Ruselmord - Josef Kraus - E-Book

Ruselmord E-Book

Josef Kraus

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Beschreibung

Kommissar Breslmaiers erster Fall führt in auf die Rusel zum Deggendorfer Golfclub. Seine Kollegin Philomena Stöcklgruber unterstützt ihn bei seinen Ermittlungen und begleitet ihn in und um Deggendorf. Seine lustigen Erlebnisse und Anekdoten, erzählt beim Otto oder in anderen Deggendorfer Kneipen sind absolut lesenswert. Natürlich lösen die beiden den Fall, obwohl die Ermittlungen zunächst in die total falsche Richtung laufen. Außerdem gibt es dann zu dem ersten Mordopfer auch noch ein zweites, was die Sache nicht einfacher macht. Gehen Sie zusammen mit den beiden Ermittlern auf Verbrecherjagd auf der Rusel und in Deggendorf.

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Inhaltsverzeichnis

TAG 1 - Mittwoch

TAG 2 - Donnerstag

TAG 3 - Freitag

Sämtliche im Buch vorkommenden Personen und Namen sind fiktiv und erfunden. Die Orte und Gebäude sind real und entsprechen den Gegebenheiten.

TAG 1 MITTWOCH

Na ja, eigentlich habe ich ja einen eher ruhigen und angenehmen Job. Aber es kann auch ganz anders kommen, Aber das kann man nicht voraussagen, es kommt wie es kommt.

Ich bin Kommissar Franz Breslmaier, bin 49 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder, die beide momentan studieren und daher nicht mehr daheim wohnen, was mich und meine Frau Claudia anfangs doch etwas irritierte: keine endlosen abendlichen Diskussionen, keine Discofahrten oder sonstige Fahrbereitschaften.

Wir wohnen in Deggendorf, einer niederbayrischen Kleinstadt, in einem Reihenhaus in einer angenehmen Wohngegend. Ich kann, wenn ich will, mit dem Radl in die Arbeit fahren. Aber oft will ich einfach nicht. Das Wetter könnte umschlagen, im Radl fehlt Luft im Vorderrad, die Zeit ist zu knapp. Es gibt Gott sei Dank immer einen Grund, warum gerade heute Radfahren nicht angesagt ist.

Und so ein Tag war heute. Also war ich mit meinem Auto unterwegs in die Polizeiinspektion in der Hans-Krämer-Straße. Es war nicht viel Verkehr und ich kam gut voran. Kurz vor dem Polizeigebäude klingelte mein Handy.

Ich nahm das Gespräch an, es war die Zentrale, was ich am Display ablesen konnte.

„Breslmaier“, meldete ich mich umgehend.

„Herr Kommissar, hier spricht Frau Unholzer von der Zentrale. Ich habe gerade einen Anruf bekommen. Wir haben eine Leiche, anscheinend ein Mordfall, am Golfplatz auf der Rusel. Ich habe Frau Stöcklgruber, ihre Kollegin, schon informiert. Sie ist schon dorthin unterwegs“.

„Gut gemacht Frau Unholzer. Bitte informieren Sie auch noch die Spurensicherung, die Spusi, in Straubing. Brauchen wir unbedingt vor Ort, wenn wir eine Leiche haben. Sonst noch Infos für mich?“

„Nein, momentan nicht. Ich geb ihnen Bescheid, wenn sich noch etwas Neues ergibt“.

Frau Unholzer verabschiedete sich und ich wendete mein Auto, setzte das Blaulicht auf das Dach und brauste los in Richtung Rusel. Die Rusel ist ein Berg, der sich gleich hinter Deggendorf in Richtung Bayrischer Nationalpark auf 840 Meter Höhe erhebt, immer schon der Hausberg von Deggendorf mit Skiliften, Wandertouren und allen möglichen Freizeitaktivitäten.

Es war ganz schön viel Verkehr, also benötigte ich etwas länger als gedacht. Oben angekommen, fuhr ich links in die Einfahrt zum Golfplatz. Ich holte mein Blaulicht vom Dach und hielt an.

Frau Stöcklgruber, Philomena mit Vornamen, ich weiß bis heute nicht, wie sie zu dem Vornamen gekommen ist, meine Assistentin und rechte Hand, stand bereits erwartungsvoll vor dem Clubhaus des Deggendorfer Golfclubs. Ich nahm mir vor, dass ich sie deshalb unbedingt mal fragen muss.

„Na da sind sie ja endlich Herr Kommissar. Ich dachte schon, sie kommen nicht mehr“, begrüßte sie mich. Sie hatte, wie immer, ein grünes Jackett und schwarze Jeans an, die ihre gute Figur sehr vorteilhaft zur Geltung brachten. Mit ihren 31 Jahren war sie immer noch gut in Form und es wunderte mich immer wieder, warum sie noch ledig war. Aber das war nicht mein Thema heute. Sie war sehr dezent geschminkt und ihre blonden Haare hatte sie zu einem Dutt hochgebunden, was ihrem Gesicht einen wachen und fordernden Ausdruck verlieh.

„Frau Stöcklgruber, wo ist er oder haben wir schon wieder eine Dame als Opfer?“ fragte ich sie nachdem unsere letzte Mordermittlung einen Mord an einer jungen Frau in Plattling betraf.

„Nein, nein, Herr Kommissar, diesmal haben wir es mit einer männlichen Leiche zu tun. Die Leute vom Golfclub haben mir schon einiges berichtet. Kommen sie, wir können mit einem Golfcart zum Unglücksort fahren. Die Herren haben mir angeboten, uns dort hinzubringen“, bemerkte sie mit einem Blick zu den umstehenden Arbeitern des Golfclubs. Ein Blick, den nur sie beherrschte, dem man nicht widersprechen konnte.

Also setzte sich jeder von uns Beiden in ein Golfcart und wir wurden zur Unglücksstelle gefahren. Da die Sonne inzwischen den leichten Nebel fast komplett vertrieben hatte, war es ein tolles Gefühl, in einem Golfcart über den grünen Rasen zu schweben. Wir fuhren quer über den Platz, der Fahrer, anscheinend der Greenkeeper des Clubs, erklärte mir die Bahnen.

„Das ist der Beginn des Platzes, die Bahn eins und jetzt überqueren wir die Drivingrange“, davon hatte ich auch schon mal gehört, dass die Übungswiese so genannt wird „rüber zur Bahn 13. Dort unten, neben dem Grün liegt Herr Brunner.“

„Kannten sie Herrn Brunner, und was für eine Funktion haben sie im Golfclub?“

„Ich heiße Hans Kreutl und bin Headgreenkeeper im Deggendorfer Golfclub. Ja, ich kannte Herrn Brunner, er hat ja ein Grundstück anschließend an die Bahnen sieben und acht und daher hatten wir immer wieder Kontakt. Außerdem war er in letzter Zeit des Öfteren im Golfclub zu Besprechungen und da habe ich ihn doch hin und wieder gesehen“.

___________________________

Jetzt sitze ich schon fast zwei Stunden hier im Hochsitz und warte darauf, dass er endlich erscheint. Es ist immer noch leicht diesig und dunkel. Gott sei Dank hat das Gewehr ein Nachtsicht-Zielfernrohr, so dass ich keine Probleme beim Zielen haben sollte. Ich schaue auf meine Uhr. Halb sechs Uhr inzwischen. Ein bisschen friert mich, ich hätte mich doch wärmer anziehen sollen. Aber was solls. Ist ja bald vorbei.

Ahh, da tut sich was. Ich kann eine Bewegung erkennen. Das muss er sein. Ich hebe das Gewehr, das ich neben mir abgelegt hatte, und schau durch das Zielfernrohr. Ja, das ist er. Ganz deutlich. Er hat sein Gewehr geschultert und ist unterwegs in meine Richtung. Er will sich sicher auf den Hochsitz setzen, wo ich auf ihn warte.

Jetzt habe ich ihn genau im Visier. Er ist noch etwa achtzig Meter von mir entfernt.

Skrupel habe ich keine. Warum auch. Ich bin ganz ruhig und drücke ab.

Der Schuss ist doch lauter als ich gedacht habe. Aber ich habe gut gezielt. Er fällt um wie ein Baum. Ich beobachte durch das Fernrohr, ob er sich noch bewegt. Aber keine Bewegung. Er rührt sich nicht mehr. Ich bin zufrieden, es ist geschafft. Ich schnaufe tief durch. Ich senke das Gewehr, packe es ein, hänge es mir um und klettere vorsichtig vom Hochsitz herunter. Gut, dass ich meine kleine Taschenlampe mit dabei habe, denn es ist immer noch dunkel und das Grass nass.

Jetzt nur noch das Gewehr beseitigen und dann ist der Job erledigt. Aber da habe ich schon eine Idee.

________________________

Wir fahren die Bahn 13 bergab. Ich muss mich festhalten, da es doch ganz schön hin und her schaukelt.

Der Bemerkung von Herrn Kreutl, dass Herr Brunner öfters im Golfclub vertreten war, hänge ich noch etwas nach. Das muss ich noch klären. Aber später. Hat noch Zeit.

Schön ist es hier – und ruhig. Golfen ist vielleicht doch nicht so abwegig. Kann man sich ja mal überlegen. Vielleicht hat ja Frau Stöcklgruber auch Lust dazu. Meine Frau, Claudia, habe ich früher schon mal gefragt. „Ist nichts für mich“ war ihr kurzer Kommentar.

Wir sind inzwischen am Fundort der Leiche eingetroffen, der rechts vom Grün 13 (habe ich im Fernsehen gehört, dass man das so nennt) und in Richtung eines kleinen Betonbunkers liegt.

„Herr Kreutl, können sie mir sagen, was das für ein Gebäude ist?“ will ich von ihm wissen und zeige auf das kleine, graue Gebäude.

„Das ist unser Pumpenhaus. Von hier aus werden sämtliche Fairways und Grüns mit Wasser aus dem Teich, der rechts vom Pumpenhaus liegt, versorgt“. Ich gebe mich mit der Information zufrieden. Mehr wollte ich nicht wissen.

Die Spurensicherung aus Straubing ist bis jetzt noch nicht eingetroffen, sollte aber in den nächsten dreißig Minuten vor Ort sein.

Frau Stöcklgruber ist schon in Richtung Tatort unterwegs. Ich möchte mir zuerst das Mordopfer anschauen und gehe ihr hinterher. Herr Brunner hat eine grüne Jägeruniform an und liegt auf dem Rücken in Richtung Grün 13. Die Kugel ist frontal in den Kopf eingetreten. Kein schöner Anblick. Er muss sofort tot gewesen sein. Aber das wird uns alles die Spurensicherung und die KTU ausführlich mitteilen. Das reicht mir für den Augenblick. Ich gehe wieder zurück. Frau Stöcklgruber bleibt vorerst bei der Leiche um vielleicht doch noch etwas mehr zu finden.

Normalerweise ist so ein Fundort großzügig abgesperrt. Ich spreche mit dem Polizisten vor Ort und gebe ihm entsprechende Anweisungen, damit keine unerwünschten Personen zu nahe an den Fundort kommen. Es könnten ja noch Spuren vorhanden sein.

Mich verwundert als erstes, dass vier Polizisten vor Ort sind.

Ich spreche den mir am nächsten stehenden Polizisten an, ich kenne ihn flüchtig. Er ist aus Deggendorf und heißt Huber, oder Gruber oder so. Ich versuche es mit Gruber. Ich möchte von ihm wissen: „ Herr Gruber, warum sind so viele Polizisten vor Ort? Können sie mir das erklären?“

„Ja“, sagt er „das sind die zwei Kollegen aus Regen. Der Tote liegt nämlich mit dem Oberkörper im Landkreis Deggendorf und mit de Haxn im Landkreis Regen. Und deshalb wurden auch die Kollegen aus Regen verständigt. Jetzt muss eigentlich erst festgestellt werden, wer überhaupt zuständig ist. Wer das entscheidet, weiß ich auch nicht. Haben sie eine Idee, Herr Kommissar?“

„Das ist gar nicht so einfach“, erwiderte ich „ich denke, das muss die Staatsanwaltschaft entscheiden. Bis dahin lassen wir alles so wie es ist. Ich werde mit unserem Staatsanwalt Herrn Doktor Hofer Kontakt aufnehmen. Der soll das dann mit seinem Kollegen in Regen entscheiden. Stimmts Frau Stöcklgruber?“ Frau Stöcklgruber hatte sich in der Zwischenzeit wieder zu uns gesellt.

„Ja, da haben sie recht Herr Kommissar. Aber es sollte nicht zu lange dauern, denn wir müssen so schnell als möglich mit den Ermittlungen beginnen, ob wir oder die Kollegen aus Regen zuständig sind. Wer wäre denn in Regen der Ermittler?“ bemerkte sie.

„Der Kollege Hiergeist, Kommissar Hiergeist. Den werde ich jetzt vorab informieren, damit er nicht überrascht ist, wenn Staatsanwalt Doktor Hofer ihn anruft“, sage ich, ziehe mein Smartphone aus der Tasche und suche die Nummer der Polizeiinspektion in Regen. Sollte ich eigentlich eingespeichert haben. Ah ja, da ist sie. Es läutet dreimal und eine angenehme Frauenstimme meldet sich:

„Polizeiinspektion Regen, Frau Krankl am Telefon, Sie wünschen?“

„Hier spricht Kommissar Breslmaier aus Deggendorf. Würden sie mich bitte mit dem Kollegen Hiergeist verbinden?“

„Ja sofort Herr Kommissar. Ich schau mal, wo er gerade ist. Einen Moment bitte“.

Die Verbindung wird unterbrochen und eine sanfte Klaviermusik gibt mir zu verstehen, dass ich auf meinen gewünschten Kommissar noch etwas warten muss.