Religion: Erfahrung oder Ideologie 3 - Govindha . - E-Book

Religion: Erfahrung oder Ideologie 3 E-Book

Govindha .

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Beschreibung

In den vorliegenden 3 Bänden geht es darum neu zu entdecken, was religiöse Erfahrung und Wirklichkeit sind und was andererseits als Ideologie zu bezeichnen ist. Alle drei Bände können auch einzeln gelesen werden. Im ersten Band geht es darum, ein Gespür dafür zu entwickeln, daß Religion im eigentlichen Sinne gerade nichts mit Denken zu tun hat, sondern Erfahrungen umfaßt, die allesamt auf dem Schweigen aufbauen, auf dem Abschalten jeglichen Denkens. Mit Denken verschwinden neben der Zeit, vor allem das Ich oder Ego, das auf der Identifikation mit Denken (cogito ergo sum) beruht. Wir werden daneben das Phänomen der Zeit und die Psychologie des Egos beleuchten und mit dem Tod des Egos den ersten Band beenden. Im zweiten Band geht es um die Religionen und Yoga-Systeme, die exemplarisch zum Baum des Lebens (Monismus) gehören, nämlich Hinduismus, Buddhismus, Taoismus, der Yoga Jesu (Mystik) und der Yoga Mohammeds (Sufis-mus). Im dritten Band behandeln wir den Baum der Er-kenntnis von "Gut und Böse" (Dualismus), den wir als "Baum des Todes" bezeichnen und thematisieren seine Folgen. Es wird nicht einfach sein zu verstehen, daß am Todesbaum keine Göttlichen Früchte wachsen, weil der Mensch, der ihm dient, sei er Jude, sogenannter Christ, orthodoxer Moslem oder Wissenschaftler und Atheist, meist un- wissentlich dem Denken folgt, d.h. dem Prinzip der Trennung und dahinter steht nun mal der Täuscher oder Diábolos. Insofern gibt es nur einen Weg zum EINEN oder unsagbaren Göttlichen, der Lebensbaum und die Praxis des Schweigens.

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Das vorliegende Werk ist dem Göttlichen Einen gewidmet, dem Unsagbaren oder Unaussprechlichen und alles durchdringenden Geheimnis, das überall verborgen ist und offenbart zugleich. Wer dies Eine findet, ist überall und in Ewigkeit daheim; wer nicht danach sucht, bleibt ein Narr.

Govindha

Religion: Erfahrung oder Ideologie?

Band 3

Der Baum des Todes

© 2021 Govindha

Umschlag, Illustration: Govindha

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

Softcover

ISBN 978-3-347-51195-8

Hardcover

ISBN 978-3-347-51196-5

e-Book

ISBN 978-3-347-51197-2

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

„Religion bedeutet nicht, sich zu verteidigen, indem man tötet, wohl aber, indem man stirbt, nicht mit Aggressivität, wohl aber mit Geduld. … Wenn ihr jedoch die Religion mit blutigen Mitteln, mit Torturen und mit Bösem verteidigen wollt, dann verteidigt ihr sie nicht, sondern ihr vergiftet und entweiht sie.“ Lactanz (250-320)

„Unsre ganze Gesellschaft (…) ist aufgebaut auf dem Ich. Das ist ihr Fluch, und daran muß sie zugrunde gehen.“ Theodor Fontane: Der Stechlin, 15. Kapitel

„Mir geht nichts über mich!“ Max Stirner: Der Einzige und sein Eigentum, Leipzig 1845, 8

„Personality is a temporary formation and to eternise it would be to eternise ignorance and limitation. The true "I" is not the mental ego or the present personality which is only a mask, but the eternal "I" which assumes various personalities in various lives. The Christian and European conception of a single life on earth tends to bring about this error by making our present personality appear as if it were our whole self.” Sri Aurobindo: Letters on Yoga, 77

Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort: Religionsfreiheit

2. Der Baum des Todes und seine Langzeitfolgen

3. Das Judentum

4. Die Kreuzzüge

5. Inquisition und Hexenverfolgung

5.1. Einführung: Inquisition und Hexenverfolgung

5.2. Mystiker und Abrahamismus

5.3. Säkularisierung und Bastardisierung

5.4. Inquisition und Hexenverfolgung: Ursachen und Verlauf

6. Kolonialismus, Imperialismus, Globalisierung

6.1. Die Durchsetzung des Kapitalismus

6.2. Amerika

6.3. Indien und China

6.4. Afrika, Australien und Neuseeland

7. Globalisierung: Die Kriege für die Weltherrschaft einer Pseudo- Elite 579

8. Nachwort

1. Vorwort: Religionsfreiheit

Eines vorab, dieses Werk ist für Anhänger von Kirchen ungeeignet. Sie werden hier nicht gewürdigt, sondern dekonstruiert. Wer sehr auf Jesus Christus fokussiert ist und keine Kirche braucht, der ist eingeladen nachzuvollziehen, auf welche Art sich der Okzident als asurische und diabolische Macht entwickelt hat und dabei auf perfideste Weise das große Werk Jesu Christi hintergangen, mißbraucht und in Millionen von Menschen zerstört hat. Wenn also die Kirchen infolge einer erwachenden Menschheit zerfallen werden, so heben wir sie bereits heute aus der schieren Notwendigkeit auf, das zu bewahren, was uns Jesus Christus wirklich gelehrt hat.

Bislang haben wir die Frage nach der Religionsfreiheit nicht gestellt, werden aber nun versuchen, eine klare Antwort zu geben.

Echte Religion, so haben wir erkannt, ist in nuce keine Frage des Denkens. Sie gehört überhaupt nicht in den Bereich dessen, was man den Baum der Erkenntnis respektive den Baum des Todes nennen kann, sondern ist eine Sammlung von Anleitungen zur Praxis der Stille und des Schweigens. Der je herrschende Überbau ist von sekundärem Charakter, er ist abhängig von Kultur und Zeit und bildet einen Nomos, dessen Urgrund das ahistorische Erleben und Übersetzen der Wirklichkeit ist. Erst wenn das denkende Mental zur Ruhe gekommen ist und wir uns vom Denken desidentifiziert haben, können erste Erfahrungen mit dieser ahistorischen Wirklichkeit ge-macht werden. Ihre Unaussprechlichkeit zwingt uns zu symbolischen Hinweisen. In diesem Sinne ist Religion der praktische Weg in die Freiheit von allen Ideologien1 oder der Weg zum Lebensbaum.

Weiterhin haben wir erkannt, daß der Weg zur Wirklichkeit und Freiheit einen Preis hat und uns das kostet, was uns als „alles“ erscheint, nämlich unsere Identität als ein Ego. Im Kern besteht dieses Ego aus der Identifikation mit Denken und das bedeutet, solange wir mit Denken identifiziert sind (Descartes: „cogito ergo sum“), sind wir Gefangene des Egos und des Dualismus des Denkens, der alles in Subjekt und Objekt trennt und damit die eigentliche Wirklichkeit qua Denken in eine Realität für uns aufspaltet. Was wir gewöhnlich Realität nennen, ist das Kompendium aus Begriffen und Überzeugungen, mit denen wir die Wirklichkeit verdecken. Erst ein totaler Denkstopp befreit uns von der Identifikation mit Denken, und dabei hebt sich zugleich die Zeit, die erste Tat eines Denkers, auf und wir erleben eine ahistorische Jetztheit oder das Empfinden von Ewigkeit.

Den ersten Kontakt mit dem Schweigen bezeichnen wir als „Erwachen“, und wenn diese innere Stille und Weite im Herzen (Purusha) und über dem Kopf (Atman) unsere Identität geworden ist, dann sind wir „Erleuchtete“ und leben in der Wirklichkeit, in einer unaussprechlichen Einheit. Manche sprechen von Gott oder Allah, andere wiederum vom Tao oder Brahman und vieles mehr. Es dürfte klar sein, daß solche verschiedenen Begriffe als eine Vielzahl von Bezeichnungen zu verstehen sind, die aber alle auf eine einzige Wirklichkeit verweisen, auf das EINE.

Denken und Sprache sind Hilfsmittel zur Bezeichnung von Sein, Materie oder Leben, sie fungieren als Etiketten, sind aber nicht das Bezeichnete selbst.

Das darf nie verwechselt werden. Das EINE ist gänzlich unabhängig von menschlichem Denken oder Glauben, es ist unsagbar, undenkbar und es wird nur dann erfahrbar, wenn Denken schweigt. Insofern ist das EINE – gegen Lacan und de Saussure - das erste Signatum oder der reine Referent, und die ontologischen Apriori des Menschen, etwa Liebe, Sein, Bewußtsein, Freude oder Seligkeit und Materie oder Natur, sind absolute Signifikate. Beide, der reine Referent und die absoluten Signifikate, sind auch ohne Menschen da, selbst wenn sie dann über keine menschlichen Bezeichnungen verfügen. Da aber alles, was ist, BEWUSSTSEIN (wenn auch verschiedener Grade) ist, wissen wir nicht, wie Steine, Pflanzen und Tiere ihren Schöpfer und die Rahmenbedingungen ihres Seins verstehen und bezeichnen. Nur weil kein Mensch da ist, bedeutet das nicht das Fehlen von Kommunikation und damit auch kein Fehlen von Bezeichnungen im weitesten Sinne.

Der Mensch ist als Denker und damit Fürsichseiender immer ein Bezeichner, ein Signifikant, und kann erst dann im Ansichsein leben, wenn er entweder ein erleuchteter Prototyp ist oder im unmittelbaren Wissen lebt, und das heißt im supramentalen Gattungswesen, dem Hyper-anthropos. Einstweilen ist der Denker dazu gezwungen, seine bescheidene Erkenntnis durch Unterscheiden zu generieren, eben weil das Ego das Ansichsein nicht erfahren kann. Die Wirklichkeit ist monistisch. Da Denken immer dualistisch ist, besteht zwischen der monistischen Wirklichkeit des Einen und dem Denken des Egos eine unüberbrückbare Kluft. Die Brücke zur Wirklichkeit bildet das Schweigen und die damit verbundene Desidentifikation von Denken und linearer Zeit. Wer nach Spiritualität sucht, der muß ins Schweigen eintreten und was dann geschieht, nennen wir nicht mehr „Denken oder Unterscheiden“, sondern „Erfahrung“ oder „Schau“ und „Sehen“, denn selbst wenn Gedanken am Horizont auftauchen, so sind sie im Zustand des inneren Schweigens außerhalb von uns.

Im Schweigen sind wir nicht nur Teil des Ganzen, sondern wir befinden uns gleichsam im Innenraum von Welt, wir sind eins mit allem. Wie schwerwiegend der Verlust der Einheit ist, erkennen wir am Resultat dieser Tragödie.2 Wir verlieren unsere Ganzheit und zersplittern in ein unwissendes Ego mit Unterbewußtsein, Unbewußtem, Kollektiv-Unbewußtem und Überbewußtsein. Aus einem wirklichen Individuum in der Einheit ist ein dekonstruiertes Sammelsurium widerstreitender Mächte und Impulse geworden, darum sprechen wir beim „Denker“ nicht von einem „Ungeteilten“ oder Individuum, sondern von einem „Geteilten”, einem Dividuum oder Ego, das von der Einheit separiert ist. In ähnlicher Weise sprechen wir von einem Asura oder Teufel. Das sind in der Regel vital-mentale Wesen, welche sich vorsätzlich vom Ganzen abgesondert haben. Solange der Mensch das Schweigen nicht kennt, steht er unter dem Risiko, von solchen Wesen attackiert oder besetzt zu werden. Er nimmt dann Denken und Fühlen des fremden Wesens als seine eigenen wahr. Es gibt auch Menschen, die mehr oder weniger bewußt zu Wirten von asurischen Kräften werden und zu Handlangern und Agenten von Archonten.3

In toto können wir die Ich-Mächte als falsche Identifikationen beschreiben, als vom Göttlichen getrennte Einheiten, deren Essenz wie eine dunkle Verhüllung unseres spirituellen Wesens wirkt und uns an der Wahrnehmung der Wirklichkeit durch einen ganzen Block aus Trennungen, dem Ego, hindert. Dennoch sind die durch das We-sen des Egos bewirkten Abtrennungen vom Einen eine temporäre Notwendigkeit der Evolution, weil eben das Mental eine bedeutende Stufe, nämlich einen Übergang zu einer neuen Manifestationsweise, dem Supramental, darstellt. Wir können das auch so sagen, das Denken schafft eine individuelle Form, in die nach Überwindung des Egos das Göttliche einzieht, womit es einen weiteren Mitspieler gewinnt.

Jeder Übergang birgt dramatische Momente, Gelingen oder Mißlingen, und in der mentalen Entwicklung sind wir eben da angekommen, wo es um entweder Untergang oder Aufgang geht, entweder wir geben uns dem Höheren in uns hin oder die Gattung wird eliminiert. Die Ursache für diese krisenhafte Zuspitzung der autodestruktiven Kräfte ist historisch – und das werden wir hier nachweisen – der abrahamitische Westen. Dessen Fokussierung aufs denkende Mental hat die Verbindung zum schweigenden Grunde gekappt und sich damit in brutalster Weise von Sein und Leben entfremdet. Dieser Prozeß begann, wie wir noch sehen werden, schon vor dem sogenannten Sündenfall. Hatten wir es in den anderen Zeitaltern nur mit einer Minderheit von Ego-Gruppen zu tun, so wurde sie seit etwa 5000 Jahren zum Game-Changer, d.h. die alten spirituellen Führer verloren ihren Einfluß, während die egomanen Kräfte, zuerst westlich von Indien, am Ende global, zur Herrschaft gelangten.

Heute ist die echte Religion das entscheidende Instrument, um wieder einen Zugang zum Göttlichen und Einen zu bahnen, denn nur als eine beständige Praxis des Schweigens und permanente Übung in der Selbsthingabe führt Religion direkt in die Überwindung des trennenden und urteilenden Egos. Das Ego steht deshalb im Weg, und das müssen wir uns immer wieder klar machen, weil es aus Trennen oder Unterscheiden besteht und es gar nicht essentiell verbinden kann, sondern allenfalls be-grifflich. Würde der Mensch sich daran erinnern, daß die Bezeichnungen, die er vornimmt, nicht das Bezeichnete, die Wirklichkeit selbst, sind, sondern eben nur deren Begriffe, Etiketten, Symbole sein können, dann würde er nicht weiter darüber nachdenken, in welcher Beziehung Begriffe zueinander stehen, sondern danach trachten, die eigentliche Wirklichkeit zu erfahren. Erst die Reflexionen über Sein und Leben werden zu einer Art schlechter Metaphysik, schlecht, weil sich Unsagbares nicht sagen, sondern allenfalls andeuten läßt und das bloße Denken darüber Ideologie ist. Wer in der Soheit des Seins oder im Sein an sich lebt, der ist auch Sein vom Sein des EINEN und damit gegen alle metaphysischen Spekulationen, Dogmata, Ideologien und Fundamentalismen eines Egos immun.4 Es ist ihm unmöglich darüber zu diskutieren, welcher Gottesbegriff der richtige sei, denn er wird die Wirklichkeit hinter den Begriffen empfinden und darum auch keinen falschen Göttern auf den Leim gehen.

In den Hochzeiten der Gattung, welche die Bibel „Paradies“ nennt, die Hindus „Satya-Yuga“ oder die alten Griechen „Goldenes Zeitalter“ gibt es keine Religion, weil die Menschen ja in der Wirklichkeit leben. Was bedeutet das? Die Menschheit entstammt nicht der Dunkelheit, sondern dem, was man Paradies nennt, und das bedeutet, daß der Mensch von seiner Natur her und als Gattungswesen ein voll erleuchtetes Wesen ist. Und wer in der Wirklichkeit lebt, der braucht keinen Rückweg zur Wirklichkeit, keine Religion. Sie wird erst schrittweise formuliert, wenn das Denken über das Schweigen dominant wird. Im ersten Schub der Dekadenz entwickelt sich das Opferritual, Symbol und Praxis der Selbsthingabe, mit Zunahme der Dekadenz folgen Götterbilder als Symbole kosmischer, natürlicher Mächte oder spirituell-psychischer Kräfte kombiniert mit Opferritualen an nunmehr speziellen Orten der Kraft und Tempelanlagen als Symbolen des Heiligen. Mit jedem weiteren Absinken und damit dem Anwachsen der Ego-Mächte werden die Bauten größer und imposanter und Religion spaltet sich auf in einen Außenaspekt mit Ritualen und in die innere Weisheit und Praxis. An diesem Punkt hat die Mehrheit der Menschen die Identifikation mit Denken vollzogen und das Schweigen an den Rand gedrängt und vergessen.

Der Prozeß der Degenerierung ist über lange Zeiträume schleichend, und fast ebenso lange sind die spirituellen Kräfte in der Mehrheit. Wieso können sie sich nicht dauerhaft gegen die egoistischen Bestrebungen behaupten? Erstens sind die Egokräfte brutal in ihrer Selbstbehauptung, zweitens aber faszinieren sie durch die Idee eigener Kreativität im Sinne der Erschaffung von Realitäten. Menschen, die in höheren Zeitaltern geboren und in der Selbsthingabe sozialisiert sind, kennen nur das große „Dein Wille geschehe“ (Baum des Lebens), und wenn sie mit Kräften konfrontiert sind, die das eigene betonen, dann kann die Versuchung unter Umständen groß sein, diesem Weg, den wir „Baum der Erkenntnis“ nennen, zu folgen.

Kulturen fließen aus dem ahistorischen Überbau, aber Zivilisationen sind bloßes Menschenwerk, die ob ihrer Differenz zum Einen nur für sich seiend existieren, als Matrix oder Maya. Ihr Schicksal liegt regelmäßig in deren Zerstörung. Aber durch dieses Scheitern lernt der Ego-Mensch, sofern er spirituell lernfähig ist, daß der Baum der Erkenntnis keineswegs zur Erkenntnis von „Gut und Böse“ führt, weil beide miteinander amalgamiert sind und darum die Eigenkreationen an den Grenzen zu anderen miteinander kollidieren, was Zerstörung bewirkt. Er lernt also, daß die Universalisierung des Eigenen nicht in die Göttliche Ordnung paßt und durchschaut den Baum der Erkenntnis als Fake. Sie begreifen, daß der Versucher gelogen hat, als er ihnen einflüsterte, der Mensch werde sein „wie Gott“ und „Gut und Böse“ erkennen. Diese Restriktionen des Todesbaumes führen entweder in den Egowahn der Psychopathen oder in die Erkenntnis, daß das „Einverstandensein mit dem Göttlichen Willen“, das jesuanische „Dein Wille geschehe“ den Menschen zum Gott-Menschen macht - ein langer Weg für jeden Ego-Menschen.

Wer die Versuchung nicht kennt, muß sie früher oder später machen, weil er nur durch die Erfahrung der eigenen Begrenztheit und durch die Selbsthingabe sein ur-sprüngliches Einssein mit Gott wiederfinden kann, das ist das Gattungsschicksal des Homo sapiens. Die neue Gattung, der Hyperanthropos, wird frei vom Ego sein, daher entfallen die alten Zyklen und ein neuer entsteht, einer der keine Degeneration mehr kennt, sondern nur noch Evolution.

Nur wenn das Ego ein Mehrheits-Konstrukt ist, entsteht die Gefahr des Mißbrauchs von Religion zum Zwecke der Herrschaft. Da die Menschen den schweigenden Urgrund vergessen haben, sind sie dem Denken ausgeliefert und Denken ist im Gegensatz zum Schweigen mani-pulierbar, d.h. der Mensch verliert bis auf wenige Aus-nahmen die Erfahrungsfähigkeit ahistorischer Wirklichkeit und ist der vom Denken konstruierten Realität ausgeliefert.

„Als wesentlicher Punkt, …, läßt sich festhalten, daß im Erscheinungsbild der Mythologie und Religion zwei Faktoren unterschieden werden müssen: der nicht-historische und der historische. Im religiösen Leben der „zupackenden“, allzu geschäftigen oder schlicht unbegabten Mehrheit der Menschen überwiegt der historische Faktor. Das ganze Ausmaß ihrer Erfahrung bewegt sich im öffentlichen Bereich ihrer Kultur und läßt sich historisch untersuchen. In den geistigen Krisen und Erkenntnissen der „einfühlenden“ Personen mit mystischem Einschlag jedoch ist es der nichthistorische Faktor, der überwiegt, und für sie ist die Bilderwelt ihrer Überlieferung - einerlei wie hoch entwickelt sie sein mag - lediglich ein mehr oder weniger taugliches Mittel dazu, eine Erfahrung wiederzugeben, von der sie jenseits des Gesichtskreises dieser Bilderwelt mit unmittelbarer Gewalt getroffen wurden. Denn religiöse Erfahrung ist psychisch und im tiefsten Sinne spontan; sie vollzieht sich im Inneren und wird von historischen Umständen gefördert oder behindert, ist aber von der Hudson-Bay bis Australien, vom Feuerland zum Baikalsee in gleichem Maße konstant.“ (Joseph Campbell: Die Mythologie der Urvölker, 296)

Campbell stellt fest, daß in Babylonien um 2300 v.Chr. (Sargon von Akkad: Rechtfertigung der Herrschaft durch den Mythos durch vorgebliche Berufung zum König durch die Göttin Inanna, ebenso bei Moses durch angeblichen Empfang des Gesetzes durch Gott selbst) die Mythologie zu einer Legitimierung von Herrschaftsansprüchen mißbraucht wurde und dieser Mißbrauch später, via Judentum, auch in die monotheistischen Religionen eingedrungen ist, was schließlich zu den Religionskrie-gen und letztlich, wie wir sagen müssen, auch zu Kolonialismus, Imperialismus sowie zu den Weltkriegen und der Globalisierung führte. Gemäß Campbell verdrängt und verschüttet der Mißbrauch des Mythos das universale Wissen, den Menschen als ein göttliches Wesen zu erkennen und zu achten. Er wird stattdessen zu einem Teil von Gesellschaft, Teil einer profanen Welt und vergißt seine zeitlose Heimat im Einen.

Der mit Denken identifizierte Mensch, das Ego, sieht nicht mehr das Ganze seines Handelns, er erkennt nicht, daß alles, was er tut, beides nach sich zieht, „Gutes und Böses“, er reklamiert das „Gute“ für sich und projiziert das „Böse“ auf den Fremden. So kommt es zu der typisch abrahamitischen Wahnidee einer Endschlacht, bei der das „Gute“ siegt, während das „Böse“ (Fremde) vernichtet wird. Der Mensch sieht zwar, daß Dualitäten wie „Geburt und Tod“ oder „Gut und Böse“ sich auf der Ebene des Denkens ausschließen, aber er weiß nicht mehr, daß wir sie im Schweigen transzendieren können und im schweigenden Offenbarwerden des Wirklichen die Einheit regiert. Oft genug machen wir sogar während des gewöhnlichen Lebens die Erfahrung, wie das „Böse“, das uns widerfahren ist, zur Wurzel eines größeren Glücks wurde. Wie könnten wir es im Nachhinein noch als „böse“ bezeichnen, wo es doch ein großer Segen war? Und nicht nur die Dualitäten machen uns Schwierigkeiten, sogar mit den Komplementaritäten wie „Tag und Nacht“ oder „Yin und Yang“ tun wir uns schwer, wir sind beispielsweise als Mann geboren, wenn wir aber im psychologischen Sinne reifen wollen, müssen wir unter anderem die Anima integrieren, dann sind wir ein ganzer Mensch, auch wenn der Körper männlich bleibt. Wie viele machen heute diese Reife-Erfahrung? 10 Prozent? Oder weniger?

Im Denken ist Dualismus nicht heilbar, weil Denken Unterscheiden oder Differenz IST, daher ist ja das „cogito ergo sum“ eine Geistesstörung, die wir nur zu heilen vermögen, wenn wir in die Stille, in das Nicht-Denken, eintreten. Gelingt uns das nicht, dann bleiben wir Opfer des Denkens, also Gedachte oder aufgrund unserer Prägungen und Vorurteilen (Reduktion von Komplexität) scheinbar selbst Denkende, die zwangsläufig unter der Verfehlung der günstigsten Formung (Kontingenzen) leiden und leiden müssen.

Heute hat sich aus der Vielzahl denkerischer Realitäten eine einzige dominante Form von Realität weltweit etabliert und das ist der Ökonomismus sprich die Matrix des Kapitalismus mit seinen Grundprinzipien aus Akkumulation, Erfolgsmanie und Fortschrittsideologie. Diese diabolisch-pathologische Entartung wirtschaftlicher Tätig-keit - Bedarfsweckung statt Bedarfsdeckung, Akkumulation statt Selbstgenügsamkeit, Flucht in die Zukunft statt Aufgehen in der Gegenwart -wird von Psychopathen geführt, die meinen, man könne alles kaufen. Sie haben vergessen, daß Leben und Tod, Gesundheit, Liebe, Spiritualität, Gottesliebe, Naturverbundenheit, Demut, Selbstgenügsamkeit, Stille, Freude oder Seligkeit, Glück, Weisheit und Bewußtsein nicht käuflich sind und daß uns nur das gehört, was wir beim Tode mitnehmen dürfen. Diese Geisteskranken vermeinen sich als Götter dank Kapitals Gnaden, sind aber de facto nicht mehr als gierige Räuber von Zinseszins Wahnsinn.

Wie wird der Mensch wieder Herr des Denkens? Indem er sich vom Baum der Erkenntnis (d.h. des Todes) abwendet und sich dem Baum des Lebens zuwendet. Diese Zuwendung gelingt nur durch Stillesein. Erst wenn alles Denken in uns stoppt, entsteht der schweigende Raum, die Leere, in dem das Eine sich offenbaren und wir wieder Teil der Einheit sein können. Diese erste Stille-Erfahrung nennen wir Erwachen und wird sehr schön von Buddha unter dem Bodhi-Baum symbolisiert. Sein anschließender Kampf mit Devaputra Mara weist uns auf den endgültigen Sieg über das Ego hin und damit auf die Erleuchtung, das permanente Freisein vom Ego und jeglicher Verhaftung - Buddha nannte es „Nibbana“ (Pali) oder Nirvana (Sanskrit).5

Und nun kommen wir zu dem entscheidenden Punkt bezüglich unserer Frage nach der Religionsfreiheit. Da der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse die Identifikation mit Denken (das Ego) bedeutet, beruht nicht nur das Judentum, der Saulismus und die islamische Orthodoxie auf den Früchten dieses Baumes, sondern auch die Wissenschaft, die keineswegs der Antipode des Abrahamismus sein kann, sondern dessen Rückseite oder, wenn man so will, die radikalste Ausgestaltung der Identifikation mit Denken darstellt.

Alles, was auf dem Baum der Erkenntnis beruht, trennt uns von der Wirklichkeit und zwängt uns in eine selbstgeschaffene Matrix, den Egowahn, der mit dem Ur-Ego Abraham (A-Brahman, das Nicht-Göttliche), jener in Babylon erfundenen Gründerfigur des Judentums, seine erste Form bekam. Wer behauptet, Atheist zu sein, der frißt eigentlich keine anderen Früchte, sondern stellt die Reinform des Abrahamiten dar, während der scheinbar religiöse Abrahamit ein unbewußter Atheist ist, oder, um den Nenner gleichnamig zu machen, beide sind Egotheisten, denn der Baum des Todes steht für die Kraft des Egos, für die denkerische Macht der Erschaffung von eigenen Realitäten, sei es materiell oder ideell, welche jedoch zwangsläufig aufgrund der dem Denken immanenten Dualismen kollidieren müssen. Noch anders formuliert, vertreten die Atheisten die Religion des Denkens und die Abrahamiten die Denk-Religion, die beiden Seiten der Münze „Identifikation mit Denken“.

Außerdem steht das Essen vom Baum der Erkenntnis von „Gut und Böse“ für die Absage an das Göttliche und den Bund mit dem Versucher und wird als der Fall des Menschen beschrieben. Der Fall ist keineswegs ein göttliches Verdikt, sondern die simple Folge unserer Entscheidung, ein Ego zu sein.6 Und weil das Ego sterblich ist, wird der Baum der Erkenntnis als Baum des Todes bezeichnet. Mit seiner Hilfe wird der Mensch im Ego, d.h. im Sterblichen festgehalten, während der Lebensbaum qua Überwindung des Egos dem Menschen das Unsterbliche (Purusha, Atman, Anatta, Te, An-nafs As-Safiya) bewußt macht.

Weder Jesus noch Mohammed sind Abrahamiten oder Egotheisten gewesen, sondern wollten den Egowahn und den Mißbrauch der Religion mit Hilfe des Lebensbaumes, also durch Selbsthingabe und Überwindung des Egos heilen. Daß sie damit in ihrer Umwelt gescheitert sind, ist ihnen nicht anzulasten, sondern ihren Epigonen, die nie verstanden haben, daß echte Religion erst mit dem mit der Praxis des Schweigens und der Selbsthingabe beginnt.

Das bedeutet, Religionsfreiheit setzt die Freiheit von jeder Form des Abrahamismus (Baum der Erkenntnis) respektive Egotheismus voraus, erst dann kann der ent-scheidende Aspekt von Freiheit (vgl. Erich Fromm: Die Furcht vor der Freiheit), der „Freiheit zu“, realisiert werden. Das bedeutet, wir werden nicht nur vom Ego frei, sondern erhalten Zugang zu unserem inneren Wesen, zur Seele (Purusha) und zum Spirit (Atman). Anders formuliert bedeutet die Gefangenschaft in einem Ego die Gebundenheit an den Trenner, Diábolos. Dagegen wird der Weg ins Schweigen und die Selbsthingabe Religion genannt. Ist man aber dort angekommen, dann gibt es auch keine Religion mehr, weil man heimgekommen ist in der Wirklichkeit.

Damit stellt der gesamte Abrahamismus - mit Ausnahme seiner christlichen und sufischen Mystiker - einen Mißbrauch von Religion zur Absicherung der irdischen und gesellschaftlichen Herrschaft über die Menschen dar. Die sinnstiftende Funktion des Mythos ist verloren oder nur den wenigstens erreichbar (qua Schweigen), die soziale Funktion des Mythos (Gut und Böse) erhält eine nach innen gültige und dominante Form (mosaisches Gesetz), sie erfüllt nicht nur soziale Aufgaben (Etablierung von Moral), sondern setzt diese mit harter Hand (4. Mose 25, 5) durch. Dies führt auf der anderen Seite zu brutalsten Diskriminierungen von Fremden, deren Regelwerke in den Augen der Abrahamiten von minderwertiger Art sind, mehr noch, die Binnenmoral greift nicht gegen Fremde, sodaß vielfältige Verbrechen gegen diese sogar geheiligt werden (babylonischer Talmud). Die grausamste Diktatur repräsentiert heute der moderne Usraelismus in Gestalt des Digital Financial Complex mit seinem Streben nach einer Neuen Weltordnung und der Weltherrschaft, in welche die Menschen durch ihr Ego wie Sklaven eingepfercht werden sollen.

Wir werden hier kurz die Struktur des Digital Financial Complex (DFC) wiedergeben, er besteht aus der Führung des WEF (Schwab, seine Schüler sind u.a. Macron, Merkel, Kurz, Baerbock, Spahn), der Impfallianz Gavi bestehend aus Regierungen von Industrie- und Entwicklungsländern, der WHO, UNICEF, der Weltbank, der Bill & Melinda Gates Stiftung und NGOs. Dazu kommen die drei weltgrößten Investmentkonzerne Vanguard Group, State Street und Black Rock (Merz) und die Unternehmer-Giganten Alphabet (Google), Apple, Amazon, Facebook und Microsoft. Hinzu gesellen sich Banken, angeführt von der FED und Reste des ehemaligen Militärisch-Industriellen Komplexes. Die Macht dieser Gruppierung kann man erst ermessen, wenn man weiß, daß gem. der ehemaligen WHO Mitarbeiterin Dr. Astrid Stuckelberger (https://rumble.com/vqhf23-dr.-astrid-stuckelberger-ehmalige-who-mitarbeiterin.html) Länder wie Frankreich, die Schweiz, Deutschland und wie sie vermutet die USA und viele weitere westliche Länder keine Nationen mehr sind, sondern Firmen und deren Führer nicht mehr dem Volk Rechenschaft ablegen, sondern dem Digital Financial Complex, auf dessen Agenda eine Art anhaltende Pandemie steht. Die John Hopkins University hat bereits einen Pandemie-Plan für SPARS 2025-2028 herausgegeben. Das Ziel bis 2031 bestehe in einer ersten massenhaften Depopulation, so die ehemalige WHO Mitarbeiterin. Sie glaubt, daß alle angstgesteuerten Menschen sterben werden. Welchen Wahrheitsgehalt solche Aussagen haben, wissen wir nicht, aber die Zahl der Whistleblower wächst rasant und die Angaben weisen alle in die angedeutete Richtung, die wir uns als normale Menschen gar nicht richtig vorstellen können. Seien wir wachsam!

Das Verhängnis der okzidentalen Menschen liegt darin, daß sie nie auf den essentiellen Unterschied zwischen dem Baum der Erkenntnis (Denken) und dem Lebensbaum (Schweigen) hingewiesen worden sind. Sowohl Judentum als auch Saulismus (fälschlich als Christentum bezeichnet) haben die Menschen ins Denken eingesperrt und in einen irrationalen Glauben an künftige Erlösung, was mit Religion nicht das Geringste zu tun hat. Religion beginnt im Schweigen und mit dem Austritt aus der historischen Zeit.7 Innerhalb der historischen Zeit gibt es keine Erlösung vom Ego, weil sie ja das Konstrukt des Egos ist.

Der Abrahamismus hat also den Menschen vorgelogen, der Fall des Menschen sei ein Gattungsevent und die Erlösung würde in historischer Zeit durch einen Messias erfolgen. Sie haben den Menschen nie erklärt, daß jeder einzelne Mensch, wie Jesus am Kreuz sagte, heute noch (das heißt Jetzt) im Paradies sein kann und daß die Frage der Freiheit und Erlösung niemals eine messianische, theoretische, theologische oder ideologische ist, sondern eben eine sehr praktische, durch Schweigen und Selbsthingabe im Hier und Jetzt wird der Mensch vom Ego erlöst.8

Die Freiheit des Menschen liegt also nicht im Bereich seines Egos (Baum der Erkenntnis), sie liegt in der Freiheit vom Ego, sie liegt im Schweigen und in der Hingabe an das Unaussprechliche (Baum des Lebens). Wenn also weder das Ego noch die Denk-Religionen, weder Atheismus noch Wissenschaft vom Baum der Erkenntnis wegführen, weil jede Freiheit, über die der Mensch gewöhnlich zu besitzen meint, in Wirklichkeit Gefangenschaft ist, was heißt denn dann Religionsfreiheit?

Religionsfreiheit ist die Freiheit, den Weg zum Baum des Lebens zu gehen und die entsprechenden Schweige-Exerzitien mit ganzer Hingabe zu vollbringen. Aber diese Freiheit muß hart erkämpft werden, sie fällt keinem in den Schoß und jeder Abrahamit oder Egotheist wird erst mal den Schrecken überwinden müssen, wenn ihm bewußt wird, daß er als Apfelfresser ein Diener des Widersachers, des Diábolos ist, ein Denkgenarrter, der sich andauernd von Gott trennt, aber vorgibt, ihm zu folgen.

Den Juden gelang dieses Kunststück, indem sie den Fall des Menschen, die Degeneration seit Adam und Eva (Genealogie) mit der Figur des Abraham, den sie im babylonischen Exil erfunden haben, in einen Bund mit Gott verwandelten, ohne zu wissen, daß es Jaldabaoth gewesen ist, der ihr Ego narrte. So konnten sie als Egos weitermachen und sich vorgaukeln, in eine lichte, messianische Zukunft zu wandern. Falsch gedacht! Nur der Weg zum Lebensbaum führt zur Freiheit vom Ego. Daß die Abrahamiten nicht den Weg zum Lebensbaum suchen, beweist ihre verborgene Allianz mit den Mächten der Finsternis.9

Welche Möglichkeiten bleiben dem modernen Menschen?

Der Atheist muß erkennen, daß er weder durch Glauben noch Nicht-Glauben vom Abrahamismus frei wird. Sein Denken führt ihn nirgendwohin, sondern nur in der Gefangenschaft spazieren. Daher kann nur das Nicht-Denken der Ausweg aus dem Knast sein, in den ihn sein Egotheismus gesteckt hat. Er kann dann Mystiker werden oder Taoist oder Buddhist.

Der gläubige Mensch, der sich „Christ“ nennt, kann erkennen, daß die Jesuanische Mystik in der Liebe zu Gott und den Menschen liegt, vor allem aber, daß die Kraft dazu aus dem Inneren und dem Schweigen kommt, wo ein jeder, der Ihm nachfolgen will, das Selbstopfer oder die Selbsthingabe vollziehen und das Wunder der Auferstehung vom Ego (Tod) zum Atman (ewiges Leben) erfahren kann. Er wird sich dann von allen Kirchen und Organisationen abwenden, von den Patern und Priestern, auch von denen, die trotz besseren Wissens den Tyrannen der Kirche, den Anti-Christen, nicht verlassen haben. Es möge niemand glauben, der Vatikan habe in Unwissenheit gehandelt oder die Reformierten wüßten nicht, daß das von ihnen geschaffene System diabolisch ist. Die Kirchenführung ist, hier wie da, ganz bewußt der Anti-Christ: Die Menschen wissen es nicht mehr, aber eine alte Regel besagt, daß das Taufbecken am westlichen Eingang der Kirche oder davor zu stehen hat, denn erst nach der Taufe betritt man das Allerheiligste, von West nach Ost, von der Dunkelheit ins Licht Christi, in die Auferstehung und ins Paradies (Einheit). Oriens orientium universum obtinet - der Aufgang aller Aufgänge regiert das All. Die Gebetsrichtung aller frühen Christen war diejenige von West nach Ost. In Rom waren dagegen viele Kirchen von Ost nach West ausgerichtet, nach dem Vorbild des jüdischen Jerusalemer Tempels (Hesekiel 43 und 47), ein Beweis für den Egowahn Jahves und die Tyrannei durch Vatikan und Reformierte. Im 8. Jahrhundert begann man, diesen Grundsatz zu vergessen und schon ab dem 16. Jahrhundert konnte jeder bauen, wie es städtebaulich am besten erschien. Nach meinem Eindruck gibt es heute mehr Kirchen, die man von Osten (Licht) her betritt und wo Taufbecken und Altar im Westen (Ego) liegen. Das bedeutet, wer in eine solche Kirche geht, der wandert vom Licht in die Dunkelheit, der huldigt, bewußt oder nicht, dem Anti-Christen und feiert heilige Kommunion mit ihm.

Der gläubige Moslem hat es in vielerlei Hinsicht leichter, denn das Werk des Propheten Mohammed beginnt im Äußeren, bei der Scharia, dem Gesetz oder der Selbstdisziplinierung, welche der erste Schritt der Unterordnung unter Gott darstellt. Der nächste Schritt führt dann über den mystischen Weg, Tariqa, zu Wahrheit (Haqiqa) und Erfahrung der Einheit (Marifa). Je nach seiner Orientierung und Reife, kann der Moslem beim äußeren Islam verharren, muß sich dann aber vom Fundamentalismus befreien oder aber er kann die nächsten Stufen zur Mystik mithilfe eines der vielen Sufi-Ordens erklimmen.

Viel schwieriger wird es für einen Juden. Er muß sich vom Dogma der Erwähltheit, einem völkischen Rassismus und Narzißmus (Mega-Ego) befreien. Ich wünsche dem Judentum von ganzem Herzen einen Weg, sich um die Zentralfigur des Joseph neu zu erfinden und damit auch, wie Joseph, die Einheit mit allen Menschen und die Demut vor dem Einen (statt Jahve) zu erlangen.

Für die ganz radikalen Denker und Atheisten gibt es keinen Weg. Sie sind und bleiben die Narren des Baumes der Erkenntnis, Apfelfresser und damit Egotheisten oder Sklaven aus Überzeugung. Man sollte ihnen einen Minderheitenschutz gewähren, sie aber aus dem Bereich gesellschaftlicher Entscheidungen ausschließen. Das ist sozusagen der spirituelle Radikalenerlaß: Wer Apfelfresser sein will - dann bitte auf eigenes Risiko, denn Denken ist kein Führer, sondern nur ein Diener.

Nochmal, Religionsfreiheit bedeutet das Sichbefreien vom Baum der Erkenntnis und das Sichausrichten auf den Baum des Lebens. Der Mensch wird zwar heute in die Egowelt geboren, wer aber Freiheit wünscht, der muß sich vom Egotheismus respektive Abrahamismus befreien, er muß den ganzen Komplex usraelitischer Freiheitsideologien durchschauen, er muß erkennen, daß seine einzige Freiheit die Freiheit vom Ego ist und sich aufmachen, um zum Lebensbaum zu wandern, wo er die Stille einüben und die Hingabe praktizieren kann. Das ist für jedes Ego zu Beginn eine bittere Pille.

Im Osten sieht das etwas anders aus. Natürlich sind Hinduismus, Buddhismus und Taoismus Früchte vom Baum des Lebens. Einen Baum der Erkenntnis gibt es dort gar nicht, entsprechend ist die Identifikation mit Denken als Dauerzustand eine Ausnahme oder Resultat von Kolonialismus, Imperialismus, Globalisierung und linearer Zeit (Gregorianischer Kalender). Hinzu kommen Verwestlichung durch Konsum und Erziehung. Aber, als Hindu wird man geboren, das bedeutet, ein Hindu kann gar kein Nicht-Hindu werden, und selbst wenn er sich Atheist nennt, so kann er doch nicht seine Geburt annullieren, die ihn eben zum Hindu macht, bis zum Tode. Und auch wenn ein Hindu zum Saulismus übertritt, bleibt er Hindu (Mischkaste), man spricht dann eher von praktizierenden Hindus oder weniger praktizierenden Hindus.

Zum Buddhismus kann man in einfacher Form übertreten, sofern man nicht als solcher geboren wurde, aber kein Buddhist wird sich jemals als ungläubig bezeichnen oder austreten, auch hier ist man ein mehr oder weniger praktizierender Buddhist.

Zum eigentlichen Taoismus kann man weder übertreten noch austreten, man kann sich als ein solcher fühlen, wenn man nach seinen Anschauungen lebt. Als Volksreligion beschränkt er sich auf Rituale, die für jeden da sind. Die wirklichen Meister leben meistens in den Bergen und versteckten Klöstern und geben sich kaum zu erkennen. Vielleicht ist dort die Tradition der Übergabe des spirituellen Wissens vom Meister auf den Schüler noch am reinsten erhalten, denn der Meister wählt den Schüler nach Prüfung und innerer Führung, daher ist es schwer, an das innere Wissen heranzukommen.

Keine der östlichen Religionen hat jemals vom Baum der Erkenntnis genossen, sie stammen aus den silbernen und bronzenen Zeitaltern, wobei Buddha die einzige Ausnahme bildet. Doch niemand soll denken, er sei Rationalist gewesen. Er war Mystiker und wir verstehen ihn erst, wenn wir das reine Phassa erlebt und die Wahrnehmung vom Denken getrennt haben (inneres Schweigen).

Für die Gesellschaft bedeutet Religionsfreiheit die Schaffung eines Basisvertrages in Anlehnung an die indonesische Verfassung. In Indonesien leben 200 Millionen Muslime (88%) und trotzdem gibt es hier keine Staatsreligion. Stattdessen dürfen die Bürger sich zu einer von fünf Weltreligionen bekennen. Wir wandeln dies an dieser Stelle ab und sagen, die Menschen können entweder Sufi, Jesuaner, Hindu, Buddhist oder Taoist (Konfuzianer) sein. Auf der Basis dieses Beispiels lassen sich für indigene Völker Sonderrechte einführen, denn der Schamanismus gehört ebenso zum Baum des Lebens wie die indianischen Weisheitslehren der Tolteken, Hopi, Sioux und viele andere mehr.

Man sieht, solange man Religion mit Denken vermischt, wird man nur verwirrt, erst die basale Erkenntnis, daß Religion als Praxis des Schweigens und der Selbsthingabe zum Baum des Lebens gehört und Denken zwar ein wunderbarer Helfer, aber kein Führer ist, schafft hinreichend Klarheit, und nach der ersten Stille-Erfahrung wird überwältigend deutlich, daß das Wort nur ein Etikett, nicht aber die Wirklichkeit selbst ist. Religion ist Lebenspraxis und keine Lebensphilosophie. Nun mag es jeder damit halten, wie er will, aber an den Widersprüchen des Baumes der Erkenntnis kommt niemand mehr vorbei, sie liegen offen vor uns:

Die furchtbare Überschwemmung der Welt mit Egowahn führte bis heute zu großen Konflikten überall auf der Welt, die aggressiv, ökonomisch oder kriegerisch angegangen werden, und der Aggressor ist fast immer der Westen. Die Globalisierung exportiert den Kapitalismus-Wahnsinn bis in die letzten Winkel dieser wunderbaren Erde, er verschmutzt alles Edle und tritt unsere Würde mit Füßen, sie meinen, wie Gott zu sein und sind doch nichts als Stümper und Räuber, Kleingeister und gierige Lumpen. Wir müssen uns rückbesinnen auf das edle Menschentum, auf die Rishis und Weisen Asiens, den Yoga Jesu, den Yoga Mohammeds und am meisten müssen wir Abbitte leisten bei unseren „roten, gelben, braunen und schwarzen“ Schwestern und Brüdern, die von europäischen Barbaren zertreten wurden. Wenn es uns nicht gelingt, den Baum der Erkenntnis zu überschreiten, wird sich das immanente Programm der Abrahamiten, die letztliche Selbstzerstörung, eher manifestieren als die Hoffnung, sie könnten zur Selbsthingabe finden.

Dieser Zerstörungswahn wird uns in diesem Band beschäftigen.

Thailand 2021

1 Eine Ideologie ist das Resultat bloßen Denkens, anders gesagt, Ideologie ist alles, was keine Wurzeln im ahistorischen Erleben hat.

2 Obwohl es so offensichtlich ist, höre ich immer wieder die Frage, wieso die Identifikation mit Denken die Einheit zerstört. Weil die Identifikation mit Denken bedeutet, daß wir mit seinem Modus operandi identifiziert sind, und dieser ist nun mal Trennen, Unterscheiden, Urteilen. Dieser Modus operandi affiziert sogar die Sinne, sodaß diese das Sehen des Auges etc. verlieren und nur noch durch das Denken und d.h. durch Urteilen vermittelt wahrnehmen, wir sehen dann keinen Baum mehr, sondern einen schönen oder verkrüppelten Baum, keine Frau, sondern eine schöne oder dunkle oder kleine Frau und sofort. Da es außerdem jenseits des Denkens keine zirkuläre oder lineare Zeit gibt, erfahren wir das, was ehedem „Zeit“ gewesen ist, als Jetztheit oder Zeitlosigkeit.

3 Vgl. Satparam: Der Stern des Abgrundes. Das Medium Adolf Hitler im Lichte Sri Aurobindos und Der Mutter, Auroville 2005 Auf derartige Symbiosen werden wir hier aber nicht explizit eingehen. Es genügt zu wissen, daß die Super-Egos, die wir Psychopathen nennen, i.d.R. von Asuras besessen sind.

4 Um ganz korrekt zu sein, besteht das Ego aus Denken und einem Gestrüpp vitaler und materieller Begierden und Emotionen. Da diese aber qua Denken oder Sprache artikuliert werden, sind sie mit dem Denken verbunden, Sri Aurobindo spricht z.B. vom vitalen und materiellen Mental. Es genügt daher, das Ego verkürzt als Identifikation mit Denken zu umschreiben, das sich im Schweigen und durch Selbsthingabe sukzessive auflöst. Ebenso reagieren das vitale und materielle Ego, wenn wir das Schweigen hinab bringen, erfahren auch sie die Stille und verlieren schrittweise ihr Ego.

5 Der Erleuchtete „denkt“ nicht im Sinne des Egos, sondern schaut die Wirklichkeit, von der er qua Sprache kündet, d.h. er übersetzt das Nichtsagbare in das Symbol „Wort“, das bei aller Klarheit der Schau „unpassend“ ist. Das Wort ist also Sinnbild, aber nicht Erkennungszeichen im griechischen Sinne, nicht sýmbolon, welches von 2 Parteien benutzt wurde, einander z.B. durch die beiden Hälften einer zerbrochenen Münze zu erkennen. Sinnbild ist z.B. das Rad und es symbolisiert Karma oder den Kreislauf der Wiedergeburten. Daher dürfen Worte nie als Ausdruck des Unaussprechlichen, nie als direkte Äußerungen Gottes verstanden werden, sondern sie setzen voraus, daß der Hörer „symbolisch geschult“ ist und das Bild und die Bedeutung hinter den Worten erfaßt. Andernfalls wird z.B. die Rede von der jungfräulichen Geburt reiner Nonsens. Maria war spirituell von reinem Herzen, aber ohne Zeugung gäbe es keinen Jesus. Allein das zeigt, wie naiv Milliarden Vatikaniker sind.

6Gemäß der mittelalterlichen Gepflogenheit wird dieser Baum mit einem Apfelbaum assoziiert, was auf die Wortähnlichkeit des lateinischen Apfels (=malum) und der Übersetzung für das Böse (=malum) zurückgehen dürfte. Wir nennen darum die Jünger des Baumes der Erkenntnis oder des Todesbaumes auch “Apfelfresser“. Da die Sozialisierung des Menschen in einer Ego-Gesellschaft natürlich über die Bildung eines Egos verläuft, erscheint es dem Menschen so, als habe er diese Entscheidung nicht getroffen. Saulus hat ob dieses sozialen Aprioris kapituliert und den Menschen als Erbsünder konstruiert - ein fatales Verhängnis. Jeder Mensch ist dazu in der Lage, mit dem Ego über das Ego hinaus zu gelangen und das, was ihm fälschlich anerzogen wurde zu revidieren. Aber dazu muß man ihm auch sagen, daß in ihm das Göttliche schlummert und nicht die Genetik der Erbsünde.

7 Erst wer sich im Schweigen durch Erfahrung des Ahistorischen vom Ego befreit hat, der kann in der Welt leben, ohne von der Welt zu sein.

8 Die Feindschaft der Saulisten gegenüber dem Islam hat eine verborgene religionspsychologische Ursache. Allah setzte zwar Adam und Eva aus dem Paradies, aber als sie sich entschuldigten, vergab er ihnen und schenkte ihnen stattdessen Sarandib, welches der alte arabische Name für Sri Lanka ist. Sie tragen daher keine Erbsünde, sie sind keine Kriecher vor Gott, sondern Söhne und Töchter Allahs. Das löst bei Juden und Saulisten verstärkt Gefühle der Minderwertigkeit aus, sowie Neid und Rachegelüste. Dieser Komplex wird regelmäßig in der Geschichte aktiv und führte nicht nur zu den Kreuzzügen, sondern auch zum ideologischen Krieg gegen den Terror, womit der Islam gemeint ist, obwohl nicht er der Aggressor ist, sondern der Usraelismus. Letztere verstehen es aber, ihre Völker jedes Mal mit Ressentiments gegen den Islam zu füttern und sowohl Angst als auch Wut und Haß zu schüren. Nicht der Islam ist der Aggressor, sondern der Usraelismus, die höchste Form des Egotheismus respektive eines Ego-Wahns.

9 Aus spiritueller Sicht wissen wir natürlich, daß hinter dem Versucher, Gott selbst steht. Wir haben ausführlich dargestellt, welche Art von „Spielkameraden“ das Göttliche präferiert, eben solche, die den Weg des Baumes der Erkenntnis durchschaut und überschritten haben. Nur diese sind dazu fähig, jenes große „Dein Wille geschehe“ unwiderruflich zu leben und Sein von Seinem Sein zu sein. Das Ziel des Göttlichen ist, daß auch jene Egos und Asuras, die sich innerhalb seiner Unendlichkeit und Einheit eine Sonderexistenz vormachen, zu seiner Wirklichkeit erwachen und bewußt Teil des Ewigen sein können. Und dazu war der Baum der Erkenntnis eine besondere Schule, deren Beginn den eigenen Willen und das eigene Denken ausbildet, die ihren Abschluß aber immer nur im „Dein Wille geschehe“ findet, und damit am Lebensbaum.

2. Der Baum des Todes und seine Langzeitfolgen

Wir haben das Thema der Religionsfreiheit vorangestellt, wohlwissend daß wir damit mitten im Thema landen, dem „Baum des Todes“. Wer die zurückliegenden Bände verfolgt hat, dem ist klar geworden, daß wir zwar in einer entzauberten, säkularisierten und profanen Welt leben, daß aber darunter kein anderes Programm abläuft als dasjenige des Abrahamismus, der via Saulus vom Judentum in den Saulismus integriert wurde und deren gemeinsamer Opponent aus der eigenen Familie stammt, der Islam. Wir haben erkannt, daß dieser Abrahamismus keine echte Religion darstellt, sondern eine Denk- oder Buchreligion, welche nicht auf dem Schweigen gründet, sondern auf dem Wort und von daher Ideologie ist. Ausnahmen stellen hier allein die Tradition des Sufismus und die vereinzelt und sehr sporadisch auftretenden christlichen Mystiker dar.

Der Begriff der Leitdifferenz stammt von Luhmann und meint nach herrschendem Sprachgebrauch Unterscheidungen, welche „die Informationsverarbeitungsmöglich-keiten der Theorie“ (Luhmann, Niklas: Soziale Systeme, Ffm 1987, 19) steuern. Demgemäß steht der Abrahamismus unter der Leitdifferenz Gut/Böse und eben auf diesen Baum der Erkenntnis rekurriert auch der Apfelfresser Luhmann. Für ihn gibt es keinen Ausweg aus dem Prozedere des Unterscheidens, einmal in Gang gesetzt läuft es wie ein Perpetuum mobile, endlos, sodaß jede Form oder Idee von Rückkehr in einen Zustand der Prä-Differenz und des Paradieses unmöglich erscheint. Die Tragik und das Drama dieser mit Denken identifizierten Gläubigen beruht auf dem Irrglauben, daß sie ganz bestimmte Unterscheidungen wie diejenige zwischen „Gut und Böse“ treffen könnten. Und das ist fundamental falsch! Es spielt keine Rolle, ob ich mich für „Gut oder Böse“ entscheide, mit jeder Entscheidung werden beide in Gang gesetzt und so bringt jede intentionale Tat ihre guten und schlechten Resultate.

Anders gesagt, jeder intentionale Akt ist mit seinem Gegenteil affiziert. Wer „Gut“ sagt, benennt zugleich und implizit das „Böse“. Wer das Gute setzt, der setzt zugleich das Böse. Betrachtet etwa der Jude das mosaische Gesetz als „göttlich“, so müssen die Gesetze der Anderen aus jüdischer Sicht zwangsläufig „ungöttlich oder böse“ sein. Die Boshaftigkeit der fremden Gesetze ergibt sich also nicht aus diesen selbst, sondern daraus, daß die „unseren“ angeblich „gut“ sind. Selbst wenn man hinsichtlich „Gut und Böse“ unter Freunden Abstriche macht, Toleranz übt und die Freundschaft über den Buchstaben stellt, so scheint das im Falle des Fremden ganz unmöglich zu sein. Alles, was außerhalb unseres Gustos erscheint, erweckt eher selten unsere unvoreingenommene Neugierde als vielmehr ein Ressentiment. Zwar würden viele Männer gerne mehrere Frauen haben, aber wenn ein Muslim einen Harem hat, dann ist ihm das suspekt. Und ganz und gar nicht kann er sich vorstellen, in Ladhak Teil eines Ehesystems zu sein, bei dem er nur einer unter Brüdern ist und die Frau bestimmt, mit wem sie das Nachtlager teilt. Wenn es gar um unsere Lieblings-Ideologien von Demokratie und Freiheit geht, da wird deren Negation schnell zur Frage von Krieg und Frieden. Am schwierigsten wird es für die Gutmeinenden, denn daß ihr „Gutes“ dem anderen „Böses“ bedeuten könnte, das wird in ihrem geistigen Horizont zur Fata Morgana. Es darf einfach nicht sein, daß sein „Gutes“ das Gegenteil bewirken kann,

Es gibt also keinen Ausweg aus dem Dilemma, mag einer noch so sehr das Gute wünschen, wollen, anstreben, er wird auch sein Gegenteil in die Welt setzen. Denn das liegt nicht im Bereich seines Willens, es erfolgt automatisch, ob man es will oder nicht.10 Der einzige Weg, von den Folgen eines Handelns frei zu sein, ist das absichtslose Wirken.

Dieses Faktum verschweigt der Denker oder Unterscheider, er meint „draw a distinction“ (Spencer Brown) wäre gleichsam die Erlösung in der Unerlöstheit. Saulus sprach von der Erbsünde und Calvin von der grundsätzlichen Verderbtheit des Menschen. Luhmann setzt die Tradition des Todesbaumes fort und ersetzt die falsche Idee der Saulisten, wonach es eine Erlösung des Egos durch den Sühnetod Jesu gäbe, mit dem Tranquilizer, daß der Fall kein Fall war und die Verdammnis in Wahrheit Seligkeit sei. Auf diese Weise macht er sich zum Super-Abraham und die Autopoiesis zum Super-Moses. Er verkennt, genau wie das gesamte Denken der Abrahamiten, daß im Egotheismus die Selbsterhaltung immer schon von der Selbstzerstörung affiziert ist und der Baum der Erkenntnis unvermeidlich in den Tod führt. Erinnern wir uns nochmal an die Psychologie des Egos:

„Die Verdrängung der Todesangst durch das Ego führt in eine inflationäre Besetzung des Egos mit Narzißmus nach innen und Gier nach außen. Diese Energie, Libido oder Begierde, ist gleichsam eine Folge der Todesangst, welche zwar verdrängt wurde, doch nicht getilgt. Im Unbewußten bleibt stets ein Wissen um diese Angst zurück, weshalb deren Verdrängung sich im Ego bemerkbar machen muß. Da die Angst verdrängt wurde, macht sie sich als Negation ihrer selbst oder als „Weltsucht“ bemerkbar, als eine „libidinöse Energie im Ego als Narzißmus“ und als „Begierde nach außen“, wobei beide tendenziell endlos wirken. Der sekundäre Narzißmus kann durch Selbstverwirklichung des Egos reduziert werden, durch „Erfüllung des Ich-Ideals“ (wie Freud sagte), der primäre Narzißmus kann nur durch Selbsthingabe transformiert und verwandelt werden.

Die Gier wird im gewöhnlichen Leben durch Wechsel eines begehrten Objektes (sei es infolge Erfüllung oder Versagung) verschoben, aber nie gestillt. Sie kann im Alter erlahmen, ansonsten muß sie durch Nichtanhaftung und Selbsthingabe überwunden werden.

Neben der Verdrängung der Todesangst durch das Ich, taucht aus dem Kollektiv-Unbewußten eine weitere Erinnerung auf, die vom Ego ebenso verdrängt wird wie die Angst, nämlich die Erinnerung ans Paradies oder die Goldene Zeit mit ihrer immanenten Fülle oder Seligkeit. Die Verdrängung dieses vollen Glücks erfolgt, weil das Ego (Identifikation mit Denken) diese als ein Phantasma und einen Mangel an Realität einstuft, und zwar umso mehr, je rationaler das menschliche Ego sich gibt. Was daher als gleichsam „reduzierte Ahnung“ verbleibt, ist dann nicht das Empfinden der Fülle, denn dieses war ein ego-freies Erleben, sondern sein Gegenteil, nämlich das Gefühl ei-nes existentiellen Mangels, wie ihn kein vom Ego befreites Wesen jemals erleben würde.

Verdrängungen mögen dem Ego helfen, Unerwünschtes nicht wahrzunehmen, dennoch bleiben diese Energien erhalten und verschaffen sich im Ego einen mutierten Ausdruck. 11 Mit anderen Worten, das narzißtische Mega-Ego kann zwar sich selbst belügen, aber das Unbewußte nicht: Es muß nun mithilfe des Begehrens den von ihm als existentiell empfunden Mangel beheben. Daher gilt: Mangelempfinden und Begierde sind umso größer, je mehr die Todesangst verdrängt wurde. Strukturell ausgedrückt: Der Kapitalismus ist nichts anderes als das Resultat einer monströsen Verdrängung der Todesangst. Deren Verdrängung aber macht aus dem Menschen ein Raubtier, den Pan insanus, ein der Evolution und dem Göttlichen feindlich gesinntes Animal irrationale und das, was es vermeiden will, das zieht es stärker an als jeder Magnet, eben den eigenen Tod und Untergang.“ (Govindha: Religion Vol. 1, 320 f.)

Mit anderen Worten, die unbewußte Sehnsucht des Egos ist der Tod, nur darum lautet das Programm der Abrahamiten oder Egotheisten „Selbsterhaltung als Selbstzerstörung“. Der einzige Ausweg liegt in der Bewußtwerdung der Todessehnsucht und ihrer Verwandlung im Sinne der Selbsthingabe des Egos

Wo Ich war, soll Purusha/Atman sein.

Wo das Ego in Dunkelheit wanderte, soll Anatta erstrahlen, wo der Eigenwille herrschte soll das „Dein Wille geschehe“ ertönen und der Mensch als TE im Einklang mit dem TAO leben.

Das ist das Programm des Lebensbaumes.

Wir halten nichts von den modernen Leitdifferenzen, dem Jargon der spirituellen Unmündigkeit und ontologischen Blindheit, dafür sind wir aber berechtigt von einer hilfsweisen Leitfrage zu sprechen und zwar von einer, die de facto universal gültig ist, nämlich: Schweigen oder Denken, denn nur hier gibt es tatsächlich eine Wahlfreiheit: Wir können entweder vom Baum des Lebens oder vom Baum des Todes essen, beides zugleich geht nicht, weil derjenige, der vom Baum des Lebens kostet, ins innere Schweigen eintritt und die damit verbundenen spirituellen Erfahrungen bis hin zur Einheit macht, d.h. er erlebt eine weitaus größere Identität als diejenige des kleinen begrenzten und abgetrennten Egos, die jener zwangsläufig erlebt, welcher vom Baum des Todes ißt und in der Identifikation mit Denken stecken bleibt. Dieses Steckenbleiben suggeriert ihm zwar, er habe eine freie Wahl zwischen „Gut und Böse“, doch diese ist nicht mehr als Valium für Dualisten. In Wahrheit kann der Mensch nur zwischen dem Baum des Lebens und dem Baum des Todes wählen - das ist seine einzige freie Wahl.

Das bedeutet keine Preisgabe des Denkens, denn wir werden ja in eine Welt der Denker und Egos hineingeboren, und um sie zu verlassen, müssen wir das Denken hinreichend entwickelt haben, sodaß die Desidentifika-tion vom Denken schlicht den Verlust der Ego-Dominanz bewirkt, aber zugleich die Herrschaft der Stille über das Denken einläutet. Nur dann erkennen wir auch, wie „geistesgestört“ jenes „cogito ergo sum“ tatsächlich ist, denn wo Denken der Führer war, da hielt sich der Zimmermann für den Hammer. Und wo die Stille wieder regiert, ist der Hammer wieder Werkzeug, d.h. Denken wird zum willigen Diener der höheren Schau.

Denken hat im Wesentlichen drei Aufgaben, erstens dient es als eine Art Orientierung in der äußeren Welt, etwa mittels der Unterscheidung zwischen den Himmelsrichtungen; zweitens wird es genutzt, um den mit Denken identifizierten Menschen eine annäherungsweise Andeutung von der in nuce unsagbaren spirituellen Wirklichkeit zu geben. Dabei zeigt sich die Sprache zwangsläufig als ein restringierter Code, sie vermag es nämlich nicht, die Erfahrungen des mystischen Monismus erfahrungsgetreu zu übersetzen, sondern muß zwangsläufig konstitutiv dualistischen Begriffe und Methoden des Denkens verwenden. Drittens aber dient ein Denken, das von oben geleitet ist und in den Diensten des Spirits steht, als eine schöpferische Macht, welche dazu in der Lage ist, den Willen des Einen innerhalb der dualistischen Welt zu vollbringen. Diese von oben und innen gelenkte schöpferische Kraft vergeudet sich nicht an Widerständen eines egoistischen Seins, weil der Ahamkara ja eliminiert ist, sondern wird umso stärker, je mehr das Supramental oder der Hypernous das höhere Mental und das Obermental durchscheinen kann. Daher wird Natur nicht länger vom Unwissen der menschlichen Egos gestört, sondern befreit, so wie es Sri Aurobindo sinngemäß sagte: Prakriti offenbart sich selbst als die Macht des Purusha. Solange der Ahamkara (das Ego, Ich mache) dazwischenfunkt, ist das unmöglich, weil sein Eigenwille die Harmonie des Ganzen zerstört.

Denken oder Schweigen, Todes- oder Lebensbaum, Tod oder Bewußtsein der Unsterblichkeit, Ego oder Atman - das sind unsere Leitfragen, und sie entscheiden nicht über bloßes Denken, sondern viel mehr über Sein und Leben, über ein Dasein in Sklaverei oder Freiheit, in der Matrix des Egos oder in der Wirklichkeit Gottes.

Wie will das sterbliche, kümmerliche Ego mit seinen lächerlichen Denkrestriktionen und seiner schweren Geistesstörung über das Unsagbare urteilen? Wie will ein Denker die Existenz des Göttlichen bestreiten können? Unser Ansatz und unsere Position bedeuten, daß sie vom bloßen Denken her nicht angreifbar oder kritisierbar sind, denn sie entstammen der Erfahrung der Stille, auch wenn sie das Handikap der Verbalisierung erleiden und vielleicht mißverständlich erscheinen. Gerade deswegen kann nur derjenige, der die Erfahrung der Stille macht, darüber auch sprechen. Der bloße Denker muß erst zu dieser Erfahrung gelangen, sonst ist seine Kritik nichts wert.

Nichts ist den bürgerlichen Denkern widerlicher als die Existenz und der feine Odeur Gottes und damit verbunden der Geruch eines Menschen, den sie des spirituellen Mehr- oder Höherwissens beschuldigen zu dürfen meinen. So bereitwillig sie sich den größeren Kapitalwerten des Diábolos unterordnen, so widerständig sind die verrotteten Kaufmannsseelen dem Odem des Göttlichen. Sie sind so tief in Entfremdungen verstrickt, daß sie diese als ihre Freiheit zelebrieren und das wenige Licht, das in ihre Höhle scheint, mehr fürchten als die Pest. Kurz und gut, die Apfelfresser sind konstitutiv unfähig, einen Jünger des Baumes des Lebens zu kritisieren, das Einzige, was sie können, ist Bellen. Nur der Erwachte oder Erleuchtete kann nachspüren, was unsere Worte andeuten. Der Denker steht davor, wie die Kuh vorm Fernseher. Seine einzige Chance besteht darin, selber das Schweigen zu erlangen. Darum sollten die in der Identifikation mit Denken Gefangenen tunlichst schweigen und lernen, ihren Bell-und Beiß-Reflex zu zügeln.

Leider dominieren in den Endphasen der Dekadenz die Apfelfresser ganze Gesellschaften und Kontinente, in ihrer Niedertracht fragen sie nicht mehr nach der Wirk-lichkeit oder dem Numinosen, sondern folgen unbewußt und ohnmächtig dem eigenwilligen Gedenke, welches sie in völliger Umnachtung „Aufklärung“ nennen. Sie bellen den Tag und das Licht an, weil die Dunkelheit ihre Heimat ist. Schauen wir doch, wie es überhaupt zu dem gekommen ist, was wir heute die „Identifikation mit Denken“ oder Egowahn nennen, es wurzelt zutiefst im Egotheismus, wie er zuerst im Judentum von jüdischen Exilanten in Babylon erfunden wurde. Sie hatten dort aus dem reichen Fundus sumerischer und ägyptischer Quellen das zusammengestellt, was man ihre Vorgeschichte nennen könnte.

An erster Stelle steht die angebliche Gottebenbildlichkeit des Menschen. Was hierbei ausgeblendet wird ist, daß die Gottebenbildlichkeit kein Status quo ist, sondern eine dem menschlichen Wesen innewohnende Potentialität. Der Mensch Goldener Zeitalter besitzt wie ein neugeborener Säugling die Gottebenbildlichkéit als eine vorrangige Möglichkeit. Um sie zu manifestieren, gibt es zwei Wege, den des Gehorsams gegenüber dem Göttlichen, verstanden als die innerste Wahrheit eines Menschen. Diese Verwirklichung ist in Goldenen Zeitaltern ein Allgemeingut. Wenn es dann zu Dekadenzerscheinungen kommt, wendet sich zunächst nur eine Minderheit von der Weisheit der inneren Stille ab und dem Baum der Erkenntnis zu. Da aber die Identifikation mit Denken zu einer traumatischen Verlusterfahrung führt, Verlust der Einheit, der Ganzheit, der Fülle und der Geborgenheit, muß der aufs Ich gestutzte Mensch auf leidvolle Art und Weise lernen, einen Rückweg in die ursprüngliche Göttlichkeit seines Wesens wiederzufinden.

Der Mensch wird im Garten Eden einer Verführung ausgesetzt, die ihn im negativen Falle in eine Dekadenzspirale stößt, die ihn entarten, barbarisieren und zum von Gott getrennten Ego (Satan) werden läßt. Als Verbot formuliert lautet der Hinweis des Göttlichen an den Menschen sinngemäß: „Du darfst nicht von den Früchten des Baumes der Erkenntnis kosten, dem Todesbaum.“ Es ist bekannt, daß der Mensch sich für den Ungehorsam entschieden hat, was auf Dauer zum Verlust des Bewußtseins der Einheit (Paradies) geführt hat. Adam und Eva werden dabei als Schuldige bezeichnet und man dichtet ihnen an, ihre Verfehlung habe zum „Fall des Menschen“ geführt.

Das jüdische Paradies birgt Ungereimtheiten, die auf dessen intellektuelle Komposition und damit auf einen „rationalen oder erfundenen Mythos“ hindeuten, nämlich die Ideologie des Untertanmachens, die mit einem Goldenen Zeitalter unvereinbar ist. Ein vollkommen harmonisches Dasein wird nicht durch Dominanz bewahrt, sondern durch das Teilsein aller. Teilsein und Teilhabe kennzeichnen eine paradiesische Welt, in der alles so belassen bleibt, wie es ist. Nichts kann darin verbessert werden, alles ist vollkommen in seinem So-Sein. Insofern müssen Adam und Eva als erste Formen der Dekadenz beim Übergang in ein Silbernes Zeitalter verstanden werden. Und diese Erkenntnis ist bitter, denn sie entzaubert ihre Imago und macht sie weniger als gewöhnliche Menschen, sie waren weder erstgeschaffene noch Menschen ersten Ranges, sondern Teil einer Minderheit, die man als Abtrünnige und Renegaten zu sehen hat. Die Kompositeure der Mythen schaffen vergeblich an einem Mythos, weil ein solcher nicht konstruierbar ist. Adam und Eva waren, recht betrachtet, Repräsentanten von Abtrünnigen, die im Rahmen eines Silbernen Zeitalters die Identifikation mit Denken vollzogen haben, deren Identität aber als Ego gemäß der zirkulären Zeit noch keine Dauerverfassung gewesen ist. Insofern stellt die Genealogie nichts anderes dar als einen Degenerationsprozeß, einen „Fall mit dem Fallschirm“. Warum wird das von den religiösen Interpreten ausgeblendet?

Wir wissen, daß westlich von Indien seit der Niederlage von Kronos und der Herrschaft des Sargon von Akkad ein Mißbrauch der Religion einsetzte, bei dem sich regelmäßig Asura oder ichhafte Mächte, die im Kontext des Abrahamismus „Archonten“ heißen, als spirituell ausge-ben, um die Menschen zu beherrschen. Ihnen geht es darum, die Menschen im Denken gefangen zu halten, weil sie nur qua Denken beherrschbar sind.

Wer die Stille kennt, kennt das Göttliche und wird sich niemals solchen egomanen und dunklen Mächten unterwerfen. Im Denken aber kann man so tun, als ob man erleuchtet sei und denjenigen etwas vormachen, die mit Denken identifiziert sind. Dabei spielen Vorstellungen des Bösen und Gefühle von Angst und Schuld, die ein Erleuchteter nicht kennt, die Hauptrolle. Sie machen den Menschen leicht beherrschbar. Nur deshalb haben Saulus, Konstantin und die Vatikaniker die Gattungsschuld als Erbsünde in die Psyche des Menschen eingebrannt.

Adam und Eva haben daran keinen Anteil, sie standen am Beginn eines Silbernen Zeitalter und gehörten zu ersten Exemplaren der Dekadenz, aber die Übermacht der egoistischen Verfassung wird erst mit der Figur des Abraham erreicht, der prototypisch für den Gegensatz zum Göttlichen Einen steht: A-Brahman, „Vater der Vielen“.

Im spirituellen Sinne entsteht das Viele aus dem Einen, und ihre Relation ist diejenige von Brahman und Atman, wer aber einen Menschen zum Vater der Vielen macht, der betreibt Egotheismus. Abraham als Vater der vielen Völker steht hier deutlich als Ur-Ego oder Ur-Identität oder Prototyp des Egos, als Vorbild der Juden, der Moslems und der Saulisten. Alle drei vertreten auf ihre Weise das Prinzip der Erwähltheit und der korrespondierenden Einzigartigkeit ihres Gottes, und damit eine Ich-Bezogenheit, die neu gewesen ist, weil die scheinbar Göttlichen Versprechungen auf Zukunft und eine lineare Zeit ver-weisen. Mit dieser linearen Zeit verfestigt sich das Ego, das sonst überall auf der Welt in eine Zirkularität eingespannt war, die es flexibilisierte.

Das jüdische Plagiat vom Paradies hat als Vorlage die Sumerische Paradieserzählung vom Lande Dilmun (verschiedene Versionen), das auf Bitten von Enki vom Sonnengott Utu mit Wasser versorgt wurde und so zu einem Paradies wurde. Seine üppige Vegetation bereicherte die Göttin Ninchursag durch acht besondere Pflanzen. Sie verbot Enki, von diesen zu essen, woran er sich aber nicht hielt, er verspeiste sie alle und zog dadurch den Zorn der Göttin auf sich. Ihr Fluch ließ Enki an acht verschiedenen Organen erkranken. Erst als die anderen Götter für Enki um Gnade und Hilfe baten, lenkte Ninchursag ein und erschuf acht Heilgötter, die Enki kurierten. Wir haben es also ursprünglich nicht mit einem strafenden und unversöhnlichen Gott zu tun, sondern wirklichkeitsgemäß mit einem System, das Verfehlungen wieder beheben läßt.

Ganz ähnlich ergeht es Adam und Eva im Islam, wo Allah sie zwar aus dem Paradies setzt, ihnen aber vergibt und für das verlorene Paradies ein neues, nämlich Sri Lanka, schenkt. Die Größe der sumerischen und islamischen Erzählung liegt darin, daß der Mensch zwar fallen darf, aber auch wieder auferstehen kann, wozu er Hilfe erhält durch die Gnade des Einen.

Erst durch den Ungehorsam gegenüber dem Göttlichen Verbot erfahren wir auch dessen Bedeutung. Enki wird krank, das heißt, durch das Übertreten des Gebotes fällt er aus der Harmonie mit der Einheit und wird zum Ego, zum Kranken, doch dies ist nur ein vorübergehender Zu-stand, Erbarmen und Gnade schenken ihm wieder, was er verloren hatte, nämlich seine Gesundheit, die Ganzheit und Einheit, ein Prozeß, der nichts anderes ist als das Erwachen und die Auferstehung. Wer also die Trennung aus der Einheit erlebt und wieder heimgefunden hat, der war Mensch und ist Gottessohn geworden. Nur wer fehlt, wer sündigt, wer in den Sumpf des Lebens fällt, ent-wickelt auch die Sehnsucht zur Um- und Heimkehr, und zwar auf der Basis der bitteren Erfahrung der Getrenntheit, die er nie mehr erleben möchte. Das ist die stabilste Basis für ein Dasein, das von früh bis spät „Dein Wille geschehe“ singt.

Wir verstehen, wer nicht gefallen ist, und stets ein Engel war, der weiß das große Einverstandensein gar nicht zu schätzen, der steht immer in der Gefahr zu fallen, während der Heimgekehrte eine unerschütterliche Basis gewonnen hat. Nur wer durch das Leid hindurchgegangen ist und zum Schweigen heimgefunden hat, der weiß, was Seligkeit ist. Ein solcher Mensch wird niemals wieder freiwillig zum Apfelfresser und damit zum herausragenden Instrument für die Göttliche Verwirklichung im Universum.

Wem freilich der Sumpf gefällt und wer das Göttliche trotz seiner leidvollen und verstörenden Erfahrungen, trotz des ständigen Auf und Ab von Begehren und Ermüden, trotz des ewigen Gewinnens und Verlierens, trotz des unweigerlichen Alterns und Sterbens leugnet, dem ist der Sog nach oben verlorengegangen und mit ihm die Sehnsucht nach der eigentlichen Heimat. Und eben das ist es, was der Baum der Erkenntnis aus Menschen macht, selbstvergessene Barbaren, die immer weiter aus dem Jetzt herausfallen und an die fortschreitende Zeit gebunden sind. Damit verliert das Ego seine Flexibilität, es wird rigoros und dominant, es wird zum Dauer-Ego.