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Auf der Erde hat sich die Schwarze Garde der fanatischen Utaren angenommen, allerdings konnten die Männer nicht mehr verhindern, dass Leks Gefolgschaft die grüne Technologie unterhalb des Titicacasees aktiviert. Die Soldaten machen sich daher bereit, dem entgegenzutreten, was auch immer auf sie und die Erde zukommen mag. Ren Dhark und seinen Freunden ist es derweil gelungen, mit den Herren Voktars ein Gespräch herbeizuführen. Wie dieses Gespräch ausgeht, hängt jedoch nicht zuletzt von einem schwer einzuschätzenden Faktor namens Malk Katuhl ab… Jan Gardemann, Achim Mehnert und Nina Morawietz verfassten diesen temporeichen SF-Roman nach dem Exposé von Ben B. Black.
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Seitenzahl: 355
Ren Dhark
Weg ins Weltall
Band 74
Malk Katuhl
von
Jan Gardemann
(Kapitel 1 bis 5, 16)
Nina Morawietz
(Kapitel 6 bis 15)
Achim Mehnert
(Kapitel 17 bis 22)
und
Ben B. Black
(Exposé)
Inhalt
Titelseite
Vorwort
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
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Impressum
Vorwort
Bücher zu machen hört sich nach einer recht beschaulichen Tätigkeit an. Jeder kennt sicherlich das Bild des Autors, der in einer einsamen Hütte, die vielleicht sogar eine Blockhütte in den Wäldern ist, seine Ruhe sucht, um ungestört auf einer fast schon antiquarischen Schreibmaschine an seinem Manuskript zu tüfteln. Immer wieder reißt er dabei genervt angefangene Seiten aus der Maschine, knüllt sie zusammen und wirft sie in Richtung eines längst überquellenden Papierkorbs, wo das Knäuel zwischen vielen anderen auf dem Boden landet. Auf dem Schreibtisch stehen mehrere Kaffeetassen, einige davon noch halb voll, in anderen finden sich nur noch eingetrocknete braune Reste. Daneben ein überquellender Aschenbecher, in dem die eine oder andere Zigarette von alleine ausgegangen ist, ohne dass sie zu Ende geraucht wurde. Der Autor selbst trägt Vollbart oder ist zumindest schlecht rasiert, seine Haare stehen struppig vom Kopf ab – und seine Kleidung dürfte er vermutlich auch längst einmal wieder wechseln. Das alles ist einem höheren Ziel geschuldet, nämlich dem, einen verdammt guten Roman zu schreiben, und der Autor stellt alles andere hintenan.
Soweit die Fiktion, die uns in zahlreichen Filmen immer wieder gezeigt wird. Mit der Realität hat sie aber nur sehr wenig zu tun – zumindest ist mir persönlich bislang noch kein Autor begegnet, der diesem Klischee tatsächlich entspricht. Das beginnt schon beim wichtigsten Arbeitsmittel: Heutzutage werden Romane nicht mehr auf Schreibmaschinen getippt, sondern mithilfe eines Computers. Das ist oft ein Notebook, vermutlich aber fast ebenso häufig ein herkömmlicher PC. Die meisten Autoren tippen dabei noch selbst, manch einer nutzt aber auch ein Diktiersystem, welches das gesprochene Wort direkt in geschriebenen Text umwandelt. Auf den Rechnern kommen verschiedene Office-Pakete zum Einsatz, es gibt aber auch spezielle Schreibprogramme für Autoren, die einige zusätzliche Funktionen bieten, die das Schreiben von Romanen erleichtern sollen. Ob man so arbeiten möchte, ist sicherlich nicht zuletzt eine Frage des persönlichen Geschmacks. Wie es mit Lebensgewohnheiten und Körperhygiene des jeweiligen Autors aussieht, überlasse ich allerdings Ihrer Fantasie – vielleicht nur so viel: Ich kann auf dem Weg zu meinem Büro von anderen Menschen gesehen werden, und dieser Umstand ist mir durchaus bewusst.
Bleibt die Frage, warum ich Ihnen, liebe Leser, das alles erzähle. Es hängt mit einer Neuerung bei unser alle Lieblingsserie zusammen, zu der die antiquierte Schreibmaschine einfach überhaupt nicht mehr passt. Ich weiß, diese Gedankensprünge sind manchmal vielleicht ein wenig wunderlich, aber wenn unsere Köpfe nicht so ticken würden, würden wir vermutlich auch keine Bücher schreiben. Aber zurück zu der Neuerung: Seit Weg ins Weltall Band 72 erscheinen die aktuellen Weg ins Weltall-Titel zeitgleich auch als E-Book. Der Verlag folgt damit einem vielfach geäußerten Wunsch der Leser, die weiterhin REN DHARK lesen wollen, aber deren Bücherregal auch jetzt schon hoffnungslos überquillt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter folgender Adresse im Internet: www.hjb-ebook.de
Ich möchte Sie an dieser Stelle noch auf den zeitgleich erschienenen UNITALL-Band mit dem Titel »Bollwerk der Worgun« hinweisen, den Achim Mehnert nach einer eigenen Idee verfasst hat. Lesen Sie diesen Roman aber bitte erst nach dem vorliegenden Buch, denn die Ereignisse darin sind zeitlich ein wenig später angesiedelt. Nun halte ich Sie jedoch nicht länger von der Lektüre ab, denn sicherlich interessiert Sie brennend eine Frage: Wer oder was ist Malk Katuhl?
Stuttgart, im Januar 2018
Ben B. Black
Prolog
Im Herbst des Jahres 2067 scheint sich das Schicksal endlich einmal zugunsten der Menschheit entwickelt zu haben. Deren Hauptwelt heißt längst nicht mehr Terra, sondern Babylon. 36 Milliarden Menschen siedelten auf diese ehemalige Wohnwelt der Worgun um, als die irdische Sonne durch einen heimtückischen Angriff zu erlöschen und die Erde zu vereisen drohte. Mittlerweile konnte die Gefahr beseitigt werden, und das befreundete Weltallvolk der Synties hat den Masseverlust der Sonne durch die Zuführung interstellaren Wasserstoffgases wieder ausgeglichen. Die Erde ist erneut ein lebenswerter Ort, auf dem allerdings nur noch rund 120 Millionen Unbeugsame ausgeharrt haben. Die neue Regierung Terras unter der Führung des »Kurators« Bruder Lambert hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Planeten nach dem Vorbild Edens in eine Welt mit geringer Bevölkerungsdichte, aber hoher wirtschaftlicher Leistungskraft zu verwandeln, und ist deshalb nicht bereit, die nach Babylon Ausgewanderten wieder auf die Erde zurückkehren zu lassen.
Allerdings haben auch die wenigsten der Umsiedler konkrete Pläne für einen neuerlichen Umzug innerhalb so kurzer Zeit. Es kommt die katastrophale Entwicklung hinzu, die Babylon seit dem Umzug der Menschheit nahm: Durch eine geschickt eingefädelte Aktion war es dem höchst menschenähnlichen Fremdvolk der Kalamiten gelungen, den Regierungschef Henner Trawisheim, einen Cyborg auf geistiger Basis, derart zu manipulieren, dass er zu ihrem willenlosen Helfer und Vollstrecker bei der geplanten Übernahme der Macht über die Menschheit wurde. Erst in allerletzter Sekunde gelang die Revolution gegen die zur Diktatur verkommene Regierung Babylons und damit gegen die heimlichen Herren der Menschheit, die Kalamiten. Während den meisten der Fremden die Flucht gelang, wurde Trawisheim aus dem Amt entfernt und in ein spezielles Sanatorium für Cyborgs gebracht.
Noch im selben Jahr nimmt Ren Dhark das Angebot des Industriellen Terence Wallis an und lässt seinen Körper mit Nanorobotern behandeln, die ihn und sieben von ihm Auserwählte unsterblich machen. Doch anstatt sich mit seiner nun vollständig veränderten Lebensperspektive beschäftigen zu können, muss sich Ren Dhark einer neuen Aufgabe stellen: Eine unbekannte Macht namens Kraval sorgt dafür, dass der Hyperraum nicht länger zugänglich ist.
Als man diese Herausforderung endlich gemeistert hat, tauchen die Wächter mit einer neuen Hiobsbotschaft auf: Im Zentrum der Milchstraße hat sich scheinbar aus dem Nichts ein Miniaturuniversum gebildet, das allerdings exponentiell wächst und schon in wenigen Jahren den Untergang unseres Universums herbeiführen könnte.
Mithilfe der Nomwarun – nur etwa 50 Zentimeter große Nachfahren der Worgun – gelingt es schließlich, der Gefahr zu begegnen. Allerdings spielen die Nomwarun nicht mit offenen Karten und zerstören das Miniuniversum, anstatt es wie versprochen in ein anderes Kontinuum zu versetzen, weil das anscheinend nicht möglich gewesen ist. Ren Dhark macht dieses Resultat sehr zu schaffen, doch es gelingt ihm nicht, die Nomwarun entsprechend zur Rede zu stellen.
Knapp zwei Jahre später, im Sommer des Jahres 2072, scheint endlich die Normalität in der Milchstraße zu herrschen, die sich jedermann wünscht. Da erhält Ren Dhark einen Notruf von der Erde: Arc Doorn, Chris Shanton und Amy Stewart haben eine uralte Einrichtung der Wächter unterhalb des Titicacasees erforscht und wurden von einem bislang ungeklärten Phänomen in die Galaxis Voktar verschlagen. Ren Dhark eilt seinen Freunden zu Hilfe, und nach einer kleinen Odyssee kommen die Raumfahrer endlich mit den Herren Voktars ins Gespräch. Zeitgleich aktivieren ein paar fanatische Utaren die grüne Technik unter dem Titicacasee – mit unabsehbaren Folgen für die Erde. Die Schwarze Garde schreitet ein, aber vielleicht ist es schon zu spät …
1.
Generalmajor Christopher Farnham starrte die zehn Meter breite und siebzehn Meter hohe flimmernde Lichterscheinung grimmig an, die an einer der grünen Aggregatwände in unmittelbarer Nähe der Steuerkonsole geheimnisvoll vor sich hin glomm. Ob dieses Lichtportal nur die Oberfläche des haushohen Maschinenturms bedeckte oder diese durchbrach und in das Aggregat hineinführte, konnte er beim besten Willen nicht feststellen.
Die in der unterirdischen Anlage anwesenden Wissenschaftler der Schwarzen Garde hatten darüber ebenfalls keine Aussage treffen können.
Trotzdem war den versammelten Gardisten klar, dass es sich um ein Tor handelte, einen Durchgang zu einem unbekannten Terrain, von dem aus der Erde großes Unheil drohte, wenn den Aussagen der verbrecherischen Utaren und des Kalamiten Glauben geschenkt werden durfte, woran weder Farnham noch seine Untergebenen den geringsten Zweifel hegten.
Die blauen Zwerge und John Doe, wie der Kalamit genannt wurde, da er ihnen seinen wahren Namen bisher verschwiegen hatte, stellten allerdings keine unmittelbare Gefahr mehr dar. Die Utaren waren besiegt worden, und John Doe befand sich in sicherem Gewahrsam.
Die Bedrohung, die von der Lichterscheinung ausging, die von den Utaren hervorgerufen worden war, ehe diese von der Schwarzen Garde unschädlich gemacht werden konnten, existierte jedoch noch immer.
Das Leuchtfeld wieder abzuschalten und den Durchgang somit zu schließen überstieg momentan die Kompetenz der Wissenschaftler. Es würde zu lange dauern, bis sie herausgefunden hatten, welche Schaltungen an der Konsole vorgenommen werden mussten, um das Energiefeld wieder zu deaktivieren. Bis dahin würden die Angreifer, die durch das Portal in die unterirdische Station unter dem Titicacasee einfallen und über die auf der Erde lebenden Menschen mordend herfallen sollten, längst in Strömen durch das Tor drängen.
Außerdem konnten die Wissenschaftler nicht abschätzen, welche Konsequenzen eine eventuelle Fehlschaltung nach sich ziehen würde.
Farnham kannte den ihm vom Büro des Kurators der Erde zugestellten Bericht nur zu genau, in dem Jimmy, ein von Chris Shanton konstruierter Roboterhund, schilderte, wie es Arc Doorn, Amy Steward und seinem Konstrukteur ergangen war, als sie an der Konsole herumexperimentiert hatten. Eine Leuchterscheinung hatte sich um die Stele herum explosionsartig ausgebreitet und die drei spurlos verschwinden lassen. Jimmy war von dem Lichtphänomen auf unerklärliche Weise verschont geblieben, sodass er schließlich aus der Höhle entkommen und von dem Vorfall berichten konnte.
Seitdem hatte es von Doorn, Stewart und Shanton kein Lebenszeichen mehr gegeben. Zwar hatte sich Ren Dhark mit der POINT OF auf den Weg in eine ferne Galaxis gemacht, um die Verschollenen dort zu suchen, aber ob es dem ehemaligen Commander der Planeten und seinen Freunden gelungen war, die Gefährten aufzuspüren, darüber lagen Farnham keine Informationen vor.
Mit einem raschen Seitenblick vergewisserte sich der Generalmajor davon, dass Hauptmann Kurt Buck den Befehl, einige Männer um sich zu scharen und durch das Tor zu stoßen, in gewohntem Tempo ausführte. Für den Einsatz hatte Buck einige Kameraden des vierzehnten Zugs, die sogenannten Mescaleros, ausgewählt. Hastig, doch mit der nötigen Sorgfalt überprüften sie die Systeme ihrer Multifunktionsanzüge und den Ladestatus ihrer Waffen.
Zufrieden drehte sich Farnham um und ließ den Blick schweifen. Weit sehen konnte er allerdings nicht, denn die breiten Maschinentürme, mit denen die Höhle vollgestellt war, reichten nicht nur bis zur Decke empor; die asymmetrische Ausrichtung der grünen Blöcke verhinderte außerdem, dass der Generalmajor weiter als bis zum nächstgelegenen Aggregat sehen konnte. Lediglich um die Stele herum erstreckte sich ein ringförmiger Platz, doch der wurde momentan von Soldaten der Schwarzen Garde bevölkert.
Die weltraumschwarzen Uniformen der Gardisten schienen das in der Höhle herrschende, allgegenwärtige Licht zu schlucken und ließen die Männer wie aus schwarzem Karton ausgeschnittene Figuren erscheinen.
Im Hintergrund erspähte Farnham die beiden GSO-Agenten Ömer Giray und Liv Sanders. Hinter ihnen stand Miranda Brighton, ein Cyborg der IJ-Serie. Zusammen bewachten sie John Doe.
Farnham meinte in dem Blick des Kalamiten einen verschlagenen Ausdruck zu erkennen, während dieser das Treiben um die Steuerkonsole herum betrachtete.
Die waagerechten Schlitzpupillen des Kalamiten, der ansonsten wie ein gewöhnlicher Mensch aussah, verliehen ihm zusätzlich ein fies erscheinendes Aussehen, wie Farnham fand.
»Wir sind bereit, Sir!«, rief Buck in diesem Moment herüber und riss den Generalmajor damit aus seiner Betrachtung.
Farnham nickte, um dem knapp über einen Meter neunzig großen Mann mit den blonden Haaren zu bedeuten, dass er loslegen sollte.
In Bucks blauen Augen blitzte es daraufhin unternehmungslustig auf; offenbar konnte er es kaum noch erwarten, durch das Portal zu stürmen und zu erkunden, was ihn und seine Kameraden auf der anderen Seite erwartete. Das Wissen um die Gefahr, die von diesem Tor für die Menschen auf der Erde ausging, spornte die Männer zusätzlich an.
Dicht gefolgt von seinen fünf Begleitern strebte Buck auf die flimmernde Lichterscheinung zu. Den schweren Multikarabiner mit beiden Händen fest umklammert tauchte Buck in lauernder Haltung in das leuchtende Feld ein und verschwand darin.
Nacheinander folgten ihm seine Kameraden.
Die Lichterscheinung schien die Männer in ihren schwarzen Uniformen förmlich aufzusaugen. Nachdem das Gleißen die Gardisten absorbiert hatte, deutete nichts mehr darauf hin, dass dieses mysteriöse Tor soeben von sechs Personen durchschritten worden war.
Farnham presste die Lippen aufeinander. Jetzt begann die Zeit des Wartens, eine Tätigkeit, die er hasste und für die er keine besondere Begabung besaß, wie er selbst fand.
*
Diffuses Leuchten waberte um Kurt Buck herum. Doch dieser Eindruck währte nur kurz, nicht länger als den Bruchteil einer Sekunde. Im nächsten Moment wich das Leuchten hinter ihm zurück, und sein ausschreitender Fuß setzte auf hartem Untergrund auf.
Augenblicklich brachte Buck den Multikarabiner in Anschlag und schwenkte die Waffe herum, jederzeit bereit, einen Energiestoß aus seinem GEH&K Mark 10/62 abzufeuern.
Der Multikarabiner war, wie die seiner Kameraden auch, auf Nadelstrahl eingestellt. Die überlichtschnellen, pinkfarbenen Kampfstrahlen würden alles, in das sie sich hineinfraßen, augenblicklich in Energie auflösen, es sei denn, es handelte sich um Unitall, in diesem Fall wäre eine Beschussdauer von zweihundertzehn Sekunden vonnöten, um Schaden anzurichten, wie Buck selbstverständlich wusste.
Momentan vermochte der Hauptmann jedoch nichts Bedrohliches zu erspähen, auf das er hätte feuern können. Dem Anschein nach war er in einer gewaltigen Halle herausgekommen. Größe und Ausmaß des Hohlraums konnte er allerdings nicht abschätzen, denn wuchtige Aggregate aus grünem Metall verstellten ihm rundherum die Sicht.
Helles Licht, dessen Quelle Buck ebenfalls nicht eindeutig ausmachen konnte, erfüllte die Halle; es schien von überall her zu kommen, sodass sich zwischen den Aggregaten kaum Schatten abzeichneten.
Nach verräterischen Bewegungen zwischen den zum Teil haushohen Maschinen hielt Buck ebenso vergebens Ausschau, wie er erfolglos auf verdächtige Geräusche lauschte. Bis auf ein unterschwelliges Summen und Brummen, das von der grünen Technologie auszugehen schien, konnte Buck nichts Besorgniserregendes vernehmen.
Der Hauptmann setzte leise einen Fuß vor den anderen, während hinter ihm seine Kameraden aus der leuchtenden Fläche hervorkamen.
Ein rascher Blick über seine Schulter hinweg verriet Buck, dass die flimmernde Lichterscheinung, aus der seine Kameraden hervorkamen, hier ebenfalls etwa zehn Meter breit und siebzehn Meter hoch war. Sie lag dicht an der Wand eines grünen Maschinenkolosses an.
Allerdings unterschieden sich die Maschinentürme in dieser Halle gewaltig von denen in der Höhle unter dem Titicacasee. Wohin Buck auch blickte, überall erhoben sich auf drei Beinen ruhende, wulstige Bauwerke. Ihm fiel auf, dass diese »Beine« die gleichen Ausmaße aufwiesen wie der aufragende Teil der Maschinen.
Das grünliche Metall schien von innen heraus schwach zu leuchten, denn es reflektierte das Licht, das von allen Seiten auf die Konstruktionen auftraf.
Nicht unweit von Bucks Standort erhob sich eine Konsole, die der in der Höhle unter dem Titicacasee vollkommen ähnlich sah.
»Diese Maschinenaggregate haben die Form eines Tetrapoden«, bemerkte Andy Bicksburg mit gedämpfter Stimme.
Buck nickte beipflichtend. Die Form der Maschinen glich in der Tat den Panzersperren, die nach dem Zweiten Weltkrieg überall auf der Erde eingesetzt worden waren, um Panzer am Fortkommen zu hindern. Ein französisches Laboratorium hatte diese Gebilde um 1950 herum entwickelt und patentieren lassen. Ursprünglich waren die Tetrapoden jedoch als Wellenbrecher zum Schutz von Küsten vorgesehen gewesen.
Während ihm all dies durch den Kopf ging, hob Buck den Arm und ließ den ausgestreckten Zeigefinger kreisen, woraufhin sich seine Begleiter anschickten, auszuschwärmen und die Umgebung zu sichern. Die Soldaten postierten sich an den Durchgängen zwischen den Maschinenblöcken und spähten lauernd voraus. Doch ihre Sicht reichte nur bis zum nächstgelegenen Aggregat.
Die »Füße« der Maschinen waren aufeinander ausgerichtet und bildeten so ein symmetrisches Raster. Die Größe der Blöcke variierte erheblich. Während manche über einhundert Meter aufragten und fast die Hallendecke berührten, brachten es andere nur auf etwa zehn Meter Höhe.
Doch es gab auch kleinere Einheiten, die nur einen halben Meter hoch aufragten. Da die drei tonnenförmigen »Füße« immer in einem flachen Winkel zum Zentrum des Tetrapoden aufstiegen, klaffte unter dem nach oben aufragenden Maschinenteil ein Leerraum; um diesen ebenfalls überblicken zu können, knieten sich die Soldaten kurz hin und spähten unter den Tetrapoden hindurch.
Doch so sehr die Männer ihre Umgebung auch überprüften, so konnten sie doch keine Angreifer erspähen.
Nachdem Buck von jedem seiner Kameraden per Handzeichen eine Klarmeldung erhalten hatte, versuchte er, eine Funkverbindung zu Farnham herzustellen. Viel Hoffnung auf einen Erfolg hegte der Hauptmann nicht, umso überraschter reagierte er, als die Stimme des Generalmajors plötzlich in seinem Helmlautsprecher erschallte.
»Wie ist die Lage, Mister Buck?«, wollte Farnham wissen. Der Hauptmann konnte der Stimme des Generalmajors die Anspannung deutlich anhören.
Er sah den knapp einen Meter achtzig großen General mit dem drahtigen, braunen Bürstenhaarschnitt förmlich vor sich und wie die lange Narbe auf der linken Gesichtshälfte des kernigen Mannes arbeitete, während er sprach. Dass das linke seiner beiden eisgrauen Augen künstlich war, vermochten nur Eingeweihte wie Buck zu erkennen. Es reagierte den Bruchteil einer Sekunde träger, wenn die Augäpfel sich schnell bewegten oder die Pupille sich veränderte.
»Wir sind hier in einer Halle voller grüner Technologie herausgekommen«, berichtete Buck und beschrieb kurz das Aussehen der Aggregate. »Die Maschinen bestehen vermutlich aus Ter, wie die in der Titicacaseehöhle auch. Feindliche Bewegungen sind nicht zu registrieren. Wie es scheint, bin ich mit meinen Leuten allein in dieser Halle.«
Farnham gab ein unbestimmtes Brummen von sich. »Offenbar haben wir einen zeitlichen Vorsprung gewonnen, weil wir kurz vor der Entstehung des Durchganges hier erschienen sind. Ich hege allerdings keinen Zweifel daran, dass die Angreifer bei Ihnen bald auftauchen werden.«
»Momentan besteht zumindest keine akute Gefahr. Während des Überganges gab es ebenfalls keine Schwierigkeiten. Ich habe den Wechsel von einem Ort zum anderen körperlich so gut wie gar nicht gespürt.«
»Haben Sie einen Anhaltspunkt, wo sich die Halle befinden könnte?«, erkundigte sich Farnham.
»Negativ. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wo wir hier gelandet sind.«
»In Ordnung. Ich komme jetzt mit dem Rest des Bataillons zu Ihnen hinüber, Buck. Und die PressMod-Geschütze bringen wir gleich mit. Wer immer sich anschicken möchte, die Erde zu überfallen, wird sein blaues Wunder erleben, wenn er sich auf den Weg zum Durchgang macht!«
*
Vor allen anderen wechselte der Rest der Mescaleros von der Höhle unter dem Titicacasee in die Halle mit unbekanntem Standort hinüber.
Fünfunddreißig in weltraumschwarze Kampfanzüge gekleidete Männer durchschritten paarweise das Lichtfeld, wobei die letzten drei Gardisten eine Antigrav-Plattform vor sich her schoben, auf der ein PressMod-Geschütz montiert war.
Bei Pressor-Geschützen handelte es sich um eine von den Giants entwickelte Schwerkraftwaffe, die enorme Druckeffekte erzeugte.
Nach der erfolgreichen Entschlüsselung dieser Technologie war es einer Gruppe Menschen, die sich selbst als Gäa-Jünger bezeichneten, gelungen, die Geschütze zu modifizieren und dabei auch wesentlich zu verkleinern, sodass sie problemlos auf kleineren Fahrzeugen wie zum Beispiel Schneemobilen, Pickups oder eben Antigrav-Plattformen montiert werden konnten.
Auf Schwebeplattformen montierte modifizierte Pressor-Geschütze zählten inzwischen zur Standardausrüstung der Schwarzen Garde; jeder Zug verfügte über ein eigenes PressMod-Geschütz, sodass das in der Höhle unter dem Titicacasee versammelte Bataillon auf fünfzehn dieser Waffen zurückgreifen konnte.
Farnham beobachtete das Geschehen vor der flimmernden Fläche mit Argusaugen. Ob es tatsächlich möglich war, die Plattformen mithilfe des Lichtportals in die andere Halle hinüberzuschaffen, stand für ihn noch nicht fest. Farnhams Skepsis beruhte auf Jimmys Bericht und der Tatsache, dass der Roboterhund von der damals von seinen Freunden hervorgerufenen Leuchterscheinung nicht mit hinfortgerissen worden war, während seine Begleiter spurlos verschwanden.
Jimmy selbst hatte die These aufgestellt, dass die Leuchterscheinung sich nur auf Biologische auswirkte, nicht aber auf anorganische Systeme. Offenbar wurden aber Gegenstände, die sich innerhalb des biologischen Fluidums eines Lebewesens befanden, ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, andernfalls wären sowohl die Kleidung wie auch die Ausrüstung, die Doorn, Stewart und Shanton bei sich getragen hatten, in der Höhle zurückgeblieben. Doch das war nicht der Fall gewesen.
Das PressMod-Geschütz, das die drei Gardisten nun auf die Lichtfläche zulenkten, war zu groß, um vollständig von dem Fluidum der Männer eingehüllt zu werden. Unter Umständen würde die Waffe in dem Feld also hängenbleiben, während die Gardisten passieren konnten. Farnham hoffte, dass sich seine Befürchtung nicht bewahrheitete, denn er wollte im Kampf gegen den unbekannten Feind nicht auf die Pressor-Geschütze verzichten.
In diesem Moment tauchte der Bug der A-Grav-Plattform in das Leuchtfeld ein. Einen optisch wahrnehmbaren Effekt gab es dabei nicht. Wenige Augenblicke später verschwand auch die Abstrahlvorrichtung des Geschützes darin.
Einer der Wissenschaftler, die sich rechts und links des Feldes aufgebaut hatten und Messgeräte auf das Phänomen gerichtet hielten, stieß plötzlich einen Warnruf aus.
»Die Integrität des Feldes nimmt rapide ab!«, rief er Farnham zu. »Ich fürchte, es wird kollabieren!«
Unschlüssig blieben die Gardisten stehen, und das bis zur Hälfte in dem Feld steckende PressMod-Geschütz stoppte.
»Das wäre doch die Lösung!«, rief José Gomez unvermittelt. Der Adjutant von Generalmajor Farnham hielt sich in der Nähe der Konsole auf, um die herum sich mehrere Wissenschaftler scharten. »Wenn wir den Durchgang auf diese Weise zerstören können, haben wir die Erde gerettet, ohne einen einzigen Schuss abzugeben.«
»Ich fürchte, das wird so nicht funktionieren«, warf ein Wissenschaftler ein, während er angestrengt das Bedienfeld der Stele anstarrte. »Wegen der Energie, die dem Feld ununterbrochen zugeführt wird, kann es bei Überlastung zwar temporär zusammenbrechen, es wird sich jedoch sofort wieder aufbauen, sobald der Überlastungsfaktor verschwindet. Und dies wird unweigerlich eintreten, wenn das PressMod-Geschütz in dem kollabierenden Tor zerstört wird. Anschließend entsteht das Feld aufs Neue.«
»Was sollen wir denn jetzt tun?«, rief der neben der A-Grav-Plattform verharrende Rauno Aaltonen ungeduldig herüber. Im Umgang mit den Pressor-Geschützen verfügte der Elektronikexperte über große Erfahrung. Die Aussicht, dass das Geschütz der Mescaleros jeden Moment zerstört werden konnte, machte ihn nervös.
»Fahrt fort!«, befahl Farnham, und an die Wissenschaftler gerichtet fügte er harsch hinzu: »Und Sie behalten die Anzeigen der Stele im Auge. Sobald sich abzeichnet, dass von der Anlage eine Gefahr ausgehen könnte, wird Alarm geschlagen!«
Aaltonen und seine beiden Kameraden schoben die A-Grav-Plattform an, und das Geschütz glitt tiefer in die leuchtende Fläche hinein. Das Flimmern des Feldes nahm zu, und einmal sah es sogar so aus, als drohte es zu verblassen. Doch in dem Moment, da das PressMod-Geschütz den Durchgang passiert hatte, ebbte das Flackern ab, und das Feld stabilisierte sich wieder. Die drei Mescaleros folgten der A-Grav-Plattform und verschwanden.
*
Wenig später erhielt Farnham von Buck über UKW-Funk die Meldung, dass das Pressor-Geschütz unversehrt geblieben und voll funktionstüchtig angekommen war.
»Diese Art des massenhaften Durchgangs bringt die grüne Technologie offenbar an ihre Grenzen«, stellte Gomez nachdenklich fest.
»Was können wir unternehmen, um den Transmitter während der kritischen Phase zu stabilisieren?«, fragte Farnham die Wissenschaftler.
»Wir könnten versuchen, den Energiefluss zum Transmitterfeld zu erhöhen, wenn sich wieder eine solche Situation abzeichnet«, schlug einer der Männer vor. Er legte die Kuppe seines Zeigefingers auf ein schwach leuchtendes Feld. »Dieses Kontrollfeld hat vorhin im selben Rhythmus aufgeflackert wie die Lichtfläche. Wenn ich den als schwarzen Strich dargestellten Regler verschiebe, sollte sich wohl die Energiezufuhr ebenfalls verändern.«
Farnham nickte. »Vergessen Sie aber nicht, den Regler wieder auf die Anfangsposition zurückzuschieben, wenn die kritische Situation vorüber ist. Niemand kann wissen, was eine zu hohe Energiezufuhr auf Dauer auslösen wird. Ich möchte nicht, dass unsere Kameraden geröstet werden, wenn sie den Transmitter durchschreiten.«
»Wir werden aufpassen«, versprach ein anderer Wissenschaftler ernst.
Der Generalmajor wandte sich an die in der Nähe stehenden Soldaten. So gut es die räumlichen Gegebenheiten zuließen, hatten sich die Männer gruppiert, sodass sich jeder Gardist innerhalb seines Zuges aufhielt.
»Weiter geht’s!«, befahl Farnham. »Die Züge passieren in aufsteigender numerischer Reihenfolge den Transmitter. Auf der anderen Seite erhalten Sie von mir dann weitere Anweisungen!«
Mit diesen Worten schritt Farnham auf das Lichtfeld zu und tauchte in den Transmitter ein.
*
Der Übergang des Bataillons lief geordnet und diszipliniert ab, zog sich aber dennoch zeitlich in die Länge. Schuld daran trugen die Pressor-Geschütze, die aufgrund ihrer Masse während der Transmission immer wieder für eine Destabilisierung des Lichtfeldes sorgten und Verzögerungen verursachten.
Die um die Steuerkonsole versammelten Wissenschaftler gaben ihr Bestes, die Energiezufuhr zu optimieren, doch die untereinander agierenden Schaltflächen machten es beinahe unmöglich vorherzusehen, was die Manipulationen letztendlich bewirkten.
Oberstleutnant Kenneth MacCormack, der inzwischen in die Tetrapodenhalle hinübergewechselt war, wurde nicht müde, den eintreffenden Soldaten einzubläuen, sich leise zu verhalten, während sie um das Transmissionsgebiet herum Stellung bezogen. Die Offiziere der einzelnen Züge gaben die Befehle des Einsatzleiters mit Handzeichen weiter und zerbissen die in ihnen aufsteigenden Flüche wacker zwischen den Zähnen, wenn eine Aktivität mal nicht ganz nach ihren Vorstellungen ablief und etwa die Kante einer A-Grav-Plattform lärmend gegen den Fuß eines Tetrapoden stieß.
Dennoch zeigte sich MacCormack mit dem Ablauf zufrieden. Allerdings spukte Farnham noch immer Jimmys Bericht durch den Kopf, und er fragte sich, ob die drei Vermissten vielleicht in ebendiese Halle transmittiert worden waren, als die von der Stele ausgehende, mysteriöse Lichterscheinung sie eingehüllt hatte.
Plötzlich bemerkte der Generalmajor in Bucks Verhalten eine Veränderung. Die Körperhaltung des Hauptmanns wirkte angespannt, und jetzt legte er sogar den Kopf schief, als würde er angestrengt lauschen.
Im nächsten Moment wurde auch Farnham der Geräusche gewahr, die Buck hatten aufhorchen lassen. Er vernahm ein fernes, leises Getrappel, das sich kaum von dem Stiefelscharren und dem leise hallenden Aufsetzen der Sohlen auf dem Metallboden abhob, das die Gardisten verursachten.
Mahnend hob Farnham den linken Arm und ballte eine Faust. Dann deutete er auf die Sprechgarnitur seines Helmes und fuhr sich anschließend mit dem Zeigefinger seiner ausgestreckten Hand über die Kehle.
MacCormack verstand sofort, und auch die Offiziere gaben den stummen Befehl mithilfe von Gesten an die Soldaten weiter, die daraufhin wie angewurzelt mitten in der Bewegung verharrten.
Der Generalmajor konnte nicht umhin, Bewunderung für die Gardisten zu empfinden, denn obwohl die Züge wegen der überall herumstehenden Tetrapoden weit auseinandergezogen voranschritten, schafften es die Männer, den Befehl trotz der von ihm angeordneten Funkstille schnell an die Kameraden weiterzuleiten, ohne dabei allzu viel Unruhe zu verbreiten.
Farnham spitzte die Ohren. Er hörte das Getrappel jetzt ziemlich deutlich. Es klang, als würden zahlreiche Wurzelstöcke oder Stangen mit den Spitzen voran auf den Boden geschlagen. Der Generalmajor meinte, einen unterschwelligen Rhythmus aus den Schlägen herauszuhören, doch dieser ging in der Menge der Geräuschereignisse fast völlig unter. Desgleichen ließ sich nicht eindeutig bestimmen, woher das Getrappel kam, denn die Maschinenblöcke verursachten unterschiedlich starke Echoeffekte, die eine Lokalisierung der Geräuschquelle fast unmöglich machten.
Mit den Augen ließen sich die Verursacher des Lärms ebenfalls nicht ausmachen, da die Maschinenblöcke die Sicht verstellten.
Buck schob sich an die Seite des Generalmajors. »Wenn mich nicht alles täuscht, sind das Schritte«, flüsterte er. »Und sie werden von einer ziemlich großen Menge von Individuen verursacht.«
Farnham nickte beipflichtend. »Der Schrittrhythmus klingt fremd und ungewohnt. Wahrscheinlich handelt es sich um Kreaturen mit mehr als nur zwei Beinen.«
Buck deutete mit ausgestrecktem Arm in eine Richtung, die fast rechtwinkelig von der Leuchtfläche des Transmitters wegführte. »Ich meine, der Feind nähert sich uns von dort. Offenbar sind die Angreifer arglos, denn ich habe nicht den Eindruck, als würden sie sich bemühen, leise vorzugehen.«
»Folgen Sie mir!«, befahl Farnham und rannte in die von Buck angezeigte Richtung.
Die Gardisten wichen zur Seite aus, um dem Generalmajor Platz zu machen. Auch sie lauschten mit angespannten Gesichtern auf die verdächtigen Geräusche.
Farnham legte eine Strecke von etwa einhundert Metern zurück und stoppte dann. Buck blieb neben seinem Vorgesetzten stehen. In ihrer Nähe hielt sich die Vorhut eines Zuges auf. Die Männer verhielten sich abwartend, die Multikarabiner schussbereit in den Händen und in den Augen hinter den Helmvisieren einen entschlossenen Ausdruck.
»Die Schritte werden lauter. Wir sind auf dem richtigen Weg.«
Farnham nickte. »Diesen Eindruck habe ich auch. Geben Sie MacCormack Bescheid. Wir rücken in breiter Front in diese Richtung vor. Offenbar schwärmt der Feind gerade in die Halle ein, um zu dem Transmitter zu gelangen.
Der Gegner weiß noch nichts von unserer Anwesenheit, und dieses Überraschungsmoment müssen wir nutzen. Funkverkehr ist weiterhin untersagt, und geschossen wird erst auf meinen Befehl hin. Wenn es zu Kämpfen kommt, soll versucht werden, den Gegner zum Halleneingang zurückzudrängen. Wir müssen diesen Zugang unter unsere Kontrolle bringen, dann erhalten unsere Gegner gar nicht erst die Gelegenheit, in die Halle vorzudringen.«
Buck bestätigte mit einem knappen Kopfnicken. Dann wandte er sich ab und verschwand, um die Anweisungen an MacCormack weiterzuleiten.
Farnham winkte einen Gardisten zu sich. »Laufen Sie rasch zum Transmitter und tragen Sie dem Zug, der noch im Begriff steht, durch das Tor zu kommen, in meinem Namen auf, den Durchgang zu sichern.« Ein harter Zug zeichnete sich auf Farnhams Gesicht ab. »Und richten Sie dem zuständigen Offizier aus, dass er alles Menschenmögliche unternehmen soll, den Transmitter zu zerstören, für den Fall, dass wir dem Gegner unterliegen sollten.«
Ohne eine Miene zu verziehen grüßte der Gardist militärisch und machte sich eiligst davon.
Farnham sah dem jungen Mann einen Moment lang nach, bis dieser hinter einem Maschinenblock verschwunden war. Er glaubte nicht, dass die Gardisten tatsächlich einen Weg finden würden, den Transmitter im Notfall zu zerstören, denn wenn dies möglich gewesen wäre, hätten es die Wissenschaftler längst herausgefunden. Die Schwarze Garde musste den Feind also unbedingt besiegen, andernfalls war es um die auf der Erde lebenden Menschen geschehen.
*
Ein Bataillon der Schwarzen Garde bestand aus sechshundertfünfzehn Soldaten und vierunddreißig Offizieren. Zusammen mit Farnham, der sich mit Buck an seiner Seite an die Spitze der Gardisten gestellte hatte, ergab das ein Kontingent von sechshundertfünfzig Mann, das sich in diesem Moment in breiter Front und nahezu geräuschlos an den Tetrapoden vorbei auf den bisher noch nicht gesichteten Gegner zuschob. Ohne die PressMods wäre die Truppe schneller vorangekommen, denn es stellte sich nicht immer als ganz einfach heraus, die A-Grav-Plattformen an den wuchtigen Maschinen vorbeizubugsieren. Doch da auf diese Waffe nicht verzichtet werden konnte, musste dieses Hemmnis wohl oder übel in Kauf genommen werden.
Der Lärmpegel, den der Gegner beim Durchqueren der Halle verursachte, war unterdessen so sehr angestiegen, dass sogar ein Schwerhöriger darauf aufmerksam geworden wäre. Der Feind konnte nach Farnhams Einschätzung nicht mehr allzu weit entfernt sein, doch noch immer verhinderten die Maschinenungetüme, dass es zum Sichtkontakt kam. Einen Nachteil sah der Generalmajor darin jedoch nicht, denn umgekehrt konnte der unbekannte Gegner das ihm entgegenkommende Bataillon ebenfalls nicht ausmachen.
Plötzlich stieß Buck den Generalmajor mit dem Ellenbogen an und deutete mit dem Lauf seines Karabiners schräg nach unten auf den Boden. In regelmäßigen Abständen war der Hauptmann im Vorrücken immer wieder rasch in die Hocke gegangen, um unter den schräg nach oben führenden Füßen der Tetrapoden hindurch nach vorn zu spähen. Und nun hatte er offenbar eine Entdeckung gemacht.
Farnham tat es Kurt Buck gleich und spähte unter dem vor ihm aufragenden Tetrapoden hindurch. Ihm stockte der Atem, als er mehrere schwarze Stelzen erblickte, die sich etwa einhundert Meter voraus eilig trippelnd entlang eines Tetrapoden fortbewegten. Die Stelzen endeten in dornartigen Spitzen und würden im Nahkampf ausgezeichnete Stichwaffen abgeben, wie der Generalmajor konstatierte.
Doch dann sah er etwas, das ihn noch weitaus mehr beunruhigte. Eine schwere, große Scherenhand, ebenfalls schwarz, schwenkte zwischen den trippelnden Stelzen knapp über den Boden hinweg. Über ähnliche Greifwerkzeuge verfügten irdische Krabben. Doch diese Zangenschere hier war wesentlich größer und wirkte daher auch weitaus bedrohlicher.
Eine weitere Krebsschere geriet in Farnhams Blickfeld, doch diese steckte in einer Art Waffe, die das Greifwerkzeug fast vollständig umschloss.
»Die Beine und die Scheren – sie erinnern mich an die Extremitäten von irdischen Krabben«, zischte Farnham Buck zu.
Der Hauptmann nickte knapp. »Ganz offensichtlich haben wir es nicht mit humanoiden Gegnern zu tun.«
»Um Tiere handelt es sich aber auch nicht. Das Verhalten dieser Geschöpfe weist auf einen gewissen Grad an Intelligenz hin.« Farnham fasste einen Entschluss. Der Kontakt mit dem Feind stand kurz bevor. Es war höchste Zeit, zu handeln!
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Farnham erklomm den Fuß eines etwa fünf Meter hohen Tetrapoden. Den an seinem Gürtel hängenden Translator hatte er zuvor auf Worgun gestellt, der Sprache der Mysterious, die von vielen Sternenvölkern beherrscht wurde. Da es sich bei dieser Halle voller grüner Technologie aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Worgun-Einrichtung handelte, rechnete er sich gute Chancen aus, von dem vorrückenden Feind tatsächlich verstanden zu werden.
»Stopp!«, rief er aus voller Kehle. Der Translator gab den Ruf in Originallautstärke wieder. »Wenn ihr weiter in die Halle vorrückt, wird sich euch ein ganzes Bataillon entgegenstellen. Kehrt also lieber um, dann droht euch von uns keine Gefahr!«
Das Trippeln der Schritte verhallte. Eine drückende Stille breitete sich in der Halle aus, eine Stille, die nur von dem unterschwelligen Brummen und Summen der grünen Maschinen durchbrochen wurde.
Da bemerkte Farnham aus den Augenwinkeln heraus plötzlich eine Bewegung, nur einen Maschinenblock entfernt von ihm.
Ein krabbenartiges Geschöpf schnellte mit einem gezielten Sprung auf den seitlichen Ausleger des Tetrapoden. Der flache, runde Körper war gepanzert und schimmerte im Licht der Halle mattschwarz.
Die Schere, die nicht in einer Waffe steckte, klappte aggressiv auf und zu.
Farnham glaubte, mehrere rote, seepockenartige Auswüchse an dieser Schere auszumachen. Zu weiteren Beobachtungen reichte die Zeit jedoch nicht aus, denn die Krabbenkreatur schwenkte die Waffenschere in Farnhams Richtung und feuerte.
Der Generalmajor sprang mit einem Hechtsprung zur Seite, und die Projektile sengten knapp an seiner linken Schulter vorbei.
Während Farnham über den Boden abrollte, schraubte sich Buck hinter seiner Deckung in die Höhe und jagte dem Wesen mit seinem Karabiner eine rasche Abfolge von pinkfarbenen Nadelstrahlen entgegen. Den überlichtschnellen Kampfstrahlen auszuweichen schaffte die Krabbe nicht, und so brannten die Nadelstrahlen mehrere Löcher in den Panzer, ehe das Wesen hinter die Maschine in Deckung springen konnte.
Ein aus mehreren Richtungen herüberschallendes Knattern und Fauchen verriet, dass die anderen Krabbenartigen die Gardisten ebenfalls entdeckt und das Feuer eröffnet hatten. Olivgrünes und blassblaues Licht flackerte auf und verriet, dass die Waffen der Angreifer außer Projektilgeschossen auch Dust und Strich-Punkt-Strahlen verschießen konnten.
»So viel zum Thema Diplomatie«, presste Farnham zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er aktivierte sein Helmsprechgerät, wählte die Hauptfrequenz und sendete an alle Gardisten den Schießbefehl.
»Sind Sie in Ordnung, Sir?«, erkundigte sich Buck anschließend.
»Glauben Sie etwa, so ein läppischer Sprung macht mir etwas aus?«
»Ich war mir nicht sicher, ob Sie getroffen wurden«, erklärte Buck.
Farnham winkte ab. »Diese Kreaturen erinnern mich an irdische Rundkrabben«, wechselte er übergangslos das Thema.
»Nur dass die Rundpanzer dieser Exemplare hier einen Durchmesser von etwa zwei Metern aufweisen«, entgegnete Buck. »Außerdem verfügen sie nur über sechs Gliederbeine, anstatt über acht, wie es bei den irdischen Krabben der Fall ist.«
»Gut beobachtet«, lobte Farnham. »Sind Ihnen auch die rötlichen, dämonischen Augen und die Mandibeln, die den kleinen schmalen Mund säumen, aufgefallen?«
Buck grinste verbissen. »Diese Geschöpfe sehen wahrlich furchteinflößend aus. Wer immer diese Krieger in Dienst gestellt hat, hat mit diesen respekteinflößenden Kreaturen eine gute Wahl getroffen.«
Farnham richtete sich auf und zog seinen Handnadelstrahler. »Zeigen wir diesen Soldaten, dass wir uns von ihrem Aussehen nicht beirren lassen!«
Hinter Buck tauchte plötzlich eine Krabbe auf. Reaktionsschnell sengte Farnham einen Nadelstrahl in die Waffenschere des Geschöpfes, ehe es einen Schuss abgeben konnte. Die Waffe explodierte und zerfetzte die Scherenzangen. Doch das Wesen ließ sich trotzdem nicht davon abhalten, auf die beiden Männer zuzustürmen. Nur knapp einen Meter von den Offizieren entfernt brach die Kreatur tot zusammen, gefällt von den Nadelstrahlsalven, die Farnham und Buck ihm entgegengejagt hatten. Schwarzrot sickerte das Blut aus den Einschusslöchern hervor. Ein intensiver, süßlicher Geruch breitete sich aus, der den Menschen fast den Atem raubte.
»Sie scheinen verdammt zäh und draufgängerisch zu sein«, kommentierte Buck.
»Vorwärts!«, stieß Farnham rau hervor. »Sehen wir zu, dass wir diese Biester dorthin zurückschicken, wo sie hergekommen sind!«
2.
Eine halbe Stunde lang dauerte das Kampfgeschehen an, als MacCormack sich bäuchlings unter einen Tetrapoden warf und aus seinem Karabiner Nadelstrahlen auf die durch sein Sichtfeld zuckenden Beine der Krabben feuerte. Sobald eine Kreatur hinstürzte, gab er ihr den Rest, indem er auf die Gesichtspartie, das empfindlichste Körperteil dieser gepanzerten Kreaturen, zielte.
Dieses rigide Vorgehen erschien dem Oberstleutnant durchaus angebracht, denn er hatte gesehen, zu was diese Krabben fähig waren. So konnten sie ihre Scherenarme beispielsweise auch oberhalb der Oberseite ihres Panzers einsetzen, was den irdischen Krabben aus anatomischen Gründen unmöglich war. Bei den Gelenken der Greifarme handelte es sich offenkundig um Kugelgelenke, die die Zangenarme in flexible, vielseitig einsetzbare Werkzeuge verwandelten und ihre Gefährlichkeit enorm steigerte. Mit ihren Waffen vermochten sie auf diese Weise in fast jede beliebige Richtung zu feuern, ohne den Körper umständlich zu wenden.
Wieder stürzte eine Krabbe mit zersplitterten Beinen hin. Ein dumpfer Schlag hallte zu MacCormack herüber, als die Unterseite des Rundpanzers auf dem Boden aufschlug. Dieses Exemplar hatte aber offenbar genau beobachtet und ahnte, wo der Schütze verborgen lag, der schon etlichen seiner Kameraden den Garaus gemacht hatte. Auf den Beinstümpfen robbend schob es sich hinter den Kadaver eines verendeten Artgenossen und zielte mit der Waffenschere in MacCormacks Richtung.
Blitzschnell rollte der Oberstleutnant zur Seite. Dicht neben ihm hämmerten Projektile auf den Boden und jagten als Querschläger in Schussrichtung davon. Die Aufprallstellen der Geschosse verschoben sich in MacCormacks Richtung, während die Krabbe den Waffenarm leicht bewegte. Der Offizier schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich hinter den Tetrapodenfuß zu rollen, sodass dieser die wie wütende Hornissen heranjagenden Projektile abfing.
MacCormack fluchte verbissen, als er sah, dass sich nun mehrere Krabben auf den Boden warfen, um den unter der Maschine liegenden »Heckenschützen« auszuschalten. Schon richteten sie ihre Waffenscheren auf ihn, doch MacCormack schleuderte ihnen wütend Nadelstrahlen entgegen. Sein Sachverstand sagte ihm allerdings, dass er es nicht schaffen würde, alle Kontrahenten rechtzeitig auszuschalten, ehe es ihn selbst erwischte.
Der Oberstleutnant stellte sich darauf ein, jeden Moment von den Projektilen der Krabben getroffen zu werden, und hoffte inständig, dass die Leichtstoffpanzerung seines MFA das Schlimmste verhinderte.
Doch so weit sollte es nicht kommen, denn plötzlich wurden die Krabben von einer unsichtbaren Kraft ergriffen und fortgeschleudert. Zusammen mit ihren getöteten Kameraden purzelten die Kämpfer über den Boden, krachten gegen die umstehenden Maschinen oder schlitterten haltlos unter ihnen hindurch, woraufhin sie von anderen Gardisten mit Nadelstrahlgarben beharkt wurden.
Erleichtert atmete MacCormack durch. Er kroch halb hinter seiner Deckung hervor und bedankte sich bei der Mannschaft des PressMod-Geschützes mit hochgerecktem Daumen für den Einsatz. Rauno Aaltonen, der das Geschütz bediente, tippte zur Erwiderung mit ausgestreckter Hand lax gegen das hochgeklappte Visier seines Helms.
»Die Mescaleros, wer sonst«, murmelte MacCormack anerkennend. Er nestelte das Spiralkabel aus seiner Anzugtasche und schloss es an den Helm an, um eine abhörsichere Verbindung zu Farnham herzustellen. Wie sich zeigte, hatte der Generalmajor dieselbe Vorkehrung auch bereits getroffen, denn die Verbindung kam augenblicklich zustande.
»Wie sieht es aus bei Ihnen, MacCormack?«, erkundigte sich Farnham kurzatmig.
»Die Gardisten schlagen sich soweit ganz gut«, erwiderte der Angesprochene. »Diese Krabben sind allerdings verdammt hartnäckig. Von sich aus geben sie kaum einen Millimeter nach. Man muss sie ausschalten, um sie zu stoppen.«
»Dieselbe Erfahrung haben wir ebenfalls gemacht. Außerdem reagieren sie nicht auf meine Versuche einer Kontaktaufnahme.«
MacCormack lachte freudlos auf. »Das habe ich mitbekommen. Die haben Sie ganz schön in die Mangel genommen, als Sie wiederholt versuchten, sie mit Worten zum Aufgeben zu bewegen.«
»Sie hätten mich fast erwischt«, bestätigte Farnham. »Zum Glück war jedoch ein PressMod-Geschütz zugegen und hat die Angreifer hinweggefegt.«
»Ohne diese Schwerkraftwaffe würden wir ganz schön ins Schwitzen geraten«, bemerkte MacCormack. »Ich schätze, dass wir es mit etwa achthundert Gegnern zu tun haben. Diese Krabben sind uns zahlenmäßig also überlegen. Waffentechnisch ist die Schwarze Garde allerdings besser ausgerüstet als diese Scherenschwinger. Ihre Schusswaffen verschießen nur Projektile, Dust und Strich-Punkt-Strahlen. Ich kann mir nicht erklären, warum diese Multifunktionsknarren nicht auch Nadelstrahlen draufhaben.«
»Vielleicht wollten die Eigner dieses Heeres den Soldaten keine solch mächtige Waffe in die Greifschere geben, weil sie ihnen im Grunde misstrauen«, mutmaßte Farnham.
»Und dennoch haben diese Krabben in der Milchstraße ganze Welten zerstört. Ihre wahren Stärken sind ihre zahlenmäßige Überlegenheit und ihre kompromisslose Grausamkeit.«
»Haben Sie einen Überblick darüber, ob es unter den Gardisten Verletzte oder gar Verluste gibt?«, erkundigte sich Farnham.
»Bisher sieht es nicht danach aus, Sir.«
»Hoffen wir, dass es so bleibt. Trotz der heftigen Gegenwehr der Krabben haben wir sie schon ein gutes Stück zurückgetrieben. Und so sollte es auch weitergehen.«
Der Generalmajor unterbrach die Verbindung, und MacCormack widmete sich wieder dem Kampfgeschehen.
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Alarmiert blieb Dave Cussler stehen, glitt mit einer fließenden Drehbewegung hinter einen Maschinenfuß und verharrte dort, den Karabiner dicht an seinen Körper gepresst.
Ob die Krabben, die zwanzig Meter voraus unvermittelt hinter einem Einhundert-Meter-Aggregat hervorgekommen waren, ihn gesichtet hatten, vermochte er nicht zu sagen. Es war ihm allerdings auch egal. Im Gegensatz zu den meisten seiner Kameraden hatte er nämlich noch keinen Feindkontakt gehabt und war froh, dass ein solcher nun bevorstand. Er bewegte sich am linken äußeren Rand der breiten, langsam vorrückenden Linie des Bataillons, und bis hierin war der Gegner bisher noch nicht vorgedrungen.
Bis jetzt.
»Diese Krebsbestien versuchen, unsere linke Flanke zu umgehen!«, rief Cussler seinen Kameraden zu, die das Aggregat auf der anderen Seite umgingen und die Krabben offenbar noch nicht bemerkt hatten.
Ron Dales rief der dreißig Meter weiter rechts vorrückenden Gruppe daraufhin eine Warnung zu. Dass der Lärm die Krabben auf sie aufmerksam machen würde, kümmerte den Offizier mit akademischem Grad in Biochemie ebenso wenig wie Cussler, denn wie dieser brannte auch er darauf, endlich in das Kampfgeschehen eingreifen zu können, von dem sie bisher nur das ferne Rattern der Projektilwaffen und das Zischen der Strahler vernommen hatten.
Mit einer Drehbewegung seines Körpers kam Cussler wieder hinter der Deckung hervor, senkte den Lauf seiner GEH&K und feuerte. Mithilfe des auf die Innenseite seines Helmvisiers projizierten Fadenkreuzes nahm er die Krabben unter Beschuss. Quasi aus der Hüfte heraus jagte er den schwarzen Krustengeschöpfen die überlichtschnellen, pinkfarbenen Kampfstrahlen entgegen.
Zwei der Krabben brachen zusammen; ihre Scheren schlugen hart auf den Boden, doch noch im Sterben jagte eine der Gefällten Cussler eine Garbe Projektile entgegen. Der Gardist zuckte unmerklich zusammen, als ihm die Kugeln um die Ohren pfiffen. Ein Geschoss streifte seinen Helm, woraufhin die optische Visiervorrichtung plötzlich heftig zu flackern begann.
Cussler dröhnte der Schädel. Entnervt schaltete er die mit einer Optronik gesteuerte Visiereinrichtung mit einer Augenbewegung ab, denn sie flackerte noch immer heftig. Er riss den Karabiner hoch und presste den Kolben gegen die rechte Schulter. Entschlossen visierte er die Krabben mithilfe der waffeneigenen Zielvorrichtung an und schickte ihnen einen Nadelstrahl entgegen.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Aggregats stürmten Dales und drei weitere Gardisten hervor und nahmen den Feind von dort aus unter Beschuss. Übergangslos schwenkten die gepanzerten Kreaturen die Waffenscheren herum und erwiderten das Feuer. An Cussler, der momentan nicht feuerte, schienen sie das Interesse verloren zu haben.
Der Gardist nutzte die Gelegenheit, den Gegner ein wenig genauer zu betrachten. Bei diesen Ungetümen musste es sich um die gleichen Kämpfer handeln, die in der Milchstraße mordend über ein paar Welten hergefallen waren. Wie diese Schlächter aussahen und wie viele an der Vernichtungsaktion beteiligt gewesen waren, darüber lagen bisher keine Erkenntnisse vor.
Das hatte sich nun grundlegend geändert. Die Gardisten wussten jetzt, dass krabbenartige Soldaten für die Massaker verantwortlich zeichneten – und dass sie in großer Zahl über die Welten hergefallen waren.