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Gibt es etwas Schöneres, als dem Alltag durch einen spontanen Kurzurlaub zu entfliehen? Oder sorgfältig eine ferne Reise zu planen, um sich einen langgehegten Traum zu erfüllen? Ob türkisblaue Meere, schneebedeckte Berge, tropische Wälder oder weite Wüstenlandschaften, ob pulsierende Metropolen oder idyllische Dörfer - durch nahe oder ferne Reisen wird dem Menschen häufig erst bewusst, wie schön und facettenreich unsere Welt doch ist. Die Beiträge legen Zeugnis ab von Entdeckerlust und Welt-Erfahrung; farbenfrohe Erlebnisberichte, Erzählungen oder Gedichte bieten einen facettenreichen Zugang zu Natur, Stadt und Land. Wie eine literarische Sammellinse erzählt das Buch von verborgenen Orten, prägenden Begegnungen, von Sitten und Gebräuchen der Menschen von nah und fern und dokumentiert so die Liebe der Autoren zu vielfältigen Reisezielen.
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Seitenzahl: 147
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Was die geneigten Leser vorab wissen sollten:
Wir geben unseren Autoren die Freiheit, selbst über den Gebrauch von alter, neuer oder Schweizer Rechtschreibung zu entscheiden, daher variiert auch die Schreibweise in dieser Anthologie.
Vorwort
Christian Barsch
HEXE KRET
Beatrix Ramona Benmoussa-Strouhal
Die Koffer
Die Dattelernte: „Das Brot der Wüste“
Die goldene Wunderschere
Diethelm Max Bubbel
2021 – Der Beginn von Reisen ins Oderbruch
Sonja Dworzak
Reisen vertreibt Trübsal
Regina Franziska Fischer
St. Peter-Ording
DOLOMITENREISE – St. ULRICH
Roswitha Flechtner
Nordsee-Küste
Paul Friedrich
Wo liegt Törggelen?
Horst Jesse
Reise nach Kreisau in Schlesien
Günther Melchert
Reiselust und -frust einer deutschen Familie mit internationalen Wurzeln
Dieter Rösel
Unterkühlte Hochzeitsreise
Gabriele Schienmann
Geliebter Trabi
Ursula Schinzel
Quo vadis 2021/2022?
Heimgart Schneider
HIX auf der Gardinenstange und LUJA up ten Urknall
Samira Schogofa
Schönes Gefühl
Roswitha Charlotte Schwenk
Perle der Adria
Wüstensandsturm
Wolfgang A. Windecker
Londoner Erfahrungen
AUTORENSPIEGEL
Reisen vertreibt Trübsal! Fort, fort, nichts wie fort! Das Virus, das in unser Leben wie ein Meteorit eingeschlagen ist, soll uns nicht länger im Weg stehen!
Mein Koffer steht sauber entstaubt und gepackt im Eingang. Nebst persönlichen Dingen sind darin verstaut die Geduld, der Humor und die Gelassenheit. Diese werde ich dringend brauchen, wenn ich wieder stundenlang im kilometerlangen Stau auf der Autobahn stehe oder auf Bahn- und Flughäfen warten muss, wenn unvorhergesehene Widrigkeiten mir den Weg verstellen.
Verstopfte Autobahnen, sommerliche Völkerwanderungen und hektisch lautes Getriebe in Urlaubsorten werden in diesem Jahr wieder die Begleitmusik zum Urlaub sein. Für mich gehört es zu den schönsten und aufregendsten Dingen, neue Orte zu entdecken. Leise wispern Legenden in den Gassen und der Klang fremder Sprachen dringt an mein Ohr.
Das Buch, das Sie, liebe Leserschaft, gerade in Händen halten, erzählt Reiseerlebnisse, die nicht in Form von inhaltslosen Selfies auf Handys herumgeistern und in der Erinnerung verblassen. Die Autor*innen erzählen Geschichten, sie erschaffen Kopfkino und erwecken vielleicht auch Inspirationen für die nächste Reise.
In der Tat, ich bin mir sicher, dass Ihnen die Geschichten Vergnügen bereiten werden.
Wie sagte schon der alte Herr Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe:
„Bleibe nicht am Boden heften, Frisch gewagt und frisch hinaus! Kopf und Arm mit heitern Kräften, Überall sind sie zu Haus; Wo wir uns der Sonne freuen, Sind wir jede Sorge los; Dass wir uns in ihr zerstreuen, Darum ist die Welt so groß.“
Vielen Dank allen, die uns mit ihren Geschichten an ihren Reisen teilhaben lassen.
Es grüßt Sie herzlich
Sonja Dworzak
59. DER VULKAN OGO (FORTSETZUNG)
Otoki. Wochen-Mitte, 10. Kornmonat.
Der Vulkan Ogo
auf Dokahoki
(Meerland-Nord) ist
dienstestags (gestern)
neu ausgebrochen.
(Daß ihrs nur wißt.)
Otoki. Donners Tag, 11. Kornmonat.
Die Seismographen registrierten
wochenmittvormittags im Zentrum
des Vulkans Ogo auf der meerlän
dischen Nordinsel Dokahoki
(und dennoch: innres Feuer brennt zum
Spaß) stündlich fast siebzig Aufstöße
kleinerer Größe. (Ogo: böse.)
Otoki. Dienstes Tag, 16. Kornmonat.
Seit Tätigkeitsbeginn
am 7. (nicht nur Dust)
brach Ogo (Dokahoki,
Insel, Meerland-Nord) lust
und schwungvoll zum sechzehnten
Mal aus. (Habts schon gewußt?)
Otoki. Donners Tag, 18. Kornmonat.
Der vor mehr als einer Woche
auf der meerländischen Insel
Dokahoki ausgebrochne
Vulkan Ogo ist noch immer
sehr aktiv. Die vorläufige
Schadensumme des Ausbruches
wird auf rund zwanzig Milliarden
Münz geschätzt. („Schlimm, schlimm und schlimmer!“)
Mor. Donners Tag, 18. Kornmonat.
Weite Südhalbinsel
regionen hat ein
Schluck-Beben erschüttert.
(Optimist schaut matt drein.)
*
Die Artikelauswahl malt ein Bruchteil dessen, was das schlimme Götterfluchbeil auf den Globus niederhaut – der hustet und hat dabei Städte bruchgepustet,
Leut und Land
(Hexe Kret kennts)
an den Rand
der Existenz.
(Wir danken Frau Statistik hocherfreut
für uneigennützige Mitarbeit.)
60.
Das liest sich ziemlich mühelos,
doch Schreck war in der Frühe groß
des 7. VIII. Es wirkt niedlich?
Ach, es war mehr als ungemütlich:
Der rauch-, stein-, aschespeiende Groller
brachte mit seinem neuen Koller,
mit seinen rauhen Rumpeltönen
Trübnis, Trostlosigkeit und Tränen.
Auch Magus Sim hält diese Zeitung
zum Zweck der Horizontausweitung.
Er ruft nach Lesen der Artikel
(liest Hex-Gazett meist als Faszikel,
so zehn, zwölf Nummern insgesamt,
weil Zorn ihn sonst zu oft entflammt):
„Man sagt: Der Viel zwingt die Natur –
Ogo spürt davon keine Spur.
Und mannigfache Katastrophen
hindern nicht Madam Vielheits Zofen
daran, in Haaren sich zu liegen
in Form von völlig dummen Kriegen.“
Darum beschließt er, (ganz in Ehren)
sich bei Gottvater zu beschweren.
Er zaubert sich vors Himmelstor –
es hängt ein großes Schild davor.
Und Zauberer Simsalabim
liest voller Staunen und verdrossen
auf diesem Schild: Heute geschlossen!
Er seufzt enttäuscht: „Ach, das ist schlimm …“
61. ROMANZE
Du wunderschöne, lieblich-zarte
lachsrote Hexafoliumblüte
(Vallota speziosa Voss),
wie mild erregst du das Gemüte
weitum ehrenden Hexenfreunds.
Groß schweigsame Natur verschafft uns
schon lange Hexensymmetrie;
stumm leidet sie an krankhaft kalter
voransüchtiger Zerfasrungsmüh.
Blühe, lieber Stern. Was heißt schon modern.
Was heißt nah, was fern. Echter Schönheit Kern,
dich, du lieber Stern, haben wir gern,
immer gern, ach gern!
Und Hexe Kret (gewiß so Dame,
wie manche Dame Hexe ist)
wird zur Vallote gar, wenn ihr Pflock
sich anzeigt. Blumenfexe mißt
vielleicht mit Nachsicht Moloch Zeit.
Auf jeden Fall ward sie vor solch
Sechsstern einstmals für uns geboren,
und wie er prangt, geht auch ihr Sein
für stille Sucher nie verloren.
Lebe, Kret, blüh, Stern. Seid uns gute Herrn
(letzteres intern), laßt die Zeiten zerrn.
Lieben Doppelstern haben wir gern,
ewig gern, so gern!
(Gehäuft Viel-Schwächen: Viel-Balken brechen, voll Pech Viel-Flächen – laßt Sternsinn sprechen.)
62.
Am Fluß, dicht bei den Bögen
(Schar Träger raschen Rads)
dehnt sich ein langgestreckter,
von Glanzwelt unentdeckter,
riesiger Lagerplatz.
Der groß-weiße Poet,
der sonst auf schönen Wiesen
sanft unter Mondlicht lagert,
muß hier zerzaust, zermagert
durch steife Brücken fließen.
Er wallt um Kistenberge,
die kubisch ihm entragen,
die schwer im Morgen schauern
und zwischen Brettermauern
Werweißwas in sich tragen.
Wer weiß, was sie umbauen,
wohin sie Schicksal führt;
sie sind, der Haufen weist es,
Behältnisse Viel-Geistes,
Her-Steller tituliert.
Der groß-weiße Poet
kriecht durch die Bretterritzen
und kann den Inhalt sehn;
er schreibt, nun er dahinzieht,
davon ein milchnes Spinnlied –
wem mag sein Opus nützen?
Niemand kann ihn verstehn.
– Vier vorangegangenen Stücken folgen vier weitere –
63.
Weder Himmelszorn noch Unglücksgier
suchten uns beim ersten Male heim
(wie befürchtet), deshalb machen wir
diesmal keine Pause im Gereim.
*
Auf einer Buchausstellung
mächtigen Sammlers – wie hieß
er doch? Es war mit ‚Koll-‘ was
(Buchgrafik und Exlibris) –
in schönen hellen Räumen
geistfreundlichen Gebäudes
(hier bremst das liebe Leben,
des Lauten oft, des Leides)
treffen sich unvermittelt
M. Sim (samt unsrer Hex)
und Dr. Konjunktiv,
ein Trio frohen Schrecks.
Welch Zufall. Schnell begreift man
jedoch, daß (wie wir wissen)
die Haupthelden der Einheit
des Orts gehorchen müssen.
Mit Recht. Und in so vielem
stimmt man ja überein:
Sim konnte immer schon von
Büchern bezaubert sein
(Kret gleichfalls), wie der Doktor
ernsthaft (sonst wohl für Späße)
vor schönen Rücken festhängt:
„Wenn ich dies Buch besäße …“
Zaubrer und Zweifel passen
gut zueinander, nämlich
der Magus und der Doktor
sind fortan unzertrennlich.
„Mein lieber Konj’nktiv“, wirft Sim
munter in leichtem Ton hin,
„auf gute Freundschaft. Und Kret
sei unsre Schutzpatronin.“
64.
Fein tönt Tonbäumchen mit Silberästchen aus rot-gold beprägtem Lederkästchen.
Glaubtest früher (glaubtest gern noch heute), drin befänden sich winzige Leute, lockten kunstvoll mit Elfenbeinstöckchen Melodie aus blankgeputzten Glöckchen.
Ach, enttäuscht erblickst du in dem Lädchen Federn, Hebel, Walzen, Stiftchen, Rädchen,die in dir Kritik daran entfachen, Wissen, Wahrheit würden glücklich machen.
Dein Gefühl rührt Hexe Kret, die Gute: sticht ins Ohrläppchen dir – zwick, es blute –, hext aus purpurwarmlebendigen Tröpfchen Männchen, rotbejackt, mit goldenen Knöpfchen,
die in Kästchens eng bemeßnem Hofe … – lies noch einmal Stückleins zweite Strophe und sag leise, innig: „Hex sei Dank.“ Das Orchester in dem kleinen Schrank
läßt zart, elfenhaft die Töne schwellen aus Tonbäumchensilberästchenschellen.
*
Hinterher bedenken wir
(selten wohl war die Musik
derart nützlich; führt doch Zier
mit Notwendigem oft Krieg):
Wenn rar-teure Glitzerdinge
– Spänglein, Reifen, Kettchen, Ringe
die im Kästchen sich verstecken,
bösen Diebs Gelüste wecken
(Gier weiß nicht, schluckt sie auch vieles:
Weg nur schafft den Wert des Zieles),
blendet schreckhelles Geschelle
tückischen Mann, der, schwarz verlarvt,
aufweckt winzigste Kapelle:
Nachtstille, silbern durchharft …
65.
Vorbei an blinden Butzenscheiben
schabt sacht Messinglaufstangenwetzen.
Weinroten Laufer füßetretend
(zum Teil bereits Fußangelfetzen)
stehn unter Treppenhauses Stuckschmucke
wir vor dem Türschild Gubernator.
Klingelknopfdruck. Er öffnet. Rentner,
Skeptiker jetzt, Organisator
einstmals. Müde, doch höflich hört er
uns zu, ohne zu unterbrechen,
und sagt dann: „Hilfe kann ich leider
seit Jahren schon nicht mehr versprechen.
Das weitverzweigte Netz von Straßen
ist zugeweht und fast verlandet;
bleibt nur der große Hauptkanal, der
ist stellenweise auch versandet.
Ich bin kein Windbeutel, der Leerheit
vermittels Sahneschaums umzuckert;
mein Schiffchen ‚Exitus‘ ist leck, wenn
zwar der Motor noch wacker tuckert.
Und dessenungeachtet bliebe
allenfallsige Ausfahrt sinnlos:
Unwetter steht am Horizont, sturm-,
blitz-, flutvoll. Da war kein Gewinn. Groß
wär nur das Risiko, zu groß wohl.“ –
Straßenlärm schallt von fern her. Wir
danken dem Meister Gubernator.
Er zuckt die Achseln. Schließt die Tür.
66. KONJUNKTIVISCHES
„Ach, wäre doch …“ – ihr schreit wie stoßseufzt es vergebens; seht Unvollkommenheit als Mutter allen Strebens.
„Es schmerzt mich sehr, ich ärgre mich fast schief,
daß alles, alles Stückwerk ist“, ruft traurig Dr. Konjunktiv.
„Wo immer auch der Geist des Auges Angel
auswirft im Fluten der Erscheinung, er fischt sich mit Gewißheit Mangel.“ –
„Ja“, antwortet Magus Simsalabim,
dem dies Problem keineswegs fremd, „es ist schon schlimm, ist wirklich schlimm.
Hundertprozentig kann nichts sein – ich schmähe
die Unvollkommenheit dadurch, daß ich sie vollkommen übersehe.“ –
„Wie, Schicksal, du betreffs des Namens stief
mütterlich an mir handeltest – ach!“ fortsetzt Dr. Konjunktiv.
„Es ist, um sich die Haare auszuraufen:
Man glaubt etwas apart zu heißen – gern ließe ich mich anders taufen.
Mein Name hat vor Jahren schon ergoetzt;
vier Tage ist es her, daß ichs zufällig las – ich war entsetzt.“ –
„Natürlich, lieber Konj’nktiv, ich versteh dich“,
erwidert trostbemüht der Magus, „ich halt mich solchen Ärgers ledig.
Ziehn Nomina als gleichsam Flügelsamen
in alle Welt, ergeht es so selbst ganz Großer ehrfurchtsschweren Namen.
Zum Glück nur Schall und Rauch. Noch nie ergrimmt
hat mich – tröste dich – der Gedanke, wo und seit wann es etwa ‚simt‘.“
Ich wartete vor dem Fließband auf meinen grünen Koffer, der schon von weitem leuchtete. Wo war er geblieben? Fernab in einem fremden Land hoffte ich, dass er nicht verloren gegangen war. In Gedanken versunken, nahm ich eine Gestalt wahr, die ebenso auf ihr Reisegepäck wartete. Der Fremde war in einen weißen Stoff gehüllt und lächelte mir freundlich zu. Jetzt erst registrierte ich das männliche Wesen bewusst.
Sprachgewirr, hektische Leute rundum, die ihr Reisegepäck in Empfang nahmen, nur mein Koffer war nicht in Sichtweite. Unglücklich muss ich ausgesehen haben, als der junge Mann auf mich zukam. Plötzlich hatte ich meinen Koffer vergessen und sah nur ihn. Mit seinen dunkelbraunen Augen blickte er mich sanft an und zog mich in seinen Bann. Kunstvoll war das weiße Tuch zu einem Turban um seinen Kopf gebunden.
Ich wurde aus meinen Gedanken herausgerissen, als mich jemand anrempelte und auf meinen grünen Koffer aufmerksam machte, der mehrmals die Runde gemacht hatte. Verstört bedankte ich mich bei dem Reisenden und zog den Koffer vom Band. Ich drehte mich um, um den jungen Mann zu sehen.
Er zog einen kleinen Trolley hinter sich her. Ich wünschte ihm gute Weiterreise und es entstand ein Gespräch voller Leidenschaft, das nicht enden wollte. Langsam leerte sich die Halle und wir gingen aus dem Flughafengebäude plaudernd hinaus. Die Sonne schien uns ins Gesicht, ein wunderbares Ambiente einer Stadt tat sich unseren Augen auf. Lachend ins Gespräch vertieft, wohl eine Innigkeit in uns. Wären nicht so viele Koffer vor Ort gewesen, hätten wir uns nicht gefunden.
Der Ursprung der Dattelpalme liegt in Mesopotamien. Schon im 3. Jahrtausend vor Christus wurde die Dattel nachgewiesen. Die alten Babylonier haben vor 5000 Jahren die Pflanze bereits kultiviert. Die Dattelpalme zeigt das Grundwasservorkommen an. Sie braucht viel Wasser. Zwischen 10 und 30 Meter hoch, spendet sie in der Hitze Schatten. Die Frucht wird auch „das Brot des Wüste“ genannt.
Zur Zeit Salomons war die edle große Dattelsorte nur den Königshäusern vorbehalten, doch in der weiten Sahara war sie Grundnahrungsmittel. Vier Stück Datteln pro Tag braucht der Mensch, um überleben zu können, es sind alle Vitamine darin enthalten, das steht schon im Koran. Auch steht in einer heiligen Schrift, Jesus sei unter einer Dattelpalme geboren worden.
Im antiken Palästina wurden die Dattelkerne geröstet und als Kaffeeersatz verwendet. Der Dattelsirup erinnert an den Geschmack süßen Honigs. Der Dattelschnaps, der in Indien weit verbreitet ist, wirkt sehr beschwingend. Gewonnen wird er durch das Ritzen der Baumrinde. In den Maghrebstaaten sind Datteln allgegenwärtig und in jedem Festmahl integriert.
Das Pflücken ist nicht ungefährlich. Mit bloßen Füßen steigen die Einheimischen, einen Gurt um den Körper gebunden, den dicken Baumstamm empor. Sie halten sich mit den Zehen an den Einkerbungen der abgeschlagenen Ästen fest, schütteln dann den Baum und schneiden die schöneren Früchte aus der Krone heraus.
In Oman wird zum Süßen von schwarzem Kaffee bis heute kein Zucker verwendet, jedoch eine Dattel dazu gegessen. Herrliche Reisgerichte gibt es in Ägypten und Iran. Dattel mit Rinderspeck umwickelt, gebraten. Gefüllte Datteln mit Marzipan zu feinen Anlässen.
Im fernen Japan schlenderte ein Mädchen die schmalen Gassen entlang, wo es Marktstände gab und wundersame Dinge zu sehen waren. Sie suchte verzweifelt eine Schere, denn sie wollte zum bevorstehendem Fest ein Kirigami schneiden und ihrer Mutter danken. Das älteste bekannte Fragment dieser Papierschnittkunst ist aus dem Jahre 757 nach Christus.
Zu Ehren des Festes und der Tänzer waren die Bühnen dekoriert. Das Fest stand nun bevor, Zeit blieb ihr nicht mehr viel übrig. Sie lebte in einfachen Verhältnisse, doch zufrieden. Auf einem Holztisch entdeckte sie eine unscheinbare, rostige, mit Staub bedeckte Schere. Schmutz einiger Jahrhunderte klebte daran. Die Schere hatte es ihr angetan, sie wusste um das Geschick ihrer Hände und befürchtete nicht, mit ihr zu versagen.
Der Händler verlangte wenig Geld, und sie war glücklich, sich an die Arbeit zu machen. Das geeignete Papier hatte sie schon besorgt. Auf dem Nachhauseweg beobachtete sie heiter das Treiben der Geschäftsleute und die bummelnde vornehme Gesellschaft, in wundervolle farbenfrohe Kimonos aus Seide gekleidet. Sie erfreute sich so sehr an diesen bunten Ornamenten, dass es ihr nicht aus dem Kopf ging, einen Scherenschnitt aus Vögeln und Blumen zu machen.
Nichts ahnend versuchte sie, die Schere vom Schmutz zu befreien. Und ihre Augen staunten, als sich die Schere aus purem Gold entpuppte. Doch die kostbare Schere konnte weit mehr. Das Mädchen nahm ein Papier und begann ein Kunstwerk zu schneiden. Siehe da, Blüten, Bäume, Vögel und ein Kaiserpalast entstanden. Das Wunder – es war alles in Farbe, und die Figuren fingen zu leben an …
Dörfer mit alten Fachwerkhäusern,
Sumpflandschaften mit abgestorbenen Bäumen,
ein ausgedientes Fischerboot zwischen Oder und Deich.
Der Flussgott der Oder, Viadrus, und der „alte Fritz“!
Sie sind uns begegnet,
oder waren es nur Täuschungen in der Dämmerung?
Selbst bemüht, Menschen, nett, freundlich und hilfsbereit,
mit kleinen Engeln und goldenen Federn,
Aufmerksamkeit zu schenken und Freude zu bereiten.
3. Adventswochenende!
Wiedereintauchen in unsere Heimat.
Flackerndes Kaminfeuer in unserem Art-Pavillon,
Begegnung mit Freunden!
Gespräche, weihnachtliche Klänge
bei Fisch, Wurst und Gänseschmalz aus dem Oderbruch,
aus dem Oderbruch im Jahr 2021.
Die vergangenen zwei Jahre haben das Reisen coronabedingt teilweise unmöglich gemacht oder erschwert. Doch endlich gab es ein Zeitfenster, in dem man sein Fernweh stillen konnte. Anfang September 2021 ging es los über Deutschland nach Holland und Belgien und wieder retour.
Unser erstes Ziel war Heidelberg, der Jugendtraum aller Studierenden. Ich war zum ersten Mal dort, hatte kaum eine Vorstellung und war hingerissen. Auch wenn die halbleeren Lokale und Straßen uns ein geruhsames Bummeln ermöglichten, gespenstisch wirkte es allemal. Mein ganz persönliches Highlight war der Studentenkarzer. Nachdem wir einige Male vergeblich den Eingang gesucht hatten, konnten wir maskiert und mit 3G-Nachweis endlich einen Eindruck vom Karzer gewinnen.
Man glaubt es nicht, der Studentenkarzer war bis 1914 in Betrieb. Ja, wenn sich die Herren nicht benehmen konnten, dann sollte ihnen Mores im Gefängnis gelehrt werden. Meint man!
Weit gefehlt. Getrennt nach studentischen Verbindungen verbrachten sie dichtend und grölend die Zeit in ihren Zellen.
Weiter ging es, wir fuhren zum Schloss hinauf und lustwandelten in der herrlichen Parkanlage, die einen überwältigenden Blick auf Heidelberg preisgab. Der Platz lädt zum Verweilen ein. Die schönste Ode auf Heidelberg schrieb sicher Friedrich Hölderlin – ich las sie, während ich im Schlossrestaurant auf einen vorzüglichen Flammkuchen wartete.
Abschließend, wie könnte es anders sein, stand das „Große Fass“ auf dem Besichtigungs-To-do-Plan. In einer langen Schlange schlängelten sich die Besucher am Fass hinauf und wieder herunter, Abstandsregeln waren da beim besten Willen nicht einzuhalten. Hinter der FFP2-Maske stieg auf meinen Augengläsern der Dunst auf, ich stolperte die Leiter herunter. Es war dämmrig und dunstig und ich wollte nichts wie weg von dem Gedränge. Corona hat uns allen Distanz nahegebracht!