Romantik und Leidenschaft - Best of Digital Edition 2021 - Karen Foley - E-Book

Romantik und Leidenschaft - Best of Digital Edition 2021 E-Book

Karen Foley

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Beschreibung

Mit diesem eBundle präsentieren wir Ihnen die schönsten und erfolgreichsten Romane 2021 aus unserer Digital Edition - leidenschaftlich, aufregend und romantisch. Die kleine Auszeit vom Alltag für die selbstbewusste Frau … Happy End garantiert! Diese Nacht gehörst du mir "Der heißeste Junggeselle der Welt?" Geschockt liest Lara, wie man Graeme jetzt nennt. Sie weiß: Das ist nicht wahr! Denn Graeme ist kein Junggeselle, sondern verheiratet. Mit ihr - höchste Zeit, ihn daran zu erinnern. Da kommt ein Maskenball gerade recht … Milliardäre mögen's heißer Blonde Perücke, sexy Outfit: eine Nacht lang Marilyn Monroe! Eigentlich sieht Caron sich nicht als Vamp. Aber je später die Party, desto besser gefällt sie sich als blonde Versuchung. Besonders, als sie die Lust in den Blicken des Milliardärs Baxter Remington sieht … Zärtlich verführt von einem Scheich Als Scheich Zahir sie in sein Wüstenreich einlädt, erfüllt sich für Schwester Adele ein heimlicher Traum. Während sie seine kranke Mutter pflegt, kommt sie auch ihm immer näher. Bis er sie nach ihrer ersten Liebesnacht jäh zurückweist. Verzweifelt fragt sie sich, warum?

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Seitenzahl: 604

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Karen Foley, Lisa Renee Jones, Carol Marinelli

Romantik und Leidenschaft - Best of Digital Edition 2021

IMPRESSUM

Diese Nacht gehörst du mir erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2009 by Karen Foley Originaltitel: „Hold on to the Nights“ erschienen bei: Harlequin Enterprises, Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY HOT & SEXYBand 15 - 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Anke Laumann

Umschlagsmotive: monstArrr_Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 02/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751505512

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

Josie hörte das Motorengeräusch des großen Lieferwagens, der vor dem Kostümladen anhielt. Eilig kam sie hinter dem Ladentisch hervor und warf durch das Schaufenster einen Blick auf die Straße. Schon seit zwei Monaten hatte sie auf Tom, der die Waren auslieferte, ein Auge geworfen. Heute würde sie ihn endlich wissen lassen, dass sie an ihm interessiert war.

Sie sah an sich hinunter. Das Kostüm, das sie trug, hatte sie extra für diesen Zweck ausgesucht – schließlich saß sie an der Quelle: Der Laden Dressed to Thrill war zwar nicht groß, bot jedoch eine reichhaltige Auswahl. Sie hatte sich letztlich für eine erstklassige Kopie des Sklavinnen-Outfits mit Halskette entschieden, das Prinzessin Leia in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ getragen hatte, nachdem sie vom Hutten Jabba gefangen genommen und in seinen Harem gesteckt worden war.

Als Tom die Ladentür aufmachte, drang ein Schwall kühler Herbstluft herein, und sie bekam eine Gänsehaut. „Hallo, Tom. Ich habe auf dich gewartet.“

„Hallo, Josie.“ Er ließ den Blick über ihren halb nackten Körper wandern und brachte seinen Rollwagen zum Stehen. „Aber hallo. Das ist vielleicht ein Outfit!“

Sie beugte sich bedächtig zu ihm, als sie die Empfangsbestätigung für die Lieferung unterzeichnete. „Gefällt es dir?“

Er schluckte. „Es sieht toll an dir aus.“

„So“, sagte sie verführerisch, „wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt? Es ist schon eine Weile her, seit du mir etwas geliefert hast.“

Tom bekam rote Ohren. „Ja.“ Er lachte verlegen. „Das stimmt.“ Gerade als Josie noch näher an ihn heranrückte, klingelte sein Handy. Er lächelte sie entschuldigend an, bevor er das Handy zückte und sich umdrehte. „Hallo? Ach, du bist es, Süße“, säuselte er.

Süße? Josie starrte ihn entrüstet an, bevor sie hinter die Theke zurückeilte. Der Computer dort signalisierte mit einem lauten Piepen, dass gerade eine Onlinebestellung eingegangen war. Automatisch klickte sie die E-Mail an, beobachtete dabei aber Tom, der leise telefonierte. Der Gedanke, dass er mit jemandem liiert sein könnte, war ihr nie in den Sinn gekommen. Denn bislang hatte er sie jedes Mal, wenn er in den Laden gekommen war, mit Blicken fast verschlungen. Sie war total frustriert. Das war so unfair. Gerade jetzt, wo sie endlich den Mut zu einem Annäherungsversuch aufgebracht hatte.

Eilig überflog sie die Bestellung einer Frau namens Lara Whitfield, die ebenfalls in Chicago ansässig war. Sie bat um ein Kostüm, das zu der sehr populären TV-Science-Fiction-Serie „Galaxy’s End“ passte. Josie war ein großer Fan dieser Serie, in der Graeme Hamilton, der sexy schottische Schauspieler, die Hauptrolle spielte. Sie las die kurze Notiz, die unter Lara Whitfields Bestellung stand.

In zwei Tagen nehme ich an einem „Galaxy’s-End“-Fantreffen teil. Daher brauche ich das Kostüm per Overnight Express. Ich möchte etwas, das mich nahezu vollständig verhüllt – wie das Schamanenkostüm.

Ein Fantreffen, hm? Josie schnaubte. Sie stellte sich einen Ballsaal voller übergewichtiger Frauen im mittleren Alter vor, die allesamt hinter einem Kuss oder einem Autogramm des Schauspielers her waren. Lara Whitfield hatte es offensichtlich nötig. Heimlich in einen Lieferanten verknallt zu sein, war eine Sache. Etwas ganz anderes war es dagegen, einen Hollywoodstar anzuhimmeln.

Von einer Sache war sie jedoch überzeugt: Kein Mann würde Lara Whitfield auch nur eines einzigen Blickes würdigen, wenn sie ein Schamanenkostüm aus „Galaxy’s End“ anziehen würde. Denn das würde sie stärker verhüllen als eine Burka. Außerdem war Josie ziemlich sicher, dass die Kostüme von „Galaxy’s End“ im Moment ausverkauft waren. Eine kurze elektronische Recherche des Lagerbestandes bestätigte ihre Vermutung. Und als sie nach Alternativen suchte, erschien auf dem Computerbildschirm ein Foto mit genau dem „Krieg-der-Sterne“-Outfit, das Josie anhatte.

Tom beendete das Telefongespräch und wandte sich ihr wieder zu. Sie lächelte ihn höflich an, ließ sich durch seinen anerkennenden Blick aber zu keinem erneuten Annäherungsversuch hinreißen. „Danke, Tom.“ Sie gab vor, völlig in die Onlinebestellung vertieft zu sein. „Also dann. Bis zum nächsten Mal.“

Obwohl sie spürte, dass er verwirrt war, sah sie ihn nicht noch einmal an. Als die Ladentür hinter ihm ins Schloss fiel, holte sie tief Luft und konzentrierte sich auf die Bestellung. Zu dumm, dass die Kundin ein Kostüm wollte, das sie völlig verhüllen würde. Denn Josie zweifelte nicht daran, dass Lara Whitfield im Sklavinnen-Outfit eine größere Aufmerksamkeit erregen würde als jemals zuvor in ihrem Leben. Und sie selbst wollte das exotische Kostüm unbedingt loswerden. Denn es würde sie nur an den Fehlschlag mit Tom erinnern.

Sie war bereits im Begriff, die Anfrage der Kundin abschlägig zu beantworten, als sie innehielt. Warum sollte sie Lara Whitfield nicht das Sklavinnen-Kostüm schicken? Es hatte die richtige Konfektionsgröße. Josie würde sogar gratis eine prachtvolle goldene Maske beifügen, die zu dem metallisch funkelnden Bikini passte und das Gesicht der Kundin verbergen würde. Was spielte es für eine Rolle, dass es ein „Krieg-der-Sterne“-Kostüm und nicht ein „Galaxy’s-End“-Kostüm war? Schließlich waren beide Science-Fiction-Filme. Außerdem würde sie der armen Frau einen Gefallen tun. Denn wenn sie als Sklavin verkleidet wäre, würden sich garantiert alle nach ihr umdrehen. Und um mögliche Beschwerden abzuwiegeln, würde sie der Kundin einen Rabatt von fünfundzwanzig Prozent gewähren. In Kombination mit der Maske war das wirklich ein Schnäppchen.

Mit einem grimmigen Lächeln gab Josie die Artikelnummer ein und machte die Bestellung fertig. Dann ging sie in den Lagerraum, um das Kostüm auszuziehen und es einzupacken. Sie weigerte sich standhaft, sich vorzustellen, wie die Frau auf die falsche Lieferung reagieren könnte. Josie hatte so etwas noch nie zuvor absichtlich getan. Aber sie sagte sich, dass sie lediglich im Interesse der Kundin handelte. Sie hoffte nur, dass das Kostüm Lara Whitfield mehr Glück bringen würde als ihr.

1. KAPITEL

Lara Whitfield ging in ihrem Hotelzimmer auf und ab. Jetzt, da sie in Las Vegas und möglicherweise im selben Hotel war wie Graeme, war sie unsicher, was sie tun sollte. Sie hatte noch nie an einem Fanfestival teilgenommen und keine Vorstellung davon, was sie erwartete. Bestimmt aber hatte sie nicht mit solchen Menschenscharen gerechnet, auf die sie in der Hotellobby gestoßen war und die aufgeregt davon geschwärmt hatten, dass Graeme Hamilton leibhaftig hier sein würde.

Sie hatte seine kometenhafte Karriere verfolgt, dennoch verblüffte sie seine derartige Beliebtheit. Trotz all seiner Anstrengungen hatte er nie in der Öffentlichkeit gestanden, bevor er als der sexy Kip Corrigan in der populären TV-Serie „Galaxy’s End“ auftauchte. Der Pilotfilm war vor zwei Jahren gesendet worden, und über Nacht war er anscheinend für jede Frau in Amerika zum Objekt der Begierde geworden.

Als ihr Handy klingelte und sie die Nummer auf dem Display sah, lächelte sie reumütig. Sie hatte vergessen, Valerie anzurufen, nachdem sie im Hotel angekommen war. Ihre beste Freundin war fürsorglicher als jede Mutter. „Hallo, Val. Ich bin gut angekommen.“

„Ich habe mir furchtbare Sorgen gemacht.“

Lara ging zum Fenster. „Mir geht es gut. Ich weiß nicht, wieso du dir immer so viele Gedanken machst.“

„Vielleicht deshalb, weil du so eine Tagträumerin und meistens mit dem Kopf woanders bist. Es hätte mich nicht überrascht, wenn du den falschen Flug erwischt hättest und in Europa gelandet wärst.“

„Nein, ich bin definitiv in Las Vegas. Ich wünschte, du wärst mitgekommen. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, hier auf mich allein gestellt zu sein.“

„Tut mir leid“, meinte Valerie mitfühlend. „Aber du hattest wohl recht. Das ist etwas, das du allein tun musst. Und außerdem – wer würde dann Christopher mit dem Theater helfen?“

Lara verdrängte das schlechte Gewissen, das sie bei der Erwähnung des Theaters überkam, und rief sich in Erinnerung, dass sie noch nicht einmal eine Woche lang fort sein würde. In dieser kurzen Zeit würden die Kinder sie kaum vermissen.

Schon seitdem sie selbst ein Kind gewesen war, hatte sie zum Theater gehen wollen. Ihre Eltern hatten sich scheiden lassen, als sie vier Jahre alt gewesen war. Damals war ihr Vater nach Washington gezogen, um eine politische Karriere zu verfolgen. Lara war auf dem Landsitz ihrer Mutter am Rand von Chicago aufgewachsen, während ihre Mutter die meiste Zeit über damit beschäftigt gewesen war, sich Ehemann Nummer zwei, drei und vier zu angeln.

Wenn sie als Kind bei ihrem Vater zu Besuch gewesen war, hatte er fast immer irgendwelchen Verpflichtungen nachkommen müssen. Sie hatte er dann entweder in einer Ecke abgesetzt und vergessen oder in seiner großen Wohnung zurückgelassen. Weil sie oft allein und einsam gewesen war, hatte sie sich eine für sie sehr reale Fantasiewelt erschaffen. Darin war sie eine Prinzessin gewesen, die in einer Burg weggeschlossen war und nur Märchengestalten zur Gesellschaft hatte.

Schließlich hatte sie dank ihres großen Vorstellungsvermögens einen Collegeabschluss in Theaterwissenschaften und als Autorin erworben. Danach hatte sie sich geweigert, die einflussreichen Beziehungen ihrer Familie zu nutzen. Allerdings hatte sie den beachtlichen Treuhänderfond angetastet, den ihr Vater für sie eingerichtet hatte, und eine kleine Schauspielschule für unterprivilegierte Kinder im Westen Chicagos finanziert. Das gemeinnützige Programm fand nur nachmittags und an den Wochenenden statt, sodass Lara auch als freie Autorin für verschiedene Zeitschriften tätig war. Dabei verdiente sie nicht viel, konnte aber von dem Geld ihre Rechnungen bezahlen. Die meiste Zeit und Energie investierte sie jedoch in ihr Theaterprogramm.

Christopher war im College ihr Professor im Fach Drehbuchschreiben gewesen. Als er von ihrem Projekt gehört hatte, war er sehr an einer Beteiligung interessiert gewesen. Sie hatten bereits sechs Monate zusammen gearbeitet, bevor er sie um eine Verabredung gebeten hatte. Aber Lara hatte sich nicht darauf eingelassen. Er war jedoch beharrlich geblieben. Schließlich war ihr bewusst geworden, dass ihr ein einsames Leben nur mit Fantasien und Erinnerungen blühen würde, wenn sie nicht etwas änderte. Als Christopher sie dann zum vierten Mal um ein Date gebeten hatte, war sie mit ihm ausgegangen.

Er war klug und nett. Auch wenn er ihr in sexueller Hinsicht nicht gerade den Atem raubte, war ihr klar, dass er trotzdem ein guter Fang war. Lara wusste, dass er ihr bei der geringsten Ermutigung einen Heiratsantrag machen würde. Doch so sehr sie sich auch einredete, dass sie das wollte, hielt sie sich zurück.

Schließlich hatte sie sich eingestanden, dass sie noch immer an Graeme hing. Die Erinnerungen an ihre gemeinsame Vergangenheit ließ sie immer wieder in erotische Geschichten über Kip Corrigan einfließen – die sie für entsprechende Webseiten schrieb, und die in Wahrheit natürlich von Graeme handelten. Bevor sie nicht aufhörte, diese Storys zu schreiben, würde sie nie wirklich über ihn hinweg sein. Und bevor sie das nicht war, konnte sie keine tiefe Beziehung mit Christopher eingehen.

„Du hast Christopher nicht erzählt, dass ich hier bin, nicht wahr?“, fragte sie Valerie.

„Entspann dich. Natürlich nicht. Ich habe bestätigt, was du ihm gesagt hast – dass du nach dem Tod deines Vaters durcheinander bist und etwas Zeit für dich brauchst. Er versteht das und geht davon aus, dass du dich im Strandhaus deiner Mutter auf den Outer Banks aufhältst.“

Lara atmete tief aus. Sie hasste es, Christopher zu belügen. Aber sie hatte keine andere Wahl. „In Ordnung. Danke. Auch dafür, dass du mich die nächsten Tage im Theater vertrittst. Nimm die kleine Alayna in die Arme und richte ihr aus, dass ich rechtzeitig zurück bin, um mir ihren Auftritt anzusehen.“

Die Mutter des neunjährigen Mädchens war ein unschuldiges Opfer einer Schießerei geworden. Seitdem wich Alayna Lara im Theater fast nicht mehr von der Seite. Derzeit probten die Kinder eine Aufführung von „Der Zauberer von Oz“, und Lara wusste, wie nervös das Mädchen vor seinem großen Auftritt war.

„Mache ich. Ich weiß, dass sie dir besonders am Herzen liegt. Sie wird dich sehr vermissen“, meinte Valerie und fragte dann: „Also – hast du ihn schon gesehen?“

Sie wusste sofort, dass ihre Freundin sich auf Graeme bezog. „Nein. Ich habe noch nicht einmal mein Hotelzimmer verlassen. Unglaublich, wie viele Frauen hier sind. Val, ich bin nicht sicher, ob ich das tun kann.“

„Du musst, Lara. Er verdient es, die Wahrheit zu erfahren.“

„Ich weiß. Es ist nur … All die Jahre über hatte ich ein bestimmtes Bild von ihm im Kopf. Was ist, wenn er sich verändert hat?“

„Wir verändern uns alle. Glaub mir, du hast dich in den letzten fünf Jahren auch verändert. Sogar so sehr, dass er vielleicht dich nicht wiedererkennt.“

Lara lachte. „Da bin ich mir nicht so sicher.“

„Ich schon. Als ich dir das erste Mal begegnet bin, warst du völlig in dich gekehrt.“

„Ich war zurückhaltend und hatte ein gebrochenes Herz.“

„Ja, genau. Und sieh dich jetzt an: Du führst eine Horde unterprivilegierter Kinder an die Schauspielerei heran, schreibst erotische Internet-Geschichten für Fans von Kip Corrigan und verabredest dich mit deinem früheren Professor, der zufällig der heißeste Hochschullehrer auf dem Campus ist.“

Christopher war heiß? Lara musste schmunzeln. Das war ihr noch nie in den Sinn gekommen. Sicherlich sah er mit den zu langen Haaren und dem ungezwungenen Lächeln ganz gut aus – eben so, wie man sich einen Akademiker oder einen Künstler vorstellt. „Er ist süß“, meinte sie nur. „Aber was die erotischen Geschichten angeht … Ich habe beschlossen, damit aufzuhören.“

Valerie war einen Moment lang sprachlos. „Wie bitte?“

Lara blätterte den Stapel Broschüren für das Fantreffen durch und zog dann die jüngste Ausgabe des „People“-Magazins hervor. Auf der Titelseite war Graeme Hamilton im Großformat abgebildet. Er hatte den Mund zu einem leichten Lächeln verzogen, sodass seine Grübchen sichtbar wurden, und schien sie mit seinen blaugrünen Augen voller Wärme anzusehen. „Ich kann das nicht länger tun, Val. Für meine Leserinnen sind es nur erotische Geschichten über eine Figur in ‚Galaxy’s End‘. Aber für mich sind sie mehr. In diesen Geschichten beschreibe ich in Wirklichkeit meine eigenen erotischen Fantasien – und das ist nicht gesund. Wenn ich über Graeme hinwegkommen und mit der Vergangenheit abschließen will, muss ich aufhören, über ihn zu schreiben. Über Kip.“

„Ich verstehe, wie du dich fühlst. Aber deine Geschichten kommen so gut an. Ich habe heute Morgen nachgesehen. Die Geschichte, die du gestern Abend ins Internet gestellt hast, ist bereits mehr als zehntausend Mal angeklickt worden. Das ist unglaublich.“

„Nun, vielleicht finde ich ja eine andere Figur, auf die ich mich konzentriere. Aber über Kip Corrigan kann ich nicht länger schreiben. Er ist zu real für mich, und das bringt zu viele Erinnerungen zurück.“ Sie sah auf ihre Armbanduhr. „Val, ich muss Schluss machen. Der Maskenball fängt bald an.“

„In Ordnung. Ruf mich an und halt mich auf dem Laufenden. Jederzeit. Versprochen?“

„Versprochen.“ Lara legte auf. Sie und Valerie wohnten bereits seit dem ersten Jahr auf dem College zusammen und teilten sich auch heute noch ein Apartment. Sie standen sich näher als die meisten Schwestern. Sie hatte Valerie in all ihre Geheimnisse eingeweiht. Inklusive der Gründe, weshalb sie an dem Fanfestival teilnahm. Erneut sah sie auf die Zeitschrift, die sie in der Hand hielt. Die Schlagzeile unter dem Foto lautete: „Graeme Hamilton – Sexy und Single!“ Sie stöhnte. Sexy? Definitiv. Single? Definitiv nicht.

Sie legte das „People“-Magazin weg. Selbst nachdem zwei Wochen vergangen waren, konnte sie die Ereignisse kaum fassen, die ihre sichere, geordnete Welt auf den Kopf gestellt und sie hierher geführt hatten. „Verdammt“, murmelte sie und nahm den Brief, der ganz oben auf den Dokumenten lag, die sie aus Chicago mitgebracht hatte.

Die meisten Leute kamen wegen einer Blitzhochzeit nach Las Vegas. Sie war wegen einer Blitzscheidung gekommen – oder zumindest wegen einer schnellen Unterschrift unter die Scheidungspapiere. Interessanterweise war dem betreffenden Ehemann nicht einmal bewusst, dass er noch immer verheiratet war. Jedes Mal, wenn Lara sich vorstellte, wie Graeme auf diese Nachricht reagieren könnte, erlitt sie eine Panikattacke. Sie hätte es sich einfacher machen und ihren Anwalt mit der Angelegenheit beauftragen können. Aber sie hatte das Gefühl, dass sie das selbst tun sollte. Sie setzte sich in einen Sessel und las den Brief erneut, obwohl sie den Inhalt inzwischen auswendig kannte.

Meine liebe Lara,

wenn du diese Zeilen liest, werde ich nicht mehr am Leben sein. Ich weiß, dass du mich verachtest, und das kann ich dir nicht verübeln. Aber ich bitte dich, diesen Brief zuerst zu lesen, bevor du ihn zerreißt. Ich weiß, wie schwer es dir gefallen sein muss, mich heute im Krankenhaus zu besuchen, und bin dankbar, dass ich dich ein letztes Mal gesehen habe. Zum ersten Mal seit fünf Jahren habe ich gehofft, dass du mir schließlich verzeihen könntest. Das, was ich getan habe, habe ich nur aus Liebe getan.

Ich war kein besonders guter Vater, wollte aber immer das Beste für dich. Als du nach London gekommen bist, um diesen Sommer bei mir zu verbringen, warst du so erwachsen. Ich hoffte, dass wir uns endlich näherkommen könnten. Aber dazu war ich zu sehr mit meinem Job beschäftigt.

Ich laste es dir nicht an, dass du dich in diesen Jungen verliebt hast. Du warst schon immer eine Romantikerin und dachtest, deinen Märchenprinzen gefunden zu haben. Als ich jedoch entdeckte, dass du mit ihm ausgerissen bist, habe ich getan, was jeder Vater tun würde. Lara, du warst erst siebzehn Jahre alt und so naiv und vertrauensselig. Er hatte dir nichts zu bieten. Ich wusste, dass er dir schließlich das Herz brechen und vielleicht sogar dein Leben ruinieren würde. Also habe ich dich mit dem nächsten Flugzeug zurück in die Staaten geschickt und meine Anwälte angewiesen, die Papiere für die Annullierung der Ehe fertigzumachen. Ich hoffte, dass du ihn irgendwann vergisst, und habe nicht geahnt, dass ich dich dadurch ganz verlieren würde.

Gestern ist mein größter Wunsch in Erfüllung gegangen: Du bist endlich zu mir gekommen und hast einen Mann mitgebracht, von dem ich glaube, dass er dich lieben und so für dich sorgen wird, wie du es verdienst. Und jetzt komme ich zum heikelsten Punkt. Ich muss dir etwas gestehen.

Deine Ehe mit diesem Jungen wurde nie annulliert. Trotz meiner Bemühungen bist du vor dem Gesetz noch immer verheiratet. Ich habe dir das nicht früher gesagt, weil ich dachte, dass du sonst zu ihm zurückkehren könntest. Aber jetzt bist du über ihn hinweg, und falls du vorhast, erneut zu heiraten, musst du die Wahrheit erfahren.

Bitte glaube mir, dass ich immer nur dein Glück wollte. Vergib mir.

Dein Vater

Brent Whitfield.

Lara ließ den Brief auf ihren Schoß fallen. Die Nachricht, dass sie und Graeme noch immer verheiratet waren, hatte sie völlig aus der Bahn geworfen. Sie hatte mit aller Kraft versucht, ihn zu vergessen. Aber der Brief hatte all ihre Gefühle wieder wachgerufen – die Sehnsucht danach, was hätte sein können, und das Bedauern über das, was nie sein würde. Sie hatte sogar wieder angefangen, von Graeme zu träumen. Und plötzlich hatte sie sich ganz deutlich an sein Lachen und seinen Duft erinnern können … Und sogar daran, wie er geschmeckt hatte.

Auch wenn diese Ehe nur zwei unglaubliche und unvergessliche Nächte lang gedauert hatte, hatte sie Christopher kein Wort davon gesagt, dass sie schon einmal geheiratet hatte. Der Grund dafür war, dass sie öfter an diese beiden Nächte dachte als sie sollte.

In Gedanken versunken griff Lara nach dem silbernen Medaillon, das sie an einer Halskette unter der Bluse trug, und fuhr mit dem Finger über die ziselierte Gravur – einen keltischen Liebesknoten. Sie konnte nicht widerstehen und öffnete das Medaillon. Auf der einen Seite war ein Foto von Graeme und auf der anderen Seite eins von ihr. Das Medaillon hatte Graeme ihr zur Hochzeit geschenkt. Sie klappte es wieder zu und ließ es unter den Stoff ihrer Bluse gleiten. Trotz allem war sie nie in der Lage gewesen, das Medaillon wegzulegen. Sie trug es wie einen Talisman jeden Tag. Es stand für all die Träume, die sie einmal gehabt hatte, und die wegen ihres Vaters nie wahr werden würden.

Selbst an seinem Sterbebett hatte sie die Worte nicht aussprechen können, nach denen er sich gesehnt hatte: Ich verzeihe dir. Du hast das Richtige getan. Nach dem Tod ihres Vaters war sie dann zu der bitteren Erkenntnis gelangt, dass es allein ihre Schuld war, wenn sich ihr Leben nach der Trennung von Graeme nicht so entwickelt hatte, wie sie es gehofft hatte. Sie musste ihrem Vater vergeben, den Schaden begrenzen und endlich mit der Vergangenheit abschließen. Graeme dazu zu bringen, die Scheidungspapiere zu unterschreiben, würde der erste Schritt dazu sein.

Lara holte tief Luft. Wenn sie tatsächlich auf den Maskenball gehen wollte, musste sie jetzt dringend das „Galaxy’s-End“-Kostüm anziehen, das sie aus Chicago mitgebracht hatte. Sie hatte sich extra ein Kostüm schicken lassen, das sie fast völlig verhüllen würde. Denn sie wollte keinesfalls, dass Graeme sie erkennen würde, bevor sie bereit dafür war, ihm gegenüberzutreten. Sie machte den Reißverschluss des Außenfachs ihres Koffers auf und zog den sperrigen Umschlag heraus. Da sie das Kostüm erst zwei Tage vor ihrem Abflug bestellt hatte, war es buchstäblich in letzter Minute bei ihr eingetroffen. Daher hatte sie den Umschlag einfach eingesteckt und noch keine Gelegenheit gehabt, sich das Kostüm anzusehen.

Als sie jetzt den Umschlag in der Hand hielt, wusste sie sofort, dass darin kein Schamanenkostüm mit Kapuze sein konnte. Natürlich hatte sie die Schamanenkutte nicht ausdrücklich bestellt, sondern irgendein „Galaxy’s-End“-Kostüm, das ihre Identität verbergen würde. Gespannt machte sie den Umschlag auf und ließ den Inhalt auf das Bett fallen. Was, zum Teufel …? Sie nahm ein Teil des Kostüms in die Hand und musterte es. Keinesfalls konnte sie dieses Outfit anziehen. Statt eines Kostüms, das sie bis zur Unkenntlichkeit verhüllen sollte, hatte ihr der Kostümladen ein knappes Sklavinnen-Outfit geschickt, das aussah wie das Kostüm, das Prinzessin Leia in einem der „Der-Krieg-der-Sterne“-Filme“ getragen hatte.

Sie legte die perfekte Kopie des berühmten Bikinis aus metallisch glänzendem Stoff, die dazugehörigen Goldreifen für ihre Oberarme, die klobige, goldene Sklavenhalskette und die Stiefeletten aus Wildleder auf das Bett. Das Einzige, was dieses Outfit von dem Kostüm in dem Film unterschied, war die goldene Maske, die an die venezianische Renaissance erinnerte. Wie hatte Dressed to Thrill nur ein solcher Fehler unterlaufen können? Lara bedauerte es, unter diesen Umständen nicht auf den Maskenball gehen zu können.

Dennoch nahm sie die Maske in die Hand und bewunderte das großartige Kunsthandwerk. Wie würde es sich anfühlen, eine derart prächtig gearbeitete Maske zu tragen? Nach kurzem Zögern setzte sie die Maske auf und befestigte sie mit einem Band am Hinterkopf. Als sie sich dann im Spiegel anschaute, war es, als würde sie jemand anderen sehen. Obwohl sie noch ihre Jeans und das türkisfarbene Top trug, wirkte sie mit der Maske wie eine exotische Fremde. Hingerissen berührte sie mit dem Finger ihre Lippen, die unter der goldene Maske ungeheuer sinnlich wirkten. Abgesehen von ihren blauen Augen hinter den Augenschlitzen und ihren dicken rotgoldenen Haaren war sie nicht wiederzuerkennen und wirkte sehr geheimnisvoll.

Argwöhnisch warf Lara einen Blick auf das Kostüm. So etwas Gewagtes hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht getragen. In dem Kostüm wäre sie fast nackt und würde jedem auf den ersten Blick auffallen. Dennoch glaubte sie nicht, dass Graeme sie erkennen würde, wenn sie in dieser Verkleidung auf den Maskenball ginge. Schließlich hatte Valerie gesagt, dass sie sich in den letzten fünf Jahren sehr verändert hätte. Und die Maske würde ihre Gesichtszüge verbergen. Außerdem würde Graeme wahrscheinlich überhaupt nicht auf dem Maskenball erscheinen, mit dem heute Abend das Fantreffen eröffnet werden sollte. Zumindest war er nicht angekündigt worden.

Vielleicht sollte sie es wagen … Sie nahm eine kleine Flasche Weißwein aus der Minibar, um sich ein bisschen Mut anzutrinken. Dann zog sie schnell ihre Kleider aus und das Kostüm an. Die silberne Kette mit dem Medaillon nahm sie ab und legte sie auf den Nachttisch. Anschließend streifte sie die Armreifen über ihre Oberarme und legte die goldene Sklavenhalskette um, deren Ende ihr bis zwischen die Brüste reichte. Einen Moment lang starrte sie sprachlos in den Spiegel. Sie konnte kaum glauben, dass sie es war, die sie sah. Sie sah aus, als wäre sie dafür geschaffen, einem Mann Lust und Vergnügen zu bereiten. Das Bikinitop war fast zu klein für ihre vollen Brüste, und der Tanga wurde an den Seiten lediglich mit goldenen Schleifen zusammengehalten.

Lara drehte sich zur Seite, begutachtete ihr Profil und zog kurz den Bauch ein. Sie wog nicht zu viel. Allerdings war ihr Bauch nicht ganz flach. Doch ihr Spiegelbild zeigte keine mollige, sondern eine Frau mit sinnlichen Kurven und Rundungen. Ihre Brüste wirkten prall und sexy. Sie sah begehrenswert und erotisch aus. Mit diesen Worten hätte sie sich vorher nie beschrieben. Aber zweifellos trafen sie jetzt zu. Ein Prickeln überlief sie. Allein der Gedanke, in so einem aufreizenden Outfit in der Öffentlichkeit zu erscheinen, ließ sie erröten und an ihre erotischen Geschichten denken. Wie würde wohl der intergalaktische Outlaw Kip Corrigan reagieren, wenn er sie so sehen würde?

Sofort ging die Fantasie mit ihr durch, und sie stellte sich vor, wie Kip sie mit Blicken verschlingen würde. Dann würde er sie langsam und genüsslich Stück für Stück ausziehen. Bis auf die klobige Sklavenkette um den Hals, mit der er sie an Ort und Stelle festhielte, während er ihre empfindsamen Brüste schmeckte. Lara wurde es heiß. Sie realisierte, dass sie mit den Händen über den Ansatz ihrer Brüste strich. Als wenn sie den Kuss eines Liebhabers erwartete, waren ihre Lippen leicht geöffnet und feucht. Sie machte die Augen zu, stellte sich vor, dass nicht der fiktive Kip, sondern Graeme diese Sachen mit ihr machte, und rang nach Atem.

In ihrer Vorstellung strich er über ihre erhitzte Haut, während er ihr detailliert zuflüsterte, was er mit ihr tun würde. Dann liebkoste und schmeckte er ihre Brustspitze. Und wenn sie vielleicht dagegen protestierte, würde er leicht an ihrer Sklavenkette ziehen, um sie in Schach zu halten. In der Zwischenzeit würde er die andere Hand über ihren Bauch und zwischen ihre Oberschenkel gleiten lassen, um sie dort zu streicheln.

Lara schlug die Augen auf und starrte in den Spiegel. So heiß war ihr nicht mehr gewesen, seit sie vor fünf Jahren das letzte Mal mit Graeme geschlafen hatte. Ihr Atem ging schneller, und das Blut pulsierte in ihren Adern. Sie stöhnte bestürzt, nahm das Weinfläschchen und trank es in einem Zug leer. Dann wischte sie sich mit bebenden Fingern über den Mund. Sie atmete tief durch, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Was würde Graeme denken, wenn er sie jetzt sehen könnte? Mit dem schüchternen Teenager, der sie bei der ersten Begegnung gewesen war, hatte sie keinerlei Ähnlichkeit mehr. Sie erkannte sich selbst kaum wieder.

Sie konnte das tun. Sie konnte die starke und selbstsichere Frau werden, die Valerie beschrieben hatte. Erneut sagte sie sich, dass sie mit der Vergangenheit abschließen würde. Sie hatte einen Job und einen tollen Mann, dem sie etwas bedeutete. Sie konnte und würde sich nicht durch den Glauben davon abhalten lassen, dass zwischen ihr und Graeme noch irgendetwas war. Sie waren sich in jeder Hinsicht fremd. Während Millionen von Frauen buchstäblich alles tun würden, um Graeme zu heiraten, wusste Lara, dass sie zum ersten Mal seit fünf Jahren klug handelte, wenn sie sich von ihm scheiden ließe.

Der Maskenball war bereits in vollem Gang, als Lara den Ballsaal betrat. Von einem Kellner am Eingang nahm sie einen Martini mit einem Schuss Granatapfelsaft entgegen und trank einen großen Schluck. Das Licht war gedämpft, und auf einer Seite des Saals spielte eine Band. An der Wand gegenüber waren in regelmäßigen Intervallen riesige Filmleinwände angebracht, auf denen endlos Videoclips mit Szenen aus „Galaxy’s End“ gezeigt wurden. Egal, wohin man schaute, überall war Graeme Hamilton in seiner Rolle als Kip Corrigan präsent.

Einen Moment lang starrte Lara völlig gebannt auf die bunten Videobilder. Würde sie sich je daran gewöhnen, sein Gesicht zu sehen? Würde jemals der Tag kommen, bei der ihr bei seinem Anblick nicht das Herz stehen bliebe? Ihr Leben wäre dann so viel einfacher. Sie stöhnte und trank ihr Glas aus.

Hinter den gedeckten und mit Kerzen und Blumen geschmückten Tischen war ein Buffet aufgebaut. Auf der Tanzfläche vor der Bühne vergnügten sich Paare, die so perfekt kopierte Kostüme aus „Galaxy’s End“ trugen, dass Lara kurz unbehaglich zumute wurde. Wie sehr würde sie mit ihrem äußerst knappen „Krieg-der-Sterne“-Outfit auffallen? Die Blicke der Männer zog sie jedenfalls auf sich.

Sie zwang sich, zum Buffet zu gehen, und hielt dann mit dem Teller in der Hand Ausschau nach einem Sitzplatz. Schließlich entdeckte sie einen freien Stuhl am Tisch direkt rechts neben der Tanzfläche. Die sechs kostümierten Frauen, die etwa Mitte Fünfzig sein mussten, lächelten sie an. Aber Lara entging nicht, wie genau die Damen sie in Augenschein nahmen. Sie hielt einen Kellner an und nahm sich einen zweiten Martini vom Tablett, weil sie das Gefühl hatte, sich noch ein bisschen Mut antrinken zu müssen. Doch sie spürte die Wirkung des ersten Martinis schon jetzt.

Die Frau rechts neben ihr zwinkerte ihr zu. „Na, das nenne ich ein Kostüm!“

Lara errötete hinter der Maske. Sie war nicht sicher, ob die Frau aufrichtig oder sarkastisch gewesen war. Vielleicht hätte sie sich lieber an einen Tisch mit sechs Männern setzen sollen. „Danke. Es ist allerdings nicht das Kostüm, das ich bestellt hatte. Aber als ich es bekommen habe, war es schon zu spät, noch etwas anderes zu besorgen.“

Die Frau auf ihrer anderen Seite tätschelte ihren Arm. „Machen Sie sich keine Gedanken. Wenn ich Ihre Figur hätte, würde ich auch dieses Kostüm tragen. Und diese Maske ist sagenhaft.“

Sie lächelte die Frau dankbar an. „Nehmen Sie zum ersten Mal am „Galaxy’s-End“-Fantreffen teil?“

„Aber nein, wir waren letztes Jahr schon hier. Wir sind seit dem ersten Tag Fans von Graeme Hamilton.“ Sie zeigte auf die anderen Frauen am Tisch. „Wir nennen uns die Hamilton Hussies und haben Graemes Fanklub praktisch gestartet. Vielleicht haben Sie von uns gehört?“

Tatsächlich war Lara eine regelmäßige Besucherin der Fanseite im Internet. Sie hatte unzählige erotische Geschichten über Kip Corrigan auf diese Webseite gestellt. Aber das würde sie den Frauen nicht erzählen. Denn die meisten ihrer Geschichten basierten bis hin zu den Dialogen auf den Erfahrungen, die sie mit Graeme gemacht hatte. Darin konnte sie jeden Moment des Sommers wieder lebendig werden lassen, in dem sie sich in ihn verliebt hatte, und jede Sekunde in dem schottischen Gasthaus, wo er sie mit seinem Liebesspiel völlig verrückt gemacht hatte. Sie fragte sich, wie er wohl reagierte, wenn er ihre erotischen Geschichten lesen und erkennen würde, dass er die Hauptrolle darin spielte. „Dann sind Sie also ein großer Fan von Graeme Hamilton?“, fragte sie die Frau, statt ihr zu antworten.

„Sind wir das nicht alle?“, fragte die Frau links neben ihr aufgeregt. „Ich habe mich in ihn verknallt, als ich ihn zum ersten Mal in der Pilotsendung gesehen habe. Ich meine, wie könnte irgendeine Frau sich nicht Hals über Kopf in ihn verlieben, nicht wahr?“

Lara vermied es zu antworten und trank noch einen Schluck Martini. Wahrscheinlich würden die Frauen jeden Moment anfangen, von seinen körperlichen Vorzügen zu schwärmen und über sein Liebesleben zu spekulieren.

Die andere Frau lächelte sie übermütig an. „Wann haben Sie denn zum ersten Mal realisiert, dass sie völlig hingerissen von Graeme Hamilton sind?“

Sie sah in die erwartungsvollen Gesichter der Frauen. Wie würden sie reagieren, wenn sie ihnen erzählte, dass sie Graeme schon gekannt hatte, bevor er ein begehrter TV-Star geworden war? Dass sie sich als Siebzehnjährige auf den ersten Blick in ihn verliebt und ihm vorgemacht hatte, sie wäre schon einundzwanzig? Er war dreiundzwanzig Jahre alt gewesen, und sie hatte instinktiv gewusst, dass er sonst nichts mit ihr angefangen hätte. Dann, als ihre Beziehung ernster geworden war, hatte sie ihm aus Angst, ihn zu verlieren, immer noch nicht die Wahrheit gesagt. Erst nachdem sie ausgerissen waren, hatte Graeme von ihren Lügen erfahren. Denn ihr Vater hatte sie ziemlich schnell in dem schottischen Gasthaus aufgespürt, wo sie ihre Hochzeitsnacht verbracht hatten, und ihm in deutlichen Worten gesagt, was er gerade mit einer Minderjährigen getan hatte.

Die Frauen würden ihr niemals glauben, wenn sie ihnen erzählte, dass sie mit Graeme zwei Tage und Nächte in einem Zimmer verbracht und jeden Zentimeter seines Körpers gespürt, geküsst und geschmeckt hatte. Selbst ihr kam dieser längst vergangene Sommer manchmal nur wie ein Traum vor. „Ich war schon vor ‚Galaxy’s End‘ ein Fan von Graeme Hamilton“, antwortete sie schließlich.

„Nun, willkommen im Klub“, meinte die Frau.

In diesem Moment verstummte die Band. Ein Scheinwerfer erleuchtete die Bühne, und eine Frau ging ans Mikrofon. „Guten Abend und willkommen zum Fantreffen von ‚Galaxy’s End‘. Wir wollen heute nicht nur diese fabelhafte Serie feiern – sondern insbesondere den großartigen Schauspieler, für den – und darauf wette ich – jede von uns schwärmt.“

Die Leute applaudierten und lachten. „Wir wollen Graeme!“, rief jemand.

Die Moderatorin lachte. „Nur Geduld, meine Damen. Zuerst einmal möchte ich Sie auf eine Änderung im Programmablauf aufmerksam machen. Eigentlich wollte jetzt der Direktor Finn McDougall ein paar Worte zu Ihnen sagen. Leider hat sein Flug Verspätung, sodass wir diesen Programmpunkt auf morgen früh verschieben müssen.“ Die Frau lächelte geheimnisvoll. „Damit Sie nicht allzu enttäuscht sind, kommt jetzt jedoch ein anderer Gast. Meine Damen und Herren, ein herzliches Willkommen für … Graeme Hamilton!“

Eine Sekunde lang herrschte atemlose Stille. Dann setzte ohrenbetäubender Applaus ein, und Graeme betrat die Bühne. Er trug das typische Kip-Corrigan-Outfit – eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd. Die Band spielte den Titelsong der Serie an, und er machte ein paar Tanzschritte, bevor er zum Mikrofon ging. Nachdem er vor der Band salutiert und die Moderatorin links und rechts auf die Wange geküsst hatte, winkte er dem Publikum unten im Saal zu.

Lara saß nur etwa sieben Meter von der Bühne entfernt und konnte sehen, dass er unbefangen lächelte und mit seinen blaugrünen Augen die Menschenmenge überflog. Sie war wie gelähmt, und ihr Herz schien einen Schlag lang auszusetzen. Natürlich hatte sie gewusst, dass es sie alles andere als kalt lassen würde, wenn sie Graeme schließlich wiedersehen würde. Aber selbst in ihren wildesten Fantasien hatte sie sich nicht vorstellen können, dass sie tatsächlich völlig die Fassung verlieren würde.

Er sagte etwas ins Mikrofon. Aber sie konnte außer dem Rauschen des Blutes in ihren Ohren nichts hören. Von ihrem Platz aus sah sie, dass sein Gesicht während der vergangenen fünf Jahre markanter geworden war, was ihn noch attraktiver machte. Nur verschwommen nahm sie wahr, dass die Frauen aufstanden und sich nach vorn zur Bühne drängelten.

Sie schien unter der Maske zu ersticken, und ihr wurde einen Moment lang schwarz vor Augen. Plötzlich hatte sie das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Sie hatte zu viel Alkohol auf einmal getrunken. Mit einer gemurmelten Entschuldigung stand sie mühsam auf, um den Ballsaal fluchtartig zu verlassen. Doch sie bemerkte nicht, dass sich das Tischtuch an ihrem Outfit verfangen hatte. Als sie sich umdrehte und losging, krachten Teller und Gläser wie in Zeitlupe auf den Boden. Die Frauen, die mit ihr am Tisch gesessen hatten, schrien überrascht auf und stießen ihre Stühle um, als sie das Weite suchten.

Dann herrschte einen Moment lang völlige Stille. Jeder im Ballsaal schien sich nach Lara umzudrehen. Entsetzt starrte sie hinauf zur Bühne, wo Graeme stand und sie anschaute. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke. Erneut wurde sie von einer kurzen, heftigen Hitzewelle erfasst, bevor ihr der kalte Schweiß ausbrach. Sie flüchtete zum nächsten Ausgang, der zu einem Korridor für das Servicepersonal führte, und eilte zum Aufzug an dessen Ende.

Ein Kellner konnte ihr gerade noch ausweichen, als sie verzweifelt auf den Knopf drückte, um die Aufzugtüren zu öffnen. „Vorsicht, Prinzessin Leia. Das ist ein privater Aufzug für das Personal.“ Er schnappte nach Luft. „Zum Teufel, was ist denn hier los?“

Sie folgte seinem Blick zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war, und wurde vor Panik fast ohnmächtig. Graeme Hamilton rannte auf sie zu. Ihm auf den Fersen war eine Horde von Frauen, die begehrlich die Arme nach ihm ausstreckten und seinen Namen schrien. Die Türen des Aufzugs gingen auf, und Lara stürmte in die Kabine. Sie rang nach Luft, während sie die Knöpfe drückte, und beobachtete mit zunehmender Angst, dass sowohl Graeme als auch seine Verfolgerinnen schnell näher kamen. „Bitte, bitte, bitte“, flüsterte sie. Aber sie konnte nicht sagen, ob sie flehte, dass Graeme den Aufzug rechtzeitig erreichen würde, oder dass er ihn verpasste.

Die Türen begannen sich automatisch zu schließen. Doch gerade als sie sich unglaublich erleichtert gegen die Wand lehnte, streckte jemand die Hand dazwischen, sodass die Türen wieder aufgingen.

Graeme zwängte sich in die Kabine. Er stellte sich schützend vor den Eingang und hielt den Knopf so lange gedrückt, bis sich die Türen gerade noch rechtzeitig wieder schlossen, bevor sich die Frauen auf ihn stürzen konnten. „Meine Güte“, murrte er.

Als Lara seine Stimme hörte, fühlte sie sich fünf Jahre zurückversetzt. Sie konnte sich nicht an ihm sattsehen. Er war größer, als sie ihn in Erinnerung hatte. Sie ballte die Hände hinter ihrem Rücken, um sich davon abzuhalten, ihn zu berühren, und wagte kaum zu atmen. Mit sehr viel Glück würde er sie wegen der schlechten Beleuchtung und ihrer Maske nicht erkennen. Sie wusste jedoch, dass die Chance äußerst gering war. Aber wenn sie den Kopf gesenkt hielt, würde er vielleicht nicht realisieren, wer sie war, und denken, dass sie nur ihre Rolle der unterwürfigen Sklavin spielte. Ihr Herz raste, und ihre Hände waren feucht vom Schweiß.

Sie hatte Graeme treffen wollen – aber nicht auf diese Weise und in dieser Verfassung. Und besonders nicht in dieser Aufmachung. Sie hatte ihr bestes Businesskostüm anziehen und ihm selbstsicher und emotional distanziert entgegentreten wollen, um ihm zu zeigen, dass sie erwachsen geworden und über ihn hinweg war.

Er wandte sich von der Tür ab und lehnte sich lässig an die gegenüberliegende Wand. „Das war knapp. Besonders da die Nutzlast des Aufzugs fünfhundert Kilo nicht übersteigt.“

Langsam hob Lara den Blick, schaute ihm in die Augen, und stand unter Schock – genau wie beim ersten Mal, als sie ihn gesehen hatte. Sie nahm nicht mehr wahr, dass sie in der kleinen Aufzugkabine waren. Es war ihr egal, dass sie fast nichts anhatte. Für sie gab es nur noch Graeme, der so unglaublich sexy und männlich war, dass ihr Gehirn auszusetzen schien. Statt etwas Kluges zu erwidern, stotterte sie: „Hm?“

Er lächelte nicht, sondern betrachtete sie weiterhin aufmerksam. „Ich hasse es, derjenige zu sein, der Ihnen die Nachricht überbringen muss, Prinzessin. Aber das ‚Krieg-der-Sterne‘-Fantreffen findet erst in zwei Monaten statt.“

Sie geriet in Bedrängnis. Bildete sie sich das nur ein, oder hatte er das Wort Prinzessin betont? Prinzessin war damals sein Kosename für sie gewesen. Sie war sich so sicher gewesen, dass er sie im Ballsaal erkannt hatte und ihr deshalb gefolgt war. Sie hatte Vorwürfe und eine bittere Auseinandersetzung erwartet. Doch Graeme sah sie ohne eine Spur von Wut, Schock oder Vorwürfen an. Vielmehr glitzerten seine Augen vor Lust. Laras Panik ließ etwas nach, und sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. So unmöglich das auch schien – Graeme Hamilton hatte keine Ahnung, wer sie war.

Mühsam wandte sie den Blick ab. Ein Teil von ihr wusste, dass sie verletzt sein sollte, dass er sie nicht wiedererkannte. Aber andererseits freute es sie, dass er sie noch immer begehrenswert fand. Schließlich hatte sie sich in den letzten fünf Jahren verändert. Ihre Figur war viel weiblicher geworden. In Kombination mit der Maske und dem Kostüm war es kein Wunder, dass er nicht wusste, wer sie war. Dieser Gedanke ermutigte sie, und das Verlangen in seinen Augen wirkte wie ein Aphrodisiakum auf sie. Ihr wurde heiß.

Anscheinend änderten sich manche Dinge nie. Graeme konnte sie noch immer mit nur einem einzigen Blick auf Touren bringen. Vor zwei Minuten hatte sie noch unbedingt vor ihm fliehen wollen. Und jetzt konnte sie an nichts anderes mehr denken, als daran, ihm näher zu kommen. Noch vor weniger als einer Stunde hatte sie vor dem Spiegel gestanden und sich vorgestellt, wie Graeme reagierte, wenn er sie in dieser Aufmachung sehen würde. Jetzt fragte Lara sich, wie er wohl reagierte, wenn sie ihm andeutete, dass sie willig wäre, die Rolle der Sklavin zu spielen, die ihrem Herrn und Meister Vergnügen bereitete.

Morgen würde sie ihr konservatives Businesskostüm anziehen, sich mit den Dokumenten in ihrer Aktentasche bewaffnen und fordern, dass er die Scheidungspapiere unterzeichnete. Sie würde ihm alles Gute auf seinem weiteren Lebensweg wünschen und dann weggehen. Doch heute wollte sie ihre verführerische Seite ausleben. Niemand – nicht einmal Graeme – würde je davon erfahren. Das verlieh ihr Sicherheit. Sie wollte – nein, sie musste – wissen, ob der Sex mit ihm so gut war, wie sie ihn in Erinnerung hatte, oder ob im Lauf der Jahre schlichtweg die Fantasie mit ihr durchgegangen war.

Sie machte sich keine Illusionen, dass sie ihre Jugendliebe wieder zurückerobern könnte. Vielmehr würde sie dann endlich in der Lage sein, endgültig einen Strich unter die Vergangenheit zu ziehen. Sie war damals so jung und so leicht zu beeindrucken gewesen. Zwar hatte sie in der Zwischenzeit nicht viel praktische Erfahrung gesammelt. Aber sie hatte sehr viel über Sex gelesen und geschrieben. Ihre Fangeschichten, in denen Kip Corrigan der ultimative Liebhaber war, basierten einzig auf den zwei Nächten, die sie mit Graeme verbracht hatte. Aber niemand konnte so gut sein, oder?

2. KAPITEL

Graeme war wie vom Schlag getroffen. In den letzten fünf Jahren hatte er sich diese Begegnung in allen möglichen Szenarien ausgemalt – öfter, als er sich eingestehen wollte. Seine Fantasien hatten immer damit geendet, dass Lara in seinem Bett gelandet war und ihm versprochen hatte, ihn nie wieder zu verlassen. Aber jetzt, da sie tatsächlich vor ihm stand, hatte er keine Ahnung, was er sagen sollte. Also holte er tief Luft und drehte sich ihr zu. Doch der erotische Anblick, den sie bot, war so überwältigend, dass er nur eine bescheuerte Bemerkung über die Nutzlast des Aufzugs über die Lippen brachte.

Denn selbst in seinen wildesten Fantasien hatte er sich Lara nicht als die Frau vorgestellt, die ihn jetzt anstarrte. Nur für einen Augenblick schwand sein Selbstvertrauen, und er fragte sich, ob er sich täuschen könnte. Schließlich hatte er sie lange Zeit nicht gesehen. Und in diesem Sommer vor fünf Jahren war sie süß, konservativ und schüchtern gewesen.

Einen Moment lang ballte Graeme bei der Erinnerung daran frustriert die Hände. Er hatte gerade die Schauspielschule abgeschlossen und verzweifelt versucht, sich in der Londoner Theaterszene einen Namen zu machen. Sein schottischer Akzent und seine athletische Figur hatten ihm jedoch dabei im Weg gestanden. Also hatte er notgedrungen bei Amateurproduktionen in zweitklassigen Theatern mitgespielt. Er hatte in „Blood Brothers“ in einem fast leeren Theater auf der Bühne gespielt, als sie hereingekommen war und sich in die letzte Reihe gesetzt hatte. Dann war sie jeden Tag wiedergekommen. Bis zur letzten Aufführung, bei der sie dann in der ersten Reihe gesessen hatte.

Nach Ende dieser Vorstellung war er nach draußen gerannt, um sie abzufangen. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte er realisiert, dass Lara etwas Besonderes war. Aber in weniger als einer Woche, in der sie nachmittags zusammen Tee getrunken und die Stadt erkundet hatten, hatte er sich total und unwiderruflich in sie verliebt. Er hatte nie verstanden, was sie eigentlich in ihm gesehen hatte. Aber er hatte sie mehr gewollt als jemals irgendeine andere junge Frau zuvor. Sein Fehler war gewesen, dass er ihr all die Lügen geglaubt hatte: Dass sie eine einundzwanzigjährige Collegestudentin wäre, die einen Sommer im Ausland verbrachte. Dass sie vor dem Gesetz alt genug wäre, um zu heiraten. Dass sie ihn liebte.

Vorhin hatte er kaum die Bühne betreten, als eine Frau in einem aufsehenerregenden Prinzessin-Leia-Kostüm ganz in der Nähe von einem Tisch aufgestanden war und dabei das Tischtuch mitsamt dem Geschirr vom Tisch gezerrt hatte. Dann hatten sich ihre Blicke getroffen, und er war völlig geschockt gewesen. Die goldene Maske verbarg zwar ihre Gesichtszüge. Aber diese Augen würde er überall wiedererkennen. Als sie weggelaufen war, hatte er sie noch aufhalten wollen. Aber er war sofort von einer Horde weiblicher Fans umgeben gewesen. Erst als ihm sein PR-Agent und die Sicherheitsleute den Weg frei gemacht hatten, konnte er ihr durch die Seitentür folgen, wo Prinzessin Leia verzweifelt versuchte, in einen Aufzug zu kommen.

Als Graeme sie dann in dem Korridor gesehen hatte, wusste er, dass er recht gehabt hatte. Die Frau war Lara. Ihre rotblonde lange Mähne hatte sie am Hinterkopf zu einem Zopf geflochten. In den letzten fünf Jahren war er nie einer anderen Person begegnet, deren Haare diesen einzigartigen Kupferton hatten. Mit großer Anstrengung hatte er es gerade noch geschafft, zu ihr in den Aufzug zu gelangen. Er hatte den Schrecken in ihren saphirblauen Augen registriert, bevor er ihr den Rücken zugedreht hatte, um sich unter Kontrolle zu bekommen.

So unmöglich es schien: Lara war hier. Und offensichtlich war sie nicht erfreut darüber, dass er ihr gefolgt war. Sie starrte ihn an, als wenn sie ihn nicht kennen würde. Als wenn er nicht jeden Zentimeter ihres verführerischen Körpers mit seinen Händen und seinem Mund erforscht hätte. Sie begrüßte ihn nicht. Sie lächelte ihn nur kurz und distanziert an, bevor sie ihre Aufmerksamkeit den blinkenden Zahlen über der Tür widmete, als wenn sie nicht wüsste, wer er war. Diese Reaktion hatte er nun wirklich nicht erwartet. Denn selbst wenn sie den Mann nicht wiedererkennen würde, den sie einmal geheiratet hatte, war er Graeme Hamilton. Und sie nahm an dem Treffen seines Fanklubs teil.

Doch dann ging ihm ein Licht auf. Lara hoffte, dass er sie nicht wiedererkennen würde. Sie wollte es nicht. Aber dachte sie wirklich, dass die Maske reichen würde, um ihn zu täuschen? Er würde sie überall wiedererkennen. Selbst jetzt machte ihr frischer und doch exotischer Duft ihn genauso verrückt wie schon vor fünf Jahren. Sogar mit verbundenen Augen würde er sie erkennen. Erinnerungen stiegen in ihm auf. Er hatte ihre ausgebreiteten rotblonden Haare auf dem Kopfkissen vor Augen. Ihre rosigen, aufgerichteten Brustwarzen. Ihre saphirblauen Augen, in denen sich ihre Lust widerspiegelte, als sie die Beine um ihn schlang, damit er tiefer zu ihr kommen würde … Verdammt.

Welches Spiel, zum Teufel, trieb sie mit ihm? Bei der Erinnerung an die zwei Nächte, die sie miteinander verbracht hatten, wurde ihm noch immer heiß. Dennoch war sie achtundvierzig Stunden nach der Hochzeit aus seinem Leben verschwunden. Aber der Albtraum war damit nicht zu Ende gewesen. Am Tag danach, als Graeme in sein winziges Apartment in London zurückgekehrt war, hatte Brent Whitfield ihm in Begleitung eines Anwalts und zwei Regierungsvertretern einen Besuch abgestattet.

Zu erfahren, dass ihr Vater der Botschafter der USA in London war, war ein Schock gewesen. Brent Whitfield stammte aus einer Familie, die über großen politischen Einfluss verfügte und sehr wohlhabend war. Aber Graeme hatte nie geglaubt, dass Macht oder Geld einen Menschen besser machte als den anderen. Er konnte zwar nachvollziehen, dass Brent seine Tochter hatte beschützten wollen. Aber dass ihr Vater ihm damit gedroht hatte, ihn wegen Vergewaltigung Minderjähriger hinter Gitter zu bringen, war unverzeihlich gewesen.

Graeme hatte die schottischen Gesetze allerdings gut genug gekannt, um zu wissen, dass seine Heirat mit Lara legal war. Sich zu weigern, die Papiere zu unterschreiben, mit denen die Ehe annulliert werden sollte, hatte ihm ein Gefühl der grimmigen Genugtuung verschafft. An diesem Tag hatte er ihrem Vater ein Versprechen gegeben: Falls Lara sich eines Tages scheiden lassen wollte, würde sie ihm das ins Gesicht sagen müssen. Dann würde er kein Problem damit haben, sie gehen zu lassen. Aber sie hatte bis jetzt nicht den Mumm dazu gehabt.

Während der letzten fünf Jahre hatte er zweimal fast selbst die Scheidung in die Wege leiten wollen, um mit der Vergangenheit abschließen zu können. Aber beide Male hatte er gekniffen. Lara hatte dann tatsächlich das College besucht, und er hatte ihr Studium nicht unterbrechen wollen. Und wenn er ehrlich war, hatte er die Scheidung auch deshalb nicht vorangetrieben, weil sie mit keinem anderen Mann eine ernste Beziehung eingehen konnte, solange sie mit ihm verheiratet war. Jetzt war sie hier und sah umwerfend erotisch aus – wie ein Traum. Und Graeme wusste, dass es für ihr plötzliches Auftauchen nur einen Grund gab. Sie wollte die Scheidung. Wahrscheinlich um den Mann zu heiraten, mit dem sie den Gerüchten nach ein Liebesverhältnis hatte.

Während der letzten fünf Jahre über ihre Aktivitäten auf dem Laufenden zu bleiben, war sehr einfach für ihn gewesen. Durch das Internet mit sozialen Netzwerken wie Facebook und MySpace in Kombination mit ihrem bekannten Familiennamen hatte er keine Probleme gehabt, Informationen über sie, ihr Theaterprogramm oder die Tatsache zu finden, dass sie sich mit einem ihrer Mitarbeiter im Theater verabredete. Bei dem Gedanken, dass Lara mit einem anderen Mann zusammen war, wurde ihm die Brust eng. Er hatte gewusst, dass sie schließlich die Scheidung verlangen würde. Eine Frau wie Lara war nicht dafür gemacht, allein zu bleiben. Sie würde wieder heiraten und Kinder haben wollen. Aber er war nicht auf die Gefühle vorbereitet gewesen, die eine Konfrontation mit ihr in ihm auslösen würde.

Graeme rief sich noch einmal in Erinnerung, dass er über sie hinweg war. Verdammt, er hatte ja schon selbst geplant, diese Farce zu beenden, weil er nicht riskieren wollte, dass die Paparazzi Wind von seiner Ehe bekommen und die Neuigkeit ausschlachten würden. Darunter würde Lara am meisten leiden. Zudem war ihm eine Rolle in einem Kinofilm angeboten worden. Wegen der Dreharbeiten würde er die nächsten achtzehn Monate in Neuseeland verbringen müssen. Dieses Projekt stellte für ihn einen bedeutenden Karrieresprung dar. Und er hoffte, dass damit auch sein persönliches Leben eine bedeutsame Wende nehmen würde.

Er musste weg aus Hollywood. Weg von den Fotografen und sensationslüsternen Reportern. Jeden Tag las er in irgendeiner Zeitung irgendeinen frei erfundenen Artikel über seine angeblichen Affären oder seine vermeintliche Alkohol- oder Drogenabhängigkeit. Ständig lauerten ihm Paparazzi auf. Und wenn er nur etwas essen ging, liefen ihm auf der Straße kichernde Frauen nach, die alles taten, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.

Nur Lara stand auf der anderen Seite der Aufzugkabine und schien sowohl von ihm als auch von seinem Ruhm unbeeindruckt zu sein. Sie tat so, als wäre er Luft für sie. Nun, gut. Wenn sie inkognito bleiben wollte, würde er diese Illusion nicht zerstören und ihr Spiel perfekt mitspielen. Nicht ohne Grund war er einer der Top-Schauspieler Hollywoods. Er lächelte sie an und senkte die Stimme. „Ich hasse es, derjenige zu sein, der Ihnen die Nachricht überbringen muss, Prinzessin. Aber das ‚Krieg-der-Sterne‘-Fantreffen findet erst in zwei Monaten statt.“

Sie wandte sich ihm langsam zu und sah ihn bestürzt an. Nur eine Sekunde lang war er sicher, dass sie sich ihm zu erkennen geben und endlich, nach fünf langen Jahren, mit ihm darüber reden würde, was damals geschehen war. Stattdessen lehnte sie sich mit einer Schulter an die Wand und neigte den Kopf zur Seite. In diesem Moment wusste er, dass sie die Charade fortsetzen würde. Unverschämt langsam musterte sie jeden Zentimeter seines Körpers. Graeme musste sich zwingen, ebenso amüsiert wie interessiert zu wirken, während das Blut in seinen Adern rauschte. „Vielleicht halte ich überhaupt nicht danach Ausschau“, sagte Lara schließlich.

Doch ihm entging nicht, dass sie verstohlen mit den Handflächen über den Stoff ihres Tangas fuhr. Offensichtlich war sie nervös. Das machte ihm ein bisschen Mut. „Und wonach halten Sie dann Ausschau?“

„Vielleicht nach einem Mann, der mein Herr und Meister ist“, antwortete sie lasziv.

Sein Körper reagierte sofort darauf, selbst als er noch mit dem Verstand zu begreifen versuchte, dass Lara – seine süße, unschuldige Lara – ihm tatsächlich ein eindeutiges Angebot machte. Graeme betrachtete sie voller Begehren. Das befangene, konservative Mädchen, das er gekannt hatte, war verschwunden. An seine Stelle war eine sehr weibliche Frau getreten, deren Rundungen und Kurven ihm völlig den Atem raubten. Ihre Brüste waren voller geworden. Und die seidige Haut über dem Bikinitop zog ihn derart in den Bann, dass er es zu gern heruntergezogen und ihre perfekten Brüste darunter berührt hätte. Ihre Taille war schmal, und er nahm die feminine Wölbung ihres Bauches über dem Tanga wahr.

Graeme wurde von einem fast überwältigenden Drang erfasst, auf die Knie zu gehen, ihren Bauchnabel zu küssen und mit den Händen über ihren Po zu streichen. Die Alarmglocken in seinem Kopf ignorierte er – wie immer, wenn es um Lara ging. In Bezug auf sie war er noch nie in der Lage gewesen, seinen Verstand einzuschalten. Wann immer er ihr nah war, konnte er an nichts anderes mehr denken, als sie zu küssen und in ihr zu sein. Sie hatte einen angeborenen Leibreiz, den selbst das offenkundig sexy Kostüm nicht verbergen konnte. Er wusste, dass er gefährliches Terrain betrat, als er auf den Knopf drückte, um den Aufzug zwischen der einunddreißigsten und zweiunddreißigsten Etage anzuhalten. Lara protestierte nicht.

Er ging zu ihr und blieb direkt vor ihr stehen. Sein Herz schlug schneller. Er musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um sie nicht zu schütteln und danach zu fragen, welches Spiel sie spielte. Doch er behielt die Fassung, ließ den Blick über ihre Maske wandern und schaute dann auf ihren sinnlichen Mund mit der etwas volleren Oberlippe, der ihn schon immer verrückt gemacht hatte.

Mit den Händen stützte Graeme sich rechts und links neben ihrem Kopf ab. Lara atmete schneller, und ihr Duft stieg ihm zu Kopf. „Klingt verlockend“, murmelte er schließlich. „Obwohl ich Sie warnen sollte. Es ist lange her, seit ich einer Frau begegnet bin, die all meine Wünsche erfüllen konnte.“ Ahnte sie, dass er auf ihre Hochzeitsnacht vor langer Zeit anspielte?

Fast unmerklich wanderte sie mit der Fingerspitze seinen Arm hinauf, dann warf sie ihm einen verführerischen Blick zu. „Nun, das hört sich doch ganz nach einer Herausforderung an.“ Und schon kratzte sie leicht mit dem Finger über seine Brust.

Er schloss die Augen. Es wäre so einfach, sich in ihr zu verlieren und so zu tun, als hätte es die letzten fünf Jahre nie gegeben. Als wenn Lara noch immer ihm gehören würde. Er hatte geglaubt, die Erinnerungen an ihre kurze Beziehung tief in sich vergraben zu haben. Nachdem sie ihn verlassen hatte, hatte er eine schlimme Zeit durchgemacht, in der er sich mit Frauen abgelenkt hatte. Mit schönen Frauen, die neben ihm eine gute Figur gemacht hatten und mehr als glücklich gewesen waren zu tun, was immer er wollte. Aber keine von ihnen hatte ihn je so gereizt oder erregt, wie Lara es in diesem Moment tat. Er schluckte. „Ist es das, was ich für Sie bin? Eine Herausforderung?“

Sie lächelte geheimnisvoll. „Oh ja. Sie könnten sogar die größte Herausforderung meines bisherigen Lebens sein.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zart auf den Mund.

Graeme stöhnte. Er wusste, dass er verloren war. Er konnte das nicht tun … Er konnte nicht zulassen, dass sie ihn zurück in ihre süßen Arme zog – sei es auch nur für eine Nacht. Aber als sie die Hand auf seinen Nacken legte, musste er reuevoll konstatieren, dass sich manche Dinge niemals ändern. Noch immer konnte er ihr nicht widerstehen. Er würde ihr alles geben, was sie wollte. Und im Moment schien sie ihn zu wollen.

Lara wusste nicht, was in sie gefahren war. Aber als Graeme sie nicht erkannt hatte, war sie wie befreit gewesen. Sie war nach Las Vegas gekommen, um ihre Dämonen auszutreiben. Und jetzt wurde ihr klar, dass es nur einen Weg gab, Graeme endlich loszulassen. Sie hatte die letzten Jahre damit verbracht, erotische Geschichten über den tollen Liebhaber Kip Corrigan zu schreiben. Dadurch hatte sie viel zu lange in einer selbst erschaffenen Fantasiewelt gelebt. Heute Abend würde sie sich eine Dosis Realität verschreiben. Denn sie hatte ihre Zweifel, dass Graeme so gut war wie die von ihm in „Galaxy’s End“ verkörperte Figur. Sie durfte sich nur nicht von der Vergangenheit einholen lassen und sich vormachen, dass er sie noch immer liebte. Das hier hatte nichts mit Liebe zu tun.

In dem Moment, als er zu ihr in den Aufzug gekommen war, hatte Lara realisiert, dass sie ihn noch genauso begehrte wie vor fünf Jahren. Und in ihrem Kostüm kam sie sich so sexy und verrucht vor wie noch nie zuvor. Selbst in der Hochzeitsnacht, in der sie Dinge getan hatte, von denen sie zuvor nur geträumt hatte, war sie ein bisschen befangen gewesen. Als Prinzessin Leia fühlte sie sich jedoch unwiderstehlich und glaubte, alles tun zu können – selbst Graeme Hamilton zu verführen. Seine aufreizenden Worte gingen ihr durch den Kopf … Es ist lange her, seit ich einer Frau begegnet bin, die all meine Wünsche erfüllen konnte … Zumindest heute Nacht hatte sie vor, ihm jeden seiner Wünsche zu erfüllen. Und sich selbst auch einige.

Lara zog seinen Kopf zu sich herunter und glaubte, sein leises Stöhnen zu hören, als sie mit ihren Lippen über seine strich. Einen Moment lang widerstand er ihr. Doch dann küsste er sie – atemberaubend und heiß. Sie hatte nicht vergessen, wie leidenschaftlich seine Küsse waren. Sie schmiegte sich an ihn und fieberte seinen Berührungen entgegen. Er nahm ihre Hände, hielt sie über ihrem Kopf fest und drängte Lara mit dem Rücken an die Wand. Sein Kuss war so hungrig, dass sie wimmerte und automatisch die Lippen leicht öffnete. Mit seinem Zungenspiel neckte er sie und erforschte ihren Mund, bis ihr vor Vergnügen ganz schwindelig wurde.

Graeme ließ ihre Hände los und strich über ihren Rücken bis zu dem metallischen Stoff ihres Tangas. Was würde er als Nächstes tun? Lara erschauerte, legte die Hände auf seine Schultern und zog ihn enger an sich. Er stöhnte weich, küsste sie noch heißer und legte die Hand zuerst auf ihre Hüfte und dann besitzergreifend auf ihren Po, um sie seine Erregung spüren zu lassen. Zu wissen, dass sie ihn noch immer derart auf Touren bringen konnte, setzte sie völlig unter Strom. Sie wollte nicht daran denken, dass er nicht wusste, wer sie war. Dass es nur um Sex ging. Sex mit Graeme Hamilton zu haben, war im Augenblick genau das Richtige. Sie würde nicht an morgen denken – und definitiv nicht an Christopher.

So nett und liebenswert Christopher auch war – ihm hatte sie noch nie die Kleider vom Leib reißen und seine nackte Haut spüren wollen. Sie waren zwar einige Mal kurz davor gewesen, miteinander zu schlafen. Aber Lara war stets in letzter Sekunde davor zurückgeschreckt. Obwohl sie nicht erklären konnte warum. Jetzt begriff sie es. So gern sie Christopher auch mochte – er hatte ihr niemals das Gefühl vermittelt, vor Lust fast den Verstand zu verlieren und ihn in sich spüren zu müssen.

Lara konzentrierte sich jetzt voll auf das herrliche Gefühl, das Graeme ihr vermittelte, und strich mit der Zunge zu seinem Ohr, dann über die Außenseite der Ohrmuschel, bevor sie an seinem Ohrläppchen knabberte. Zufrieden hörte sie, wie er scharf die Luft einsog. „Lass uns in mein Zimmer gehen.“ Sie biss ihn zart ins Kinn. „Ich kann nicht länger warten.“

„Mein Zimmer ist näher“, entgegnete er rau und nahm eine Karte aus seiner Hosentasche. Während er sie weiterhin im Arm hielt, steckte er die Karte in den Schlitz unter den Knöpfen des Aufzugs, der sie umgehend in die vierzigste Etage brachte. Dort zog Graeme sie in den kleinen, sehr exklusiv ausgestatteten Eingangsbereich zur Penthousesuite des Hotels.

Ein Wachmann stand am anderen Ende in der Nähe eines zweiten Aufzugs. „Guten Abend, Mr. Hamilton. Ich hatte nicht erwartet, dass Sie mit dem Personalaufzug heraufkommen würden.“

„Nun, das Geschehen auf dem Maskenball ist ein wenig außer Kontrolle geraten.“ Er führte Lara zur Zimmertür. „Ich erwarte heute Abend keine Gäste mehr. Also …“ Bedeutungsvoll brach er den Satz ab.