Reise des Herzens - Lynne Wilding - E-Book

Reise des Herzens E-Book

Lynne Wilding

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Beschreibung

Mit viel Herzblut hat Laura Beaumont die kleine, aber feine Modekette Ashworth aufgebaut. Doch ihr Einsatz und die harte Arbeit haben ihre Spuren hinterlassen und Lauras Arzt rät ihr kürzer zu treten. Schweren Herzens übergibt Laura ihr Unternehmen an ihre Töchter, die in einen erbitterten Streit um die Unternehmensführung verfallen. Laura muss lernen, die Passion ihres Lebens loszulassen – doch plötzlich erinnert sie ihr Herz, dass es da einst eine zweite Leidenschaft gab … Wird es Laura gelingen auch fernab von wirtschaftlichem Erfolg ein neues Glück zu finden?

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Über Lynne Wilding

Lynne Wilding ist in Australien längst als die Königin der großen Australien-Sagas bekannt und erhielt viele Preise für ihre Romane. Lynne Wilding lebt mit ihrer Familie in Arncliff bei Sydney.

Informationen zum Buch

Mit viel Herzblut hat Laura Beaumont die kleine, aber feine Modekette Ashworth aufgebaut. Doch ihr Einsatz und die harte Arbeit haben ihre Spuren hinterlassen und Lauras Arzt rät ihr kürzer zu treten.

Schweren Herzens übergibt Laura ihr Unternehmen an ihre Töchter, die in einen erbitterten Streit um die Unternehmensführung verfallen.

Laura muss lernen, die Passion ihres Lebens loszulassen – doch plötzlich erinnert sie ihr Herz, dass es da einst eine zweite Leidenschaft gab …

Wird es Laura gelingen auch fernab von wirtschaftlichem Erfolg ein neues Glück zu finden?

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Lynne Wilding

Reise des Herzens

Australien-Saga

Deutsch von Uta Hege

Inhaltsübersicht

Über Lynne Wilding

Informationen zum Buch

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Die Familie Beaumont

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Epilog

Danksagungen

Impressum

In liebender Erinnerung anLorna Bruce-Clarke,die am 17. Juni 1989 starb.

Meine geliebte Mutter und beste Freundin,die an mich geglaubt und mich stets ermutigt hat,mich nach Kräften zu bemühen,und die in meinem Herzen und meiner Erinnerungewig weiterleben wird.

Die Familie Beaumont

Laura Ashworth-Beaumont: Familienoberhaupt und erfolgreiche Geschäftsfrau, die ihr während des Zweiten Weltkriegs gegründetes Modegeschäft zu einer unter dem Namen Ashworths landesweit operierenden Kette großer Modehäuser erweitert hat.

Caroline Ashworth-Beaumont: Lauras älteste Tochter aus ihrer ersten Ehe mit Eddie Ashworth ist eine international erfolgreiche Konzertpianistin, deren musikalische Karriere jedoch aufgrund rheumatischer Arthritis in den Händen ein abruptes Ende gefunden hat. Die geschiedene Frau von Nick Beaumont kehrt deshalb in der Hoffnung auf eine neue Karriere mit der gemeinsamen Tochter Fern nach Sydney zurück.

Nick Beaumont: Der Sohn von Lauras zweitem Mann, Jack Beaumont, ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und Miteigentümer des von seinem Vater gegründeten Bauunternehmens B&S. Seine Eifersucht und seine Besitzansprüche haben seine Ehe mit Caroline zerstört. Doch Nick hat seine Lektion gelernt und hat nur einen Wunsch – dass Caroline wieder Teil seines Lebens wird.

Michaela Beaumont: Lauras jüngere Tochter aus der Ehe mit Jack. Die Vierundzwanzigjährige ist temperamentvoll, zielstrebig und ehrgeizig. Sie hat nur das eine Ziel, eines Tages die Hauptgeschäftsführerin von Ashworths zu werden, bis der Anwalt Leith Danvers in ihr Leben tritt und sie Leidenschaft und Liebe lehrt.

JoelBeaumont: Lauras Sohn aus der Ehe mit Jack und ihr jüngstes Kind. Joel studiert Medizin, hat aber infolge einer Familientragödie große psychische Probleme und ein ernsthaftes Alkoholproblem. Kann seine Zuneigung zu der bodenständigen Elissa Markovitch ihm bei der Bewältigung seiner Probleme helfen?

Fern Beaumont: Carolines und Nicks vierzehnjährige Tochter ist ein typischer Teenager mit einem großen Wunsch – dass es zu einer dauerhaften Versöhnung zwischen ihren Eltern kommt.

Prolog

London, Sommer 1974

Die vier Mitglieder der Familie Beaumont warteten darauf, dass sich das Gedränge nach dem Konzert ein wenig lichtete, bevor sie ihre Plätze im Covent Garden verließen.

Auch dann unterhielten sich Laura, Jack und ihre Kinder Michaela und Joel weiter über Caroline Ashworths erstes Solokonzert in dem angesehenen Haus. Sie hatte Chopins Fantaisie Impromptu leidenschaftlich, meisterhaft, selbstbewusst und auf eine sehr persönliche Weise vorgetragen, und Laura hoffte, dass auch die Schar der Musikkritiker, die dem Vortrag gelauscht hatte, beeindruckt war. Sie würde es morgen aus den Zeitungen erfahren, doch im Grunde war die Meinung dieser Menschen vollkommen egal, weil es so oder so einfach ein wunderbares Konzert gewesen war.

Als sie über den mit einem Teppich ausgelegten Gang in Richtung Ausgang liefen, warf sie einen Blick auf Jack. Er grinste noch immer bis über beide Ohren, denn obwohl Caroline nicht seine leibliche Tochter war, hatte ihr Auftritt ihn mit großem Stolz erfüllt. In seinem Smoking wirkte er ausnehmend elegant, und trotz seines inzwischen grau melierten Haars war er mit seinem markanten Gesicht und seinem straffen, muskulösen Körper immer noch eine beeindruckende Gestalt.

Laura dachte flüchtig an Carolines Vater Eddie. Es hätte auch ihn mit Stolz erfüllt, sie während des heutigen Konzerts so spielen zu hören. Trotz all seiner Fehler und der Kämpfe, die sie selbst und Eddie während ihrer Ehe ausgefochten hatten, hatte er seine Tochter und die Musik geliebt und hätte sich gefreut, weil sein eigenes musikalisches Talent von Caroline noch übertroffen wurde. Ja, Eddie wäre furchtbar stolz auf sie gewesen. Davon war Laura überzeugt.

Caroline war inzwischen dreiunddreißig Jahre alt und endlich auf dem richtigen Weg. Das hatte das heutige Konzert, ungeachtet der Sichtweise der Kritiker, eindeutig gezeigt. Und diesen Erfolg hatte sie sich, wie die meisten talentierten Pianisten, schwer erarbeitet. Sie hatte jahrelang an Musikhochschulen in Sydney, Paris, London und Wien studiert und so viel wie möglich von den großen Meistern gelernt. In den vergangenen drei Jahren, seit sie von Nick geschieden worden war, hatte sie ihre kleine Tochter Fern – die an diesem Abend einen Babysitter hatte – allein großgezogen und es trotzdem geschafft, weiter in einem Maß zu üben, dass sie während dieser Zeit immer besser geworden war.

»Kommt, Kinder, wir nehmen ein Taxi und fahren damit zu Carolines Party in das Restaurant in Soho«, sagte Jack zu Michaela und Joel. Sein New Yorker Akzent war längst nicht mehr so ausgeprägt wie vor dreißig Jahren, als Laura ihm zum ersten Mal begegnet war. Er winkte die beiden hinter sich her durch das Foyer und zwischen den anderen Konzertbesuchern hindurch die Treppe hinunter auf den Bürgersteig.

Laura blickte auf Joel. Er war blond wie sie, größer als die meisten Jungen seines Alters und hätte in seinem dreiteiligen marineblauen Anzug problemlos als junger englischer Gentleman durchgehen können, solange er nicht sprach und ihn sein australischer Akzent verriet. Sie sah, dass er verstohlen gähnte, und warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war beinahe Mitternacht. Joel war gerade erst elf geworden und es einfach nicht gewohnt, so spät noch auf zu sein. »Vielleicht sollte einer von uns mit Joel ins Hotel zurückfahren«, sagte sie zu ihrem Mann. »Er sieht todmüde aus.«

»Ich bin kein bisschen müde, Mum«, widersprach der Junge entschieden. »Ich will auch zu Carolines Party gehen.« Und mit einem Seitenblick auf seine Schwester fügte er hinzu: »Wenn Michaela auf die Party gehen kann, kann ich das auch.«

Jack sah Laura an und schüttelte lächelnd den Kopf. Wie so häufig war er auch in diesem Augenblick einfach hingerissen von der Schönheit seiner Frau. In ihrem ärmellosen rot-schwarzen Kaftan mit dem mit Edelsteinen besetzten Gürtel hatte sie – eine Geschäftsfrau aus Down Under – heute Abend die meisten Frauen aus den besten Londoner Kreisen in den Schatten gestellt. Dann wandte er sich an seinen Sohn und zerzauste ihm das Haar. »Schon gut, Kumpel, natürlich kannst du mit. Wenn du anfängst, dich zu langweilen, oder wenn du müde wirst, suchen wir dir einfach irgendwo ein ruhiges Eckchen, wo du dich hinlegen kannst, okay?«

Die Theaterbesucher drängten an den Rand des Gehwegs und Paare, Gruppen und einzelne Personen versuchten, vorbeifahrende Taxis heranzuwinken, während ein typisch englischer, leicht nebliger Nieselregen auf sie niederging.

Der Regen und das Licht der Straßenlaternen verliehen der Straße, den alten, hochherrschaftlichen Gebäuden auf der anderen Seite und den Fahrzeugen einen warmen Glanz, und alles sah irgendwie viel frischer aus als im unerbittlichen Tageslicht.

»Bei diesem Gedränge wird es sicher ewig dauern, bis wir ein Taxi kriegen«, knurrte Jack. Wenn er in einer fremden Stadt auf der Suche nach einem Taxi war, konnte er entsetzlich ungeduldig sein. »Lasst uns um die Ecke gehen, da sind sicher nicht so viele Leute. Da haben wir vielleicht eher Glück«, schlug er den anderen vor, hakte sich bei Laura ein und zog sie mit sich den Bürgersteig entlang.

Michaela und Joel liefen vor den beiden her. Mit einem strahlenden Lächeln wandte sich Jack an seine Frau: »Ich schätze, dass du mächtig stolz auf deine älteste Tochter bist. Caroline hat ihre Sache wirklich hervorragend gemacht.« Er beugte sich zu ihr und küsste sie zärtlich auf die Wange. »Du weißt, dass ich im Grunde meines Herzens eher ein Rock’n’Roller bin, trotzdem hat mir ihr Vortrag ausnehmend gut gefallen.«

»Sie ist auch deine Stieftochter, vergiss das nicht. Ohne deine Ermutigung und deine finanzielle Unterstützung hätte Caroline es sicher nicht so weit gebracht.«

Jack quittierte diese Sätze mit einem kurzen Nicken. »Sie ist dir ungeheuer ähnlich. Sie hat dieselbe Entschlossenheit wie du. Caroline wusste einfach, was sie wollte, und hat sich von nichts und niemandem daran hindern lassen, es auch zu bekommen. Eine derartige Zielstrebigkeit ist bewundernswert.«

Obwohl Jack den Namen seines Sohnes nicht erwähnte, wusste Laura, dass er sich auf Nick bezog. Das Scheitern der vierjährigen Ehe zwischen ihm und Caroline hatte ihnen beiden und ihrer kleinen Tochter sehr zu schaffen gemacht. Aber so traurig die Scheidung auch für die Familie war, die dreijährige Fern war nach Meinung der Experten noch zu jung, um dadurch einen seelischen Schaden zu erleiden. Laura hoffte, dass es so war.

Zu Beginn des Abends hatte sie den attraktiven, dunkelhaarigen Nick auf einem der hinteren Plätze des Theaters entdeckt und ihm freundlich zugewinkt, und obwohl er sich in der Pause nicht zu ihnen gesellt hatte, fand sie es unglaublich nett, dass er extra erschienen war, um sich an Carolines Erfolg zu freuen. Laura fragte sich, ob ihre Tochter wusste, dass Nick zu dem Konzert gekommen war. Nein, wahrscheinlich nicht.

Michaela und Joel standen dicht am Rand der nassen Straße, auf der jedoch kein Taxi, sondern nur ein gleichmäßiger Strom anderer Fahrzeuge zu sehen war. Schließlich stellte sich die dunkelhaarige Michaela zu ihrer Mutter unter den einzigen Regenschirm, den sie mitgenommen hatten, und Jack und Joel sahen sich weiter suchend nach einem Taxi um.

»He, da ist eins, Dad! Auf der anderen Straßenseite.« Aufgeregt hüpfte der Junge auf und ab und machte in dem Versuch, die Aufmerksamkeit des Taxifahrers auf sich zu ziehen, plötzlich einen Satz nach vorn. In seiner Begeisterung achtete er nicht auf den Lkw, der auf ihn zugerumpelt kam, und hörte auch nicht das Quietschen der nassen Beläge, als der Fahrer eilig auf die Bremse stieg.

Jack sprang auf die Straße, packte seinen Sohn am Arm und schleuderte ihn dorthin zurück, wo Laura stand. Dann wollte auch er selbst eilig wieder einen Schritt nach hinten machen, doch wegen seiner schweren Ladung und der Nässe auf der Straße geriet der Lastwagen ins Rutschen, und wie in einem Albtraum musste Jack mitansehen, wie die breite Stoßstange und die kantige, verchromte Front des Lasters immer näher kamen. Er hatte keine Zeit mehr, um dem Fahrzeug auszuweichen, starrte ängstlich auf seine Frau und sah ihren entsetzten Blick, als das Gefährt nicht stehen blieb. Wenige Sekunden bevor das Metall der Stoßstange ihn traf, riss er schützend die Hände vors Gesicht.

Der Lastwagen traf Jack mitten in die Brust, und obwohl der Fahrer weiter auf der Bremste stand, verursachte der Aufprall des Metalls auf Knochen und Muskeln ein grässliches Geräusch.

»Jack!«

Laura riss Joel auf den Bürgersteig, drückte ihn Michaela in die Arme und rannte mit dem Gefühl, als ob sie sich wie in Zeitlupe bewege, dorthin, wo Jack reglos auf der Straße lag. Ihr Schrei, das Quietschen der Bremsen, das Hupen anderer Fahrzeuge und Jack, der rückwärts auf die Straße geschleudert worden war, prägten sich ihr für alle Zeiten ein. Bis sie ihn endlich erreichte, war er in den Rinnstein gerollt, wo er zusammengekrümmt, blutend und bewusstlos lag.

»Lady!« Der Fahrer des Lastwagens stieg mit entsetzter Miene aus und stürzte auf sie zu. »Scheiße, es tut mir leid. Ich konnte nichts mehr machen. Diese verdammten Bremsen.« Er streckte beide Hände aus und starrte auf die inzwischen dicken Tropfen, die auf seine Handflächen fielen. »Dieser verdammte Regen.« Er schüttelte unglücklich den Kopf.

Hinter dem Lastwagen staute sich der Verkehr. Erboste Autofahrer, die nichts von dem Unfall mitbekommen hatten, drückten auf die Hupe, und auf der anderen Straßenseite geriet der Verkehr ebenfalls ins Stocken, weil die Menschen sehen wollten, was geschehen war. Ein Streifenpolizist, der gerade in der Nähe war, rannte auf die kleine Gruppe zu.

Laura kniete im Rinnstein und starrte auf ihren verletzten Ehemann, der auf der Seite lag. Dünne Blutfäden rannen aus seiner Nase und aus seinem Ohr – sie wusste, dass das kein gutes Zeichen war. Obwohl er einmal stöhnte, kam er nicht wieder zu Bewusstsein. In ihrer Panik starrte sie den Polizisten böse an und schrie: »Um Gottes willen, rufen Sie endlich einen Krankenwagen!« Dann fiel ihr Blick auf ihre Kinder. Michaela war kreidebleich geworden, hatte aber Joel schützend in den Arm genommen, dessen rechter Arm – an dem er von Jack unsanft zurückgerissen worden war – schlaff herunterhing. Seine neue Hose wies infolge seines Sturzes Löcher an den Knien auf, doch davon und von dem erlittenen Schock abgesehen, war er offenbar okay. Sie sah wieder auf Jack und riss ängstlich ihre braunen Augen auf. Jack war nicht okay. Er war ganz eindeutig nicht okay.

Der Lastwagenfahrer, ein praktischer Mann, holte eine Decke aus der Fahrerkabine seines Fahrzeugs und legte sie über den Verletzten. »Wir sollten ihn besser nicht bewegen, Lady. Vielleicht machen wir es dadurch noch schlimmer. Warten wir besser, bis der Krankenwagen kommt.«

Der Krankenwagen brachte Jack ins Royal London Hospital, weil das am nächsten lag. Laura und die Kinder mussten mit einem Taxi folgen, vorher aber nahm der Polizist noch ihre Personalien und ihre Aussagen zum Unfallhergang auf.

Während Laura und Michaela im Wartezimmer saßen, hatte man Joel in der Notaufnahme untersucht und auf die chirurgische Station geschickt, weil die Operation seines gebrochenen Arms unter Narkose erst am nächsten Morgen möglich war. Jack hatte man sofort in den OP geschoben, denn er hatte Kopf- und Brustverletzungen sowie innere Blutungen. Er musste umgehend operiert werden.

Schließlich kam auch Caroline, immer noch in dem hauchzarten, glamourösen, austernfarbenen Kleid, das sie auf der Bühne getragen hatte – jetzt allerdings unter einem passenden Cape –, um zusammen mit der Mutter und der Schwester auszuharren, bis es Neuigkeiten gab.

»Kannst du Nick verständigen?«

»Nick?« Caroline bedachte ihre Mutter mit einem verständnislosen Blick. »Ja sicher, aber er ist doch in Sydney.«

Laura schüttelte den Kopf. »Er ist hier, Caroline. Er war heute Abend im Covent Garden.«

Caroline riss überrascht die Augen auf. Nick war hier in London? Er hatte ihr Konzert besucht? Seltsam, dass er sie hatte spielen hören wollen, und genauso seltsam war es, dass er sie nicht hatte wissen lassen, dass er hier in London war. Mit einem Mal war sie sich nicht mehr sicher, ob sie es als störend oder schmeichelhaft empfand, dass er ihr Konzert besucht hatte. Obwohl sie seit drei Jahren offiziell geschieden waren, brachte er ihre Gedanken und Gefühle immer noch wesentlich stärker durcheinander, als sie es sich oder anderen gegenüber eingestand. Obwohl sie nicht als Feinde auseinandergegangen waren, glaubte sie nicht, dass jemals wieder eine echte Freundschaft zwischen ihnen beiden möglich war. Dafür hatten sie einander im Lauf der Trennung viel zu wehgetan.

»Ich weiß nicht. Normalerweise meldet er sich vorher, wenn er kommt, um Fern zu sehen. Aber wenn er in London ist, wohnt er immer im Dorchester.« Caroline stand auf und sah sich suchend nach einem Münzfernsprecher um. »Ich werde einfach mal dort anrufen. Vielleicht ist er ja auf seinem Zimmer.«

Eine Stunde später, als Jack in den Aufwachraum geschoben wurde, erschien Nick im Krankenhaus. Auch er hatte noch seine Abendgarderobe an.

»Was haben sie gesagt?«, wollte er von Laura wissen. Sein stets gebräuntes Gesicht – das Erbe seiner italienischen Mutter – war ungewöhnlich bleich, und seine Lippen, die – da er das sonnige Gemüt von seinem Vater hatte – gern lächelten, bildeten einen schmalen Strich. Himmel… es fiel ihm schwer zu glauben, dass er hier in einem Krankenhaus in London war und darauf wartete zu hören, ob es noch eine Überlebenschance für seinen Vater gab.

Der gesamte Abend – Carolines brillantes Spiel und der Unfall seines Vaters – erschien ihm wie ein schlimmer Traum, aus dem er hoffentlich bald erwachen würde, um zu erkennen, dass all das nicht wirklich geschehen war. Doch in seinem tiefsten Inneren war ihm klar, dass er ein solches Glück nicht hatte. Dies alles war auf eine grauenhafte Art real.

Und die Nähe zu Caro – er roch sogar das zarte Parfüm, das sie benutzte – brachte ihn noch stärker aus dem Gleichgewicht.

Verdammt. Zum x-ten Mal wünschte er sich, dass er die Jahre, nachdem sie nach Wien gezogen waren, damit sie dort ihr Musikstudium beenden könnte, noch einmal leben könnte. Er würde alles völlig anders machen.

Doch als er sie jetzt ansah und ihren argwöhnischen Blick bemerkte, wurde ihm erneut bewusst: Es war zu spät. Er hatte sie zu sehr verletzt, um darauf hoffen zu dürfen, dass es noch einmal zu einer Versöhnung zwischen ihnen kam.

»Sie haben noch nicht viel gesagt«, antwortete Laura möglichst sanft. »Und genau das macht uns solche Angst. Der zuständige Arzt hat uns erklärt, dass Jack innere Blutungen hatte, die inzwischen zum Stillstand gekommen sind. Trotzdem war ihm deutlich anzuhören, dass sie in großer Sorge sind.«

Gott, sie hasste Krankenhäuser. Im Lauf der Jahre hatte sie bereits zu oft in irgendwelche Krankenhäuser gemusst. Zum ersten Mal als Kind, als sie beinahe an einer Blutvergiftung gestorben war. Dann bei Alex, ihrer ersten großen Liebe, nachdem er sich bei einem Sturz von einem Rennpferd einen Schädelbruch zugezogen hatte. Und später sogar wegen Eddie, als dieser von der Brandung am Bondi Beach umgerissen worden war und so unglücklich stürzte, dass er fortan gelähmt war. Und jetzt, weil der gute, wunderbare Jack, der Mann, den sie von ganzem Herzen und mit ihrer ganzen Seele liebte, in Schwierigkeiten war. In großen, großen Schwierigkeiten.

Sie hatte dieses schreckliche Gefühl. O nein! Sie würde nicht einen einzigen negativen Gedanken zulassen. Er würde ganz bestimmt wieder gesund. Er musste es ganz einfach werden. Es gab gar keine andere Möglichkeit.

Als Jack Beaumont am nächsten Morgen wieder zu sich kam, atmeten die Ärzte und seine Familie erleichtert auf. Er schien sich tatsächlich auf dem Weg der Besserung zu befinden.

Bis zum dritten Tag. Gegen Mittag, als seine Familie gerade etwas essen gegangen war, erlitt er einen Schlaganfall, fiel ins Koma und schlief noch am selben Abend friedlich ein.

Doch erst an dem Tag, an dem die Familie Jack auf dem Botany Friedhof in Sydney zu Grabe trug, gestand sich Laura Ashworth-Beaumont ein, dass ihr Leben nie wieder so sein würde wie bisher. Der Mann, der ihr so viel gegeben, den sie so sehr geliebt und mit dem sie hatte alt und grau werden wollen, war von ihr gegangen und würde nie wieder zurückkommen.

1

Sydney, 1985

Die Sprechstundenhilfe führte die elegant gekleidete ältere Dame in dem taubenblauen Businesskostüm beinahe ehrfürchtig in das Sprechzimmer des Arztes und bot ihr höflich einen Sitzplatz an. »Dr. Macintosh wird sofort bei Ihnen sein, Mrs Beaumont.« Dann überließ sie die Patientin kurzfristig sich selbst.

Laura Ashworth-Beaumont wandte sämtliche Tricks zur Beruhigung an, die sie sich in über vierundsechzig Jahren angeeignet hatte, während sie darauf wartete, dass Rupert Macintosh erschien. Sie sah sich gründlich in dem Zimmer um. Es spiegelte seinen Status als einen von Sydneys führenden Kardiologen wider, dachte sie. Der Boden war mit einem dicken, moosgrünen Teppich ausgelegt, und die massiven Walnussmöbel und die bequemen Ledersessel verströmten eine maskuline Eleganz. In den mit Glastüren versehenen Regalen standen ledergebundene, mit goldenen Lettern verzierte Fachbücher aneinandergereiht, und durch das Fenster des im sechzehnten Stock gelegenen Raums hatte man einen wunderbaren Blick über die Macquarie Street bis zum botanischen Garten, hinter dem man das kobaltblaue Wasser des Hafens blitzen sah.

Laura kannte Ruperts Frau Celeste viel besser als den Arzt. Sie, Celeste und mehrere andere Frauen, deren Namen mit langweiliger Regelmäßigkeit in den Klatschspalten der Sonntagszeitungen erschienen, spielten jeden zweiten Montagmorgen miteinander Golf. Seit beinahe sieben Jahren gönnte Laura sich den Luxus, an einem Wochentag zu spielen, denn sie wusste, dass der Geschäftsführer von Ashworths, Daniel Blumner, durchaus in der Lage war, sich selbst um das Geschäft zu kümmern, wenn sie nicht in der Firma war.

Ein wehmütiges Lächeln umspielte ihren Mund. Jack hatte ihr vor vielen Jahren die Freuden und Frustrationen des Golfsports nahegebracht.

Unbewusst strich sie sich über das makellos frisierte weiße Haar. Vor Kurzem hatte sie ihre Tochter Michaela mit einem neuen Haarschnitt überrascht, und jetzt fielen ihr kurze, aber schmeichelhafte weiche Strähnen ins Gesicht, das nach all den Schicksalsschlägen, die sie schon erlitten hatte, erstaunlich heiter wirkte. Sie zog sich den fransigen Pony etwas tiefer in die Stirn und spielte ungeduldig mit den Knöpfen ihres maßgeschneiderten französischen Kostüms.

Laura Ashworth-Beaumont konnte es nicht leiden, wenn man sie warten ließ. Das sollte Rupert wissen. Schließlich war sie die viel beschäftigte Chefin eines landesweit agierenden Konzerns. Sie legte ihren Kopf ein wenig schräg und sah sich Ruperts aufgeräumten Schreibtisch an. Der Schreibtisch in ihrem eigenen Büro, auf dem sich immer jede Menge Zettel, Akten, Berichte und Memos türmten, wirkte nie so aufgeräumt. Was machte sie hier überhaupt?, fragte sie sich zum x-ten Mal. Sie war nur Joel zuliebe hier. Für eine Frau in ihrem Alter fühlte sie sich ausgezeichnet, trotzdem hatte Joel sie sanft dazu gedrängt, sich endlich einmal einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen.

Der Kardiologe hatte unzählige Tests gemacht, sie eingehend untersucht und ihr eine Million Fragen zu ihrem Befinden gestellt. Was für eine Zeitverschwendung, dachte sie und stieß ein verächtliches Schnauben aus.

Die Tür wurde geöffnet, und Dr. Macintosh betrat den Raum.

»Laura! Hallo.«

»Guten Morgen, Rupert.« Als er sich hinter seinen Schreibtisch setzte, unterdrückte sie das nervöse Flattern ihres Magens und erwiderte seinen ausdruckslosen Blick. Jack hätte gesagt, dass er wahrscheinlich ein hervorragender Pokerspieler wäre, dachte sie und wartete ungeduldig darauf, dass der Arzt endlich sprach.

Rupert setzte seine Brille auf, schlug einen schmalen Ordner auf und blätterte darin.

Dann sah er endlich wieder seine Patientin an, verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln und fragte in bemüht heiterem Ton: »Nun, wollen Sie zuerst die gute oder die schlechte Nachricht hören, Laura?«

»Eine schlechte Nachricht? Ich hatte gehofft, dass es keine schlechte Nachricht geben würde, aber wenn es eine gibt, höre ich sie mir vielleicht besser als Erstes an.« Dr. Macintosh holte tief Luft, und sie dachte: eine schlechte Nachricht. Sie hatte im Lauf der Jahre immer wieder schlechte Nachrichten bekommen, wobei die Nachricht von Jacks Tod die schlimmste gewesen war. Er war viel zu früh gestorben. Ja, sie hatte in ihrem Leben bereits zu viele schlechte Nachrichten bekommen und zu viel Schmerz verspürt.

»Ich würde lieber mit der guten Nachricht anfangen: In absehbarer Zeit besteht keine Notwendigkeit zu einer Operation. Die meisten Testergebnisse sind unauffällig, Laura.« Er machte eine kurze Pause und sah sie über den Rand seiner Brille hinweg an. »Es gibt nur ein Problem.«

Ihr Lächeln war gezwungen. »Nur eins?«

»Ja. Und es ist nichts, was man nicht in den Griff bekommen kann. Hauptsächlich geht es darum, dass Sie Ihren Lebensstil ändern und ein wenig kürzer treten müssen.«

Er ließ ihr keine Zeit, um diese Nachricht zu verdauen, und fuhr entschlossen fort: »Ihr Körper hat bereits mehrere deutliche Warnsignale ausgesandt. Schmerzen im oberen Bereich des Brustbeins, Verdauungsstörungen und hin und wieder ein Kribbeln in der linken Hand. All das sind klassische Symptome für eine beginnende Angina.«

Er sagte ihr nichts, was sie nicht bereits vermutet hatte, aber sie hatte den Gedanken, dass sie gesundheitliche Probleme haben könnte, bisher immer verdrängt. Dass er ihr jetzt ein Herzproblem bescheinigte, rief ein Gefühl des Schwindels in ihr wach. Sie konnte es sich ganz einfach nicht leisten, krank zu sein. Ashworths konnte es sich nicht leisten, dass sie krank zu Hause blieb. Sie hatten Filialen in allen großen und in mehreren kleineren Städten Australiens eröffnet, weshalb ihr Unternehmen momentan in einer kritischen Entwicklungsphase war. Außerdem gab es mehr Konkurrenz als früher, das Kaufverhalten der Menschen hatte sich verändert und… Ruperts Stimme unterbrach ihren Gedankengang und sie konzentrierte sich wieder auf das Gespräch.

»Um es möglichst verständlich auszudrücken: Die meisten Arterien sind vollkommen in Ordnung, und auch Ihr Herz arbeitet noch vollkommen normal, aber eine Angina ist eine eindeutige Warnung dafür, dass es zu anderen, ernsteren Herzbeschwerden kommen kann. In Ihrem Fall deutet die Angina Pectoris auf eine mögliche Koronararteriosklerose hin, das heißt, auf eine Verhärtung der Herzkranzgefäße. Eine Ihrer Hauptarterien weist eine leichte Verengung auf, die man allerdings noch nicht durch einen chirurgischen Eingriff beheben muss. Und wenn wir Sie mit den richtigen Medikamenten behandeln und Sie Ihr Leben ändern, wird ein solcher Eingriff vielleicht auch in Zukunft nicht erforderlich sein.« Wieder sah er sie über den Rand seiner Brille hinweg an. »Aber Sie müssen die Dinge deutlich ruhiger angehen lassen als bisher.«

»Ich soll sie ruhiger angehen lassen?«, fragte sie derart verwundert, als hätte er in einer fremden Sprache gesprochen. »Aber das ist völlig ausgeschlossen.«

Rupert Macintosh bedachte sie mit einem strengen Blick. »Ich will Ihnen gegenüber völlig offen sein, denn dafür werde ich schließlich von Ihnen bezahlt. Statt Ihnen zu sagen, was Sie hören wollen, Laura, sage ich Ihnen, was Sie hören müssen. Sie sind jetzt vierundsechzig, und wenn Sie siebzig oder sogar fünfundsiebzig werden wollen, gebe ich Ihnen den Rat, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen und Ihr Leben auf eine Weise neu zu organisieren, dass es möglichst stressfrei wird. Wenn Sie das tun, gibt es keinen Grund, weshalb Sie nicht noch zwanzig Jahre leben sollten. Wenn nicht…«

Er brauchte den Satz nicht zu beenden, Laura verstand ihn auch so.

Sie schüttelte den Kopf, denn es erfüllte sie beinahe mit Bewunderung, dass er so offen zu ihr war. »Celeste hatte eindeutig Recht. Sie nehmen kein Blatt vor den Mund, nicht wahr?« Bisher hatte sie nie auch nur daran gedacht, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Ihre Brust zog sich zusammen, und sie spürte das vertraute Kribbeln in der linken Hand.

Sie spannte ihre Finger an, doch das Kribbeln blieb.

»Nicht wenn es um die Gesundheit eines Patienten oder einer Patientin geht.« Er sah auf ihre Hand und fügte ruhig hinzu: »Ich kann Ihnen Medikamente verschreiben, die gegen die Symptome der Angina helfen, aber hauptsächlich liegt es an Ihnen, was aus dieser Sache wird. Sie müssen einfach lernen, zu entspannen und die Dinge auf die leichte Schulter zu nehmen, wenn die Krankheit nicht schlimmer werden soll. Ich will Ihnen ganz sicher nicht erzählen, wie Sie Ihre Firma leiten sollen, aber ich rate Ihnen, sich in dem Unternehmen zukünftig im Hintergrund zu halten und jemand anderen zu ernennen, der die Leitung der Geschäfte übernimmt.«

Er sprach von ihrem Baby, ihrem Kind. Sie hatte Ashworths ganz allein aufgebaut, und jetzt sollte sie die Leitung jemand anderem überlassen? Wie könnte sie das jemals tun? Wer könnte die Leitung ihres Unternehmens übernehmen und wäre darin genauso gut wie sie?

Allmählich ging ihr die Bedeutung seiner Worte auf. Sie sollte an etwas denken, woran sie ganz bestimmt nicht denken wollte. Daran, in den Ruhestand zu gehen!

»Ich weiß, was für ein Schlag das für Sie ist, aber Ihnen ist doch wohl bewusst, wie wichtig dieser Ratschlag ist.«

Sie stieß einen Seufzer aus und sah ihn aus braunen Augen an, die die meisten Männer immer noch faszinierend fanden – trotz ihres Alters, auch wenn ihr die Jahre nicht anzusehen waren. Wenn sie behauptet hätte, sie sei vierundfünfzig, hätte man ihr das auf jeden Fall geglaubt. »Ich fange langsam an, es zu begreifen… nur hatte ich so einen Befund einfach nicht erwartet.« Sie brach ab. Was hatte sie denn erwartet? Dass Rupert ihr eine tadellose Gesundheit bescheinigen würde, obwohl sie instinktiv gewusst hatte, dass etwas nicht in Ordnung war? Nein, aber ein plötzlicher Ruhestand?

»Ich werde Ihnen ein Medikament gegen die Enge in der Brust und ein Schlafmittel verschreiben. Sie schlafen doch bestimmt nicht gut, oder?«

»Nein, aber die Vorstellung, ein Schlafmittel zu nehmen, gefällt mir trotzdem nicht.« Seit Jahren schon schlief sie schlecht, seit Jack gestorben war, schließlich lag sie seither immer allein in ihrem großen Bett. O Gott, hör endlich auf, dich in Selbstmitleid zu aalen, schalt sie sich. Rupert nennt die Dinge beim Namen, und genau das erwartest du von ihm. Alles Weitere liegt bei dir.

Sie stieß einen beinahe unhörbaren Seufzer aus. Hatte nicht schon immer alles an ihr gehangen?

»Es ist ein ganz leichtes Mittel, das kaum Nebenwirkungen hat, und Sie brauchen es nur einzunehmen, wenn Sie glauben, dass es Ihnen hilft. Außerdem würde ich Sie gern an einen Entspannungstherapeuten überweisen. Am besten macht meine Sprechstundenhilfe gleich einen Termin für Sie.«

Laura war sich der Tatsache bewusst, dass Rupert sie eingehend studierte, um zu sehen, wie sie die Nachricht aufnahm. Außerdem spürte sie, dass er für sie als eine der Ikonen der australischen Wirtschaft große Bewunderung empfand. Ohne Zweifel hatte ihm Celeste einiges erzählt, und er hatte schon damit gerechnet, dass sie von dem Vorschlag, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen, nicht gerade begeistert sein würde. Aber ohne jeden Zweifel blieb ihr nichts anderes übrig, als ernsthaft über die Dinge nachzudenken, die er ihr eröffnet hatte. Nein, sie hatte keine andere Wahl.

»Ich würde Sie gern in zwei Wochen noch mal sehen. Und ich hoffe, dass es bis dahin die ersten größeren Veränderungen in Ihrem Leben gibt.«

»In zwei Wochen!« Das war doch wohl ein Scherz! Plötzlich musste Laura lachen, obwohl es momentan nicht gerade viel zum Lachen gab. »Ich werde es versuchen.«

Nachdem sie die Praxis verlassen hatte, fuhr sie, anders als geplant, nicht in ihr Büro. Sie hätte Michaelas und Daniels besorgte Blicke und ihre diplomatischen Fragen nach dem Arztbesuch ganz einfach nicht ertragen. Sie brauchte Zeit, um nachzudenken, brauchte einfach einen Augenblick für sich.

Nachdem Porter, ihr Chauffeur, ein Telefon gefunden und in der Firma ausgerichtet hatte, dass sie heute nicht mehr käme, sagte sie zu ihm: »Fahren Sie mich bitte heim.«

Heim. In die Waratah Avenue. Dort hatte sie jede Menge innovativer Einfälle und ihre besten Geschäftsideen gehabt. Und dort hatte sie ihre glücklichsten Momente mit Jack und der Familie verbracht. Die Hausnummer 52 war ihr ganz privates Paradies, in das sie sich flüchten konnte, wenn der Druck der Arbeit zu groß wurde oder wenn es einen Zwist mit einem ihrer Kinder, vor allem mit der willensstarken Michaela, gab.

Sie musste lächeln, als sie daran dachte, wie sie zum ersten Mal mit Jack in die Waratah Avenue gefahren war. Es war Frühsommer gewesen, und sie konnte sich sogar noch genau daran erinnern, welcher Tag es war.

Der 22. November 1963. Weil dies aus mehr als einem Grund ein erinnerungswürdiges Datum war…

Jacks heiß geliebter alter Daimler hatte sich problemlos die gewundenen Straßen des grünen Vororts Vaucluse hinaufgeschraubt, wobei er mit jeder Kurve dem wunderbaren Ausblick auf den Hafen von Sydney näher gekommen war.

Die vierzehn Monate alte Michaela hatte im Fond herumgeturnt, und Laura, die mit Joel im sechsten Monat schwanger war, hatte beim Anblick der teuren Häuser ungläubig gefragt: »Wie sollen wir uns hier was leisten können, Jack? Wenn du glaubst, dass du hier ein Grundstück kaufen kannst, bist du eindeutig total verrückt.«

Lachend hatte er erwidert: »Warte, bis du es siehst. Ich warne dich, es ist nicht so prachtvoll wie W. C. Wentworths Haus in Vaucluse, aber es hat eindeutig Potenzial. Und jetzt schließe die Augen und mache sie nicht eher wieder auf, bis ich es dir sage, ja?«

Seltsamerweise hatte sie getan, wie ihr geheißen, denn die unterdrückte Aufregung in seiner Stimme hatte sie gefreut. Als sie dann auf seinen Befehl hin die Augen wieder geöffnet hatte, hatte sie sie erst vor Überraschung und dann vor Entsetzen aufgerissen.

Jack war nämlich in eine überwachsene Einfahrt eingebogen und hatte vor einem riesengroßen, halb verfallenen, zweigeschossigen Gebäude Halt gemacht.

Eine Kletterpflanze hatte sich über die Backsteinfassade, die holzgerahmten Fenster und die Regenrinnen bis unter den Dachsims gehangelt und hätte offenbar am liebsten gleich das ganze Haus in ihre grünen Blätter eingehüllt. Der von einem Eisengeländer gerahmte, hölzerne Balkon im ersten Stock war in der Mitte abgesackt, und auf dem Dach fehlten Ziegel, als hätte jemand das Gebäude bombardiert. Der jämmerliche Zustand dieses Hauses, das sicher einmal wunderschön gewesen war, hatte Laura wehgetan. Deshalb ließ sie den Blick über die Beete und die Rasenflächen wandern, von denen kaum noch was zu sehen war.

Mit einer Ausnahme.

Mitten in der runden Einfahrt hatte sie ein halbes Dutzend Waratah-Sträucher entdeckt. Unter den majestätischen, beinah drei Meter hohen Pflanzen hatte sich ein kleines Unkrautdickicht erstreckt, und die Tatsache, dass Laura von dem wunderbaren Anblick völlig überrascht gewesen war, hatte die spektakuläre Wirkung der leuchtend roten Blüten noch verstärkt.

»Das ist ja wohl ein Scherz«, hatte sie zu Jack gesagt, als sie mühsam ausgestiegen war. Sie hatte Michaela an die Hand genommen und zurück auf die beiden moosbedeckten Sandsteinsäulen und das schwarze, gusseiserne Tor geschaut, das nur noch mit einem Scharnier an einer der beiden Säulen hing, zwischen denen Jack hindurch gefahren war. Eine vielleicht zwei Meter hohe Weißdornhecke, die wie der Rest des Gartens und das Haus offensichtlich bereits seit Jahren nicht mehr gepflegt worden war, hatte das Grundstück eingerahmt.

»Du darfst es nicht so sehen, wie es jetzt aussieht«, hatte Jack ihr voller Zuversicht erklärt, bevor er den Arm um sie gelegt hatte und sie Richtung Eingangstür schob, von der die Farbe bereits abblätterte. »Stell es dir so vor, wie es von uns hergerichtet werden kann. Komm erst mal mit rein. Das Haus hat wirklich ein erstaunliches Potenzial.«

Und das stimmte tatsächlich.

Sie hatten sämtliche Räume in allen Etagen und die uralte Küche, die seit der Erbauung des Hauses nicht verändert worden war, erforscht, und Jack hatte ihr erzählt, was ihm von der Geschichte des Hauses Nummer 52 bekannt gewesen war.

»Ein Viehbaron aus Forbes mit Namen Henry D. Warrington hat das Haus kurz vor der Jahrhundertwende für seine gut katholische, elfköpfige Familie gebaut. Seither ist es zweimal weiterverkauft worden, aber die jetzigen Besitzer leben schon seit Jahren nicht mehr hier und haben auch kein Interesse mehr daran. Der Makler meinte, Sam Natoli – das ist der jetzige Besitzer – brauchte dringend Geld.« Was er ihr verschwiegen hatte, war, dass ein bekannter Buchmacher dem notorischen Spieler auf den Fersen war und ihm mit körperlicher Gewalt gedroht hatte, wenn er nicht umgehend seine Spielschulden beglich.

Während sie über die geschwungene Treppe aus Schwarzholz in den ersten Stock hinaufgegangen waren, war er fortgefahren: »Oben gibt es sieben Schlaf- und zwei Badezimmer, und unten gibt’s noch ein weiteres Schlaf- und ein Arbeitszimmer, einen riesigen Bankettsaal und hinter der Küche sogar noch ein paar Zimmer für die Angestellten.«

Als sie später hinter das Haus gegangen waren, war Michaela sofort auf eine rostige Schaukel zugestürzt, und während Jack und Laura über die mit Unkraut überwucherten Steinplatten der Terrasse mit dem rostigen gusseisernen Geländer geschlendert waren, hatte Jack sie auf die Aussicht aufmerksam gemacht.

»Es ist ein riesiges Grundstück, Laura«, hatte er erklärt. »Da drüben ist ein Tennisplatz, den wir bestimmt wieder auf Vordermann bringen können, und wenn die Kinder größer sind, können wir auch noch einen Pool bauen lassen. Der Platz dafür ist schließlich da. Das Gebäude rechts von uns war früher mal der Stall. Er ist voller alter Möbel. Die sind vielleicht sogar noch etwas wert. Und links hinter dem Lorbeerbaum hat der jetzige Besitzer eine Garage für vier Fahrzeuge gebaut.«

Laura hatte Jack kaum zugehört. Wie unter Hypnose war sie ans Ende des Grundstücks gelaufen, das steil nach unten abfiel. Einen Zaun, der das Grundstück gesichert hätte, gab es nicht, und sie hatte über das Haus in der Straße unter sich hinweg auf den Hafen, Shark Island und den dahinter liegenden Bradley’s Head geblickt. Ein großer Frachter war gerade von zwei Schleppern in den Hafen gezogen worden, und eine Fähre hatte weiße Gischt hinter sich aufspritzen lassen, als sie durch den Hafen auf Manly zugefahren war.

Aber wie sollten sie sich dieses Grundstück leisten? Ashworths expandierte gerade, und Jacks Unternehmen, Beaumont Apparate, befand sich ebenfalls in einer Ausbauphase. Woher also sollte das Geld für dieses Haus kommen?

»Na, Schatz, wie gefällt es dir?«, hatte seine Stimme ihre Gedanken unterbrochen.

»Ich sehe das Potenzial des Grundstücks, Jack, aber es würde ein Vermögen kosten, alles auch nur halbwegs in den Zustand zu versetzen, der uns gefallen würde. Ich glaube nicht, dass wir uns das leisten können. Ashworths ist solvent, aber genau wie du bin ich gerade dabei, das Unternehmen auszuweiten. Wir haben also beide augenblicklich nur sehr wenig Geld zur Verfügung.«

»Das Timing könnte nicht besser sein, da mir jemand ein Angebot für meine Firma gemacht hat. Es ist wirklich gut, und ich gedenke, es anzunehmen, weil ich zusammen mit Lou Sardi ein Bauunternehmen aufziehen will. Wir gehen beide davon aus, dass sich damit in Zukunft richtig Geld verdienen lässt. Wir glauben, dass es vernünftig wäre, wenn wir uns zusammentäten. Wir haben sogar schon einen Namen für das neue Unternehmen: B&S Construction Corporation. Dann könnten wir Angebote für größere Baustellen wie Wohnsiedlungen, Bürogebäude, Einkaufszentren und so weiter unterbreiten.«

»Einkaufszentren?«, hatte Laura ihn gefragt. »Was ist denn das?«

Jack hatte ihr das Konzept erklärt. »In Kalifornien und in anderen Gegenden der USA schießen sie wie Pilze aus dem Boden, und ich glaube, dass Sydney diesen Trend aufnehmen wird, weil die Bevölkerung beständig wächst und die Leute immer besser verdienen.« Grinsend hatte er sie an seine Brust gezogen und geküsst. »Überlass die Sorge um die Finanzierung dieses Hauses einfach mir, okay?«

Das hatte Laura tatsächlich getan, und seither hatten sie und Jack, Michaela und Joel sowie hin und wieder Jacks erwachsener Sohn Nick und Lauras Tochter Caroline aus der Ehe mit Eddie Ashworth in der Waratah Avenue Hausnummer 52 gelebt.

Nachdem sie noch einmal durch das Haus geschlendert waren, um sich die Zimmer genauer anzusehen, waren sie wieder ins Auto gestiegen und John hatte den Motor angelassen und das Radio angestellt. Sie waren die Straße hinuntergefahren und hatten hier und da eine Bemerkung zu den großen, gepflegten Häusern gemacht, bevor die Musik im Radio von einer Sondermeldung unterbrochen wurde:

Der amerikanische Präsident John F. Kennedy wurde um 12 Uhr 30 amerikanischer Zeit in Dallas, Texas, von einem Heckenschützen in Kopf und Hals geschossen. Die First Lady, die mit dem Präsidenten im Fond der offenen Limousine saß, hat seinen Kopf in ihren Schoß gebettet, und man hat den Verletzten umgehend in das Parkland-Memorial-Krankenhaus gebracht. Alle Versuche, den Präsidenten wiederzubeleben, sind gescheitert. Sobald wir weitere Informationen erhalten, bringen wir Sie auf den neuesten Stand.

Laura hatte gesehen, wie Jack das Lenkrad fester umklammerte. Dann war er an den Straßenrand gefahren, hatte gehalten und sie entgeistert angestarrt.

»Grundgütiger Himmel. Ich fasse es nicht«, hatte er geflüstert. »Kennedy ist tot!«

Dieses ernste historische Ereignis war der Grund, weshalb Laura nie vergessen würde, wann sie zum allerersten Mal in der Waratah Avenue gewesen war.

Porter lenkte den Ford LTD durch das offene, gusseiserne Tor zwischen den Sandsteinsäulen hindurch. Sie hatten sich nie die Mühe gemacht, das Tor so zu reparieren, dass es richtig schloss.

Laura genoss das Knirschen der Reifen auf dem Kies der Einfahrt, zu deren Seiten man ordentliche Beete mit Schmucklilien zwischen drei Meter hohen Koniferen angelegt hatte. Die Weißdornhecke hatten sie unter Mühen revitalisiert; inzwischen schirmte sie das Grundstück ausreichend gegen die neugierigen Blicke der Passanten ab. Das Haus hatten sie vor mehreren Jahren verputzen und frisch streichen lassen, und die aufdringliche Kletterpflanze, die das Gebäude fast ganz überdeckte, hatten sie bereits vor langer Zeit entfernt. Bruno, der Gärtner, der zweimal die Woche kam, hielt den Garten, den Pool, den Tennisplatz und vor allem das Waratah-Beet mitten in der Einfahrt hervorragend in Schuss. Laura freute sich schon jetzt auf das nächste Frühjahr, denn dann würden die geliebten Sträucher, die im Augenblick nicht blühten, abermals in ihrem leuchtend roten Glanz erstrahlen.

Porter hielt am Fuß der Marmortreppe vor der Haustür an, stieg aus und öffnete Laura die Autotür.

Mitten auf der Treppe blieb sie stehen, denn das Geräusch in ihrem Rücken erkannte sie sofort: Es war Joel, der in seinem Sportwagen die Einfahrt heraufgeschossen und mit quietschenden Reifen direkt neben dem Ford zum Stehen kam.

Sie blickte ihrem Sohn entgegen. Joel hatte dieselbe Haut- und Haarfarbe wie sie, doch davon abgesehen wirkte er wie eine weichere Version seines Vaters. Der Wind wehte ihm ein paar Strähnen seiner wild zerzausten, blonden Haare ins Gesicht, und trotz seiner breiten Schultern sah er in der abgewetzten Jeans und der alten Lederjacke ziemlich schlaksig aus. Seine Augen, denen seine Gefühle immer allzu deutlich anzusehen waren, spiegelten seine ehrliche Besorgnis wider, als er mit vorwurfsvoller Stimme sagte: »Ich habe mir Sorgen gemacht. Als ich versucht habe, dich in der Firma zu erreichen, hat man mir gesagt, du seist heute nicht erschienen. Michaela ist ebenfalls besorgt. Was hat Rupert gesagt?«

»Komm erst mal mit rein. Dann trinken wir zusammen eine Tasse Tee und ich berichte dir von meinem Arztbesuch.«

Selbst an diesem grauen Tag boten die Boote auf der Seine ein pittoreskes Bild. Caroline stand im Salon ihres im vierten Stock gelegenen Appartements am Quai d’Orléans auf der elitären Ile Saint-Louis und blickte durch das Fenster auf den Schlepper, der eine mit Müll beladene Barkasse in Richtung Pont de l’Archevêche zog. Nach einem Augenblick trat sie ans Südende des Fensters und betrachtete die Rückseite von Notre Dame. An den wunderbaren Strebebögen und dem saftig grünen Rasen hinter der Kathedrale hatte sie sich immer noch nicht satt gesehen. Am Quai de la Tournelle staute sich allmählich der Nachmittagsverkehr, doch die pausenlosen Hupgeräusche, mit denen die Pariser ihrem Unmut selbst bei winzigen Verzögerungen im Verkehr Luft zu machen pflegten, nahm sie nur am Rande wahr.

Sie warf einen Blick auf ihre Uhr: Es war bereits halb fünf, Fern würde also jeden Augenblick nach Hause kommen, doch am liebsten hätte sie die Tochter heute aus der Schule abgeholt. Sie musste mit ihr sprechen.

Sie verfolgte die Bewegungen der Menschen in der von Bäumen gesäumten Avenue und sah noch einmal auf den am Flussufer entstandenen Stau. Im Grunde war ihr vollkommen egal, was außerhalb ihres Appartements vor sich ging, denn sie wurde von einer seltsamen Ruhelosigkeit geplagt. Nein, seltsam war sie eigentlich nicht. Der Grund für ihre Unruhe steckte in der Tasche ihres Rocks: das Schreiben ihres Bruders, das sie so oft gelesen hatte, dass inzwischen jedes Wort in ihr Gedächtnis eingemeißelt war.

Sie bewegte unbewusst die Finger ihrer rechten Hand, aber der kleine Finger reagierte nur mit Verzögerung. Die rheumatische Arthritis, die sie seit einem knappen Jahr in beiden Händen hatte, schritt gnadenlos voran. O ja, inzwischen kannte sie sich gut aus mit steifen Fingern, schmerzenden, geschwollenen Gelenken und Besuchen bei Orthopäden und Rheumatologen. Keiner dieser Spezialisten hatte ihr auch nur die allerkleinste Hoffnung auf eine Umkehr ihres Zustands gemacht. Sie schlugen ihr Medikamente, Übungen, Physiotherapie und, falls die Schmerzen unerträglich würden, Operationen vor.

Trotzdem hatte sie die Krankheit über Monate hinweg so gut wie möglich ignoriert und war auch weiterhin aufgetreten, bis ein Kritiker in Köln gefragt hatte, was aus Caroline Ashworths bisher so geschmeidigem Spiel geworden war.

Seine Worte hatten sie gezwungen, sich der Tatsache zu stellen, dass sie nicht mehr so gut spielte wie bisher.

Es wäre ihrem Publikum gegenüber, das ihr über zehn Jahre lang die Treue gehalten hatte, einfach nicht fair gewesen, weiter aufzutreten, obwohl die Perfektion ihrer bisherigen Darbietungen nicht mehr zu erreichen war. Und so hatte sie ihren Rückzug aus dem Konzertgeschäft bekannt gegeben und sich über Monate hinweg in ihrem Pariser Appartement eingesperrt. Sie hatte keine Einladungen angenommen, die Besuche selbst bei Freundinnen und Freunden eingeschränkt und sich beinahe in einem Meer aus Selbstmitleid ertränkt. Bis – die Erinnerung entlockte ihr ein Lächeln – ihre Mutter zu Besuch gekommen war und ihr erklärt hatte, sie solle endlich mit ihrem Leben weitermachen. Denn das Ende ihrer Karriere wäre nicht das Ende der Welt.

Obwohl sie keine Erfahrung als Dirigentin hatte, hatte man ihr die Leitung mehrerer kleinerer Orchester angeboten, einen Posten als Konzertkoordinatorin und als Pressesprecherin an der Mailänder Scala sowie diverse andere Engagements, doch sie hatte kein Interesse an diesen Angeboten gehabt. Der Gedanke, der geliebten Musik so nahe zu sein, ohne selbst spielen zu können, war ganz einfach mehr, als sie ertrug.

Augenblicklich lebten sie und Fern von ihren Ersparnissen und von den Dividenden eines bescheidenen Aktienpakets, doch zum ersten Mal seit dem Anfang ihrer Karriere musste sie sich überlegen, wofür sie ihre Francs und Sous ausgab. Deshalb fragte sie sich inzwischen, ob nicht vielleicht ein Verkauf ihres Appartements und ein Umzug in einen günstigeren Stadtteil angeraten waren.

Wenigstens hatte sich ihre Arthritis dank der Medikamente und der Übungen noch nicht verschlimmert, und ihr Arzt war zuversichtlich, dass sich ihre Krankheit mit Bewegung, einer ausgeglichenen Diät und den richtigen Medikamenten auch zukünftig in Grenzen halten ließ.

Sie wandte sich vom Fenster ab und starrte auf den Flügel, der das Wohnzimmer beherrschte, und die vielen Fotos von ihren Tourneen durch Mitteleuropa, die USA und Teile Südamerikas. In der Mitte prangte ein Plakat, das eine viel jüngere Caroline unter der Überschrift Caroline Ashworth im Covent Garden, 20. Juni 1974 zeigte. Das war ihr erstes Solokonzert gewesen.

Sie schüttelte die Melancholie entschlossen ab. Inzwischen war sie dazu in der Lage, doch es hatte Monate gedauert, die Tatsache zu akzeptieren, dass die Karriere, die sie liebte, endgültig vorbei war. Und dass sie etwas anderes finden musste, mit dem sich die plötzliche Lücke in ihrem Leben füllen ließ.

Joels Brief hatte ihre Gedanken in eine völlig neue Richtung gehen lassen. Zum ersten Mal in ihrem Leben brauchte ihre Mutter sie, auch wenn sie sich als Letzte eingestehen würde, dass sie hilfsbedürftig war. Caroline befingerte den Brief in der Tasche ihres Rocks, lauschte auf das Rascheln des Papiers, sah erneut auf ihre Uhr und runzelte die Stirn. Wo blieb Fern?

Ob sie noch mit ein paar Freundinnen in ein Cafe gegangen war? Caroline blickte auf das Foto ihrer Tochter über dem Flügel, das eine schlaksige Zwölfjährige zeigte. Äußerlich schlug Fern mit ihrem leicht gewellten, schwarzen Haar, ihren dunkelbraunen Augen und der olivenfarbenen Haut eindeutig ihrem Vater nach. Auch die Mimik der beiden war sehr ähnlich, was erstaunlich war, hatten sich ihre Eltern doch scheiden lassen, als Fern noch sehr jung gewesen war. Und da Nick in Australien lebte, schaffte er es, obwohl er wirklich gut verdiente, nur ein paar Mal im Jahr, Fern in Europa zu besuchen. Dafür telefonierten sie regelmäßig einmal in der Woche.

Das Klicken der Wohnungstür verriet, dass das Mädchen endlich heimgekommen war. Caroline lauschte auf die Schritte ihrer Tochter, als sie durch den kurzen Flur in ihr Zimmer lief und dort ihren vollgestopften Rucksack auf die Erde warf, bevor sie das Wohnzimmer betrat.

»Bonjour, Maman.« Fern küsste ihre Mutter flüchtig auf die Wange und fuhr dann – wie stets, wenn sie mit Caroline allein war – auf Englisch fort. »Was für ein Tag! Monsieur Reynard hatte mal wieder superschlechte Laune, Bio war entsetzlich, und Madame Blanchard – tja, eine Schülerin, Patrice, hat etwas Unhöfliches zu ihr gesagt, und da ist sie tatsächlich in Tränen ausgebrochen…« Sie nickte weise mit dem Kopf. »Sie ist also entweder schwanger oder ihr Freund hat sich von ihr getrennt. Und Josephine hat uns erzählt, dass ihre Eltern Ende des Monats zurück nach London ziehen. Sie ist deshalb vollkommen fertig und…«

Während sie in die Küche gingen, wo Caroline zwei Becher Milchkaffee für sich und ihre Tochter zubereitete, ließ sie das Mädchen einfach reden, so wie sie es immer nach der Schule tat. Sie war dankbar, dass Fern auf der teuren katholischen Schule, die Nick für sie bezahlte, nicht zu eingebildet geworden war, um sie noch ins Vertrauen zu ziehen.

Endlich hatte Fern alle Neuigkeiten mitgeteilt und wollte nun von ihr wissen: »Und was hast du heute so gemacht?«

»Nichts Besonderes. Ich hab bei Mimi zu Mittag gegessen und war dann ein bisschen im Park spazieren. Dabei ist mir Georges Brewer über den Weg gelaufen. Kannst du dich noch an ihn erinnern? Der junge Komponist aus dem Quartier Latin. Er steht noch ganz am Anfang seiner Karriere und hat es deshalb noch ziemlich schwer. Außerdem« – sie versuchte, es so klingen zu lassen, als wäre das vollkommen normal – »haben wir einen Brief von Joel bekommen.« Sie zog das Schreiben aus der Tasche und schob es Fern über den Tisch. »Lies einfach selbst, Schatz, es geht hauptsächlich um deine Großmutter.«

Während Fern das dreiseitige Schreiben las, drückte ihr jugendliches Gesicht nacheinander eine ganze Reihe unterschiedlicher Gefühle aus.

Caroline hatte ihr nicht erzählt, dass Joel vor fast zwei Wochen bereits angerufen hatte und dass er in dem Brief im Grunde nur bestätigte, worüber während ihres Telefongesprächs gesprochen worden war. Sie hatte die beiden Wochen gebraucht, um sich einen Plan zurechtzulegen, und jetzt war es an der Zeit, auch Fern in ihre Überlegungen einzubeziehen.

»Arme grandmère«, stellte ihre Tochter schließlich fest und sah sie aus ihren dunklen Augen an. »Was können wir nur für sie tun, Maman?«

»Ich denke, wir sollten nach Hause fliegen.«

»Klar, wir sollten sie besuchen«, stimmte Fern mit einem gleichmütigen Schulterzucken zu.

»Ich denke, wir sollten dauerhaft dort bleiben.«

Fern runzelte die Stirn. »Aber unser Zuhause ist doch hier.«

»Deins vielleicht, denn schließlich hast du den Großteil deines Lebens in Paris verbracht. Aber für mich wird immer Sydney mein richtiges Zuhause sein. Und obwohl sie die Letzte wäre, die das zugeben würde, braucht deine Oma uns. Ich würde gern wieder nach Sydney ziehen, um mit ihr zusammen zu sein, um für sie da zu sein.«

Während sie das sagte, überlegte Caroline, weshalb Sydney für sie immer noch ihr Zuhause war. Sie hatte den Großteil ihres Erwachsenenlebens in Europa zugebracht und war dort ihrem Traum von einer Karriere als Konzertpianistin hinterher gejagt. Die Erinnerungen an zu Hause sollten inzwischen eigentlich verblasst sein, aber das Haus in der Waratah Avenue hatte sich ihr unauslöschlich als ihr einzig richtiges Zuhause eingeprägt. Vor allem aber wollte sie sich nützlich machen, und sie dachte, wenn sie nach Hause flöge, um ihrer Mutter dabei zu helfen, sich mit ihrer Krankheit und dem Ruhestand zu arrangieren – vielleicht indem sie selbst einen Posten in der Firma übernahm –, würde auch sie selbst vielleicht endlich eine neue Richtung einschlagen. Die Aussicht darauf, etwas völlig anderes zu tun als das, wofür sie ausgebildet war, rief ein Gefühl der Angst und zugleich freudige Erregung in ihr wach.

Sie war immer dankbar dafür gewesen, dass Laura nie versucht hatte, sie durch das unsichtbare, aber starke Band der Liebe, die sie füreinander empfanden, dauerhaft an sich zu binden. Obwohl sie aus Australien fortgegangen war, hatte ihre Mutter sie allzeit ermutigt, ihren eigenen Traum zu leben – denn das hatte sie mit der Gründung ihres eigenen Unternehmens schließlich ebenfalls getan.

Doch jetzt wollte sie zurück, und sie baute darauf, dass auch ihre Tochter, weil sie ihre Oma liebte, letztendlich einverstanden war.

»Oh!«

Fern dachte offenkundig erst einmal gründlich über alles nach, und Caroline wappnete sich für eine der »lebhaften« Diskussionen, die es immer wieder einmal zwischen ihr und ihrer dank ihres italienischen Erbes heißblütigen Tochter gab.

»Bist du sicher, Maman? Wäre es nicht vernünftiger, zunächst für eine begrenzte Zeit zurückzukehren? Ich weiß nicht, vielleicht für ein halbes Jahr?«

»Ich habe darüber nachgedacht, Schatz, und offen gestanden sehe ich dies als Gelegenheit für einen Neuanfang. Nachdem meine musikalische Karriere hier in Europa vorbei ist, würde ich einfach gern etwas völlig anderes ausprobieren. Und Sydney ist vielleicht genau der richtige Ort dafür.« Sie sah ihre Tochter an und fügte dann hinzu: »Aber mir ist klar, dass es für dich viel schwerer wäre als für mich. Du siehst Paris als dein Zuhause an. Du hast hier deine Schule, deine Freundinnen und Freunde, und deshalb wäre Sydney für dich etwas völlig Neues. Aber wir würden zumindest, bis die Wohnung hier verkauft wäre und ich das Geld für eine eigene Wohnung hätte, in der Waratah Avenue bei deiner Oma leben und du würdest sie, Joel und Michaela täglich sehen. Und dann sind da noch unsere anderen Verwandten, die McRaes: Onkel Frank, Tante Elsie und ihre Kinder, die du bisher nur aus Erzählungen kennst.«

Fern antwortete nicht sofort. Dann aber sah sie Caroline mit einem strahlenden Lächeln an und stellte fröhlich fest: »Und Dad… ihn würde ich dann auch viel öfter sehen, nicht wahr?«

»Ja, natürlich.« Allerdings brachte die Frage Caroline kurzfristig aus dem Gleichgewicht.

Über diesen Aspekt der Rückkehr nach Australien hatte sie bisher noch gar nicht nachgedacht. Wenn sie wieder in Sydney leben würde, wäre Nick ganz in der Nähe. Aber wollte sie das überhaupt? Obwohl sie seit über zehn Jahren geschieden waren, stieg sofort der alte Groll in ihrem Inneren auf. Sie dachte daran zurück, wie besitzergreifend und krankhaft eifersüchtig Nick gewesen war, sagte sich dann aber Stopp. Inzwischen schaffte sie es, ihren Zorn auf ihn in Zaum zu halten. Sie war über Nick Beaumont hinweg, seit Jahren. Seit der Trennung hatte es auch andere Männer in ihrem Leben gegeben, und sie wusste, dass es auch in seinem Leben andere Frauen gab. Wie zum Beispiel Holly, die halb so alt gewesen war wie er. Was würde es also ausmachen, wenn sie ihn in Zukunft wieder häufiger sähe? Nichts.

Trotzdem tauchte während ein paar irritierender Sekunden sein Bild vor ihrem geistigen Auge auf. Wenn er nicht so attraktiv und charismatisch wie sein Vater wäre, hätte sie sich gar nicht erst in ihn verliebt. Zur Hölle mit dem Kerl und mit dem Schmerz, dem sie seinetwegen ausgesetzt gewesen war.

»Und was passiert, wenn ich nicht für immer in Sydney bleiben will?« Fern reckte herausfordernd das Kinn.

Da sie ihre Tochter kannte, hatte Caroline die Antwort längst parat: »Ich möchte nur, dass du über alles nachdenkst. Wir brauchen uns nicht gleich heute zu entscheiden. Ich würde sehr gern nach Hause ziehen, aber ohne dich tue ich das ganz sicher nicht.«

Sie beugte sich über den Tisch und streichelte Ferns Hand. »Hör zu, Schätzchen, mach dir deshalb keinen Stress. Es gibt so vieles zu bedenken. Lass dir einfach Zeit und wir reden morgen weiter, ja?«

Fern sah sie mit einem erleichterten Lächeln an. »Okay, Maman.«

Als sie in der Nacht in ihrem Bett lag und nicht schlafen konnte, weil sie in Gedanken all die Dinge durchging, die vor einem Umzug noch zu erledigen waren, klopfte ihre Tochter leise bei ihr an und streckte den Kopf durch die halb offene Tür.

»Ich habe mich entschieden.«

Caroline sah Fern an. In dem überdimensionalen Schlaf-T-Shirt, das ihr bis zu den Knien reichte, und den flauschigen, pinkfarbenen Pantoffeln wirkte sie geradezu erschreckend groß, und das Wissen, dass sich ihre Beziehung in absehbarer Zeit unmerklich verändern würde, rief ein Gefühl der Wehmut in ihr wach. »Ja?«

»Wir sollten bei grandmère sein. Weil sie uns braucht.«

Das sonntägliche Frühstück, oder, besser gesagt, der sonntägliche Brunch, war die ungezwungenste Mahlzeit in der Familie Beaumont. Joel saß unrasiert und verschlafen nach einer durchzechten Nacht am Tisch des Frühstücksraums, der direkt neben der Küche lag, und blickte ohne großen Appetit auf das herzhafte Frühstück, das von Daphne, Porters Frau und ihrer Haushälterin, zubereitet worden war. Michaela war nicht da. Sie war über das Wochenende mit ihrer Freundin Jordana und deren beiden Kindern unterwegs.

Schließlich setzte sich Joel mit seiner Tasse Kaffee zu Laura auf das bequeme Sofa neben dem großen Fenster, durch das man auf die Terrasse, den hübsch angelegten Garten und das Schwimmbecken blicken konnte, und sah sie fragend an.

»Hast du inzwischen eine Entscheidung getroffen, Mum? Es ist fast zwei Wochen her, seit du bei Rupert warst.«

Obwohl Joel ihr ständig mit diesem Thema in den Ohren lag, bedachte Laura ihren Sohn mit einem liebevollen Blick. Sie konnte ihn nicht dafür schelten, denn sie wusste, dass es ihm ausschließlich um ihr Wohlergehen ging. Trotzdem meinte sie: »Es ist nicht so einfach, wie du vielleicht denkst. Wenn ich eine normale Arbeit hätte, könnte ich einfach morgen damit aufhören. Aber Ashworths ist ein großes Unternehmen, das inzwischen sogar an der Börse gehandelt wird. Ich muss also auch an unsere Angestellten und die Aktionäre denken. Und kannst du mir vielleicht sagen, wer meinen Posten übernehmen kann?«

»Daniel Blumner, wer denn sonst? Mum, du bereitest ihn seit Jahren darauf vor, das Unternehmen zu leiten, bis Michaela genug Erfahrung hat.«

»Ich habe uneingeschränktes Vertrauen zu Daniel, und vielleicht wird Michaela es tatsächlich einmal schaffen, die Firma selbstständig zu leiten, aber auch wenn ich noch nicht mit Caroline darüber gesprochen habe: Vielleicht will auch sie eine Rolle im Unternehmen spielen, wenn sie wieder nach Hause kommt.«

Joel trank einen Schluck Kaffee und schnaubte amüsiert. »Das würde der guten Michaela aber ganz schön quer runtergehen. Du weißt, dass sie sich schon seit Jahren als zukünftige Erbin deines Unternehmens sieht.«

Dass er selbst keinerlei Interesse an der Leitung von Ashworths hatte, hatte er bereits vor Jahren klargestellt. Er studierte Medizin an der Universität von Sydney, kam aber, da er lieber feierte als lernte, in den meisten Fächern nur mit Mühe durch.

»Ich weiß, wie wichtig Ashworths für Michaela ist. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass Carolines Welt vollkommen aus dem Gleichgewicht geraten ist. Ihre Karriere als Pianistin ist vorbei, und sie ist einfach noch zu jung, um tatenlos herumzusitzen oder in der Erinnerung an vergangene Erfolge zu versinken – was sie sicher auch nicht will. Sie braucht eine sinnvolle Beschäftigung, und Ashworths bietet Raum genug, damit sowohl Michaela als auch Caroline dort eine Rolle spielen können.« Laura blicke Joel reglos an. »Natürlich müsste sie erst mal von Grund auf lernen, wie ein solches Unternehmen funktioniert, und nur wenn sie das nötige Interesse und Talent beweist, bekommt sie eines Tages einen Posten in der Firmenleitung.« Sie gab Joel ein paar Sekunden Zeit, um darüber nachzudenken, fuhr dann aber entschlossen fort: »Ich glaube nicht, dass Michaelas jetzige Position oder ihre langfristigen Ambitionen dadurch gefährdet würden.«

»Heißt das, dass du eine Entscheidung über deinen Ruhestand so lange hinauszögern willst, bis du weißt, was Caroline machen möchte?«

Laura hörte den missbilligenden Ton in seiner Stimme, ging aber darüber hinweg. Manchmal fand sie die Direktheit ihres Sohnes, die er genau wie Michaela von seinem Vater geerbt hatte, anstrengend, auch wenn die Müdigkeit, die sie inzwischen ständig plagte, deutlich machte, dass eine Entscheidung unumgänglich war. Es war einfach Fakt, dass sie kürzer treten musste, auch wenn sie das vor ihren Kindern und den Angestellten ihres Unternehmens immer noch verbarg.

»Möglich«, antwortete sie, bevor ihr ein Gedanke kam, wie sich Joel eventuell zufriedenstellen ließ. »Vielleicht brauche ich einfach einen schönen, langen Urlaub. Vielleicht sollte ich endlich die Kreuzfahrt machen, von der ich schon so lange träume«, meinte sie.

»Ein Urlaub wäre immerhin ein Anfang«, stimmte er ihr zu, schränkte dann aber sofort ein: »Auch wenn du natürlich weißt, dass das keine dauerhafte Lösung ist.«

»Obwohl dein Studium noch gar nicht abgeschlossen ist, klingst du schon wie ein richtiger Arzt«, stellte sie missbilligend fest.

In diesem Augenblick trat Daphne durch die Tür des Frühstücksraums. »Laura«, wandte sie sich an ihre Chefin, die sich die Anrede »Mrs Beaumont« unter den Bewohnern ihres Privathauses stets verbat, »Sie haben gesagt, dass ich Sie daran erinnern soll, dass Mrs Smithers Sie um zwölf abholen kommt. Jetzt ist es elf Uhr dreißig.«

»Danke, Daphne.«

»Was habt ihr vor, du und Kitty?«, wollte Joel wissen. Es war nicht auszuschließen, dass die Ankunft ihrer Freundin für Laura ein willkommener Vorwand war, das Gespräch über ihren Rückzug aus der Firma zu beenden.

»Wir wollen zu einer Matinee in die Oper gehen, und ich sollte mich wohl langsam fertig machen. Du weißt ja, wie beleidigt Kitty ist, wenn man sie warten lässt.«

Joel blickte seiner Mutter hinterher, als diese leichtfüßig den Raum verließ. Wenn man sie so sah, erschien sie einem kerngesund, obwohl er sicher wusste, dass das eine Täuschung war. Er hatte selbst mit Rupert Macintosh gesprochen und wusste deshalb ganz genau, wie ernst die Lage war.