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Vier Sci-Fi-Romanzen königlich genießen! Band 1: Des Cyborgs Prinzessin Ich soll eine brave menschliche Prinzessin heiraten, um den Frieden zwischen Cyborgs und Menschen auf Asaverra zu gewährleisten. Der unschuldige Ausdruck auf Prinzessin Edens Gesicht passt so gar nicht zu ihrem losen Mundwerk und ihren nächtlichen Ausflügen aus dem Palast. Es ist vermutlich eine dumme Idee, mich als ihr Bodyguard auszugeben, um meine Braut ein bisschen besser kennenzulernen. Die Prinzessin macht wesentlich mehr Ärger, als mir lieb ist. Süßen, köstlichen Ärger. Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich Ärger mag? Band 2: Des Cyborgs Ausreißerin Mein Vater ist wütend auf mich, weil ich ein Gehirn habe und nicht den ersten Mann heiraten will, den er mir vorstellt. Als er schließlich genug davon hat, dass ich so schwierig bin – seine Worte, nicht meine –, sucht er einen Ehemann für mich aus und aus irgendeinem Grund wählt er einen Cyborg. Ich lächle, nicke … und ergreife bei der ersten Gelegenheit die Flucht. Ich werde mich nicht wie eine Trophäe verheiraten lassen, deren einzige Aufgabe es ist, hübsch auszusehen. Und um sicherzustellen, dass diese Hochzeit wirklich nicht stattfindet, werde ich meinen Ruf in den Ekstase-Bezirken von Asaverra ruinieren. Ich habe das wirklich gut durchdacht und es gibt nichts, was bei diesem Plan schiefgehen könnte. Absolut nichts! Band 3: Des Cyborgs Königin Während meine Freundinnen gezwungen werden, Cyborgs zu heiraten, hat mein Vater mich darauf vorbereitet, den Thron allein zu besteigen – kein Ehemann nötig. Allerdings ändert sich das schnell, als mein Vater einem Attentat zum Opfer fällt. Um die Macht zu halten, brauche ich einen Ehemann, und zwar sofort. Vorzugsweise jemanden, der groß, stark und idealerweise skrupellos ist. Der Cyborg Killer scheint der perfekte Kandidat zu sein, doch er hasst Menschen mit jeder Faser, Schraube und Platine seines Körpers … Band 4: Des Cyborgs Rebellin Es ist nie mein Plan gewesen zu heiraten. Ganz zu schweigen davon, dass ich mir auch bestimmt keine menschliche Braut ausgesucht hätte. Aber ich habe aufgrund von diplomatischen Verstrickungen keine andere Wahl, als Sara Asquith zur Frau zu nehmen. An ihren kurvigen Körper und die scharfe Zunge könnte ich mich wahrscheinlich gewöhnen, doch meine zukünftige Frau will keinesfalls heiraten und ist dementsprechend wenig kompromissbereit … Historischer Liebesroman trifft auf Weltraum.* Prinzessin trifft auf Cyborg. Absolut übertriebene Handlung mit all den Champagnerflöten, Ballkleidern und Kronen, die dein Herz begehrt. (* Keine tatsächlichen Physik- oder Geschichtskenntnisse notwendig.)
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Seitenzahl: 404
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Des Cyborgs Prinzessin
Des Cyborgs Prinzessin
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Epilog
Des Cyborgs Ausreißerin
Des Cyborgs Ausreißerin
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Epilog
Des Cyborgs Königin
Des Cyborgs Königin
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Epilog
Des Cyborgs Rebellin
Des Cyborgs Rebellin
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
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Über Nova Edwins
Copyright: Nova Edwins, 2024, Deutschland.
Coverfoto: © curve design – creativemarket.com
ISBN: 978-3-911483-20-9
Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.
Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.
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Ich soll eine brave menschliche Prinzessin heiraten, um den Frieden zwischen Cyborgs und Menschen auf Asaverra zu gewährleisten. Der unschuldige Ausdruck auf Prinzessin Edens Gesicht passt so gar nicht zu ihrem losen Mundwerk und ihren nächtlichen Ausflügen aus dem Palast.
Es ist vermutlich eine dumme Idee, mich als ihr Bodyguard auszugeben, um meine Braut ein bisschen besser kennenzulernen. Die Prinzessin macht wesentlich mehr Ärger, als mir lieb ist. Süßen, köstlichen Ärger.
Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich Ärger mag?
Historischer Liebesroman trifft auf Weltraum.* Prinzessin trifft auf Cyborg. Absolut übertriebene Handlung mit all den Champagnerflöten, Ballkleidern und Kronen, die dein Herz begehrt.
(* Keine tatsächlichen Physik- oder Geschichtskenntnisse notwendig.)
»Sie.« Ich deutete auf die kurvige Brünette, die mit einem menschlichen Mann sprach und dabei ein gezwungenes Lächeln auf dem Gesicht hatte. »Sie sollte ausreichen.«
»Mit allem gebotenen Respekt – das ist meine Tochter.« Der König von Swarog hob die Augenbraue hoch über sein Monokel.
Ich fragte mich, warum er das Auge nicht austauschen ließ, wenn es nicht mehr einwandfrei funktionierte. Wer trug nach dem Großen Krieg noch ein Monokel?
»Und?« Ich drehte mich um, damit ich ihm ins Gesicht sehen konnte. Selbst für menschliche Verhältnisse war er klein und ich überragte ihn um mehr als einen halben Meter.
Natürlich wusste ich, dass die brünette, verlockend aussehende Frau seine Tochter war. Der Hohe Rat der Cyborgs hatte mich an dem Tag über sämtliche verfügbaren menschlichen Frauen informiert, an dem mir mitgeteilt worden war, dass ich eine von ihnen heiraten sollte.
Die Menschen hatten nach dem Großen Krieg einige Jahre gebraucht, um zu begreifen, dass die Cyborgs sich nicht länger von ihnen kontrollieren ließen. Wir hatten es weit gebracht seit den Anfängen, als Cyborgs reine Maschinen gewesen waren.
Inzwischen gab es kaum einen Unterschied zwischen Menschen und Cyborgs – abgesehen davon, dass wir länger lebten, intelligenter und stärker waren und Reparaturen den herkömmlichen Operationen vorzogen. Außerdem konnten wir uns mit Menschen fortpflanzen.
Und genau das sollte ich mit einer menschlichen Frau meiner Wahl machen, um den Frieden zwischen uns Cyborgs und den Menschen zu sichern.
Wir teilten uns den Planeten Asaverra und die traditionalistischen Menschen waren zu ihrer altmodischen Monarchie zurückgekehrt. Sie hatten drei Königreiche geformt, die von Königen beherrscht wurden, während die Cyborgs eine parlamentarische Demokratie gegründet hatten, die vom Hohen Rat der Cyborgs geführt wurde.
Als hochrangiger Militäroffizier war ich ausgewählt worden und sollte einen Menschen heiraten.
Es gab momentan sechs menschliche Prinzessinnen auf Asaverra und zwei von ihnen würden Cyborgs heiraten. Doch sie wussten bisher nichts von ihrem Glück.
Da der König damit beschäftigt war, empört nach Luft zu schnappen und mich wütend anzufunkeln, stellte ich direkt die nächste Frage: »Du hast nur Töchter, richtig? Vier Stück?«
»Ja, ich habe vier hübsche königliche Töchter.«
»Dann wirst du die eine, die mir das Bett wärmt, sicherlich nicht vermissen.«
Sein Gesicht nahm eine tiefrote Färbung an. »Wie redest du über meine Tochter? Das ist nicht akzeptabel!«
»Du kannst deine Beschwerde gern dem Hohen Rat der Cyborgs vortragen – falls du die Friedensverhandlungen weiter erschweren willst.« Ich lächelte ihn gezwungen an und wusste, wie falsch mein Lächeln aussah.
»Ich hole meine Tochter, damit ich sie dir vorstellen kann. Es wird ihre Entscheidung sein, ob sie sich bereit erklärt, dich zu heiraten.« Der König drehte sich auf dem Absatz um, aber ich packte seine Schulter.
Mir war klar, dass er unglaublich schwach war, aber ich konnte trotzdem nicht widerstehen, meine Kraft durchscheinen zu lassen. Er wimmerte, als ich mehr Druck auf seine lächerlich kleinen Knochen ausübte. »Du wirst deiner Tochter nichts erzählen – weder von mir noch der Hochzeit. Verstanden?«
»Das ist eine Frechheit!« Er schaute sich Hilfe suchend um, erwartete offenbar Unterstützung von den anderen Königen und deren Söhnen oder den Politikern, die um uns herumstanden. Doch alle vermieden es, ihn anzusehen.
»Nein, ist es nicht. Ich werde mich als ihren Bodyguard ausgeben, um ein Auge auf sie zu haben. Sollten wir uns gut verstehen, werde ich ihr die Wahrheit sagen. Wenn wir uns nicht verstehen, kannst du deine kostbare Kleine behalten und sie wird es nie erfahren – und muss sich auch keine Sorgen machen, vielleicht in eine ungewollte Ehe gezwungen zu werden.«
Er starrte mich an, ehe er sich räusperte. »Das ist in der Tat eine gute Idee.«
»Ich weiß.«
Mit einer Bewegung meiner Hand bedeutete ich ihm, dass er verschwinden sollte.
Ich hatte nicht die geringste Absicht, die Wahl seiner Tochter zu überlassen. Damit ich sie weiter beobachten konnte, drehte ich mich wieder um. Sie hatte sich der ungewollten Aufmerksamkeit entzogen und stand nun mit ihren royalen Freundinnen Prinzessin Marcia und Prinzessin Lyla in einer der kleinen Nischen. Ich ging davon aus, dass sie – wie immer – keine guten Absichten hegten.
Prinzessin Eden von Swarog konnte mir nichts vormachen. Die Schüchterne-Prinzessin-Nummer funktionierte vielleicht bei den Männern ihrer Spezies, aber ich beobachtete sie jetzt seit zwei Monaten. Nachts schlich sie sich aus dem Palast und besuchte die Ekstase-Bezirke mit ihren Freundinnen. Sie trank Kloshlu und tanzte auf eine Weise, die zu sexuellen Einladungen von Fremden führte.
Es war an der Zeit, dass jemand der Prinzessin Manieren beibrachte, und ich kannte genau den richtigen Cyborg für diese Aufgabe.
Ich kraulte den Qhinken, den ich Pünktchen nannte, hinter den langen, seidigen Ohren, während er zufrieden das Gras des Palastgartens mümmelte. Ich hatte ihn Pünktchen getauft, weil sein pelziger Hintern mit weißen Punkten übersät war, die sich deutlich von seiner rabenschwarzen Färbung abhoben.
Seine Ohren zuckten und ich wusste, dass jemand kam, bevor ich ihn oder sie hören konnte.
»Prinzessin Eden!« Tilly, meine persönliche Zofe, stand kurz davor, die Nerven zu verlieren, und zeigte es deutlich. »Es gehört sich nicht für eine Prinzessin deines Ranges, mit diesen … diesen … diesen tollwütigen Tieren zu spielen.«
Ich stand auf und strich den Rock meines teuren Ballkleides glatt. »Kannst du bitte aufhören, so gestelzt zu reden? Wen interessiert es, wenn ich ein paar Minuten im Garten verbringe? Es ist ja nicht, als wäre ich allein.«
Ich ließ meinen Blick schweifen und keiner der sechs bewaffneten Männer der Palastwache erwiderte ihn. Sie standen bloß wie Statuen da und bewachten den Garten. Ich wusste nicht, wie es war, allein zu sein.
Falls ich ein paar kostbare Minuten Frieden wollte, musste ich mich aus meinem Zimmer schleichen, während Tilly nicht hinsah, damit ich die Tiere streicheln konnte, die mich einfach nur für mich mochten und nicht, weil ich die Tochter des Königs war. Abgesehen davon war jede einzelne Sekunde meines Tages von anderen Leuten für mich durchgeplant worden.
Tilly verzog unzufrieden das Gesicht und begann an meinem Haar herumzuzupfen, das heute in einen komplizierten Knoten um eine Menge Schmuck herumgesteckt worden war. Ich sah aus wie ein preisgekröntes Tier, bereit, an einem weiteren Schaulauf teilzunehmen, denn nur so würde ich mir offenbar einen Ehemann angeln können. Nicht, dass ich einen Ehemann gewollt hätte. Oder überhaupt irgendwas hiervon. Aber mich fragte ja niemand. Mein einziger Job war es, zu lächeln und hübsch auszusehen – und nicht etwa eine Meinung zu haben.
»Dein Vater möchte dich im Thronraum sehen.«
»Habe ich etwas falsch gemacht?«
Tilly schüttelte den Kopf. »Er möchte nur mit dir reden.«
Das machte mich nervös. Mein Vater hatte kaum mit mir gesprochen, seit meine Mutter, die Königin, vor fünf Jahren gestorben war. Natürlich war er immer an meiner Seite, sobald wir in die Öffentlichkeit traten, und er wachte auf jeder Gala, jedem Ball und jeder Party über mich, aber wir unterhielten uns nicht. Nie.
Mein Herz klopfte mit jedem Schritt schneller, als ich Tilly zurück in den Palast und durch die langen, verlassenen Korridore folgte. Obwohl wir viel Personal hatten, waren die Flure immer leer. Selbst meine drei jüngeren Schwestern traf ich nur selten.
Zwei Palastwachen öffneten die großen Türen und ich sah, wie mein Vater mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vor seinem Thron auf und ab marschierte. Er blieb stehen und schaute mich an. Tilly und ich knicksten, aber Tilly sank deutlich tiefer als ich in die Bewegung, bevor mein Vater ihr mit einer Handbewegung bedeutete, den Saal wieder zu verlassen.
»Eden, du siehst sehr hübsch aus.« Mein Vater lächelte, doch auf mich wirkte er sehr nervös. »Es gibt eine Entwicklung, über die ich mit dir sprechen wollte.«
»Welche denn?« Ich zwang mich, sein Lächeln zu erwidern, als plötzlich ein großer Mann aus einer der Nischen neben den Fenstern trat.
Als er näher kam, sah ich seine glatte Haut und die perfekt symmetrischen Gesichtszüge. Er war ein Cyborg und kein menschlicher Mann. Der Fremde starrte mich mit dem intensivsten Blick an, mit dem ich je gemustert worden war, und erschien mir damit recht dreist. Die Männer der Palastwache sahen mich kaum an und meine menschlichen Verehrer … Tja, es war besser, gar nicht erst über sie nachzudenken.
Aber der Cyborg sah mich an und ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass er mich wirklich sah. Mich, Eden, und nicht Eden, Prinzessin von Swarog, die dringend verheiratet werden musste, weil sie nun einmal die älteste der vier Schwestern war.
Es machte mich beinahe unruhig, wie konzentriert er mich studierte – vor allem, weil sonst niemand hier war. Nicht einmal die Palastwache, was überaus ungewöhnlich war.
»Eden, das ist Diesel. Er ist ab sofort für deine Sicherheit verantwortlich. Es sind Drohungen gegen die Familie ausgesprochen worden, gegen dich im Speziellen.«
»Drohungen? Muss ich mir Sorgen machen?«
Mein Vater bekam gar nicht erst die Chance, mir zu antworten, weil der Cyborg näher trat. »Du musst dir keine Sorgen machen. Ich werde dich im Auge behalten. Ganz genau im Auge behalten.«
Seine Stimme war so tief, dass sie beinahe durch den Raum rumpelte. Doch um ehrlich zu sein, fand ich seine Wortwahl nicht sonderlich beruhigend.
»Was Diesel damit sagen möchte, ist, dass du in den nächsten Wochen einfach nur einen eigenen Bodyguard hast. Diese Hochzeitssaison ist sehr wichtig für uns und ich möchte nicht, dass sie unterbrochen wird.« Mein Vater lächelte freudlos.
Ich hasste den Ausdruck – Hochzeitssaison. Ich wollte keinen Ehemann und diese sogenannte Saison war nur für eine Person in diesem Raum interessant – für meinen Vater.
Er drehte sich zu Diesel und ich musste mich zwingen, mein höfliches Lächeln beizubehalten, weil ich bemerkte, dass der Cyborg mich immer noch beobachtete. Vielleicht sollte ich ihm ein Hologramm von mir anbieten, damit er das anstarren konnte.
Um ihm zu zeigen, dass ich nicht so leicht einzuschüchtern war, reckte ich trotzig das Kinn. Seine Mundwinkel zuckten und es war nicht die Reaktion, die ich erwartet hatte. Ich senkte den Blick.
»Du bist mit unserem Terminkalender vertraut?«, fragte mein Vater den Cyborg.
»Ja.«
»Wunderbar. Warum gehen wir dann nicht zum Cruiser? Ich möchte nicht schon wieder zu spät kommen.«
Der letzte Teil war für mich bestimmt. Da ich es hasste, die unzähligen Bälle zu besuchen, hatte ich unter Umständen die Angewohnheit entwickelt, mich zu verstecken, sobald es Zeit zur Abfahrt wurde.
Diesel klang amüsiert. »Macht Euch keine Sorgen, König Carl. Ich werde sicherstellen, dass Eure Tochter von nun an pünktlich ist.«
»Wieso denkst du, ich würde auf dich hören?« Ich wusste, dass ich keine Widerworte geben sollte, aber das selbstgerechte Grinsen des Cyborgs störte mich.
»Vielleicht habe ich meine Methoden, dich gefügig zu machen.«
Ich starrte ihn an, unfähig, ihm eine Antwort zu geben. Mein Vater wirkte unangenehm berührt, aber er rügte Diesel nicht für die Art, wie er mit mir redete mit seinen … seinen … Andeutungen.
Vielleicht lag es daran, dass Diesel so groß war? Er überragte meinen Vater um mehr als sechzig Zentimeter und selbst ich fühlte mich winzig im Vergleich zu dem breitschultrigen Cyborg, dabei war ich etwas größer als Vater.
Sein helles Haar und die hellblauen Augen wollten nicht ganz zu der dunklen Stimme passen, aber eigentlich sollte es mir ohnehin egal sein, wie lächerlich attraktiv er war. Er war ein Cyborg und das ursprüngliche Design sah vor, sie so attraktiv wie möglich zu machen. Nicht ganz so verführerisch und lasziv wie die Cyborg-Frauen allerdings, da die Männer im Gegensatz zu ihnen nicht fürs Vergnügen gedacht waren, sondern für den Kriegseinsatz.
Ich wusste gar nicht, warum ich überhaupt darüber nachdachte. Der Große Krieg war lange vorbei und die Cyborgs hatten das gleiche Recht, Asaverra zu bevölkern, wie die Menschen.
»Nach dir, Prinzessin.« Diesel deutete eine Verbeugung an, doch er wirkte nicht, als würde er es ernst meinen. Stattdessen ließ mich das Glitzern in seinen Augen wissen, dass ich mich in seiner Gegenwart besser in Acht nehmen sollte.
»Vater, können wir unter vier Augen miteinander reden?«
»Das ist nicht nötig, Eden. Diesel ist für deine Sicherheit zuständig – er kann hören, was du zu sagen hast.« Vater schaute mich an und schien nicht zur Kenntnis zu nehmen, dass der Cyborg, den er zu meinem Schutz ausgesucht hatte, mich wie seine nächste Mahlzeit beäugte.
»Ich möchte einen anderen Bodyguard. Was ist mit Anthony aus der Palastwache? Er ist nett.«
Mein Vater schaute zu Diesel, der bloß mit den Achseln zuckte. »Ich kann nett sein.«
Vater kam zu mir und nahm meine Hand. »Es ist wirklich nur zu deinem Besten.«
»Ja, Eden«, schaltete Diesel sich ein, »es ist zu deinem Besten.« Sein arrogantes Lächeln vertiefte sich noch weiter, da mein Vater ihn nicht ansah.
»Wie auch immer.« Ich wandte mich ab und strebte auf die Türen zu, weil ich den Eindruck hatte, nicht richtig atmen zu können, wenn Diesel in der Nähe war. Er hielt mich wahrscheinlich sowieso für eine verzogene Göre.
Im Cruiser herrschte unangenehme Stille, als wir durch die hell erleuchteten Bezirke von Asaverra glitten. Ich gab vor, aus dem Fenster zu schauen, aber ich war genervt, weil Diesel mich beobachtete. Ständig. Die ganze Zeit. Sobald ich den Kopf drehte, erwischte ich ihn dabei, wie er mich anstarrte.
Wir hielten vor einem weiteren Palast für einen weiteren Ball mit den gleichen Gästen wie immer – Männern auf der Jagd nach der passenden Braut. Wir gaben alle vor, höflich und wohlerzogen zu sein, doch ich wusste, was passierte, wenn der Ball vorbei war. Ich wurde wie die gute zukünftige Ehefrau ins Bett geschickt, während die Männer durch die Ekstase-Bezirke streiften, das Vermögen ihrer Familie verspielten, zu viel tranken und weibliche wie männliche Vergnügenscyborgs fickten.
Ich warf Diesel einen schnellen Blick zu und fragte mich, welches Geschlecht er bevorzugte und was ihn wohl amüsierte – außer mir das Leben schwer zu machen. Wobei es mich eigentlich nicht interessierte.
Ich schaffte es nicht einmal in den Ballsaal, bevor der erste Verehrer meine behandschuhte Hand ergriff und die Lippen auf meinen Handrücken presste. Ich hörte mir die ewig gleichen Komplimente an und versprach den ewig gleichen Männern Tänze, die ich nie einlösen würde. Ich nahm ein Glas Champagner entgegen – das gleiche Glas, an dem ich mich den ganzen Abend festhalten würde, ohne wirklich viel zu trinken. Vielleicht würde ich mir drei Schlucke in ebenso vielen Stunden genehmigen.
Prinzessin Lyla zwinkerte mir im Vorbeigehen zu, in ein Gespräch mit einem Diplomaten vertieft. Sie war eine meiner besten Freundinnen und die heutige Gastgeberin, sodass sie keine Zeit hatte, mit mir zu reden. Ich konnte auch Marcia und Sara nirgendwo entdecken, was bedeutete, dass ich auf mich allein gestellt war.
Da ich es schon unzählige Male zuvor gemacht hatte, sprach ich mit ein paar der Männer, bevor ich es schaffte, mich aus der Tür zu stehlen und in den Garten zu gehen. Hinter der perfekt getrimmten Hecke befand sich eine Bank und ich brauchte einen Moment für mich.
Ich schüttete den Champagner aus der Flöte und setzte mich. Ich zupfte die Falten meines voluminösen Rockes zurecht und mein Herz klopfte schneller, als ich Schritte hörte. Ich konnte hier draußen nicht allein mit einem Mann gesehen werden oder ich würde ihn heiraten müssen. Hastig raffte ich meinen Rock zusammen, um notfalls schnell flüchten zu können, und wartete, während das Blut in meinen Ohren rauschte.
Doch es war bloß Diesel und ich stieß den Atemzug aus, von dem mir nicht klar gewesen war, dass ich ihn gehalten hatte.
Er musterte mich. »Vielleicht solltest du diese ganzen jungen Idioten nicht ermuntern, wenn dir ihre Aufmerksamkeit nicht gefällt.«
Ich starrte ihn lediglich an und überlegte, wie ich einen zwei Meter fünfzig großen Cyborg umbringen konnte. Bevorzugt mit meinen bloßen Händen.
Meine Prinzessin ballte die Fäuste. Offenbar war sie wütend auf mich, weil ich sie darauf hingewiesen hatte, dass die Männer ihr wie liebeskranke Jünglinge folgten. Allerdings überraschte es mich nicht – Eden war wunderschön und ihr Lächeln schlicht atemberaubend. Vielleicht, nur vielleicht, war ich von mir selbst genervt, weil es mich nicht stören sollte, dass sie diese Tölpel anlächelte. Doch das tat es. Sehr sogar.
»Danke für deinen wertvollen Hinweis.« Sie stand von der Bank auf und wollte an mir vorbeigehen.
Ich streckte den Arm aus, um ihr den Weg zu versperren. »Du bist gerade erst hergekommen.«
»Und jetzt will ich nicht mehr hier sein.«
»Wegen mir, nehme ich an.« Ich legte den Kopf schräg und studierte ihr schönes Gesicht. In ihren grünen Augen loderte ein Feuer, das mir ausnehmend gut gefiel. Ich wollte nicht, dass sie vor mir zurückzuckte oder kauerte, weil ich größer als sie war. Es interessierte mich wirklich, was sie dachte, deshalb hatte ich auf dieses Versteckspiel zurückgegriffen und verschwieg ihr, dass unsere Hochzeit im Grunde bereits in trockenen Tüchern war.
Ich bewunderte ihre wohlgerundete Form unter dem luxuriösen Kleid und sie erinnerte mich an ein Geschenk, das ich nur zu gern auspacken wollte.
»Ja, wegen dir. Ich wollte ein bisschen allein sein und meine Ruhe haben und nicht schon wieder von einem weiteren Mann wie ein Stück Fleisch beäugt werden.«
»Du bist kein Stück Fleisch.«
»Was du nicht sagst.« Die Prinzessin hob das Kinn. »Lass mich durch.«
»Nein. Du solltest hierbleiben und die Nacht genießen. Und wenn du wieder reingehst, solltest du versuchen, nicht die ganze Zeit zu lächeln. Es ist kein Wunder, dass die Männer sich ermutigt fühlen, wenn du ihnen deine Aufmerksamkeit schenkst.«
Eden funkelte mich aus schmalen Augen an. »Was hast du da gerade gesagt?«
Ich wollte es gerade Wort für Wort wiederholen, als mir auffiel, dass sie mich wahrscheinlich ausgezeichnet verstanden hatte. Außerdem wirkte sie jetzt noch wütender.
Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass ich ihr eine deutlichere Erklärung liefern sollte. Mein Freund Viser hatte mir erklärt, dass menschliche Frauen gern umworben wurden und charmante Männer schätzten. Charme war nicht unbedingt meine Stärke. Allerdings hatte er mir auch berichtet, dass sie Oralsex liebten, und wenn diese Unterhaltung weiterhin so schlecht lief, würde ich seinem Rat folgen. Ich fragte mich bereits, wie meine zukünftige Frau wohl schmeckte.
»Du lächelst zu viel. Du bist ganz offensichtlich nicht glücklich darüber, dass die ganzen Männer dir auf dem Fuß folgen, also dachte ich, dass ich einige Einblicke bieten kann.«
»Hast du je zuvor mit einer Frau gesprochen?« Eden stemmte beide Hände in die Hüften und musterte mich. »Es muss keine menschliche Frau gewesen sein – bloß irgendein weibliches Wesen.«
»Selbstverständlich.«
»Bist du dir sicher? Du klingst nämlich die Hälfte der Zeit wie ein absoluter Vollidiot. Ich kann nicht glauben, dass mein Vater meine Sicherheit in deine Hände gelegt hat.«
»Ich bin mehr als fähig.« Meine Stimme war flach, damit sie nicht hörte, was ihre Worte bei mir bewirkten.
»Denkst du vielleicht, ich will hier sein? Glaubst du ernsthaft, ich will diese Kleider tragen und meine Haare in diese merkwürdigen Frisuren zwingen? Mein Vater will mich verheiraten und wenn ich nicht lächele und hübsch aussehe und meinen Mund halte, kann ich mir endlose Vorträge von ihm anhören. Es ist praktisch mein Vollzeitjob, so auszusehen. Und ich hasse jede einzelne Sekunde davon.«
»Ich glaube nicht, dass das Interesse eines Mannes, der sich wirklich für dich interessiert, erlischt, wenn du nicht lächelst. Nicht mit deinen Vorzügen.« Hoffentlich würde das Kompliment sie besänftigen.
»Meine Vorzüge?«
Die Wut in ihrer Stimme erschreckte mich. Das hier lief überhaupt nicht gut. Das Gespräch mit ihrem Vater war wesentlich leichter zu bestreiten gewesen. »Du weißt schon, deine Titten, deine Hüften und dein Arsch.«
»Ich glaube nicht, dass mein Vater dich bezahlt, um so mit mir zu reden. Dir ist klar, dass ich eine Prinzessin bin und nicht irgendeine Hure, die du dir für diese Nacht gegönnt hast, richtig?«
»Natürlich weiß ich das. Eine Hure würde sich über die Aufmerksamkeit freuen, aber du willst nicht angesehen werden oder dass man mit dir redet. Du bist sehr kompliziert, Eden.«
Sie kam einen Schritt näher, nahm die Schultern zurück und reckte das Kinn. »Ich sorge dafür, dass du gefeuert wirst.«
Ihre Körpersprache verriet mir, dass es kein guter Moment war, um die ganze Oralsex-Sache anzugehen. Wie bekam ich die Unterhaltung bloß wieder zurück in die richtige Spur? Ich wollte Eden kennenlernen, bevor ich ihr die Wahrheit sagte.
»Verzeihung, Prinzessin. Offenbar habe ich zu viel Zeit beim Militär verbracht, wo ich nur mit anderen Männern gesprochen habe.«
»Offensichtlich.«
»Bitte setz dich wieder hin und genieße die Stille. Ich warte hier drüben und warne dich, falls unerwünschte Gesellschaft auftaucht.«
Sie war noch immer aufgebracht, aber die Wut in ihren Augen loderte nicht mehr ganz so stark. Sie schaute zu dem hell erleuchteten Palast und seufzte. »In Ordnung.«
Ich beobachtete, wie sie sich hinsetzte und die üppigen Falten ihres Rocks arrangierte.
»Ist es wirklich so schlimm?«, fragte ich.
Eden hob den Kopf, um den lilafarbenen Nachthimmel über Asaverra zu bewundern. »Ja, ist es. Ich fürchte, das hier ist die längste Unterhaltung, die ich seit … einer Ewigkeit geführt habe.«
»Gibt es niemanden, der dein Interesse geweckt hat? Unter deinen vielen, vielen Verehrern?«
»Nein. Ich will nicht heiraten.«
Ich wunderte mich, ob ich zu viel Druck ausübte, aber wie sollte ich die Mutter meiner Kinder kennenlernen, wenn ich keine Fragen stellte? »Darf ich fragen, warum nicht?«
»Weil keiner der Männer dadrinnen mich will. Sie wollen die Tochter meines Vaters – falls das Sinn macht.«
»Macht es. Und was ist mit Anthony? Sieht er, wer du wirklich bist?«
Eden schaute mich an und sie wirkte überrascht. »Du hast dir seinen Namen gemerkt?«
Natürlich. Wie sollte ich die Konkurrenz sonst loswerden? Das sagte ich ihr aber selbstverständlich nicht. Die Unterhaltung war gerade erst in Gang gekommen, da wollte ich sie nicht schon wieder verärgern. »Du hast ihn erwähnt, also muss er dir wichtig sein.«
Sie schüttelte den Kopf. »Er ist eher ein Freund, weil er sich tatsächlich mit mir unterhält. Anthony ist nett.«
Bevor ich mein kleines Verhör fortsetzen konnte, hörte ich Schritte aus Richtung des Palastes näher kommen. Große Schritte und ein lässiger Gang – ich war bereit, meine Credits darauf zu verwetten, dass es ein arroganter menschlicher Mann war, der bereits reich geboren worden war.
»Prinzessin Eden, da bist du ja. Du versteckst dich schon wieder.« Der Mann musterte mich aus schmalen Augen und mir gefiel nicht, dass er klang, als hätte er irgendeinen Anspruch auf Eden.
Meine Prinzessin stand auf und verbeugte sich leicht. »Prinz Adam, ich wusste nicht, dass du hier bist.«
»Tja, ich bin hier und jetzt, da ich dich gefunden habe, hätte ich gern den Tanz, den du mir bereits dreimal versprochen, aber nie eingelöst hast.« Er drehte sich zu mir. »Und du bist?«
»Prinzessin Edens neuer Bodyguard, vom König persönlich ernannt.«
»Ein Cyborg? Wirklich?« Prinz Adam beäugte mich und schnalzte mit der Zunge. »Bist du eine dieser Kriegsmaschinen?«
»Falls das die Frage ist, ob ich in der Lage bin zu töten – ja, bin ich.«
Ich hörte Eden nach Luft schnappen, aber mein Blick war auf Adam gerichtet. Ich mochte ihn schlicht und ergreifend nicht. Und außerdem war mir diese gespielte Höflichkeit egal, auf die die Menschen so viel Wert legten.
Prinz Adam lachte leise. »Du bist ein merkwürdiger Zeitgenosse. Wenn du uns jetzt entschuldigen würdest, ich will mit der Prinzessin tanzen. Ich habe zu lange darauf gewartet.«
Ich trat einen Schritt zurück, damit Eden an mir vorbeikonnte, und bemerkte die Verärgerung in ihren Augen. Doch bereits in der nächsten Sekunde verbarg sie es und setzte ein breites Lächeln auf. Es war so falsch, dass es mir beinahe körperliche Schmerzen bereitete, doch der Prinz schien es nicht zu merken. Er bot ihr seinen Arm und führte sie zurück zum Palast.
Es war zur Abwechslung ganz nett, nicht der Grund für Edens Zorn zu sein. Ich folgte ihnen in den Palast und sah zu, wie Adam sie praktisch zur Tanzfläche schleifte. Er zog sie näher an sich, als nötig war, aber ich hatte nichts anderes erwartet.
Ich beobachtete sie ungefähr eine Minute lang, in der Adam auf Eden einredete, ohne auch nur Luft zu holen, während sie gequält lächelte. Dann rutschte seine Hand auf ihrem Rücken tiefer und tiefer und tiefer, bis er beinahe den Arsch meiner zukünftigen Frau berührte.
Wenn es nach mir ging, durfte nur ich besagten Arsch anfassen.
Ich bahnte mir einen Weg durch die Menge und beugte mich zu Eden. Meine Stimme war leise, aber laut genug, damit Prinz Adam mich auch hörte. »Es tut mir leid, dich zu stören, Prinzessin, aber die Lage hat sich geändert. Wir müssen sofort gehen.«
»Oh, aber natürlich. Es tut mir so leid, Prinz Adam.«
Ich gab dem Idioten gar nicht erst die Möglichkeit, noch etwas zu erwidern. Stattdessen legte ich die Hand auf Edens Rücken und führte sie zum Ausgang.
Es dauerte keine dreißig Sekunden, bis die Wachmänner einen kleinen Cruiser brachten, mit dem wir fahren konnten. Ich half Eden in den Beifahrersitz und startete die Maschinen.
»Wie genau hat sich die Lage denn geändert?« Sie sah mich an und biss sich auf die Unterlippe.
»Es ist nichts passiert, aber ich dachte mir, dass du vielleicht gern vor Prinz Adam gerettet werden wolltest.«
Einen Moment lang war sie furchtbar still, bevor sie mich anlächelte. Dieses Mal leuchteten ihre Augen auf und ihre ganze Ausstrahlung änderte sich. »Vielleicht bist du doch nicht so schlecht in deinem Job, wie ich dachte.«
»Vielleicht.«
Als ich den Südflügel des Palastes mit Diesel ein paar Schritte hinter mir betrat, hörte ich jemanden kichern. Zwei Schatten bewegten sich hinter einer der verzierten Säulen des Flures.
Ich seufzte. »Ivy und Clara, solltet ihr nicht längst im Bett sein?«
Meine Schwestern kamen hinter der Säule hervor, ihre Haare zu Zöpfen gebunden, mit nackten Füßen und in zwei identische pinkfarbene Nachthemden gehüllt. Clara presste ihren heiß geliebten Teddybären an die Brust.
Ivy war mutiger als ihre eineiige Zwillingsschwester und kam näher, um Diesel zu mustern. »Wir wollten den Cyborg sehen.«
Diesel trat zu uns und verbeugte sich vor meinen Schwestern. »Prinzessin Ivy, Prinzessin Clara, darf ich anmerken, wie hübsch ihr ausseht?«
Clara wurde rot und Ivy kicherte, während ich erstaunt war, dass dieser Grobian überhaupt eine höfliche Seite hatte. Ich war mir nach wie vor nicht sicher, ob ich ihm für seine Bemerkungen eine Ohrfeige auf seine attraktive Wange geben wollte oder ihm um den Hals fallen sollte, weil er mich vor Prinz Adam gerettet hatte. Ich hasste Prinz Adam.
»Du darfst.« Clara streckte den Arm aus und zu meiner Überraschung nahm Diesel die kleine Hand der Zwölfjährigen in seine eigene riesige und küsste ihren Handrücken sehr sanft.
Ivys Augen weiteten sich und sie presste ihren Plüschbären fester an sich. »Hat dir der Ball gefallen, Eden?«
Ich brachte es nicht über mich, ihr die Wahrheit zu sagen. Meine Schwestern sahen bloß die schönen Kleider, das glänzende Haar und den beeindruckenden Schmuck. Von den aufdringlichen Männern mit den noch aufdringlicheren Händen oder der Tatsache, dass ich jemanden wie Prinz Adam heiraten sollte, wussten sie nichts. »Es war wunderbar. Ich habe Champagner getrunken, gelacht und getanzt.«
Ivy lächelte verträumt. »Ich kann es kaum erwarten, bis wir alt genug sind, um auch auf Bälle zu gehen.«
Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, tätschelte ich bloß ihren Kopf und erwiderte ihr Lächeln.
»Hast du Prinz Michaelis getroffen? Er gefällt mir von all deinen Verehrern am besten, weil er so gut aussieht.« Clara nickte einige Male, bevor sie Diesel musterte und großzügig hinzufügte: »Du siehst auch gut aus.«
Ich musste mich zusammenreißen, nicht über ihre ernsthafte Miene zu lachen, weil ich ihre Gefühle nicht verletzen wollte. »Ihr solltet ins Bett gehen, bevor Miretta euch findet.«
»Sie schläft. Wir gehen jetzt in die Küche, um Schokolade zu stehlen.«
Ich seufzte. »Aber danach geht ihr ins Bett, richtig?«
Clara grinste. »Vielleicht.«
Bevor ich noch etwas sagen konnte, griff sie nach der Hand ihrer Schwester und sie rannten beide davon.
Diesel trat näher zu mir. »Deine Schwestern sind nett.«
»Sind sie. Ich wünschte bloß, der Altersunterschied wäre nicht so groß, damit wir mehr gemeinsam haben.«
»Das verstehe ich. Wie alt ist die Jüngste noch gleich?«
»Tabitha ist vor drei Wochen neun geworden. Uns trennen fünfzehn Jahre, sodass wir nicht viele gute Gesprächsthemen haben – abgesehen von den Qhinkens in den Gärten.«
»Qhinkens? Diese pelzigen Tiere?«
Ich zuckte mit den Achseln und strebte auf meine Gemächer zu. »Ja, wir spielen beide gern mit ihnen. Das ist das Einzige, was wir gemeinsam haben. Es hilft, dass die Zwillinge zwölf sind und ein Konzept von Hochzeiten und der Ehe haben, aber sie sehen natürlich nur die hübsche Seite.«
»Hast du sie deswegen angelogen?«
»Was soll ich ihnen denn sagen? Dass ich jedes soziale Ereignis fürchte, weil dort mindestens drei Männer sein werden, die mich in eine Falle locken wollen? Dass ich nicht von Männern wie Prinz Adam angefasst werden will? Dass ich mich wie eine Trophäe fühle, die an den Meistbietenden versteigert wird?«
Diesel packte meinen Ellbogen, damit ich stehen blieb. »Von was für Fallen sprichst du?«
»Die, bei denen ich allein im Dunkeln mit einem Mann ende, der mich heiraten muss, sobald wir erwischt werden. Und glaub mir – sie wissen, wie sie dafür sorgen können, dass wir erwischt werden. Ich bin schon zweimal nur knapp entkommen und beim zweiten Mal habe ich mir den Knöchel verstaucht.«
Mir war nicht ganz klar, warum ich ihm davon erzählte. Bisher hatte ich es noch nie jemandem anvertraut.
»Du hast dir auf der Flucht vor einem Mann den Knöchel verstaucht?« Diesel wirkte wütend.
»Ja, ich musste aus einem Fenster im zweiten Stock springen. Aber das ist meiner Meinung nach immer noch besser, als Leonardo Meyers zu heiraten.«
»Wer ist das?« Diesel starrte auf seine Hand an meinem Ellbogen und musste sich sichtlich zwingen, mich loszulassen.
»Ein Unternehmer. Fast so reich wie mein Vater und gut vernetzt. Er will mich unbedingt heiraten und hat in den letzten Wochen stetig den Druck erhöht, aber Vater ist zögerlich.«
»Hat er dich … unsittlich berührt?« Diesels Stimme war gefährlich leise und ich machte mir Sorgen, dass er vielleicht losgehen und Leonardo umbringen würde, falls ich Ja sagte.
»Nein, er hat versucht, mich zu küssen, aber ich habe ihn geohrfeigt und die Abkürzung durchs Fenster genommen, weil ich bereits Leute kommen hörte.«
Diesel musterte mich aus schmalen Augen. »Du hättest gar nicht erst mit ihm gehen sollen.«
»Das bin ich auch nicht, du Klugscheißer. Seine Mutter hat mich in das Schlafzimmer gelockt. Sie hat behauptet, es wäre die Bibliothek, wo sie mir ein altes, in Leder gebundenes Buch zeigen wollte. Eine Antiquität von der Erde, bevor der Planet zerstört wurde.«
»Seine Mutter hat ihm geholfen?« Diesel klang ungläubig. »Ich werde dich nie wieder aus den Augen lassen, sobald wir in der Öffentlichkeit sind.«
Ich lächelte. »Danke. Als du in den Garten gekommen bist, war ich schon darauf vorbereitet, die Flucht zu ergreifen.«
»Ah, das macht Sinn. Ich hatte mich schon gewundert, warum du deinen Rock festgehalten hast. Du bist ein cleveres Mädchen, Eden.«
Ich musste mich zusammenreißen, um nicht idiotisch zu grinsen, und lief weiter. Warum klopfte mein Herz so schnell? Bloß weil er ein paar nette Worte gesagt hatte? Es war ja nicht so, als hätte ich noch nie ein Kompliment bekommen. Aber Diesel schien mir wirklich zuzuhören.
Er war ebenso ruhig wie ich, bis wir die Tür zu meinen Gemächern erreicht hatten.
»Gute Nacht, Diesel.«
»Gute Nacht, Prinzessin.« Er deutete eine Verbeugung an und ging davon.
Mit einem Seufzen schlüpfte ich in meine Gemächer und ging sicher, dass Tilly sich nicht irgendwo hier herumtrieb. Doch wie es aussah, war sie für heute schon ins Bett gegangen. Ich zog meinen Communicator aus der Handtasche und da war sie – die Nachricht von Marcia, auf die ich gewartet hatte.
Sie und Lyla würden in einer knappen Stunde hier sein, also musste ich mich beeilen.
Es dauerte schon allein fast zwanzig Minuten, den Schmuck aus meinen Haaren zu entfernen. Ich bürstete es aus, wusch das dezente Make-up ab und trug einen wesentlich dunkleren Lidschatten auf, sodass selbst mein Vater mich wahrscheinlich nicht erkannt hätte. Ich schlüpfte aus dem Ballkleid und in ein kurzes, enges Kleid, das eher dem Stil entsprach, mit dem andere Frauen meines Alters sich kleideten, wenn sie ausgehen wollten.
Um mein Outfit zu verbergen, zog ich einen dünnen Mantel über und trug meine Schuhe in der Hand. Ich wollte nicht, dass meine Absätze mich verrieten.
Ich schlich mich aus meinen Gemächern und wusste genau, welchen Flur ich wann vermeiden und durch welche Türen ich eilen musste, um den Patrouillen der Palastwache zu entgehen. Draußen hielt ich kurz an, um die Schuhe überzustreifen, und als ich am Ausgang ankam, sah ich Lylas Cruiser bereits in der Warteposition schweben.
Marcia öffnete die Tür für mich und winkte und ich spürte, wie sich das Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. Endlich frei – oder zumindest konnte ich für ein paar Stunden vorgeben, frei zu sein.
Ein Kribbeln lief von meinem Nacken über meinen Rücken und ich drehte mich um, doch da war niemand. Ich kniff die Augen zusammen, aber immer noch entdeckte ich niemanden.
Mit einem Achselzucken stieg ich in den Cruiser und umarmte Marcia, bevor ich Lylas Schulter drückte, da sie mit der Steuerung unseres Gefährts beschäftigt war.
»Deine Dekorationen waren atemberaubend«, sagte ich.
Sie lächelte mich an. »Danke. Vater ist sehr stolz.«
Ich beneidete Lyla, weil ihr Vater, König Francis, schon vor langer Zeit beschlossen hatte, dass seine Tochter durchaus in der Lage war, das Königreich von Ask’or allein zu regieren. Deshalb musste sie nicht heiraten und hatte wesentlich mehr Freiheiten als ich.
Marcia seufzte. »Ich schwöre, dass ich schreie, wenn mir der nächste Mann sagt, dass ich mehr lächeln soll, um einladender zu wirken.« Sie zog ihre Tasche zu sich und reichte mir die leuchtend rote Perücke, die ich immer trug, sobald wir ausgingen.
»Mein neuer Bodyguard hat mir das exakte Gegenteil gesagt. Es ist im Grunde meine Schuld, dass ich die ganzen Verehrer am Hals habe. Ich sollte einfach weniger lächeln.«
Lyla lachte. »Dieser Cyborg, richtig?«
»Ja, sein Name ist Diesel. Eigentlich ist er ganz nett.«
»Ganz nett? Er klingt unfassbar unterhaltsam. Stell dir vor, was unsere Väter sagen würden, wenn wir nicht mehr lächeln.« Marcia schüttelte den Kopf. »Ich würde wahrscheinlich für den Rest der Zeit im Palast eingesperrt werden. Moment mal – ist das ein guter Plan? Sollte ich nur noch gucken, als hätte ich gerade in etwas Saures gebissen?«
»Keine Ahnung. Ich habe zu viel Angst, dass Tilly Angelhaken benutzt, um mich zum Lächeln zu zwingen, sollte ich mich weigern.« Ich zog die Perücke auf und brachte sie in die richtige Position, während Marcia ihr Make-up auflegte.
Ich würde zwar Ärger bekommen, wenn ich in diesem Kleid und mit Make-up erwischt werden würde, aber Marcias Vater würde sie geradewegs in den Kerker werfen. Deshalb schlich sie sich praktisch im Schlafanzug aus dem Palast und zog sich erst in Lylas Cruiser um, bevor sie sich schminkte.
Lyla wiederum hatte sich wahrscheinlich mit einem Kuss auf seine Wange von ihrem Vater verabschiedet und ihm gesagt, wo sie hinging.
Wir wussten, dass es falsch war, was wir taten, aber für Marcia und mich war es die einzige Möglichkeit, ein bisschen Spaß zu haben. Außerdem hatte Lyla immer ihre unauffälligen Bodyguards dabei. Ich wusste nicht, wer sie waren, aber sie bezahlte ihre Leute großzügig, damit sie uns im Auge behielten, ohne jemals irgendwem von unseren Abenteuern zu erzählen.
»Hey, wer ist als Letzter gegangen?«, fragte ich sie.
»Prinz Adam. Er hat einen regelrechten Wutanfall bekommen, nachdem du verschwunden bist. Offensichtlich mag er deinen neuen Cyborg nicht besonders.«
»Diesel ist nicht mein Cyborg. Er ist mein Bodyguard. Oder vielleicht ist er eher so etwas wie ein Babysitter.«
Lyla zuckte mit den Schultern. »Ich habe zufällig gehört, wie Adam mit seinen Freunden darüber gesprochen hat, dass der Cyborg seinen Abend ruiniert hat, weil du endlich zugestimmt hattest, mit ihm zu tanzen. Es war sein Plan, dich wegzulocken.«
»Großartig, ein weiterer Mann, dem nicht zu trauen ist. Großartig. Ganz großartig.«
Marcia ließ ihren Mascara sinken. »Wisst ihr, was mich wirklich stört?«
»Nein, was denn?«
»Mein Vater hat aufgehört, ständig neue Anwärter durch den Palast zu führen. Ich bin zum Dinner ins Esszimmer gekommen und wir hatten einen Gast – Überraschung, es ist ein Mann, der gewillt ist, mich zu heiraten. Wenn ich einen Spaziergang Richtung Ställe gemacht habe, ist mein Vater mit dem nächsten Mann aufgetaucht. Jeden Tag das gleiche Spiel. Aber jetzt hat er einfach aufgehört und ich habe zu viel Angst, um danach zu fragen.«
Ich räusperte mich. »Ich weiß, dass es eine dumme Frage ist, aber glaubst du vielleicht, dass er zu dem Schluss gekommen ist, dass du keinen Ehemann brauchst?«
Für einen Moment waren wir alle ruhig, bevor wir in schallendes Gelächter ausbrachen.
Marcia kicherte. »Das wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre.«
Nicht lang danach erreichten wir unseren Lieblingsklub im nördlichen Ekstase-Bezirk. Wir besuchten genug verschiedene Klubs, um nicht berechenbar zu werden. Das hier war zwar unsere Art, ein wenig zu rebellieren, aber wir wussten, dass wir Prinzessinnen waren und vorsichtig sein mussten.
Die Cyborgs in den Ekstase-Bezirken waren so attraktiv, dass es beinahe schmerzhaft war, sie anzusehen. Im Gegensatz zu Diesel waren sie nur dazu gedacht, Vergnügen zu bereiten. Sie waren attraktiv, charmant und aufmerksam. Es war ihr Job, die Gäste willkommen zu heißen und dafür zu sorgen, dass sie sich begehrt fühlten. Mir war klar, dass es letztlich nur dem Zweck diente, den Gästen so viele Credits wie möglich aus der Tasche zu ziehen, aber die Cyborgs mit ihrer KI waren eine unglaublich gute Gesellschaft und nicht halb so aufdringlich und aggressiv wie meine menschlichen Verehrer.
Als wir aus dem Cruiser stiegen, bot mir einer der männlichen Cyborgs den Arm. Sie standen hier alle bereit, sowohl Männer als auch Frauen, und verfolgten die Bewegungen unserer Pupillen. Hätte ich zuerst eine Frau angesehen, wäre sie zu mir gekommen.
»Du siehst umwerfend aus«, sagte er und beugte sich zu mir, »und du riechst sogar noch besser.«
»Danke.«
Hinter mir hörte ich Marcia über etwas lachen, als die Cyborgs uns zu dem Tisch brachten, der für uns reserviert worden war. Meiner lehnte sich zu mir und studierte mein Gesicht. »Was möchtest du trinken, meine Schöne? Etwas Süßes, etwas Saures, etwas Starkes? Wie kann ich dich glücklich machen?«
»Etwas Fruchtiges, bitte.« Ich wickelte eine Strähne der roten Perücke um meinen Finger.
»Ich bin sofort wieder da. Nicht weglaufen.«
Marcia seufzte, als die Cyborgs zur Bar gingen. »Warum können nicht alle Männer so sein? Ist dein Cyborg so?«
»Zum letzten Mal: Er ist nicht mein Cyborg. Und nein, er ist das Gegenteil von charmant und scheint nicht zu wissen, was Höflichkeit bedeutet. Er hat mich mit einer schlechten Hure verglichen, weil ich keine Aufmerksamkeit von Männern will.«
Lyla starrte mich an. »Nein, hat er nicht!«
»Eigentlich will ich weder über ihn noch die anderen Kerle reden. Wir sind hier, um Spaß zu haben, oder nicht?«
»Ja.« Marcia nickte. »Und sobald unsere Drinks hier sind, werden wir darauf anstoßen.«
Ich versteckte mich im Schatten und hielt Abstand, während Eden trank und die Nacht durchtanzte. Mich beruhigte, dass sie sämtliche Avancen der menschlichen Männer zurückwies und auch ihren Begleitcyborg größtenteils ignorierte.
Ein Teil von mir wollte König Carl von Swarog erwürgen, weil er so nachlässig mit seiner Tochter war. Es war ihr viel zu leicht gefallen, sich aus dem Palast zu schleichen. Die Palastwache sollte die Familie beschützen, aber sie waren nicht sonderlich erfolgreich. Um ehrlich zu sein, war alarmierend, wie schlecht sie waren.
Ich wusste, dass sie bloß Menschen waren und ich sie nicht für all ihre Defizite verantwortlich machen konnte, aber je mehr Kontakt ich mit ihnen hatte, desto inkompetenter erschienen sie mir. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie es gar nicht erst versuchten.
Es gefiel mir, dass Eden die Hand des Begleitcyborgs von ihrem Oberschenkel hob und ihn dabei entschuldigend anlächelte. Ihm war es egal. Seine Vorstellung vom freien Willen war sehr eingeschränkt. Manchmal fiel es mir schwer, diese Art von Cyborg zu treffen, weil es das war, was die Menschen aus uns allen hatten machen wollen. Billige Arbeitskräfte, die ihren Besitzern bereitwillig jeden Wunsch erfüllten, ohne sich zu beschweren oder jemals müde zu werden.
Maschinen wie er wurden immer noch in den Randgebieten aller Bezirke gebaut, weil es keinen Sinn machte, ein echtes Wesen mit Gefühlen und Bedürfnissen in einen Job wie diesen zu zwingen. Das Gleiche galt für schwere körperliche Arbeit und gefährliche Aufgaben.
Edens Freundin Marcia flirtete heftig mit ihrem Cyborg und es störte mich, weil sie meinem Freund Ace versprochen war. Er wusste vermutlich nicht, was sie nachts so trieb, und sie wusste offenbar nicht, wie bald bereits die Heirat anstand. Ich sah es als meine Pflicht, ihn zu informieren, und filmte ein kurzes Video von Marcia, wie sie mit ihrem Begleitcyborg sprach, bevor sie ein ganzes Glas besonders süßen Kloshlu in einem Zug leerte, und schickte es an Ace.
Die andere Frau war Lyla, die Gastgeberin des heutigen Balls und die älteste der drei Prinzessinnen. Soweit mir bekannt war, hatte sie mit den Versprechen an die Cyborgs nichts zu tun und würde niemanden heiraten, weshalb es für mich keinen Grund gab, mich einzumischen. Außerdem schien sie klug zu sein, denn ich hatte ihre Wachleute schon vor einer Weile entdeckt und es besänftigte meinen Ärger ein wenig, dass Eden nicht ganz schutzlos unterwegs war.
Trotzdem hatte ich noch mehr als genug Zeit, vor Wut zu schmoren, bis Eden endlich nach Hause ging. Der Morgen graute bereits, als sie sich von ihren Freundinnen verabschiedete und aus dem Cruiser schlüpfte.
Ich zog meinen Communicator hervor und rief den Grundriss des Palastes auf, um eine Abkürzung zu ihren Gemächern zu finden. Es freute mich, dass ich tatsächlich vor ihr da war und bereits neben den Fenstern wartete, als sie hereinkam.
Sie holte erschrocken Luft, als sie mich sah, und zuckte zusammen. »Was bei allen Himmeln machst du hier?«
Ich schaute sie aus schmalen Augen an. Das Make-up war ebenso verschwunden wie die leuchtend rote Perücke. Eden wirkte müde, aber glücklich – oder zumindest nahm ich an, dass sie irgendwo unter dem verkniffenen Gesichtsausdruck glücklich war.
»Wo warst du, Prinzessin?«
»In den Gärten. Ich konnte nicht schlafen.«
»Zieh den Mantel aus.«
Sie schluckte hart und schüttelte den Kopf. »Du verlässt jetzt mein Zimmer. Sofort!«
»Letzte Chance, Eden. Zieh den Mantel aus.«
»Ich weiß nicht genau, was du denkst, wer du bist, aber ich nehme keine Befehle von dir entgegen, es sei denn, meine Sicherheit hängt davon ab.«
Ich knirschte mit den Zähnen und bemühte mich, ruhig zu bleiben. »Glaub mir, wenn ich dir sage, dass deine ah’tze Sicherheit davon abhängt.«
Eden trat einen Schritt zurück und die Bewegungen ihrer Augen ließen mich vermuten, dass sie sich nach einem Fluchtweg umsah.
»Nein.«
Ihre Augen weiteten sich. »Was?«
»Lauf nicht weg. Du würdest nicht weit kommen und mich damit nur verärgern. Dein Vater lässt mir völlig freie Hand. Er hat es praktisch so formuliert, dass ich machen kann, was auch immer nötig ist, damit du gehorchst.«
»Wie schon gesagt: Ich war in den Gärten.«
Es fühlte sich beinahe an, als würde ich einen Kurzschluss erleiden, und ich hatte keine Lust mehr, mich zurückzuhalten. Mit großen Schritten ging ich zu ihr. Eden wich zurück, aber ich war schneller als sie. Ich packte eines ihrer zarten Handgelenke und zog sie zu mir, bevor ich ihren Mantel öffnete. »Das ist eine merkwürdige Kleidungswahl, um ein paar Qhinkens zu streicheln.«
»Lass mich los!«
»Abgesehen davon riechst du wie ein ganzes Haus voller Huren und ich weiß, dass du getrunken hast. Willst du mir dafür vielleicht eine Erklärung liefern, Prinzessin?«
»Nein, es ist mir egal, was du willst. Warum verrätst du mir nicht, warum du mitten in der Nacht in meinem Schlafzimmer bist?«
»Möglicherweise nehme ich meinen Job, dich zu beschützen, sehr ernst.«
»Oder vielleicht bist du einfach nur ein Perverser, der mich im Schlaf beobachten wollte.«
Ich brachte mein Gesicht dicht vor ihres. »Warum sollte ich das tun? Es ist wesentlich amüsanter, wenn du wach bist, Eden.«
»Ich habe gesagt, dass du nicht so mit mir reden sollst!«
»Warum nicht? Weil es dich etwas fühlen lässt?«
Ich sah, wie ihre Pupillen sich zusammenzogen, als sie nach Luft schnappte. Sie war offensichtlich zu verwirrt, um mir eine Antwort zu geben. Mein Blick fiel auf ihre vollen Lippen und den geöffneten Mund.
Es wäre so leicht, sie zu küssen, ihren Geschmack zu kosten. Das Bett war direkt dort drüben. Ich konnte ihr das sexy Kleid vom Körper reißen und mit ihr machen, was ich wollte. Eden würde mich sowieso heiraten müssen, welchen Unterschied machte es also?
Mir wurde bewusst, dass ich ihre Lippen beinahe mit meinen berührte. Ihr Atem war heiß und sie rang verzweifelt um Fassung, doch im selben Moment hielt sie still und wartete ab, was ich tun würde.
Ich war mir sicher, dass sie süß schmecken würde.
In der allerletzten Sekunde schaltete sich mein Verstand wieder ein. Ich trat einen Schritt zurück und ließ ihren Arm los. »Das war das letzte Mal, dass du nachts aus dem Palast geschlichen bist, Prinzessin.«
Ich wartete nicht auf ihre Antwort, denn ich musste gehen, bevor es zu spät war.
Ich brachte es kaum über mich, Diesel anzusehen, als wir in Vaters Cruiser zum nächsten Ball fuhren. Vater sprach über politische Bündnisse und schien sich nicht daran zu stören, dass Diesel und ich uns nicht an der Unterhaltung beteiligten.
Ich konnte immer noch nicht glauben, dass er mich heute Morgen fast geküsst hatte. Er war definitiv zu weit gegangen. Wahrscheinlich hätte ich Vater davon erzählen sollen. Oder wenigstens Tilly. Aber das hatte ich nicht gemacht. In erster Linie nicht, weil ein Teil von mir den Kuss herbeigesehnt hatte. Ich war noch nie geküsst worden und objektiv gesehen war Diesel sehr attraktiv.
Er blieb ein paar Schritte hinter mir, aber ich wusste, dass er da war. Ich spürte seine Gegenwart.
Ich war erleichtert, als ich meine Freundin Sara direkt entdeckte. Sie versteckte sich hinter den riesigen, dekorativen Blumenkübeln auf der Ostseite des Raumes. Obwohl sie keine Prinzessin war, hatte ihr Vater, ein Diplomat, große politische Ambitionen und hatte Sara bereits einen Bauern in einem Schachspiel genannt – während sie dabei gewesen war.
Ich holte zwei Gläser Champagner und begann meinen üblichen Hindernislauf, bei dem es galt, Sara zu erreichen, ohne vorher mit einem Mann reden zu müssen.
»Hallo.« Ich reichte ihr eine der Champagnerflöten. »Wir haben dich gestern Nacht vermisst.«
»Mein Vater hatte Besuch und ich konnte mich nicht rausschleichen. Sorry.« Sie behielt den Raum im Auge, um sicherzugehen, dass sie nicht entdeckt wurde. »Hast du die Gerüchte über die Cyborgs gehört?«
»Nein, dass ich wüsste. Worum geht’s?«
Sara räusperte sich und drehte sich in meine Richtung. »Offenbar wird vermutet, dass die Cyborgs die Macht an sich reißen wollen. Ich meine, sie sind klüger, stärker und brauchen nicht alle von uns, deshalb macht es wahrscheinlich Sinn, die männliche Hälfte der Menschheit loszuwerden.«
»Was meinst du damit, dass sie uns nicht alle brauchen?«