Reise, reise! - Sonja Dworzak - E-Book

Reise, reise! E-Book

Sonja Dworzak

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Beschreibung

Gibt es etwas Schöneres, als dem Alltag durch einen spontanen Kurz­urlaub zu entfliehen? Oder sorgfältig eine ferne Reise zu planen, um sich einen langgehegten Traum zu erfüllen? Ob türkisblaue Meere, schneebedeckte Berge, tropische Wälder oder weite Wüstenlandschaften, ob pulsierende Metropolen oder idyllische Dörfer - durch nahe oder ferne Reisen wird dem Menschen häufig erst bewusst, wie schön und facettenreich unsere Welt doch ist. Die Beiträge legen Zeugnis ab von Entdeckerlust und Welt-Erfahrung; farbenfrohe Erlebnisberichte, Erzählungen oder Gedichte bieten einen facetten­reichen Zugang zu Natur, Stadt und Land. Wie eine literarische Sammel­linse erzählt das Buch von verborgenen Orten, prägenden Begegnungen, von Sitten und Gebräuchen der Menschen von nah und fern und dokumentiert so die Liebe der Autoren zu vielfältigen Reisezielen.

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Seitenzahl: 147

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Was die geneigten Leser vorab wissen sollten:

Wir geben unseren Autoren die Freiheit, selbst über den Gebrauch von alter, neuer oder Schweizer Rechtschreibung zu entscheiden, daher variiert auch die Schreibweise in dieser Anthologie.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Christian Barsch

HEXE KRET

Beatrix Ramona Benmoussa-Strouhal

Die Koffer

Die Dattelernte: „Das Brot der Wüste“

Die goldene Wunderschere

Diethelm Max Bubbel

2021 – Der Beginn von Reisen ins Oderbruch

Sonja Dworzak

Reisen vertreibt Trübsal

Regina Franziska Fischer

St. Peter-Ording

DOLOMITENREISE – St. ULRICH

Roswitha Flechtner

Nordsee-Küste

Paul Friedrich

Wo liegt Törggelen?

Horst Jesse

Reise nach Kreisau in Schlesien

Günther Melchert

Reiselust und -frust einer deutschen Familie mit internationalen Wurzeln

Dieter Rösel

Unterkühlte Hochzeitsreise

Gabriele Schienmann

Geliebter Trabi

Ursula Schinzel

Quo vadis 2021/2022?

Heimgart Schneider

HIX auf der Gardinenstange und LUJA up ten Urknall

Samira Schogofa

Schönes Gefühl

Roswitha Charlotte Schwenk

Perle der Adria

Wüstensandsturm

Wolfgang A. Windecker

Londoner Erfahrungen

AUTORENSPIEGEL

Liebe Leserinnen und Leser,

Reisen vertreibt Trübsal! Fort, fort, nichts wie fort! Das Virus, das in unser Leben wie ein Meteorit eingeschlagen ist, soll uns nicht länger im Weg stehen!

Mein Koffer steht sauber entstaubt und gepackt im Eingang. Nebst persönlichen Dingen sind darin verstaut die Geduld, der Humor und die Gelassenheit. Diese werde ich dringend brauchen, wenn ich wieder stundenlang im kilometerlangen Stau auf der Autobahn stehe oder auf Bahn- und Flughäfen warten muss, wenn unvorhergesehene Widrigkeiten mir den Weg verstellen.

Verstopfte Autobahnen, sommerliche Völkerwanderungen und hektisch lautes Getriebe in Urlaubsorten werden in diesem Jahr wieder die Begleitmusik zum Urlaub sein. Für mich gehört es zu den schönsten und aufregendsten Dingen, neue Orte zu entdecken. Leise wispern Legenden in den Gassen und der Klang fremder Sprachen dringt an mein Ohr.

Das Buch, das Sie, liebe Leserschaft, gerade in Händen halten, erzählt Reiseerlebnisse, die nicht in Form von inhaltslosen Selfies auf Handys herumgeistern und in der Erinnerung verblassen. Die Autor*innen erzählen Geschichten, sie erschaffen Kopfkino und erwecken vielleicht auch Inspirationen für die nächste Reise.

In der Tat, ich bin mir sicher, dass Ihnen die Geschichten Vergnügen bereiten werden.

Wie sagte schon der alte Herr Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe:

„Bleibe nicht am Boden heften, Frisch gewagt und frisch hinaus! Kopf und Arm mit heitern Kräften, Überall sind sie zu Haus; Wo wir uns der Sonne freuen, Sind wir jede Sorge los; Dass wir uns in ihr zerstreuen, Darum ist die Welt so groß.“

Vielen Dank allen, die uns mit ihren Geschichten an ihren Reisen teilhaben lassen.

Es grüßt Sie herzlich

Sonja Dworzak

Christian Barsch

HEXE KRET

59. DER VULKAN OGO (FORTSETZUNG)

Otoki. Wochen-Mitte, 10. Kornmonat.

Der Vulkan Ogo

auf Dokahoki

(Meerland-Nord) ist

dienstestags (gestern)

neu ausgebrochen.

(Daß ihrs nur wißt.)

Otoki. Donners Tag, 11. Kornmonat.

Die Seismographen registrierten

wochenmittvormittags im Zentrum

des Vulkans Ogo auf der meerlän

dischen Nordinsel Dokahoki

(und dennoch: innres Feuer brennt zum

Spaß) stündlich fast siebzig Aufstöße

kleinerer Größe. (Ogo: böse.)

Otoki. Dienstes Tag, 16. Kornmonat.

Seit Tätigkeitsbeginn

am 7. (nicht nur Dust)

brach Ogo (Dokahoki,

Insel, Meerland-Nord) lust

und schwungvoll zum sechzehnten

Mal aus. (Habts schon gewußt?)

Otoki. Donners Tag, 18. Kornmonat.

Der vor mehr als einer Woche

auf der meerländischen Insel

Dokahoki ausgebrochne

Vulkan Ogo ist noch immer

sehr aktiv. Die vorläufige

Schadensumme des Ausbruches

wird auf rund zwanzig Milliarden

Münz geschätzt. („Schlimm, schlimm und schlimmer!“)

Mor. Donners Tag, 18. Kornmonat.

Weite Südhalbinsel

regionen hat ein

Schluck-Beben erschüttert.

(Optimist schaut matt drein.)

*

Die Artikelauswahl malt ein Bruchteil dessen, was das schlimme Götterfluchbeil auf den Globus niederhaut – der hustet und hat dabei Städte bruchgepustet,

            Leut und Land

(Hexe Kret kennts)

            an den Rand

der Existenz.

(Wir danken Frau Statistik hocherfreut

für uneigennützige Mitarbeit.)

60.

Das liest sich ziemlich mühelos,

doch Schreck war in der Frühe groß

des 7. VIII. Es wirkt niedlich?

Ach, es war mehr als ungemütlich:

Der rauch-, stein-, aschespeiende Groller

brachte mit seinem neuen Koller,

mit seinen rauhen Rumpeltönen

Trübnis, Trostlosigkeit und Tränen.

Auch Magus Sim hält diese Zeitung

zum Zweck der Horizontausweitung.

Er ruft nach Lesen der Artikel

(liest Hex-Gazett meist als Faszikel,

so zehn, zwölf Nummern insgesamt,

weil Zorn ihn sonst zu oft entflammt):

„Man sagt: Der Viel zwingt die Natur –

Ogo spürt davon keine Spur.

Und mannigfache Katastrophen

hindern nicht Madam Vielheits Zofen

daran, in Haaren sich zu liegen

in Form von völlig dummen Kriegen.“

Darum beschließt er, (ganz in Ehren)

sich bei Gottvater zu beschweren.

Er zaubert sich vors Himmelstor –

es hängt ein großes Schild davor.

Und Zauberer Simsalabim

liest voller Staunen und verdrossen

auf diesem Schild: Heute geschlossen!

Er seufzt enttäuscht: „Ach, das ist schlimm …“

61. ROMANZE

Du wunderschöne, lieblich-zarte

lachsrote Hexafoliumblüte

(Vallota speziosa Voss),

wie mild erregst du das Gemüte

weitum ehrenden Hexenfreunds.

Groß schweigsame Natur verschafft uns

schon lange Hexensymmetrie;

stumm leidet sie an krankhaft kalter

voransüchtiger Zerfasrungsmüh.

Blühe, lieber Stern. Was heißt schon modern.

Was heißt nah, was fern. Echter Schönheit Kern,

dich, du lieber Stern, haben wir gern,

immer gern, ach gern!

Und Hexe Kret (gewiß so Dame,

wie manche Dame Hexe ist)

wird zur Vallote gar, wenn ihr Pflock

sich anzeigt. Blumenfexe mißt

vielleicht mit Nachsicht Moloch Zeit.

Auf jeden Fall ward sie vor solch

Sechsstern einstmals für uns geboren,

und wie er prangt, geht auch ihr Sein

für stille Sucher nie verloren.

Lebe, Kret, blüh, Stern. Seid uns gute Herrn

(letzteres intern), laßt die Zeiten zerrn.

Lieben Doppelstern haben wir gern,

ewig gern, so gern!

(Gehäuft Viel-Schwächen: Viel-Balken brechen, voll Pech Viel-Flächen – laßt Sternsinn sprechen.)

62.

Am Fluß, dicht bei den Bögen

(Schar Träger raschen Rads)

dehnt sich ein langgestreckter,

von Glanzwelt unentdeckter,

riesiger Lagerplatz.

Der groß-weiße Poet,

der sonst auf schönen Wiesen

sanft unter Mondlicht lagert,

muß hier zerzaust, zermagert

durch steife Brücken fließen.

Er wallt um Kistenberge,

die kubisch ihm entragen,

die schwer im Morgen schauern

und zwischen Brettermauern

Werweißwas in sich tragen.

Wer weiß, was sie umbauen,

wohin sie Schicksal führt;

sie sind, der Haufen weist es,

Behältnisse Viel-Geistes,

Her-Steller tituliert.

Der groß-weiße Poet

kriecht durch die Bretterritzen

und kann den Inhalt sehn;

er schreibt, nun er dahinzieht,

davon ein milchnes Spinnlied –

wem mag sein Opus nützen?

Niemand kann ihn verstehn.

HEXE KRET

– Vier vorangegangenen Stücken folgen vier weitere –

63.

Weder Himmelszorn noch Unglücksgier

suchten uns beim ersten Male heim

(wie befürchtet), deshalb machen wir

diesmal keine Pause im Gereim.

*

Auf einer Buchausstellung

mächtigen Sammlers – wie hieß

er doch? Es war mit ‚Koll-‘ was

(Buchgrafik und Exlibris) –

in schönen hellen Räumen

geistfreundlichen Gebäudes

(hier bremst das liebe Leben,

des Lauten oft, des Leides)

treffen sich unvermittelt

M. Sim (samt unsrer Hex)

und Dr. Konjunktiv,

ein Trio frohen Schrecks.

Welch Zufall. Schnell begreift man

jedoch, daß (wie wir wissen)

die Haupthelden der Einheit

des Orts gehorchen müssen.

Mit Recht. Und in so vielem

stimmt man ja überein:

Sim konnte immer schon von

Büchern bezaubert sein

(Kret gleichfalls), wie der Doktor

ernsthaft (sonst wohl für Späße)

vor schönen Rücken festhängt:

„Wenn ich dies Buch besäße …“

Zaubrer und Zweifel passen

gut zueinander, nämlich

der Magus und der Doktor

sind fortan unzertrennlich.

„Mein lieber Konj’nktiv“, wirft Sim

munter in leichtem Ton hin,

„auf gute Freundschaft. Und Kret

sei unsre Schutzpatronin.“

64.

Fein tönt Tonbäumchen mit Silberästchen aus rot-gold beprägtem Lederkästchen.

Glaubtest früher (glaubtest gern noch heute), drin befänden sich winzige Leute, lockten kunstvoll mit Elfenbeinstöckchen Melodie aus blankgeputzten Glöckchen.

Ach, enttäuscht erblickst du in dem Lädchen Federn, Hebel, Walzen, Stiftchen, Rädchen,die in dir Kritik daran entfachen, Wissen, Wahrheit würden glücklich machen.

Dein Gefühl rührt Hexe Kret, die Gute: sticht ins Ohrläppchen dir – zwick, es blute –, hext aus purpurwarmlebendigen Tröpfchen Männchen, rotbejackt, mit goldenen Knöpfchen,

die in Kästchens eng bemeßnem Hofe … – lies noch einmal Stückleins zweite Strophe und sag leise, innig: „Hex sei Dank.“ Das Orchester in dem kleinen Schrank

läßt zart, elfenhaft die Töne schwellen aus Tonbäumchensilberästchenschellen.

*

Hinterher bedenken wir

(selten wohl war die Musik

derart nützlich; führt doch Zier

mit Notwendigem oft Krieg):

Wenn rar-teure Glitzerdinge

– Spänglein, Reifen, Kettchen, Ringe

die im Kästchen sich verstecken,

bösen Diebs Gelüste wecken

(Gier weiß nicht, schluckt sie auch vieles:

Weg nur schafft den Wert des Zieles),

blendet schreckhelles Geschelle

tückischen Mann, der, schwarz verlarvt,

aufweckt winzigste Kapelle:

Nachtstille, silbern durchharft …

65.

Vorbei an blinden Butzenscheiben

schabt sacht Messinglaufstangenwetzen.

Weinroten Laufer füßetretend

(zum Teil bereits Fußangelfetzen)

stehn unter Treppenhauses Stuckschmucke

wir vor dem Türschild Gubernator.

Klingelknopfdruck. Er öffnet. Rentner,

Skeptiker jetzt, Organisator

einstmals. Müde, doch höflich hört er

uns zu, ohne zu unterbrechen,

und sagt dann: „Hilfe kann ich leider

seit Jahren schon nicht mehr versprechen.

Das weitverzweigte Netz von Straßen

ist zugeweht und fast verlandet;

bleibt nur der große Hauptkanal, der

ist stellenweise auch versandet.

Ich bin kein Windbeutel, der Leerheit

vermittels Sahneschaums umzuckert;

mein Schiffchen ‚Exitus‘ ist leck, wenn

zwar der Motor noch wacker tuckert.

Und dessenungeachtet bliebe

allenfallsige Ausfahrt sinnlos:

Unwetter steht am Horizont, sturm-,

blitz-, flutvoll. Da war kein Gewinn. Groß

wär nur das Risiko, zu groß wohl.“ –

Straßenlärm schallt von fern her. Wir

danken dem Meister Gubernator.

Er zuckt die Achseln. Schließt die Tür.

66. KONJUNKTIVISCHES

„Ach, wäre doch …“ – ihr schreit wie stoßseufzt es vergebens; seht Unvollkommenheit als Mutter allen Strebens.

„Es schmerzt mich sehr, ich ärgre mich fast schief,

daß alles, alles Stückwerk ist“, ruft traurig Dr. Konjunktiv.

„Wo immer auch der Geist des Auges Angel

auswirft im Fluten der Erscheinung, er fischt sich mit Gewißheit Mangel.“ –

„Ja“, antwortet Magus Simsalabim,

dem dies Problem keineswegs fremd, „es ist schon schlimm, ist wirklich schlimm.

Hundertprozentig kann nichts sein – ich schmähe

die Unvollkommenheit dadurch, daß ich sie vollkommen übersehe.“ –

„Wie, Schicksal, du betreffs des Namens stief

mütterlich an mir handeltest – ach!“ fortsetzt Dr. Konjunktiv.

„Es ist, um sich die Haare auszuraufen:

Man glaubt etwas apart zu heißen – gern ließe ich mich anders taufen.

Mein Name hat vor Jahren schon ergoetzt;

vier Tage ist es her, daß ichs zufällig las – ich war entsetzt.“ –

„Natürlich, lieber Konj’nktiv, ich versteh dich“,

erwidert trostbemüht der Magus, „ich halt mich solchen Ärgers ledig.

Ziehn Nomina als gleichsam Flügelsamen

in alle Welt, ergeht es so selbst ganz Großer ehrfurchtsschweren Namen.

Zum Glück nur Schall und Rauch. Noch nie ergrimmt

hat mich – tröste dich – der Gedanke, wo und seit wann es etwa ‚simt‘.“

Beatrix Ramona Benmoussa-Strouhal

Die Koffer

Ich wartete vor dem Fließband auf meinen grünen Koffer, der schon von weitem leuchtete. Wo war er geblieben? Fernab in einem fremden Land hoffte ich, dass er nicht verloren gegangen war. In Gedanken versunken, nahm ich eine Gestalt wahr, die ebenso auf ihr Reisegepäck wartete. Der Fremde war in einen weißen Stoff gehüllt und lächelte mir freundlich zu. Jetzt erst registrierte ich das männliche Wesen bewusst.

Sprachgewirr, hektische Leute rundum, die ihr Reisegepäck in Empfang nahmen, nur mein Koffer war nicht in Sichtweite. Unglücklich muss ich ausgesehen haben, als der junge Mann auf mich zukam. Plötzlich hatte ich meinen Koffer vergessen und sah nur ihn. Mit seinen dunkelbraunen Augen blickte er mich sanft an und zog mich in seinen Bann. Kunstvoll war das weiße Tuch zu einem Turban um seinen Kopf gebunden.

Ich wurde aus meinen Gedanken herausgerissen, als mich jemand anrempelte und auf meinen grünen Koffer aufmerksam machte, der mehrmals die Runde gemacht hatte. Verstört bedankte ich mich bei dem Reisenden und zog den Koffer vom Band. Ich drehte mich um, um den jungen Mann zu sehen.

Er zog einen kleinen Trolley hinter sich her. Ich wünschte ihm gute Weiterreise und es entstand ein Gespräch voller Leidenschaft, das nicht enden wollte. Langsam leerte sich die Halle und wir gingen aus dem Flughafengebäude plaudernd hinaus. Die Sonne schien uns ins Gesicht, ein wunderbares Ambiente einer Stadt tat sich unseren Augen auf. Lachend ins Gespräch vertieft, wohl eine Innigkeit in uns. Wären nicht so viele Koffer vor Ort gewesen, hätten wir uns nicht gefunden.

Die Dattelernte: „Das Brot der Wüste“

Der Ursprung der Dattelpalme liegt in Mesopotamien. Schon im 3. Jahrtausend vor Christus wurde die Dattel nachgewiesen. Die alten Babylonier haben vor 5000 Jahren die Pflanze bereits kultiviert. Die Dattelpalme zeigt das Grundwasservorkommen an. Sie braucht viel Wasser. Zwischen 10 und 30 Meter hoch, spendet sie in der Hitze Schatten. Die Frucht wird auch „das Brot des Wüste“ genannt.

Zur Zeit Salomons war die edle große Dattelsorte nur den Königshäusern vorbehalten, doch in der weiten Sahara war sie Grundnahrungsmittel. Vier Stück Datteln pro Tag braucht der Mensch, um überleben zu können, es sind alle Vitamine darin enthalten, das steht schon im Koran. Auch steht in einer heiligen Schrift, Jesus sei unter einer Dattelpalme geboren worden.

Im antiken Palästina wurden die Dattelkerne geröstet und als Kaffeeersatz verwendet. Der Dattelsirup erinnert an den Geschmack süßen Honigs. Der Dattelschnaps, der in Indien weit verbreitet ist, wirkt sehr beschwingend. Gewonnen wird er durch das Ritzen der Baumrinde. In den Maghrebstaaten sind Datteln allgegenwärtig und in jedem Festmahl integriert.

Das Pflücken ist nicht ungefährlich. Mit bloßen Füßen steigen die Einheimischen, einen Gurt um den Körper gebunden, den dicken Baumstamm empor. Sie halten sich mit den Zehen an den Einkerbungen der abgeschlagenen Ästen fest, schütteln dann den Baum und schneiden die schöneren Früchte aus der Krone heraus.

In Oman wird zum Süßen von schwarzem Kaffee bis heute kein Zucker verwendet, jedoch eine Dattel dazu gegessen. Herrliche Reisgerichte gibt es in Ägypten und Iran. Dattel mit Rinderspeck umwickelt, gebraten. Gefüllte Datteln mit Marzipan zu feinen Anlässen.

Die goldene Wunderschere

Im fernen Japan schlenderte ein Mädchen die schmalen Gassen entlang, wo es Marktstände gab und wundersame Dinge zu sehen waren. Sie suchte verzweifelt eine Schere, denn sie wollte zum bevorstehendem Fest ein Kirigami schneiden und ihrer Mutter danken. Das älteste bekannte Fragment dieser Papierschnittkunst ist aus dem Jahre 757 nach Christus.

Zu Ehren des Festes und der Tänzer waren die Bühnen dekoriert. Das Fest stand nun bevor, Zeit blieb ihr nicht mehr viel übrig. Sie lebte in einfachen Verhältnisse, doch zufrieden. Auf einem Holztisch entdeckte sie eine unscheinbare, rostige, mit Staub bedeckte Schere. Schmutz einiger Jahrhunderte klebte daran. Die Schere hatte es ihr angetan, sie wusste um das Geschick ihrer Hände und befürchtete nicht, mit ihr zu versagen.

Der Händler verlangte wenig Geld, und sie war glücklich, sich an die Arbeit zu machen. Das geeignete Papier hatte sie schon besorgt. Auf dem Nachhauseweg beobachtete sie heiter das Treiben der Geschäftsleute und die bummelnde vornehme Gesellschaft, in wundervolle farbenfrohe Kimonos aus Seide gekleidet. Sie erfreute sich so sehr an diesen bunten Ornamenten, dass es ihr nicht aus dem Kopf ging, einen Scherenschnitt aus Vögeln und Blumen zu machen.

Nichts ahnend versuchte sie, die Schere vom Schmutz zu befreien. Und ihre Augen staunten, als sich die Schere aus purem Gold entpuppte. Doch die kostbare Schere konnte weit mehr. Das Mädchen nahm ein Papier und begann ein Kunstwerk zu schneiden. Siehe da, Blüten, Bäume, Vögel und ein Kaiserpalast entstanden. Das Wunder – es war alles in Farbe, und die Figuren fingen zu leben an …

Diethelm Max Bubbel

2021 – Der Beginn von Reisen ins Oderbruch

Dörfer mit alten Fachwerkhäusern,

Sumpflandschaften mit abgestorbenen Bäumen,

ein ausgedientes Fischerboot zwischen Oder und Deich.

Der Flussgott der Oder, Viadrus, und der „alte Fritz“!

Sie sind uns begegnet,

oder waren es nur Täuschungen in der Dämmerung?

Selbst bemüht, Menschen, nett, freundlich und hilfsbereit,

mit kleinen Engeln und goldenen Federn,

Aufmerksamkeit zu schenken und Freude zu bereiten.

3. Adventswochenende!

Wiedereintauchen in unsere Heimat.

Flackerndes Kaminfeuer in unserem Art-Pavillon,

Begegnung mit Freunden!

Gespräche, weihnachtliche Klänge

bei Fisch, Wurst und Gänseschmalz aus dem Oderbruch,

aus dem Oderbruch im Jahr 2021.

Sonja Dworzak

Reisen vertreibt Trübsal

Die vergangenen zwei Jahre haben das Reisen coronabedingt teilweise unmöglich gemacht oder erschwert. Doch endlich gab es ein Zeitfenster, in dem man sein Fernweh stillen konnte. Anfang September 2021 ging es los über Deutschland nach Holland und Belgien und wieder retour.

Unser erstes Ziel war Heidelberg, der Jugendtraum aller Studierenden. Ich war zum ersten Mal dort, hatte kaum eine Vorstellung und war hingerissen. Auch wenn die halbleeren Lokale und Straßen uns ein geruhsames Bummeln ermöglichten, gespenstisch wirkte es allemal. Mein ganz persönliches Highlight war der Studentenkarzer. Nachdem wir einige Male vergeblich den Eingang gesucht hatten, konnten wir maskiert und mit 3G-Nachweis endlich einen Eindruck vom Karzer gewinnen.

Man glaubt es nicht, der Studentenkarzer war bis 1914 in Betrieb. Ja, wenn sich die Herren nicht benehmen konnten, dann sollte ihnen Mores im Gefängnis gelehrt werden. Meint man!

Weit gefehlt. Getrennt nach studentischen Verbindungen verbrachten sie dichtend und grölend die Zeit in ihren Zellen.

Weiter ging es, wir fuhren zum Schloss hinauf und lustwandelten in der herrlichen Parkanlage, die einen überwältigenden Blick auf Heidelberg preisgab. Der Platz lädt zum Verweilen ein. Die schönste Ode auf Heidelberg schrieb sicher Friedrich Hölderlin – ich las sie, während ich im Schlossrestaurant auf einen vorzüglichen Flammkuchen wartete.

Abschließend, wie könnte es anders sein, stand das „Große Fass“ auf dem Besichtigungs-To-do-Plan. In einer langen Schlange schlängelten sich die Besucher am Fass hinauf und wieder herunter, Abstandsregeln waren da beim besten Willen nicht einzuhalten. Hinter der FFP2-Maske stieg auf meinen Augengläsern der Dunst auf, ich stolperte die Leiter herunter. Es war dämmrig und dunstig und ich wollte nichts wie weg von dem Gedränge. Corona hat uns allen Distanz nahegebracht!