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Endlich frei von emotionalen Altlasten!
Angst und Schuld sind zwei ungleiche Geschwister, die jeder von uns in sich trägt. Sie belasten und beschweren uns. Sie verzerren den Blick auf die Realität. Und viel zu oft steuern sie – meist unbewusst – unser Denken und Handeln und verhindern, dass wir kreativ, frei und kraftvoll die richtigen Entscheidungen für uns selbst und unsere Welt treffen.
Angst macht alles, was wir nicht kontrollieren können. Und schuldig fühlen wir uns, wenn wir nicht angemessen auf andere Menschen, die Erfordernisse des Alltags, aber auch auf unsere eigenen Bedürfnisse reagieren können. Oft verdrängen wir die Schuld, weil sie ein so unangenehmes Gefühl ist – woraus neue Angst und innerer Druck resultieren, was unsere Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, weiter reduziert. Ein Teufelskreis!
Stefan Limmer, Heilpraktiker und Schamane, stellt uns drei Quellen von Schuld und Angst vor: schmerzhafte Erfahrungen in unserer Kindheit, die uns das Gefühl gaben, nicht in Ordnung zu sein oder nicht zu genügen; aus dem Familiensystem, also vor allem von Eltern und Geschwistern übernommene Muster; aus der langen Reihe der Ahnen ererbte und verinnerlichte Lasten wie kollektive Schuld (etwa aus Kriegszeiten) oder Angst (etwa aus Hungerzeiten). Er zeigt, wie man sich auf allen drei Ebenen durch schamanische Übungen, Rituale und Meditationen reinigen und von Angst und Schuld befreien kann – um zu der uns innewohnenden Kraft und Größe zurückzufinden.
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Seitenzahl: 212
STEFAN LIMMER
Reinigungvon Angst und Schuld
Wie wir die unheilsamen Muster unserer Ahnen und aus der Kindheit auflösen
Inhalt
Liebe Leserin, lieber Leser,
Angst und Schuld – die ungleichen Geschwister
Ursprünge, Ursachen und Entstehung
Unsere Herkunftsfamilie, unser persönlicher Lebensweg und unsere Prägungen
Ängste und Schuldgefühle, die nach der Kindheit entstanden sind
Mit in dieses Leben gebrachte Ängste und Schuldgefühle
Aus der Ahnenreihe übernommene Ängste und Schuldgefühle
Übernommene Ängste und Werte aus verschiedenen Kollektivsystemen
Das Bewusstsein, das Unterbewusstsein, die Seele und unsere Persönlichkeit
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Praxis
Angst und Schuld – Das Gift in unserem System
Angst und Schuld – die großen Blockierer
Reaktionsmuster auf Angst und Schuld
Entwicklung, Selbstliebe, Erkenntnis, Wahrheit und Größe
Praxis
Aspekte der Angst
Der ursprüngliche Sinn der Angst
Formen der Angst
Symptome der Angst
Praxis
Zu hohe Ansprüche an sich selbst
Aspekte der Schuld
Der ursprüngliche Sinn von Schuldgefühlen
Schuld und Gewissen
Formen der Schuld
Symptome der Schuld
Werte überprüfen, Schuld eliminieren und durch Verantwortung ersetzen
Zusammenhänge zwischen Angst und Schuld
Ich – Es – Über-Ich
Der Angst-Schuld-Schutzmechanismus
Die Selbstverteidigung des Egos
Der innere Konflikt zwischen Werten und Ängsten
Reinigung von Angst und Schuld
Die Praxis der Reinigung und Befreiung
Reinigung und Befreiung von der Angst und Schuld
Befreiung auf der Seelenebene
Reinigung von negativen Glaubenssätzen und Seelenverträgen
Reinigung der Aura und der Chakren
Befreiung der Polarität und der vier Elemente
Reinigung des Zellgedächtnisses
Befreiung des Herzens
Das Transformationsritual
Angst- und schuldfrei leben
Die Herausforderungen im Alltag
Die Atmung
Meditation, Entspannung und Zentrierung
Reinigung, Schutz und Pflege des energetischen Systems
Nachwort
Bücher und Adressen, die weiterhelfen
Bücher
CD
Adressen
Wichtiger Hinweis
Alle Audio-Dateien können Sie hier downloaden.
Liebe Leserin, lieber Leser,
wer kennt sie nicht – diese scheußlichen Gefühle von Angst und Schuld, die uns das Leben oft schwer machen und uns daran hindern, frei, unbeschwert und glücklich das zu tun, was wir gerne tun möchten. Nun liegt es in der Natur dieser beiden Gefühle, dass sie uns meist blockieren und hemmen. Manchmal hindern sie uns aber auch daran, unüberlegt in Gefahrensituationen zu kommen oder erneut Dinge zu tun, die wir bereits als falsch erlebt haben und wegen der wir negative Konsequenzen erfahren mussten.
Neben dieser Schutzfunktion – Angst sichert uns das Überleben und Schuld hindert uns daran, dieselben Fehler mehrmals zu machen – haben diese beiden Gefühle allerdings so gut wie keine positiven Aspekte.
Angst und Schuld sind zwei ungleiche Geschwister, die jeder von uns in sich trägt. Sie belasten und beschweren uns. Sie verzerren den Blick auf die Realität. Und viel zu oft steuern sie – meist unbewusst – unser Denken und Handeln und verhindern, dass wir kreativ, frei und kraftvoll die richtigen Entscheidungen für uns selbst und unser Leben treffen.
In den folgenden Kapiteln beleuchten wir vor allem drei Quellen von Schuld und Angst:
• unsere schmerzhaften Erfahrungen in der Kindheit, die uns das Gefühl gaben, nicht in Ordnung zu sein oder nicht zu genügen;
• übernommene Themen und Muster, vor allem aus dem Familiensystem, aber auch von Freunden, wichtigen Bezugspersonen, Religionen und gesellschaftlichen Gruppierungen;
• die lange Reihe unserer Ahnen und was wir von ihnen geerbt und übernommen haben.
Wir beschäftigen uns mit den Ängsten und Schuldgefühlen hier so, wie sie sich mir in Tausenden von Therapiesitzungen mit meinen Klienten immer wieder gezeigt haben. Auf theoretische Definitionen und Sichtweisen werden wir dabei weitgehend verzichten. Wir gehen also einen praxisbezogenen, für alle Menschen gangbaren Weg, auf dem wir lernen, wie wir uns effektiv und dauerhaft mithilfe schamanischer Übungen, Rituale und Meditationen von diesen oft so zerstörerischen und einschränkenden Gefühlen reinigen und befreien können und zu der uns innewohnenden Kraft und Größe finden.
Während Sie dieses Buch lesen, halten Sie bitte immer Zettel und Stift bereit und schreiben Sie sich alles auf, was Sie persönlich anspricht und wo Sie einen Bezug zu Ihren eigenen Angst- und Schuldgefühlen spüren. Ich empfehle Ihnen, dass Sie während der gesamten Zeit, in der Sie sich von Ihren Angst- und Schuldgefühlen befreien, ein Tagebuch führen, in dem Sie alles notieren, was Ihnen dazu in den Sinn kommt und was Ihnen bedeutsam erscheint. Das Schreiben ist ein wichtiger Aspekt im Reinigungs- und Befreiungsprozess von Ihren Ängsten und Schuldgefühlen.
• Durch die Tätigkeit des Schreibens handeln Sie im Hier und Jetzt.
• Sie verschaffen sich einen Überblick und gewinnen alleine dadurch schon etwas die Kontrolle über Ihre Gefühle zurück.
• Sie erkennen die Herkunft und Ursprünge Ihrer Gefühle und sehen, wie sich diese in Ihrem Leben auswirken.
• Ängste und Schuldgefühle sind dann nicht mehr abstrakt und diffus in Ihnen, sondern klar umrissen. Außerdem schaffen Sie durch das Schreiben eine gewisse Distanz zu ihnen, indem Sie sie in die sichtbare Welt auf das Papier »zerren«.
Nutzen Sie also dieses einfache Werkzeug und beginnen Sie am besten noch heute mit Ihren Aufzeichnungen.
Machen Sie auch unbedingt die Übungen und Rituale im Buch. Die besten Theorien helfen nichts, wenn wir nicht handeln und unsere Erkenntnisse umsetzen.
Jeder Mensch ist einzigartig und hat seine individuelle Geschichte. Überprüfen Sie deshalb immer, ob die im Buch beschriebenen Aspekte für Sie zutreffen. Machen Sie dazu die Übungen und entscheiden Sie dann, ob Sie in Resonanz damit gehen und ob sie etwas mit Ihnen zu tun haben.
Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen alles, alles Gute auf Ihrem Weg, sich von der Angst und Schuld, die Sie blockieren und einschränken, zu reinigen und zu befreien, so dass Sie innerlich frei werden und unbeschwert in Liebe zu sich selbst und der gesamten Schöpfung Ihr Leben meistern können.
Regensburg, im August 2017
Stefan Limmer
Angst und Schuld – die ungleichen Geschwister
Angst und Schuld wirken nur auf den ersten Blick so, als hätten sie nicht viel miteinander gemeinsam. Gehen wir etwas tiefer und betrachten die Strukturen dieser beiden Gefühle genauer, zeigen sich hinter der Fassade des Trennenden viele Verbindungen und Verflechtungen.
Wir werden uns in den folgenden Kapiteln die einzelnen Aspekte genauer anschauen, um zu verstehen, wo Angst und Schuld überhaupt herkommen, was ihre Anwesenheit mit uns macht, auf welchen Ebenen sie wirken und vor allem, wie wir uns dauerhaft davon reinigen und befreien können.
In der therapeutischen Praxis zeigt sich immer wieder, dass Angst- und Schuldthemen sehr oft miteinander verstrickt sind und sich gegenseitig verstärken. Ein Entkommen aus deren Fängen erscheint bei schwereren Formen zunächst fast nicht machbar. Wenden wir uns in so einem Fall nur der Angst oder nur der Schuld zu und vernachlässigen die Verbindungen zwischen den beiden, dann ist es oft unmöglich, eine dauerhafte und tiefgehende Lösung der damit verbundenen Probleme und Symptome zu erreichen. Eine Besserung tritt – wenn überhaupt – nur vorübergehend ein, und bald kehrt der alte Zustand wieder zurück. Angst- und Schuldgefühle sollten also immer gemeinsam betrachtet werden. Gerade die gleichzeitige Reinigung von beiden schafft ganzheitlich gesehen eine stabile Basis für ein Leben ohne diese belastenden Gefühle.
Ursprünge, Ursachen und Entstehung
Wie kommt es überhaupt dazu, dass wir Menschen solche Gefühle wie Angst und Schuld, die uns einschränken, belasten und die wir nicht mehr loswerden, entwickeln? Es wäre doch viel angenehmer, wenn wir davon verschont blieben und ohne diese Hindernisse unser Leben meistern könnten.
Physiologisch gesehen ist die Angst grundsätzlich eine sinnvolle Reaktion, die ursprünglich den Sinn hatte und immer noch hat, unser Überleben zu sichern und uns vor Schmerz, Verletzung und Tod zu bewahren. Kommen wir in eine bedrohliche Situation, laufen sofort eine Vielzahl von Reaktionen in unserem Körper ab, und wir bekommen Angst. Den genauen Mechanismus betrachten wir im Kapitel »Aspekte der Angst«.
Mit der Schuld verhält es sich etwas anders. Ob die Fähigkeit, Schuld zu empfinden, angeboren ist oder in der Kindheit erlernt wurde, darüber sind sich die Wissenschaftler noch nicht einig. Das Gefühl der Schuld setzt voraus, dass wir in uns eine moralische Instanz – unser Gewissen – haben und dass sich dieses Gewissen auf ein Wertesystem stützt. Erst durch den Verstoß gegen Werte machen wir uns vermeintlich schuldig und empfinden Schuldgefühle. Wenn daraus eine Reaktion erfolgt, die uns dazu bringt, Verantwortung zu übernehmen und dementsprechend zu handeln, dann ist auch dieser Mechanismus sinnvoll und Schuldgefühle setzen sich erst gar nicht in uns fest. Sinnvolle Werte ermöglichen das friedliche, konstruktive Zusammenleben von Menschen und geben einen sicheren Rahmen vor, in dem sich jeder seinen Neigungen entsprechend entwickeln kann. Weiteres hierzu erfahren Sie im Kapitel »Aspekte der Schuld«.
Nun bleibt es aber oft nicht bei den zum Überleben sinnvollen Angstreaktionen und den Schuldgefühlen, die sofort zur Übernahme von Verantwortung führen. Eine Vielzahl vermeintlich pathologischer Ängste begleiten uns, die nichts oder nur noch wenig mit dem Überleben zu tun haben, und oft sind wir geplagt von diffusen Schuldgefühlen, die in keinerlei Zusammenhang zu unseren eigenen Werten stehen.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die zentralen Einflüsse, die uns zu dem Menschen gemacht haben, der wir jetzt gerade sind und die alle auch dazu beigetragen haben, dass wir Angst- und Schuldgefühle in uns tragen. In der folgenden Grafik sehen Sie ein Modell, das verschiedene Bereiche aufzeigt, die uns innerseelisch, unterbewusst und bewusst geprägt haben und prägen. Die Prägungen fanden bereits vorgeburtlich und während der Kindheit statt, wirken aber auch heute noch und haben unsere Ängste, unser Gewissen und unsere Schuldgefühle mit installiert.
Unsere Herkunftsfamilie, unser persönlicher Lebensweg und unsere Prägungen
Unser persönlicher Lebensweg ist geprägt durch vielerlei individuelle Einflüsse. Immer wieder werden wir vom Leben in Situationen geworfen, an denen wir entweder mithilfe unserer inneren Schöpferkraft wachsen oder auf die wir mit Stillstand, Rückzug und Kleinheit reagieren können. Im Idealfall reift unsere Persönlichkeit an diesen Situationen, und wir wissen immer genauer, wer wir sind, warum wir hier sind, was uns Spaß macht und wo wir im Leben hinwollen. Viele Faktoren tragen dabei zur Entwicklung unserer Persönlichkeit bei. Eine wesentliche Rolle für unsere grundlegenden Prägungen spielt unsere direkte Herkunftsfamilie. Eltern, Großeltern, Geschwister und andere wichtige Bezugspersonen prägten mit ihren Erziehungsmethoden, ihrer eigenen Persönlichkeitsstruktur und ihren Handlungen unser direktes Familiensystem. Dieses System hat positive und negative Facetten, die wir zunächst in Bezug auf die Entstehung von Angst- und Schuldgefühlen etwas genauer betrachten wollen.
Übernommene und erlernte Ängste und Schuldgefühle aus der Kindheit
Wenn wir in diese Welt geboren werden, sind wir allein nicht überlebensfähig und deshalb auf die Fürsorge, Zuwendung, Versorgung und Liebe unserer Eltern oder derjenigen Menschen, in deren Obhut wir uns befinden, angewiesen. In dieser Zeit wird die Grundlage für viele Ängste und Schuldgefühle gelegt. Im Laufe unserer Kindheit beginnt dann ein Abnabelungsprozess, wir erkunden die Welt immer öfter ohne die Eltern, erforschen unsere Umgebung, lernen, wie die Welt funktioniert und irgendwann sind wir erwachsen und gehen unsere eigenen Wege. Dazwischen liegt die Pubertät, in der sich unser Hormonsystem umstellt und sich unsere Hirnstrukturen neu anordnen. Dies führt dazu, dass wir Regeln, Gebote, Weltanschauungen, Familienstrukturen, Ängste usw. hinterfragen, dagegen rebellieren und sich unsere eigene Weltsicht herausbildet. Später im Erwachsenenalter stellen viele Menschen ernüchtert fest, dass sie immer mehr so wie ihre Mutter oder ihr Vater agieren, sie sich also gar nicht so sehr von den Weltanschauungen und dem Wertesystem ihrer Familie gelöst haben, wie sie meinten.
Einer der Hauptgründe dafür ist die eben angesprochene Prägung, die wir alle frühkindlich erfahren haben. Prägung bedeutet, dass wir das, was uns vorgelebt und was uns wiederholt gesagt wurde, verinnerlicht haben, und so in unserem Unterbewusstsein und unserer Seele eine Struktur entstanden ist, die auch unsere Persönlichkeit mitgestaltet hat.
Fallbeispiel
Marie hatte panische Angst vor Hunden. Nun hatte sie sich in Roland verliebt, der zwei große Hunde besaß. Innerhalb kürzester Zeit gab es deswegen massive Probleme. Marie konnte sich nicht in Rolands Haus aufhalten und sich auch an den vielen Freizeitaktivitäten nicht beteiligen, die Roland mit seinen Hunden machte. Roland warf ihr vor, dass sie ihn offensichtlich nicht genug liebe, da sie sonst ihre aus seiner Sicht völlig unbegründeten Ängste überwinden würde. Die ganze Situation löste in Marie neben der Angst massive Schuldgefühle aus, die sie sich nicht erklären konnte. In einer Rückführungssitzung in die Kindheit stellte sich heraus, dass Maries Mutter Angst vor Hunden hatte. Immer wenn ein Hund aufgetaucht war und Marie völlig unbefangen darauf zugehen wollte, hatte ihre Mutter sie panisch weggerissen, sie ausgeschimpft und ihr erklärt, dass Hunde sehr gefährlich seien. Sie hatte Maria damit gedroht, dass sie sie nicht mehr lieb hätte, wenn sie sich nicht von Hunden fernhielte. So verinnerlichte Marie diese Angst, und gleichzeitig fühlte sie sich schuldig, wenn sie auch nur an einen Hund dachte oder ein Hund in ihre Nähe kam.
Aber auch die unausgesprochenen Regeln, Anschauungen, Tabus, Ängste und Schuldgefühle, denen wir in der Kindheit ausgesetzt sind, können wir intuitiv erfassen. Gerade Kinder haben dafür besonders gut ausgeprägte Antennen, sie sind wesentlich feinfühliger und empfänglicher für Botschaften unter der Oberfläche. Diese Energien belasten ein Familiensystem oft sehr schwer, ohne dass es offensichtlich wird, und prägen alle Menschen, die sich in diesem Energiefeld bewegen.
Fallbeispiel
Hans hatte unzählige Kurz-Beziehungen und Affären hinter sich. Sobald er mit einer Frau zusammen war, erlosch sein Interesse und verwandelte sich sogar innerhalb kürzester Zeit ins Gegenteil. Statt Zuneigung, Liebe und Achtung zu empfinden, stellte sich bei ihm ein Gefühl von Überlegenheit, Desinteresse und Langeweile ein. Die Spannung wurde dann sehr schnell so groß, dass er die Flucht ergriff. Inzwischen sehnte er sich aber nach einer festen Beziehung. Da sich in der Rückführung in die Kindheit nichts zeigte, was sein Verhaltensmuster erklärt hätte, machten wir uns daran, die abgespeicherten Muster seines Unterbewusstseins zu durchforsten und mit einer Seelenreise deren Herkunft zu ergründen. Hier zeigte sich, dass sein Vater seine Mutter nach außen hin immer höflich und zuvorkommend behandelt, aber insgeheim verachtet hatte, weil sie nur die Hauptschule besucht hatte und er selbst Akademiker war. Diese Verachtung, Enttäuschung und Abwertung war niemals ausgesprochen worden, lastete aber im morphischen Feld schwer auf der Familie und führte zu Hans’ Prägung bezüglich Beziehungen.
Das morphische Feld
Der britische Biologe Rupert Sheldrake hat zu seiner Theorie der morphischen bzw. morphogenetischen Felder einige Bücher veröffentlicht. Er versucht mit seiner Arbeit, die Existenz von formgebenden Feldern zu beweisen. In die Energien dieser Felder, die jedem biologischen System – so auch unserem Familiensystem – zugrunde liegen, sind wir durch unsere Zugehörigkeit automatisch eingebunden, sie wirken auf uns auf allen Ebenen unserer bewussten und unterbewussten Wahrnehmung ein.
Jeder, der schon einmal an einer Familienaufstellung teilgenommen hat, weiß um die Wirkung dieser Felder und der darin abgespeicherten Informationen.
Erziehung ist nicht das Anfüllen eines Eimers, sondern das Entfachen eines Feuers.
William Butler Yeats, irischer Dichter (1865–1939)
Die meisten Eltern haben nur das Beste für ihre Kinder im Sinn und handeln so, wie sie es für deren Wohlergehen und Entwicklung für richtig halten. Sie greifen dabei auf ihre eigenen Erfahrungen und Werte, aber auch auf ihre Ängste und Schuldgefühle zurück und vermitteln den Kindern so ihre Weltsicht. Alles was wir in den ersten Lebensjahren erleben, hören und sehen und alle Gebote und Verbote, die wir vermittelt bekommen, können wir zu dieser Zeit noch nicht hinterfragen. So übernehmen wir fast alles, was uns vorgelebt wird. Wir rebellieren manchmal trotzig, aber da wir geliebt werden und überleben wollen, passen wir unser Verhalten meist an die Wünsche und Erwartungen der Eltern an. So schafft diese Zeit eine Grundprägung in uns, die je nach Umfeld eher unseren Mut und unsere Selbstverantwortung oder unsere Ängste und Schuldgefühle installiert und fördert.
Die Double-bind-Zwickmühle
Eine große Gefahr für Ängste und Schuldgefühle entsteht, wenn wir in Double-bind-Teufelskreisen aufgewachsen sind. Einzelne Double-bind-Situationen treten in fast allen Eltern-Kind-Beziehungen auf, und sie öffnen häufig ein Tor, das zu massiven Ängsten und Schuldgefühlen führen kann.
Double-bind
Voraussetzungen für die Entstehung einer Double-bind-Problematik im Kindesalter:
• eine vermeintlich lebenswichtige Beziehung zwischen zwei Menschen
• ein Abhängigkeitsverhältnis
• das Fehlen von Fluchtmöglichkeiten aus diesen Situationen.
Die Double-bind-Theorie beschreibt auf Basis dieser Voraussetzungen einen Zustand, bei dem zwei gänzlich widersprüchliche Botschaften gleichzeitig ausgesandt werden. Durch das Abhängigkeitsverhältnis zu der Person, die diese Botschaften aussendet, entsteht eine Zwickmühle, die nicht lösbar ist, weil beide Botschaften (für das Kind) essentiell und eventuell sogar lebenswichtig sind. So wird das Kind psychisch in einen Zustand versetzt, der eine praktisch nicht lösbare Handlungsstarre zur Folge hat, die durch Ängste und Schuldgefühle begleitet wird.
Fallbeispiel
Steffen kam in die Praxis, weil er immer wieder in Situationen geriet, in denen er innerlich völlig erstarrte und von plötzlichen Angst- und Schuldgefühlen überrannt wurde. Seit er in seiner Firma zum Abteilungsleiter befördert worden war, mehr Verantwortung hatte und viele Entscheidungen treffen musste, häuften sich diese Zustände. In der Therapie fanden wir heraus, dass er als Kind gleichzeitig in zwei Double-bind-Beziehungen gefangen gewesen war. Seine Mutter, die ihn meist mit Liebe überhäuft und fast erdrückt hatte, machte ihm immer wieder klar, dass er keinesfalls so hart, brutal, ungehobelt und unaufmerksam werden dürfe wie sein Vater. Sie forderte von Steffen, dass er immer für sie da sein müsse und ihr zeigen solle, wie lieb er sie habe. Tat er das und erklärte ihr, wie lieb er sie habe, bekam er zu hören: »Hör auf mit deinem Gesäusel, du bist doch eh wie dein Vater. Jeder Mann ist so.« Sein Vater wiederum wollte, dass er ein »starker Mann« wurde und verbot ihm, Gefühle von Schwäche zu zeigen oder zu weinen. Tat Steffen sich weh, verdrückte er sich den Schmerz und die Tränen und bekam dann von seinem Vater zu hören: »Du bist doch eh ein Weichling und Mamas Liebling, da kannst du ja auch gleich losheulen wie ein Weib.« In seiner neuen Position als Abteilungsleiter durchlebte er stellvertretend genau diese Situationen wieder. Er hatte einen männlichen und einen weiblichen Chef, die nicht gut miteinander klarkamen und grundsätzlich anderer Meinung waren. Egal, was Steffen tat, immer bekam er von einem der beiden oder von beiden zu spüren, dass es nicht richtig sei.
Normalerweise sind wir in der Lage, widersprüchliche Aussagen und Botschaften als solche zu erkennen. Wir müssen uns dann für eine Möglichkeit entscheiden und schließen damit die andere automatisch aus. Das ist oftmals unangenehm, bereitet uns aber keine größeren Probleme, da wir gelernt haben, permanent Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens und geben uns eine Richtung.
Double-bind-Botschaften im Kindesalter verunsichern uns hingegen zutiefst, weil sie letztendlich keine befriedigende Entscheidung erlauben. Diese Verunsicherung führt wiederum zu massiven Ängsten und Schuldgefühlen. Selbst ein Zusammenhang zu schizophrenen Erkrankungen wird diskutiert. Auf jeden Fall wird eine gesunde Entwicklung der Wahrnehmung des Kindes gestört und ein sicherer, geschützter Rahmen unmöglich, was die Ängste noch mehr verstärken kann.
Liebe mit Bedingungen
Besonders problematisch wird es für ein Kind, wenn Eltern ihre Liebe als Druckmittel einsetzen. Normalerweise ist die elterliche Liebe genetisch programmiert und bedingungslos. Das ist auch gut so, weil wir als Kinder für eine gesunde Entwicklung auf die elterliche Liebe bzw. die Liebe unserer Bezugspersonen angewiesen sind. Wachsen wir ohne Liebe oder gar mit massiver Ablehnung auf, kann das zu Störungen in unserer Entwicklung führen und hinterlässt tiefe Spuren in unserer Seele. Fordert zum Beispiel die Mutter oder der Vater vom Kind, dass es seine Liebe zu den Eltern zeigt, weisen sie aber zurück, wenn das Kind sie zeigen will, so ist das ein nicht lösbarer Widerspruch für die kindliche Psyche. Auch wenn Mutter oder Vater immer wieder beteuern, wie lieb sie das Kind doch haben, die Liebe dann aber als Erziehungsmaßnahme benutzen oder das Kind damit erpressen, dass es nicht mehr geliebt wird, wenn es nicht folgsam ist, dann ist das in der kindlichen Logik (und nicht nur in dieser) nicht nachvollziehbar. So entstehen Verlustängste, Versagensängste und Schuldgefühle beim Kind.
Häufig fühlt sich ein Kind auch für die Stimmung der Eltern verantwortlich. Wenn dann das elterliche Befinden nicht dem verinnerlichten Idealbild des Kindes entspricht, melden sich bei ihm ebenfalls Schuldgefühle und Ängste.
Der Wiederholungszwang im Erwachsenenalter
Durch die obigen Muster kann es dazu kommen, dass sich Double-bind-Zustände in uns verfestigen und dann fast wie eigenständige Wesenheiten in uns wirken. Wir sind diesen Mechanismen im Heute genauso wie zur Zeit ihrer Entstehung hilflos ausgeliefert und aktivieren damit wieder und wieder die – oftmals auch traumatischen – Erfahrungen unserer Kindheit.
Auch im Erwachsenenalter können sich solche Mechanismen bilden, wobei hier praktisch immer eine entsprechende Grundlage schon in der Kindheit geschaffen wurde, die sich dann in bestimmten Lebensumständen später zeigt.
Manche Menschen fühlen sich bei vielen Entscheidungen, die sie treffen sollen, wie gelähmt und schieben sie so lange vor sich her, bis es nicht mehr anders geht. Ist die Entscheidung dann gefallen, entweicht der unerträgliche Druck, bis die nächste bewusste Entscheidung ansteht und sich das Drama wiederholt. Auch hier liegt oftmals eine Double-bind-Erfahrung zugrunde, die unterbewusst dumpf und belastend wirkt, ohne dass wir genau sagen könnten, warum uns die Entscheidung so schwerfällt.
Durch Double-bind-Erfahrungen erlernen und verfestigen wir pathologische Muster in uns, die oft mit massiven Ängsten und Schuldgefühlen gepaart sind. Solche Zustände können unterschwellig als sehr traumatisch empfunden werden. Gerade wenn wir unsere Kindheit in einem oder sogar mehreren Double-bind-Zuständen verbracht haben, neigen wir auch als Erwachsene oft dazu, wie durch Zauberhand Menschen anzuziehen, mit denen wir wieder in ähnlichen Situationen landen.
Die ideale Kindheit, in der wir bedingungslos gewollt, geliebt und unterstützt wurden, hat wohl fast niemand erlebt. Je sicherer, geschützter, klarer und nachvollziehbarer der familiäre Rahmen aber gesteckt war, desto besser konnten wir das Leben erforschen und uns ohne tiefergehende, bleibende Ängste und ohne pathologische Schuldgefühle entwickeln.
Ob wir also mit einem grundlegenden Vertrauen und voller Zuversicht, Lebensfreude, Lebensmut und Entdeckergeist durchs Leben gehen, oder ob wir eher freudlos, pessimistisch, misstrauisch, ängstlich und von Schuldgefühlen geplagt sind, hat einen direkten Bezug zu dem, was wir in unserer Kindheit gelernt und übernommen haben.
Traumatische Kindheitserfahrungen
Nicht nur die Dinge, die uns durch unser unmittelbares Umfeld, durch unsere Eltern und Bezugspersonen und durch unser Familiensystem vermittelt wurden, haben einen direkten Einfluss auf die Entstehung von Ängsten und Schuldgefühlen in uns. Auch traumatische Erlebnisse, die uns in der Kindheit widerfahren sind, führen häufig zur Entstehung von Ängsten und Schuldgefühlen.
Trauma
Wörtlich bedeutet Trauma Verletzung. In der Psychologie wird damit eine Verletzung der Seele bezeichnet, in der Medizin eine des Körpers. Wir sprechen hier von Ereignissen und Zuständen, die Auswirkungen auf unser physisches, psychisches und seelisches Wohlbefinden haben und sich so in unserem Gesamtsystem manifestieren, sehr häufig in Form von Ängsten und Schuldgefühlen.
Jeder Mensch ist anders. Was der eine als traumatisch erlebt und was ihn komplett blockiert, hinterlässt beim anderen überhaupt keine Spuren. Wir dürfen nicht anfangen zu werten, nur weil wir selbst vielleicht nicht nachvollziehen können, warum »eine solche Kleinigkeit« ein solch großes Problem für einen anderen Menschen darstellt.
In der therapeutischen Praxis zeigen sich unendlich viele Ursachen für Traumata. Hier ein Auszug, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:
• Kriegserlebnisse, Naturkatastrophen
• Unfälle, Verletzungen, Krankheiten
• Nahtoderlebnisse
• der Tod von nahen Familienangehörigen
• Trennung, Scheidung
• Umzug, Ortswechsel, Schulwechsel
• körperliche und seelische Gewalt
• sexueller und emotionaler Missbrauch
• die Enttäuschung von Vater/Mutter oder dem nahen Umfeld, dass das Kind nicht der erwünschte Junge/das Mädchen ist
• der Eigenraum des Kindes wird nicht respektiert
• die Unterdrückung der Persönlichkeit des Kindes
• alles, was gegen die Absicht der Seele gerichtet ist.
All diese Ereignisse können – müssen aber nicht – dazu führen, dass wir ein Trauma erleiden, das zunächst zu einer seelischen Verletzung führt und sich dann auf körperlicher, geistiger oder seelischer Ebene ausdrückt, häufig begleitet von massiven oder diffusen Ängsten und Schuldgefühlen.
Seelische Verletzung
In schamanischen Weltsichten und Heilansätzen finden wir eine interessante Definition für den Begriff der seelischen Verletzung. Die Seele wird als ursächlich für die Entstehung von jeglicher Form von Krankheit betrachtet, wozu auch pathologische Ängste und Schuldgefühle zählen. Man geht davon aus, dass unsere Seele der Ort ist, an dem unsere eigene Weisheit zu Hause ist und dass hier alles abgespeichert wird, was wir jemals erfahren und erlebt haben. Alle Erlebnisse, die dabei als traumatisch empfunden wurden, führen zu einem vorübergehenden oder andauernden Seelenverlust. Das heißt, ein Teil der Seele spaltet sich ab und nimmt den Schmerz oder den Schock mit. So kann die Restseele weiterleben, ohne stark durch das traumatische Ereignis belastet zu sein. Aber die Energie des abgespaltenen Anteils steht dann nicht mehr zur Verfügung und wird durch Symptome auf körperlicher, geistiger oder seelischer Ebene ersetzt. Neben vielerlei anderen Symptomen auch durch Ängste und Schuldgefühle. Diese Symptome sind als Hilferuf oder Erinnerung der Seele zu verstehen, dass etwas verloren gegangen ist und die Seele sich selbst nicht mehr helfen kann. Erst durch die Auflösung des ursprünglichen traumatischen Ereignisses und die Rückholung des Seelenanteils kann dann auf allen anderen Ebenen wieder Gesundheit, Wohlbefinden, Zuversicht und die Befreiung von Angst und Schuld Einzug halten.