Romana Exklusiv Band 178 - Jacqueline Baird - E-Book

Romana Exklusiv Band 178 E-Book

Jacqueline Baird

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Beschreibung

DU GEFÄLLST MIR VIEL ZU SEHR von BAIRD, JACQUELINE Sonnentage am Meer, Nächte unter funkelnden Sternen - Lisa fühlt sich wie im Paradies, als ihr Mann Alex ihr die Insel Kos zeigt. Doch die Leidenschaft für den feurigen Griechen schlägt schon nach wenigen Ehewochen in Zweifel um: Gibt es da etwa eine andere Frau? BLEIB BEI MIR, BLONDER ENGEL von BROOKS, HELEN Seit Laura den ebenso attraktiven wie wohlhabenden Francisco de Vega näher kennt, möchte sie am liebsten keine Minute mehr ohne ihn sein. Doch der stolze Spanier zieht sich aus heiterem Himmel von ihr zurück. Welches Geheimnis belastet ihn und ihre Liebe? ITALIENISCHE NÄCHTE von GRAHAM, LYNNE "Damiano lebt!" Eden Braganzi kann es kaum fassen. Fünf lange Jahre war ihr Ehemann spurlos verschollen. Nun endlich hat die Einsamkeit ein Ende! In der Toskana verbringen sie Wochen voller Romantik und Zärtlichkeit - bis ein böser Verdacht das Glück trübt …

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Seitenzahl: 575

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Lynne Graham, Helen Brooks, Jacqueline Baird

Mittelmeerträume, Band 178

IMPRESSUM

ROMANA EXKLUSIV erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Cheflektorat:Ilse BröhlProduktion:Christel Borges, Bettina SchultGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)Vertrieb:asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

© by Lynne Graham Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

© by Helen Brooks Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 1998 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

© by Jacqueline Baird Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Fotos: Corbis / RJB Photo Library

© by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg, in der Reihe ROMANA EXKLUSIV, Band 178 - 2008

Veröffentlicht im ePub Format im 04/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-86349-563-3

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

LYNNE GRAHAM

ITALIENISCHE NÄCHTE

Eine romantische Villa in der Toskana ist das Liebesnest von Eden und Damiano Braganzi. Nach fünf endlosen Jahren, in denen der bekannte Bankier in Südamerika verschollen war, ist er endlich zurück – zurück in Edens Armen! Ihr Herz fließt über vor Liebe, als er sie mit wilder Leidenschaft umarmt. Bis plötzlich ein schlimmer Verdacht das Glück bedroht …

HELEN BROOKS

EINE LIEBE IN SPANIEN

Glück im Unglück hat Laura, als sie in Spanien beinahe Opfer eines Überfalls wird: Der attraktive Unternehmer Francisco de Vega rettet sie und nimmt sie mit in sein Palais. Bald schon verliert Laura ihr Herz an den faszinierenden Mann. Doch gerade als sie glaubt, Francisco fühle genauso wie sie, stößt er sie fort. Droht seine Vergangenheit ihn einzuholen?

JACQUELINE BAIRD

DU GEFÄLLST MIR VIEL ZU SEHR

Schon wenige Wochen nach der Blitzhochzeit mit dem Unternehmer Alex will die zauberhafte Lisa die Scheidung. Sie hat ihren Mann mit der Rivalin Margot ertappt und rast vor Eifersucht. Kein Wort glaubt sie Alex, der die Situation vergeblich zu erklären versucht. Wenn da nur seine zärtlichen Küsse und die Romantik der griechischen Insel nicht wären …

Lynne Graham

ITALIENISCHE NÄCHTE

1. KAPITEL

Eden James steckte einer Kundin gerade den Rocksaum in der Umkleidekabine um, als sie hörte, wie die Ladentür geöffnet wurde.

„Sie haben immer viel zu tun“, sagte die ältere Dame. „Die Leute haben heutzutage wohl nicht mehr die Zeit, sich selbst etwas zu ändern.“

„Ich beklage mich nicht“, erwiderte Eden und richtete sich auf, nachdem sie auch noch die letzte Nadel befestigt hatte.

Sie war einen Meter und zweiundsechzig Zentimeter groß, sehr schlank und grazil. Ihr prächtiges goldblondes Haar hatte sie nach hinten gekämmt und mit einer Spange fixiert, damit es ihr nicht immer in das herzförmige Gesicht mit den ausdrucksstarken grünen Augen fiel.

Als sie die Umkleidekabine verließ, war sie überrascht, zwei Männer und eine junge Frau zu sehen, die sich gerade mit ihrer fünfzigjährigen Assistentin Pam unterhielten.

„Die Herrschaften möchten zu Ihnen, Eden.“

„Was kann ich für Sie tun?“

„Eden James?“, fragte der ältere der beiden Herren noch einmal.

Sie nickte bedächtig, während die drei Besucher sie aufmerksam betrachteten. Irgendwie ging eine seltsame Anspannung von ihnen aus.

„Wir würden gern allein mit Ihnen sprechen. Ist das möglich?“

Sie blickte noch überraschter drein.

„Vielleicht oben in Ihrer Wohnung“, schlug die junge Frau forsch vor.

Sie hört sich an, als wäre sie eine Polizistin, und sie sieht auch so aus, dachte Eden und spürte, wie sie immer beunruhigter wurde. Aber wiesen sich Polizisten nicht immer zuerst aus? Plötzlich wurde sie sich bewusst, dass ihre beiden Angestellten sowie die Kundin die Unterhaltung gespannt verfolgten, und errötete. Schnell öffnete sie die hintere Ladentür und ging hinaus auf den Flur, von dem aus man zur Straße gelangen konnte und auch hinauf ins Treppenhaus zu ihrer Wohnung.

„Dürfte ich bitte erfahren, worum es sich handelt?“

„Wir wollten nur diskret sein“, antwortete der ältere Mann und zeigte ihr seinen Dienstausweis. „Ich bin Superintendent Marshall, und die junge Frau ist Constable Leslie. Und dieser Herr hier ist Mr. Rodney Russell, ein Sonderberater des Auswärtigen Amtes. Können wir uns vielleicht oben weiterunterhalten?“

Unwillkürlich reagierte Eden auf seine ruhige Art zu sprechen. Was wollen sie?, überlegte sie und spürte, wie sie sich etwas entspannte. Zwei Leute von der Polizei? Und einer vom Auswärtigen Amt? Vom Auswärtigen Amt, dachte sie dann aufgeschreckt und merkte, wie ihre Hand zitterte, als sie den Schlüssel ins Schloss der Wohnungstür steckte. Damiano! Lange Zeit hatte sie auf einen derartigen Besuch gewartet, aber jetzt traf es sie völlig unvorbereitet. Wann hatte sie aufgehört, sich bei jedem Klingeln des Telefons oder an der Wohnungstür zu fürchten? Wann? Sie war sich dessen nicht bewusst gewesen, und die Entdeckung machte sie bestürzt und jagte ihr Schuldgefühle ein, sodass sie wie angewurzelt auf der Fußmatte stehen blieb.

„Sie brauchen keine Angst zu haben“, versicherte ihr die Polizistin und schob sie behutsam über die Schwelle. „Wir sind nicht gekommen, um Ihnen schlechte Nachrichten zu überbringen, Mrs. Braganzi.“

Mrs. Braganzi? Diesen Namen hatte sie abgelegt, als sie es nicht mehr hatte ertragen können, von neugierigen Reportern bestürmt zu werden. So viele hatten von ihr wissen wollen, wie es war, die Frau eines bedeutenden Mannes zu sein, der sich scheinbar in Luft aufgelöst hatte. Und als sie keine Interviews geben wollte, hatten sich die Damen und Herren von der Boulevardpresse erst recht mit ihr befasst.

Keine schlechten Nachrichten?, schoss es Eden durch den Kopf. Das konnte nicht sein. Nach fünf Jahren war das einfach unmöglich! Handelt es sich vielleicht nur um einen erneuten Höflichkeitsbesuch?, überlegte sie dann wieder ruhiger. Wollten sie ihr sagen, dass die Akte noch nicht geschlossen, aber der Fall noch ungelöst sei? Es war schon einige Zeit her, dass man von offizieller Seite an sie herangetreten war. Sie selbst hatte schon länger aufgehört, dort immer wieder anzurufen, Druck auszuüben und ihre Ansprechpartner zu beknien, irgendetwas zu unternehmen. Ganz allmählich hatte sie begriffen, dass diese nichts für sie tun konnten. Und dann hatte sie begonnen, die Hoffnung aufzugeben, dass Damiano noch am Leben war.

Sein Bruder Nuncio und seine Schwester Cosetta hatten das schon einen Monat nach seinem Verschwinden getan. Damiano war in der südamerikanischen Republik Montavia gewesen, als dort ein Militärputsch stattgefunden hatte. In der Hauptstadt waren Straßenkämpfe ausgebrochen, und in dem ganzen Durcheinander war er einfach verschwunden. Er hatte im Hotel seine Rechnung bezahlt und war in eine Limousine gestiegen, die ihn zum Flughafen hatte bringen sollen. Seine Bodyguards waren ihm in einem anderen Wagen gefolgt, der jedoch unterwegs explodiert war. Die Männer hatten den Unfall zwar unverletzt überlebt, aber die Limousine mit Damiano aus den Augen verloren.

Während der anschließenden Nachforschungen hatte sich die neue diktatorische Regierung als nicht sehr hilfreich erwiesen. Allerdings hatte sich unterdessen auch ein Widerstand gegen den Staatsstreich formiert, sodass sich Montavia am Rand eines verheerenden Bürgerkriegs befunden hatte. Die stark beanspruchte Obrigkeit hatte nur wenig Interesse am Verschwinden eines einzelnen Ausländers gezeigt und darauf hingewiesen, dass während der einwöchigen Kämpfe in der Hauptstadt viele Menschen umgekommen oder verschwunden seien. Es hatte keine Spur gegeben, die man hätte verfolgen können, und auch Zeugen hatten sich nicht gemeldet. Aber es fehlte auch jeder Beweis, dass Damiano wirklich tot war. Und diese entsetzliche Ungewissheit hatte sie, Eden, jahrelang gequält …

„Bitte setzen Sie sich, Mrs. Braganzi“, hörte sie einen ihrer Besucher sagen.

Baten Polizisten nicht immer erst darum, wenn sie schlechte Nachrichten zu überbringen hatten? Oder wurde das nur in Filmen so dargestellt? Eden konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie spürte eine leise Verärgerung darüber, dass man sie in ihrer eigenen Wohnung herumkommandierte, setzte sich aber in den Lehnstuhl und beobachtete stirnrunzelnd, wie die beiden Männer ihr gegenüber auf dem kleinen Sofa Platz nahmen.

„Constable Leslie hat Sie nicht angelogen, Mrs. Braganzi“, sagte Superintendent Marshall. „Wir sind gekommen, weil wir Ihnen etwas außerordentlich Erfreuliches mitzuteilen haben. Ihr Ehemann lebt.“

Reglos saß Eden da und blickte ihn ungläubig an. „Das ist unmöglich …“

Rodney Russell ergriff das Wort und erinnerte sie daran, dass man anfänglich vermutet hatte, Damiano wäre entführt worden. Ja, dachte Eden, aber das war nur eine der vielen grässlichen Möglichkeiten, die man damals in Betracht gezogen hat.

„Schließlich war … ist“, verbesserte er sich schnell, „Ihr Ehemann ein sehr wohlhabender, einflussreicher Mann im internationalen Bankengeschäft …“

„Sie sagten, er lebe …“ Sie verstummte und betrachtete die beiden Männer mit schmerzerfüllter Miene. Warum weckten sie wieder Hoffnungen in ihr, die sie nicht mehr ertragen konnte? „Wie kann Damiano nach so vielen Jahren noch am Leben sein? Wenn er lebt, wo ist er dann die ganze Zeit gewesen? Sie irren sich … Sie irren sich ganz entsetzlich!“

„Ihr Ehemann lebt, Mrs. Braganzi“, wiederholte der Superintendent nachdrücklich. „Das so aus heiterem Himmel zu hören, muss natürlich ein Schock für Sie sein. Aber bitte glauben Sie uns. Ihr Ehemann, Damiano Braganzi, lebt, und es geht ihm gut.“

Eden begann zu zittern, während sie in den Gesichtern ihrer Besucher zu lesen versuchte. Plötzlich machte sie die Augen ganz fest zu. Sie kämpfte gegen ihren Unglauben an und sandte stumm ein Stoßgebet zum Himmel. Lass es wahr sein, lass es Wirklichkeit sein, bitte lass mich nicht aufwachen und feststellen, dass ich nur geträumt habe. Wie oft hatten sie in der Vergangenheit schon solche Träume gequält!

„Es ist jetzt fast zwei Tage her, dass Ihr Mann in Brasilien aufgetaucht ist“, erklärte Mr. Russell.

„In Brasilien …“

„Er hat vier Jahre in Montavia im Gefängnis gesessen und sich sofort nach seiner Freilassung ausgesprochen geistesgegenwärtig in ein Nachbarland abgesetzt.“

„Im G…Gefängnis?“ Bestürzt und fassungslos blickte Eden den Sonderberater an. „Damiano war im Gefängnis? Wie … warum?“

In knappen Worten erklärte Russell, dass Damiano am Tag seines Verschwindens gekidnappt und in ein Militärlager außerhalb der Hauptstadt gebracht worden sei. Während des Bürgerkriegs in den folgenden Tagen hatten Rebellen das Lager angegriffen und erobert, und in den Kampfhandlungen hatte Damiano eine schwere Kopfverletzung erlitten. Als die Widerständler dann den verletzten Gefangenen entdeckt hatten, hatten sie natürlich angenommen, er wäre einer von ihnen.

„Ihr Mann spricht fließend Spanisch, Mrs. Braganzi. Das und seine Geistesgegenwart haben ihm das Leben gerettet. Man hat ihn in ein Feldlazarett im Dschungel gebracht, wo er sich gerade zu erholen begann, als er in die Hände von Regierungssoldaten fiel, die die letzten Schlupfwinkel der Rebellen säuberten. Er wurde als Mitglied der Widerstandsgruppe inhaftiert.“

Damiano ist am Leben … er lebt, dachte Eden ein ums andere Mal und fing langsam an, dem Gehörten Glauben zu schenken. Aber sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Sie fühlte sich benommen, als wäre sie irgendwie betäubt.

„Natürlich wundern Sie sich jetzt, warum sich Ihr Mann den Regierungssoldaten nicht sofort zu erkennen gegeben hat“, fuhr der Sonderberater fort. „Er hat gemeint, wenn er seine Identität aufdeckte, würde er damit sein Todesurteil unterschreiben. Ihm war klar, dass er ursprünglich von Soldaten gekidnappt worden war, die dem augenblicklichen Diktator von Montavia treu ergeben waren. Er wusste, dass die Rebellen ihn quasi befreit hatten und man spätestens seit dem Zeitpunkt seitens der Regierung nicht mehr die Absicht haben konnte, ihn lebend davonkommen zu lassen …“

Angestrengt versuchte Eden, Russells Erklärungen zu folgen. Das Blut schien in ihren Adern zu gefrieren, und ihr wurde beinahe übel bei der Vorstellung, dass Damiano entführt und verletzt worden war … Wie oft hatte sie davon geträumt!

„Ihrem Mann war klar, dass es die Regierung in große Verlegenheit bringen würde, wenn er überlebte, und deshalb befand er, es wäre sicherer für ihn, seine wahre Identität nicht aufzudecken und die Haftstrafe zu akzeptieren. Nach seiner Freilassung ist er über die Grenze nach Brasilien gegangen und von dort zu Ramon Alcoverro …“

„Ramon …“, murmelte Eden und schüttelte bedächtig den Kopf. Dann legte sie die Finger an die Stirn, als könnte sie so besser nachdenken. „Damiano ist zusammen mit jemandem namens Ramon auf der Universität gewesen.“

„In einer Stunde wird Ihr Mann auf englischem Boden landen, und er möchte, dass seine Heimkehr so lange wie möglich vor der Presse geheim gehalten wird. Deshalb sind wir auch so diskret an Sie herangetreten.“

Damiano lebte! Er kam nach Hause! Nach Hause?, dachte Eden dann und spürte plötzlich große Freude und tiefen Schmerz zugleich. Er würde natürlich zu seiner Familie heimkehren, aber nicht zu ihr. Constable Leslie und die beiden Herren hatten sie nur aufgesucht, weil sie, Eden, rein rechtlich noch Damianos Frau und nächste Verwandte war. Doch ihre Ehe war zum Zeitpunkt seines Verschwindens eigentlich zerrüttet gewesen. Er hatte sie nie geliebt, sie nur geheiratet, um sich über eine andere Frau hinwegzutrösten, und diesen Schritt schnell bereut.

Wann hatte sie begonnen, das zu vergessen? Wann hatte sie angefangen, in ihrer Traumwelt zu leben? Damiano würde nie zu ihr zurückkommen. Wenn das Schicksal nicht so grausam zugeschlagen hätte, wäre es sehr gut möglich gewesen, dass er aus Montavia zurückgekehrt wäre und sie um die Scheidung gebeten hätte. Hatte das nicht sein eigener Bruder gesagt?

Die letzten fünf Jahre mussten für Damiano ein einziger Albtraum gewesen sein, sodass er jetzt nur ein Ziel haben konnte: endlich wieder sein Leben weiterzuführen. Und wenn er erfahren hatte, was in seiner Abwesenheit passiert war, würde er wohl auch keinen Versuch unternehmen, sie zu sehen, und ihr einziger Kontakt würde über den Scheidungsanwalt laufen.

„Mrs. Braganzi … Eden … Darf ich Sie Eden nennen?“, fragte der Superintendent.

„Seine Familie … sein Bruder und seine Frau, seine Schwester … sie müssen überglücklich sein“, sagte sie.

Mr. Marshalls Gesichtszüge verhärteten sich. „Soweit ich der knappen Information entnommen habe, hat Ramon Alcoverro bei den Angehörigen Ihres Mannes angerufen, und sie sind dann sofort in ihrem Privatflugzeug nach Brasilien geflogen.“

Eden wich jede Farbe aus dem Gesicht. Damianos Familie hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, ihr mitzuteilen, dass er lebte. Wie konnten sie nur so grausam sein! Sie ließ den Kopf sinken und spürte Übelkeit in sich aufsteigen.

„In Zeiten wie diesen, und besonders wenn sich eine Familie untereinander entfremdet hat, kann es leicht passieren, dass man sehr gedankenlos reagiert“, erklärte der Superintendent und brach das angespannte Schweigen. „Wir sind auf die Situation aufmerksam geworden, als man sich von der brasilianischen Botschaft mit dem Auswärtigen Amt in Verbindung gesetzt hat. Sie brauchten einige Informationen, um Ihrem Ehemann einen Ersatzpass auszustellen, damit er in die Heimat zurückreisen konnte.“

Eden sagte noch immer nichts. Mit brennenden Augen blickte sie zu Boden und betrachtete geistesabwesend das Muster des Teppichs. Wahrscheinlich hatte Nuncio Damiano schon erzählt, warum er sie, Eden, nicht nach Brasilien mitgebracht hatte. Vermutlich hatte er ihm schon die schrecklichen Lügen über sie wiedergegeben, die nur drei Monate nach seinem Verschwinden in der Boulevardpresse verbreitet worden waren. Jener ehrenrührige, verleumderische Klatsch, der ihr so zugesetzt hatte, dass sie das Haus der Braganzis in London verlassen hatte, um nicht verrückt zu werden.

„Ihr Ehemann hat sich auch erkundigt, warum man Sie nicht informiert habe, und wusste offenbar nicht, dass seine eigene Familie uns hinsichtlich der neuen Entwicklungen nicht auf dem Laufenden gehalten hatte.“

Langsam sah Eden auf. „Wirklich?“

„Soweit ich verstanden habe“, erwiderte Mr. Marshall mit beruhigendem Lächeln, „hat Ihr Mann es sehr eilig, wieder hier bei seiner Frau zu sein …“

Verwirrt blickte sie ihn an. „Damiano hat es eilig, hier bei … mir zu sein?“, fragte sie leise und glaubte, sich verhört zu haben.

„Er kommt heute Mittag in London-Heathrow an und wird dann von einem Hubschrauber zu einem Landeplatz außerhalb der Stadt geflogen. Wir bringen Sie dorthin. Man hofft offenbar, damit die Aufmerksamkeit von Journalisten zu vermeiden.“

„Er möchte mich sehen?“ Sie lachte fast ein wenig hysterisch auf, wandte den Kopf zur Seite und spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten.

Wie gern wäre sie jetzt allein und nicht unter Fremden, die jede ihrer Regungen beobachteten. Unter Fremden, denen bekannt sein musste, wie zerrüttet ihre Ehe zum Zeitpunkt von Damianos Verschwinden gewesen war. Eigentlich sollte sie sich inzwischen an den Gedanken gewöhnt haben, dass nichts zu heilig gewesen war, um es nicht irgendwo zu den Akten zu nehmen. Aber auch wenn das nicht geschehen wäre, sprach allein schon das Verhalten seiner Familie Bände.

Nach Damianos Verschwinden hatten sowohl die britischen als auch die italienischen Behörden umfassende Nachforschungen angestellt. Finanzexperten hatten die Braganzi-Bank überprüft, ob sie noch ein gesundes Unternehmen war. Auch hatte man nach geheimen Konten gesucht und nach Hinweisen, ob sie vielleicht erpresst wurde oder in betrügerische Machenschaften verwickelt war. Man hatte sogar dahin gehend ermittelt, ob es Verbindungen zwischen Damiano und dem organisierten Verbrechen gab. Und schließlich hatte man sich mit seiner Familie befasst, um zu überprüfen, ob nicht irgendjemand seiner Angehörigen einen Killer beauftragt hatte.

Man hatte nichts unversucht gelassen und jedem Wort Gehör geschenkt. Keine Frage war zu persönlich oder verletzend gewesen, um sie nicht zu stellen. Da Damiano einfach zu wohlhabend und einflussreich gewesen war, war nach seinem Verschwinden unweigerlich jeder aus seiner Umgebung zum Verdächtigen geworden. Und am meisten hatte Eden unter der Situation gelitten. Seine snobistischen Geschwister hatten sie noch nie gemocht, sie insgeheim schon immer verachtet und dann bald ihren Schmerz und ihre Verwirrung an ihr ausgelassen. Sie waren sogar so weit gegangen, Eden dafür verantwortlich zu machen, dass Damiano überhaupt nach Montavia geflogen war.

„In einem Fall wie diesem“, erklärte Rodney Russell, „arrangieren wir es normalerweise, dass das Opfer eine Zeit lang von der Außenwelt abgeschirmt und speziell beraten wird. Aber Ihr Ehemann hat das kategorisch abgelehnt.“

„Wenn ich richtig informiert bin“, fügte der Superintendent leicht amüsiert hinzu, „hat Ihr Mann gesagt, dass er dann lieber ins Gefängnis gehen würde.“

Constable Leslie stellte eine Tasse Tee vor Eden auf den Couchtisch. „Diese ganzen Neuigkeiten sind ein Schock für Sie“, meinte sie freundlich. „Aber heute Nachmittag werden Sie Ihren Ehemann wiedersehen.“

Unvermittelt stand Eden auf und ging in ihr Schlafzimmer. Sie schloss die Augen und rang um Fassung. Damiano lebte und war auf dem Weg nach Hause. Zu mir? Im Stillen schalt sie sich, weil sie ihre Gedanken erneut in eine falsche Richtung hatte schweifen lassen. Sie sollte nicht so egoistisch sein. Wenn Damiano sie sehen wollte, würde sie für ihn da sein, und nichts und niemand konnten sie daran hindern.

Hatte Nuncio wider Erwarten nichts von der Affäre erzählt, die sie gehabt haben sollte? Aber wie hatte er Damiano gegenüber dann begründet, warum er sie, Eden, nicht mit nach Brasilien gebracht hatte? Was würde Damiano überhaupt sagen, wenn er zurückkam? Wie sollte sie ihm erklären, warum sie das Familienanwesen verlassen hatte? Warum sie seinen Namen abgelegt hatte und sich hinter ihrem Mädchennamen versteckte? Weshalb sie sich ein neues Leben aufgebaut hatte?

Sie spürte, wie ihre Angst von Sekunde zu Sekunde wuchs, und konzentrierte den Blick auf das Foto, das auf dem Nachttisch stand. Es zeigte einen warmherzig lächelnden, umwerfend attraktiven Damiano mit all seinem italienisch charismatischen Flair. Das Bild hatte sie in Sizilien auf ihrer Hochzeitsreise gemacht.

Ihre Ehe hatte nur ein gutes halbes Jahr gedauert. Aber schon während dieser Zeit hatte er sich von ihr zurückgezogen, war er immer öfter und länger auf Geschäftsreisen gewesen und hatte sie die Hoffnung aufgegeben, dass sich die Verbindungstür zwischen ihren beiden Schlafzimmern doch noch einmal öffnen würde. In den wenigen Monaten war ihr Herz gebrochen. Eine so große Liebe verging nicht – sie tat einfach nur weh.

Constable Leslie klopfte an die angelehnte Schlafzimmertür. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“

Eden schreckte aus ihren Gedanken. Sie kämpfte gegen ihre aufsteigende Panik an und wandte sich mit blassem und tränennassem Gesicht der jungen Polizistin zu. „Was geschieht nun?“

„In einer halben Stunde fahren wir zum Flugplatz. Ich an Ihrer Stelle würde jetzt das Geschäft schließen und mir überlegen, was ich anziehe.“

Was ich anziehe?, dachte Eden und unterdrückte ein gequältes Lachen. Was hatte Damiano alles durchlitten! Er war entführt und schwer verletzt worden, hatte um sein Leben fürchten und lange Zeit in einem primitiven Gefängnis sitzen müssen. Auf diesen Albtraum war er absolut nicht vorbereitet gewesen. Er war von klein auf an große Annehmlichkeiten und eine privilegierte Stellung gewöhnt. Früher hat er mich gern in Grün gesehen, schoss es ihr plötzlich und völlig zusammenhanglos durch den Kopf. Ja, Grün war seine Lieblingsfarbe gewesen.

Hektisch durchstöberte sie den Kleiderschrank. Aber vielleicht kommt Damiano nur, um mir zu sagen, dass er wieder zurück ist, und das nicht vor seiner ihm über alles geschätzten Familie tun möchte, überlegte sie. Und vor Annabel Stavely, seiner ersten und einzigen Liebe. Wie hatte sie nur seine Exverlobte vergessen können? Die junge Frau hatte inzwischen ein Kind bekommen, war aber allein geblieben und hatte den Namen des Vaters nie genannt. Eden schlug die Hände vors Gesicht.

Du bist das reinste Nervenbündel, dachte sie und spürte, wie sie vor Anspannung und Angst am liebsten laut geschrien hätte.

Kurz bevor sie zum Flugplatz aufbrechen wollten, klingelte das Telefon.

„Eden?“, fragte Damianos jüngerer Bruder Nuncio.

Nach so vielen Jahren des Schweigens meldete er sich wieder bei ihr? Sie hielt den Atem an und befürchtete augenblicklich, er würde in Damianos Auftrag anrufen, um ihr mitzuteilen, dass dieser nun doch nicht zu ihr kommen würde.

„Ja?“, antwortete sie leise.

„Ich habe Damiano nichts gesagt. Was wäre das für ein herzliches Willkommen, wenn ich ihn mit einer solchen Nachricht begrüßen würde?“, fuhr er mit bitterer Verachtung in der Stimme fort. „Ich war gezwungen zu lügen und habe ihm erzählt, dass wir nach deinem Auszug den Kontakt zu dir verloren hätten. Aber du sagst ihm besser die Wahrheit, denn ich habe nicht vor mit anzusehen, wie mein Bruder durch mein Schweigen zum Narren gemacht wird!“

Die Wahrheit?, dachte Eden, als sie den Hörer mit bebender Hand auflegte, und hätte ihn vor Bitterkeit am liebsten gleich wieder aufgenommen, um ihren Schwager zurückzurufen. Schnell unterdrückte sie den Impuls, denn es wäre ohnehin zwecklos. Nuncio würde ihr nicht glauben. Niemand würde oder wollte ihr die Wahrheit glauben: dass sie, Eden, von ihren zwei besten Freunden betrogen und dann im Stich gelassen worden war und die Sache ausbaden musste, die diese beiden ihr eingebrockt hatten.

„Sie müssen verstehen, Mrs. Braganzi, dass der Mann, an den Sie sich erinnern, nicht derselbe Mann sein wird, der zu Ihnen zurückkommt“, sagte Rodney Russell eindringlich auf der Fahrt zum Flugplatz. „Es wird sehr schwierig für Sie beide werden, Ihre Beziehung wieder aufzubauen …“

„Ja … natürlich.“ Wenn er doch nur aufhören würde, sie mit solchen Warnungen weiter zu beunruhigen. Seine übrigen Erklärungen waren schon alarmierend genug gewesen.

„Ihr Ehemann kehrt in ein Umfeld zurück, das er vor fünf Jahren verlassen hat. Sich wieder einzugewöhnen wird eine große Herausforderung sein. Er wird unter Stimmungsschwankungen leiden und immer wieder wütend und verbittert über die Ungerechtigkeit sein, dass man ihm fünf Jahre seines Lebens gestohlen hat. Es wird Phasen geben, in denen er ganz allein sein will, und dann wieder andere, in denen er nicht genug Menschen um sich herum haben kann. Er wird sich möglicherweise in sich zurückziehen, schweigsam und launisch sein oder sich als Macho aufspielen. Aber so wird es nicht bleiben …“

„Nein?“

„Versuchen Sie, sich bewusst zu machen, dass die Reaktionen Ihres Mannes in der nächsten Zeit nichts darüber aussagen, wie er sich verhalten wird, wenn er Frieden mit seinem Schicksal geschlossen hat. Es ist eine Übergangsphase.“

„Ja.“ Eden spürte, wie ihr beim letzten Satz das Herz ganz schwer wurde. War er als Warnung gedacht, dass Damiano zwar momentan mit ihr zusammen sein wollte, sie aber in einigen Wochen wieder verlassen würde? Meinte der Sonderberater etwa, sie würde sich der Vorstellung hingeben, dass ihre Ehe, die vor fünf Jahren zerrüttet gewesen war, jetzt auf wundersame Weise wieder funktionieren könnte? Nein, sie war weder so dumm noch so töricht optimistisch. Sie erwartete nichts, würde Damiano um nichts bitten. Sie wollte einfach nur für ihn da sein und wünschte sich das verzweifelt. Aber brauchte er sie wirklich? Sie hatte noch nie erlebt, dass er irgendjemanden gebraucht hatte.

Sie hatte ihm ihre Liebe gestanden. Er hatte nie zu ihr gesagt, dass er sie liebe. Wohl aber zu Annabel! Zumindest hatte er seiner Exverlobten diese Erklärung in eine wunderschöne Goldkette eingravieren lassen: In Liebe, Damiano.

„Ich glaube, etwas frische Luft wird Ihnen jetzt guttun, Eden“, meinte der Superintendent und schreckte sie aus ihren trüben Gedanken. Sie hatte überhaupt nicht gemerkt, dass sie am Flugplatz angekommen waren.

„Ja … ja, das wird es.“ Sie stieg aus und atmete tief ein, um sich zu beruhigen. „Wie lange noch?“

„Vielleicht zehn Minuten …“

Zehn Minuten nach fünf Jahren! Nervös strich sie sich über das grüne Wollkleid, das eigentlich viel zu warm für diesen Sommertag war, aber sie hatte nichts anderes in dieser Farbe zum Anziehen gefunden.

„Russell macht nur seinen Job, wie er ihn versteht“, sagte Mr. Marshall freundlich, während sie auf das Flugfeld zugingen. „Aber soweit ich weiß, ist Ihr Ehemann in bemerkenswert guter Verfassung, sowohl physisch als auch psychisch.“

Eden nickte und spürte, wie ihre Anspannung etwas nachließ. In der Ferne hörte sie ein leises Dröhnen und blickte unwillkürlich zum Himmel. Sie sah einen dunklen Punkt, der von Sekunde zu Sekunde größer wurde. Der Hubschrauber mit Damiano! Würde er wirklich gleich daraus aussteigen?

Sie hatte immer noch Angst, dass sich die Leute und auch seine Familie irrten. Dass der Mann, der in Brasilien aufgetaucht war, nicht Damiano, sondern ein Betrüger war. Könnte es nicht sein, dass jemand Damianos Biografie auswendig gelernt und sich von einem Schönheitschirurgen hatte operieren lassen? Wäre es den Versuch nicht wert, zu probieren, in die Gestalt eines so wohlhabenden Mannes zu schlüpfen? Und Nuncio, der seinen älteren Bruder geradezu angebetet hatte und nach dessen Verschwinden untröstlich gewesen war, wäre er nicht ausgesprochen leicht zu täuschen?

Mit starrer Haltung verfolgte Eden, wie der Helikopter etwa dreihundert Meter von ihr entfernt landete. Sie zitterte am ganzen Körper, als kurz darauf die Tür geöffnet wurde. Und dann sah sie einen sehr großen, gut gebauten Mann in schwarzen Jeans, weißem T-Shirt und dunkler Lederjacke aus dem Hubschrauber aussteigen. Er hatte schwarzes Haar, und sein Gesicht war von der Sonne gebräunt. Reglos stand sie da. Dann erfasste sie eine so überwältigende Freude, dass sie überhaupt nicht merkte, wie sie zunächst etwas zögerlich einen Fuß vor den anderen setzte und schließlich auf ihn zulief.

Damiano blieb nur wenige Meter vom Helikopter entfernt stehen und ließ sie auf sich zukommen. Später würde sie sich daran erinnern und sich darüber wundern. Aber in diesem Moment reagierte sie nur und dachte keine Sekunde nach. Ihre Gebete waren erhört worden und alle Ängste vergessen. Eden warf sich an seine breite Brust, als er die Arme um sie legte.

„Du hast mich vermisst, cara?“

Der warme Klang seiner sonoren Stimme hüllte sie ein und blendete die Umgebung aus. Er roch so gut und so vertraut, und sie atmete seinen Duft ein, als wäre er so lebensnotwendig wie die Luft zum Atmen. „Mach keine Witze … bitte, tu das nicht!“, schluchzte sie an seiner Brust und krallte die Finger in sein Shirt, um nicht in die Knie zu sinken.

2. KAPITEL

Ruhig blieb Damiano einige Minuten stehen und hielt Eden einfach nur fest. Allmählich fasste sie sich wieder und wurde sich bewusst, wo sie waren.

„Alles in Ordnung?“, fragte er leise.

Stockend atmete sie ein und sah ihn an. „Ich liebe dich so sehr.“

Sie hatte überhaupt nicht vorgehabt, das zu sagen, noch nicht einmal darüber nachgedacht. Aber die Worte waren ihr einfach über die Lippen gekommen, als wäre dieses Geständnis das natürlichste der Welt. Sie sah ihm in die dunklen Augen. Plötzlich wurde sie sich bewusst, wie starr und angespannt er dastand.

„Und selbst nach all den Jahren nicht den Schimmer eines Zweifels. Ich muss der glücklichste Mann unter der Sonne sein, cara“, antwortete er rau. Er ließ den Blick über sie gleiten und bückte sich dann, um seine Reisetasche wieder aufzunehmen, die er zuvor abgesetzt hatte. „Komm, lass uns das Empfangskomitee loswerden.“

Er legte ihr den Arm um die Schultern und ging mit ihr zu den anderen, die etwas abseits standen und warteten. Eden zitterte noch immer, und in ihrem Kopf schien sich alles zu drehen. Sie konnte sich weder auf das konzentrieren, was sie eben gesagt hatte, noch darauf, wie er reagiert hatte. Es kostete sie schon eine ungeheure Mühe, überhaupt einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Irgendwo in ihrem Unterbewusstsein spürte sie jedoch, dass er verändert war, wusste allerdings nicht, inwiefern. Damiano besaß eine starke Persönlichkeit und war schon immer schwer zu verstehen gewesen. Er beherrschte stets sein impulsives italienisches Temperament – außer im Schlafzimmer.

Eden errötete kurz bei dieser Erinnerung. Der glücklichste Mann unter der Sonne? Nein, das konnte er nicht sein. Nicht mit einer Frau, die er selbst einmal als den prüdesten Menschen auf der ganzen Welt bezeichnet hatte. Ja, sie war im Bett eine entsetzliche Versagerin gewesen. Ihre Erziehung hatte sie sehr gehemmt werden lassen, aber am Ende war es vor allem Unzufriedenheit gewesen, die sie, Eden, blockiert hatte. Je ungeduldiger Damiano geworden war, desto mehr hatte sich das Problem verschlimmert. In dem Bewusstsein, dass alles, was sie im Schlafzimmer tat und nicht tat, genauestens von ihm begutachtet wurde, hatte sie allmählich einen Widerwillen entwickelt, den sie nicht vor ihm hatte verbergen können. Das Vergnügen, das er ihr bereitete, hatte einen Preis gehabt, der für ihren Stolz zu hoch gewesen war.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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