52,99 €
Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung als sich ergänzende Interventionsformen Viele chronische Krankheiten können nicht geheilt, sondern lediglich begleitet und in ihren Auswirkungen eingedämmt werden. Kluge und nachhaltige Strategien, die Krankheiten vorbeugen und die Gesundheit fördern, gewinnen daher immer mehr an Bedeutung. In diesem Referenzwerk wird das Ergänzungsverhältnis der beiden Interventionsformen Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung herausgearbeitet. Ein interdisziplinär zusammengesetztes Team von Expertinnen und Experten erläutert die wissenschaftlichen Grundlagen beider Ansätze und veranschaulicht ihre Umsetzung anhand von konkreten Beispielen. Schwerpunkte der Darstellung sind: - Theoretische Grundlagen und Konzepte einschließlich digitaler Ansätze der Prävention und Gesundheitsförderung - Besonderheiten von lebenslaufbezogenen Konzepten - Prävention somatischer Störungen und Krankheiten in den Bereichen Herz-Kreislauf, Krebs, Atemwege, Muskuloskelettalsystem, Adipositas, Diabetes, Infektionen, Zahn-Mund, Neurologie - Prävention psychosomatischer und psychischer Krankheiten in den Bereichen Stress, Suizidalität, Sucht, Essstörungen, ADHS - Ansätze von Prävention und Gesundheitsförderung in verschiedenen Zielgruppen und Settings: ambulant/stationär, Öffentlicher Gesundheitsdienst, Familien, Arbeitsplatz, Kommunen, Männer und Frauen, Migrantinnen und Migranten - Gesundheitspolitische Umsetzungvon Strategien: Präventionsgesetz, Ansätze der Finanzierung, Bekämpfung gesundheitlicher Ungleichheiten, Ansätze auf globaler Ebene und im Klimawandel Das vorliegende Lehrbuch hat sich als führendes Referenzwerk in medizinischen, gesundheitswissenschaftlichen, psychologischen, pädagogischen und soziologischen Studiengängen und Weiterbildungsprogrammen bewährt. Es erscheint hier in sechster, überarbeiteter und erweiterter Auflage.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 1285
Klaus Hurrelmann
Matthias Richter
Stephanie Stock (Hrsg.)
Referenzwerk Prävention und Gesundheitsförderung
Grundlagen, Konzepte und Umsetzungsstrategien
6., überarbeitete und erweiterte Auflage
unter Mitarbeit von
Thomas Altgeld
Katharina Althaus
Lea Blunck
Michael Böhm
Elmar Brähler
Tilman Brand
Klara Brixius
Andrea Budnick
Anneke Bühler
Gerhard Bühringer
Maxie Bunz
Heide Busse
Ulrike de Vries
Kevin Dadaczynski
Ralf Decking
Manfred Döpfner
Karsten Dreinhöfer
Toni Faltermaier
Raimund Geene
Elena Gomes de Matos
Johanna Hanefeld
Charlotte Hanisch
Bernhard Haring
Christopher Hautmann
Alina Herrmann
Patricia Hilgers
Andrea Icks
Veronika Jäger
André Karch
Theodor Klotz
Peter Koppe
Ursula Kraus
Adelheid Kuhlmey
Romy Lauer
Janna Leimann
Anja Leppin
Julika Loss
Albert C. Ludolph
Martin Merbach
Ricarda Mewes
Ute Mons
Kai Mosebach
Beate S. Müller
Dirk Müller
Uta Nennstiel
Veronika Ottová-Jordan
Franz Petermann (†)
Holger Pfaff
Timo-Kolja Pförtner
Martin Pinquart
Nina Pintzinger
Evelyn Plamper
Eike Quilling
Wolfgang Rathmann
Walter Rätzel-Kürzdörfer
Marcus Redaèlli
Gaby Resmark
Kerstin Rhiem
Michael Schäfer
Kathrin Schlößler
Rita Schmutzler
Maria Schumann
Friedrich W. Schwartz
Johannes Siegrist
Rainer K. Silbereisen
Jacob Spallek
Katja Stenzel
Doris Stöckl
Harald Strippel
Ana N. Tibubos
Anja Tüchler
Horst C. Vollmar
Olaf von dem Knesebeck
Ulla Walter
Rolf Weitkunat
Simone Weyers
Manfred Wildner
Manfred Wolfersdorf
Hajo Zeeb
Stephan Zipfel
Fionna Zöllner
Referenzwerk Prävention und Gesundheitsförderung
Klaus Hurrelmann, Matthias Richter, Stephanie Stock (Hrsg.)
Wissenschaftlicher Beirat Programmbereich Gesundheit
Kevin Dadaczynski, Fulda; Ansgar Gerhardus, Bremen; Klaus Hurrelmann, Berlin; Milo Puhan, Zürich; Doris Schaeffer, Bielefeld
Prof. Dr. Dr. h. c. Klaus Hurrelmann (Hrsg.)
Prof. Dr. Matthias Richter (Hrsg.)
Prof. Dr. Stephanie Stock (Hrsg.)
Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat gemeinsam mit den Autoren bzw. den Herausgebern große Mühe darauf verwandt, dass alle in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen, Internetlinks etc.) entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abgedruckt oder in digitaler Form wiedergegeben wurden. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes und der digitalen Produkte können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.
Copyright-Hinweis:
Das E-Book einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar.
Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.
Anregungen und Zuschriften bitte an:
Hogrefe AG
Lektorat Gesundheit
Länggass-Strasse 76
3012 Bern
Schweiz
Tel. +41 31 300 45 00
www.hogrefe.ch
Lektorat: Susanne Ristea, Wiebke Erchinger
Bearbeitung: Thomas Koch-Albrecht, Münchwald/Hunsrück
Herstellung: René Tschirren
Satz: Claudia Wild, Konstanz
Format: EPUB
6., überarbeitete und erweiterte Auflage 2024
© 2024 Hogrefe Verlag, Bern
© 2004/2007/2010/2014/2018 Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern
Die 4. Auflage erschien unter dem Titel „Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung“. Die 5. Auflage erschien unter dem Titel „Referenzwerk Prävention und Gesundheitsförderung“.
(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-96350-1)
(E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-76350-7)
ISBN 978-3-456-86350-4
https://doi.org/10.1024/86350-000
Nutzungsbedingungen
Der Erwerber erhält ein einfaches und nicht übertragbares Nutzungsrecht, das ihn zum privaten Gebrauch des E-Books und all der dazugehörigen Dateien berechtigt.
Der Inhalt dieses E-Books darf von dem Kunden vorbehaltlich abweichender zwingender gesetzlicher Regeln weder inhaltlich noch redaktionell verändert werden. Insbesondere darf er Urheberrechtsvermerke, Markenzeichen, digitale Wasserzeichen und andere Rechtsvorbehalte im abgerufenen Inhalt nicht entfernen.
Der Nutzer ist nicht berechtigt, das E-Book – auch nicht auszugsweise – anderen Personen zugänglich zu machen, insbesondere es weiterzuleiten, zu verleihen oder zu vermieten.
Das entgeltliche oder unentgeltliche Einstellen des E-Books ins Internet oder in andere Netzwerke, der Weiterverkauf und/oder jede Art der Nutzung zu kommerziellen Zwecken sind nicht zulässig.
Das Anfertigen von Vervielfältigungen, das Ausdrucken oder Speichern auf anderen Wiedergabegeräten ist nur für den persönlichen Gebrauch gestattet. Dritten darf dadurch kein Zugang ermöglicht werden. Davon ausgenommen sind Materialien, die eindeutig als Vervielfältigungsvorlage vorgesehen sind (z. B. Fragebögen, Arbeitsmaterialien).
Die Übernahme des gesamten E-Books in eine eigene Print- und/oder Online-Publikation ist nicht gestattet. Die Inhalte des E-Books dürfen nur zu privaten Zwecken und nur auszugsweise kopiert werden.
Diese Bestimmungen gelten gegebenenfalls auch für zum E-Book gehörende Download-Materialien.
Zitierfähigkeit: Dieses EPUB beinhaltet Seitenzahlen zwischen senkrechten Strichen (Beispiel: |1|), die den Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe und des E-Books im PDF-Format entsprechen.
Vorwort
Grundlagen und Konzepte von Prävention und Gesundheitsförderung
1 Krankheitsprävention und GesundheitsförderungKlaus Hurrelmann, Matthias Richter, Theodor Klotz und Stephanie Stock
1.1 Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung als komplementäre Interventionsformen
1.1.1 Historische Entstehung der Begriffe
1.1.2 Definition von Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung
1.1.3 Wirkungsprinzip der Krankheitsprävention
1.1.4 Wirkungsprinzip der Gesundheitsförderung
1.1.5 Das komplementäre Verhältnis der beiden Interventionsformen
1.2 Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung als integrale Bestandteile der Versorgung
1.2.1 Grenzen der kurativen Ausrichtung des Versorgungssystems
1.2.2 Gesundheitspolitische Herausforderungen für Prävention und Gesundheitsförderung
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
2 Theorien der Krankheitsprävention und des GesundheitsverhaltensNina Pintzinger und Ricarda Mewes
2.1 Klassifikation von Prävention
2.2 Präventives Verhalten – Gesundheitsverhalten
2.3 Modelle des Gesundheitsverhaltens
2.3.1 Kontinuierliche Prädiktionsmodelle
2.3.2 Dynamische Stadienmodelle
2.4 Rückfallprophylaxe
2.5 Fazit und Ausblick
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
3 Konzepte und Strategien der PräventionAnja Leppin und Lea Blunck
3.1 Was ist Prävention?
3.2 Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention
3.2.1 Primärprävention
3.2.2 Sekundärprävention
3.2.3 Tertiärprävention
3.3 Strategien der Prävention
3.3.1 Beseitigung von Krankheitsursachen versus Stärkung der Abwehr
3.3.2 Universelle versus zielgruppenspezifische Präventionsansätze
3.3.3 Verhaltens- versus Verhältnisprävention
3.4 Methoden der Prävention
3.5 Fazit und Ausblick
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
4 Konzepte und Strategien der GesundheitsförderungThomas Altgeld
4.1 Was ist Gesundheitsförderung?
4.1.1 Definitionen und Konzepte der Gesundheitsförderung und Prävention
4.1.2 Geschichte der Gesundheitsförderung
4.1.3 Kernstrategien der Gesundheitsförderung
4.2 Praxis der Gesundheitsförderung in ausgewählten Settings
4.2.1 Gesundheitsfördernde Krankenhäuser
4.2.2 Gesundheitsfördernde Schulen
4.3 Politische und rechtliche Rahmenbedingungen der Gesundheitsförderung in Deutschland
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
5 Digitale Gesundheitsförderung und PräventionKevin Dadaczynski
5.1 Definition von digitaler Public Health, Gesundheitsförderung und Prävention
5.2 Klassifikation von digitaler Gesundheitsförderung und Prävention
5.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen digitaler Gesundheitsförderung und Prävention
5.4 Digitalisierung und soziale Ungleichheiten von Gesundheit
5.5 Chancen und Herausforderungen der digitalen Gesundheitsförderung und Prävention
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
Prävention und Gesundheitsförderung im Lebenslauf
6 Prävention und Gesundheitsförderung im KindheitsalterVeronika Ottová-Jordan und Fionna Zöllner
6.1 Risiko- und Schutzfaktoren
6.2 Primäre Prävention im Kindesalter
6.2.1 Gesundheitsprobleme, die früh im Kindesalter auftreten können
6.2.2 Gesundheitsprobleme, die sich später entwickeln, denen aber teilweise früh vorgebeugt werden kann
6.3 Sekundäre Prävention im Kindesalter
6.4 Tertiäre Prävention im Kindesalter
6.5 Präventionsressourcen
6.6 Qualitätsmanagement und Bewertung von Präventionsmaßnahmen
6.7 Fazit und Ausblick
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
7 Prävention und Gesundheitsförderung im JugendalterMartin Pinquart und Rainer K. Silbereisen
7.1 Verlaufsformen von Gesundheit und Gesundheitsverhalten im Jugendalter
7.1.1 Gründe für Veränderungen des Gesundheitsverhaltens im Jugendalter
7.2 Einflussfaktoren auf interindividuelle Unterschiede im Gesundheitsverhalten
7.2.1 Personale Bedingungen
7.2.2 Kontextfaktoren
7.3 Ansätze zur Prävention und Gesundheitsförderung
7.4 Fazit und Ausblick
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
8 Prävention und Gesundheitsförderung im ErwachsenenalterToni Faltermaier
8.1 Konzeptionelle Grundlagen von Prävention und Gesundheitsförderung
8.1.1 Gesundheit im Erwachsenenalter
8.1.2 Gesundheitliche Risiken in der Lebenssituation und Lebensweise
8.1.3 Gesundheitliche Ressourcen in der Lebenssituation und Lebensweise
8.2 Ansätze und Strategien der Prävention und Gesundheitsförderung bei Erwachsenen
8.2.1 Settingbezogene Ansätze
8.2.2 Zielgruppenbezogene Ansätze
8.2.3 Ansatzpunkte im Lebenslauf Erwachsener
8.2.4 Personale und strukturelle Ansätze
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
9 Prävention und Gesundheitsförderung im hohen AlterAdelheid Kuhlmey und Andrea Budnick
9.1 Gesundheitsbegriff und Präventionsziele im hohen Alter
9.2 Sozioökonomische Merkmale und ihre Bedeutung für Gesundheit im hohen Alter
9.3 Zur Bedeutung spezifischer Präventionsmaßnahmen für Gesundheit im hohen Alter
9.3.1 Körperliche und geistige Aktivität
9.3.2 Vermeidung von Einsamkeit und Ermöglichung von Teilhabe
9.3.3 Angemessene Ernährung
9.4 Präventionsansätze zur Verminderung von Pflegebedürftigkeit im hohen Alter
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
Prävention somatischer Störungen und Krankheiten
10 Prävention von Herz-Kreislauf-KrankheitenBernhard Haring und Michael Böhm
10.1 Epidemiologie kardiovaskulärer Erkrankungen
10.2 Das kardiovaskuläre Kontinuum
10.3 Risikostratifizierung
10.4 Primär- und Sekundärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen
10.4.1 Nikotinkarenz
10.4.2 Gesundheitsbewusste Ernährung und Gewichtsreduktion
10.4.3 Moderater Alkoholkonsum
10.4.4 Vermeidung der arteriellen Hypertonie
10.4.5 Körperliche Aktivität
10.4.6 Reduktion der Lipide
10.4.7 Diabetes mellitus
10.4.8 Prophylaktische medikamentöse Therapien
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
11 Prävention von KrebserkrankungenUte Mons
11.1 Epidemiologie von Krebserkrankungen
11.2 Primärprävention von Krebs: Senkung des Krebsrisikos
11.2.1 Primärprävention am Beispiel der Lungenkrebs-Prävention
11.3 Sekundärprävention von Krebs: Früherkennung und Screening
11.3.1 Früherkennung und Screening am Beispiel Darmkrebs
11.4 Tertiärprävention von Krebs: Management und Nachsorge
11.5 Ausblick
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
12 Prävention von AtemwegserkrankungenFranz Petermann (†) und Ulrike de Vries
12.1 Asthma: Krankheitsbild und Epidemiologie
12.2 COPD: Krankheitsbild und Epidemiologie
12.3 Primärprävention bei Atemwegserkrankungen
12.3.1 Ernährungsbedingte Faktoren
12.3.2 Vermeidung von Tabakrauch
12.3.3 Tierhaltung
12.3.4 Erhöhter Body-Mass-Index
12.3.5 Hausstaubmilben
12.3.6 Impfungen
12.3.7 Unspezifische Stimulation des Immunsystems
12.3.8 Berufliche Exposition
12.4 Sekundärprävention bei Atemwegserkrankungen
12.4.1 Vermeidung von Tabakrauch
12.4.2 Tierhaltung
12.4.3 Hausstaubmilbenexposition
12.4.4 Vermeidung weiterer Allergene
12.4.5 Berufliche Exposition
12.4.6 Immuntherapie
12.5 Tertiärprävention bei Atemwegserkrankungen
12.5.1 Tabakrauch
12.5.2 Allergenkarenzmaßnahmen
12.5.3 Reduktion von Hausstaubmilben
12.5.4 Tierkontakt
12.5.5 Berufliche Exposition
12.5.6 Pharmakotherapie
12.5.7 Schutzimpfungen
12.5.8 Physiotherapie
12.5.9 Patientenschulung
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
13 Prävention muskuloskelettaler ErkrankungenKarsten Dreinhöfer, Peter Koppe, Michael Schäfer und Ralf Decking
13.1 Stellenwert der präventiven Orthopädie
13.1.1 Definition der Orthopädie und Charakterisierung der wichtigsten Arbeitsschwerpunkte
13.1.2 Logik eines vorbeugenden Arbeitens in der Orthopädie
13.2 Bisherige Umsetzung präventiver Ansätze
13.2.1 Hüftgelenksanomalien
13.2.2 Angeborener Klumpfuß
13.2.3 Haltungsfehler und Haltungsschwächen
13.2.4 Skoliose
13.2.5 Osteoporose
13.3 Perspektiven präventivmedizinischer Ansätze in der Orthopädie
13.3.1 Mobilität entwickeln – Bewegungserziehung und Sport im Kindes- und Jugendalter
13.3.2 Mobilität sinnvoll nutzen – Sport und Belastung im Erwachsenenalter
13.3.3 Mobilität erhalten oder wiedererlangen – Sport im Alter und gezielte medizinische Interventionen
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
14 Prävention von AdipositasKlara Brixius
14.1 Definition von Übergewicht und Adipositas beim Erwachsenen
14.2 Pathogenese der Adipositas und adipositasassoziierte Folgeerkrankungen
14.2.1 Familiäre Disposition
14.2.2 Schlafmangel
14.2.3 Stress und Depression
14.3 Evidenzbasierte Präventionsansätze der Adipositas im Erwachsenenalter
14.3.1 Primärprävention
14.3.2 Sekundärprävention
14.3.3 Tertiärprävention
14.4 Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
15 Prävention des DiabetesAndrea Icks und Wolfgang Rathmann
15.1 Definition und Beschreibung des Krankheitsbildes
15.2 Public-Health-Relevanz
15.2.1 Epidemiologie
15.2.2 Individuelle und gesellschaftliche Belastungen
15.3 Entstehungsbedingungen und Einflussfaktoren sowie daraus ableitbare Präventionsansätze
15.4 Präventionsmaßnahmen und Ergebnisse ihrer Evaluation
15.5 Umsetzung in die Regelversorgung
15.6 Fazit und Ausblick
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
16 Prävention von InfektionskrankheitenVeronika Jäger, André Karch und Rolf Weitkunat
16.1 Epidemiologie von Infektionskrankheiten
16.2 Historischer Hintergrund der Prävention von Infektionskrankheiten
16.3 Grundlagen der Infektionsprävention und unspezifische Infektionspräventionsmaßnahmen
16.4 Impfungen als spezifische Infektionspräventionsmaßnahmen
16.5 Chemoprophylaxe
16.6 Bevölkerungsprävention und Individualverhalten
16.6.1 Hygieneverhalten
16.6.2 Impfverhalten
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
17 Prävention von Zahn-, Mund- und KieferkrankheitenHarald Strippel
17.1 Problemlage und Präventionsziele
17.1.1 Epidemiologie
17.1.2 Determinanten der Mundgesundheit
17.1.3 Mundgesundheitsziele
17.2 Mundgesundheitsförderung
17.2.1 Kariesrückgang – eine Public-Health-Erfolgsgeschichte
17.2.2 Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik
17.2.3 Verringerung sozialer Ungleichheiten
17.2.4 Nachhaltige Entwicklungsziele
17.2.5 Bevölkerungsstrategie effizienter als Risikostrategie
17.2.6 „Institution für Mundgesundheit“ gesetzlich implementieren
17.3 Prävention
17.3.1 Präventionsansätze
17.3.2 Gruppenprophylaxe
17.3.3 Früherkennung und Individualprophylaxe
17.3.4 Prävention für vulnerable Gruppen
17.3.5 Einzelne Erkrankungen und Zustände
17.4 Evidenz, Wirksamkeit und Effizienz
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
18 Prävention neurologischer ErkrankungenKatharina Althaus und Albert C. Ludolph
18.1 Präventives Arbeiten in der Neurologie
18.2 Überblick über Prävention in der Neurologie
18.3 Beispiel 1: Prävention des ischämischen Insults
18.3.1 Kardiovaskuläre Risikofaktoren für ischämischen Schlaganfall
18.3.2 Primärprävention bei anderen kardialen Erkrankungen mit Schlaganfallrisiko
18.3.3 Rezidivprophylaxe nach zerebralen Ischämien
18.3.4 Zur Rehabilitation nach Schlaganfall
18.4 Beispiel 2: Prävention der intrazerebralen Blutung
18.5 Beispiel 3: Präventive Ansätze bei demenziellen Erkrankungen
18.6 Organisatorische Voraussetzungen
18.6.1 Kooperationspartner zur Prävention neurologischer Krankheitsbilder
18.6.2 Evaluation und Qualitätsmanagement präventiver Ansätze
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
19 Prävention erblicher KrebserkrankungenKerstin Rhiem, Anja Tüchler und Rita Schmutzler
19.1 Bedeutung erblicher genetischer Faktoren für die Krebsentstehung
19.1.1 Risikogene und Risikoprädiktion – komplexe molekulargenetische Zusammenhänge
19.2 Grundlagen der risikoadaptierten Krebsfrüherkennung
19.2.1 Risikokommunikation und -perzeption
19.2.2 Implementierung risikoadaptierter Krebsfrüherkennungsmaßnahmen
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
20 Gesundheitsförderung und Prävention im KlimawandelMaxie Bunz, Alina Herrmann und Beate S. Müller
20.1 Gesundheitsförderung im Klimawandel
20.1.1 Der Klimawandel als Gesundheitsdeterminante am Beispiel des Ahrtals
20.1.2 Ebenen von Gesundheitsförderung im Klimawandel
20.1.3 Synergieeffekte zwischen Gesundheitsförderung, Klimaanpassung und Klimaschutz
20.2 Prävention im Klimawandel
20.2.1 Primärprävention
20.2.2 Sekundärprävention
20.2.3 Tertiärprävention
20.3 Fazit und Ausblick
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
Prävention psychosomatischer und psychischer Krankheiten
21 Prävention chronischer StressbelastungJohannes Siegrist und Olaf von dem Knesebeck
21.1 Was ist chronische Stressbelastung?
21.2 Psychosoziale Stressoren
21.3 Chronischer Stress und Krankheit
21.4 Ebenen und Ansätze der Stressprävention
21.4.1 Personale und interpersonelle Ebene
21.4.2 Strukturelle Ebene
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
22 Prävention depressiver Erkrankungen – Prävention von SuizidenManfred Wolfersdorf, Walter Rätzel-Kürzdörfer und Katja Stenzel
22.1 Prävention von SuizidenManfred Wolfersdorf
22.1.1 Begriffsbestimmung
22.1.2 Zur Epidemiologie
22.1.3 Suizidprävention
22.2 Arbeit und DepressionWalter Rätzel-Kürzdörfer und Katja Stenzel
22.2.1 Modelle zur Krankheitsentstehung
22.2.2 PräventionKatja Stenzel
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
23 Prävention von Störungen im Zusammenhang mit psychotropen SubstanzenAnneke Bühler, Elena Gomes de Matos und Gerhard Bühringer
23.1 Epidemiologie
23.2 Ätiologie
23.2.1 Personenbezogene Einflussfaktoren
23.2.2 Psychosoziale und gesellschaftliche Einflussfaktoren
23.2.3 Substanzbezogene Einflussfaktoren
23.2.4 Modelle für die Integration der Einflussfaktoren auf die Entwicklung von Substanzstörungen
23.3 Ansatzpunkte für die substanzbezogene Prävention
23.3.1 Effektive Präventionsmaßnahmen
23.3.2 Beispiel für ein schulisches Präventionsangebot
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
24 Prävention von Anorexia nervosaGaby Resmark und Stephan Zipfel
24.1 Anorexia nervosa
24.2 Arten der Prävention bei Anorexia nervosa
24.3 Zielbereiche für die Prävention von Anorexia nervosa
24.3.1 Gesundheitspolitische Ansätze
24.3.2 Individuumzentrierte Ansätze
24.4 Wirksamkeit von Prävention
24.4.1 Einsatz neuer Technologien in der Prävention
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
25 Prävention der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)Manfred Döpfner, Charlotte Hanisch und Christopher Hautmann
25.1 Klinisches Bild, Epidemiologie, Ätiologie und Verlauf
25.2 Ansatzpunkte präventiver Interventionen
25.2.1 Eltern-/familienzentrierte Prävention
25.2.2 Kindergarten- und schulzentrierte Prävention
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
Zielgruppen und Settings der Prävention und Gesundheitsförderung
26 Prävention und Gesundheitsförderung im ambulanten, stationären und integrierten SettingMarcus Redaèlli, Kathrin Schlößler, Romy Lauer und Horst Christian Vollmar
26.1 Ambulantes Setting
26.1.1 Hausärztliche Versorgung
26.1.2 Spezialisiert-fachärztliche Versorgung
26.2 Stationäres Setting
26.2.1 Krankenhäuser der Akutversorgung
26.2.2 Rehabilitationseinrichtungen
26.2.3 Pflegeeinrichtungen
26.3 Integrierte Versorgung
26.4 Fazit und Ausblick
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
27 Prävention und Gesundheitsförderung im Öffentlichen GesundheitsdienstManfred Wildner, Uta Nennstiel und Doris Stöckl
27.1 Wie definiert sich der Öffentliche Gesundheitsdienst?
27.2 Wie ist der Öffentliche Gesundheitsdienst organisiert?
27.3 Welches sind die Kernaufgaben des Öffentlichen Gesundheitsdienstes?
27.3.1 Aufgaben in Gesundheitsförderung und Prävention
27.3.2 Aufgaben der Gesundheitshilfe
27.3.3 Aufgaben der Schwangerenberatung
27.3.4 Zukünftige Herausforderungen
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
28 Familiäre GesundheitsförderungRaimund Geene
28.1 Was ist familiäre Gesundheitsförderung?
28.2 Rahmenbedingungen familiärer Gesundheitsförderung
28.3 Familiäre Lebensphasen
28.3.1 Primäre Sozialisation: Lebensphase Schwangerschaft, Geburt und frühe Kindheit
28.3.2 Sekundäre Sozialisation: Fremdbetreuung
28.3.3 Tertiäre Sozialisation: außerschulische Freizeitangebote und Sport
28.3.4 Weitere Lebensphasen
28.4 Belastete Lebenslagen von Familien
28.4.1 Familienarmut
28.4.2 Alleinerziehende
28.4.3 Elterliche psychische und Suchterkrankungen
28.4.4 (Entstehende) Behinderungen und Erkrankungen von Kindern
28.4.5 Chronische Erkrankungen/„Neue Morbidität“
28.4.6 Pflegefamilien und Kinderwohngruppen
28.5 Handlungsmaxime der familiären Gesundheitsförderung
28.5.1 Advocacy-Ansatz
28.5.2 Kompetenzentwicklung
28.5.3 Vermittlung und Vernetzung
28.6 Abgestimmte Methoden und Strategien
28.6.1 Typen und Arten der familiären Gesundheitsförderung/Primärprävention
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
29 Prävention und Gesundheitsförderung am ArbeitsplatzPatricia Hilgers, Timo-Kolja Pförtner und Holger Pfaff
29.1 Die Arbeitswelt als Handlungsfeld von Prävention und Gesundheitsförderung
29.2 Gesetzliche Bestimmungen
29.3 Wirksamkeit und ökonomischer Nutzen
29.4 Umsetzung und aktuelle Herausforderungen in der Praxis
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
30 Prävention und Gesundheitsförderung in KommunenEike Quilling und Janna Leimann
30.1 Theoretische Grundlagen der kommunalen Gesundheitsförderung
30.1.1 Lebenswelt als entscheidender Faktor für Gesundheitsförderung
30.1.2 Die Kommune als Dachsetting
30.1.3 Rechtliche Rahmenbedingungen für die kommunale Gesundheitsförderung
30.1.4 Theoretische Modelle und Ansätze in der kommunalen Gesundheitsförderung
30.2 Kommunale Gesundheitsförderung in der Praxis
30.2.1 Bestehende Gesundheitsförderungsprogramme nach dem kommunalen Settingansatz
30.2.2 Herausforderungen bei der Umsetzung kommunaler Gesundheitsförderung
30.2.3 Empfehlungen für eine erfolgreiche Umsetzung kommunaler Gesundheitsförderung
30.3 Evaluation und Qualitätsmanagement
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
31 Geschlechtliche Diversität in Prävention und GesundheitsförderungAna N. Tibubos, Martin Merbach und Elmar Brähler
31.1 Geschlechtsspezifische Erkrankungen
31.2 Geschlecht und gesundheitsbezogene Kognitionen
31.2.1 Subjektive Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit
31.2.2 Gesundheitsrelevante Persönlichkeitsmerkmale
31.3 Wahrnehmung des eigenen Gesundheitszustands
31.4 Geschlecht und Gesundheitsverhalten
31.4.1 Trinkgewohnheiten
31.4.2 Rauchgewohnheiten
31.4.3 Ernährung
31.4.4 Inanspruchnahme von Präventionsangeboten
31.5 Auswirkungen der Geschlechterunterschiede auf Präventionsprogramme
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
32 Prävention und Gesundheitsförderung bei Migrantinnen und MigrantenJacob Spallek, Maria Schumann und Tilman Brand
32.1 Zusammenhang zwischen Migration und Gesundheit
32.1.1 Krankheitsrisiken und Gesundheitsressourcen von Migrantinnen und Migranten – empirische Belege und Erklärungsmodelle
32.1.2 Migration und der soziale Status
32.2 Teilnahme von Menschen mit Migrationsgeschichte an Angeboten der Prävention und Gesundheitsförderung
32.3 Angebote der Prävention und Gesundheitsförderung für Menschen mit Migrationsgeschichte
32.4 Gestaltungsmöglichkeiten einer migrantensensiblen bzw. migrantenspezifischen Prävention
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
Gesundheitspolitische Umsetzung
33 Gesundheitspolitische Umsetzung von Prävention und Gesundheitsförderung im Rahmen des nationalen PräventionsgesetzesKai Mosebach, Friedrich W. Schwartz und Ulla Walter
33.1 Gesundheitspolitik als integriertes Konzept
33.1.1 Gesundheitspolitischer Paradigmenwandel in Deutschland
33.1.2 Akteure, Steuerungsinstrumente und Interventionsfelder
33.2 Health Governance im Wandel: von der korporatistischen Kranken- zur intersektoral koordinierten Gesundheitsversorgung
33.2.1 Der lange Weg zu einem bundesweiten Präventionsgesetz
33.2.2 Aufbau einer Koordinations- und Kooperationsstruktur sowie finanzielle Dynamisierung
33.2.3 Grundstrukturen der Implementierung des nationalen Präventionsgesetzes: die strategische Rolle der Sozialversicherungen
33.3 Stand der Umsetzung der multidimensionalen Präventionsstrategie vor der Novellierung des nationalen Präventionsgesetzes
33.3.1 „Gesund aufwachsen“: Prävention und Gesundheitsförderung für Kinder, Jugendliche, Familien und Studierende
33.3.2 „Gesund arbeiten und leben“: Prävention und Gesundheitsförderung im Erwachsenenalter
33.3.3 „Gesund altern“: Prävention und Gesundheitsförderung für ältere Menschen jenseits der Erwerbsphase
33.3.4 Politische Umsetzung intersektoraler Health Governance: Erfahrungen und Herausforderungen aus acht Jahren nationales Präventionsgesetz
33.4 Entwicklungsperspektiven der mehrstufigen Koordinations- und Kooperationsstruktur: nach der Reform ist vor der Reform
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
34 Entstehung und Wirkung des PräventionsgesetzesThomas Altgeld
34.1 Drei gescheiterte gesundheitspolitische Anläufe zu einem Präventionsgesetz in Deutschland vor 2015
34.2 Neuer Stellenwert der Prävention und Gesundheitsförderung im SGB V durch die Verabschiedung des Präventionsgesetzes 2015
34.3 Strukturaufbau auf Bundesebene
34.4 Umsetzung des Präventionsgesetzes auf der Ebene der Bundesländer
34.5 Schwerpunkte der heterogenen Umsetzungspraxis des Präventionsgesetzes
34.6 Neue präventive Handlungsfelder für ÄrztInnen
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
35 Prävention und Gesundheitsförderung im Kontext gesundheitlicher UngleichheitenSimone Weyers und Ursula Kraus
35.1 Gesundheitliche Ungleichheiten
35.2 Präventionsdilemma
35.3 Kommunale Prävention mit Soziallagenbezug
35.3.1 Präventionsketten
35.3.2 Kommunale Vernetzung und kommunale Verwaltung
35.3.3 Bedarfs- und Bestandsanalyse
35.3.4 Kriterien guter Praxis
35.4 Fazit und Ausblick
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
36 Finanzierung und Kosten von Gesundheitsförderung und PräventionEvelyn Plamper, Dirk Müller und Stephanie Stock
36.1 Finanzierung von Gesundheitsförderung und Prävention
36.2 Bewertung der Wirksamkeit und Kosten von Maßnahmen
36.3 Gesundheitsökonomische Verfahren zur ökonomischen Evaluation von Präventionsmaßnahmen
36.3.1 Ökonomische Evaluation von Maßnahmen für die Lebensphase „Gesund aufwachsen“
36.3.2 Ökonomische Evaluation von Maßnahmen für die Lebensphase „Gesund leben und arbeiten“
36.3.3 Ökonomische Evaluation von Maßnahmen für die Lebensphase „Gesund im Alter“
36.3.4 Lebensphasenübergreifende Präventionsmaßnahmen bewerten: Beispiel Tabakkonsum
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
37 Prävention und Gesundheitsförderung – Aussichten für die ZukunftHajo Zeeb und Heide Busse
37.1 Gesundheitslast und zukünftige Themen für Prävention und Gesundheitsförderung
37.2 Komplexität und Systemdenken
37.3 Diversität als Herausforderung
37.4 Prävention und Bürgerrechte
37.5 Zukunftsszenarien für Prävention und Gesundheitsförderung
37.6 Prävention und Innovation
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
38 Prävention auf globaler EbeneJohanna Hanefeld und Julika Loss
38.1 Globale Gesundheit und ihr Bezug zu globaler Prävention
38.2 Beispiele für globale Herausforderungen für Prävention
38.2.1 Tabak- und Alkoholkonsum als globales Gesundheitsproblem
38.2.2 Infektionserkrankungen als globales Gesundheitsproblem
38.2.3 Weitere globale Herausforderungen für Prävention und Gesundheitsförderung
38.3 Internationale Erfahrungen und globaler Konsens als Grundlage für Prävention
38.3.1 Die Ottawa-Charta als Beispiel für eine international breit unterstützte Programmatik für Gesundheitsförderung
38.3.2 Global von Bedeutung: soziale Determinanten von Gesundheit
38.3.3 Umsetzung von Präventionsmaßnahmen im internationalen Vergleich
38.4 Fazit
Literatur
Lese- und Medienempfehlung zur Vertiefung
Anhang
Autorinnen und Autoren
Sachwortverzeichnis
Wir freuen uns, das Referenzwerk Prävention und Gesundheitsförderung in einer völlig neu bearbeiteten und aktualisierten Fassung in 6. Auflage vorzulegen. Der Hogrefe Verlag hat keine Mühe gescheut, auch die neue Auflage wieder in einer ansprechenden und hochwertigen Form zu präsentieren. Dafür möchten wir uns ausdrücklich bedanken.
In der Herausgeberschaft hat sich eine Änderung ergeben: Theodor Klotz ist auf eigenen Wunsch ausgeschieden. Er gehörte zu den Initiatoren des Werkes und war von der ersten Auflage an Mitglied im Herausgeberteam. Wir haben viel von ihm profitiert und bedanken uns für seine langjährige Begleitung mit den anregenden Impulsen, die maßgeblich zum Erfolg des Werkes beigetragen haben.
Bei mehreren Artikeln hat die Autorenschaft gewechselt, bei anderen sind zu den bisherigen neue Autorinnen und Autoren hinzugekommen. Als Herausgeber bedanken wir uns bei allen Kolleginnen und Kollegen, die in den vergangenen Jahren zu diesem Werk beigetragen haben.
„Prävention und Gesundheitsförderung“ hat sich als führendes Referenzwerk in medizinischen, gesundheitswissenschaftlichen, psychologischen, pädagogischen und soziologischen Studiengängen und Weiterbildungsprogrammen bewährt, weil es ein klares wissenschaftliches Programm verfolgt: durch einen interdisziplinären Ansatz die beiden Interventionsformen Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung aufeinander beziehen.
Leitendes Prinzip des Lehrbuches ist es, Ansätze aus wissenschaftlichen Disziplinen des biomedizinisch-personenorientierten und des sozial- und bevölkerungsorientierten Paradigmas zusammenzuführen. Hierdurch wird das Ergänzungsverhältnis der beiden Interventionsformen Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung betont. Jede Form der Abgrenzung der beiden Interventionsformen voneinander wird als nicht hilfreich erachtet. Gerade weil die Krankheitsprävention dem naturwissenschaftlichen und medizinischen, die Gesundheitsförderung dem bevölkerungs- und sozialwissenschaftlichen Paradigma jeweils nahesteht, ist ihr Ergänzungsverhältnis fruchtbar und erkenntnisfördernd.
Wir danken den Autorinnen und Autoren der einzelnen Beiträge, die durch ihre Beteiligung zum Ausdruck bringen, dass sie diesem wissenschaftlichen Programm zustimmen und die hier eingeschlagene interdisziplinäre und intersektorale Vorgehensweise befürworten.
Klaus Hurrelmann, Berlin
Matthias Richter, München
Stephanie Stock, Köln
Klaus Hurrelmann, Matthias Richter, Theodor Klotz und Stephanie Stock
Überblick
Was charakterisiert die Begriffe „Krankheitsprävention“ und „Gesundheitsförderung“?
Was sind Risiko- und Schutzfaktoren für die Gesundheit?
Wie ergänzen sich „Krankheitsprävention“ und „Gesundheitsförderung“?
Welchen Stellenwert haben „Krankheitsprävention“ und „Gesundheitsförderung“ in der gesundheitlichen Versorgungsstruktur?
Die Begriffe „Krankheitsprävention“ und „Gesundheitsförderung“ werden in der internationalen Fachliteratur nicht einheitlich verwendet. Auch im deutschen Sprachraum bestehen unterschiedliche Definitionen nebeneinander.
Um eine Begriffsverwirrung zu vermeiden, ist eine Rückbesinnung auf die historische Entstehung der beiden Begriffe hilfreich (Hurrelmann et al., 2016):
Der historisch ältere Begriff „Krankheitsprävention“, meist verkürzt als „Prävention“ bezeichnet, entwickelte sich in der Sozialmedizin des 19. Jahrhunderts. Unter den Begriffen Vorbeugung, Vorsorge, Prophylaxe oder Prävention wurden alle Ansätze zusammengefasst, die eine Vermeidung des Auftretens von Krankheiten und damit die Verringerung ihrer Verbreitung und die Verminderung ihrer Auswirkungen zum Ziel hatten. Der entscheidende Ansatz dafür war, die Auslösefaktoren von Krankheiten zurückzudrängen oder ganz auszuschalten. Um 1900 verdichtete sich die Erkenntnis, dass vor allem unzureichende hygienische Lebensumstände und belastende Arbeitsbedingungen zu den Auslösefaktoren zählen und sowohl Lebensqualität als auch Lebensdauer der Bevölkerung schwer beeinträchtigen. Fachwissenschaftlich waren an der Aufdeckung dieser Zusammenhänge vor allem innovative Bereiche der Medizin und Epidemiologie beteiligt. Aus ihren Reihen heraus wurden auch die ersten Ansätze eines vorbeugenden, prophylaktischen und präventiven Handelns formuliert (Abholz, 2006).
Der Begriff „Gesundheitsförderung“ (Health Promotion) ist erheblich jünger. Er entwickelte sich aus den gesundheitspolitischen Debatten der Weltgesundheitsorganisation (WHO), in die neben bevölkerungsmedizinischen auch ökonomische, politische, kulturelle und soziale Erkenntnisse eingingen. Der Begriff etablierte sich im Anschluss an die Definition von „Gesundheit“ in der Gründungskonvention der WHO: „Gesundheit ist der Zustand des völligen körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein |24|von Krankheit und Gebrechen“ (World Health Organization, 1946). Bei der Diskussion über Umsetzungsstrategien des Gesundheitsbegriffs wurde bei einer Konferenz in Ottawa (World Health Organization, 1986) das Konzept „Gesundheitsförderung“ etabliert. Im Unterschied zur Krankheitsprävention mit ihrer im Vordergrund stehenden Vermeidungsstrategie geht es bei der Gesundheitsförderung um eine Promotionsstrategie, durch die Menschen eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen und damit eine Stärkung der gesundheitlichen Ressourcen („Empowerment“) erfahren sollen. Fachwissenschaftlich waren an der Entwicklung dieses Ansatzes vor allem sozial- und bevölkerungswissenschaftliche Disziplinen beteiligt (Kickbusch, 2003).
Obwohl sich die beiden Begriffe auf unterschiedliche Bezugsrahmen beziehen, haben sie eine Gemeinsamkeit: Sowohl „Krankheitsprävention“ als auch „Gesundheitsförderung“ beschreiben begrifflich Handlungsschritte, also Formen der „Intervention“. Es handelt sich in beiden Fällen um das gezielte Eingreifen von Akteuren, meist öffentlich und/oder professionell autorisierter Personen und Institutionen, um sich abzeichnende oder bereits eingetretene Verschlechterungen der Gesundheit bei einzelnen Personen oder Bevölkerungsgruppen zu beeinflussen. Damit diese Intention gelingen kann, ist ein koordiniertes Zusammenwirken aller beteiligten Akteure auf verschiedenen Ebenen des Systems notwendig. Zudem sollte sich das präventive Handeln an evidenzbasierten Grundlagen orientieren.
Der Unterschied der beiden Interventionsformen liegt also in ihrer Eingriffslogik, die sich auf verschiedenartige theoretische Grundlagen bezieht. Hieraus lässt sich ihre Definition ableiten:
Krankheitsprävention (oft verkürzt auch nur „Prävention“ genannt) bezeichnet alle Interventionen, die dem Vermeiden des Eintretens und des Ausbreitens einer Krankheit dienen. Das Eingreifen (Intervenieren) richtet sich auf das Verhindern und Abwenden von Risiken für das Eintreten und die Ausbreitung von Krankheiten. Voraussetzung eines gezielten Intervenierens ist eine Kenntnis pathogenetischer physiologischer und psychischer Dynamiken, also der Entwicklungs- und Verlaufsstadien des Krankheitsgeschehens.
Gesundheitsförderung bezeichnet alle Interventionen, die der Verbesserung der gesundheitsrelevanten Lebensbedingungen der Bevölkerung dienen.Das Eingreifen richtet sich auf die ökonomischen, ökologischen, kulturellen und sozialen Bedingungen der Lebensgestaltung von einzelnen Personen oder Gruppen der Bevölkerung. Voraussetzung eines gezielten Intervenierens ist eine Kenntnis salutogenetischer Dynamiken, also der Entwicklungs- und Verlaufsformen für das Gesundsein und Gesundbleiben.
Wichtig für Gesundheitsförderung und Prävention
Gemeinsames Ziel: Gesundheitsgewinn
Gemeinsames Ziel der beiden Interventionsformen „Krankheitsprävention“ und „Gesundheitsförderung“ ist, einen sowohl individuellen als auch kollektiven Gesundheitsgewinn zu erzielen – einmal durch das Zurückdrängen von Risiken für Krankheiten, zum anderen durch die Förderung von gesundheitsrelevanten Lebensbedingungen und individuellen Ressourcen. Die analytische Unterscheidung der beiden Begriffe ist auf Antonovsky zurückzuführen, der auch den neuen Begriff „Salutogenese“ als Gegenbegriff zu „Pathogenese“ prägte (Antonovsky, 1987). Die pathogenetische und die salutogenetische Dynamik folgen einer unterschiedlichen Sachlogik. Entsprechend bezeichnen die beiden Begriffe |25|Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung bei gemeinsamer Zielsetzung unterschiedliche Interventionsformen mit verschiedenartigen Wirkungsprinzipien (Hurrelmann & Richter, 2013).
Krankheitsprävention bedeutet im Wortsinn, einer Krankheit zuvorzukommen, um sie zu verhindern oder abzuwenden. Zugrunde liegt die Annahme, dass die zukünftige Entwicklung des Krankheitsgeschehens individuell und kollektiv vorhergesagt werden kann. Die Interventionsform Prävention beruht damit auf einer Zukunftsprognose, die ihrerseits auf der Abschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit des unerwünschten Ereignisses „Krankheit“ aufbaut.
Die zentrale Annahme dabei ist: Werden die Voraussetzungen für das Eintreten der Krankheit früh erkannt und die Regeln des Krankheitsverlaufes antizipiert, können gezielte Interventionen zur Abwendung des Eintritts des Ereignisses „Krankheit“ und/oder seiner Folgen eingeleitet werden (Franke, 2012). Der Erfolg der präventiven Intervention wird daran gemessen, in welchem Ausmaß der zu erwartende Krankheitsausbruch und/oder der sich verschlimmernde Krankheitsverlauf gemindert oder sogar verhindert werden können (Dietscher & Pelikan, 2016).
Ausgelöst werden die Interventionshandlungen durch die Identifizierung von „Risikofaktoren“, die nachweislich bei der Entstehung und beim Verlauf der Krankheit im Spiel sind. Wichtige Risikofaktoren für die heute weit verbreiteten „Volkskrankheiten“ Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebserkrankungen und Demenz sind Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte, Übergewicht, mangelnde Bewegung, schlechte Ernährung und dauerhafte psychische Überlastung („Stress“). Durch die gezielte präventive Intervention wird zu einem Zeitpunkt, zu dem die Risikofaktoren deutlich identifiziert werden können, in die Dynamik der Pathogenese eingegriffen, die daraufhin einen anderen Verlauf nimmt, als es ursprünglich zu erwarten war (Walter & Schwartz, 2003). Es wird ein „Gesundheitsgewinn“ erzielt, der im Abbau einer zu erwartenden individuellen oder kollektiven Krankheitslast besteht.
Im Idealfall soll so früh eingegriffen werden, dass sich aus den identifizierten Risikofaktoren noch keine erkennbaren Krankheitssymptome gebildet haben („primäre Prävention“). Auch eine Intervention bei bereits manifesten Krankheitssymptomen im Erststadium gilt als aussichtsreich („sekundäre Prävention“). Es handelt sich hierbei um eine medizinische, psychologische oder therapeutische Intervention, deren Spektrum in der Regel von Aufklärung und Beratung über Vorsorgeuntersuchungen (Screening wie etwa Mammografie), Aufforderung zu Verhaltungsänderungen (etwa Tabakabstinenz, Reduktion des Alkoholabusus, körperliche Aktivität, Entspannung) bis zu pharmakologischer Behandlung (etwa Blutdruckeinstellung) reicht. „Tertiäre Prävention“ bezeichnet Interventionen, welche die möglichst weitgehende Wiederherstellung von Funktionsfähigkeit und Lebensqualität nach einem einschneidenden Krankheitsereignis begleiten. Ein Beispiel ist die Rehabilitation nach einer Krebsoperation.
Die Risikofaktoren können in vier Gruppen eingeteilt werden. Sie können auf unterschiedlichen Wegen im weiteren Zeitverlauf zu einer Krankheit führen:
genetische physiologische und psychische Anlagen, zum Beispiel vererbte Stoffwechselstörungen (z. B. familiäre Hypercholesterinämie), angeborene Gelenkanomalien (z. B. kongenitale Hüftdysplasie), introvertiertes Temperament und angeborene Ängstlichkeit. Genetische Anlagen können unter be|26|stimmten Bedingungen durch Umwelteinflüsse modifiziert werden. Aus der Epigenetik wissen wir, dass bestimmte Faktoren, wie etwa das mütterliche Bewegungs- und Ernährungsverhalten in der Schwangerschaft, den Aktivitätszustand von bestimmten Genen erhöhen oder erniedrigen und damit auf die Ausprägung im späteren Leben Einfluss nehmen können;
behaviorale Dispositionen, zum Beispiel suchtförmige Verhaltensweisen wie Zigarettenrauchen, unkontrollierter Konsum anderer psychoaktiver Substanzen oder fettreicher Nahrungsmittel, unkontrollierte Nutzung von digitalen Tools und Videospielen am Smartphone oder Computer, Bewegungsmangel;
psychische Expositionen, zum Beispiel dauerhafte Überlastungen entweder in der Schule oder am Arbeitsplatz und/oder im Privatleben, Erleben von Beziehungskonflikten, Diskriminierungen oder sexualisierter oder rassistischer Gewalt;
ökologische Expositionen, zum Beispiel das Erleben von Pandemien, Folgen des Klimawandels, erhöhte Strahlenbelastung, verunreinigtes Wasser, Folgen dauerhafter Intensivlandwirtschaft und zuckerreicher, industrialisierter Nahrungsmittelangebote.
Die dem Wirkungsprinzip der Prävention zugrunde liegenden Aussagen und Handlungen beruhen auf einer Wahrscheinlichkeitsbasis. Dabei handelt es sich um mathematische Analysen, wie solche der Stärke des statistischen Zusammenhangs („Korrelation“) von einzelnen oder mehreren Risikofaktoren und dem Auftreten von einzelnen oder mehreren Krankheiten in bestimmten Populationen. So kann zum Beispiel statistisch festgestellt werden, dass der Risikofaktor „Bluthochdruck“ in der Bevölkerungsgruppe von über 50-jährigen Männern bei 60 % anzutreffen ist, und dass von diesen 60 % „Risikofaktorträgern“ dreimal so viele Herz-Kreislauf-Krankheiten haben wie in der Gruppe der über 50-jährigen Männer ohne Bluthochdruck.
Die bisherigen Präventionsstrategien bauen auf quantifizierbaren Wahrscheinlichkeitsaussagen über die Wirkung eines Risikofaktors für ganze Bevölkerungsgruppen, aber nicht für Einzelpersonen auf. Deswegen kann einem individuellen Menschen als Adressat der Intervention „blutdrucksenkendes Medikament einnehmen“ keine Gewissheit gegeben werden, dass er selbst auch tatsächlich keine Herz-Kreislauf-Erkrankung entwickelt. Hierzu wären Erkenntnisse auf der Basis einer individuellen Risikoanalyse nötig. Solche Erkenntnisse liegen bis heute aber nur vereinzelt vor.
Die Forschung im Bereich Gesundheitserziehung zeigt deutlich, wie begrenzt die Möglichkeiten sind, auf der Basis von nur bevölkerungsbezogenen Wahrscheinlichkeitsaussagen einen Menschen zu überzeugen, seine fest im Lebensalltag verankerten behavioralen und psychischen Risikofaktoren zu verändern (Wulfhorst & Hurrelmann, 2009). Klassisches Beispiel ist die zwar statistisch starke, aber eben nicht zwangsläufig bei jedem Individuum auftretende Korrelation von Nikotinabusus und Bronchialkarzinom. So gibt es Raucher, die sich als 70-Jährige bester pulmonaler Gesundheit erfreuen, und 50-jährige Nichtraucher mit fortgeschrittenem Bronchialkarzinom. Entsprechend schwierig ist es, auf der Basis dieser Information einen Raucher von den Vorteilen der Tabakabstinenz zu überzeugen.
Große Hoffnungen werden aus diesem Grund auf die Beeinflussung der Risikofaktoren mit genetischer, physiologischer und psychischer Disposition gesetzt. Unter dem Begriff „Public Health Genetics“hat sich ein aussichtsreicher Forschungszweig zu den Möglichkeiten der Krankheitsprävention in diesem Bereich etabliert.
Die bisherigen Erkenntnisse mahnen aber zur Zurückhaltung. Vieles deutet darauf hin, dass auch in diesem Bereich keine kausalen, schon gar keine monokausalen und damit determinierenden Präventionsstrategien identifiziert |27|werden können. Auch scheint die erfolgreiche Beeinflussung genetischer Krankheitsdispositionen nicht zu verhindern, dass sich pathogenetische Prozesse andere, ebenfalls krankheitsorientierte Verlaufsbahnen als ursprünglich genetisch angelegt suchen. Die vier oben genannten Gruppen von Risikofaktoren (genetische, behaviorale, psychische und ökologische) wirken in einer noch unbekannten Weise zusammen und beeinflussen sich jeweils gegenseitig.
Gesundheitsförderung baut auf einem vergleichbaren Wirkungsprinzip wie Krankheitsprävention auf, indem in eine vorhersagbare Verlaufsdynamik menschlicher Befindlichkeiten eingegriffen wird. Auch bei der Gesundheitsförderung ist das Ziel ein „Gesundheitsgewinn“, also eine Verbesserung der Qualität der Befindlichkeit der Adressaten einer Intervention gegenüber den Personen, die keine Intervention erfahren (Hurrelmann & Richter, 2013).
Im Unterschied zur Krankheitsprävention geht es, wie erwähnt, bei der Gesundheitsförderung nicht um ein Handeln auf der Basis des pathogenetischen, sondern des salutogenetischen Wirkungsprinzips. Das heißt, es sollen nicht Risikofaktoren zurückgedrängt oder ausgeschaltet, sondern Schutzfaktoren und Ressourcen gestärkt werden, die als Voraussetzung für die Verbesserung der Gesundheitsentwicklung gelten. Ziel der Interventionsform der „Promotion“ ist es, so früh wie möglich den zu erwartenden Verlauf der Entwicklung des gesunden Zustandes eines Menschen oder einer ganzen Gruppe von Menschen mit dem Ziel zu beeinflussen, dass ein höheres Niveau des Gesundheitsstandes erreicht wird, als es ohne die Intervention wahrscheinlich gewesen wäre. Der Gesundheitsgewinn liegt damit in der Herstellung eines höheren als des ursprünglich erwarteten Gesundheitsstandes (Loss et al., 2016; Naidoo & Wills, 2019).
Die Schutzfaktoren lassen sich in vier Gruppen einteilen:
soziale und wirtschaftliche Faktoren, insbesondere gute Bedingungen am Arbeitsplatz und eine gute sozioökonomische Lebenslage;
Umweltfaktoren, insbesondere gute Luft- und Wasserqualität, gute Wohnbedingungen und stabile soziale Netzwerke (Freunde, Nachbarschaft);
behaviorale und psychische Faktoren, insbesondere angemessene Bewegung, Ernährung und Spannungsbewältigung, reduzierter Konsum von legalen und illegalen Drogen, sicheres Gefühl von Selbstkontrolle, Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung, Optimismus und Widerstandsfähigkeit (Resilienz);
uneingeschränkter Zugang zu gesundheitsrelevanten Leistungen, insbesondere zu Bildungs- und Sozialangeboten, Transport- und Freizeitmöglichkeiten und zu Angeboten der Krankenversorgung, Pflege und Rehabilitation.
Auch die dem Wirkungsprinzip der Gesundheitsförderung zugrunde liegenden Aussagen beruhen auf einer Wahrscheinlichkeitsbasis. So lässt sich zum Beispiel berechnen, wie stark sich der Gesundheitsstand von Berufstätigen in einem Betrieb mit umfassendem Arbeitsschutz, flexiblen Arbeitszeiten und Angeboten von Fitnesstraining von dem unterscheidet, den Berufstätige in vergleichbaren Betrieben ohne solche Interventionen aufweisen. Auch kann man angeben, um wie viele Prozentpunkte höher der von Kinderärzten eingeschätzte Gesundheitsstand von Kleinkindern ist, die aus finanziell gesicherten Elternhäusern kommen, im Unterschied zu Kindern aus armen Elternhäusern. Aus diesen statistischen Zusammenhängen |28|lässt sich aber nicht kausal schließen, dass sich die Interventionsform „betriebliches Gesundheitsmanagement“ oder „finanzielle Familienförderung“ bei einem einzelnen Berufstätigen oder einem einzelnen Kind direkt auswirkt (Ruckstuhl, 2020).
Wichtig für Gesundheitsförderung und Prävention
Die Darstellung der Wirkungsprinzipien der beiden Interventionsformen Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung hat deutlich gemacht: Beide orientieren sich am gleichen Ziel und folgen dabei einer jeweils spezifischen Sachlogik des Handelns. Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung stehen also in einem sich gegenseitig ergänzenden, komplementären Verhältnis zueinander. Beide wollen einen Gesundheitsgewinn erzielen, aber auf unterschiedliche Weise, sodass je nach Ausgangslage einmal die eine und einmal die andere Interventionsform die angemessene und erfolgversprechende sein kann und grundsätzlich eine Kombination beider Formen aussichtsreich ist.
Eine scharfe Abgrenzung der beiden Interventionsformen voneinander ist aus diesem Grund nicht hilfreich. Sie wird dann unproduktiv oder sogar destruktiv, wenn hierdurch die unterschiedlichen Denk- und Arbeitsweisen der jeweils zugrunde liegenden wissenschaftlichen Disziplinen gegeneinander in Stellung gebracht werden. Wie erläutert, folgt die Krankheitsprävention überwiegend dem naturwissenschaftlichen und medizinischen, die Gesundheitsförderung überwiegend dem bevölkerungs- und sozialwissenschaftlichen Paradigma. Die in den Beiträgen dieses Lehrbuchs zusammengetragene Evidenz zur Effektivität und Effizienz der beiden Interventionsformen geben keinen Anhaltspunkt dafür, die eine Form der anderen vorzuziehen.
Beide Interventionsformen erfreuen sich einer wachsenden Beachtung in Theorie und Praxis. So ist in den letzten zwei Jahrzehnten ein zuvor nicht bekanntes Voranschreiten präventiven Denkens und Arbeitens in der Medizin auffällig. In immer mehr Teilbereichen kurativen Handelns setzt sich der Gedanke durch, nicht erst auf entwickelte Störungen, sondern bereits auf die ersten erkennbaren Anfänge der Störungen zu reagieren. „Wenn der Risikobefund (Weite der Bauchaorta, Größe eines Polypen etc.) mit einem bestimmten Maß von benennbarem Risiko verbunden ist, dann wird therapeutisch gehandelt, um Schlimmerem vorzubeugen“ (Abholz, 2006, S. 53). Gesundheitsförderliche Ansätze finden besonders in sozialen Einrichtungen wie Schulen und Betrieben (Settings), aber auch auf kommunaler und regionaler Basis wachsende Unterstützung (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2023).
Seit dem Jahr 2015 existiert in Deutschland ein „Präventionsgesetz“, das ausdrücklich auch die Gesundheitsförderung mit umfasst. Zu den Zielen gehört es, Ansätze der Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung direkt in den alltäglichen Lebenswelten zu stärken, besonders in Kindertagesstätten und Schulen, am Arbeitsplatz und im Pflegeheim. Außerdem werden die Früherkennungsuntersuchungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene weiterentwickelt und der Impfschutz verbessert. Das Präventionsgesetz strebt eine enge Zusammenarbeit der Sozialversicherungsträger, Länder und Kommunen im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung für alle Altersgruppen an. Auch die soziale Pflegeversicherung erhält einen ex|29|pliziten Präventionsauftrag, um Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen erreichen zu können. Das Gesetz sieht weiterhin vor, dass künftig ein stärkeres Augenmerk auf individuelle Belastungen und Risikofaktoren für das Entstehen von Krankheiten gelegt wird. Auch Ansätze der Prävention und Gesundheitsförderung im kommunalen Bereich werden unterstützt, weil hier ein hohes Potenzial besteht, die Gesundheit einer Bevölkerung zu verbessern (Gerlinger & Rosenbrock, 2024).
Abbildung 1-1: Vereinfachte Darstellung des Istzustands der Gewichte der einzelnen Versorgungssegmente des Gesundheitssystems.
Mit diesem Gesetz werden die beiden Interventionsformen der Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung zum ersten Mal gesetzlich verankert und auf einer verlässlichen Basis finanziert. Allerdings handelt es sich um eine Form der Finanzierung über eine im Sozialgesetzbuch verankerte Zwangsabgabe der Krankenkassen, die sich von der ansonsten in der gesetzlichen Krankenversicherung üblichen Finanzierung – über die Kostenerstattung je nach Behandlungsfall – unterscheidet. Im Bereich der präventiven Früherkennungs- und Screeningverfahren ebenso wie der präventiven genetischen Analysen ändert sich das bereits: Sie werden schrittweise in die Kostenerstattung übernommen. Demgegenüber sind die meisten Ansätze der Gesundheitsförderung noch nicht als vollständig integrierte Komponenten einer umfassenden gesundheitlichen Versorgung anerkannt, sondern werden in Kindergärten, Schulen und ebenso am Arbeitsplatz und in den Pflegeheimen überwiegend als immer wieder neu bei den Krankenkassen zu beantragende Förderprojekte geführt (Franzkowiak, 2023).
Ob durch das Präventionsgesetz eine nachhaltige Neuausrichtung der Versorgungsstrukturen erreicht werden kann, ist aus diesem Grund noch nicht absehbar. Aus der Logik des traditionell auf Krankheitsheilung ausgerichteten Gesundheitssystems in Deutschland ergibt sich eine Schwerpunktsetzung, die Therapie und Kuration akuter Krankheiten in den Mittelpunkt der Versorgung stellt. Entsprechend lässt sich der historisch über Jahrzehnte etablierte Istzustand des Versorgungssystems in Deutschland vereinfacht wie in Abbildung 1-1 charakterisieren: Die einzelnen Versorgungssegmente bilden eine Abfolge von Schritten in einem typischen Krankheitsverlauf. Die in der Abbildung zum Ausdruck gebrachte Größe eines Segments symbolisiert sein jeweiliges Gewicht im Versorgungssystem.
Durch die Veränderung des Krankheitsspektrums in Richtung einer Vermehrung chronischer Krankheiten ist dringend eine Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen angezeigt. Chronische Krankheiten sind durch rein kurative und therapeutische Interventions|30|formen in der Regel nicht zu heilen, sondern können lediglich in ihrem Verlauf abgemildert oder verzögert werden. Die demografische Entwicklung verschärft die Situation dramatisch. Voraussichtlich werden im Jahr 2040 etwa 35 % der Bevölkerung in Deutschland über 65 Jahre alt sein. Diese demografische Entwicklung zieht mit den altersassoziierten Erkrankungen (allen voran der Demenz) erhebliche soziale Probleme und finanzielle Belastungen nach sich.
Eine Ausrichtung des Versorgungssystems an den Prinzipien einer aktivierenden und patientenzentrierten Versorgung ebenso wie an denen von Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung ist daher geboten. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Stärkung der Gesundheitskompetenz von besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen mit chronischen Beeinträchtigungen (Schaeffer & Pelikan, 2017).
Wichtig für Gesundheitsförderung und Prävention
Die Anforderungen, die sich aus der Verschiebung des Krankheitspanoramas hin zu den chronischen Erkrankungen ergeben, lassen sich strukturell durch eine auf Kuration ausgerichtete Gesundheitsversorgung nicht erfüllen. Sie verlangen eine Verbindung aller Segmente miteinander und eine erheblich stärkere Verankerung von Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung ebenso wie Rehabilitation und Pflege. Viele der heute vorherrschenden chronischen Krankheiten treten in Kombination miteinander auf und sind zu einem großen Teil auf identische Risikofaktoren zurückzuführen. Aus diesem Grund ist es wünschenswert, Prävention und Gesundheitsförderung zu einem integralen Bestandteil des Gesundheits- und Versorgungssystems zu machen. Dadurch kann im Zusammenspiel mit Kuration/Therapie, Rehabilitation und Pflege eine messbare Verbesserung des Gesundheitsstandes der Bevölkerung erwartet werden.
Chronische Krankheiten führen zu einem dauerhaften Angewiesensein der Patientinnen und Patienten auf das gesundheitliche Versorgungssystem, das Sozialsystem und das persönliche soziale Umfeld. Entsprechend wird es in den nächsten Jahrzehnten durch die steigende Prävalenz chronischer Krankheiten zu einem steigenden Versorgungsbedarf bei den vorherrschenden chronischen Krankheiten kommen, vor allem bei Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebserkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates, obstruktiven Lungenerkrankungen, psychischen Erkrankungen und Demenz. Erschwert wird die Versorgungssituation durch das gemeinsame Auftreten mehrerer chronischer Krankheiten (Multimorbidität), wobei Multimorbidität mehr als die Summe der Einzeldiagnosen ist, da einzelne Krankheiten beispielsweise als Risikofaktoren für andere chronische Krankheiten auftreten können (z. B. Hypertonie als Risikofaktor für Demenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen) (Egle et al., 2020).
Wichtig für Gesundheitsförderung und Prävention
Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung als integraler Bestandteil der Gesundheitsversorgung
Eine Gesundheitspolitik, die die Verbesserung des Gesundheitszustandes der gesamten Bevölkerung im Blick hat, sollte daher eine Gesundheitsversorgung anstreben, die Kuration, Prävention und Gesundheitsförderung eng miteinander verbindet und in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander gewichtet. Bei einer weiteren Verstärkung von Investitionen in die Kuration besteht die Gefahr, dass diejenigen Bevölkerungsgruppen hiervon besonders profitieren, die aufgrund höherer Gesundheitskompetenz einen leichten Zugang zum Versorgungssystem haben. Bevölkerungsgruppen mit niedriger Gesundheitskompetenz nehmen hingegen Präventionsangebote seltener in Anspruch und haben deshalb bei Eintreten einer chronischen Erkrankung schlechtere Outco|31|mes. Wird hier nicht durch das Gesundheitssystem gegengesteuert, kann sich hierdurch die ohnehin schon bestehende Ungleichheit des Gesundheitsstatus zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen weiter verstärken (Richter & Hurrelmann, 2009).
In Abbildung 1-2 wird der wünschenswerte Idealzustand einer Architektur des Gesundheitssystems gezeigt, die Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention als integrale Bestandteile der gesundheitlichen Versorgungsstruktur aufnimmt. Im Kontrast zu Abbildung 1-1 wird deutlich: Kuration und Therapie bilden zwar wie bisher das zentrale Segment, allerdings sind sie eng sowohl mit Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung als auch mit Rehabilitation und Pflege verknüpft. Alle um Kuration und Therapie herum gruppierten Versorgungssegmente sind in diesem Modell nicht mehr voneinander getrennt, sondern bilden ein eng verflochtenes Gesamtsystem. Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention werden hierdurch zu einer festen Komponente aller übrigen Versorgungssegmente.
Abbildung 1-2: Darstellung des wünschenswerten Sollzustands der einzelnen Versorgungssegmente des Gesundheitssystems.
Eine gesundheitspolitische Stärkung der Rolle von Prävention und Gesundheitsförderung ist nur im Rahmen eines umfassenden Konzepts der Sozial- und Gesellschaftspolitik zu verwirklichen. Dazu müssen neben dem Gesundheitssystem auch andere Politikbereiche wie Wirtschaft, Arbeit, Bildung, Wissenschaft, Umwelt, Städtebau, Verkehr und Verbraucherschutz berücksichtigt werden („intersektoraler Ansatz“, wie zum Beispiel im Health-in-All-Konzept der Weltgesundheitsorganisation) vorgesehen (Gerlinger & Rosenbrock, 2024). Zudem sollten Angebote zu Prävention und Gesundheitsförderung über den gesamten Lebenslauf von der Kindertagesstätte über Schule, Berufsausbildung, Universität und Beruf bis zum Ruhestand feste Bestandteile der jeweiligen Lebenswelten werden.
Inwieweit sich Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention im Gesundheitssystem weiter durchsetzen werden, hängt nicht zuletzt davon ab, ob es gelingt, ihren politischen und wirtschaftlichen Nutzen nachzuweisen. Problematisch ist hierbei, dass die Kosten der Prävention in der Gegenwart aufgebracht werden müssen, während der Nutzen in der Zukunft liegt.
|32|Ein weiterer wichtiger Aspekt ist zudem der bereits erwähnte immer wichtiger werdende Ausgleich gesundheitlicher Ungleichheit nach sozialer Lebenslage. Hier ergeben sich in den nächsten Jahren große Herausforderungen:
Durch Prävention und Gesundheitsförderung potenziell beeinflussbare Erkrankungen und deren Risikofaktoren kommen besonders häufig bei Menschen mit niedrigem sozialem und ökonomischem Status vor. Das Problem von Angeboten der Prävention und Gesundheitsförderung ist, dass sie vor allem von den Bevölkerungsgruppen genutzt werden, die sozial bessergestellt sind. Sie verfügen über einen höheren Bildungsgrad sowie häufig über eine höhere Gesundheitskompetenz. Gleichzeitig sind sie sensibel für Angebote, die sie leistungsfähiger und resilienter machen. Menschen in benachteiligter sozialer Lebenslage mit niedriger Gesundheitskompetenz werden demgegenüber durch Präventionsprogramme schlecht erreicht. Es kann von einem „Präventionsdilemma“ gesprochen werden, weil gerade diejenigen Gruppen, die von Vorbeugung besonders profitieren, am schwersten erreicht werden. Strategien mit einer eindeutigen Zielgruppenausrichtung auf die Lebenslage und Herkunft der jeweiligen Bevölkerungsgruppe haben ambivalente Resultate gezeigt, weil es dadurch zu unbeabsichtigten Stigmatisierungen gekommen ist. Aussichtsreicher erscheinen Ansätze, die in der sozialräumlichen Lebenswelt der Bevölkerungsgruppen verankert sind und aktiv von diesen selbst mitgestaltet werden (Setting Approach) (Richter & Hurrelmann, 2023).
Die Kompetenz, sich auf eigene Initiative Informationen über Ursachen und Verläufe von Krankheiten und Anleitungen für den Umgang mit ihnen zu erschließen – meist als Gesundheitskompetenz (engl. Health Literacy)bezeichnet –, wird aufgrund der steigenden Prävalenz chronisch-degenerativer Krankheiten immer wichtiger. Die dazu notwendigen Fähigkeiten sind ungleich in der Bevölkerung verteilt und bei sozial benachteiligten Gruppen unzureichend entwickelt. Deswegen stellt sich die Herausforderung, Ärzte, Therapeuten und andere Gesundheitsprofessionelle darin zu schulen, ihre Klienten auf die Eigenverantwortung als „mündiger Patient“ vorzubereiten und zugleich unterstützende Leistungen wie etwa Orientierungshilfen und Beratungen anzubieten (Schaeffer & Pelikan, 2017). Dies ist insbesondere für chronisch kranke Menschen von Bedeutung. Für einen erfolgreichen Umgang mit der eigenen chronischen Erkrankung ist ein gelingendes Selbstmanagement wichtig, was seinerseits eine hohe Gesundheitskompetenz voraussetzt. Aufgrund der steigenden Prävalenz chronischer Krankheiten entwickelt sich Gesundheitskompetenz zunehmend zu einer wichtigen Determinante für gesundheitliche Ungleichheit.
Neue Impulse erhalten Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung auch durch die einschneidenden Erfahrungen der Covid-19-Pandemie, die auf die lebenswichtige Bedeutung von Hygiene und Impfung aufmerksam gemacht haben, sowie durch die Bedrohungen der Gesundheit großer Teile der Weltbevölkerung im Gefolge der Klimawandels. Hierdurch gewinnen klassische Ansätze wie das von Hancock entwickelte multidimensionale „Mandala-Modell der Gesundheit“, das die praktischen Ansatzpunkte für Gesundheitsförderung und Gesundheitspolitik betont und dadurch Anhaltspunkte für Interventionsplanungen liefert, wieder stark an Bedeutung (Hancock, 1985). Hancock hat sein Modell inzwischen auf die weltweiten Herausforderungen der Gesundheitsförderung, auf „Planetary Health“, ausgerichtet (Hancock, 2021).
|33|Zusammenfassung
Krankheitsprävention (oft verkürzt auch nur „Prävention“) bezeichnet alle Interventionen, die dem Vermeiden des Eintretens oder des Ausbreitens einer Krankheit dienen.
Gesundheitsförderung bezeichnet alle Interventionen, die der Verbesserung der gesundheitsrelevanten Lebensbedingungen der Bevölkerung dienen.
Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung stehen in einem sich gegenseitig ergänzenden, komplementären Verhältnis zueinander und streben beide einen Gesundheitsgewinn an.
Prävention und Gesundheitsförderung sind ein integraler Bestandteil eines modernen Gesundheits- und Versorgungssystems. Das Präventionsgesetz aus dem Jahr 2015 hat einen ersten Schritt in diese Richtung festgelegt.
Noch sind Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung aber nicht zu wirklich integralen Bestandteilen der Gesundheitsversorgung geworden.
Diskussionsanregung
Wie unterscheiden sich die Wirkmechanismen von Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung?
Bei welchen gesundheitlichen Herausforderungen sind Ansätze der Krankheitsprävention und bei welchen Ansätze der Gesundheitsförderung aussichtsreicher?
Worin unterscheiden sich trotz gleicher Zielsetzung die Formen und Prinzipien von Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung?
Warum sollten Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung zu einem integralen Bestandteil der gesundheitlichen Versorgungsstruktur werden?
Wie können die beiden Interventionsformen so eingesetzt werden, dass die gesundheitliche Ungleichheit in der Bevölkerung reduziert wird?
Abholz, H. H. (2006). Prävention in der Medizin. Prävention und Gesundheitsförderung, 1, 51–56. Crossref
Antonovsky, A. (1987). Unraveling the mystery of health. (Zur Entmystifizierung der Gesundheit, dgvt). Jossey Bass.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). (2023). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. Verfügbar unter https://www.leitbegriffe.bzga.de
Dietscher, C. & Pelikan, J. (2016). Soziologie der Krankheitsprävention. In M.Richter &K.Hurrelmann (Hrsg.), Soziologie von Gesundheit und Krankheit. Ein Lehrbuch (S. 435–450). Springer VS.
Egle, U. T., Heim, C., Strauss, B. & Känel, R.von. (2020). Das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell – revisited. In U. T.Egle, C.Heim, B.Strauß &R.vonKänel (Hrsg.), Psychosomatik. Neurobiologisch fundiert und evidenzbasiert. Ein Lehr- und Handbuch (S. 39–48). Kohlhammer.
Franke, A. (2012). Modelle von Gesundheit und Krankheit. Huber.
Franzkowiak, P. (2023). Prävention und Krankheitsprävention. In Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.), Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. Verfügbar unter https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/praevention-und-krankheitspraevention/
Gerlinger, T. & Rosenbrock, R. (Hrsg.). (2024). Gesundheitspolitik (4., überarbeitete und erweiterte Aufl.). Hogrefe.
Hancock, T. (1985). The mandala of health: a model of the human ecosystem. Family & Community Health, 8(3), 1–10. Crossref
Hancock, T. (2021). Towards healthy One Planet cities and communities: planetary health promotion at the local level. Health Promotion International, 36(Suppl. 1), i53–i63.
Hurrelmann, K., Laaser, U. & Richter, M. (2016). Gesundheitsförderung und Prävention. In K.Hurrelmann &O.Razum (Hrsg.), Handbuch Gesundheitswissenschaften (6. Aufl., S. 661–691). Beltz Juventa.
Hurrelmann, K. & Richter, M. (2013). Gesundheits- und Medizinsoziologie (8. Aufl.). Beltz Juventa.
Kickbusch, I. (2003). Gesundheitsförderung. In F. W.Schwartz, B.Badura, R.Busse, R.Leidl, H.Raspe, J.Siegrist &U.Walter (Hrsg.), Public Health. Ge|34|sundheit und Gesundheitswesen (2. Aufl., S. 181–188). Urban & Fischer.
Loss, J., Warrelmann, B. & Lindacher, V. (2016). Gesundheitsförderung: Idee, Konzepte und Vorgehensweisen. In M.Richter &K.Hurrelmann (Hrsg.), Soziologie von Gesundheit und Krankheit. Ein Lehrbuch (S. 417–432). Springer VS.
Naidoo, J. & Wills, J. (2019). Lehrbuch Gesundheitsförderung (3. Aufl.). Hogrefe. Crossref
Richter, M. & Hurrelmann, K. (Hrsg.). (2009). Gesundheitliche Ungleichheit. Grundlagen, Probleme, Perspektiven (2. Aufl.). Springer VS. Crossref
Richter, M. & Hurrelmann, K. (2023). Die soziologische Perspektive auf Gesundheit und Krankheit. In M.Richter &K.Hurrelmann (Hrsg.), Soziologie von Gesundheit und Krankheit (S. 1–19). Springer VS.
Ruckstuhl, B. (2020). Gesundheitsförderung – Entwicklungsgeschichte einer neuen Public-Health-Perspektive (2. Aufl.). Beltz Juventa.
Schaeffer, D. & Pelikan, J. (Hrsg.). (2017). Health Literacy. Forschungsstand und Perspektiven. Hogrefe.
Walter, U. & Schwartz, F. W. (2003). Prävention. In F. W.Schwartz, B.Badura, R.Busse, R.Leidl, H.Raspe, J.Siegrist &U.Walter (Hrsg.), Public Health. Gesundheit und Gesundheitswesen (2. Aufl., S. 189–214). Urban & Fischer.
World Health Organization (WHO). (1946). Constitution. WHO.
World Health Organization (WHO). (1986). Ottawa Charta. WHO.
Wulfhorst, B. & Hurrelmann, K. (Hrsg.). (2009). Gesundheitserziehung. Huber.
Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung. (2024). bvpg. Verfügbar unter https://bvpraevention.de/
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). (2023). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. Verfügbar unter https://leitbegriffe.bzga.de/
GKV-Spitzenverband. (2024). Leitfaden Prävention. Verfügbar unter https://www.gkv-spitzenverband.de/krankenversicherung/praevention_selbsthilfe_beratung/praevention_und_bgf/leitfaden_praevention/leitfaden_praevention.jsp
Landeszentrale für Gesundheit Bayern. (2024). Was heißt eigentlich Prävention? – Fachbegriffe der Gesundheitsförderung anschaulich gemacht. Verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=8izq9ZY7Qjs
Nationale Präventionskonferenz (NPK). (2024). Die Nationale Präventionskonferenz. Verfügbar unter https://www.npk-info.de/
Razum, O. & Kolip, P. (Hrsg.). (2020). Handbuch Gesundheitswissenschaften (7. Aufl.). Beltz Juventa.
Richter, M. & Hurrelmann, K. (Hrsg.). (2024). Soziologie von Gesundheit und Krankheit. Ein Lehrbuch (2. Aufl.). Springer VS.
Nina Pintzinger und Ricarda Mewes
Überblick
Krankheitsprävention und Gesunderhaltung: Welche Arten der Prävention gibt es?
Gesundheitsverhalten: Welche Faktoren wirken auf das Gesundheitsverhalten und wie unterscheiden sich kontinuierliche Modelle von Stadienmodellen?
Was versteht man unter Rückfallprophylaxe und wie kann sie gestärkt werden?
Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte wurde eine Vielzahl von Studien durchgeführt, die Risikopotenziale für somatische Erkrankungen und psychische Störungen untersuchten. Das daraus resultierende Wissen wurde auf vielfältige Weise in der Bevölkerung verbreitet: über Zeitungen und Zeitschriften und in den letzten Jahren vermehrt über das Internet und soziale Medien. Einer großen amerikanischen Studie zufolge nutzen 72 % aller Internetnutzerinnen und Internetnutzer das Internet, um sich über gesundheitsbezogene Themen zu informieren (Fox & Duggan, 2013). Es ist anzunehmen, dass dabei auch häufig Informationen zur Krankheitsprävention gesucht werden. Beispielsweise zeigte sich während der Covid-19-Pandemie, dass Personen, die vermehrt online nach Gesundheitsinformationen suchten, auch häufiger präventive Maßnahmen ergriffen (Li et al., 2020). Webseiten und Social-Media-Kanäle bieten rasch und kostengünstig Zugriff auf aktuelle Gesundheitsinformationen und beeinflussen dadurch das Gesundheitsverhalten der Bevölkerung maßgeblich. Die Fülle an Informationen birgt aber auch beträchtliche Nachteile, wie beispielsweise die Schwierigkeit, vertrauenswürdige und qualitätsgeprüfte Inhalte aus der Fülle an verfügbaren Informationen herauszufiltern (Cline & Haynes, 2001).
Das vermehrte Wissen über gesundheitsbezogene Themen hat auch die Auffassungen hinsichtlich der Genese von Krankheiten und Störungensowie hinsichtlich der daraus abgeleiteten Interventionsformen verändert: Im 19. Jahrhundert lag dem Medizinsystem ein biomedizinisches Modell zugrunde, in welchem Krankheit und Gesundheit als ausschließlich biologisch beeinflusste Zustände angesehen wurden. Im 20. Jahrhundert wurden zunehmend auch soziale und psychische Aspekte in Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit gebracht und das biopsychosoziale Modell etabliert. Diese veränderte Betrachtung der Ätiologie von Erkrankungen beinhaltete auch die Annahme, dass Menschen ihre Gesundheit aktiv erhalten, fördern und im Krankheitsfalle selbstständig Beiträge zu Genesung und Rehabilitation leisten können. Der Fokus wurde von „kurativem“ auf „präventives“ Denken sowie |36|in Richtung Schutzfaktoren, Ressourcen und Selbstmanagementstrategien gelenkt.
Wichtig für Gesundheitsförderung und Prävention
Vor dem Hintergrund des vermehrten Wissens über Krankheitsursachen und des biopsychosozialen Zugangs wird heute das Gesundheitsverhalten und ihm zugrunde liegende kognitive und motivationale Faktoren wie Einstellungen, Werthaltungen und Ursachenzuschreibungen besonders beachtet.
Eine gängige Definition beschreibt Prävention als „alle Interventionshandlungen, die sich auf Risikogruppen mit klar erwartbaren, erkennbaren oder bereits im Ansatz eingetretenen Anzeichen von Störungen und Krankheiten richten“ (Laaser & Hurrelmann, 2000, S. 395). Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung fasst den Begriff etwas weiter, nämlich als allgemeinen „Oberbegriff für alle Interventionen, die zur Vermeidung oder Verringerung des Auftretens, der Ausbreitung und der negativen Auswirkungen bzw. Folgekosten von unerwünschten Ereignissen, Zuständen oder Entwicklungen beitragen“ (Franzkowiak, 2022). Präventive Maßnahmen (Früherkennung, Frühintervention) sollen das Auftreten oder Fortschreiten von bekannten und vorab definierten somatischen Erkrankungen und psychischen Störungen verhindern oder zumindest verzögern bzw. die negativen Konsequenzen solcher Erkrankungen oder Störungen möglichst gering halten.
Eine erste Klassifikation von Prävention mit einer zweistufigen Einteilung inPrimär- und Sekundärpräventionwurde 1957 von der Commission on Chronic Illness (CCI) vorgeschlagen. Primärprävention umfasst jene Maßnahmen, die bereits vor Krankheitseintritt ergriffen werden; sekundärpräventive Maßnahmen treten nach einer Krankheitsmanifestation – im Sinne von „Behandlung und Rückfallprophylaxe“ – in Kraft. Caplan (1964) unterschied Formen der Prävention anhand des Interventionszeitpunktes und nahm die heute bekannteste Einteilung in Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention vor. Im Rahmen der Primärprävention sollen die Wahrscheinlichkeit eines Krankheitseintritts und die Inzidenz einer Erkrankung gesenkt werden, die sekundäre Prävention zielt durch Früherkennung und Verhinderung des Fortschreitens auf eine Senkung der Prävalenzrate einer Krankheit ab; Maßnahmen, die der tertiären Prävention zugeordnet werden, sollen die Folgeschäden einer vorliegenden Erkrankung oder Störung reduzieren und die physische und psychische Leistungsfähigkeit erhalten bzw. weitestgehend wiederherstellen.
In der praktischen Arbeit mit Suchterkrankungen hat sich folgende dreistufige Klassifikation durchgesetzt: Unter Primärprävention wird die „Allgemeine Prophylaxe an unselektierten Personengruppen“ verstanden, „Prophylaxe an Hochrisikogruppen vor der Krankheitsmanifestation“ wird als Sekundärprävention bezeichnet und „Behandlung und Rückfallprophylaxe nach der Krankheitsmanifestation“ gelten als Tertiärprävention (Uhl, 2005). Nach Strasser (1978) lässt sich die erste Stufe der Prävention aufgliedern in Primordialprävention, die darauf abzielt, die Verbreitung von gesellschaftlichen Risikofaktoren zu verhindern (Slesina, 2007), und Primärprävention, die direkt auf unselektierte Individuen ausgerichtet ist. Auch die Tertiärprävention, die alle Interventionsmaßnahmen nach Krankheitseintritt sowie die Prävention von Folgeschäden bei bestehenden Krankheiten beinhaltet, kann weiter untergliedert werden in „Tertiärprävention Typ A“ (Behandlungsmaßnahmen) und „Tertiärprävention Typ B“ (Rückfallprophylaxe). Rückfallprophylaxe zählt gemeinsam mit Rehabilitation und palliativmedizinischen Behandlungsmaßnahmen für einen nicht heilbaren, (weiter) fortgeschrittenen und lebensverkürzenden Zustand zu den kompensatorischen Maßnahmen (Uhl, 1998).
Gordon (1983) unterscheidet zwischen universellen Präventionsprogrammen, die auf die allgemeine Prophylaxe der Gesamtbevölkerung abzielen, selektiven Programmen, die an spezielle Gruppen mit erhöhtem Risiko gerichtet sind, ohne dass die zu verhindernde Problematik schon vorhanden ist, und indizierten Programmen, die ihren Fokus auf die Personen legen, die bereits Anzeichen einer Erkrankung oder Störung aufweisen.
Zählten am Beginn des 20. Jahrhunderts übertragbare Krankheiten und Infektionen, bedingt durch schlechte Lebensbedingungen und mangelnde Hygiene, zu den häufigsten Todesursachen (Loddenkemper et al., 2010), stehen heute Erkrankungen im Vordergrund, die durch risikoreiche Verhaltensweisen und Lebensstilfaktoren mitbedingt sind. Diese sind zudem auch immer relevanter, wenn es um den Verlust gesunder Lebensjahre geht bzw. um die Anzahl an Lebensjahren, die man mit Beeinträchtigungen lebt (GBD 2019 Diseases & Injuries Collaborators, 2020). Beispiele dafür sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Karzinome, chronische Schmerzen und psychische Störungen sowie Folgen schwerer Verletzungen etwa durch Autounfälle. Die Menschen erreichen in unserer Zeit ein so hohes Lebensalter wie nie zuvor, diese Alterung geht jedoch mit einem Anstieg von Erkrankungen sowie häufiger Multimorbidität einher. Dementsprechend haben sich im Laufe der Zeit auch die Ansätze der Prävention und deren Ziele von der Vermeidung übertragbarer Krankheiten stärker in Richtung der Gesunderhaltung und der Vermeidung von nicht übertragbaren Krankheiten verschoben, bei denen das Verhalten und verhaltensbeeinflussende Faktoren eine besondere Rolle spielen.
Im Bereich der Gesundheitspsychologie hat sich für präventives Handeln der Begriff „Gesundheitsverhalten“etabliert. Nach Faltermaier (2017) umfasst Gesundheitsverhalten alle Verhaltensweisen gesunder Menschen, die nach wissenschaftlichen (epidemiologischen) Erkenntnissen zur Vermeidung von Krankheiten beitragen oder der Erhaltung von Gesundheit dienen. Als Beispiele können sportliche Aktivität, gesunde Ernährung, Sonnenschutzverhalten, Kondombenutzung, Zahnpflege und andere angeführt werden. Ziegelmann (2002, S. 152) definiert Gesundheitsverhalten als „Verhalten, ein Verhaltensmuster, eine Handlung oder eine Gewohnheit, die mit der Erhaltung, der Wiederherstellung oder mit der Verbesserung von Gesundheit im Zusammenhang stehen“. Schwarzer (2004) spricht auch von Gesundheitsverhalten, wenn Risikoverhaltensweisen, wie beispielsweise Rauchen, vermieden werden. Im Rahmen der gesundheitspsychologischen Forschung werden jene psychologischen Prozesse untersucht, die sich in präventiven Maßnahmen positiv auf die Etablierung gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen auswirken (Matterazzo, 1980).
Wichtig für Gesundheitsförderung und Prävention
Gesundheitspsychologische Präventionskonzepte beschreiben den Einfluss von Kognition, Emotion, Motivation, Persönlichkeit und Verhalten auf die Gesundheit von Einzelpersonen oder bestimmten Gruppen. Aus diesen Konzepten wird abgeleitet, welche protektiven Faktoren (Schutzfaktoren) gefördert bzw. aufgebaut werden sollten und wie sie erfolgreich in der Vorbeugung von Krankheiten oder zur Vorbeugung von Rückfällen eingesetzt werden können.
Im Folgenden werden einige psychologische Modelle des Gesundheitsverhaltens exemplarisch dargestellt.
Gesundheitsverhaltensmodelle lassen sich grob in zwei Gruppen unterteilen: in die kontinuierlichen Prädiktionsmodelle und die dynamischen Stadienmodelle (Sniehotta & Schwarzer, 2003). Kontinuierliche Prädiktionsmodellegehen davon aus, dass bestimmte Variablen (z. B. Selbstwirksamkeitserwartung, Risiko- und Kontrollwahrnehmung, Einstellungen) auf ein bestimmtes Gesundheitsverhalten Einfluss nehmen. Je nach Ausprägung der Vari|38|ablen des Modells befindet sich eine Person auf einem bestimmten Punkt eines Kontinuums einer Verhaltenswahrscheinlichkeit. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person ein (gesundheitsförderliches) Verhalten zeigt, steigt, je günstiger die Ausprägung der kognitiven und affektiven Prädiktoren des Modells ausfällt. Im Rahmen der kontinuierlichen Prädiktionsmodelle werden im Folgenden das Health-Belief-Modell (HBM) (Becker, 1974; Rosenstock, 1966) und die „Protection Motivation Theory“ (PMT) (Rogers, 1983) erläutert. Dynamische Stadienmodellenehmen an, dass Personen während einer Verhaltensänderung qualitativ unterschiedliche Stadien durchlaufen. In jedem dieser Stadien beeinflussen andere Faktoren eine mögliche Verhaltensänderung. Zu den dynamischen Stadienmodellen zählen das transtheoretische Modell der Verhaltensänderung (Prochaska & Di Clemente, 1983), das Prozessmodell präventiven Handelns (Precaution Adoption Process Model) (Weinstein & Sandman, 1992) und das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (Health Action Process Approach, HAPA) (Schwarzer, 1992, 2008).
Dem Health-Belief-Modell(Becker, 1974; Rosenstock, 1966) liegt die Annahme zugrunde, dass die Wahrscheinlichkeit einer Verhaltensänderung mit dem Ausmaß an wahrgenommener Gesundheitsbedrohung und dem Ausmaß der angenommenen Wirksamkeit einer Verhaltensänderung ansteigt (siehe Abbildung 2-1).
Abbildung 2-1: Health-Belief-Modell (nach Schwarzer, 2004).
Die subjektive Gesundheitsbedrohung setzt sich aus der subjektiven Vulnerabilität und dem Schweregrad einer Erkrankung zusammen. Die Vulnerabilität ergibt sich aus der Einschätzung der Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung, der Schweregrad betrifft Annahmen über die Folgen einer Erkrankung. Wer sich für anfällig für eine bestimmte Erkrankung hält und diese als schwerwiegend ansieht, wird demnach eher präventive Maßnahmen ergreifen. Eine Einschätzung der Wirksamkeit einer präventiven Maßnahme wird nach Abwägung der Kosten und Nutzen dieser Maßnahme vorgenommen. Zusätzlich wird das Verhalten auch noch von externen und internen Handlungsanstößen (siehe „Handlungsreize“ in Abbildung 2-1; z. B. Symptomwahrnehmung, Gesundheitskampagne in den Medien) gesteuert.
|39|In einer Überarbeitung des Health-Belief-Modells (Becker & Rosenstock, 1987) wurde die Gesundheitsmotivation neben der subjektiven Vulnerabilität und dem Schweregrad der Erkrankung als dritter Faktor aufgenommen. Sie bezeichnet die Bereitschaft, gesundheitliche Belange als bedeutsam anzusehen.
Die Theorie der Schutzmotivation (Protection Motivation Theory, PMT) (Rogers, 1983) findet im Bereich der Krankheitsprävention sehr häufig Anwendung. Sie wurde ursprünglich entwickelt, um die Wirkung von Furchtappellen auf nachfolgendes Verhalten zu untersuchen. In einer überarbeiteten Version (Maddux & Rogers, 1983; Rogers, 1983) wurden zusätzlich zu den Furchtappellen noch weitere umweltbezogene (z. B. Beobachtungslernen) und intrapersonale Prädiktoren (z. B. Persönlichkeitsmerkmale) miteinbezogen (siehe Abbildung 2-2).
Abbildung 2-2: Theorie der Schutzmotivation (nach Rogers, 1983).
Nach dieser Theorie fließen zwei Aspekte in die Bewertung von gesundheitsrelevanten Informationen ein: die Bedrohungseinschätzung und die Einschätzung der Bewältigungsmöglichkeiten. Im Rahmen der Bedrohungseinschätzung wird eine Abwägung von Kosten und Nutzen eines bestimmten Verhaltens vorgenommen. Der wahrgenommene Schweregrad einer Gesundheitsbedrohung und die subjektive Vulnerabilität stellen die Kosten eines Verhaltens dar, der Nutzen eines Verhaltens ergibt sich aus den wahrgenommenen positiven Konsequenzen („Belohnungen“). Die Bewältigungseinschätzung setzt sich aus der Selbstwirksamkeitserwartung einer Person, aus der Handlungswirksamkeit und den Handlungskosten zusammen. Das Konzept der Selbstwirksamkeit beruht auf der sozial-kognitiven Theorie von Bandura (1997), deren zentrale Annahme darin besteht, dass kognitive, emotionale, motivationale und aktionale Prozesse durch Erwartungen gesteuert werden, im Besonderen durch die Selbstwirksamkeitserwartung und die Ergebniserwartung in Bezug auf eine Handlung.
Wichtig für Gesundheitsförderung und Prävention
Die Selbstwirksamkeitserwartung bezeichnet die Annahme, dass man neue oder schwierige Handlungen aufgrund der eigenen Kompetenz ausführen kann. Eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung wirkt sich positiv auf die Krankheitsbewältigung aus; selbstwirksame Personen ertragen beispielsweise Schmerzen besser und erholen sich rascher nach Operationen. Studienergebnisse dazu finden sich zum Beispiel bei Jackson et al. (2014).
|40|Die Einschätzung von Bedrohung und Bewältigungsmöglichkeiten führt schließlich zur Bildung einer Schutzmotivation. Das Verhalten wird in der PMT als adaptive oder maladaptive Bewältigung (Coping) erfasst. Als adaptives Verhalten gilt die Aufnahme von präventiven Verhaltensweisen, aber auch die Aufgabe von Risikoverhaltensweisen. Aufgrund der Komplexität dieses Modells wurde in den meisten empirischen Studien lediglich eine Auswahl der darin enthaltenen Variablen untersucht.
Das transtheoretische Modell der Verhaltensänderung (Transtheoretical Model, TTM) (Prochaska & DiClemente, 1983) wurde ursprünglich zur Beschreibung der Veränderungsbereitschaft im Rahmen der Raucherentwöhnung entwickelt. Später wurde es auch auf andere Problembereiche ausgeweitet und dient nun allgemein der Beschreibung der Änderungsbereitschaft eines konkret definierten Problemverhaltens. Auf einer zeitlichen Dimension sind verschiedene Veränderungsphasen zu beschreiben, die auf dem Weg zu einer dauerhaften Verhaltensänderung durchschritten werden. Auf die erste Phase (Absichtslosigkeit; Precontemplation), in der ein entsprechendes Problembewusstsein