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Sylt hat nicht nur liebenswerte Pensionen wie die der »Kleinen Möwe«. Die größte nordfriesische Insel bietet für jeden etwas. Ob Westerland oder List, hier findet jeder seinen Rückzugsort oder einfach nur die Möglichkeit, einen schönen Urlaub zu verleben. Einer dieser Rückzugsorte ist die neu eröffnete »Residenz Seestern«, die Menschen im Herbst ihres Lebens ein neues Zuhause sowie sehr viele Annehmlichkeiten bietet.
Hier ist man auch nie zu alt für eine neue Liebe: kein Angestellter oder Residenz-Bewohner und auch nicht deren Angehörige …
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Lynda Lys/Eliza Simon
Residenz Seestern
Nie zu alt für
eine neue Liebe
Sylt-Roman
Neuauflage
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Steve Mayer nach Motiven, 2023
Lektorat/Korrektorat: Bärenklau Exklusiv
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Residenz Seestern – Nie zu alt für eine neue Liebe
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
Über die Autoren
Weitere Romane und Kurzgeschichten von Lynda Lys lieferbar:
Sylt hat nicht nur liebenswerte Pensionen wie die der »Kleinen Möwe«. Die größte nordfriesische Insel bietet für jeden etwas. Ob Westerland oder List, hier findet jeder seinen Rückzugsort oder einfach nur die Möglichkeit, einen schönen Urlaub zu verleben. Einer dieser Rückzugsorte ist die neu eröffnete »Residenz Seestern«, die Menschen im Herbst ihres Lebens ein neues Zuhause sowie sehr viele Annehmlichkeiten bietet.
Hier ist man auch nie zu alt für eine neue Liebe: kein Angestellter oder Residenz-Bewohner und auch nicht deren Angehörige …
***
Christin sprang in ihre enge Jeans und zerrte die Hose mit komisch aussehenden kleinen Verrenkungen mithilfe beider Hände über die Hüften. Upps, dachte sie, habe ich die zu heiß gewaschen?
Auf die Idee, dass sie eventuell ein paar Grämmchen zugenommen haben könnte, kam sie nicht. Sie rannte hüpfend in die Küche, während sie den Reißverschluss hochzog. Der kupferfarbene Hosenknopf wollte sich nicht schließen lassen, also ließ sie es einfach bleiben und zog den Pullover über den Hosenbund. Christin riss die Küchenschranktür auf und fand neben dem Nutella-Glas noch ein eingepacktes Schokoladen-Croissant.
Sie öffnete mit flinken Fingern die Verpackung, schüttelte die Kalorienbombe heraus und biss herzhaft hinein. Ein kurzer Blick zur Küchenuhr genügte. Wenn sie sich jetzt nicht beeilte, würde sie den Bus, der genau in zehn Minuten losfuhr, verpassen.
Christin schraubte die Flasche mit der süßen Limonade auf, nahm einen kräftigen Schluck und spülte alles damit hinunter. Sie hastete ins Bad, nahm die Bürste zur Hand und kämmte sich in Windeseile über das blonde, lockige Haar. Sie betrachtete sich im Spiegel und nickte.
So geht’s, fand sie. Herrgott, was für ein Stress, morgen stehe ich fünf Minuten früher auf, nahm sie sich vor. Christin streifte sich ihre Strickjacke über, schnappte sich die Wohnungsschlüssel und öffnete die Eingangstür. Mit einem Rums ließ sie die Tür zuknallen, schloss ab und polterte die Treppen hinunter. Bis zur Bushaltestelle waren es nur knapp einhundert Meter, nur einmal um die Ecke.
Der frühe Morgen war noch frisch, obwohl der Sommer unmittelbar vor der Tür stand. Aber morgens um fünf Uhr konnte man nicht erwarten, dass achtundzwanzig Grad waren und die Sonne vom Himmel brüllte. Zum Altenheim, in dem Christin seit drei Jahren arbeitete, waren es knapp zwanzig Minuten mit dem Bus. Lange musste sie an der Bushaltestelle nicht warten.
Nur eine Minute später rollte er ihre Straße entlang und blieb genau vor ihr stehen. Mit einem leisen Zischen öffneten sich die Türen und sie stieg ein. Der grimmig aussehende Fahrer nickte Christin nur kurz zu, als sie ihm ihr Monatsticket vor die Nase hielt und schloss die Türen.
Sie setzte sich an einen Fensterplatz und die Fahrt ging los. Sie fuhren durch die Berliner Innenstadt, in der bereits jetzt reges Treiben herrschte. Passanten hetzten auf den Gehwegen, viele in Richtung U-Bahn, oder radelten an ihrem Bus vorbei. Auto für Auto reihte sich brav hinter dem Bus ein und die Blechlawine zuckelte gemächlich durch die Straßen.
Christin hing ihren Gedanken nach, während sie aus dem Fenster schaute. An einer roten Ampel kamen sie zum Stehen und direkt neben ihr, genau in der Höhe ihres Fensters, hielt ein großer SUV.
Sie schaute in das Auto hinein und sah auf der Rückbank einen etwa achtjährigen Jungen sitzen. Sie lächelte ihn an und winkte ihm zu. Der blasse, rothaarige Knirps starrte sie an und streckte ihr die Zunge raus.
So ein Rotzlöffel, schoss es ihr durch den Kopf. Christin drückte ihre Nase ganz dicht an die Fensterscheibe und verdrehte die Augen. Durch ihr Grimassenschneiden musste der Junge nun doch lachen.
Die Ampel schaltete auf Grün und alles setzte sich in Bewegung. Der Rotschopf winkte ihr zurück und nach sechs Stationen stieg Christin aus. Bis zum Altenheim waren es nur wenige Schritte und sie schaute zur Uhr. Ihr blieb noch genügend Zeit, um sich im danebenliegenden Café einen Coffee to go zu holen. Das Café hatte unlängst eröffnet und die neuen Inhaber waren so clever, bereits gegen halb sechs zu öffnen.
Sie steigerten ihren Umsatz, indem sie der Laufkundschaft, die bereits am frühen Morgen an ihnen vorbeihasteten, frischen Kaffee und belegte Brötchen zum Mitnehmen anboten. Auf der Schaufensterscheibe wurde damit groß Werbung betrieben.
Dort stand in großen Buchstaben: Nur der frühe Vogel fängt den Wurm – geöffnet ab 05:30 Uhr. Zur Mittagszeit gab es dort kleine warme und kalte Snacks und ab dem Nachmittag Kaffee und Kuchen.
Die Bewohner aus dem Altenheim, die nur fünf Schritte zu laufen hatten, trugen zum Umsatz ordentlich bei. Gegen achtzehn Uhr schloss das Café.
Christin öffnete die Tür und das kleine Glöckchen, welches über der Eingangstür hing, bimmelte.
»Guten Morgen. Diese Woche wieder Frühdienst?«, wurde sie freundlich von Tobias, der mit einer weißen, gestärkten Schürze hinter der Theke stand, begrüßt.
»Oh ja, Gott sein Dank. Ich stehe lieber in der Früh auf. Der Nachtdienst ist der reinste Horror für mich«, erwiderte Christin. Sie kannte bereits das komplette Café-Team, denn seit Eröffnung kam sie regelmäßig, bevor sie ihren Dienst antrat, in dieses Café.
»Bitte wie immer ein Coffee to go. Und pack’ mir doch noch diesen leckeren Donut mit ein, den verputze ich zum Frühstück.« Sie zahlte, verabschiedete sich von Tobias und lief die wenigen Schritte zum Altenheim.
Das alte Backsteingebäude hatte vor einhundert Jahren sicher schick ausgesehen, doch davon konnte jetzt nicht mehr die Rede ein. Die alten roten Klinkersteine waren verwittert und der Zahn der Zeit nagte an einigen Stellen, der Mörtel zwischen den Fugen fehlte an vielen Stellen und Schmierereien von irgendwelchen Flegeln zierten die Wände. Das Heim hatte die erste Zeit in gewissen Abständen die Hausfassade reinigen lassen. Doch es dauerte nicht lange und die Wände wurden wieder mit hässlichen Graffitis beschmiert. Irgendwann ließ die Heimleitung es ganz bleiben, denn die Entfernung des Geschmieres verschlang Unsummen von Geldern, die sich das Altenheim nicht leisten konnte.
Christin betrat die Eingangshalle. Im Innern sah das Gebäude etwas freundlicher aus. Hell getünchte Wände, Linoleumboden, hier und da ein hübsches Bild. Man hatte sich bemüht, einen halbwegs netten Eindruck zu hinterlassen. Und dennoch sah es einfach veraltet aus. Es roch zu jeder Tageszeit nach Desinfektionsmittel und Bohnerwachs. Morgens vermischte sich der Geruch mit frischem Kaffeeduft und knackigen Brötchen. Christin betrat das Schwesternzimmer und grüßte mit einem fröhlichen »Guten Morgen« in die Runde.
Einige der anwesenden Pfleger und Pflegerinnen suchten ihre Sachen zusammen, die anderen machten es wie Christin und packten ihre Sachen aus. Es war Schichtwechsel.
Wie ein Haufen aufgescheuchter Hühner begaben sich die Damen – und drei junge Herren – auf ihre zugewiesenen Stationen. Die Bewohner waren schon zum größten Teil wach. In diesem hohen Alter benötigte man nicht mehr so viel Schlaf und bei den meisten alten Leutchen war die Nacht um fünf Uhr vorbei. Diejenigen, die Hilfe bei der Morgentoilette und beim Anziehen benötigten, waren vom Personal der Nachtschicht frisch gewaschen und angezogen worden, die etwas agileren Bewohner erledigten es selbst und standen bereits mit scharrenden Hufen vor dem Gemeinschaftsraum parat fürs Frühstück.
Punkt halb sieben öffneten sich die Pforten des großen Saales und die ersten Rollatoren und Rollstühle eroberten mit quietschenden Geräuschen die besten Plätze im Frühstücksraum. Die Fensterplätze waren unter den Bewohnern sehr beliebt. Und hier galt die Devise: Wer zuerst kommt, malt zuerst. Die Damen und Herren mit den Gehstöcken waren meist die zweite Garde und die Bewohner, die wirklich nur hereinschlurften, nahmen die Plätze ein, die übrig blieben.
Christin arbeitete wahrhaftig mit Herz und Seele in diesem Altersheim. Doch leider bedrückte sie es von Tag zu Tag mehr, dass dieses Heim nicht in der Lage war, diesen alten Menschen einen wirklich schönen Lebensabend zu bieten. Hier wohnten alte Herrschaften, die sich einen teuren Heimplatz nicht leisten konnten.
Oft sprang das Sozialamt ein, um die Kosten des Aufenthalts zu übernehmen. Es waren Senioren, die in ihrem Leben nie viel verdient hatten, keine Reichtümer besaßen oder wohlhabende Kinder hatten. Hier fehlte es an so vielem. Angefangen vom Personal, über gehobene Ausstattung der Zimmer bis hin zur Verpflegung. Sicher, hier musste man nicht verhungern oder auf dem Fußboden schlafen, aber es bewegte sich alles an der untersten Grenze.
Ausflüge waren so gut wie nie drin, denn das kostete einfach Geld. So verbrachten die alten Leutchen die restlichen Jahre ihres Daseins weiterhin in bedauerlichen Verhältnissen.
Christin war realistisch genug, um zu erkennen, dass sie nichts dagegen tun konnte, außer den hier Wohnenden den Herbst ihres Lebens so angenehm wie möglich zu gestalten.
*
Die Tage plätscherten vor sich hin und Christin hatte die Woche mit ihrer Frühschicht beendet. Ihr stand ein freies Wochenende bevor und sie freute sich darauf. Zu ihrem Leidwesen war schlechtes Wetter angesagt und somit war sie nicht in der Lage, irgendetwas Schönes im Freien zu unternehmen.
Am Samstagabend goss es wie aus Kübeln und sie saß auf der Couch. Die Langeweile hatte völlig von ihr Besitz ergriffen und sie zappte sich durch das komplette Fernsehprogramm. Nichts gefiel ihr, entweder waren die Spielfilme Wiederholungen oder aber so öde, dass sie sie wegschaltete.
Plötzlich überkam Christin ein Gedankenblitz. Sie sprang auf und lief ins Schlafzimmer. Dort entfernte sie das Ladekabel von ihrem Handy und bewegte sich, immer auf das Handy schauend, zum Sofa zurück. Sie suchte die Nummer ihrer Schwester heraus und rief sie an. Sie hatte schon seit Ewigkeiten nicht mehr mit ihr gesprochen und erachtete es als eine gute Idee, mal wieder von sich hören zu lassen.
Ihre ältere Schwester Nadja lebte seit fünf Jahren auf der schönen Insel Sylt. Sie hatte einen Berliner Jungunternehmer aus der Architekturbranche mit dem tollen Namen Cédric von Falkenstein geheiratet. Seine Firma besaß auf Sylt eine Niederlassung und als der dortige Niederlassungsleiter in den Ruhestand ging, bot man Cédric diesen Posten an. Cédric und Nadja mussten nicht lange darüber nachdenken. Sie ergriffen damit die Chance aus Berlin herauszukommen, denn sie waren zu diesem Zeitpunkt im Begriff eine kleine Familie zu gründen.
»Von Falkenstein«, ertönte Nadjas Stimme.
»Hallo Schwesterherz«, flötete Christin fröhlich durch die Leitung. »Ich wollte mich mal wieder melden und dir sagen, dass ich noch lebe. Was machen meine Patenkinder?« Constantin und Henriette waren die dreieinhalbjährigen Zwillinge von Nadja und Cédric.
Christin liebte sie über alles und bedauerte es ungemein, dass sie die beiden so selten sah.
»Den beiden Wirbelwinden geht es hervorragend. Die Mäuse halten mich ordentlich auf Trapp. Gott sei Dank schlafen sie seit zwei Stunden tief und fest. Wir waren heute am Stand und anschließend noch bei uns im Garten im Pool planschen. Ich sage dir, ich bin völlig erledigt.« Nadja lachte.
Christin schaute von der Couch aus zum Fenster. Dicke fette Regentropfen klatschten gegen die Scheibe und sie zog leicht fröstelnd die Schultern hoch.
»So, so ihr hattet also demnach Sonnenschein. Hier regnet es seit Stunden«, grunzte Christin missmutig in den Hörer. »Schick mal ein paar Strahlen nach Berlin. Ich habe morgen auch noch frei und in keiner Weise Lust, noch einen Tag hier in der Bude zu hocken. Montag muss ich wieder arbeiten, Spätschicht. Da kannst du weder vorher noch nachher was Vernünftiges machen: Ein Stündchen länger schlafen, vormittags einkaufen, dann zur Arbeit und erst gegen zweiundzwanzig Uhr dreißig wieder zu Hause. Der ganze Tag ist im Eimer«, grollte Christin.
»Du hast dir doch den Job selbst ausgesucht. Du wusstest doch, dass du Schichten arbeiten musst«, sagte Nadja nun doch etwas verwundert.
»Ach, weißt du, Schwesterchen, du hast ja recht. Es ist ja auch eigentlich nicht der Job oder die Arbeitszeit. Es zieht mich nur so herunter, wie die Umstände in meinem Altenheim sind. Nie ist richtig Geld für die Bewohner da. Durch die schlechte Bezahlung haben wir zu wenig Personal und wenn du was Tolles für diese alten Leute auf die Beine stellen willst, musst du ständig bei der Heimleitung kratzen, damit sie die finanziellen Mittel bereitstellen. Das frustriert mich einfach«, erwiderte Christin leise.
»Christin, du kannst nicht die ganze Welt retten, das weißt du. Du opferst dich für dieses Heim auf, hast immer ein großes Herz für diese Menschen und deswegen bin ich auch sehr stolz auf dich. Aber nicht alle alten Menschen müssen so leben. Es gibt auch gut betuchte. Die verbringen ihren Lebensabend in Residenzen, angelegt wie ein Hotel. Das Personal ist ausreichend vorhanden und sie haben sogar medizinische Betreuung vor Ort. Cédrics letztes Bauprojekt war solch eine Seniorenresidenz, hier auf Sylt. Ich war vor Monaten mit auf der Baustelle. Ich sage dir, es war umwerfend. Die Residenz Seestern wird demnächst eröffnet und soweit ich weiß, suchen sie noch händeringend Personal. Bewirb dich doch bei denen. Wohnen kannst du vorerst bei uns. Was hält dich in Berlin?«
Je mehr Nadja darüber sprach, desto neugieriger wurde Christin. Warum eigentlich nicht?, überlegte Christin. Sie hat recht, was hält mich hier? Gut, unsere Eltern leben noch hier, aber sehe ich sie öfter als Nadja? Nein, bei Weitem nicht. Sie tingeln jetzt, da sie Großeltern sind, bestimmt alle drei bis vier Wochen nach Sylt.
»Weißt du was Nadja? Eventuell hast du recht. Vielleicht ist ein Tapetenwechsel wirklich notwendig. Ich werde eine Nacht darüber schlafen. Grüß Cédric schön von mir, ich melde mich morgen bei dir. Küsschen, Küsschen.« Christin schloss ihr Handy und schnappte sich ihren Laptop. Sie googelte einiges über Sylt, fand sogar eine Werbeanzeige von der Residenz Seestern und las sie mit Begeisterung. In dieser Nacht schlief Christin sehr unruhig und in ihren Träumen kamen weiße Sandstrände, Dünen und das weite Meer vor.
*
Es war Sonntagvormittag und Christin hatte eine Entscheidung getroffen. Sie wollte die Chance wahrnehmen und den Vorschlag ihrer Schwester in die Realität umsetzten. Als Erstes rief sie ihre Eltern an und unterrichtete sie von ihrem Vorhaben. Sie nahmen es gefasst auf und versprachen, sie mit allem zu unterstützen.
Ihre Wohnung, die sie kündigen musste, würden sie vom Vermieter abnehmen lassen und ihre Möbel, die sie vorerst nicht mit nach Sylt nehmen konnte, wollten sie in dem großen Schuppen auf dem Grundstück ihrer Eltern unterstellen. Christin war ihnen sehr dankbar dafür, denn alleine hätte sie dies auf keinen Fall bewerkstelligt. Anschließend rief sie ihre Schwester an und teilte ihr mit, dass sie noch heute eine Bewerbung an die Sylter Seniorenresidenz verfassen und abschicken würde.
Nadja freute sich wahnsinnig darüber, dass ihre kleine Schwester diesen Schritt wagen wollte und zu ihr auf die Insel kam. Der letzte – und auch der schwierigste – Schritt war die bevorstehende Kündigung ihrer derzeitigen Arbeitsstelle. Sie mochte ihre Vorgesetzten, ihre Kollegen und Kolleginnen und natürlich all die Bewohner, die dort im Altenheim lebten. Ihr wurde etwas weh ums Herz, als sie sich vorstellte, wie wohl die Reaktionen aller sein würden, wenn sie ihren Weggang verkünden würde.
Es war Mitte Juni und sie hatte eine Kündigungsfrist von zwei Wochen zum Monatsende.