt die Mechanismen der Schmerz-
rückkoppelung ab,
•… durchbricht den Teufelskreis von Schmerz
und Muskelkrampf,
•… dehnt verhärtete Strukturen und hat damit
einen indirekten Effekt auf andere Gewebe,
•… öffnet die folienähnliche myofasziale Hülle,
die die Muskeln umgibt, und stützt,
•… regt die Durchblutung an, um Abfallstoffe
und Gifte zu entfernen,
•… vermehrt die Ausschüttung wirksamer
schmerzstillender Substanzen, genannt
Endorphine,
•
… beeinflusst das autonome/automatische
Nervensystem.
Was ist eine »Karte« für übertragenen Schmerz?
Der durch Triggerpunkte übertragene Schmerz ist nicht das Gleiche wie der übertragene Schulterschmerz einer Appendizitis oder wie die Kiefergelenk-/Armschmerzen, die mit einem Herzanfall zusammen auftreten! Wenn Sie einen schmerzhaften Triggerpunkt 5–6 Sekunden drücken, sollten ein Teil der auf der Abbildung dargestellten Zonen oder auch alle Zonen aktiviert werden: dies sollte Ihre Symptome reproduzieren, die häufig von der Region, die gedrückt wird, entfernt sind.
Referenzbuch Triggerpunktbehandlung: Hilfe und Selbsthilfe
16
Abbildung 1.3: Die Schmerzübertragungsmuster des
M. sternocleidomastoideuss.
Was ist das autonome Nervensystem (ANS)?
Unser ANS kontrolliert unsere vegetativen Funktionen wie Schwitzen, Verdauen und Atmen. Triggerpunkte können zahlreiche verwirrende Symptome des ANS hervorrufen oder zu deren Erhalt beitragen wie Schwitzen, Erblassen der Haut, Kältegefühl, Gänsehaut, Rötung, exzessives Schwitzen, Benommenheit, Dysmenorrhöe, Probleme beim Toilettengang, Ohrenschmerzen, Steifheit und Schwierigkeiten beim Atmen.
Selbstbehandlung
Es wirkt bereits therapeutisch, wenn Sie verstehen, was Triggerpunkte sind und wie diese zur Ursache Ihrer Schmerzen werden können. Sind Ihre Schmerzen im therapeutischen Kontext reproduzierbar, verschafft Ihnen dies ein wirksames Mittel zur Selbsthilfe. Mir ist es wichtig, meine Patienten zu befähigen, selbst zu Ihrer Besserung beitragen zu können und zu erkennen, dass »Wissen Macht ist«. Bitte beschäftigen Sie sich mit dem Behandlungsprozess und informieren Sie sich, bevor Sie beginnen.
Selbstbehandlung wird Ihnen helfen, zu Hause und ohne einen Therapeuten Ihre Schmerzen selbst zu verstehen, damit umzugehen und sie zu kontrollieren. Wenn Sie sich einmal daran gewöhnt haben, mit Triggerpunkten zu arbeiten, werden Sie sogar feststellen, dass Ihre Freunde, Verwandten und Nachbarn eine Behandlung wünschen. Wer weiß, vielleicht werden Sie ja selbst einmal Therapeut!
In diesem Buch habe ich die wirksamsten Selbsthilfe- und Dehntechniken dargestellt, die sich in meinen vielen Jahren als Therapeut bewährt haben.
Welche Ausrüstung brauche ich?
Sie sollten ein Bett (oder eine Couch) benützen, manchmal reicht auch ein Tisch mit einer weichen Auflage aus. Sie brauchen etwas Creme oder Lotion für die Streichmassagetechniken sowie wohl einige Druck-»Hilfsmittel«, um Ihre Finger und Hände zu schonen.
Woher weiß ich, dass dies ein Triggerpunkt ist?
Achten Sie auf die folgenden Punkte:
•Steifheit im betroffenen Muskel (Gastmuskel)
•
Schmerzempfindlicher Punkt (starker Schmerz)
•Tastbarer fester Knoten oder Hartspannstrang
•Anwesenheit von übertragenem Schmerz
•Die (genaue) Reproduktion der Symptome
•Mögliche Verminderung der Hautelastizität in
der Region des Triggerpunktes
Der betroffene Bereich kann feuchter oder wärmer (oder auch kälter) sein als das umgebende Gewebe und sich ähnlich wie Schleifpapier anfühlen.
Mit welchen Bereichen der Hände sollte ich die Trigger-
punkte tasten? (siehe Abbildung 4.1 in Kapitel 4)
•Fingerbeere bzw. Fingerkuppe
•Flache Finger
•Pinzettengriff: Greifen Sie den Muskelbauch
zwischen dem Daumen und den anderen Fingern
und rollen Sie die Muskelfasern vor und zurück.
•
Palpation mit der flachen Hand: Nutzbar in der
Bauchregion (Viszera)
•Ellenbogen: Erlaubt einen stärkeren und kür-
zeren Hebel, was ein Vorteil sein kann.
Wie drücke ich einen Triggerpunkt bei mir selbst?
Es gibt zwei sehr einfache, sichere und effektive Techniken: (1) die ischämische Kompressionstechnik und (2) die tiefe Streichmassage.
Wieviel Druck wende ich auf?
Als Faustregel gilt: Je schmerzhafter das Gewebe, umso langsamer und tiefer der Druck. In allen Fällen sind die Schlüsselwörter »langsam arbeiten«, »sensibel«,»gründlich«. Die tiefe Streichmassage sollte sich etwa so anfühlen, als ob man vorsichtig Zahnpasta aus der Tube drückt.
Weitere Faktoren, die den erforderlichen Kraftaufwand bestimmen, um eine Veränderung zu bewirken, sind der Muskeltyp (phasischer Muskelfasertyp I/tonischer Muskelfasertyp II) und Ihr Körperbau. Dies wird sich auf die Tiefe der Behandlung auswirken. Wenn Sie untersetzt sind, werden Sie ziemlich kraftvoll arbeiten müssen, besonders an der posturalen Muskulatur. Wenn Sie schlank sind, brauchen Sie nicht soviel Kraft, um eine Veränderung im Gewebe zu bewirken (siehe Kapitel 2).
Sich selbst heilen mit Selbsthilfetechniken
17
In welche Richtung sollte der Druck ausgeübt werden?
Es ist wünschenswert, einen stetigen tiefen direkten Druck auf den Knoten oder erbsenähnlichen Triggerpunkt auszuüben. Ich habe versucht, dies durch die Vorstellung einer heißen Zone darzustellen.
Das Herz des Triggerpunktes befindet sich irgendwo in dieser Zone. Sie müssen die Richtung des Drucks finden, die womöglich exakt die Schmerzen reproduziert. Es verblüfft mich häufig, dass bereits eine leichte Veränderung in der Richtung des Drucks an anderer Stelle einen völlig anderen Schmerz verursachen kann. Sie werden es merken, wenn Sie »dort« sind.
Abbildung 1.4: Heiße Zonen
Woher weiß ich, wann ich genug Druck ausgeübt habe?
Drücken Sie den Triggerpunkt 6 Sekunden lang:
•Wenn die Schmerzen schnell verschwinden, hal-
ten Sie den Druck weiter, bis der Triggerpunkt
weich wird oder sich unter Ihrem Druck löst.
•Bleiben die Schmerzen gleich oder werden sie
schlimmer, pausieren Sie 15 Sekunden lang und
versuchen es anschließend erneut.
•Falls nötig dreimal wiederholen.
•Wenn sich der Triggerpunkt nach dem dritten
Mal immer noch nicht deaktivieren lässt, notie-
ren Sie das – es könnte sich um einen sekundä-
ren oder Satellitenpunkt handeln.
Was mache ich, nachdem ich den Druck auf einen Punkt
beendet habe?
Lassen Sie jeder tiefen Gewebearbeit eine sanfte generalisierte Effleurage-Massage folgen. Die Region, in der Sie einen tiefen Druck ausgeübt haben, kann noch empfindlich sein, aber vermeiden Sie diese Region nicht. So helfen Sie, die schmerzinduzierenden Toxine aus der Region zu beseitigen und die Reparatur der Faszie zu stimulieren.
Sind Triggerpunkte und übertragene Schmerzmuster
bei allen gleich?
Grundsätzlich ja, aber sie können sich je nach Größe, Figur, Gewicht etc. verschieben. Diese Faktoren beeinflussen auch die verschiedenen Faszienebenen und damit die Lokalisation der Triggerpunkte. Ähnlich kann ein Narbengewebe oder ein Keloid eine Veränderung im myofaszialen Belastungsmuster und damit auch in der Lokalisation des Triggerpunktes verursachen.
Wie sieht es mit der Ausrichtung der Muskelfasern aus?
Je nach ihrer Lokalisation im Körper und nach ihrer Aufgabe sind Muskelfasern in verschiedenartigen
Strukturen angeordnet (siehe Abbildung 2.4 in Kapitel 2). Das erlaubt den Muskeln, entweder mehr Kraft oder eine spezifischere Kraft zu erzeugen. Entsprechend der Anordnung der Muskelfasern im jeweiligen Muskel wird ein zentraler Triggerpunkt anders lokalisiert werden. In der Faseranordnung des vielseitig gefiederten Muskels (M. multipennatus) können mehrere Triggerpunkte in der Mitte jeder funktionalen Komponente existieren.
Welche Cremes oder Lotionen kann ich verwenden?
Meist ist es besser, auf Öle zu verzichten, da Sie sonst von den Druckpunkten wegrutschen können, wenn Sie sie einmal gefunden haben. Ich verwende die einfache blaue Nivea-Creme. Alternativen sind Arnikacreme oder eine einfache wasserlösliche Creme, die mit Vitamin E-Öl gemischt ist (einen Holzlöffel dafür verwenden).
Vaseline, Talkumpulver oder Massageöl können ebenfalls benützt werden, wenn Sie eine Allergie gegen Lanolin haben.
Wie häufig soll behandelt werden?
Nach meiner Erfahrung sollten diese manuellen Selbstbehandlungen vorsichtig durchgeführt werden und nicht öfter als einmal am Tag, vorzugsweise im Abstand von drei bis vier Tagen. Bälle, Rollen oder Haken können bis zu 10 Minuten pro Sitzung benützt werden und bis zu sechsmal pro Tag.
Hilfsmittel
Während Finger, Ellenbogen und Daumen die bequemsten Instrumente für die Behandlung bleiben, wurde eine Reihe von Selbsthilfewerkzeugen entwickelt, um Triggerpunkte zu behandeln. Dazu gehören:
•Bälle
•Stöcke
•Knäufe
•TOLA-System
•Rollen (Schaumstoff)
Jedes dieser Hilfsmittel hat einen anderen Behandlungseffekt. Im Allgemeinen sind sie dafür gedacht, entweder Druck auf einen spezifischen Triggerpunkt auszuüben oder die Muskeln nach der Behandlung zu dehnen. Hilfsmittel wie Bälle und Knäufe können Sie anstelle Ihrer Hände und Ellenbogen verwenden, um den Druck zu erhöhen und die Belastung für Ihre Finger zu reduzieren. Andere Hilfsmittel wie das TOLA-System erlauben Ihnen, auch schwer erreichbare Punkte zu behandeln.
Die Hilfsmittel können im Stehen, Sitzen, Liegen oder in der Seitlage benutzt werden. Ein aktiver Triggerpunkt wird schnell überstimuliert, daher sollte der Druck vorsichtig und sanft angewendet werden, bis er »genau richtig« ist. Sie sollten den Punkt so lange drücken, bis er weich wird oder der Schmerz nachlässt. Es ist in Ordnung, Druckwerkzeuge bis zu sechsmal am Tag zu verwenden, je nach der Chronizität des Problems.
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Referenzbuch Triggerpunktbehandlung: Hilfe und Selbsthilfe
Abbildung 1.5: Hilfsmittel zur Selbstbehandlung von
Triggerpunkten a) Backnobber, b) Ball, c) Faszienrolle
aus Schaumstoff, d) Jackknobber e) Knobble (Massage-
knauf), f) Massagestick g) Thera Cane, h) Tola-Knauf
Wie oft sollte ich einen Triggerpunkt mit Bällen oder
Haken behandeln?
Das hängt davon ab, wie akut oder chronisch das Problem ist. Bei einem chronischen Triggerpunkt können Sie den Bereich bis zu sechsmal am Tag behandeln: Beharrlichkeit zahlt sich aus. Ein akutes Problem verlangt weniger Arbeit am Triggerpunkt als ein chronisches. Bei einem erfahrenen Therapeuten wird die Behandlungssequenz anders aussehen. Es variiert also von Fall zu Fall.
Kann ich etwas falsch machen?
Wenn Sie den korrekten Triggerpunkt identifizieren und ihn mit liebevoller Sorgfalt behandeln, vermutlich nicht. Bis zu 48 Stunden nach der Behandlung kann noch eine gewisse Schmerzhaftigkeit, ähnlich einem Muskelkater vorherrschen. Wenn diese bleibt oder sich das Befinden verschlechtert, beenden Sie bitte sofort die Behandlung und holen Sie erneut die Meinung eines Arztes ein.
Wird es zu Ekchymosen kommen?
Ekchymosen sollten nicht auftreten, wenn Sie sich an die Anleitungen halten, es sei denn, Sie nehmen ein blutverdünnendes Medikament ein. Mit der Zeit und mit der Erfahrung werden Ekchymosen immer seltener auftreten. Ich habe herausgefunden, dass es nicht die Tiefe der Behandlung (Kraft) ist, die zu Blutaustritten führen wird, sondern üblicherweise der zu schnell ausgeführte Druck (Geschwindigkeit). Versuchen Sie, die Muskeln und empfindlichen Knötchen unter der Haut zu fühlen. Arnikacremes und -tabletten sollen die Inzidenz und Schwere der Ekchymosen reduzieren. Leider entwickeln manche Menschen leichter als andere eine Ekchymose.
Werde ich danach Schmerzen verspüren oder Neben-
wirkungen erfahren?
Nicht selten treten 24–36 Stunden nach der Behandlung Schmerzen oder Ekchymosen auf, dabei ist aber nicht klar, ob es sich um Wirkungen/Nebenwirkungen der Behandlung handelt. Nach einer Manipulation der Halswirbelsäule sind Behandlungsreaktionen am stärksten. Dazu gehören auch andere assoziierte Symptome wie Müdigkeit oder grippeähnliche Empfindungen, erhöhter Harndrang, Lethargie, erhöhte Schläfrigkeit.
Dehnen (Stretching)
Es ist ratsam, am Tag der Behandlung stündlich zu dehnen und dann dreimal pro Tag für die Dauer von einigen Wochen bis zu mehreren Monaten. Dehnungsdiagramme für jeden Muskel werden, soweit zweckmäßig, gezeigt.
Abbildung 1.6: Dehnübungen für den M. sternocleido-
mastoideus
Lebensstil und Ernährung
Gesundheitliche Probleme wie ein Mangel an Folsäure, Eisen, Vitaminen und/oder Mineralstoffen können sowohl zur Triggerpunktaktivität beitragen, als diese auch aufrechterhalten. Es sollte beachtet werden, dass sich Sehnen unter dem Einfluss von Nikotin nicht reparieren! In unserem heutigen Leben werden Muskeln und Sehnen häufig unterfordert, was zu inneren Fetteinlagerungen und zunehmender Anfälligkeit für Verletzungen führt. Weitere Faktoren wie fettes Essen und Exposition gegenüber freien Radikalen können ebenfalls einen zerstörerischen Effekt auf unsere Weichteile haben. Nahrungsergänzungsmittel wie Omega-3-Fettsäuren, Zink, Magnesium, Eisen und die Vitamine K, B12 und C sowie Folsäure können Ihre Erholung beschleunigen.
NAT-Protokolle zur Selbsthilfe
Ich habe meine Standard-NAT-Protokolle am Ende jeder farbigen Abhandlung zu den einzelnen Muskeln beigefügt. Wie Sie sehen werden, sind darin »Super-Triggerpunkte« enthalten. Obwohl es keine »Einheits«-Lösung für alle Körperbereiche gibt, habe ich Protokolle beigefügt, die vielen tausenden von Patienten über die Jahre hinweg geholfen haben. Weitere Informationen zu Super-Triggerpunkten und NAT finden Sie in Kapitel 6.
Tipp
Versuchen Sie, die Muskeln und die schmerzempfindlichen Knötchen unter der Haut zu tasten. Bauen Sie den Druck langsam auf, und beenden Sie ihn nicht zu schnell.
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Sich selbst heilen mit Selbsthilfetechniken
Was ist mein Triggerpunkt?
Zu Beginn jedes farbigen Muskelkapitels (Kapitel 7–12) finden Sie eine regionale Triggerpunkt-Checkliste. Schauen Sie sich diese Muskelseiten sehr genau an, um herauszufinden, ob Ihnen eine dieser Schmerzkarten bekannt vorkommt. Die Liste von Symptomen in Tabelle 1.1 (unten) sollte Ihnen ebenfalls helfen, Ihre Suche nach dem Triggerpunkt einzuschränken.
Zeichen und
Symptome
Möglicher Sitz von
Triggerpunkten (TP)
Abgeschwächte Wahr-
nehmung der Licht-
intensität (Dämmer-
sehen)
M. sternocleidomastoideus
Anorexie
M. rectus abdominis
Atemzugvolumen,
Verminderung des
M. serratus anterior, Mm.
intercostali
Auge, Druck im
M. splenus capitis
Auge, exzessive
Tränenproduktion
Vorderer Bereich des
M. temporalis, mittlerer
M. temporalis, sternaler
M. sternocleidomastoideus,
M. frontalis, oberer M. orbi-
cularis oculi
Auge, Rötung des
M. frontalis, oberer M. orbi-
cularis oculi, sternaler
M. sternocleidomastoideus
Auge, Unfähigkeit das
Oberlid zu heben oder
Verlangsamung beim
Heben des Oberlids
Sternaler M. sternocleido-
mastoideus mit Spasmus
des M. orbicularis oculi
Augenreizung, Rötung
M. sternocleidomastoideus,
extrinsische Augenmuskeln
Augenschmerz hinter
dem Auge
M. temporalis, M. occipita-
lis, M. trapezius
Augenschmerz, tiefer
Sternaler M. sternocleido-
mastoideus
Augenschmerzen
M. sternocleidomastoideus,
M. occipitalis, M. longus
capitis
Autokrankheit/
Seekrankheit
M. sternocleidomastoideus
Bauchkrämpfe/Koliken
M. rectus abdominis –
periumbilikaler Rand
Bettnässen
Aktive TP in der unteren
Bauchmuskulatur
Blähungen
M. transversus abdominis,
M. rectus abdominis
Blasenschmerzen
Oberer Anteil des M. adduc-
tor magnus
Bruxismus (Zähne-
knirschen/Auf einan der-
pressen der Zähne)
M. temporalis
Daumenkrämpfe
M. abductor pollicis longus
Diffuse Bauchschmer-
zen/gynäkologische
Schmerzen
Unterer M. rctus abdominis,
oberer M. adductor magnus
Druckgefühl in den
Ohren/Nachlassendes
Hörvermögen/
Geräusch-überemp-
findlichkeit (Hyperaku-
sis)/Schwerhörigkeit
(Hpoakusis)
M. pterigoideus, M. masseter
Durchfall
Unteres abdominales Ge-
biet, rechter unterer M. rec-
tus abdominis, M. transver-
sus abdominis
Dyspareunia (Schmer-
zen beim Sex)
M. piriformis, oberer M. ad-
ductor magnus
Einklemmung der
Arteria radialis
M. pectoralis minor
Empfindlichkeit gegen-
über Geräuschen und
Licht
M. occipitalis
Erbrechen
Bauchmuskeln (vor allem
M. rectus abdominis)
Erbrechen im Schwall
Beidseitiger Triggerpunkt,
der ein »Aufstoßen« auslöst,
bei oder direkt unter dem
Rippenwinkel der 12. Rippe
Fasciitis plantaris
Oberflächliche/tiefe intrin-
sische Fußmuskeln
Flatulenz
Bauchmuskeln
Fuß, Fußheber-
schwäche, Schlappfuß
M. tibialis anterior
Genitalschmerz
Oberer M. adductor magnus,
M. transversus abdominis
Geschwollene Drüsen,
Gefühl von
M. digastricus, M. sterno-
cleidomastoideus, M. ptery-
goideus, vordere Hals-
muskulatur
Gestörte Gewichts-
wahrnehmung von
Objekten in der Hand
M. sternocleidomastoideus
Greifkraft, Verlust der
M. infraspinatus, Mm. sca-
leni, Handextensoren,
M. brachioradialis, M. ab-
ductor pollicis brevis
Hodenhochstand
Mm. multifidii, M. erector
spinae
Hohe 1. Rippe
M. scalenus anterior (kann das
Kostoklavikular-Syndrom ver-
ursachen/dazu beitragen)
19
20
Zeichen und
Symptome
Möglicher Sitz von
Triggerpunkten (TP)
Referenzbuch Triggerpunktbehandlung: Hilfe und Selbsthilfe
Husten, trockener
Husten
Konvergenzregion des ster-
nalen M. sternocleidomas-
toideus und des M. pectoralis
Hyperakusis (Geräusch-
überempfindlichkeit)
M. temporalis, M. pterygoi-
deus medialis
Impingement-Syn-
drom der Schulter
M. serratus anterior
Impotenz
M. piriformis und andere
kurze laterale Rotatoren,
Einklemmung des Nervus
pudendus und der Blut-
gefäße
Inkontinenz, urinal
und fäkal
M. obturator internus
(beidseits)
Instabile Hüfte
Extension von M. rectus
femoris und oberer M. vas-
tus intermedius
Instabiles Knie
(»Wackelknie«)
M. vastus medialis, M. vas-
tus lateralis
Kardiale Arrhythmie
(Herzrhythmusstörung)
M. pectoralis major zwisch-
en 5. und 6. Rippe, in der
Mitte zwischen Brustwarze
und Sternum rechtsseitig
(zuerst sternale TP deaktivie-
ren), M. pectoralis minor
Kieferöffnung, Ein-
schränkung der
M. masseter, zahlreiche TP
im Gebiet; der M. zygoma-
ticus major allein kann eine
Einschränkung der Kiefer-
öffnung um 10–20 mm be-
wirken
Klingeln in den Ohren/
Ohrgeräusche
M. pterygoideus, M. mas-
seter, medialer M. pterygoi-
deus, M. splenius capitis,
M. sternocleidomastoideus,
M. temporalis
Kloß im Hals
M. longus colli, M. longus
capitis, M. pterygoideus
Kniescheibe, verriegelt
M. vastus medialis, M. vas-
tus lateralis
Knieschwäche
M. rectus femoris, M. popli-
teus
Koliken
M. transversus abdominis,
M. rectus abdominis
Kopfdruck/Druck-
gefühl in den
Nasennebenhöhlen/
Obstruktion der
Nasennebenhöhlen
M. masseter, M. pterygoi-
deus, internasale und Sinus-
bereiche
Kurzatmigkeit
M. levator scapulae,
Mm. scaleni
Lichtempfindlichkeit
M. frontalis, M. orbicularis
oculi superior, sternaler
M. sternocleidomastoideus,
M. rectus capitis
Lumbago/Schmerzen
im unteren Rücken
M. iliocostalis lumborum,
M. longissimus thoracis,
M. piriformis und weitere
kurze laterale Rotatoren,
M. erector spinae, M. qua-
dratus lumborum, M. glu-
teus medius, M. psoas major
Nahrungsunverträg-
lichkeit
M. transversus abdominis
Nasen- und Nasen ne-
benhöhlenverstopfung
M. sternocleidomastoideus,
lateraler M. pterygoideus
Obere respiratorische
Dysfunktion
M. pectoralis major (bron-
chii), Interkostalmuskulatur
Phantomschmerzen in
den Gliedmaßen
Nach Amputation verursa-
chen TP im Gewebe des
fehlenden Organs (Bein,
Arm, Mamma) oder der Or-
ganumgebung, Schmerzen
Postnasales Tropfen
M. pterygoideus,
M. sternocleidomastoideus,
vordere Halsmuskulatur,
M. digastricus
RDS (Reizdarm-
syndrom)
Rektale TP, Bauchmuskeln
(vor allem schräge), Multifi-
dus-Muskulatur des mittleren
und unteren Rückens, Beck-
enboden, oberer M. adduc-
tor magnus
Reflux
Oberer externer M. abdomi-
nal obliquus
Rülpsen
Bauchmuskeln (besonders
M. rectus abdominis), obere
Thoraxmuskulatur paraspinal
Schienbeinkantensyn-
drom-ähnliche
Schmerzen (hinten)
M. flexor digitorum longus,
M. tibialis posterior
Schienbeinkantensyn-
drom-ähnliche
Schmerzen (vorne)
M. extensor digitorum lon-
gus, M. tibialis anterior
Schluckauf
Reflektorische Kontraktion
des Zwerchfells, der Uvula
Schlucken, unange-
nehmes oder schmerz-
haftes
M. pterygoideus, M. digas-
tricus, M. longus capitis, M.
sternocleidomastoideus
Schmerzhafter Stuhl-
gang
M. obturator internus
Schreibkrämpfe
M. brachioradialis,
Unterarmextensoren
Schwäche im Sprung-
gelenk
M. tibialis anterior,
M. peroneus
Schwäche in Ober-
schenkel und Bein
M. rectus femoris
Schwellung der Hände
Mm. scaleni
Schwellung im Bein
M. piriformis und andere
kurze laterale Rotatoren,
Mm. adductor longus/brevis
Sich selbst heilen mit Selbsthilfetechniken
21
Schwellung im Hals
TP im M. digastricus (ahmen
geschwollene Lymphknoten
nach)
Schwellung in Fuß und
Knöchel
M. piriformis, M. soleus
Schwierigkeiten beim
Schlucken
M. longus capitis, M. longus
colli, medialer M. pterygoi-
deus, M. digastricus
Schwierigkeiten beim
Treppensteigen
M. erector spinae, M. qua-
dratus lumborum, M. tibialis
anterior, M. soleus, lange
Zehenflexoren
Schwindel
M. sternocleidomastoideus,
oberer M. trapezius, M. sple-
nius capitis, M. semispinalis
cervicis, M. temporalis
Sehstörung/
Verschwommenes
Sehen
M. splenius capitis, Augen-
muskeln, sternaler Anteil
des M. sternocleidomastoi-
deus, oberer M. trapezius,
M. orbicularis oculi, M. mas-
seter (Nahsehen)
Seitenstechen
M. serratus anterior und/
oder M. obliquus externus,
Diaphragma
Sodbrennen
Oberer äußerer M. obliquus
abdominis, oberer M. rectus
abdominis, M. paraxiphoi-
deus, M. transversus ab-
dominis
Speichelproduktion,
intensive
Mittlerer M. temporalis
Stimmdysfunktion
M. pterygoideus, vordere
Halsmuskulatur, M. digastri-
cus, Laryngealmuskulatur
Stuhldrang (patholo-
gisch)
M. obturator internus
Symptome wie bei
einem Petit-Mal-Anfall
(Epilepsie)
M. rectus capitis major/
minor
Tachykardie, Arrhyth-
mie (einschließlich
Vorhoffflimmern)
M. pectoralis major, Inter-
kostalmuskulatur, wird au-
tonom mitinnerviert
Tastbare Härte und
tiefe Druckempfind-
lichkeit der unteren
Bauchmuskulatur
M. erector spinae auf
Höhe Th9
Temporomandibular-
gelenks-Syndrom
(TMG-Syndrom)
Lateraler M. pterygoidus,
tiefer M. masseter
Thoracic-outlet-
Syndrom, ähnliche
Schmerzen wie beim
Mm. scaleni, M. pectoralis
major, M. latissimus dorsi,
M. teres major und M. sub-
scapularis, M. pectoralis mi-
nor, M. trapezius, M. levator
scapulae, M. triceps brachii
Triggerpunkte im
Daumen
M. flexor pollicis longus-
Sehnenscheide
Triggerpunkte im Finger
Hand-/Fußflexoren, Sehnen-
scheiden der Fingerflexoren
Übelkeit
M. abdominalis, M. paraspi-
nalis obere BWS, M. trans-
versus abdominis, M. tem-
poralis
Überempfindlichkeit
der Brustwarzen/Über-
empfindlichkeit gegen
Kleidung
M. pectoralis major (beide
Seiten prüfen)
Umknicken im Knöchel
M. peroneus
Unfähigkeit, gerade
zu stehen
M. psoas
Unfähigkeit, still
zu sitzen
M. gluteus maximus,
M. obturator internus, obe-
rer M. adductor magnus
Unfähigkeit zu
längerem Sitzen (evtl.
schmerzhaft)
M. gluteus maximus, M. pi-
riformis, M. transversus peri-
nealis, inguinale Ligamente,
Lig. sacrotuberalis
Ungelenker Daumen
(Probleme beim
Schreiben/Zuknöpfen)
M. adductor pollicis,
M. opponens pollicis
Verdauungsprobleme
M. rectus abdominis
Verlust von Aufmerk-
samkeit/Fokussierung
M. rectus capitis anterior
und lateral
Verstopfung
Bauchmuskeln, möglicher-
weise mesenterale Muskula-
tur, M. obturator internus
Völlegefühl im Bauch/
Blähungen/Übelkeit
M. rectus abdominis, be-
sonders oberer Anteil
paraxiphoid (neben dem
Processus xiphoideus)
Vulvodynie
Beckenboden, M. psoas,
M. rectus abdominis und
M. obturator internus
Wadenkrämpfe
M. gastrocnemius
Weibliche sexuelle
Dysfunktion
M. piriformis und andere
kurze laterale Rotatoren,
Beckenboden
Zahnschmerzen und
Überempfindlichkeit
gegenüber Kälte,
Wärme und Druck
Klavikularer Anteil vom
M. sternocleidomastoideus,
M. trapezius, M. masseter,
M. temporalis, oberer
M. trapezius, M. digastricus,
M. longus capitis
Zehenkrämpfe
Lange Zehenextensoren
Tabelle 1.1: Lokalisation von Triggerpunkten (TP) und
die assoziierten Symptome (nach Starlanyl & Sharkey,
2013). Sie sind in folgenden Referenzwerken aufgeführt:
Bezerra Rocha et al. (2008), Doggweiler-Wiygul (2004),
Funt & Kinnie (1984), Qerama et al. (2008), Sharkey
(2008), Simons et al. (1998), Starlanyl & Copeland
(2001), Teachey (2004), Travell & Simons (1992).
22
Referenzbuch Triggerpunktbehandlung: Hilfe und Selbsthilfe
Triggerpunkt-Releasetechniken
zur Selbsthilfe
In diesem Abschnitt werden wir uns auf zwei Techniken konzentrieren – Kompression und tiefe Streichmassage. Diese Techniken wurden in der Arbeit von Simons et al. (1998) beschrieben. Weitere Techniken besprechen wir in Kapitel 4.
Inhibitions-Kompressionstechnik (ICT)
Diese Technik setzt voraus, dass man das Zentrum des Triggerpunkts lokalisiert. Wird dieses komprimiert, kann es ein spezifisches Schmerzübertragungsmuster auslösen (was vorzugsweise Ihre Symptome reproduziert). Bei dieser Technik übt man einen direkten, sanften und anhaltenden Druck auf den Punkt aus:
PROCEDERE
1.
Identifizieren Sie den Triggerpunkt, mit dem
Sie arbeiten wollen.
2.Bringen Sie den Gastmuskel in eine bequeme
Stellung, wo er entspannt ist und sich vollstän-
dig dehnen kann.
3.Üben Sie sanften, langsam zunehmenden Druck
auf den Punkt aus, bis Sie auf Widerstand sto-
ßen. Dieser Widerstand sollte als unangenehm,
aber nicht als Schmerz empfunden werden.
4.Wenden Sie anhaltenden Druck an, bis Sie füh-
len, dass der Triggerpunkt nachgibt und weich
wird. Das kann von einigen Sekunden bis zu
mehreren Minuten dauern.
5.Die Schritte 3– 4 können wiederholt werden, wo-
bei Sie den Druck auf denTriggerpunkt graduell
verstärken, bis er vollständig nachgegeben hat.
6.Um ein besseres Ergebnis zu erreichen, können
Sie versuchen, die Richtung des Drucks wäh-
rend dieser Wiederholungen zu verändern.
Abbildung 1.7: (Inhibitions-)Kompressionstechnik
Technik der tiefen Streichmassage
Dieser Behandlungsansatz folgt einer von Travell und Simons (Travell & Simons, 1992; Simons et al. 1998) befürworteten Technik und umfasst eher eine tiefe langsame Streichtechnik über einen Triggerpunkt als eine Druckausübung, wie sie bei der vorherigen Technik beschrieben wurde. Die Technik kann den Triggerpunkt deaktivieren, aber auch einen stimulierenden oder tonischen Effekt auf den Gastmuskel ausüben.
PROCEDERE
1.
Identifizieren Sie den Triggerpunkt und beachten
Sie die Richtung der Muskelfasern.
2.Bringen Sie den Patienten in eine bequeme Stel-
lung, wo der betroffene Muskel (Gastmuskel) voll-
ständig gedehnt werden kann.
3.Cremen Sie die Haut falls nötig ein.
4.
Identifizieren und lokalisieren Sie den Trigger-
punkt oder den Hartspannstrang.
5.Arbeiten Sie vom Ansatz des Muskels zum Ur-
sprung des Muskels, führen Sie eine langsame
Streichmassage direkt unter dem Hartspannstrang
aus und verstärken Sie mit Ihrer anderen Hand;