Rosecliff - Band 1: Der Ritter und die zarte Lady - Rexanne Becnel - E-Book
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Rosecliff - Band 1: Der Ritter und die zarte Lady E-Book

Rexanne Becnel

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Beschreibung

Sie wollte ihn besiegen, doch er raubte ihr Herz: »Rosecliff – Der Ritter und die zarte Lady« von Romance-Queen Rexanne Becnel als eBook bei dotbooks. Wales, 1134: Die stolze Lady Josselyn würde alles tun, um ihr Heimatland gegen die englischen Besatzer zu verteidigen – dennoch ist sie entsetzt, einen brutalen Kriegshelden heiraten zu müssen, um so eine machtvolle Allianz gegen ihre Feinde zu schmieden. Doch bevor es dazu kommen kann, wird Josselyn entführt! Ihr Leben lang wurde sie vor der Niedertracht der Engländer gewarnt – nun muss die schöne Waliserin feststellen, dass Rand Fitz Hugh ganz anders ist … und gegen ihren Willen eine Leidenschaft in ihr weckt, von der sie nie zu träumen gewagt hätte. Aber kann sie diese Gefühle zulassen, ohne zur Verräterin zu werden? Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Rosecliff – Der Ritter und die zarte Lady« ist der erste Band der Rosecliff-Saga von der Bestsellerautorin historischer Liebesromane, Rexanne Becnel. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 487

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Über dieses Buch:

Wales, 1134: Die stolze Lady Josselyn würde alles tun, um ihr Heimatland gegen die englischen Besatzer zu verteidigen – dennoch ist sie entsetzt, einen brutalen Kriegshelden heiraten zu müssen, um so eine machtvolle Allianz gegen ihre Feinde zu schmieden. Doch bevor es dazu kommen kann, wird Josselyn entführt! Ihr Leben lang wurde sie vor der Niedertracht der Engländer gewarnt – nun muss die schöne Waliserin feststellen, dass Rand Fitz Hugh ganz anders ist … und gegen ihren Willen eine Leidenschaft in ihr weckt, von der sie nie zu träumen gewagt hätte. Aber kann sie diese Gefühle zulassen, ohne zur Verräterin zu werden?

Über die Autorin:

Rexanne Becnel ist gefeierte Autorin zahlreicher historischer Liebesromane. Während mehrerer Aufenthalte in Deutschland und England in ihrer Jugend begeisterte sie sich so sehr für mittelalterliche Geschichte, dass sie Architektur studierte und sich für den Denkmalschutz mittelalterlicher Gebäude einsetzt. In ihren Bestseller-Romanen haucht sie der Geschichte auf ganz andere Art neues Leben ein. Sie lebt glücklich verheiratet in New Orleans.

Bei dotbooks erscheinen auch:

»Die Sehnsucht des Lords«

»Das Verlangen des Ritters«

»Der Pirat und die Lady«

»Das wilde Herz des Ritters«

»Ein ungezähmter Gentleman«

»In den Armen des Edelmanns«

»Rosecliff – Band 2: Der Ritter und die schöne Rächerin«

»Rosecliff – Band 3: Der Ritter und die stolze Geisel«

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Aktualisierte eBook-Neuausgabe März 2021

Dieses Buch erschien bereits 2017 unter dem Titel »Rosecliff – Die Braut« bei dotbooks.

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 1998 unter dem Originaltitel »The Bride of Rosecliffe« bei St. Martin's Paperbacks, New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 2001 unter dem Titel »Die Braut von Rosecliff« bei Heyne.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1998 by Rexanne Becnel

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2001 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München

Copyright © der aktualisierten Neuausgabe 2021 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Shutterstock/kiuikson, Drew Davies Photography

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ae)

ISBN 978-3-96148-165-1

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Rexanne Becnel

Rosecliff – Der Ritter und die zarte Lady

Roman

Aus dem Amerikanischen von Alexandra von Reinhardt

dotbooks.

Prolog

»Ein zärtlicher Kuss, und dann trennen wir uns«

Robert Burns

London, Oktober 1133

Randulf Fitz Hugh lag nackt auf dem Bett, neben ihm Marianne, die Frau des betagten Grafen von Carland. Sie war genauso nackt wie er, hatte sich aber in eine dicke Biberdecke gehüllt, während er an der kalten Luft fröstelte, die den Schweiß auf seiner Haut trocknete, und während Marianne selig wie ein Kleinkind schlummerte, starrte er mürrisch an die dunkle Balkendecke.

Er hatte sie vorhin ziemlich rau behandelt, doch das war nicht der Grund für seine schlechte Laune. Er war wütend auf den König und hatte diesen Ärger an seiner Geliebten ausgelassen, was natürlich nicht ritterlich war.

Nicht dass sein schlechtes Benehmen Marianne etwas ausgemacht hätte. Sie war im Bett unersättlich. In dieser Hinsicht passten sie gut zusammen, doch heute Nacht hatte er wenig Interesse an den Genüssen gezeigt, die ihr prächtiger Körper zu schenken vermochte. Randulf hatte jetzt wichtigere Dinge im Kopf.

Eine dicke Kerze brannte auf dem dreibeinigen Tisch neben der Tür. Die flackernde Flamme tauchte das Schlafzimmer in schwaches Licht und warf tanzende Schatten an die Wände.

Verdammt! Hatte er nicht jede Schlacht gewonnen, hatte er nicht jeden Feind besiegt, der Heinrichs absoluten Machtansprüchen im Wege stand? Hatte er sich eine Belohnung nicht redlich verdient? Aber der König war ein gerissener alter Fuchs. Heute hatte Rands trunksüchtiger älterer Bruder John dem Herrscher bei Hofe erneut seine Lehnstreue geschworen, und daraufhin war ihm als Erben seines Vaters der offizielle Titel ›Earl of Asdin‹ zugesprochen worden. Erst danach hatte der König seinen scharfen Blick auf Rand gerichtet und dessen Belohnung verkündet: im Namen der Krone wurden dem tapferen Krieger riesige Ländereien in Nordwales übereignet.

Randulf Fitz Hugh war wie vom Donner gerührt gewesen. Nordwales lag zwar noch innerhalb der Grenzen Britanniens, war aber unendlich weit vom Londoner Machtzentrum entfernt. Dort solle er – so fuhr Heinrich fort – an der Mündung des Flusses Gyffin eine mächtige Festung errichten, eine uneinnehmbare Burg auf halbem Wege zwischen Chester und Anglesey, und er solle jegliche walisische Opposition gegenüber der britischen Autorität im Keime ersticken. Mit dieser ehrenvollen Aufgabe könne nur ein besonders starker und vertrauenswürdiger Mann betraut werden, betonte der König.

Vielleicht war etwas Wahres daran, aber Rand wusste auch, dass der Monarch treue Gefolgsleute, die seiner Ansicht nach zu mächtig wurden, gern in Grenzgebiete seines Reichs schickte, wo sie keine Bedrohung mehr darstellten. Gewiss, Rand war jetzt ein Großgrundbesitzer, fast so etwas wie ein kleiner König. Allerdings reizte es ihn überhaupt nicht, in der Wildnis von Wales zu herrschen. Er wurde das Gefühl nicht los, in die Verbannung geschickt zu werden.

Vielleicht sollte er sich geschmeichelt fühlen, dass sein zunehmender Einfluss und Reichtum dem Monarchen Unbehagen bereitete, doch das war ein schwacher Trost. Es nahm viele Jahre in Anspruch, eine Burg zu bauen. Er würde ein alter Mann sein, bevor er nach London zurückkehren konnte.

»Allmächtiger!«, schnaubte Rand und sprang aus dem zerwühlten Bett, viel zu nervös, um still liegen zu können. Er zündete eine zweite Kerze an und goss Wasser aus dem Krug in eine flache Schüssel. Mariannes Mann war verreist, und Rand könnte deshalb die ganze Nacht mit ihr verbringen, wenn er wollte, aber er hatte kein Interesse daran.

Es kann lange dauern, bis du wieder eine so reizvolle Geliebte findest, flüsterte ihm eine innere Stimme zu, während er sich wusch. Du solltest dich mit ihr amüsieren, solang du noch Gelegenheit dazu hast.

Aber er ignorierte diese Stimme. Auch in Wales gab es Frauen, und er hatte gehört, dass sie ihre Körper bereitwilliger zur Verfügung stellten als Engländerinnen. Wieder schnaubte er vor sich hin. Sollten diese Gerüchte der Wahrheit entsprechen, müssten die Waliserinnen eigentlich mit geschürzten Röcken und weit gespreizten Beinen auf den Straßen herumliegen, denn seinen bisherigen Erfahrungen nach schliefen die Frauen an Heinrichs Hof mit jedem Mann, der ihnen Münzen oder Schmuck in Aussicht stellte.

Ihn hatte diese Liederlichkeit freilich nie gestört, ganz im Gegenteil. Er hatte viele adlige Damen mit seinen Liebeskünsten beglückt und auch nie mit Geld geknausert, weil sie seinen politischen Ambitionen förderlich waren, ihm Informationen und wertvolle Einsichten lieferten. An seiner neuen Wirkungsstätte würde er keinen Zugang mehr zu diesen nützlichen – und zugleich vergnüglichen – Informationsquellen haben. Die Reise von London nach Nordwales dauerte mindestens sieben Tage. Er würde fortan sozusagen am Ende der Welt leben.

Wütend warf er den Waschlappen in die Schüssel. Hinter ihm bewegte sich die Frau im Bett, und er wusste, ohne sich umzudrehen, dass sie aufgewacht war.

»Ich bin noch nicht mit dir fertig«, gurrte sie mit jener Stimme, die auf die meisten Männer unwiderstehlich wirkte. »Komm, jetzt bist du an der Reihe, den wilden Reiter zu spielen.«

Rand bedachte sie mit einem leidenschaftslosen Blick. Marianne war eine Schönheit, daran gab es nichts zu rütteln, und sie war fast ein Jahr lang seine Geliebte gewesen – normalerweise waren seine Affären von kürzerer Dauer. Doch sie verfügte eben über hervorragende Beziehungen. Nur hatten diese Beziehungen ihm letzten Endes nichts genützt ...

Könnten sie ihm vielleicht sogar geschadet haben?

Dieser bestürzende Gedanke war Rand nie zuvor gekommen, aber jetzt setzte er sich schlagartig in seinem Gehirn fest. Hatte Mariannes Ehemann den König überredet, ihn nach Wales zu schicken?

Doch warum sollte Carland so etwas tun? Der Graf hatte schließlich selbst eine Geliebte, die matronenhafte Lady Ferriday, angeblich die einzige Dame bei Hofe, die bereit war, den alten Mann wie ein Baby in ihren Armen zu wiegen und an ihren üppigen Brüsten saugen zu lassen. Rand schnitt unwillkürlich eine Grimasse, als er sich diese widerliche Szene vorstellte.

Aber irgendetwas war einfach nicht in Ordnung. Wenn Carland nicht gegen ihn intrigiert hatte, musste es ein anderer getan haben, und er schwor sich, die Wahrheit herauszufinden.

»Ich habe wichtige Angelegenheiten zu erledigen«, knurrte er, während er seine Hose anzog.

Marianne schaute ihm schweigend zu. »Das hat doch noch Zeit«, murmelte sie sodann beschwörend. »Du brauchst doch erst im Frühling nach Wales aufzubrechen.«

»Aber bis dahin gibt es eine Menge zu tun«, entgegnete Rand. »Ich muss Männer einstellen und Vorräte aller Art besorgen. Der König möchte eine Festung haben, und diesen Auftrag will ich möglichst schnell erfüllen.«

Marianne kniete sich auf die Matratze, wobei die Biberdecke bis zu ihren Schenkeln hinabrutschte. Ihr taillenlanges Haar fiel wie ein Schleier über die verführerischen Kurven, über die vollen Brüste mit den großen Brustwarzen. Der Gedanke, dass ihr zahnloser Ehemann wie ein Baby daran nuckeln könnte, war so Ekel erregend, dass Rand hastig den Blick abwandte.

»Ich werde dich vermissen, Rand ... Du mich auch?«

Er schlüpfte achselzuckend in sein Hemd und wägte seine Worte sorgfältig ab, denn ihm lag sehr viel daran, die Wahrheit herauszufinden, bevor er sie verließ. »Ich werde dich genauso lange vermissen wie du mich – und wir wissen doch beide, dass du in spätestens einer Woche einen anderen Liebhaber gefunden haben wirst.«

Erwartungsgemäß verengten sich ihre Augen vor Zorn zu schmalen Schlitzen. »Was soll das heißen? Hast du schon eine andere, die meinen Platz einnehmen wird? Willst du sie vielleicht sogar nach Wales mitnehmen?«

»Nun, Marianne, du bist schließlich verheiratet. Warum sollte es dir also etwas ausmachen ...«

»Wer ist es?«

»Niemand.«

»Das hast du auch behauptet, als du diesem Luder von DeLisle den Hof gemacht ...« Sie verstummte mitten im Satz, aber es war schon zu spät.

Rand runzelte die Stirn. »Das Luder von DeLisle? Es ging um einen Ehevertrag, das war alles.«

Schlagartig wurde ihm die ganze Sache klar. Stephen DeLisle hatte anfangs eine Heirat seines einzigen Kindes – eines hübschen jungen Mädchens – mit Rand sehr begrüßt. Marianne hatte mit einem Wutausbruch auf seine Pläne reagiert, sich aber scheinbar beruhigt, als er ihr versicherte, dass sie wesentlich attraktiver sei. Sie hatte ihm sogar zugestimmt, dass die geplante Eheschließung ein taktisch kluger Schachzug wäre, der politische Vorteile mit sich brächte. Trotzdem hatte sie es nicht lassen können, ihn auf die mangelnden körperlichen Reize des Mädchens aufmerksam zu machen. Damals hatte er sich ihren Sarkasmus mit schlichter weiblicher Eifersucht erklärt. Aber vielleicht hatte sie doch heimlich intrigiert ...

Zwei Berater des Königs, Robert Hartley und Emery Ives, hatten jedenfalls sehr erfolgreich gegen Rands Heiratsabsichten opponiert. Die beiden Herren hassten jeden, der ihre eigene Macht bedrohen könnte, und ihnen war klar, dass Fitz Hugh als Ehemann der kleinen DeLisle die Kontrolle über einen riesigen Besitz hätte. Emery Ives verstand sich besonders gut darauf, den König zu manipulieren. Eine Andeutung hier, eine vorsichtige Warnung dort – und Rand wurde in Heinrichs Augen zu einem potentiellen Gegner. Ja, Ives hatte den König aufgehetzt, davon war Rand jetzt überzeugt – und Ives war Mariannes Vetter!

Du lieber Himmel, wie hatte er nur so dumm und naiv sein können? War Marianne so eifersüchtig gewesen, dass sie sich mit Ives verbündete, um Rands Ehepläne zu vereiteln? Ja, so musste es gewesen sein ...

»Die kleine DeLisle ist kein Luder, sondern ein süßes junges Ding, eine unschuldige Jungfrau – jedenfalls war sie das, als ich sie kennen lernte«, fügte er anzüglich hinzu. Er hatte das Mädchen nie angerührt, doch das brauchte Marianne nicht zu wissen. Auf ihre feurige Reaktion war er freilich nicht ganz gefasst gewesen.

»Du Schuft!« Sie stürzte sich wie eine Raubkatze auf ihn und wollte ihre langen Fingernägel wie scharfe Krallen einsetzen. Überrascht durch diesen unerwarteten Angriff, taumelte er ein wenig, doch im nächsten Augenblick hatte er sie mühelos überwältigt und hielt ein zappelndes Bündel auf dem Schoß.

»Du hast mit diesem mageren Luder geschlafen!«, kreischte Marianne.

»Nein, hab ich nicht, aber jetzt sehe ich, wie weit du gehen würdest, um mich davon abzuhalten – besser gesagt, wie weit du schon gegangen bist! Du warst es, die meine Übereinkunft mit DeLisle zunichte gemacht hat!«

Marianne erschlaffte in seinen Armen, was er als sicheres Eingeständnis ihrer Schuld wertete, aber sie protestierte immer noch schwach. »Ich war's nicht ... der König hat Druck auf DeLisle ausgeübt ...«

»Aber erst, nachdem du deinen Vetter Emery bedrängt hattest, den König gegen mich aufzuhetzen!«

Sie drehte sich auf seinem Schoß um, versuchte aber nicht, ihm zu entkommen, sondern klammerte sich an seinem Hemd fest. »Ich habe Emery nicht bedrängt, Rand – ich habe nur geklagt, wie unglücklich ich wäre, wenn du mit einer anderen Frau ins Bett gehen würdest. Ist das so schlimm? Ich bin nun einmal sehr eifersüchtig und wollte dich für mich allein haben. Aber es war die Idee meines Vetters, deine Heiratspläne zu vereiteln. Ich hatte damit nichts zu tun, und mich trifft daran keine Schuld.«

Vielleicht sagte sie die Wahrheit, vielleicht auch nicht. Wie auch immer – am Resultat änderte sich nichts: er wurde nach Wales verbannt. Während andere Männer ihren politischen Einfluss ausbauten, würde er Steinmauern errichten und verrückte Waliser abwehren müssen.

Mit einem lauten Fluch stieß er Marianne von seinem Schoß, doch als er abrupt aufstand, schlang sie ihre Arme um seine Beine. »Geh noch nicht ... verlass mich nicht auf diese Weise!«, flehte sie.

»Es ist aus!«, knurrte Rand. »Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.«

Anstatt ihn loszulassen, grub sie ihre Finger in sein Gesäß und rieb ihre prallen Brüste an seinen Oberschenkeln. »Nur noch ein einziges Mal ... zur Erinnerung an schöne Zeiten!«

Trotz seines Zorns war Rand nicht gegen ihre weiblichen Reize gefeit. Sobald sie seine Erektion spürte, schaute Marianne lächelnd auf und leckte sich langsam die Lippen. »Nur noch ein einziges Mal«, wiederholte sie beschwörend.

Er wollte sie abschütteln. Er hatte schon viel zuviel Zeit mit ihr verbracht, und das war sein größter Fehler gewesen. Es würde ihm nie wieder passieren. Doch als sie seine Hose öffnete, vergrub er wider Willen seine Hände in ihren langen Haaren.

Also gut, noch dieses eine Mal, sagte er sich. Nach dieser letzten Nacht würde er nie mehr zulassen, dass irgendeine Frau seine Pläne zunichte machte ...

Teil I

»Hört auf die Stimme des Barden,der die Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft sieht,dessen Ohren das heilige Wort vernommen haben,das unter den uralten Bäumen gewispert wird.«

William Blake

Kapitel 1

Carreg Du, Wales, März 1134

»Das Ende des Winters ist ... ist nahe ...« Josselyn warf Newlin einen fragenden Blick zu, und als er nicht darauf reagierte, wiederholte sie ihre Übersetzung. »Das Ende des Winters ist nahe. Das stimmt doch, oder?«

Der missgebildete kleine Mann schaute zu ihr auf, und sie konnte ihm ansehen, dass seine Gedanken nicht mehr bei ihrer heutigen Unterrichtsstunde waren. Besorgt runzelte Josselyn die Stirn. In den langen Wochen dieses bitter kalten Winters war er schon oft geistesabwesend gewesen. Ging es ihm nicht gut? Oder spürte der alterslose Barde, dass irgendwelche bestürzenden Veränderungen in der Luft lagen?

»Das Ende des Winters ist wirklich sehr nahe«, murmelte er auf Walisisch, ihrer beider Muttersprache. »Und damit rückt auch das Ende dieses Unterrichts heran«, fügte Newlin hinzu.

Sie war daran gewöhnt, dass er sie nur mit dem linken Auge fixieren konnte, und zuckte mit den Schultern. »Vielleicht für eine Weile ... Im Frühling wird es sehr viel zu tun geben, aber im Sommer werde ich wieder mehr Zeit haben.«

»Im Sommer wirst du vielleicht schon verheiratet sein und dich um deinen Mann kümmern müssen.«

»Wer soll dieser Ehemann sein?«, fragte sie auf Französisch, der Sprache der Normannen. »Jemand, den ich kenne?«, fuhr sie im raueren Angelsächsisch fort.

Newlin lächelte ihr zu, wobei sich nur die linke Seite seines Mundes nach oben bewegte. Die rechte Gesichtshälfte war gelähmt, ebenso wie die ganze rechte Seite seines Körpers: der Arm war verkümmert, das Bein verkrümmt. Er humpelte mühsam umher und konnte alle alltäglichen Arbeiten nur mit der linken Hand verrichten.

Diese Gebrechen hatte Gott jedoch wettgemacht, indem Er den Krüppel mit einem phänomenalen Geist ausstattete. Newlin war unbestritten der weiseste und intelligenteste Mann in ganz Rhofoniog. Von der englischen Grenze im Osten bis zum stürmischen Meer westlich der Wälder in der Umgebung des Dorfes Carreg Du konnte niemand sich mit ihm messen. Er beherrschte vier Sprachen – das einheimische Cymraeg, das er Josselyn beigebracht hatte, und das Latein, das normalerweise hauptsächlich den Priestern vorbehalten war.

Er konnte die Sterne deuten, das Wetter vorhersagen und sogar die Tiere verstehen. Er vergaß nichts, was er einmal gehört hatte, und in den langen, dunklen Wintermonaten unterhielt er die Leute von Carreg Du mit seinen Geschichten über alte Zeiten und seinen Prophezeiungen künftiger Ereignisse.

Niemand kannte sein Alter, niemand wusste, woher er einst gekommen war. Er lebte seit jeher im domen unweit der Wiese, neben dem mit Kletterrosen bewachsenen Hügel, und niemand machte ihm dieses Recht streitig, obwohl kein normaler Sterblicher es jemals gewagt hätte, in einer Grabstätte zu wohnen.

Lehrer und Schülerin saßen jetzt auf einem Felsvorsprung, in halber Höhe jenes Hügels. Josselyn starrte auf die kahle Wiese hinab: die Erde war schon halb aufgetaut und hatte sich mit Wasser vollgesogen, doch sonst deutete noch nichts auf den baldigen Frühling hin. Newlin blickte hingegen nachdenklich zu den Klippen empor, stand plötzlich auf und begann den steilen Hügel zu erklimmen.

»Warte! Wo willst du denn hin?«

»Ans Meer.«

»Ans Meer? Und was ist mit meinem Unterricht?«, rief Josselyn, als er sich humpelnd entfernte.

»Das Ende des Winters ist nahe«, rief er auf Englisch zurück. »Und mit dem Frühling wird eine Zukunft anbrechen, der wir nicht entrinnen können«, fügte er in ihrer gemeinsamen Muttersprache hinzu.

Josselyn wusste, dass es sinnlos wäre, ihn nach der Bedeutung seiner rätselhaften Worte zu fragen. Newlin enthüllte immer nur, was und wann er wollte, doch seine Prognosen waren beängstigend exakt. Sie hatte keine Ahnung, was er mit der Zukunft meinte, der sie nicht entrinnen konnten, aber sie kletterte hinter ihm her, in der Hoffnung, eine Erklärung zu erhalten.

Gemeinsam erreichten sie den Gipfel. Tief unter ihnen brauste das dunkle, stürmische Meer, und ein rauer Wind fegte Kälte und Feuchtigkeit heran. Josselyn hielt ihm trotzig stand, ignorierte die eisigen Finger, die an ihrem Wollrock und Mantel zerrten und ihre pechschwarzen Haare zerzausten. Die Aussicht war atemberaubend, von einer wilden Schönheit, die ein Abbild des unbändigen walisischen Freiheitsdrangs zu sein schien.

Der große Felshügel hieß Carreg Du – Schwarzer Stein –, und viele Menschen hatten ihn zu ihrem Familiennamen gemacht. Josselyns Vater hatte sich Howell ap Carreg Du genannt, und sie selbst war Josselyn ap Carreg Du. Ihre Vorfahren hatten schon hier gelebt, als es noch keine schriftlichen Dokumente gab, als die ersten walisischen Könige erbittert ums Überleben kämpften. Sie liebte jeden Fußbreit dieses grünen Waldgebiets zwischen Gebirge und Meer, und auch heute, am dritten Sonntag der Fastenzeit, hatte sie das gemütliche Haus ihres Onkels verlassen, um durch die Gegend zu streifen. Während sie auf die steilen Klippen hinabblickte, staunte sie wie so oft darüber, dass an einem so unwirtlichen Ort Rosen gedeihen konnten.

Obwohl sie vor Kälte zitterte, atmete sie die salzige Luft tief ein. Es war nicht weiter schlimm, dass sie fror, denn bald würde der Winter ja zu Ende sein. Als sie sich nach Newlin umdrehte, stellte sie fest, dass er nach Osten starrte und sich dabei vor und zurück wiegte, wie meistens, wenn er tief in Gedanken versunken war. Vor und zurück. Vor und zurück ...

Sie folgte seinem Blick aufs Meer hinaus, wo die Sonne eine Lücke in den schweren Wolken gefunden hatte und die Wellen wie Diamanten funkeln ließ. Doch es war nicht die schillernde Wasseroberfläche, die den Barden faszinierte. Josselyn kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, und erkannte ein Segel. Ein Schiff steuerte auf die Küste zu ...

»Das ist die Zukunft, der wir nicht entrinnen können«, kommentierte Newlin. Bei jedem Wort stieß er eine weiße Atemwolke aus, die sofort vom Nordwind verweht wurde. .

»Ist es eine gute oder eine schlechte Zukunft?«, fragte Josselyn, die plötzlich auch von innen heraus fror.

Der seltsame kleine Mann zuckte mit der einen Schulter, die er bewegen konnte. »Wie jede Zukunft, so wird auch diese für manche Menschen gut und für andere schlecht sein.« Sein Gesicht verzerrte sich zu dem ihr so vertrauten schiefen Grinsen. »Immerhin ist irgendeine Zukunft besser als gar keine, stimmt's?«

Natürlich hatte er Recht, doch als sie gemeinsam den Felshügel hinabstiegen, wo sich ihre Wege trennten – Josselyn kehrte ins Dorf zurück, Newlin in seine armselige Behausung unter dem domen –, hatte das junge Mädchen düstere Vorahnungen. Es lebte seit neun Jahren bei Onkel und Tante, die keine eigenen Kinder mehr hatten und glücklich gewesen waren, Josselyn nach dem Tod ihrer Eltern bei sich aufzunehmen. Sie hatte sich bei ihnen stets sicher und geborgen gefühlt und keine Gedanken an die Zukunft verschwendet.

Doch jetzt lagen Veränderungen in der Luft. Sie spürte es, und Newlin spürte es auch. Das bereitete ihr große Sorgen.

»Sie haben auf Rosecliff Zelte errichtet und laden Unmengen an Vorräten aller Art aus.«

Josselyn lauschte Deweys Bericht genauso aufmerksam wie die übrigen Dorfbewohner, die sich in der Halle ihres Onkels versammelt hatten. Onkel Clyde saß regungslos da und dachte in tiefem Schweigen über die bestürzenden Neuigkeiten seines Kundschafters nach. Es fiel ihr sehr schwer, ihn nicht zu bedrängen. Sie liebte ihren Onkel von ganzem Herzen, doch seine bedächtige Art, die in krassem Gegensatz zu ihrer eigenen Impulsivität stand, ging ihr manchmal auf die Nerven.

Nach einigen Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, ergriff Clyde endlich das Wort. »Postiert Beobachter«, befahl er. »Wir müssen wissen, wie viele Männer es sind und was sie an Materialien bei sich haben.« Er legte eine kurze Pause ein. »Ich brauche außerdem den Schreiber. Auch Madoc ap Lloyd sollte über diese Ereignisse Bescheid wissen.«

Diese Bemerkung rief unzufriedenes Geraune hervor, das Clyde wohlweislich ignorierte. Das Land der Lloyds grenzte im Westen an Carreg Du, aber diese Nachbarschaft bedeutete nicht, dass die beiden Familien befreundet waren. Ganz im Gegenteil ... Die Lloyds waren genauso habgierig wie der englische König, wenngleich in bescheidenerem Ausmaß. Ein Schaf hier, ein Ochse dort ... Sie jagten in den Wäldern von Carreg Du und stahlen Vieh von den Weiden, wann immer sie konnten. Jeder wusste, dass man den Lloyds nicht trauen durfte. Andererseits hatten alle Waliser einen gemeinsamen Feind: die Engländer. Und wenn Engländer jetzt ein Zeltlager in Rosecliff aufschlugen, war es nur vernünftig, dass Onkel Clyde die unmittelbaren Nachbarn trotz aller Streitigkeiten über die Bedrohung informierte.

Leider glaubte Josselyn nicht, dass es bei dem Zeltlager bleiben würde. »Was, wenn sie die Absicht haben hierzubleiben?«

Alle drehten sich um und starrten sie an. Das trieb ihr eine leichte Röte in die Wangen, hielt sie jedoch nicht davon ab, ihren Onkel weiterhin scharf zu fixieren. »Die Gruppe, die im vergangenen Winter herkam, war viel kleiner und hielt sich nur wenige Tage hier auf. Jetzt sind sie viel zahlreicher, und mindestens zwei der Männer, die damals mit von der Partie waren, sind es auch jetzt wieder.«

Onkel Clyde runzelte die Stirn, und sie befürchtete, dass er sie vor dem ganzen Dorf tadeln würde, zum einen, weil sie sich in Angelegenheiten einmischte, die ausschließlich Männersache waren, zum anderen, weil sie sich in die Nähe des englischen Lagers begeben hatte. Nach einem Schweigen, das ihre Nerven arg strapazierte, fragte er: »Du hast zwei Männer erkannt, die schon letzten Winter hier waren?«

Josselyn nickte. Es gab nicht viele Männer, die so groß und breitschultrig waren wie der jüngere Engländer. Sein Aussehen und Auftreten wies ihn eindeutig als Krieger aus, und sie war davon überzeugt, dass er die schändlichen Pläne des britischen Königs Heinrich in die Tat umsetzen sollte.

Der andere Mann hatte einen großen roten Bart und sah eher wie ein Gelehrter aus. Er erregte ihre besondere Neugier – jedenfalls redete sie sich das ein. Der Krieger war zweifellos attraktiv, nicht zuletzt, weil er unerschütterliches Selbstvertrauen ausstrahlte, doch das ging meistens mit unerträglicher Arroganz einher. Deshalb hatte sie ihre Aufmerksamkeit rasch auf seinen kleineren und korpulenteren Gefährten konzentriert.

War der Rotbart vielleicht ein Barde wie Newlin, hatte sie sich im letzten Winter gefragt, als sie beobachtete, dass er Länge und Breite des Gipfels von Rosecliff mit großen Schritten vermaß und sich irgendwelche Notizen auf einer Pergamentrolle machte. Für ihr Leben gern hätte sie einen Blick auf diese Aufzeichnungen geworfen. Und jetzt war er wieder hier und hatte weitere Schriftrollen mitgebracht.

Es war zwar nur eine Mutmaßung, die sie nicht beweisen konnte, aber Josselyn konnte ihren Verdacht einfach nicht für sich behalten. »Onkel, du weißt doch, wie die Engländer sind – wie habgierig ihr König ist. Er will sich unser Land aneignen. Hat er nicht bereits südlich von hier – nur zwei Tagesreisen entfernt – eine Festung errichten lassen, auf den Ländereien der Daffyds? Ich glaube, dass er bei uns das Gleiche plant – dass er auf Rosecliff eine Burg stehen sehen möchte.«

»Eine Burg? Doch nicht hier ...«

»Diese gottverfluchten Engländer!«

»So etwas würden sie niemals wagen ...«

»O doch!«, rief Josselyn, angefeuert durch das erregte Stimmengewirr in der rauchigen Halle. »Ihr König, dieser normannische Heinrich, glaubt nämlich, dass Gott ihm ein Anrecht auf unser Land verliehen hat und ...«

Sie verstummte, eingeschüchtert durch die grimmige Miene ihres Onkels. Auch alle anderen Anwesenden hielten unwillkürlich den Atem an. Erst als völlige Ruhe eingetreten war, ergriff Clyde das Wort. »Um so wichtiger ist es, Madoc ap Lloyd zu informieren.« Er stand auf, und alle folgten sofort seinem Beispiel. »Dewey, du besorgst einen Kurier. Ihr anderen geht nach Hause, damit ich in Ruhe nachdenken kann.« An seine Frau gewandt, fügte er noch hinzu: »Schick den Schreiber zu mir, sobald er da ist.«

Auch Josselyn verließ die Halle, war aber viel zu aufgeregt, um sich in der Küche nützlich zu machen. Statt dessen holte sie eine Pergamentrolle, Tinte, Feder und Sand und kehrte mit diesen Schreibutensilien leise in die Halle zurück. Ihr Onkel stand vor einem Gemälde seines Bruders – Josselyns Vaters –, und sie wusste genau, welche Gedanken ihn bewegten. Howell ap Carreg Du war vor fast zehn Jahren im Kampf gegen die Engländer gefallen. Einen knappen Monat später hatte seine von Gram gebeugte Witwe einen Sohn zur Welt gebracht, doch weder Mutter noch Kind überlebten die Geburt, und auch daran war nur der verdammte englische König schuld. In den folgenden Jahren hatten die Engländer sich in Nordwales nicht mehr blicken lassen, aber ihre Erfolge im Süden des Landes ermutigten sie jetzt wohl zu einem neuen Eroberungsversuch.

Wie viele Waliser würden diesmal ihr Leben opfern müssen, um die Engländer zu vertreiben?

Ein kalter Schauer lief Josselyn über den Rücken. »Ich habe das Schreibzeug geholt, Onkel. Du brauchst mir nur zu diktieren, was du unserem Nachbarn mitteilen willst.«

Clyde drehte sich langsam um. »Du hast andere Pflichten. Ich kann auf den Schreiber warten.«

Sie reckte trotzig das Kinn. »Ich möchte aber lieber deinen Brief an Madoc ap Lloyd aufsetzen. Meine Schrift kann sich durchaus mit der eines professionellen Schreibers messen.«

Er betrachtete sinnend seine Nichte, die einzige Erbin seines Bruders. Sie war mutig, das konnte niemand bestreiten. Und sie war intelligent, wesentlich gebildeter als er selbst. Das verdankte sie Newlin, doch Clyde befürchtete manchmal, dass der Wissensdurst, den der Barde in ihr entfacht hatte, sich als Fluch erweisen und sie nur unglücklich machen würde. Wissen war schön und gut, verführte aber auch zum Träumen, und in unsicheren Zeiten musste man praktisch denken. Diese bittere Lehre konnte er Josselyn jetzt leider nicht länger ersparen.

Als er ihre Hilfe durch ein kurzes Nicken akzeptierte, lächelte sie zufrieden, aber er wusste, dass ihre Freude von kurzer Dauer sein würde.

»Ich grüße dich, Madoc ap Lloyd«, diktierte er langsam, und die Feder glitt kratzend über das teure Pergament. Josselyn hatte nicht geprahlt – ihre Schrift war wirklich ebenmäßig, und sie verunzierte den Brief durch keinen einzigen Tintenklecks.

»... Zeit, uns gegen den gemeinsamen Feind zu vereinigen. Um sicher zu stellen, dass der Frieden zwischen unseren Familien dieses Mal von Dauer sein wird, würde ich gern eine bestimmte Angelegenheit mit dir besprechen, die in der Vergangenheit noch nie erörtert wurde.«

Als er eine längere Pause einlegte, schaute Josselyn auf. Das Licht der Öllampe zauberte einen goldenen Schimmer auf ihr Gesicht. Sie hatte die Schönheit ihrer Mutter geerbt, dachte Clyde nicht zum ersten Mal. Dichtes schwarzes Haar, eine zarte Haut ... Gepaart war dieses liebliche Äußere mit dem Charakter ihres Vaters, seiner Impulsivität, seinem Wagemut. Wenn überhaupt irgendeine Frau Madocs heißblütigen Sohn zähmen oder seine überschüssigen Energien wenigstens in vernünftige Bahnen lenken konnte, so schien Josselyn dafür prädestiniert.

Trotzdem war Clyde alles andere als glücklich über das, was er tun musste. Das Mädchen schaute ihn mit großen Augen forschend an – mit den strahlend blauen Augen seines verstorbenen Bruders.

»Was ist das denn für eine Angelegenheit?«, wollte es wissen.

»Nun, es geht um einen dauerhaften Frieden zwischen unserer Familie und den Lloyds«, antwortete er ausweichend.

»Ja, aber wie willst du ihn gewährleisten? Du weißt doch genau, was passieren wird – sobald wir mit vereinten Kräften die Engländer vertrieben haben, werden die Lloyds uns wieder bestehlen und Unruhe stiften. Man kann ihnen einfach nicht vertrauen.«

»Deshalb schweben mir Ehebande zwischen den beiden Familien vor«, gab Clyde zu.

Josselyn hielt seinem Blick stand, aber ihre Augen weiteten sich ein wenig, als sie begriff, was er damit sagen wollte, und sie atmete etwas schneller, verlor allerdings nicht die Beherrschung.

»Du willst, dass ich Owain heirate?«, fragte sie mit gepresster Stimme.

Clyde nickte. »Wenn du damit einverstanden bist ... Die Trauerzeit hat er jetzt hinter sich, und er wird seinem Sohn eine neue Mutter geben wollen. Wahrscheinlich wünscht er sich auch weitere Kinder.«

Sie holte tief Luft, tauchte die Feder ins Tintenfass und warf mit gerunzelter Stirn einen Blick auf den sorgfältig geschriebenen Brief. »Möchtest du noch etwas hinzufügen?«

»Nein.«

Während ihr Onkel den Brief unterschrieb, schmolz sie etwas Wachs, und er versiegelte das Schreiben mit seinem Siegelring. Josselyn nahm ihre ganze Kraft zusammen, um sich nicht anmerken zu lassen, wie verstört sie über seine Ankündigung war. Wenn es um die Zukunft ihres Landes ging, musste sie ihre Ängste überwinden. Das war allerdings nicht so einfach, wie es sich anhörte ...

Owain ap Madoc war ein Rohling, ein übler Schlägertyp, der für die Leute von Carreg Du eine ständige Bedrohung darstellte, so lange sie denken konnte. Er hatte vor nicht allzu langer Zeit seine Frau verloren, und die Pläne ihres Onkels entbehrten nicht der Logik, das musste sie zugeben. Immerhin war es beruhigend zu wissen, dass sie sich weigern konnte. Keine walisische Frau wurde gezwungen, einen Mann zu heiraten, der ihr total zuwider war.

Und Owain war ihr total zuwider. Sie kannte ihn fast nur vom Hörensagen, denn persönlich begegnet war sie ihm nur vier Mal. Doch das hatte vollauf genügt, um sie davon zu überzeugen, dass er einen abscheulichen Charakter hatte.

Zum ersten Mal hatte sie ihn als Kind bei einem Erntedankfest in Carreg Du gesehen. Damals war er ein schlacksiger Bursche gewesen, der mit allen anderen Jungen Streit suchte und die Kleineren und Schwächeren schikanierte.

Ihre zweite Begegnung hatte stattgefunden, als sie zwölf Jahre alt gewesen war. Er hatte sich an sie herangeschlichen, während sie im Saint Cedric's Vale Heidelbeeren pflückte. Sie hatte seine versteckten Anspielungen nicht verstanden, aber trotzdem schreckliche Angst gehabt. Er hatte sich wie ein junger Wolf aufgeführt, der ein Kaninchen verfolgt – nicht uni es zu fangen, sondern nur, um es in Todesangst wegrennen zu sehen.

Josselyn hatte sich damals keiner Menschenseele anvertraut, was sie jetzt bitter bereute, denn jetzt war sie alt genug, um zu begreifen, was er damals gesagt hatte – dass sie es bestimmt auch wolle. ES ... Bei der bloßen Erinnerung an sein anzügliches Grinsen überlief sie ein kalter Schauer. Owain war ein widerlicher Halbwüchsiger gewesen und hatte sich zu einem noch schlimmeren Erwachsenen entwickelt.

Zum dritten Mal hatte sie ihn auf dem alljährlichen Pferdemarkt in Holywell gesehen, in Begleitung seiner jungen Frau, die Josselyn von ganzem Herzen bedauerte, weil sie mit einem solchen Scheusal leben musste.

Am allerschlimmsten war freilich die vierte – und bisher letzte – Begegnung gewesen. Vor sechs Monaten hatten Owain und seine Kumpane den Leichnam von Tomas ins Dorf gebracht und behauptet, den Toten am schmalen Strand unterhalb von Rosecliff gefunden zu haben. Angeblich war er von Engländern, die sich in der Gegend herumtrieben, in die Tiefe gestürzt worden. Owain tat so, als wäre es eine großmütige Geste, dass er sich des blutigen und zerschlagenen Leichnams angenommen hatte.

Dewey hatte notgedrungen gute Miene zu diesem bösen Spiel gemacht und sich sogar bedankt, denn an jenem Tag hielten sich nur sehr wenige Männer in Carreg Du auf, und er wollte keinen Kampf mit Owains schwer bewaffneter Horde riskieren. Später hatte Josselyn aber gehört, dass Dewey ihrem Onkel anvertraute, er vermute einen ganz anderen Tathergang. Wahrscheinlich hatten Owain und seine Freunde Tomas beim Wildern auf ihrem Land ertappt und ihn umgebracht. Natürlich hatte Tomas kein Recht gehabt, auf fremdem Revier zu jagen, aber das war noch lange kein Grund, den Mann kaltblütig zu ermorden.

Nein, Josselyn brauchte Owain nicht näher zu kennen, um zu wissen, dass er verabscheuungswürdig war ...

Doch andererseits hatte sie Pflichten gegenüber ihrer Familie. Sie war die einzige Erbin ihres Onkels, und wenn sie nicht heiratete, solange er noch Kraft besaß, würde nach seinem Tod ein Chaos ausbrechen, und die Lloyds würden diese Situation schamlos ausnützen. Hinzu kam jetzt auch noch die Bedrohung durch die Engländer. Auf sich allein gestellt, würde ihre Familie den Feind diesmal vielleicht nicht in die Flucht schlagen können.

Bei den Kämpfen, die bestimmt nicht lange auf sich warten lassen würden, könnte auch ihr Onkel ums Leben kommen. So schrecklich dieser Gedanke auch sein mochte – es war verständlich, dass er seine Nachfolge rechtzeitig sichern wollte.

Aber ausgerechnet Owain ap Madoc!

Dann könnte sie genauso gut gleich einen Engländer heiraten ...

Rand wusste, dass sie beobachtet wurden, und er freute sich darüber. Die Bewohner dieses gottverlassenen Winkels von Wales sollten ruhig spionieren und die Neuigkeiten ihren Landsleuten mitteilen. König Heinrich beanspruchte dieses Land schon lange Zeit, und Rand würde dafür sorgen, dass die Barbaren sich endlich unterwarfen – und dann würde er im Triumph nach London zurückkehren.

Er stand auf dem Gipfel des hohen Hügels, den die Waliser Carreg Du – Schwarzer Stein – nannten. Unter ihm lag der Steilabhang namens Rosecliff, wo seltsamerweise Kletterrosen gediehen. Sein Blick schweifte zum Horizont: kaltes Meer im Norden und Osten, kalte Hügel im Süden und Westen. Doch inmitten dieser düsteren bewaldeten Hügel gab es Brutstätten von Widerstand. Die Einheimischen beobachteten ihn auf Schritt und Tritt. Noch warteten sie ab, aber sie würden alles in ihren Kräften Stehende tun, um ihn zu vertreiben. Notfalls würden sich sogar verfeindete Nachbarn verbünden, daran bestand für ihn kein Zweifel. Aber er würde sich nicht vertreiben lassen, und irgendwann würden die Waliser das einsehen, auch wenn das Jahre dauern konnte.

Das Lager nahm bereits Gestalt an. Die Zelte wurden durch stabile Holzhütten ersetzt. Seine Arbeiter hatten sich gleich nach der Landung ans Werk gemacht, und Sir Lovell, der geniale Baumeister, überwachte sie und markierte mit Pflöcken und Wimpeln die Umrisse der künftigen Burgmauern. Zuerst würde die hohe innere Festungsmauer errichtet werden, danach die äußere. Sogar die Stadt sollte eine Schutzmauer erhalten, denn Rand wollte seinen Besitz gegen alle Feinde sichern. Alle Einwohner, egal ob es nun Engländer, Waliser oder eine Mischung der beiden Völker waren, sollten das Gefühl haben, unter dem Banner von Randulf Fitz Hugh ruhig schlafen zu können.

Er schnitt eine Grimasse. König Heinrich hatte ihn gewarnt, dass auf Abkömmlinge walisischer Mütter und englischer Väter kein Verlass sein würde – dass sie möglicherweise nicht für ihn kämpfen, sondern sich gegen ihn erheben würden. Doch seine Sorge galt nicht künftigen Generationen. Auf Dauer würden seine Männer nicht ohne Frauen auskommen können. Spätestens im nächsten Winter würden sie nicht allein in kalten Betten liegen wollen, sondern weiblicher Nähe und Wärme bedürfen. Rand musste dafür sorgen, dass seine Leute zufrieden waren, und wenn sie walisische Frauen heirateten, würden sie für immer mit diesem Land verbunden sein.

Er selbst hatte freilich nicht die Absicht, hier eine feste Bindung einzugehen. Er wollte ja nur in Wales bleiben, bis er seine ehrgeizigen Pläne verwirklicht haben würde.

In den vergangenen neun Jahren seines Lebens hatte er sich als Krieger hervorgetan, in der Hoffnung, zur Belohnung eigene Ländereien zu erhalten. Nun, da sie ihm gehörten – wenn auch nicht dort, wo er es sich gewünscht hätte –, standen ihm Kämpfe anderer Art bevor.

In den zurückliegenden langen Wintermonaten hatte er nicht nur Männer eingestellt und Vorräte gehortet, sondern auch seine Situation gründlich überdacht. Er hatte diesen Grundbesitz in Nordwales nicht gewollt, doch jetzt musste er versuchen, das Beste daraus zu machen. Notfalls würde er dieses ihm zugesprochene Land mit Gewalt unterjochen, aber er hoffte, seine Ziele auf friedliche Weise erreichen zu können. Das ging schneller, und außerdem war überflüssiges Blutvergießen ihm zuwider.

Sobald er Nordwales für England gesichert hatte, würde auch der König nicht umhin können, Rands wachsenden Einfluss zu akzeptieren. Als mächtiger Baron würde er nach London zurückkehren. Dann brauchte er nur noch eine Frau mit besten Beziehungen zum englischen Hof. Diese Angelegenheit durfte er auf gar keinen Fall aus den Augen verlieren.

Jemand rief seinen Namen, und als er sich umdrehte, sah er seinen stämmigen Hauptmann Osborn de Vere den gefrorenen Hügel hinaufstapfen.

»Das Schiff ist entladen. Mit der nächsten Flut segeln sie nach England zurück »

»Alan weiß, was er zu tun hat, nehme ich an?«

»Ja, er wird mit den Schreinern, Steinmetzen und den restlichen Lebensmittelvorräten wieder herkommen.« Osborn legte eine Pause ein, aber Rand wusste genau, was er als Nächstes zur Sprache bringen würde. Sie hatten fünf Jahre Seite an Seite gekämpft und einander Rückendeckung gegeben. Deshalb verstanden sie sich auch ohne viele Worte. Das bedeutete jedoch nicht, dass sie immer derselben Meinung waren. »Jasper bleibt in England«, stellte er klar, bevor Os-born etwas sagen konnte.

Die Augen des Hauptmanns verengten sich, und er schob trotzig das Kinn vor. »In diesen rauen walisischen Hügeln würde dein Bruder viel schneller zum Mann werden als an Heinrichs Hof. Das weiß sogar Jasper selbst.«

»Er ist auf Abenteuer aus, will aber keine Verantwortung übernehmen«, entgegnete Rand. »Du weißt genau, was ich von dieser Einstellung halte, und er weiß es auch. Solange er nicht gelernt hat, die verschlungenen Pfade des englischen Hoflebens zu durchschauen und inmitten dieses Schlangennests zu überleben, ist er ein grüner Junge und wäre mir hier von keinem Nutzen. Wenn er Heinrichs Hof gemeistert hat, kann er gern herkommen und mich ablösen. Ich kehre dann bereitwillig nach England zurück. Wenden wir uns jetzt lieber wichtigeren Themen zu – was meint Sir Lovell?«

Osborn begriff, dass es sinnlos wäre, weiter über Rands jüngeren Bruder Jasper zu diskutieren, denn sein Freund würde sich sowieso nicht umstimmen lassen. »Weiß Gott, ich hätte es nie für möglich gehalten, dass dieser sanfte Mann ein solcher Zuchtmeister sein kann. Seine Leute haben schon die Standorte der Mauern markiert und sind jetzt dabei, zwei Brunnen zu graben, einen für die Festung und einen für die neue Stadt außerhalb der Burgmauern.« Osborn warf einen Blick in die Runde. »Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass auf diesen schroffen Klippen jemals eine Burg stehen soll.«

Rand konnte sich das durchaus vorstellen. Er hatte eine besondere Vorliebe für schwierige Projekte, und bisher war es ihm immer gelungen, sie zu realisieren. Eines hatte er freilich nie geschafft – ein lobendes Wort aus dem Mund seines Vaters zu hören. Auf diese Anerkennung würde er nun sein Leben lang verzichten müssen, denn sein Vater war bis zum letzten Atemzug der festen Überzeugung gewesen, John – der älteste Sohn und Erbe – sei der Beste, der Tüchtigste. Randulf, der mittlere Sohn, war zu einem grausamen Mann in Pflege gegeben worden, der dem wilden Jungen die Aufsässigkeit ausprügeln sollte. Und Jasper, der Jüngste, sollte nach dem Willen des Vaters der Kirche dienen. In den Augen des alten Herrn war nur John seiner Aufmerksamkeit würdig.

Doch es war den brutalen Pflegeeltern nicht gelungen, Rands Willen zu brechen und einen gehorsamen Soldaten aus ihm zu machen. Jasper hatte die Ketten eines heiligmäßigen Lebens abgeschüttelt. Und John, der Hoffnungsträger, war in Wirklichkeit ein trunksüchtiger Dummkopf, der nach dem Tod des Vaters jeden Halt verlor.

Rand atmete die eisige Luft in vollen Zügen ein. Die winterliche Kälte konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Frühling nahte, und dann würden die Herausforderungen erst richtig beginnen, denn sie mussten nicht nur eine Burg errichten, sondern auch versuchen, eine misstrauische und wütende Bevölkerung versöhnlich zu stimmen.

»Die Mauern werden nur langsam wachsen, aber sie werden wachsen«, sagte er selbstsicher zu Osborn. »In der Zwischenzeit müssen wir aber essen. Ob wir hier triumphieren oder scheitern werden, hängt entscheidend von unseren Ernteerträgen ab.«

»Wir haben uns die besten Felder schon ausgesucht, und sobald der Boden nicht mehr gefroren ist, werden wir mit dem Pflügen beginnen. Allerdings scheinen wir ein Problem zu haben.«

»Ein Problem?«

Osborn schnitt eine Grimasse. »Da ist so ein Mann ... wenn man ihn überhaupt als Mann bezeichnen kann. Ein komischer Kauz, ein Krüppel. Unsere Leute hatten sich bis zu dem heidnischen Altar – oder was immer jener Steinhaufen sein mag – vorgearbeitet, als diese seltsame Gestalt plötzlich zwischen den Felsen hervorkam. Sie rannten entsetzt davon und weigern sich jetzt, auch nur in die Nähe jenes Orts zu gehen.«

»Und was ist mit dem Krüppel?«

Osborn schnaubte frustriert. »Er sitzt auf dem verdammten Altar, rührt sich nicht von der Stelle.«

»Dann muss man ihn eben vertreiben«, sagte Rand, der sich nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen konnte. Sein Hauptmann fürchtete sich vor keinem noch so schwer bewaffneten Krieger, war aber sehr abergläubisch. Verständlich, dass ein Krüppel, der aus einer heidnischen Kultstätte auftauchte, ihm unheimlich war.

»Ihn vertreiben? Und wer soll das deiner Ansicht nach machen?«

»Ich vermute fast, dass du dich nicht freiwillig meldest.«

Osborn bekreuzigte sich hastig. »Worauf du Gift nehmen kannst!«

»Ist er größer als du?«

»Nein.«

»Schwer bewaffnet?«

»Nein, aber der Kerl braucht auch keine Waffen, weil er nämlich mit dem Teufel im Bunde steht! Mit Satan höchstpersönlich, sag ich dir! Schnattert etwas in seiner heidnischen Sprache daher, deklamiert gleich darauf die heiligen Worte der Priester ...«

»Er spricht Latein?«, fiel Rand ihm überrascht ins Wort.

»Ja, und beschimpft uns auf Französisch und Englisch! Wie schon gesagt – er steht mit dem Teufel im Bunde!«

Rand blickte in die Richtung der Steine, die sie alle für einen heidnischen Altar hielten. Ein Krüppel, der vier Sprachen beherrschte? Entweder hatte Osborn eines der Weinfässer angezapft, oder er hatte den Verstand verloren.

Es sei denn, dass dieses Land tatsächlich die Heimstatt von Feen, Kobolden, Zauberern und sonstigen Geistern war, wie in London immer behauptet wurde.

Wenn dem so sein sollte, täten diese Geister und Zauberer gut daran, sich schnellstens in irgendwelche Schlupflöcher zu verziehen, denn jetzt war Randulf Fitz Hugh hier und erhob Anspruch auf dieses Land, in seinem eigenen Namen und im Namen des mächtigen englischen Königs.

Sein Banner mit dem roten Wolf flatterte schon über dem Lager, und bald würde es von den Zinnen einer Festung wehen. Törichter Aberglaube würde ihn bestimmt nicht davon abhalten, sein Ziel zu erreichen.

Kapitel 2

Das Einzige, was Osborn nicht erwähnt hatte, war die Tatsache, dass es sich um einen Zwerg handelte, der nicht einmal die Größe einer besonders kleinen Frau hatte. Ansonsten war die Beschreibung jedoch ziemlich treffend gewesen.

Der Krüppel hockte auf einem flachen Stein, der auf fünf aus dem gefrorenen Boden emporragenden Felsblöcken ruhte. Die Erde unter dem waagrechten Stein war weggeschaufelt worden, und die auf diese Weise entstandene kleine, dunkle Höhle wäre zwar für einen normalen Mann viel zu niedrig gewesen, doch dem Zwerg bot sie zweifellos einen idealen Zufluchtsort.

Rand blieb dicht vor dem Altar stehen und fixierte den komischen Kauz, der seinem Blick gelassen standhielt und keine Angst zu haben schien. Das nötigte dem Engländer ein wenig Respekt ab. Er nickte zum Gruß und stellte sich vor. »Ich bin Randulf Fitz Hugh.«

Eine Gesichtshälfte des Zwergs verzog sich zu einem Lächeln, ein farbloses Auge schielte Rand an. »Und ich bin Newlin«, sagte er in perfektem Französisch.

»Ist dein Latein, Walisisch und Englisch genauso gut wie dein Französisch?«

»Mein Latein ist besser als das der meisten Priester«, behauptete der Krüppel in der heiligen Sprache, die Rand selbst nur sehr mangelhaft beherrschte.

»Auch mein Englisch ist gut«, fuhr Newlin fort. »Und was das Walisisch betrifft ...« Er ratterte einen Satz, von dem Rand nur ein einziges Wort verstand: Cymru, was in der Landessprache ›Wales‹ bedeutete. In den letzten Monaten hatte Rand nicht nur Reisevorbereitungen getroffen, sondern auch versucht, ein wenig Walisisch zu lernen. Obwohl der König befohlen hatte, dass auch in Wales die französische Hofsprache eingeführt werden solle, war es gewiss von Vorteil, sich mit den Einheimischen in ihrer Landessprache unterhalten zu können. Aber natürlich war dieser kurze Unterricht höchst lückenhaft gewesen. Er redete den Zwerg deshalb lieber auf Französisch an. »Stammst du aus dieser Gegend?«

»Ich bin der Barde von Carreg Du und habe immer hier gelebt.«

»Wo ist dein Zuhause?«

Newlin machte mit seiner unversehrten Hand eine Geste in die Runde. »Manchmal bietet dieser domen mir Obdach, manchmal sind es auch die Bäume.«

»Und was ist mit dem Dorf Carreg Du? Es liegt doch nur knapp zwei Meilen südlich. Wohnst du nie unter deinen Landsleuten?«

Der Krüppel bedachte ihn wieder mit seinem schiefen Lächeln. »Ich lebe auch hier unter meinem Volk – dem Volk der Bäume. Aber warum hast du dein Volk verlassen?«

Rand betrachtete den Barden. Sein Körper war zwar missgestaltet, aber sein Geist hatte keinen Schaden genommen, ganz im Gegenteil: der kleine Kerl war hellwach. »Auch ich bin von meinem Volk umgeben, selbst hier in der Fremde. Ich bin hergekommen, um eine Burg zu bauen, die nicht nur mein Heim sein soll, sondern auch jedem Menschen Schutz bieten wird, der in Frieden leben möchte. In Frieden«, betonte er noch einmal.

»In Frieden ...« Die Augen des Zwergs schienen in verschiedene Richtungen zu schauen, aber Rand spürte, dass er scharf beobachtet wurde. »Ihr Engländer seid noch nie in friedlicher Absicht nach Wales gekommen.«

Rand verschränkte seine Arme vor der Brust. »Über dieses Thema würde ich mich gern mit Clyde ap Llewelyn unterhalten. Kannst du ihm eine Botschaft überbringen?«

Der Barde wiegte sich vor und zurück. »Ja«, antwortete er. »Wann und wo soll das Treffen stattfinden?«

»Hier.« Rand legte eine Hand auf den Stein, auf dem Newlin saß. »Dies ist ein heiliger Ort, nehme ich jedenfalls an.«

»Ja, es ist ein domen, eine Grabstätte.«

»Eine Grabstätte? Und du wohnst darin?«

»Hin und wieder.«

Rand nickte, obwohl ihm unbegreiflich war, wie jemand auf den Gebeinen anderer Menschen ruhig schlafen konnte. »Wenn sie herkommen, können wir uns in Ruhe miteinander unterhalten.«

»Über den Frieden?«, fragte Newlin ironisch.

»Über den Frieden«, bestätigte Rand. Die Art von Frieden, die ihm vorschwebte, würde den Walisern vermutlich nicht behagen, aber er befand sich in der stärkeren Position. Clyde ap Llewelyn hatte keine Söhne, die sein Erbe antreten könnten. Das war eine der wenigen Informationen, die Heinrich ihm mit auf den Weg gegeben hatte. Wenn der alternde Mann vor seinem Tod keinen starken Nachfolger bestimmte, würden unter den Männern des Dorfes heftige Machtkämpfe ausbrechen, oder aber Carreg Du würde sofort von einem mächtigeren Dorf beherrscht werden. Fehden zwischen den Walisern waren gang und gäbe.

Doch wenn Rand verhindern konnte, dass die Leute von Carreg Du sich mit anderen Familien verbündeten, würde er wenig Ärger mit ihnen haben. Mochten sie ihn ruhig hassen, solange sie vernünftig genug waren, sich seiner Macht zu beugen, ohne blutige Kämpfe anzuzetteln. Mehr erwartete er nicht von ihnen, und das war seine Vorstellung von einem friedlichen Zusammenleben.

»Ich werde es Clyde ap Llewelyn ausrichten«, sagte Newlin.

Rand wandte sich zum Gehen, blieb aber nach wenigen Schritten stehen. »Da wäre noch etwas – ich möchte eure Sprache erlernen. Walisisch. Cymraeg«, korrigierte er sich rasch. »Wirst du mir Unterricht geben?«

Newlin blickte zum Gipfel von Rosecliff empor und schaukelte wieder vor und zurück. »Das kann ich nicht tun. Aber vielleicht ... vielleicht weiß ich jemanden, der dazu bereit wäre.«

»Aber ich muss mitgehen!« Josselyn hielt dem missbilligenden Blick ihres Onkels trotzig stand. »Ich habe dazu das gleiche Recht wie alle anderen.«

»Ich nehme keine Frau ins Feindeslager mit. Überleg doch mal, Mädchen. Hundert unberechenbare bewaffnete Männer – wer kann voraussagen, was ihnen in den Sinn kommt? Nein, ich erlaube es nicht.«

Josselyn stieß erbittert den Atem aus, war aber noch lange nicht bereit aufzugeben, sondern versuchte es mit einer List. »Hast du schon eine Antwort von Madoc ap Lloyd erhalten?«

Clyde ap Llewelyn schaute sie misstrauisch an. »Nein, sonst hätte ich dir schon Bescheid gesagt.«

»Warum?«

Seine Stirn legte sich in tiefe Falten. »Weil deine Zukunft von seiner Antwort abhängt und ...« Er verstummte, als er das triumphierende Lächeln seiner Nichte sah, und seine Miene verdüsterte sich noch mehr. »Das sind zwei ganz verschiedene Dinge!«

»Nein«, widersprach sie vehement. »Auch bei diesem Treffen geht es um mein Land, um meine Zukunft. Außerdem kann ich viel besser Französisch als Dewey und ...«

»Nein, du gehst nicht mit!« Clyde schlug mit der Faust so hart auf den Tisch, dass das Geschirr klirrte, und Josselyn zusammenzuckte.

»Bitte, Jossy«, murmelte ihre Tante. »Sei doch bitte vernünftig.«

Wenn Tante Nessie nicht gewesen wäre, hätte Josselyn ihrem Onkel weiter zugesetzt, und wenn auch nur, um sich selbst zu beweisen, dass sie diesen ruhigen Mann zur Weißglut treiben konnte. Woher nahm er sich das Recht heraus, sie wie ein Kind zu behandeln, während er sie gleichzeitig mit Owain verkuppeln wollte? Warum durfte sie bei dem Treffen mit den Engländern nicht dabei sein, wenn sie in seinen sonstigen Plänen eine Hauptrolle spielte?

Doch es wäre unklug, jetzt weiter auf ihrem Standpunkt zu beharren. »Also gut«, gab sie scheinbar nach und verließ beleidigt die Halle. Dabei dachte sie trotzig, dass sie doch mit von der Partie sein würde, wenn die Männer ins Lager der Engländer marschierten. Sie musste den Feind aus der Nähe sehen, um besser abwägen zu können, wie stark er war, denn sie wollte ganz sicher sein, dass eine Ehe mit Owain die einzige Möglichkeit war, um die Engländer zu vertreiben.

Gnade ihr Gott, wenn sie Owain heiratete und trotzdem die Ländereien ihrer Familie verlor!

Das Treffen fand am nächsten Nachmittag statt, aber ein bleierner Himmel sorgte dafür, dass die Dämmerung früher als sonst hereinbrach. Hatte Newlin das im voraus gewusst? Offenbar ja, entschied Josselyn, denn obwohl der Barde nirgends zu sehen war, brannten rings um den domen Fackeln, die lange, gespenstische Schatten warfen.

Hatten die Druiden vergangener Zeiten diesen Ort auch schon so beleuchtet? Suchten ihre Geister ihn gelegentlich noch auf?

Obwohl sie eine dicke Lederweste trug, liefen Josselyn kalte Schauer über den Rücken. Das lag an der gespenstischen Atmosphäre, die Newlin erzeugt hatte. Zweifellos wollte er damit die englischen Eindringlinge einschüchtern, aber leider waren ihre eigenen Landsleute genauso abergläubisch, und obwohl sie selbst es eigentlich besser wissen müsste, konnte auch sie sich der Wirkung dieser uralten Kultstätte nicht entziehen.

Sie folgte den Dorfbewohnern in einigem Abstand. Zwar hatte sie sich als Mann verkleidet, aber ein unbekanntes Gesicht könnte auffallen. Allerdings vertraute sie darauf, dass alle viel zu aufgeregt waren, um ihr viel Beachtung zu schenken.

Ihr Onkel blieb etwas außerhalb des Lichtkreises stehen, und auf sein Zeichen hin richtete Dewey das Wort an die große Gruppe, die ihnen gefolgt war. Josselyn schlich näher heran und versteckte sich im Schatten eines großen, stämmigen Burschen.

»Wir kommen in friedlicher Absicht, vergesst das nicht«, rief Dewey den Leuten noch einmal jene Ermahnung ins Gedächtnis, die Clyde vor dem Aufbruch nach Rosecliff ausgesprochen hatte. »Es soll sich nur um ein Gespräch handeln, um einen Meinungsaustausch. Seid wachsam, seid auf der Hut, aber zückt keine Waffen, solange es euch nicht ausdrücklich befohlen wird.«

»Und wenn die Engländer zuerst ihre Waffen zücken?«, fragte Dulas, der Gerber.

Josselyns Onkel drehte sich um und ließ seinen Blick über die Männer schweifen. »Natürlich dürft ihr euch verteidigen, aber ihr sollt nicht unbesonnen angreifen, ist das klar? Nur ich entscheide, ob ein Angriff notwendig ist.«

»Wir sollten diese Schweine sofort abstechen, bis auf den letzten Mann!«, knurrte der Bursche neben Josselyn. »Findest du nicht auch?« Er versetzte ihr mit dem Ellbogen einen harten Rippenstoß.

Sie musste vor Schmerz nach Luft schnappen, bevor sie antworten konnte: »Na klar, abstechen sollten wir sie ...«

Der Kerl starrte sie misstrauisch an und runzelte die Stirn. »He, wer bist du? Ich kenne dich ja gar nicht.«

Eine Antwort blieb Josselyn zum Glück erspart, weil ihr Onkel, Dewey und Bower – ein Leutnant wie Dewey – sich dem hell beleuchteten domen näherten. Sie entfernte sich unauffällig von dem neugierigen Burschen und umrundete die anderen Zuschauer, bis sie freie Sicht hatte. Schlagartig vergaß sie die Befehle ihres Onkels und die hinderliche Männerkleidung und beobachtete fasziniert die drei Engländer, die ebenfalls in den Kreis der Fackeln traten. Ihr Anführer – jener große, breitschultrige Mann, den sie schon einige Male aus der Ferne gesehen hatte – stand ihrem Onkel genau gegenüber, flankiert von zwei anderen grimmigen Gesellen. Der kleine Rotbart, den sie als Gelehrten eingestuft hatte, war nicht dabei – wahrscheinlich hielt er sich im Hintergrund, irgendwo inmitten der Engländer, die sich genauso zusammengeschart hatten wie die Waliser.

Die beiden Gruppen beäugten sich neugierig. Josselyn hatte lautes Herzklopfen – unter den Feinden waren etliche Krieger, sowohl Ritter in Rüstungen als auch einfache Soldaten in Lederuniformen. Die übrigen Männer sollten wohl die niedrigen Arbeiten verrichten, die notwendig waren, um eine Festung zu errichten. Dass die Engländer das im Schilde führten, stand für Josselyn außer Frage.

Vor zehn Jahren waren Engländer mit Schlachtrossen und schweren Waffen angerückt, um Wales zu unterwerfen. Bei jenen Kämpfen hatte Josselyn ihren Vater verloren, und auch viele andere Familien hatten Opfer zu beklagen, doch letztlich war es den Walisern gelungen, ihre Feinde in die Flucht zu schlagen.

Das vermochte Josselyn jedoch nicht zu trösten. Ihre Blicke schweiften immer wieder zu dem imposanten Anführer der Eroberer. Dieser englische Lord war schlauer als seine Vorgänger. Er führte das Wort ›Frieden‹ im Munde. Anstatt ihr Dorf zu überfallen, wollte er offenbar selbst etwas aufbauen, und anstatt Lebensmittel von den Walisern zu stehlen, hatte er eigene Vorräte und Arbeiter mitgebracht.

Ihm schwebte eine Burg vor, die für die Waliser uneinnehmbar sein würde!

Josselyns Hände ballten sich zu Fäusten. Man musste den Engländern Einhalt gebieten, bevor es zu spät sein würde!

Doch dieser Mann würde sich nicht so leicht geschlagen geben. Er trug zwar weder Helm noch Rüstung, aber sein ganzes Auftreten verriet, dass er ein rücksichtsloser Krieger war. Sie versuchte zu analysieren, warum er so imposant wirkte, warum sie sich von ihm bedroht fühlte, obwohl er ganz ruhig dastand und ihren Onkel musterte. Als er endlich das Wort ergriff, bekam sie feuchte Hände.

»Willkommen, Clyde ap Llewelyn. Willkommen, ihr Einwohner von Carreg Du. Ich bin Randulf Fitz Hugh und möchte mich hier unter euch niederlassen.«

Dewey übersetzte korrekt, mit lauter Stimme, damit alle ihn gut verstehen konnten, doch natürlich vermochte er weder das Timbre des Engländers noch dessen Aura von Selbstsicherheit wiederzugeben, und er erwähnte auch nicht, dass der Fremde einen sinnlichen Mund mit vollen Lippen hatte ...

Josselyn rief sich energisch zur Ordnung und schaute rasch in die Runde. Ihre Landsleute murrten leise über die Frechheit dieses englischen Lords, der sie auf ihrem eigenen Grund und Boden willkommen hieß. Und sie hatte sich unverzeihlicherweise von der Form seiner Lippen ablenken lassen!

Wütend auf sich selbst und auf den unverschämten Ausländer, musterte sie ihn wieder, diesmal auf der Suche nach irgendwelchen Mängeln. Er war viel zu groß, entschied sie, fast ein Riese. Er hatte zwei Narben im Gesicht – auf einer Wange und auf der Stirn. Seine Nase war viel zu auffällig, seine Augen waren viel zu dunkel ...

Sie schnaubte erbost. Er sah wie ein Schurke aus, wie ein Mann ohne Gewissen, ohne Erbarmen. Ihr erster Eindruck war richtig gewesen.

Doch dann drehte er den Kopf etwas zur Seite, das Licht einer Fackel fiel auf seine rabenschwarzen Haare und verlieh ihnen einen seidigen Glanz. Unwillkürlich fragte Josselyn sich, ob sie sich auch so weich und glatt anfühlen würden ...

Glücklicherweise wurde sie durch die barsche Antwort ihres Onkels aus ihren abwegigen Gedanken gerissen. »Es steht uns zu, Euch hier willkommen zu heißen, nicht umgekehrt!«

Der englische Lord – Randulf Fitz Hugh hieß er, das hatte Josselyn sich gut gemerkt – reagierte gelassen auf Clydes feindselige Bemerkung. »Dann bedanke ich mich für Euren Willkommensgruß. Dieses Land wird von Heinrich beansprucht, dem König von ganz Britannien, das auch Wales einschließt. Ich bin als sein Verwalter hier, um dieses Land und all seine Bewohner zu beschützen.«

»Wir benötigen keinen Schutz, am allerwenigsten den Eurigen«, entgegnete Clyde eisig. Josselyn bemerkte, dass ihre Landsleute unruhig wurden und nervös nach den Griffen von Dolchen und Kurzschwertern tasteten. Vernünftigerweise verzichteten sie aber noch darauf, die Engländer anzugreifen.

Erst jetzt fiel Josselyn ein, dass sie in arge Bedrängnis geraten könnte, falls es zum Kampf kommen sollte, denn sie war viel kleiner und schwächer als die Männer, ganz zu schweigen davon, dass sie keine Erfahrung im Umgang mit Waffen hatte. Trotzdem wollte sie unbedingt hierbleiben, um das Ausmaß der Bedrohung einschätzen zu können, die von den Engländern ausging. Wie sollte sie sonst entscheiden, ob es wirklich notwendig war, den grässlichen Owain ap Madoc zu heiraten?

»Ich sehe, dass ihr durchaus in der Lage seid, euch selbst zu verteidigen, und das ist gut so«, antwortete Randulf Fitz Hugh in mildem Ton, offenbar fest entschlossen, sich nicht provozieren zu lassen. »Hoffentlich werdet ihr in uns zuverlässige Verbündete gegen irgendwelche Feinde sehen, die euch dennoch gefährlich werden könnten. Unsere Anwesenheit stellt für euch jedenfalls keine Bedrohung dar.«