Revolutionen - Harald Kolbe - E-Book

Revolutionen E-Book

Harald Kolbe

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Beschreibung

Beginnend mit der Frühbürgerlichen Revolution in Deutschland, dem Bauernkrieg und endend mit der Kubanischen Revolution, werden an sechs Revolutionen exemplarisch Triebkräfte der Veränderungsprozesse menschlicher Gesellschaften in komprimierter Form dargestellt. Weil Kultur und Politik im Verständnis unserer Bildungsarbeit in Hustedt zusammengehören, wird auch jeweils ein prägnantes Revolutionslied mit abgedruckt.

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Inhalt

Revolutionen

Der deutsche Bauernkrieg

Die Große Französische Revolution

Die Revolutionen von 1848

Die Russische Oktoberrevolution

Die Novemberrevolution in Deutschland

Die Kubanische Revolution

Literatur

Revolutionen

„Freilich vollzieht sich der Gang der Geschichte nach eigenen, unverbrüchlichen Gesetzen. Aber die Menschen sind dieser Gesetze Träger. Sie machen ihre Geschichte nicht aus freien Stücken, aber sie machen sie selbst.“

Rosa Luxemburg1

Revolutionen stellen Brüche oder auch qualitative Sprünge in der evolutionären Entwicklung menschlicher Gesellschaftsformationen dar. Sie sind zugespitzte Momente der Klassenkämpfe. In der Revolution geht die Macht auf neue Träger über, deren gesellschaftliches Handeln auf eine völlig neue Gesellschaftsformation gerichtet ist; es findet ein Wechsel der politischen Machtträger statt. Ein Putsch dagegen ersetzt einen Herrschaftsträger durch andere innerhalb derselben Gesellschaftsformation. Eine Revolte wiederum ist der spontane Aufstand einer unterdrückten Gruppe gegen menschenunwürdige Lebensverhältnisse und ihre Unterdrücker. Und eine Reform stellt eine politische Strategie dar, den evolutionären Prozess der Erneuerung innerhalb der Gesellschaftsformation zu garantieren und eine Revolution zu verhüten oder ihr zuvor zu kommen.

Zu einer Revolution kann es kommen, wenn folgende Faktoren historisch zusammentreffen:

eine grundlegend neue technogische Entwicklung erfolgt (z. B. die Dampfmaschine), man spricht von der Entwicklung der Produktivkräfte,

eine neue gesellschaftliche soziale Klasse entsteht, deren Mitglieder Eigentümer der neuen Produktionsmittel sind (z.B. Fabrikanten),

Intellektuelle und Künstler Ideen von einer anderen Gesellschaft entwickeln (z. B. die Enzyklopädisten der Aufklärung) und

große Teile der Bevölkerung mit den bestehenden Zuständen unzufrieden sind.

Es sind also objektive Faktoren – Produktivkräfte und Produktionsmittel – sowie subjektive Faktoren – Individuen und soziale Klassen – die im revolutionären Prozess zusammenwirken. Zusätzlich wirken oft außerordentliche Ereignisse wie Wirtschaftskrisen, Hungersnöte oder Kriege als auslösende Momente.

„In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt. Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um. … Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schoß der alten Gesellschaft selbst ausgebrütet worden sind.“

Karl Marx, Vorwort zur Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, Berlin 1981, S. 8

Im Revolutionszyklus der Neuzeit sind drei Stufen unterscheidbar: eine erste Phase, geprägt von den frühbürgerlichen Revolutionen des 16. Jahrhunderts, in Deutschland repräsentiert durch den Bauernkrieg. Dann die klassische Phase, in erster Linie getragen und geprägt von der Englischen und der Französischen Revolution, und schließlich im Verlaufe des 19. Jahrhunderts eine Verstetigung und Vielfalt von Revolutionen – hierfür stehen exemplarisch die Jahrzehnte zwischen 1830 und 1849 – die aus der politisch-sozialen Umwälzung in Frankreich und der industriellen Revolution in England resultierten. Damit war der über ein Jahrtausend alten feudalen Gesellschaftsordnung endgültig der Boden entzogen. Diese historische Ablösung der feudalen durch die bürgerliche Formation im Weltmaßstab erfolgte in zwei Hauptvarianten gesellschaftlicher Transformation: entweder durch eine Revolution oder auf reformerischem Wege. Es gab und gibt kein Land, in dem sich die neue bürgerliche Ordnung nur auf revolutionärem oder nur auf reformerischem Wege durchgesetzt und etabliert hätte. Auf die bürgerlichen Revolutionen, die bis an die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert die großen Umschwünge des globalen Geschehens bestimmten, folgte mit der Zäsur 1917 der Aufbruch in den proletarisch-sozialistischen Revolutionszyklus, der sich bis zu den revolutionär-antikolonialen Befreiungsbewegungen bis Mitte des letzten Jahrhunderts erstreckte.

„Wir brauchen durchaus nicht in der Revolution Heugabeln und Blutver gießen zu verstehen. Eine Revolution kann auch in kulturellen Formen verlaufen, und wenn je eine dazu Aussicht hatte, so ist es gerade die proletarische; denn wir sind die letzten, die zu Gewaltmitteln greifen, die eine brutale Revolution herbeiwünschen könnten.“

Rosa Luxemburg, „Rede über die Ablösung der kapitalistischen Gesellschaft“, GW 1/1, Berlin 2007, S. 571

Interessanterweise sind die großen Revolutionen der Neuzeit relativ unblutig erfolgt: Beim Sturm auf die Bastille 1789 wurden nur einige Wachmannschaften getötet, beim Sturm auf das Winterpalais 1917 starben einige der dort stationierten Offizierskadetten und 1918 erfolgte die Machtübergabe an die Revolutionäre in den Räumen des Reichskanzlers ausgesprochen zivil, wie das angefertigte und erhalten gebliebene preußisch-korrekte Protokoll ausweist. Erst in den Folgemonaten entfachten die alten Kräfte jeweils einen blutigen Bürgerkrieg, um die Revolution rückgängig zu machen.

1 Rosa Luxemburg, GW 4, Berlin 2000, S.14

Der deutsche Bauernkrieg

„Die Herren machen das selber, dass ihnen der arme Mann feind wird.“

Thomas Müntzer2

Am Beginn des 16. Jahrhunderts entwickelten sich Anfänge kapitalistischer Warenproduktion, des Manufakturstadiums und des bürgerlichen Marktes (statt des bisherigen Bauernmarktes). Diese frühkapitalistischen Produktionsverhältnisse standen im Gegensatz zur herrschenden Feudalordnung; z. B. konnten notwendige Arbeitskräfte auf Grund der Leibeigenschaft nicht rekrutiert werden. Es ging also darum, leibeigene Bauern als Freie in das System der Warenproduktion und des Marktes einzugliedern, ihre Arbeitskraft dem Feudalsystem zu entreißen und dem sich entwickelnden Manufaktursystem zur Verfügung zu stellen.