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1. September 1939. Julius Margolin, Bürger mit polnischem und britischem Pass, der seit kurzem mit Frau und kleinem Sohn in Palästina lebt, hält sich in Lodz auf, als die Wehrmacht sein Land überfällt. Im Auto flieht er nach Osten, vorbei an den Flüchtlingstrecks, die von den Deutschen bombardiert werden. Doch der Schwarzmeerhafen Constanza, wo er sich nach Haifa einschiffen wollte, bleibt unerreichbar: Als die Rote Armee am 17. September in Ostpolen einmarschiert, wird die rumänische Grenze abgeriegelt. Auf seiner Odyssee durch das von Hitler und Stalin eingekeilte östliche Europa wird er Zeuge, wie Juden auf den Marktplätzen die Sowjets als Befreier bejubeln, wie ihre Begeisterung im Laufe des Winters in Entsetzen umschlägt, als die Behörden hebräische Bücher verbieten und schließlich die jüdische Bevölkerung aus der Stadt vertreiben. 1941 wird er verhaftet und in ein Straflager am Weißmeerkanal deportiert. Halbtot, zufällig gerettet, schreibt er 1947 in Israel nieder, was ihm geschah. Doch niemand wollte etwas hören von Lagern im Land der »Befreier vom Faschismus«. Erst heute erscheint sein Zeugnis ungekürzt auf Deutsch. Ungewöhnlich ist nicht nur der Horizont des Berichts, der Holocaust und sowjetische Vernichtungspolitik umschließt. Margolin, dessen Buch in Ton und Haltung an Primo Levi erinnert, ergreift den Leser, weil er als Leidender wie als Zeuge auf seine Rechte pocht und sich wie ein Mensch aus einer anderen, besseren Welt verhält.
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Seitenzahl: 1107
1. September 1939. Julius Margolin, Bürger mit polnischem und britischem Pass, der seit kurzem mit Frau und kleinem Sohn in Palästina lebt, hält sich in Łódź auf, als die Wehrmacht Polen überfällt. Im Auto flieht er nach Osten, vorbei an den Flüchtlingstrecks, die von den Deutschen bombardiert werden. Doch der Schwarzmeerhafen Constanza, wo er sich nach Haifa einschiffen wollte, bleibt unerreichbar: Als die Rote Armee am 17. September in Ostpolen einmarschiert, wird die rumänische Grenze abgeriegelt.
Auf seiner Odyssee durch das von Hitler und Stalin eingekeilte östliche Europa wird er Zeuge, wie Juden auf den Marktplätzen die Sowjets als Befreier bejubeln, wie ihre Begeisterung im Laufe des Winters in Entsetzen umschlägt, als die Behörden hebräische Bücher verbieten und schließlich die jüdische Bevölkerung aus der Stadt vertreiben. 1941 wird er verhaftet und in ein Straflager am Weißmeer-Ostsee-Kanal deportiert.
Halbtot, zufällig gerettet, schreibt er unmittelbar nach dem Krieg nieder, was ihm geschah. Doch in Israel wollte damals niemand etwas hören von Lagern im Land der »Befreier vom Faschismus«. Erst 2010 erschien sein Zeugnis ungekürzt – in französischer Übersetzung. Ungewöhnlich ist nicht nur der weite Horizont des Berichts, der Holocaust und sowjetische Vernichtungspolitik umschließt. Margolin, dessen Buch in Ton und Haltung an Primo Levi erinnert, ergreift den Leser, weil er als Leidender wie als Zeuge auf seine Rechte pocht und sich wie ein Mensch aus einer anderen, besseren Welt verhält.
Julius Margolin, 1900 in Pińsk geboren, 1971 in Tel Aviv gestorben, wuchs in Russland auf, studierte Philosophie in Berlin, ließ sich 1929 in Łódź nieder und übersiedelte 1936 mit seiner Familie nach Palästina. 1941 bis 1945 war er in einem Gulag am Weißmeer-Ostsee-Kanal inhaftiert. Sein 1946/47 in Tel Aviv verfasster Bericht konnte nur gekürzt erscheinen: 1949 von Nina Berberowa ins Französische übersetzt in Paris, 1952 in New York auf Russisch, 1965 auf Deutsch.
Julius Margolin
REISE IN DAS LAND DER LAGER
Aus dem Russischen
Das Original des 1946/1947 entstandenen Buches trägt den Titel Putešestviev stranu ze-ka. Eine vollständige russische Ausgabe ist bis heute nicht erschienen.Eine erste unvollständige deutsche Übersetzung wurde 1965 u. d. T.Überleben ist alles im Pfeiffer Verlag München veröffentlicht.
Nähere Angaben in der editorischen Notiz am Schluss des Bandes.
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013
Der vorliegende Text folgt der Erstausgabe, 2013.
© der deutschen Ausgabe Suhrkamp Verlag Berlin 2013
© Le Bruit de temps, 2010
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Satz: Hümmer GmbH, Waldbüttelbrunn
Umschlaggestaltung: Hermann Michels und Regina Göllner
Umschlagfoto:
Lange vor Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte ich vor, einmal in die Sowjetunion zu fahren.
Ich lebte damals in Łódź, in Polen. In unserem Land herrschte großes Interesse an der Sowjetunion. Allerdings war das Interesse in Warschau von anderer Art als in Paris oder New York: In Polen hatte man die hundertfünfzig Jahre russischer Herrschaft und den Krieg von 1920 noch gut in Erinnerung, man hatte eine gemeinsame Grenze mit der Sowjetunion, und Russland war von jeher eine reale Bedrohung und eine naheliegende Verlockung. Die Kommunistische Partei war bei uns verboten. Im agrarisch geprägten katholischen Polen mit seiner schwach entwickelten Industrie und seinem verschwindend kleinen Proletariat fehlte ihr die Basis. Die jüdische Jugend war zu zehn bis 15 Prozent kommunistisch orientiert. Gott weiß, was die unglücklichen Träumer aus den polnischen Ghettos sich unter dem Kommunismus vorstellten. In den dreißiger Jahren wurden Radeks »Pamphlete« und Bucharins Historischer Materialismus in den Straßen von Łódź von Fuhrwerken herab verkauft. An Lenins Todestag im Januar und zum Jahrestag der »drei S« wurde regelmäßig eine rote Fahne an Telegraphendrähten quer über die Straße gespannt, und jüdische junge Männer schlugen die Schaufenster der ebenfalls jüdischen Läden auf der Piotrokowska-Straße ein. Die radikale Intelligenzija berauschte sich an Broniewskis Gedichten über die »Hochöfen von Magnitogorsk«. In den kleinen Warschauer Theatern wurde unter tosendem Applaus Swetlows Grenada deklamiert. Touristen erkundeten auf Fahrten des sowjetischen Reisebüros INTURIST die große Heimat der Revolution.
Viele von ihnen kamen nach einer Woche Moskau mit einer Schachtel sowjetischer Schokolade und angenehmen Erinnerungen zurück. Wer zwei Wochen buchte, konnte auch in die Ukraine reisen. Wer sich eine drei- oder vierwöchige Reise leisten konnte, dem standen die Urlaubsorte des Kaukasus und Mittelasiens offen. So besuchte André Gide zum Beispiel Stalins Heimatort Gori und Friedrich Sieburg die Rote Arktis. 10Jeder, der etwas schriftstellerisches Talent hatte, brachte aus der Sowjetunion einen Bericht über seine Eindrücke mit.
In den Jahren meiner sowjetischen Gefangenschaft dachte ich wieder an diese Literatur zurück. Manche der Reportagen waren ausgezeichnet geschrieben, voll feiner Beobachtungen, Scharfsinn und Eleganz. Im ganzen aber war diese Literatur von kindlicher Einfalt. Skeptiker wie Enthusiasten gleichermaßen hatten keine Ahnung von der Sowjetunion, sie hatten kein Recht, über einen Gegenstand zu schreiben, den sie so schlecht kannten. Für die Hunderttausende, die es wie mich in den Kriegsjahren tief ins sowjetische Hinterland verschlagen hat, ist die komische und zugleich tragische Diskrepanz zwischen dieser »Reiseliteratur« und der sowjetischen Wirklichkeit heute offensichtlich.
Neben dem offiziellen Tourismus existierte in Polen in den Jahren der Unabhängigkeit auch noch ein anderer, über den die Zeitungen nicht schrieben. Es verging kein Jahr und kein Monat, ohne dass Überläufer illegal die Grenze überquerten, Menschen, die nicht im kapitalistischen Polen bleiben wollten, sondern in ihr Gelobtes Land strebten, in die »Heimat aller Werktätigen«, auf der Suche nach Gerechtigkeit und Freiheit. Wir wissen nichts über das weitere Schicksal dieser Menschen. Warum hat keiner von ihnen je von sich hören lassen? … Das waren keine berühmten Schriftsteller, keine Delegierten aus Amerika. Sie gingen unter wie Steine im Wasser, und keiner fragte mehr nach ihnen. Es waren namenlose kleine Leute, Eisenspäne, die der Traum von einer besseren Welt magnetisch anzog. Dabei wäre es überaus lohnend, diese Menschen zu befragen. Aus ihrem aufrichtigen, ungeschönten Bericht erführe man mehr als aus vielen Bänden offizieller Propaganda. In der Sowjetunion leben viele solche Menschen, und es ist schade, dass sie uns nichts von sich erzählen können.
In der Stadt Biała-Podlaska gab es auf dem Markt eine Bude, in der ein Jude Sodawasser verkaufte. Seine Kinder wuchsen zu Rebellen heran – sie beteten nicht zu Gott und ließen weder an Polen ein gutes Haar, noch wollten sie von irgendeinem fernen Palästina etwas wissen. Als der Jüngere erwachsen wurde und sich überzeugt hatte, dass die Chancen für eine Revolution in Biała-Podlaska nicht gut standen, einigte er sich mit ein paar Bauern im Grenzland, die ihn in einer dunklen Nacht auf die sowjetische Seite brachten. Das war 1931. Elf Jahre später bin ich ihm begegnet – in einem sowjetischen Lager, im großen, volkreichen Land 11der Lagerhäftlinge, und ich habe seine Geschichte gehört, die tausend anderen Geschichten gleicht.
Das Land der Lager ist in keiner sowjetischen Karte eingetragen, man findet es in keinem Atlas. Es ist das einzige Land der Welt, wo es über die Sowjetunion keinen Streit, keinen Irrtum und keine Illusionen gibt.
In der Stadt Lublin lebte einst ein Ingenieur namens Melman, Besitzer eines technischen Büros. Falls irgendwo auf der Welt noch Verwandte von ihm leben, können sie hier etwas über den spurlos Verschwundenen erfahren.
Der Ingenieur Melman war ein unabhängiger, eigensinniger Mann. Mit dem Regime in Polen war er absolut nicht einverstanden. Er ging mit einer ganzen Gruppe »Unzufriedener« über die Grenze. Sie wurden noch am Grenzposten aufgegriffen, ins Gefängnis und weiter ins Lager geschickt. Dort habe ich ihn kennengelernt. Er hatte bereits mehrere Jahre Haft hinter sich und war ein ungewöhnlich schweigsamer Mensch, breitschultrig, mit dunkel gegerbtem Gesicht und finsterem Blick. Ich glaube nicht, dass er damals noch irgendwelche Überzeugungen hatte. Sein Ziel war es, nicht im Lager zu sterben. Doch das gelang ihm nicht. Er starb im Frühjahr 1944 im Besserungsarbeitslager Krugliza im Gebiet Archangelsk, an einem Darmverschluss. Jemand hatte ihm zwei zusätzliche Essensmarken geschenkt, und das hielt sein Körper, der keine normale Ernährung mehr gewohnt war, nicht aus.
1937 war das Schicksalsjahr für die »illegalen Touristen«. In diesem Jahr wurde in der Sowjetunion eine große Säuberung durchgeführt. Unter den Millionen, die in Lager gesperrt wurden, waren auch all jene, die aus dem Ausland in die Sowjetunion gezogen waren. Egal, ob auf legalem oder illegalem Weg. Ich erinnere mich an eine ganz junge Sanitätsschwester in der Krankenbaracke eines Lagers. »Weshalb sind Sie verhaftet worden?« – »Mein Vater stammt aus Lettland.« – »Und wie alt waren Sie, als er in die Sowjetunion kam?« – »Acht.« Das war kein Gespräch zweier Verrückter. In der Sowjetunion versteht das jeder ohne weitere Erklärung.
Ich bin nicht mit INTURIST nach Russland gefahren und auch nicht in einer dunklen Nacht über die Grenze gegangen. Ich war Tourist einer dritten, ganz besonderen Art. Ich brauchte nicht nach Russland zu fahren – Russland kam selbst zu mir. Und auch meine Reiseroute war eine ganz besondere, über die man bei INTURIST nichts erfuhr. Ich bekam 12Russland nicht aus einem Fenster des Moskauer Hotels Metropol oder aus dem Speisewagen zu sehen. Stattdessen sah ich es aus dem vergitterten Fenster eines Gefängniswaggons und hinter dem Stacheldrahtzaun des Lagers hervor. Ich habe auf Transporten von einem Lager zum anderen, bei denen wir Häftlinge unter Flüchen durch die Wälder und armseligen Kolchosen des Nordens getrieben wurden, Hunderte Kilometer zu Fuß zurückgelegt, habe zweimal den Ural überquert – einmal im Viehwaggon und einmal auf der Gepäckablage eines Dritte-Klasse-Waggons –, habe in der tiefen sibirischen Provinz gelebt, bin wie alle zur Arbeit gegangen, in meiner Tasche das Dokument, auf das Majakowski so stolz war: ein sowjetischer Pass, ausgestellt auf fünf Jahre. Dieses Dokument besitze ich heute nicht mehr. Eben deshalb kann ich über die Sowjetunion Dinge schreiben, die unsere weisen Schriftsteller sich nicht hätten träumen lassen – Dinge, die ein Mensch mit sowjetischem Pass niemals schreiben könnte.
Leute, die mit dem sowjetischen System sympathisieren, glauben, dass meine Reiseroute nur unglücklich gewählt war und mich von den ruhmreichen sowjetischen Pfaden ins Abseits geführt hat. Ich war weder in Stalingrad dabei noch beim Sturm auf Berlin. Wäre ich dort gewesen, würde ich dann anders schreiben? Vielleicht. Meine Route war nicht selbst gewählt, es war die Sowjetmacht, die sie mir diktiert hat. Über Stalingrad weiß die Welt alles, über die Lager nichts. Wo liegt Russlands Wahrheit, in den Siegesparaden auf dem Roten Platz oder im Land der Lagerhäftlinge, das im geographischen Atlas fehlt? Natürlich muss man beides zusammen betrachten, als ein kohärentes Ganzes. Für mich gibt es keine Illusionen mehr, ich habe das unterirdische Russland gesehen. Ich habe gesehen
Im Sommer 1939 glaubten wir nicht an einen Krieg. Wir wussten alle, dass er unvermeidlich war. Aber niemand war darauf vorbereitet, dass er morgen beginnen würde. Die Realität hat gezeigt, dass auch die polnische Armee nicht vorbereitet war und die westliche und transatlantische Demokratie ebensowenig. Am allerwenigsten vorbereitet waren die Juden der Stadt Łódź – eine Viertelmillion zum Tod verurteilter Menschen. Wenige Tage vor der Katastrophe lief eine demonstrierende Menge durch die Straßen von Łódź. Auf ihren Transparenten stand: »Keine polnische Staatsbürgerschaft für Deutsche!« Als sie durch die jüdischen Straßen zogen, riefen die Demonstranten: »Juden, ihr seid als nächste dran!« … Zwei Wochen später war Łódź in deutscher Hand.
Am Vorabend des Krieges erklärten die Polen französischen Korrespondenten, Polen sei stark genug, Deutschland auch ohne die Hilfe der Sowjets entgegenzutreten. Zwei Wochen später hätten sie eine solche Hilfe dankbar entgegengenommen, auf Knien, mit Blumenkränzen und Triumphbögen. Doch es war zu spät. Am 17. September 1939 marschierte die Rote Armee als Hitlers Verbündete in Polen ein.
Im Sommer 1939 glaubten wir nicht an einen Krieg. Tausende von Menschen, die sich nicht in Polen hätten aufhalten müssen, die das Land hätten verlassen können, wenn sie gewollt hätten, blieben aus Leichtsinn. Die Masse der jüdischen Bevölkerung blieb, wo sie war. Auf der einen Seite stand Hitler, auf der anderen die ganze Welt. Dass Deutschland sich zu einem Zweifrontenkrieg entschließen würde, schien unwahrscheinlich.
Erst am Abend des 23. August 1939 war klargeworden, dass es Krieg geben würde. An diesem Abend erfuhr die Welt von Stalins Pakt mit Hitler. Das Gefühl des Entsetzens, mit dem wir diese Nachricht aufnahmen, kann man mit dem Entsetzen von Zoobesuchern vergleichen, vor deren Augen das Tigergehege geöffnet wird. Die hungrigen Raubtiere erheben sich, die Käfigtür steht offen. Genau das war es, was der »Führer der Völker« am 23. August tat: Er ließ ein wildes Tier auf Europa los, er 14gab der deutschen Armee seinen Segen für ihren Überfall auf Polen. Diesen »weisen Schritt«, den käufliche Schreiber umständlich zu rechtfertigen versuchen, haben zig Millionen mit dem Leben bezahlt. Russland hat für das Verbrechen des 23. August mit einem Meer von Blut und unmenschlichem Leiden bezahlt. Dies war nicht der kürzeste Weg zur Vernichtung Hitlers, aber der kürzeste Weg zur Verwüstung Europas. Diese Verwüstung begann im September 1939 mit Stalins Segen. Der »Führer der Völker« konnte mit dem Ausgang seines Spiels zufrieden sein, auch wenn sein ursprüngliches Kalkül nicht aufging. Der »Kampf der Raubtiere«, wie die Ereignisse der Jahre 1939/40 in der sowjetischen Presse bezeichnet wurden, musste hastig in einen »großen Krieg zur Verteidigung der weltweiten Demokratie« umbenannt werden. An die Stelle des schadenfrohen Lächelns, mit dem die sowjetische Führung dem Weltenbrand zugeschaut hatte, trat sehr bald ein Ausdruck des Entsetzens. Für uns, für die einfachen Bürger, mit deren Blut auf dem politischen Markt gehandelt wird, war der 23. August 1939 ein dunkler, unheilvoller Tag.
Zwischen dem ersten und dem 17. September erlebten wir ein erschütterndes Schauspiel: den Zusammenbruch Polens. Ein Staat mit einer Bevölkerung von 36 Millionen, eine ganze Welt mit Gut und Böse, mit historischen Traditionen und einer tausendjährigen Kultur stürzte ein wie ein Kartenhaus. Der Krieg war schon in der ersten halben Stunde verloren, als die polnischen Streitkräfte dem Ansturm der deutschen Panzerdivisionen bei Poznań nicht standhielten.
Dieser erste Septembertag begann in Łódź mit einem ganz normalen Morgen. Auf dem Schreibtisch eines Amtszimmers in der Behörde, wo ich gerade zu tun hatte, klingelte das Telefon. Der Mann hinter dem Schreibtisch nahm den Hörer ab, und plötzlich wurde sein Gesicht dunkelrot; er riss die Augen auf und brüllte in den Hörer: »Was? Was soll das heißen?«
Ich eilte zu ihm: »Ist bei Ihnen zu Hause etwas passiert?« Er legte den Hörer auf. »Die Deutschen haben aus der Luft angegriffen – Warschau, Krakau, Lwów … es ist Krieg!«
Łódź wurde an diesem Tag noch nicht bombardiert. Aber am nächsten Morgen wurden wir von Detonationen geweckt. Am Himmel standen deutsche Geschwader in Dreiecksformation. Die vereinzelten Flakgeschosse konnten ihnen nichts anhaben … Offensichtlich gehörte der 15Himmel über unseren Köpfen schon Hitler: In dem Moment, als die Flugzeuge über mir hinwegflogen, wurde mir klar, dass nichts sie daran hinderte, ihre Bomben auf jeden beliebigen Platz und jede Straße der Stadt abzuwerfen; wenn sie es nicht taten, dann war das nur dem guten Willen der deutschen Befehlshaber geschuldet. Den Krieg hatten wir uns anders vorgestellt.
Am dritten Tag folgte ein Bombenalarm auf den anderen, ohne Pause. Die Arbeit brach zusammen, ebenso der Verkehr, Nachrichten über den Verlauf der Kampfhandlungen gab es nur von deutscher Seite. Das Unheil rückte näher. In der Nacht nach diesem dritten Tag begegnete mir im blinden, augenlosen, verdunkelten Łódź die erste Verrückte. Die Frau lief im Finstern die Trottoirs auf und ab, rang die Hände und stammelte unzusammenhängende Worte. Vielleicht war ihre Familie gerade eben von einer deutschen Bombe getötet worden, und sie wusste nicht mehr, wo sie hinsollte und wo sie zu Hause war. Sie war die erste: Hinter ihr rollte eine Lawine von menschlichem Leid auf uns zu. Ich erkannte die vertrauten Straßen meiner friedlichen Stadt nicht mehr, sie waren zu einem Dschungel geworden, in ihren schwarzen Ruinen verbarg sich der Tod.
Die Deutschen schlichen sich an wie ein riesiges, kaltes Reptil, und jeden Abend hörten wir die Stimme Hans Fritzsches: näselnd und langsam, giftig, gehässig, voll spöttischen Triumphs und drohender Untertöne. Die in Polen ausgestrahlte deutsche Sendung begann immer mit einer Moniuszko-Polonaise. Diese feierlich-fließende Melodie kann ich bis heute nicht hören, ohne zusammenzuzucken – als wäre ein Hakenkreuz daraufgeschmiert.
In der Morgendämmerung des fünften Tages verließ ich Łódź.
In aller Frühe hatte ich einen Anruf bekommen: »Wir haben noch einen Platz im Auto frei. Abfahrt in einer Viertelstunde.« An jenem Morgen standen die Deutschen fünfzig Kilometer vor der Stadt. Ich nahm meine Aktentasche und trat auf die Straße. Es war ein strahlend heller Septembertag. »Bis ich nach Hause komme, kann es gut einen Monat dauern«, dachte ich, »ich sollte besser einen Mantel mitnehmen.« Ich kehrte um und nahm meinen Sommermantel von der Garderobe, dann hängte ich ihn wieder zurück. Stattdessen nahm ich – man kann nie wissen – einen soliden Herbstmantel mit, in den das Etikett des Łódźer Herstellers Ennigkeit eingenäht war. Mit diesem Ennigkeit und meiner 16Aktentasche, in die mir eine verwirrte Hausangestellte aus irgendeinem Grund meine Hausschuhe gepackt hatte, verließ ich Łódź.
Anders als andere Juden wusste ich genau, wo ich hingehörte: nach Palästina. Seit 1936 lebte ich dort mit meiner Familie; in Polen hielt ich mich in diesem Sommer nur als Gast auf. Nur mein polnischer Pass verband mich noch mit dem Land – und die Sentimentalität des polnischen Juden.
Vom Patriotismus der polnischen Juden kann man heute nur noch in der Vergangenheitsform sprechen. Es gibt keine polnischen Juden mehr. Die Polen, die in der Berek-Joselewicz-Straße wohnen, können auf uns und unsere Anhänglichkeit gut verzichten. Doch an jenem Morgen, als die lange Geschichte meiner Flucht begann, war ich aufrichtig bewegt, und in meinem Bewusstsein schob sich die polnische Tragödie vor jene andere Tragödie, an die allein ich hätte denken sollen: die Tragödie meines Volkes.
In den zwanzig Jahren seiner Unabhängigkeit hatte das Polen der Legionen drei Verbrechen begangen, für die es jetzt büßen musste: drei Fehler, von denen jeder einem Verbrechen vor der Geschichte und dem menschlichen Gewissen gleichkam. Das erste Verbrechen war seine Politik – die Politik eines Volkes, das eben erst das Joch nationaler Unterdrückung abgeschüttelt hatte – gegenüber den nationalen Minderheiten. Weißrussen, Ukrainer, Litauer und Juden wurden im polnischen Staat unterdrückt, sie waren nicht gleichberechtigt. Das zweite Verbrechen war die inhumane, aggressive Ideologie der polnischen Rechten, jener innenpolitische Zynismus, der – zumal nach Piłsudskis Tod – die Hitler'schen Methoden auch in der polnischen Gesellschaft populär gemacht hat und der das moralische Antlitz des polnischen Volkes bis heute zu einer antisemitischen Grimasse verzerrt. Das dritte Verbrechen war die Außenpolitik, der fehlende Wille zur Verteidigung der europäischen Demokratie, der 1938 in einem schändlichen Verrat zum Ausdruck kam: Polen half Deutschland bei der Aufteilung der Tschechoslowakei und knüpfte damit selbst die Schlinge, die sich später auch um seinen Hals legte. Hitler bediente sich Polens, um die Tschechoslowakei zu vernichten, und ein Jahr später bediente er sich Russlands, um Polen zu vernichten. Die Methode war dieselbe – hier wie dort verließ er sich auf die blinde Gier und den hemmungslosen Zynismus seiner Partner.
Unser Auto trug uns fort aus Łódź. Zu beiden Seiten der Chaussee 17lagen Wälder, Felder und Wiesen in der Sommersonne, lag wie eine lebendige Zielscheibe, den Mördern preisgegeben, das polnische Land. Auf den ganzen einhundertdreißig Kilometern bis Warschau begleiteten uns deutsche Flugzeuge; für die Bombermannschaften war der Rundflug über Polen ein ungefährlicher, fröhlicher Sport. Die Kleinstädte, die wir mit gedrosselter Geschwindigkeit durchquerten, quollen über von Menschen und dicht gedrängten Fuhrwerken; wir konnten zusehen, wie die Panik sich ausbreitete. Am späten Abend begann der Massenexodus aus Łódź – Zehntausende verließen die dem Untergang geweihte Stadt. Wir waren dieser Welle um fünfzehn Stunden zuvorgekommen.
An diesem Tag, während ich mich für immer von der friedlichen polnischen Landschaft verabschiedete, dachte ich nach über das Land, das laut Piłsudski »zur Größe verurteilt« war, aber nicht groß zu sein vermochte. Chopin und Piłsudski stehen für zwei Pole des polnischen Geistes: Chopins Musik fehlt es an Härte und männlicher Kraft, während Piłsudskis Taten zwar heroisch sind, aber ohne wahre Tiefe und Weitsicht. Zwischen diesen beiden Extremen gab es keine Mitte, es mangelte an politischem Taktgefühl und an der Fähigkeit, etwas Neues zu schaffen, ohne dabei vor Stolz den Kopf zu verlieren. Chopin wie Piłsudski hatten keine Nachfolger. Zwar ist Polen kein »Europa zweiter Klasse«, wie irgendein Dummkopf einmal behauptet hat. Polen ist wirklich Europa, Mickiewicz und Słowacki, Prus und Zeromski sind Europäer ersten Ranges. Aber Polen gehörte nie zur Avantgarde Europas, sondern immer zur Nachhut – ein Grenzland, mit allen damit verbundenen Nachteilen und Gefahren … Wie lieb waren mir an jenem Abschiedstag die polnischen Höfe, die Flechtzäune in den Dörfern, die spitzen Kirchtürme – ich wünschte dem Land, dass es erneuert und frei aus dieser Prüfung hervorgehen möge, als echter Teil des großen demokratischen Aufbruchs in Europa, an den ich glaubte. Der Gedanke, dass Hitler und Stalin als Sieger aus diesem Krieg hervorgehen könnten, kam mir gar nicht in den Sinn.
Warschau zwischen zwei Fliegerangriffen war ein brodelnder Kessel. Der Sachsenplatz stand voller auswärtiger Autos. Das Hotel Europejski war ausgebucht. Es gab kein Benzin, und wir verloren zwei Tage mit der Suche nach Treibstoff. Am fünften Kriegstag fuhren die Eisenbahnen schon nur noch nachts, und einen Platz in einem Zug zu ergattern war eine Glücksfrage. Ich übernachtete am Stadtrand. In der Nacht holte ein 18Alarm die Stadtbewohner aus den Betten: »Durchbruch der Deutschen – alle Mann zum Schützengräben-Anlegen!« Die Wohnung, in der ich schlief, war im Nu verlassen. Auch ich stand auf, um nicht allein in einem fremden Haus zu bleiben. Um zwei Uhr nachts kam ich auf dem inzwischen wieder leeren Sachsenplatz an. In der Lobby des Europejski empfing mich ein gähnender Portier. »Es ist keiner mehr da, die Juden sind alle weggelaufen!«, sagte er und sah mich eindringlich an, scheinbar erstaunt, dass ich immer noch da war. Ich fragte nach meinen Begleitern. »Abgereist«, sagte der Portier gleichgültig. Ich konnte nichts tun, also nahm ich ein Zimmer und legte mich schlafen – am nächsten Morgen wollte ich einen Rucksack kaufen und zu Fuß über die Weichsel gehen.
Doch der Nachtportier hatte sich geirrt: Früh am Morgen waren die ersten, die ich in der Hotellobby sah, meine Łódźer. Am 7. September um 11 Uhr morgens verließen wir Warschau. Die ersten Kilometer bis Mińsk-Mazowiecki fuhren wir Schritttempo im dichten Gedränge. Auf der Chaussee ballte sich ein unvorstellbares Durcheinander, Fußgänger, Reiter und Kinderwagen verloren sich zwischen Pritschenwagen und Lastern, Busse drängten sich zwischen Leiterwagen und Kutschen, Planwagen zwischen PKW und mit ärmlichen Habseligkeiten beladenen Handkarren. Frauen führten Kinder an der Hand, junge Männer trugen Taschen und Säcke auf dem Rücken. Wir waren in die Mitte der Fahrbahn geraten und kamen jetzt nicht mehr heraus, also bewegten wir uns langsam im allgemeinen Strom. Plötzlich tauchten deutsche Tiefflieger auf (polnische Flugzeuge sahen wir erst an der rumänischen Grenze). Die Menge stob auseinander. Auch wir ließen unseren Buick stehen und legten uns unter eine Hecke im Kartoffelfeld. Doch an diesem Tag wurden die Flüchtlingstrecks noch nicht bombardiert. Am nächsten Tag auf dem Weg nach Lublin dagegen spielten sich schreckliche Szenen ab, die Straße war meterweit mit Blut überschwemmt … Langsam arbeiteten wir uns aus dem Stau heraus, und ab Mińsk-Mazowiecki (30 Kilometer hinter Warschau) war die Straße wieder frei. Aus der Zone der Bombardements waren wir noch nicht heraus. Alle Städte auf unserem Weg waren übersät mit Bomben. Die Deutschen waren überall gleichzeitig. Wir fuhren durch das brennende Siedlec, die Straßen waren erfüllt von Geheul, ein Polizist schlug mit dem Gummiknüppel auf eine Frau ein, die verzweifelt versuchte, sich loszureißen. Wir rasten durch Dörfer, in denen die 19Hütten brannten. Ständig begleitete uns das Brummen am Himmel. Vor Międzyrzec machten wir halt und warteten, bis der Angriff vorüber war. Die ganze Zeit war uns, als müssten wir nur einmal einen großen Satz vorwärts machen, und schon hätten wir den Krieg hinter uns gelassen und wären nur noch von der Sommerhitze und der unerschütterlichen Stille der Landstraße umgeben, auf der ein Fuhrwerk mit einem bärtigen schlafenden Juden entlangzuckelte.
Endlich fuhren wir in Brest ein und blieben auf dem Jagiellonen-Platz stehen. Ich stieg aus, um mir die Beine zu vertreten, und sofort kam lächelnd und mit ausgestreckter Hand ein Mann auf mich zu: »Erkennen Sie mich nicht?« Es war ein Anwalt, den ich sieben Jahre zuvor in einer anderen Stadt kennengelernt hatte. »Sie können bei mir übernachten, ich wohne hier.«
Als er von den Ereignissen in Warschau und von der Flüchtlingswelle hörte, die wir überholt hatten, lief unser Gastgeber einen Wagen und ein Pferd kaufen, um reisefertig zu sein. Die Panik, vor der wir flohen, brachten wir selbst nach Brest … Am nächsten Morgen brachen wir nach Wolhynien auf.
Die Front folgte uns, aber hier, 200 Kilometer hinter Warschau, wusste niemand, wie die Lage wirklich war. Die Polen setzten ihre Hoffnungen auf irgendeine wundersame Hilfe des Westens, auf die englische Luftwaffe, auf einen französischen Durchbruch der Siegfried-Linie, auf eine Intervention der Roten Armee. Die Offiziere belogen die Soldaten, die Lokalblätter berichteten in riesigen Überschriften vom Durchbruch der polnischen Kavallerie nach Ostpreußen, von Bomben auf Berlin und einer französischen Invasion im Saarland.
In Kowel empfing uns gemütliche jüdische Provinz, verwilderte Gärten und Holzveranden, geräumige Höfe und ein Gasthaus, das überquoll vor berühmten Gästen aus Warschau. Barfüßige Kinder, den Finger im Mund, bestaunten die ungewöhnlichen Neuankömmlinge, die vor der Schenke saßen: Damen in eleganten Reisekostümen, dicke Łódźer Fabrikanten und der Warschauer Vizebürgermeister höchstpersönlich. Am Ende der Straße lag ein Kibbuz, in dem die jüdische Jugend sich auf ihr zukünftiges Leben in Palästina vorbereitete. An den Wänden hingen Porträts, auf den Tischen lagen überflüssig gewordene Broschüren herum. Alles kam zu spät. »Lauft weg«, hätte ich ihnen am liebsten gesagt, »verlasst euch nicht mehr auf die Älteren. Von ihnen braucht ihr nichts zu 20erwarten, sie wissen nichts und haben nichts mehr zu sagen.« Aber zum Reden war es schon zu spät.
In der Nacht fuhren wir durch Łuck, in einer langen Schlange von Autos mit ausgeschalteten Scheinwerfern.
Die nächste Etappe war Równo. Die Stadt war voller Flüchtlinge aus Krakau und Lwów und voll evakuierter Beamter. Die Minister der in alle Richtungen zerstreuten Regierung, die in Równo Station machten, erzählten großartige Geschichten von der Faust, die angeblich zum Gegenschlag gegen die Deutschen ausholte, und verschwanden diskret Richtung rumänische Grenze. Auf den Straßen standen zurückgelassene Autos, die wegen des fehlenden Benzins zu nichts mehr nütze waren. Teure Autos wurden mit Freuden gegen Pferdekarren getauscht. Wir hatten noch Benzin, aber wir mussten unser Auto verstecken, damit die Behörden es nicht beschlagnahmten. Die Geschäfte und kleinen Läden waren geschlossen oder leer; dem politischen Zusammenbruch folgte der des Alltagslebens auf dem Fuß: Es gab keine Lebensmittel mehr, keine Waren, und niemand wusste, was morgen sein würde. In Tarnopol verblüffte uns die vollkommene Ruhe, die die galizischen Juden mit ihren langen Schläfenlocken und schwarzen Kaftanen an den Tag legten. Was um sie herum geschah, schien sie kaum zu berühren. Sie vertrauten auf Gott und hatten ein für allemal entschieden, die Ereignisse nicht vorwegzunehmen, sondern einfach abzuwarten, bis sie wieder Handel treiben könnten.
Auf einer schmalen Straße in Tarnopol hörte ich blutjunge polnische Krankenschwestern in Khakiuniformen und Gasmasken giftige Hassreden gegen die Juden schwingen … sie konnten es nicht mehr erwarten. Das waren die Schwestern oder Mütter jener sechsjährigen Kinder, die sich später auf jüdische alte Männer und Frauen stürzten und ihnen mit ihren kleinen Händchen die Haare ausrissen. In der Tarnopoler Menge zeigten sich in Erwartung der neuen Machthaber bereits die ersten Symptome von Demoralisierung. Außerdem gab es hier auch noch eine besondere Sorte von Flüchtlingen: polnische Familien, die aus Angst vor ukrainischen Racheakten vom Land in die Stadt geflohen waren.
Am 15. September erreichten wir Czortków. Um in das malerische Städtchen zu gelangen, dessen schöne, bergige Lage an italienische Landschaften erinnerte, mussten wir erst die Militärposten umgehen. Die Einfahrt nach Czortków war verboten, deshalb stiegen wir einen halben 21Kilometer vor der Stadt aus dem Auto und schlugen uns zu Fuß durch. Unser Fahrer und Gefährte Szymkiewicz bog mit dem Auto von der Straße ab und suchte sich einen Weg über Hinterhöfe und kleine Gassen. In der Stadt wohnte ein Bruder eines unserer Mitreisenden. Wir wurden feierlich und mit offenen Armen empfangen. Es war still und ruhig hier; nach der zehntägigen Reise die reinste Oase. Wir machten uns Vorwürfe, dass wir die Schönheiten von Czortków in Friedenszeiten missachtet hatten, und wollten gern eine Weile bleiben … bis die Lage sich klärte.
Und die Lage klärte sich früher als erwartet.
Der 17. September war ein stiller Sommermorgen in Czortków. Ich wachte auf und ging zum Kreisamt, um einen Passierschein nach Zaleszczyki zu beantragen. Zu meinem Erstaunen herrschte auf dem Amt gähnende Leere. Die Bürotüren standen sperrangelweit offen, die Schubladen waren aufgezogen, auf den Fluren keine Menschenseele. Alles sah nach überstürzter Flucht aus. Im letzten Zimmer standen zwei Sachbearbeiter am Fenster und sahen zum Himmel, wo ein Flugzeuggeschwader kreiste.
»Das sind ihre Flugzeuge, ganz sicher!«, sagte einer der beiden mit zitternder Stimme. Ich brachte meine Bitte vor, aber er hörte mir kaum zu.
»Fahren Sie doch, wohin Sie wollen, in Gottes Namen … Wer kümmert sich denn jetzt noch um Passierscheine?«
Verständnislos trat ich wieder auf die Straße. Ich ging zum Nachbarn und schaltete das Radio an. Genau in diesem Moment wurde die Rede von Wjatscheslaw Molotow übertragen, in der er der ganzen Welt feierlich mitteilte, dass die Rote Armee bei Tagesanbruch die Grenze überschritten habe, um angesichts des Zerfalls des polnischen Staates die Brudervölker der Westukraine und Weißrusslands unter ihren Schutz zu stellen.
Eine Stunde später verließen wir Hals über Kopf Czortków. Unser Benzin reichte vielleicht knapp bis zur rumänischen Grenze. Wir überholten polnische Militärkonvois; die Soldaten spähten zum Horizont, sie hielten Ausschau nach sowjetischen Panzern, und die Offiziere erklärten ihnen, die Rote Armee würde ihnen beispringen.
Bei Zaleszczyki war die Straße gesperrt. Da wir befürchteten, die sowjetische Vorhut könnte uns einholen, beschlossen wir, nach Śniatyń zu fahren, 150 Kilometer weiter.22
Um ein Uhr mittags erreichten wir Śniatyń, fünf Kilometer vor der rumänischen Grenze. Dort erfuhren wir, dass die Grenze hermetisch abgeriegelt war. Zwei Tage zuvor hatte man sie gegen Bestechung noch überqueren können, aber jetzt half kein Geld mehr. Die Rumänen hatten aufgrund der jüngsten Ereignisse einen dreifachen Militärkordon postiert. Ihn zu durchbrechen war unmöglich.
Wir hatten nichts zu verlieren, und wir hatten alle Familie im Ausland: ich in Palästina, meine Mitreisenden in Paris und London. Jeder von uns hatte einen ausländischen Pass in der Tasche. Mit Einbruch der Dunkelheit fuhren wir bis an die Grenze.
In Śniatyń sahen wir zum ersten Mal polnische Flugzeuge: Acht Maschinen beschrieben einen Kreis über der Stadt, zum Abschied von Polen – und drehten ab über den Pruth. Śniatyń war der einzige Ort, wo die polnische Armee zu hundert Prozent motorisiert war – es gab keine Infanterie.
An der Grenze stand eine vier Kilometer lange Schlange von Militärfahrzeugen, mit Truppen besetzten Lastwagen und PKW. Die Rumänen öffneten die Grenze nachts, um die Truppen passieren zu lassen. Unser Buick nahm einen Platz in der Schlange ein. Die Autos standen in drei Spuren, sie bewegten sich langsam in der Dunkelheit, die Straße wimmelte von Leuten, überall hörte man Stimmen, Hupen, hektisches Hin und Her. Wir hatten unsere einzige Chance verpasst: Wir hätten unseren schönen Buick stehenlassen, uns unter die Menge mischen und die Grenze mit einer Gruppe von Soldaten passieren müssen, im Schutz der Dunkelheit. Aber wir waren zu unerfahren. Wie hätten wir so ein Risiko eingehen und uns von einem Moment auf den anderen zu Abenteuern und Entbehrungen entschließen können? Unser starkes, schwarzes Auto schien uns mit einem Mal wie ein verlässlicher Rückhalt, wie ein Schiff auf dem stürmischen offenen Meer. Wir sahen, dass es nicht das einzige Zivilfahrzeug in der Schlange war. Und so verging die Nacht in nervöser Erwartung, in gleichmäßigem Vorrücken auf die streng bewachte Linie zu, an der unter einem Torbogen ein rumänischer Soldat mit einer Laterne stand und die Zahl der Soldaten in jedem Wagen aufschrieb: »Der Nächste! Der Nächste!«
Im Morgengrauen waren wir an der Reihe. Wir wurden bis auf fünf Meter hinter der Grenze durchgelassen. Hier standen nebeneinander ein rumänischer und ein polnischer Offizier, die gezielt die Juden in der 23Menge aufspürten. »Papiere!« Der Pole las im Pass unseres Fahrers: »Mojsze Szymkiewicz …«. Bei uns anderen sah es nicht besser aus.
Man befahl uns, auszusteigen und umzukehren. Unser Wagen fiel den Rumänen in die Hände. »Keine Autos den Bolschewiki!«, erklärte der Rumäne auf Deutsch. Neben uns fluchte ein Franzose, den man ebenfalls nicht durchgelassen hatte. Jemand erklärte ihm, warum: In seinem Auto saß ein zufälliger Mitreisender, der Jude war. Die Angelegenheit klärte sich sofort: Der Jude musste aussteigen, der Franzose fuhr erfreut weiter. Wohl dem, der Franzose war.
Immerhin erstritten wir uns das Recht, unsere Koffer mitzunehmen. Ein heftiger Platzregen hatte eingesetzt. Im strömenden Regen schleppten wir uns zu Fuß mit unseren Koffern zurück nach Śniatyń: kein Triumphmarsch. Als wir am Rand des Städtchens ankamen, muss ich ziemlich kläglich ausgesehen haben, denn eine jüdische Frau kam auf die Straße heraus und lud mich ein, mich bei ihr auszuruhen und Tee zu trinken – das war mein Debüt in der Rolle des obdachlosen Streuners.
Am selben Tag unternahm eine Gruppe aus Palästina einen letzten Versuch, sich nach Hause durchzuschlagen: Wir versuchten die rumänischen Behörden zu überreden, uns in einem Bus unter Polizeikonvoi nach Konstanza durchzulassen, in direktem Transit zu einem Schiff. Den halben Tag standen wir auf der Grenzbrücke und warteten auf eine telefonische Antwort aus dem nahen Czernowitz. Am Ende jagte man uns schimpfend davon. Wir beschlossen, die Sache zu überschlafen.
Der nächste Tag war wolkenlos, die Sonne schien, Musik spielte, und die ganze Stadt war auf den Beinen: In der Nacht waren sowjetische Truppen einmarschiert.
Auf dem hohen Turm des Rathauses wehte die rote Fahne, Panzer standen auf dem Platz, und in den Straßen wimmelte es von Menschen. Die Rotarmisten waren von Neugierigen umringt. Um jeden bildete sich ein Kreis, er wurde mit Fragen bombardiert und bestaunt wie ein Wunder. Dutzende improvisierter Kundgebungen entstanden. Die gutmütigen Soldaten beantworteten alle Fragen ohne die geringste Verwunderung oder Verlegenheit. Dies war der Beginn meiner Reise nach Russland, obwohl ich das in diesem Moment noch nicht ahnte.
Ukrainische Bauern in weißen Hemden fragten nach den Brotpreisen, ein Schuster wollte wissen, was ein Paar Stiefel kostete. Alle interessier24ten sich für die Löhne in der Sowjetunion, und alle waren perplex über den außerordentlichen Wohlstand der Sowjetbürger.
»Ich bin selber Schuster«, sagte ein pockennarbiger Bursche und schwenkte lachend sein Bajonett. »Ich habe bis zu tausend Rubeln verdient.«
»Und wieviel kosten Stiefel?«
An dieser Stelle zwinkerte er und fragte: »Wieviel kosten sie denn bei euch?«
Man nannte ihm den Preis.
»Ungefähr genausoviel kosten sie auch bei uns«, sagte der Bursche, ohne lang zu überlegen.
Eine Gruppe von Rotarmisten hatte sich im Kreis aufgestellt:
»Leuchtend prangten ringsum Apfelblüten,
still vom Fluss zog Nebel noch ins Land;
durch die Wiesen kam hurtig Katjuscha …«
Die Melodie von Katjuscha gefiel allen sehr. Noch vor drei Tagen hatte niemand in Śniatyń an solche Lieder gedacht. Die polnischen Piloten in ihren schmucken schwarzen Uniformen, die Offiziere mit den spitz zulaufenden Mützen, die polnische Zivilbevölkerung, alle waren wie betäubt – sie versuchten zu begreifen, was passiert war, und trauten ihren Augen nicht.
Erst Jahre später, in der Sowjetunion, wurde mir klar, welche Komödie die fröhlichen Rotarmisten an diesem strahlenden, klaren Morgen aufgeführt hatten – mit welcher Begeisterung und Überzeugungskraft die Bürschchen aus Jaroslawl und vom Ural uns anlogen und sich über uns lustig machten mit ihren Geschichten von einem Paar Stiefel für sechzehn Rubel und dem paradiesischen Leben in der Kolchose. Offenbar hatten sie entsprechende Instruktionen erhalten, oder aber sie legten jene spezielle Form von russischem Patriotismus an den Tag, die darin besteht, es den Polen zu zeigen. Die Juden allerdings schöpften gleich Verdacht: Als sie hörten, es gebe »alles« – »bei uns gibt es alles!« –, fingen sie an, Fangfragen zu stellen: »Sagt bloß, bei euch gibt es auch Kopenhagen?« – Wie sich herausstellte, gab es »natürlich auch Kopenhagen, in rauen Mengen!« Noch klarer wurde das Bild, als die Kommandantur Befehl gab, alle Geschäfte zu öffnen, und einen Wechselkurs von einem Rubel zu einem Złoty anordnete, worauf eine Lawine von sowjetischen 25Käufern durch die Läden rollte. »Ein Złoty gegen einen Rubel!« – das hieß, dass sie die Reste des bourgeoisen Überflusses umsonst mitnehmen durften, als Siegesprämie. In Lwów sah ich später, wie sowjetische Kommandeure in leere Geschäfte gingen und, da sie die polnischen Schilder nicht lesen konnten, fragten, was es hier zu kaufen gebe. Sie wollten irgendetwas kaufen, ganz egal was – Nägel, Koffer, Badeanzüge. Nach dem Preis fragten sie nicht einmal, so dass die jüdischen Händler zunächst nur bescheidene Aufschläge ansetzten – zehn, zwanzig Prozent –, bis sie begriffen, dass diese Leute einfach alles brauchten, zu welchem Preis auch immer.
Drei Jahre später traf ich in einem sowjetischen Lager einen von denen wieder, die im September 1939 die Westukraine »befreit« hatten. Ich fragte ihn, welchen Eindruck die erste Begegnung mit dem Ausland damals auf ihn gemacht hatte. Von ihm erfuhr ich, was die Rotarmisten, die in jenen Tagen auf den Straßen von Śniatyń vom sowjetischen Schlaraffenland erzählten, wirklich gedacht hatten.
»Ich war in Rokitno gelandet, das war ein ganz kleines Städtchen. Aber die Jungs haben nur so mit den Ohren geschlackert, als sie gesehen haben, was da alles in den Wohnungen herumstand. Überall Spiegel und Grammophone, und dabei jammern sie noch, wie schlecht es ihnen geht. Na, dachten wir, bei uns wird euch das Jammern vergehen, ihr Täubchen. Vor allem über die Stoffgeschäfte haben wir gestaunt – da lag die Ware nicht nur im Regal hinter der Verkaufstheke, sondern auch davor, wo die Kunden waren. Und zwar jede Menge! Ein ganz anderes Leben war das dort. Als wir damals kamen, haben sie ihre Ware schnell versteckt, aber ich habe mir was einfallen lassen. Was ich damals allein an Kakao gekauft habe! 15 Rubel das Kilo – und bevor wir da waren, war er wohl noch viel billiger, habe ich gehört. Leider mussten wir bald wieder abrücken, wir konnten das gar nicht richtig ausnutzen …«
Bis Ende September blieben wir im sowjetischen Śniatyń. Es war ein wunderschöner Frühherbst. Ich wohnte am Stadtrand, in einem Haus mit Glasveranda und Vorgarten. Unter den Fenstern blühten Astern und Malven. Meine Zimmerwirtin, eine alte Polin, lebte allein mit einem ebenso alten Dienstmädchen, und beide ängstigten sich zu Tode. Morgens ging ich einen steilen Abhang hinunter zum Fluss und badete. Die blau schimmernden Hügel am anderen Ufer des Pruth gehörten schon zu Rumänien. Einige Tage später kamen von dort mehrere Gruppen von 26Polen zurück: Die Rumänen hatten sie schlecht behandelt, sie in ein Lager unter freiem Himmel gesteckt, sie zum Mittagessen Kartoffeln ausgraben lassen und ihre Wertsachen gestohlen.
Śniatyń war dagegen eine Idylle: Auf dem Markt herrschte reges Treiben, die sowjetischen Kommandeure, mit Einkäufen beschäftigt, waren von ausgesuchter Höflichkeit. Die Bevölkerung organisierte eine Demonstration zur Begrüßung der Roten Armee. Sie schmückten die Stadt, und etwa 700 Menschen zogen mit roten Fahnen und Hoch- und Hurrarufen an der Kommandantur vorbei. Die Mehrzahl waren Juden. Hinter ihnen marschierten einige Ukrainer. Polen waren nicht dabei. Gemessen an der Tatsache, dass in Śniatyń um die 5000 Juden lebten, die allen Grund hatten, der Sowjetmacht dankbar zu sein, hielt sich die jüdische Begeisterung allerdings in Grenzen. Doch die Polen sahen die Tausende nicht, die zu Hause geblieben waren. Für sie war das eine »jüdische Demonstration«. Am selben Abend beklagte sich eine polnische Lehrerin und Patriotin bitter über die Śniatyńer Juden bei mir.
Es fiel uns schwer, uns von der rumänischen Grenze zu verabschieden. Wir hatten noch immer nicht aufgegeben, suchten nach Lotsen, warteten auf eine Gelegenheit. Wie lange konnten wir hierbleiben, ohne den Argwohn der sowjetischen Behörden zu wecken? Abends trafen wir uns in einem Privathaus, um Radio zu hören – unsere einzige Verbindung zur Außenwelt. Fürs erste hielt Warschau noch stand, die Rote Armee rückte noch vor, wir rechneten noch mit Wundern an der Westfront. In dem verschlafenen Grenzstädtchen hatten wir eine Insel der Ruhe gefunden.
Auf den Dächern der ukrainischen Häuschen lagen goldene Maiskolben und Kürbisse ausgebreitet. In dem weißen Gebäude der Zionistischen Organisation mit dem Davidstern am Giebel war eine sowjetische Behörde untergebracht. Und wir, verirrte Europäer, denen das alles wie ein Traum vorkam, besorgten uns Ausweise für eine Privatbücherei, die noch nicht geschlossen worden war, und statt uns in das Buch Prediger zu vertiefen, lasen wir begeistert Montherlant, diesen Feind der Gesellschaft und des Rechts und Verfasser genialer Paradoxa – unseren Feind Montherlant, den zukünftigen Schergen des Vichy-Regimes.
Es fand sich niemand, der bereit war, uns über die Grenze zu bringen. Schließlich legten wir auf der Kommandantur unsere mit vielen Visa geschmückten ausländischen Pässe vor und baten ganz bescheiden um 27
Im September 1939 wurde die Hälfte des polnischen Staates von der Roten Armee besetzt.
Die polnischen Truppen leisteten keinen Widerstand, sie konnten und wollten nicht kämpfen. Bei zufälligen Zusammenstößen gab es einige Hundert Tote und 2000 Verwundete. Eben das war jenes »gemeinsam vergossene Blut«, das laut einem Telegramm Stalins an Hitler zum Fundament der Freundschaft zwischen Sowjets und Nazis werden sollte. Die Bevölkerung hatte die Rote Armee wie einen rettenden Engel empfangen. Nicht nur die Juden, auch Polen, Ukrainer und Weißrussen öffneten der Sowjetunion ihre Herzen. Den Einmarsch der sowjetischen Truppen begriff man allgemein nicht als verabredete, zynische Teilung Polens, sondern als Hindernis, das sich plötzlich den Hitler-Schergen entgegenstellte: »bis hierher und keinen Schritt weiter«. Entzückt erzählte man sich, dass die deutschen Divisionen vor der Roten Armee zurückwichen. In der Stadt Równo ließ der Wojwode einen Triumphbogen bauen und ordnete an, dass Delegationen aus der Bevölkerung die einrückenden Truppen begrüßen sollten. Die polnische Polizei von Równo empfing die Rote Armee in weißen Handschuhen und mit Blumensträußen. Im besetzten Warschau rief die Nachricht, dass die sowjetischen Truppen sich der Weichsel näherten, einen Sturm der Begeisterung hervor: Hilfe nahte. Nie hatte es in der Geschichte der beiden Völker und Länder einen günstigeren Moment gegeben, um die alten Rechnungen zu vergessen und den jahrhundertealten Zwist zu beenden, um polnische wie nichtpolnische Bürger durch Anerkennung und heiße Dankbarkeit an sich zu binden und eine neue Ära einzuläuten. Damals hätte man uns alle zu einem günstigen Preis kaufen können.
Millionen verzweifelter Menschen flohen in jenen Tagen vor der deutschen Invasion. Der Überfall der Deutschen und der Zusammenbruch Polens ließen nur einen Ausweg offen: nach Osten. Die Polen flohen zu ihrem brüderlichen Nachbarvolk. Die Juden unter den Schutz der großen Republik der Freiheit. Sozialisten und Demokraten ins Land der Revolution.29
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