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Die Menschen durch ihren Glauben verstehen
Über Religionen hat man sich oft schnell eine Meinung gebildet – doch wie viel wissen wir wirklich über sie? Dieses Buch stellt Ihnen verschiedene Religionen vor und zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf. Marc Gellman und Thomas Hartman erzählen von heiligen Menschen und Schriften und erläutern die Standpunkte der Glaubensgemeinschaften zu kritischen gesellschaftlichen Fragen. Die Autoren schildern auch, wie die Menschen ihren Glauben praktizieren und welche Auswirkungen Religion auf die Gesellschaft hat. So liefert Ihnen dieses Buch einen Überblick über den Glauben von Menschen rund um die Welt.
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Seitenzahl: 585
Religionen der Welt für Dummies
Der Achtfache Pfad wird auch der »mittlere Weg« oder »mittlere Pfad« genannt. Wer diesem Pfad folgt, kann die Erleuchtung erlangen.
Rechte Einsicht: Verstehen, dass die Vier Edlen Wahrheiten wahr und edel sindRechte Entschlossenheit: Dazu entschlossen sein, den buddhistischen Glauben zu praktizierenRechtes Reden: Beleidigungen, Gerede, Lüge und alle Formen unwahren und missbräuchlichen Redens vermeidenRechtes Handeln: Dem Ideal der Gewaltlosigkeit (Ahimsa) folgen und von jeglicher Art des Diebstahls oder eines unangemessenen sexuellen Verhaltens absehenRechte Lebensgrundlage: Keinen Beruf ausüben, in dem man anderen Menschen schadet oder Tiere töten mussRechtes Bemühen: Negative Gedanken und Gefühle wie Ärger und Eifersucht vermeidenRechte Achtsamkeit: Einen klaren Sinn für den eigenen geistigen und emotionalen Zustand und die körperliche Gesundheit habenRechte Konzentration: Meditation üben, um die höchste Stufe der Erleuchtung zu erlangenDie Zehn Gebote sind für Juden und Christen dieselben, doch die Reihenfolge unterscheidet sich ein wenig voneinander. Hier ist die christliche Version:
Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.Du sollst den Feiertag heiligen.Du sollst Vater und Mutter ehren.Du sollst nicht töten.Du sollst nicht ehebrechen.Du sollst nicht stehlen.Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib.Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.Vorschriften und Pflichten sind im Islam zentral. Die wichtigsten Pflichten eines Muslims sind in den Fünf Säulen des Glaubens formuliert.
Das Glaubensbekenntnis (shahadah) mit vollem Bewusstsein sprechen: »Es gibt keinen Gott außer Gott, und Mohammed ist der Gesandte Gottes.«Fünfmal am Tag beten: Nach einem vorgeschriebenen Ritual bei Sonnenaufgang, am Mittag, am Nachmittag, bei Sonnenuntergang und vorm Schlafengehen beten.Den Ramadan einhalten. Der Fastenmonat bringt die Gläubigen Gott näher und reinigt sie von irdischen Begierden.Das Almosengeben: Jeder Muslim gibt zweieinhalb Prozent seines Einkommens für die Armen.Die Wallfahrt nach Mekka: Wenigstens einmal im Leben sollte ein Muslim, wenn es ihm möglich ist, den Hadsch, die Pilgerfahrt nach Mekka unternehmen.In allen großen Religionen beginnt das gute und gottgefällige Leben mit einer schlichten Einsicht: Behandeln Sie andere so, wie Sie selbst behandelt werden möchten.
»Keiner von euch ist gläubig, bis er für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst wünscht.« (Hadith 13, Vierzig Hadithe von An-Nawawi, Islam)»Kränke niemanden, verletze niemanden durch Gedanken oder Taten, äußere kein Wort, das deinen Mitgeschöpfen Schmerzen zufügt.« (Das Gesetzbuch des Manu, Hinduismus)»Was du selbst nicht wünschst, das tue nicht den Menschen an.« (Konfuzius Gespräche 12, 2)»Und wie ihr wollt, dass euch die Leute behandeln sollen, so behandelt auch ihr sie gleicherweise!« (Lukas 6, 31)Die folgenden Fragen können Ihnen helfen, wenn Sie Sympathie für eine Religion empfinden und mehr darüber erfahren möchten.
Wie steht es mit der Freiheit? Darf man denken, was man will?Muss man religiösen Führern bedingungslos folgen oder ist Raum für Kritik?Erklärt die Religion nur die spirituelle Welt oder auch die äußerliche Welt – Politik, Wirtschaft, Beziehungen?Spielt Geld (Abgaben, Spenden) eine große Rolle?Wie werden Konflikte und Meinungsverschiedenheiten ausgetragen?
Religionen der Welt für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
3. Auflage 2024
© 2024 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany
Original English language edition Religion for Dummies © 2002 by Wiley Publishing, Inc. All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This translation published by arrangement with John Wiley and Sons, Inc.
Copyright der englischsprachigen Originalausgabe Religion for Dummies © 2002 by Wiley Publishing, Inc. Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Diese Übersetzung wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert.
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Wir danken für die freundliche Erteilung der folgenden Abdruckgenehmigungen: Bibeltext der Schlachter, Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft. Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Coverfoto: VectorMine – stock.adobe.comKorrektur: Petra Heubach-Erdmann
Print ISBN: 978-3-527-72074-3ePub ISBN: 978-3-527-84244-5
Rabbi Marc Gellman und Monsignore Thomas Hartman schrieben eine amerikanische Zeitungskolumne zu religiösen und ethischen Themen und moderierten bis ins Jahr 2007 mit The God Squad (deutsch: Das Gottesteam) eine eigene Fernsehsendung in einem US-amerikanischen Kabelsender. Sie waren in vielen Fernseh- und Radioprogrammen regelmäßig als Berater und Experten in Glaubensfragen gefragt. Ihr Kinderbuch How Do You Spell God? (deutsch: Wie buchstabiert man Gott?) war Grundlage für eine besondere Reihe von Kindersendungen, die mit dem Peabody Award für herausragende Leistung in der Fernseh- und Radioproduktion in den USA ausgezeichnet wurde. Sie haben außerdem folgende Bücher gemeinsam verfasst: Where does God Live? Lost and Found: A Kid's Book for Living through Loss (deutsch: Wo wohnt Gott? Fragen und Antworten für Eltern und Kinder) und Bad Stuff in the News (deutsch: Wo steckt Gott? Wie wir unseren Kindern helfen können, mit schlechten Nachrichten umzugehen). Ihre literarischen und medialen Aktivitäten waren nicht denkbar ohne die Tatsache, dass beide ein geistliches Amt ausübten: Marc Gellman ist jüdischer Rabbiner, Monsignore Hartman war katholischer Priester.
Rabbi Marc Gellman (*1947): Rabbi Gellman hat eine zweibändige moderne Interpretation der Bibel (Midrashim) für Kinder verfasst: Does God Have a Big Toe? und God's Mailbox. Auf Deutsch sind von ihm erschienen: Trag immer 'ne saubere Unterhose. Und 31 weitere Möglichkeiten, wie deine Eltern dir sagen: »Ich hab dich lieb« und Himmlische Helfer. Wie du Trost und Hoffnung finden kannst. Rabbi Gellman war Senior Rabbi des Beth Torah Tempels in Melville, New York. Er war Präsident des New York Board of Rabbis und ist Ehrendoktor der Philosophie der Northwestern University. Er ist verheiratet mit Betty Schulson und hat zwei Kinder, Mara und Max. Anfang 2022 erschien die erste Staffel seines Podcasts: »The God Squad. A Podcast you can believe in«.
Monsignore Thomas Hartman (1946–2016): Zu Monsignore Hartmans Büchern gehören: The Matter of Life and Death: Surviving Loss and Finding Hope und Just a Moment: Life Matters with Father Tom. Monsignore Hartman leitete den kirchlichen Radio- und Fernsehsender Telecare der Diözese Rockville Centre auf Long Island, New York.
Wir haben überlegt, dieses Buch Don Imus zu widmen, der von Anfang an daran glaubte, dass wir verrückt genug wären, dieses Buch tatsächlich zu schreiben.
Wir haben überlegt, das Buch allen unseren Freunden zu widmen, die im vergangenen Jahr nicht viel von uns hatten und es geduldig ertragen haben, wenn wir auf Partys aus unverständlichen taoistischen Quellentexten zitiert haben.
Schließlich haben wir entschieden, das Buch allen Glaubens- und Religionslehrern auf der ganzen Welt zu widmen. Jeden Tag stehen sie auf, um den Menschen zu sagen, dass es im Leben um mehr geht als um Haben und um Kampf. Jeden Tag versuchen sie, den guten Engel in uns wachzurufen. Jeden Tag versuchen sie, die Welt ein bisschen besser zu machen, als sie es gestern noch war. Sie haben die Vision von einer Wahrheit, die unsterblich ist.
Gleichgültig, wie viel wir wussten (und wir wussten nicht genug) – die Bedeutung jeder einzelnen Religion auf dem Planeten Erde konnten wir bei bestem Willen nicht in ihrer ganzen Tiefe erfassen und verstehen. Deshalb danken wir aus ganzem Herzen all denen, die mit ihren klugen Beiträgen geholfen haben, unseren Verstand und unser Herz für ein besseres Verständnis von alten und neuen Glaubenstraditionen zu öffnen – und deren verlegerischer Rat dazu geführt hat, dass das Buch nicht 1000 Seiten umfasst. Wir danken Tracy Barr, ebenso Dank an Fay Shapiro, Tracy Boggier, Kathleen Nebenhaus, Michelle Hacker, Patricia Yuu Pan, Michael Kelly, Marla Selvidge, William Young, Jamsheed Choksy, Kristin Cocks, Christine Beck, Diane Steele, Joyce Pepple und Kevin Thornton.
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autoren
Widmung
Danksagung
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Über dieses Buch
Konventionen in diesem Buch
Törichte Annahmen
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I: Am Anfang: Grundlagen der Religion
Kapitel 1: Was Religion eigentlich ist
Religion: Eine Schnelldefinition
Religion erleben: Riten und Rituale
Religion und Ethik
Warum viele Menschen religiös sind
Was Religion von Philosophie und Spiritualität unterscheidet
Kapitel 2: Vier große Geheimnisse und ein paar neue Rätsel
Warum sind wir auf der Welt?
Wie sollen wir leben?
Was geschieht nach unserem Tod mit uns?
Warum gibt es das Böse?
Wissenschaft, Religion und das Grundgeheimnis: Woher kommt das Leben?
Kapitel 3: Nach Gott fragen: Gibt es ihn? Und wenn ja, wie ist er?
Wie man Gott beweisen kann
Das Wesen des Göttlichen
Kapitel 4: Wenn gute Religionen Schlechtes tun
Können wir uns nicht einfach vertragen?
»Schlechte« Religionen verstehen
Ein Gedanke zum Abschluss
Teil II: Was wir glauben
Kapitel 5: Die Grundlagen des Glaubens
In Gemeinschaft vereint
Das ist mir ein echtes Rätsel: Die Antworten der Religion
Dem Glauben treu bleiben
Offenbarungswissen
Die Gebote Gottes befolgen
Vorsehung und Karma: Die Folgen unseres Tuns
Gnade: Liebe und immer mehr Liebe
Kapitel 6: Von Engeln, Teufeln und ganz besonderen Menschen
Engel: Direkt von Gott gesandt
Teufel, Dämonen und andere Bösewichte
Propheten: Direkter Draht zu Gott
Messiasse: Die von Gott Gesalbten
Buddhas, Bodhisattwas, Lamas und andere Heilige
Teil III: Riten und Rituale
Kapitel 7: Gemeinschaftliche Glaubensrituale
Gebete verstehen
Opfer bringen
Mit Gott singen und tanzen: Bewegung und Musik
Glauben heißt Heilen
Diät macht glücklich: Die Freuden des Fastens
Die Eucharistie empfangen: Eine christliche Angelegenheit
Kapitel 8: Individuelle Ausdrucksformen des Glaubens
Yoga: Sich in Form bringen
Den Kreuzweg gehen
Mit Gebetsketten beten
Pilgerreisen: Sich auf den Weg machen
Persönliche Gebete
Kapitel 9: Besondere Tage in unserem Leben: Rituale und Feste
Rituale im Leben eines Christen
Rituale im Leben eines Juden
Rituale im Leben eines Muslims
Rituale im Leben eines Buddhisten
Rituale im Leben eines Hindus
Rituale im Konfuzianismus, Taoismus und Shintoismus
Rituale im Leben eines Sikhs
Rituale im Leben der Stammesvölker
Teil IV: Ethik und Moral
Kapitel 10: Innere Tugenden
Die Goldene Regel: Ein universales Prinzip
Mitgefühl: Ich fühle deinen Schmerz
Demut: Nicht vergessen, wer man ist
Respekt: Die eigene Herkunft achten
Hoffnung: In einer Welt der Sorge leben
Freude: Mit Glückseligkeit und Wonne
Aufrichtigkeit: Hand aufs Herz
Neugier: Kritische Fragen stellen
Geduld: Mit Sorgfalt und Beharrlichkeit
Dankbarkeit: Das Leben ist ein Geschenk
Reinheit: Was Sie schon immer wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten
Kapitel 11: Soziale Tugenden
Barmherzigkeit: Den Reichtum teilen
Reue, Vergebung und Versöhnung: Das Böse wiedergutmachen
Gehorsam: Seine Pflicht tun
Ahimsa: Das Leben achten und Gewaltlosigkeit praktizieren
Bekehrung: Den Glauben verbreiten
Gerechtigkeit: Das Richtige tun
Ruhe und Gelassenheit: Frieden finden
Toleranz: Viele Wege führen den Berg hinauf
Gemeinschaft: Sich zusammenfinden
Kapitel 12: Was die Religionen zu verschiedenen brisanten Themen sagen
Abtreibung: Wer darf eine Schwangerschaft beenden?
Sterbehilfe und Selbsttötung: Wer darf das Leben beenden?
Gentechnologie: Wer erschafft Leben?
Todesstrafe
Homosexualität
Trennung von Kirche und Staat
Teil V: Was sonst noch heilig ist
Kapitel 13: Heilige Schriften
Heilige Bücher der Hindus
Heilige Bücher des Tao
Heilige Schriften des Buddhismus
Schriften des Konfuzianismus
Texte des Shintoismus
Heilige Bücher des Jainismus
Die hebräische Bibel
Die christliche Bibel
Islam: Der Koran
Zoroastrische heilige Schriften
Heilige Schriften der Sikhs
Heilige Texte des Bahaismus
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage: Das Buch Mormon
Kapitel 14: Heilige Menschen
Religionsstifter
Berühmte Botschafter Gottes
Die schlauen Jungs: Theologen und Gelehrte
Zeitgenössische religiöse Führer und Aktivisten
Kapitel 15: Heilige Orte
Jerusalem: Brennpunkt und heilige Stadt
Die heiligen Flüsse des Hinduismus
Alle Muslime nach Mekka rufen
Medina: Das frühe politische Zentrum des Islam
Der Vatikan: Eine Stadt in der Stadt
Das gelobte Land der Mormonen
Die heiligen Pilgerstätten des Bahaismus
Zwei Hügel und ein Berg: Heilige Orte der Jainas
Heiligtümer des Taoismus
Heiligtümer anderer Religionen
Kapitel 16: Gotteshäuser
Synagogen: jüdische Gebetsstätten
Ein Tempel hier, ein Tempel dort
Schreine: Stätten des Gedenkens
Kirchen: Ähnlich und doch anders
Moscheen: Kniefall vor Gott
Teil VI: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 17: (Mehr als) zehn Berufe für Berufene
Katholischer Priester
Katholische Mönche und Nonnen
Evangelischer Pfarrer
Jüdischer Rabbiner
Jüdischer Kantor
Muslimischer Imam
Zoroastrischer Magier
Buddhistische Mönche und Nonnen
Konfuzianische Weisheitslehrer
Hindu-Priester
Sikhistische Granthi und Ragi
Jainische Mönche
Shinto-Priester und Miko
Schamanen
Kapitel 18: Zehn bemerkenswerte religiöse Riten und Gebräuche
Día de Muertos – Tag der Toten (Mexiko)
Church of God with Signs Following (USA)
Särgeschlaf der Toraja (Indonesien)
Osterfeuer (Europa)
Die Aghori (Indien)
Kanamara-Matsuri (Japan)
Neujahrs-Eisbaden (Russland)
Hadaka-Matsuri (Japan)
Raunächte (Nordeuropa)
Nahtod-Erfahrungen (Weltweit)
Anhang
Einige Religionen der Welt
Bahaismus
Buddhismus
Christentum
Hinduismus
Islam
Jainismus
Judentum
Konfuzianismus
Religionen der Naturvölker
Shinto
Sikhismus
Taoismus
Zoroastrismus
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 3
Tabelle 3.1: Die verschiedenen Gottesvorstellungen
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Titelblatt
Impressum
Über die Autoren
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
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Anhang
Stichwortverzeichnis
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Die meisten Menschen hatten schon einmal mit Religion zu tun. Viele sind als Christen, Juden, Muslime, Hindus, Buddhisten oder vielleicht auch in einem anderen Glauben erzogen worden. Sie feiern manche religiöse Feste mit und halten sich an bestimmte Glaubensregeln, vielleicht ohne sich dessen bewusst zu sein. Religion ist in unserem Leben stärker gegenwärtig, als wir vielleicht auf Anhieb glauben.
Vielleicht ist es aber auch ein Nachteil, dass uns das Thema Religion insgesamt vertraut ist. Viele verstehen gar nicht, was manche religiösen Dinge denn genauer bedeuten, oder wissen beispielsweise nichts über die Religion ihrer Nachbarn. Manche sind ohne Glauben aufgewachsen und kennen nur ein Gefühl der Skepsis gegenüber allem Religiösen, das sie um sich herum wahrnehmen.
Religion betrifft Ihr Leben, gleichgültig ob Sie nun gläubig sind oder nicht (oder es werden wollen oder auch nicht). Ihre Weltsicht und Ihr kollektives wie individuelles Handeln, aber auch das Ihrer Mitmenschen werden von der Religion und Kultur Ihres Landes geprägt, so wie die Religionen anderer Kulturen auf der Welt, mit denen Sie im Austausch sind, die dort lebenden Menschen prägen. Dieses Buch will Ihnen dabei helfen zu verstehen, wie Religion Ihr Leben und das Leben anderer bestimmt.
Das Buch verarbeitet eine ganze Menge Wissen über Religionen, doch seien Sie unbesorgt: Sie brauchen vorher kein Glaubenstraining zu absolvieren! Bestimmte Wissensvoraussetzungen sind nicht nötig, sondern wir bieten Ihnen auf leicht verständliche Weise Informationen über die verschiedensten Religionen der Welt. Sie können an jeder Stelle in das Buch einsteigen (und auch wieder aussteigen) – suchen Sie sich einfach ein interessantes Kapitel aus oder schauen Sie im Inhaltsverzeichnis oder Sachregister nach den Informationen, die Sie benötigen.
Jedes Kapitel ist in Abschnitte unterteilt, und jeder Abschnitt widmet sich bestimmten Themen, so zum Beispiel:
Die Grundlagen des Glaubens verschiedener Religionen
Die gemeinsamen Wertvorstellungen vieler Religionen
Die Glaubenspraxis der Menschen
Es erwartet Sie auch allerhand Wissenswertes über die kulturellen Hintergründe der verschiedenen Religionen.
Dieses Buch ist geradeheraus. Kein Schnickschnack. Das Einzige, was Sie vielleicht verwirren mag, sind unsere Zeit- und Jahresangaben. Wahrscheinlich sind Sie es gewohnt, die Abkürzungen »v. Chr.« (vor Christi Geburt) und »n. Chr.« (nach Christi Geburt) zu benutzen. Für Christen ist diese Zeitrechnung schön, doch da wir uns mit vielen Religionen beschäftigen, verwenden wir die entsprechenden datumsgleichen, aber neutralen Abkürzungen »v. u. Z.« (vor unserer Zeitrechnung) und »u. Z.« (unserer Zeitrechnung).
Beim Schreiben dieses Buches haben wir uns Sie, unsere Leserinnen und Leser, so vorgestellt:
Sie möchten mehr über Religion wissen, ob Sie nun Mitglied einer Religionsgemeinschaft sind oder nicht.
Sie sind neugierig auf Religion, so wie Sie auch neugierig darauf sind, mehr über das Leben der Pinguine zu erfahren. Sie sind also durchaus interessiert, aber eine riesengroße Sache ist es für Sie auch wieder nicht. Andererseits wollen Sie aber Ihre eigene Religion besser verstehen.
Sie kennen jemanden, der in einem anderen Glauben erzogen wurde, und wollen mehr über diese Religion erfahren.
Sie möchten vielleicht eine Religion finden, die Ihnen zusagt, wissen aber nicht so recht, welche die richtige ist und wie man sich ihr anschließt.
Sie möchten verstehen, warum Religionen, die doch eigentlich Gutes bewirken sollen, Ursache für so viele Konflikte zu sein scheinen.
Wir haben das Buch so aufgebaut, dass Sie sich leicht darin zurechtfinden. Suchen Sie einfach, was Sie interessiert, und lesen Sie los. Das Buch ist in sechs Teile gegliedert, die sich jeweils einem bestimmten Themenbereich widmen. Die Teile wiederum sind in verschiedene Kapitel unterteilt.
Dieser Teil vermittelt Ihnen die Grundlagen verschiedener Religionen, erklärt verschiedene Glaubensinhalte, wichtige Riten und heilige Schriften. Wenn Sie einen Überblick bekommen wollen, warum Menschen religiös sind, was eine Religion eigentlich ausmacht und welche Antworten die Religionen auf die großen Fragen der Menschheit bereithalten, dann liegen Sie mit diesem Teil richtig.
Da Religion auch eine Weltanschauung ist und Aussagen über unseren Platz im Universum und die Pflichten des Menschen gegenüber dem Göttlichen macht, wird in diesem Teil auch untersucht, wie Religionen dazu missbraucht wurden, um Konflikte anzuheizen und Gräueltaten zu rechtfertigen.
Dieser Teil widmet sich den wichtigsten Glaubenslehren der Weltreligionen. Wie die religiösen Botschaften verbreitet werden, ist ein weiteres Thema. Wir beschäftigen uns auch mit den verschiedenen spirituell-geistigen Wesen, die auf der Erde und im Himmel leben sollen. Wenn Sie also einen Engel treffen sollten, sind Sie wenigstens vorbereitet!
Die große Vielfalt religiöser Riten wird in diesem Teil vorgestellt. Die Riten und Rituale geben den Religionen Farbe und Sinnlichkeit, Feierlichkeit und Gesang, Ordnung und Tradition. Manche Glaubensriten sind individuelle, innige Andachtsformen, manche sorgen für gemeinschaftliche Erlebnisse. Wenn man an die Traditionen einer Religion denkt, kommen einem vor allem deren verschiedene Bräuche in den Sinn.
Eine religiöse Ethik beschreibt die Wertvorstellungen (oder Moral) einer Religion. Man kann auch von Tugenden sprechen. Unabhängig vom Begriff beschreibt die Ethik das Verhalten, das aus dem Glauben folgt oder folgen soll. In Teil IV untersuchen wir die ethischen Verhaltensregeln der Weltreligionen. Wir gehen auch auf aktuelle Fragen ein und erläutern, was die Religionen – die zumeist sehr alt sind – zu den Themen unserer Zeit zu sagen haben.
Dieser Teil widmet sich den Aspekten, die – jenseits von Glaubenslehre, Riten und Verhaltensregeln – einer Religion ihr ureigenes Gesicht geben. Dort finden Sie Informationen über heilige Schriften und Überlieferungen, heilige Menschen und Stätten sowie über Orte der Verehrung und Anbetung des Göttlichen.
Jedes Buch aus der Reihe … für Dummies hat einen Top-Ten-Teil, und dieses macht da keine Ausnahme. Möchten Sie Spaß haben und leicht lesbare Infos über Religionen bekommen? Dann sind Sie hier richtig. Wir offerieren Ihnen (mehr als) zehn mögliche Berufe für Berufene und erzählen Ihnen zehn schöne Geschichten aus dem reichen Schatz der Religionen.
Während das Buch nach Themen geordnet ist, bietet der Anhang Einzelinformationen zu den jeweiligen Religionen: eine kurze Beschreibung, wesentliche Merkmale des Glaubens und wichtige Bräuche.
Damit Sie die Informationen, die Sie genauer interessieren und die wir für besonders hilfreich halten, schneller finden, verwenden wir folgende Symbole:
Dieses Symbol finden Sie neben Textstellen mit wichtigen Informationen, die man in seinem Gedächtnis speichern sollte.
Dieses Symbol steht neben Abschnitten, die man auch überspringen kann, ohne dass das Gesamtverständnis beeinträchtigt wird. Wer ein tieferes Interesse hat, sollte sie jedoch lesen.
Themen und Probleme, die alle – oder zumindest viele – Religionen betreffen, sind mit diesem Symbol gekennzeichnet.
Abschnitte mit detaillierten, aber dennoch unverzichtbaren Informationen haben dieses Symbol. Wenn Sie solche Abschnitte überspringen, verpassen Sie etwas.
Dieses Symbol kennzeichnet Abschnitte mit umfangreicheren Zitaten aus heiligen Schriften.
Religionen der Welt für Dummies ist wie ein üppiges spirituelles Büfett. Sie können die verschiedensten Glaubensformen aus der ganzen Welt darin versammelt finden. Nehmen Sie sich einfach, was Sie möchten, lesen Sie so viel (oder so wenig), wie Sie möchten, und machen Sie das Buch wieder zu. Das Buch ist so aufgebaut, dass Sie es wie eine Fundgrube nutzen können. Sie können es selbstverständlich auch vom Anfang bis zum Ende durchlesen. Wir versprechen Ihnen keine durchgehende Handlung wie bei einem Krimi, aber eine Menge guter Informationen.
Entscheiden Sie einfach, was Sie wissen wollen, und los geht's. Wenn Sie sich nicht sicher sind, wo Sie anfangen sollen, weil Sie erst mal einen Überblick gewinnen wollen, warum fangen Sie nicht am Anfang an? Der Anfang ist so gut wie jede andere Stelle.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
In Teil I wollen wir es ruhig angehen lassen und Sie zum Nachdenken darüber anregen, was eine Religion eigentlich ausmacht.
Es gibt ein Kapitel über die großen Lebensfragen und die Antworten, die die Religionen darauf zu geben versuchen. Gibt es eine höchste Instanz? Lässt sich Gott oder lassen sich Götter und Göttinnen beweisen? Was macht das Wesen des Göttlichen eigentlich aus?
Außerdem wollen wir erörtern, welche Probleme entstehen, wenn eine Religion pervertiert und bis zur Unkenntnis entstellt wird, sodass nur noch Hass gepredigt wird.
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Eine allgemeine Definition von Religion erhaltenDie Bedeutung von Glauben und Theologie verstehenDie Kraft und den Nutzen von Ritualen entdeckenDie Universalität ethisch-religiöser Maßstäbe erkennenVerstehen, warum Religion für so viele Menschen anziehend istVerstehen, wie sich Religion von Philosophie und Spiritualität unterscheidetWenn Sie an irgendeinen abgelegenen Ort im letzten Winkel der Erde fahren und dort auf Menschen treffen, die noch nie Kontakt zur Außenwelt hatten, werden Sie feststellen, dass diese Menschen sich auf bestimmte Weise ernähren, Unterkünfte gebaut haben und dass sie eine gemeinsame Sprache sprechen. Und sie werden eine Religion besitzen: Religion ist eine der Grundlagen der menschlichen Existenz.
Dieses Kapitel hilft Ihnen dabei zu verstehen, was eine Religion ausmacht, aus welchen Hauptelementen Religionen bestehen und wie sich eine religiöse Lebensanschauung von einer spirituellen oder philosophischen unterscheidet – auch wenn sie oberflächlich betrachtet einander ziemlich ähnlich sind. Religionen zu verstehen, bedeutet, zu verstehen, was es heißt, ein Mensch zu sein.
Man könnte ganz einfach sagen, Religion sei gleich Glauben, abgesehen davon, dass nicht jeder Glaube gleich Religion ist. (Tante Martha glaubt vielleicht, ihr Kartoffelsalat sei der allerbeste.) Man könnte diese Definition etwas eingrenzen und sagen, Religion sei der Glaube an Gott. Nun, diese Begriffsbestimmung trifft für monotheistische Religionen (die an einen Gott glauben) durchaus zu, doch nicht für polytheistische Religionen (die an mehrere Götter glauben) oder für henotheistische (die an einen Hauptgott glauben, ohne die Existenz anderer Götter und Göttinnen zu leugnen). Man könnte auch sagen, Religion bedeute eine bestimmte Art und Weise, sich zu verhalten: nämlich aufrichtig und freundlich gegenüber den Mitmenschen und achtsam gegenüber der Umwelt. Doch nicht alle anständigen und verantwortungsvollen Menschen sind religiös. Man könnte auch sagen, Religion sei der Glaube an die Wahrheit. Doch was ist Wahrheit? Jede Religion hat ein anderes Verständnis dessen, was »wahr« ist.
Im Grunde umfasst die Definition von Religion alle diese Definitionen (abgesehen vom Kartoffelsalat): Eine Religion ist der Glauben an ein (oder mehrere) göttliche(s), übermenschliche(s) oder geistige(s) Wesen und die Bräuche (Riten) und moralischen Gesetze (Ethik), die diesem Glauben entspringen. Die Glaubenslehre gibt einer Religion die Seele und den Geist, die Riten und Rituale geben ihr die Form und die Ethik ist das Herz einer Religion.
Jede Religion hat ein Glaubenssystem. Jede Religion lehrt oder verkündet ihre eigenen Wahrheiten über die Welt, die Menschheit und Gott (oder die Götter). Diese Überzeugungen vermitteln den Gläubigen, wie sie Rettung oder Erleuchtung erlangen können und warum diese beiden wichtigen Ziele auf ihrem spirituellen Weg sind. Auf diesen elementaren Glaubenssätzen gründet die Autorität jeder Religionsgemeinschaft, und diese Grundsätze erklären auch, wie die Anführer organisierter Religionen ihre Macht und Autorität rechtmäßig ausüben.
Die religiösen Glaubenssysteme lehren auf je eigene Weise ihre Wahrheit über das Leben, das Leiden, die Hoffnung und über das, was nach dem Tod kommt.
Die Glaubenslehre macht eine Religion zu dem, was sie ist. Von den drei Wesensbestandteilen einer Religion (Glaubenslehre, Rituale und Ethik) ist die Glaubenslehre der wichtigste, denn sie ist sozusagen zuerst da und formt die Ethik und die entsprechenden Riten und Rituale.
Die Theologie (die religiöse Lehre oder Doktrin) und ihre Geschichten verbinden die einzelnen Glaubenssätze miteinander. Die Theologie ist das Glaubenshandbuch einer Religion (auch wenn viele nicht einmal schriftlich festgehalten sind). Eine Theologie ist wichtig, weil sie die Glaubenslehre einer Religion in eine Ordnung bringt, sodass die Leute sie verstehen können. Manche Religionen, so zum Beispiel das Christentum und der Islam, haben eine lange, komplexe und anspruchsvolle theologische Tradition. Andere Religionen (wie das Judentum und der Hinduismus) verwenden Geschichten und keine systematischen Lehrgebäude, um ihre religiösen Überzeugungen zu vermitteln. Deshalb ist es auch viel schwieriger, die wesentlichen Glaubenslehren dieser beiden Religionen eindeutig zu bestimmen. Andere Religionen, wie der Zoroastrismus und der Buddhismus, verbinden beides.
Ob eine Religion nun die Theologie oder das Geschichtenerzählen zur Verbreitung ihres Glaubens bevorzugt, hängt von Folgendem ab:
Ihrer Geschichte:
Das Judentum und auch der Hinduismus sind sehr alte Religionen und entstanden bereits vor dem griechischen Altertum. Die alten Griechen waren die Ersten, die Glaubenslehren in ein System brachten. In den alten Religionen machen Geschichten den Glauben lebendig, und der Versuch, den religiösen Gehalt aus den Geschichten zu extrahieren und ihn in eine systematische Ordnung zu zwingen, käme einer Beleidigung der heiligen Texte gleich.
Wie sie Mitgliedschaft definieren:
Stammesreligionen
dulden als Glaubensangehörige nur Menschen, die von Geburt an zu ihrem Stamm gehören. Viele Religionen der amerikanischen Ureinwohner ähneln in dieser Hinsicht dem Judentum. Man muss in den Stamm oder die Kultur hineingeboren sein, um ihren Glauben teilen zu dürfen. Wenn man in eine Stammesreligion hineingeboren ist, ist es gar nicht so wichtig, was man glaubt: Man gehört dazu, ob man will oder nicht, ob man daran glaubt oder nicht.
Das Judentum ist eine der wenigen Religionen auf der Welt, die beides ist: Stammesreligion und offene Religion. Was bedeutet das für Sie? Sie können zum Judentum übertreten, deshalb ist es eine offene Religion wie der Islam, das Christentum und der Buddhismus. Doch das Judentum ist auch eine Stammesreligion: Wenn Ihre Mutter jüdisch ist, sind Sie es auch. Heute gehen manche davon aus, dass Sie auch jüdisch sind, wenn nur Ihr Vater Jude ist, doch diese Deutung wird nicht vom gesamten heutigen Judentum geteilt.
Im Gegensatz dazu werben glaubensorientierte (offene) Religionenwie das Christentum und der Islam um ihre Gläubigen. Diese Religionen brauchen eine klare und leicht zu identifizierende Theologie, damit die Menschen sie gut verstehen und beitreten wollen. Ein gutes Beispiel dafür ist das islamische Glaubensbekenntnis, die Schahada: »Ich bezeuge, dass es keine Gottheit gibt außer dem Gott, ich bezeuge, dass Mohammed der Gesandte des Gottes ist.« Dieses einfache und kraftvolle Zeugnis des Glaubens ist alles, was man bekennen muss, um zum Islam zu gehören und ein Muslim zu werden.
Mehr über Stammesreligionen und glaubensorientierte Religionen erfahren Sie im Abschnitt über Religionseintritt in Kapitel 5.
Judentum, Christentum und Islam werden von vielen als westliche Religionen bezeichnet. Manchmal werden sie auch der jüdisch-christlichen Tradition zugeordnet, doch wir mögen diesen Begriff nicht, weil er den Islam außen vorlässt. Weil alle drei Religionen sich auf Abraham beziehen – als den Stammvater der alten hebräischen Familien und durch seine Nachkommen auch der islamischen und christlichen Gläubigen –, finden wir, dass der Begriff abrahamitische Tradition oder abrahamitische Religionen besser passt.
Islam, Judentum und Christentum besitzen zu großen Teilen ein gemeinsames religiöses Gedankengut:
Alle drei Religionen glauben an den einen, allmächtigen und allwissenden Schöpfergott (von den Muslimen
Allah
genannt). Dieser Gott hat die Welt erschaffen und alles, was in ihr lebt. Er hat alles Lebendige besonders gesegnet. Der Mensch ist nicht nur von Gott gesegnet, sondern wurde auch nach dem Bilde Gottes geschaffen, deshalb ist das Leben auch in besonderem Sinne heilig.
Abrahamitische Glaubensgemeinschaften – viele christliche Religionsgemeinschaften, das Judentum und der Islam – glauben, dass Gott den Menschen einen freien Willen gab, damit sie entscheiden können, wie sie leben wollen, und einen Kodex moralischer Gesetze und Gebote für ihr Leben, damit sie den richtigen Weg finden und ein gutes und gerechtes Leben führen.
Abrahamitische Religionen glauben, dass Gott eines Tages die Welt von allen Sünden und Mängeln erlösen und in den ewigen Frieden führen wird, auch wenn diesem messianischen Zeitalter vielleicht schreckliche Kriege vorausgehen werden.
Diese Religionen glauben, dass Gottes Tun in den Ereignissen der Geschichte sichtbar ist und weiter sichtbar bleibt und dass er den Menschen befohlen hat, auf der Welt nach seinem Willen zu handeln.
Gott hat den Menschen all dieses durch die Propheten mitgeteilt, für die Christen durch den Messias, den Erlöser Jesus. Die schriftlichen Aufzeichnungen dieser Offenbarung sind die heiligen Texte der abrahamitischen Religionen:
Die hebräische Bibel (von Christen das Alte Testament genannt, doch Juden verwenden den Begriff nicht)
Das Alte und das Neue Testament (für Christen)
Der Koran (für Muslime)
Diese Religionen unterscheiden sich jedoch in entscheidenden Bereichen, einige der Hauptunterschiede beziehen sich auf die christliche Vorstellung von der Dreieinigkeit und auf den christlichen Glauben an Jesus als den Messias und Sohn Gottes.
Die Dreieinigkeit (Trinität
):
Christen glauben an einen einzigen Gott wie auch Juden und Muslime, aber sie beschreiben Gott als aus drei »Personen« zusammengesetzt: Gottvater, Gottes Sohn (Jesus) und Heiliger Geist. Der jüdischen Gemeinde kam die Vorstellung von der Dreieinigkeit wie ein Glaube an drei verschiedene Götter vor, das vertiefte den Riss zwischen dem frühen Christentum und dem Judentum. Muslime haben dasselbe Problem mit der Dreieinigkeit des christlichen Gottes: Ihrer Ansicht nach wird damit der Glaube an einen einzigen Gott beeinträchtigt.
Jesus
als Messias
:
Jesus ist für die Christen Gottes Sohn und Erlöser. Der jüdische Glaube geht jedoch davon aus, dass der Messias der Welt Frieden bringt und alle Juden im Exil wieder zusammenführt. Weil Jesus dies nicht getan hat, tat sich nach einer langen Debatte, ob Jesus tatsächlich der von den Juden erwartete Heilsbringer sei, ein weiterer Riss zwischen beiden Religionen auf. Muslime sehen in Jesus einen der großen Propheten (denen, wie Moses, Abraham und Mohammed, Wundertaten zugesprochen werden), der jedoch seine Mission nicht vollenden konnte. Deshalb sei eine weitere, endgültige Lehre – der Koran – notwendig gewesen.
Jesus
als Gottes Sohn:
Der christliche Glaube, dass Jesus der Sohn Gottes sei (und deshalb sowohl Gott als auch Mensch war), unterscheidet sich von der jüdischen und muslimischen Auffassung, dass Gott nie Mensch werden kann. Für die Muslime war Jesus ein Prophet, aber kein Sohn Gottes. Tatsächlich wäre es aus muslimischer Sicht anstößig, wenn Allah einen Sohn hätte. »Es ziemt dem Allerbarmer nicht, Sich Kinder zu nehmen.« (Sure 19, 92)
Heilige Bücher bilden die greifbare Seele jeder Religion. Die christliche Bibel, die hebräische Bibel und der Koran sind eine Quelle der Inspiration und ein Wegführer für die Gläubigen. Das Folgende ist eine ganz kurze Einführung in die heiligen Schriften der Juden, Christen und Muslime.
Die hebräische Bibel kennt keinen persönlichen Messias, ihre Propheten verkünden eine ethisch wie rituell begründete Pflicht, Gott zu dienen. Sie enthält auch einen Bund mit Noah, der alle Menschen umfasst (nicht nur Juden), und einen Bund mit Abraham, der nur Juden betrifft. Das Buch endet mit vermischten Schriften, den größten Umfang haben die Psalmen (heilige Gesänge).
Viele christliche Konfessionen erkennen die Heiligkeit und göttliche Offenbarung der hebräischen Bibel an. Als Altes Testament ist die hebräische Bibel der erste (und längere) Teil der christlichen Bibel. Das Neue Testament ist der zweite kürzere Teil.
Das Neue Testament besteht aus
den vier Evangelien,
die über das Leben und das Wirken von Jesus berichten
der Apostelgeschichte,
die die ersten Jahre der christlichen Kirche aufzeichnet
den Episteln oder Briefen,
die Anweisung und Rat für eine christliche Lebensführung geben
der Offenbarung,
die beschreibt, wie Gott in der Geschichte gewirkt hat oder noch wirken wird, je nach Ansicht und Auslegung.
Der Koran besteht aus 114 Kapiteln (Suren genannt), in denen erläutert wird, welche moralischen und religiösen Pflichten ein Muslim im Lichte der Wünsche Gottes und zur Vorbereitung auf den Tag des Jüngsten Gerichts zu erfüllen hat. Anders ausgedrückt: Der Koran gibt Anweisungen, wie das moralische Leben einer Gesellschaft gemäß Allahs Forderungen auszusehen hat.
Die heilige Schrift des Islam anerkennt die göttliche Offenbarung der hebräischen Bibel und die absolute Einheit und Einzigartigkeit Gottes, wie sie die hebräische Bibel lehrt. Der Koran betrachtet Jesus aber nicht als den Sohn Allahs (Gottes), sondern akzeptiert ihn als einen Propheten. Für den Koran ist Mohammed der jüngste und letzte Prophet Allahs. Der Koran verfolgt die Ursprünge des Islam bis auf Hagar zurück, die nach der biblischen Tradition eine Geliebte Abrahams war, nach der islamischen Tradition jedoch seine zweite Ehefrau. Muslime betrachten Ismael, Hagars Sohn, als den Gründer ihrer Religion.
Nach dem islamischen Glauben ist der Koran die unmittelbare Äußerung und reine Niederschrift des unfehlbaren Wortes Gottes. Der Koran ist nach den Schriften des Alten und Neuen Testaments die Fortführung und der Höhepunkt der göttlichen Offenbarungen. Da die Worte im Koran für die Muslime wirklich die echten Worte Gottes sind, glauben die Muslime nicht, dass der Koran angemessen übersetzt werden kann. Deshalb sollte der Koran in Arabisch gelesen und (noch besser) gehört werden.
Unter östlichen Religionenwerden verschiedenste Religionen und Glaubensrichtungen verstanden. Hauptreligionen sind der Hinduismus und Buddhismus, doch auch der Taoismus, der Konfuzianismus (die wichtigste Religion in China) und der Shintoismus (in Japan) gehören dazu.
Charakteristisch für viele östliche Religionen ist es, dass sie nicht an einen alleinigen wahren Gott glauben. Einige Glaubensrichtungen im Buddhismus zum Beispiel glauben überhaupt nicht an Götter, während die Hindus an Hunderte von Göttern glauben.
Die östlichen Religionen haben eine reiche und sehr lange Tradition, die sich zum Teil Tausende von Jahren zurückverfolgen lässt. Das Folgende ist eine grobe Übersicht über die Hauptlehren dieser Religionen:
Taoismus:
Der Taoismus ist vor über 2000 Jahren in China entstanden. Gründer der Religion ist Laotse, der Verfasser des Tao-Te-King (das Buch der Tao-Philosophie). Der Taoismus steht für die Einfachheit und Selbstlosigkeit des Lebens in Übereinstimmung mit dem Tao, der ordnenden und zentralen Kraft der Welt. Das Gesetz des Tao (wörtlich: der Weg) bedeutet, dass alles zu seinem Anfang zurückkehrt und dass das Ganze in allen seinen Teilen enthalten ist. Durch das Tao fließt alles vom Nichtsein über das Sein zum Nichtsein. Wenn wir dem Tao erlauben, ungehindert zu fließen, wird die Erde zu einem Ort des Friedens.
Konfuzianismus
:
Konfuzius (551–479 vor unserer Zeitrechnung) war ein berühmter Lehrer, der Tausende unterrichtete und viele ihm eng verbundene Schüler hatte. Er glaubte daran, dass die Menschheit durch die Entwicklung ihres Geistes zum Guten geführt werden kann. Seine Lehre betont besonders die Verehrung der Vorfahren und enthält bestimmte Rituale der Ehrerbietung gegenüber den Ahnen. Das Lernen, die Selbstdisziplin und das soziale Miteinander sind weitere wichtige Inhalte der konfuzianischen Philosophie. Konfuzius' Lehre ist zwar weniger eine in sich organisierte Religion als eine Weltanschauung zur richtigen und moralischen Lebensführung, dennoch wurden seine Ansichten zum Maßstab für die chinesische Politik und Wissenschaft und waren schließlich als kaiserliche Ideenlehre anerkannt. Der Konfuzianismus hatte großen Einfluss auf andere östliche Religionen wie den Taoismus und den Buddhismus.
Hinduismus:
Der Hinduismus ist die verbreitetste religiöse Tradition Indiens. Hindus glauben an das
brahman,
ein ewiges, unendliches Prinzip ohne Anfang und ohne Ende, die Quelle und das Wesen aller Existenz. Hindus glauben an die
Seelenwanderung
(mit dem Tod schlüpft die Seele in einen anderen Körper) und an die
Reinkarnation
(ein ewiger Kreislauf von Sterben und Wiedergeburt). Sie glauben auch an das
karma
,
nämlich dass ihr Handeln im gegenwärtigen Leben die Ereignisse des nächsten Lebens beeinflusst. Die Erlösung ist für die Hindus erreicht, wenn sie am Ende vom Kreislauf von Tod und Wiedergeburt befreit sind.
Buddhismus:
Der Buddhismus, ein Ableger des Hinduismus, ist die Hauptreligion in Zentral- und Ostasien. Für die Buddhisten ist die Welt ein Gefängnis des Leidens und der Einbildungen, die die Leute davon abhält, Freiheit und Erleuchtung zu erlangen. Buddhisten glauben, dass der Sinn des Lebens darin besteht, zu lernen, dass nichts von Dauer ist und dass das Leiden entsteht, weil die Menschen an den irdischen Dingen hängen. Bis die Menschen dies verstanden haben, wiederholen sie den Kreislauf von Tod und Wiedergeburt. Nur wenn sie sich von der Lebensgier befreien und ihre Vorstellung vom Selbst aufgeben, können sie aus dem Kreislauf ausbrechen.
Shintoismus:
Die in Japan heimische Religion, der Shintoismus, betont die Verehrung der Natur, der Ahnen und der Helden aus alter Zeit. Ein tugendhaftes Leben und ein »wahres Herz« – das heißt Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit – sind nur erreichbar, wenn man sich des Göttlichen bewusst ist.
Das Karma ist das Ergebnis und die Summe unserer Taten. Wenn wir moralisch gelebt und Gutes vollbracht haben, sind wir dem Glück, der Vollendung und der Erleuchtung ein Stück nähergekommen. Bei einem schlechten Karma fallen wir in ein früheres Existenzstadium zurück. Manche besonderen Menschen schaffen es bis zum Stadium des vollendeten Wissens, das im Hinduismus moksha und im Buddhismus nirvana genannt wird. Einige dieser Erleuchteten kehren zurück, um der Menschheit den Weg zur Freiheit zu erklären: Sie werden Bodhisattwas (im Hinduismus) oder Lamas (im Buddhismus) genannt.
Das Folgende ist eine sehr kurze Einführung in einige heilige oder zumindest besonders bedeutsame Texte der östlichen Religionen:
Taoismus: Besonders zwei Bücher, das Tao-Te-king und das Tschuang-tse (Zhuangzi), geben Auskunft über den Taoismus.
Das Tao-Te-king ist das Buch der Tao-Philosophie. Es wird traditionell Laotse als Verfasser zugeschrieben. Es dient als eine Art Handbuch für den Herrscher.
Das Tschuang-tse wurde von dem gleichnamigen Lehrer und Heiligen geschrieben. Es dient als ein Handbuch für den einzelnen Menschen.
Beide Bücher verkünden, dass nur das Handeln im Einklang mit dem Tao Frieden und Harmonie bringt, sowohl für den Einzelnen als auch für die Gemeinschaft.
Konfuzianismus:
Die sogenannten »Fünf Klassiker« des Konfuzianismus sind mehr als 2000 Jahre alt und nicht im strengen Sinne heilige Schriften. Doch in ihnen finden sich die zentralen konfuzianischen Vorstellungen über Recht, Gesellschaft, Politik, Erziehung, Literatur und Religion. Diese Arbeiten wurden im 2. Jahrhundert zu den zentralen Lehrtexten an den chinesischen Universitäten und werden auch heute noch gelesen.
Hinduismus: Die Veden (Bücher des Wissens) sind nach Auffassung der Hindus weder von eines Menschen noch von Gottes Hand geschrieben: Die Propheten haben die Worte gehört und sie in Sanskrit übersetzt.
Die Veden bestehen aus vier Sammlungen:
Rig-Veda (Weisheit der Verse)
Yajur-Veda (Weisheit der Opfersprüche)
Sama-Veda (Weisheit der Lieder)
Atharva-Veda (Weisheit der Atharvan-Priester)
Ein weiterer wichtiger Text für die Hindus ist die Bhagavadgita (Gesang des Erhabenen). Sie erklärt den spirituellen Weg zur Erlösung.
Weitere hinduistische Schriften sind die Sutras, die Satras und die Smitri, die im Gegensatz zu den Veden von Menschen verfasst wurden und Verhaltensregeln aufstellen.
Buddhismus: Das Tripitaka (Sanskrit für »drei Körbe«) bildet den Kanon der südlichen Schulen des Buddhismus und wird in dieser Form nicht von allen buddhistischen Richtungen verwendet.
Das Tripitaka enthält drei Textsammlungen:
Vinaya Pitaka
(Korb der Disziplin) mit den Regeln für die Mönche
Sutta Pitaka
(Korb der Reden) mit den Predigten des ersten Buddhas (Siddhartha Gautama)
Abhidhamma Pitaka
(Korb der besonderen Lehre) mit ergänzenden Schriften
Während westliche Religionen die menschliche Geschichte als einen Beweis für das Wirken eines einzelnen Gottes in der Welt sehen, glauben die östlichen Religionen nicht daran, dass die Welt der Ort ist, an dem ein Gott seinen Heilsplan verwirklicht.
Zwar glauben einige westliche Religionen an die Reinkarnation, doch im Hinduismus und Buddhismus ist die Vorstellung, dass unsere Seelen in anderen Lebewesen oder Menschen wiedergeboren werden, weit verbreitet. Beiden Religionen geht es in ihrer Lehre darum, wie der ewige Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt überwunden werden kann.
Shintoismus
:
Die Shinto-Religion kennt als solche keine heilige Schrift. Diejenigen Texte, die einer solchen am nächsten kommen, sind die Kodschiki (Berichte alter Begebenheiten) und die Nihon shoki (Chronik Japans). Diese Bücher bewahren die mündliche Tradition des alten Shintoismus und beschreiben ausführlich die Geschichte Japans.
Riten und Rituale sind für eine Religion elementar, weil durch sie der Glaube zu einer spürbaren Erfahrung werden kann. Die Glaubensinhalte beschäftigen unser Gehirn, doch erst durch die religiösen Riten bekommt unser ganzer Körper etwas zu tun (Weiteres dazu in Teil III).
Religiöse Riten und Rituale
bestimmen den religiösen Kalender und die Feiertage
legen fest, wie man wichtige Ereignisse in seinem Leben feiert
konzentrieren und disziplinieren den Geist auf spirituelle Weise
Religiöse Bräuche gelten meistens nur für die Gläubigen der jeweiligen Religion. An traditionellen Riten teilzunehmen ist für Andersgläubige oft verboten:
Das Kerzenanzünden am Freitagabend ist speziell ein jüdischer Ritus.
Die heilige Kommunion (auch Abendmahl oder Eucharistie genannt) dürfen nur Christen empfangen.
Die Pilgerfahrt nach Mekka, den Hadsch, gibt es nur für Muslime. Nicht-Muslime dürfen Mekka nicht einmal als Touristen besuchen.
Zu allen Religionen gehören auch Feiertage. Durch ihre Feier- und Festtage wird eine Religion erst zu dem, was sie ist (siehe dazu den Kasten »Kalender und Festtage«).
Die wichtigsten Bräuche sind folgende:
Ostern
:
Das Osterfest ist das Fest der Auferstehung Jesu nach dem Tod am Kreuz. Es ist das wichtigste Fest für die Christenheit. Im Christentum gibt es eine ganze Menge Feiern, das zweite große Fest neben Ostern ist Weihnachten (Christi Geburt).
Ramadan
:
Während des heiligen Monats Ramadan fasten die Muslime (mehr dazu in
Kapitel 7
), und sie feiern die Nacht, in der Mohammed zum Himmel empor und in die Hölle hinabstieg (eine Reise, die er machte, um den Gläubigen von den künftigen Qualen unmoralisch lebender Menschen und den himmlischen Belohnungen für ein gottgefälliges Leben zu berichten).
Passah
:
Das Passah-Fest ist ein wichtiges Fest für die Juden, weil es daran erinnert, wie Gott das Volk Israel aus Ägypten geführt hat. Mit dem Chanukka-Fest feiern die Juden die Neueinweihung des Tempels von Jerusalem.
Der Shintoismus kennt keine festen wöchentlichen Gottesdienste, sondern es finden mehrmals im Jahr Feiern statt. Die Anhänger dieser Religion unternehmen Pilgerreisen zu Tempeln und heiligen Schreinen, um für Schutz und Hilfe Dank zu sagen.
Mit einem eigenen Kalender und genau festgelegten Festtagen definiert eine Religion sich selbst, sie grenzt sich damit von anderen Religionen und auch von der säkularen Kultur ab. Als das Christentum sich vom Judentum abspaltete und der Buddhismus vom Hinduismus, signalisierten sie das nicht zuletzt damit, dass sie einen neuen Kalender aufstellten.
Manche religiösen Kalender richten sich nach dem Sonnenkalender, der normalerweise die Zeitrechnung bestimmt. So findet Weihnachten zum Beispiel immer am 25. und 26. Dezember des Sonnenjahres statt. Manche richten sich jedoch auch nach dem Mondjahr, so zum Beispiel die jüdischen Feste. Auch der Ramadan richtet sich nach dem muslimischen Mondkalender.
Die Herausforderung besteht darin, dass das Mondjahr elf Tage kürzer ist als das Sonnenjahr. Diese Schwierigkeit haben die Muslime damit gelöst, dass der Monat Ramadan jedes Jahr elf Tage früher als im Vorjahr beginnt. Für die Juden ist ein solch beweglicher Kalender nicht praktikabel, da die Feiertage auch an eine bestimmte Jahreszeit gebunden sind. Deshalb wird speziell berechnet, wann wieder ein fehlender Monat in den Kalender eingefügt wird, damit die für die herbstliche Erntezeit vorgesehenen Feiertage nicht auf die Wintermonate fallen.
In Teil III finden Sie mehr Informationen über das Thema religiöser Festtage.
In jeder Religion werden die wichtigen Ereignisse und Übergänge im Leben – Geburt, Erwachsenwerden, Heirat, Elternschaft und Tod – von Riten und Ritualen begleitet. Mit ihnen wird die Bedeutung dieser besonderen Ereignisse anerkannt und auch verstärkt. Sie dienen als Riten des Übergangs und helfen den Gläubigen, den Wendepunkt zwischen vorher und nachher besser zu bewältigen.
Riten des Übergangs leisten Folgendes:
Die Gläubigen fühlen sich verbunden mit den alten Traditionen und Pflichten ihres Glaubens. Die religiöse Auffassung vom Lauf des Lebens wird gefestigt.
Der Wert der Familie als eines vorrangigen religiösen Werts und der eigene Platz innerhalb dieser Familie wird ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt.
Diese Riten sind so stark, dass auch Menschen, die kein strenggläubiges Leben führen, an den Wendepunkten ihres Lebens auf die Religion zurückkommen, um diese besonderen Ereignisse segnen zu lassen.
Alle Religionen kennen Gebete. Die Menschen beten, um ihre Dankbarkeit auszudrücken, um für eigene Sünden um Vergebung zu bitten und um anderen Menschen zu vergeben. Sie beten, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Sie beten, um ruhig zu werden und Weisheit zu erlangen. Sie beten, um ihre Ehrfurcht auszudrücken und ihre Freude über das Geheimnis des Lebens und die Schönheit der Welt. Sie beten, um von Leiden erlöst zu werden. Sie beten auf Knien, im Stehen, mit geschlossenen Augen oder mit zum Himmel gerichteten Blick. Sie beten allein oder in Gemeinschaft. Sie beten zu festgesetzten Zeiten einen vorgeschriebenen Text oder sie beten, wann immer ihnen danach ist.
Während einer katholischen Messe findet der wichtigste christliche Ritus, die Eucharistie (oder Abendmahl), statt, die versammelten Menschen sprechen ein gemeinsames Gebet.
Viele buddhistische und hinduistische Glaubensgemeinschaften kennen stundenlange Gebete. Die Gläubigen finden Trost und Erleichterung vom Stress, wenn sie sich im Gebet nach innen wenden und dort frei von Gedanken die große Leere erfahren. Diese Leere schafft eine innere Ruhe und befreit von den Zwängen des Alltags.
Fünfmal am Tag beten die Muslime zu Allah. In ihrem Gebet preisen sie Gott, danken und bitten um Hilfe. Der Zweck des Gebets besteht darin, das Leben als Ganzes – und den (gottesfürchtigen) Platz des Menschen darin – im Bewusstsein zu haben.
Das traditionelle jüdische Gebet muss drei Mal am Tag gesprochen werden (auch wenn das Mittags- und Abendgebet oft zusammengelegt werden). Am Sabbat und an den Festtagen kommen noch besondere Gebete dazu. Bei einem jüdischen Gottesdienst ist ein
minjan
erforderlich, das sind zehn jüdische erwachsene Männer. Für liberale Juden besteht ein
minjan
aus zehn jüdischen Erwachsenen, gleich welchen Geschlechts.
Gleichgültig wie, wann oder wofür: Menschen beten, um mit dem, was sie und ihre Religion als heilig empfinden, ins Gespräch zu kommen.
So wie die Glaubensinhalte einer Religion Weisheit verleihen und die Riten eine bestimmte Form, gibt die Ethik ihr eine bestimmte Tugend. Die ethischen Verhaltensregeln betreffen den Einzelnen und die Gemeinschaft als Ganzes. Manche ethischen Lehren richten sich direkt an die Gläubigen und erklären ihnen, wie sie ihr Leben zu leben haben, während andere erläutern, wie sich die Gesellschaft organisieren soll (Genaueres zur Rolle der Religion in der Ethik in Teil III).
Die Ethik bildet den Moralkodex des Lebens – wie die Menschen miteinander und mit der Natur leben sollen. Wer ethische oder moralische Gesetze befolgt (Ethik und Moral beziehen sich nach unserer Ansicht auf dasselbe), kann ein gutes, anständiges, mitfühlendes, gerechtes und liebevolles Leben führen. Eine Ethik gibt einer Religion ihre moralische Kraft und eine universell gültige Botschaft. Alles läuft daraus hinaus, dass wir uns dafür entscheiden, das Richtige zu tun.
Die Religionen der Welt sind, was die einzelnen Inhalte und rituellen Bräuche betrifft, sehr unterschiedlich, deshalb sind Sie vielleicht überrascht, dass die Ethiken sich nahezu gleichen. Diese Ähnlichkeit gilt auch für Religionen, die nicht (oder kaum) mit anderen Religionen im Austausch stehen oder standen. Zwei Beispiele: Im jüdischen Talmud, einer Auslegung der biblischen Gesetze und Geschichten, findet sich folgende Redensart: »Gebündelte Zweige kann man nicht brechen, doch einen einzelnen Zweig bricht sogar ein Kind.« Diese ethische Aussage über den Wert der Gemeinschaft findet sich in exakt derselben Formulierung bei dem Stamm der Massai in Afrika. Die goldene Regel »Behandle andere, wie du selbst behandelt werden willst« erscheint in fast demselben Wortlaut in vielen verschiedenen und geografisch weit voneinander entfernten Religionen. Die Vision menschlicher Wahrhaftigkeit teilen also auch Religionen, die sonst wenig miteinander zu tun haben.
Manche Theologen erklären die Universalität der religiösen Ethik mit dem sogenannten Naturgesetz. Der Mensch bringt allgemeingültige ethische Regeln hervor, so wie die Gesetze der Physik (zum Beispiel das Gesetz der Schwerkraft) auch auf der ganzen Erde gelten. Das Gute im Menschen ist ein universelles Gesetz. Irgendwie bringt die Natur der menschlichen Existenz die Menschen dazu, dieselben ethischen Normen aufzustellen. Vielleicht ist das Naturgesetz wirklich, vielleicht ist es eine Art göttliche Offenbarung an alle Menschen, vielleicht ist es auch etwas, das wir noch nicht verstehen. Auf alle Fälle gilt, dass die ethischen Vorstellungen der Religionen sich kaum voneinander unterscheiden. Diese Ähnlichkeit ist ein Geheimnis.
Der Dalai Lama, das religiöse Oberhaupt der tibetischen Buddhisten, schrieb einmal in einem Brief an uns: »Die Religionen sind verschieden, wie die Nahrung der Menschen verschieden ist. Die Menschen essen das, was dort, wo sie leben, am besten gedeiht.« Deshalb wird es immer verschiedene Religionen geben. Doch es ist eine großartige Tatsache, dass die tiefe und kraftvolle Ethik alle Religionen der Welt miteinander verbindet. Wenn Religionen zusammenarbeiten, um auf der Welt Gutes zu tun, liegt das zumeist daran, dass sie dieselbe Ethik vertreten. Denken Sie an Mahatma Gandhi, an Mutter Teresa oder an Martin Luther King jr. Dann ahnen Sie, dass die Herkunft aus verschiedenen Religionen es den Menschen nicht erschwert, Gutes zu tun. Im Gegenteil, sie macht es einfacher.
Manche Leute schlagen vor, dass wir doch alle verschiedenen Glaubensrichtungen, religiösen Bräuche und all das Zeug über Bord werfen sollten, wenn sich die Ethik der Weltreligionen so sehr gleicht.
Warum wird dieser Versuch wahrscheinlich langfristig scheitern? Viele religiöse Verhaltensregeln sind Teil der rituellen Gesetze. Das jüdische Passah-Mahl ist zugleich eine rituelle und eine ethische Erläuterung der Bedeutung von Freiheit. Die Meditation der Hindus ist Teil der ethischen Lehre von Ruhe und Gelassenheit. Die Teezeremonie im Zen-Buddhismus ist ein Ritual, aber auch ein Mittel, um den Wert der Gastlichkeit zu verdeutlichen. Manche religiösen Bräuche wirken auf den ersten Blick vielleicht wie bloße Stammesriten, doch wenn man genauer hinsieht, enthüllen sie ihre tiefe moralische Weisheit.
Die Ethik aus dem Kontext der Religion zu lösen, wird auch deshalb nicht funktionieren, weil die Ethik, auch wenn sie allgemeingültig ist, durch die jeweiligen heiligen Schriften und Geschichten konkret vermittelt wird. In einigen Jataka-Legenden wird zum Beispiel anhand bestimmter Geschichten aus dem Leben des Buddhas Mitgefühl gelehrt. Man kann zwar auch so die Doktrin aufstellen: »Sei barmherzig zu den anderen«, doch die Kraft der Erzählung geht dabei verloren. Der Klang eines Gleichnisses (kurze religiöse Geschichten im Alten und Neuen Testament) ist bewusst geheimnisvoll und mehrdeutig, die spirituelle oder moralische Wahrheit lässt sich auf diese Weise viel besser nahebringen.
In einer Welt des Konsums und des Marketings, in der alles auf das große Glücksversprechen hinausläuft, ist es normal, dass die Menschen von der Religion erwarten, dass sie erst einmal ihre Vorteile wie ein Verkäufer anpreist, sei es nun, dass sie Wunderheilungen, ein problemloses Leben oder Geldsegen verspricht. Für Menschen, die wirklich glauben, bietet Religion etwas Tiefergehendes: Manches davon ist konkret fassbar, manches nicht. Was Religion zum Beispiel elementar erfahrbar macht, ist Hoffnung – Hoffnung, dass es morgen besser ist als heute, Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende bedeutet, Hoffnung, dass das Gute siegen wird. Die Religion ist wie ein Kompass, der die Menschen heil durch eine Welt der Unmenschlichkeit und der Enttäuschung führt.
Die meisten Religionen gehen davon aus, dass es ein Haupthindernis gibt, das die Menschen davon abhält, ihr wahres Menschsein zu verwirklichen. Wer es schafft, dieses Hindernis zu überwinden, kann die höchste Belohnung erlangen, die die Religion jeweils verspricht.
Das Hindernis wie das Ziel ist je nach Religion verschieden:
Im Buddhismus ist das Leiden das größte Problem.
Es wird gelöst, wenn man den Weg der Erleuchtung geht, an dessen Ziel es kein Leiden mehr gibt.
In den abrahamitischen Religionen ist die Sünde das Problem.
Judentum, Christentum und Islam bieten einen Weg der Erlösung von der Sünde. Die Wege sind jeweils verschieden, doch das Ziel ist das gleiche.
Im Hinduismus ist die ewige Wiedergeburt das Problem.
Die Lösung besteht in einem Weg der Befreiung
(moksha)
von dem ewigen Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt.
Im Zoroastrismus
ist die Reinheit das Problem.
Man muss in seinem Leben gegen das Böse kämpfen, um nach dem Tod errettet zu werden. (Der
Zoroastrismus
war die Religion der Perser, bevor dort der Islam vorherrschend wurde.)
Leiden, Sünde und Wiedergeburt sind kosmische Probleme, die alle Menschen betreffen, und die Lösungen, die eine Religion anbietet, sind Lösungen, die alle Menschen annehmen können.
Die Religion gibt auch Antworten auf die großen Fragen, die die Menschen beschäftigen: Was ist der Sinn des Lebens? Was geschieht nach unserem Tod mit uns? Warum müssen Unschuldige leiden? Wie können wir in dieser schlechten Welt ein anständiges Leben führen? Diese und andere Fragen treibt die Menschheit seit Angedenken um. Wer einen Glauben besitzt, dem hält die Religion auch Antworten auf Fragen wie diese bereit.
Religionen versprechen zwar nicht, alle Probleme und Problemchen des Alltags zu lösen, doch sie helfen den Menschen, mit Schwierigkeiten fertig zu werden und Leiden auch zu akzeptieren. Für viele religiöse Menschen ist ihr Glaube ein Weg, Mut zu bewahren oder auch erst Mut zu bekommen. Sie lernen, geduldig zu sein und Sorgen zu ertragen, weil sie wissen, dass auch wieder glücklichere Zeiten kommen. Für viele besteht der Sinn des Glaubens darin, mit Problemen klarzukommen, und nicht, sie wegzuzaubern.
Leider muss man nicht lange suchen, bis man auf dem Markt der Religionen Scharlatane, Gauner und Trickbetrüger findet, die über das Leiden predigen und leichtgläubige Opfer finden. Wir erinnern uns an einen Prediger, der im Radio den Leuten Gebetstücher verkaufte, mit denen man sich angeblich ein neues Auto herbeiwünschen konnte! Unglaubliche Geschichte! Ich bin sicher, wenn man sich bei ihm beschwert hätte, dass der Zauber nicht funktioniert, hätte er einen aufgefordert, noch intensiver zu beten oder noch mehr zu zahlen! So etwas rückt die Religion und den Klerus in ein schlechtes Licht, doch in Wirklichkeit hat das mit Glauben und Religion überhaupt nichts zu tun. Und Religionen sollten für Leichtgläubigkeit und Gier auch nicht den Kopf hinhalten müssen.
Viele Menschen finden Freude an der Religion. Hindus nennen das vollendete Glück moksha. Christen nennen diesen Zustand Ekstase, einen Moment, in dem der Glaubende eine innere Vision Gottes hat und sich mit Gott eins fühlt. Juden nennen die Freude, die sie bei einer intensiven Erfahrung der Thora empfinden, simha. Diese Freude entsteht, wenn man sich dem Göttlichen öffnet, ganz darin eintaucht und dadurch die Schönheit und die Wunder des Lebens in allen seinen Formen erfährt. Die Freude besteht schließlich auch darin, dass man als Lebender selbst teilhat an diesem Wunder.
Diese Art Glück ist weit entfernt von dem Glück der Werbefachleute, das diese einem beim Kauf von neuen Sachen versprechen. Das religiöse Glück verweist auf eine ausdauernde Freude: die Freude an Freunden und Familie, die Freude an alten Traditionen und die Freude an den wichtigen Ereignissen im eigenen Leben. Es ist eine Herausforderung, die Freude zu erfahren, die in der Selbstlosigkeit, der Freundlichkeit und Großzügigkeit liegt. Religiöse Menschen glauben, dass das größte Glück darin besteht, anderen zu helfen, Weisheit zu suchen und Gottes Werk zu tun.