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Dieses eBook: "Rostem und Suhrab" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Rostam und Sohrab ist eine Sage aus dem Heldenepos "Schāhnāme", dem Lebenswerk des persischen Dichters Abū ʾl-Qāsim Firdausī. Der Stoff von Rostam und Sohrab ist einer der bekanntesten Erzählungen im persischsprachigen Raum. Friedrich Rückert hat diese Geschichte in einer weithin gelobten Nachdichtung erstmals 1838 veröffentlicht und damit einem größeren deutschen Leserkreis zugänglich gemacht. Für Rückert bildete die Geschichte von Rostam und Sohrab offensichtlich den Einstieg in eine geplante Schahname-Übersetzung. Zeit seines Lebens arbeitete Rückert an dieser Übersetzung, die er dann allerdings nicht fertigstellen konnte. Friedrich Rückert (1788-1866) war ein deutscher Dichter, Sprachgelehrter und Übersetzer sowie einer der Begründer der deutschen Orientalistik. Er ist Namensgeber des Friedrich-Rückert-Preises und des Coburger Rückert-Preises. Rückert beherrschte neben der Muttersprache mindestens 44 weitere Sprachen und gilt als Sprachgenie.
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Heldengeschichte in 12 Büchern - Aus dem persischen Heldenepos Schahname
Laß aus dem Königsbuch der Perser dir berichten Von Rostem und Suhrab die schönste der Geschichten, Von Heldenruhm, wie leicht er Frauenlieb erwarb, Und wie der eigne Sohn, erlegt vom Vater, starb! Held Rostem sprach, als er am Morgen war erwacht: Auch heute hab ich nicht zu reiten in die Schlacht. Afrasiab, der Fürst von Turan, läßet ruhn Die Waffen, friedlich blüht das Reich von Iran nun; Doch in der Friedensruh was soll ich selber thun? Da rüstet' er sich schnell zur Jagd, er band in Eile Den Gürtel fest, und hieng den Köcher um voll Pfeile. Den Bogen prüft' er, ob er nicht die Kraft verlor; Dann zog er aus dem Stall den edlen Hengst hervor. Dem war die Weile dort wie seinem Herren lang; Er wieherte vor Lust, als er ihn setzt' in Gang. Er schwang sich auf den Rachs, und sagte nicht ein Wort Den Seinigen im Haus, in Eile ritt er fort. Der Mark von Turan zu wandt er sein lockig Haupt, Alswie ein Löwe, der nach seiner Beute schnaubt. Wie zu der Turanmark er hingekommen war, Die Haide nam er da voll wilder Elke war. Wie eine Rose war erblüht des Helden Wange Vor Lust, er tummelte den Rachs mit raschem Gange. Mit Pfeil und Bogen bald, mit Keul und Fangeschnur, Ein Dutzend Stücke warf er nieder auf die Flur. Aus Dornen und Gesträuch und manchem Baumesast Entzündet' er darauf ein Feur von starkem Glast. Und als zu Kolenglut war eingebrant die Flamm, Erkor der Recke sich zum Bratspieß einen Stamm. Der Elke feistesten steckt' er an diesen Baum, Der wog in seiner Hand nicht eines Vogels Flaum. Er drehte wohl den Spieß, daß fein der Braten briete Auf allen Seiten gleich, und nirgend ihm misriete. Und als er gaar nun war, nam er ihn vor, und saß Am grünen Boden hin mit guter Lust und aß, Wobei er auch das Mark im Knochen nicht vergaß. Gesättigt, schritt er nun hin wo ein Waßer lief, Zur Gnüge trank er auch, dann legt' er sich und schlief. Am Rand des Baches lag der Held, den heißen Tag Ausschlafend, und sein Ross gieng weidend frei im Hag.
Als Rostem lag und schlief, und an sein Ross nicht dachte, Da kamen Türken her, ein sieben oder achte. Die sahn ein edles Ross frei weiden in dem Bann Von Turan, und zu sehn zum Rosse war kein Mann. Worauf sie sich alsbald das Ross zu fangen schickten: Sie hättens nicht gewagt, wo sie den Mann erblickten! Da kamen sie dem Rachs mit ihrer Fangschnur nah; Aufschnaubt' er wie ein Leu, da er die Fangschnur sah. Nicht wollte sich der Rachs geduldig laßen fangen, Es wäre schlimm zuvor erst einigen ergangen. Den Kopf vom Rumpfe riß dem einen sein Gebiß; Derweil ein Hufschlag zwei zu Boden hinten schmiß. Der kühnen Türken so getödtet lagen drei, Das kriegerische Ross war noch von Banden frei. Doch unverdroßen stürmt herbei der andre Tross, Und warfen übers Haupt mit Müh die Schnur dem Ross. Gebändigt führen sies zur nahen Stadt in Eil, Es wär um vieles Gold ihr Fang nicht ihnen feil. Es sei von hoher Art, ersahn sie an den Zeichen; Jedweder wollte Teil am edlen Hengst erreichen. Sie fürchteten, der Raub werd ihnen bald entführt, Nicht lange bliebe solch ein Schatz unaufgespürt. Da brachten sie geschwind ihn zu der Stuterei, Daß seines Samens doch teilhaftig jeder sei. Ich hörte, daß er dort auf zwanzig Stuten sprang, Die alle seiner Wucht erlagen beim Empfang. Und nur von einer ward getragen Leibesfrucht; Zu Großem war bestimmt das Folen edler Zucht.
Doch Rostem, wie er dort von seinem Schlaf erwachte, Das erste war sein Ross, an das er wieder dachte. Er blickt' umher, und sah sein Ross nichtmer im Hag; Verlaufen hatt es ihm sich nie vor diesem Tag. Laut rief er ihm; sonst kams auf leisen Ruf herbei; Nun kam es nicht; da sprang er auf mit lautem Schrei. Er suchte rings im Hag, er spähte durch die Flur, Von seinem Rosse fand er hier und dort die Spur, Es selber fand er nicht, und rief: O weh! verloren Hab ich, derweil ich schlief, mein Ross gleich einem Toren. Was soll ich ohne Ross mit dieser Rüstung thun? Des Rittes lang gewohnt, geh ich zu Fuße nun? Was werden Türken, wenn sie mir begegnen, sagen, Daß ich den Sattel muß, statt mich der Sattel, tragen? Verlaufen hat sichs nicht, das ist nicht seine Art; Nun desto schlimmer, wenn es mir gestolen ward! Doch lang bleibt nicht der Rachs des Rostem unbekant; Auffinden werd ich ihn, der mir den Rachs entwandt! Kam wol, derweil ich schlief, ein ganzes Türkenheer? Denn einem einzgen ist der Rachs zu fangen schwer. Doch den Gedanken ist vergebens nachzuhangen; Auf, rüste dich zum Gang, weil dir dein Ross entgangen! So sprach er unmutsvoll, und schwieg, und schaute stumm Noch eine Weile sich nach seinem Rösslein um; Denn immer dacht er noch, es müßte wieder kommen: Wer auf der Welt sollt ihm haben den Rachs genommen? Als aber doch der Rachs nicht wiederkommen wollte, Macht' er sich endlich an den sauren Gang, und grollte. Mit Waffen und Geschirr belud er sich, und sprach Noch viel mit sich, indem er gieng den Spuren nach. Die Spuren leiteten zur Stadt Semengan ihn, Die dort im Abendstral zu ihm herüber schien.
Er sprach: Das ist die Stadt, in der ein König sitzt, Der es mit Turan jetzt und hält mit Iran itzt, Der wie die Wage schwank sich nach der Seite neigt, Wo sich ein Perser hier und dort ein Türke zeigt. Den Rostem kennen sie, wenn er zu Pferde steigt! Doch fehlt mir ja der Rachs, daß ich zu Pferde steige! Ob ich zu Fuße denn mich in Semengan zeige? Ich geh in ihre Stadt zu Fuß mit meinen Waffen, Und seh, ob meinen Rachs sie dort mir wieder schaffen! Ich sag es ihnen gleich, daß sie ihn schaffen sollen, Und denke nicht, daß sie ihn vorenthalten wollen! Ich werb um Gastherberg in dieser Stadt der Grenzen, Und sehe, was beim Schmaus dem Rostem sie kredenzen! So sprach er unterm Gehn, doch aus den Augen ließ Er nie dabei die Spur, die sich am Boden wies; Bis die in Schilf und Rohr am Fluße sich verlor; Da ließ er sie, und gieng grad auf Semengans Tor. Nun in Semengan ward dem König angesagt: Held Rostem kommt, er hat im Türkenforst gejagt. Zu Fuße geht einher die lichte Kronenzier, Weil ihm entlaufen ist der Rachs im Jagdrevier. Der König, wie er dieß vernam, war er geschürzt, Daßnicht ein solcher Gast an Ehren sei verkürzt. Da zogen aufs Gebot des Königs alle Degen, Die Edlen all des Hofs, dem Edelsten entgegen. Entgegen zog ihm, wer aufs Haupt nur einen Helm Zu setzen hatt, und wer zurückblieb, war ein Schelm. Sie reihten feierlich sich um den Heldenglanz, Wie um der Sonne Haupt der Abendwolke Kranz. So führten sie zur Stadt das Licht der Ehren ein, Als eben über ihr erlosch des Tages Schein.
Der König trat zu Fuß hervor aus dem Palast, Der Hofstaat um ihn her, entgegen seinem Gast. Er grüßt' und neigte sich: Woher durch Wald und Feld, Und kein Begleiter ist mit dir, o Kampfesheld? Hast du den Tag vollbracht mit Jagd im Jagdrevier, Und suchest nun zur Nacht bei Freunden Nachtquartier? Wir alle sind hier nur auf deinen Wunsch bedacht, Und zu Befehle steht Semengan deiner Macht. Die Leben stehen dir und Güter zu Befehle; Die Edeln, Edelster, sind dein mit Leib und Seele. Was wünschest du? es soll geschehen, o Pehlewan! Gebeut, was wir dir thun, und denk, es sei gethan! Held Rostem hörte gern die Rede sanft und zahm, Wol merkt' er, ihnen sei die Hand zum Bösen lahm. Er sprach: Abhanden kam der Rachs mir auf der Flur, Und hier bis an die Stadt geht seiner Tritte Spur. Wenn du mir diese Nacht ihn wieder schaffen kannst, So wiße, daß du Dank von mir und Preis gewannst. Doch wenn ihr mir den Rachs nicht werdet wieder schaffen, So sollen durch mein Schwert hier breite Wunden klaffen. Der König sprach erschreckt: Held ohne Furcht und Zagen, Wer dürfte wol den Rachs dir zu entwenden wagen? Sei du mein Gast, laß dir den Ehrenbecher spenden In Frieden, und nach Wunsch wird sich die Sache wenden. Von Rostems Rosse bleibt die Fährte nicht verborgen; Wir schaffen dir den Rachs; gedulde dich bis morgen! Mit ungestümer Hast gelangt man nicht zum Fange; Mit sanften Worten lockt man aus dem Loch die Schlange. Drum sänfte deinen Zorn, kehr ein, und laß beim Wein Mit Herzen sorgenfrei die Nacht uns fröhlich sein! Wir bringen dir den Rachs, o tapfrer Kampfgesell, Wir bringen ihn, bevor der Morgen tagt, zur Stell; Uns sei die Hall indes vom Licht des Weines hell!
Der Löwenmutige ward dieser Rede froh, Davon aus seiner Brust so Groll als Unmut floh. Es dünkt' ihm gut, daß er zum Königshause gienge, Als wolgemuter Gast zu Fest und Schmause gienge. Ihm gab den Ehrensitz der König im Palast, Auf Füßen dienstbereit stand er vor seinem Gast. Die Häupter aus der Stadt, die Häupter aus dem Heer, Berief und pflanzt' er beim Gelag um Rostem her. Den Köchen er befal, von allen guten Dingen Gerichte zu der Wal des Helden herzubringen. Da ward hereingebracht ein ausgesuchtes Mal, Der Silberschüßeln Pracht und goldner Schaalen Zal; Aus China war beim Fest chinesischer Pokal. In diesem ward kredenzt Wein unter Lautentönen Von rosenwangigen gasellenaugigen Schönen. Sie mengten Saitenspiel und Wein mit Schmeichelei, Damit nicht ungemut der Hochgemute sei. Er hörte seine Lust, und schaute sein Vergnügen, Und trank den frohen Mut dazu in langen Zügen. Mit allen Sinnen so schöpft' er des Festes Wonne, Ihm stralte sein Gesicht bei Nacht wie eine Sonne. Und allen, welche da das helle Angesicht Des Helden leuchten sahn, wards in der Seele licht. Die Becher ließ er nicht die ungetrunknen säumen; Und als er trunken war, dacht er den Sitz zu räumen. Da war bereit für ihn, gewölbet kühl und luftig, Ein Schlafgemach, von Musk und Rosenwaßer duftig. Im kühlen Schlafgemach verschlief auf seidnen Decken So Müdigkeit als Rausch Rostem, der Feinde Schrecken.
Um Mitternacht, wenn sich des Poles Wagen drehn, Ward leises Wort gesagt bei leiser Tritte Gehn. Geräuschlos aufgetan ward Rostems Ruhgemach, Mit Staunen ward der Held beim Glanz von Fackeln wach. Tehmina stand vor ihm, bestralt von Stein und Gold, Die Königstochter von Semengan wunderhold. Ihr standen beiderseits mit Fackeln Dienerinnen; Sie stralte hell vom Glanz der Fackeln und der Minnen. Der Reiz der Jugend war in den der Scham getaucht, Der Wangen Lilien von Rosen überhaucht. Doch im Rubinenschloß des Mundes lag bewart Geheimnis liebliches, für diese Nacht gespart. Er richtete sich auf, und staunte lang und tief, Indem er Preis ob ihr und ihrem Schöpfer rief. Er fragte sie und sprach: Wie, Holde, nennst du dich? Und was in finstrer Nacht zu suchen kommst du, sprich! Zur Antwort gab sie ihm: Tehmina ist mein Name, Gespalten ist mein Herz von einem tiefen Grame. Ich bin des Schahes von Semengan einzig Kind,